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1001 TIPPS & TRICKS 15 alpinwelt 2/2011 Zwerg am Berg Liebe Oma, lieber Opa! Ich muss Euch unbedingt erzählen, was ich diesen Frühling schon für tolle Sachen in den Bergen erlebt habe! Papa hat mir oft k Geschichten und Sagen über einen Berg erzählt, zu dem wir fahren wollten. Die kennt er aus Büchern und von k www.sagen.at. So hatte ich schon da- heim eine Riesenlust, endlich die Wälder, Bäche und Felsen zu sehen, die ich in den geheimnisvollen Geschichten kennen- gelernt habe. Oft haben wir auch zuhause eine k Kinderwanderkarte gezeichnet, in der Almen und viele besondere Stellen drin waren. Am Berg konnte ich dann immer schauen, ob die Karte stimmt und wie weit es noch bis zum nächsten Spielplatz ist. Einmal haben wir sogar einen k Schatz in die Karte gezeichnet, und ihr werdet es nicht glauben, ich hab dann bei der Wan- derung wirklich den Schatz gefunden – wie er da hinkam, weiß ich auch nicht. Eine der schönsten Touren war die zur k Jägerbauernalm beim Spitzingsee. Wir haben auf der Almwiese stundenlang ge- spielt, und die freundliche Frau von der Alm hat Kühe, Ziegen, Hühner, Ponys und sogar Lamas da oben! Eine Woche später sind wir mit der Kindergruppe vom Alpen- verein zur k Kranzhornalm in den Chiem- gauer Alpen gewandert. Da haben wir auch wieder Tiere zum Streicheln getroffen, und einen Kinderstammtisch und Fußballtore gab’s auch. Toll war auch der k Moor-Er- lebnispfad in Benediktbeuern. Da durften wir über Birkenstämme, Seilrutschen und Stege durchs Moor gehen und sogar einen kleinen Weiher mit dem Floß überqueren! Und nächsten Winter machen wir wieder k Fackelwanderungen mit Gartenfackeln aus dem Baumarkt, das geht super, wenn es schon am späten Nachmittag dunkel wird. Eigentlich ist jede Tour schön, weil wir im- mer k viele Pausen mit Spielen machen. Zum Beispiel picknicken wir mit k Wald- besteck: Wir suchen uns im Wald unser Besteck selbst und essen dann die mitge- brachten Obst- und Gemüsestückchen. Ein anderes Kind hatte mal ein Überlebens- buch von Rüdiger Nehberg für die ganze Familie dabei und hat den Tipp für Kinder vorgelesen, wie man k Heuschrecken es- sen kann und wie sie schmecken. Leider hatte es dann unser Gruppenleiter auf ein- mal ganz eilig, und wir mussten absteigen. Oft bauen wir uns aus Rindenschalen eine lange k Rindenmurmelbahn und lassen unsere Murmeln hinunterrollen. Und unse- re Gruppenleiter stellen uns Aufgaben, zum Beispiel gehen wir dann auf k Tier- spurensuche, wir dürfen besonders schöne k Steine und Blätter sammeln, oder wir machen eine k Spiele-Rallye mit mehre- ren Stationen unterwegs, wo wir auch Fra- gen zum Bergsteigen und zur Natur beant- worten. Mama und Papa k erklären mir oft spannende Sachen: welche Pflanzen man essen kann, aus welchen Medizin ge- macht wird, wie man selber das Wetter vorhersagen kann und warum sich der Joghurtdeckel in der Seilbahn abhebt. k Forststraßen sind nicht toll. Viele Er- wachsene finden die schöne Aussicht und die Ruhe super, aber das ist eher was für alte Leute. Ich mag k Abenteuer und Äktschn am Berg, und drum freu ich mich wahnsinnig drauf, wenn ihr, liebe Oma und lieber Opa, mich mal wieder besuchen kommt. Dann fahren wir in die Berge und spielen das k Kuhfladenspiel: Wir gehen barfuß über die Almwiese, und wer den wärmsten Kuhfladen findet, hat gewon- nen! Euer Toni von „Abschneider“ bis „Zitrone am Gipfel“ Tipps für alle Eventualitäten unterwegs Mit Kindern unterwegs am Berg: Das macht am meisten Spaß, wenn man sich unterwegs Zeit nimmt und nicht nur in Richtung Gipfel hetzt Foto: Sabine Aipperspach Regen ist doch kein Grund, daheimzubleiben! Man kann auch bei „schlechtem“ Wetter eine Mordsgaudi haben. Foto: Yvonne Koch Foto: Bernd Ritschel

von „Abschneider“ bis „Zitrone am Gipfel“ Tipps für alle

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Page 1: von „Abschneider“ bis „Zitrone am Gipfel“ Tipps für alle

1001 TIPPS & TRICKS

15alpinwelt 2/2011

Zwerg am BergLiebe Oma, lieber Opa!

