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AUSGABE 3/ 2005 ISSN 1619-0629 Preis: 8,- EUR www.klinik-edv.de Die Zeitschrift für alle IT-Verantwortlichen im Gesundheitswesen SAP und Siemens kündigen strategische Allianz an

SAP und Siemens kündigen strategische Allianz anVORWORT Einige der Fragen, die bei Industrie, An-wendern und den Geschäftspartnern zur Al-lianz von SAP & Siemens auftauchten, sind

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5ISSN 1619-0629Preis: 8,- EUR

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Die Zeitschrift für alle IT-Verantwortlichen im Gesundheitswesen

SAP und Siemenskündigen strategische Allianz an

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VORWORT

Einige der Fragen, die bei Industrie, An-wendern und den Geschäftspartnern zur Al-lianz von SAP & Siemens auftauchten, sindoffiziell beantwortet. Andere noch nicht.

Ja, künftig gibt es zwei selbständige Pro-dukte i.s.h. med/ISH und Siemens Soari-an & SAP for Healthcare. Damit sind wirschon mittendrin in der alliierten Gesamt-lösung SAP-Siemens, der neuen globalenstrategischen Allianz im Gesundheitswesen.Ja, Soarian gibt es auch allein zu erwerben,etwa von CLINICOM-Umsteigern. Denn eshandele sich um einen Verbund von zweiLösungen.Nein, die Kooperation mit GSD und T-Sys-tems soll nicht beendet werden. Doch gleich-zeitig kündigt die eine Seite eine aggressi-ve Migrationspolitik an, während die ande-re ebenfalls in die Offensive geht: „Wir stel-len uns dem Wettbewerb“. Wie wird das Rennen ausgehen? Marktbe-obachter bezweifeln, ob Soarian bereits dieMarktreife für eine erfolgreiche Einführungin den deutschen Markt besitzt. Es scheint nicht einfach, die produktiv nutz-bare Funktionalität und den wahren Reife-grad des Produkts für Kunden zu bewertenund einzuschätzen. Denn bisher stechen er-hebliche Verzögerungen bei der Entwick-lung von Soarian ins Auge. Tritt hier man-gelnde Expertise von Siemens zu Tage, fra-

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gen Experten, Software für das Enterpri-seumfeld zeitnah erstellen zu können? Mitganz leeren Händen stehen die Siemensia-ner allerdings nicht mehr da. In einem ex-klusiven Interview mit Krankenhaus IT Jour-nal benannte das SAP-Siemens-Manage-ment verfügbare, konkret einsetzbare Kom-ponenten von Soarian. Freude bei Konkurrenten kommt auf. GWIund iSOFT etwa sehen sich bereits als la-chende Dritte. Claims abzustecken schienbislang leicht, waren doch richtungswei-sende Referenzen für Soarian eher unbe-kannt. Bereits vor Bekanntgabe der Allianzsollen sich 15 Krankenhäuser und Klinik-verbände für die Lösung von Siemens undSAP entschieden haben. Wurden bislang die„Early Adopters“ nur hinter vorgehaltenerHand genannt, fallen jetzt erste Kundenna-men. Wie wir erfuhren, gehören neben dembereits allseits bekannten Erlanger Univer-sitätsklinikum dazu die KreiskrankenhausGmbH in Waldbröl, die Duisburger WedauKliniken, das Kreiskrankenhaus Grevenbroichund Dormagen sowie das Mutterhaus derBorromäerinnen in Trier. i.s.h. med-Bestandskunden soll die Ankün-digung beruhigen: Investitionssicherheit wiefür alle SAP-Kunden. Sicher nicht unbe-gründet mutmaßen Anwender wie Consul-tants: Neue Strukturen bedeuten oftmalsüber kurz oder lang das Aus für das alte und

ALLIANZ VON SAP & SIEMENS: DURCH-BRUCH ODER EINBRUCH VON SOARIAN?

