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in Stadt & Land & 12/2012 Zu Gast im Bayerischen Wald & Allgäuer Schlittenmacher & Fränkische Orgelbaukunst > DEZEMBER 12/2012 EUR 3,90 HAGEBUTTEN & SCHOKOREZEPTE & BERCHTESGADENER BUTTNMANDL & TRUNKENE JUNGFRAUEN & SCHWÄBISCHE PLÄTZCHEN Winterweiße Wunder Der Schneehase in Bayern EINFACH . GUT . LEBEN 2 2 Süße Tradition Hausgemachter Christstollen Daheim im Kerzenschein

Servus in Stadt & Land - Bayern 12/12

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Servus in Stadt & Land - Vorschau auf die Ausgabe Bayern Dezember 2012

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Zu Gast im Bayerischen Wald & Allgäuer Schlittenmacher & Fränkische Orgelbaukunst >

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Winterweiße Wunder der schneehase in bayern

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Süße Tradition hausgemachter christstollen

Daheim im Kerzenschein

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10 Rote Beeren im SchneeDie Stechpalme erfreut uns auch im Winter mit ihren Früchten.

16 O TannenbaumWoher die Bräuche rund um unseren Weihnachtsbaum kommen.

20 Getupfte Schneehäubchen Der Winter verwandelt Lieselotte Urlharts Garten in Passau in eine weiß-grüne Hügellandschaft.

32 WinterquartierSo kann man Tieren das Überleben im winterlichen Garten erleichtern.

126 Der aus der Kälte kamDer unverwüstliche Schneehase trotzt Jahr für Jahr dem harten Winter in den Alpen.

Natur & Garten 42 Ätschibätsch,

eine HetschepetschHagebutten leuchten jetzt purpurrot und schenken uns viel Vitamin C.

46 FesttagskücheFünf klassische Gerichte, die an Feiertagen besonders gut schmecken.

54 Der ChriststollenWie das traditionelle Weihnachts- gebäck verführerisch gut gelingt.

56 Aus Omas Kochbuch Die „Trunkenen Jungfrauen“ aus einem Allgäuer Kloster schmecken einfach himmlisch.

58 Süße ZeitWir kochen mit Schokolade, denn da ist glückseliger Genuss garantiert.

Küche 28 Weihnachtlicher Stall

Ein Kripperl aus Rinde und Moos.

64 Knuspriger SpaßEin Häuschen zum Anknabbern.

66 Endlich angekommenMathias Kappeler hat einem alten Haus neues Leben eingehaucht.

76 Tischlein deck dichMärchenhaft schöne Dekorationen für den Weihnachtstisch.

80 Basteln mit KindernEin Bäumchen wird zum Adventskalender.

84 Von Zapfen & ZweigerlnSchönes und Festliches aus den Früchten der Nadelbäume.

Wohnen

Dezember 2012Inhalt

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94 Rössl für den ChristbaumStefan Graßl stellt noch die echte „Berchtesgadener War“ her.

108 Ein Schlitten wie damalsDer Bad Oberdorfer Rudolf Finkel fertigt nach den Methoden seiner Vorfahren Rodeln mit der Hand.

116 Wachs in ihren HändenSandra Gaßner verziert Kerzen mit Zweigen, Sternen und Engeln.

120 Im Namen des VatersOrgelbauer Dominik Friedrich setzt die Familientradition fort.

132 Winter im „Woid“Zu Gast im Hinteren Bayerischen Wald, wo die Menschen weder Schnee noch Kälte fürchten.

Land & Leute 88 Blüten der Hoffnung

Mit Barbarazweigerln kommt ein Hauch Frühling in die adventlichen Stuben.

100 Die Buttnmandl sind losSchaurig geht’s zu, wenn die wilden Gesellen an den Nikolaustagen durchs Berchtesgadener Land ziehen.

156 Alte ZeitenDem Sprachgenie Johann Andreas Schmeller ist eine einzigartige Dokumentation zu verdanken: Wortklauberey auf Bairisch in vier Bänden.

3 Vorwort 6 Leserbriefe, Altes Wissen 7 Mundart 8 Servus daheim 26 Schönes für draußen 30 Der Garten-Philosoph 36 Gartenpflege, Mondkalender 40 Natur-Apotheke: Thymian 74 Fundstück: Bestechend schön 90 Schönes für drinnen 104 Michael Köhlmeier: Die Traurige 144 Gutes vom Bauern: Träume zum Naschen 146 Monika Helfer: Auf dem Berg 150 ServusTV: Sehenswertes im Dezember 154 Feste, Märkte, Veranstaltungen 162 Impressum, Ausblick, Adressen

Titelfoto: Katharina Gossow

Standards

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Glänzende Dornenblätter und kleine, leuchtend rote Beeren: Die Stechpalme ist Sinnbild für Dornenkrone und Blut Christi. Und weil sie im Winter grün

bleibt und Früchte trägt, steht sie auch für Treue und Lebenskraft. redaktion: Julia Kospach

Natur & GarteN

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Die roten Beeren der stechpalme erscheinen zwischen september und November und bleiben oft den ganzen Winter an den Ästen.

