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- 1 -
Vorlesung 4 - Elektrizitätsmärkte
Prof. Dr. Christian von Hirschhausen
Technische Universität DresdenLehrstuhl für Energiewirtschaft und Public Sector Management
Energiewirtschaft 1 Vorlesung 4 (Elektrizität)
7.11.2006
- 2 -
Agenda
Organisation / Termine
1. Grundlagen
2. Ressourcen- und Regulierungsmanagement
3. Märkte, Unternehmensstrategien, Energiepolitik
- 3 -
Agenda
Märkte, Unternehmensstrategien, Energiepolitik
1. Elektrizitätswirtschaft
2. Gaswirtschaft
3. Kohlenwirtschaft
4. Mineralölwirtschaft
5. Emissionshandel
6. Erneuerbare Energieträger
- 5 -
Wirtschaftsfaktor Stromversorgung in der EU (2000)
Stand 2000
Quellen: Eurelectric, Brüssel; VDEW
23,6175,1594.455EU 15
2,013,129.111Spanien
0,95,120.000Schweden
3,631,496.200Italien
4,125,962.000Großbritannien
5,428,2113.990Frankreich
3,434,2137.000Deutschland
Jahresinvestitionen
Mrd. €
Jahresumsatz
Mrd. €
BeschäftigteLand
- 6 -
Besonderheiten des Gutes „Elektrizität“
• Fehlende Speicherbarkeit „Echtzeittransport“
• Leitungsgebundenheit
• Hoher Fixkostenanteil bei Erzeugung und Transport
• Größenvorteile im Erzeugungs- und Netzbereich
• Tageszeitliche und saisonale Nachfrageschwankungen
• Flüsse im vermaschten Netz nach den Kirchhoff‘schen Regeln
Quelle: Prof. Dr. Winje, VL Energiewirtschaft TU Berlin
- 7 -
Begriffe der elektrischen Arbeit
Bruttostromerzeugung Im Kraftwerk erzeugte elektrische Arbeit, gemessen an den Generatorklemmen.
- Kraftwerkseigenverbrauch Elektrische Arbeit, die in den Neben- und Hilfsanlagen verbraucht wird. Der Verbrauch von nicht-elektrischen Neben- und Hilfsanlagen (z.B. Bürobeleuchtung im EVU) ist nicht Eigenverbrauch.
= Nettostromerzeugung Erzeugung – Eigenverbrauch
+ Bezug Elektrische Arbeit, die von Dritten bezogen wird (z.B. Bezug von anderen EVU oder aus industrieller Erzeugung.
= Netzeinspeisung Elektrische Arbeit, die vom EVU in das Netz eingespeist wird.
- Pumpstromverbrauch Elektrische Arbeit zum Fördern des Speicherwassers bei Pumpspeicheranlagen. Gilt analog für andere Speicheranlagen.
= Abgabe Die Menge von Arbeit, die das EVU an das Netz zur Verfügung der Verbraucher abgibt. Arbeitsverluste im Netz sind hierin noch enthalten.
- Arbeitsverluste im Netz Verluste, die durch Transport und Umspannung bedingt sind.
= Nutzbare Abgabe Gesamte Abgabe an Verbraucher, einschl. der Abgabe an das EVU selbst.
- Betriebsverbrauch Verbrauch des EVU in den betriebseigenen Einrichtungen
= Abnahme Von den Abnehmern (Kunden des EVU) an den Übergabestellen dem Netz entnommene elektrische Arbeit
Nach Pfaffenberger (1998)
- 8 -
Komponenten des Elektrizitätspreises IErzeugung
GroßhandelspreisNetzkostenVertriebstaatliche Abgaben
Ca. 4 ct/kWh
20%
Zusammensetzung des Haushaltskundentarif (18,8 ct/kWh bei 3500kWh/a Verbrauch)Quelle: RWE 2005
Schema eines Dampfkraftwerks
- 9 -
Kessel
Abgasreinigung
Kondensator
GeneratorDampf
Kühlwasser
Speisewasser
Brennstoff(Öl, Erdgas, Kohle…)
Nach Pfaffenberger (1998, S.45)
Asche
Luft
Rohstoffe
Abfall
Abgas
Abgas
Turbine
- 11 -
Schema eines Gas- und Dampfkraftwerkes (GuD)
Generator 1Verdichter Turbine
Brennstoff
Kessel
Abgas-reinigung
Kondensator
Generator 2
AbgasLuft
Dampf
heißeAbgase
Kühlwasser
Speisewasser
Abgas
Evt. Zusatzfeuerung
Turbine
- 12 -
Anhaltswerte für Investitionskosten und variable Betriebskosten von Kraftwerken
Kraftwerks-technologie
spez. ca. Investitionskosten
[€/kWel]
Brennstoffkosten [Ursprungseinheit]
Netto-Wirkungsgrad ca.
