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Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4 Trinität Prof. Dr. Lucia Scherzberg Sommersemester 2010

Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

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Page 1: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Trinität

Prof. Dr. Lucia Scherzberg

Sommersemester 2010

Page 2: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Begriffe (Wiederholung)

Griechisch:

• ousía = Dasein, Wesen, wirkliche Beschaffenheit

• hypóstasis = Grundlage, Stoff, Materie, Wirklichkeit, wahres Wesen, Natur (konkreteVerwirklichungder ousía)

• prósopon = Vorderseite, Gesicht, Miene, Aussehen, Maske, Person

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Begriffe

• Lateinisch:

• substantia = Beschaffenheit, Vorhandensein, Wesen, Eigentum(Übersetzung für ousía und für hypóstasis)

• persona = Maske, Rolle, Charakter, grammat. Person, Person(Übersetzung für prósopon und hypóstasis)

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Kirchenväter

lateinisch

• Tertullian:

una substantia trespersonae

griechisch

• Origenes:

Sohn und Geist vom Vater unterschiedene Hypostasen

• Nicäa:

Wesensgleichheit (Homoousie ) von Vater und Sohn

ousía und hypóstasis nicht unterschieden

Page 5: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Kirchenväter

lateinisch

• Augustinus:

hypóstasis = persona

ousía = essentia

griechisch

• Basilius:

Unterscheidung von ousíaund hypóstasis

Vater, Sohn und Geist als drei Hypostasen

• Gregor v. Nazianz: hypóstasis = prósopon

• Gregor v. Nyssa:

eine ousía, drei Hypostasen

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Verurteilte Lehren

Subordinatianismus

• Ungleichheit von Vater und Sohn bzw. Geist

• Unterordnung des Sohnes und des Geistes unter den Vater

Modalismus

• Vater, Sohn und Geist als prósopa = Rollen

• Gott nimmt in der Heilsge -schichte nacheinander verschiedene Rollen (Modi) an, um sich den Menschen zu offenbaren.

• Dreiheit Gottes existiert nur gegenüber den Menschen, nicht in Gott selbst.

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Trinitätsmodelle

Ostkirche

Vater

Perichorese

Sohn Geist

Interesse: Abwehr des Modalismus

inneres göttliches Leben (= Perichorese)

prinzipiell unerkennbar

Westkirche

Wesen Gottes (existiert in 3 Hypostasen / Personen / Relationen)

Vater Sohn Geist

Interesse: Abwehr des Subordinatianismus

inneres göttliches Leben als Liebe ist in der

heilsgeschichtlichen Offenbarung erkennbar

processio processio

processio

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ZWEI TYPEN DER WESTLICHEN TRINITÄTSLEHRE

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„Drei Personen“

Subjekte? Seinsweisen?

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Wie würden Sie die Trinität darstellen?

Page 11: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

So….

Page 12: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

… oder so ?

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Die sog. psychologische Trinitätslehre (Augustinus)

• drei Selbstvollzüge Gottes, die aufeinander bezogen sind

Page 14: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Die sog. psychologische Trinitätslehre (Augustinus)

• drei Selbstvollzüge Gottes, die aufeinander bezogen sind

• „Person“ = geistiges Aktzentrum, kein relationaler Begriff

Page 15: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Die sog. psychologische Trinitätslehre (Augustinus)

• drei Selbstvollzüge Gottes, die aufeinander bezogen sind

• „Person“ = geistiges Aktzentrum, kein relationaler Begriff

• drei „Personen“ der Trinität = subsistierende Beziehungen, in denen das göttliche Sein als geistiges Sein sich zu sich selbst verhält

Page 16: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

• Zeugung des Sohnes und Hauchung des Geistes sind göttliche Wesensvollzüge

Page 17: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Zeugung des Sohnes und Hauchung des Geistes sind göttliche Wesensvollzüge

göttliche Personen sind die Relationen

Page 18: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Zeugung des Sohnes und Hauchung des Geistes sind göttliche Wesensvollzüge

göttliche Personen sind die Relationen

nicht interpersonal verstanden

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Interpersonales Verständnis der Trinität (Richard v. St. Viktor)

• Analogie der interpersonalen Liebe

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Interpersonales Verständnis der Trinität (Richard v. St. Viktor)

• Analogie der interpersonalen Liebe

• Notwendigkeit eines „Du“

Page 21: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Interpersonales Verständnis der Trinität (Richard v. St. Viktor)

• Analogie der interpersonalen Liebe

• Notwendigkeit eines „Du“

• Vollendung der Liebe in der Selbstmitteilung

Page 22: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Interpersonales Verständnis der Trinität (Richard v. St. Viktor)

• Analogie der interpersonalen Liebe

• Notwendigkeit eines „Du“

• Vollendung der Liebe in der Selbstmitteilung

• Liebender teilt die Fülle der Gottheit mit dem Geliebten (Mensch kein adäquater Partner)

Page 23: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Warum drei?

