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Page 1: MANNHEIMER MORGEN MODERNES LEBEN 27. MÄRZ ......2 MANNHEIMER MODERNES LEBEN MORGEN Samstag 27. MÄRZ 2010 kaum mehr wegzudenken, bei der ein Hase per Post Lebenszeichen von bekannten

MODERNES LEBEN2 MANNHEIMER

MORGENSamstag

27. MÄRZ 2010

kaum mehr wegzudenken, bei derein Hase per Post Lebenszeichenvon bekannten Touristenzielen sen-det – vergleichbar mit den von derAgentur Toy Traveling angebotenenAbenteuern.

1,2 Milliarden Stofftiere700 000 Tschechische Kronen (um-gerechnet sind das 27 164 Euro) ha-ben Okamura und seine vier Mit-streiter nach eigenen Angaben in dieGeschäftsgründung investiert. Seiteinigen Tagen präsentiert sich dasProjekt online. Mehrere DutzendKunden wurden schon gewonnen,ab etwa 100 Gästen monatlich sei dieGewinngrenze erreicht. Auf 1,2 Mil-liarden schätzt die Agentur die welt-weite Population von Stofftieren –„alles potenzielle Gäste“, sagt Oka-mura.

wWeitere Informationen unterwww.toytraveling.com

Wer seinen Teddybär, Stofftiger oderPlüschhasen auf Reisen schickenwill, kann geliebte Kuscheltiere nunin Prag von einem speziellen Reise-büro betreuen lassen. Einen Rund-umservice und spektakuläre Erinne-rungsfotos verspricht die neuge-gründete Agentur Toy Traveling mitSitz in der tschechischen Haupt-stadt. „Die Idee ist ganz sicher keinScherz“, sagt der Firmeninhaber To-mio Okamura. „Wir wollen noch indiesem Jahr Richtung München,Berlin, Budapest und Wien expan-dieren.“

Standard oder Luxus?Los geht’s mit der Reiseplanung un-ter der Internetadresse www.sendy-ourdarling.com. Für 90 Euro lässtsich das Standardpaket buchen, für150 Euro auch ein Luxusprogramminklusive Aromatherapie und Mas-sage für das Plüschtier. Tägliche E-Mail-Kommunikation mit den Da-

Teddy und Tiger auf Sightseeing-Tour in PragSKURRILES: Ein Reisebüro in der tschechischen Hauptstadt hat Stofftierbesitzer als potenzielle Kunden entdeckt: Für 90 Eurokönnen sie ihre Plüschlieblinge per Post auf Reisen schicken – und selbst zu Hause bleiben. VON JAKOB LEMKE

heimgebliebenen gehört stets zumAngebot, „damit sich niemand Sor-gen machen muss“, erklärt Okamu-ra. Einmal eingeschickt werden dieknuddeligen Spielzeuge zum Bei-spiel vor der berühmten Prager Burg,nahe der Karlsbrücke und an ande-ren Sehenswürdigkeiten abgelich-tet. Mit einem eigenen Reisepassund Fotobeweisen treten die Stoff-tiere dann den Heimweg zu ihremBesitzer an. Wiegt der Schützlingmehr als drei Kilogramm, wird einAufpreis fällig. Schon in Kürze solldie Website auch auf Deutsch, Fran-zösisch und Japanisch zur Verfü-gung stehen.

„Wir haben den Geschäftsplanaus einem Ideenwettbewerb umge-setzt und uns von dem Film ,Die fa-belhafte Welt der Amelie’ inspirierenlassen, wo ein Gartenzwerg auf Rei-sen geht“, sagt Okamura.

Aus deutschen Kinderzimmernist die Buchserie „Briefe von Felix“Dieses Stofftier grüßt aus Prag. BILD: DPA

Sophie (rechts) und die anderen Kochkursteilnehmer im „Atelier de Chefs“. Chefkoch François Pelletier bereitet die japanischen Nudeln zu. BILDER: HOLZER

Atelier-Leiter Arnaury Parent serviertWein zum Mittagessen.