variable Betriebskosten
[€/MWhel]
Kernkraft 1.500,- bis 3.000,- 0.4 €/MWhel 33% - 36% 0,6
Braunkohle 1.200,- bis 2.000,- 3 €/MWhth 40% - 49% 1,5 bis 2,5
Steinkohle
Mit Kohlevergasung:
1.300,- bis 2.000,-
bis 2.500,-
50-60 €/t 38% - 50%
bis 52%
1,5 bis 2,5
Erdgas-GUD 500,- bis 1.000,- 5-6 €/GJ 55% - 60% 1,-
Gasturbinen 250,- bis 500,- 5-6 €/GJ 35% - 38% 1,-
Wasser (Neubau:)
(Modernisierung:)
4.000,- bis 7.500,-
1.000,- bis 2.000,-
0 99%
Wind 800,- bis 1.300,- 0 99%
Quelle: Schneider, Stromgestehungskosten von Großkraftwerken, 1998; Hirschl, Markt- und Kostenentwicklung ern. Energien, 2002, BAFA, dena-Studie
- 13 -
Kostenoptimale Zusammensetzung des Kraftwerksparkswirtschaftliche Entscheidung: Grund-, Mittel- oder Spitzenlast?
Kostenfunktion der Kraftwerke
Spitzenlast
Mittellast
Grundlast
250
200
150
100
50
Quelle: in Anlehnung anPfaffenberger(1998, S.116ff)
Einsatz in [h]
Kosten in [Euro/kWa]
Kraftwerk 1
Kraftwerk 2
Kraftwerk 3
0 900 1800 2700 3600 4500 8760
0 900 1800 2700 3600 4500 8760
0,2
0,4
0,6
0,8
1,0P/Pmax
Grundlastkraftwerken
Mittellastkraftwerken
Spitzenlastkraftwerken Notwenige Kapazität an:
- 14 -
Fixkostendeckung von Börsenpreisen
Spotmarktpreis EEX
Variable Betriebskosten GuD-Kraftwerk
Variable Betriebskosten Steinkohlekraftwerk
Variabel Betriebskosten Kernkraftwerk
Deckungsbeitrag GuD
Deckungsbeitrag Steinkohle
Deckungsbeitrag KernkraftBetriebszeit (Ausnutzungsdauer) und Deckungsbeitrag sind abhängig vom Strompreis, den variablen Kosten und den technischen Gegebenheiten
Quelle: EEX
- 15 -
Einsatzbereiche und Ausnutzungsdauer der Kraftwerke
Quelle: nach Prof. Dr. Winje, VL Energiewirtschaft TU Berlin, VDEW 2004
ArtSpezifische Investitions-
kosten
Spezifische Brennstoff-
kostenEnergieträger Installierte Leistung
(2003)Volllaststunden TB
(2003)
Grundlast hoch niedrig
Laufwasser
Braunkohle
Kernenergie
Steinkohle
Erdgas
Heizöl
Speicherwasser
Sonstiges
3 %
20 %
21 %
Mittellast mittel mittel
4900 h/a
7300 h/a
7570 h/a
2,9 GW
19,7 GW
20,6 GW
25,1 GW 4850 h/a25 %
16 GW
6 GW
6,5 GW
3,5 GW
16 %
6 %
6 %
3 %
2400 h/a*
300 h/a
1200 h/aSpitzenlast niedrig hoch
ca. 100 GW
N
aB
B
PA
ngNennleistuitJahresarbeT
(VBh/a)dentriebsstunVolllastbeimuerBetriebsdajährlicheT
==
=weitere Einflussgrößen:
•Alter der Anlage•Standort•Wirkungsgrad•Wärmeauskopplung •Änderung der Brennstoffpreise
* Gasturbinen (ca. 600h/a) u. GuD-Kraftwerke (ca. 4500h/a)
- 16 -
Tageslastganglinien eines EVU an einem typischen Werktag im Sommer und Winter
Winter-Werktag Sommer-Werktag
Quelle: Begriffsbestimmungen in der Energiewirtschaft, Teil 1: Elektrizitätswirtschaftliche Grundbegriffe, VDEW (Frankfurt)
- 17 -
