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Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO Gattungstheorie Literarische Gattungen sind Textgruppen zum Vergleichen Literarische Gattung ist eine Übergruppe (Epik, Lyrik, Drama – generische TRIAS) Literarische Gattung ist eine Untergruppe (Roman, historischer Roman etc.) Das System der Natur ist die Gattung für die Objektivität. Gattungen sind wichtig zum Finden von Merkmalen, zum Wieder erkennen der Merkmale und dazu braucht man eine Ausbildung. Man muss die Gattungen kennen und gelernt haben. Es gibt 2 Hauptrichtungen: 1. der normative Zugang (von geschichtlich philosophischen Gesichtspunkten aus) 2. der deskriptive Zugang (von historischen und kommunikativen Gesichtspunkten aus). Ad 1.: dieser Zugang geht vom Trias aus – im 18. Jh. wurde Lyrik als Überbegriff für Gedichte verwendet, Goethe nannte sie die „drei Naturformen“ und Emil Staiger nannte sie die „drei Grundbegriffe“. Normative Gattung ist der Begriff für den Übergang von der Regelpoetik hin zur 1. triadischen Gattungskonzeption. (-d.h. bis ins 18. Jh. war der Begriff „Regelpoetik“ , z. B. Gottsched. (Wie soll sie aussehen? –techn. Z.B. Sonett). Normative Zugänge verlieren in der 2. Hälfte des 18. Jh an Bedeutung – es folgt die Suche nach systematischen Einteilungen mit eindeutigen Merkmalen. Laut Goethe ist Epik = die klar Erzählende, Lyrik = die enthusiastisch Aufgeregte und das Drama= die persönlich Handelnde. Siehe HO 1 – Schlegel, Hegel : Ästhetik = die philosophische Reflexion über das Schöne, die Schöne ist Kunst, also ist Ästhetik die philosophische Reflexion über die Kunst. Daraus folgt: es ist die Geschichte der Kunstepochen und der Systematik. Unterschied im 20. Jh.: sie sind auch historisch bestimmt! - 1 -

Zusammenfassung-Textanalyse

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Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Gattungstheorie

Literarische Gattungen sind Textgruppen zum VergleichenLiterarische Gattung ist eine Übergruppe (Epik, Lyrik, Drama – generische TRIAS)Literarische Gattung ist eine Untergruppe (Roman, historischer Roman etc.)

Das System der Natur ist die Gattung für die Objektivität. Gattungen sind wichtig zum Finden von Merkmalen, zum Wieder erkennen der Merkmale und dazu braucht man eine Ausbildung. Man muss die Gattungen kennen und gelernt haben.

Es gibt 2 Hauptrichtungen: 1. der normative Zugang (von geschichtlich philosophischen Gesichtspunkten aus)

2. der deskriptive Zugang (von historischen und kommunikativen Gesichtspunkten aus).

Ad 1.: dieser Zugang geht vom Trias aus – im 18. Jh. wurde Lyrik als Überbegriff für Gedichte verwendet, Goethe nannte sie die „drei Naturformen“ und Emil Staiger nannte sie die „drei Grundbegriffe“. Normative Gattung ist der Begriff für den Übergang von der Regelpoetik hin zur 1. triadischen Gattungskonzeption. (-d.h. bis ins 18. Jh. war der Begriff „Regelpoetik“, z. B. Gottsched. (Wie soll sie aussehen? –techn. Z.B. Sonett). Normative Zugänge verlieren in der 2. Hälfte des 18. Jh an Bedeutung – es folgt die Suche nach systematischen Einteilungen mit eindeutigen Merkmalen.Laut Goethe ist Epik = die klar Erzählende, Lyrik = die enthusiastisch Aufgeregte und das Drama= die persönlich Handelnde.

Siehe HO 1 – Schlegel, Hegel: Ästhetik = die philosophische Reflexion über das Schöne, die Schöne ist Kunst, also ist Ästhetik die philosophische Reflexion über die Kunst. Daraus folgt: es ist die Geschichte der Kunstepochen und der Systematik.Unterschied im 20. Jh.: sie sind auch historisch bestimmt!

Emil Staiger: die historische Interpretation tritt in den Hintergrund. „….das zu begreifen, was uns ergreift!“ Das allgemein menschliche ist wichtig, antropolische Konstanten (Grundbefindlichkeiten der Menschen sind das Epische, das Lyrische, das Dramatische).

Ad 2.: Sie verstehen Gattungen als historisch entstanden, als Kommunikations- und Vermittlungsformen, die sich weiterentwickeln.

3 Gesichtspunkte:

1. Strukturalismus: ist die philosophische Strömung in Frankreich. Der Text ist eine Struktur, die analysiert werden muss. Vorläufer: ist der russische Formalismus mit den Formalisten J. Tynjanow und V. Sklovsky. (er hat sich bereits mit Gattungsanalyse beschäftigt) z.B. der Briefroman – wenn die Funktion verschwindet, dann verschwindet auch die Gattung! Ein weiteres Beispiel der E-Mail-Roman.Kompromisslösung: K. Hempfer – es gibt Konstanten und historische

Abweichungen.

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2. Rezeptionsgeschichte: in den 70ern, er hat die Rezeptionsgeschichte eingefordert, d.h. – ohne Leser, keine Gattung.H.R. Jauss und W. Iser: Gattungsgeschichte ist als zeitlicher Prozess fortgesetzter Horizontveränderung gesehen. – d.h.: Gattungen sind realisierte Möglichkeiten, die auf Zustimmung oder Ablehnung stoßen und sich weiterentwickeln. (in die eine oder andere Richtung)Erwartungshorizont: jeder Leser hat bestimmte Erwartungshaltungen, die fördern die Weiterentwicklung der Gattung! Z. B. Gerhard Rühm.

3. Systemtheorie: ist die soziologische Theorie von N. Luhmann. (sein Buch: „Soziale Systeme)Es gibt ein Kommunikationssystem mit Subsystemen (=Wirtschaft, Politik, Kunst). Diese bilden die Gesellschaft.Subsysteme: sind verschiedene Systeme, die bestimmte Strategien haben, um sich als eigenständiges System weiterzuentwickeln.

Gattungen sind verwirklichte Selektionen, in 2 Richtungen:

a. gegenüber literarischem Kontextb. gegenüber sozialem Kontext.

Man kann Gattungen zu bestimmten Zeitpunkt gegenüber anderen Gattungen bestimmen! (Auch zum sozial-geschichtlichen Kontext).

1. Phase: Herauskristallisieren2. Phase: Stabilisieren3. Phase: institutionelles Festwerden /Fixieren.

Gattungen: die Gattung erfüllt eine Funktion. Diese Fktion kann sich ändern, sie variiert, also es handelt sich um geschichtliche Bedürfnissynthesen.Gattungen: ob sie den Bedürfnissen dem Leser entsprechen – Erfolg.Gattung kann mehrere Funktionen haben und wechseln. (z.B. weibliche Liebeslyrik) – Ist das eigentlich eine eigene Gattung? – Wenn Liebe ein Gattungskriterium ist, dann ja! (= universell, historisch). Wir können uns damit identifizieren.z.B. HO Sappho: (kann persönliches Empfinden sein, oder als Übungstexte für Schüler) das Lyrikverständnis ist in dieser Zeit anders! – Man zeigt, dass man das Handwerk beherrscht.

Sibylle Schwarz: im Barock – schreibt aus Sicht des Mannes, sie beherrscht die Regeln von Opitz („Buch von der deutschen Poeterey“), ihr Thema wird abgehandelt mit wenig Spontaneität und Authenzität.Authenzität: wir erwarten sie von weiblichen Liebeslyrikerinnen; Petraca – Petrarkismus (= Strömung, die die Liebeslyrik prägt).Leseerwartung: Liebeslyrik – Frau soll schön sein und schweigen! – Bruch durch das Gedicht - d.h. die Gattung verändert sich.Umgehung durch: Liebesgedichte an den Ehemann – um keine Hure zu sein! (das ist öffentlich anders nicht machbar). Die Brauchbarkeit muss überprüft werden.

LYRIKRelativ spät – im 18. Jh auch die Vorstellung davon, für Ausdruck von Gefühlen, Stimmungen und Subjektivität. Wort stammt von lyra / Leier = ein antikes Saiteninstrument,

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als musikalische Begleitung. Lyrik musste gesungen werden können und ev. auch getanzt werden können. Folge: sie musste ein bestimmtes Metrum, einen Rhythmus, Strophen, einen Refrain haben; sie musste eher kurz sein und eher prägnante Formulierungen haben.

Sappho: = Vertreterin der Lyrik in der Antike, lebte auf Lesbos /Mytilene, stammte aus einem Adelsgeschlecht – Flucht – 591 wieder nach Lesbos, war verheiratet, hatte 2 Töchter und war lesbisch. Sie schrieb Liebeslieder, Hymnen usw – insgesamt 9 Bücher, die alle verloren gingen. Heute gibt es von Sappho noch 4 Gedichte. Sie schuf eine neue Odenform: „die sapphische Strophe“.

Abgrenzung zwischen Poesie und Prosa

Lyrisch Episch Dramatisch

Poetisch Eichendorff Homer„Iphigenie“ v.

GoetheProsaiisch (ohne

Reim)Celan Hesse, T. Mann Tabori

Wie könnte man Lyrik von Narrativik abgrenzen?

Lyrik: - Kürze der Texte, keine Geschichte, kein Erzähler, keine Abfolge (z.B. lyrische Texte, die ein Bild entwerfen haben keine Handlung/keine Handlung vollziehende Figuren) erzählende Texte sind lang (z.B. Novelle, Roman)Strukkturierte Texte erzählen eine Geschichte, es gibt einen Erzähler und ein Vorher und Nachher

„Lyrisches Ich“: = keine Figur, es kann fehlen (z.B. du), es markiert 1 Art Selbstansprache – als Subjektivität als solche = Selbstansprache.

ZUSAMMENFASSUNG:

Es gibt 3 Strömungen von deskriptiven Zugängen für Gattungen:1. der strukturlle Zugang2. der rezeptorische Zugang3. die Systemtheorie

Klaus Heppner: er spricht von Konstanten und Historizität; Lyrik ist der Ausdruck von Emotion, Stimmungen und Subjektivität.

Lyrik in der griechischen Antike: dabei ist Nähe zur Musik ein Kriterium – die Tanzbarkeit (diese kann als Konstante gelten)

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Unterschiedliche Merkmale zwischen Lyrik und Narrativik:

1. Merkmal:

a) Rhythmus – Versmaßb) Gliederung in Strophenc) Kürze und Formulierung

Poesie: ist Dichtung, die durch Versmaß, Strophe und Reim gekennzeichnet ist.Prosa: ist nicht durch Versmaß, Strophe und Reim gekennzeichnet.

Homer: Illias (episch) + Versmaß (Hexameter)Goethe: Iphigenie auf Tauris (Drama) – Versmaß (Alexandriner)Die moderne Lyrik hat sich an Prosa angenähert: z.B. Thomas Mann: „Der Zauberberg“ „Mein Kampf“ – ist ein Drama im Prosa

2. Merkmal:

a) lyrische (narrative) Texte sind kurz, die erzählenden Texte sind länger – es wird 1 Geschichte mit einem Vorher und Nachher erzahlt und es gibt einen Erzähler = Abfolge; es gibt keine Gleichzeitigkeit

b) Lyrik hat keine Abfolge, es gibt keinen Erzähler; z.B. „2 Segel“, Berthold Brecht „lyr. Gedicht“ –(es gibt keine Handlung, eher ein Bild, kein Nacheinander, sondern ein Bild mit Gleichzeitigkeit! Es gibt keine Figur, die eine Handlung vollzieht – zwar gibt es ein „Lyrisches Ich“, das auf den Autor bezogen sein kann, es ist aber nicht identisch! Es kann fehlen oder kann ein „Du“ sein, aber es ist keine Person!