Page 24: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Warum drei?

• Vollkommene Liebe vermittelt sich weiter.

• Teilen der Freude mit einem Dritten (condilectus)

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Warum drei?

• Vollkommene Liebe vermittelt sich weiter.

• Teilen der Freude mit einem Dritten (condilectus)

relationales Verständnis von Person

Trinität als Personengemeinschaft

Page 26: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

„Psychologische“ Trinitätslehre

• Personen als Selbstvollzüge

• kein interpersonales Verständnis

Soziale Trinitätslehre

• Personen als Liebende und Geliebte

• interpersonales Verständnis

• Trinität als Gemeinschaft

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Fortführung

„Psychologische“ Trinitätslehre

• Karl Rahner

• Karl Barth

Soziale Trinitätslehre

• Hans Urs v. Balthasar

• Jürgen Moltmann

• Leonardo Boff

• Gisbert Greshake

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Karl Rahner

• Ausgangspunkt: Probleme mit dem Personbegriff:

• Neuzeitlicher Personbegriff meint selbstständiges Subjekt, eigenes Bewusstseinszentrum

Gott kann nicht aus drei Subjekten bestehen (Tritheismus).

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„Trinitätstheologisches Axiom“

• Die ökonomische Trinität ist die immanente und umgekehrt.

• Ökonomische Trinität: Offenbarung des dreieinigen Gottes in der Heilsgeschichte

• Immanente Trinität: der dreieinige Gott, wie er in sich selbst ist

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„Trinitätstheologisches Axiom“

• In der Selbstmitteilung Gottes durch Gnade und Inkarnation gibt Gott sich so, wie er an sich ist.

• In der Heilsgeschichte erscheinen nicht irgendwelche stellvertretenden Mächte, sondern Gott selbst.

An der Offenbarung in der Heilsgeschichte erkennen wir,

wie Gott in sich selbst ist.

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Rahner

• vermeidet Person-Begriff

• Sohn = das Mitgeteilte

• Geist = das Empfangene

• Trinität = drei verschiedene Subsistenzweisen Gottes

Page 32: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Vorwurf: Modalismus

• Drei Erscheinungsweisen Gottes?

Page 33: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Vorwurf: Modalismus

Aber:

• Rahner spricht von verschiedenen Subsistenz-weisen, nicht von heilsgeschichtlichen Rollen, die Gott nacheinander annimmt.

• Begriff der Selbstmitteilung Gottes schließt aus, dass Gott in einer „Maske“ erscheint.

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Vorwurf: Monosubjektivismus

• Einheit des dreifaltigen Gottes ist bei Rahner die Einheit des göttlichen Selbstvollzugs, nicht die Gemeinschaft des dreieinigen Gottes

Page 35: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Soziale Trinitätslehre

• Gottes Wesen ist Beziehung.• Offenbarung der grenzenlosen Beziehungs-

willigkeit Gottes• Gemeinschaft der Trinität bezieht die Menschen

mit ein.• Gemeinschaft in der Trinität als Vorbild für

zwischenmenschliche Beziehungen und die Gesellschaft (z.B. Boff)

• Wertschätzung von Verschiedenheit und Pluralität (z.B. Greshake)

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Darstellungen der Trinität

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Darstellung der Trinität: Symbole

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Gnadenstuhl ca. 1260-170Wiesenkirche, Soest

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Fresko von Urschalling 14. Jhd.

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Andrej Rubljev,um 1410

Page 43: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Enguerrand-Quarton, Krönung Mariens 1453

Page 44: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

StricknerKrönung MariensDeckengemälde 1577

Page 45: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

MurilloTrinität mit Maria und Joseph 1675-83

Page 46: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Jeronimo CosidaTrinität

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Anna Selbdritt16. Jhd.

Page 48: Vorlesung Christologie und Gotteslehre 4

Leonardo da VinciHl. Anna Selbdritt

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VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT!