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Universität Trier Fachbereich 4: Betriebswirtschaftslehre Seminar: Krankenhausökonomie Wintersemester 2003/2004 Professor Dr. Dieter Sadowski, Dr. Günter Merschbächer, Dr. Hubert Schnabel Hausarbeit zum Thema Betriebsvergleiche Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs Alexander Heinz 6. Fachsemester BWL (SAM) Matrikelnummer: 631814 Speestr. 26 54290 Trier 06 51/4 60 26 85 [email protected]

Was man messen kann, - Uni Trier · 2.3. Messung von Qualität Methodisch ist bei einer Leistungs-, bzw. Qualitätsmessung und der Operationali-sierung einzelner Qualitätsindikatoren

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Universität Trier Fachbereich 4: Betriebswirtschaftslehre

Seminar: Krankenhausökonomie

Wintersemester 2003/2004

Professor Dr. Dieter Sadowski, Dr. Günter Merschbächer,

Dr. Hubert Schnabel

Hausarbeit zum Thema

Betriebsvergleiche Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

Alexander Heinz 6. Fachsemester BWL (SAM) Matrikelnummer: 631814 Speestr. 26 54290 Trier 06 51/4 60 26 85 [email protected]

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

II

Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis ....................................................................... III Abkürzungsverzeichnis ................................................................. IV 1 Einleitende Bemerkung .............................................................. 1 2 Theoretische Grundlagen ........................................................... 2

2.1. Bedeutung von Qualität ........................................................................ 22.2. Dienstleistungscharakter von Krankenhausleistungen ......................... 32.3. Messung von Qualität ........................................................................... 5

2.3.1. Messung von Qualität auf der Basis von Vergleichen................. 52.3.2. Ein Modell der Qualitätsbewertung ............................................ 62.3.3. Probleme bei der Qualitätsmessung von Dienstleistungen ......... 7

2.4. Ein Ansatz zur Qualitätsmessung von Krankenhausleistungen ........... 72.4.1. Strukturqualität ............................................................................ 92.4.2. Prozessqualität ............................................................................. 102.4.3. Ergebnisqualität ........................................................................... 11

3. Anwendung qualitativer Krankenhausbetriebsvergleiche .... 13

3.1. Systematik von Betriebsvergleichen .................................................... 133.2. Quantitative Krankenhausbetriebsvergleiche ....................................... 14

3.2.1. Vergleiche auf Grundlage exogener Gruppenbildungsmodelle .. 153.2.2. Vergleiche auf Grundlage endogener Gruppenbildungsmodelle 153.2.3. Zusammenfassung und Bewertung ............................................. 15

3.3. Ansätze qualitativer Krankenhausbetriebsvergleiche ........................... 163.3.1. Benchmarking und Best Practices ............................................... 173.3.2. Quality of Life und Patientenzufriedenheit ................................. 173.3.4. Vergleiche auf der Basis von Qualitätsmanagementsystemen .... 18

4. Fazit ............................................................................................. 20 Literaturverzeichnis ...................................................................... 21

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

III

Tabellenverzeichnis Tab. 1: Dimensionen der Krankenhausleistung .......................................... 9Tab. 2: Indikatoren für die Strukturqualität der Krankenhausleistung ....... 10Tab. 3: Indikatoren für die Prozessqualität der Krankenhausleistung ........ 11Tab. 4: Indikatoren für die Ergebnisqualität der Krankenhausleistung ...... 12Tab. 5: Bewertung der Betriebsvergleiche hinsichtlich der Erfüllung

bestimmter Kriterien ....................................................................... 15

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

IV

Abkürzungsverzeichnis BPflV Bundespflegesatzverordnung

DRG Diagnosis Related Groups

GEBERA Gesellschaft für betriebswirtschaftliche Beratung

GRG Gesundheits-Reformgesetz

GSG Gesundheitsstrukturgesetz

MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen

QM Qualitätsmanagement

SGB V Fünftes Buch des Sozialgesetzbuches

WHO World Health Organization

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

1

„Was man messen kann,

soll man messen; was man nicht messen kann,soll man messbar machen.“

Galileo Galilei

1. Einleitende Bemerkung

Das deutsche Gesundheitswesen und vor allem auch der Krankenhausbereich wa-

ren in den letzen Jahrzehnten und sind immer noch einem tiefgreifenden Struk-

turwandel unterzogen. Knappe Kassen, Budgetierung, Wettbewerb und die Ein-

führung neuer Vergütungsformen sind in aller Munde. Mit dem weiter

zunehmenden Anteil von Ausgaben für Krankenhausleistungen an den Gesamt-

ausgaben der Krankenversicherung ist vor allem die Wirtschaftlichkeit von Kran-

kenhäusern stärker hinterfragt worden (vgl. SCHMITZ 2000, S. 1). Neuerdings ge-

winnt zudem die Frage nach der Qualität der Krankenhausversorgung und ihrer

dauerhaften Sicherung auch in der Gesamtbevölkerung an Gewicht.

Als eine Möglichkeit dieser Gratwanderung zwischen Wirtschaftlichkeit einerseits

und andererseits der Qualität der Krankenbehandlung zumindest zu begegnen,

wird das Instrument des Betriebsvergleichs gesehen, das sich in der Wirtschaft,

sowie auch in der öffentlichen Verwaltung bereits bewährt hat. 1995 ist eine Form

des Krankenhausbetriebsvergleich im § 5 der Bundespflegesatzverordnung

(BPflV) institutionalisiert worden, um die Preise der Krankenhausleistungen mit

Hilfe eines Kostenvergleichs von ähnlichen Kliniken beurteilen zu können. Dieser

„Umweg“ ist nötig, da im Krankenhausbereich eine marktwirtschaftliche Preis-

bildung nicht, oder zumindest nur sehr eingeschränkt möglich ist. Diese heu-

te etablierte Form des Krankenhausbetriebsvergleichs stellt sich vorwiegend als

ein Instrument der Krankenhausfinanzierung und der Kostenkontrolle dar.

Mit zunehmender Wichtigkeit der Qualität der Leistungserstellung im Kranken-

haus wird aber deutlich, dass versucht werden muss gerade qualitative Aspekte

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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stärker in Betriebsvergleiche einzubeziehen um eine sinnvolle wirtschaftliche und

qualitätsbezogene Vergleichbarkeit von Krankenhäusern sicherzustellen.

