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TERRY GOODKIND Das Schwert der Wahrheit 7+ 8

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TERRY GOODKIND

Das Schwert der Wahrheit 7+ 8

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Buch

Ein rätselhafter Mann erscheint bei Richard Cypher und verkündet, er seigekommen, um ihn zu töten. Im Kampf entpuppt er sich als Scherge Ja-gangs. Der finstere Kaiser selbst spricht aus seinem Mund und prophezeitunter Donnerschlägen das Verderben Richards und seines Volkes. Dochder Attentäter ist nur einer von drei Besuchern an diesem Tag, die auf dieZukunft des neuen Lord Rahl großen Einfluss nehmen. Eine Frau aus Ri-chards Vergangenheit und ein Bruder, von dem er nichts wusste, treten in

sein Leben …

Autor

Terry Goodkind wurde 1948 in Omaha im Bundesstaat Nebraska in denUSA geboren und war nach seinem Studium zunächst als Rechtsanwalttätig. 1994 erschien sein Roman »Das erste Gesetz der Magie«, der zu ei-nem internationalen Sensationserfolg wurde. Terry Goodkind lebt in Neu-

england.

Als Blanvalet Taschenbuch von Terry Goodkind lieferbar:

Das Schwert der Wahrheit: 1. Das erste Gesetz der Magie. Roman(24614), 2. Der Schatten des Magiers. Roman (24658), 3. Die Schwesterndes Lichts. Roman (24659), 4. Der Palast der Propheten. Roman (24660),5. Die Günstlinge der Unterwelt. Roman (24661), 6. Die Dämonen des Ges-tern. Roman (24662), 7. Die Nächte des roten Mondes. Roman (24773),8. Der Tempel der vier Winde. Roman (24774), 9. Die Burg der Zauberer.Roman (35247), 10. Die Seele des Feuers. Roman (35260), 11. Schwesterder Finsternis. Roman (24777), 12. Der Palast des Kaisers. Roman (24778),13. Die Säulen der Schöpfung. Roman (24275), 14. Das Reich des dunk-len Herrschers. Roman (24374), 15. Die Magie der Erinnerung. Roman

(24233), 16. Am Ende der Welten. Roman (24440)

Außerdem ist erschienen:

Das Verhängnis der Schuld. Die Vorgeschichte von »Das Schwert der Wahr-heit«. Roman (24230)

Die Sammelbände von »Das Schwert der Wahrheit«: Das Schwertder Wahrheit 1 + 2. Das erste Gesetz der Magie/Der Schatten des Magiers.Zwei Folgen in einem Band! (24397), Das Schwert der Wahrheit 3 + 4.Die Schwestern des Lichts/Der Palast der Propheten. Zwei Folgen in einemBand! (24434), Das Schwert der Wahrheit 5 + 6. Die Günstlinge der Unter-welt/Die Dämonen des Gestern. Zwei Folgen in einem Band! (24470), DasSchwert der Wahrheit 7 + 8. Die Nächte des roten Mondes/Der Tempel der

vier Winde (24488)

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Terry Goodkind

Das Schwert der Wahrheit 7+8

Die Nächtedes roten Mondes

Der Tempelder vier Winde

Zwei Folgen in einem Band!

Aus dem Englischenvon Caspar Holz

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Die englische Originalausgabe erschien 1997 unter dem Titel»Sword of Truth 4, Temple of Winds« bei Tor Books, USA

Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte Papier

München Super liefert Mochenwangen.

1. AuflageDeutsche Ausgabe Dezember 2007 bei Blanvalet,

einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.Copyright © der Originalausgabe 1997 by Terry Goodkind

published in agreement with the author c/o Baror International,Inc., Armonk, New York, USA

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007 byVerlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: HildenDesign, MünchenUmschlagfoto: Keith Parkinson

Redaktion: Andreas HelwegHK · Herstellung: Heidrun Nawrot

Druck und Einband: GGP Media GmbH, PößneckPrinted in Germany

ISBN: 978-3-442-24488-1

www.blanvalet.de

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Die Nächtedes roten Mondes

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Für meine Freundin Rachel Kahlandt;eine, die versteht.