Subjektivität ist eine Form, das lyrische Ich auszudrücken. Subjektivität markiert eine Position des „Innen“.

VERSLEHRE

Der Kuckuck und der Esel, weiblich (grande)Die hatten großen Streit, männlich (grand)Wer wohl am besten sänge,Zur schönen Maienzeit.

Von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (er war ein Dichter im Vormärz)

4 Merkmale für die Verslehre

1. Es gibt betonte (Hebungen) Silben und unbetonte (Senkungen) Silben. Sie wechseln sich ab – das nennt man ALTERNATION.Alternation: das Prinzip ist relativ neu – von Martin Opitz (1624) wurde es festgelegt im „Buch der deutschen Poeterey“

2. Verse sind ungefähr gleich lang (hier: je 3 Hebungen). Es ist aber auch ein Wechsel von verschieden langen Zeilen möglich. Versende ist die Kadenz:

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1 x betont: männlich 1 x unbetont: weiblich

3. Verse sind gereimt. Aber der Reim ist kein Teil des Versmaßes.4. Jeder Vers hat eine eigene Zeile und hat einen Großbuchstaben am Anfang. Dieses

Prinzip muss aber nicht eingehalten werden. Z.B. Novalis oder Kirchenlieder (die sind durchlaufend geschrieben.)

Wichtig ist aber: das gebundene Sprechen – oratio legata (gegen: oratio soluta von Cicero = freie Rede).Die gebundene Rede verstärkt nur die Gliederungsprinzipien, die sowieso schon vorhanden sind z.B. Sprechphasen und Betonungen.

Sprechphasen: auch das alltägliche Sprechen ist in Sprechphasen, die durch Pausen gegliedert sind, eingeteilt. Betonungen: eine unterschiedliche Betonung der Silben ist eine phonetische Unterscheidung.

- in gebundener Rede : Sprechphasen und Betonungen sind zahlenmäßig festgelegt.

- Eine Sprechphase ist 1 Vers (z.B. 8-Silber, 4-hebiger Jambus)- In der Prosa : z.B. HO „Das tapfere Schneiderlein“; die Sprechphasen sind

durch . ; etc eingeteilt, sie zählen verschieden lang, es kann sich zufällig reimen, bleibt aber unbemerkt; Satzzeichen und Pausen müssen nicht übereinstimmen (z.B. ein Komma wird überlesen)

- Man kann die Sprechphasen nicht eindeutig abgrenzen.

Sprechphase: wird sie unterteilt, dann heißt sie KOLON. (Pl. Kola).

Einteilung (Hierarchie) eines Prosatextes: Kolon Teilsätze Sätze Abschnitte Kapitel Buch

Einteilung (Hierarchie der gebundenen Rede) in der Poesie: Kolon VERS Versgruppe STROPHE Strophengruppe

Ganzes GedichtEine gebundene Rede wird in verschiedene Kola geteilt. Verläuft die Grenze genau in der Mitte des Verses, so nennt man dies ZÄSUR.Vers und Strophe fallen auch druckgrafisch auf!

GESTALTUNG DER VERSGRENZEN

Versgrenzen: bei lyrischen Texten ist die Sprechphasengrenze. (= jeder Vers steht in 1 extra Zeile oder ein Endreim markiert das Ende der Sprechphase, oder ein Sinneinschnitt markiert das Ende der Sprechphase)

Phasengrenzen:

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1. Hebungsprall (= xx – 2 betonte Silben stoßen aufeinander! Z.B. bei einem DISTICHON – 2-Zeiler)

Im Hexameter steigt des Springquells flüssige SäuleIm Pentameter drauf fällt sie melodisch herab. Sprechphasengrenze

2. Eine sonst gleich bleibende Silbenfolge wird unterbrochen!

z.B. 2 Hebungen nebeneinander = Ende bzw. Unterbrechung 1 Sprechphase.

Diesen Übergang mit Unterbrechung nennt man ungefugt.

Jambus = gefugtDie Kadenz ist männlich!

Trachäus = gefugtDie Kadenz ist weiblich!

UNGEFUGT: - durch Hebungsprall = 2 Hebungen nebeneinander- eine sonst gleich bleibende Silbenfolge wird unterbrochen

GEFUGT: - Jambus mit männlicher Kadenz- Trochäus mit weiblicher Kadenz

Mittelhochdeutsche Lyriker haben auch den Versanfang sehr stark variiert, dadurch entstand mehr METRIK.

Übereinstimmung von VERS- und SINNSTRUKTUR

Zeilenstil: 1 Vers deckt sich mit einem Satz oder einer SatzgruppeEnjambement: ist ein Zeilensprung oder Strophensprung; z.B. Rainer Maria Rilke

Sonderform: Hakenstil: dabei enden die Sätze an der Zäsur im Versinnern

Reimbrechung: nicht die Verse, die sinngemäß zusammengehören reimen sich, sondern zwei andere.

Tonbeugung und schwebende Betonung

Martin Opitz: Alternation und Identität von Vers- und Sinnakzent – d.h. auch im lyrischen Text muss betont werden, wie im alltäglichen Sprechen betont wird.Abweichungen: es können Silben schwächer oder gar nicht betont werden oder unbetonte Silben werden betont! – Tonbeugung. Durch diese kann man das Versmaß schlechter bestimmen, es macht es aber interessanter.

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Schwebende Betonung: ist die schwächere Form von der Tonbeugung, z.B. R.M. Rilke

Wichtig: sie lösen das Versmaß nicht auf, sonder sie lockern es nur auf. Das ist möglich, weil die Betonung nicht immer im Vorhinein feststeht.

Germanist A. Heusler:

a. hebungsfordernde Silbenb. senkungsfordernde Silbenc. hebungs- und senkungsfordernde Silben

a. hebungsfordernde Silben: sind Silben, die die Hauptbetonung tragen z.B. Schlüsselbund

b. senkungsfordernde Silben: sind Silben, die tonschwach sindc. hebungs- und senkungsfähige Silben: sind einsilbige Wörter mit entweder Betonung

oder Senkung, der Redefluss ist wichtig – z.B. Pronomina, Artikel etc.

rhythmischer Ausgleich: dient der Vermeidung von einem Zusammenprall!

VO 18.3.09

Die Betonung ist auch abhängig vom Redefluss! /

1. Wortakzent: in der Syntax2. Satzakzent: wichtige Wörter, meist ein Wort, sind betonter; oft am Satzende; z.B.

„Vom tapferen Schneiderlein“) Subjekt! – Verteilung des Satzakzents ist zum Teil subjektiv.

a. wenn etwas zum 1. Mal vorkommt: = betontb. Demonstrativpronominac. Gegenüberstellungen (der eine, der andere)

3. Wortarten: Lexeme (Nomina, Verben mit eigener Bedeutung) sind öfter betont als Relaxionswörter (diese ordnen – Artikel, Propositionen) = Lexemakzent

z.B. „Der Fischer“Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll ____ ist der Satz- + Lexemakzent, = stärker betont.

Starke Betonung ist beim Vortrag eines Gedichtes wichtig! Auch in der Musik gibt es starke Betonung: längere Töne etc. , es entsteht eine Melodie , die dem lyrischen Text entspricht. Z.B. Beethoven : Schillers „Hymne an die Freude“ (3. Strophe: An den Brüsten der Natur – Rhythmus passt nicht mehr, wegen der Betonung auf der Relation.)

VERSMASSE entstammen: 1. dem Germanischen Kulturkreis – Betonung2. der Antike – Länge und Kürze3. romanischer Kulturkreis (Frankreich, Italien) - Silbenzählung

1. GERMANISCH – DEUTSCHER KULTURKREIS

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I. Stabreimvers: (Aliteration) = Langvers aus 2 Halbzeilen und ist durch eine Zäsur getrennt. Er besteht aus 4 Hebungen und beliebig vielen Senkungen : „Füllungsfreie Senkung“. Beginnen 3 Hebungen mit den 3 gleichen Konsonanten, heißt das: sie staben. – z.B. Hildebrandlied HO

II. Knittelvers: Anzahl der Hebungen sind immer gleich, die Senkungen sind verschieden. – z.B. Hans Sachs 16. Jh., Schiller mit Wallenstein, Goethe – HO. Der Knittelvers wird im Drama verwendet.

III. Freie Rhythmen: sind im 18. Jh entstanden durch Friedrich G. Klopstock (1724 – 1803). Er studierte Theologie und schrieb dann das Epos „Der Messias“ (wurde 1748 publiziert) – das ist eine sehr gefühlvolle Epik! Er wird von Bodmer und Breitinger bejubelt. Er lebte in Dänemark und bekam eine dänische Rente. – Dieser Rhythmus wurde auch von Goethe aufgenommen (HO Ganymed). Freie Rhythmen entsprechen dem Sturm und Drang; sind durch das Druckbild erkennbar! Und ist sehr wichtig in der deutschen modernen Lyrik

IV. Das deutsche Volkslied: ist gelockert, möglich ist auch: statt 1 – eine 2-silbige Senkung, z.B. „Die Lorelei“ von Heine.

„Ich weiß nicht, was soll es bedeutenDass ich so traurig bin“

2. ANTIKE

Von Klapstock in die deutsche Literatur gebracht („Messias“)I. Hexameter: von Hexa – 6; seit Illias und Odysee, = das klassische Versmaß:

VERSUS HEROICUS; im 18. Jh im Deutschen.

6 Hebungen und am Ende Jambus

6 Hebungen und am Ende Trochäus

6 Hebungen und am Ende Daktylus

6 Hebungen und am Ende Anapäst

6 od. 4 Hebungen und am Ende Spondeus

Pentameter: 6 Hebungen + Daktylus + ½ Trochäus (aber 5 Versfüße)

Distichon: Verspaar bestehend aus Hexameterund Pentameter

II. antike Odenform: aus der altgriechischen Lyrik (Sappho, Horaz; siehe HO)a. nach Sappho ---- sapphische Odeb. nach Alkaios ---- alkäische Odec. nach Asklepiades ---asklepiadeische Ode

Ad a.) ganz kurze 4. Zeile; Ad b) ansteigender Rhythmus – fällt am Ende abAd c) in der Mitte ist ein Hebungsprall

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Ode: = eine Gattungsbezeichnung, wurde durch Klapstock wieder formal und inhaltlich festgelegt (-erhabene große Gefühle), kommt auch bei Goethe und Hölderlin vor. Dann folgte eine Ablehnung (im Stil und durch strenge Versmaße)Siehe HO Eugen Gominger: Ode aus 100 Buchstaben – 25 Zeilen, zitiert Daddaismus; ist ein parodischer Bezug zur Ode.

Wie bestimme ich ein Versmaß?

1. Bestimmen und zählen der Hebungen2. Vergleichen mit den Senkungen3. Reime? Sind es weibliche oder männliche Kadenzen?4. Zäsur?

3. ROMANISCHER KULTURKREIS

Die Länge des Verses ist wichtig, existiert in Frankreich, die Betonung ist immer die letzte Silbe! (= Anzahl der Silben, 8-Silber, 10 – Silber, 12 – Silber)z.B. vor 1550: 8 – Silber – xxxxxxxx (Betonung ist nicht wichtig)

6 Hebige Versmaße:

a. Hexameter: beginnt mit 1 Hebung, ist nicht alternierendb. Asklepiadaische Odec. Jambischer Trimeter: = sechshebiger Jambus, endet immer mit 2 männlichen Kadenz

und hat keinen Reim. Z.B. „Noch unverrückt oh schöne Lampe schmückst du“ (männl.)

d. Alexandriner: 6 – hebiger Jambus mit wechselnd männlich und weiblichen Kadenzen am Ende, hat einen Reim und eine feste Zäsur. Der Name stammt vom franz. Alexanderepos, ist ein wichtiger Vers in Lyrik und Drama im Rokoko. Sieh HO Gryphius

5 – Heber: kann 10 oder 11 – Silber sein

a. Endecasillabo: = 5 – Heber und endet immer weiblich (=11 Silber), mit Reim, wurde im italienischen Sonett verwendet.

b. Vers Commun: (= ein allgemeiner Vers), 5 Hebungen abwechselnd, 10 und 11 Silben, nach der 4. Silbe ist eine Zäsur.

