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gemeinsam mit der Charité ein umfassendes Konzept für die Entwicklung eines innovativen Krankenhaus- bettes einreichten. Den dritten Platz belegte das Berliner Designbüro ION Design in Kooperation mit dem Brandenburger Unternehmen Somatex Medical Technologies mit der Neuentwicklung eines Nadel- halters zur Behandlung von Wirbelfrakturen. Den mit 30 000 Euro Preisgeld dotierten ersten Preis sicherte sich das Architekturbüro Graft in Kooperation mit ART+COM und der Charité-Universitätsmedizin Berlin für den Wettbewerbsbeitrag »Parametrische (T)Raumgestaltung – Entwicklung eines interaktiven intensivmedizinischen Pilotzimmers«. Der zweite Preis ging an die Designer Anne Geier und Simon Bredt, die Schöner krank sein »Design & Gesundheitswirtschaft« – so lautet der Titel eines interdisziplinären Wettbewerbs für die Hauptstadtregion. Jetzt wurden die Sieger gekürt Praxistauglich: Das i2m-Projekt überbrückt Finanzierungslücken und stiftet Kooperationen Seite 3 Leuchtend und intelligent: Funktionale Textilien spielen eine große Rolle für Mode, Bau und Technik Seite 7 Hochspannung: Eine TSB-Studie über Energiekompetenzen in der Hauptstadt Seite 6 Kräfte bündeln: Die regionale Gesundheits- wirtschaft entwirft eine Strategie für die Zukunft Seite 4 Gene verstehen: Wie Ärzte künftig arbeiten – Akademiepräsident Günter Stock im Interview Seite 8 Obere Reihe von links: Tanja Mühlhans, Anne Geier, Simon Bredt, Ministerin Anita Tack, Senatorin Cornelia Yzer, Prof. Günter Stock, Annette Finke, Dr. Joachim Quantz. Untere Reihe von links: Annkatrin Steffen, Dirk Hornscheidt, Anja Götz, Dr. Kai Bindseil, Toralf Giebe, Björn Weiss. Foto: berlin-event-foto.de Das Magazin der TSB Technologiestiftung Berlin Ausgabe 04 | Dezember 2012 21

Schöner krank sein - Technologiestiftung Berlin · Superstars für Berlin us neuen wissenschaftlichen Er kenntnissen Produkte oder Dienst leistungen zu machen, ist alles an dere

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Page 1: Schöner krank sein - Technologiestiftung Berlin · Superstars für Berlin us neuen wissenschaftlichen Er kenntnissen Produkte oder Dienst leistungen zu machen, ist alles an dere

gemeinsam mit der Charité ein umfassendes Konzept für die Entwicklung eines innovativen Krankenhaus­bettes einreichten. Den dritten Platz belegte das Berliner Design büro ION Design in Kooperation mit dem Branden burger Unternehmen Somatex Medical Technologies mit der Neuentwick lung eines Nadel­halters zur Behandlung von Wirbel frakturen.

Den mit 30 000 Euro Preisgeld dotierten ersten Preis sicherte sich das Architekturbüro Graft in Kooperation mit ART+COM und der Charité­Universitätsmedizin Berlin für den Wett bewerbsbeitrag »Parametrische (T)Raumgestaltung – Entwicklung eines interaktiven intensivmedizinischen Pilotzimmers«. Der zweite Preis ging an die Designer Anne Geier und Simon Bredt, die

Schöner krank sein »Design & Gesundheitswirtschaft« – so lautet der Titel

eines interdisziplinären Wettbewerbs für die Hauptstadtregion. Jetzt wurden die Sieger gekürt

Praxistauglich:Das i2m-Projekt überbrückt Finanzierungslücken und stiftet Kooperationen

Seite 3

Leuchtend und intelligent: Funktionale Textilien spielen eine große Rolle für Mode, Bau und Technik

Seite 7

Hochspannung:Eine TSB-Studie über Energiekompetenzen in der Hauptstadt

Seite 6

Kräfte bündeln:Die regionale Gesundheits-wirtschaft entwirft eine Strategie für die Zukunft

Seite 4

Gene verstehen:Wie Ärzte künftig arbeiten – Akademiepräsident Günter Stock im Interview

Seite 8

Obere Reihe von links: Tanja Mühlhans, Anne Geier, Simon Bredt, Ministerin Anita Tack, Senatorin Cornelia Yzer, Prof. Günter Stock, Annette Finke, Dr. Joachim Quantz. Untere Reihe von links: Annkatrin Steffen, Dirk Hornscheidt, Anja Götz, Dr. Kai Bindseil, Toralf Giebe, Björn Weiss.Foto: berlin-event-foto.de

Das Magazin der TSB Technologiestiftung BerlinAusgabe 04 | Dezember 201221

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tut Berlin gut daran, sich intensiv darum zu kümmern, dass aus wissenschaftlichen Ideen Projekte und aus Projekten Produkte werden. Denn eine starke Industrie, die heute wieder zu Recht als unverzichtbares Rückgrat einer florierenden Wirtschaft gilt, entwickelt sich eben vor allem aus echten technologischen Innovationen. Deshalb wird auch im nächsten Jahr der Kern der Arbeit der TSB Innovations­

agentur darin bestehen, Wissenschaft und Wirtschaft zusammen und damit Innovatio­nen auf den Weg zu bringen.

Ich wünsche Ihnen erholsame Weih­nachtstage und viel Erfolg im Jahr 2013.

TSB-Magazin | Ausgabe 04 | Dezember 2012

Superstars für Berlin

us neuen wissenschaftlichen Er­kenntnissen Produkte oder Dienst­leistungen zu machen, ist alles an­

dere als einfach. In einem der klassischen Aufsätze zur Innovationstheorie »The Disci­pline of Innovation« aus dem Jahr 1985 schrieb der Wirtschaftswissenschaftler Peter F. Drucker: »Unter den Innovationen, die Ge­schichte schreiben, stehen die, die auf neu­em Wissen (…) basieren, ganz oben. Sie sind die Superstars des Unterneh­mertums, sie bekommen Publicity und Geld.« Sol­che Innovationen sind vergleichsweise selten, bei Drucker ist neues Wissen nur eine von sieben Quellen der Innovation. Die anderen sind unerwartete Ereignisse, Inkongruenzen, Prozessanforderungen sowie Veränderungen der Märkte, der Demografie und der Wahr­nehmung. Innovationen auf Basis von neu­em Wissen unterscheiden sich deutlich von anderen, profaneren Neuerungen, weil sie viel mehr Zeit benötigen, eine größere Aus­fallquote haben, schlechter vorhersagbar sind und größere Herausforderungen an die Unter­nehmer stellen. »Wie die meisten Superstars«, schreibt Drucker, können sie »launisch sein, kapriziös und schwer zu lenken.« Dennoch

A

Editorial

2

Innovationspreis 2012 vergeben

Eine Diagnose­ und Behandlungssoft­ware für die Krebsmedizin, ein Gerät zur Bestimmung von Haftkraft und Füge­festigkeit sowie eine Virtual Production Pipeline für Werbung und Filme sind mit dem Innovationspreis 2012 ausgezeichnet worden. Was die drei so unterschiedlichen Produkte nach Urteil der Jury gemeinsam haben und sie zu Preisträgern macht, sind Neuigkeitswert und Marktchancen. Der Innovationspreis Berlin­Brandenburg ist weit über die Grenzen der Region bekannt und gilt als wichtige Referenz. Die TSB zählt seit Beginn vor 20 Jahren zu den Un­terstützern. Insgesamt wurden in diesem Jahr 102 Bewerbungen eingereicht.

Man nehme Eisen, gebe ein paar weitere, vorwiegend metallische Gewürze wie Chrom, Nickel oder Molybdän hinzu, bringe das Gan­ze zum Kochen und nehme hinterher das Ergebnis genau unter die Lupe. »Cook and Look« nennt Dierk Raabe diese Methode, mit der mittlerweile weit über 2000 Stahlsorten entwickelt wurden – vom billigen Konserven­büchsenblech bis zu Spezialstählen für Null­toleranzbauteile mit höchsten Sicherheits­anforderungen, etwa Flugzeugturbinen oder unzerstörbare Castorbehälter. Damit ist der Werkstoff aber noch lange nicht ausgereizt,

glaubt der Direktor am Max­Planck­Institut für Eisenforschung. Mit neuen Methoden wie der Atomsondentomografie und Simula­tionen auf Basis von Quantenmechanik und Kontinuumstheorie werde man die enormen Fortschritte der letzten Jahrzehnte noch weit übertreffen. Man könne diesen neuen Ansatz als »intrinsische Nanotechnologie« bezeichnen. Dabei wird ein Material nicht in kleinste Teile zermahlen, sondern durch Werkstoff design in seiner inneren Struktur so verändert, dass es optimale Eigen schaften aufweist.

Prof. Dr. Dierk Raabe, Direktor am Max-Planck-Institut für Ei-senforschung in Düsseldorf im Gespräch mit Thomas Meißner, Geschäftsbereichsleiter Verkehr, Mobilität und Energietechnik bei der TSB Innovationsagentur und Carl-Ernst Forchert, Geschäftsführer der i-vector Innovationsmanagement GmbH, Berlin, (v.r.) am 22. November 2012 im Magnus-Haus Berlin.Foto: TSB/Philipp Görs

Nanostrukturen in 100 000 TonnenMetallische Höchstleistungswerkstoffe für Mobilität und Energie –

die zweite Veranstaltung in der Reihe »Impulse aus der Zukunft« von Max­Planck­Gesellschaft und TSB

Botschaft für Botschafter Als Bundeshauptstadt beherbergt Ber­lin Botschaften aus aller Welt. Einmal im Jahr lädt die TSB die Botschafter, Wissen­schafts­ und Wirtschaftsattachés zum An­nual Event »Innovation Policy – Made in Berlin«, um für den Innovationsstandort Berlin zu werben und Kontakte auszubau­en. Die Veranstaltungsreihe hat sich etab­liert und ist bei der Zielgruppe sehr beliebt. Zum diesjährigen Event am 29. November kamen drei Botschafter und 30 Attachés. Gastgeber war das Fraunhofer­Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration. Die Veranstaltung informierte über Intelligen­te Oberflächen – ein Thema, zu dem die TSB aktuell eine ganze Reihe von Veran­staltungen durchführt. Ziel ist es, auf die Bedeutung des Themas hinzuweisen und Kontakte zu fördern.

