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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. physiologischen Aufgaben im mindesten untauglich zu werden. G o e b e 1 und J e s a i t i s glauben zwar auf Grund ihrer Analysen annehmen zu sollen, daß das interes- sierende inaktive Lipopolysaccharid ihrer Shigella- Mutante chemisch „radikal verschieden" ist vom Lipopolysaccharid des Normalstammes. Sieht man von der strittigen Galaktose ab, so fehlt ihm nidit nur die Heptose, sondern auch das Glucosamin, und an dessen Stelle tritt ein ganz neues, chemisdi nidit identifiziertes Hexosamin auf. Es könnte aber sein, daß letzteres nur vorgetäuscht wurde, d. h. daß es sich dabei doch um Glucosamin handelte, weil die Substanz für das entscheidende Papierchromatogramm womöglich nicht durchgreifend genug hydrolysiert wurde. Jedenfalls haben wir mit unserem Material Entsprechendes gesehen. Biochemisch-genetische Er- fahrungen würden zwar sicherlich nicht gerade gegen, aber auch keineswegs sehr zugunsten der angenommenen, mindestens dreifachen Abänderung (davon eine kein Defekt!) in einer Ein-Schritt- Mutante sprechen — falls es sich wirklich um eine solche handelte. Bemerkenswert ist schließlich, daß unser Rezeptor- material unlöslich ist und eine bestimmte mikro- skopisch-morphologische Struktur aufweist, während G o e b e 1 und J e s a i t i s von Anfang an lösliches Material in Gestalt des aus der Zelle extrahierten Phase II-Antigens in Händen haben. Es wäre nun interessant zu wissen, ob nicht vielleicht in der nach der Extraktion zurückbleibenden Zellmembran von Shigella durch Phenoldissoziation ganz wie bei Coli weiteres T 3, 4, 7 - Rezeptormaterial in unlöslicher Form, gewissermaßen als Membrangerüst, zum Vor- schein kommt. Ein Aufbau der Coli-Zellwand aus sich teilweise wiederholenden oder gegenseitig durch- dringenden Sdiichten verschiedener chemischer Struk- tur scheint jedenfalls eine passende Deutung für unsere Befunde: die intakte Zelle ist empfänglich für T 3 und T7, die nach tryptischer Verdauung verblei- bende Zellmembran ist es nicht, und der mit Phenol noch weiter entblößte Rest ist es wieder. Noch nicht abgeschlossene Versuche haben uns ferner gezeigt, daß schwaches Alkali aus der Wand der intakten Colizelle gewisse Komponenten, z. B. die Rezeptor- substanz für T5, herauslöst, die nach Phenoldissozia- tion ein echt lösliches Lipoglykoproteid mit erst jetzt hervortretender spezifischer Rezeptoraktivität für T3, T 4 und T 7 ergeben. Die morphologische Struk- tur der Zellmembran und ihre typische Aktivität gegenüber den Phagen T2, T4 und T6 bleiben bei dieser schonenden Alkali-Extraktion erhalten. Auch die Colizelle scheint also löslichen T3, 4, 7-Rezeptor in Kombination mit viel Protein zu produzieren, d. h. etwas in dieser Hinsicht Ähnliches wie das Phase II- Antigen yon Shigella. Unterschiedliche Wachstumshemmung des Ehrlich-Ascitestumors durch normales menschliches Serum und Serum von Patienten mit Virus-Hepatitis Von CHRISTOPH LANDSCHÜTZ Aus dem Hepatitis-Laboratorium des 98. General Hospital, München (Z. Naturforschg. 9 b, 406—411 [1954]; eingegangen am 17. Februar 1954) Wird normales menschliches Serum mit 100000 Ascitestumor-Zellen gemischt, so tritt nach Injektion in die Maus kein Tumorwachstum ein. Diese Hemmung ist bei der Verwendung von Seren von Patienten mit Virus-Hepatitis je nach Stärke der Erkrankung abgeschwädit bis aufgehoben. Durch menschliches Nabelschnur-Serum wird die Entwicklung des Tumors nicht gehemmt. Der beschriebene Effekt steht nicht in Beziehung zu dem Hepatitis-Virus. Er wird durch Adsorption eines unbekannten Faktors aus dem Serum bedingt. Die Adaptation des Virus an die Tumorzelle gelang nicht. I n den letzten Jahren wurde von verschiedenen Autoren eine Hemmung tierischer Tumoren durch Viren beschrieben. Moore und Mitarbb. 1 und 1 A. E. M o o r e , Ann. New York Acad. Sei. 54, 945 [1952], Koprowski und N o r t o n - ' berichteten über Be- einflussung des Wachstums verschiedener solider Mäusetumoren durch neurotrope Viren. Jedoch fan- 2 H. Koprowski u. T.W. Norton, Cancer [Bru- xelles] 3, 874 [1950],

Unterschiedliche Wachstumshemmung des Ehrlich ...zfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/9/ZNB-1954-9b-0406.pdf · skopisch-morphologische Struktur aufweist, während G o e b e 1 und J e s a

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

physiologischen Aufgaben im mindesten untauglich zu werden.