Z.B. Goethe: „Kennst du das Land // wo die Zitronen blühn?c. Blankvers: 5 hebiger Jambus ohne Reim, keine Zäsur, abwechselnd 10 oder 11 Silben.Z.B. Shakespeare, im 18. Jh. in Deutschland – Lessing mit „Nathan der Weise“ oder „Iphigenie auf Tauris“ – (siehe HO.) Es ist ein ruhiger getragener Vers.

REIM:

Ist der Gleichklang von Wortenden, ist zugleich die Markierung von Verszeilen, es gibt:a. Anfangsreim: am Anfang von 2 Versen reimen sich 2 Wörterb. Binnenreim: reimende Wörter sind innerhalb 1 Verszeilec. Endreim: die sich reimenden Wörter stehen am Ende der Verszeile

Ad a) Krieg! ist das Losungswort

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Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Sieg ! und so klingt es fort

Ad b) Nicht Acht und Pracht…. – 1 VerszeileAmare: es soll mehrere 100 Wörter geben, die sich darauf reimenLove: dafür gibt es 3 Wörter

Reiche Reime: (in romanischen Sprachen) – auch der Konsonant vor dem Vokal reimt sich

Formen des Endreims: …… verlassen a…… Haus b…… Gassen a……aus b

1. Paarreim: a – a – b – b2. Kreuzreim: a – b – a – b3. umschließender oder umarmender Reim: a – b – b – a 4. Schweifreim: a – a – b – c – c – b 5. Waise: = ein Einzelreim

Qualität des Reimes:

1. reiner Reim2. unreiner Reim: z.B. reiche – neige ziehen – blühenUrsache liegt oft im Dialekt!

Lautmalerei oder Onomatopoesie:

= mit Hilfe von Sprache werden Geräusche nachgeahmt, die nicht sprachlicher Natur sind. Z.B. Kikeriki; sub aqua sub aqua;

Sonett:

Stammt aus Sizilien im 13. Jh., aber der eigentliche Anfangspunkt ist Francesco Petrarca (14.Jh) – er schreibt eine Sammlung von Liebesgedichten – „Canzoniere“.Das Sonett besteht aus 2 Quartetten und 2 Terzetten: in den Quartetten ist umarmender Reim, in den Terzetten ist ein Schweifreim..Shakespeare schrieb: 3 Quartette und ein 2 – Zeiler = Couplet

Strenge inhaltliche Gliederung (These und Antithese in den Quartetten und eine Synthese im Terzett);

- über Frankreich: Von Ronssard im 16. Jh. – Liebessonette in der Art von Petrarca: er verwendet den Alexandriner als Versmaß und in den Terzetten immer mindestens 1 Paarreim!

- Opitz 1634 hat das Sonett von Ronssard übernommen: Alexandriner und Paarreim

- Im Barock: ist der Höhepunkt; z.B. Gryphius, Sibylle Schwarz (dualistisches Lebensgefühl – 17. Jh.);

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Page 11: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

- im 18. Jh. – Ablehnung des Sonetts; um 1800 interessieren sich die Romantiker wieder dafür: das Sonett hat eine Tendenz zur Selbstdarstellung.

- Weiter im 19. Jh. – Ästhetizismus und auch Moderne im 20. Jh. / Spannung in der strengen Form und der Explosivmus andererseits – im 20. Jh.: entleerte Form! – z.B. Gerhard Rühm: Sonett (siehe 1. HO)

Petrarca: (1304 -1374), ist in Italien geboren, sein Vater war in Florenz, war später im Dienst der Kirche und ging nach Avignon, Beginn eines Jusstudiums, Ostern 1324 verliebt er sich in die verheiratete Laura – für sie schrieb er die Liebesgedichte. Er war Humanist, schrieb viele wissenschaftliche und geschichtliche Werke, 1 Epos; er war Philologe (er hat eine Cicerohandschrift gefunden), er bestieg als erster den Mt. Venteux.Canzoniere: 366 Gedichte, davon 317 Sonette. Es entstand sogar eine Mode: PETRAKISMUS (= die Nachahmung von Petrarcas Liebesgedichten) – neu daran: der Inhalt (von Anfang bis Ende und einzelne Situationen der Liebe) und in italienischer Volkssprache geschrieben; setzt nach seinem Tod ein – von Pietro BEMBO.Auch viele Dichterinnen schrieben im Petrarkismus! Siehe HO Sonett

Sonett 101: 1. Strophe – Fragen2. Strophe – Thesen

OXIMORON: = die Zusammenstellung von 2 gegensätzlichen Begriffen (z.B. Oh du süße Qual), geeignet für die Beschreibung der Liebe

Sonett 9: hat in Venedig gelebt, verliebt sich in 1 Grafen; Licht : Dunkel, eminentes Denken an den Tod.

Sonett 8: 24 Sonette, 1584 entstanden, von Rilke übersetzt, 11-Silber, 5 – hebiger Jambus, Zäsur nach der 4. Silbe, umarmender Reim – Kreuzreim – Sonderform des Umarmenden Reims (in den Terzetten); Oxymoron (ich dörr und ich grüne etc.)

Sonett 4: Mit 17 Jahren gestorben an Ruhr;1. These = Frage – Wie?2. Antithese - Nein Liebe ist bitter3. Synthese - Liebe = bittersüß (Oxymoron von Petrarca übernommen),

Alexandriner, Zäsur in der Mitte, 1 Paarreim in den Terzetten.

Das Sonett von Schlegel:

Das Sonett selbst spricht, beschreibt, wie es aufgebaut ist! = formale Beschreibung.In den Terzetten: über Inhalt und Funktion des Sonetts – Spannungen werden dargestellt.Es ist eine Selbstreflexion.

Anständiges Sonett:= sinnlich, beschreibt Zärtlichkeiten, Sonett-Aufbau – aber kein Versmaß, umarmender Reim und verschränkter Reim, Alliteration, Anapher, Titel ist 2-deutigMiß (messen?) – vielleicht Versmaß?Kehrreim: - Zwiegespräch der Autorin mit dem Lyrischen Ich über das Sonett, es hat eine „Selbstreflexive Ebene“ (Krisen), Lippen = für Lyrik: aus bürgerlicher Schicht, Louise Labe: aus einer Handwerkerschicht, Labe stammt aus Lyon, hat eine ordentliche Ausbildung,

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Page 12: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

stammt aus einer Seilerfamilie und hat einen Seiler geheiratet. Sie schrieb 24 Sonette. Diese wirken lebendiger, aber von Petrarka übernommen.

VO vom 1.4.09Wer lebt denn ewig? Ich und duWohl nicht das ist doch sonnenklar

So kann es sein und noch dazuDenk ich das ist doch wohl nicht wahr.

Hebung nicht gegen natürliche Betonung bestimmen!- --Siehe HO – Übungszettel!

ROMANISCHE GEDICHTFORMEN

1. Sonett2. Terzine: besteht aus 3 Verszeilen / Strophe; z.B. Dante „Divina Comedia“ (11

Silber), wie die Reimverkettung – so auch die inhaltliche Verkettung. (z.B. Philosophische Texte) A – b – a b – c – b c – d – c d – e – d Siehe HO Hugo von Hofmannnsthal

3. Stanze: besteht aus 8 Verszeilen mit 11 Silben ( = quadratische Form) siehe HO. A – b – a – b – a – b –c – c = Reimschema

4. Sestine: auch „Petrarca“; besteht aus 6 Strophen a 6 Zeilen, ist ein 10 oder 11-Silber, Kein Reim! Hat eine Schlussstrophe – CODA (meist 3 zeilig)

5. Madrigal: besteht aus 1 Strophe von 6 – 15 Zeilen, hat sich aus dem Hirtenlied entwickelt und wirkt frivol, erotisch. Die Zeilen sind ungleich lang und haben teilweise einen Reim.

6. Gasel: = arabisch-persisch; um 1800 beliebt geworden in der Romantik; durch den persischen Dichter HAFIS bekannt geworden, auch Goethe, Platon und Rückert verwendeten es. Ein Gasel hat einen identischen Reim (= das gleiche Wort kommt immer wieder vor) die anderen Zeilen sind reimlos, Langzeilen, Ausdruck von Monotonie eines Gefühls, ist zwischen 6 und 30 Langzeilen lang.

SPRACHLICHE UND RHETORISCHE MITTEL IN DER LYRIK

Chiasmus: z.B. Die Kunst ist lang Und kurz ist unser Leben Siehe HOSonett von Gryphius: Barock, Alexandriner (6 hebiger Jambus);

1. Strophe: Welt / Anapher verstärkt das Bitten2. Strophe: Leben an sich / Lebensabend3. Strophe: Hinwendung zu Gott für das Diesseits4. Strophe: Hinwendung zu Gott für das Jenseits.

VO vom 22.4.09

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Page 13: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Kann man Lyrik inhaltlich bestimmen?

Lyrik wird subjektiv gesehenEpos wird objektiv gesehenDrama wird als subjektiv und objektiv gesehen.

1. Sujektivität: = Ausdruck der Gefühle des „Lyrischen Ich“; subjektive Stimmung hat ihre Wurzeln im 18. Jh.,

3 Quellen: in der Empfindsamkeit - = die Reaktion auf die Aufklärung (Vernunft); legt

auf Gefühle und Innerlichkeit und Naturbegeisterung Wert. (Z.B. Sturm, Gewitter etc.)

in der Dichtungsauffassung von Gottfried Herder – „Poesie ist die Muttersprache der Menschlichkeit“ wie z.B. im Märchen oder in Volksliedern. Das „Volktümliche“ ist das „Urtümliche“ und eigentlich Poetische.

in der Erlebnislyrik des jungen Goethe – er greift auf seine eigenen Erfahrungen und Gefühle zurück; z.B. Gedichte an F. Brion (sind die sogen. „Friederikenlieder“), sie hat auch Volksliedton, wie z.B. „Mailied“. Alle Lyrik vor Goethe wurde als zu formal und technisch abgewertet.

Es gab aber auch andere Bestimmungsversuche:

2. Das Dinggedicht: war an R.M. Rilke gebunden (der Begriff), --Rilke sagte: „Gedichte sind Erfahrungen – nicht Gefühle!“

a. 1 Ding (Blume, Engel etc.)b. Ding ist nicht Repräsentant der Wirklichkeit . Das Ding ist letzter Rest

der Wirklichkeit. (um 1900), z.B. Krisenerfahrungen, am Ding kann man erahnen, was Wirklichkeit ist. – In epiphanischen (bestimmten) Momenten kann man das Wahre erfahren (= das Ding bringt das Wahre). Z.B. HO R.M. Rilke – „Archaischer Torso Apollos“ (= Wahrnehmung des Ding – hier TORSO).

Um Lyrik zu verstehen muss man ein Ding beschreiben!

3. das absolute Gedicht: = ein Gedicht, das keinen Gegenstand mehr kennt. Inhalt wird das Gedicht selbst oder die Sprache. Mitte des 19. Jh. bei Baudelaire und Mallaine. – Es geht um „das Machen“, eine neue Welt wird erzeugt mittels Sprache - Z.B. HO Paul Celan „Große, glühende Hoffnung“

4. konkrete Poesie: es geht konkret um die Sprache (das Material, die Laute, Silben, Anordnung von Buchstaben und Wörtern). = ein Spiel mit der Sprache, den Klängen etc. Es geht nicht um Gefühle und Erfahrungen und tieferen Sinn. – z.B. HO Eugen Gomringer „schweigen“.

E P I K

Epische Texte sind erzählende Texte! (narrative Texte). Es gibt 1 Erzähler! Sie sind mittelbar! Heute ist Epik meist in Prosa (= ungebundene Rede) verfasst. Das war nicht immer so – siehe HO Homer „Ilias“ – (es ist in Hexameter geschrieben).