Diese Arbeit soll sich erstens mit den Möglichkeiten und Grenzen der Operationa-

lisierung von Qualität im Krankenhaus als zwingende Voraussetzung für einen

qualitativen Betriebsvergleich beschäftigen. Davon ausgehend werden zweitens

bereits vorhandenen Ansätze zu qualitativen Krankenhausbetriebsvergleiche vor-

gestellt und auf ihre Anwendbarkeit hin geprüft.

2. Theoretische Grundlagen

2.1. Bedeutung von Qualität

Qualität ist in unserer Gesellschaft eines der wichtigsten Konzepte um Güter und

Dienstleistungen zu beurteilen. Laut PAYSON ist Qualität „a measure of the typical

consumer’s willingness to purchase a good or service“ (PAYSON 1994, S. 3). Kon-

sumenten beurteilen die Qualität eines Gutes oder einer Dienstleistung anhand

von Hilfsgrößen wie Preis oder der Beschaffenheit des jeweiligen Gutes im Ver-

gleich zu anderen. Dieser präskriptive oder bewertende Qualitätsbegriff bezeich-

net „das Verhältnis zwischen den Ist-Merkmalsausprägungen und den Soll-

Merkmalsausprägungen eines Objektes“ (HOPP 2000, S. 12), in unserem Falle

einer Krankenhausleistung.

Gerade aber im Gesundheits- und Krankenhausbereich erscheint es alles andere

als einfach Qualität oder eben Nicht-Qualität in der Leistungserstellung zu erken-

nen und vor allem zu messen. Einer der Hauptgründe für das Nichtvorhandensein

einer allgemeingültigen Definition von Qualität in der Leistungserstellung von

Kliniken besteht darin, dass der Prozess der Leistungserstellung im Krankenhaus

sehr komplex, nicht-routinemäßig und unter Einbezug vieler Mitarbeiter unter-

schiedlicher Berufsgruppen abläuft. Weiter kommt eine meist unterschiedliche

Einschätzung von Qualität im Krankenhausbereich durch die verschiedene Kun-

den der Klinik hinzu. Zu den Kunden zählen einmal internen Kunden, wie Mit-

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arbeiter oder andere Abteilungen des Hauses mit ihren spezifischen Vorstellungen

von Qualität. Externe Kunden wie die Öffentlichkeit, (potenzielle) Patienten oder

aber Krankenkassen als Financiers haben ganz andere Vorstellungen von der Qua-

lität der Leistungserstellung eines Krankenhauses.

Gründe für das gestiegene Interesse der verschiedenen Kundengruppen an der

Leistungsqualität eines Krankenhauses sind laut dem Sachverständigenrat für die

Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen und JANSSEN u.a.:

• „Die gestiegene Sensibilität der Patienten gegenüber Qualitätsaspek-ten medizinischer Leistungen,

• die Befürchtung, dass durch die Finanzierungsproblematik des Ge-sundheitswesens die Qualität beeinträchtigt werden könnte,

• die Hoffnung über qualitätssichernde Maßnahmen auch eine Verbesse-rung der Wirtschaftlichkeit zu erzielen.“ (JANSSEN 1999, S. 73)

2.2. Dienstleistungscharakter von Krankenhausleistungen

Krankenhausleistungen können eindeutig dem Bereich der Dienstleistungen, im

Vergleich zu Sachgütern, zugeordnet werden. Aus der Natur der Dienstleistungen

ergeben sich einige Besonderheiten, die vor allem auch Einfluss auf die Messung

ihrer Qualität, bzw. deren Messbarmachung haben. Definitionen, oder zumindest

Definitionsversuche von „Dienstleistung“ und Abgrenzung zu Sachgütern finden

sich in der einschlägigen Literatur mannigfach (vgl. hierzu MEFFERT/BRUHN

1995, S. 23ff; oder AHLERT/EVANSCHITZKY 2003, S. 20ff). In der weiteren Arbeit

wird auf die Definition von PEPELS zurückgegriffen:

„Dienstleistungen vollziehen sich durch Bereitstellung und/oder Aktivie-rung von Leistungen an einem Diensteobjekt (dies kann eine Sache oder eine Person sein) und wirken dort als nutzenstiftender Prozeß [sic!], d.h. erreichen gewollte Wirkungen durch Veränderungen oder Erhaltung von Zuständen“ (PEPELS 1996, S. 8).

Konstituierende Merkmale von Dienstleistungen sind u.a. neben ihrer Immateria-

lität, das uno-actu-Prinzip und die Integrationserfordernis des externen Faktors.

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Die Immaterialität, laut AHLERT/EVANSCHITZKY eines der „am häufigsten ange-

führten, aber auch eines der umstrittensten Merkmale“ (AHLERT/EVANSCHITZKY

2003, S. 26), einer Krankenhausleistung ist leicht einzusehen. So ist die tatsäch-

lich erbrachte Leistung und deren Erstellung, also die abgeschlossene Behandlung

und der Behandlungsvorgang schwer zu fassen. Erstellung und Absatz der Kran-

kenhausleistung lassen sich nicht entkoppeln, d.h. Vorratsproduktion ist logi-

scherweise nicht möglich (Uno-actu-Prinzip). Konsequente Folge davon ist, dass

immer ausreichend Leistungspotenziale, im Krankenhausfall Mitarbeiter und Ge-

räte, vorgehalten werden müssen (vgl. JANSSEN 1999, S. 36).

Die Integration des externen Faktors stellt eine weitere Besonderheit von Dienst-

leistungen, besonders bei persönlich-interaktiven Dienstleistungen wie der Kran-

kenhausleistung (vgl. Hopp 2000, S. 22), dar. Externe Faktoren haben meist die

Gestalt von Personen oder von Personen bereitgestellter Objekte oder aber die

Gestalt von Informationen, die zur Verrichtung einer Dienstleistung bereitstehen

müssen. Einsichtig ist, dass im Krankenhausbereich externe Faktoren zum aller-

größten Teil Personen sind, da Behandlungen „nur am Kunden selbst [, also am

Patienten] oder an einem Objekt des Kunden ausgeführt werden können und dies

vom Kunden persönlich erlebt wird“ (JANSSEN 1999, S. 36). Durch die zwingende

Integration von externen Faktoren in den Leistungserstellungsprozess im Kran-

kenhaus entsteht zusätzlich Komplexität, da unterschiedliche Erkrankungen der

Patienten mit verschieden ausgeprägten Schweregraden unterschiedliche Behand-

lungsmethoden erfordern. Die Auswirkungen auf die Messung der Leistungsquali-

tät liegen auf der Hand, da vor allem der Vergleich individueller Behandlungen

der Patienten schwer fallen wird. Ein Ausweg könnte die Qualitätsmessung an-

hand der in Deutschland ab dem 1. Januar 2004 verbindlich eingeführten DRG-

Vergütungssystematik sein. Aus noch mangelnden Erfahrungen mit solch einer

Qualitätsmessung soll jedoch auf eine weitere Erläuterung dieses Ansatzes ver-

zichtet und auf LAUTERBACH 2002, S. 153ff verwiesen werden.

