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Wallonia Export _ juni 2012
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www.wallonia-internatio
nal.be
JUNI 2012
JUNI 2012
CONNECTING THE WORLD, LINKING PEOPLE, BETTER LIVING TOGETHER … LÜTTICH BEWIRBT SICHALS GASTGEBER FÜR DIE „EXPO 2017“
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JUNI 2012
CONNECTING THE WORLD, LINKING PEOPLE, BETTER LIVING TOGETHER … LÜTTICH BEWIRBT SICH ALS GASTGEBER FÜR DIE „EXPO 2017“
2 VORWORT
3-7 DOSSIER
Connecting the World, linking
People, better living Together …
Lüttich bewirbt sich als Gastgeber für die „Expo 2017“
8-13 DOSSIER
Weil es eine Zukunft nach der Kohle- und Stahlindustrie gibtLüttich ist Feuer und Flamme
für die „Expo internationale“ in 2017
14-15 WBT
„Expo Liège 2017“: Aufbruchsstimmung an der MaasLüttich wirft sich in Schale
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
COPYRIGHTS DER FOTOS
Der Herausgeber hat die gesetzlichen
Bestimmungen bezüglich der Autorenrechte
der Personen beachtet, die Bildmaterial
zur Verfügung gestellt haben. Für etwaige
Beanstandungen bittet der Herausgeber,
sich mit ihm in Verbindung zu setzen.
COLOFON
Redaktioneller Entwurf, Design,
Produktion & Koordination:
De Visu Digital Document Design.
Redaktion: Martina Luxen
Druck: IPM
Wallonia-export: Juni 2012
Wallonische Exportförderungs- und
Auslandsinvestitionsagentur Belgiens
Verantwortlicher Herausgeber:
Philippe Suinen, Hauptgeschäftsfürer
AWEX
2, place Sainctelette - 1080 Brüssel
Tel.: +32 (0)2 421 82 11 - Fax: +32 (0)2 421 87 87
E-Mail: [email protected]
www.wallonia-international.be
Liebe Leserinnen und Leser,
glauben Sie mir, der Anlass ist außerordentlich genug und
rechtfertigt die Ausnahme: Am 10. Juni 2011 hat Lüttich
ihre offizielle Kandidatur als Gastgeberstadt für „Liège Expo
2017“ beim „Bureau International des Expositions“ einge-
reicht. Seitdem steckt Lüttich im Expo-Fieber. Behörden
und Bürger fühlen die gleiche Begeisterung und möchten
der Welt den Wandel in der Maasmetropole zeigen. Und weil
nicht nur Lüttich, als Stadt, Großraum und Provinz hinter
dieser Initiative steht, sondern auch der Föderalstaat und
alle anderen regionalen Instanzen ihre Unterstützung zuge-
sagt haben, widmen wir unser Wirtschaftsmagazin diesem unerhörten Challenge.
Sogar der Präsident des Europäischen Ministerrates, der Belgier Herman Van
Rompuy, steht hinter Lüttichs Bewerbung.
Warum diese Begeisterung für unsere „cité ardente“*, die ihren Beinamen „feu-
rige Stadt“ völlig zu Recht trägt? Wohl weil Lüttich – 800 Jahre lang unabhängiges
Fürstbistum, aber auch Wiege der Industrierevolution und einst reiche Metropole
der Kohle- und Stahlindustrie – in den letzten Jahren abermals bewiesen hat, dass
es eine Zukunft gibt: für die Stadt, ihre Menschen und Unternehmen, auch nach
dem Rückgang der Schwerindustrie und Jahren der Aussichtslosigkeit. Lüttich ist
im Wandel. Man sieht es an spektakulären Architekturprojekten und neu angeleg-
ten Plätzen, an der Entstehung neuer Wirtschaftsaktivitäten wie die Logistik, die
Biotechnologie, die Informations- und Kommunikationstechnologien usw.
Diese wirtschaftliche Neurorientierung liefert auch die Thematik, die Lüttich für
die internationale Ausstellung, die im Wechsel mit den Weltausstellungen alle
drei Jahre stattfindet, aufbereiten möchte: „Connecting the World, linking People,
better living Together“ oder wie die neuen Technologien die Welt vernetzen, die
Menschen verbinden und die Lebensqualität verbessern. Nicht nur hierzulande,
sondern auch im Austausch mit weniger entwickelten Regionen, die dank bits and
bytes von diesem Know-how profitieren.
Die Entscheidung fällt am 22. November. Bis dahin drücken wir den Lüttichern
alle die Daumen.
Übrigens finden Sie „Wallonia Export“, in Deutsch und in allen anderen Sprachen,
ab jetzt auch im Netz. Schauen Sie einfach unter www.awex.be.
Viel Spaβ bei der Lektüre!
Philippe Suinen, Hauptgeschäftsführer
der Wallonischen Exportförderungs-
und Auslandsinvestitionsagentur Belgiens
* Die Bezeichnung Lüttichs als „cité ardente“ stammt aus einem Ritterroman aus der vorigen
Jahrhundertwende, indem der Autor den legendären Stolz der Lütticher in einem Aufstand
gegen Karl den Kühnen, im Jahre 1486, verklärt.
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DOSSIER
dentliche Sammlung (Picasso, Chagall,
Gauguin, …) befinden sich in einem Palast
der Weltausstellung von 1905. Um die
vorige Jahrhundertwende war Lüttich
nämlich eine der führenden europäischen
Wirtschaftsmetropolen und durfte als
solche die Prestigeveranstaltung beher-
bergen. Als „Liège“ – so der französische
Name der Stadt (200.000 Einwohner), des
Großraums (600.000 Einwohner) und der
Provinzverwaltung (1 Million Einwohner)
– 1939 den Albert-Kanal einweihte,
stellte die Stadt eine große internationale
Connecting the World,
linking People, better living
Together …
Dass die Sicherheit und Erschließung von neuen Kommunikationswegen ausschlag-gebend für die Entwicklung einer Gesellschaft sind, beweist die Geschichte zur Genüge. Von den Römern, die ihr Reich mit einem weit verzweigten Straßennetz unterbauten, über die Kaiser und Könige der Renaissance, die mit-tels neuer Schifffahrtsrouten ganze Erdteile erobern, bis hin zu den Nationen im Industriezeitalter, die ihren wirtschaftlichen Erfolg mit dem Bau der Eisenbahn festigen …
Für Lüttich, Stadt an der Maas, Schnittstelle
zwischen Nord- und Südeuropa, war die
Erschließung der Kommunikationswege
seit jeher der Treibstoff für die wirtschaft-
liche und gesellschaftliche Entwicklung.
