44
Wie sich Mensch und Tier bewegen Projekt im Kinderhaus Murkel September 2005 bis Februar 2006 Das Projektteam: Marcel Welsch, Daniela Smidt, Sonnhild Geissler, Johannes Pöltl, Nicole Werner, Jale Bandak, Steffi Bismark, Maite Mezcua-Araiz, Edith Skarnek und Tamara Hein 1

Wie sich Mensch und Tier bewegen - feldenkrais-welsch.de · Die Feldenkrais-Methode Die Feldenkrais-Methode ist benannt nach dem israelischen Physiker Dr. Moshe Feldenkrais (1904-1984)

  • Upload
    others

  • View
    11

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Wie sich Mensch und Tier bewegen

Projekt im Kinderhaus Murkel

September 2005bis

Februar 2006

Das Projektteam:Marcel Welsch, Daniela Smidt, Sonnhild Geissler,Johannes Pöltl, Nicole Werner, Jale Bandak, SteffiBismark, Maite Mezcua-Araiz, Edith Skarnek undTamara Hein

1

2

Wie sich Mensch und Tier bewegen

Inhalt

Vorwort 4

Projektvorstellung 5

Die Feldenkrais-Methode 7

Lernen und Bewegung 9

Bewusstheit und reife Persönlichkeit 11

Die motorische Entwicklung des Menschen 13

Die Evolution der Fortbewegung 15

Entwicklungsreiz Bewegung 17

Projektarbeit als pädagogisches Konzept 19

Die Fortbewegungsarten 21

Die Projektgruppen 24

Einblick in die Praxis 25

Naturbeobachtung/Tiere 25

Ausflüge 27

Gestalterisches Arbeiten 30

Aktionstage 31

Beispiele aus der Praxis 34

Dokumentation und Auswertung 39

Elternabend 41

Jahrestagung des Feldenkrais-Verbands Deutschland e. V 43

3

Wie sich Mensch und Tier bewegen

Vorwort

Die folgenden Seiten dokumentieren einen Teil der Arbeit mit den Kindern, die nun imSommer 2006 in die Schule gehen werden. Das letzte Jahr im Kinderhaus ist immer von einerbesonderen Bedeutung. Die Kinder sind nun die "Großen", sie nutzen die neu gewonnenFreiräume, auf der anderen Seite wird ihnen aber auch mehr abverlangt, z. B.Selbstständigkeit oder Verantwortung.Am Ende dieses Jahres steht der große Schritt in Richtung Schule, d. h. Abschied nehmen ausdem Kinderhaus. Für alle Beteiligten stellt sich die Frage: "Sind die Kinder ausreichend aufdiesen Schritt vorbereitet? Sind sie selbstbewusst genug sich in der neuen Umgebungdurchzusetzen?"Dieses Projekt sollte einen Baustein dazu beitragen, damit die Vorraussetzungen für einengelungen Schulstart gegeben sind.

Zu Beginn möchte ich aber noch ein paar ganz persönliche Anmerkungen zu diesem Projektmachen.

Meine eigene Erfahrung mit der "Institution Schule" wurde geprägt durch die Beschäftigungmit alltagsfernen Unterrichtsinhalten, die meist auch die Lehrenden überhaupt nichtinteressierte und das stumpfe Aufnehmen und Reproduzieren von "Wissen".Während meines Studiums zum Diplom-Sportlehrer lernte ich dann die Feldenkrais-Methodeund damit eine ganz andere Form des Lernens wieder kennen, die angelehnt ist an daskindliche, spielerische Lernen. Nicht Nachmachen, Nachsprechen oder Nachdenken warengefragt, sondern eigene Erfahrungen, Entdeckungen und Erlebnisse.

Seit Januar 2002 arbeite ich als Bewegungstherapeut im Kinderhaus Murkel und habe fastzeitgleich mit der Ausbildung zum Feldenkrais-Lehrer begonnen. Nachdem ich im Sommer2005 diese Ausbildung abgeschlossen habe, wollte ich natürlich das Gelernte an die Kinder,aber auch an die Kolleginnen weitergeben. Deshalb habe ich vorgeschlagen dieses Projektdurchzuführen und dann zusammen mit einigen Kolleginnen den Aufbau und Ablauf desProjekts geplant. Uns war dabei besonders wichtig, den Wert des spielerischen,selbstentdeckenden Lernens herauszustellen und zu zeigen, dass Lernen ein interessanterProzess sein kann, wenn sich alle Beteiligten als Lernende begreifen, sie sozusagenvoneinander und miteinander lernen.

Ich habe während dieses Projekts viele Dinge neu entdeckt, einiges dazugelernt und warimmer wieder erstaunt über die vielen kreativen Ideen und Anregungen der Kolleginnen undder Kinder, die sehr intensiv und bewegt mit den Fortbewegungsarten umgegangen sind.

Ich hoffe, dass die vorliegende Dokumentation eine schöne Erinnerung an die Zeit im und mitdem Kinderhaus ist, dass sie aber auch dazu beiträgt Neugierig zu bleiben und Lernen als einGeschenk und nicht als Zwang zu begreifen.

Marcel Welsch

4

Wie sich Mensch und Tier bewegenProjektvorstellung

Von Mitte September bis Ende Februar fand imKinderhaus Murkel ein Projekt unter dem Titel: "Wie sichMensch und Tier bewegen" statt. Inhalt und Idee desProjekts waren an die motorische Entwicklung desMenschen und an die Evolution der Fortbewegungsartenangelehnt.

Bewegung ist der wichtigste Entwicklungsreiz für denkindlichen Organismus, sie fördert die Ausreifung derStrukturen des zentralen Nervensystems. Rollen, Kriechen,Krabbeln, Springen, Hüpfen, Schwimmen, „Fliegen“ undGehen sind somit nicht mehr nur Arten der Fortbewegung,sondern Grundlagen für eine ganzheitliche Entwicklung derLernfähigkeit. In vielfältigen, kreativen Ausein-andersetzungen mit Musik, Natur und Technik boten sieAnsätze zum Beobachten, Ausprobieren, Entdecken undLernen.

Die Kinder des Kinderhauses haben bereits Erfahrung mitProjektarbeit, da sie schon in anderen Zusammenhängenmit dieser Form der Bearbeitung eines Themas Kontakthatten. Diesmal handelte es sich um ein Projekt, dass imRahmen des letzten Kindergartenjahres auch dieZusammenarbeit in einer Gruppe Gleichaltriger entwickelnund somit auf die Schule vorbereiten sollte.

Grundlage des Projekts warenBewegungsstunden nach der Feldenkrais-Methode, in denen sich die Kinder mit denFortbewegungsarten auseinandersetzten.Hierbei sollten Selbsterfahrung undBewusstheit im Vordergrund stehen. Danachwurden die Themen in den Projektgruppenweiter bearbeitet. Die Fortbewegungsartenwurden genauer untersucht, es wurden Tierebenannt, beobachtet und imitiert, die sich aufdie jeweilige Art bewegen.

In den Gruppen machten dann die Kindervielfältige Erfahrungen mit den Bewegungen.Sie haben Ausflüge z. B. in Zoos undTiergärten unternommen. Sie setzten sich

gestalterisch mit den Bewegungsthemen auseinander, indem sie malten, bastelten oderBewegung in Musik und Rhythmus umsetzten

5

Jeweils zum Ende eines jeden Bewegungsthemas wurden dieErgebnisse allen Kindern, Mitarbeitern und Eltern im Kinderhauszugänglich gemacht. Ein Aktionstag schloss das Thema ab unddokumentierte die Arbeit in den Gruppen.

Bestandteil des Projekts ist außerdem eine umfangreicheDokumentation und Auswertung. Alle Bewegungsstundenwurden per Video aufgezeichnet, in den Projektstunden wurdenviele Fotos gemacht und alle Stunden wurden schriftlich ausgewertet. Die Ergebnisse desProjekts sind Anfang März den Eltern an einem Elternabend vorgestellt worden. Das Projekt

ist dann Mitte März auf der Jahrestagung derFeldenkrais-Gilde Deutschland e. V. inStuttgart präsentiert und einer größerenÖffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

Zu den fett angegebenen Themen sindweitere Informationen auf den folgendenSeiten zu finden.

6

Wie sich Mensch und Tier bewegen Die Feldenkrais-Methode

Die Feldenkrais-Methode ist benannt nach dem israelischenPhysiker Dr. Moshe Feldenkrais (1904-1984). Eruntersuchte, nachdem er sich zwei schwere Knieverletzungenzugezogen hatte, die Zusammenhänge zwischen Bewegung,Wahrnehmung, Denken und Fühlen und entwickelte darausseine Methode, die auf der natürlichen Lernfähigkeit desmenschlichen Nervensystems basiert.