Zur Person: Dr.-Ing. Adolf M. Kopp ist seit 2008 Geschäftsführer der TSB Innovationsagentur BerlinFoto: TSB

Eine starke Industrie ist das Rückgrat einer

florierenden Wirtschaft

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TSB-Magazin | Ausgabe 04 | Dezember 2012 3

Kommunikationstechnologien sowie Optik zugänglich.

»Das Konzept basiert bei i2m, wie auch schon bei TOP 50, auf drei Säulen«, erklärt Erb. »Wir identifizieren vielversprechende Projekte, nehmen mit Hilfe von Experten eine Bewertung vor und unterstützen die weitere

Entwicklung.« Während bei TOP 50 Scouts vor allem an den Universitäten aktiv nach förde­rungswürdigen Projekten suchten, ist i2m auf die Kooperation mit dem regionalen Netzwerk angewiesen. Nach der Bewertung stehen den Projekten wiederum drei Wege offen: Ein An­satz kann in Kooperation mit Unternehmen weiter vorangebracht, gemeinsam mit einem Lizenzpartner vermarktet oder durch eine Un­ternehmensgründung verwertet werden.

In der Regel gelingt es nicht, sofort einen Industriepartner zu gewinnen, der in das Pro­jekt investiert. Ein bewährter Weg ist die Ko­operationsanbahnung mit Unternehmen. Für die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Projekte in solchen Verbundprojekten gibt es verschiedene Finanzierungspro gramme der öffentlichen Hand. Erb und sein Team helfen,

den geeigneten unternehmerischen Partner zu finden und das am besten geeignete För­derinstrument zu identifizieren.

Eines der aktuell unterstützten Projekte ist das Vorhaben »Impfzervix« der Charité. Hier geht es darum, die Entwicklung eines therapeutischen Impfstoffes zur schonen­

den Behandlung von Gebärmutterhalskrebs voranzutreiben. Die TSB half bei der Ein­bindung von Experten, begleitete die Antrag­stellung und leitete so

die Bereitstellung von 1,5 Millio nen Euro in die Wege.

»Was wir uns noch wünschen, ist ein Vali­dierungsfonds, der schnelle Hilfe ermöglicht.« sagt Erb. Aus dem Programm zur Validierung des Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung (VIP) des Bundesforschungsminis­teriums seien zahlreiche Projekte finanziert worden. »Nun ist es ausgelaufen.«

Einige Förderinstrumente wie der Helmholtz fonds wurden dafür in den letzten Jahren neu ins Leben gerufen. Die Möglich­keiten reichen aber bei Weitem nicht, um das Potenzial an zukunftsträchtigen Projekten zu erschließen. Dabei geht es der TSB gar nicht um die ganz großen Summen: »Oft lässt sich schon mit einem fünfstelligen Betrag effektiv Starthilfe leisten.«

ie macht man aus einem wegwei­senden Forschungsergebnis ein marktreifes Produkt? Die Frage

bringt auf den Punkt, worum es im i2m­Pro­jekt der TSB geht – i2m steht für »ideas to market«. »In den Schubladen vieler Wissen­schaftler schlummern Projekte mit höchstem Innovationspotenzial«, sagt Projektleiter Vol­ker Erb. »Aber die Produktentwicklung hat in der Wissenschaft selten hohe Priorität.«

Häufig liegt es auch schlicht am Geld. Wenn die Finanzierung eines Wissen­schaftsprojektes ausläuft, ist der praktische Erkenntnisstand noch nicht so weit gedie­hen, dass eine Weiterführung durch die Industrie möglich ist. Der Beweis, dass der Ansatz funktioniert, der sogenannte Proof of concept, fehlt. Dadurch entsteht eine Finan­zierungslücke. Diese zu schließen ist die In­tention von i2m.

Hervorgegangen ist i2m aus TOP 50, ei­ner äußerst erfolgreichen Kooperation im Bereich Life Science zwischen der TSB und Charité, Freier Universität Berlin und Uni­versität Potsdam. Etwa 30 Projekten hat TOP 50 in seiner dreijährigen Laufzeit zur wirt­schaftlichen Umsetzung verholfen. Mit i2m ist diese Unterstützung seit Anfang 2012 nicht mehr nur dem Cluster Gesundheits­wirtschaft vorbehalten, sondern auch für Projekte aus den Bereichen Verkehr und Mo­bilität, Energietechnik, Informations­ und

W

BrückenschlagDas »i2m­ideas to market«­Projekt soll Forschern und

Unternehmern helfen, miteinander zu kooperieren

»Wir identifizieren, bewerten und unterstützen vielversprechende

Projekte«

Zeit

Res

sour

cen

PRodukT- ENTwIckluNg

AkAdEmISchE FoRSchuNg

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zinische Grundlagenforschung. Die Ausstrah­lungskraft des Begriffs »HealthCapital« könne jedoch verbessert werden: »Die Säulen glän­zen, aber das Dach ist noch nicht fertig.«

Günter Stock, Clustersprecher und Präsi­dent der Berlin­Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, sprach sich für ein »profes­sionelles Projektmanagement« aus und folgte damit der Einschätzung der Gutachter, bei den ehrenamtlichen Beauftragten seien mitunter »mangelnde Zeit­ und Personal ressourcen«

feststellbar. Tatsächlich wurde bereits 2010 ein länderübergreifendes Management eingeführt, das von der TSB Innovationsagentur gemein­sam mit der ZukunftsAgentur Brandenburg und Berlin Partner getragen wird. Clustermanager ist Dr. Kai Bindseil. Gleichzeitig soll aber auf das wertvolle Engagement weiterer Stakeholder auch in Zukunft nicht verzichtet werden.

4 TSB-Magazin | Ausgabe 04 | Dezember 2012

anchmal ist weniger mehr – so auch bei den Handlungsfeldern im regionalen Cluster Gesund­

heitswirtschaft. Statt zwölf soll es künftig nur noch vier geben, um die Kräfte zu bündeln: Biotechnologie und Pharma, Medizintechnik, Neue Versorgungsformen und Rehabilitation sowie Gesundheitsförderung, Prävention, Ge­sundheitstourismus. Die Empfehlung für eine »Fokussierung« stammt vom Gelsenkirchener Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule, das den seit 2007 geltenden Mas­terplan »Gesundheitsregion Berlin­Branden­burg« als externer Gutachter überprüft und die Evaluierung bei der Clusterkonferenz Gesund­heitswirtschaft am 26. Oktober vorgestellt hat.

Im Vergleich zu anderen führenden Clus­tern der Gesundheitswirtschaft in Europa wie München, Wien oder der dänischen Öresund­Region sei die Hauptstadtregion ausgezeichnet positioniert, betonte Institutsleiter Josef Hil­bert. Mit rund 274 000 Beschäftigten in 5775 Unternehmen, Kliniken und Hochschulen habe sie einen überdurchschnittlichen Anteil an der Zahl aller Erwerbstätigen und sei ein starker Standort für klinische Studien und die medi­

Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) lobte die Gesundheitswirtschaft als »Erfolgs­geschichte« und kündigte an, das »Clustermo­nitoring mit den Kennziffern Umsatz, Beschäf­tigte und Zahl der Unternehmen konsequent jährlich weiter durchzuführen.« In Bezug auf die Handlungsfelder fand auch sie, man solle sich auf weniger Bereiche beschränken.

Zur Konferenz gehörten fünf Werkstatt­gespräche. In einem davon sprach die Ver­treterin eines Start­ups die schwierge Suche

nach einem Labor an. Matthias Gottwald von Bayer HealthCare Phar­maceuticals kündigte dar­aufhin an, am Weddinger Standort des Unterneh­mens werde man voraus­

sichtlich ab 2013 jungen Unternehmen aus der Biotech­ und Pharmabranche Flächen zur Verfügung stellen.

Das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin­Brandenburg ist Teil der Gemeinsamen Inno­vationsstrategie der Länder Berlin und Bran­denburg (innoBB). Weitere Infos zum Cluster gibt es unter www.healthcapital.de 

healthcapital Berlin-Brandenburg

Auf der Konferenz »Gesundheitswirtschaft« diskutierten 300 Branchenvertreter über

die künftige strategische Ausrichtung des Clusters

M

Mit der Studie »Parametrische (T)Raumgestaltung – Entwick-lung eines interaktiven intensiv-medizinischen Pilotzimmers« sicherte sich das Architektur-büro Graft in Kooperation mit ART+COM und der Charité den ersten Platz im Wett bewerb »Design & Gesundheitswirtschaft«.Im Mittelpunkt der Gestaltung steht eine kontrollierbare Raum atmosphäre. Neben der Ver-besserung der Raumakustik und der Steuerung von Temperatur und Licht konzentriert sich das Projekt auf die Innenarchitektur. Hier sollen andere als die bislang üblichen Materialien zum Einsatz kommen und eine medial bespiel-bare Raumoberfläche geschaffen werden. Das Patientenzimmer der Zukunft soll damit angenehmer und persönlicher gemacht werden, ohne dass dessen Effektivität beeinträchtigt ist.Foto: ART+COM/Graft

»Die Säulen glänzen, aber das Dach ist noch

nicht fertig«

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Herr Dr. Wernicke, Sie sind langjähriger Be-rater im Gesundheitssektor. Welche Trends sehen Sie?Wernicke: Dank des Fortschritts in Biomedi­zin und Technik ist die Zahl der Behandlungs­möglichkeiten und der therapierbaren Krank­heiten drastisch gestiegen. Andererseits muss sich der Sektor mit der Frage befassen, wie die Wirksamkeit eines Produkts bestmöglich nachgewiesen werden kann. Davon hängt die Erstattung neuer Technologien zunehmend ab.Wie sieht die Zukunft in Versorgung und Prä-vention aus?Wernicke: Wir werden viel integraler über medizinische Versorgung und Prävention nachdenken. Heute sind Strukturen geprägt von zahlreichen kleinen Anbietern mit eige­nen Finanzierungs­ und Rechtsgrundlagen. Es gibt wenig sektorübergreifende Strukturen. In Zukunft wird die Überwindung von Struktur­grenzen hin zu einer integrierten Versorgung ein großes Thema sein. Außerdem werden Pa­tienten selber eine aktivere Rolle spielen. Wie das?Wernicke: Chronische Leiden wie Diabetes werden Volkskrankheiten bleiben. Bereits heute gibt es die Möglichkeit, dass sich Pati­enten dabei selbst medizinisch überwachen, z.B. indem der Blutzucker mit einem Aufsteck­modul für Smartphones gemessen wird. Die Werte werden automatisch dem Arzt über­

mittelt, Arzt und Patient können viel besser direkt zusammenarbeiten. Ein anderes Bei­spiel für mehr Eigeninitiative sind WGs und generationenübergreifende Wohnmodelle als neue Versorgungsformen in der Altenpflege, teilweise ganz ohne Regulierung von außen.Welche Empfehlungen haben Sie für den Ge-sundheitsstandort Berlin-Brandenburg?Wernicke: Mit der großen Zahl an Kranken­häusern, der Charité als Europas größter Uni­versitätsklinik, mit breiter Forschung im Phar­ma­Bereich und mit wichtigen Unternehmen auch in der Medizintechnik ist Berlin bereits ein Hotspot für die Gesundheitswirtschaft. Wichtig ist jetzt, die vorhandenen Akteure zu stärken und zu vernetzen. Die Region muss ihre Attraktivität als Pharma­Standort stärker kommunizieren: Es gibt nirgendwo sonst in Deutschland diese Kombination von wichti­gen Systementscheidern, akademischer Ex­zellenz und bereits vorhandenen Pharma­ und Biotech­Aktivitäten!

Zur Person: Dr. Matthias Wernicke ist Partner bei McKinsey und Leiter der Service Line Pflegeheime im McKinsey Hospital InstitutFoto: McKinsey

5TSB-Magazin | Ausgabe 04 | Dezember 2012

»Akteure vernetzen«Matthias Wernicke, McKinsey­Experte für

Krankenhausberatung, über medizinische Versorgung von morgen und Patientenverantwortung

Mit der Zusammenführung von Charité (im Bild der Campus Mitte) und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) im neuen »Berliner Institut für Gesundheitsforschung« erhält das Cluster Gesundheitswirtschaft einen international einzigartigen Leuchtturm der biomedizinischen Forschung. Foto: Charité-Universitätsmedizin Berlin

marktplatz gesundheitDie Gesundheitswirtschaft ist derzeit stark im Wandel begriffen. Sie wird mehr und mehr durch Informationstechnologie ge­prägt. So werden zum Beispiel für die Er­forschung neuer Medikamente, aber auch in der Versorgung von Patienten und der personalisierten (Tele­)Medizin ständig neue computergestützte Anwendungen entwickelt. Sie reichen von der Mikro­robotik bis zum implantierten Chip, von der elektronischen Patientenakte bis zur Genom analyse. Gesundheit und Informa­tionstechnologie (IT) gehören zusammen, und beide zählen zu den Stärken der Re­gion. Deshalb hat die TSB am 30. Oktober zum ersten Barcamp Health­IT geladen. Ein BarCamp ist eine Art Marktplatz der Ideen, auf dem die Teilnehmer selbst Ide­en einbringen und entscheiden, worüber diskutiert wird. Vertreter der Gesundheits­branche beschrieben, wo sie sich IT­Un­terstützung wünschen.  Vertreter der IKT­Branche präsentierten IT­gestützte Ideen und Lösungen, um den Gesundheitsmarkt für die Menschen effektiver und kosten­günstiger zu gestalten. Am Ende gab es viele begeisterte Stimmen. Besonders ge­lobt wurden das offene Format und die kreative Atmosphäre. Deshalb soll es auf jeden Fall eine Fortsetzung geben.

wie gesund ist Berlin?Das Clustermanagement Gesundheitswirt­schaft hat den zweiten länderübergreifen­den Gesundheitsbericht vorgelegt. Er gibt einen repräsentativen Überblick über die gesundheitliche Lage und krankheitsbe­dingte Arbeitsunfähigkeit der Beschäftigten der Region Berlin­Brandenburg für die Jahre 2009 – 2011. Durch die branchenspezifische Analyse und die Betrachtung einzelner Krankheitsbilder werden wichtige Erkennt­nisse gewonnen, die vor allem auch Ansatz­punkte für ein zielgerichtetes betriebliches Gesundheitsmanagement aufzeigen. Die sechs am Bericht beteiligten Krankenkas­sen bieten hierzu qualifizierte Unterstüt­zung. Download unter: www.tsb­berlin.de/gesundheitsbericht

Foto: TSB/Jeanette Dobrindt

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Berlin unter StromEine neue Studie der TSB analysiert die Energiekompetenzen in Berlin­Brandenburg

und skizziert die zukünftige Versorgung in der Region

I n Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin hat die TSB eine Studie zu den Energiekompetenzen in der Region

Berlin­Brandenburg angefertigt. Konkret geht es um die Frage, mithilfe welcher Technolo­gien Energieversorgungsnetze auf eine effi­ziente Nutzung möglichst großer Mengen an erneuerbaren Energien hin optimiert werden können.