Seit Jahrhunderten ist die Maas Lüttichs
„Autobahn“ zur See und ins europäische
Hinterland. Als der Bergbau und die
Stahlindustrie im 19. Jahrhundert auf-
blühten, wurde die Stadt umgehend an das
belgische und europäische Eisenbahnnetz
angeschlossen. Den Wohlstand und
Fortschritt, den Ingenieure und Financiers
der Eisen- und Stahlindustrie wie Cockerill,
Francqui oder Nagelmackers nach Lüttich
brachten, ist heute noch zu sehen. Prächtig
restaurierte historische Bauten, wie der
Palais des Princes-Evêques, säumen
die place Saint-Lambert. Das Museum
für Moderne Kunst und seine außeror-
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mussten: Die IKT entwickeln sich, im
Vergleich zu industriellen Technologien
beispielsweise, mit einer rasanten
Geschwindigkeit. Manche Anwendungen
entpuppen sich als Strohfeuer, andere
setzen sich tatsächlich auf Dauer durch.
Die Schwierigkeit im Hinblick auf den
Ausstellungsinhalt für 2017 besteht
darin, zu ermessen, welche Technologien
in fünf Jahren und darüber hinaus bis
2025 tatsächlich funktionieren und die
Welt verbessern.“ 13 Jahre vorausden-
ken ist gerade in diesem sich rasch wan-
delnden Bereich eine ganz schön lange
Zeit: „Zudem müssen wir unter allen
Umständen glaubwürdig bleiben“, unter-
streicht Simon Alexandre. Glaubwürdigkeit
ist wichtiger, als die neueste technische
Spielerei zu präsentieren: „Wir organi-
sieren keine Technologiemesse, auf der
unsere Unternehmen und die teilnehmen-
den Länder ihr jüngste Erfindung vorstel-
len. Viel mehr zeigen die Teilnehmer, wie
ihr Produkt zur Lösung eines gesellschaft-
lich relevanten Problems beitragen kann.“
Ausstellung zum Thema Wasser auf die
Beine. Dreh- und Angelpunkt war damals
der Bezirk Coronmeuse, wo jetzt, nach
mehr als 70 Jahren, „Liège Expo 2017“
aufgezogen werden soll.
Anno 2012 haben sich neue Kommuni-
kations mittel ihren Weg in die Wirtschaft
und Gesellschaft gebahnt, ermöglicht
von den so genannten Informations- und
Kommunikations technologien (IKT): Heute
sind die Verbraucher und Unternehmen
auf virtuellen Autobahnen unterwegs
und reden beispielsweise von digitaler
Raumordnung. Neben der realen entsteht
auch eine virtuelle Wirtschaft.
Hartnäckig hängt die Frage im Raum, ob
diese Kommunikationsmittel die sichere
Beförderung von Daten in der virtuel-
len Welt gewährleisten und damit eine
der Voraussetzungen erfüllen, um auch
die reale Wirtschaft anzukurbeln. Man
denke nur an die Daten, die beim Online-
Shopping hin- und hergesendet werden,
an die Sicherheit des Zahlungsverkehrs
oder an den Datenschutz bei der
Übertragung von Patientenakten in der
Medizin.
Vernetzt ja, …Neben Aspekten der Sicherheit werfen
diese neuen Technologien auch Fragen
darüber auf, inwiefern der Bürger gleich-
berechtigten Zugang zu diesen hat. Jeden
Tag entstehen neue IKT-Anwendungen,
die den Alltag und das Leben der Bürger
erleichtern sollen: EDV-unterstützter
Unterricht, virtuelle öffentliche Schalter,
Ferndiagnosen in der Medizin, die
Schlagzeilen in real time, jederzeit abruf-
bar, nicht nur am Computer, sondern
inzwischen auch über neue Telefone oder
andere Geräte …
… aber auch verbunden?Die Welt ist vernetzt, aber sind die
Menschen auch untereinander vernetzt
und verbunden? Feststeht, dass nicht alle
einen gleichberechtigten Zugang zu dieser
neuen Technologie und ihren Anwendungen
haben. Ein Teil der Bevölkerung, nicht nur
in unseren Breitengraden, sondern auch in
den Entwicklungsländern, droht von dieser
digitalen Vernetzung und Verbindung aus-
geschlossen zu werden.
In diese Bresche will „Liège Expo 2017“ mit
der Thematik connecting the World, linking
People, better living Together springen. Die
geplante Weltausstellung soll Teilnehmer
und Besucher zum Nachdenken darüber
anregen, wie die neuen IKT, indem sie die
Welt vernetzen und die Menschen verbin-
den, zu einer harmonischeren Entwicklung
der Gesellschaft insgesamt beitragen.
Eine Plattform, auf der die teilnehmenden
Länder interessante IKT-Praktiken aus-
tauschen, ist im Programm vorgesehen,
sollte im Dezember 2012 die Entscheidung
des Bureau International des Expositions
tatsächlich zugunsten von Lüttich fallen
– und nicht zugunsten der kasachischen
Hauptstadt Astana, die auf ihren Öl- und
Gasreserven bauend, die Energien der
Zukunft als Thematik aufbereitet.
Mit dieser Thematik knüpft Lüttich auch
an die Milleniumsziele der UNO an, die
die Vereinten Nationen auf dem Gebiet
der Gesundheit und des Wohlbefindens,
der Erziehung und Forschung, der
Kultur und nachhaltigen Entwicklung
sowie der Mobilität und Umwelt anläss-
lich der Jahrtausendwende definiert hat.
