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STROMVERSORGUNG IN DEUTSCHLAND EIN JAHR NACH DEM MORATORIUM
Jahresversammlung des Nuklearforum Schweiz“Strom ohne Atom: Wie geht es der ‘Energiewende’” am 11. Mai 2012, Bern
Dr. Ralf Güldner, Präsident des Deutschen AtomforumsVorsitzender der Geschäftsführung, E.ON Kernkraft GmbH
Inhalt
1. Ereignisse in Deutschland: Gesetzeslage
2. RSK-Untersuchung + EU Stress Tests: Erste Maßnahmen für die Restlaufzeit der deutschen Anlagen
3. Energiewirtschaftliche Situation in Deutschland
4. Fazit
2
1.Ereignisse in Deutschland: Gesetzeslage
3
Der Weg der Bundesregierung zu einem beschleunigten Atomausstieg nach Fukushima
7 älteste KKW (7,4 GW von 21,5 GW) werden vom Netz genommen
Sicherheitsüberprüfungen aller 17 KKW Reaktorsicherheitskommission bestätigt hohen Sicherheitsstandard aller Anlagen
Koalition vereinbart umfassende Änderungen der entsprechenden Gesetze und Plan zum Atomausstieg bis 2022
Bundeskabinett beschließt Gesetzesentwürfe
Quelle: Bundesregierung, E.ON.
Überprüfung des Ausstiegsplans und Ausgestaltung der deutschen Energiepolitik Ethikkommission empfiehlt Atomausstieg bis 2021
Moratorium
Ethikkommission
Beschluss der Koalitionsfraktionen
Beratung Bundestag
Reaktorsicherheits-kommission (RSK)
Beschluss Bundeskabinett
Bundestagsberatung zu den Gesetzespaketen(erste Lesung am 9. Juni, Beschluss am 30. Juni)
15. März
16. Mai
28. Mai
30. Mai
6. Juni
Juni-Juli
4
Der Weg der Bundesregierung zu einem beschleunigten Atomausstieg nach Fukushima
Beratung Bundesrat
Verabschiedung Bundestag/ Bundesrat
8. Juli
31. Juli
1. August
Quelle: Bundesregierung, E.ON.
5. August Veröffentlichung
Bundespräsident
13. AtG-Novelle wird im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.
Beratungen der Gesetzespakete im Bundesrat Sollte der Bundesrat keine Einwände haben, Ausfertigung der
Gesetze durch den Bundespräsidenten und unverzügliche Umsetzung
Unterzeichnung durch den Bundespräsidenten
Bundestag und Bundesrat verabschieden die 13. Atomgesetz-(AtG) Novelle.
6. August In-Kraft-Treten 13. AtG-Novelle tritt in Kraft.
5
Zentrale Inhalte der 13. AtG-Novelle
Gesamtstrommenge, die zur Verfügung steht, fällt auf AtG2002 zurück (auch für die Moratoriumsanlagen und KKK).
Übertragungsmöglichkeit bleibt wie gehabt erhalten; Gesetzgeber stellt klar, dass Strommengen grundsätzlich übertragbar bleiben (auch von abgeschalteten Anlagen, unabhängig vom Erlöschen der Berechtigung zum Leistungsbetrieb).
Zusätzlich erhalten die KKW gestaffelt ein festes Enddatum, das die endgültige Einstellung des kommerziellen Leistungsbetriebs festlegt.
Die BNetzA hat die bis zum 01.09.2011 eingeräumte Ermächtigung zur Anordnung eines Reservekernkraftwerkes nicht genutzt.