Ein wichtiger Bestandteil der Studie ist eine Übersicht über die Akteure in der Re­gion und ihre Kompetenzen im Bereich der Energietechnologien und Netztechnik. Dabei wird nicht nur die Erzeugerseite berücksich­tigt, sondern die Studie nimmt auch Speicher­ und Verbrauchertechnologien unter die Lupe. »Für das Cluster Energietechnik Berlin­Bran­denburg war es wichtig, dass der gesamte Systemumfang analysiert wird«, sagt Martin Schipper, Leiter des Bereichs Energietechnik bei der TSB.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Region Berlin­Brandenburg auf Augenhöhe mit ande­ren deutschen und internationalen Projekten agiert. Ein besonderes Merkmal der Region sei das große Angebot an erneuerbaren Ener­gien im regionalen Netz, erklärt Schipper.

Im Gesamtzusammenhang der Energie­versorgung hat Berlin als größte deutsche Metropole Modellcharakter. Im Ballungsraum der Stadt ist der Energiebedarf enorm groß.

Tatsächlich gibt es aber auch hier und vor al­lem in den Städten der nahen Umgebung ei­nen Trend zur dezentralen Stromerzeugung, beispielsweise durch kleinere Solaranlagen und Blockheizkraftwerke. Demgegenüber steht das brandenburgische Umland mit groß­flächigen Netzen und Erzeugungseinrichtun­gen wie Kraftwerken, Wind­ und Solarparks.

Die Region ist aber nicht nur im Bereich Strom, sondern auch in den Netzsparten Gas, Fernwärme und Wasser im nationalen und in­ternationalen Vergleich gut positioniert. Für alle Energieformen finden sich in der Region die nötigen Kompetenzen, um erfolgreich in­novative Anlagen zu bauen und zu betreiben. Auch Unternehmen mit dem notwendigen Know­how für die Integration von Speichern

in Netze aller Art haben ihren Sitz in Berlin. Diese Bandbreite von Leistungen zeichnet die Region aus.

Mit Hilfe von Szenarien zeigt die TSB­Studie auf, wie sich die Energielandschaft in

der nahen Zukunft wandeln wird. Die Exper­ten sagen zunächst ein weiteres Wachstum der erneuerbaren Energien im Rahmen der bestehenden Strukturen voraus. Das Thema Netzausbau habe allerdings aktuell und wohl auch zukünftig noch mit einem »Akzeptanz­problem« zu kämpfen, so Schipper. Auch sei noch keine Speicherlösung in Sicht, die sich langfristig durchsetzen werde. Den Beginn der grundlegenden Transformation der Ener­gieversorgungssysteme erwarten die Fachleu­te erst ab 2020 – 2030.

Eine besondere Herausforderung für künftige Technologien ist die Abfederung von Fluktuationen durch erneuerbare Ener­gien, sowohl aufseiten der Energielieferanten als auch im Verbrauch. Speziell die Einspei­

sung aus Wind­ und Sonnen energie, den führenden Erneuer­baren, ist hierzulande starken Schwankun­gen unterworfen. Um damit effizient umge­hen zu können, emp­fehlen die Forscher die

Verknüpfung von Strom­, Gas­ und Wärme­versorgung. Dadurch könnte nicht benötigte Energie beispielsweise in Wärmespeichern zwischengelagert und später wieder in Strom umgewandelt werden.

Die TSB­Studie basiert auf Informationen aus Gesprächen mit mehr als 40 Branchenfachleuten, sowohl aus Unternehmen als auch aus der Forschung. Zusätzlich wurden Ergebnisse externer Studien und eigene Analysen integriert. Die Übersicht der regionalen Kompetenzen und Akteure wird ständig ergänzt. Die Studie steht zum Download zur Verfügung: www.tsb­berlin.de/EVS­Untersuchung

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7TSB-Magazin | Ausgabe 04 | Dezember 2012

möglichkeiten gibt,« sagte Christine Kall­mayer vom Fraunhofer IZM. Jede Anwendung basiere auf speziellen Voraussetzungen, die bereits in der Entwicklung geschaffen werden müssten. Vor allem bedürfe es leistungsfähi­ger Technologien, um die Elektronik nahtlos in die Textilien zu integrieren. »Die Ideen sind nicht neu,« erklärt Dr. Astrid Börger von der Brandenburgischen Technischen Universi­tät Cottbus. Aber die Artikel wurden wegen

schlechter Handhabbar­keit bisher nicht nach­gefragt. »Ein Smartshirt, das beim Sport Vitaldaten aufzeichnet, muss prob­lemlos waschbar sein.«

Aktuell arbeite man daran, durch Verknüp­fung von stromgenerierenden und stromver­brauchenden Technologien den Komfort zu erhöhen, so Kallmayer.