Eingebunden in die Aufbereitung dieser
hochaktuellen Thematik sind private
und öffentliche Akteure, Unternehmen,
Universitäten, Kulturinstanzen, …
Vorausdenken und glaubhaft bleibenDen wissenschaftlichen Unterbau der
Thematik steuert das CETIC bei, ein
Kompetenzzentrum für angewandte
Forschung im IKT-Bereich, verantwortlich
für den Transfer zwischen Universitäten
und Unternehmen, beteiligt an einer
Reihe von europäischen Projekten. Das
Thema von „Liège Expo 2017“ soll nicht
in der Futurologie versanden, sondern an
konkreten und realisierbaren Projekten
festgemacht werden, wie CETIC-Direktor
Simon Alexandre erklärt: „Das war eine
der Herausforderungen, die wir bei unse-
ren Überlegungen zum Inhalt meistern
DOSSIER LÜTTICH BEWIRBT SICH ALS GASTGEBER FÜR DIE „EXPO 2017“
Kein geringerer als der britische Stararchitekt
baute in Lüttich die Médiacité.
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Zwar fällt es der Wallonie noch immer
schwer, Abschied von der Eisen- und
Stahlindustrie zu nehmen, dennoch
haben viele Unternehmen heute den
Anschluss an die neuen Technologien
gefunden und sich Bereichen verschrie-
ben, die in voller Entwicklung sind: Wie
lässt sich die Kommunikation zwischen
verschiedenen Softwaresystemen her-
stellen? Wie können Datenschutz und
Datenabsicherung optimalisiert, die
Anbindung an Breitbandnetzwerke
gewährleistet werden, …? Globale
Lösungen sind gefordert.
Anschluss oder Ausschluss?Das wissenschaftliche Team begrenzt seine
Überlegungen über die Auswirkungen
und Anwendungen der Informations-
und Kommunikationstechnologien nicht
auf Europa. Es bezieht auch andere
Regionen dieser Welt mit ein, die noch
drastischer mit den Auswirkungen der
neuen Technologien konfrontiert werden.
Stellen diese eine Gefahr dar, weil sie die
Abseitsgefahr für gewisse Regionen noch
gravierender macht? Oder öffnen sie, im
Gegenteil, gerade Perspektiven, indem
sie einen gewaltigen Entwicklungssprung
ermöglichen?
CETIC-Direktor Alexandre denkt spontan
an den Einsatz von Biosensoren in Afrika:
„In Kenia,wo ich vor einigen Jahren eine
Station von Ärzte ohne Grenzen besuchte,
habe ich festgestellt, dass die lokalen
Gesundheitsbehörden noch immer mit
Bleistift und Papier arbeiten. Biosensoren
– im Grunde ein Daten kommunizieren-
des Pflaster – erfassen biometrische
Daten und leiten sie weiter. Die Folgen
für die Gesundheitspolitik sind überwäl-
tigend“, hebt Simon Alexandre hervor:
„Auch in großer Entfernung kann ein
Patient überwacht und behandelt
werden. Epidemien wie Tuberkulose
oder Aids sind dank Biosensoren
besser vorzubeugen und zu bekämp-
fen. Die neuen Technologien verbessern
nicht nur den Gesundheitszustand der
Bevölkerung, sondern auch das Budget
der Volksgesundheit, die ihre Gelder effi-
zienter anlegen kann.
Auch in Europa helfen neue und siche-
rere IKT-Lösungen, die Gesundheitspolitik
effizienter und kostengünstiger zu
gestalten: In Belgien beispielsweise hat
der Gesetzgeber die Ärzte verpflichtet,
eine Globale Medizinische Akte (GMA)
für jeden Patienten anzulegen. Die GMA
soll auf Dauer alle medizinischen Daten
(Arztbesuche, Diagnosen, Interventionen,
verschriebene Arzneimittel, …) enthalten,
sodass ein fremder Arzt in einem ande-
ren Krankenhaus diese Daten einsehen
kann. Eine Leistung, die in ihrem ganzen
Umfang heute noch nicht geboten wird,
weil die verschiedenen Softwaresysteme
der Krankenhäuser noch nicht in der Lage
sind, miteinander zu „reden“ oder weil
der Datenschutz eines Patienten wäh-
rend der gesamten Behandlungsdauer
nicht garantiert werden kann. Die
Einsparungen, die ein globales System für
Innerhalb von 2 Jahrzehnten hat sich Liège Airport zum
siebtgrößten Frachtfl ughafen Europas entwickelt.
Eine schöne Erinnerung an die Weltausstellung von 1905:
die „pont de Fragnée“ über der Maas.
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Eigenschaften einer modernen
Verkehrswirtschaft, die sich dank der
neuen IKT entfalten können.
Intelligente LogistiksystemeWer Mobilität und Transport sagt, ist auch
schon bei einem der herausragenden
Wirtschaftssektoren der Maasmetropole
angekommen: die Logistik. Informatik
und Internet haben die Lokalisierung und
Rückverfolgbarkeit der Ware und damit
optimierte Transportwege ermöglicht.
Die Wallonie – von Cushman & Wakefield
als europäischer Logistikstandort
schlechthin qualifiziert – und Lüttich
– Europas Logistikstandort Nummer
eins, so Bernard Piette von Logistics
in Wallonia – bieten lokalen und inter-
nationalen Unternehmen logistische
Spitzentechnologien wie RFID-Kaptoren,
Near Field Communication, … „Die IKT
sind in der Logistik ganz einfach unver-
zichtbar“, unterstreicht Bernard Piette.