Merit order and load factors of German power plants (four big suppliers, first third of 2005)
Source: Energy Sector Inquiry 2005/2006, S. 132
- 18 -
Kraftwerkskapazität und Höchstlast in Deutschland 2003
76.383.0
7.04.9
16.5
0.0
20.0
40.0
60.0
80.0
100.0
120.0
Kraftwerksart Leistungsbilanz Jahreshöchstlast
Leis
tung
[GW
]
Laufwasser
Braunkohle
Kernkraft
Steinkohle
Erdgas
Heizöl
Speicherw.
Winddavon
muss gedeckt werden
Nicht einsetzbare Leistung
Ausfälle und RevisionenReserve für Systemdienstleistungen
gesicherte Leistung
Zusätzlich kann Kraftwerkskapazität durch Vertragsleistung aus dem Ausland zur Verfügung gestellt werden (2003 ca. 3,4GW)
Quelle: VDEW 2004,VDN Leistungsbilanz 2003
- 21 -
Komponenten des Elektrizitätspreises IITransport
GroßhandelspreisNetzkostenVertriebstaatliche Abgaben
36%
Ca. 7 ct/kWh
Ca. 4 ct/kWh
20%
Zusammensetzung des Haushaltskundentarif (18,8 ct/kWh bei 3500kWh/a Verbrauch)Quelle: RWE 2005
- 22 -
Marktstufen und Teilmärkte des Energieträgers Elektrizität in Deutschland
ca. 80regionale EVU
9/36
ca. 800lokale EVU
11/31
EuropäischeEVU
4 Verbund-EVU 80/33
industrielleErzeugung
DeutscheBahn
PrivateErzeuger
Tarifkunden (Haushalte, Landwirtschaft, Kleingewerbe)
Elektrizität(Kraft und Licht)
Raumwärme
Sondervertragskunden (Industriebetriebe u. Verteilerunternehmen)
Raum- u. Prozesswärme
MarktstufenInternationaleEbene
NationaleEbene
Erzeugung,
Transport,
Verteilung
EndverbrauchElektrizität
(Kraft und Licht)
Stromerzeugung/Stromabgabe an letztverbrauchendeKunden (in Prozent)
nach Prof. Dr. Winje, VL Energiewirtschaft TU Berlin
- 23 -
Regelzonen bzw. Systembetreiber in Deutschland
VattenfallEurope
Transmission GmbH
EnBWTransportnetze
AG
RWE net AG
E.ON Netz
GmbH
nach VDN
- 25 -
4 Spannungsebenen der Elektrizitätsnetze in Deutschland
Die deutschen Energieversorger unterhalten Netze mit insgesamt 1,6 Millionen Kilometer Leitungen und über 500.000 Transformatoren.
Quelle: VDN
380-kV-
Betriebsspannung
220-kV-
Betriebsspannung
HGÜ-Freileitung/Kabel
Umspannwerkelokal
regional
regional
überregional
Reichweite
Haushalte, Gewerbe, und Landwirtschaft0,4 … 1 kVNiederspannung
Industrie und größereGewerbebetriebe1 … 36 kVMittelspannung
lokale Versorger und Industriebetriebe36 … 110 kVHochspannung
regionale Versorger, sehr großeIndustriebetriebe, Abwicklungdes Stromhandels mit demAusland
220 … 380 kVHöchstspannung
AbnehmerSpannungs-bereich
Übertragungs-netzebene
Reichweite AbnehmerSpannungs-bereich
Verteilungs-netzebene
- 26 -
Kostenermittlung
Die Kosten werden getrennt für Umspannungen und Netzebenen auf Grundlage von einer auf das Netz beschränkten Gewinn- und Verlustrechnung sowie Kostenträgerrechnung ermittelt.
