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Schinkel in Berlin

Schinkel in Berlin - TU Dortmund · Altes Museum 18 Schloßbrücke 20 Neue Wache 22 Friedrichswerdersche Kirche 24 Bauakademie 26 Schauspielhaus 28 Ausstellung 30 Literaturempfehlungen

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Schinkel in Berlin

2 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

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ExkursionSchinkel in Berlin

Wintersemester 2012/13

4 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Technische Universität DortmundFakultät Architektur und Bauingenieuwesen

Grundlagen und Theorie der BaukonstruktionUniv.-Prof. Dr.-Ing. Paul KahlfeldtDipl.-Ing. Kai Becker Wiss. MADipl.-Ing. Alexandra Schmitz Wiss. MADipl.-Ing. Eugen Jagen Wiss. MADr. Fabian Ludovico Wiss. MAT + 49 (0) 231 755 [email protected]

Geschichte und Theorie der Architektur

Prof. Dr. Wolfgang SonneDipl.-Ing. Dr. Sonja Hnilica Wiss. MADr. Markus Jager Wiss. MADipl.-Ing. Katrin Lichtenstein Wiss. MADipl.-Ing. Arch. Regina Wittmann Wiss. MAT +49 (0)231 755 [email protected]

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Inhalt

Vorwort 6

Termine 8

Potsdam

Schloß Glienicke 10

Nikolaikirche 12

Schloß Charlottenhof 14

Römische Bäder 16

Berlin

Altes Museum 18

Schloßbrücke 20

Neue Wache 22

Friedrichswerdersche Kirche 24

Bauakademie 26

Schauspielhaus 28

Ausstellung 30

Literaturempfehlungen 32

Quellenverzeichnis 34

6 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Schinkel in Berlin

Die Sphäre des Artistischen, welche allein mir zusagt, hat in meiner Ansicht eine so unendliche Ausdehnung, daß ein Menschenleben viel zu kurz für sie ist. Mit Bekümmernis fühle ich, daß ich unter anderen Verhältnissen noch mehr darinnen hätte leisten können, daß ich aber innerlich zerrissen werde durch Arbeiten, zu denen ich Zeit meiner eigentlichen Bestimmung entziehen muß. Karl Friedrich Schinkel

In Anbetracht des Umfangs seines facettenreichen Schaffens ist es kaum vorstellbar, dass Schinkel sein Künstlertum noch zu wei-teren Höhen hätte treiben können. Und doch sah er sich durch seine preußische Amtstätigkeit darin eingeschränkt. Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) war der einflussreichste deutsche Architekt des 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus war er Maler, Graphiker, Bühnenbildner, Kunstschriftsteller, Raum- und Objektgestalter.

Mit seinen Bauten hat er wie kein anderer das historische Zen-trum Berlins geprägt. Auch heute ist noch erfahrbar, dass es sich nicht nur um Einzelgebäude, sondern um Teile eines von Schinkel erdachten Gesamtzusammenhangs handelt. Das erste von Schinkel in Berlin 1916 erbaute Bauwerk ist die Neue Wache. Es folgten das Wachgebäude, das Schauspielhaus, die Schloss-brücke, das Alte Museum, die Friedrichswerdersche Kirche und schließlich die Bauakademie.

Schinkel sah auf der Berliner Akademie-Ausstellung 1797 den Entwurf eines Denkmals für Friedrich den Großen für den Leip-ziger Platz von Friedrich Gilly (1772-1800). Diese Erfahrung soll in ihm den Wunsch geweckt haben, selbst Architekt zu werden. Er trat als Schüler in das Atelier Gillys ein, der stark von den franzö-sischen Revolutionsarchitekten beeinflusst war, sich aber ebenfalls für die Werke der Gotik begeisterte. Im Spannungsfeld zwischen Klassizismus und Neogotik würde sich auch das Werk seines

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Schülers Schinkel entwickeln: Das Alte Museum mit seiner Kollo-nade von 18 ionischen Säulen einerseits, die Friedrichswerdersche Kirche mit ihrer durch englische Vorbilder beeinflussten gotischen Backsteinfassade andererseits.