Im Bereich der multifunktionalen Texti­lien stellte Dr. Alexander Bormann von Aeroix den Windkraftdrachen »Enerkite« als Mög­lichkeit zur Einsparung endlicher Rohstoffe beim Windradbau vor. »Die Drachen fliegen in Höhen, in denen die Nutzung von Windkraft bisher nicht möglich war.« Zum Ende der Ver­anstaltung eröffnete das Designer­Duo Ann­Kristina Simon und Helge Fischer von Bold Futures noch einen ganz anderen Blickwin­kel: Sie erläuterten, wie Design durch Provo­kation und Manifestation von Möglichkeiten selbst Innovationsanreize setzt. Alle Veran­staltungsbeiträge wurden vom Publikum in­teressiert aufgenommen und teils kontrovers diskutiert. Die Veranstaltungsreihe wird fort­gesetzt.

licht im hemdWissenschaftler, Designer und Architekten denken über die »intelligenten Stoffe« der Zukunft nach

euchtende Fahrradjacken, T­Shirts mit Display und Geotextilien, die Steilhänge stabilisieren: Stoffe können längst mehr,

als nur kleiden. Wie intelligent die sogenann­ten »smart textiles« heute bereits sind, hat sich aber selbst bei den potenziellen Anwendern noch nicht wirklich herumgesprochen. Grund genug für die TSB, eine Veranstaltungsreihe zum Thema ins Leben zu rufen. »Die Kommu­nikation zwischen Wissenschaftlern und An­wendern muss verstärkt werden«, sagte Frauke Nippel, Leiterin der Presse und Öffentlichkeitsarbeit bei der TSB, im Rahmen der Eröffnungsrede zur Auftaktveranstaltung am 7. November. Das se­hen viele Designer, Produktentwickler und Ar­chitekten offensichtlich genauso. Mehr als 100 kamen zusammen, um sich über die jüngsten Entwicklungen im Bereich intelligenter und multifunktionaler Textilien im Raum Berlin­Brandenburg zu informieren. Durch den Abend führte Dr. Sascha Peters von der Agentur für Material und Technologie »Haute Innovation«.

Welche Bedeutung Textilien in der Archi­tektur bereits heute haben können, stellte Thorsten Kloosters von den task Architekten vor. Es gibt Betonplatten, die »dank inte­grierter Fasernetze extrem dünn sind und trotzdem superstabil«. Weiter in die Zukunft gedacht, sieht Kloosters großes Potenzial für Solarvorhänge und textile Gebäudeelemente, die den Energieeintrag ins Haus regulieren und dabei Strom erzeugen.

»Das Problem ist, dass es für intelligente Textilien so viele verschiedene Anwendungs­

L

dünn und funktionalDünnschichttechnologie, Biologisierung und Biofunktionalisierung sowie Bauteile und Beschichtungen waren die großen The­menblöcke des Forschungspolitischen Dia­logs »Intelligente Oberflächen« am 5. Juli 2012, zu dem die TSB nun eine Dokumenta­tion veröffentlicht hat. Die Broschüre liefert einen Überblick über die oberflächentech­nologische Forschung und Entwicklung in der Region, stellt eine Vielzahl konkreter Projekte vor und dokumentiert die tech­nologiepolitischen Überlegungen. Die Forschungspolitischen Dialoge sind eine

gemeinsame Veranstaltungsreihe von TSB und der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung. Sie dienen zur Identifizierung und Diskussion neuer Innovations schwerpunkte und Handlungs­felder für die Region. Download der Doku­mentation unter: www.tsb­berlin.de/oberflaechen

Berlins ZukunftsorteIn  näherer Zukunft könnte Berlin auf dem Gelände des Flughafens Tegel und in der City West über zwei Zukunftsorte ver­fügen, die der Stadt ähnlich Impulse ge­ben können wie Adlershof und Buch. Vo­raussetzung hierfür ist, dass begonnene Planungen konsequent verfolgt werden. Dies zeigt die Studie »Berliner Zukunfts­orte. Wo aus Wissen Arbeit wird«. Insge­samt verfügt Berlin über rund 420 Hektar Bauflächen, die kurzfristig für Ansiedlun­gen genutzt werden können. Im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten befin­det sich Berlin damit in einer komfortab­len Situation. Gleichzeitig besteht auf­grund begrenzter finanzieller Mittel die Aufgabe, große Entwicklungskon zepte auf wenige Standorte zu fokussieren und darauf hinzuwirken, dass diese nicht nur eine Infrastruktur erhalten, sondern ein ausgeprägtes Profil entwickeln. TSB­Vorstandsvorsitzender Norbert Quinkert: »Berlin hat Platz für Neues. Die Publika­tion bietet eine Bestandsaufnahme, auf der das benötigte Entwicklungskonzept aufbauen kann.«www.tsb­berlin.de/zukunftsorte