Ich muss Euch unbedingt erzählen, was ichdiesen Frühling schon für tolle Sachen inden Bergen erlebt habe! Papa hat mir oft k Geschichten und Sagen über einen Bergerzählt, zu dem wir fahren wollten. Die kennt er aus Büchern und von k www.sagen.at. So hatte ich schon da-heim eine Riesenlust, endlich die Wälder,Bäche und Felsen zu sehen, die ich in dengeheimnisvollen Geschichten kennen-gelernt habe. Oft haben wir auch zuhauseeinek Kinderwanderkarte gezeichnet, inder Almen und viele besondere Stellen drinwaren. Am Berg konnte ich dann immerschauen, ob die Karte stimmt und wie weites noch bis zum nächsten Spielplatz ist.Einmal haben wir sogar einen k Schatz indie Karte gezeichnet, und ihr werdet esnicht glauben, ich hab dann bei der Wan-derung wirklich den Schatz gefunden – wieer da hinkam, weiß ich auch nicht. Eine der schönsten Touren war die zur k Jägerbauernalm beim Spitzingsee. Wirhaben auf der Almwiese stundenlang ge-spielt, und die freundliche Frau von derAlm hat Kühe, Ziegen, Hühner, Ponys undsogar Lamas da oben! Eine Woche spätersind wir mit der Kindergruppe vom Alpen-verein zur k Kranzhornalm in den Chiem-gauer Alpen gewandert. Da haben wir auchwieder Tiere zum Streicheln getroffen, undeinen Kinderstammtisch und Fußballtoregab’s auch. Toll war auch der kMoor-Er-lebnispfad in Benediktbeuern. Da durftenwir über Birkenstämme, Seilrutschen undStege durchs Moor gehen und sogar einenkleinen Weiher mit dem Floß überqueren!Und nächsten Winter machen wir wiederk Fackelwanderungen mit Gartenfackelnaus dem Baumarkt, das geht super, wenn esschon am späten Nachmittag dunkel wird.Eigentlich ist jede Tour schön, weil wir im-

mer k viele Pausen mit Spielen machen.Zum Beispiel picknicken wir mit kWald-besteck: Wir suchen uns im Wald unserBesteck selbst und essen dann die mitge-brachten Obst- und Gemüsestückchen. Einanderes Kind hatte mal ein Überlebens-buch von Rüdiger Nehberg für die ganzeFamilie dabei und hat den Tipp für Kindervorgelesen, wie man k Heuschrecken es-sen kann und wie sie schmecken. Leiderhatte es dann unser Gruppenleiter auf ein-mal ganz eilig, und wir mussten absteigen. Oft bauen wir uns aus Rindenschalen einelange k Rindenmurmelbahn und lassenunsere Murmeln hinunterrollen. Und unse-re Gruppenleiter stellen uns Aufgaben,zum Beispiel gehen wir dann auf k Tier-spurensuche, wir dürfen besonders schönek Steine und Blätter sammeln, oder wirmachen eine k Spiele-Rallye mit mehre-ren Stationen unterwegs, wo wir auch Fra-gen zum Bergsteigen und zur Natur beant-worten. Mama und Papa k erklären miroft spannende Sachen: welche Pflanzenman essen kann, aus welchen Medizin ge-macht wird, wie man selber das Wettervorhersagen kann und warum sich derJoghurtdeckel in der Seilbahn abhebt. k Forststraßen sind nicht toll. Viele Er-wachsene finden die schöne Aussicht unddie Ruhe super, aber das ist eher was für alte Leute. Ich mag k Abenteuer undÄktschn am Berg, und drum freu ich michwahnsinnig drauf, wenn ihr, liebe Oma undlieber Opa, mich mal wieder besuchenkommt. Dann fahren wir in die Berge undspielen das k Kuhfladenspiel: Wir gehenbarfuß über die Almwiese, und wer denwärmsten Kuhfladen findet, hat gewon-nen!

Euer Toni

von „Abschneider“ bis „Zitrone am Gipfel“Tipps für alle Eventualitäten unterwegs

Mit Kindern unterwegs am Berg: Das macht am meistenSpaß, wenn man sich unterwegs Zeit nimmt und nichtnur in Richtung Gipfel hetzt

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mit Händen (und ggfs. mit Pickel) und Fuß-spitzen; trägt man Steigeisen, bremse mannur mit Händen und Pickel und vermeideein Einhaken der Frontalzacken im Eis.Beim steilen oder schwierigen Bergabstei-gen ist die Verankerung der k Hände inden Stockschlaufen zu widerraten, an-dernfalls lassen sie sich nicht ungehindertzum Abfangen eines Sturzes einsetzen. Auf Symptome von Höhenunverträglich-keit ist nicht nur beim Höhenbergsteigen,sondern auch in den Alpen, bisweilen be-reits ab Höhen von 2300 Metern zu achten.Kopfschmerzen, Unwohlsein, schnellerPuls und Schlaflosigkeit sind manches Malauf die Höhe zurückzuführen und werdenmit k viel Trinken und einem k baldigenAbstieg kuriert. Wer zweifelt, ob er die Ex-poniertheit eines alpinen Klettersteigs ver-kraftet, besuche zunächst einen k Hoch-seilgarten, um zu prüfen, wie ihm der Blickin die Tiefe erscheint (siehe Tourentipp aufSeite 40). Umsichtige Alpinisten reflektieren nichtnur vor, sondern auch während der Tourüber k Alternativrouten, Ausweichzieleund Notabstiege, sie ändern das Tourenzielwann immer nötig ab, anstatt krampfhaftam Plan festzuhalten. Man vermeide aller-dings, zu viel Zeit und Kraft mit Herum-überlegen zu vergeuden. In manchen Situ-ationen ist es ratsamer, k beherzt zuentscheiden und tatkräftig zu handeln, alsPläne wiederholt zu revidieren und sich zuverzetteln. Ab einem bestimmten Zeit-punkt entscheide man sich für ein k Not-biwak und finde rechtzeitig den bestmög-lichen Platz, anstatt bis zur völligenDunkelheit nach dem Weg zu suchen unddann kein Licht mehr für die Einrichtungdes Biwaks zu haben. In kritischen Situa-tionen gilt es allgemein k ruhig und sach-lich nachzudenken, k alle Faktoren miteinzubeziehen (Wetter, konditioneller Zu-stand der Begleiter ...) und sich in k ehr-licher Selbsteinschätzung zu üben („Mussder Gipfel um jeden Preis erobert wer-den?“).