Rote Beeren im Schnee

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ur Wintersonnenwende am 21. Dezember, sagt der Volksglaube, ver­heißen die stacheligen und immergrünen Blätter der Stechpalme Wappnung für die Zukunft und lassen auf Glück und Gesund­heit hoffen. Wenig später, zu Silvester, war es in weiten Teilen Europas Sitte, einander und auch das Vieh mit Stechpalmenzweigen zu schlagen und so die Fruchtbarkeit für das anbrechende neue Jahr sicherzustellen.

Es überrascht nicht, dass sich der win­terliche Anblick der Stechpalme, auch Ilex genannt, mit der Vorstellung von Fülle, Ge­sundheit und Wehrhaftigkeit verbunden hat: Mit ihren glänzenden, ledrig­dicken Stachelblättern in tiefem Dunkelgrün und den kleinen roten Beeren, die jedoch für Menschen hochgiftig sind, präsentiert sich die Europäische Stechpalme (Ilex aquifoli-um) in der kalten Jahreszeit, wenn in der Natur die Farben verblassen, als Ausbund an Lebenskraft.

Ihre Äste sind so biegsam und zäh, dass sie sich nur mit allergrößter Mühe brechen lassen. Ihr widerstandsfähiges Holz ist bei Drechslern sehr beliebt. Schachfiguren wer­den häufig aus Ilex­Holz gemacht.

immerGrüN uND steiNalt

Die Familie der Stechpalmengewächse ist groß und besteht aus mehr als 400 Arten, die großteils tropische und subtropische Pflanzen sind. In Mitteleuropa ist nur eine Art heimisch, eben die Europäische Stech­palme Ilex aquifolium.

Sie wächst als immergrüner Baum oder Strauch und wird, wenn sie optimale ➻

ilex aquifolium Namenskunde: Auch Europäische oder Gewöhn­liche Stechpalme, Christdorn, Holly oder Ilex.Familie: Stechpalmengewächse (Aquifoliaceae).Blütezeit: Von Mai bis Juni in büschelig zusammen­stehenden kleinen, cremeweißen Blüten. Die roten Beerenfrüchte erscheinen zwischen September und November und bleiben oft den ganzen Winter über am Strauch haften.standort: Stechpalmen bevorzugen halbschattige Standorte in geschützter Lage mit humusreichem, frischem Boden.pflege: Bei guter Standortwahl genügt es, Stech­palmen ab und zu auszulichten.

12 Servus

Bedingungen vorfindet, bis zu 300 Jahre alt. In Klimazonen mit milden Wintern können Stechpalmen zu Bäumen von über 15 Meter Höhe heranwachsen und einen Stammdurchmesser von einem halben Meter erreichen.

Dieses üppige Gedeihen in Regionen ohne Minusgrade widerlegt allerdings einen weitverbreiteten Volksglauben: Die Stech­palme ist gar nicht so winterhart, wie es ihr Erscheinungsbild in der kalten Jahreszeit nahelegt.

Schwere Fröste verträgt sie nur schlecht, und es passiert immer wieder, dass Zweige, die nicht vom Schnee geschützt werden, an frostgefährdeten Standorten erfrieren. Des­halb werden Stechpalmen bei uns selten höher als zwei Meter, auch wenn sie im alpi ­ nen Raum vereinzelt noch in 1.800 Meter Seehöhe vorkommen.

Zumeist zeigen sie sich als aufrecht in die Höhe strebende, pyramidenförmige Sträucher mit grauer Rinde und dichtem Wuchs. Eine Besonderheit ihrer wachsigen Blätter ist, dass sie sich an verschiedenen Stellen der Pflanze deutlich unterscheiden: An den tiefen, nichtblühenden Ästen

> Die Blätter und Früchte der Stech-palme sind giftig. ihre gifte sind noch nicht genau erforscht, aber 20 bis 30 früchte sollen für Erwachsene tödlich sein. Beson-ders heftig reagieren auch Hunde auf die Stechpalmengifte.

> Vögel hingegen können die früchte der Stechpalme essen und tun das auch mit Ver-gnügen. interessant ist, dass die roten früchte sehr lange am Strauch bleiben und erst wenn sie überreif sind innerhalb von wenigen tagen von Vögeln abgefressen werden.

> als Zierpflanzen für den garten stehen neben der Europäischen Stechpalme auch noch zahlreiche andere Sorten zur Verfügung, die verschieden frosthart sind. Es empfiehlt sich daher, beim Kauf der Pflanze informatio-nen über die frosthärte einzuziehen und eine ausgewiesen winterfeste Sorte zu wählen. in der Regel sind Stechpalmen mit panaschier-ten Blättern frostempfindlicher als einfärbig grüne.

> stechpalmen eignen sich auch sehr gut als Heckenpflanzen.

gut zuwissen

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Die dornigen und gezähnten Blätter der stechpalme aus dem eigenen Garten und ihre leuchtenden Früchte (Bild links: mit reifüberzogenen spinnweben) sind wunderschön in Weihnachtskränzen (oben).

ilex-sorten mit weiß-grünen Blät-tern sind etwas frostempfindlicher als rein grüne. Bei Vögeln wie dieser amsel bleibt das Gift der Beeren ohne Folgen (Bild unten).

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sind sie meist spitzdornig gezähnt, an den oberen Ästen hingegen, wo die Pflanze kei­ne gefräßigen Tiere mehr zu fürchten hat, besitzen sie glatte, ebenmäßige Ränder und kaum Dornen.

Für die Stechpalme sind viele Namen verbreitet: Winterbeerl, Christdorn, Hüls­dorn, Stechdorn. Unsere österreichischen Nachbarn nennen sie Schradl oder Schradlbam.

Traditionell gehörte die Stechpalme bei uns in Bayern vor allem in den alpinen Ge­genden in einen österlichen Palmbuschen. Doch wer ihr Gutes tun will, verzichtet dar­auf und erfreut sich an ihrem Anblick in der Natur. Bei uns in Bayern steht die Stechpal­me sogar auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzen.

WeihNachteN uND passioN

Ihre religiöse Symbolik ist bedeutend. Die stacheligen Blätter stellen Dornenkrone und Passion, ihre roten Beeren das Blut Christi dar. So kam die Stechpalme wohl auch zu ihrem Beinamen Christdorn.

Auf Englisch heißt sie Holly, was das Heilige (engl. holy, heilig) schon im Namen trägt und auch ein Grund dafür ist, warum Stechpalmen im angloamerikanischen Raum als klassischer Weihnachtsschmuck verwendet werden.

Das „Lexikon der Pflanzensymbolik“ von Clemens Zerling sieht die Stechpalme als einen Schwellenbaum „zwischen Tod und Neugeburt oder Auferstehung, Dunkel und Licht“. Die immergrünen Blätter stehen für das ewige Leben. An die Palmzweige erin­nernd, die den Einzug Jesu Christi in Jeru­salem symbolisieren, trägt Ilex aquifolium das Wort Palme im Namen.

Die Stechpalme bevorzugt als Wildpflan­ze Laub­ und Mischwälder mit humusrei­chen Böden. Viel häufiger aber sieht man sie als Zierpflanze in Gärten. Es gibt eine große Auswahl auch an nicht heimischen Sorten, von denen einige wunderbar pana­schierte (weiß­grün gefleckte) Blätter in den verschiedensten Farbschattierungen aufweisen. 3

9im Winter zeigt Sich

die Stechpalme alS zarteS pflänzlein, auch Wenn Sie Sehr

robuSt Wirkt.9

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trutzel oder Striezel wurde im Mittel-hochdeutschen früher ein läng -

liches Hefegebäck genannt, so wie man es vielerorts in der Fastenzeit vor Weihnachten herstellte. Laut kirchlichen Vorschriften allerdings lediglich aus Mehl, Hefe, etwas Öl und Wasser.

So ein geschmacklich eher karges Ge-bildebrot überreichten die Dresdner Bäcker

1427 erstmals zu Weihnachten dem Sächsi-schen Hof. Der faden jährlichen Gabe über-drüssig, baten 1450 die sächsischen Kur-fürsten Ernst und Albrecht III. beim Papst um Lockerung der strengen Vorschriften.

Es sollte aber noch fünf Papst-Ären lang dauern, bis 1491 endlich eine Antwort von Papst Innozenz VIII. eintraf. Im sogenann-ten „Butterbrief“ lockerte er die Zutaten-

Regeln, verlangte aber gleichzeitig eine Art „Buttergeld“ für religiöse Bauten.

Klar, dass es ab da kein Halten mehr gab. Der Christstollen wurde mit viel Butter, Zu-cker, Rosinen, Mandeln und kandierten Früchten verfeinert und in ganz Mitteleuro-pa zur Tradition. Immer beibehalten wurde dabei seine gerollte Form, die das in Windeln gewickelte Christkind symbolisiert. 3

Eine kleine Stollengeschichte

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SelbSt gebacken

Rund um das Jahr 1400 tauchte er das erste Mal in den Geschichtsbüchern auf. Damals hieß er noch Striezel und hatte

mit dem köstlichen Christstollen von heute wenig gemein. TexT: USchi korda FoToS: eiSenhUt & Mayer

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zUbereitUng

So wird der chriSTSTollen gemachTzUtaten für 1 StollenZeitaufwand: ohne Rosinen einweichen ca. 3 Stunden