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Danksagung

Mein Dank gilt meinem Lektor James Frenkel fürseine Hilfe und seine Geduld; all den hart arbei-tenden Menschen bei Tor; meiner britischen Lek-torin Caroline Oakley für ihre Einblicke; mei-nem Agenten Russell Galen für seinen Rat undseine Unterstützung; meinem Freund Donald L.Schassberger, M. D., für seinen Expertenrat; undKeith Parkinson für sein inspirierendes Cover.

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______________________ 1. Kapitel __________________________________________

rlaubt, daß ich ihn töte«, sagte Cara. IhreStiefelschritte knallten wie harte Peitschenhiebe auf dem poliertenMarmorboden.

Die geschmeidigen Lederstiefel, die Kahlan unter ihrem eleganten,weißen Konfessorenkleid trug, scharrten leise über den kalten Stein,als sie versuchte mitzuhalten, ohne in einen Laufschritt zu verfallen.

»Nein.«Cara zeigte keinerlei Reaktion. Sie richtete die blauen Augen ge-

radeaus auf den breiten Korridor, der sich bis in die Ferne er-streckte. Ein Dutzend d’Haranische Soldaten in Leder und Ketten-rüstung, mit schmucklosen Schwertern in der Scheide oder halb-mondförmigen, an der Gürtelhalterung eingehakten Streitäxten,kreuzten unmittelbar vor ihnen an einem Quergang ihren Weg. Siehatten die Waffen zwar nicht gezogen, aber sie hielten die Griffe ausHolz allzeit bereit fest in der Hand und beobachteten mit wachsa-men Augen gewissenhaft die Schatten zwischen den Türöffnungenund Säulen zu beiden Seiten. Die Konzentration, mit der sie zur Sa-che gingen, wurde durch ihre flüchtige Verbeugung vor Kahlan nurkurz unterbrochen.

»Wir können ihn nicht einfach töten«, versuchte Kahlan zu er-klären. »Wir brauchen Antworten.«

Eine Braue schnellte über einem eiskalten, blauen Auge in dieHöhe. »Oh, ich hatte nicht gesagt, daß er uns vor seinem Tod keineAntworten geben wird. Wenn ich mit ihm fertig bin, wird er aufjede Frage antworten, die Ihr ihm stellt.« Ein freudloses Lächelnhuschte wie ein Geist über ihr makelloses Gesicht. »Das ist die Auf-

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gabe einer Mord-Sith: Leute dazu zu bringen, daß sie Fragen beant-worten« – sie hielt inne, während sie abermals lächelte und deutli-chen Stolz an den Tag legte –, »bevor sie sterben.«

Kahlan seufzte tief. »Das ist jetzt nicht mehr Eure Aufgabe undnicht mehr Euer Leben, Cara. Eure Aufgabe besteht jetzt darin,Richard zu beschützen.«

»Eben aus diesem Grund solltet Ihr mir erlauben, ihn zu töten.Wir sollten kein Risiko eingehen, indem wir den Mann am Lebenlassen.«

»Nein. Zuerst müssen wir herausfinden, was gespielt wird, undwir werden es nicht auf Eure Art tun.«

Caras Lächeln, so humorlos es war, verschwand wieder. »Wie Ihrwollt, Mutter Konfessor.«

Kahlan fragte sich, wie die Frau es geschafft hatte, so schnell inihre hautenge rote Lederkleidung hineinzukommen. Wenn es auchnur die geringsten Schwierigkeiten gab, schien wie aus dem Nichtswenigstens eine der drei Mord-Sith aufzutauchen. Auf Rot, beton-ten sie oft, sah man kein Blut.