Grundlage der Feldenkrais-Arbeit ist ein tiefes Verständnis fürden menschlichen Lernprozess. Sie unterscheidet zwischenzwei grundsätzlich verschiedenen Arten des Lernens: demschulischen oder akademischen Lernen und dem organischenoder selbstentdeckenden Lernen. Organisches Lernen wirdsichtbar, wenn wir Kinder beobachten, wie sie Schritt fürSchritt ihre Möglichkeiten und Grenzen ausloten und die Weltkennen lernen. Ausgestattet mit einem enormen Lernpotentialentdecken kleine Kinder die verschiedenen Arten der Fortbewegung, sie rutschen, robben,

kriechen und krabbeln, ohne dass esihnen irgendjemand vormacht. Sie sindMeister ihres eigenen Lernprozesses undschöpfen ihre Motivation aus der tiefenBefriedigung, die sie beim Entdeckeneigener Lösungen empfinden.

Die Entwicklung vom abhängigen Baby zum selbständigen Erwachsenen ist ein Lernprozess, indem Berührung und Bewegung von entscheidender Bedeutung sind, diese Aspekte bilden denKern der Feldenkrais-Methode. Die sinnliche Erfahrung der Bewegung, das Lernen am eigenenLeib, steht im Zentrum der Feldenkrais-Praxis. Die Vorgehensweise der Feldenkrais-Methodenutzt unter anderem grundlegende Aspekteder kindlichen Bewegungsentwicklung.Deshalb können Kinder aller Altersgruppenausgezeichnet durch sie gefördert werden.Das Ziel ist ein besseres Zusammenspielzwischen Körperwahrnehmung, Bewegung,Emotion, Denken und Handeln.

7

Für den oben beschriebenen Lernprozess stehen inder Feldenkrais-Methode zwei Wege zurVerfügung:

Bewusstheit durch Bewegung bezeichnet dieGruppenmethode. Dabei wird Bewegung auf leichte undspielerische Weise mit verschiedenen, ungewohntenVariationen erforscht. Das gibt dem Nervensystem dieGelegenheit, feine Unterschiede wahrzunehmen und imErspüren Alternativen zu erkennen. Das heißt, es werdennicht 'richtige' Bewegungen nachgeahmt, sondern dasNervensystem wird herausgefordert, Lösungen fürnatürlichere, freiere Bewegungen zu finden.

Funktionale Integration bezeichnet dieEinzelarbeit. Sie basiert auf den gleichenneurophysiologischen Zusammenhängen wie dieGruppenarbeit, ist jedoch individuell auf diespeziellen Bedürfnisse des Lernenden ausgerichtet.

Weitere Informationen zur Feldenkrais-Methodefinden Sie unter:

www.feldenkrais.de und www.feldenkrais-welsch.de(Feldenkrais-Gilde Deutschland e. V.) (Marcel Welsch - Feldenkrais)

8

Wie sich Mensch und Tier bewegen Lernen und Bewegung

Was den Menschen so fundamental von allenanderen Lebewesen unterscheidet ist dasGehirn, oder vielmehr die gesamteSteuerung von Haltung und Handlung. DieFähigkeiten und Fertigkeiten des Menschenentwickeln sich erst im Zusammenhang mitErfahrungen, die er in seiner Umweltsammelt. Nur wenige Funktionen sindbereits angeboren. Die Herrschaft über dieSkelettmuskulatur ist beim Neugeborenenfast gar nicht vorhanden. Es bestehen nochkeine festen Verbindungen zwischen demmotorischen Kortex im Gehirn und demRückenmark, die willkürliche Bewegungenermöglichen würden. Diese werden erstdurch die Verarbeitung vonSinnesempfindungen entwickelt.

Es sind nicht so sehr die äußeren Merkmale,wie der Gebrauch der Hände oder deraufrechte Gang, die den Menschen vom Tierunterscheiden. Viele Tiere haben ähnlicheund in manchen Bereichen sogar speziellereFähigkeiten als Menschen. Einzigartig ist derMensch allein durch seine große Vielfaltunterschiedlichster Leistungen auf allenmöglichen Gebieten. Lernen stellt also für das menschliche Gehirn eine ganz normale Aktivitätdar. Die Erfahrungen, die ein Mensch während seines Lebens macht, haben für ihn viel größereKonsequenzen als für das Tier, weil sie zur individuellen Ausbildung von Nervenverbindungenführen, die die persönlichen Verhaltensmuster bestimmen.

Im Prozess der Entwicklung willkürlicher Bewegungentwickeln sich eine ganze Reihe von Gefühlen. In dieserZeit entsteht der Reiz zu erkennen, die Neugier, dieGrundlage jedes Lernens. Ohne Gefühl gibt es keineMotivation und keinen Willen. Gemeinsam mit derEntwicklung der Sinne beginnt auch das Lernen, z. B. durchErfahrungen mit Wärme, Kälte, Farben, Stimmen, Lichtusw. Diesen Lernprozess bezeichnet man als organischesLernen oder selbstentdeckendes Lernen, als „Lernen ohneLehrer“. Das Denken entwickelt sich mit der Entwicklungdes Gehirns und beeinflusst die Sinne, die Gefühle und dieBewegung und wird andererseits von ihnen beeinflusst.

9

In der Feldenkrais-Methode arbeitet derLehrer vor allem mit dieser Neugier undder Absicht des Schülers, sich selbst zuverbessern, indem er ihm eineUnterrichtsstunde bietet, die demSchüler hilft, diese Absicht zu erkennen.Es werden für die verschiedenenBewegungsaufgaben keine Lösungenvorgegeben, vielmehr entwickelt sichaus der Kreativität und Vielfalt derindividuellen Lösungen allein an demMaßstab des eigenen Empfindens eineverbesserte Selbstorganisation. Es wirdnun häufig angenommen, dass derSchüler in Feldenkrais-Lektionen allesmachen kann, was er will. Das ist nichtder Fall. Es gibt zwar keine richtigeLösung, aber es gibt ein klares Ziel: nämlich die Bewegungsmuster zu entdecken, die effektivund befriedigend sind. Dafür muss der Schüler lernen, sich nach den biomechanischenGesetzen seiner Struktur zu bewegen. Dieser entstehungspädagogische Prozess lenkt dieAufmerksamkeit auf die effizienten Muster und vertraut darauf, dass der Schüler sie bevorzugt.

Eine Korrektur der Körperhaltung kann nicht durch Regelnvon außen, z. B. „sitz gerade“, erreicht werden. Sitzt ein Kindnicht von allein aufrecht, muss ihm eine Hilfestellunggegeben werden, damit es sich in dieser Position wohlfühlt.Anweisungen führen nur dazu, dass das Kind seinen „Fehler“erkennt und lernt ihn zu verbergen. Die meisten Menschenverändern ihre Körperhaltung, wenn sie mit anderenMenschen in Kontakt treten, sie sind sich ihrerUnzulänglichkeiten bewusst, es wurde aber nie ein inneres,selbstbestimmtes Gefühl für eine befriedigende Haltungentwickelt. Haltung und Bewegung unterliegen nur zu einemBruchteil unserer bewussten Kontrolle. In vielen Fällenverhindert die bewusste Kontrolle sogar eine optimaleNutzung der Körperstrukturen. Eine Verbesserung derWahrnehmung führt deshalb effektiver zu dem Ziel eineBewegung zu verbessern, als beständiges Üben der„richtigen“ Bewegung.

Organisches Lernen lässt sich als die ursprünglichere Formdes Lernens beschreiben, da sie dem schulischen Lernenvorausgeht. Es ist nicht unbedingt an einen Lehrer gebundenund ist zwar zunächst die Art des Lernens, die man beikleinen Kindern beobachtet, sie steht dem Menschen aberlebenslang zur Verfügung. Organisches Lernen ist langsamund kümmert sich nicht um die Bewertung etwaigerErgebnisse als gut oder schlecht. Es hat keinen erkennbaren

Zweck, kein Ziel. Es wird gelenkt einzig von dem Gefühl der Befriedigung, das sich einstellt,wenn jeder neue Versuch als weniger ungeschickt empfunden wird als der vorangegangene,weil jetzt ein kleiner Fehler vermieden wurde, der zuvor als unangenehm oder als hinderlichempfunden worden war.