G o e b e 1 und J e s a i t i s glauben zwar auf Grund ihrer Analysen annehmen zu sollen, daß das interes-sierende inaktive Lipopolysaccharid ihrer Shigella-Mutante chemisch „radikal verschieden" ist vom Lipopolysaccharid des Normalstammes. Sieht man von der strittigen Galaktose ab, so fehlt ihm nidit nur die Heptose, sondern auch das Glucosamin, und an dessen Stelle tritt ein ganz neues, chemisdi nidit identifiziertes Hexosamin auf. Es könnte aber sein, daß letzteres nur vorgetäuscht wurde, d. h. daß es sich dabei doch um Glucosamin handelte, weil die Substanz für das entscheidende Papierchromatogramm womöglich nicht durchgreifend genug hydrolysiert wurde. Jedenfalls haben wir mit unserem Material Entsprechendes gesehen. Biochemisch-genetische Er-fahrungen würden zwar sicherlich nicht gerade gegen, aber auch keineswegs sehr zugunsten der angenommenen, mindestens dreifachen Abänderung (davon eine kein Defekt!) in einer Ein-Schritt-Mutante sprechen — falls es sich wirklich um eine solche handelte.

Bemerkenswert ist schließlich, daß unser Rezeptor-material unlöslich ist und eine bestimmte mikro-skopisch-morphologische Struktur aufweist, während G o e b e 1 und J e s a i t i s von Anfang an lösliches Material in Gestalt des aus der Zelle extrahierten

Phase I I -Antigens in Händen haben. Es wäre nun interessant zu wissen, ob nicht vielleicht in der nach der Extraktion zurückbleibenden Zellmembran von Shigella durch Phenoldissoziation ganz wie bei Coli weiteres T 3, 4, 7 - Rezeptormaterial in unlöslicher Form, gewissermaßen als Membrangerüst, zum Vor-schein kommt. Ein Aufbau der Coli-Zellwand aus sich teilweise wiederholenden oder gegenseitig durch-dringenden Sdiichten verschiedener chemischer Struk-tur scheint jedenfalls eine passende Deutung für unsere Befunde: die intakte Zelle ist empfänglich für T 3 und T 7 , die nach tryptischer Verdauung verblei-bende Zellmembran ist es nicht, und der mit Phenol noch weiter entblößte Rest ist es wieder. Noch nicht abgeschlossene Versuche haben uns ferner gezeigt, daß schwaches Alkali aus der Wand der intakten Colizelle gewisse Komponenten, z. B. die Rezeptor-substanz für T 5 , herauslöst, die nach Phenoldissozia-tion ein echt lösliches Lipoglykoproteid mit erst jetzt hervortretender spezifischer Rezeptoraktivität für T 3 , T 4 und T 7 ergeben. Die morphologische Struk-tur der Zellmembran und ihre typische Aktivität gegenüber den Phagen T 2 , T 4 und T 6 bleiben bei dieser schonenden Alkali-Extraktion erhalten. Auch die Colizelle scheint also löslichen T 3 , 4, 7 -Rezeptor in Kombination mit viel Protein zu produzieren, d. h. etwas in dieser Hinsicht Ähnliches wie das Phase II-Antigen yon Shigella.

Unterschiedliche Wachstumshemmung des Ehrlich-Ascitestumors durch normales menschliches Serum

und Serum von Patienten mit Virus-Hepatitis V o n C H R I S T O P H L A N D S C H Ü T Z

Aus dem Hepatitis-Laboratorium des 98. General Hospital, München (Z. Naturforschg. 9 b, 406—411 [1954]; eingegangen am 17. Februar 1954)

Wird normales menschliches Serum mit 100000 Ascitestumor-Zellen gemischt, so tritt nach Injektion in die Maus kein Tumorwachstum ein. Diese Hemmung ist bei der Verwendung von Seren von Patienten mit Virus-Hepatitis je nach Stärke der Erkrankung abgeschwädit bis aufgehoben. Durch menschliches Nabelschnur-Serum wird die Entwicklung des Tumors nicht gehemmt. Der beschriebene Effekt steht nicht in Beziehung zu dem Hepatitis-Virus. Er wird durch Adsorption eines unbekannten Faktors aus dem Serum bedingt. Die Adaptation des Virus an die Tumorzelle gelang nicht.