High-Tech-Textilien? Noch bereiten

sie einige Probleme

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Herr Professor Stock, als Sprecher der regionalen Gesund-heitswirtschaft haben Sie einen guten Überblick über die medizinische Forschung. Wie schlagen sich Erkenntnisse von heute in der Therapie von morgen nieder?Stock: Dank der molekularen Diagnostik sind wir in der Lage, Krankheiten, die noch vor wenigen Jahren als ein und dieselbe galten, in Untergruppen aufzuteilen. Wir beobachten also eine Diversifizierung der Krankheits­bilder. Moderne bildgebende Verfahren wie die Magnet­Resonanz­Spektroskopie erlauben es zudem, ein Prob­lem im Körper exakt zu lokalisieren. Dadurch können wir immer zielgenauer behandeln.Bis hin zur individualisierten Medizin?Stock: Der Begriff ist irreführend, da der Arzt immer individuell auf den Patienten ausgerichtet arbeitet. Sa­gen wir lieber »differenzierte Medizin«. Mit den feiner werdenden Diagnosen verkleinern sich die Gruppen, für die eine Therapie geeignet ist. Gleichzeitig werden die Behandlungsmöglichkeiten zahlreicher. Als besonders individuelle Diagnosemethode wird in wenigen Jahren auch die Genomanalyse üblich sein. Das stellt die Medi­zin vor eine ganz neue Herausforderung.Inwiefern? Stock: Die Interpretation von Genmustern muss erlernt werden. Die Ärzte heute sind dafür nicht hinreichend ausgebildet. Es gilt zu beurteilen, mit welcher Wahr­scheinlichkeit bestimmte Auffälligkeiten im Genom zu einer Krankheit führen. Um solche Fähigkeiten zu ver­mitteln, brauchen wir neue Qualifizierungswege für Ärzte und Pflegepersonal und Teamstrukturen, in denen Expertisen kombiniert werden. Welche Rolle spielen überregionale Netzwerke für die Me-dizin der Zukunft?Stock: Eine große! Etwa in der Telemedizin: Es ist heute bereits möglich, zu einer Operation per Video einen be­ratenden Experten zuzuschalten. Eine andere Form von Netzwerk ermöglicht künftig die Überwachung von Herz­patienten auf dem Land: Ein Sensor am Körper registriert die Herzfunktion und sendet im Notfall einen Alarm an ein Callcenter, das den nächstgelegenen Arzt verständigt.

die welt in 20 Jahren

Akademiepräsident Günter Stock über Telemedizin

und Genomanalyse

TSB-Magazin | Ausgabe 04 | Dezember 2012

Foto

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Zur Person: Prof. Dr. Dr. h.c. Günter Stock ist Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissen-schaften, Sprecher des Clusters Gesundheitswirtschaft »HealthCapital« und Kuratoriumsvorsitzender der TSB. Foto: BBAW

Herausgeber: TSB Technologiestiftung Berlin, Fasanenstr. 85, 10623 Berlin Redaktion: Stefanie Geiselhardt, Frauke Nippel, Thilo SpahlLayout: Carmen KlauckeProduktion: Verlag Der Tagesspiegel, Askanischer Platz 3, 10963 BerlinKontakt: 21@tsb­berlin.de, www.tsb­berlin.de

Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin und der Investitionsbank Berlin, kofinanziert von der Europäischen Union – Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft.

Impressum

Die TSB Technologiestiftung Berlin steht für Innovation und Technologie-entwicklung in der Hauptstadtregion. Sie fördert die Wissenschaft und unter stützt die Wirtschaft. Schwerpunkte der Arbeit der Stiftung sind Stra-tegieentwicklung, Bildung und Wissenschaftskommunikation. Kernaufga-ben der TSB Innovationsagentur Berlin GmbH sind Clustermanagement, Vernetzung und Technologietransfer auf den Feldern Life Science & Gesund-heit, Verkehr & Mobilität, Energietechnik, Optik & Mikrosystemtechnik, IKT sowie in weiteren technologieorientierten Industrie segmenten.

28. Februar bis 1. März 2013Biopolymere und biobasierte Kunststoffe – nachhaltige Materialien der ZukunftInnovationsforum Schwarzheide

Thema sind technologische und ökonomische An­sätze, effiziente Verarbeitungsverfahren und neue Anwendungsfelder für die stoffliche Nutzung von Bio­masse in Form von Biopolymeren und biobasierten Kunststoffen sowie bioabbaubaren Kunststoffen.

www.tsb-berlin.de/termineVeranstaltungen

20. Februar 2013WTT-Kooperationsworkshop »Micro Energy Harvesting« Workshop, Berlin

Veranstaltung in der Reihe »Ambient Energy for Ambient Intelligence« mit Beiträgen zur Entwicklung von Sensoren und Komponenten mit MicroEnergy­Harvesting, z.B. für Wireless Condition Monitoring in industriellen Anwendungen.

28. Januar 2013 Treffpunkt WissensWerte zum Thema »Nutzerfreundliche Technik«Podiumsdiskussion, Berlin

Chic, aber umständlich. Das muss nicht sein. In der gemeinsamen Veranstaltung von TSB und Inforadio (RBB) gehen drei Experten der Frage nach, wie sich Technik und Design, Funktionalität und Nutzerfreund­lichkeit vereinen lassen.

22. Februar 2013Tagung vernetzte Automation Tagung, Berlin

Es werden aktuelle Trends im Bereich der Vernetzung von Industrie­, Gebäude­ und Energiesystemen auf­gezeigt und die Chancen und Risiken der Nutzung offe ner, ortsübergreifender vernetzter Systeme bis hin zu Cloud­Diensten beleuchtet.