Datengrundlage bilden die Jahreskosten der einzelnen Netzteildienste (Netz, Umspannungen, Systemdienstleistungen, Verluste)
Quelle: VDN, Kommentarband zur VV II plus
- 27 -
Kostenwälzung
Bei der Kalkulation der Netznutzungsentgelte werden die anteiligen Kosten der vorgelagertenNetzebenen, beginnend bei der Höchstspannung, von Netzebene zu Netzebene gewälzt
In jeder Netzebene werden die Gesamtkosten (gewälzte Kosten und Kosten der Netzebene) jeweils kostenverursachungsorientiert aufgeteilt in die Kostenanteile, die auf die Entnahme aus der Netzebene und die nachgeschaltete Ebene entfallen.
Diese Kostenwälzung wird bis zur Niederspannung fortgesetzt. Sie erfolgt somit stets von der höheren zu der niedrigeren Spannungsebene.
HöSpHöSp
HSpHSp
MSpMSp
NSpNSp
K(HöSp)K(HöSp)
Wälzung (HöSp) + K(HSp)Wälzung (HöSp) + K(HSp)
Wälzung (HSp) + K(MSp)Wälzung (HSp) + K(MSp)
Wälzung (MSp) + K(NSp)Wälzung (MSp) + K(NSp)
HöSp-Kunden
HSp-Kunden
MSp-Kunden
K(HöSp-Kd)
K(HSp-Kd)
K(MSp-Kd)
NSp-Kd
Nach VDN, Kommentarbuch zur VV II Plus
- 28 -
Netznutzungsentgelte deutscher Netzbetreiber (2004)
Niederspannung Mittelspannung HochspannungNiederspannungohneLastprofilmessungEntgelte netto ohne KA,
5.00
0
13.0
00
20.0
00
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
7,00
8,00
9,00
10,00
11,00
12,00
13,00
14,00
15,00
Niederspannung Mittelspannung HochspannungNiederspannung
LastprofilmessunEntgelte netto ohne KA,
Low Voltage Medium Voltage High Voltage
5.00
0
13.0
00
20.0
00
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
7,00
8,00
9,00
10,00
11,00
12,00
13,00
14,00
15,00
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
7,00
8,00
9,00
10,00
11,00
12,00
13,00
14,00
15,00
DomesticCustomers Industrial Customers
average feeEnBW AGmin
max
average fee
min
max
kWh/a
ct/k
Wh
Niederspannung Mittelspannung HochspannungNiederspannungohneLastprofilmessungEntgelte netto ohne KA,
5.00
0
13.0
00
20.0
00
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
Niederspannung Mittelspannung HochspannungNiederspannungohneLastprofilmessungEntgelte netto ohne KA,
5.00
0
13.0
00
20.0
00
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
7,00
8,00
9,00
10,00
11,00
12,00
13,00
14,00
15,00
Niederspannung Mittelspannung HochspannungNiederspannung
LastprofilmessunEntgelte netto ohne KA,
Low Voltage Medium Voltage High Voltage
5.00
0
13.0
00
20.0
00
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
5.00
0
13.0
00
20.0
00
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
2000
h
4000
h
5000
h
6000
h
8000
h
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
7,00
8,00
9,00
10,00
11,00
12,00
13,00
14,00
15,00
0,00
1,00
2,00
3,00
4,00
5,00
6,00
7,00
8,00
9,00
10,00
11,00
12,00
13,00
14,00
15,00
DomesticCustomers Industrial Customers
average feeEnBW AGmin
max
average fee
min
max
kWh/a
ct/k
Wh
Trotz einheitlicher Kostenermittlungsregeln variieren die Netzentgelte stark von Unternehmen zu Unternehmen.