50 g Zucker25 g Rum100 g Rosinen1 Hefewürfel150 ml lauwarme Milch500 g MehlK TL Zimt1 Prise Nelkenpulver1 Prise Salz1 EL echter Vanillezucker250 g weiche Butterje 40 g fein gehacktes Orangeat und Zitronat20 g kandierte, gehackte Kirschen80 g gehackte Mandeln50 g flüssige Butter zum Bestreichen60 g Puderzucker zum Bestauben

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1. 2 EL Zucker mit 80 g Wasser aufkochen. Rum und Rosinen zugeben und über Nacht ein- weichen lassen. In einer kleinen Schüssel Hefe in der Milch auflösen, 5 EL Mehl und 1 EL Zucker einmi-schen. Die Schüssel mit einem feuchten Tuch bedecken und an einem warmen Ort 20 Mi-nuten gehen lassen.

2. Das restliche Mehl in eine Schüssel sieben. Mit Zimt, Nelkenpulver, Salz, Vanillezucker und dem restlichen Zucker vermischen. Butter in Würfel schneiden, mit dem Vorteig zum Mehl geben und zu einem geschmeidi-gen Teig verkneten.

3. Orangeat, Zitronat, Kirschen und gehackte Mandeln unter den Teig kneten. Zum Schluss die Rosinen einarbeiten.

4. & 5. Den Teig zu einem länglichen Laib formen und an einem warmen Ort 45 Minuten gehen

lassen. Den Teig mit der Handkante längs eindrücken und nach einer Seite hin flach ausrollen.

6. Die flache Teigseite zur Mitte klappen und festdrücken. Den Stollen auf ein mit Back- papier belegtes Backblech legen, mit einem Tuch bedecken und 1 Stunde gehen lassen. Das Backrohr auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.

7. Den Stollen 1 Stunde backen und noch heiß mit der flüssigen Butter bestreichen.

8. Sobald die Butter aufgebraucht ist, mit Puder-zucker bestauben und auskühlen lassen. Den Christstollen in Alufolie wickeln und an einem kühlen, trockenen Ort mindestens 2 Wochen ruhen lassen.

hausbesuch

Seit seiner Jugend träumte Mathias Kappeler davon, einem alten Haus neues Leben einzuhauchen. Jetzt endlich genießt er mit seiner Familie

diesen wahr gewordenen Traum im Allgäuer Obermaiselstein. TexT: silvia Pfaffenwimmer FoTos: Thomas Drexel

Ausgezogen, um anzukommen

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Gleich mittendrin: wer die Kappelers besucht, tritt von der haustür direkt in die

Küche. Der herzliche, direkte empfang ist bei einem flurküchenhaus geplant.

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euschnee überzuckert Almen und Wälder, in der Ferne ragen die Fels­kanten markant empor: In Obermaiselstein zeigt sich das Allgäu von seiner Bilderbuch­seite. Wer hier wohnt, hat nur Idylle um sich und vermutlich kein Bedürfnis, diese jemals wieder zu verlassen. In der kleinen Ortschaft Ried, gerade einmal zwölf Häuser groß, fand auch Mathias Kappeler, wonach er schon immer gesucht hatte: ein Haus, das neu werden sollte und dabei doch alt bleiben durfte.

Seine Frau Stefanie: „Solange ich mich zurückerinnern kann, interessiert sich Ma­thias für die Baugeschichte und Architektur des Allgäus.“ Bücher, Notizen und unzäh­lige, in allen Ecken des Alpenraums aufge­nommene Fotos füllen Schränke, Regale so­wie den Speicherplatz des Computers. Weil Mathias Kappeler noch dazu gelernter Bau­ingenieur und selbst in einem über 400 Jahre alten Haus in Oberstdorf aufgewachsen ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis er den Worten Taten folgen ließ.

Vor fünf Jahren ergab sich die Gelegen­heit. Stefanie Kappeler entdeckte das Haus Ried Nr. 5 in der Zeitung. „Am Montag ha­ben wir es angeschaut, und am Freitag ha­ben wir es gekauft“, erinnert sie sich an den doch recht spontanen Entschluss. „Der Kel­ler war in einem ausgezeichneten Zustand“, schiebt ihr Mann nach, als rationale Erklä­rung dafür, warum es genau dieses Haus sein musste.

ehrlichKeiT unD wärme

In erster Linie war es aber wohl die beson­dere Atmosphäre des Anwesens, die den Ausschlag gab. Und auch jetzt – unzählige Stunden Arbeit und viele Erfahrungen spä­ter – kann man sich der Ehrlichkeit und Wärme, die das Haus ausstrahlt, nicht ent­ziehen. Südseitig mit den für das Allgäu typischen kleinen Holzschindeln verkleidet, empfängt es den Besucher mit dörflicher Herzlichkeit. Und dieses Geradlinige, aufs Wesentliche Beschränkte, setzt sich auch im Inneren fort.