Der Umwelt zuliebe Umwelttipps müssen nicht zwangsläufigbelehrend und unlustig sein. Es geht auchphantasievoll: k Lass in der Natur nichtszurück außer deinen Fußspuren und k nimm nichts mit außer deinen Eindrü-cken! Und zugleich schränken wir ein: Mit-nehmen darf man natürlich auch den Müll,den andere zurückgelassen haben. Das ist keine Pflicht, aber eine edle Geste, diesogar Spaß machen und als gemeinsame k Ramadama-Aktion gestaltet werdenkann: Der eine darf nur rechts vom WegMüll aufklauben, der andere nur links o. ä. Nichts zurückzulassen bedeutet auch, seineBananenschalen, Taschentücher und ande-re – auch organische – Objekte schon ausoptischen Gründen wieder ins Tal zu tra-gen. Raucher sollten k Aschenbecher mit-führen; das kann ein Reiseaschenbecherzum Kaufen, eine Pullmoll-Dose oder alsMinimalvariante bei überschaubaremKonsum ein Fotofilmdöschen sein.Nichts zurücklassen heißt aber auch, keine Ritzereien, Schnitzereien, Schmiere-reien oder andere Sauereien an Gipfelkreu-zen, hölzernen Hüttenwänden o. ä. vorzu-nehmen – das war früher mal chic, ist aberkein Kavaliersdelikt.Ist man doch einmal zum Zurücklassen or-ganischen Materials gezwungen, weil maneinfach mal muss, sollte man größere Ge-schäfte so erledigen, dass eine möglichstschnelle Zersetzung der Hinterlassenschaf-ten begünstigt wird. Also wird das Corpusdelicti entweder k in fruchtbarem Erdbo-den vergraben oder, wo ein Vergrabennicht möglich ist, auf einem abseits gelege-nen, südseitigen Felsen k in möglichstdünner Schicht verrieben, damit Sonneund Wind in kürzester Zeit klar Schiff ma-chen können. Was gibt’s da zu lachen? An-stelle des Zurücklassens von Klopapierwählt man lieber k Pflanzen oder Steineals Klopapierersatz und hält bei alledem injedem Fall k Abstand von Wanderwegen,Quellen und Bächen – eine wirklich ernsteAngelegenheit.

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16 alpinwelt 2/2011

Schritt für Schritt Los geht’s – aber bitte k nicht zu schnell.Ein gemütliches Anfangstempo, das sichspäter immer noch steigern lässt, tut demeigenen Körper und dem Tourenpartnergut. Es sei denn, Sie sind Speedbergsteiger– in diesem Fall sollten Sie sich zuerst imTal aufwärmen und dann richtig losren-nen, um Ihre erste Zwischenzeit nicht zugefährden.Ein fünfstündiger Aufstieg ist lang, aber erwird noch länger, wenn man zu viele (lan-ge) Pausen einlegt. Natürlich dürfen undmüssen Sie immer dann ruhen, wenn Sie esbrauchen. Aber am rundesten läuft sich’smeist dann, wenn sich ein gleichmäßigerund statt vieler Pausen umso langsamererkGeh-Rhythmus einstellt. Dann wird mannicht ständig aus dem Takt geworfen, son-dern kommt richtig „in den Fluss“, ist „volldrin“, fühlt sich high und erlebt Trance,Flow, die Einheit von Body & Mind – oderschlicht einen schönen Aufstieg.Schon Wagners Führer durch Nordtirolwusste im Jahr 1930: „Man bleibe im Ge-birge hübsch auf dem markierten Weg, je-des Abgehen davon rächt sich in der Hoch-region bitter.“ Abgesehen von Sicherheits-und Umweltschutzbedenken lohnt sich dask Vermeiden von Abschneidern auch des-halb, weil offizielle Wege kraftsparenderangelegt sind, während Abschneider denGeh-Rhythmus stören.Hindernisse, etwa querliegende Bäume,sollte man, wenn möglich, mit einemSchritt k direkt übersteigen, anstatt hin-auf- und dann wieder abzusteigen. Dassieht nicht immer elegant aus, spart aberEnergie und schont die Kniegelenke.Gehen Sie doch einfach mal k barfuß! Dasmacht richtig viel Spaß, ist gesund und er-öffnet ganz neue Geh-Erlebnisse. Hinterhermüssen Sie – je nach Untergrund – viel-leicht zum Hautarzt, wohingegen Sie sichaber bei wiederholtem Barfußwandern inZukunft den Orthopäden sparen.Wanderstöcke sollte man nicht immer undüberall, sondern k bewusst und sinnvolleinsetzen, also vor allem zum Wohle undNutzen der Knie bei technisch einfachen