Die Durchdringung mit IKT ist auch ein
wichtiger Katalysator für mehr Wachstum
und neue Ansätze im Umweltschutz und in
der nachhaltigen Entwicklung. Smart Grid
(intelligentes Stromnetz) beispielsweise
bezeichnet die kommunikative Vernetzung
und Steuerung von Stromerzeugern,
Speichern, elektrischen Verbrauchern,
… Dieser Entwicklung zufolge kann die
Waschmaschine demnächst ‚selbst ent-
die Gesundheitspolitik bedeutet, liegen auf
der Hand: Ist die Allergiegefährdung eines
Patienten auch dem neuen Arzt bekannt,
sinkt das Risiko einer Fehldiagnose,
werden doppelt verschriebene
Arzneimittel und Laboruntersuchungen
vermieden, …
Smart CityWer im öffentlichen Raum mit Bahn, Bus,
Tram und Metro unterwegs ist, erfährt
den technologischen Fortschritt auf dem
gesamten Netz: Informatiksysteme,
die untereinander kompatibel gemacht
worden sind, erlauben den Fahrgästen
heute, von einem Verkehrsmittel aufs
andere umzusteigen, sich zu identifizie-
ren und einen einzigen Fahrschein auf
allen Strecken zu benutzen. Ein weiterer
Ausbau der IKT im Bereich Mobilität und
Transport besteht darin, dass verschie-
denste Informationen verknüpft werden:
Informationen über Verspätungen,
S t a u m e l d u n g e n , B a u a r b e i t e n ,
Umleitungen usw. kommen zusammen
und werden unterschiedlichen Benutzern
– den Fahrgästen, aber auch den
Netzbetreibern, Verkehrsbetrieben, … –
angeboten, um ihnen eine bessere Planung
und eine effizientere Reise zu erlauben.
„Die Herausforderung liegt in der gemein-
samen Schnittstelle“, hebt CETIC-Direktor
Alexandre hervor: „Der Fahrgast soll in
Echtzeit über Verkehrsprobleme informiert
werden, diese auf allen möglichen Geräten
(Smartfone, PC, TV, Tablet-Computer, …)
empfangen und dementsprechend schnel-
lerer und sicherer reisen können.“ CETIC
nimmt zurzeit an dem grenzüberschrei-
tenden wallonisch-französischen Projekt
C2All teil, dessen Ziel die Entwicklung
eines kommunizierenden Systems zwi-
schen alle Peripheriegeräten (Tachograf,
Temperaturanzeiger im Kühlwagen,
Navigationsgerät, …) im Fahrzeug ist.
Lüttich als „Smart City“: Auch diese
Vision schwebt den Ausstellungsmachern
für 2017 vor. Während der drei
Ausstellungsmonate rechnen sie mit 6
Millionen Besuchern, die möglichst zügig
und problemlos durch die Stadt zu lotsen
sind. Zur Ergänzung des völlig ausgelas-
teten Lütticher Busnetzes ist eine brand-
neue Straßenbahnlinie geplant. Diese
wird auch nach der eventuell stattfinden-
den internationalen Ausstellung erhal-
ten bleiben und das Angebot an öffent-
lichen Verkehrsmitteln permanent ver-
stärken. Eine Tram als sauberes und
geräuschloses urbanes Transportmittel
des 21. Jahrhunderts … Die Anwendung
von IKT bei der Fahrzeugkonstruktion
und Verkehrsverwaltung sorgt insge-
samt für weniger Luftverschmutzung
(reduzierte Feinstoffe, Abgase, …), flüs-
sigere Verkehrsströme, einen sparsa-
meren Energieverbrauch, … Allesamt
DOSSIER LÜTTICH BEWIRBT SICH ALS GASTGEBER FÜR DIE „EXPO 2017“
Das Lütticher Unternehmen Safran konzipiert, entwickelt
und produziert Bauteile und Ausrüstungen für die Raumfahrt.
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scheiden‘, wann sie Strom aus dem Netz
pumpt. Vorzugsweise natürlich, wenn das
Netz am wenigsten belastet und der Strom
am günstigsten ist! Smart Metering ist ein
weiterer Begriff, der die Runde macht.
Er bezeichnet intelligente Stromzähler,
die in der ganzen Stadt oder im ganzen
Haus verteilt, nützliche Daten sam-
meln, bewahren und an Netzbetreiber,
Energielieferanten, Konsumenten, … wei-
tergeben. Sie sind die Vorstufe zum intel-
ligenten Stromnetz. In diesem Rahmen
hat die Wallonische Region 2010, zusam-
men mit CISCO, IBM, Microsoft, Alcatel-
Lucent, … das Euro Green IT Innovation
Center gegründet. Dessen Ziel ist es, die
Forschung voranzutreiben und neue öko-
effiziente Technologien zu entwickeln.
Passivbau mit Bits and BytesWas auf erste Sicht widersprüchlich
klingt, hat in Wirklichkeit großes ökolo-
gisches und wirtschaftliches Potenzial:
Damit beim Passivhausbau die traditio-
nelle Heiz- und Klimaanlage wegfallen
und die Sonneneinstrahlung maximal
genutzt werden kann, sind neueste IKT
unverzichtbar: Sie messen beispielsweise
den Sonneneinfall über einen längeren
Zeitraum, analysieren die Daten, sodass
der Architekt jeden Raum nach seinem
Energiebedarf eingeplant wird.
Von digitalen Schulranzen …Ersetzt der Tablett-Computer dem-
nächst Schiefertafel und Schreibhefte im
Unterricht, hier und anderswo? In manchen
Schulen laufen Pilotprojekte, angeregt von
Initiativen wie CampusNumérique.be oder
Ecole Virtuelle der Provinz Lüttich. Claroline
ist eine andere Plattform, initiiert u. a. von
der Universität Lüttich, um Lehrkräften
und Trainern Unterrichtsmaterial bereit-
zustellen oder den Online-Unterricht zu
ermöglichen. Die Plattform wird heute mit
pädagogischem Content aus der ganzen
Welt gespeist. Für Schüler und Studenten
aus rückständigen Regionen eine enorme
Chance, denn zur Weiterbildung sind
„lediglich“ eine Internetverbindung und
ein Computer erforderlich. Übrigens
fördern die IKT neue pädagogische
Lernmethoden wie Serious Game, Lernen
über Videospielmethoden. 2010 gewann
das wallonische Unternehmen Belle
Productions den Sonderpreis der Jury auf
der „Serious Game Expo 2010“ in Lyon mit
Neurodyssée, einem Computerspiel für
Kinder über Europa.