In den letzten Jahren wurde von verschiedenen Autoren eine Hemmung tierischer Tumoren durch

Viren beschrieben. M o o r e und Mitarbb. 1 und

1 A. E. M o o r e , Ann. New York Acad. Sei. 54, 945 [1952],

K o p r o w s k i und N o r t o n - ' berichteten über Be-einflussung des Wachstums verschiedener solider Mäusetumoren durch neurotrope Viren. Jedoch fan-

2 H. K o p r o w s k i u. T . W . N o r t o n , Cancer [Bru-xelles] 3, 874 [1950],

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den K o p r o w s k a und K o p r o w s k i 3 kürzlich diese Virusgruppe ohne Wirkung auf das Wachstum des Ehr l i ch-Asc i tes tumors . Die Zerstörung der Geschwulstzellen bei den soliden Tumoren geschah durch intrazelluläre Vermehrung des Virus. Während diese Effekte meist auf die Gruppe der neurotropen Viren beschränkt blieben, ließ sich vor einiger Zeit auch eine Wachstumshemmung mit dem Influenza-Virus an einem Ascitestumor der Maus erzielen4 . Dieses Ergebnis stand im Widerspruch zu einer der früheren Arbeiten von M o o r e , in der sie verschie-dene hämagglutinierende Viren auf ihre carcinoly-tische Wirkung untersuchte5. Der Unterschied er-klärt sich aus der Wahl der Tumorform und in der Art des Hemmeffektes. Der Ascitestumor gewährt eine günstigere Voraussetzung für den Bindungsvor-gang zwischen Zelle und Virus und gleicht darin den Bedingungen, wie sie im Hirst-Test gegeben sind4-6. Obgleich das PR 8-Influenza-Virus das Wachstum der Tumorzellen hemmt, unterliegt dieser Vorgang anderen Bedingungen, als sie bei den neurotropen Viren durch Vermehrung derselben in der Zelle vor-liegen. Inzwischen haben auch M o o r e und Mit-arbb. 7 den wachstums-hemmenden Einfluß häm-agglutinierender Viren auf Tumorzell-Suspensionen bestätigt, und darüber hinaus konnten A c k e r -m a n n und K u r t z 8 ein Influenza-Virus auf den E h r l i c h sehen Ascitestumor adaptieren. So hat sich herausgestellt, daß Ascitestumoren ein günsti-ges Untersuchungsobjekt für Fragen der Zellen-Virusbeziehungen darstellen.

Es ist trotz mancher positiver Berichte nidit mit Sicherheit gelungen, das Hepatitis-Virus weder auf einem Versuchstier noch in vitro zu züchten 9. In An-lehnung an obige Befunde lag es nahe, zu prüfen, ob infektiöses Material von Patienten mit Virus-Hepatitis auf die Morphologie oder das Wachstum eines Ascitestumors einen Einfluß hat. Zu diesem Zweck wurden Seren von Hepatitis-Patienten mit dem Ascitestumor gemischt und Gewichtskurven nach der Methode von L e t t r e angelegt. Es konnte keine Beeinflussung des Wachstums beobachtet wer-

3 I. K o p r o w s k a u. H. K o p r o w s k i , Cancer Res. 13, 651 [1953].

4 G.-A. K a u s c h e , Chr. L a n d s c h ü t z u. R. S a u t -h o f f , Z. Naturforschg. 7b, 33 [1952].

s A. E . M o o r e , Cancer [Bruxelles] 2, 516 [1949], 6 G. K. H i r s t , J. exp. Medicine 75, 49 [1942]; 76,

195 [1942]. 7 A . E . M o o r e u. L. C. D i a m o n d , Proc. Soc. exp.

Biol. Med. 79, 663 [1952]; A. E. M o o r e , L. C. D i a -m o n d , H. H. M a c K a y u. L. S a b a c h e w s k y , Proc. Soc. exp. Biol. Med. 81, 498 [1952],

den, noch war die Morphologie der Tumorzellen verändert. Es wurde nun versucht, die Tiere länger als 14 Tage am Leben zu erhalten, indem ihnen an Stelle von etwa 20 Millionen Tumorzellen nur 100000 in der Mischung mit Hepatitis-Seren injiziert wurden, in der Absicht, die Tumorzellen länger mit dem Virus in Kontakt zu halten, falls es nach dieser Zeit noch aktiv in dem Tier existieren sollte. Hierbei überlebten die mit Hepatitis-Serum inokulierten Tiere fast doppelt so lange wie die Kontrollen ohne Patienten-Serum. Und weiterhin waren 2 von 8 Ver-suchstieren bei der Sektion ohne Tumor. Sie wurden 6 Wochen nach Versuchsbeginn getötet. Dieses Er-gebnis wurde im Herbst 1952 erhalten, aber erst im Frühjahr 1953 aus äußeren Gründen mit einem grö-ßeren Tiermaterial fortgesetzt. Hierbei zeigte es sich, daß dieser Hemmeffekt nicht virusbedingt war, aber zum Verständnis der M o o r e sehen7 und eigenen Versuche mit hämagglutinierenden Viren beitragen kann, worüber im Folgenden berichtet werden soll.