Zum schnellen Nachkochen: gebratene Nudeln mit Rindfleisch

cke schneiden. In einem Wok odereiner großen Pfanne etwas Olivenölerhitzen und das Rindfleisch darinzwei Minuten kräftig auf allen Seitenanbraten, so dass es überall gefärbtwird. Das Fleisch wieder herausneh-men und mit frischem Koriander,Salz und Pfeffer bestreuen.

Erneut etwas Öl in den Wok geben,Zwiebeln mit etwas Salz anschwit-zen, Karotten zugeben und nachfünf Minuten die Champignons.Chili-Soße, Ingwer und Sojasoßezugeben. Anschließend das Fleischsowie die übrigen Zutaten noch ein-mal köcheln lassen, bis alles durchist. Schließlich mit den Nudelnmischen und mit etwas Korianderbestreuen – heiß servieren.

Zutaten für sechs Personen:

150 g Rindfleisch, 20 g frischer Ing-wer, 3 Karotten, 1 cl Chili-Soße, 10 clSojasoße, 200 g japanische Nudeln,3 Zwiebeln, 300 g Champignons, ½Bund frischer Koriander, 10 cl Oli-venöl, Pfeffer, Salz.

Zubereitung:

In einem großen Wassertopf Salz-wasser zum Kochen bringen und diejapanischen Nudeln darin nachPackungsanleitung kochen.Anschließend kalt abbrausen undgut abtropfen lassen.

Die Karotten, Zwiebeln und Champi-gnons schälen und in kleine Schei-ben schneiden. Den Ingwer schälenund reiben. Das Rindfleisch in Stü-

AmüsanteKartengrüßeaus BulgarienPostkarten, die DDR-Urlauber einstaus Bulgarien schrieben, haben ih-ren speziellen Charme. Im Café Si-bylle in der Berliner Karl-Marx-Alleesind bis Ende März noch einige Kost-proben ausgestellt. Darunter diese:„16. 6. 1969: Liebe Frau Schumann!Es ist sehr schön. Baden täglich. Hiersehr viele West-Deutsche mit klei-nen Kindern. Auch sehr viele Rus-sen. Gestern ein junger Mann ausder DDR ertrunken. Wir hoffen, esgeht Ihnen gut. Viele Grüße, Käthe.“

Der Titel der Ausstellung, dieauch schon im Goethe-Institut inder bulgarischen Hauptstadt Sofiagastierte, lautet „Hoffentlich hältsich die Bräune – Postkartengrüßevon DDR-Touristen aus Bulgarien,Ungarn und Rumänien“. Konzipierthat die Schau der Berliner Texterund Kabarettist Georg Keim. dpa

wEinige Postkarten sind auch un-ter www.ost-post.de zu sehen

koch Jean-Luc. So wie die gebrate-nen Nudeln mit Rindfleisch und Ge-müse, die er gerade zaubert. DieSchüler begeben sich zu den Koch-stellen, wo sie in mächtigen WoksOlivenöl erhitzen und zischend Ge-müse und Fleisch anbraten, Chili-,Sojasoße und die gekochten Nudelnzugeben und mit einigem Kraftauf-wand schwenken.

„À table!“, ruft Pelletier dann auchschon – der Tisch ist bereits gedeckt.Arnaury Parent serviert Wein undBrot. Das Dessert, ein Obstsalat,taucht aus dem Hintergrund auf.„Wieder was gelernt und gut geges-sen“, freut sich Sophie, bevor sie zu-rück zur Arbeit ins Büro eilt. Den Ab-wasch überlässt sie den Küchenjun-gen.

wInfos auf der französischenWebsite www.atelierdeschefs.fr

ger können hier nichts falsch ma-chen, ausgefeilte Kochkünste sindnicht gefragt.

