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-- -- R6sumes Zusammenfassungen Summaries ' ' MICHAELKROGER" ,Das Turnen als reaktioniires Mittel" -- Wilhelm Angerstein und die Disziplinierung des Turnens Leben und Werk des Turnschriftstellers Wilhelm ANGEgSTErN werden zum Anlad~ genommen, die Disziplinierung des Turnens im 19. Jh. zu untersuchen. Gemeint ist damit - in Anlehnung an FOUCAOLT -- sowohl der Prozef~, in dessen Verlauf das Turnen zu einer Disziplin, einer Institution, einem Fach wurde; gemeint ist aber auch die Disziplinierung der turnenden K6rper, also die Ver- ankerung der turnerischen Disziplin in den K6rpern der Menschen. ANGEgSTEIN z~Jalte in den 1860er Jahren zu den heftigsten Kritikern einer solchen Entwicklung des Turnens, weil er be- fiirchtete, dat3 sich das Turnen dann ads ,reaktion~es Mittel" benutzen lass~ M~s Schmalz: Sport als Kompensationsinstanz fiir Sinndefizite In kritischer Absetzung von fundamentalistischen Tendenzen in der Sportp~idagogik wird in die- sem Beitrag fiir ein offenes Bildungsverst~indnis pl~idier L das ,Bildung ~ als Arbeit an sich selbst deutet, die das Ziel hat, individuelle Freiheit in Lebenssinn zu transformieren. Individualifiit wird dabei nicht nur ads ein Autonomiegewinn gedeutet, sondern auch als eine risikoreiche Belastung unter unsicheren Bedingungen des eigenen Lebensentwurfs. Sport kommt im Kontext dieser bil- dungstheoretischen Problemstellung ads ein dutch Sinnangebore entlastendes System in den Blick, das im Zuge der Kompensation k6rperbezogener Sinndefizite moderner Gesellschaften Muster sinnvoller k6rperbezogener Lebensstile entwirft. Ausgehend yon Kompensationsleistungen des Sports, werden in sinnkritischer Absicht dessen Kompensationssch~iden und Schadenskompensa- tionen thematisiert, um die ,neue Ubersichtlichkeit ~ der gesellschaftlichen Bedingungen k6rper- bezogener Bildung zu skizzieren, auf deren Herausforderungen eine zeitgem~e Sportp~idagogik zu antworten h~itt~ REINI-IARD WINTER: Zur kiSrperlichen und sportmotorischen Entwicklung bei leistungssportlich trainierenden Kindern Ldngsschnittstudie an weiblichen und mdnnlichen Turnerpopulationen der Altersklassen 9 und 10 An leistungssportlich trainierenden Turnern wird l~gsschnittlich untersucht, wie die k6rperliche Entwicklung und besonders sportmotorische Grundleistungen zum Zeitpunkt der Einschulung in Kinder- und Jugendsportschulen ausgepr~gt sind und sich bei einem w6chentlich zw61f- bis t6stiindigen Training w~ihrend des ersten Ausbildungsjahres manifestieren. K6rperbaulich erwei- sen sich die Turner in Vergleichen mit Referenzpopulationen ads klein, gewichtsm~ig leicht und biologisch retardiert. Andererseits wird deutlich, daft sie bei sportmotorischen Grundleistungen zu Beginn und Abschlut~ des Trainingsjahres iiber meist betr~chtlich h6her ausgepr~gte F~ihigkei- ten verfiigen. Im Kontext damit werden die differenziert wirkenden Einfliisse der turnsportlichen Trainingst~itigkeit diskutiert.

Zusammenfassungen — Summaries — Résumés

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- - - - R 6 s u m e s Z u s a m m e n f a s s u n g e n S u m m a r i e s ' '

MICHAEL KROGER" ,Das Turnen als reaktioniires Mittel" --

Wilhelm Angerstein und die Disziplinierung des Turnens

Leben und Werk des Turnschriftstellers Wilhelm ANGEgSTErN werden zum Anlad~ genommen, die Disziplinierung des Turnens im 19. Jh. zu untersuchen. Gemeint ist damit - in Anlehnung an FOUCAOLT -- sowohl der Prozef~, in dessen Verlauf das Turnen zu einer Disziplin, einer Institution, einem Fach wurde; gemeint ist aber auch die Disziplinierung der turnenden K6rper, also die Ver- ankerung der turnerischen Disziplin in den K6rpern der Menschen. ANGEgSTEIN z~Jalte in den 1860er Jahren zu den heftigsten Kritikern einer solchen Entwicklung des Turnens, weil er be- fiirchtete, dat3 sich das Turnen dann ads ,reaktion~es Mittel" benutzen lass~

M ~ s Schmalz: Sport als Kompensationsinstanz fiir Sinndefizite

In kritischer Absetzung von fundamentalistischen Tendenzen in der Sportp~idagogik wird in die- sem Beitrag fiir ein offenes Bildungsverst~indnis pl~idier L das ,Bildung ~ als Arbeit an sich selbst deutet, die das Ziel hat, individuelle Freiheit in Lebenssinn zu transformieren. Individualifiit wird dabei nicht nur ads ein Autonomiegewinn gedeutet, sondern auch als eine risikoreiche Belastung unter unsicheren Bedingungen des eigenen Lebensentwurfs. Sport kommt im Kontext dieser bil- dungstheoretischen Problemstellung ads ein dutch Sinnangebore entlastendes System in den Blick, das im Zuge der Kompensation k6rperbezogener Sinndefizite moderner Gesellschaften Muster sinnvoller k6rperbezogener Lebensstile entwirft. Ausgehend yon Kompensationsleistungen des Sports, werden in sinnkritischer Absicht dessen Kompensationssch~iden und Schadenskompensa- tionen thematisiert, um die ,neue Ubersichtlichkeit ~ der gesellschaftlichen Bedingungen k6rper- bezogener Bildung zu skizzieren, auf deren Herausforderungen eine zeitgem~e Sportp~idagogik zu antworten h~itt~

REINI-IARD WINTER:

Zur kiSrperlichen und sportmotorischen Entwicklung bei leistungssportlich trainierenden Kindern

Ldngsschnittstudie an weiblichen und mdnnlichen Turnerpopulationen der Altersklassen 9 und 10

An leistungssportlich trainierenden Turnern wird l~gsschnittlich untersucht, wie die k6rperliche Entwicklung und besonders sportmotorische Grundleistungen zum Zeitpunkt der Einschulung in Kinder- und Jugendsportschulen ausgepr~gt sind und sich bei einem w6chentlich zw61f- bis t6stiindigen Training w~ihrend des ersten Ausbildungsjahres manifestieren. K6rperbaulich erwei- sen sich die Turner in Vergleichen mit Referenzpopulationen ads klein, gewichtsm~ig leicht und biologisch retardiert. Andererseits wird deutlich, daft sie bei sportmotorischen Grundleistungen zu Beginn und Abschlut~ des Trainingsjahres iiber meist betr~chtlich h6her ausgepr~gte F~ihigkei- ten verfiigen. Im Kontext damit werden die differenziert wirkenden Einfliisse der turnsportlichen Trainingst~itigkeit diskutiert.

Z u s a m m e n f a s s u n g e n - S u m m a r i e s - Rdsumds

STEFAN KONIG:

Entscheidungen im Handball - l]berlegungen zur Untersuchungsmethodik

Entwicklungen in der Abwehrtechnik und -taktik des Handballs haben seit Anfang der achtziger Jahre auch im Bereich der Angriffstaktik zu einigen einschneidenden Vefinderungen gefiihrt. Im Mittelpunkt standen dabei die Abkehr vom traditionellen Spielzug und die Hinwendung zu gruppen- und mannschaftstaktischen Angriffskonzeptionen, deren zentrale Bestandteile situa- tionsangemessene Entscheidungen sind. Aus einer sportwissenschaftlichen Perspektive lassen sich solche spezifischen Entscheidungen ent- weder dutch einen subjektiv orientierten Ansatz (prozessualer Ansatz) oder aber durch eine Ana- lyse der Aut~enperspektive thematisieren. Um der aktuellen Struktur der Angriffstaktik gerecht zu werden, better der vorgestellte Ansatz spieltaktische Entscheidungen in das Konzept der funk- tionalen Aufgabenanalyse ein und orientiert sich somit an der Aut~enperspektiw Es i'st dadurch m6glich, zum einen dieses bewegungstheoretische Konzept sportartspezifisch auszudifferenzieren und zum zweiten Ansatzpunkte ~ r eine empirische Untersuchung herauszuarbeiten, deren Ver- fahren und Ergebnisse einige neuere Perspektiven er/Sffnen.

MICHAEL K~0GER:

.Gymnastics as Reactionary Measure" -- Wilhelm Angerstein and the Disciplining of Gymnastics

The disciplining of gymnastics in the 19th century is examined, based on the life and works of Wilhelm Angerstein, an author of gymnastic texts. In accordance with FoucAtn_x, disciplining refers to the process in the course of which gymnastics became a discipline, an institution, a sub- ject. On the other hand, it also refers to the disciplining of the gymnast's body, that means the embodiment of gymnastic discipline in the human body. In the 1860s Angerstein was one of the most vehement critics of such a development in gymnastics because he feared that gymnastics could then be used as a ,reactionary measure".

MATrHIAS SCHIERZ:

Sport as Compensation for Lack of Meaning

In a critical distancing from fundamentalist tendencies in sports pedagogy, this contribution argues for a broader understanding of education, an understanding that imagines the aims of ,education ~ to be the transformation of individual liberty into meaningful life In this scheme, individuality implies not only an increase in autonomy but also the risky requirement to design one's own life in the midst of uncertain conditions. In this context of a theoretical educational problematic, sport offers body-related meaning and therefore functions as an ameliorating system. Sport's physically meaningful life-style provides a model for compensating for modern society's deficits in physical meaning. On the basis of sport's ability to compensate for lack of meaning, the injuries of compensation and the compensation of injuries is thematized in order to sketch the ,new bird's-eye visibility" of the social conditions of a body-related education whose challenges can be answered by a sports pedagogy appropriate to our times.

Z u s a m r n e n f a s s u n g e n - - S u m m a r i e s - Rdsurnds

REINHARD WINTER:

On Physical and Sport Motor Development of Children Training in High-Performance Sport -- Longitudinal Study of Female and Male Gymnasts

Aged nine and ten

Based on a group of gymnasts training in high-performance sport, this longitudinal study investi- gates how physical characteristics and especially basic sport motor performances are developed at the time of school entry in children and youth sport schools, and how they are manifested with training of 12 to 16 hours per week during the first year of training. With respect to body structure gymnasts are small, light and biologically retarded in comparison with reference populations. On the other hand, it is apparent in regard to basic sport motor performances at the beginning and end of the first year of training that the gymnasts experience a significantly increased development of abilities. In this context the differentiated effects of gymnastic training activity are discussed.

STEFAN KONIG:

Decisions in Handball -- Thoughts on Research Methodology

Since the beginning of the Eighties, developments in handball's defensive technique and tactics have led to some important changes in the area of offensive tactics. An important aspect of these changes is a move away from traditional play and towards conceptions of an offense that is based on group and team tactics. A central element of these conceptions is the decision made in accor- dance with the game situation. From a sports-studies perspective, a specific decision of this sort can be thematized either by means of a subjectively oriented approach (process approach) or by the analysis from an external perspec- t iw In order to do justice to today's offensive tactics, the approach to playing decisions that is presented here is based upon the concept of functional task analysis. It is oriented, therefore, to- wards an external perspectiw In this way, it becomes possible, first, to isolate a sport-specific theo- retical concept of movement and, second, to establish the point of departure for empirical research whose procedures and results open up new perspectives.

MICHAEL KROGER:

.La gymnastique aux agr~s comme moyen r6actionnaire" -- Wilhelm Angerstein et la gymnastique aux agr~s comme discipline

La vie et l'oeuvre de ~l'auteur-gymnaste" Wilhelm Angerstein invitent fi ~tudier la notion de disci- pline dans la gymnastique aux agr~s (Turnen) du 19 e si~cl~ Ici, le mot doit ~tre conqu -- suivant Fouc~uLx -- dans un double sens: d'un cote, on pense au processus qui a fait de la gymnastique aux agr~s une discipline institutionnelle et une mati~re d'~ucation; de l'autre c6t~, on pense ~l l'acte de discipline auquel le corps r&lisant des mouvements de gymnastique doit se soumettre, c.-fi-d. ~i l'internalisation et l'int6gration de la discipline du gymnaste dans le corps de l 'homm~ Dans les ann~es 1860, Angerstein a ~t~ un de ceux qui ont critiqu~ severement' ' cette tendance de la gymnastique aux agr~s craignant qu'ainsi la gymnastique puisse ~tre d~tourn& et utilis& comme moyen r&ctionnair~