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Page 14: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Epos: Begriff - = bereits in den antiken Ethiken ( Ilias + Odysee), es ist sehr umfangreich; es ist in Hexameter geschrieben; es hat einen sehr erhabenen Stil; sein Inhalt: Kämpfe, Rituale, einzelne Gegenstände werden ausführlich beschrieben. Wiederholung von sprachlichen Formeln (Refrain), schmückende Beiwörter (Epitheton Ornans – der listige Odyseus), es hat 1 auktorialen (allwissenden) Erzähler. Das Epos war bis ins 18. Jh. die Schwierigste der Dichtformen!Bürgerliches Epos: lyrisches Epos (Klapstock od. Goethe „Hermann und Dorothea“) – der Nachfolger ist der Roman. Es ist eine literarische Form des Erzählens. Auch im Alltag wird erzählt: das ist das reale oder faktuale Erzählen. Unterschied zum literarischen Erzählen = ein fiktives Erzählen. (erfunden!)Weitere Unterscheidung: dichterisches und nicht – dichterisches Erzählen.

Sonderform: Lüge – (fiktiv und nicht – dichterisch)

FRAGE: „Ist nicht jedes literarisches Erzählen Lüge?“

Platon sagt: „ Literatur = Täuschung und Lüge, daher ist sie unnötig und schädlich!“ Er will einen Staat ohne Dichter!

Aristoteles sagt: „ Er wandelt die Lüge in Vorzüge um! – Nur an der Oberfläche ist Literatur nicht wahr – im tieferen Sinn ist sie wahr!“

Lukian: „greift diese Aussage auf – siehe HO. Er spielt mit dem Lügencharakter. (2.Jh. n. Chr.)Sir Philip Sidney: greift diese Aussage wieder auf in der Renaissance und verfasst 1545 „Verteidigungsschrift der Poesie“ und sagt: „Die Dichter lügen am allerwenigsten, weil sie nichts behaupten, sondern nur erfinden! Die Texte sind fiktional und erheben keinen Anspruch, dass sie wirklichem Geschehen entsprechen!“

1. Keine unmittelbare Referenzialisierbarkeit: es liegt nichts Wahres zu Grunde (16. Jh)

2. Kontextmarkierungen: das sind bestimmte Merkmale, die mir zeigen – „das ist ein literarischer Text“. Aufbau besteht aus:

a. Titel und Untertitel b. Bestimmte Eingangsformeln: „Es war einmal….“c. Textschlüsse: „…..und wenn sie nicht gestorben sind….“d. Episches Präteritum: von Käthe Hamburger – Unterscheidung

zwischen epischem und historischem Präteritum. Episches Präteritum: im Roman werde das Vergangene erlebt = fiktionale Gegewärtigkeit. Z.B. Jetzt war er da!. Morgen war Weihnachten!Historisches Präteritum: ist die reale Vergangenheit.

e. Selbstreflexion: (=Metaisierung) – Einschübe, Kommentare, wo der Dichter Auskünfte gibt oder dem Leser Hinweise gibt. Wird im 18. Jh. oft verwendet – siehe HO z.B. C.M.Wieland (Er schreibt über die Bedingung, wie der Leser lesen sollte!

Erzähltextanalyse: WIE und WAS?

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Fiktiv FaktualDichterisch Nicht-dichterisch

Page 15: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

WAS?: = die erzählte WeltWIE?: = das Erzählen, die SpracheWeil ein Text in verschiedenen Formen erzählt werden kann! Siehe HO R. Queueau „Stilübungen“ – „99 Geschichten von 1“

Russischer Formalismus: er unterschied als 1. zwischen WIE? Und WAS? Literarische Wissenschafter + Linguisten arbeiteten zusammen; literarische Texte würden als sprachliche Kunstwerke gesehen, die man analysieren kann! Z.B. Boris Tomasevsky: er verfasste „Theorie der Literatur“ – er unterscheidet zwischen FABEL (=die Geschichte, das Was – worum es geht) und dem SUJET (= das Wie – die Art, wie die Geschichte erzählt wird). Tzvetan Todorov: ist ein Bulgare, der nach Paris geht. Er übernimmt die Unterscheidung und hat dafür 2 Begriffe: HISTOIRE (Was) und DICOURS (Wie).

Gerard GENETTE: war Vertreter des französischen Strukturismus und sagte: - „Es gibt eine 3-Teilung: HISTOIRE (=Was! Das Erzählte), RECIT (=die Erzählung od. Struktur) und NARRATION (=das Erzählen, die Art und Weise).

Scheffel / Martinez: sie unterscheiden zwischen GESCHICHTE (das Erzählte) und DARSTELLUNG (die Erzählung) – das Erzählen.

Geschichte: = das Erzählte, die Handlung

1. Ereignis oder Motiv (= die kleinste Handlungseinheit)2. Geschehen (= wenn mehrere Ereignisse aneinander gereiht werden)3. Geschichte (= 1 Geschehen wird zu einer einheitlichen Geschichte ausformuliert; sie

hat zeitlichen und kausalen Zusammenhang)4. Handlungsschema (= das, was aus der Geschichte abstrahiert werden kann – z.B.

Anfang und Schluss)

Die Erzählung ist der Aufbau, die Struktur der Geschichte, des Textes.Das Erzählen ist die Präsentation z.B. mittels Medien.

Darstellung (Wie?)Jede Geschichte kann auf verschiedene Art erzählt werden! Siehe HO Queneau

1. Zeit (= Bereich der Erzählung): ist das Verhältnis zwischen Zeit des Erzählens (a) und der Erzählung (b), siehe HO Thomas Mann – das Erzählen passiert in der Zeit von a und b.

2. Modus (= Bereich der Erzählung)3. Stimme (= Bereich des Erzählens) – zum Leser und zum Erzählten gewandt

a. erzählte Zeit: = Zeit des Geschehensb. Erzählzeit: = Zeit, die der Erzähler braucht, um seine Geschichte zu erzählen.

1. Zeit

a : b:I. – Ordnung (welche Reihenfolge)

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Page 16: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

II. – Dauer (wie lange)III. Frequenz (wie oft etwas erzählt wird)

I. ORDNUNG

Jede erzählte Geschichte muss nicht mit der Abfolge des Geschehens übereinstimmen.1. chronologische Erzählung: so wie etwas passiert, wird die Geschichte erzählt (ABC –

ABC)2. Anachronie: = zeitlicher Ablauf stimmt nicht überein. Bei der Anachronie gibt es

keine einheitliche zeitliche Abfolge, ist selten z.B. bei surrealistischen Texten.a. Die Rückwendung oder Analepse: das Ereignis wird nachträglich erzählt (ABC

– BAC ) z.B. Odysseus. Die Analepse ist bei personalen Erzählungen möglich.b. Vorausdeutung oder Prolepse: das Ereignis in der Zukunft wird

vorweggenommen (ABC – ACB). Die Prolepse ist bei einem allwissenden Erzähler z.B. Ilias möglich. Die Prolepse kann eine – zukunftsgewisse (mit einem allwissenden Erzähler) oder eine – zukunftsungewisse (mit einem Ich- oder Er – Erzähler, mit „wünschen“ oder „vorstellen“) Vorausdeutung haben.

Wie weit vor bzw. zurück kann variieren – Sek., Min., oder Jahre.

Die Funktion der zeitlichen Gestaltung kann aufbauend (= nachträgliche Einleitung, die erklärt, wie der Held dort hingekommen ist, wo er jetzt ist – z.B. Werfel „Die 40 Tage“) oder auflösend (= am Ende des Textes z.B. im Krimi; bringt zusätzliche Infos, um z.B. einen Fall zu lösen, ein).

Analytische Erzählung: d.h. alles Wesentliche ist schon vor Beginn der Geschichte passiert, das Geschehen wird rekonstruiert. Z.B. Heinrich von Kleist „Die Marquise von O“

Sythetische Erzählung: d.h. am Anfang ist ein wichtiges Ereignis, aus dem sich die Geschichte ergibt. Z.B. Franz Kafka „Die Verwandlung“

II. DAUER

Wie lange dauert das Geschehen?

1) Zeitdeckend: Erzählzeit = erzählte Zeit! Das ist eher selten, im Theater, bei Erzählung in längeren Dialogen. Siehe HO „Grete Minde“

2) Zeitdehnung: Erzählzeit = länger als die erzählte Zeit. Z.B. „Die Spiegelgeschichte“ von Ilse Eichinger

3) Zeitraffung: = die Beschleunigung des Erzähltempos. Z.B. Adalbert Stifter „Der Hochwald“ – siehe HO (mit Zeitsprüngen)

4) Zeitsprung: = die extreme Form der Zeitraffung – es wird ein Zeitabschnitt übersprungen. Siehe HO Tolstoi „Krieg und Frieden“

5) Pause: extreme Form von Zeitdehnung – die Erzählung geht zwar weiter, aber das Geschehen steht still. Z.B. Robert Musil „Der Mann ohne Eigenschaften“ (dazwischen sind Einschübe, Kommentare usw.)

Erzählzeit erzählte ZeitSzeneDehnungRaffung

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Page 17: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

ZeitsprungPause

III. FREQUENZ

Wie oft?

1) Singulative Erzählung: es wird ein mal erzählt, was sich ein mal ereignet hat! Das ist der Normalfall! Z.B. „Lenz“ von Büchner

2) Repetitive Erzählung: es wird wiederholt erzählt, was sich ein mal zugetragen hat! Z.B. HO – „Stilübungen“

3) Iterative Erzählung: ein mal wird erzählt, was sich wiederholt zugetragen hat! Z.B. HO – Blazac „Eugenie Grandat“

2. Modus

I. MITTELBARKEITII. PERSPEKTIVIERUNG

I. MITTELBARKEIT

F.K. Stanzel „Theorie des Erzählens“: die Mittelbarkeit ist zentrales Merkmal des Erzählens. Die Mittelbarkeit ist die Erzähldistanz; sie wird durch den Erzähler übertragen/übermittelt.

Erzählt werden können: a) Ereignisse b) Worte

b) Worte: 1) Die direkte Figurenrede ( = die wörtliche Rede): hat den Eindruck einer großen

Unmittelbarkeit, der Erzähler tritt zurück. Z.B. Fontane „Grete Minde“2) Die erzählte Figurenrede: - „ Er sprach von Krieg und Frieden usw.“ z.B. A.

Stifter „Hochwald“3) Die indirekte Rede: wird in der 3. Person und im Konjunktiv erzählt.4) Die erlebte Rede: ist eine, aus der grammatischen Bindung herausgelöste Form

der indirekten Rede. – In der 3. Person, aber OHNE „er sagte“ etc. Z.B. Thomas Mann „Die Buddenbrooks“ siehe HO. Erfinderin der erlebten Rede ist Jane Austin.