Abstiegen. Wer immer mit Stöcken geht,könnte an Trittsicherheit einbüßen, sobalder doch einmal ohne unterwegs ist. DieMöglichkeit der Höhenverstellbarkeit vonTeleskopstöcken sollte man nicht unge-nutzt lassen.Auch ohne Stöcke tut man seinen Knien et-was Gutes, wenn man sich beim Abstiegnicht mit ganz durchgestreckten Beinenauf die Tritte fallen lässt, sondern sie zu-mindest k leicht gebeugt hält. Setzt mandie Füße überdies so auf, dass die k FerseSpielraum nach unten hat (z. B. indem maneinen Felsen nur mit dem Vorderfuß an-tritt), kann zusätzlich Gewicht abgefedertwerden, und einer wohlbehaltenen Rück-kehr ins Tal steht nichts mehr im Wege.

Winke zur Sicherheit

Gewisse Maßnahmen zur Sicherheit, vorund während der Tour peinlichst genau be-achtet, entscheiden über Wohl und Weheder Bergfahrt: Man führe nicht nur in Klet-terhallen, sondern vor jedem Aufbruch ei-nen sogenannten k Partnercheck durch,der das Vorhandensein und die Funktiona-lität wichtiger Utensilien wie Stirnlampe,Steigeisen und Zahlungsmittel sicherstellt.Auf längeren Bergfahrten schalte man das kMobiltelefon aus, auf dass es nichtaufgrund fortwährender Netzsuche sei-ner Stromversorgung verlustig gehe. Denk PIN-Code zum Einschalten teile manvorab dem Compagnon schriftlich mit; erkann nützlich sein, auch wenn man ihn füreinen Notruf nicht benötigt. Das beabsich-tigte Tourenziel eröffne man – vor allemals Alleingänger! – anderen Personen undtrage sich in k Hütten- und Gipfelbücherein. Auf dem Weg zu alpinen Kletterübun-gen lege man k Helm und Gurt nicht erstam Einstieg an, um sich an nämlichem Ortenicht barhäuptig der Steinschlaggefahrauszusetzen. In Passagen mit Aus- und Ab-rutschgefahr trage man k Handschuhe,um Schürfblessuren zu vermeiden. ZumBremsen eines Sturzes im Schnee nehmeman k Liegestützhaltung ein und bremse

Bergsteiger-Knigge

„Winke für Touristen bei Wanderun-gen durch österreichisches Jagdge-biet: Jedenfalls empfiehlt es sich,derartige Jagdgebiete wegen etwai-ger Zeugenschaft nicht allein, son-dern nur in Gesellschaft eines zwei-ten oder mehrerer Personen zubetreten. Der Einzelne steht Über-griffen der Jagdorgane meist völligwehrlos gegenüber, da seine Aussagedurch einen gegnerischen Diensteidin der Regel ihre Bedeutung ver-liert.“

Zellers Führer durch die Berchtesgadener Alpen, 1911

Nicht nur Gehen, auch Stürzen will gelernt sein

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19alpinwelt 2/2011

Falls man auf Skitour mal den Teller einesSkistocks verliert, kann sich eine große k PET-Flasche als hilfreich erweisen: Etwa3 cm oberhalb des Flaschenbodens durch-trennt man mit dem Messer die Flasche imQuerschnitt und bohrt in das tellerartigeGebilde ein kleine, gerade noch für denStock ausreichende Öffnung, in die diesergesteckt wird – fertig.Beim Trocknen von Schuhen ist darauf zuachten, die Schuhe nicht zu nah ans Feuerzu stellen, wo sie durch die extreme Hitzevon außen beschädigt werden, während sieinnen noch nass sind. Besser ist es, nasseSchuhe wiederholt k mit trockenen, war-men Socken anzuziehen und sie auf dieseWeise zu trocknen. Erfahrene Camper undBiwakierer empfehlen, die nassen Schuhezum Trocknen einfach k mit heißen Stei-nen zu füllen.Befindet sich der erste Haken einer Kletter-route so hoch, dass man sich nicht traut, imVorstieg hinaufzuklettern, kann man sicheinen k „Clip-Stick“ bauen: Dazu wird aneinem langen, geraden Stock mit Tape eineExpress-Schlinge befestigt und in derenunteren Karabiner das Seil eingehängt.Nun versucht man, mit dem an der Stock-spitze fixierten oberen Karabiner den Ha-ken zu treffen. Gelingt der Trick, kann man„toprope“ hinaufklettern und hat keineAngst mehr, auf den Boden zu fallen.Um unterwegs für alle Bastelanforderun-gen gewappnet zu sein, empfiehlt es sichnatürlich, einige der auf S. 9 vorgestelltenk Alleskönner dabeizuhaben und ein perfekt auf die persönlichen Bedürfnisseabgestimmtes Notfallset immer bei sich zuwissen.