Die Qualitätsmessung von Dienstleistungen muss vor allem auch den Besonder-

heiten bei dieser Art von Leistungen Rechnung tragen. Im Folgenden soll auf all-

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gemeine Grundlagen einer Qualitätsmessung eingegangen werden und im Weite-

ren ein Ansatz zur Qualitätsmessung von Krankenhausleistungen vorgestellt wer-

den.

2.3. Messung von Qualität

Methodisch ist bei einer Leistungs-, bzw. Qualitätsmessung und der Operationali-

sierung einzelner Qualitätsindikatoren immer auf die zwei zentralen Gütekriterien

einer Messung, Validität und die Reliabilität, zu achten. Eine Messung kann dann

als valide bezeichnet werden, wenn „das gemessen wird, was gemessen werden

sollte“ (FRIEDRICHS 1990, S. 100). Als Voraussetzung für die Gültigkeit einer

Messung wird die Reliabilität oder die Zuverlässigkeit einer Messung genannt.

Also wird die Frage, ob „wiederholte Messungen eines Objektes mit einem Meß-

instrument [sic!] die gleichen Werte liefern“ (SCHNELL 1999, S. 145), beantwor-

tet. Weiterführende Anmerkungen zu Messtheorie und den Gütekriterien von

Messungen finden sich u.a. bei SCHNELL 1999, S. 143ff oder bei FRIEDRICHS

1990, S. 97ff.

2.3.1. Messung von Qualität auf der Basis von Vergleichen

Der Krankenhausbetriebsvergleich fordert schon in seiner einfachen Wortbedeu-

tung den Vergleich unterschiedlicher Leistungsaspekte zwischen mehreren Kran-

kenhäusern. Voraussetzung hierfür ist die Messung und falls nötig zuerst die

Messbarmachung der unterschiedlichen Leistungsaspekte zuerst in den einzelnen

Häusern um sie dann in einem weitern Schritt vergleichen zu können.

Zuerst jedoch muss, als „Voraussetzung für einen sinnvollen Vergleich die Ver-

gleichbarkeit der einzelnen Objekte“ (SCHMITZ 2000, S. 73), in unserem Falle der

Krankenhäuser, gesichert sein. Es ist unstrittig, dass kein Betrieb, kein Unterneh-

men und kein Krankenhaus dem anderen gleicht. In diesem hypothetischen Falle

wäre ein Vergleich überflüssig, da keine Unterschiede vorhanden wären die sich

vergleichen ließen. Betriebe werden „gerade deswegen vergleichend untersucht,

weil sie [zumindest bis zu einem gewissen Grad] heterogen sind [...] [und] Ursa-

chen und Folgen der Heterogenität“ (SCHMITZ 2000, S.117) durch einen Vergleich

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aufgezeigt werden sollen. „Darüber hinaus spielt auch der Zweck des Vergleiches

[...] eine entscheidende Rolle“ (ebd. 2000, S.118). Zu verschiedenen Auswahl-

methoden vergleichbarer Krankenhäuser siehe weiterführend SCHMITZ 2000,

S. 159ff und JANSSEN 1999, S. 212ff und unter Punkt 3.3. dieser Arbeit.

2.3.2. Ein Modell der Qualitätsbewertung

HOPP stellt ein schematisches Modell zur Qualitätsbewertung von Gütern und

Dienstleistungen vor. Ausgangspunkt ist die Bestimmung der qualitätsrelevanten

Merkmale eines Gutes oder einer Dienstleistung, in Falle einer Krankenhaus-

leistung z. B. der Dauer der Krankenbehandlung. Anschließend werden für diese

Qualitätsmerkmale die konkreten Merkmalsausprägungen des bestimmten Gutes

(Ist-Merkmalsausprägungen) ermittelt; hier im Beispiel die unterschiedlichen Be-

handlungsdauern. Im dritten Schritt muss festgelegt werden, welchen Wert die

gemessenen Ist-Merkmalsausprägungen aus Sicht des Qualitätsermittelnden haben

sollten. Aus den gemessenen Werten und den Soll-Werten ergibt sich dann das

Verhältnis zwischen Ist- und Soll-Merkmalsausprägungen; also die Dauer der

wirklichen Patientenbehandlung im Verhältnis zur angesetzten Soll-Behand-

lungsdauer (vgl. HOPP 2000, S.13f).

Klar wird, dass die Qualität eines Gutes oder einer Dienstleistung entscheidend

von der Definition der Soll-Merkmalsausprägungen abhängig ist. Und gerade im

Krankenhausbereich wird es nicht nur eine solche Definition geben, sondern jede

Berufsgruppe wie auch Financiers oder die Öffentlichkeit haben ihre eigenen Vor-

stellungen von Soll-Merkmalsprofilen und werden somit die Qualität der Kran-

kenhausleistungen sehr unterschiedlich bewerten. Geht man nun noch einen

Schritt weiter und möchte die Qualität der Leistungserstellung vieler Kliniken im

Rahmen eines Krankenhausbetriebsvergleiches messen wird klar, dass sich die

Zahl der vorhandenen Soll-Merkmalsprofile und die Zahl der Meinungen zu Qua-

lität weiter erhöhen wird. VON SECKENDORFF bringt diese Problematik karikierend

auf den Punkt:

„Fragen sie einen einzelnen, was er unter ‚qualitativ hochstehender Ge-sundheitsversorgung’ versteht, und sie werden wahrscheinlich einen Kata-

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log von Platitüden als Antwort erhalten. Fragen sie zwei Menschen und es wird sicher Streit geben. Fragen sie drei Leute und es wird wahrscheinlich Chaos herrschen.“ (VON SECKENDORFF 1983, S. 86)

Festzuhalten bleibt, dass es ausgehend von diesen Überlegungen wichtig ist, im

Vorfeld eines Krankenhausbetriebsvergleiches einen Konsens über die zu messen-

den Objekte und später bei der Interpretation der Ergebnisse vor allem einheit-

liche Soll-Merkmalsausprägungen zu verwenden.