„Für Lehrer, Erzieher und Eltern hieße dass, die kindlichen Fähigkeiten des spielerischenLernens wach zu halten, anstatt möglichst schnell ernsthafte Erwachsene heranziehen zuwollen, Neugier und Erkundungslust zu fördern, und nicht nur die eigenen Interessen undVorstellungen am Kind zu verwirklichen, die Wahrnehmungsmöglichkeiten aller Sinne für dasLernen zu nutzen, und sich nicht zuletzt selber als Lernende zu begreifen." (Aus: Kordula Hermes; Die Feldenkrais-Methode, Untersuchung zu ihrer Bedeutung für Bildung und Erziehung)

10

Wie sich Mensch und Tier bewegen Bewusstheit und reife Persönlichkeit

Unter Reife sollte man sichnicht einen Zustandvorstellen, der keine weitereVeränderung mehr zulässt.Sie beinhaltet vielmehr dieFähigkeit eines Individuums,nicht bestimmt von seinenerworbenen Gewohnheiten,sondern der aktuellenSituation entsprechend zuhandeln. „Reife ist in diesem Sinneein Idealzustand, in dem dieEinzigartigkeit des Men-schen, seine Fähigkeit, neueReaktionen zu bilden oderzu lernen, höchste Voll-kommenheit erreicht.“ (Aus: M. Feldenkrais, DerWeg zum reifen Selbst)

Eine Gesellschaft sorgtdafür, dass die Erziehungihres Nachwuchses zuEigenschaften führt, die dieGesellschaft so einheitlichwie möglich macht und siesomit ohne große Störungenfunktionieren kann. Erziehung zur reifenPersönlichkeit setzt voraus,dass erzieherische Handlungen immer Eigenverantwortung und Autonomie als Zielsetzunghaben. Die Fähigkeit der Reflexion, d. h. sich seines Handeln bewusst zu werden, gibt demMenschen die Möglichkeit, sich selbst zu leiten und die Verantwortung für sein Tun zuübernehmen. Bewusstheit ist die höchstmögliche Stufe menschlicher Entwicklung. Um dasvolle Potential der menschlichen Fähigkeiten zu erreichen, ist es sinnvoller, Bewusstheit zuentwickeln, als instinktive, primäre Triebe zu unterdrücken.

Bewusstheit ist in der Evolution eine relativ neu erworbene Fähigkeit des Menschen, dieseEntwicklung ist daher von vielen Schwierigkeiten begleitet. Prinzipiell hat jedes Lebewesen einUnterscheidungsvermögen, dass es befähigt, Ordnung in die vielfältigen Reize, die es voninnen und außen über seine Sinne erreichen, zu bringen. Die Besonderheit desUnterscheidungsvermögens beim Menschen besteht darin, dass er seine Aufmerksamkeitabwechselnd auf die inneren und äußeren Vorgänge richten, und diese auch benennen kann.

11

Bewusstheit entfaltet sich auf der Ebene der willkürlichenBewegungen und ist die Basis für Wahrnehmen, Fühlen undHandeln. Inhalt der Feldenkrais-Methode ist das Verhältnis dersich bewegenden Körperteile zueinander und zur Kernorganisationdes Körpers, kinästhetisch beobachten zu lernen. Sich derStruktur seiner Organisation bewusst zu werden, ermöglichteinem Menschen, sich zu entscheiden, inwieweit er sie verändernwill oder nicht.

Bewusstheit ist also etwasanderes als Bewusstsein.Bewusstsein zu haben, wie esallen höher entwickeltenTieren und dem Menschen imbesonderen Maße eigen ist,und auch bei Bewusstsein zu

sein, ist dabei Voraussetzung für Bewusstheit.„Bewusstheit ist Bewusstsein und das Erkennen dessen,was im Bewusstsein vor sich geht, oder dessen, was inuns vor sich geht, während wir bei Bewusstsein sind.“(Aus: M. Feldenkrais, Bewusstheit durch Bewegung)

Bewusstheit kann definiert werden als eine offene,ehrliche und realistische Wahrnehmung unserer Art zuhandeln. Sie befähigt uns, fundierte Entscheidungen zutreffen über das, was wir tun und wie wir es tun, und ist ein Mittel zur Entwicklung neuerHandlungsweisen, die sowohl unsere Absicht als auch unserer Situation angemessen sind.

„Nur wenn ich weiß, was ich tue, kann ich tun, was ich will." (M. Feldenkrais)

12

Wie sich Mensch und Tier bewegen Die motorische Entwicklung des Menschen

Zum besseren Verständnis des Entwicklungsprozesseshaben amerikanische Wissenschaftler ein Modellentwickelt, die so genannte "Entwicklungslandschaft".Damit lässt sich die motorische Entwicklung desMenschen bildhaft darstellen. Die nebenstehendeAbbildung zeigt, welche Bewegungen sich im frühenKindesalter entwickeln und in welcher Reihenfolge diesgeschieht. Sie gibt wieder, wie sich unsereFortbewegung von der Geburt bis zum fünftenLebensjahr entwickelt. Die Darstellung erscheinttatsächlich wie eine Landschaft, mit Bergen und Tälernund ermöglicht somit einen guten Gesamtüberblicküber die Bewegungsentwicklung, die ein Kinddurchläuft.Die Landschaft hat drei Dimensionen. Die ersteverläuft von oben nach unten. Damit wird derZeitverlauf der Entwicklung über mehrere Jahredargestellt. Jede Linie stellt einen Zeitabschnitt imLeben des Kindes dar, z. B. einen Monat.Die zweite Dimension bilden die von rechts nach linksverlaufenden Linien. Durch sie entstehen die Täler undHügel. Jedes Tal stellt ein Bewegungsmuster dar, das

ein Kind bis zu dem betreffenden Zeitpunktgelernt hat. In dem Beispiel handelt es sichum verschiedene Fortbewegungsmuster.Dadurch wird deutlich, dass sich dieBewegungsmuster im Laufe der Entwicklungverändern, aus einem Muster entstehen zweibzw. mehrere neue. Die Tiefe der Täler unddie Steilheit der Wände zeigt dabei wie flexibel

die Bewegungsmuster sind. Sind die Täler nicht so tief, kanndas Kind relativ leicht von einem Bewegungsmuster zumanderen wechseln. Tiefe Täler und hohe Wände zeigen, dasssich ein Bewegungsmuster gefestigt hat und der Wechsel inein anderes Muster schwerer geworden ist. Im Beispiel ist zusehen, dass das Kind zunächst leicht zwischen Robben,Bärengang und Krabbeln wechseln kann, während sich mitder Zeit das Krabbeln als effektivste Bewegungsformausprägt.

13

Im Verlauf der Entwicklung steht das Kind immer wiedervor solchen Entscheidungen. Durch das Wachstum vonKnochen, Muskeln und dem Nervensystem werdenimmer neue Bewegungsmuster möglich. Am Beispiel derFortbewegung lässt sich erkennen, wie begabt Kinderimmer wieder Entscheidungen für die besseren undeffektiveren Bewegungsmuster treffen. In jedem wachenMoment erforscht das Kind auf spielerische Weise seineBewegungen und lernt beständig dazu. Das Ergebnis isteine beeindruckende Entwicklung, die ganz ohneschulisches Lernen und Lehrer voranschreitet.Jeder weitere Schritt zur Vervollkommnung dermotorischen Fähigkeiten ist allein davon abhängig, dassein Kind in der Lage ist, effektive von ineffektivenBewegungsmustern zu unterscheiden, das heißt,Schwierigkeiten und unnütze Anstrengung in derBewegung wahrzunehmen. Keine Entscheidung ist dabei

endgültig, jedeneue Stufe inder Entwicklung erfordert eine Überprüfung dervorherigen Ergebnisse. Dieser Prozess ist somitniemals abgeschlossen.

Mit dem Modell der Entwicklungslandschaft ist esauch möglich, die Bewegungsentwicklung einesMenschen über seine gesamte Lebensspannedarzustellen. Meist zeichnet sich Entwicklung imweiteren Leben durch eine Reduktion derBewegungsvielfalt aus. Durch Gewohnheiten, Stress,Verletzungen und Gesellschaftsregeln verlieren sichviele Bewegungsmöglichkeiten, die Täler werdenenger und tiefer. Im hohen Alter ist es dannvielleicht nur noch möglich aufzustehen, ein wenigzu laufen, sich hinzusetzen oder zu legen. Von demvielfältigen Bewegungsrepertoire eines Jugendlichen

ist nur noch sehr wenig übrig geblieben.

Die Feldenkrais-Methode möchte in diesen Prozesseingreifen und durch die Verbesserung derWahrnehmungsfähigkeit eine weitere Entwicklungder Bewegungsmuster auch im Erwachsenenalterermöglichen.

Hinweis:Die Darstellung des Modells derEntwicklungslandschaft und die Abbildungenstammen aus dem Buch von Roger Russell: "DemSchmerz den Rücken kehren", aus demJunfermann-Verlag (ISBN 3-87387-537-3).Mit freundlicher Genehmigung des Autors und desVerlags.