Bergsteigen auf Rädern

Mountainbiker kleiden sich anders alsWanderer, rüsten sich anders aus – undkennen andere Tipps & Tricks. Aus derMünchner Bikerszene wurden uns ein paardavon gesteckt:Vor Touren in die Berge sollte man immerden k Vulkanisierkleber fürs Flickzeugprüfen. Einmal geöffnete Tuben verlieren –

auch wenn sie geschlossen sind – den In-halt. Manche Tuben wirken voll, sind abernur noch mit Luft gefüllt. Für eine Transalp gilt es, wo immer mög-lich Gewicht und Volumen zu sparen; emp-fehlenswert sind k maximal 7 kg auf demRücken. Zu diesem Zweck kann man an-stelle eines kleinen Handtuchs auch einenleichten k Putzlappen mitnehmen. Dertrocknet meist schneller, ist viel leichterund kostet weniger als ein Mikrofaser-Handtuch. k Duschhauben aus der Drogerie ersetzenden teuren Gore-Überzug für den Helmund lassen sich klein zusammenpacken.Sie sind hauptsächlich bei mehrtägigen Re-genetappen sehr hilfreich. Wird es unange-nehm kalt, vor allem mit dem Fahrtwindbei Abfahrten, kann man sich mit k abge-schnittenen alten Strümpfen als Ärm-lingen und über die Socken gezogenen k Plastiktüten in den Radschuhen not-dürftig behelfen. Ist der Schlauch geplatzt oder das Ventilabgerissen, kann man den Schlauch aus-bauen und k den Mantel mit Gras aus-stopfen, um noch weiterrollen zu können,ohne die Felge zu beschädigen. Auch k Kabelbinder können sich in Pan-nenfällen als sehr sinnvolle Ersatzteile er-weisen: Sollten beispielsweise einmal dieSperrklinken des Freilaufs brechen undman beim Treten keinen Widerstand mehrspüren, so kann man mit Kabelbindernzwischen Kassette und den Speichen eineprovisorische starre Verbindung herstellenund kommt so zumindest in den nächstenOrt. Mountainbiken mit k Antiblockiersystemist möglich, indem man mit der Hinterrad-bremse bremst und gleichzeitig ins Pedaltritt, um zu gewährleisten, dass das Hinter-rad nicht blockiert. Das funktioniert nichtbeim Abbremsen aus voller Fahrt, aber beikontrolliert gemäßigtem Fahren und sogarauf Schnee. Die besten Tipps helfen jedoch auch nichtweiter, wenn man sein wertvolles k Bikedirekt am Weidezaun abstellt und das hungrige Vieh genüsslich den Sattel auf-frisst. Reklamationen beim Senner sinddann zwecklos.

1001 TIPPS & TRICKS

18 alpinwelt 2/2011

Hilf dir selbstBergsteiger-Wellness Fangen wir da an, wo wir im vorigen Kapi-tel aufgehört haben: Leidet man unterDurchfall, muss man nicht immer gleich zustarken Medikamenten greifen, sondernkann es auch mit k Schwarzem Tee versu-chen – gut gesüßt und mit einer Prise Salz.Gegen lästige Insekten hilft unter Umstän-den k Asche (z. B. von einem Lagerfeuer),ringförmig ums Nachtlager gezogen gegenKrabbelviecher, in Wasser angerührt aufder Haut verrieben gegen Fluginsekten(und zugleich als Tarnung). Wer Problememit schmerzhaft einwachsenden Zehennä-geln hat, kann probieren, sie beim nächs-ten Schneiden nicht rund, sondern k ge-rade abzuschneiden. Gegen ans Schienbeindrückende Tourenskischuhe helfen mitTape am Schienbein befestigte k Slipein-lagen. Unterwegs darf man – auch bei Kälte – nievergessen, reichlich und k regelmäßig zutrinken. Die Ideallösung ist ein Trink-schlauch, aus dem ohne Unterbrechungdes Geh-Rhythmus alle paar Minuten einSchluck isotonisches Mineralgetränk denGaumen benetzt; gemütlicher und kom-munikativer ist sicherlich die klassischeTrink- und Ratschpause.Um sich nach anstrengender Wanderungzu erfrischen und heiße, geschwollene Fü-ße zu kühlen, empfiehlt sich das k Kneip-pen: Dabei werden Beine und Arme etwabis zu den Knien/Ellenbogen in kaltes Was-ser eingetaucht. Sonnenbrände und Blasenlassen sich gut mit k Johanniskrautöl(Rotöl) behandeln, indem man sie abendseinreibt und sie am nächsten Tag nicht der Sonne aussetzt. Das Öl kann man auchk selbst herstellen, indem man das im Ge-birge gesammelte Johanniskraut in Oliven-oder Sesamöl ansetzt und nach 14 Tagen inder Sonne das nun rote Öl abfiltert. UmBlasen gar nicht erst entstehen zu lassen,schwört mancher auf das vorherige Einrei-ben der Füße mit k Hirschtalgsalbe.Bei extremen Minustemperaturen ist dieNasenspitze besonders von Erfrierungs-schäden bedroht. Abhilfe schafft ein Stückk Kinesio-Tape (wie das normale Tape rol-lenweise zu kaufen), das gut anliegend auf