»Hat dieser Mann das auch ganz bestimmt gesagt? Waren das ge-nau seine Worte?«

»Ganz recht, Mutter Konfessor, genau das waren seine Worte. Ihrsolltet mir erlauben, ihn zu töten, bevor er Gelegenheit hat, sie wahrzu machen.«

Kahlan überging die neuerliche Bitte. Die beiden eilten den Flurentlang. »Wo ist Richard?«

»Soll ich Lord Rahl holen gehen?»Nein! Ich will nur wissen, wo er ist, falls es Ärger gibt.«»Ich möchte meinen, das kann man durchaus als Ärger bezeich-

nen.«»Ihr sagtet, der Mann werde von wenigstens zweihundert Solda-

ten mit Waffengewalt festgehalten. Wieviel Unheil kann ein einzel-ner Mann bei all den Schwertern, Äxten und Pfeilen hier anrichten?«

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»Mein früherer Meister, Darken Rahl, wußte, daß man eine Ge-fahr nicht immer mit Stahl allein abwenden kann. Deswegen hatteer stets einsatzbereite Mord-Sith in der Nähe.«

»Dieser gottlose Kerl hätte Menschen umgebracht, ohne auch nureinen Gedanken daran zu verschwenden, ob sie tatsächlich eine Ge-fahr für ihn darstellen. Richard ist nicht so, und ich auch nicht.Wenn ich wirklich bedroht bin, dann zögere ich nicht zu handeln,das wißt Ihr. Aber wenn dieser Mann mehr ist, als er scheint, wiesozieht er dann vor all dem Stahl so ängstlich den Kopf ein? Außer-dem bin ich den Gefahren, die Stahl nicht abwenden kann, als Kon-fessor wohl kaum schutzlos ausgeliefert.

Wir dürfen nicht den Kopf verlieren. Und vor allem sollten wirkeine voreiligen Schlüsse ziehen, die vielleicht unbegründet sind.«

Kahlan merkte, daß sie der Frau um einen halben Schritt vorauswar. Sie verlangsamte ihr Tempo, ging jedoch weiter forsch voran.»Wir reden hier schließlich über Richard.«

Cara grinste geziert. »Ihr seid ebenso besorgt wie ich.«»Natürlich. Aber nach allem, was wir wissen, und falls dieser

Mann tatsächlich mehr ist, als er scheint, könnte es eine Falle sein,die zuschnappt, wenn wir ihn töten.«

»Da könntet Ihr recht haben, aber das ist der Zweck der Mord-Sith.«

»Also, wo ist Richard?«Cara packte das rote Leder an ihrem Handgelenk, zog den gepan-

zerten Handschuh stramm und ballte die Hand zur Faust. IhrStrafer, eine fürchterliche Waffe, die nichts weiter zu sein schien alsein fingerdicker, ein Fuß langer Lederstab, baumelte allzeit bereit aneiner dünnen Goldkette an ihrem Handgelenk. Sein Gegenstückhing an einer Kette um Kahlans Hals, stellte in den Händen derMutter Konfessor jedoch keine Waffe dar. Er war ein Geschenk vonRichard, ein Geschenk, das für die Schmerzen und die Opfer stand,die beide durchgemacht hatten.

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»Er ist draußen hinter dem Palast, in einem der Gärten.« Caradeutete über ihre Schulter. »In dem dort hinten. Raina und Berdinesind bei ihm.«

Kahlan war erleichtert, daß die beiden anderen Mord-Sith auf ihnaufpaßten. »Hat das etwas mit der Überraschung zu tun, die er fürmich hat?«

»Mit welcher Überraschung?«Kahlan lächelte. »Er hat Euch doch bestimmt davon erzählt,

Cara.«Cara sah sie kurz verstohlen aus den Augenwinkeln an. »Natür-

lich hat er mir davon erzählt.«»Und, was ist es?«»Er hat mir aufgetragen, Euch nichts davon zu sagen.«Kahlan zuckte die Achseln. »Ich werde ihm nicht verraten, daß