Durch die Vermittlung Wilhelm von Humboldts trat Schinkel 1810 in den Staatsdienst ein und wurde Geheimer Oberbauassessor bei der Technischen Oberbaudeputation. Er prüfte die Entwürfe für öffentliche Bauten unter ästhetischen Gesichtspunkten und erhielt die Aufgabe, die Denkmalpflege in Preußen zu etablieren. 1829 wurde Schinkel zum Hofarchitekten ernannt und 1838 schließlich zum Oberlandesbaudirektor, womit er auf dem Hö-hepunkt seiner Baumeisterkarriere angelangt war. Als oberster Baubeamter Preußens beeinflusste er die gesamte Architektur des Landes.

Nachdem Schinkel am 9. September 1840 einen Schlaganfall er-litt, verfiel er bis zu seinem Tod am 9. Oktober 1841 in lähmende Apathie und ein quälendes Siechtum.

Bis heute stellen sich Architekten in Schinkels Nachfolge und apostrophieren damit seine Bedeutung als Baumeister am Beginn der Moderne. Ludwig Mies van der Rohe erklärte zu der von ihm errichteten Neuen Nationalgalerie (1962-1968), sie stehe mit ihrem „klaren und strengen Bau […] im Einklang mit der Schin-kelschen Tradition Berlins.“

8 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Termin Ort + Aktivität €*

01.12.2012 Potsdam

11:45 Treffpunkt Schloss Charlottenhof

12:00 - 14:00 Parkrundgang Sanssouci Charlottenhof und Römische Bäder

6,5

Tram 1,4

14:30 - 15:30 Lunch im Pfeffer & SalzBrandenburgerstr. 47

>7

Tram 1,4

16:00 - 18:00 Führung Schloss Glienicke 5,5

Bahn 3,1

19:00 - Gemeinsames Kochen + Essen bei Paul Kahlfeldt

10

02.12.2012 Berlin

10:00 Treffen am Alten Museum

10:15 - 11.15 Besichtigung Altes Museum 4

11:30 - 14:00 Schinkelspaziergang:

-Schloßbrücke

-Neue Wache

-Friedrichswerdersche Kirche

-Bauakademie

- Schauspielhaus

14:00 - 14:30 Lunch auf dem Weihnachtsmarkt

-

S-Bahn 1,4

15:15 - 17:15 Führung Ausstellung Schinkel in Berlin 3,5 *Eintritt, Fahrtkosten etc..Die Führungen werden vor Ort bezahlt,. Bitte Eintrittsgeld passend mitbringen.

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Karl Friedrich Schinkel 1826, Gemälde von Carl Begas

10 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Schloss Klein-Glienicke, 1824-37

Königstr. 36, 14109 Berlin

Prinz Karl, der dritte Sohn des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., erwarb 1824 den Gutshof Glienicke am südwest-lichen Rand Berlins, zu dem ein großzügiger Park mit zahlreichen weiteren Bauten gehörte. Bereits 1814 hatte Schinkel das Innere des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert für den vorherigen Besitzer Staatskanzler Karl August von Hardenberg angepasst. Für Prinz Karl baute Schinkel das Schloss erneut um und schuf bis 1837 weitere Anlagen am Rand des Parks. Dazu gehörte der Umbau des Billardhauses zu einem Kasino mit Blick auf die Havel, des südwestlich davon gelegenen Teehauses, des als Jägerhof bezeichneten Komplexes aus Zweckbauten für die Jagd im äußer-sten Nordosten des Grundstücks, sowie der komplette Neubau der so genannten „Großen Neugier“ südlich des Schlosses, wel-che als höher gelagerter Aussichtspunkt auf den Verkehr über die ebenfalls von Schinkel projektierte neue Glienicker Brücke fun-gierte. Hauptaugenmerk der Umgestaltung lag auf der subtilen Verbindung von Architektur und landschaftlicher Umgebung, die Schinkel mit Details wie etwa den breit angelegten Pergolen des Kasinos, deren Rankenpflanzen harmonisch die Verschmelzung von Natur und Architektur veranschaulichen, schuf. Wie schon auf der Pfaueninsel war die Parkgestaltung eine Zusammenarbeit mit Peter Joseph Lenné.

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Schloss Glienicke

12 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Nikolaikirche, 1830-35

Am Alten Markt, 14467 Potsdam

Anstelle eines Jahrzehnte zuvor abgebrannten Vorgängerbaus er-richtete Schinkel von 1830 bis 1835 die Potsdamer Nikolaikirche über einen quadratischen Grundriss. Die von Anfang an geplante Kuppel strich Friedrich Wilhelm III. aus Kostengründen. Sie wurde erst nach Schinkels Tod unter dem neuen König Friedrich Wilhelm IV. realisiert. Als Widerlager für die mächtige Tambourkuppel mussten die Ecken des Schinkel’schen Baues verstärkt werden, die Ludwig Persius als Glockentürme gestaltete. Nach schweren Zer-störungen im Zweiten Weltkrieg, die das gesamte Ensemble des Alten Marktes aus Nikolaikirche, Altem Rathaus und Stadtschloss betrafen, wurde das Äußere der Kirche bis 1962 rekonstruiert, das Innere ab 1970 an die modernen Bedürfnisse angepasst, wo-bei die Schinkel’sche Gestaltung die Leitlinie blieb. Zuletzt wurde 2004 im Zuge der Rekonstruktion des Alten Marktes die Nord-fassade restauriert und das Niveau des Platzes etwas abgesengt, sodass die Treppenstufen zum Eingangsportal auf die ursprüng-liche Zahl erweitert werden konnte.

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Nikolaikirche

14 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Schloss Charlottenhof, 1826-27

Park Sanssouci, Geschwister-Scholl-Straße 34a, 14471 Potsdam

Weihnachten 1825 erhielt Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) von Preußen das am Rande des Parks von Sanssouci gelegene baro-cke Gutshaus Charlottenhof zum Geschenk, das Schinkel in den folgenden Jahren zum Sommersitz des Prinzen umbaute. Das Schloss, gebettet in die Parkanlage von Peter Joseph Lenné, gehört zu den herausragenden Werken eines malerischen Klassizismus. In ihm verbinden sich antike Villenvorstellungen mit zeitgenössischen englischen Gartentheorien nach Humphrey Repton. Die Ausstat-tung ist weitgehend authentisch erhalten, darunter ein extrava-gantes Zeltzimmer. Eine in der Wand verschwindende Schiebetür bildet das Hauptportal zu dem neun Zimmer umfassenden Wohn-bereich des Schlosses. In der Eingangshalle steht seit 1843 ein Brunnen aus Bronze, den Schinkel 1829 für den Hof des Gewerbe-Instituts in Berlin entworfen hatte. Ein erkerähnliches englisches Baywindow bietet vom Schlafzimmers aus einen weiten Ausblick in die Parklandschaft. Der Gartensaal ist als „Raffael-Zimmer“ gestal-tet. Er leitet in eine Säulenvorhalle über, von der aus eine erhöht gelegene Terrasse zu betreten ist. Den Abschluss der Terrasse bildet eine halbrunde römische Exedrabank, von welcher der Blick auf das Neue Palais im Park von Sanssouci fällt. Die mit Weinreben bepflanzte Pfeilerpergola bildet den Abschluss der Terrasse nach Süden. Sie steht beispielhaft für das Gesamtkonzept Schinkels, das ein Zusammenwirken und Verschmelzen von Architektur und Natur zum Ziel hatte.

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Römische Bäder

16 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Gärtnerhaus und Römische Bäder, 1824-39

Park Sanssouci, , Geschwister-Scholl-Straße 34a. 14471 Potsdam

Als mein „Siam“ bezeichnete Kronprinz Friedrich Wilhelm (IV.) seinen Sommersitz Charlottenhof, zu dem auch ein Haus für die Hofgärtner und die Römischen Bäder gehörten. Nach Schin-kels Entwürfen wurde diese nordöstlich des Schlosses liegende Gebäudegruppe zwischen 1824 und 1839 errichtet. Den Bau überwachte Schinkels Schüler Ludwig Persius. Beide Bauten gehen auf Ideen Friedrich Wilhelms (IV.) zurück, der auch in die Bauplanungen eingriff. Die unterschiedlich großen teils offenen, teils geschlossenen Gebäudeteile – im Zentrum das Gärtnerhaus mit Turm, die Große Laube oder die nach Beschreibungen des antiken Autor Plinius des Jüngeren gestalteten Baderäume – an-tizipieren das moderne Prinzip der Komposition mit Baumodulen. Verbunden werden die Architekturen durch Pergolen und Bogen-gänge. Vorbild für die Gestaltung der Anlage waren italienische Landhäuser, die Schinkel auf seinen Italienreisen studiert hatte. Ernstere Stimmungen werden durch den 1830 errichteten, sich im Wasser spiegelnden Podiumstempel mit dem Erinnerungsgar-ten für Luise und Friedrich Wilhelm III. aufgerufen. Die ab 1839 errichteten römischen Bäder sind an Bauten angelehnt, wie sie aus Pompeji bekannt waren.

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Römische Bäder

18 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Altes Museum, 1824-30 und Lustgarten, 1829-33

Am Lustgarten, 10178 Berlin

Das Alte Museum am Lustgarten gehört zu den Berliner Haupt-werken Schinkels und war Teil umfassender städtebaulicher Umbaumaßnahmen mit dem Ziel, eine „in der Nähe der schöns-ten Gebäude Berlin’s gelegene, sehr unscheinbare Gegend durch einen stattlichen Bau zu verschönern“. Um den repräsentativen Bauplatz neben dem alten Dom und gegenüber dem Schloss zu gewinnen, wurden die alten Packhofanlagen an den Kupfergra-ben verlegt und dieser zugleich für die Schifffahrt erweitert. Mit der monumentalen Säulenhalle der Hauptfassade und der Ro-tunde im Inneren des Baues zitierte Schinkel wesentliche Bauten der antiken Architektur: die griechische Stoa und das römische Pantheon. Deutlich wird hier der Anspruch Berlins als „Spree-Athen“. Das Alte Museum war der erste Museumsbau Preußens. Im zweiten Obergeschoss war die Gemäldesammlung unterge-bracht, im ersten Obergeschoss die Sammlung antiker Skulpturen und im Erdgeschoss das Kupferstichkabinett. Das Alte Museum wurde nach schweren Kriegsschäden bis 1966 wieder aufgebaut. Es wird heute allein von der Antikensammlung genutzt. Im Zuge des Museumsneubaus wurde der zuvor als Exerzierplatz genutzte Lustgarten zu einem urbanen Schmuckplatz umgestaltet, an dem sich die Neugestaltung von 1999 orientiert.

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Altes Museum Perspektive Treppe

20 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Schlossbrücke, 1821-24

Unter den Linden (am Lustgarten), 10117 Berlin

Die Öffnung der Schlossinsel (heute Museumsinsel) zum Stadt-gebiet, besonders zum westlich gelegenen Forum Fridericianum mit Königlicher Oper, Bibliothek und dem Palais des Prinzen Heinrich (heute Humboldt-Universität) an der Straße Unter den Linden machte den Neubau dieser repräsentativen Brücke über den dazwischen liegenden Spreearm notwendig. Die durchbro-chenen und mit maritimem Schmuck ausgestatteten Geländer der monumentalen Schlossbrücke wurden in der damals inno-vativen Technik des Eisenkunstgusses hergestellt, der Schinkel sehr zugetan war. Der mittlere Bogen der heutigen Brücke war im ursprünglichen Zustand als Klappbrücke konstruiert worden und konnte für Schiffdurchfahrten geöffnet werden. Die acht an antiken Vorbildern orientierten Skulpturengruppen über den Brückenpfeilern erzählen in idealisierter Weise den Werdegang des Kriegers von seiner ersten Ausbildung bis hin zur Entrückung in den Olymp nach dem Tod auf dem Schlachtfeld. Als Beglei-terinnen des Kriegers treten Athena, die Göttin des gerechten Krieges, und Nike, die Göttin des Sieges, auf. Die Schlossbrücken-Figuren waren nach dem Krieg in West-Berlin und wurden erst in den 1980er wieder aufgestellt.

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Schlossbrücke

22 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Neue Wache, 1816-18

Unter den Linden 4, 10117 Berlin

Die 1818 vollendete Neue Wache war Schinkels erster bedeu-tender ausgeführter Bau. Er errichtete ihn in städtebaulich herausgehobener Lage am östlichen Ende der Straße Unter den Linden zwischen dem Zeughaus und dem Palais des Prinzen Hein-rich (heute Hauptgebäude der Humboldt-Universität). In dem Bau waren die Wachsoldaten für das gegenüber liegende Königliche Palais untergebracht, das Friedrich Wilhelm III. seit seiner Kron-prinzenzeit bewohnte (heute Kronprinzenpalais). Darüber hinaus war das Gebäude als Denkmal der Befreiungskriege (1813-15) konzipiert. Diese Doppelfunktion brachte Schinkel zum Ausdruck, indem er den Bau nach dem Vorbild eines römischen Castrums errichtete, das er mit einer repräsentativen griechischen Tempel-front versah. Das Skulpturenprogramm nimmt die Thematik um Sieg, Ehre, Trauer und Gedenken auf: Das Relief im Giebelfeld zeigt Aufbruch, Sieg, Sturz und Tod eines Kriegers, Viktorien zie-ren das Gesims darunter, und rechts und links der tempelartigen Front wurden 1822 die von Christian Daniel Rauch aus Carrara-Marmor gefertigten Standbilder der Generäle Scharnhorst und von Bülow aufgestellt (heute gegenüber der Neuen Wache). 1930 funktionierte der Architekt Heinrich Tessenow die Neue Wache zu einem Ehrenmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten um. Heute dient die Neue Wache als Zentrale Gedenk-stätte der Bundesrepublik Deutschland für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Von außen nahezu unverändert, wurde zu diesem Zweck der mehrfach umgebaute und im Zweiten Welt-krieg zerstörte Innenraum 1993 in der reduzierten, kühlen Gestal-tung Tessenows wiederhergestellt. Die Mitte des Raumes nimmt die Bronzeplastik „Mutter mit totem Sohn“ von Käthe Kollwitz ein. Die Aufstellung führt bis heute zu Kontroversen.

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Neue Wache

24 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Friedrichswerdersche Kirche, 1824-30

Werderscher Markt (in der Nähe des Schlossplatzes), 10117 Berlin

Die Friedrichswerdersche Kirche war der erste bedeutende ziegelsichtige Bau, der nach dem Mittelalter in Berlin errichtet wurde. Zunächst im antiken Stil geplant, schuf Schinkel auf Anregung Kronprinz Friedrich Wilhelms (IV.) mehrere Entwürfe im „Mittelalterstil“, von denen einer zur Ausführung kam. Eine englisch-klassizistisch inspirierte, schlichte und sachliche Neugotik bestimmt die Formensprache des Bauwerks. Zusammen mit der in unmittelbarer Nachbarschaft errichteten Bauakademie stand die Friedrichswerdersche Kirche am Anfang einer Renaissance des „Ziegelrohbaus“, die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sowohl im Kirchen- wie im Anstalts- und Industriebau anhielt. Leichtere Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg an der Kirche wur-den zunächst provisorisch behoben. Im Rahmen der Ehrungen zum 200. Geburtstag Schinkels 1981 wurde eine durchgreifende Renovierung beschlossen, nach deren Abschluss 1987 die Kirche als Dependance der Nationalgalerie für die Skulptur der Schin-kelzeit eröffnet wurde. Die Friedrichswerdersche Kirche gehört zu den wenigen Bauten Schinkels, die ihr ursprüngliches Erschei-nungsbild auch im Inneren weitgehend bewahrt haben.

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Friedrichswerdersche Kirche

26 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Bauakademie, 1832-36

Werderscher Markt (in der Nähe vom Schlossplatz), 10117 Berlin

Aufgrund der unzureichenden Ausbildungsmöglichkeiten für Ar-chitekten, die im Zuge der Industrialisierung zunehmend vor neue Bauaufgaben gestellt waren, gründete sich 1799 die „Allgemei-ne Bauschule“, die anfangs im Münzgebäude am Werderschen Markt untergebracht war. Unweit dieses Baues errichtete Schinkel die Bauakademie, mit der er zugleich seinen Schlusspunkt unter die städtebauliche Neuordnung des alten Berliner Stadtzentrums setzte. Im Erdgeschoss der Bauakademie sah Schinkel Läden vor. Im ersten Hauptgeschoss waren die Unterrichtsräume unterge-bracht, im zweiten Geschoss die Oberbau-Deputation, deren Direktor Schinkel seit 1830 war, sowie Schinkels Dienstwohnung. In den Arbeitszimmern der Wohnung wurde nach Schinkels Tod das Schinkel-Museum eingerichtet. Nach schweren Kriegsschäden wurde 1951 mit dem Wiederaufbau der Bauakademie begon-nen. Zehn Jahre später wurde der fast fertige Bau im Rahmen der „Sozialistischen Umgestaltung des Stadtzentrums“ von Berlin abgerissen und an seiner Stelle das Außenministerium der DDR errichtet, das wiederum 1995 im Zuge der Wiedergewinnung der historischen Mitte Berlins abgetragen wurde. Danach wurde in alter Handwerkstechnik die Nordostecke der Bauakademie wiedererrichtet. Der Wiederaufbau der gesamten Bauakademie ist geplant.

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Bauakademie

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Schauspielhaus, 1818-21

Gendarmenmarkt 2, 10117 Berlin

Mitten auf dem Gendarmenmarkt, zwischen den Turmbauten des Deutschen und Französischen Domes aus dem 18. Jahrhun-dert errichtete Schinkel sein Schauspielhaus, das 1821 mit einem Prolog von Goethe eröffnet wurde. Der Vorgängerbau – aufgrund seiner wenig glücklichen Dachform volkstümlich „der Koffer“ ge-nannt – war 1817 abgebrannt. Von ihm musste Schinkel Teile der Grundmauern sowie die sechs ionischen Säulen an der Front wie-der verwenden. Schinkel gliederte den Bau in drei Teile, in denen er verschiedene Nutzungen unterbrachte. In der Mitte lag das eigentliche Theater mit Zuschauerraum und Bühne. Zu ihm führt die breite Freitreppe herauf. Die Seitentrakte ordnen sich diesem Bauteil unter. In ihnen waren links ein Konzertsaal und rechts die Verwaltung, Werkstätten usw. untergebracht. 1883/84 wurde der Bau mit einer Sandsteinverkleidung versehen, und am Anfang des 20. Jahrhunderts der Zuschauerraum im Stil des Neubarocks umgebaut. Das Schauspielhaus wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und in den 1980er Jahren als Konzerthaus mit mehreren Sälen wieder aufgebaut.

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Schauspielhaus

30 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Karl Friedrich Schinkel. Geschichte und Poesie

7. September 2012 – 6. Januar 2013Kulturforum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

Eine Ausstellung des Kupferstichkabinetts, Staatliche Museen zu Berlin. In Kooperation mit der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München. Unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Joachim Gauck.

Schinkel: der Architekt, der Maler und Zeichner, der Bühnenbild-ner, der Designer. Schinkel der Universalkünstler. Mit ca. 300 Ex-ponaten zeigt die einzigartige Schau des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin am Kulturforum das ganze Spek-trum seines Schaffens. Das Museum kann dabei aus dem Vollen schöpfen. Mit über 5.000 Zeichnungen und Graphiken ist es der Hüter von »Schinkels Erbe«. Hinzu kommen die herausragenden Gemälde der Nationalgalerie und kostbare Einzelstücke aus dem Kunstgewerbemuseum, nicht zu vergessen die erhaltenen Bau-werke im Zentrum Berlins und dem nahen Umland. Ohne Leih-gaben ist eine solche Ausstellung nicht zu meistern. Zahlreiche Museen und Sammlungen aus dem In- und Ausland trennen sich auf Zeit von ihren Schätzen, um sie in Berlin am Kulturforum un-ter den Leitthemen »Geschichte« und »Poesie« zu präsentieren.

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Bühnenbild für die Königin der Nacht

32 Schinkel in Berlin_Wintersemester 2012/13

Literaturempfehlungen

Cramer, Johannes u. Laible, Ulrike u. Nägelke, Hans-Dieter (Hrsg.): Karl Friedrich Schinkel. Führer zu seinen Bauten, Band I: Berlin und Potsdam, München u. Berlin 2006.

Ibbeken, Hillert u. Blauert, Elke (Hrsg.): Karl Friedrich Schinkel. Das archi-tektonische Werk heute, Stuttgart u. London 2001.

Ohff, Heinz: Karl Friedrich Schinkel, Berliner Köpfe, Berlin 2003.

Pundt, Hermann G.: Schinkels Berlin, Frankfurt a.M. u. Berlin u. Wien 1981.

Schulze Altcappenberg, Hein-Th. u. Johannsen, Rolf H. u. Lange, Chris-tiane (Hrsg.): Karl Friedrich Schinkel. Geschichte und Poesie, München 2012. (Dieser Ausstellungskatalog ist im Museum zum Vorzugspreis von 25 Euro erhältlich.)

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Bühnenbild

Quellenverzeichnis

Alle textlichen Erläuterungen zu den einzelnen Bauwerken: www.schinkel-in-berlin.de

Alle Darstellungen, wenn nicht anders angegeben: Karl Friedrich Schinkel

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Lehrstuhl Grundlagen und Theorie der BaukonstruktionUniv.-Prof. Dr.-Ing. Paul Kahlfeldt

T + 49 (0) 231/ 755 [email protected]

Lehrstuhl Geschichte und Theorie der ArchitekturProf. Dr. Wolfgang Sonne

T +49 (0)231 755 [email protected]

Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen August-Schmidt-Straße 6

Campus Süd, GB ID-44227 Dortmund