die Nase geklebt werden kann und diesevor Wind und Sonne schützt. Eine echteWohltat ist auch die mit heißem Wasser ge-füllte SIGG-Flasche, die mit in den Schlaf-sack oder unter die Decke genommen als kWärmflasche dient.Unterkühlte darf man k nicht massierenoder mit Schnee abreiben! Besser ist es, siedurch Abgabe eigener Körperwärme, war-mes Wasser, warm-nasse Tücher oderWärmflaschen langsam aufzuwärmen unddabei möglichst wenig zu bewegen.Dass sich Zecken auf ihre Opfer fallen las-sen, ist ein verbreiteter Irrtum und kommteher im Horrorfilm als in der Wirklichkeitvor – in den allermeisten Fällen werden siebeim direkten Baum-, Busch- oder Gras-kontakt abgestreift, weswegen man be-sonders nach Kriechgängen durchs dichteGestrüpp seine k Haut inspizieren sollte.Bei Stichen oder Bissen aller Art könneninsbesondere auf Auslandsreisen k Kennt-nisse der örtlichen Fauna (sowie entspre-chende Impfungen) angenehm sein.Falls Sie k von einem Auerhahn angebalztwerden, gibt es zwei Möglichkeiten. Siesind eine Frau oder ein Kind: Keine Angst,der will nur spielen! Sie sind ein Mann:Flach auf den Boden legen und auf Hilfewarten!Bei einer k Begegnung mit Luchsen, Wöl-fen oder Bären vermeide man, hastig weg-zurennen, dem Tier zu folgen, es zu er-schrecken, es zu ködern (etwa durch einenfreilaufenden Hund) oder es zu füttern, undman melde die Begegnung im Falle desÜberlebens an die zuständigen Stellen.

Basteltipps für unterwegs

Wenn die Felle auf Skitour zu stollen be-ginnen, ärgert sich der Tourengeher – oderer schafft Abhilfe, indem er einen k Plas-tik-Teigschaber aus dem Ärmel zaubert,damit den Schnee abkratzt und die Felleanschließend k mit einem Stück Wachseinreibt. Lösen sich die Felle, bringt man zur Fixierung je zwei k Ski-Klettver-schlüsse (Ski-Clips) oder auch Kabelbinder,Tape o. ä. vor und hinter der Bindung an.Der will nur spielen …

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Man muss sich nur zu helfen wissen

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Man sollte schon beim Fahrradkauf darauf achten,dass der Sattel Bitterstoffe enthält

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Kinesio-Tape als Nasenschutz

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Ein „Clip-Stick“ zum Einhängen des Seils in den erstenHaken

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1001 TIPPS & TRICKS

hen, größer erscheinen, liegt erstaunlicher-weise nicht an der veränderten Lichtbre-chung („mehr Atmosphäre dazwischen“),sondern es handelt sich dabei um eine k optische Täuschung, d. h. man glaubtnur, sie würden größer erscheinen, obwohlsie es in Wirklichkeit nicht tun. Fotogra-fiert man den Mond gleich nach seinemAufgang und noch einmal Stunden später,sieht man, dass er exakt gleich groß geblie-ben ist.

Wettervorhersage, Lektion 1

Nicht nur vor Biwaks, sondern auf allenTouren empfiehlt es sich, unterwegs (z. B.auf Hütten) k aktuelle Wetterinformatio-nen einzuholen, aber persönlichen Vorher-sagen von Einheimischen oder anderenBergsteigern k nicht blindlings zu ver-trauen. Die gewonnenen Infos sollte mank mit eigenen Wetterbeobachtungen ab-gleichen, indem man beispielsweise mitThermometer und Höhenmesser (Barome-ter) die Wetterentwicklung selbst mitver-folgt. Wenn die Hütte über Nacht den Bergraufgestiegen ist, kommt ein Tief oder istschon da.

Der Vollmond hat übrigens entgegen einerweitverbreiteten Annahme k keine Aus-wirkungen aufs Wetter. Viele Wetterphänomene und Himmelser-scheinungen erleichtern die Vorhersage derkurzfristigen weiteren Wetterentwicklung.Für k schlechtes Wetter am nächsten Tagsprechen: Halo-Erscheinungen (Sonnen-ring, Nebensonne, Mondhof); Morgenrot;dunkelrot-flammendes Abendrot odergelblich-schmutziger Sonnenuntergang;Abendgrau; kein Morgentau nach heißemTag; eine ungewöhnlich warme Nacht;überraschend gute Hörbarkeit weit ent-fernter Geräusche; sich nicht schnell auflö-sende, sondern dicker werdende und ab-driftende Flugzeug-Kondensstreifen;Schäfchenwolken und Föhnfische; vonWesten aufziehende und sich verdichtendeCirren; auffällige Talwärts-Wanderungenvon Gämsen oder Schafen.Eher als k Schönwetterboten treten dage-gen folgende Phänomene in Erscheinung:zartes, rosafarbenes Abendrot; Morgen-grau; starker Morgentau; eine kalte undklare Nacht; sich sofort auflösende Flug-zeug-Kondensstreifen; von Osten auf-ziehende und sich auflösende Cirren; einNebelmeer im Tal.