„Das ist ein sogenanntes Flurküchenhaus, ein Grundriss, wie er hier in der Gegend seit 1700 üblich war“, erzählt Mathias Kappeler. Von der Haustür tritt man unmittelbar in die Küche. Rechts daneben geht es in die ➻

sparsame möblierung, mutige farben: Die Zweitküche im obergeschoß mit der türkisfarbenen wand hat Judith Kappeler selbst entworfen und gezimmert. im offenen wohnraum verbreitet an kühlen Tagen ein Kaminofen wohlige wärme.

Die Kappelers legten beim einrichten viel wert auf bewahrung des regionalen. nur der wandschmuck – ein Geschenk der schwester – kommt aus südtirol. er wird dort zum Zerklei-nern von schüttelbrot verwendet (u.).

neu eingezogene balken im ersten stock brachten mehr raumhöhe. Dem charme des anwesens tut das keinen abbruch – ganz im Gegenteil: alt und neu bilden ein rundum harmonisches Ganzes.

Die Zeit hatte der Decke im schlafzim-mer so zugesetzt, dass sie durch neue bohlen ersetzt werden musste. Das wei-ße bett und die nachtkästchen nehmen die farbe der fensterrahmen auf.

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Stube. Dort stehen – von der Sonne ins rechte Licht gerückt – eine einfache Bank, ebensolche Stühle, ein Tisch, ein Sessel. Vor dem Lehmofen in der Ecke wartet eine ge­mütliche, ebenfalls schlicht gehaltene Liege darauf, belagert zu werden. „Das ist die ‚Gütsche‘, die findet man überall hier in der Gegend“, sagt Mathias Kappeler, während er vorführt, wie angenehm man sich auf dem Möbel langmachen kann.

Bei der Erstbesichtigung des Hauses sah es hier freilich noch anders aus. „Alles war vollgestellt mit überladenen Möbeln in Eiche rustikal“, erinnert sich Stefanie Kappeler. Doch sie und ihr Mann ließen sich davon nicht beirren. Nach und nach wurde das Haus leergeräumt, bis es sich in seiner gan­zen unverstellten Pracht zeigte. Und dann ging die eigentliche Arbeit erst los.

„Wir hatten großes Glück, die richtigen Leute um uns zu haben“, erzählt der Bau­herr. Zimmerer Alois Schraudolf, ein Schul­freund von Mathias Kappeler aus Oberst­dorf, und Architekt Franz Vogler, ebenfalls ein Freund des Hauses, standen der Familie von Anfang an zur Seite. Auch der Denk­malschutz war eingebunden und warf ein gestrenges Auge auf die Umbauarbeiten.

Keine PoTemKinschen Dörfer

Das wäre vermutlich nicht nötig gewesen, kann einem Haus doch nichts Besseres pas­sieren als unter die Fittiche solcher Bau­herren zu kommen. Bauherren, die es „grau­sam finden, was manche Leute mit alten Häusern aufführen“ und beklagen, dass es „so viele Potemkinsche Dörfer gibt“. Denn eines wollten die Kappelers nicht: Dort, wo die alte Substanz nicht zu retten war oder aus anderen Gründen erneuert werden soll­te, auf alt zu machen. Und so sieht man heu­te noch, wo die Decke angehoben wurde, um von der ursprünglichen Raumhöhe von 1,85 Meter auf rückenschonende 2,05 Meter zu kommen. Möglich machten das zwei zu­sätzlich eingelegte Balkenkränze.

Davon abgesehen, waren Mathias und Stefanie Kappeler aber bestrebt, so viel wie möglich von der alten Bausubstanz ➻

9Das alTe

bewahren unD neues zulassen –

Die PhilosoPhie Des MiTeinanDers.

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auf der Gütsche neben dem lehmofen ist der lieblingsplatz von mathias Kappeler. Geschlafen wird zu ebener erd (foto u.) oder im ersten stock (foto o.).

ursprünglich war das ganze haus mit lärchen-schindeln verkleidet, jetzt ist es nur mehr die wetterzugewandte südseite. Zum anwesen gehören die schupfe im eingangsbereich und ein weitläufiger Garten.

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zu erhalten. Alte Türen wurden wieder ein­gebaut, Decke und Täfelung aus dem Jahr 1792 mit Kernseife von Schmutz befreit und ansonsten belassen, wie sie waren. „Viele der Arbeiten hat unsere Tochter Judith ge­macht“, erzählt Stefanie Kappeler. Als Holz­bildhauerin hatte sie den richtigen Zugang zum Material und zum Handwerk.