14

Wie sich Mensch und Tier bewegen Die Evolution der Fortbewegung

Als sich vor ca. 530 Millionen Jahren dieEntwicklung vom Einzeller zum Vielzellervollzog, bedeutete dies eine biologischeRevolution. In einem relativ kurzen Zeitraumentwickelte sich eine erstaunliche Vielfalt vonTieren, sie alle waren zunächstMeeresbewohner. Erst allmählich entstandenauch unsere allerersten Vorgänger. Diese frühen

Urahnen hatten eine einfache Wirbelsäuleentwickelt. Es entstand derGleichgewichtssinn und die Möglichkeit dieWelt um sich herum wahrzunehmen, zuhören, zu spüren, zu sehen, zu riechen und zuschmecken.Trotz aller Unterschiede in der Entwicklung istdie Wirbelsäule für alle höheren Lebensformendie zentrale Säule, die das Gewicht trägt, dieKräfte weiterleitet und den BewegungenRichtung und Gestalt gibt. Im Zusammenhangmit der Wirbelsäule entwickelte sich nach undnach auch ein immer komplexeres Gehirn, dasdie Bewegungen steuert.

Der Prozess der Entwicklung der Fortbewegung im Verlaufder Evolution soll hier nun kurz dargestellt werden.Bei Fischen findet eine Bewegung der Wirbelsäule vonSeite zu Seite statt, die die Wirbelsäule vom Kopf bis zumEnde des Schwanzes durchläuft. Mit dieser so genannten"reisenden Welle" bewegt sich der Fisch im Wasser voran.

Als dann die erstenTiere Lungen und

Beine entwickelten und als Reptilien das Land als neuenLebensraum eroberten, veränderte sich auch dieBewegung der Wirbelsäule. Zwar biegt sich dieWirbelsäule immer noch seitlich, aber es findet keinefortlaufende Wellenbewegung mehr statt. Dabeibewegen sich jeweils die gegenüberliegenden Beinegemeinsam vorwärts. Man spricht deshalb von einer"stehenden Welle".

15

Der nächste große Schritt war dann dieEntwicklung der Säugetiere. Es entstandeine völlig neue Form der Fortbewegung.Statt die Wirbelsäule seitlich zu biegen,wurde sie nun beim Laufen nach vorne undhinten gebeugt und gestreckt.Dadurch verbesserte sich auch dieBeweglichkeit der Schultern und Hüften.

Mit der Entwicklung des Zwerchfells wurde die Atmung effizienter, dadurch konnte daserheblich größere Großhirn besser mit Sauerstoff versorgt werden. Die Veränderung derFortbewegungsart führte also nebenbei auch zueiner Verbesserung der Lernfähigkeit, die dieweitere Entwicklung bis hin zum modernenMenschen ermöglichte.

Vor ungefähr 60 Millionen Jahren entwickeltensich die ersten Primaten und daraus später danndie Affen, Menschenaffen und die erstenLebewesen, die sich auf zwei Beinenfortbewegten.

Das erste Skelett eines solchen Zweibeiners, dasin Ostafrika gefunden wurde nannten dieForscher "Lucy". Seither weiß man, dass unsereUrahnen schon vor mehr als 4 Millionen Jahren auf zwei Beinen gingen, so wie wir es heutetun.

Damals fand eine weitere bedeutende Entwicklung der Fortbewegung statt. Die Wirbelsäulewurde nicht mehr gebogen, gebeugt oder gestreckt, beim aufrecht gehenden Menschenbewegen sich Arme und Beine gegenläufig durch die Drehbewegung der Wirbelsäule. Diese Artder Fortbewegung ist einzigartig in der Tierwelt.

Mit der Drehung in der Aufrichtung wurden alle wichtigen Bewegungen des Lebens neukoordiniert, es erfolgte ein beispielloses Wachstum des Großhirns. Mit dieser neurologischenEntwicklung wurde auch der Grundstein für die fast unbegrenzte Lernfähigkeit des Menschengelegt.

Alle diese Entwicklungsschritte aus der Evolution finden sich in der motorischen Entwicklungeines jeden Kleinkindes bis zum aufrechten Gang wieder. Das Gehirn lernt nach und nach dieBewegungen der Wirbelsäule in Seitneigung, Beugung, Streckung und Drehung zukoordinieren, bis sich der Mensch scheinbar mühelos auf zwei Beinen fortbewegen kann.

Hinweis:Bei dem Artikel handelt es sich um eine Zusammenfassung desKapitels: "Die Naturgeschichte unseres Rückens; Aus: RogerRussell, "Dem Schmerz den Rücken kehren", erschienen imJunfermann Verlag (ISBN 3-87387-537-3)Mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags.

16

Wie sich Mensch und Tier bewegen Entwicklungsreiz Bewegung

Bewegung ist der wichtigste Entwicklungsreiz fürden kindlichen Organismus. Neben stauchendenKräften, die die Knochenreifung stimulieren oderverschiedenen Kraftentfaltungen, die dieEntwicklung der Muskeln und Sehnenermöglichen, ist die Bewegung in erster Linie einessenzieller Reiz für die Ausreifung der Strukturendes zentralen Nervensystems. Da der Mensch miteinem unfertigen Gehirn geboren wird, istbesonders in den ersten Lebensjahren die Qualitätund Vielseitigkeit der angebotenen Reizeentscheidend für die Vernetzung und damitReifung des Gehirns.

Das Vor- und Grundschulalter ist die intensivstesensitive Phase, in der, neben anderenStrukturen, insbesondere das Nervensystem zurweitgehenden Ausreifung gelangt. DurchBewegungsreize werden die weit verzweigten,komplexen und auf beide Hirnhälften verteiltenmotorischen Zentren aktiviert und somitentwickelt. Man kann davon ausgehen, dass damitein positiver Entwicklungsreiz auch für andereHirnleistungen gesetzt wird.

Die aktuelle Diskussion um PISA und seineFolgen, scheint häufig dazu zu führen, dassschon der Bildungsprozess imKindergartenalter verschult, d. h. stärkerkognitiv ausgeprägt werden soll. DieErkenntnisse der modernen Hirnforschungdeuten aber eher darauf hin, dass derfrühkindlichen Form des entdeckendenLernens unter Einbeziehung von Bewegung,Denken, Emotion und Wahrnehmung eingrößerer Stellenwert, auch imGrundschulalter, zugewiesen werden sollte.Daher gilt es zu zeigen, dass Bewegungnicht nur als Unterstützung derKonzentrationsfähigkeit, nach dem Motto„Zwischendurch-mal-aufstehen-und-bewegen“, sondern als Grundlage eines

Lern- und Entwicklungsprozesses für die spätere Ausbildung von kognitiven Fähigkeiten ( wiez. B. Lesen, Rechnen,...) gesehen werden muss. Es geht dabei weniger um bewegliche Körper,denn um bewegliche Gehirne.

17

Damit Kinder ihre Lernstrategien selbstständigentwickeln können, ist es notwendig, sie mitselbstgestalteten Lernprozessen zukonfrontieren. Erzieherinnen und Erzieher sinddann nicht in der Rolle der Experten tätig, dieeinen Wissensstoff vermitteln, sondern bereiteneine Lernumgebung vor, in der die Kinder sichmit ihren Entdeckungen beschäftigen können.Bewegung ist darum ein optimaler Ansatz für

einen solchen Lernprozess, da Kinder im allgemeinen große Experten auf diesem Gebiet sind.Viele Erwachsene können sogar noch von ihnen lernen, was die Qualität und Effektivität vonBewegungsabläufen betrifft.

Rollen, Kriechen, Krabbeln, Springen, Hüpfen,Schwimmen, „Fliegen“ undGehen sind somit nicht mehrnur Arten der Fortbewegung,sondern Grundlagen für eineganzheitliche Entwicklungder Lernfähigkeit. In vielfältigen, kreativenAuseinandersetzungen mit Musik, Natur, Technikusw. bieten sie Ansätze zum Beobachten,Ausprobieren, Entdecken und Lernen. DieFeldenkrais-Methode gestaltet auf der Basis derkindlichen Bewegungsentwicklung einenganzheitlichen Lern- und Entwicklungsprozess, derals Voraussetzung für die lebenslangeWeiterentwicklung der menschlichen Lernfähigkeit

gesehen werden kann. Inhalt des Projektes „Wie sich Mensch und Tierbewegen“ ist es deshalb auch, zu zeigen, wie ein solcher Prozessvorbereitet und strukturiert werden kann.