… und virtueller KreativitätIKT fördern nicht nur umweltfreundli-
cheres Bauen – wie das künftige und
nach ökologischen Verfahren gebaute
Ausstellungsgelände entlang der Maas
beweisen will – sondern auch Kultur,
Kunst und Bildung. Angesichts der Angst,
dass mit Internet, globaler Vernetzung
und sozialen Medien, … die kulturelle
Vielfalt verflachen und eingehen könnte,
hört sich das reichlich provozierend an. Im
Gegenteil, unterstreicht Simon Alexandre:
„Dank Breitband verbindungen, digitaler
Techniken zur Bearbeitung und Lagerung
von Inhalten, lässt sich jedes noch so
kleine kulturelle Erbe heute bewahren und
einem ggf. weltweiten Publikum zugäng-
lich machen.“ 2007 gab die Föderation
Wallonie-Bruxelles grünes Licht zur
Digitalisierung des Contents kultureller
Institutionen und zu dessen Bearbeitung
für neue Anwendungen. Die SONUMA, die
sich um die Digitalisierung der Archive
des öffentlichen Rundfunks kümmert, will
diese sowohl für professionelle als auch
private Nutzer erschließen. Dokumente,
Ton- und Bildaufnahmen, die in jahre-
lang in einem Archiv schlummerten,
können dank IKT einem neuen Publikum
bereitgestellt werden. Virtuelle Kulissen
und Breitbandverbindungen machen
Kreativität simultan an verschiedenen
realen Orten möglich … Für Künstler
bieten sich neue Perspektiven der grenz-
überschreitenden Zusammenarbeit! Die
Expo 2017 in Lüttich eignet sich jedenfalls
als perfekte Bühne, um die unbegrenz-
ten Möglichkeiten der digitalen Welt zu
veranschaulichen.
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Es gibt viele gute Argumente, um eine Stadt für die Organisation einer namhaften internationalen Veranstaltung vorzuschlagen und auszuwählen: wirtschaftlicher Aufschwung und Erfolg, große urbanistische und architektonische Erneuerungen,Erreichbarkeit und Hotelinfrastruktur, …
Allesamt Argumente, die eine Stadt grenz-
überschreitendes Interesse wecken lassen
und Millionen Menschen zu einem Besuch
anregen. Wäre aber nicht eines der her-
ausragendsten Argumente ganz einfach,
die Lust und das Engagement der Bürger
selbst, der Welt ihre Stadt zu zeigen? Eine
Stadt, die nach langem Siechtum wieder-
aufersteht. Deren Bürger nicht nur stolz
auf den Wandel sind, sondern auch davon
überzeugt, dass sie diese internationale
Bühne verdient.
In Lüttich besaß die Kandidaturabgabe für
die Expo Internationale 2017 Züge eines
Schelmenromans, in dem die Bürger
zweier Städte gegeneinander antreten.
Obwohl Mons, am anderen Ende des
ehemaligen wallonischen Kohlenpotts
gelegen, die Wahl als Kulturhauptstadt
Europas 2015 bereits in der Tasche
hatte, fühlten sich die Lütticher von der
DOSSIER WEIL ES EINE ZUKNACH DER KOHLE- UND SLüttich ist Feuer und Flamme für die
Schon wegen des neuen Bahnhofs reisen viele nach Lüttich:
gebaut von Santiago Calatrava und seit September 2009 offi ziell eröffnet.
Lüttich: eine feurige Stadt
in grüner Umgebung.
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UKUNFT D STAHLINDUSTRIE GIBT
die „Expo internationale“ in 2017
© OPT - J.P. Remy
Die Kirche St. Barthélemy ist ein typisches Beispiel für den Baustil
des Rheinlandes und des Maaslandes im 12. Jahrhundert.
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Aufbruchsstimmung in ihrer Stadt wohl
derart beflügelt, dass sie Mons ihren Titel
streitig machen wollten. Als Jux, dafür
aber nicht weniger vielsagend, zeichneten
20.000 Lütticher eine Unterschriftenaktion,
in der sie Lüttich und nicht Mons zur euro-
päischen Kulturhauptstadt küren woll-
ten. Zum einem „diplomatischen Eklat“
zwischen den Stadtvätern von Mons und
Lüttich kam es klugerweise nicht. Mons
behielt seinen Titel. Und die Stadtväter von
Lüttich waren so weitsichtig, des Volkes
Aufbegehren aufzufangen und schlugen
ihm ein noch größeres und Aufsehen erre-
gendes Projekt vor: Lüttich als Kandidatin
für die Internationale Ausstellung von 2017.
Eine vielsagende Anekdote, die die Frage
aufwirft, warum das Projekt von den
Bewohnern der Maasmetropole selbst
mit einer derartigen Begeisterung und
großem Engagement getragen wird?
Wahrscheinlich, weil niemand anderes
als die Bevölkerung selbst ein besserer
Zeitzeuge des Wandels wäre, der seit
einem Jahrzehnt in Lüttich eingesetzt hat.
Um die vorige Jahrhundertwende
zehrte die Stadt noch immer von
ihrer Vergangenheit als Wiege der
Industrierevolution. Dank Kohlebergbau,
Stahlindustrie , kleinen und mittelgroßen
Handwerks- und Handelsbetrieben flo-
rierte Lüttich und strahlte weit über die
Grenzen hinaus. Doch nach dem Ende
des Zweiten Weltkriegs ging es brutal
bergab. Die Einstellung des Kohleabbaus
und die spätere Krise in der Eisen- und
Stahlindustrie ließen die 200.000-Seelen-
Stadt mit tiefen Rissen im wirtschaftlichen
und sozialen Geflecht zurück.
Calatrava, Arad, Grand Curtius …Anno 2012 ist Lüttich jedoch auf dem
besten Weg, das Image einer ehema-
ligen Industriestadt, die sich aufge-
geben hat, komplett abzustreifen. Die
Anzeichen des Aufbruchs im Stadtbild
sind nicht zu übersehen: Der neue von
Santiago Calatrava entworfene Bahnhof,
für den nicht nur Architekturliebhaber
heute in „Liège Guillemins“ ausstei-
gen. Oder die Médiacité, eine Shopping-
Mall, zuzüglich Freizeitangeboten und
DOSSIER WEIL ES EINE ZUKUNFTNACH DER KOHLE- UND STAHLINDUSTRIE GIB
© OPT - J.P. Remy
Der Museumskomplex Grand Curtius beherbergt u. a. 7000 Jahre
Kunst und Archäologie.