Der hausKern isT fasT 450 Jahre alT

Heute bewohnt Judith Kappeler den ersten Stock und lebt dort eine gelungene Mi­schung aus Alt und Neu. Eine in kräftigem Türkis gestrichene Küchenwand fügt sich wie selbstverständlich in das jahrhunderte­alte Umfeld ein, ebenso wie die kubische Couch im Wohnraum und das schnörkellose Bett im Schlafzimmer. Im Eingangsbereich hängt eine gepolsterte Garderobe aus den 1960er­Jahren, ein Fundstück der vielen Flohmarkt­Streifzüge von Mutter Stefanie. „Ich denk mir halt: Wegwerfen kann ich es immer noch“, sagt sie über Mitbringsel, die auf den ersten Blick nicht von allen gut­geheißen werden.

Mathias Kappeler dagegen würde sich „nichts an die Wand hängen, zu dem ich

keinen persönlichen oder familiären Bezug habe“. Sein Metier ist eher das Technische, Handwerkliche. Als Bauingenieur kommt er ins Schwärmen, wenn es um Deckenauf­bau, Dämmung und Dachdeckung geht. Sein Tipp für Haussanierer: „Man darf sich die Dinge nicht schönrechnen, man muss sie sich schlechtrechnen. Dann gibt es keine bösen Überraschungen.“

Die Kappelers würden das Wagnis jeder­zeit wieder eingehen, denn „für uns war es ja kein Abenteuer, wir wussten, wie alt das Haus war“. Zumindest ungefähr – erst eine Untersuchung der Holzbalken brachte die genaue Jahreszahl ans Licht: Der Kern des Hauses stammt aus dem Jahr 1565.

So viel Geschichte beeindruckte auch die zweite Tochter Anna. Sie bezog im Vorjahr das Erdgeschoß. „Ursprünglich wollten wir das Haus ja als Ferienwohnung vermieten. Aber dann brachten wir es nicht übers Herz, es fremden Leuten zu überlassen. Jetzt sind unsere Töchter unsere Mieter, wir sind hier nur zu Besuch“, erzählt Stefanie Kappeler.

Und so ist hier für jeden Platz: für Besu­cher und Dauergäste, für Mensch und Tier. Den ländlichen Garten bevölkern Hühner, im Haus lugt hin und wieder eine Maus durch die Ritzen im Holz. Sogar der gefürchtete Hausbock, dessen Larve sich durch die Bal­ken gräbt, wurde nicht mit Gift und Gas vertrieben. Ganz im Gegenteil – man setzte dem Holzwurm sogar ein Denkmal: Im Flur, gleich neben der Eingangstür, hängt eine Phiole an der Wand. Darin schwimmt – ein­gelegt in Enzianbrand – eine gut konservier­te Hausbocklarve.

Zum Vorschein kam sie, als Mathias Kappeler beim Umbau mitsamt der Zimmer­decke vom ersten Stock ins ebenerdig ge­legene Schlafzimmer purzelte. Aber so et­was kann einen wie ihn nun wirklich nicht erschüttern. 3

Zwei schmale schlitze in der wand erinnern daran, dass es hier früher einen Durchbruch für die feuerstelle gab. Überall im haus stößt man noch auf Zeitzeugen früherer epochen, die bewusst belassen wurden.

9auch Der

holzwurM DurFTe bleiben – guT

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88 Servus

s war in einer finsteren Zeit, während der Christenverfolgung im 3. Jahrhundert nach Christi Geburt. Der Legende nach (und es gibt, dem Alter der Erzählung ge-schuldet, viele Versionen davon) lebte in Nikomedia (heute Izmit in der Türkei) die Jungfrau Barbara. Ihr herrischer Vater, der Kaufmann Dioscuros, sperrte das Mädchen in einen Turm. Er wollte damit ihren Über-tritt zum christlichen Glauben verhindern. Aber Barbara ließ sich nicht aufhalten.

Als ihr Vater eines Tages von einer Ge-schäftsreise zurückkehrte, bemerkte er, dass der Turm, in dem seine Tochter wohnte, mit einem Mal drei statt der bisherigen zwei Fenster aufwies. Zur Rede gestellt, gestand sie ihm, dass sie sich habe taufen lassen und als Symbol für die Anerkennung der Heili-gen Dreifaltigkeit ein drittes Fenster in ihre Kammer habe brechen lassen.

Dioscuros tobte. Er ließ seine Tochter dem Statthalter vorführen und stimmte zu, dass sie zum Tode verurteilt werden sollte. Der blind wütige Kaufmann soll Barbara so-gar höchst eigenhändig nach einem langen Martyrium den Kopf abgeschlagen haben.

Doch bevor Barbara ihren letzten Weg ging, machte sie sich noch auf Erden un-sterblich, indem sie der Nachwelt einen schönen Brauch hinterließ, der auch heute noch alljährlich in der kalten Jahreszeit die Liebe und das Leben erblühen lässt.