5) Der innere Monolog: = eine Art stummes, inneres Selbstgespräch. Als erster Anwender gilt E. Dujardin mit „Geschnittener Lorbeer“. Z.B. Artur Schnitzler „Lt. Gustl“, „Fräulein Else“ – HO

6) Bewusstseinstromtechnik oder stream of consciousness: = eine Art erweiteter, innerer Monolog, wo Bewusstseinswahrnehmungen dazu kommen. Von James Joyce mit „Ulisses“. Siehe HO – „B.Alexanderplatz“ von A. Döblin (Nr. 7)

II. PERSPEKTIVIERUNG

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Page 18: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Laut Stanzl gibt es 3 Prototypen:

1) Die personale Erzählsituation: = aus der Perspektive einer Romanfigur wird erzählt, es wird nicht zu den Lesern gesprochen, aber wir erfahren einen großen Eindruck der Unmittelbarkeit, von Gefühlen und Gedanken. Siehe HO Monika Wieland – (Nr. 8)

2) Die auktoriale Erzählsituation: = 1 allwissender Erzähler, der selbst außerhalb der Geschichte steht. Z.B. Homer „Ilias“ – siehe HO Wieland

3) Die Ich – Erzählsituation: = mit 1 Ich-Erzähler, der zu den anderen Figuren gehört, er weiß alles von sich und der Welt – es ist die Welt des Ich-Erzählers / die (seine) Geschichte. Z.B. HO – Monika Wieland (Nr. 9)

3. STIMME – LA VOIX von Jeannette

Ist der Überbegriff für : 1. die Stimmer meint: „Akt des Erzählens“ 2. Verhältnis des Erzählers zum Erzählten 3. Verhältnis des Erzählers zum Leser

1. Kriterien zur Bestimmung des „Aktes des Erzählens“

1.1. Zeitpunkt des Erzählens: Von wo aus wird die Geschichte erzählt? Vom Erzähler? (z.B. in der Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft)

1.2. Ebenen des Erzählens: Auf welcher Ebene wird erzählt? Es gibt Rahmen- und Binnenerzählungen. - ( ( B ) )R – Scheffl und Martinez sprechen von „extradiegetisch“ d. ist die Erzählung 1. Stufe – die Rahmenerzählung z.B. der Erzähler erinnert sich an die Kindheit. Scheffl und Martinez sprechen von „intradiegetisch“ – die Rahmenerzählung in der 2. Stufe und von „metadiegetisch“ – die Erzählung 3. Stufe = die Binnenerzählung. Z.B. Stifter: „Graniterzählung“

Altes Ich Altes Ich Erzählung des Großvaters

Erzählung des Kindes – des jungen Ich etc. metameta …..diegetisch = Die Anzahl der Verschachtelung

1.3. Mise en Abyme: bezeichnen eine Erzählsituation, bei der die Rahmen- und Binnenerzählung einander wechselseitig enthalten! Z.B. „Die Falschmünzer“ von Andre Gide / der Schriftsteller schreibt den Roman „die Falschmünzer“.

2. Verhältnis des Erzählers zum Erzählten

Ist der Erzähler in der Geschichte selbst 1 Figur?

2.1. Homo diegetischer Erzähler: er ist beteiligt2.2. Hetero diegetischer Erzähler: er ist nicht beteiligt z.B. Homers „Ilias“

3. Verhältnis des Erzählers zum Leser

Der Erzähler kann prominent, zurückgehalten sein! Der Leser kann prominent, zurückgehalten sein! Z.B. Wieland „Die Geschichte der Abteriten“. Selbstansprache ist sehr häufig. Es tritt oft eine Rede an den Leser auf.

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Erz

Page 19: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Das Erzählte (erzählte Welten) – Was?Jeder Erzähler hat eine eigene Welt!

1. Möglichkeit:Homogene vs. Heterogene Welten: Homogen heißt, dass das System von nötigem, möglichen, wahrscheinlichen einheitlich ist. In der heterogenen Welt – nicht! Z.B. F. Kafka „Die Verwandlung“ – 2 Welten: Verwandlung/bürgerliche Welt.

2. Möglichkeit:Uniregionale vs. Pluriregionale Welten: Uniregonal: die Geschichte spielt in einer Welt Pluriregional: die Geschichte spielt in verschiedenen Welten. Z.B. Erzählungen mit Binnengeschichten (Träume, Märchen)

3. Möglichkeit:Stabile vs. Instabile Welten: Stabil: das einmal Eingeführte bleibt so! Z.B. Kafka Instabil: die Welt verändert sich und der Leser muss sich anpassen! Z.B. A.Kubin „Die andere Seite“ – es beginnt realistisch und dann folgt eine fiktive Welt.

4. Möglichkeit:Mögliche vs. Unmögliche Welten: Mögliche: sie widersprechen der Logik nicht Unmögliche: sie widersprechen der Logik und den physikalischen Welten bzw. Gesetzen. Z.B. Boris Vian „Die Gischt der Tage“.

HANDLUNGSSCHEMATA

Sind strukturalistische Methoden; Erzähltexte haben eine latente Tiefenstruktur. Diese kann mit Hilfe von Analysen entschlüsselt werden, denn sie liegen zu Grunde.

RUSSISCHER FORMALISMUS – VLADIMIR PROPP

Ist der strukturelle Ethnologie-Begründer mit „Morphologie des Märchens“ von 1928.Er sagt: „Märchen und Sagen haben auffallende Ähnlichkeiten in bestimmten Kulturkreisen“ - so wurden Handlungsschemata gefunden. Es wurden 100 russische Märchen verglichen – und es wurde eine bestimmte Handlungsstruktur gefunden, die aus einzelnen narrativen Einheiten besteht! (= Funktion); insgesamt wurden 31 solcher Strukturen entdeckt, aber nicht alle kommen immer vor. – Aber ihre Abfolge ist immer gleich.z.B. Mangelsituation (das wäre eine Funktion), oder Beheben der Mangelsituation (=Funktion) oder Held verlässt das Haus etc.auch: 1. Auszug von zu Hause

2. Erfüllung einer Aufgabe in der Fremde3. Rückkehr

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Page 20: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Juri Michailovic Lotmann: er war Semiotiker (1922- 1993) und verfasste „Die Struktur literarischer Texte“. Er interessiert sich für die räumliche Abfolge = Lotmans Raumsemantik.„Lotmans Raumsemantik“ sagt aus, dass die erzählte Welt ein semantisches Feld mit 2 Untermengen ist: die Handlung entsteht, wenn ein Held die Grenze der Untermengen überschreitet (das = eigentlich undurchlässig!)

a) Teilmengen sind räumlich (topologisch) festgelegt – z.B. oben, unten, rechts, links usw.

b) Teilmengen sind semantisch festgelegt – z.B. gut, böse, natürlich, künstlich etc.c) Teilmengen sind topologisch konkretisiert – z.B. Stadt, Land, Berg, Tal, Himmel,

Hölle etc.

Texte in denen die Grenzüberschreitung

vollzogen wird.→ Texte in denen der Versuch scheitert→ Texte werden wieder rückgängig gemacht wird

Soziolinguistik (um 1960)

LABOV und WALETZKY (um 1960) Sie sind Linguisten und Soziologen und untersuchten das literarische Verhalten in Slums bei Jugendlichen. Die Ergebnisse: 1. Es gibt für ein Erzählen im Alltag 3 Kriterien:

1.1. wenn 2 aufeinander folgende Ereignisse erzählt werden1.2. die Darstellung als Abfolge einzelner Sätze ist1.3. Die Reihenfolge des Textes muss mit der Abfolge des Geschehens übereinstimmen. Z.B Felix überreichte Ingrid einen Blumenstrauß. Ingrid errötete.

Minimalstruktur ist eingebettet in 6 Phasen:

I. Abstract: = Zusammenfassung der Geschichte, die der Pointe vorausgeht.II. Orientation: enthält Infos über Ort, Zeit, Teilnehmer

III. Handlungsknoten oder complicating actionIV. Evalution: = damit eine befriedigende Erzählung ergibt (zu welchem Zweck die

Geschichte erzählt wird, egal wo oder wann!)V. Resolution oder Lösung des Handlungsknotens

VI. Resümee oder Ende der Erzählung

ROMAN

Wird am häufigsten gelesen.

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Page 21: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Geschichte des Romans: seit dem 12.Jh. in romanischen Sprachen als Romance oder Roman geschrieben, da es in der Volkssprache war. Meist waren es Liebes- und Volksgeschichten.

Abbe HUET (1670) „Abhandlung über den Ursprung der Romane“ (= eine Theorie).a.) in Prosab.) enthält eine Liebesgeschichtediese nennt man Trivialromane.

TRIVIALROMANEntsteht im 18. Jh. – eine grundlegende Änderung – es ist die Zeit der Emanzipation der Bürger. Sie suchen in der Literatur ein Forum, um über sich selbst nachdenken zu können, wie z.B. im Roman.Mitte des 18. Jh. entsteht ein anspruchsvoller Roman! Z.B. Gellert „Die Geschichte der schwedischen Gräfin von G“ (das = ein historisch interessanter Roman und der 1. anspruchsvolle Roman!)

Vom ANSPRUCHSVOLLEN ROMAN gibt es verschiedene Gattungen:

1. Briefroman: er besteht aus Briefen, er ermöglicht Ich-Analysen, er wirkt psychologisch, die Gefühlswelt wird detailliert dargestellt, es ist eine Diskussion für Moral, Normen etc. - S. RICHARDSON: „The Pamela“, „The Clarissa“ usw. ROUSSEAU; Sophie von LA ROCHE „Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ = der 1. deutsche Briefroman. J.W. von Goethe „ Die Leiden des jungen Werthers“. Der Briefroman hat eine neue Qualität, er wirkt teils bis heute! Z.B. Glattauer „der E-Mail-Roman“.

2. Bildungs- und Entwicklungsroman: Es wird das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft beschrieben. Es handelt von der Ich-Findung. Der 1. stammt von WIELAND „Die Geschichte des Agadon“, oder Goethe „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Die Art des Bildungs- und Entwicklungsromans wird im 19. Jh beherrschend. Er bedeutet eine gewisse Aussöhnung. Auch: Romane von Hesse und Thomas Mann.

Amadis de Gaule – siehe HO –Vorlage ab dem 14. Jh.,

Amadis de Gaule: - Vorlage aus dem 14. Jh., Wieland schreibt im 18. Jh. einen neuen Amadis!

– er nimmt scheinbar die Charaktere, Personen etc von Amadis auf – aber schon die zweite Zeile = Selbstironie.

- Ab: „ Allein, was werden…..“ = Selbstreflexion

Gellert: ist ein Philosoph und Dichter; er schreibt Kirchenlieder, er reguliert das Drama und den Roman.

Er greift auf den Amadis-Roman zurück – 17. Jh. – den höfisch galanten Roman. (HO)

Briefroman:- v.a. Vorbilder aus dem Englischen, moralische Probleme des Bürgertums

können hier reflektiert werden.- 1. dt. Briefroman: S. la Roche „Geschichte des Fräulein von Sternheim“- = an das weibliche Publikum gerichtet- Hat moralischen Nutzen- = ein echter Briefroman aus verschiedenen Perspektiven

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Page 22: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Bildungsroman:

- Individuum und Gesellschaft - C.F. Blanckenburg: 1774 „ Versuch über den Roman“ = erste Erzahltheorie

(er beschreibt den Roman als ernstzunehmende, seriöse Gattung)Don Quichotte v. Cervantes (1605 -1615) – gilt als Beginn des europäischen Romans. Auseinandersetzung Idealismus vs. Realismus.

- Was ist Wirklichkeit? Was ist Fiktionalität?Laurenz Sterne „Tristan Shandy“

Musil 1930 „Der Mann ohne Eigenschaften“ – 1900: Krise des Erzählens.

1670: 1. Theorie über Roman von HUET „Abhandlung über den Ursprung der Romane“ interpretiert.Planckenburg schrieb „Versuch über den Roman“1774: 1. Theorie im Deutschen, wurde als „ernste Gattung“ interpretiert.--- große Vielfalt der Formen und Gattungen lässt sich nicht auf eine Form bringen.Michael Bachtin „ Literatur-Theorie erweist sich als hilflos“.

Der Roman macht viele Wandlungen durch:z.B. in der Fiktionalität: es befindet sich fast alles – von naiver

Intenzitätsbehauptung bis zum Spiel von Wirklichkeitsebenen (fiktiv und faktisch); wurde früher als Entwicklung angesehen.

Erzählsituation: a) Autorialer (personaler) Erzähler: = eher konventiell –bisb) Moderne Montageformen (verschiedene Erzählperspektiven)

Erzählzeit: von chronlogisch, erzähltem Roman bis zu Verschachtelungen von verschiedenen Zeitstrukturen.

Personenrede: von eher direkten und indirekten Redeformen bis zu Bewusstseinstromtechnik. (viele nebeneinander, die reden)Es entstanden immer wieder neue Formen, bis heute weiter.