18

Wie sich Mensch und Tier bewegen Projektarbeit als pädagogisches Konzept

Projekt: bildungssprachlich = (groß angelegte) geplante oder bereits begonneneUnternehmung, Vorhaben

Für unsere Projekte bedeutet das, die intensive und umfassende oder auch ganzheitlicheErarbeitung eines Themas gemeinsam mit den Kindern. Dabei orientieren sich Inhalte, Zieleund Methoden an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder. Ganzheitlichkeit entsteht durchdie Verknüpfung aller Lernbereiche(Naturwissenschaften, Bewegung, Sprache,Ästhetik und Kultur), sowie dem sozialen undemotionalen Bereich. Dabei dienen das eigeneHandeln und Erfahren als Quelle derErkenntnis.

Bei der gemeinsamen Bearbeitung der Themensind vorhandene Fähigkeiten, Fertigkeiten undKenntnisse gefragt. Sie werden so gefestigt undweiterentwickelt und neue kommen hinzu.

Dies trifft übrigens für alle Beteiligten zu, Kinderwie Erwachsene.

Dafür, an dieser Stelle, einige Beispiele aus unserem Projekt „Wie sich Mensch und Tierbewegen“:

• So war es kein Ziel unseres Projektes, dass die Kinder am Schluss in der Lage sind,sämtliche Tiere klassifizieren zu können. Vielmehr war uns wichtig, ihre Aufmerksamkeit aufbestehende Unterschiede, zum Beispiel in der Fortbewegung der Tiere, zu lenken. Zuvergleichen und zu hinterfragen, die Eidechse kriecht, der Löwe kann auch kriechen,wenn er sich anpirscht... . Was sind denn Hufe? Der Strauß ist ein Vogel und kann nichtfliegen.... Wie bewegen wir uns? Wo können wir nachschauen wenn wir etwas nichtwissen?

• Ziel war es auch, den Kindern die für sieselbstverständlichen Bewegungsformen bewusstzu machen und sie zum Experimentieren mitBewegung anzuregen. Das geschah in denFeldenkrais-Stunden, aber auch in den einzelnenProjektgruppen und der kreativen Selbsterfahrung.Zu den weiteren Fähigkeiten, die gefestigt oderauch weiterentwickelt wurden gehörte auch, sichauf neue, unbekannte Dinge einzulassen –Feldenkrais-Stunden, Stilleübungen, Traumreisen,Kriechen über Sand und Schaum, Bewegung zurMusik ....

19

• Die Fähigkeit, mit anderen Kindern zukooperieren, aber auch Rücksicht zu nehmen– bei der Arbeit in Kleingruppen, beiBewegungsspielen, den Feldenkrais-Stunden ....

• Die Fähigkeit, eigene Empfindungen, Gefühlewahrzunehmen und auch zu äußern – zumBeispiel nach einer Traumreise oder einerStilleübung....

• Die Fähigkeit, sich zu konzentrieren undzuzuhören, aber auch sich in der Gruppemitzuteilen. Die Fähigkeit Dinge zu erforschen,zu erfragen und zu hinterfragen. Beispiel: Bewegungsform ‚Gehen‘, die Kinder untersuchten ein Skelett und überlegten, waswohl am wichtigsten sei, damit der Mensch laufen kann. Die Füße, das Becken, das Herzoder der Kopf...??? Sie erkannten so Zusammenhänge und die Komplexität vonscheinbar einfachen Dingen, sie diskutierten und argumentierten.

• Oder warum gehen wir auf Sohlen (Sohlengänger)? Schnell fanden sie heraus, dass diesviel einfacher ist als auf Fersen oder Zehenspitzen zu gehen.

• Wie geht ein lustiges Kind und wie ein trauriges? Wie bewegt sich ein König und wie einKraftsportler...? Können wir das auch? Hier war Phantasie, Kreativität und Mut gefragt.

• Bei einem Großexperiment, in derTurnhalle der Grundschule, wurdegetestet, wie viel Zeit benötigt wird, umeine bestimmte Strecke zurückzulegen.Vom Start zum Ziel, das heißt kriechend,krabbelnd, gehend, laufend. Zum Einsatzkam ein Zollstock und eine Stoppuhr,gemeinsam wurde die Streckegeschätzt und dann ausgemessen.Wie lang ist ein Meter, wie lange dauerteine Sekunde, 10 Sekunden...? DieErgebnisse wurden von den Kindern inentsprechenden Protokollen dokumen-tiert und ausgewertet. Wann waren wiram schnellsten?..., beim Laufen!

Auch hier: >>eigene Handlung als Quelle der Erkenntnis.

20

Wie sich Mensch und Tier bewegen Die Fortbewegungsarten

Kriechen

Kriechen ist eine Fortbewegungsart, bei der derKörper (meist der Bauch, man kann aber auchseitwärts oder auf dem Rücken liegendkriechen) mit dem Boden in Berührung bleibt.Beim Menschen ist es die erste aktive Art derFortbewegung und Vorraussetzung für dasspätere Krabbeln und Gehen. Bei Tieren ist eseine typische Fortbewegungsweise insbesonderebei Reptilien, bei einigen Amphibien und beiWürmern.

Krabbeln

Das Krabbeln ist dieFortbewegung des Kindes aufHänden und Knien, bzw.Unterschenkeln, wobei das Kindden Körper vom Boden abhebt. Esist die nächste Stufe derFortbewegung nach demKriechen. Als Krabbeln wird auch die Fortbewegungsart vieler Tierebezeichnet, besonders der Insekten, Spinnentiere und Krebse.

Gehen/Laufen

Als Gehen bezeichnet man die Fortbewegung von Menschen inder aufrechten Haltung und von einigen Säugetieren. EinMerkmal des Gehens ist, dass - im Gegensatz zum Laufen -immer mindestes ein Fuß den Boden berührt. Man unterscheidet zwischen Sohlengängern, Zehengängernund Zehenspitzengängern und verschiedenen Gangarten:Kreuzgang, Passgang, Schritt, Trab oder Galopp.

21

Hüpfen (Springen)

Als Hüpfen bezeichnet man das kurzzeitige,mehrmalige Verlassen des ganzen Körpers vomBoden in der Fortbewegung. Es wird zwischeneinbeinigem und beidbeinigem Hüpfenunterschieden. Ein einzelner Hüpfer wird auchals Sprung bezeichnet. Hüpfen zu können ist einwichtiger Schritt in der motorischen Entwicklungdes Menschen, für die Fortbewegung hat es nurbei der Überwindung von Hindernissen, wie z. B.Pfützen, Gräben oder kleinen Zäunen eineBedeutung.Hüpfen und Springen sind allerdings in derFreizeitbeschäftigung des Menschen bedeutendeBestandteile in Spiel (z. B. Seilspringen,Hüpfekästchen, Sackhüpfen) und sportlichem

Wettkampf (Weit-, Hoch-, Dreisprung, Ski-, Trampolinspringen, Sprünge beim Eislauf, Turnen, Tanzen,Handball, Basketball, Volleyball usw.).

Für einige Tiere ist das Hüpfen die artspezifische Formder Fortbewegung, wie z. B. Frösche, Kängurus oderHasen. Andere Tierarten, z. B. Katzen, benutzenSprünge zur Beutejagd und für einige Vögel ist Hüpfendie Form der Fortbewegung, wenn sie nicht fliegen.

Rollen (Fahren)

Rollen um die Körperlängsachse ist die erste zielgerichtete,wenn auch noch recht ungenaue, Möglichkeit derFortbewegung für einen Säugling. Im späteren Verlauf derEntwicklung ist das Rollen um die Körperquerachse, der'Purzelbaum', ein wichtiger Entwicklungsschritt.Später spielt Rollen für die Fortbewegung nur noch in seinertechnischen Umsetzung, dem Fahrzeug (Dreirad, Roller,Fahrrad, Rollschuhe, Auto, Zug usw.) eine Rolle.

22

Schwimmen

Schwimmen als die Fortbewegung von Lebewesen im Wassererfolgt durch gezielte Bewegung des ganzen Körpers oder seinerGliedmaßen. Schlangen und Delfine können sich durchwellenförmige Körperbewegungen durchs Wasser bewegen,Fische erzeugen ihren horizontalen Vortrieb durchWedelbewegungen mit der Schwanzflosse, Kopffüßer nutzendas Rückstossprinzip zum Vortrieb. Der Mensch bewegt seineGliedmaßen in einer Weise, die ihn im Wasser in diegewünschte Richtung trägt. Durch häufige Ausübung haben sichbesonders effiziente Arten von Schwimmbewegungenherausgebildet, die vor allem im Schwimmsport als„Schwimmstile“bekanntgeworden sind.