Auf dem Weg in den Kerker blieb Barba-ra mit ihrem Gewand an einem Strauch hängen. Ein Ästchen verfing sich, und das Mädchen ließ dieses in ihrer Zelle mithilfe des Wassers aus ihrem Trinkgefäß gedei-hen. Die Legende erzählt, dass der Zweig

am Tag der Hinrichtung erblühte und auf diese Weise der todgeweihten Christin ei-nen letzten Trost brachte.

glück für haus, hof und herz

Am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara, ist es bis heute Brauch, dass man möglichst schon um Mitternacht einen

brauchtum

Ein Zweiglein blühenden Lebens, das Trost und Zuversicht spendet. So wirkte einst der allererste Barbarazweig vor 1.700 Jahren in

einer Gefängniszelle. Bis heute wird auf diese Weise ein Hauch von Frühling in die adventlichen Stuben gezaubert.

TExT: tobias micke FoTo: katharina gossow

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Blüten der Hoffnung

9Am TAG von

SAncTA BArBArA STELL ZWEiGE

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Zur WEiHnAcHT, HiEr und dA, Ein WEiSSEr

BLüTEnScHimmEr.9

Kirschzweig von einem Baum schneidet (je nach Region darf es auch ein Zweig vom Apfel, der Zwetschge, der Aprikose, der Hasel nuss oder der Forsythie sein) und ihn in der Stube ins Wasser stellt. Wenn der Zweig erblüht – und dies tut er mit erstaun-licher Genauigkeit zu Weihnachten –, bringt das im kommenden Jahr Glück und Segen.

In erster Linie bezog sich dieses Glück auf Haus und Hof und insbesondere auf die zu erwartende Ernte im kommenden Jahr. In einigen Regionen war es aber früher auch üblich, dass junge Mädchen ihren persönlich abgebrochenen Barbarazweig gewisserma-ßen als Liebesorakel benützten. Dabei ach-teten sie darauf, einen Zweig mit möglichst vielen Knospen auszuwählen und ihn zu Be-ginn eine Nacht lang in warmes Wasser zu legen. Denn im Volksglauben hieß es: Je mehr Blüten zu Weihnachten am Barbara-zweig austreiben, desto früher wird die Hochzeit sein.

Eine andere Variante dieser alten Sitte geht so weit, dass das sehnsuchtsvolle Fräu-lein jeder Knospe den Namen eines anderen Verehrers zuordnete. Wessen Blüte sich dann als Erstes öffnete, der würde der künf-tige Bräutigam sein.

Wenig schmeichelhaft war es allerdings, wenn am Barbarazweig nichts erblühen wollte. Dann galt die liebliche Maid näm-lich als unkeusch. 3

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es heißt, dass der barbarazweig vielerorts statt des christbaums das haus schmückte: Äste von der kirsche (hier in einer alten gmundner Vase) haben tradition. es dürfen aber auch zweige von anderen bäumen sein.

Handwerk

Rössl für den christbaum

Vor 500 Jahren zogen Kraxentrager mit der „Berchtesgadener War“ in die Ferne. Heute stellt nur

noch Stefan Graßl das filigrane Holzspielzeug hauptberuflich her – gefragt ist es vor allem in der Vorweihnachtszeit.

TexT: anJa keUL FoTos: BernHard HUBer

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länzende Kugeln und Lametta. Gol­dene Tannenzapfen und Strohsterne.

Engel und Salzteiggebäck. Glitzerndes und Liebliches schmückt zu Weihnachten die Tannenzweige in der guten Stube.

Nur im Berchtesgadener Land, da sieht der Weihnachtsschmuck traditionell ein bisschen anders aus: Buntes, filigran gear­beitetes Holzspielzeug, schön aufgefädelt auf roter Wolle, verziert die Christbäume – die „Berchtesgadener War“. Seit mehr als hun­dert Jahren gehört sie so selbstverständlich zur Weihnachtszeit wie die Krippe.

Früher mal, da konnten in Berchtesgaden 75 selbständige Spielzeugmacher von der Herstellung der hölzernen Figuren leben. Heute ist es nur noch einer: Stefan Graßl ist der letzte Handwerker, der die Figuren von Hand herstellt und verkauft.

Beliebt sind vor allem die kleinen be­malten Holzrösser mit Reiter, aber nicht nur, weil sie so fein gearbeitet sind. Nein, ihre Originalität und Popularität beziehen sie mindestens so sehr aus ihrer unverwechsel­baren Form und dem einprägsam­deftigen Namen: „Oaschpfeiffirössl“ nennt man sie unmissverständlich, weil aus ihrem Hinter­teil ein kleines Pfeiferl ragt.

Jede Pfeife kLingt anders

Der Blick aus Stefan Graßls Werkstatt schweift über weiß überzuckerte Hügel, dort, wo die Alte Reichenhaller Straße die vereinzelten Häuser und Höfe der Ortschaft Ramsau miteinander verbindet. Graßl schürt seinen Ofen, den er mit Holzspänen heizt, und macht sich an die Arbeit. An den Wänden hängt fein säuberlich, nach Größe sortiert, sein Werkzeug. Hunderte Pfeifen, aus hartem Bergahorn gefertigt und gerade mal so lang wie ein kleiner Finger, lagern in Kisten in der Werkstatt. Sie sind das Kern­stück der Holzfiguren.