Philoso*ph G.Wilhelm HEGEL: er hielt Vorlesungen über die Ästhethik:a. Geschichte der Kunstformenb. Systematik der Künste und Gattungen

3 Kunstformen folgen:1. symbolische Kunstform: Altägypten, Indien2. klassische Kunstform: griechische Antike3. romantische Kunstform: Gegenwart ab 1800

Das EPOS (es gehört zur Epik) – (Versmaß – Hexameter; aber wichtig: Erzähler)Vom Epos ausgehend - in der Neuzeit im Hexameter – wichtig:

1) die gesellschaftliche Totalität einer Gesellschaft2) Individuum ist frei: es kann über seine Sittlichkeit frei entscheiden.

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Page 23: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

3) Individuum und gesellschaftliche Totalität hängen zusammen: epischer Held und Gesellschaft sind miteinander verknüpft (= lebender Zusammenhang)

4) Epischer Held ist zugleich Individuum und besonderer Typus5) Der epische Autor muss hinter dem Gegenstand verschwinden; - um 1800 sind diese

Voraussetzungen nicht mehr gegeben! –siehe HO Hegel (1)

Der Roman ist der Nachfolger für Hegel vom Epos und nennt ihn „EPOPOE“ (= die moderne bürgerliche Epopoe) und gehört zur romantischen Kunstform, in der sich das Subjekt nicht mehr mit der äußeren Welt versühnen kann.

a) +b)

Theodor Wiesengrund ADORNO:„Der Standort des Erzählers….“ – siehe HO (3) – bezieht sich auf die vorigen:Er sagt: „Der Roman WAR die spezifisch, literarische Form des bürgerlichen Zeitalters“Was macht ein moderner Erzähler in einer Zeit, in der nicht mehr erzählt werden kann? – Das ist für ihn „PARADOX!“

Paradoxie:

1. Der moderne Erzähler muss den Realismus aufgeben – Mimesis – siehe HO.2. Der moderne Erzähler muss die moderne entfremdete Gesellschaft mit den

verdinglichten Beziehungen darstellen.3. das „Reflektieren – Müssen“: = Probleme müssen im Werk kommentiert werden.

Michael BACHTIN1929: „Probleme …..“ siehe HO / 41941: „Epos und Roman“Er bezieht sich auf die Kunstform (=ästhetisch und sprachliche Konstitution des Romans).

„Roman“ war für ihn ein Offenes Genre und sei durch eine Vielzahl von Redeweisen = Polyphonie gekennzeichnet.Zitat: „Roman ist das einzige im Werden begriffene und noch nicht fertige Genre“.

Beispiele für moderne Weiterentwicklung:I. Bachmann – siehe HO (5) – große Elastizität, beginnt mit Personenaufzählung, Spiel mit Fiktionalität, Ich = I. Bachmann, es beginnt mit einer Reflexion über „heute“ (Zeit, philosophisch betrachtet) in Erzähltexten mit Selbstreflexion.

Oksana SABUSCHKO – siehe HO (6)Polyphonie der Stimmen im Hinblick auf die Themen (intim und Gender und Nationalität)Vielzahl von Sprechweisen – der Roman soll ein Vortrag sein – wird durch Selbstgespräche (mit verschiedenen Ichs) unterbrochen. Das ist ein Spiel mit Fiktionalität (Wirklichkeit), autobiografische Erlebnisse werden wiedergegeben.In der Epik gibt es noch: Novellen, Kurzgeschichten usw.

DRAMA – Dramatik

Kennzeichen: die Darstellung der Handlung durch DialogeUnmittelbarkeit

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Page 24: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Kein Erzähler, Dramen sollen aufgeführt werden – daher: Regieanweisungen

Lesedrama = eine SonderformDas klassische Drama besteht aus Akten, diese wieder aus Szenen oder Auftritten.Es besteht meist aus 5 Akten, aber auch aus 4 oder 3 Akten und Einakter (= auch eine

Sonderform)Es entsteht in der griechischen Antike, aus Chorliedern und zu Ehren des Gottes Dionysos.Ursprünglich: 1. aus Chor

2. aus 1 Schauspieler bestehend

AISCHYLOS: er führte einen zweiten Schauspieler einSOPHOKLES: er führte einen dritten Schauspieler einEURIPIDESAlle lebten im 5. Jh.

Der Chor besteht aus 12 -15 Darstellern und übernimmt verschiedene Funktionen. Er ist Gesprächspartner, Kommentator des Geschehens, das Sprachrohr für die öffentliche Meinung usw.

Die Schauspieler waren nur Männer, sie spielten mit Masken und Kothurn (= Absätze, Stelzen um größer zu wirken). Gespielt wurde in einem Freilufttheater (=Orchstra). Das griechische Theater war für die POLIS geschrieben. (=Stadt), über Probleme und Lösungen der Gesellschaft.

ARISTOTELES beschreibt die Tragödie:- Wirkung: Tragödie soll KATHARSIS (Reinigung) sein.- Von den Leidenschaften, Wie: durch Erregen von Furcht und Mitleid

(=PHOBOS + ELEOS)- Dazu braucht es: gemischte Charaktere und die 3 Einheiten (Zeit, Ort,

Handlung)

Die Tragödie hat einen bestimmten Verlauf:

1. Einleitung2. Steigerung (bis zum Höhepunkt)3. Peripetie (= der Moment der Verzögerung – die Handlung könnte sich wenden!)4. Anagnorisis (= der Weg der Erkenntnis – alles wird klar)5. Katastrophe

Zentrale Werke:

„König Ödipus“ von Aischilos„Antigone“ von Sophokles (Konflikt zwischen Menschen und Göttergesetz, ihre Brüder kämpfen gegeneinander und töten sich gegenseitig, König Kreon lässt einen Bruder feierlich bestatten, den 2. wirft er vor die Stadtmauern! Antigone bestattet ihn trotz Todesstrafe und wird zum Tod verurteilt.)

HEGELS Wahl zwischen 2 Prinzipien und beide enden katastrophal = der „Inbegriff des Tragischen“.

WH: Hegel: Roman = Nachfolger vom EposLukacs, Benjamin: hat Neuerungen stärker berücksichtigt als Lukacs.

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Page 25: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Wiesengrund Adorno: „Roman war….“ Ist vergangen! 1955 ist der Text erschienen!Bachtin: ästhetische Kunstform (sprachliche) des Romans – Polyphonie!

Die griechische Tragödie: sie ist bis heute Vorbild des Dramas.Poetik des Aristoteles = der 1. Versuch der Systematisierung der Literatur. Im Mittelpunkt der Poetik = die Tragödie; entstanden im Rahmen der Polis (Staatstadt) und hat bestimmte Funktionen:

1. Die eigene Vergangenheit wird gestaltet: „Woher kommen wir?“2. Theater = ein Forum der öffentlichen Diskussion (Probleme, Konflikte). Das Drama

steht im Zusammenhang mit der Polis: Widersprüche, die politische Ordnung und ihre Krisen – Ziel wäre die Erhaltung der Polis!

3. Theater = ein demokratisches Theater, weil es sich an das ganze Volk richtet und es artikuliert die Probleme des Volkes.

4. Chor: hat große Bedeutung – er hat verschiedene Funktionen (Kommentator, Begleiter für die Rahmenhandlung und ist Sprachrohr des Volkes), er hatte 12 -15 Mitglieder, der Chor hat 1 Chorführer – siehe HO Sophokles (1) Hier: der Chor hat hier 1 kultische Funktion und betet zu den Göttern.

HO (2): hier als Dialogpartner; = 1 Zwiegespräch zwischen Ödipus und Chor; Thesias gegen Ödipus, im Streit dazwischenHO (3): Hier ist der Chor der Moderator – er betrachtet und vermitteltHO (4): Chor als allgemeines Reflexionsmedium über das Leben (Hochmut des Ödipus, Allgemeines)HO (5): Chor rahmt die Handlung – hier den Abschluss (ist an das Publikum gerichtet) und Zusammenfassung.

Die Themen sind aus der mythischen Vorzeit. Geschichten haben Zusammenhang mit der Gegenwart (auch Probleme von heute) – bei Ödipus: Hochmut, Selbstgerechtigkeit d. Herrschers.Die Tragödie ist die Nachahmung durch das Tun, - mit Dialogen von Gut und Böse.

Poetik des Aristoteles

Um 335 v. Chr. Entstanden, beschäftigt sich mit Dichtung und verschiedenen Gattungen, sie ist unvollständig überliefert – die Komödie fehlt!3 Teile:

1. Die Dichtung allgemein2. Tragödie (= Hauptteil)3. Epos

MIMESIS: = Nachahmung, handelnde Menschen werden nachgeahmt. = wichtig weil: a. menschliches Grundbedürfnis, Lernen durch Nachahmung b. Freude und Vergnügen, weil entweder so gut oder so lebendig.

1. Mittel der Nachahmung: Dialog, Versmaß etc.2. Gegenstand d. Nachahmung: gute oder böse, glückliche od. unglückliche Menschen3. Art und Weise d. Nachahmung: entweder durch das Berichten oder durch das Tun (ohne Erzähler)

DEFINITION der TRAGÖDIE: „die Nachahmung durch das Tun, von guten und unglücklichen Menschen, Mittel sind – Dialog – in anspruchsvoller Sprache.“

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Page 26: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Zweck der Mimesis: = die Reinigung von den Leidenschaften (= Kartharsis) durch Furcht und Angst (=Phobos und Eleos).

????Prüf. Frage: Wie definiert Hegel den modernen Roman????HO PoetikHandlung ist das Wichtigste! – Wichtiger als die Charaktere! Handlung selbst hat 2 Merkmale:

1. eine Ganzheit, d.h. es darf nichts Wesentliches fehlen und 2. eine Einheit, d.h. eine Haupthandlung.- Die Wahrheit der Handlung = kein Kriterium; der Dichter teilt mit, was geschehen könnte. Siehe HO Nr. 6

Im Theater erleben sich die Polisbürger als Gesamtheit, das Gesehene wird auf die Gegenwart bezogen! Sie wird neu interpretiert –

Im 18. Jh. durch das „Bürgerliche Trauerspiel“. Der Begriff ist ein Paradoxon, weil: die Tragödie spielte im höfischen Adelsbereich. Die Bürger waren komische Figuren in Komödien → Emanzipation des Bürgertums, auch auf der Bühne → das ergibt ein neues Selbstverständnis . Das Bürgertum kann sich selbst darstellen, über sich nachdenken (Familie, Probleme etc.) – im Theater.

→Neues Theater mit bürgerlichen Figuren ( Helden und Themen) entsteht. Das Bedeutet einen Bruch mit der Ständeklausel (= Tragödie nur adelige Figuren Und in der Komödie nur bürgerliche Figuren) – siehe Aristoteles: „Edle Figuren“ – wurde als Adel verstanden.

Also kann es ein „bürgerliches Trauerspiel“ geben! Es gibt auch ein „rührendes oder weinendes Lustspiel!“ Das ist eine Komödie mit ernsteren bürgerlichen Themen.

→ Hanswurstiaden oder Haupt- und Staatsaktionen (=Komödien): das sind Stücke, in denen es im Mittelpunkt um die Hanswurst, Kasperl, Harlekin- Figur geht. Es isteine niedrige Komik mit Obszönitäten durch Wandertruppen. Es ist eine Parodie auf eine ernste Tragödie.