Quelle: Müller, Weigt (2005)
- 29 - Quelle: VDN, VDEW
Systemdienstleistungen
Als Systemdienstleistungen werden die für die Funktionstüchtigkeit des System unvermeidlichen Dienstleistungen bezeichnet.
Diese sind zur Übertragung und Verteilung elektrischer Energie notwendig.
Sie bestimmen die Qualität der Stromversorgung.
Es handelt sich dabei um:- Frequenzhaltung - Spannungshaltung - Versorgungswiederaufbau - Betriebsführung (einschl. Messung und Verrechnung)
Die Entgeltanteil für die einzelnen Systemdienstleistungen werden beim jeweiligen Netzbetreiber separat ausgewiesen
- 30 -
Berücksichtigung von Verlusten
Dem Netzbetreiber fällt die Aufgabe zu, die Verlustmengen entsprechend der augenblicklichen Höhe zu beschaffen.
Durch diese Beschaffung entstehen dem Netzbetreiber Kosten, die nach VV II plus in den Netznutzungsentgelten zu berücksichtigen sind
Bei Netzverlusten werden berücksichtigt:- Arbeitsverluste und Leistungsverluste- pro Spannungsebene und Umspannung- durchschnittliche Werte, da zeitliche Verteilung nicht genau bekannt- Höhe der Durchschnittsverluste je Spannungsebene wird vom Netzbetreiber bekannt
gegeben
Quelle: Kommentarband zur Verbändevereinbarung II plus, Verband der Netzbetreiber VDN beim VDEW, Berlin
- 31 -
Bilanzausgleich
Zielsetzung: Saldierung von Abweichungen zwischen Einspeisung und Entnahmen für mehrere Entnahmestellen
Verbleibende Ungleichgewichte werden vom Regelzonenbetreiber ausgeglichen: Bilanzausgleich
Hierzu werden Bilanzkreise eingeführt: - virtuelle Gebilde- Ausgleich zwischen Einspeisung und Entnahme gegenüber Netzbetreiber
Bilanzkreisstruktur:- Maßgeblich bleiben die Regelzonen der vier Verbundnetzbetreiber- Bildung von Bilanzkreisen innerhalb der Regelzonen
Quelle: VV II plus und Kommentarband zur Verbändevereinbarung II plus, Verband der Netzbetreiber VDN beim VDEW, Berlin
- 32 -
Komponenten des Elektrizitätspreises IIIVertrieb
GroßhandelspreisNetzkostenVertriebstaatliche Abgaben
36%
Ca. 7 ct/kWh
Ca. 4 ct/kWh
20%
Ca. 0,8 ct/kWh
4%
Zusammensetzung des Haushaltskundentarif (18,8 ct/kWh bei 3500kWh/a Verbrauch)Quelle: RWE 2005
- 33 -
Komponenten des Elektrizitätspreises IVStaat
GroßhandelspreisNetzkostenVertriebstaatliche Abgaben
36%
Ca. 7 ct/kWh
Ca. 4 ct/kWh
20%
Ca. 0,8 ct/kWh
4%
Ca. 7,4 ct/kWh
40%davon entfallen:- 0,3 ct/kWh (2%) auf
den KWK-Zuschlag- 0,7 ct/kWh (3,5%) auf
den EEG-Zuschlag- 2,05 ct/KWh (11%)
auf die Stromsteuer- 2,5 ct/KWh (13,7%)
auf die Mehrwertsteuer
- Konzessionsabgabe: je nach Gemeindegröße zw. 1,32 bis 2,39 ct/kWh (ca. 9.5%) Zusammensetzung des Haushaltskundentarif (18,8 ct/kWh
bei 3500kWh/a Verbrauch)Quelle: RWE 2005
- 35 -
Grundfrage: Wie werden die Koordinationsprobleme innerhalb verschiedener Marktgestaltungen gelöst?