Das Geheimnis ihres Klangs liegt in ei­nem runden Stück Buchenholz, das in die fertig gedrehte und aufgebohrte Pfeife ge­schoben wird. Diesen Rundstab, der nur sechs Millimeter misst, schleift Stefan Graßl oben leicht ab, damit die Luft durchkommt und das Pfeiferl zum Leben erwacht.

Prächtige stücke aus stefan graßls werkstatt: schwarze und weiße ge­spanne, die hölzerne kutschen ziehen.

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so wie früher entsteht die „Berchtesgadener war“ auch bei stefan graßl in kleinserien. rund 100 Mandl schnitzt und bemalt er hintereinander. normalerweise passt ein „Oaschpfeiffirössl“ auf eine Handfläche, als deko macht er auch größere stücke (unten). rechts unten: grillenhäusl im Museum.

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Auch wir dürfen mal probieren. Alle Pfeiferl klingen hell und schrill, und doch klingt auch jedes ein bisschen anders, weil Stefan Graßl sie alle einzeln fertigt.

Neben der Kiste mit den Pfeifen liegen die noch unbemalten Reiter, Rösser und Räder. Jedes einzelne Teil hat Graßl mithilfe einer Schablone aus einem Stück heimi­schen Lindenholz ausgesägt („Des is schön weich“). Die Bretter bekommt er vom nahe­gelegenen Sägewerk. Mit der Bandsäge fer­tigt er die Einzelteile und verfeinert sie mit dem Schnitzmesser. 18 Miniatur­Elemente braucht es insgesamt, bis ein Oaschpfeiffi­rössl komplett ist, von den Radln über die Achsen und Splinte bis zum Ross, dem Rei­ter, seinen Armen und der Feder auf dem Kopf. Die zarten Federn hat er in einem ei­genen Sack aufbewahrt.

Zum Schluss bekommen die Figuren ihre zart­fröhlichen Farben. Die Rösser bemalt er orangerot. Mit einem daumengroßen Schwämmchen tupft Graßl ein weißes Mus­ter auf. Die Mandl färbt er tannengrün und kornblumenblau.

Manchmal lässt Stefan Graßl seiner Fan­tasie freien Lauf, zum Beispiel, wenn er eine sechsspännige Kutsche mit Pinsel und Farbe verziert. Oft setzt er auch Stempel ein, mit denen er auf einfache Art und Weise ein viel­ farbiges Blumenmuster auf einem Karren oder einer Kutsche entstehen lässt. Nur die Pfeifen der Oaschpfeiffirössl bleiben immer unbemalt.

rOss Und reiter wie früHer

Meistens aber arbeitet Graßl nach alten Vor­bildern, die zum Teil aus dem 17. Jahrhun­dert überliefert sind. Wie früher sollen seine Figuren aussehen, als die Berchtesgadener War und speziell die Oaschpfeiffirössl die Kinder schon diesseits und jenseits der Al­pen verzückten.

In Schloss Adelsheim, im Berchtesga­dener Museum, bewahrt die Leiterin und Restauratorin Friederike Reinbold einen jahrhundertealten Schatz Berchtesgadener Handwerkskunst auf, der vor allem auf den einsamen Bauernhöfen der Region in lan­gen, kalten Wintern entstand. Sie öffnet die

Vitrine und holt ein paar besonders schöne alte Exemplare hervor. Früher schepperten und pfiffen die Rössl durch Bauernstuben, geschoben und gezogen von Generationen von Kindern. Auch die „Schepperl“ genann­ten Rasseln, die Ratschen und Zweitonpfei­fen fanden begeisterten Zuspruch. Haupt­sache, man konnte Krach damit machen.

Friederike Reinbold bezeichnet das vor­nehm als „Lärmbrauch“. Sie legt eine CD ein, die „Berchtesgadener Symphonie“ von Mozarts Vater Leopold erklingt in den nach gelebten Jahrhunderten duftenden Räumen des Museums. Ein ungewohntes Geräusch ertönt neben den Orchesterklängen: ein Rasseln und Scheppern, ein Pfeifen und Tröten – Leopold Mozart hatte die Laute, die den Kindern so viel Freude bereiteten, in sein Werk eingebaut. Noch heute wird es in Kirchen und Gemeindezentren aufge­führt, und die Kinder des 21. Jahrtausends machen ebenso begeistert mit wie so viele Generationen vor ihnen.

Zur traditionellen Berchtesgadener War gehörten aber – mehr als die Oasch­ ➻

Buckelige rösser, handgemalte Muster, zart verblasste farben – jedes der jahrzehntealten exponate im Museum im schloss adelsheim trägt die Handschrift seines schnitzers. 75 spielzeugmacher gab es zur Blütezeit in Berchtesgaden.

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