M a t e r i a l u n d M e t h o d e n

Es wurden Inzuchtmäuse des SWR-Stammes von L y n c h 1 0 benutzt. Das Serum wurde von den Ver-suchspersonen morgens vor der Nahrungsaufnahme gewonnen. Es wurde entweder sofort benutzt oder bei etwa — 2 3 ° C aufbewahrt. Das Hepatitis-Serum stammte von Patienten im akuten Stadium der Er-krankung, soweit es nicht anders angegeben wird. 7 Seren von Patienten mit Virus-Hepatitis, bei denen die Diagnose klinisch und durch Leberbiopsie ge-sichert war, wurden getestet. 10 Normalseren wur-den untersucht. 2 Proben von Nabelschnur-Serum wurden in die Untersuchungen einbezogen. Wir be-nutzten den E h r 1 i c h - Ascitestumor, der uns lie-benswürdigerweise von Herrn Prof. L e t t r e über-lassen wurde. Von einer Probe der gewonnenen Ascitesflüssigkeit wurden die Zellen in einer Zähl-kammer gezählt. Die Zellsuspensionen wurden mit Ringerlösung, die Penicillin und Streptomycin ent-hielt, so verdünnt, daß in 0,2 ml etwa 100000 Tu-morzellen, 500 Einheiten Penicillin und 100 y Streptomycin enthalten waren. Die 0,2 ml Tumor-

8 W . W . A c k e r m a n n u. H. K u r t z , Proc. Soc. exp. Biol. Med. 81, 421 [1952].

9 J . R . P a u l u. D . H o r s t m a n n , U.S. Armed Forces med. J. 3, 1457 [1952]; J. S t o k e s , Amer. J. med. Sei. 225, 349 [1953]; G. B. R o e m e r , Dtsch. med. Wschr. 1954, 719.

10 The Committee on Standardized Nomenclature for Inbred Strains of Mice, Cancer Res. 12, 602 [1952],

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Zellsuspension wurden mit 0,1 ml Ringerlösung versetzt und dem Tier unmittelbar darauf intra-peritoneal injiziert. In gleicher Weise wurde mit den betreffenden Seren verfahren, wobei an Stelle der Ringerlösung 0,1 ml unverdünnten Serums mit den Zellen gemischt wurden. Falls Tumorzellen und Serum den Tieren getrennt injiziert wurden, blieb das Serum ohne Wirkung 4. Die Versuche waren so angesetzt, daß innerhalb einer Versuchsreihe für Ver-suche und Kontrollen der Ascitestumor von einem Tier benutzt wurde, wobei jede Versuchsgruppe fünf Tiere umfaßte. Ausstriche wurden nach F e u 1 g e n und G i e m s a gefärbt, nachdem sie bei Zimmertem-peratur getrocknet worden waren. Die Beobachtungs-zeit betrug bis zu 9 Wochen, wonach die überleben-den Tiere zur Prüfung auf Tumorbildung getötet wurden.

V e r s u c h e

Den Einfluß eines Serums von einem Patienten mit Virus-Hepatitis auf das Wachstum des Ascites-tumors gibt Abb. 1 wieder. Aus dem Verlauf der beiden Kurven I und II ist deutlich zu ersehen, daß das Serum keine Wachstumshemmung hervorruft, wenn die injizierte Zellzahl bei etwa 20 Millionen Zellen liegt. Ein gleiches Kurvenbild ergibt sich bei der Behandlung von 20 Millionen Zellen mit Nor-malseren. Das Serum war von einem Kranken, bei dem eine experimentell gesicherte Serum-Hepatitis vorlag 11. Mit diesem Serum wurde in den Labora-torien der Yale-Universität eine Größenbestimmung des Virus durch Filtration durchgeführt12. In Aus-strichpräparaten, die nach F e u 1 g e n und mit der G i e m s a - Lösung gefärbt waren, konnten keine morphologischen Veränderungen beobachtet werden. Es wurden ferner von je einer Maus aus den Ver-suchen und den Kontrollen 5 weitere Tumorpassagen durchgeführt, ohne daß sich die Wachstumstendenz und Morphologie des Tumors geändert hätte. 4 wei-tere mit dieser Versuchsanordnung getestete Seren zeigten die gleichen negativen Ergebnisse. Wie er-wähnt, wurden in den weiteren Experimenten den Tieren nur 100000 Zellen intraperitoneal injiziert, wobei die Tiere bei dem zweiten Experiment dieser Art innerhalb von 30 Tagen tot waren. Die Über-lebenszeit der Mäuse ließ sich nach 4—6 Passagen des Tumors bei einer protein-reichen Ernährung auf durchschnittlich 20—25 Tage unter starker Ascites-entwicklung herabdrücken. Hierdurch wurde der

11 A. S. E v a n s , Proc. Soc. exp. Biol. Med. 75, 809 [1950].

Unterschied zu den gleichzeitig mit Seren inokulier-ten Tieren in bezug auf die Wachstumshemmung signifikanter.

Folgender Versuch veranschaulicht die tumor-hemmende Wirkung des Serums besonders deutlich und zeigt weiter, daß die Tumorzellen einen für die Hemmung des Wachstums verantwortlichen Faktor aus dem Serum binden. Kurve I in Abb. 2 gibt die

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Abb. 1. Gewichtskurven von Mäusen. Kurve I: Bei A mit unverdünntem Ascitestumor geimpft. Kurve II: Bei A mit einer Mischung von unverdünntem Ascitestumor und Serum eines Patienten mit schwerer Virus-Hepatitis geimpft. Durch 2 Punktionen der Ascitestumoren ver-

loren die Tiere an Gewicht.

Abb. 2. Überlebenszeit von je 5 Mäusen nach Injektion einer Mischung von 100 000 Tumorzellen mit mensch-lichen Seren. Kurve I: Ringerlösung als Kontrolle. Kurve II: Serum nach leichter Virus-Hepatitis. Kurve III: Dasselbe Serum, nachdem es 7 Min. mit einer anderen Probe von Tumorzellen im Kontakt war. Kurve IV: Dasselbe Serum wie zu Kurve II nach 3 Stdn. Stehen mit einer anderen

Probe Tumorzellen.

Überlebenszeit der Mäuse nadi Verimpfung von 100000 Tumorzellen wieder. Wurden von derselben Spendermaus 5 Tiere mit einer Mischung von 100 000 Tumorzellen und Serum eines Patienten mit leichter Virus-Hepatitis injiziert, so überlebten alle Mäuse die Kontrolltiere um das Doppelte und zeig-ten nach 60 Tagen bei der Sektion keinen makro-skopischen Tumorbefund (Kurve II). Die für diese Versuchsgruppe benutzte Zellen-Serummischung war

12 R. W. M a c C o l l u m , Proc. Soc. exp. Biol. Med. 81, 157 [1952].

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für 3 X 5 Mäuse angesetzt und dann sofort in 3 Pro-ben aufgeteilt worden, wovon die zweite Probe 7 Min. nadi dem Mischen und die dritte nach 3-stdg. Stehen bei + 4° C scharf zentrifugiert wurden. Die überstehende Flüssigkeit wurde in der gleichen

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Abb. 3. Wirkung von Serum einer schwachen Virus-Hepa-titis auf die Entwicklung des Ascitestumors der Maus. Die linke Maus erhielt 100000 Tumorzellen und die rechte Maus die Zellen-Serummischung injiziert. Sie hatte bei der Sektion keinen Tumor. Die Aufnahme wurde

23 Tage nach der Injektion gemacht.

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Abb. 4. Überlebenszeit von je 5 Mäusen nach Injektion einer Mischung von 100000 Tumorzellen und mensch-lichem Serum. Kurve I: Ringerlösung als Kontrolle. Kurve II: Rekonvaleszenten-Serum nach schwerer Virus-Hepatitis. Kurve III: Serum desselben Patienten bei Aus-bruch der Krankheit. Kurve IV: Serum nach schwerer Virus-Hepatitis. Kurve V: Serum desselben Patienten 2 Jahre nach der Krankheit. Kurve VI: Serum einer Pa-tientin mit unklaren Leberbeschwerden 2 Jahre nach sub-

klinischer Virus-Hepatitis.

Weise, wie es bei der Versuchsgruppe II angegeben wurde, mit Ascitestumor-Flüssigkeit, die auch bei + 4° C aufbewahrt wurde, aus dem gleichen Tumor-tier gemischt und direkt den Gruppen III bzw. IV injiziert. Das Ergebnis aus Versuchgruppe III zeigt Kurve III . Während in der zweiten Versuchsgruppe nach 60 Tagen kein Tier einen Tumorbefund hatte, sind hier 3 überlebende Tiere, jedoch mit inneren

Tumoren, festgestellt worden. Noch deutlidier zeigt Kurve IV, daß das Serum nach 3-stdg. Kontakt mit den Ascitestumor-Zellen seine tumor-inhibierende Eigenschaft verloren hatte. Aus diesem Versuch zeigt Abb. 3, wie eindrucksvoll der Effekt ist. Die linke Maus starb 23 Tage nach Injektion von 100000 Tu-morzellen. Die rechte Maus, die aus der zweiten Gruppe des Versuchs entnommen wurde, wurde 23 Tage nach Injektion einer Mischung von 100000 Tumorzellen und Hepatitis-Serum getötet und war ohne Tumor.

Hatte dieses Experiment bewiesen, daß Serum von Hepatitis-Patienten die Vermehrung des Ascites-tumors hemmen kann, so demonstriert ein anderer Versuch, daß der Serumeffekt nichts mit einer ver-muteten Wirkung des Hepatitis-Virus zu tun hat. Kurve I in Abb. 4 gibt das Wachstum des unbehan-delten Tumors wieder. Nun zeigte aber das Serum eines Patienten mit schwerer Virus-Hepatitis mit einem fast gleichen Kurvenverlauf wie Kurve I keine Tumorhemmung (Kurve III). Weiter fällt auf, daß in Kurve II der Hemmeffekt deutlich wird. Hier wurde das Rekonvaleszentenserum desselben Patien-ten benutzt. Erstaunlich war ferner, als Serum von einer Versuchsperson gewonnen wurde, die 2 Jahre vorher eine schwere Virus-Hepatitis nach Laborato-riumsinfektion durchgemacht hatte. Von 5 geimpften Tieren starb 1 Tier nach 42 Tagen, und 4 Tiere zeigten nach 49 Tagen bei der Sektion keinen Tu-morbefund (Kurve V). Es wäre zu erwarten gewe-sen, daß die Wachstumshemmung am ausgeprägte-sten bei schweren Hepatitiden sich auswirkt, um bei Normalserum zu verschwinden. So zeigte sich jetzt ein umgekehrtes Bild. In zahlreichen Experimenten ließ sich immer wieder folgende Beobachtung machen: Je schwerer die klinischen Befunde des Serumspen-ders waren, desto geringer war der Hemmeffekt der getesteten Seren bis zu seiner völligen Aufhebung. Die folgende Tabelle gibt ein Experiment mit Nor-malserum wieder.

Durchschnittliche Überlebenszeit von je 5 Tumortieren

Ringerlösung Nabelschnurserum

Normalserum

18 Tage 19 Tage

Nach 48 Tagen 4 Tiere tumorfrei, 1 Ascitesmaus überlebend

Tab. 1. Vergleich von Ringerlösung, Nabelschnurserum und Normalserum in Mischung mit 100000 Tumorzellen

auf die Tumorentwicklung.

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Der Versuch zeigt, daß Normalserum unter den an-gegebenen Bedingungen das Tumorwachstum hemmt. Ferner ist ihr zu entnehmen, daß Nabelschnurserum im Gegensatz zu Serum von einem Erwachsenen ohne Einfluß auf die Entwicklung des Ascitestumors ist. Hatte man bisher an einen Viruseffekt gedacht, so konnte jetzt ausgesagt werden, daß dieses Phäno-men durch normales menschliches Serum bedingt ist. In einer weiteren Versuchsgruppe ist die Wirkung eines Serums von einer Versuchsperson wiedergege-ben, die 2 Jahre vor der Blutentnahme eine sub-klinische Virus-Hepatitis durchmachte und seit dieser Zeit ein unklares Leberleiden hatte. Kurve VI der Abb. 4 veranschaulicht die Wirkung des Serums. Es vermochte das Leben der Tiere nur um geringe Zeit zu verlängern.