Können Märkte die Koordinierungsaufgaben der Stromwirtschaft lösen? Wenn ja, welche Bereiche können
Marktgestaltung bedeutet- Definition bzw. Eingrenzung von Monopolbereichen
- Ausgestaltung der Regulierungsregeln
- Evtl. Schaffung von neuen Koordinationsinstitutionen
- Evtl. Definition von Durchführungsregeln
Unterschiede ergeben sich in der Stärke des Eingriffs (ex-post vs. ex-ante Regulierung)
- 36 -
Strom, altes integriertes Modell
Unabhängige Erzeuger
Eigene Kraftwerke
Endverbraucher
Verbund-unternehmen
Übertragungs-netz
Verteilungs-netze
Verteiler-unternehmen
Eigene Kraftwerkedes Verbundunternehmens
Andere Verbund-unternehmen
UnabhängigeErzeuger
R
HandelsvertragRegulierung
Kumkar (1999, 7)
- 37 -
Alleinabnehmermodell
Endverbraucher
Unabhängige Erzeuger
Eigene Kraftwerk
e
Allein-abnehmer
Übertragungs-netz
Verteilungs-netze
Verteiler-unternehmen
(u.U. Alleinab-nehmer)
Eigene Kraftwerkedes Verbundunternehmens
Andere Verbund-unternehmen
UnabhängigeErzeuger
R
R
R
HandelsvertragRegulierung
Kumkar (1999, 17)
- 38 -
Strompool
Kumkar (1999, 24)
HandelsvertragTransportvertragRegulierung
Strom-händler
Pool
Über-tragungs-
netz-betreiber
Über-tragungs-
netz
Endverbraucher
Eigene Kraftwerkedes (ehemaligen)
Verbundunternehmens
Andere Verbund-unternehmen
UnabhängigeErzeuger
R
R
R
Verteilungs-netze
Verteilungs-netzbetreiber
- 39 -
Allgemein zugängliches Netz(common carrier)
Kumkar (1999, 40) Endverbraucher
Ver-teilungs-
netze
Netz-betreiber =Verteiler-
unter-nehmen
Strom-händler
Netz-betreiber =
Verbundunter-
nehmen
Über-tragungs-
netz
Eigene Kraftwerkedes (ehemaligen)
Verbundunternehmens
Andere Verbund-unternehmen
UnabhängigeErzeuger
Unabhängige Erzeuger
Eigene Kraftwerke
R
HandelsvertragTransportvertragRegulierung
- 40 -
Vergleich von Marktmodellen
Integriertes Modell (Umfassende Regulierung)
Alleinabnehmer-modell
(Single Buyer)
Poolmodell Common CarrierModell (Third Party Access, bilaterales, dezentrales Modell)
Wettbewerbsform
Gebietsmonopole für Erzeugung + Netz
Gebietsmonopole für Erzeugung + Netz, Ankaufspflicht des Monopolisten von IPP
Monopolisierter Großhandelsmarkt (Zwangspool), Netzzugang für bestimmten Kundenkreis
Freie Strommärkte, Börsen etc., Netznutzungsrechte
Langfristige Koordination
(Netz + Erzeugung)
Durch Monopolisten Durch Monopolisten + IPP
Erzeugung: durch Marktteilnehmer
Netz: Durch Netzbetreiber
Erzeugung: Marktteilnehmer
Netz: Ausbaupflicht der Netzbetreiber
Über freie Strommärkte, nur Regelmarkt monopolisiert
Regulierung Endpreisregulierung, Renditeregulierung
Beschaffungspraxis des Single Buyer
Großhandelsmarkt, u.U. Strukturregulierung der Netzbetreiber
Netznutzung, Systembetrieb
Deutschland, Skandinavien, Neuseeland
Kurzfristige Koordination
(Netz + Erzeugung)
Unternehmensintern Durch Monopolisten + IPP, Systemführung durch Monopolisten
Durch Poolbetreiber aufgrund von Geboten der Marktteilnehmer
Beispiele Status quo vor Deregulierung in allen Elektrizitätswirtschaft
Frankreich, einzelne Deutsche Stadtwerke
Alter Englischer Pool (1990 bis 2001), USA: New York, PJM
Nach Kumkar (1999)
- 41 -
Koordinationsleistungen im Elektrizitätsmarkt durch Marktpreise
Horizontale Koordination (optimaler Kraftwerksmix)- Marktpreise > variable Brennstoffpreise dienen zur Fixkostendeckung der Kraftwerke bei
und ergeben idealer Weise den optimalen Kraftwerksmix
Zeitliche Koordination: - Ex ante: Forward Märkte, Day-ahead Märkte, Intraday-Märkte, Echtzeitmärkte- Ex post: Echtzeitmärkte: Abrechnung nach realer Lieferung
