Musik Psychologie
Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie
Band 12 · 1995
I Florian Noetze/l I Heinrichshofen-Sücher I
Jahrbuch Musikpsychologie Band 12
MIlSik Psychologie
Empirische Forschungen -Ästhetische Experimente
Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie Band 12 . 1995
rIerausgegeben von Klaus-Ernst Behne, Günter Kleinen und rIelga de la Motte-rIaber
FLORIANNOETZEL VERLAG »rIeinrichshofen-Bücher« . Wilhelmshaven
Gedruckt mit Unterstützung durch die Deutschen Farschungsgemeinscha/t, Bann-Bad Gadesberg
Die Deutsche Bibliothek - CIP·Einheitsaufnahme
Musikpsychologie: empir. Forschungen, ästhet. Experimente;Jahrbuch d. Dt. Ges. für Musik· psychologie. - Wilhelmshaven: Noetzel,
Heinrichshofen·Bücher. Erscheint jährl.
Bd. 11984-
Die Drucklegung dieses Jahrbuches erfolgte mit Unterstützung der Bezirksregierung Hannover.
ISSN o 177-350-X
© Copyright 1996 by Florian Noetzel Verlag »Heinrichshofen·Bücher«· Wilhelmshaven Alle Rechte, auch das der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Fotokopie) und Speicherung in Daten· verarbeitungsanlagen , vorbehalten All rights reserved Satz: Florian Noetzel Verlag, Wilhelmshaven Gedruckt auf alterungsbeständigem, säurefreien Papier Printed in Germany ISBN 3·7959·0704·7
Inhalt
Forschungsberichte Jörg Langner & Reinhard Kopiez: Entwurf einer neuen Methode
der Performanceanalyse auf Grundlage einer Theorie oszillierender Systeme (TOS) .. .............. .... ............ ...... ..... .... ............... ....... ...... ............ 9
Bengt Edlund: Making Meter Evident - On the Playing of an Ambiguous Bach Melody .. ...... ..... ... .. ... ..... .... ... ......... ... ....... .... .... ... .. ... 28
Burkhard Wetekam: Was passiert beim Crescendo? - Ein Beitrag zur musikpsychologischen Interpretationsforschung ........................ 42
Richard Parncutt: Survey of Recent Research on the Perception of Harmony and Tonality ................ .................................................... 56
Barbara Tillmann & Emmanuel Bigand: Formale Struktur und musikalische Expressivität .............................. ..... .. .............................. 66
Eberhard Kötter: Zu Bezügen zwischen den Benennungen von Affekten in der Barockmusik und Begriffen der heutigen Emotionspsychologie .................. .... ...... .................. .... .... .. .... .. ............. 75
Eckart Altenmüller & Roland Beisteiner: Musiker hören Musik: Großhirnaktivierungsmuster bei der Verarbeitung rhythmischer und melodischer Strukturen ... ............ ....... .. ....... ....... .... ........ ..... ....... . 89
Ernst Dombrowski: Über strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen sprachlichen und musikalischen Melodien ..... .... ........................... ... 110
Jörg Jewanski: Die Institution - Albert Welleks Bedeutung für die Erforschung der Synästhesie ................................................ ............ . 134
Richard Klopffleisch: Das Menschenbild im Liedgut der Hitler-jugend auf dem Hintergrund der Persönlichkeitstheorie der »Deutschen Charakterkunde« ......................................................... 149
Nahaufnahme Vinko Globokar: Second Thoughts pour voix de femme .................... 158
Spot Ein Hörbild - Tableau I-Irr von Sabine Schäfer ................... ..... .. .. ... 162
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Rezensionen E. Beyer: Musikalische und sprachliche Entwicklung in der frühen
Kindheit. (H. Gembris) ... .. .............. ............................... ......... ....... ... 165 J. Blum (Hg.): Medizinische Probleme bei Musikern (St. Evers) ..... ... 168 H. Bruhn, R. Oerter & H. Rösing (Hg.) : Musikpsychologie - Ein
Handbuch. (G. Kleinen) .... .. .... .... .............. ................... .. ..... .. ....... ... . 170 M. Dobberstein: Die Psychologie der musikalischen Komposition.
(K. K. Urban) .................... ............. ...... ..... .............. ........ ... ...... ..... .. ... 171 K. Drexel: Musikwissenschaft und NS-Ideologie. (R. Klopffleisch) 173 R. Eberlein: Die Entstehung der tonalen Klangsyntax. (R. Parncutt) 176 Feder, Karmel & Pollock (Eds.): Psychoanalytic Explorations in
Music: Second series (1. Vetter) ... .. ... ............. ... .... ........... ... ...... .. ...... 178 J. Hellbrück: Hören. (J.Langner) ................. ..... ... ... ... .... .. ......... ...... ...... 183 H. Höge: Schriftliche Arbeiten im Studium. (K.-E.Behne) ...... ... .. ...... 185 V. Karbusicky: Kosmos - Mensch - Musik. (G.Kleinen) ............... ..... 185 G. Kleinen: Die psychologische Wirklichkeit der Musik. Wahr-
nehmung und Deutung im Alltag. (W. Gruhn) .. .. ...... .. ... ..... ....... ... . 186 C. Langenbach: Musikverhalten und Persönlichkeit 16- bis
18jähriger Schüler. (K. Plößner) .. ... ... ........ .. ........................ ...... .... .. . 189 M. Maier: Jacques Handschins »Ton charakter«. Zu den Bedingun-
gen seiner Entstehung. (H. de la Motte-Haber) .. .. ... .... ..... .. .. ..... ..... 193 A. Müller: Aktive Musiktherapie: Stimmungen, Therapieerleben und
immunologisch relevante Speichelparameter. (J .Oehlmann) .. ...... .. 190 R. Oerter: Psychologie des Spiels. (H. Bruhn) .................................... . 193 S. Oloff: Die Atmung und ihr Einfluß auf Bewegungsabläufe beim
Violoncellospiel. (R. Steinberg) .... ..... ..... ................ ........ ... .... ....... .... 194 P. Ostwald & Leonard S. Zegans: The Pleasures and Perils of
Genius: Mostly Mozart (1. Vetter) ............ ... ....... .. ....... .. .... ......... ...... 196 M. Papousek: Vom ersten Schrei zum ersten Wort. (H. Gembris) ... .. 202 J. R. Pierce: The Science of Musical Sound. (R. Kopiez) ........... .......... 204 W . Prinz & B.Bridgeman: Wahrnehmung - Enzyklopädie der
Psychologie (H. Bruhn) ............ ............................................ ....... ... ... 205 J. G. Roederer: The Physics and Psychophysics of Music.
An Introduction. (J. Barkowsky) .............. ... ........................... .......... 207 B. Schneidermann: Confident Music Performance. (c. Reiffenstuhl) 207 U. Seifert: Systematische Musiktheorie und Kognitionswissenschaft .
(W. Auhagen) ............................................................... ............. .. .... .. 208
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R. Steinberg (Ed.): Music and the Mind Machine. Psychophysiology and Psychopathology of the Sense of Music. (G. Kreutz) ....... ........ 210
1. Tarr Krüger: Lampenfieber: Ursachen, Wirkung, Therapie. (A. Petersen) .. ....... ..... ..... ... .... ...... .... ...... .......... ................. ... ....... ....... 211
A. -L. Vinh: Die Wirkungen von Musik in der Fernsehwerbung. (C. Bullerjahn) .............. ... .. .. ................ .... ... ....... ...... ..... ........ ......... .... 213
Berichte Jahrestagung der »Society for Music Perception and Cognition«
(SMPC) 1995 (G. Kreutz) ........... ........ ....... ..... .. ............. .. ........ ..... ..... 216 Symposium on Musical Performance - Stockholm 1995
(J. Langner) .... .. ........ ........... ............ ... ......... ....... ..... ....... ..... ........ .. .. ... 217
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Forschungsberichte
Jörg Langner & Reinhard Kopiez
Entwurf einer neuen Methode der Performanceanalyse auf Grundlage einer Theorie oszillierender Systeme (TOS)
Einleitung
In den letzten 15 Jahren ist die Performanceforschung zu einem zentralen Gegenstand der Musikpsychologie geworden. Im Mittelpunkt ihres Interesses stehen der Spieler und seine Tätigkeit im allgemeinen und der durch den Spieler gestaltete ausdrucksvolle Vortrag eines Musikstückes im besonderen. Der Begriff der Performance umfaßt dabei sowohl allgemeine kognitionspsychologische Aspekte, wie z.B. Lernen, Gedächtnis oder Wahrnehmung, als auch den speziellen Aspekt des musikalischen Ausdrucks. Die Bedingungsvariablen des musikalischen Ausdrucks beim Spieler zu bestimmen, wurde zu einem Hauptanliegen der Performanceforschung. Prinzipiell bieten sich hierzu zwei Verfahren an: erstens die Methode Analysedurch-Messung (Analysis-by-Measurement) und zweitens die Methode der Analyse-durch-Synthese (Analysis-by-Synthesis) . Das erste Verfahren der Analyse-durch-Messung hat die längere Forschungstradition und kann zumindest bis auf die Studien von Seashore (1936, 1938) zurückgeführt werden. Eine Reaktivierung dieser Methode fand durch die technologisch innovativen Arbeiten von Shaffer (1980,1981) , Gabrielsson (1987) und in jüngster Zeit Repp (1990, 1992) statt. Allen Autoren gemeinsam ist, daß sie die vom Spieler erzeugten Performancedaten als Ausgangspunkt ihrer Analysen verwenden. Hierbei werden sowohl MIDI- als auch akustische Daten (von Schallplatten) verwendet. Das Forschungsparadigma dieses Ansatzes ist die Erstellung einer sogenannten Timingkurve, die agogische Schwankungen, das sogenannte "expressive timing", wiedergibt: Wie z.B. aus der Analyse des Themenverlaufes von Mozarts A-Dur-Sonate KV 331 in Ga-
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