Die auf DONABEDIAN zurückgehende Einteilung in Struktur, Prozess und Ergebnis

der Dienstleistungserstellung stellt den theoretischen Rahmen für den folgenden

Ansatz zur Qualitätsmessung von Krankenhausleistungen.

2.4. Ein Ansatz zur Qualitätsmessung von Krankenhausleistungen

Qualität lässt sich anhand DONABEDIANs Ansatz in die drei Qualitätsdimensionen

„Ergebnisqualität (das Behandlungsergebnis), Prozeßqualität [sic!] (der Behand-

lungsprozeß [sic!]) und Strukturqualität (der vorgehaltenen Leistungsbereitschaft

in Form von eingesetzten Ressourcen)“ (JANSSEN 1999, S. 75) einteilen. Ange-

nommen wird eine Kausalbeziehung zwischen den einzelnen Dimensionen. Auf

den Krankenhausbereich übertragen bedeutet das, dass „eine hohe Strukturqualität

[...] qualitativ hochwertige Behandlungsprozesse unterstützen [soll], die sich ih-

rerseits positiv auf das Ergebnis [der Behandlung] auswirken sollen“ (ebd., S. 75).

Ein zweifelsfreier Beweis dieser Kausalkette bei einer Patientenbehandlung wird

aber nicht möglich sein, da immer als Vergleichsmaßstab „der fiktive Zustand, der

sich ohne Krankenhausbehandlung zum Ende des betrachteten Zeitraumes erge-

ben würde“ (ebd., S. 47) herangezogen werden müsste. Die Messung dieses fikti-

ven Zustandes ohne Behandlung ist augenfällig an bereits behandelten Personen

nicht möglich.

Weiterentwickelt wurde DONABEDIANs Modell von MEYER und MATTMÜLLER,

die die Dimension der Strukturqualität in eine anbieterseitige und nachfrager-

seitige Qualitätsdimension unterteilen. Vor allem im Bereich der Dienstleistungen

erscheint diese Einteilung sinnvoll, da gerade, wie oben bereits ausgeführt, der

externe Faktor, also der Kunde oder Patient einen großen Einfluss auf die Dienst-

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leistungserstellung hat (vgl. AHLERT/EVANSCHITZKY 2003, S. 253). Der Einfach-

heit halber soll im Weiteren aber auf diese Unterteilung verzichtet werden.

Die Messung der Qualität, also der für einen qualitativen Krankenhausbetriebs-

vergleich relevante Aspekt erfolgt anhand von Qualitätsindikatoren. Analog zu

DONABEDIANs Modell sind Struktur-, Prozess- und Ergebnisindikatoren Merk-

male der Krankenhausleistung, die geeignet sind die Qualität einer Kranken-

behandlung abzubilden. Enorm wichtig für die Generierung valider Qualitäts-

informationen ist die richtige Wahl der Qualitätsindikatoren. Der Indikator sollte

„alle Fälle identifizieren, in denen ein Qualitätsproblem vorliegt [...] [und] sollte

möglichst nur Fälle identifizieren in denen ein Qualitätsproblem vorliegt“ (HOPP

2000, S. 31). Man spricht auch von einer hohen Sensitivität des Indikators bei

gleichzeitig hoher Spezifität. Valides und reliables Datenmaterial muss, analog zu

Punkt 2.3. der Arbeit ebenfalls gesichert sein. Gerade im Krankenhausbereich

gestaltet es sich aber nicht einfach Qualitätsindikatoren zu finden, die beide For-

derungen gleichermaßen erfüllen können (vgl. ebd., S. 31f). Als kurzes Beispiel

folgt die Betrachtung der Komplikationsrate als möglicher Indikator der Ergeb-

nisqualität.

Die Komplikationsrate eines Krankenhauses kann relativ einfach reliabel und va-

lide ermittelt werden. Die Spezifität des Qualitätsindikators kann aber als gering

angesehen werden, da vor allem die Art und die Schwere der Erkrankung neben

der Qualität der Behandlung Einfluss auf die Zahl der Behandlungen mit Kompli-

kationen Einfluss haben werden. Ähnliches gilt für die Sensitivität des Indikators

‚Komplikationsrate’. So werden sich nur massive Verschlechterungen in der Be-

handlungsqualität in einer steigenden Komplikationsrate manifestieren. Viele

Qualitätsprobleme werden so wegen niedriger Spezifität und Sensitivität des Qua-

litätsindikators ‚Komplikationsrate’ nicht erkannt werden. Als Ausweg aus die-

sem Dilemma ist nur eine Einzelfallprüfung möglich, die aber meist wegen un-

verhältnismäßig hoher Prüfkosten oft nicht sinnvoll erscheint (Beispiel angelehnt

an HOPP 2000, S. 33). Klar wird aus diesem Beispiel, dass es unabdingbar ist,

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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Qualitätsindikatoren mit der größtmöglichen Sorgfalt auszuwählen und immer

wieder kritisch zu reflektieren.

Um Unübersichtlichkeit zu vermeiden teilt DONABEDIAN die unterschiedlichen

Qualitätsindikatoren verschiedenen Dimensionen der Krankenhausleistung zu:

Tabelle 1: Dimensionen der Krankenhausleistung

Technische Aspekte

Interpersonale Aspekte

Annehmlich-keiten

Beispiele Anwendung med. Wissens und Einsatz medizinisch-technischer Geräte

Interaktion zwischen Mitarbeitern und Pati-enten

Umgebung in der die Behandlung stattfindet

Quelle: eigene Darstellung, nach HOPP 2000, S. 24

Im Folgenden werden kurz einige Beispiele für Qualitätsindikatoren der Struktur-,

Prozess- und Ergebnisebene der Krankenhausbehandlung vorgestellt.

2.4.1. Strukturqualität

Die Strukturqualität einer Krankenhausleistung setzt die Rahmenbedingungen für

eine Krankenhausbehandlung. So ergibt sich diese Qualität aus den personellen

und sachlichen Ressourcen eines Hauses, wie auch aus finanziellen und organisa-

torischen Merkmalen durch die der Behandlungsprozess charakterisiert ist (vgl.

JANSSEN 1999, S. 76). Beispiele für solche Indikatoren sind vielfältig und finden

sich in der folgenden Tabelle zusammengefasst:

Tabelle 2: Indikatoren für die Strukturqualität der Krankenhausleistung

Technische Aspekte

Interpersonale Aspekte

Annehmlich-keiten

Beispiel-indikatoren

Zahl der Mitarbeiter, fachliche Kompetenz, Aufbauorganisation, technologische Aus-stattung, ...