Elektrizitätspreise sind zeitliche variabel
Vertikale bzw. räumliche Koordination: Bei Berücksichtigung von Transportverlusten und/oder Netzengpässen ergeben sich räumlich differenzierte Preise (Nodalpreise (PJM) oder Zonenpreise (Norwegen))
In bilateralen Modellen schwierige Festlegung von räumlichen Preisen aufgrund der gegenseitigen Beeinflussung der Handelsgeschäfte und Netzengpässe
Quelle: Prof. Dr. Winje, VL Energiewirtschaft, TU Berlin
- 42 -
Congestion Management
NTC (ATC) based Flow-based
Explicit Implicit Coordinated
ExplicitMultilateral (Scan-dinava)
Bilaterale implizite Auktione
n
First come/ First serve
Pro-rata
ExplicitAuctions
Bilateral (common)
Coordinated(Cz, P, D,
Sk)
ImplicitCoordinated
explicitauctions
Open-Market-Coupling
PJM (NodalPricing)
SEE (SETSO)
Administrative Market based methods: “Auctions“
(EU, Integrated Markets,…)
Source: Vujasinovic, 2005, p. 3; own illustration.
- 43 -
Developments in Europe
• Towards flow based methods: Flow-based coordinated auctions, hybrid auctions, e.g. open market coupling
Aggregated ‘Order Books’
Implicit Bids
Max. Cross Border Capacity
Load Flow (PTDF-Matrix)
Auction Office
EinzelstundengeboteKombinationsgebote
PowerExchangesTraders
Additional business
Central Counterpart for regional market
EinzelstundengeboteKombinationsgebote
PowerExchanges
Explicit Bids for Capacity
settled Capacity
TSOs
‘Clearing’
Aggregated ‘Order Books’
Implicit Bids
Aggregated ‘Order Books’
Aggregated ‘Order Books’
Implicit BidsImplicit Bids
Max. Cross Border Capacity
Load Flow (PTDF-Matrix)
Auction Office
EinzelstundengeboteKombinationsgebote
PowerExchangesTraders
Additional business
Central Counterpart for regional market
EinzelstundengeboteKombinationsgebote
PowerExchanges
Explicit Bids for Capacity
settled Capacity
TSOs
‘Clearing’
Auction Office
EinzelstundengeboteKombinationsgebote
PowerExchangesTraders
EinzelstundengeboteKombinationsgebote
PowerExchangesTraders
Additional businessAdditional businessAdditional business
Central Counterpart for regional market
EinzelstundengeboteKombinationsgebote
PowerExchanges
EinzelstundengeboteKombinationsgebote
PowerExchanges
Explicit Bids for CapacityExplicit Bids for Capacity
settled Capacitysettled Capacity
TSOsTSOs
‘Clearing’‘Clearing’
• From Physical to Financial Transmission Rights
Source: EEX, 2005; own illustration.
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Nodal PricingTheory
Nodal Pricing (often also referred to as Locational Marginal Pricing (LMP)):- there is a separate price for energy for each node in the network
- containing cost of generation, losses and transmission (“implicit auction“)
Nodal Prices result from the cost:- for the supply of an additional MW(h) energy
- at a specific node in the grid
- while using the available least-cost generation unit(s)
- subject to network constraints
Marginal Cost of
Generation
Marginal Cost of
GenerationCost of
CongestionCost of
CongestionCost of losses
Cost of lossesNodal PriceNodal Price = + +
- 45 -
Nodal PricingRealisation: PJM
PJM (Pennsylvania, New Jersey, Maryland):
• biggest Independent System Operator (ISO) in the world
• 134 GW peak load
• 165 GW generation capacities
• 728 TWh annual consumption
• 56000 miles transmission lines
• 164000 square miles territory
• including 13 states
• 19% of US GDP produced in PJM
Locational Price Distribution
Source: Ott, 2005