1. Gottsched: er versuchte dagegen aufzutreten, (1700 – 1766), Königsberg – Leipzig, Johann Christoph, Dramaturg, Vertreter der Aufklärung, er verfasste die literarischen, moralischen Wochenschriften, er war Schriftsteller und Professor für Literatur. Sein Werk „Kritische Dichtkunst“: 1. Auflage 1730, damit will er die Literatur verbessern, er will ein erzieherisch wirkendes Theater; das Theater = die weltliche Kanzel im Sinn der Aufklärung, von wo, mit der gepredigt wird. – Man braucht neue Inhalte und Stücke. Der Hanswurst wird verbannt von der Bühne – Karoline Neuber – in Deutschland gibt es kein neues Theater, daher war das französische Theater das Vorbild. Mit: RACINE

P. CORNEILLEMOLIERE (Komödie)

Gottsched schrieb sein 1. Werk nach diesen Vorbildern: „Der sterbende Cato“. Er schreibt selbst, und lässt Stücke übersetzen für das neue Theater. Jedoch folgte auf ihn ein Angriff, weil es:a. ein französisches Theater undb. ein höfisches Theaterwar, das sein Vorbild war. Es folgten Vorwürfe an Gottsched.Ein Hauptkritiker war: G. E. LESSING!

2. Lessing: ist ein bedeutender Aufklärer, Schriftsteller, Kritiker; er will auch ein modernes deutsches Theater und hat die gleichen Absichten wie Gottsched. Lessing

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Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

war Dramaturg am „hamburgischen Theater! – Aber nur wenige Jahre. Dort zeigt er Probleme und Entwicklung, fokkusiert die Anstrengungen auf die Tragödie, er benutzt den Karthasis-Begriff, jedoch gibt es bei ihm keine „Reinigung von den Leidenschaften“, sondern: die Verwandlung der Leidenschaft in TUGENDHAFTE FERTIGKEITEN! Und das sind bürgerliche Tugenden.Tugend: = die Moral der BürgerLaster: = die Unmoral des Adels / Hofadels.Er gibt auch Elios und Phobos (Furcht und Mitleid) eine neue Deutung. Diese müssen für eine längere Wirkung zusammenhängen. Er sagt: „Furcht ist das, auf uns selbst bezogene Mitleid!“ – (ich !selbst! – die Figur im bürgerlichen Trauerspiel muss dem Zuschauer ähnlich sein!!!!) D. h. IDENTIFIKATION und Illusionstheater!Siehe HO 7 – Gottsched, HO 8 – 17. Lit. Brief (= die Abrechnung von Lessing mit Gottsched); HO 9 – Neuinterpretation der Zentralbegriffe.

Beispiele für das „Bürgerliche Trauerspiel“:

Lessing: „ Emilia Galotti“Schiller: „Kabale und Liebe“

Bürgerliches Trauerspiel – im 18. Jh.Es ist eng an die Emanzipation des Bürgertums geknüpft mit Themen der Bürgerschicht. Es ist eine Reaktion auf das Theater – wo: die Bürger sind lächerlich in Staatsaktionen mit Hanswurst.Gottsched: er will das bürgerliche Theater und orientiert sich am französisch klassischen Theater aus dem 17. Jh, mit Ständeklausel, den 3 Einheiten und dem Hoftheater.

Lessing: er kritisiert Gottsched wegen seiner französischen Orientierung und sagt: „Man müsse direkt auf Aristoteles zurückgehen. Für ihn ist Shakespeare das Vorbild für das neue bürgerliche Theater und er definiert die aristotelischen Begriffe neu:

Karthasis: es geht um die Verwandlung der Leidenschaften in bürgerl. Fertigkeiten.Furcht und Mitleid: werden zu: „Die Furcht ist das auf uns selbst bezogene Mitleid“.

- Ich fürchte das Selbe zu erleiden, wie die Figur auf der Bühne!!- Z.B. „ Emilia Galotti“, „Kabale und Liebe“

Bis ins 20. Jh. ist das bürgerliche Trauerspiel wichtig.

EMILIA GALOTTI:

Emilia – Odoardo (Vater)Graf Appiani (Verlobter)

Gonzaga (Fürst) – Marinelli (Diener, Gehilfe)

Vorlage: = das Virginia-Motiv – Tötung um vor Nachstellungen zu retten! Siehe HO!Moral: = die Gesellschaft – schlechter Adel : guter Bürger

Das Werk hat eine wichtige soziale, moralische und theater-dramturgische Bedeutung; es will erziehen, = eine Neudefinition der aristotelischen Begriffe und die Einführung des ILLUSIONSTHEATERS. (= das Miterleben der Figuren), das im 19. Jh. bestimmend ist. Ab dem 20. Jh: das epische Theater.

- DAS EPISCHE THEATER

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Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

= die wichtigste Erneuerung des 20. Jh.Ziel: es will das Theater episieren (durch 1 Erzähler). Das Erzählen wird zum Prinzip.Vertreter: B. Brecht und Erwin Piscator (= der Begründer)Absichten und Ziele des epischen Theaters

- für den Zuschauer : er soll aktiv werden er soll zu politischen Entscheidungen geführt werden er soll das Geschehen distanziert betrachten er soll sich nicht mit den Figuren identifizieren.

- für den Schaupieler : er soll seine Rolle nicht spielen (nicht identifizieren) er soll eine Distanz zur Rolle aufbauen er soll die Rolle und sein Spiel bewerten

- für das Theater: verstärkter Einbau von erzählenden Elementen politisches Engagement neues Mittel: V – EFFEKT (= Verfremdungseffekt)- das heißt: die Dinge und Personen werden aus ihrem Kontext herausgerissen und sie werden „neu“ gesehen – wie beim 1. Mal – das kann eine neue Sprache sein, durch das Heraustreten aus der Rolle etc.

Das epische Theater ist nicht gleich wie ein aristotelisches Theater!

Aristotelisches Theater Episches TheaterDas Erleben Das NachdenkenDer Mensch ist bekannt Der Mensch ist unbekannt- Neu zu

analysieren, studieren und veränderlich1 Szene folgt auf die andere im Sinne einer Spannung

Jede Szene steht für sich für 1 Interesse für die Entwicklung

Es werden Gefühle erweckt Es geht um Reflexionen und EntscheidungenDie Suggestion dominiert Argumente dominieren

Das epische Theater ist das Gegenteil zu Lessings Illusionstheater!

Brecht und Piscator: sie sind Kommunisten, sie wollen im Sinn des Klassenkampfs tätig sein, sie wollen die Befreiung für die proletarische Rasse und den Sieg über den Kapitalismus.

Piscator spricht von „Proletarischem Theater“ - = kollektives Theater. Er schrieb Stücke um auf aktuelle Ereignisse Bezug zu nehmen (z.B. über die Eröffnung des Parteitags). Er spricht von Lehrwert! (= das Theater muss eine politische Funktion haben, die Zuschauer sollen politisch lernen), und er erweitert die Theatertechnik – Projektionen, Laufbänder, neue Spielorte usw.

Brecht: schreibt Texte über das epische Theater, er wendet sich vom „Einfühlungstheater“ ab –(= aristotelisches Theater), trotzdem: er nimmt Vokabeln von Aristoteles z.B. Karthasis etc. und definiert sie neu.

- Furcht wird zur Wissensbegierde/Neugier. - Mitleid wird zur Hilfsbereitschaft

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Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

- Reinigung von den Leidenschaften wird die Aktivierung der Erkenntnisfähigkeit.

ALTERNATIVE THEATERFORMEN

Sind Theater, die sich nicht an Aristoteles orientieren – z.B. avandgardistische Theater, Wiener Volkstheater, das arme Theater etc. – Sie haben Merkmale eines OFFENEN THEATERS.!

GESCHLOSSENES THEATER: hat1) Eine eindeutige Haupthandlung2) Die Reduktion auf eine knappe Raum-, Zeit- und Geschehensspanne3) Wenige Personen4) Eine einheitliche Sprache5) Einen geordneten Aufbau6) Eine klare Trennung von Bühne und Publikum7) Einen Spielcharakter – es ist klar, dass das Geschehen ein Spiel ist.8) Intellektuelle Ansprüche werden befriedigt.

OFFENES THEATER: hat all das nicht!1) Mehrere Handlungsstränge nebeneinander (sie müssen nicht verknüpft sein)2) Keine Einheit von Ort und Zeit3) Diffuses Personal (=gemischt)4) Verschiedene Sprachebenen und Sprachen5) Kein strikter Aufbau – dieser ist flexibel, variabel6) Publikum wird einbezogen, es gibt keine klare Trennung7) Die Illusion wird durchbrochen – z.B. Augusto BOAL: Schauspieler spielen in der

Straßenbahn.8) Derber Humor, Obszönitäten etc. spielen eine Rolle

Sie verstehen sich als GEGENTHEATER – zum etablierten Theater, sie haben weniger Renomee und durchbrechen Theaterkonventionen.

z.B. Gattungen und Stile werden vermischt (tragisch + skurril) verschiedene Techniken: Akrobatik, Singen, Songs etc. werden integriert verzichten auf konkrete Textvorlagen – es wird improvisiert arbeiten auch mit Laien

Beispiele:

A) „Comedia dell`arte“: = ein IMPROVISATIONSTHEATER der italienischen Wanderbühnen auf Jahrmärkten – ein Stegreiftheater, dabei wurde auf das Publikum reagiert.

B) „Das Wiener Volkstheater“: = das Gegentheater zum Hoftheater. Es vermischt verschiedene Stile unter Einbeziehung des Publikums, mit Musik und derben Späßen.A. BOAL – „Theater der Unterdrückten“: dabei wurde auf konkrete Probleme in Dörfern eingegangen – es wurde auch „Unsichtbares Theater“ genannt.

Zusammenfassung:

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Page 30: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

Theater und Politik

B.Brecht und Erwin Piscator: Ideen des Kommunismus; Akteure: Schauspieler und Zuseher,- politische Aktivierung und SensibilisierungBrecht nennt es „Nicht – aristotelisches Theater“Furcht = NeugierAngst = HilfsbereitschaftAlternative Theater = Gegentheater: diese tendieren zu offenen Formen, Vermischung von Gattungen.

A) Drama als szenisch theatralischer TextWir: Textanalyse /= keine Dramaturgie

1.) Unterscheidung? Gibt es gattungsspezifische Merkmale?2.) Qualitätsübereinstimmungen: beide sind mimetisch und fiktional (= erfunden)

Ein Unterschied: dramatische Texte haben keinen Erzähler, die Handlung wird unmittelbar durch Dialoge dargestellt!Einwand 1: es gibt dialogische Texte, die nicht für die Bühne geschrieben sind.Einwand 2: es gibt Bühnentexte ohne Dialoge z.B.

Monodramen (= 1 Personenstück mit Monologen)Pantomime: z.B. Samuel Paket- die Handlung, das Spiel ist das wichtigste im Drama – es wird gespielt.

Handlungsmerkmale: 1. die Handlung ist begrenzt2. die Handlung ist meist dialogisch3. die Handlung ist durch einen Konflikt geprägt

Konflikt: = eine Kampfsituation zwischen Partnern mit unterschiedlichem Interesse. Ursachen

Können innere (= Liebeskonflikt) und äußere (= gesellschaftliche) Konflikte sein.Nach der Art und Weise, wie sich der Konflikt entwickelt, gibt es:

- Zieldrama - Analytisches Drama

Zieldrama: der Konflikt geht auf ein Ziel zuAnalytisches Drama: das entscheidende Ereignis ist schon vor Beginn des Stücks passiert und im Verlauf wird es aufgeklärt. Z.B. König Ödipus von Sophokles, „Der

zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist (Der Richter = Täter undUntersuchender)

Gerichtsverhandlung: ist beliebt bis in die Moderne, weil es auch dokumentarische Texte Erlaubt. Es zeigt verschiedene Perspektiven auf. Es geht dabei, wie sich Vergangenes auf die Gegenwart auswirkt.

Siehe HO Max Frisch „Andorra“ - = chronologische Handlung mit dazwischen Gerichtsszenen mit eigenen Sichtweisen.Poetik von Aristoteles (mit Gerichtsverhandlung) orientiert sich an Ödipus, er kann damit die Peripetie (= Handlung schlägt ins Gegenteil um) und Anagnorisis (= Wiedererkennen – von Unkenntnis zu Kenntnis) zeigen, im Idealfall fallen diese beiden zusammen.Beispiel: - beide Momente fallen zusammen in - „Iphigenie auf Tauris“ – HO Nr. 3

Gustav Freytag: Schriftsteller des 19. Jh., Literaturkritiker, „Soll und Haben“ heißt sein realistischer Roman. Ziatat vom Nagel: „Der Nagel, der zu Beginn des Stücks eingeschlagen wird, von dem muss man am Ende den Mantel aufhängen!)