Fixes Enddatum Anlagen
Datum Inkrafttreten des Gesetzes (6. August 2011)
Biblis A, Biblis B, Neckarwestheim 1, Brunsbüttel, Isar 1,
Unterweser, Philippsburg 1, Krümmel
bis sp. 31.12.2015 Grafenrheinfeld
bis sp. 31.12.2017 Gundremmingen B
bis sp. 31.12.2019 Philippsburg 2
Spätestens bis 31.12.2021
Grohnde, Brokdorf, Gundremmingen C
Spätestens bis 31.12.2022
Isar 2, Emsland, Neckarwestheim 2
6
Politische Maßnahmen zur Umsetzung der “Energiewende”
Erneuerbare EnergienKernenergie
Konventionelle Kraftwerke Versorgungssicherheit und Netzausbau
Die 7 ältesten Kernkraftwerke und Krümmelbleiben vom Netz
Stufenweiser Ausstieg von 3 KKW in den Jahren 2015, 2017, 2019
2021: Abschaltung weiterer 3 KKW 2022: Letzte 3 KKW werden abgeschaltet
Geplanter Anteil der Stromerzeugung aus EE am Bruttostromverbrauch: Mindestens 35% bis 2020 Mindestens 50% bis 2030 Mindestens 80% bis 2050
Beschleunigung von Planverfahren für Kraftwerksneubauten
Absicht, 10 GW in Bau befindlicher fossiler Kraftwerke bis 2013 ans Netz zu bringen
Neues Förderprogramm für kleine und mittelständische Stromerzeuger in Vorbereitung
Zusätzliche Befugnisse für Netzbetreiber, um Netzstabilität zu gewährleisten
Weitere Maßnahmen für einen schnellen Netzausbau: Netzausbaubeschleunigungsgesetz Übertragungsnetz (NABEG); bundesweite Planung eines Zielnetzes 2050; jährliche Vorlage eines zehnjährigen verbindlichen Netzausbauplans; Stärkung der Akzeptanz für Leitungsausbau durch Informationsoffensive
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2.RSK-Untersuchung & EU Stress Tests:
Erste Maßnahmen für die Restlaufzeit der deutschen Anlagen
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RSK-Untersuchung*: „Lessons learned“ Unfall von Fukushima
Unabhängig von der bereits regelmäßig nachgewiesenen robusten Auslegung der deutschen Kernkraftwerke wurde in Deutschland eine umfassende und detaillierte Sicherheitsüberprüfung (betriebsgeführt und nicht betriebsgeführt) unter Berücksichtigung der Ursachen und Folgen der Unfälle in Fukushima durchgeführt und der RSK zur Prüfung und Bewertung vorgelegt.
Ergebnis der Sicherheitsüberprüfung: Das Sicherheitsniveau und der Robustheitslevel der Kernkraftwerke in Deutschland kann als sehr hoch im Vergleich zu den Anlagen in Fukushima bewertet werden.
Empfehlung der RSK an die Betreiber: Die weitere Überprüfung von ggf. vorhandenen Optimierungsmöglichkeiten zu den Themengebieten Hochwasser, Ausfall Nebenkühlwasser, Notfallmaßnahmen und Gasfreisetzung.
Quelle: *Reaktor-Sicherheitskommission (RSK), „Anlagenspezifische Sicherheitsüberprüfung (RSK-SÜ) deutscher Kernkraftwerke unter Berücksichtigung der Ereignisse in Fukushima-I (Japan)“ (11-14. Mai 2011).
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RSK-Untersuchung: „Lessons learned“
Im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses werden ungeachtet des gegenüber den Anlagen in Fukushima deutlich höheren Sicherheitsniveausdeutscher Anlagen derzeit Möglichkeiten zur weiteren Optimierung der durchdie RSK angesprochenen Themengebiete untersucht und ausgearbeitet. Einen Schwerpunkt bilden dabei:
die weitere Erhöhung der Robustheit der Stromversorgung (z. B. Vorhalten zusätzlicher mobiler Notstromaggregate) und der Brennelementbeckenkühlung;
die bereits vor den Ereignissen von Fukushima begonnene Planung für Severe Accident Management Guidelines* vorantreiben;
die Optimierung der Krisenstabsarbeit und des Zusammenspiels mit dem Kerntechnischen Hilfsdienst sowie
die Optimierung der Wirksamkeit von Notfallmaßnahmen.
Quelle: * International Atomic Energy Agency (IAEA), „Severe Accident Management Programmes for Nuclear Power Plants” (2009).
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11
Nach Fukushima: Umfangreiche Risiko- und Sicherheitsbewertung der KKW in der EU
Juni 2011: Neubewertung aller 143 Kernkraftwerke in der EU anhand EU-weiter Kriterienzusätzlich zu den Sicherheitsstandards auf nationaler Ebene.Durchführung von umfassenden Tests, in die sowohl natürliche als auch von Menschenverursachte Gefahren (d.h. Folgen von Flugzeugabstürzen und Terroranschlägen) Einbezogen wurden.Ziel:Lehren aus dem Vorfall ziehen und gänzlich auszuschließen, dass eine ähnliche
Katastrophe in der EU passieren kann.
15. Aug 2011Die Betreiber führen Neubewertungen durch und legen Fortschrittsberichte bei den nationalen
Regulierungsbehörden vor.
15. Sep 2011Nach Datenkonsolidierung durch die nationalen Regulierungsbehörden Vorlage von
Fortschrittsberichten bei der EU-Kommission. 31. Okt 2011 Abschlussberichte der Betreiber
08. Dez 2011 Vorlage der Fortschrittsberichte beim Europäischen Rat zur Beurteilung der vorläufigen Ergebnisse
31. Dez 2011 Abschlussberichte der nationalen Regulierungsbehörden 25. April 2012 Fertigstellung der Peer-Reviews
Juni 2012 Konsolidierter Bericht der Kommission an den Europäischen Rat
Quelle: Europäische Kommission (2011).