B e s p r e c h u n g

Bis vor kurzem wurden Ascitestumoren in der Virus-forschung nicht benutzt. Bei Untersuchungen über Fragen der intrazellulären Virusvermehrung mit Hilfe des Ascitestumors von E h r l i c h , die in Zusammen-arbeit mit K a u s c h e und S a u t h o f f durchgeführt wurden, war eine Wachstumshemmung mit einem Influenza-Virus beobachtet worden. M o o r e und Mit-arbb. 7 untersuchten dann auch die Wirkung häm-agglutinierender Viren auf Tumor-Zellsuspensionen und fanden weiter, daß eine reversible Bindung der Viren auf der Zellenoberfläche, jedoch keine intra-zelluläre Vermehrung stattfindet. Letzteres war da-mals von uns für wahrscheinlidi gehalten worden. Sie sprechen von einem „Oberflädienphänomen". Da sich Tumor-Zellsuspensionen mithin als günstige Untersuchungsobjekte für Fragen der Beziehungen zwischen Zelle und Virus erwiesen hatten, schien es gegeben, sie für die Kultivierung des Hepatitis-Virus heranzuziehen. Hierbei wurde gefunden, daß nor-males menschliches Serum, wenn es vor der Inoku-lation mit den Tumorzellen in Kontakt gebracht wird, das Tumorwachstum hemmt. Dieses trat nicht ein, wenn beides getrennt oder unverdünnte Zellsuspen-sionen injiziert wurden. Bei der Verwendung von etwa 100000 Tumorzellen war der Effekt besonders deutlich. Uberraschenderweise hatten Seren von Pa-tienten mit Virus-Hepatitis gegenüber Normalseren eine abgeschwächte Wirkung, die um so geringer war, je stärker die Erkrankung war. Dieses Ergebnis zeigte, daß die Ursache der Wachstumshemmung nicht das Hepatitis-Virus war, das in dem Serum

13 F. W u h r m a n n u. Ch. W u n d e r l e y , Die Blut-eiweißkörper des Menschen. Basel 1952.

beim Ausbrudi der Krankheit enthalten sein müßte. Die Versuche weisen ferner darauf hin, daß ein an-derer Faktor aus dem Serum entfernt wurde und für die Tumorhemmung verantwortlich ist. Über seine Natur läßt sich auf Grund der Versuche nichts aussagen. Unter den angegebenen Bedingungen ist menschliches Nabelschnurserum ebenfalls ohne Ein-fluß auf das Tumorwachstum. Bekanntlich ist der Albumin-Globulin-Quotient bei diesem Blut und bei dem von Patienten mit Virus-Hepatitis13 zu Gunsten der Globuline verschoben. Doch hieraus den Effekt den Serumalbuminen zuzuschreiben, wäre verfrüht. Welcher Stoffgruppe dieser Faktor auch zugehören mag, seine Realität läßt die Aufstellung einer Ar-beitshypothese zu, die zwar ungewöhnlich ist, doch bei der Besonderheit des Effektes seine Berechtigung haben dürfte.

War man im Anfang davon ausgegangen, eine virushaltige Körperflüssigkeit auf ihr Vermögen zur Tumorhemmung zu prüfen, so führte das später zur Auffindung eines im Prinzip gleidien, doch von der Virusgegenwart unabhängigen und in seiner Ursache neuen Effektes. Vielleicht findet er, unter allem Vor-behalt, seine Erklärung in einem allgemein biologi-sdien Phänomen, worin auch der Viruseffekt auf Tumorzellen nur einen Sonderfall darstellt. Bei Ascitestumoren vermehren sich runde Zellen frei-schwimmend in einer eiweißhaltigen Flüssigkeit. Werden Viren oder andere Stoffe, suspendiert oder gelöst, an diese Zellen herangebracht, so können sie in dieselben eindringen, auf ihnen mit mehr oder weniger fester Bindung adsorbiert werden, oder es ereignen sich beide Fälle. Hier sei die Adsorption in Betracht gezogen. Die Konzentration dieser Fak-toren auf der Zelloberfläche ist abhängig von ihrer eigenen Konzentration, von der Anzahl der Zellen und von der Affinität derselben zu diesen. Sind nun die Zellen mit ihnen fremden Teilchen oder einer ihnen fremden Substanz außen besetzt, so können sie für den Wirt zum Antigen werden, was diesen zur Bildung von Antikörpern veranlassen würde. Das hätte zur Folge, daß das ganze System durch eine Antigen-Antikörper-Reaktion für das Wirtstier unsdiädlich gemacht werden könnte. Der adsorbierte Faktor könnte ein Virus, aber auch ein anderer mit der Außenfläche der Zelle reaktionsfähiger Stoff sein. Es sei erlaubt, hierbei kurz auf die Versuche von L a n d s t e i n e r 1 4 mit chemisch veränderten Pro-

14 K. L a n d s t e i n e r , The Specificity of Serological Reactions. Cambridge, Mass., Harvard University Press 1947.

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teinen hinzuweisen, ohne eine unmittelbare Parallele damit aufzeigen zu wollen. Das Ausmaß dieses immunologischen Vorganges wäre von der Konzen-tration des Antigens und, was wesentlidi ist, ist von der Reaktionslage der Tiere abhängig. Die Versuche waren exakt reproduzierbar und der Effekt erst be-obachtbar durch die Verwendung der auf den Tumor einheitlich reagierenden Inzuchtmäuse des SWR-Stammes. Versuche, die an Mäusen mit latenter Ektromelie isoliert von obigen Versuchen durchge-führt wurden, scheiterten an der unterschiedlichen Antwort jeder Maus auf Tumorzellen und behan-delte Tumorzellen. Schon völlig gesunde Tiere von verschiedenen Händlern gaben kaum vergleichbare Resultate. Eine weitere Erklärungsmöglichkeit der beschriebenen Effekte wäre, daß irgendein Bestand-teil des Serums und vielleicht auch des PR8-Influenza-Virus in einem Komplementsystem wirksam ist.