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Romantische Nächte

Du willst unter freiem Himmel übernach-ten, vielleicht auf einem Gipfel biwakierenund hast am Ende gar die Dame deinesHerzens dabei, die du mit einem romanti-schen Sternschnuppen-Erlebnis überra-schen willst? Dann dürften folgende Bi-wak- und Campingtipps für dichinteressant sein, denn vielleicht wusstestdu nicht, dass kWinterbiwaks zahlreicheVorteile bieten: Der Aufstieg mit schweremGepäck ist oft nicht so erschöpfend wie anheißen Sommernachmittagen, und Geträn-ke können mittels Schneeschmelzen immerwieder nachproduziert werden. Am Biwak-platz kann im Schnee eine komfortableLiegefläche mit Windschutzmauer gebautwerden. Lange Winternächte sind erholsa-mer als Julinächte mit nur fünf StundenDunkelheit, und bei Minusgraden wirdnicht alles taunass. Außerdem besteht nurselten Gewittergefahr. Aber natürlich lohntsich das Biwakieren auch im Sommer, vorallem k um den 12. und 13. August, denndann sorgen die Perseiden, ein jährlichwiederkehrender Sternschnuppen-schwarm, für ein Spektakel am Nachthim-mel. Das Wachbleiben lohnt sich immer,denn die k meisten Sternschnuppen sindnach Mitternacht zu sehen.Der Biwakkomfort kann sehr leiden, wennvor lauter Aufstiegsschweiß im Schlafsackalles klebt. Wenn du zusätzliches Wasser ineinem Trinkbeutel mit Schlauch (z. B. vonPlatypus, Camelbak o.ä.) mitnimmst,kannst du nach der Ankunft am Biwak-platz erst mal k duschen. kWenn es dich friert, setz eine Mütze auf.Friert es dich immer noch, zieh zusätzlicheKleidung an. Beschwer dich nie darüber,dass es dir zu kalt ist, bevor du alle mitge-brachten Kleidungsstücke angezogen hast.Friert es dich immer noch, iss etwas. Friertes dich auch dann noch, leg dich in denSchlafsack. Friert es dich auch dann noch,mach im Schlafsack Liegestütze und Sit-ups. Friert es dich auch dann noch, hast duirgendeinen großen, möglicherweise fina-len Fehler gemacht ...Für Beleuchtung bei wenig Wind sorgst du,indem du eine k Kerze in einen durchsich-

tigen Plastikbecher (mit Loch im Boden)steckst, sie fixierst und anzündest. Siespendet im Gegensatz zur Stirnlampe in al-le Richtungen Licht. Wenn du ein Feuer machen willst oder musst, könntest duschon unterwegs Ausschau nach einem k trockenen Baumpilz halten – er glimmt,einmal entzündet, ewig vor sich hin. k Mit in den Schlafsack nimmst du so-wohl die feuchtgeschwitzte Kleidung (zumTrocknen) als auch Flaschen mit heißenGetränken (zum Wärmen). Und sogar einenechten Beauty- und Wellnesstipp habenwir: Den gebrauchten, noch k warmenTeebeutel aus deiner Tasse kannst du dei-ner Begleiterin wunderbar zur Gesichtsrei-nigung und -erfrischung anbieten!

Wieviel Sternlein stehen ...

Auf astronomische Fragen eine Antwortparat zu haben, kommt immer gut an, egal,ob man Eindruck schinden oder sich ein-fach gemeinsam am Nachthimmel ergöt-zen will. Sollte also jemand wissen wollen,k wieviel Sternlein am Himmelszelt ste-hen, kannst du sofort antworten: „EinigeTrilliarden und ein paar Zerquetschte imganzen Universum oder etwa 2000, die wirjetzt gerade sehen können!“ Den Polarsternund damit den kNorden zu bestimmen, istmithilfe des Großen Wagens, aber auch mitdem auf der anderen Seite liegenden, w-förmigen Sternbild Kassiopeia kein Pro-blem (siehe Bild). Der Polarstern steht übri-gens k nicht exakt am Himmelsnordpol:Das Maß der Abweichung (derzeit knapp 1Grad) ändert sich ständig; um 14.000 n.Chr. wird – wie schon in der Jungsteinzeit– ein anderer Stern näher am Himmels-nordpol stehen und als neuer Polarsterndienen. Kannst du auf Anhieb k Sirius finden, denhellsten Stern am Nachthimmel? Die dreiGürtelsterne des Orion, nach links verlän-gert, zeigen grob in seine Richtung; aller-dings sind von Mitteleuropa aus sowohl Si-rius als auch Orion etwa von Mai bisAugust vorübergehend unsichtbar.Dass Mond und Sonne, wenn sie tief ste-

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Zwischen Himmel und Erde

Zahlreiche Infos und k aktuelle Be-obachtungstipps für Astronomie-Interessierte findest du im Internetauf www.vds-astro.de. Wie manauch mit unbekannten Sternbildernoder dem Mond k in der Nacht dieHimmelsrichtungen bestimmenkann, erfährst du auf www.tipp-scout.de/Orientierung-kw.html. Ein hervorragendes, kostenloses

k Planetarium für den Bildschirmkannst du unter www.stellarium.org/de herunterla-den.

Genuss-Biwak im März auf der Pleisenspitze

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Bestimmung des Polarsterns mit Großem Wagen undKassiopeia

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Zwei Argumente für eine baldige Wetterverschlech-terung: starkes Morgenrot und linsenförmige Föhn-fische

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Page 5: von „Abschneider“ bis „Zitrone am Gipfel“ Tipps für alle