Die Fortbewegung imWasser beinhaltetnicht unbedingt den

Verbleib auf deren Oberfläche.Schwimmen ist für den Menschen eine beliebteFreizeitbeschäftigung in natürlichen Gewässern wieMeeren, Seen und Flüssen sowie auch speziell dafürgebauten Schwimmbädern und Swimmingpools. Füreinige Menschen gehört das Schwimmen zurberuflichen Tätigkeit wie etwa fürRettungsschwimmer, Kampfschwimmer und Taucher.

FliegenFliegen bedeutet im allgemeinen Sinn die Fortbewegung einesKörpers durch die Luft entweder durch Ausnutzung der Gesetze derAerodynamik (Flugzeuge) oder durch das Leichter als Luft Prinzip.

Ferner wird auch die Fortbewegung durchRückstoß (Rakete) sowie die Bewegungentlang einer ballistischen Bahn (Projektil,Satellit usw.) als Fliegen bezeichnet.

Fliegen können "wie die Vögel" ist seitaltersher ein Menschheitstraum (Ikarus,Flugmobil von Leonardo da Vinci, OttoLilienthals Fluggerät), der mit dem ersten Flug(kontrolliert, motorisiert, manngesteuert,schwerer als Luft) der Gebrüder Wright 1903seine Erfüllung fand.

23

Wie sich Mensch und Tier bewegen Die Projektgruppen

Gruppe 1(Sonnhild Geissler, Johannes Pöltl, Nicole Werner)

Christopher Kaufmann, Luca Welsch, Robert Vogel, Viviane Kühn, Jan Hefner, Levin Pehlivan,Marie Reitzig, Luke Fidler, Lisa Pohlmann, Gina Kasziski, Eina Welsch, Julian Hesse, KhianSandberg

Gruppe 2(Jale Bandak, Steffi Bismark, Maite Mezcua-Araiz)

Gina Rosenbaum, Alina Waletzke, Leo Langer, Dominik Schulz, Phillip Süme, Mojo Meik, NiklasHimmrich, Lukas Himmrich, Julia Koziarowski, Jessica Wangler, Marco Schache, AlexandraMühlberg, David Fester, Asli Bakis, Sophia Kaufmann, Kai Böckem, Mert Altintas, Malte Felis,Boas Cizmija, Alexander Vieten

Gruppe 3(Edith Skarnek, Tamara Hein, Dany Smidt)

Michelle Mühlberg, Michael Eultgen, Nick Wehrwein, Finn Ertl, Malika Werner, Tara Grotzfeld,Laura Brors, Bijan Abedzadeh, Alissa Seith, Max Offermann, Julia Borbely, Marcel Palenga,Bastian Kostera

24

Wie sich Mensch und Tier bewegen Naturbeobachtung/Tiere

Kriechen-Krabbeln-Laufen-Springen-Schwimmen-Fliegen?

25

26

Wie sich Mensch und Tier bewegen Ausflüge

1. Ausflug in den Aqua-Zoo Düsseldorf

Dort sahen die Kinder Schlangen, Echsen,Fossilien von Dinosauriern u.v.m..Wir bewunderten viele Becken mit Fischen undanderen Wassertieren.Kindermund: Ich sage: „Schaut mal, dortunter der Lampe sonnen sich die Echsen.“Finn: „Ja, aber da unten schatten sie sich.“

27

2. Kriechtiere beobachten - in einem Baumarkt

28

3. Ausflug in den Zoo-Köln

Wir hielten nach Kriechtieren Ausschau undbeobachteten sie. Einige konnten wir schonbenennen, bei den anderen schauten wir aufden Schildern nach. Auf dem Gang durch dasZoogelände entdeckten wir noch viele andereTiere, bekannte und unbekannte. Wirtauschten uns darüber aus, wie sich wohl dieverschiedenen Tiere fortbewegen. Doch wirsuchten auch Antworten auf viele andereFragen, zum Beispiel: „Was hat die Giraffeda?...Was sind Hufe? Warum...???

4. Ausflug zum FlughafenKöln/BonnEin Mensch alleine kann nicht fliegen, also braucht er Hilfsmittel. So zum Beispiel Flugzeuge,große, klein, dicke .... Die wollten wir uns anschauen. Bei einer Führung erfuhren wir, wer undwas alles wichtig ist, damit die Flugzeuge fliegen können. Wir beobachteten Flugzeuge beimStart und der Landung und wir bekamen erklärt, welche Rolle der Tower dabei spielt. Highlightwar ein langes gewundenes Transportband für Gepäck, auf dem einige Koffer „Karussell“fuhren.

29

Wie sich Mensch und Tier bewegen Gestalterisches Arbeiten

1. Wir erstellen ein Buch mit Kriechtieren

2. Kriechtiere malen

30

Wie sich Mensch und Tier bewegen Aktionstage

Kriechen und Krabbeln

Turnhalle

1. Station: Kriechtunnel 2. Station: Sand

3. Station: Wasser mit Seife Treppe zum Hort

31

Matratzenraum: Kriechtiere suchen im Bällebad

Gehen und Hüpfen

Gehen und Hüpfen zur Musik: Rhythmus erkennen und in Bewegung umsetzen

32

Abschlusstag1. Rollen

2. Schwimmen

3. Fliegen

33

Wie sich Mensch und Tier bewegen Beispiele aus der Praxis

1. Bewegung

Kennenlernspiel: Ein Kind nennt ein anderes Kind beim Namen und rollt ihm den Ball zu.

Bewegungsspiel: Kinder laufen zur Musik durch den Raum. Der Spielleiter unterbricht die Musik und benennt einKörperteil (Schulter, Knie, Ohr...). Jeweils zwei Kinder finden sich zu einem Paar zusammenund halten den Partner an eben diesem Körperteil fest.

BewegungsspielKrabbeln – Bewegungsspiel ‚Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?‘Ein Kind ruft: Fischer, Fischer, wie tief ist dasWasser? Die Gruppe auf der anderen Seite derTurnhalle: Wie kommen wir herüber? Antwort: ...als Spinnen, Skorpione, Krebse, Ameisen....

KriechenKinder bauten aus Polstern ein Höhlenlabyrinthund krochen dann hindurch, schnell und langsam.Dabei wurden sie zu den unterschiedlichstenKriechtieren: schwerfällig wie das Krokodil,schlängelnd wie die Schlange....

KriechenDie Gruppe interessierte sich sehr für das Krokodil: Wie bewegt es sich, was frisst es, welcheEigenheiten hat es? Anschauungsmaterial: Bücher, Bilder. Im Anschluss daran waren die Kinder selbst Krokodile. Sie lagen faul herum oder bewegtensich im Raum. Highlight: Fütterung mit Gummi-Tieren

KriechenAus einer großen Auswahl von Holztieren suchten sichdie Kinder Kriechtiere heraus, benannten undklatschten ihre Namen. Sie erarbeiteten dasCharakteristische am Kriechen: Der Bauch bleibt amBoden, ‚Arme‘ und Beine schieben das Tier vorwärts.

KriechenDie Kinder beobachteten eine echte Schnecke,verglichen sie mit der Bewegungsart des Krokodils undmachten die verschiedenen Bewegungen selbst nach.

34

BewegungsspielKriechen, Krabbeln, Vierfüßlergang, BärengangDie Kinder sitzen im Kreis. In der Mitte liegen viele Holz- oder Gummitiere zum Thema. EinKind nimmt sich ein Tier, bewegt sich wie dieses einmal im Kreis herum, tippt einem anderenKind auf die Schulter, welches jetzt dran ist und setzt sich wieder auf seinen Platz.

HüpfenVorbereitung: im Außengelände bzw. in der Turnhalle wurden verschiedene Hüpfekästchen aufgemalt bzw. mit Band aufgeklebt. Aufgabe: verschiedene Hüpfformen ausprobieren mit beiden Beinen auf dem rechten bzw. dem linken Bein.Spielregeln:Bei der etwas einfacheren Form werden die Zahlen aufgemalt. Die Kinder hüpfen in der entspr.Reihenfolge. Wird ein Stein in ein Kästchen gelegt, so wird dieses überhüpft. Dies kann von 1 –8 erfolgen oder der Stein wird einfachin eine gewählte Zahl geworfen.Bei der T- Form mit Zahlen wirdschon verlangt, dass die Kinder auchrückwärts zählen können oder sichdie Kästchen merken, da sie wiederzurück hüpfen müssen.

Die Kinder hüpften über ein großesSpringseil, welches von Erwachsenenund Kindern geschwungen wurde. DieKinder probierten einzeln oder auchzu zweit zu hüpfen. Es war rechtschwierig, einige schafften jedochschon 10 oder 20 Schläge. Einzelne Kinder probierten aus, miteinem Seilchen alleine zu springen.

FliegenSpiel „Alles was fliegen kann fliegt hoch in die Luft“Hände klatschen auf die Oberschenkel und werden nach oben gehoben, wenn der Spielleiterein Tier, Gegenstand... benennt welches tatsächlich fliegen kann. Ansonsten müssen die Händeunten bleiben.