Die Gründer der „Ateliers desChefs“ hatten vor fünf Jahren die Vi-sion einer neuen Kochkurs-Genera-tion: zugänglich für jeden, mitschnellen Gerichten und wechseln-den Themen – von der Kartoffelkü-che bis zur asiatischen Kochkunst.

„À table!“Damit trafen sie offenbar einenNerv: Jeder Kurs ist ausgebucht,mittlerweile gibt es 20 Spitzenköche,sechs Filialen in Paris, fünf weitere inanderen französischen Städten undjeweils eine Filiale in Dubai und Lon-don.

„Hier lerne ich simple Gerichte,bei denen ich keine besonderen Ge-räte oder seltenen Zutaten brauche“,sagt Immobilienberater und Hobby-

Die Messer liegen bereit,blitzblank und scharfgeschliffen. Die Koch-schürzen ebenso, um

Anzug und Kostüm nicht zu bekle-ckern. In Plastikschüsseln wartenKarotten, Zwiebeln und Champi-gnons, Ingwer, Petersilie und Rind-fleisch. Alles ist vorbereitet für einenKochkurs, der schneller ist alsandere. Seine Teilnehmer habenkeine Zeit zu verlieren: In ihrer ein-stündigen Mittagspause wollen siekochen, lernen, essen. Effizient, abergenussvoll.

„Anstatt ins Restaurant zu gehen,lerne ich neue Rezepte und bekom-me eine leckere Mahlzeit – für den-selben Preis“, fasst die Finanzange-stellte Sophie die Vorteile des „Ate-liers des Chefs“, des „Ateliers der Kü-chenmeister“, zusammen. Regelmä-ßig bucht die Französin einen 15-Euro-Kurs und greift in ihrer Mit-tagspause zu Pfanne und Gemüse-schäler und erst dann zu Messer undGabel. Die Kochschule ist gleich umdie Ecke, nicht weit weg von ihrer Ar-beitsstelle, in einem Pariser Viertelvoller Banken. Hier drängen sich umdie Mittagszeit die Büroleute auf denTrottoirs, vor den Bäckereien,Schnellimbissen und Bistros.

Zwiebelwürfel in SekundenJeder könne kommen, sagt Leiter Ar-naury Parent, aber unter den Teil-nehmern seien sehr viele eilige Be-rufstätige. „Die Zeiten, wo die Fran-zosen zwei Stunden bei Rotwein undmehreren Gängen saßen, sind vor-bei“, erklärt Parent. „Heute dauertihre Mittagspause im Schnitt 35 Mi-nuten.“ Schnell muss es also gehen.Sehr schnell.

„Auf geht’s, wir hacken die Zwie-bel und schneiden das Gemüseklein, dann das Rindfleisch“, ruftChefkoch François Pelletier in denRaum. Er gibt einen „Speed-Koch-kurs“, daran hat er auch seineSprechweise und Gestik angepasst.Zack-zack – in Sekundenschnellemacht er aus einer Zwiebel einenHaufen feinster Würfel.

Während es ihm seine Kochschü-ler nachtun, setzt er schon einen rie-sigen Wassertopf für die japanischenNudeln auf. Sein Können hat derSpitzenkoch in renommierten Etab-lissements wie dem Ritz, dem Ély-sée-Palast und dem Café de la Paixverfeinert, bevor er zum Kochlehrerfür Laien wurde. „Ich mag die stän-dige Nähe zu den Kunden, die tägli-che Dynamik“, sagt Pelletier. „Es istgenauso stressig wie in einer großenRestaurant-Küche.“

Wie zum Beweis eilt er zwischenseinen 16 Schülern hin und her, gibtTipps und verteilt Lob. Auch Anfän-

Gourmets und KüchenmeisterDas französische Genießertum hat sich gewandelt – statt ausgedehnter Mittagspausen machen Berufstätigelieber einen „Speed-Kochkurs“. VON BIRGIT HOLZER

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