Ihr mir davon erzählt habt.«Caras Lachen, wie zuvor schon ihr Lächeln, war gänzlich humor-

los. »Lord Rahl verfügt über die seltsame Eigenschaft, Dinge her-auszufinden, vor allem die, die man vor ihm verbergen will.«

Davon konnte Kahlan ein Lied singen. »Und was tut er nun dadraußen?«

Die Muskeln in Caras Kiefer spannten sich. »Was man haltdraußen so macht. Ihr kennt Lord Rahl, er hält sich gerne unterfreiem Himmel auf.«

Kahlan schaute hinüber und erkannte, daß Caras Gesicht fast sorot geworden war wie ihre Lederkleidung. »Und was macht er nun?«

Cara räusperte sich in ihre gepanzerte Faust. »Er zähmt Backen-hörnchen.«

»Er macht was? Ich habe Euch nicht verstanden.«Cara machte eine ungeduldige Handbewegung. »Er meinte, die

Backenhörnchen seien herausgekommen, weil es wieder wärmerwird. Er zähmt sie.« Sie blies beleidigt die Wangen auf. »Mit Kör-nern.«

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Die Vorstellung, daß Richard, der Mann, den sie liebte, der Mann,der die Herrschaft über D’Hara an sich gerissen hatte und dem jetztein großer Teil der Midlands aus den Händen fraß, Backenhörnchenbeibrachte, ihm Körner aus der Hand zu fressen, ließ Kahlanschmunzeln.

»Nun, das klingt doch ganz harmlos – Backenhörnchen zu füt-tern.«

Cara ballte erneut die Faust, während sie zwischen zwei d’Hara-nischen Wachposten hindurcheilten. »Er bringt ihnen bei«, erklärtesie zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, »diese Kör-ner aus Rainas und Berdines Hand zu fressen. Die beiden albernherum!« Sie sah gequält zur Decke und warf die Hände in dieHöhe. »Herumalbernde Mord-Sith!«

Kahlan preßte ihre Lippen aufeinander und versuchte, nicht laut-hals loszulachen. Cara zog ihren blonden Zopf nach vorne undliebkoste ihn auf eine Weise, die in Kahlan beunruhigende Erinne-rungen daran wachrief, wie die Hexe Shota ihre Schlangen strei-chelte.

»Na ja«, versuchte Kahlan, die Empörung der anderen Frau einwenig zu besänftigen, »vielleicht war es nicht ihre eigene Entschei-dung. Sie stehen in seiner Pflicht. Vielleicht hat Richard es ihnen be-fohlen, und sie gehorchen nur.«

Cara blickte sie ungläubig an. Kahlan wußte, daß jede einzelneder drei Mord-Sith Richard bis in den Tod verteidigen würde. Siehatten bereits bewiesen, daß sie bereit waren, ihr Leben ohne Zau-dern zu opfern. Aber obwohl sie ihm durch Magie verpflichtet wa-ren, mißachteten sie seine Befehle nach Belieben, wenn sie sie fürbelanglos, unwichtig oder unklug hielten. Nach Kahlans Vermu-tung lag das daran, daß es ihnen Spaß machte, von der Freiheit, dieRichard ihnen gegeben hatte, Gebrauch zu machen. Darken Rahl,ihr früherer Meister und Richards Vater, hätte sie in der Zeitspanneeines Herzschlags getötet, wäre ihm jemals der Verdacht gekom-

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men, sie gehorchten seinen Befehlen nicht, ganz gleich, wie belang-los diese waren.

»Je eher Ihr Lord Rahl heiratet, desto besser. Statt Backenhörn-chen beizubringen, Mord-Sith aus der Hand zu fressen, wird erdann Euch aus der Hand fressen.«

Die Vorstellung, seine Frau zu sein, entlockte Kahlan ein fröhli-ches Lachen. Lange würde es nicht mehr dauern. »Ich habe Richardmeine Hand versprochen, aber Ihr solltet Euch wie alle anderen auchdarüber im klaren sein, daß er mir niemals daraus fressen wird.«

»Wenn Ihr wieder bei Verstand seid, kommt zu mir, dann zeigeich Euch, wie Ihr vorgehen müßt.« Cara richtete ihr Augenmerkauf die wachsamen d’Haranischen Soldaten. Überall eilten Bewaff-nete vorbei, die in jeden Flur schauten und hinter jede Tür, zweifel-los, weil Cara darauf bestanden hatte.

»Egan ist ebenfalls bei Lord Rahl. Er dürfte in Sicherheit sein, so-lange wir uns um diesen Kerl kümmern.«

Kahlans gute Laune schwand dahin. »Wie ist er überhaupt hierreingekommen? Ist er mit den Bittstellern gekommen?«

»Nein.« Caras Tonfall wurde wieder frostig. »Aber ich habe dieAbsicht, es herauszufinden. Soweit ich weiß, ist er einfach zu einerWachpatrouille vor dem Ratssaal gegangen und hat gefragt, wo erLord Rahl finden könne. Als könnte einfach jeder hereinspazierenund darum bitten, vom Herrscher D’Haras empfangen zu werden,so als wäre er der oberste Metzger, zu dem jeder hingehen kann,wenn er ein besonders schönes Stück Lammfleisch möchte.«

»Und da haben die Wachen ihn gefragt, warum er Richard spre-chen will?«

Cara nickte. »Ich denke, wir sollten ihn töten.«Die Erkenntnis wand sich kalt kribbelnd Kahlans Rücken hinauf.

Cara war nicht einfach nur eine aggressive Leibwächterin, der esnichts ausmachte, das Blut anderer zu vergießen – sie hatte zudemAngst. Angst um Richard.

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»Ich will wissen, wie er hier reingekommen ist. Er hat sich einerPatrouille im Innern des Palastes gestellt. Es hätte ihm nicht mög-lich sein dürfen, in den Palast zu gelangen und unbehelligt herum-zulaufen. Was, wenn es eine Lücke in unseren Sicherheitsvorkeh-rungen gibt? Sollten wir das nicht besser klären, bevor noch jemandauftaucht, der nicht die Höflichkeit besitzt, sich anzumelden?«

»Wir können es klären, wenn Ihr mir erlaubt, es auf meine Art zutun.«

»Noch wissen wir nicht genug. Am Ende ist er tot, bevor wir et-was herausgefunden haben, und dann wird die Gefahr für Richardwomöglich noch größer.«

»Also schön«, meinte Cara seufzend. »Wir werden es auf EureWeise machen, solange Ihr Euch darüber im klaren seid, daß ich Be-fehle zu befolgen habe.«

»Was für Befehle?«»Lord Rahl hat uns aufgetragen, Euch ebenso zu beschützen, wie

wir ihn beschützen würden.« Mit einer raschen Kopfbewegungwarf sie ihren blonden Zopf über ihre Schulter nach hinten. »WennIhr nicht vorsichtig seid, Mutter Konfessor, und Richard durchEure Zurückhaltung unnötig gefährdet, werde ich ihm meine Ein-willigung, Euch zu behalten, wieder entziehen.«

Kahlan lachte. Ihr Lachen erstarb, als Cara nicht einmal lächelte.Sie war nie ganz sicher, wann die Mord-Sith scherzten und wann ih-nen etwas todernst war.

»Hier entlang«, sagte Kahlan. »Der Weg ist kürzer, außerdem willich in Anbetracht unseres seltsamen Besuchers sehen, was für Bitt-steller warten. Der Mann könnte ein Täuschungsmanöver sein, dasunsere Aufmerksamkeit von jemand anderem ablenken soll – dereigentlichen Bedrohung.«

Caras Braue zuckte, als hätte jemand sie zurechtgewiesen.»Warum, glaubt Ihr, habe ich den Saal der Bittsteller abriegeln undvon Wachen umstellen lassen?

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»Ich hoffe, Ihr habt es getan, ohne daß jemand etwas bemerkt hat.Es gibt keinen Grund, unschuldige Bittsteller zu verschrecken.«

»Ich gab den Offizieren den Befehl, den Leuten keine unnötigeAngst zu machen. Aber vorrangig ist es, Lord Rahl zu beschützen.«

Kahlan nickte. Dem konnte sie nicht widersprechen.Zwei muskelbepackte Wachtposten verneigten sich gemeinsam

mit zwanzig anderen ganz in der Nähe, dann zogen sie die hohe,messingbeschlagene Tür auf, die in einen Säulengang führte. Paral-lel zu den weißen Marmorsäulen lief ein steinernes Geländer, dasvon dickbauchigen, vasenähnlichen Balustern gestützt wurde. DieBarriere, die die Bittsteller in dem einhundert Fuß langen Raumvom Korridor der Beamten trennte, hatte eher symbolische Bedeu-tung, als daß sie tatsächlich eine Absperrung war. Oberlichter,dreißig Fuß über den Köpfen, beleuchteten den Warteraum undwurden von dem gedämpften goldenen Licht der Lampen ergänzt,die man oben in jedes einzelne kleine Deckengewölbe gehängthatte.

Es war von alters her Brauch, daß die Menschen – Bittsteller – inden Palast der Konfessoren kamen, um alles mögliche zu erbitten,angefangen mit der Schlichtung bei Unstimmigkeiten über dasRecht von Straßenhändlern auf begehrte Standplätze bis hin zu Er-suchen um ein bewaffnetes Eingreifen bei Grenzstreitigkeiten. An-gelegenheiten, die von den Beamten der Stadt geregelt werdenkonnten, wurden an die entsprechenden Ämter verwiesen. Anlie-gen, die von Würdenträgern eines Landes vorgetragen wurden –vorausgesetzt, man erachtete sie für wichtig genug, oder mankonnte sie auf keine andere Weise regeln –, wurden dem Rat vorge-bracht. Der Saal der Bittsteller war jener Ort, wo Protokollbeamteüber die Zuteilung der Anfragen entschieden.

Bei Darken Rahls – Richards Vaters – Überfall auf die Midlandswaren viele der Beamte aus Aydindril ums Leben gekommen, dar-unter auch Saul Witherrin, der Protokollchef, sowie der größte Teil

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seines Stabes. Richard hatte Darken Rahl besiegt und war, da er dereinzige Erbe mit der Gabe war, zum Herrscher von D’Hara aufge-stiegen. Er hatte die Zwistigkeiten und Kämpfe zwischen den Län-dern der Midlands beigelegt, indem er ihre Kapitulation gefordertund sie damit alle gemeinsam zu einer Macht vereint hatte, die im-stande wäre, der Bedrohung durch die Alte Welt und die ImperialeOrdnung zu widerstehen.

Kahlan war nicht recht wohl bei der Vorstellung, diejenige Mut-ter Konfessor zu sein, unter deren Herrschaft die Midlands als for-male Einheit, als Zusammenschluß souveräner Länder aufgelöstworden waren, andererseits wußte sie, daß sie vor allem den Men-schen verpflichtet war und nicht der Tradition. Wenn man der Im-perialen Ordnung keinen Einhalt gebot, würde sie die Welt unter-jochen, und die Völker der Midlands würden zu Leibeigenen wer-den. Richard hatte erreicht, was sein Vater nicht hatte erreichenkönnen, wenn auch aus völlig anderen Gründen. Sie liebte Richardund wußte, daß er in guter Absicht nach der Macht gegriffen hatte.

Bald würden sie heiraten, und ihre Hochzeit würde die Midlandsund D’Hara für alle Zeiten in Freiheit und Einigkeit vereinen. Mehrnoch aber würde die Vermählung eine persönliche Erfüllung ihrerLiebe und ihrer tiefen Sehnsucht füreinander sein: eins zu werden.