Gehen, HüpfenAufgabenstellung: Rhythmus aufnehmen und in Bewegungumsetzen.Ort: TurnhalleMaterial : Klavier, SeidentücherBewegungsformen: Gehen, Stampfen/Marschieren, Trippeln,Hüpfen, Seitgalopp, Wechselschrittgalopp, Drehen...

Musikstücke: „Trällerliedchen“, „Sonnenkreis“, „Wilder Reiter“,„Polka“, „Schwanentanz“ u. a.Im ersten Teil wurde gemeinsam überlegt und ausprobiert,welche Bewegung eignet sich am besten für welchen Rhythmus.Dabei bewegten sich alle im Uhrzeigersinn um ein aufgeklebtesOval (Ellipse). Danach stellten sich alle Beteiligten in zweiReihen gegenüber auf, so dass in der Mitte eine Gasse entstand.Die jeweils gegenüber stehenden Partner bildeten ein Paar undbewegten sich gemeinsam zur Musik durch diese Gasse. Am

Schluss hatten alle die Möglichkeit sich frei zur Musik zu bewegen, wenn gewünscht mitSeidentüchern.Später holten sich die Akteure jüngere Kinder, um sich mit ihnen gemeinsam zur Musik zubewegen und ihnen die verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten zu demonstrieren.

35

RollenDie Kinder rollten ihren Körper über verschiedene Untergründe und mit verschiedenenHilfsmitteln.Vorbereitete Stationen• auf dem Boden oder auf Matten mit gestreckten Armen und/oder mit angezogenen Beinen

rollen• Matten und Bank bilden einen Hügel, dort hinunterrollen oder mit der dicken Rolle herunter

rollen, dabei entsteht automatisch ein Purzelbaum um die Rolle herum.• Auf der dicken weichen Matte, eine Seite etwas erhöht, Rolle vor- und rückwärts machen.

Weiterentwicklung: Rolle mit Anlauf, bis zur Flugrolle ohne Arme.• Matte als Untergrund. In einer großen Decke wird ein Kind ein- und ausgewickelt. Die Kinder

wollten auch zu zweit eingewickelt werden und probierten alle möglichen Wickeltechnikenaus.

• Auf einer ca. 70 cm Durchmesser dicken Gummirolle rollten die Kinder auf dem Bauch oderbalancieren darauf. Zwei Kinder legen sich auf die Rolle einer vor- der andere rückwärts. Sokonnten sie sich selbst immer wieder abstoßen.

• Wurde die Innenrolle herausgenommen, also jetzt als Röhre benutzt, legte sich ein Kindhinein, ließ sich rollen oder rollte den Berg herunter. Manche wagten sich auch zu zweit indie Rolle.

RollenRollen mit Rollbrettern• im Sitzen

• auf dem Bauch liegend

• ein Kind sitzt, das andere lenkt

• ein Kind sitzt mit verbundenen Augen aufdem Rollbrett und lässt sich fahren. Das warfür die „Blinden“ ein interessantes Erlebnisund ist besonders gut angenommen worden.

2. Wahrnehmung

FliegenWir unternahmen eine Traumreise in die Wolken.Material: Matten, CD-Player, CD – Natural Classics, „Air“ Gemeinsam fanden wir heraus, dass Menschen ohne Hilfsmittel nur in ihrer Phantasie undihren Träumen fliegen können.Entspannt auf Matten liegend begaben sich die anwesenden Kinder und Erwachsenen auf eineReise in die Wolken. Sie schwebten mit den Wolken, höher und höher ..., flogen mit einemVogel gemeinsam weiter und weiter .... Der Wind streichelte die Gesichter und die Körper... bisalle wieder in unserem Murkel landeten. (Dauer ca. 10 min.)Anschließend tauschten wir in einer angenehmen, entspannten Atmosphäre unsere Eindrückeund Empfindungen aus. Wie habe ich mich gefühlt, was war schön, was hat mir nicht so gutgefallen....

3. Ästhetik / Kultur

Aufgabenstellung: kreative Umsetzung des Themas KriechenMaterial: Sandtabletts, unterschiedliche Pinsel, Stöckchen, kleine Steinchen, trockenesLaub..., Kleber und verschiedene Farben und Pinsel, unterschiedliches Malpapier (Größe, Farbe,Beschaffenheit)Ort: KreativraumKinder konnten selber entscheiden, womit, mit wem und wo (Staffelei, Tisch, Boden) siearbeiten wollten. Sie hatten die Möglichkeit in Sand zu malen und sich so auszuprobieren.Naturbücher und verschiedene Tiere lagen zur Anschauung bereit.

36

Aufgabenstellung: Malen und Falten zum Thema: „Waskann fliegen?“ Material: Papier unterschiedlicher Größe und Farbe,BuntstifteIm Gespräch und durch Nachschlagen in denentsprechenden Fachbüchern informierten sich die Kindernoch einmal darüber wer und was fliegen kann. Siemalten dann ihre Bilder bzw. falteten Flugzeuge. EinigeKinder versuchten aus Büchern abzumalen.

KrabbelnDer Kreativraum war nur für die Projektkinder vorbereitet. Sie hörten Meditationsmusik undmalten mit dicken Pinseln und Berol-Farben Krabbeltiere. Es standen ihnen Bücher bzw. Bilderals Anschauungsmaterial zur Verfügung.

Wie klingt es, wenn ein Tier kriecht?Die Kinder überlegten und probierten aus, welcheInstrumente dafür geeignet sind und welche Hilfsmittelsie nehmen könnten. Sie strichen mit verschiedenenMaterialien über die Rahmentrommel, raschelten mitPapier und vieles mehr.

PantomimeWie läuft ein König, wie bewegt sich ein Muskelmann,eine Ballerina, wie ein lustiges Kind...?Die Kinder versuchten dies darzustellen. Sie stelzten,schlurften, hüpften ... über einen improvisiertenLaufsteg und hatten viel Freude daran.

4. Sprache

Begrüßungsrunde In der Mitte standen bzw. lagen verschiedene Tiere, nacheinander nahm sich jedes Kind einTier und begrüßte die anderen Kinder: „ Guten Morgen, ich heiße... und nehme mir dieSchlange...; die Schlange kriecht durch den Sand...“.

KriechenDie Kinder benannten Tiere und suchten deren FortbewegungsartSie klatschten die Begriffe z.B. Kro-Ko-Dil... Krie-ChenHerausarbeiten der Unterschiede Kriechen, Krabbeln, Vierfüßlergang

Begrüßungsspiel: Alle sitzen im Kreis, ein Kind beginnt undbegrüßt die anderen Teilnehmer. „GutenMorgen, ich heiße ........ und das ist meinKnie.“ Das Kind zeigt jedoch auf ein anderesKörperteil.

Gehen/LaufenDie Kinder verglichen die Gangart vonMensch und Tier. Sie überlegten, wann siehtman auch ein Tier auf zwei Beinen? DieTiernamen wollten sie selbst auf ein Posterschreiben. Beim nächsten Treffen klebten siezu den Namen Kopien der entsprechendenTiere.

37

5. Naturwissenschaften

Aufgabenstellungen:Welche Körperteile kennen wir schon: zeigen, benennen und wenn möglich bewegen. Eine Holzpuppe richtig zusammensetzen und dann verschrauben.

Gehen, LaufenWelche Gangarten gibt es und wie gehen wir?Wir beobachteten, testeten und verglichen wie wir gehen. Gemeinsam fanden wir heraus, dasswir am besten und schnellsten auf den Sohlen gehen können. Sehr erstaunt waren wir, dassder schwere Elefant ein Zehenspitzengänger ist. Doch wir konnten uns auf einem Bild davonüberzeugen, dass seine Zehen gut geschützt sind.

Wir überprüften, welche Spuren wirals ‚Sohlengänger‘ hinterlassen.Dafür bemalten wir uns gegenseitigdie Füße und brachten unsere Spurauf Papier. Große Abdrücke undkleinere, dazwischen auch einZehenspitzengänger.

Wir untersuchten ein Skelett.Sehr faszinierend für alle beteiligtenKinder, ein Skelett aus „ echten“Knochen. Wir tasteten unserenKörper ab, verglichen mit demSkelett. Die Kinder überlegten, waswohl am wichtigsten sei, damit derMensch laufen kann. Die Füße, dasBecken, das Herz oder „der Kopf,denn da ist ja das Gehirn drin“....