Soziale Kompetenz der Mitarbeiter, Ein-stellung der Mitarbei-ter zum Patienten, ...

Ausstattung der Patientenzimmer, Geschmack des Essens, sonstige Dienstleistungs-angebote, ...

Quelle: eigene Darstellung, nach HOPP 2000, S. 26 und JANSSEN 1999, S.76

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In der Literatur wird der Qualitätsansatz mittels der Strukturqualität von Kranken-

hausbehandlungen kritisch betrachtet, da vor allem der Schluss von einer hohen

Strukturqualität auf eine ebenso hohe Behandlungsqualität nicht als allgemein-

gültig angenommen werden kann und da „Änderungen in diesem Bereich vielfach

jahrelange Umsetzungszeiträume verlangen“ (JANSSEN 1999, S.76).

2.4.2. Prozessqualität

Ähnliche Kritik als Ansatz zur Qualitätsmessung muss sich die Herangehensweise

mittels Indikatoren zur Prozessqualität gefallen lassen. Prozessqualität schließt

alle ärztlichen und nicht-ärztlichen Handlungen mit ein die mit der Diagnose und

Therapie, also der Erkennung und Behandlung von Krankheiten einhergehen (vgl.

HOPP 2000, S. 25). Ausgehend von dieser Definition von Prozessqualität wird

klar, dass die Patientenbehandlung patienten- und indikationsbezogen erfolgen

muss und somit unterschiedlichste Behandlungsabläufe nötig werden. Diese Ver-

schiedenheit und Komplexität erweist sich eindeutig als nachteilig für die Be-

stimmung und den Vergleich der Prozessqualitäten schon innerhalb eines Kran-

kenhauses und noch verstärkt bei einem Vergleich unterschiedlicher Häuser.

Beispiele für Indikatoren der Prozessqualität sind im Folgenden zusammen-

gefasst:

Tabelle 3: Indikatoren für die Prozessqualität der Krankenhausleistung

Technische Aspekte

Interpersonale Aspekte

Annehmlich-keiten

Beispiel-indikatoren

Ablauf von Diagnose und Therapie, Ab-lauf der Pflegehand-lungen, Ablauf von Zusatzleistungen (z.B.: Labor-leistungen oder Strah-lendiagnostik, ...

Ablauf von Patienten-gesprächen, des Emp-fangs auf der Station, oder der Entlassung von Patienten, ...

Ablauf der Es-sensausgabe, Ablauf der Reini-gung der Patien-tenzimmer, ...

Quelle: eigene Darstellung, nach HOPP 2000, S. 26 und JANSSEN 1999, S.77

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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2.4.3. Ergebnisqualität

Die Ergebnisqualität von Krankenhausleistungen bezieht sich zum Großteil auf

die Veränderung des Gesundheitszustandes des Patienten und kann somit als Qua-

litätsmaß des „Primär-Output[s]“ (JANSSEN 1999, S.77) eines Krankenhauses be-

zeichnet werden. Besonders aus der Bestimmung der Ergebnisqualität können

Aussagen über die Qualität oder Qualitätsmängel bei der Krankenhausversorgung

getroffen werden.

Die Bestimmung des Gesundheitszustandes und die Verbesserung, bzw. Ver-

schlechterung desselben während der Krankenhausbehandlung wirft Probleme

auf. So sind minimal zwei Messvorgänge, bei der Bestimmung von Struktur- und

Prozessqualität nur jeweils einer nötig um die Veränderung des Zustandes bei

Entlassung im Vergleich zur Aufnahme festzustellen. Erschwerend kommt hinzu,

dass erst nach einer geraumen Zeit eine wirkliche Aussage über den Behand-

lungserfolg gemacht werden kann und dies ebenfalls durch Messungen dokumen-

tiert werden muss. Die größte Schwierigkeit bei der Messung von Ergebnisquali-

tät liegt aber eindeutig in der Findung von „möglichst objektiven Kriterien, die

gesundheitliche Veränderungen des Patienten beschreiben, die kausal auf die me-

dizinische Versorgung zurückzuführen sind. Wie bereits [...][unter Punkt 2.4.]

ausgeführt ist eine derartige Messung nicht möglich“ (JANSSEN 1999, S.77).

Als Folge dieser Messproblematik wird versucht mittels Hilfsindikatoren die Er-

gebnisqualität von Krankenhausleistungen zumindest näherungsweise zu bestim-

men:

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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Tabelle 4: Indikatoren für die Ergebnisqualität der Krankenhausleistung

Technische Aspekte

Interpersonale Aspekte

Annehmlich-keiten

Beispiel-indikatoren

Veränderung des Gesundheits-zustandes

Emotionale Reaktio-nen auf den Prozess der Leistungserstel-lung

Emotionale Reak-tionen auf An-nehmlichkeiten des Aufenthaltes

Hilfs-indikatoren

Mortalität, Komplika-tionsrate, typischer Krankheitsverlauf, Zeitraum bis zur Schmerzfreiheit,...

Quelle: eigene Darstellung, nach HOPP 2000, S. 26 und JANSSEN 1999, S.77f

Wie gezeigt wurde ist die Messung der Qualität von Krankenhausleistungen an-

hand verschiedener Qualitätsindikatoren problembehaftet. Trotz alledem ist der

annäherungsweise Versuch der Qualitätsbestimmung in der Praxis nötig um zu-

mindest Anhaltspunkte zur Qualität der Behandlung und der evtl. nötigen Steige-

rung der Qualität von Krankenhausbehandlungen im Vergleich zu anderen Kran-

kenhäusern zu bekommen.

Im Folgenden sollen auf der Basis der bisherigen Ausführungen einige praktische

Ansätze der Qualitätsmessung und ihre Verwendung in Betriebsvergleichen dar-

gestellt werden. Zu erörtern ist zudem, warum gerade der qualitative Aspekt in

den bisherigen Verfahren zum Krankenhausbetriebsvergleich im Vergleich zu

wirtschaftlichen Aspekten eher selten betrachtet wurde.

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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3. Ansätze qualitativer Krankenhausbetriebsvergleiche

Qualitätsvergleiche im Krankenhausbereich anzuwenden ist in Deutschland, im

Vergleich zu angelsächsischen Ländern wie den USA, England oder Schottland

wo diese Art von Vergleichen bereits auf eine gewisse Tradition zurückblicken

kann eine relativ neue Art Krankenhäuser vor allem auch untereinander zu bewer-

ten. Es scheint sich auf dem deutschen Krankenhausmarkt noch kein Modell oder

Ansatz solch eines Krankenhausbetriebsvergleiches durchgesetzt oder zumindest

etabliert zu haben. Dafür spricht die Vielfalt an unterschiedlichen Methoden und

Vergleichsmodellen, die zuerst systematisch eingeordnet werden und von denen

im Folgenden eine Reihe vorgestellt werden sollen. Das Hauptaugenmerk soll, im

Hinblick auf die Zielsetzung der Arbeit bei Aspekten qualitativer Krankenhaus-

betriebsvergleiche liegen.

3.1. Systematik von Betriebsvergleichen

Betriebsvergleiche stellen klassischerweise Unternehmen anhand von Kennzahlen

gegenüber und sollen so eine Grundlage zur Überprüfung der wirtschaftlichen

Situation bilden. Ein solcher Vergleich soll „die Stärken und Schwächen eines

Betriebes im Vergleich zu seinen Mitbewerbern aufzeigen, um Denkanstöße für

die Verbesserung der eigenen Politik zu geben“ (ADAM 2000, S. 105).

Im Krankenhausbereich entstanden erste Betriebsvergleiche bereits in den zwan-

ziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Ziel war es damals einerseits eine Grundla-

ge für die einheitliche Ermittlung der Selbstkosten zu bestimmen und andererseits

die Ergebnisse von Krankenhäusern vergleichen zu können. Diese Zwecke haben

sich bis zum heutigen Tage prinzipiell nicht verändert und wurden nur um ver-

schiedene Aspekte erweitert. In der Nachkriegszeit bis zum heutigen Tag waren

und sind Betriebsvergleiche geprägt von der Aufgabe der Festlegung der Pflege-

sätze gemäß der Bundespflegesatzverordnung und ihrer Novellen (zur chronologi-

schen Darstellung der Entwicklung der Krankenhausfinanzierung in der Bundes-

republik Deutschlang, vgl. SCHMITZ 2000, S. 4-70). In der Novelle der BPflV

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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1995 wurde der Krankenhausbetriebsvergleich mittels des § 5 institutionalisiert.

Absatz 1 Satz 1 desselben besagt:

„Zur Unterstützung der Vertragsparteien bei der Ermittlung vergleichbarer Krankenhäuser und der Bemessung von medizinisch leistungsgerechten Budgets und tagesgleichen Pflegesätzen erstellen die Deutsche Kranken-hausgesellschaft oder die Bundesverbände der Krankenhausträger gemein-sam und die Spitzenverbände der Krankenkassen gemeinsam einen Kran-kenhausvergleich.“ (§ 5 Abs. 1 Satz 5 BPflV 1995)

Aufgrund von Einigungsproblemen zwischen den im § 5 BPflV erwähnten Institu-

tionen hinsichtlich der Durchführung des Vergleiches sind die den Krankenhaus-

vergleich betreffenden Regelungen nicht wie geplant zum 1. Januar 1996 sondern

erst zum 1. Januar 1998 in Kraft getreten. Diese „Verschiebung“ um immerhin

zwei Jahre lässt erahnen, dass doch erheblicher Abstimmungsbedarf zwischen den

einzelnen Beteiligten herrschte. Eine detaillierte Beschreibung der Abstimmungs-

problematik und des Abstimmungsprozesses findet sich bei SCHMITZ 2000, S.

152ff.

Diese Art von eher quantitativen Vergleichen wird vor allem bei Krankenhaus-

budgetverhandlungen eingesetzt und ist stark von den Krankenkassen geprägt. Da

diese Arbeit aber vor allem Aspekte qualitativer Betriebsvergleiche betrachtet,

sollen im folgenden Punkt nur der Vollständigkeit halber quantitative Vergleiche

skizziert werden. Darüber hinaus sei auch auf die Arbeit von Markus Throm hin-

gewiesen, der im Rahmen des Seminars zur Krankenhausökonomie gerade solche

quantitativen Vergleiche im Hinblick auf Budgetverhandlungen betrachtet.

3.2. Quantitative Krankenhausbetriebsvergleiche

Beispielhaft werden vier Vergleichsmethoden vorgestellt, die sich je nach unter-

schiedlichen Grundsätzen zur Bildung von Gruppen vergleichbarer Kranken-

häuser unterscheiden. Innerhalb der jeweiligen Gruppen können die Häuser dann

anhand von Kennzahlen miteinander verglichen werden. Wie sich aus den theore-

tischen Ausführungen gezeigt hat ist vor allem die Bestimmung vergleichbarer

Häuser für einen Betriebsvergleich eine wichtige Voraussetzung.

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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3.2.1. Vergleiche auf Grundlage exogener Gruppenbildungsmodelle

Die Krankenhäuser und ihre Fachabteilungen werden bei dieser Form des Ver-

gleiches durch festgelegte Kriterien, die nicht von den Durchführenden des Ver-

gleichs beeinflussbar sind in Gruppen eingeteilt. Beispiele für diese Art sind das

Gruppenbildungsmodell der ‚Gesellschaft für betriebswirtschaftliche Beratung

mbH’, kurz GEBERA und der Krankenhausbetriebsvergleich der Spitzenverbände

der Krankenkassen (vgl. JANSSEN 1999, S. 157-170).

3.2.2. Vergleiche auf Grundlage endogener Gruppenbildungsmodelle

Bei dieser Vergleichsweise kann der Anwender zumindest zum Teil die Gruppen-

einteilung der Krankenhäuser und ihrer Fachabteilungen beeinflussen. Beispiele

für endogene Gruppenbildungsmodelle sind das Scoring-Modell des Medizini-

schen Dienstes der Krankenkassen (MDK) Hamburg und der Leistungsbezogene

Krankenhausbetriebsvergleich nach KEHR (vgl. JANSSEN 1999, S. 171-196).

3.2.3. Zusammenfassung und Bewertung

JANSSEN bewertet die oben vorgestellten Verfahren hinsichtlich des Erfüllungs-

grades verschiedener Kriterien. Die verschiedenen Modelle werden „jeweils mit 1

bis 4 bewertet, wobei die 1 für die geringste Kriterienerfüllung und die 4 für die

höchste Kriterienerfüllung steht. Eine 0 wurde vergeben, wenn kein Verfahren das

Kriterium berücksichtigt“ (JANSSEN 1999, S. 200).

Tabelle 5: Bewertung der Betriebsvergleiche hinsichtlich der Erfüllung bestimmter Kriterien

Kriterien Kranken-kassen GEBERA

MDK Hamburg

Kehr

Berücksichtigung der Fachabteilungsebene 1 2 3 4

Output-Orientierung 1 2 3 4 Spielräume für An-wender 1 1 4 4 Komplexität des Ver-fahrens 1 2 3 4 Berücksichtigung der Leistungsqualität 0 0 0 0 Quelle: JANSSEN 1999, S.201

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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Ausgehend von der Bewertung der verschiedenen Vergleichsmodelle fällt

vor allem ein Aspekt ins Auge. In keinem der vier Ansätze wird die Leistungs-

qualität der Krankenhäuser betrachtet, bzw. bewertet. Ausgehend von der wach-

senden Bedeutung der Qualität wird klar, dass ein rein quantitativer Wirtschaft-

lichkeitsvergleich verschiedener Häuser zu kurz greift und dass zu einer

ganzheitlichen Betrachtung des Systems Krankenhaus in seiner Komplexität die

Qualität der Leistungserstellung nicht außer Acht gelassen werden darf. Im Fol-

genden werden einige Ansätze zur vergleichenden Erhebung der Leistungsqualität

von Krankenhäusern vorgestellt.

3.3.Ansätze qualitativer Krankenhausbetriebsvergleiche

Qualitätsrelevante Daten werden im Krankenhaus besonders durch Maßnahmen

der Qualitätssicherung ermittelt. Qualitätssicherung wurde erstmals im Rahmen

des Gesundheits-Reformgesetzes (GRG) 1988 und des Gesundheitsstrukturgesetz

(GSG) 1992 für Krankenhäuser institutionalisiert. § 135a SGB V besagt:

„Die Leistungserbringer sind zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der von ihnen erbrachten Leistungen verpflichtet. Die Leistungen müssen dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse ent-sprechen und in der fachlich gebotenen Qualität erbracht werden.“ (§ 135a SGB V)

Die vorgeschriebenen Maßnahmen der Qualitätssicherung finden sich im Einzel-

nen im Neunten Abschnitt des SGB V (§§ 135–139 SGB V). Der Ansatz der Qua-

litätssicherung scheint eine solide Ausgangsbasis für eine generelle Beurteilung

der Leistungsqualität im Krankenhaus zu sein, da durch diese bereits Daten erho-

ben werden, die evtl. im Rahmen eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleich

zu verwenden sind. Zu beachten bleibt, dass richtig verstandene Qualitätssiche-

rung den Implikationen aus Punkt 2. dieser Arbeit Rechnung tragen muss (vgl.

JANSSEN 1999, S. 73ff).

Im Folgenden werden verschiedene Ansätze aus der Praxis vorgestellt mit dessen

Hilfe teilweise Qualitätssicherung betrieben wird oder betrieben werden kann und

die sich zu einer Messung und einem Vergleich der Leistungsqualität von Kran-

kenhäusern eignen könnten.

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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3.3.1. Benchmarking und Best Practices

Nach AHLERT/EVANSCHITZKY 2003, S. 51 ist Benchmarking „ein kontinuierlicher

systematischer Vergleich der eigenen Effizienz in Produktivität, Qualität und Pro-

zessablauf mit den Unternehmen, die Spitzenleistungen repräsentieren.“ Beim

Benchmarkingansatz ist die Festlegung von Vergleichsparametern oder Ver-

gleichsindikatoren, z.B. die diagnosespezifische Verweildauer der Patienten im

Krankenhaus der wichtige Ausgangspunkt. Anschließend werden die Werte der

Vergleichsparameter in den verschiedenen Krankenhäusern gemessen. Als

Benchmark wird der durch Vergleich der einzelnen Werte ermittelte ‚Bestwert’

bezeichnet. Der Ansatz des Benchmarking für den Qualitätsvergleich von Kran-

kenhausleistungen scheint prinzipiell eine gute Möglichkeit der Qualitätsmessung

zu sein, wurde in Deutschland aber noch kaum systematisch durchgeführt. Ein

Beispiel für ein internationales Qualitäts-Benchmarking ist das von der WHO

entwickelte Konzept ‚Continuous Quality of Care Development’ (vgl. PERLETH/

SCHWARZ 1999, S. 242f).

3.3.2. Quality of Life und Patientenzufriedenheit

Der ‚Quality of Life’-Ansatz wie auch die Patientenzufriedenheitsmessung lassen

sich den Verfahren der subjektiven Qualitätsmessung zuordnen. Zur Messung der

Lebensqualität wurde eine Reihe valider Instrumente entwickelt. Zu einer ausführ-

lichen Darstellung verschiedener Instrumente siehe u.a. BOWLING 1991 und 1995.

Festzuhalten bleibt, dass es sich – trotz der Objektivierung des Quality of Life-

Konzepts – „um die Beurteilung der Qualität [der Krankenhausbehandlung] aus

Patientensicht“ (vgl. PERLETH/SCHWARZ 1999, S. 242f) handelt.

Ähnliche Kritik muss sich der Ansatz zur Qualitätsmessung mittels der Patienten-

zufriedenheit gefallen lassen. Da Patienten nur zu einem sehr geringen Grad die

wirkliche Behandlungsqualität im Krankenhaus einschätzen können, bedingt

durch den Vertrauensgutcharakter von Krankenhausleistungen, greift man auf den

Bereich der Dienstleistungs- bzw. Hotelqualität eines Hauses zurück. In Bezug

auf DONABEDIANs Ansatz kann durch Patientenzufriedenheitsbefragungen vor

allem die Struktur- und Prozessqualität eingeschätzt werden. Zufriedenheits-

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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befragungen im Krankenhausbereich sind besonders im Zuge des Qualitätsmana-

gements in großer Zahl durchgeführt worden. Ihre Nützlichkeit in Bezug auf die

Qualitätsbestimmung im Rahmen von Krankenhausbetriebsvergleichen ist aber

zumindest fraglich (vgl. JANSSEN 1999, S. 91ff; HILDEBRANDT 1996, S. 17ff; PER-

LETH/SCHWARZ 1999, S. 244f). Zur kritischen Würdigung von Patienten-

zufriedenheitsbefragungen sei besonders auf die Dissertation von HOPP (2000)

verwiesen, der Patientenzufriedenheit am Beispiel eines Trierer Krankenhauses

gemessen hat.

3.3.3. Vergleiche auf Basis von Qualitätsmanagementsystemen

Eine große Anzahl von Qualitätssicherungsmaßnahmen werden im Rahmen des

Qualitätsmanagements (QM) durchgeführt. Ein Qualitätszertifikat, dass durch ex-

terne Stellen vergeben wird „soll dem Krankenhaus einen Wettbewerbsvorteil

verschaffen, indem es dokumentiert, daß [sic!] das Haus ein erprobtes internes

Qualitätssicherungssystem eingeführt hat und anwendet“ (JANSSEN 1999, S. 94).