EU-Stresstests: „Lessons learned“
Alle Kernkraftwerke in Deutschland wurden dem so genannten EU-Stresstest auf Basis der ENSREG-Spezifikation* unterzogen. Die Ergebnisse wurden von den Betreibern veröffentlicht ebenso wie die nationalen Abschlussberichte**.
Der EU-Stresstest bestätigt für die Anlagen in Deutschland die Ergebnisse der deutschen RSK-Sicherheitsüberprüfung und deren aufgezeigte Optimierungsmöglichkeiten. Darüber hinausgehende Erkenntnisse hinsichtlich eines Verbesserungsbedarfs wurden im Rahmen des EU- Stresstests nicht identifiziert.
Quelle: * European Nuclear Safety Regulators Group (ENSREG), „EU „stress tests“ specifications“ (13 Mai 2011).** ENSREG, http://www.ensreg.eu/EU-Stress-Tests/Country-Specific-Reports/EU-Member-States.
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EU bestätigt hohes Sicherheitsniveau deutscher Kernkraftwerke
Ergebnis des Überprüfungsberichtes (Peer Review) der Europäischen Gruppe der Regulierungsbehörden für nukleare Sicherheit (ENSREG):Die deutschen Kernkraftwerke verfügen über einen hohen Robustheitsgrad bei Erdbeben, Hochwasser und Starkregen. Der Bericht bestätigt damit die Ergebnisse des nationalen Berichts für Deutschland.
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3.Energiewirtschaftliche Situation
in Deutschland
14
Energiepolitische Ziele der Regierung
Kern-energie
CO2-Ziele (Basis 1990)
EE Minderung EnergiebedarfBrutto-
end-energie
Strom-erzeugung
Primär-energie
Gebäude-wärme
Endenergie Verkehr
Strom-verbrauch
2015 - 47%2017 - 54%2019 - 60%2020 - 40% 18% 35% - 20% - 20% - 10% - 10%
2021 - 80%
2022 - 100%
2030 - 55% 30% 50%
2040 - 70% 45% 65%2050 - 80 bis - 95% 60% 80% - 50% - 80% - 40% - 25%
Quelle: „Treibhausgas-Emissionsprojektionen bis zum Jahr 2020“ für das BMU und UBA (Öko-Institut 2011), eigene Darstellung
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Erzeugungsmix in Deutschland (brutto)
2010 2011
Der Erzeugungsmix hat sich in 2011 durch EE-Ausbau und KE-Ausstieg deutlich verändertQuelle: AG Energiebilanzen
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Marktbestimmte Erzeugung schrumpft
Quelle: Gutachten Consentec für BDEW, Basisszenario 2030, Aprilwoche.
EE-Prognose: Lastgang in 2030 (April)
Freier Markt : 50%
2011
Freier Markt: 79%
Freier Markt: 65% EEG:
35%
EEG:50%
Subventioniertdurch EEG:
21%
Stromerzeugung
2020
2030
Freier Markt : 50%
Residuallast
Erneuerbare
Nachfrage
Trotz verringerter Einsatzzeiten bleibt der Bedarf an konventionellen Kraftwerken hoch (abhängig von Effizienzeinsparungen und Speicherausbau).
Bedarf an konventionellen Kraftwerken
Freier Markt: 50%
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Preisprognosen für Stromkunden bis 2020?
*Schätzung der Endpreiserhöhung (auf Basis der Studien von u.a. TU Berlin und Prognos)** Folgende Quellen gehen von Erhöhungen von 5 Cent und mehr aus: TU-Berlin, Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Deutsche Energie-Agentur (dena), r2b.
Energieintensives Unternehmen:(Jahresverbrauch: 50 GWh)
z.B. Stahlwerk,Chemieanlage
Gewerbe-/Industriekunde:(Jahresverbrauch: 2 GWh)
z.B. Krankenhaus,Mittelständler
Typischer Privatkunde:(Jahresverbrauch: 3.500 kWh)
z.B. Vierköpfige Familie
+ 5 Cent/kWh**
+ 500.000 €/a
+ 40.000 €/a
+ 175 €/a
+ 2 Cent/kWh*
+ 1 Cent/kWh*
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Entwicklung der Großhandelspreise für Strom
*Quelle: EEX, Phelix Baseload Year Futures (Cal-13), 02.04.2012, 4:00 pm CET.
GroßhandelspreiStrompreise 2009-2012*
02.04.12
Moratorium
Der langfristige Abwärtstrend beim Strompreis wurde durch das Moratorium unterbrochen.