Kahlan vermißte Saul Witherrin. Er war ein fähiger Adjutant ge-wesen. Da jetzt auch die Ratsmitglieder tot und die Midlands einTeil D’Haras waren, herrschte in den protokollarischen Angelegen-heiten eine große Unordnung. Ein paar niedergeschlagene d’Hara-nische Beamte standen an der Schranke und versuchten, den Bitt-stellern bei ihren Anliegen behilflich zu sein.

Beim Eintreten versuchte Kahlan, sich einen Überblick über dieArt Probleme zu verschaffen, die an diesem Tag an den Palast her-angetragen wurden. Ihrer Kleidung nach schienen die meisten An-wesenden aus der nahen Stadt Aydindril zu stammen: Arbeiter, La-denbesitzer und Kaufleute.

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Sie sah eine Gruppe Kinder, die sie vom Vortag kannte, als Ri-chard sie mitgenommen hatte, um ihnen beim Ja’la-Spiel zuzuse-hen. Sie hatte das schnelle Spiel zum ersten Mal gesehen, und für einpaar Stunden war es eine angenehme Ablenkung gewesen, ihnenzuzusehen. Wahrscheinlich wollten die Kinder, daß Richard kämeund sich ein weiteres Spiel ansah. Er hatte beide Mannschaften an-gefeuert. Kahlan bezweifelte, daß es einen Unterschied gemachthätte, wenn er sich für eine Mannschaft entschieden und sie mehrangefeuert hätte als die andere. Kinder fühlten sich zu Richard hin-gezogen und schienen instinktiv sein großes Herz zu spüren.

Kahlan erkannte mehrere Diplomaten aus ein paar kleineren Län-dern wieder, die, wie sie hoffte, gekommen waren, um RichardsAngebot einer friedlichen Kapitulation und die Vereinigung unterd’Haranischer Vorherrschaft anzunehmen. Sie kannte die Herr-scher dieser Länder und ging davon aus, daß sie dem Drängen, sichihnen in Frieden anzuschließen, nachgeben würden.

Auch eine Gruppe von Diplomaten aus einigen der größerenLänder, die über ein stehendes Heer verfügten, erkannte sie wieder.Man hatte sie erwartet, und für den späteren Verlauf des Tages wargeplant, daß Richard und Kahlan mit ihnen und einigen anderen so-eben eingetroffenen Abgesandten zusammentrafen, um sich ihreEntscheidungen anzuhören.

Wenn Richard nur etwas Passenderes zum Anziehen fände. SeineWaldkleidung hatte ihm gute Dienste geleistet, aber jetzt mußte erseine Stellung auf geeignetere Weise verkörpern. Er war jetzt sehrviel mehr als ein Waldführer.

Kahlan hatte fast ihr ganzes Leben als Autoritätsperson gedientund wußte, daß Herrschaft oft leichter wurde, wenn man die Er-wartungen der Menschen erfüllte. Sie bezweifelte, ob Menschen, dieeinen Waldführer brauchten, Richard gefolgt wären, wäre er nichtfür den Wald gekleidet gewesen. In gewisser Weise war Richard ihrFührer durch diese trügerische neue Welt mit ihren noch nicht er-

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Terry Goodkind

Das Schwert der Wahrheit 7 + 8Die Nächte des roten Mondes / Der Tempel der vier WindeZwei Folgen in einem Band!

Paperback, Broschur, 1056 Seiten, 13,5 x 20,6 cmISBN: 978-3-442-24488-1

Blanvalet

Erscheinungstermin: November 2007

Ein Meisterwerk der modernen Fantasy! Das magische Epos um das Heldenpaar Richard undKahlan begeistert seit vielen Jahren immer neue Leser! Ein rätselhafter Mann erscheint bei Richard Cypher und verkündet, er sei gekommen, um ihnzu töten. Im Kampf entpuppt er sich als Scherge Jagangs. Der finstere Kaiser selbst spricht ausseinem Mund und prophezeit begleitet von Donnerschlägen das Verderben Richards und seinesVolkes …