Rollen

Wir überlegten wie der Mensch mit seinem Körper rollt und welche Hilfsmittel es in der Umweltmit Rollen gibt. Wie z.B. Rollen, Walzen. Die Kinder finden z.B.: Autos, Trecker, Straßenwalze,Flugzeug, Roller, Dreirad, Rollbretter u. v. m.

38

Wie sich Mensch und Tier bewegen Dokumentation und Auswertung

Nicht nur Planung und Durchführung, sondern auch eine ausführliche Dokumentation undAuswertung gehörte zu den Inhalten dieses Projekts.

In den einzelnen Projektstundenwurden zahlreiche Fotos gemacht.Der Verlauf und die Beobachtungender MitarbeiterInnen wurdenschriftlich festgehalten. In jederProjekteinheit waren mindestenszwei MitarbeiterInnen anwesend,so dass genügend Zeit zumBeobachten blieb. Es konntenvielfältige Erkenntnisse über jedeseinzelne Kind gesammelt undfestgehalten werden.

Schon im Verlauf des Projekts kamden Auswertungen dieserBeobachtungen ein großerStellenwert zu, die weiterenProjekteinheiten konnten demnachden Bedürfnisse der Kinder immerwieder angepasst werden. Diesoziale, emotionale, kognitive undmotorische Entwicklung der Kinderim Verlauf des Projekts wurdeintensiv begleitet, die Kinderkonnten so in der Gruppe jeweils

individuell gefördert undin ihren Entwicklungs-schritten unterstützt wer-den.Vieles von den Beob-achtungen geht in die Bil-dungsdokumentation ein,die den Eltern zum Endeder Kindergartenzeit aus-führlich erläutert wird.

Insgesamt sind etwa 500Fotos entstanden, die denProjektverlauf dokumen-tieren.

39

Die Kinder haben bisher ungezählte Bilder, Poster und andere Exponate hergestellt, die imVerlauf des Projekts im Kinderhaus ausgestellt wurden. Von den Feldenkrais-Stunden in derTurnhalle sind etwa 7:20 Stunden verwertbares Filmmaterial vorhanden.

In den Wochen nach Abschluss des Projekts waren im Kinderhaus zahlreiche Poster mit Fotosund kurzen Texten zu den einzelnen Projektinhalten ausgestellt, die auch für die weiterePräsentation des Projekts verwendet werden sollen.

40

Wie sich Mensch und Tier bewegen

Elternabend

In etwa zweieinhalb Stunden ein Projektvon einem halben Jahr vorzustellenerscheint als nahezu unmöglich. Auf dieinteressierte Frage der Eltern: "Was habtihr denn heute im Kindergartengemacht?", ist erfahrungsgemäß diehäufigste Antwort: "Nichts!". DerElternabend sollte ein klein wenig Licht indieses "Nichts" bringen und den Elterneinen Einblick in die Erlebnisse undErfahrungen ihrer Kinder geben.

Zu Beginn sollten deshalb die Eltern indrei Praxisangeboten am eigenen Körpererleben, mit was sich die Kinder in diesemhalben Jahr beschäftigt hatten. In derTurnhalle fand eine kurze Einführung indie Feldenkrais-Methode statt, imBauraum wurde eine Stilleübungangeboten und in der Rappelkiste konntezur Musik vom Klavier die eigeneBewegungskreativität ausprobiert werden.In kleinen Gruppen durchliefen die Elterndie verschiedenen Stationen. Wie bei denKindern stand das Erleben und dieAuseinandersetzung mit dem eigenenKörper im Vordergrund der Angebote undnicht das Vermitteln von Wissen,Fähigkeiten oder Fertigkeiten.

Jetzt hörten wir von einigen Eltern die Frage: "Wie haben das denn unsere Kinder gemacht?",das Interesse für den weiteren Abend war geweckt. An einigen Praxisbeispielen wurdenzunächst die theoretischen Grundlagen des Projekt beleuchtet. Zu den Themen'Wahrnehmung', 'Was ist ein Projekt?' und 'Was bedeutet Ganzheitlichkeit?' gab es kurzeEinführungen.

Besonders schwierig war es aus der riesigen Fülle von Bildern, Postern und Exponaten, die dieKindern im Verlauf des Projekts hergestellt hatten eine übersichtliche Präsentationherzustellen. Über 500 Fotos dokumentieren den Verlauf der einzelnen Projekteinheiten, auchdavon konnten nur auszugweise einige Beispiele gezeigt werden.

41

Danach wurde exemplarisch die Feldenkrais-Stunde zumThema 'Gehen' anhand der Videoaufnahmen vorgestelltund einige grundlegende Prinzipien der Vorgehensweiseerläutert. Es war gut zu sehen, wie intensiv undkonzentriert sich die Kinder mit den angebotenenBewegungen auseinandersetzten und auch wie individuellverschieden die jeweiligen Lernwege der einzelnen Kinderwaren.

Zum Ende des Abends wurde den Elterndie am Abschlusstag des Projekts erstellte'Fortbewegungstabelle' vorgestellt. Nachder Frage: "Wer kann was?", haben dieKinder unter Anleitung dieFortbewegungsarten den verschiedenenEntwicklungsaltern des Menschen undverschiedene Tiergruppen zugeordnet.Eines wurde schnell klar:"Kindergartenkinder können alles:Kriechen, Krabbeln, Gehen, Hüpfen,Rollen, Schwimmen und mit Hilfsmittelnsogar Fliegen!". Viele Felder der Tabellesind aber noch leer geblieben, mit demAuftrag, zusammen mit ihren Kindern dieTabelle zu ergänzen wurden die Elterndann verabschiedet.

Wie so häufig nach einem solchen Abend blieb für uns der Eindruck zurück: "Es war sehr vielund doch zu wenig!"

42

Wie sich Mensch und Tier bewegen

Jahrestagung des Feldenkrais-Verbands Deutschland e. V.9. bis 12. März 2006 in Stuttgart

Der Feldenkrais-Verband Deutschland e. V. ist der seit 1985existierende, Berufsverband von Feldenkrais-LehrerInnen inDeutschland mit über 1.500 Mitgliedern (www.feldenkrais.de).Einmal jährlich, Anfang März, finden an unterschiedlichen Orten inDeutschland die Jahrestagungen statt. Sie dienen demInformationsaustausch, aber auch der Präsentation der Methodein der Öffentlichkeit. 2005 fand in Berlin der 2. EuropäischeFeldenkrais-Kongress statt, der die Kommunikation derFeldenkrais-Methode mit den Wissenschaften vertiefen sollte.

Die Jahrestagung 2006 in Stuttgartstand unter dem Motto: "Lernen lernen- Körperwahrnehmung, Bildung undSelbstentfaltung". Etwa 150Feldenkrais-LehrerInnen nahmen indiesem Jahr an der Tagung teil. DieVorträge und Workshops standen auchder interessierten Öffentlichkeit offen.Wie die Feldenkrais-Methode inSchulen und auch schon imvorschulischen Bereich eingesetztwerden kann, wurde in den Vorträgen,Podiumsdiskussionen und Workshopsintensiv diskutiert und mitPraxisbeispielen dargestellt.

Für die Vorstellung des Projekts "Wiesich Mensch und Tier bewegen"standen in einem Vormittagsworkshopdrei Stunden zur Verfügung. Zu Beginnstellten wir das Kinderhaus mit einemFilm aus dem Jahr 2001 vor, der einenEinblick in das offene Konzept und dieFunktionsräume bietet. Besondersüber das pädagogische Konzeptstellten die Teilnehmer danach danninteressierte Zwischenfragen. Imzweiten Teil wurden dann Planung,Ablauf und Dokumentation des Projektdargestellt. Anhand von Bildern, Fotosund Postern wurde die Projektarbeit imKinderhaus anschaulich gemacht.

43

Zum Abschluss zeigtenwir dann eine Auswahlaus den Filmaufnahmenvon den Feldenkrais-Stunden. Danach bliebnoch ein wenig Zeit, umFragen über das Projektzu stellen. Die Teilnehmernahmen intensiv an derDiskussion teil und warenüberzeugt, dass diesesProjekt einen Ansatz fürdie Etablierung derFeldenkrais-Methode inder Arbeit mit Kindern imKindergartenalter bietenkann.

Nachdem nun der erste Schritt in dieÖffentlichkeit gemacht wurde, sollen in dernächsten Zeit Artikel in verschiedenenFachzeitschriften genutzt werden, um dasProjekt auch einer größeren fachlichenÖffentlichkeit bekannt zu machen und diebesondere Art des Lernens in derFeldenkrais-Methode weiter zu verbreiten.Die positiven Ergebnisse undRückmeldungen der Kinder, der Eltern undder interessierten Feldenkrais-LehrerInnen,die das Projekt schon kennen gelernt haben,zeigen uns, dass sich der Aufwand lohnt.

44