Durch die Euro-Krise und stagnierende Wirtschaft in der EU setze sich der Preisverfall jedoch fort.
Bis 2014 findet ein Netto-Zubau (von bereits im Bau befindlichen) konventionellen Kraftwerken i.H. von bis zu 8 GW statt.
Großhandelspreise folgen einem Abwärtstrend. Ausblick für die nächste Zukunft eher negativ.
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Kältewelle im Februar 2012
Einspeisung der EE fiel z.T. geringer als erwartet aus und führte zu Prognosefehlern.
Am 13.02. erklären die ÜNB den „Notstand“ nach § 13.2 EnWG.
Engpässe bei Gaslieferungen aus Russland führten zu Gaslieferunterbrechungen bei einigen Kraftwerken in Deutschland.
Dementsprechend wurden einige Kraftwerke von Gas auf Öl umgestellt und konnten trotz der Gasengpässe dringend benötigten Strom erzeugen. Die Umstellung auf Öl führte zu deutlich höheren Kosten für die Betreiber.
Überspeisung des EET-Bilanzkreises im Februar
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Netzprobleme in Nachbarländern durch Ringflüsse
Problematik in Polen und Tschechien: Überschüssiger Windstrom aus D bewirkt hohe Lastschwankungen in Nachbarnetzen. Höheres Blackout-Risiko durch vermehrtes Hoch- und Runterfahren von Kohlekraftwerken. Mögliche Konsequenz: Phasenschieber sollen bei Bedarf den Stromfluss aus D kappen: Überschüssiger EE-Strom müsste dann im deutschen Netz verbleiben und würde das Risiko
von Ausfällen hierzulande erhöhen.
EE-Schwankungen könnten in Nachbarländer zu drastischen Maßnahmen führen
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Stromaustausch Deutschlands mit den Nachbarländern
Veränderung der Importe/Exporte in 2011 ggü. 2010
Quelle: BDEW, 2012, vorläufige Zahlen für 2011.
% % % % % %
+18%
- 6,4%
Importe nach Deutschland
Die Veränderungen durch den Kernenergieausstieg sind in den 2011 Zahlen nicht vollständig erfasst, da das Moratorium im März 2011 in Kraft trat.
In 2011 wurde (ggü. 2010) mehr Strom nach Deutschland importiert und weniger exportiert
Exporte aus Deutschland
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4. Fazit
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Fazit
*Quelle: BDEW: Abschätzung Ausbaubedarfs in dt. Verteilungsnetzen wg. Photovoltaik- und Windeinspeisungen bis 2020, 30. März 2011.**Quelle: Studie für das BMWi: „Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung“, Prognos AG, EWI, GWS, 27. August 2010.
Investitionen gesamt[Mrd. EUR]
Wind(onshore)
PV
36
52
240 27
Referenzszenario 2020**
Derzeitige Szenarien Übertragungsnetz bis 2020*
29
dena-Netzstudie I (2005) dena-Netzstudie II (2010)
3.600 km
36
52815 km
Ende 2010 aus dena-I rd. 100 km realisiert
Erneuerbare Energien[GW]
Netzausbaubedarf in Deutschland [Tsd. km]
Derzeitige Szenarien Verteilnetze bis 2020*
140140
55
HS MS NS0,35 0,6533
BMU-Leitszenario 2010
33 52
36
Netzausbaubedarf in Deutschland Investitionen gesamt[Mrd. EUR]
Milliarden Investitionsbedarf bei Übertragungs- und Verteilnetzen
24
Fazit
Die Energiewende ist ein äußerst ambitioniertes Programm, das tief in die Grundfesten einer Volkswirtschaft eingreift. Realisierbare Perspektive nötig, um soziale Akzeptanz zu erreichen.
Dringende Anpassung des Regulierungsrahmens notwendig, da es für moderne Netze einer modernen Regulierung bedarf. Reiner Fokus auf Kostenreduktion der BNetzA nicht zielführend. Wichtig: Gleichbehandlung von ÜNB und VNB.
Die Umsetzung ist kein Selbstläufer: Regelmäßiges belastbares Monitoring ist notwendig, um rechtzeitig Fehlentwicklungen zu korrigieren. Damit aber gleichzeitig hohe regulatorische Abhängigkeit; Ein integriertes
Projektmanagement und eine enge Koordination aller erforderlich.
Um in Europa ein Modell für andere Länder in Europa sein zu können, muss bei der Energiewende eine europäische Integration von Beginn an mitberücksichtigt werden. Aktuell profitiert Deutschland aber stark von Erzeugungstechnologien
in Nachbarländern.
25
26
VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT