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In Zusammenarbeit mit der TSB Innovations- agentur fand die Jahreskonferenz der Asso- ciation of European Science and Technology Transfer Professionals (ASTP) dieses Mal in Berlin statt. Rund 250 Teilnehmer nahmen an dem zweitägigen Treffen teil. Neben den europäischen Mitgliedern waren auch zahl- reiche außereuropäische Staaten vertreten, beispielsweise Libanon, Chile, Südafrika und Neuseeland. Die Technologietransfer-Experten infor- mierten sich über die gemeinsame Innova- tionsstrategie der Bundesländer Berlin und Brandenburg. Sie diskutierten Themen wie das Outsourcing von Technologietransfer – es gibt gute Argumente dafür und dagegen – und sprachen über den Einfluss der Finanz- krise, die in vielen der teilnehmenden Län- der stärker zu spüren ist als in Deutschland. Außerdem gab es ein attraktives Abendpro- gramm, in dessen Mittelpunkt die Stadt Ber- lin und ihre besondere Geschichte standen. (Ein Interview mit ASTP-Präsident Anders Haugland, im Bild Vierter von links, können Sie auf Seite 5 lesen.) Innovation made in Europe 250 Experten für Technologietransfer treffen sich in Berlin Erfolg im Internet: eCOMM – das kostenfreie Beratungs- und Service- angebot der TSB. Seite 3 Schnelles Lernen dank Wackelpudding: Ein Schülerworkshop der TSB über Functional Food. Seite 7 Fahrt in die Zukunft: Berlin-Brandenburg ist internationales Schaufenster für Elektromobilität. Seite 6 Life Science in Europa: Was die Hauptstadtregion beim Technologietransfer auszeichnet. Seite 4 Intelligente Autos, sauberer Verkehr und die Lust am Mobilsein: Ein Interview über die Welt in 20 Jahren. Seite 8 21 Das Magazin der TSB Technologiestiftung Berlin Ausgabe 02 | Juni 2012 Was passiert, wenn kein Technologietransfer stattfindet und Produkte veralten? Das konnten die Konferenzteilnehmer beim Abendempfang am 31. Mai im Museum »Story of Berlin« sehen. Bis heute steht der Trabi für die nicht wettbewerbsfähige Wirtschaft der unterge- gangenen DDR. Der guten Laune tat das keinen Abbruch! Foto: Uwe Steinert

Innovation made in Europe - Technologiestiftung Berlin · rung, im ungarischen Észak-Alföld dagegen steckt vieles noch in den Kinderschuhen. Und in Berlin-Brandenburg? Koreks Fazit

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Page 1: Innovation made in Europe - Technologiestiftung Berlin · rung, im ungarischen Észak-Alföld dagegen steckt vieles noch in den Kinderschuhen. Und in Berlin-Brandenburg? Koreks Fazit

In Zusammenarbeit mit der TSB Innovations­agentur fand die Jahreskonferenz der Asso­ciation of European Science and Technology Transfer Professionals (ASTP) dieses Mal in Berlin statt. Rund 250 Teilnehmer nahmen an dem zweitägigen Treffen teil. Neben den europäischen Mitgliedern waren auch zahl­reiche außereuropäische Staaten vertreten, beispielsweise Libanon, Chile, Südafrika und Neuseeland.

Die Technologietransfer­Experten infor­mier ten sich über die gemeinsame Innova­tionsstrategie der Bundesländer Berlin und Brandenburg. Sie diskutierten Themen wie das Outsourcing von Technologietransfer – es gibt gute Argumente dafür und dagegen – und sprachen über den Einfluss der Finanz­krise, die in vielen der teilnehmenden Län­der stärker zu spüren ist als in Deutschland. Außerdem gab es ein attrak tives Abendpro­gramm, in dessen Mittelpunkt die Stadt Ber­lin und ihre besondere Geschichte standen.

(Ein Interview mit ASTP-Präsident Anders Haugland, im Bild Vierter von links, können Sie auf Seite 5 lesen.)

Innovation made in Europe

250 Experten für Technologietransfer treffen sich in Berlin

Erfolg im Internet: eCOMM – das kostenfreie Beratungs- und Service-angebot der TSB.

Seite 3

Schnelles Lernen dank Wackelpudding: Ein Schülerworkshop der TSB über Functional Food.

Seite 7

Fahrt in die Zukunft: Berlin-Brandenburg ist internationales Schaufenster für Elektromobilität.

Seite 6

Life Science in Europa: Was die Hauptstadtregion beim Technologietransfer auszeichnet.

Seite 4

Intelligente Autos, sauberer Verkehr und die Lust am Mobilsein: Ein Interview über die Welt in 20 Jahren.

Seite 8

21 Das Magazin der TSB Technologiestiftung BerlinAusgabe 02 | Juni 2012

Was passiert, wenn kein Technologietransfer stattfindet und Produkte veralten? Das konnten die

Konferenz teilnehmer beim Abendempfang am 31. Mai im Museum »Story of Berlin« sehen. Bis heute steht der Trabi

für die nicht wettbewerbs fähige Wirtschaft der unterge-gangenen DDR. Der guten Laune tat das keinen Abbruch!

Foto: Uwe Steinert

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Science and Technology Transfer in Berlin be-grüßen und mit Fachleuten aus ganz Europa über Technologietransfer diskutieren konnten.

Neben diesem persönlichen Austausch gibt es weitere Wege, von anderen zu ler-nen. Eine TSB-Studie, die in diesen Tagen er-scheint, untersucht den Technologietransfer in anderen europäischen Regionen und legt dar, was wir für den Life-Science-Bereich und

darüber hinaus in den anderen Clustern aus dem internationalen Vergleich lernen können.

Ich hoffe, Sie finden in der zweiten Aus-gabe unseres Magazins »21« interessante In-formationen und Anregungen.

Wenn Sie Fragen oder Ideen zum Techno-logietransfer in der Hauptstadtregion haben oder sich beraten lassen wollen, wenden Sie sich gerne jederzeit an uns.

Ihr Adolf M. Kopp

Zur Person: Dr.-Ing. Adolf M. Kopp ist seit 2008 Geschäfts-führer der TSB Innovationsagentur Berlin

TSB-Magazin | Ausgabe 02 | Juni 2012

echnologietransfer ist in vielen Bran-chen lebensnotwendig. Nur Unter-nehmen, die in der Lage sind, neue

wissenschaftliche und technologische Ent-wicklungen schnell aufzunehmen, um ihre Produkte kontinuierlich besser oder preis-werter zu machen, können ihre Marktpositi-on verteidigen und ausbauen.

Berlin-Brandenburg – mit wissenschaft-lichen Einrichtungen ge-segnet wie kaum eine andere Region und damit für das Thema bestens aufgestellt – tut vieles, um den Technologietrans-fer zu befördern. Die »Gemeinsame Innova-tionsstrategie Berlin-Brandenburg« ist ein Ausdruck hierfür. Ebenso die Transfer Allianz, die aus dem Masterplan Industrie hervorge-gangen ist. Die Strategie ist erfolgreich. Die innovationsgetriebenen Cluster entwickeln sich auch im Vergleich mit anderen Regionen Deutschlands überdurchschnittlich gut.

An diesem Prozess ist die TSB entschei-dend beteiligt. Für unsere Arbeit brauchen wir aber auch Anregungen von außen. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir Anfang Juni die Jahreskonferenz der Association of European

T

Editorial

2

Diagnostik made in Berlin Aus Europa und den USA kamen die fast 200 Teilnehmer des 4. Technologieforums »In-vitro-Diagnostics and Bioanalysis«, das am 7. und 8. Juni 2012 in Berlin stattfand. Auf dem Programm der Veranstaltung, zu der das bei der TSB angesiedelte Zentrum für Molekulare Diagnostik und Bioanalytik (ZMDB) eingeladen hatte, standen neben Vorträgen und einer Kontaktbörse auch Besichtigungstouren. Die Molekulare Dia-gnostik und Bioanalytik ist ein wichtiger Bereich der modernen Gesundheitswirt-schaft. In Berlin ist schon heute die gesam-te Wertschöpfungskette von der Grundla-genforschung bis zur Produktvermarktung vorhanden. Diese Stärke soll in den nächs-ten Jahren weiter ausgebaut werden.

Da kommt etwas in Bewegung: »Impulse aus der Zukunft« lautet eine neue Veran-staltungsreihe, die von der Max-Planck-Gesell schaft und der TSB Technologie-stiftung gemeinsam organisiert wird. Sie richtet sich an Experten aus Wissenschaft und Industrie. Präsentiert werden Ansätze aus der Grundlagenforschung, die vielver-sprechende Wege für technologische Ent-wicklungen weisen.Als erster Redner zeigte Robert Schlögl, Chemiker am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, vor welchen Heraus-forderungen die Grundlagenforschung steht, damit es gelingt, die ausgerufene

Energiewende langfristig Realität werden zu lassen. Genug Energie aus Wind und Sonne ist vorhanden. Energie kann entge-gen dem gängigen Sprachgebrauch nicht erzeugt, sondern nur verwandelt werden. Dabei verlangt die Natur allerdings einen »Zoll«, so Schlögl. Diese Verluste zu verrin-gern, die bei Umwandlung in »solar fuels« (beispielsweise Metha nol) entstehen, hält der Forscher für eine zentrale Heraus-forderung beim Umbau der Energiever-sorgung. Vielversprechende Ansätze bö-ten dabei etwa Katalysatorenmaterialien, die nanostrukturierten Kohlenstoff und Metall oxide verbinden.

Prof. Dr. Robert Schlögl, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin, und Gründungs-direktor des geplanten Max-Planck-Instituts für chemische Energiekonversion, im Gespräch mit Dr. Oliver Weinmann, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Innovation GmbH, am 15. Mai 2012 in der Berlin-Brandenburgischen Akade-mie der Wissenschaften. Foto: TSB/Philipp Görs

Energieversorgung 2050Eine neue Veranstaltungsreihe der Max­Planck­Gesellschaft und der

TSB Technologiestiftung Berlin über »Impulse aus der Zukunft«

Formvollendet gesund Ist Gesundheit chic, sexy, pfiffig, cool? Eher nicht. Könnte aber! Hilfsmittel zur Gesund erhaltung, Therapie und Pflege werden immer mehr zu Alltagsgegen-ständen. Die Grenze zwischen Medizin-produkt und anderen Gebrauchsgütern verschwimmt. Design wird daher auch für die Gesundheitswirtschaft wichtiger. Es erhöht Funktionalität und den Spaß an der Nutzung – egal ob bei Brille, Inhalator oder Fitness-App. Weil Berlin-Brandenburg im Gesundheits- und Kreativbereich viel zu bieten hat, soll ein Wettbewerb die beiden Cluster enger zusammenbringen. 60.000 Euro an Preisgeldern sind vorgesehen. Be-werbungsunterlagen gibt’s ab dem 18. Juni unter www.berlin.de/projektzukunft/wett-bewerbe. Bewerbungsschluss: 28.9.2012.

Wir brauchen Anregungen von außen und

persönlichen Austausch

Wenn Wissenschaft auf Wirtschaft trifft

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TSB-Magazin | Ausgabe 02 | Juni 2012 3

individuellen Stadtplanausschnitten. Mithil-fe von kleinen Magneten kann man darauf markieren, wo in der jeweiligen Umgebung das Auto geparkt ist. Die Gründerin kam mit nicht mehr als einer Idee zu eCOMM – am Ende der Beratung stand ein kleines, gleich-wohl erfolgreiches Online-Unternehmen.

Jedoch gehört es zu den Grundprinzipien von eCOMM, dass man ganz bewusst nicht in die konkrete Umsetzung von Vorhaben eingreift. Wackernagel und seine Kollegen stehen allerdings gerne als »Übersetzer« zur Verfügung, wenn es zwischen Gründer

und technischem Dienstleister zu Verständi-gungsproblemen kommt. Und Unternehmen können bereits eingeholte Angebote von den Experten vergleichen lassen, um einen seri-ösen, optimal qualifizierten Dienstleister zu finden. »Wir verstehen uns als unabhängige IT-Lotsen«, betont Wackernagel.

Zum Leistungsangebot von eCOMM ge-hört auch der Website-Check. Firmen kön-

nen eine bereits vorhandene Internetpräsenz zum Beispiel auf deren Benutzerfreundlich-keit überprüfen lassen und erhalten Tipps, wie diese verbessert werden kann. Ein ganz aktuelles Thema: Wie können herkömmliche Websites den Bedürfnissen mobiler Geräte wie Tablets und Smartphones angepasst wer-den? »Die Entwicklung geht dahin, Seiten so zu programmieren, dass sie sich automatisch an das Gerät anpassen, auf dem sie angese-hen werden«, sagen die Experten.

»Das Besondere am Standort Berlin ist, dass hier neben einigen Online-Riesen wie

ebay und Zalando vor al-lem sehr viele kleine Un-ternehmen angesiedelt sind«, hebt Wackernagel hervor. Für die sei es zum Beispiel wichtig, ihr »Ran-king« bei Suchmaschinen

zu verbessern oder soziale Medien wie Face-book effektiver zu nutzen.

Zu solchen und vielen anderen Fragen bietet das eCOMM-Team regelmäßig Infor-mationsveranstaltungen an. Dort hat man die Möglichkeit, mit den Fachleuten ins Gespräch zu kommen. Außerdem steht viel Wissenswer-tes auf der eCOMM-Website (www.ecomm-berlin.de) zum Download zur Verfügung.

ie funktioniert professionelles Online-Marketing? Worauf muss ein Online-Händler achten, wenn

er im Internet erfolgreich sein will? Was zeichnet eine wirklich gute Unternehmens-website aus? Das sind zentrale Fragen, mit denen sich große und mittelständische, vor allem aber auch kleine Firmen heute kon-frontiert sehen. Antworten darauf geben Carl-Philipp Wackernagel und sein Team von eCOMM Berlin.

eCOMM Berlin ist ein kostenfreies Bera-tungs- und Serviceangebot in der TSB, das als Teil der Initiative Netzwerk Elektronischer Ge-schäftsverkehr vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert wird. Der Service richtet sich in erster Linie an Exis-tenzgründer und kleinere Betriebe mit wenig IT-Erfahrung. »Gerade im Handwerksbereich besteht ein großer Nachholbedarf«, sagt Wa-ckernagel.

Die Stärke von eCOMM ist die persön-liche Beratung. Unternehmen können mit konkreten Fragen oder einer noch etwas va-gen Geschäftsidee an das Team herantreten. Die Experten suchen dann gemeinsam mit den Kunden nach einer Umsetzungsstrate-gie. So wie im Fall von Magnet Map, einem Online-Versandhandel für Magnet tafeln mit

W

Kompetenzzentrum in Sachen Internet

eCOMM Berlin: das IT­Beratungsangebot der TSB Innovationsagentur

Die besondere Stärke von eCOMM ist die

persönliche Beratung

Wo steht bloß mein Auto? Die individuellen Stadtpläne von Magnet Map helfen weiter. Die Experten von eCOMM haben bei dem Projekt Starthilfe geleistet. Foto: Magnet Map

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ie Frage ist einfach zu stellen, aber schwierig zu beantworten: Wie kann ein effektiver Technologietransfer

heutzutage aussehen? Worauf kommt es in der Region Berlin-Brandenburg an? Welche Folgen hat das für das wirtschaftliche Poten-zial? Vor allem: Was machen andere europäi-sche Länder womöglich besser? Mit all diesen Fragen hat sich Wolfgang Korek, Berater für Technologietransfer und EU-Projekte bei der TSB Innovationsagentur, in einer Studie ein-gehend beschäftigt. »Instrumente des Tech-nologietransfers. Europäische Life Science Cluster im Vergleich« heißt seine Untersu-chung, die dieser Tage erschienen ist.

Wie der Titel schon andeutet, hat sich Korek in seiner Arbeit vor allem auf die Ge-sundheitswirtschaft konzentriert. In Berlin-Brandenburg sind rund 350.000 Menschen in diesem Bereich tätig. Die Region weist zudem bundesweit die größte Forschungsdichte auf. Doch das sagt noch nicht allzu viel darüber aus, wie gut der Technologietransfer von der Wissenschaft in die Industrie funktioniert. Gibt es vergleichbare europäische Regionen, die womöglich über andere, vielleicht sogar effektivere Instrumente verfügen?

Um dies herauszufinden, hat sich Korek vier Vergleichsregionen intensiv angeschaut: den Großraum Paris, Barcelona/Katalonien, den Turiner Raum und die Region um De-brezen in Ungarn. Allen gemeinsam ist, dass dort Wert auf Lebenswissenschaften gelegt wird. Dennoch befinden sich die Gebiete in

ganz unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Paris verfügt bereits über eine Menge Erfah-rung, im ungarischen Észak-Alföld dagegen steckt vieles noch in den Kinderschuhen. Und in Berlin-Brandenburg? Koreks Fazit fällt po-sitiv aus: Die Region braucht sich in Sachen Technologietransfer keineswegs zu verste-cken. Auch wenn es bei den Themen Vernet-zung, Koordination und Geld für eigene Tools durchaus noch Nachholbedarf gibt.

Berlin-Brandenburg zeichnet nach Koreks Einschätzung vor allem ein sehr großes Spek-trum öffentlicher Unterstützungsangebote aus.

Ein erfolgreiches Beispiel ist die Initiative »TOP 50«, die von der TSB gemeinsam mit der FU Berlin, der Charité und der Uni Potsdam etabliert wurde. In den vergangenen zweiein-

halb Jahren wurden über dieses Instrument über 40 F&E-Projekte betreut. Ziel war es, Fi-nanzierung und Kooperationspartner zu fin-den, um die Vorhaben so weit zu entwickeln, dass sie für die Kommerzialisierung durch die Industrie interessant werden. Dabei wurden 10 neue Erfindungen angemeldet und rund

16 Mio. Euro mobilisiert. Der Ansatz war so erfolgreich, dass er – unter dem neuen Na-men »Ideas to Market« (i2m) auf weitere Technologiebereiche ausgeweitet wurde.

Konkret hilft i2m dabei, Technologietrans-fer zu koordinieren, also wichtige Kontakte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft herzu-stellen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Scouting. Man muss in den Universitä-ten und Forschungseinrichtungen aktiv nach wissenschaftlichen Projekten bzw. Forschern suchen, die für die kommerzielle Nutzung in-teressant sind. Allerdings kann i2m Projekte nicht aus eigenen Mitteln finanzieren.

Ein Manko, glaubt Wolfgang Korek. Und ein großer Unterschied etwa zum Großraum Paris. Dort würden Projekte direkt an den Geldgeber, eine Art Technologiepark, heran-getragen. Der entscheidet dann selbstständig darüber, ob das Vorhaben förderungswürdig ist. Es stehen also eigene finanzielle Mittel zur Verfügung, um den Technologietransfer direkt vor Ort zu unterstützen.

Barcelona geht einen anderen Weg. In Katalonien setzt man in erster Linie auf die Qualifizierung von Personal. Dahinter steht die Erkenntnis, dass es im Grunde überall in Europa an Managementerfahrung mangelt. Darunter leiden vor allem kleine Start-up- Firmen. Aus diesem Grund soll ein europä-ischer Pool für Manager aufgebaut werden. Von dem könnte dann auch die Region Berlin- Brandenburg profitieren. Das käme sicherlich auch dem Technologietransfer zugute.

Fördern mit ProgrammWie die Hauptstadtregion beim Technologietransfer

im europäischen Vergleich abschneidet – eine Studie

D

4 TSB-Magazin | Ausgabe 02 | Juni 2012

Die von der TSB Technologiestiftung heraus gegebene Studie mit vielen weiteren Informationen zu den verschiedenen Förderinstrumenten der Regionen steht zum Download zur Verfügung: www.tsb­berlin.de/Technologietransferstudie

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Herr Haugland, Anfang Juni hat in Berlin das Jahrestreffen der Association of European Science & Technology Transfer Professionals (ASTP) stattgefunden. Warum ist die deut-sche Hauptstadt als Konferenzort ausgewählt worden?Haugland: Es gab viele Gründe. Aber in erster Linie kam zum Tragen, dass die gastgebende Organisation unsere Veranstaltung vor Ort außerordentlich unterstützt hat. Außerdem ist Berlin eine wichtige Stadt mit bedeutender Vergangenheit. Das kommt einem Networking-Event wie dem unserigen sehr zugute. Schließ-lich gehören Berlin und seine Umgebung zu den dynamischsten und produktivsten Regio-nen, wenn es um Innovationen, Unternehmer-tum und Start-ups in der New Economy geht.Vor welchen aktuellen Herausforderungen steht der Technologietransfer generell?Haugland: Lassen Sie mich nur einige nennen. Da ist zum Beispiel der Wunsch, nicht einfach als »Funktion« zu gelten, sondern als eigen-ständiger Berufszweig anerkannt zu werden. Auch müssen wir damit umgehen, dass das Niveau des Risikokapitals abnimmt. Zudem ist es erforderlich, neue Modelle zu entwickeln, um Transaktionskosten in der gesamten Inno-vations-Wertschöpfungskette zu reduzieren.Das klingt nach ziemlich viel Arbeit.Haugland: Das stimmt, liegt aber auch auf der

Hand. Denn ich denke, dass dem Technologie-transfer eine gesellschaftliche Schlüsselrolle zukommt, um die Auswirkungen umfangrei-cher Investitionen in die öffentliche Forschung zu verbessern. Wir sollten uns immer darum bemühen, mithilfe des Technologietransfers im größeren Rahmen neue Perspektiven zu schaffen. Die Fachleute sind so etwas wie »Macher« und repräsentieren einen institutio-nellen Geist für das Unternehmertum. Gibt es beim Technologietransfer spezifische europäische Stärken?Haugland: Ja, die Investitionen in die For-schung und die paneuropäische Kooperation.Und was unterscheidet Europa von den USA oder Asien, wenn es um Technologietransfer geht?Haugland: Nun, das ist im Grunde ganz ein-fach: Es sind ganz generell die kulturellen Un-terschiede zwischen den Kontinenten.

Anleitung zur KooperationDie TSB, die Vereinigung der Unterneh-mensverbände in Berlin und Brandenburg e.V. sowie die ZukunftsAgentur Branden-burg haben gemeinsam einen Leitfaden für die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in der Hauptstadtregion erstellt. Die Broschüre liefert einen Über-blick über Möglichkeiten des Wissens- und Technologietransfers, die mithilfe von Fall-beispielen anschaulich vorgestellt werden. Sie zeigt zudem, welche Unterstützungs-angebote in Form von Know-how und Fördermitteln innovative Köpfe in Berlin-Brandenburg nutzen können. Denn es gibt viele Wege, um die Gräben zwischen »Elfen beinturm« und Fabrik zu überwinden und die Expertise von Forscherinnen und Forschern für die Entwicklung neuer Pro-dukte zu nutzen. Der Leitfaden steht unter www.tsb-berlin.de/tt-leitfaden zum Down-load zur Verfügung und kann bei der TSB auch kostenlos bestellt werden.

Technologie! Transfer! Navigationssysteme für Nasenoperatio-nen, Elektro-LKWs für den Gütertrans-port, intelligente Regler für moderne Heizungssysteme: Gemeinsam ist den genannten Innovationen, dass sie in en-ger Zusammenarbeit zwischen Forschern und Unternehmern aus der Region Berlin- Brandenburg entstanden sind. Der Techno-logietransfertag T3 am 5. Juni 2012 präsen-tierte solche erfolgreichen Kooperationen. Daneben gab es jede Menge Informatio-nen rund um das Thema Technologietrans-fer. Gastgeber war das neue Anwendungs-zentrum für Mikroproduktionstechnik (AMP) am Produktionstechnischen Zen-trum in Berlin. Das AMP zeigt beispiel-haft, wie Forschungseinrichtungen neue Entwicklungen begleiten können. Es bietet Forschung und Entwicklung rund um Präzi-sionsbearbeitung und Fertigung.

Zur Person: Anders Haugland ist Präsident der Association of European Science & Technology Transfer Professionals (ASTP) und Managing Director der norwegischen Beratungsfirma »Bergen Teknologioverføring«.Foto: BTO

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»Wir schaffen neue Perspektiven«

Anders Haugland über die Bedeutung des Technologietransfers, Europas Stärken

und Berlins Dynamik

Orientierungshilfe: Matrix Polar weist bei Operationen den Weg. Foto: Scopis GmbH/Xion GmbH

TSB-Magazin | Ausgabe 02 | Juni 2012

Grenzübergreifende Zusammenarbeit zeichnet Europa aus – auch beim Technologietransfer. Foto: Archiv

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Unter StromDie Hauptstadtregion wird internationales Schaufenster

für Elektromobilität

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D as Ziel ist ehrgeizig. Bis zum Jahr 2020 soll es auf Deutschlands Stra-ßen rund eine Million Elektrofahr-

zeuge geben. Das hat sich die Bundesre-gierung in Zeiten des Klimaschutzes, der Ressourcenschonung und der Energiewende auf die Fahnen geschrieben. Deshalb ha-ben vier Bundesministerien ein dreijähriges Programm aufgelegt, das ein Volumen von insgesamt 180 Millionen Euro hat. In vier »Schaufenstern Elektromobilität« soll exemp-larisch die Grundlage für dieses Verkehrspro-jekt der Zukunft gelegt werden. Die Region Berlin-Brandenburg ist Anfang April unter 23 Bewerbern als »Internationales Schaufens-ter« ausgewählt worden. Mit von der Partie sind bundesweit außerdem Baden-Württem-berg, Bayern-Sachsen und Niedersachsen. Für jede Region stehen bis zu 50 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung.

Als »Schaufenster« seien diejenigen groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben ausgewählt worden, in denen besonders innovative Elemente der Elektro-mobilität an der Schnittstelle von Energiesys-tem, Fahrzeug und Verkehrssystem gebün-delt und sichtbar gemacht werden, erläutert Thomas Meißner. Der Geschäftsbereichsleiter

Verkehr und Mobilität der TSB Innovations-agentur betont zudem, dass es bei dem prestige reichen Großprojekt nicht in erster Linie um Forschung und Entwicklung gehe, sondern darum, bereits Vorhandenes sinn-voll zu integrieren. »Wir wollen das Gesamt-system erproben, die Alltagstauglichkeit vor-bereiten.«

Die Region Berlin-Brandenburg sei dafür prädestiniert, weil sie auf dem Gebiet der Elektromobilität schon heute »sehr gut auf-gestellt ist«. Laut Meißner kommt es in den nächsten drei Jahren darauf an, eine Vielzahl von Einzelprojekten zu-sammenzuführen. Dazu gehöre etwa, verschiede-ne Dienste rund um die Elektromobilität informa-tionstechnisch zu vernet-zen, zum Beispiel für die Abrechnung des »getankten« Stroms. Dabei wird sich künftig Berlin überwiegend um die Verkehrssystemseite kümmern, in Branden-burg liegt der Schwerpunkt beim Energiesys-tem. Insgesamt sollen 35 Projekte im Kontext des Schaufensters verwirklicht werden.

Mehr als 250 Partner aus Wirtschaft, Wis-senschaft, Verbänden und Verwaltung haben

bereits erklärt, im »Internationalen Schau-fenster Elektromobilität« zusammenarbeiten zu wollen. Darunter auch neun der zehn welt-weit größten Automobilunternehmen und Branchenführer aus der Zulieferindustrie, der Energietechnik und dem Transportbereich. Jetzt müssten auf Basis der Absichtsbekun-dungen konkrete Projektanträge erstellt wer-den, hebt Meißner hervor.

Die Koordination liegt in den Händen der »eMO – Berliner Agentur für Elektromobili-tät«, die von der Berlin Partner GmbH und der TSB Innovationsagentur getragen wird. eMO

bündelt die Kompetenzen aus Wirtschaft, Wissen-schaft, Politik und Ver-waltung mit dem Ziel, die Hauptstadt zur Vorreiterin für innovative und nach-haltige Elektromobilität

zu entwickeln. Dementsprechend groß ist die Freude über das »Schaufenster Berlin-Bran-denburg«. Die Auszeichnung sei ein Erfolg für die Hauptstadtregion und ein großer weiterer Schritt zum Ziel, Leitmetropole in Europa zu werden, sagt eMO-Leiter Gernot Lobenberg. »Denn Elektromobilität ist Berlin-Branden-burg wie auf den Leib geschneidert.«

Flotter Flitzer: Autohersteller entwickeln immer neue Konzepte für strombetriebene Fahrzeuge. Auch im Sportwagenbereich. Foto: Renault

TSB-Magazin | Ausgabe 02 | Juni 2012

»Wir wollen die Alltagstauglichkeit

vorbereiten.«

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aktiv von Menschen gestaltet wird«, sagt Fi-scher. Die Produkte mussten nicht unmittel-bar realisierbar oder moralisch unbedenklich sein. So entstand das Weingummi mit Chillige-schmack, das Alkohol im Körper bindet. Oder der Wackelpudding ›fast learning‹. Dieser hilft dem Namensgedächtnis während einer Cock-tailparty auf die Sprünge und erleichtert den Lernmarathon am Wochenende.

Die Schüler recherchierten mit viel Spaß und Engagement, welche Wirkstoffe in der Zukunft derartige Effekte haben könnten, und modellierten im Klassenraum ihr Pro-dukt zunächst mit Knete. In Zweiergruppen überlegten sie dann, mit welchen Zutaten es ihnen gelingen könnte, dass ihre Erzeugnisse

die gewünschte Zielgruppe auf möglichst viele Arten anspricht und die – fiktive – Funktion des Produkts kommuniziert. In der Schul-küche konnten die Teams schließlich ihre Rezepte ausprobieren, gegenseitig ihr »food« verkosten und die Ideen diskutieren.

»Die Schüler sind sehr offen gegenüber Bio- und

Nanotechnologie«, sagt Designerin Simon. Sie betont aber, dass auch viele kritische Fragen gestellt und offen diskutiert wurden. Kostpro-ben der kulinarischen Reise in die Zukunft werden auf dem Jahresem pfang der TSB ge-reicht. Guten Appetit!

Wackelpudding »Schnelles Lernen«

Zukunft in der Küche – ein Schülerworkshop der TSB über Functional Food

Rund ums FliegenAuftrieb und Vortrieb, Profilsehne und Anstellwinkel: Wieso ein schweres Flug-zeug sich in die Lüfte erhebt und fliegt, ist gar nicht so leicht zu erklären. Am besten geht es mit Experimenten, bei denen man im Kleinen physikalische Gesetze erleben kann. Um einen Hubschrauber nachzu-bauen, braucht man beispielsweise nur ein viereckiges Blatt Papier, das richtig geklappt und gefaltet werden muss, eine Schere und eine Büroklammer. Fertig! Wenn dann noch einer erklärt, wieso es funktioniert, ist man spielend klüger geworden. Entsprechend groß war das Interesse beim Stand »Rund ums Fliegen« bei den Publikumstagen am 12. und 13. Mai 2012 auf dem neuen Berliner Flughafen BER, den die TSB gemeinsam mit dem Forschergarten aus Berlin-Buch orga-nisiert hatte.

Technik? Einfach klasse! Rund 200 Berliner Schulklassen mit etwa 4.500 Kindern werden im August an den TSB-Aktionstagen teilnehmen, die die Technologiestiftung jährlich durchführt, um Kinder der 3. bis 6. Klasse für Naturwis-senschaft und Technik zu begeistern. Die dreitägige Veranstaltung, die in diesem Jahr erstmals in den Räumen der Humboldt-Uni-versität Berlin stattfinden wird und für die die TSB eng mit den Berliner Schülerlabo-ren zusammenarbeitet, bietet altersgerech-te Workshops und Experimente zu natur-wissenschaftlich-technischen Themen. Die Kinder können beispielsweise Experimente zum Magnetismus machen, die Inhaltsstof-fe von Honig ermitteln oder herausfinden, wie das menschliche Auge funktioniert.

Früh übt sichFast 38.000 Schülerinnen und Schüler haben 2011 eines der mittlerweile 16 im Netzwerk GenaU zusammengeschlossenen Schülerlabore in Berlin und Umgebung be-sucht. Zudem nahmen 500 Lehrerinnen und Lehrer sowie fast 1.000 Lehramtsstudenten an GenaU-Weiterbildungsangeboten teil. Norbert Quinkert, Vorstandsvorsitzender der TSB Technologiestiftung freut sich: »Das sind beeindruckende Zahlen. Wir kommen dem Ziel, dass alle Kinder der Hauptstadt-region einmal in ihrer Schulkarriere ein GenaU-Schülerlabor besuchen, immer nä-her. Untersuchungen belegen, dass Experi-mente und sinnliche Erfahrungen, wie sie die Schülerlabore bieten, mehr Neugierde und Offenheit für Naturwissenschaft und Technik bewirken als viele Worte.« Die TSB gehört zu den Hauptförderern des Schüler-labornetzwerks GenaU.

oldene Zuckerkugeln in rosa Gelee, türkisfarbene Mousse zwischen Bis-kuitscheibchen und blaue Gelee-

würfel mit Glitzerstreuseln, die aussehen wie große Eisbonbons – so stellt sich eine Gruppe von Schülern des Oberstufenzentrums Er-nährung und Lebensmitteltechnik der Emil-Fischer-Schule in Reinickendorf das Essen der Zukunft vor. In einem von der TSB initiierten viertägigen Workshop zum Thema Functional Food gingen sie der Frage nach, wie wir in der Zukunft unseren Körper, unsere Psyche und unser Verhalten mit Hilfe von Lebensmitteln bewusst beeinflussen werden.

Lebensmittel, die aufgrund von zugesetz-ten Inhaltsstoffen eine über die Ernährung hinausgehende Funktion haben, sind bereits heute verbreitet. Im Workshop haben die Schüler aber weit über Energydrinks und prä-biotisches Joghurt hinaus-gedacht. Sie entwickelten komplette Zukunftsszenari-en und eine Marketingstra-tegie für ihr Angebot. Un-terstützt wurden sie dabei von den Designern Helge Fischer und Ann-Kristina Simon von Bold Fu-tures, einem Studio für Innovationskommuni-kation, das sich auf die Entwicklung solcher Zukunftsszenarien spezialisiert hat.

»Die Schüler erfahren im Workshop, dass die Zukunft nicht einfach passiert, sondern

G

TSB-Magazin | Ausgabe 02 | Juni 2012

Das Auge isst mit. Eine Schülergruppe kreiert das Essen der Zukunft. Foto: Bold Futures, Berlin

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Frau Professor Lenz, wie werden sich Verkehr und Mobili-tät in Zukunft verändern?Lenz: Die Bedeutung von Mobilität wird kaum geringer werden. Angesichts der zunehmenden Dichte in den Städten und den damit verbundenen Verkehrs- und Umweltproblemen werden aber die Verkehrsmittel des Umweltverbundes – der öffentliche Verkehr, das Fahr-rad und die Füße – wichtiger werden. Neue Mobilitäts-konzepte und Technologien werden dafür sorgen, dass wir uns viel besser mit diesen unterschiedlichen Ver-kehrsmitteln zurechtfinden. Aus der Freude am Fahren wird die Lust am Mobilsein!Welche Rolle wird E-Mobilität spielen?Lenz: Elektromobilität ist kein Allheilmittel, aber sie kann einen wichtigen Beitrag leisten, um den Verkehr sauberer und leiser zu machen. Natürlich wissen wir mittlerweile alle, dass die positiven Effekte nicht von den Elektroautos alleine kommen, sondern dass es gleichzeitig auf den richtigen Strommix ankommt. Elek-tromobilität und Energiewende sind deswegen eng ver-bunden. Es wird auch nicht ausreichen, die konventio-nellen Autos durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen. Autos produzieren nicht nur Schadstoffe, sondern benötigen auch viel Platz. Deshalb werden parallel zu den neuen Fahrzeugkonzepten auch kluge Nutzungskonzepte ent-wickelt. Die Hauptstadtregion als »Schaufenster Elektro-mobilität« wird hierfür ein einzigartiges Testfeld sein.Welche Bedeutung wird das Auto in 20 Jahren haben?Lenz: In jedem Fall spielt das Auto weiterhin eine wich-tige Rolle für unsere individuelle Mobilität. Ich bin si-cher, dass es auch weiterhin viele Menschen geben wird, denen einfach das Auto als solches Spaß macht. Wie müssen sich die Fahrzeuge selbst verändern, um den veränderten Verkehrsanforderungen gerecht zu werden? Lenz: Die Frage stellt sich gerade für Ballungsräume. Wenn wir dort weiter Auto fahren wollen, dann emis-sionsfrei und »intelligent«. Das Auto muss dem Fahrer sagen, welches die sinnvollsten Routen sind, wo es am besten abgestellt werden kann oder ob man besser auf den Bus umsteigt. Schick darf das Auto trotzdem sein.

Die Welt in 20 JahrenBarbara Lenz über die Lust am Mobilsein, sauberen Verkehr

und intelligente Autos

Zur Person: Prof. Dr. Barbara Lenz ist Leiterin des Insti tuts für Verkehrsforschung des Deutschen Zen trums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof und Inhaberin der DLR-Sonderprofessur für Verkehrs geografie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

TSB-Magazin | Ausgabe 02 | Juni 2012

Herausgeber: TSB Technologiestiftung Berlin, Fasanenstr. 85, 10623 Berlin Redaktion: Christian Böhme, Frauke Nippel, Thilo SpahlLayout: Carmen KlauckeProduktion: Verlag Der Tagesspiegel, Askanischer Platz 3, 10963 BerlinKontakt: [email protected], www.tsb-berlin.de

Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin und der Investitions bank Berlin, kofinanziert von der Europäischen Union – Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft.

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Ferienzeit ist Lesezeit!

Nicht nur für Segler: Die Sprache des WindesPoetisch und doch äußerst präzise beschreibt die Beaufortskala Windstärken, indem sie deren Auswir-kungen auf die Umwelt schildert. Der amerikanische Journalist Scott Huler porträtiert den Namensgeber und recherchiert, wie die Skala entstanden ist. Ein Stück Naturwissenschaftsgeschichte, spannend, hu-morvoll und unterhaltsam erzählt. Scott Huler: Die Sprache des Windes. Wie ein Admiral aus dem 19. Jahrhundert Wissenschaft in Poesie verwandelte. Mare Verlag 2009

Die Welt wird immer besserDer Originaltitel »The Rational Optimist« sagt noch deutlicher, worum es dem Wissenschaftsjournalis-ten Matt Ridley geht: zu zeigen, dass der verbreitete technologie- und wachstumsskeptische Kulturpes-simismus in historischer Perspektive haltlos ist. Der deutsche Titel bringt dafür das Erfolgsrezept für Fort-schritt auf den Punkt: Kooperation und Innovation. Matt Ridley: Wenn Ideen Sex haben. Wie Fortschritt entsteht und Wohlstand vermehrt wird. DVA 2011

Der andere Stadtführer: Einsteins BerlinAlbert Einstein lebte von 1914 bis 1932 in Berlin. Dieter Hoffmann, Forscher am Max-Planck-Institut für Wis-senschaftsgeschichte, führt uns durch die Wohnungen des berühmten Physikers, seine Wirkungsstätten und seinen Bekanntenkreis. Einstein, dessen Allgemeine Relativitätstheorie 1916 veröffentlicht wurde, war in seiner Berliner Zeit auf der Höhe seines Ruhms. Dieter Hoffmann: Einsteins Berlin. Auf den Spuren eines Genies. Wiley-VCH Verlag 2006