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Von traditionellen Industrieaktivitäten
sind die Unternehmen allmählich auf
neue Technologien und Branchen umge-
stiegen. Für Lüttich, das seine zentrale
geografische Lage in Nordwesteuropa
seit jeher als As aus dem Ärmel schüt-
ten kann, lag die Entwicklung einer
hochspezialisierten und komplemen-
tären Logistikinfrastruktur auf der
Hand. In wenigen Monaten beginnen in
Hermalle-sous-Argenteau, im Norden
von Herstal, die Bauarbeiten für den
„Trilogiport Terminal“, der den Lütticher
Binnenhafen – der größte nach Paris
und Duisburg – zum Hinterlandhafen
für Antwerpen und Rotterdam ausbauen
wird. „Trilogiport“ heißt, dass es sich
um eine Logistikplattform handelt, die
Medienunternehmen, die Lüttich vom welt-
berühmten britischen Industriedesigner
und Architekt Ron Arad bauen ließ: Im
Stadtbild liegt sie auf der gleichen Achse
wie der Bahnhof mit seiner überwälti-
genden Dachkonstruktion. Oder noch „Le
Grand Curtius“, ein Museumskomplex
mit Gärten und Brasserie im histo-
rischen Altstadtviertel Féronstrée, …
Weitere mit Prestige behaftete Projekte
sind in Planung: ein internationales
Kunstzentrum, eine neue Straßenbahn,
eine Museumsinsel im Boverie-Park, …
Vom Kohlenpott zum LogistikhubUnverkennbar: Lüttich blickt nach vorn,
nicht nur auf urbanistischer und kultu-
reller Ebene, sondern auch wirtschaftlich.
die Güterbeförderung per Schiff, Bahn
und LKW kombiniert. 2000 Arbeitsplätze
können durch diese Investitionen
entstehen.
Ein anderer, Mitte der 90er Jahre gereifter
Plan für die Weiterentwicklung Lüttichs
zum Logistikhub ist aufgegangen und
präsentiert sich als jüngste Erfolgsstory:
Innerhalb von 2 Jahrzehnten hat der
Regionalflughafen von Bierset sich zum
siebtgrößten Frachtflughafen Europas
entwickelt. Zudem besitzt „Liège Airport“
weiteres Entwicklungspotenzial sowohl für
Fracht- als Passagierflüge. Der geplante
Ausbau des Flughafens könnte zu einer
Verdoppelung der 10.000 direkten und
indirekten Arbeitsplätze führen.
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kommen: mit e-Learning, Fernmedizin,
digitalen Bild- und Tonarchiven,
Informationen, die jederzeit und überall
zugänglich sind, …
Für Lüttich – „Liège“ auf Französisch
und „Luik“ auf Niederländisch – hat
sich der Wandel längst gelohnt: Heute
ist die Stadt die Wirtschaftsmetropole
Nummer eins der Wallonie. Darüber
hinaus zieht es stets mehr Menschen
zum Leben an die Maasstadt. Nachdem
die Einwohneranzahl bis 2002 kons-
tant zurückgegangen war, steigt sie seit
2003 jährlich um mehrere tausend neuer
Bürger an. 2011 zählte die „cité ardente“
ca. 195.000 Einwohner. Inzwischen haben
auch die anderen Wallonen erkannt, dass
Mehr bits and bytesIm Oktober vergangenen Jahres teilte
der Stahlkonzern ArcellorMittal mit,
seine Warmstahlproduktion in Lüttich
definitiv einzustellen. Die Hochöfen in
Ougrée und Seraing sowie die Gießerei
in Chertal werden ihre Aktivitäten bald
für immer hinunterfahren. Dennoch
hoffen Behörden und Bürger in Lüttich,
dass die verlorenen Stellen von neuen
Wirtschaftssektoren wettgemacht
werden. Verbunden mit der Hoffnung,
dass das Organisationskomitee der
„Expo internationale“ ihre Entscheidung
zugunsten von Lüttich – und nicht für
Mitbewerber Astana in Kasachstan – fällt,
wollen die Stadtväter auf dem geplanten
Ausstellungsgelände in Coronmeuse ein
Eco-Quartier hochziehen. Das nachhaltig
gebaute und eingerichtete Stadtviertel
soll erst die Ausstellungsteilnehmer
beherbergen und anschließend in
Wohnungen und Handelsräume verwan-
delt werden und der Maasmetropole ein
ökologisches Vorzeigeviertel bescheren.
Rund um die Universität von Lüttich und
ihren Kompetenzzentren, darunter das
umfassende multidisziplinäre Genom-
Proteom-Projekt „GIGA“ und „Wallonia
Space Logistics“, haben sich Spin-offs
und junge Unternehmen angesiedelt, von
denen mehrere auf ihrem Gebiet inzwi-
schen weltweit führend sind. Ihre Arbeiten,
Projekte und Zukunftsperspektiven,
ob im Bereich der Biowissenschaften,
neuen Werkstoffe, Informations- und
Kommunikationstechnologien, … haben
auch die Thematik der Bewerbung für
„Liège Expo 2017“ geliefert: „Connecting the
World, Linking People, better living
Together“. Oder wie man mit bits and
bytes neue virtuelle Autobahnen baut,
die die Menschen dieser Welt verbin-
den und den Transfer von Know-how
und Technologien grenzüberschreitend
ermöglichen. Lüttich will auf dieser inter-
nationalen Ausstellung nicht so sehr die
Errungenschaften seiner Bildungs- und
Forschungsinstitute und Unternehmen
zur Schau stellen, sondern demonstrie-
ren, wie die längst im Westen angekom-
mene neuen Technologien auch weni-
ger entwickelten Weltregionen zugute
WEIL ES EINE ZUKUNFTNACH DER KOHLE- UND STAHLINDUSTRIE GIBDOSSIER
Das vom wallonischen Unternehmen
AMOS gebaute Teleskop.
Das Planck-Weltraumteleskop der
Europäischen Weltraumorganisation ESA.
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dort ein neuer Wind weht: Lüttich ist zum
beliebtesten Reiseziel des wallonischen
Fremdenverkehrs geworden.