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Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

„Technik des Dramas“ (1863): Dramenmodell aus 5 Teilen – Einleitung, Steigerung etc. –Vereinfacht: 3 Akte – Beginn des Kampfes – Höhepunkt und Katastrophe; das Modell ist nur auf klassische Dramen anzuwenden.

Handlungsgliederung

In Akte oder Aufzüge eingeteilt, das geht auf Horaz – „die Ars Poetika“ zurück. 5 – aktige Tragödie = die Norm. 3 – Akter in portugiesischer, spanischer und italienischer Dramenliteratur im 19. Jh. – 4-Akter, 1-Akter am Ende des 19. Jh.

Krise des Dramas: man glaubt nicht mehr an eine eindeutige dramatische Handlung; Keine eindeutigen Charaktere, 5 Akte lösen sich in Beschreibung von Situationen (= Impressionen) auf, das lässt sich im 1-Akter besser umsetzen. Z.B. HO Hugo von Hofmannsthal – (beginnt mit ausführlicher

Beschreibung des Interieurs) -= Stimmungsmalerei, kein Konflikt!

Szenen der Auftritte: Einteilung ist an die Guckkastenbühne gekoppelt (mit Vorhang/Aufzug),den gibt es bei Shakespeare nicht, sondern eine Unterteilung in Szenen.

Bühnenformen

1. Orchestrabühne: in der griechischen Antike

Orchestra -1Sitzplätze -2Parados = Abschirmung für Schauspieler – 3Parados = Auftrittswege – 4Skene = Ankleide – 5Proszenium = 1 Auftrittsfläche – 6

2. Shakespearebühne: im 16./17. Jh - = Globetheater

Hinterbühne (um Innenräume anzudeuten) – 1Darüber: Oberbühne (in d. Gallerie eingebaut od. Balkon),von 3 Seiten einsehbar – 2Vorderbühne = Hauptspielort – 3Zuschauer – 4Hof – 5

Damit sind mehrstängige Handlungen möglich und auch ein schneller Wechsel zwischen kurzen Szenen (= Schnellszenenwechsel). Dialoge zeigen den Zuschauern, wo sie sich befinden = Wortkulisse – keine normale Kulisse! –

3. Guckkastenbühne:

Imaginäre Wand (Vorhang) = 4. Wand

- diese Bühne: wie heute in geschlossenen Räumen,

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Page 32: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

- soll dem Zuschauer die Illusion vermitteln er sei zufälliger Zeuge an einem realen Geschehen

- ist wichtig im naturalistischen Drama (Ibsen, Stingberg etc.) z.B. im lebensechten Wohnzimmer wird wirklich gespielt, und der Zuschauer schaut von außen zu.

- Ende 18. Jh.: die 4. Wand wird durchbrochen, Illusion wird reduziert- Vorhang: zeigt das Ende + den Beginn des Stücks

zeigt das Ende + den Beginn des Aufzugs

Brechtgardine: = der Vorhang, der nur halbhoch ist – (er zeigt die Umbauten zwischen den Akten halb und zerstört so die Illusion.)

Die 3 Einheiten:

Handlung – Raum – Zeit; es basiert auf Aristoteles (seine Forderung nach einer einzigen Handlung), hängt mit der Entwicklung zur Guckkastenbühne zusammen, im griechischen Theater: Einheit des Ortes ist durch Orchestra gegeben.In der Neuzeit: Ableitung der Theorie der 3 Einheiten von Julius Caesar SCALIGER, L. CASTELVETRO (beide sind Gelehrte des 16. Jh.), sie sind Theoretiker; der Höhepunkt der 3 Einheiten ist im französischen (Corneille!) – Wahrscheinlichkeit – siehe HO 5 (10.6.)Im 18. Jh.: Lessing und Herder lehnen sie ab!

- innere Einheit = wichtig – nicht die formalen Einheiten- offene und geschlossene Dramenform und 3 Einheiten

Sonderform des modernen Dramas

= ohne die 3 Einheiten, einzelne vertauschbare Stationen, Szenen liegen räumlich und zeitlich weit auseinander. Von „Morgens bis Mitternachts“ von G. Kayser (Expressionismus).

Handlungsabfolge

1. dramatische Sukzession: zeitlicher Ablauf (z.B. der Tagesverlauf)2. Vorgriffe: direkte Ankündigungen oder indirekte Andeutungen – z.B. Intrige wird

angekündigt, Prolog, ein Beiseitesprechen, Träume, Stimmungen, Ge- räusche oder Bühnenbild3. Rückgriffe: a) Vorgeschichte wird nachgeholt;

Exposition (Einleitung): sie eröffnet die Handlung, führt die Figuren ein und erzählt die Vorgeschichte.

3 Arten:I. Handlungsexterne Exposition: = z.B. separater PrologII. Handlungsinterne Exposition: in Form 1 Dialogs – z.B. „CID“ von

CorneilleIII. Handlungsinterne Exposition: in Form 1 Monologs – z.B.

„Iphigenie“ von Goethe

b) Dramenhandlung, die während des Stückes nicht auf der Bühne passiert, wird nachgetragen. Das ist eine verdeckte Handlung: sie wird meistens durch Briefe, Telefonate oder Botenberichte eingebracht.Das ist eine verdeckte Handlung, die zeitgleich passiert: sie wird durch Mauerschau oder Teichoskopie vermittelt. (= der Beobachter ist auf 1

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Page 33: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

erhöhtem Standort z.B. Leiter, Mauer etc. und berichtet z.B. einen Kampf zeitgleich)

Zugang durch Konzentration auf den Text: Im 18. Jh.: Theater wird inhaltlich verstanden – nicht wie es präsentiert wird!

Gustav Gründgens: Schauspieler im 20. Jh. (Mephisto) und Regisseur. Er sagt: „ Ein Werk ist so zu interpretieren auf der Bühne, wie es

vom Dichter gemeint ist!“

Zugänge zu den Vorgängen auf den Bühne: - die Rückbesinnung ist auf die Comedia dell`arte zurückzuführen und auf

die Kritik an Logozentrismus (von z.B. Lyotard und Derrida (sind franz. Philosophen)- d.h. auf Logos/Vernunft)) zu sehr konzentriert – weil: die Konzentration auf Logos ist verbunden mit 2 Begriffspaaren z.B. Geist – Natur; mit Geist ist Logos verbunden, daher besser und das Gegenpaar ist weniger wert.

- Es wären wichtiger: die sinnlichen und körperlichen Erfahrungen, auch andere Kulturen sollen berücksichtigt werden.

Formexperimente:- werden immer wichtiger, die Einhaltung der Regeln wird desabuiert (des

klass. Theaters)- 4 Beispiele:

1. das absurde Theater: S.Becket und E. Ionesco2. Multi – Kulti Theater3. das rituelle Theater4. Orgien – Mysterienspiel

Das absurde Theater

In den 50 iger Jahren in Frankreich, war gegen die Existenzphilosophie; es geht von einer Absurdität der Welt aus; es ist kein vorgegebener Sinn, der Mensch ist orientierungs- und heimatlos.z.B. „Warten auf Godot“, „Endspiel“ von S. Becket „Die Nashörner“, Die kahle Sängerin“ von E. Ionesco

- es gibt keine 3 Einheiten, nur unlogische Szenarien, sonnlose Dialoge, absurde Handlung;

- Zweifel an vernünftigen Denksystemen. Tragik und Komik (keine Gattungsgrenzen) werden vermischt und verwischt.

- Das Publikum reagierte anfangs mit Ablehnung- Siehe HO Warten auf Godot (Ritual des Sinnlosen, Selbstmordgedanken)

Multi – Kulti – Theater:

Arianne MNOUCHKINE: sie gründet „Theatre du Soleil“ = ein Theaterkollektiv aus 35 internationalen Berufs- und Amateurspielern, alle bekommen die gleiche Gage und die Mitglieder sind die Eigentümer des Theaters, es wurden viele verschiedene Kulturen integriert.

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Page 34: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

P. BROOK (1950 geb.) 1970: gründet er ein Theater mit verschiedenen Kulturen der Schauspieler, beschäftigt sich dabei mit der indischen Mythologie, es soll neue Themen und Stoffe in die europäischen Theater einbringen und neue Ausdrucksmittel.

Das rituelle Theater:

JERZY GROTOWSKI: stammt aus Polen, hat in Opole 1959 ein THEATERLABORATORIUM gegründet. Er nennt es auch ein „ARMES THEATER“. (= für die Befreiung von allem Überfluss des konventionellen Theaters z.B. Bühnenbild, Bühnentechnik, Vorhänge, Kostüme usw.

Im Mittelpunkt ist der Schauspieler und die Arbeit mit ihm – „er soll seine Maske ablegen und dem Publikum nackt gegenübertreten“. – Der Schauspieler soll keine Rolle spielen, nur sich selbst. Der Schauspieler soll nur für sich selbst etwas ausführen nicht für ein Publikum. Das kann erreicht werden durch rituelle Trance (Trancetechnik). Der Schauspieler will nicht etwas tun, sondern er lässt etwas mit sich geschehen.

- ZIEL: elementare existenzielle menschliche Situationen kreieren – der Mensch soll sich erfahren (der Schauspieler und das Publikum). Es ist ein Versuch den Schauspieler in Trance zu versetzen. Siehe HO

Orgien – Mysterienspiel

Von H. NITSCH: 1938 in Wien geboren, Aktionist = Künstler, 2005 erhielt er die Ehrenmedaille der Stadt Wien – er war in den 60iger Jahren im Gefängnis! Nitsch ist Komponist, Musiker, Schriftsteller, hat 1971 Schloss Prinzendorf in NÖ gekauft – SECHSTAGESPIEL im Jahr 1998 – das ist ein Gesamtkunstwerk mit Lärmorchester, Schreichören und Malerei.Das Leben ist für ihn eine „Passion“, die Kunst ist verdichtetes Leben, daher der Inbegriff der Passion. Er ist von Mystik, von de Sade, Nitsche und Freud beeinflusst.

- Der Zuschauer soll Ekel und Abscheu empfinden und dadurch soll eine Karthasis erreicht werden. Er verwendet echtes Blut, echte Kadaver, Gedärme. Er macht Anspielungen an Religion (z.B. das letzte Abendmahl, die unbefleckte Empfängnis etc.).

- Er wird von 2 Seiten angegriffen, - der Zuschauer soll zum Nachdenken gebracht werden und alles Körperliche soll ausgedrückt werden. Siehe HO.

LESEDRAMA:= Grenzfall oder Endpunkt des Dramas. Warum wählt ein Autor diese Gattung ohne Aufführung?

- Klopstock: 1757 „Der Tod des Adam“. Vorbericht, warum? – „Der Charakter des Textes würde der Tragödie entsprechen, aber nicht die Form!“

- Schiller: „Räuber“ – ist eine dramatische Geschichte, die nicht auf einem Theater aufgebührt werden müsse! – Ist zu sehr von den aristotelischen Regeln bestimmt und alles was dem nicht entspricht = Lesedrama.

Kriterien für ein Lesedrama:1. reines Ideendrama2. Zeitdauer ist zu lang

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Page 35: Zusammenfassung-Textanalyse

Literaturwissenschaftliche Textanalyse VO –

3. Anzahl der Personen ist zu groß4. zu viele Schauplatzwechsel5. zu wenig Handlung6. zu große Anforderung an die Bühnentechnik

- seit der Antike z.B. Seneca- im Sturm & Drang- romantishce Dramen, wenn zu lyrisch- KARL KRAUS: „Die letzten Tage der Menschheit“ = das BERÜHMTESTE

LESEDRAMA.

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