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5.8.2020 Paul Grässli ist neuer Zentralpräsident der Schweizer Kaminfeger | St.Galler Tagblatt
https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/werdenberg/in-der-moderne-angekommen-ld.1243929 1/7
Paul Grässli ist neuer Zentralpräsident der
Schweizer Kaminfeger
Der Grabser Kaminfeger ist überzeugt, dass sein Beruf in der Moderne
angekommen ist. Er sagt: «Noch nie hatten wir so viele Lernende.»
Hanspeter Thurnherr
05.08.2020, 05.00 Uhr
5.8.2020 Paul Grässli ist neuer Zentralpräsident der Schweizer Kaminfeger | St.Galler Tagblatt
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Paul Grässli – mit blauem Hut als Zeichen für die
zukunftsorientierte Ausrichtung des Kaminfegerberufs –
präsentiert ein Abgasanalysegerät für Holz, Gas und Öl.
Bild: Hanspeter Thurnherr
Grosse Ehre für den Grabser Kaminfegermeister Paul Grässli. Im Juni
wählte ihn der Zentralvorstand von Kaminfeger Schweiz zum neuen
Präsidenten. Der Grabser Kaminfegermeister gehörte bereits seit fünf
Jahren dem Zentralvorstand an und verantwortete dort das Ressort
Kommunikation und Personal.
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Seine Wahl kam auf besondere Art zu Stande. Coronabedingt fand sie
erstmals in der Geschichte des Schweizer Verbandes der
Kaminfegermeisterinnen und Kaminfegermeister schriftlich statt. Der 59-
Jährige wird damit Nachfolger des Westschweizers Marcel Guenin.
Paul Grässli ist seit über 40 Jahren Kaminfeger. Dabei schwebten ihm
ursprünglich Schreiner, Forstwart oder Zimmermann als mögliche Berufe
vor, doch fand sich damals keine passende Lehrstelle. So absolvierte er
von 1977 bis 1979 die Kaminfegerlehre in Zizers – und bereut es bis heute
nicht: «Kaminfeger ist mit keinem anderen Beruf vergleichbar. Du kommst
bei deiner Arbeit in die Privaträume der Kundschaft. Es ist der
Umweltberuf der Zukunft: als Fachmann für Brandschutz, Umweltschutz
und Energieeffizienz – und manchmal auch als Seelsorger.» Denn der
Kaminfeger sei für viele Kunden eine Vertrauensperson, weil er an die
Schweigepflicht gebunden ist. «Da gehen keine Informationen über die
Kundschaft raus, werden keine (Handy)-Fotos gemacht.»
Der Umweltberuf der Zukunft
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Paul Grässli weiss, dass man heute die Jungen mit diesem geheimnisvollen
Beruf abholen kann: «Noch nie hatten wir so viele Lernende. Der Beruf ist
in der Moderne angekommen.» Denn der Kaminfeger brauche heute
Verständnis für technische Zusammenhänge bei den hochkomplexen
Heizsystemen in den Bereichen Holz, Öl, Gas, Lüftungen oder
Verschwiegener Glücksbringer
Der Kaminfeger gilt seit einigen Jahrhunderten als Glücksbringer
– aus ganz realen Gründen, wie Paul Grässli erzählt. Weil man
früher in den Häusern nicht immer nur gutes Holz, Torf und
Braunkohle verbrannte, bildete sich Pech. Dieses kann sich ab 250
Grad selbst entzünden, was oft zu Hausbränden und
Feuersbrünsten führte. Also musste jemand das Pech
wegkratzen. Die Obrigkeit erkannte dies, liess den Kaminfeger
mehrmals im Jahr kommen, was zu weniger Bränden führte.
Daraus entstand der Ruf des Kaminfegers als Glücksbringer.
Wenn dann der Eine oder Andere wegen der sehr staubigen Arbeit
mal zu viel ins Glas schaute, plauderte er schon mal was aus, was
er so in den Häusern gesehen hatte. Das störte die Obrigkeiten.
So adelten sie den Kaminfeger mit dem Zylinder als Zeichen für
seine nun geltende Schweigepflicht. «Noch heute ist
Verschwiegenheit in unserem Beruf das A und O», sagt Paul
Grässli.
«Noch nie hatten wir so viele Lernende»
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Wärmepumpen. Zudem muss er über gute Kenntnisse der Umweltgesetze
und zum Brandschutz verfügen, sich in der Gesellschaft bewegen können
und offen sein im Umgang mit den Menschen.
«Beseli hinein, Beseli heraus: das war
einmal. Heute wollen wir mit einer breit
gefächerten Ausbildung den Jungen eine
gute Plattform bieten. Denn es gibt für
den Kaminfeger immer Arbeit, aber wir
müssen agil bleiben, um immer à jour zu
sein.»
Den erfolgreichen Lernenden steht später die Weiterbildung zum
Vorarbeiter mit eidgenössischen Fachausweis und nachher zum
diplomierten Kaminfegermeister offen. Weiterbildung ist denn auch das
Hauptmotiv, warum sich Paul Grässli für das Präsidium zur Verfügung
stellte. Seit Jahren leitet er überbetriebliche Kurse. Nun ist der Verband
daran, in der Frohburg bei Olten «bei unseren nahen Verwandten, den
Ofenbauern/Hafnern ein nationales zukunftsorientiertes
Ausbildungszentrum zu schaffen.»
Singen und Fotografieren als Hobby
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Der Grabser Kaminfeger war früher schon während vier Jahren
Kantonalpräsident. Die Ämter im Verband habe er nicht angestrebt. «Aber
wenn, dann will ich sie richtig machen. Damit du so weit kommst, machst
du auch Fehler. Daraus kann man lernen. Umwege führen oft auch zum
Ziel», sagt, der sich selber als kommunikativen und fröhlichen Menschen
beschreibt und als seine Hobbys das Singen und Fotografieren nennt.
Grässli ist überzeugt, dass der Schweiz die Energiewende nicht ohne Holz
gelingt. Holz sei ein CO2-neutraler einheimischer Brennstoff. Die
Feinstaubproblematik sei erkannt worden. Daher werde die
Umweltschutzkontrolle der Feuerungen eine wichtige Aufgabe bleiben.
«Die Schweiz hat die beste Luftqualität
erreicht, weil sie nicht nur
entsprechende Gesetze erlässt, sondern
diese auch anwendet.»
Alleine durch seine Reinigungs- und Kontrollarbeit ersparen die
Kaminfeger der Schweiz eine halbe Million CO2. «Denn weniger Russ
heisst, weniger Energieverbrauch», schliesst Grässli.
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Die Neujahrsbegrüssung im Kirchgemeindehaus war geprägt
von Reden, Volkstänzen und einer Sängerin.
Kaminfeger Paul Grässli aus Grabs präsentiert am Freitag
sein neues Werk «Menschenlieber».
Neujahrsbegrüssung in Grabs: Warum der
Kaminfeger einen Hut bekam
Hanspeter Thurnherr 02.01.2020
Das sechste Büchlein in 20 Jahren vom
Grabser Kaminfeger Paul Grässli
27.11.2019
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