Mit einem Großprojekt wie „Expo Liège
2017“ scheint Lüttich nicht nur seinen
Bürgern aus der Seele zu sprechen, die
die Aufbruchsstimmung an der Maas mit
ihrer gewohnten Verve und Begeisterung
unterstützen. Auch außerhalb der Provinz
weckt die Wiederauferstehung der ehe-
maligen Speerspitze der belgischen
Kohle- und Stahlindustrie anhaltendes
Interesse. Und es wird nicht lange dauern,
bevor auch die Nachbarn auf der anderen
Grenzseite feststellen, dass in Lüttich ein
neues Feuer brennt.
Großveranstaltungen
Mit der Organisation einer „Expo
internationale 2017“ (voraussicht-
lich 66.000 Besucher pro Tag) wären
jedenfalls weder Lüttich noch Belgien
überfordert. Ganz im Gegenteil, denn
das Know-how der Belgier für die
Planung und den tadellosen Ablauf
internationaler Großveranstaltungen
ist hinlänglich bekannt.
Lüttich selbst beherbergt in die-
sem Jahr nicht zum ersten Mal den
Prolog und die Startetappen der
Tour de France. Bereits 2004 kam
der Maasmetropole diese große
Ehre zu teil, Bühne für den Auftakt
der Frankreichrundfahrt zu sein. Wie
vor 8 Jahren erwarten nicht nur das
Tour-de-France-Management und
die Fahrer, sondern auch hunderttau-
sende Radsportfans und Schaulustige,
dass das Prestige-Event vom 30.
Juni bis 2. Juli sicher und ohne nen-
nenswerte Zwischenfälle abläuft,
gleichwohl sportliche Spannung und
Unterhaltung bietet. Diese Ansprüche
erfüllen die Provinz Lüttich und die
lokalen Instanzen seit vielen Jahren
beim Großen Preis von Belgien in
Spa-Francorchamps (2010: 55.000
Besucher), ein Formel-1-Spektakel
erster Güte. Ein weiteres internatio-
nales Sportereignis, das den guten Ruf
Belgiens und Lüttichs bestätigt hat,
war die Fußball-EM 2000: Belgien, das
diese Europameisterschaft zusammen
mit den Niederlanden organisierte,
stellte abermals unter Beweis,
wie man große Menschenmassen
von einem Ort zum anderen beför-
dert und dabei die Sicherheit der
Zuschauer und Teilnehmer garantiert.
Ohne dass Spannung und Spaß unter
den Vorkehrungen zu leiden hätten.
Erfahrung hat Belgien zudem mit
den regelmäßig stattfindenden EU-
oder NATO-Gipfeltreffen gesammelt.
Diese erfordern hohe Sicherheits-
und Organisationsstandards. Wenn
Lüttich – das für seine Kandidatur
nicht nur von der eigenen Bevölkerung
angefeuert wird, sondern auch die
uneingeschränkte Unterstützung
des Föderalstaats und der anderen
Regionen genießt – also die „Expo inter-
nationale“ ausrichten darf, kommen
der Stadt diese Erfahrungen zugute.
Gänzlich unbeschlagen ist Lüttich
übrigens nicht, wenn es um die
Beherbergung internationaler
Ausstellungen geht. Man findet heute
sogar sehr lebendige Spuren aus
jener Zeit, vor mehr als 100 Jahren,
als Lüttich 1905 die dritte „Exposition
universelle“ in Belgien auf die Beine
stellte (1894: Antwerpen, 1897:
Brüssel): Heute ist das „Mamac“, das
Museum für moderne und zeitgenös-
sische Kunst (mit Meisterwerken von
Picasso, Gauguin und Chagall) im ehe-
maligen Palais untergebracht. Vielen
Lüttichern und anderen Zeitzeugen
ist noch die „Exposition internatio-
nale de l’eau“ von 1939 in lebhafter
Erinnerung: Sie brachte 1 Million
Menschen nach Lüttich.
in diesem ehemaligen Palast der Weltausstellung von 1905 ist die Sammlung
für moderne und zeitgenössische Kunst untergebracht.
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Seitdem der spanische Stararchitekt Santiago Calatrava den neuen TGV-Bahnhof bauen durfte und dieser 2009 mit großem Pomp eröffnet wurde, beginnt für viele Besucher die Lüttich-Tour dort, wo sie aus dem Zug steigen: direkt über ihren Köpfen.
Weiße Betonpfeiler und Eisenträger
schwingen sich zu einer geometri-
schen Symphonie aus Linien, Bögen und
Diagonalen empor. Aus der Ferne mutet
die Konstruktion wie ein weißes Tuch an,
das vom Wind getragen in der Luft eine
Welle macht. 50 m hoch ist das monumen-
tale und doch filigran anmutende Dach
an seinem höchsten Punkt, bevor es sich
(insgesamt 157 m lang) wieder sanft zu
den Gleisen hinneigt. Mit dem Prestigebau
geht es den Lütticher Stadtvätern um
mehr als ein „standesgemäßes“ Umfeld
für den TGV-, Thalys- und ICE-Terminal,
über den die Maasmetropole direkt mit
London, Brüssel, Paris, Amsterdam und
Köln verbunden ist.
RundumerneuerungWie in anderen Städten sind bahnbre-
chende Bauprojekte oft Ausgangspunkt
für eine Rundumerneuerung: Vor Liège
Guillemins, obligatorische Haltestation
für alle aus Köln kommenden Züge auf
dem Weg nach Brüssel oder London,
ist ein neuer Vorplatz geplant. Die Stadt
kann sich auch eine Verlängerung der
Bahnhofsavenue bis zum Maasufer vor-
stellen – der freie Blick vom Fluss würde
die Calatrava-Welle majestätisch expo-
nieren – und sähe die Flussinsel Boverie
gerne in eine Museumsinsel verwan-
delt. Geplant sind außerdem der Bau
eines Finanzturms (120 m hoch), eine
Fußgängerbrücke zur Boverie, ein neues
Designcenter und ein funkelnagelneuer
Boulevard mit Geschäften, Hotels und
Wohnungen. Hier schließt eine Stadt defi-
nitiv mit ihrer jüngeren Vergangenheit
als ergraute Industriestadt ab, die den
Niedergang des Kohlebergbaus und die
Krise der Stahlindustrie erst verkraften
musste.