Voraussetzung für ein funktionierendes und effektives Qualitätsmanagement ist,

„daß [sic!] alle Mitarbeiter einer Organisation bis zur untersten Hierarchiestufe

ihre Kompetenzen und Sachkenntnisse in den Prozeß [sic!] der Qualitätssicherung

einbringen, was ein durchorganisiertes Qualitätsmanagement voraussetzt (PER-

LETH/SCHWARZ 1999, S. 230). Qualitätsmanagement im Krankenhaus bezieht sich

meist auf einzelne Abteilungen oder übergreifende Dienste und wird von diesen

Subsystemen auch durchgeführt. Wichtig ist hier ein organisiertes Qualitätsmana-

gement um gerade Probleme an Schnittstellen zwischen verschiedenen Bereichen

im Krankenhaus zu vermeiden.

Das wohl am weitesten verbreitete Qualitätssicherungs-, bzw. Qualitätsmanage-

mentsystem ist, in der Industrie wie auch im Krankenhausbereich die DIN EN

ISO 9000-9004. Diese Normenreihe soll „nicht nur nach außen als Beurteilungs-

hilfe für die Patienten dienen, sondern zugleich auch die Wahrscheinlichkeit einer

geordneten Leistungserbringung unter Ausschaltung fehlerträchtiger Prozesse er-

höhen“ (JANSSEN 1999, S. 95). Ob alle von der ISO-Norm vorgeschriebenen Qua-

litätselemente in Form von Verfahrensvorschriften eingerichtet und beachtet wer-

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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den, wird von der oben angesprochenen externen Zertifizierungsstelle geprüft.

Kritiker werfen dem QM-System nach DIN EN ISO 9000ff aber vor, dass sich die

Norm nicht um die wirkliche Qualität der Leistung kümmert und sich nur mit der

Einhaltung von Verfahrensvorschriften beschäftigt. Diese Kritik scheint zwar

teilweise berechtigt zu sein, aber es darf nicht aus den Augen gelassen werden,

dass durch ein QM-System in Krankenhäusern die Sensibilität für Qualität in der

Krankenbehandlung erhöht wird (vgl. PERLETH/SCHWARZ 1999, S. 230ff und

JANSSEN 1999, S.94ff).

Gerade im Hinblick auf einen qualitativen Krankenhausbetriebsvergleich muss die

Verwendbarkeit von Qualitätsmanagementmaßnahmen kritisch eingestuft werden.

Da ein QM-System gemäß DIN EN ISO 9000ff vorwiegend zur internen Verwen-

dung gedacht ist erscheint es fraglich, inwieweit die Daten zum Qualitätsmana-

gement aus verschiedenen Krankenhäusern im Rahmen eines Betriebsvergleichs

miteinander verglichen werden können. Zudem ist zu bedenken, dass das vorge-

stellte QM-System auf der Struktur- und Prozessebene angesiedelt ist. Wie im

Rahmen der theoretischen Grundlagen dieser Arbeit jedoch deutlich wurde ist für

die Bestimmung und Messung von Qualität bei der Leistungserstellung im Kran-

kenhaus besonders die Ergebnisebene wichtig (vgl. PERLETH/SCHWARZ 1999,

S. 230ff und JANSSEN 1999, S.94ff).

Alle vorgestellten Maßnahmen der Qualitätssicherung mit ihren individuellen

Stärken und Schwächen werden im Krankenhausbereich angewendet. Sie sind

aber alle nicht mit dem Fokus etabliert worden um einen qualitativen Kranken-

hausbetriebsvergleich auf ihrer jeweiligen Basis durchzuführen. Deshalb muss

schlussfolgernd die Frage gestellt werden, ob es sinnvoll ist einen eigenständigen

qualitativen Krankenhausbetriebsvergleich zu entwickeln.

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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4. Fazit Eingangs wird nach den Möglichkeiten und Grenzen eines qualitativen Kranken-

hausbetriebsvergleiches in einem sich stark wandelnden Gesundheitswesen ge-

fragt. Die Qualität rückte in den vergangenen Jahren ins Interesse des weit-

gefächerten Kundenspektrums eines Krankenhauses. Besonders die Öffentlichkeit

und die Krankenkassen als Financiers legen einen immer größeren Wert auf die

Vergleichbarkeit von Krankenhäusern.

Krankenhausbetriebsvergleiche existierten schon lange im Rahmen der Kranken-

hausfinanzierung und der Bestimmung von Pflegesätzen. Es zeigt sich, dass diese

Methode allzu oft nur die Wirtschaftlichkeit eines Krankenhauses betrachtet und

im Gegenzug geradezu sträflich die Qualität der Versorgung, mit ihrem entschei-

denden Einfluss auf der Effektivität und die Effizienz eines Krankenhauses außer

Acht lässt. Entstanden aus der vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Qualitätssiche-

rung sind einige Maßnahmen, die sich krankenhausintern mit der Qualität der

Versorgung beschäftigen. Diese Instrumente betrachten meist nur die Ebenen der

Struktur- und Prozessqualität und sind ihrer jetzigen Form nach nicht für einen

Vergleich von Krankenhäusern geeignet. Gründe hierfür liegen in der aufwändi-

gen und eingeschränkten Messbarkeit der für die Bestimmung der gesamten Leis-

tungsqualität wichtigen Ergebnisqualität.

In der Vergangenheit führten die beiden großen Ansätze zu Bewertung und Ver-

gleich von Krankenhausleistungen, mittels Wirtschaftlichkeit und Qualität ein

voneinander getrenntes Eigenleben. In Zeiten einer enormen Bedeutung von Qua-

lität auch im Rahmen der Wirtschaftlichkeit müssen Wege gefunden werden

quantitative und Ansätze qualitativer Methoden zusammenzuführen und eine Art

ganzheitlichen Krankenhausbetriebsvergleich zu schaffen, der die Komplexität

des Systems Krankenhaus würdigend abbildet und nicht weiter nur einzelne Teil-

bereiche betrachtet und vergleicht. Zumindest als Anregung sollten die, vor allem

aus dem angelsächsischen Raum bekannten Benchmarkingkonzepte nicht wie bis-

her für den Krankenhausbereich außer Acht gelassen werden.

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Ansätze eines qualitativen Krankenhausbetriebsvergleichs

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