Z u s a m m e n f a s s u n g e n - S u m m a r i e s - - Rdsurnds

Mma'mAs SCmF2.z: Le sport comme instance de compensation du manque de valeurs existentielles

Cet article s'oppose nettement aux tendances fondamentalistes de la p6dagogie sportive I1 plaide pour une id6e ouverte d'6ducation (dans le sense large de ,Bildung ") qui comprend l'6ducation comme un travail de formation de l'individu-m~me ayant pour but de transformer la libert6 de l'individu en valeurs. Dans cet article, l'individualirk n'est pas seulement d6finie comme un simple accroissement d'autonomie, mais 6galement comme un danger pour le propre sch6ma vital qui se cr6e toujours dans des conditions incertaines et pleines de risques. Dans cette approche 6pist6mologique, le sport, tui aussi, a une fonction en tam que syst~me qui pourra aider grace ~ ses offres riches en sens et en valeurs. Ce systbme cr6e des modbles de sch6mas vitaux raisonnables pour le corps et, ainsi, il contribue ~ une compensation du manque de sens et de valeurs des soci6rks modernes. L'auteur part des m6rites que le sport a acquis dans cet effort de compensation et, dans une inten- tion critique envers le sens de ce sysrkme, il veut th6matiser les d6gflts de compensation et les com- pensations de d6g~ts du sport pour esquisser la "clart6 nouvelle" des conditions sociales d'une 6du- cation corporelle dont les dkfis attendent une r6ponse de la part d'une pgdagogie sportive actuelle

REINHARD WINTER:

Le d6veloppement corporel sportivomoteur ehez les enfants qui s'entralnent selon les m&hodes du sport de haute comp&ition. Une &ude sur une ann& portant ~t un

&hantiUon mixte de jeunes gymnastes aux agr~s entre 9 et 10 ans A l'aide d'une &ude sur une ann6e on a examin6 des jeunes gymnastes qui suivent un entraine- ment selon les m&hodes du sport de haute comp&ition pour conna~tre l'&at de leur d6veloppe- ment corporel et, en particulier, de leurs performances sportivomotrices au moment off ils entrent dans des &oles de la premiere ann6e d'entra~nement qui comprend douze ~ seize heures par semain~ Quand on compare la structure corporelle de ces jeunes gymnastes avec des populations de r6f6- fence il faut constater que les gymnastes sont petits, qu'ils p~sent peu et qu'ils sont retard6s biolo- giquement. Mais il faut 6galement constater au d6but et ~ la fin de cette premiere ann& d'entra~ne- ment qu'ils poss&ient des facult6s de base sportivomotrices qui sont tr& souvent visiblement plus 61ev6es. Dans ce contexte, l'auteur discute les influences sur l'activit6 gymnastosportive qui se manifestent d'une fa~on bien diff6renci6e

STEFAN K/SNIG:

Les d&isions en hand-ball - des r6flexions sur la m&hodologie de recherche Depuis le d6but des ann6es 80, un d6veloppement progressif dans la technique et la tactique de la d6fense en hand-ball a entrain6 quelques changements importants dans la tactique d'attaque Ce d6veloppement a 6t6 caract6ris6 par l'abandon de comportements traditionels en faveur de concep- tions d'attaque collective qui se servent de tactiques de groupe et d'6quipe et dont les 616ments centraux sont les d6cisions en fonction de la situation momentan6e du jeu. Vu d'une perspective scientifique de telles d&isions sp6cifiques peuvent &re th6matis&s soit par une approche subjective (l'approche processuelle) soit par une analyse de la perspective ext6rieure Pour r6pondre fi la structure actuelle de la tactique d'attaque l'auteur int~gre les d&isions tactiques du jeu dans le sch6ma de l'analyse fontionnelle des intentions, cA-d. qu'il prend la perspective ext&ieure comme point de r6p~re D'une part, cela permet de diff&encier cette approche de th6o- tie motoric en fonction des disciplines sportives sp&ifiques et, d'autre part, de trouver des point de d6part pour une &ude empirique dora les m&hodes et r6sultats pourront montrer quelques perspectives nouvelles.