L e t t r e 1 5 konnte vor einigen Jahren bei Immuni-sierungs-Versuchen mit dem Ascitestumor zeigen, daß normales Kaninchen- und Pferdeserum ohne

15 R. L e t t r e , Dissertation, Berlin 1944; H. L e t t r e , Z. Krebsforsdi. 57, 1 [1950],

i« G. K l e i n , Exp. Cell Res. 2, 291 [1951],

Wirkung auf das Wachstum des E h r l i c h sehen Ascitestumors ist. Ihre Versuchsanordnung war in der Benutzung des unverdünnten Ascitestumors und durch getrennte Injektion von Zellen und Serum von der hier beschriebenen verschieden. Zusätzlidi läßt sich jetzt aussagen, daß durch Mischung unverdünn-ten Ascitestumors mit normalem Serum keine Be-einflussung des Tumorwachstums nach Injektion er-zielt werden kann. Dies setzt die Vergleichbarkeit der drei Seren von verschiedener Herkunft voraus.

Obwohl eine intrazelluläre Vermehrung des Hepa-titis-Virus in den Zellen des hier benutzten Ascites-tumors nicht stattgefunden hat, schließt dieses nega-tive Ergebnis nicht aus, daß andere Ascitestumoren einen günstigen Nährboden für dieses Virus darstel-len. K l e i n 1 6 berichtete über die Entwicklung eines Spektrums von Ascitestumoren.

Herrn Lt. Col. H e l m u t h S p r i n z , A.M.C., damali-ger Direktor der Laboratorien des 98. General Hospital, München, danke ich herzlich für die großzügige Förde-rung der Arbeiten und für sein großes Interesse, und Fräulein cand. med. U r s u l a C h a l k i a d a k i s , Frau L e v i n g e r und Fräulein J o h a n n a W y d r a für ihre fleißige Mitarbeit.

Analytische Kennzeichen und Wuchsstoffwirkung von Homologen und Peptiden der Indol-3-essigsäure

V o n D I E T R I C H J E R C H E L u n d R U T H S T A A B - M Ü L L E R

Aus dem Organisch-chemischen Institut der Universität Mainz und dem Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung, Institut für Chemie, Heidelberg

(Z. Naturforschg. 9 b, 411—415 [1954]; eingegangen am 20. März 1954)

Die vorliegende Arbeit gibt eine Zusammenstellung analytischer Kennzeichen, welche zur eindeutigen papierchromatographischen Bestimmung von Indol-3-essigsäure und deren Homo-logen notwendig sind. Hierzu werden Rf-Wert, Wanderung bei der Papierelektrophorese, Ab-sorptionsspektrum, Farbreaktion, Wuchsstoffwirkung im Erbsen-Test und Wachstums-Beeinflus-sung im Kresse-Test festgestellt. Neben einigen in Pflanzen aufgefundenen Indolabkömm-lingen wurde eine Reihe von synthetischen Indolylacetyl-peptiden in die Untersuchung ein-bezogen. Am Beispiel der Wuchsstoffbestimmung im Maissamen wird die Analysenmethode diskutiert.

zur papierchromatographischen Identifizierung eines Wuchsstoffes die vergleichende Auswertung der RF-Werte, der papierelektrophoretischen Wanderung, der Farbreaktionen, der Absorptionsspektren und

3 B. B. S t o w e u. K. V. T h i m a n n , Nature [Lon-don] 172, 764 [1953].

4 D. J e r c h e l u. R . M ü l l e r , Naturwissenschaften 38, 561 [1951],

5 S.a. R . M ü l l e r , Beitr. Biol. Pflanzen 30, 1 [1953].

Bei der Wuchsstoff-Analyse von pflanzlichem Mate-rial ist mit dem Auftreten verschiedener indol-

substituierter aliphatischer Carbonsäuren sowie ver-wandter Verbindungen zu rechnen *> 2>3. Wie in einer vorläufigen Mitteilung berichtet wurde 4 ' 5 , ist

1 H. S ö d i n g , Die Wuchsstofflehre, S. 75, Stuttgart 1952.

2 E. R. H. J o n e s , H. B. H e n b e s t , G. F. S m i t h u. J. A. B e n t l e y , Nature [London] 169, 485 [1952].