Ins Zukunftsbild passt auch die neue
Straßenbahnlinie. Sie soll das hochmo-
derne, nach ökologischen Maßstäben
geplante Ausstellungsgelände Corron–
meuse mit dem Bahnhof und dem
Stadtviertel Sclessin verbinden. Dieses
dürfte übrigens deutschen Fußballfans
bekannt sein, denn dort liegt das gleich-
namige Stadion des Europa-League-
Teilnehmers Standard Lüttich.
Große KunstDie architektonische Neugestaltung eines
ganzen Stadtviertels befeuert die Expo-
Ambitionen der Maasmetropole ungemein
und beschert dem einstigen Fürstbistum
neue sehenswerte Attraktionen. Mit
großer Kunst, alter Architektur, urigen
Stadtvierteln, authentischem Flair und
Charakter kann die cité ardente, die
feurige Stadt, seit eh und je aufwarten.
Trotz grober Bausünden in den 70er
Jahren führt heute kein Weg an der
place Saint-Lambert vorbei. Zierliche
Kolonnen erinnern an die einst höchste
Kathedrale Europas, gefällt im Zuge der
Französischen Revolution. Der impo-
sante Palais des Princes-Evêques, größ-
tenteils noch aus dem 16. Jahrhundert,
beherbergt heute das Gericht und die
Provinzverwaltung. Kein Besuch an der
Maas jedoch ohne einen Abstecher ins
„EXPO LIÈGE 2017“: AUFBRUCHSSTIMMLüttich wirft sich in Schale
WBT
Xx
Zum Saisonauftakt: ein neues Haus
Mit einer unveröffentlichten Oper des
jungen Lütticher Komponisten César
Franck, Stradella, feiert die „Opéra
royal de Wallonie“ im September
2012 die Eröffnung ihres vollständig
renovierten Opernhauses. Über der
neoklassizistischen Fassade erhebt
sich jetzt ein Betonkubus, den eine
feingliedrige kupferartige Struktur
aus Aluminiumlamellen umgibt. Das
ursprüngliche Gebäude aus dem
Jahre 1830 ist größtenteils erhalten
geblieben, wurde aber jetzt mit allen
technischen Finessen aufgerüstet
und entspricht damit dem europäi-
schen Standard. Ein doppelt so hohes
Bühnenhaus (36 m), modernste
Bühnenanlagen, vier mobile Kulissen
und ein großer neuer Proberaum
im Kubus, der den Künstlern einen
fabelhaften Blick auf die Stadt gönnt
… Nicht nur Opernfreunde fiebern
der Wiedereröffnung der Königlichen
Oper der Wallonie in Lüttich entgegen.
© OPT - J.P. Remy
© OPT - J.P. Remy
Die Gärten des Museumskomplexes
Grand Curtius in Lüttich.
An der place Saint Lambert kommt wohl
kein Lüttich-Besucher vorbei.
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MMUNG AN DER MAAS
Mamac, wo Lüttichs Picasso, Gauguin,
Monet und Chagall hängen. Das Museum,
eingerichtet in einer Halle der ehemali-
gen Weltausstellung von 1905 und gelegen
in einem eindrucksvollen Park, soll nach
einem Konzept des Architektenbüros PHD
und Ricciotti bis 2015 in ein internationales
Kunst- und Kulturzentrum verwandeln.
Einen Umweg wert ist auch das Grand
Curtius mit einer Sammlung, die 7.000
Jahre Kunstgeschichte beleuchtet.
Das Museum liegt mitten in Lüttichs
Altstadtviertel Hors Château, wo Kunst
und Architektur einerseits, Szenenlokale
und volkstümliche Bistrots andererseits
eine ganz spezielle Melange ergeben.
Bis 2017 will die Stadt in diesem Viertel
ein weiteres Kunstmuseum errichten –
BAL für Beaux-Arts Liège – in dem ihre
außerordentliche Sammlung großer Maler
besser zur Geltung kommen soll.
FlairLüttich, wie es leibt und lebt, erfah-
ren Besucher auch in Outremeuse, wo
Krimiautor Georges Simenon aufwuchs
und seine Fans heute auf Spurensuche
gehen. Besonders lebhaft geht es in
diesem quartier am Sonntag zu, wenn der
berühme Krammarkt La Batte abgehalten
wird. Oder um den 15. August, wenn die
Stadt, heute noch stets Bistumssitz, die
Muttergottes verehrt und vor allem feucht-
fröhlich gefeiert wird.
Immer erreichbarDie ausgesprochen zentrale Lage Lüttichs
in Westeuropa hat den Standort für
geschäftliche und private Unternehmen
überaus interessant gemacht. Mit dem
Flugzeug, Zug oder Auto ist der Großraum
Lüttich mühelos erreichbar und gleich-
zeitig die ideale Startrampe für einen
Abstecher in andere belgische Städte
oder ins benachbarte Ausland. Nur
einen Katzensprung entfernt aber liegt
die legendäreFormel-1-Rennstrecke Spa
Francorchamps, die beim Großen Preis
von Belgien bis zu 55.000 Zuschauer
lockt. Auch Lüttich kann derartige
Mega-Sportspektakel bewältigen, wie
die feurige Stadt einmal mehr vom 30.
Juni bis zum 2. Juli 2012 unter Beweis
stellt, wenn sie den Prolog und die zwei
ersten Etappen der Tour de France orga-
nisiert. Mangelnde Übernachtungs- und
Verpflegungsmöglichkeiten sind in Lüttich
und im Umland also nicht zu befürchten,
sollte die internationale Ausstellung 2017
hier über die Bühne gehen.
Belgien Tourismus Wallonie-Brüssel (Deutsche Repräsentanz des Wallonie-Bruxelles Tourismus – WBT) c/o Delegation der Deutschsprachigen Gemeinschaft, der Französischen Gemeinschaft & der Wallonischen Region Belgische BotschaftJägerstraße 52-53
D-10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 20 60 71 605
Fax: + 49 (0)30 20 60 71 606
Lüttich ohne die „Maas“ ... unvorstellbar!
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