1001 TIPPS & TRICKS

22 alpinwelt 2/2011

Kost und LogisSpeis und Trank Ein Wanderführer empfahl im Jahr 1930folgenden k Tourenproviant: „GeselchtenSpeck (Tiroler Spezialität), Dauerwurst,Butter, Käse, besonders Brot, das in entle-genen Tälern oft nicht zu haben ist, Zwie-back oder Keks, Tee und Zucker, Schokola-de usw.“ Heutzutage wird dazu geraten, je nachLänge und Art der Tour die für den Stoff-wechsel günstigste Verpflegung einzupa-cken: Je kürzer eine Tour ist, umso mehr k kohlenhydratbasiert sollte die Nahrungsein (Bananen, Müsliriegel, Energieriegel,Brot); je länger die Tour ist, umso mehrsollte der Anteil der mitgenommenen k Eiweiß- und Fettnahrung steigen. Nurauf langen Touren und bei großer Kälte istes wichtig, größere Mengen fetter Nahrungmitzuführen. Besonders oberhalb von 4000Metern greift der Körper verstärkt auf Fett-reserven zurück; zur Ernährung eignet sichdann Speck besser als Nudeln. Wenn k Obst oder Gemüse mitgenommenwird, sollte man es schon zu Hause schä-len, in Stücke aufteilen und in einer leich-ten Plastikbox mitnehmen. So spart mansich unterwegs Arbeit und Abfälle.Nie vergessen sollte man den großen Ein-fluss der Ernährung auf die Psyche: Eine k Zitrone am Gipfel steigert das Wohlbe-finden enorm, ähnlich wie eine k TafelSchokolade in nervlich belastenden Situa-tionen, langen Biwaknächten und wennman bei schlechtem Wetter irgendwo fest-sitzt. Wenig bekannt ist der positive Effekt, denk reichliches Trinken schon vor der Tourauf Leistung und Gesundheit hat. Zu dengesündesten Getränken am Berg zählen k Fruchtsaftschorlen und alkoholfreiesWeißbier, wohingegen taurin- und kof-feinhaltige Getränke als Wasserräuber fun-gieren und nur bei gleichzeitigem k hohenWasserkonsum genossen werden sollten. Für Abwechslung und Spaß sorgt die k eigene Zubereitung von Getränkenunterwegs mit Getränketabletten, Sirup,Brühpulver, Teebeuteln und Kaffeepulver.Ein sehr wirkungsvoller und gesunder k Frischmacher für erschöpfte Bergsteiger

ist ein kleiner Becher Zitronensaft mitWasser, in dem reichlich Zucker und Salzverrührt werden.k Heiße Getränke aus der Thermosflaschekönnen im Winter mit Schnee noch um ca.20 % gestreckt werden und sind dann im-mer noch warm.

Hütten-Survival

k Achtung auf Hüttensitten im Ausland:In Spanien gibt es oft erst um 21 UhrAbendessen, in Frankreich ein Menü füralle, in Italien wird oft die Buchung vonHalbpension erwartet. Im Hochgebirge inder Schweiz ist oftmals mit „strengem Re-giment“ und strikten Essens-, Ruhe- undWeckzeiten zu rechnen. Vor allem in denWestalpen ist es sehr wichtig, sich vorabüber den k Status einer Hütte zu infor-mieren, damit man nicht eine voll bewirt-schaftete Hütte erwartet und stattdessen ei-ne Biwakschachtel vorfindet.Mit einer Mütze (evtl. dünne Sturmhaube)kann man auch im Matratzenlager k un-ter dem offenen Fenster schlafen, ohnesich zu erkälten. Wenn Leute mit Frisch-luftphobie immer wieder das Fensterschließen, kann man gezwungen sein, denk Fensterflügel auszuhängen und zu ver-stecken. Mehr Überlebenstipps fürs Ma-tratzenlager finden Sie in den Schriftenvon Charles Darwin im Kapitel „Survival ofthe Fittest“! Paarweise vorhandene Ausrüstung wird inder Hütte zum Schutz gegen Diebstahl undVerwechslung k separat deponiert. Ein Gefühl der Freiheit genießt man unterder k Freilanddusche bei der Oberreintal-hütte; kuschelig und diskret haben’s ver-liebte Paare in der k Kaisersuite auf derVorderkaiserfeldenhütte. Wie Damen mit tiefem Ausschnitt bei der Buchung von Hüttenquartieren trotz ver-gessenem AV-Ausweis k durch gezieltesVorbeugen in den Genuss der AV-Vergüns-tigung kommen, ist mit diesem Satz bereitsbeschrieben.

Studentenfutter ist gesund, nahrhaftund schmeckt besonders gut, wennman es sich k selbst zusammenstellt.Die Luxusvariante für Genießer enthältMandeln, Hasel-, Wal- und Cashew-Nüsse (davon ein paar mit Schokoladeummantelt), Rosinen, selbst getrockne-te Apfelringe, Cranberries, getrockneteAprikosen, Feigen, Datteln und Kir-schen. An Guadn!

Ein k Trinktipp, der nicht mehr ganzder heutigen Lehrmeinung ent-spricht:„Nicht genug ist die Mitnahme einerFlasche schweren alten Weines aufeiner Hochtour anzurathen. [...] Aufder Spitze angekommen, wird eineFlasche Champagner oder selbst einguter Asti spumante ein Labetrunksein, wie er köstlicher nicht gedachtwerden kann. Beim Abstiege alsdannbraucht man nicht mehr so vorsichtigzu sein, man kann dann schon unge-scheut etwas mehr trinken [...]“

Julius Meurer, Handbuch des Alpinen-Sport, Wien 1882

Eine fürstliche Nacht verbringt man in der Kaisersuiteauf der Vorderkaiserfeldenhütte

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