den Umstieg in ein neues System. Schnellkönnte sich die Intensität der Arbeit für i.s.h.med zugunsten Soarian verringern. Wie wirdvor allem die große Zahl der kleineren Kran-kenhäuser den Umstieg in die neue Lösungfinanzieren können? Sind in den nächstenJahren überhaupt die finanziellen Mittel vor-handen, um sich das neue Kombi-System tat-sächlich auch leisten zu können?Big ist nicht immer beautiful. Siemens Me-dical und SAP haben trotz ihrer Größe ge-nügend Flexibilität für die vielfältigen An-forderungen der Gesundheitsbranche zu kul-tivieren. Weiterhin muss SAP die Technolo-gieführerschaft bei kommerzieller Stan-dardsoftware nicht mehr beweisen. Umsogenauer werden Anwender termintreue Pro-duktverfügbarkeiten und professionelle Pro-jektarbeit aus Erlangen beobachten. Erfolgsfaktor wird ebenfalls sein, wie weitdurch den Konzentrationsprozess das ein-zelne Krankenhaus dem Diktat des Anbietersund seinen Preisvorstellungen ausgeliefertsein wird.Was wäre eigentlich, wenn am nächstenSonntag – vergleichbar unseren Bundes-tagswahlen – bundesweite „KIS-Wahlen“anstünden? Was würde dann das „KIS-Ba-rometer“ anzeigen? Hochrechnungen undPrognosen lesen Sie in unserer Titelstory.

Ihr Hartmuth Wehrs

ImpressumHerausgeber und Verlag Antares Computer Verlag GmbH, Gießener Str. 4, D-63128 Dietzenbach, Tel.: 0 6074/2 53 58, Fax: 0 6074/2 47 86, E-Mail: [email protected], www.antares-verlag.de . Geschäftsführung Hartmuth WehrsRedaktion Hartmuth Wehrs (verantwortlich), Wolf-Dietrich Lorenz, stellvertretender Chefredakteur Redaktionsassistenz Heike BaumannVertrieb / Büroleitung Bernhild Daimer . Chef vom Dienst Kim WehrsAnzeigen + Verkauf Kim Wehrs, D-63128 Dietzenbach, Tel.: 0 6074/25358 Layout, Grafik, Titelillu & Satz Dipl.-Des. Stefan Witzel, Mörfelden, Tel.: 0 6105/40 57 21, Mobil: 0172/614 27 20Lektorat Frank Penner, Frankfurt am Main . Druck und Versand BOSCH DRUCK GmbH, LandshutErscheinungsweise 6 x jährlich inkl. RIS/PACS-Journal, Einzelpreis EUR 8,– zzgl. EUR 1,80 VersandAbonnement EUR 40,– zzgl. EUR 11,– Versand jährlichFotonachweis S. 12, 16, 98,102,103 IBM; S. 18 iSOFT; S. 32, 33 GMD; S. 34 Citrix; S. 38 SYSMEX; S. 40 Kempinski; S. 43 Messe Frankfurt; S. 78, 79 Dr. Günter Steyer; S. 86 Prof. Riedel; S. 90/91 Saxmed; S. 104 Data Dimension; S. 105 DOCexpert.Alle Rechte liegen beim Verlag. Insbesondere Vervielfältigung, Mikrokopie und Einspeicherung in elektronische Datenbank, sowie Übersetzung bedürfen der Genehmigung des Verlages. Die Autoren-Beiträge geben die Meinung des Autors, nicht in jedem Fall auch die Meinung des Verlages wieder. Eine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Beiträge und zitierten Quellen wird nicht übernommen. ISSN 1619-0629

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INHALT

ITeG-Macher obenauf: Der Erfolg aus dem Premierenjahr setzt sich fort

Kostenreduktion und Effiziensteigerung in KrankenhäusernUnternehmen veranstaltenkostenlose Roadshows inzehn Krankenhäusern

InnovativeSpeicherkonzepte sind bisher kaum vertretenInsellösungen mit zahlreichen Prozessbrüchen überwiegen

IntersektoraleKommunikation: Bessere Information, mehr Leistung, wenigerBürokratie

Gesundheitskarte: „Investitionskosten3.500 Euro pro Arzt“

Mobiler Datenzugriff im KrankenhausKommunikation drahtlos vereinfachen

Funkarmbänder verbessern PatientenbetreuungRFID am Krankenbett

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GE verkauft Centricity EPR -Interesse an KIS kühlt abKünftig Mehrwert durch IT bei Innovationen

Schwedische ORTIVUS ABüber nimmt MEDOS AGFortsetzung der Internationalisierungs-strategie im Fokus

Klassische Aufgabenfelder des CIOs weichen aufBrauchen Unternehmen noch einen CIO?

10 wichtige Herausforde-rungen für die IT im Jahr 2005Vom Techniker zum Business-Spezialisten: Die neue Rolledes CIO im Unternehmen

Datenkreislauf oder Kollaps?Datenbanken und die Anforderungen des Gesundheitswesens

Software Escrow: Service für wirksames Risikomanagement

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hkjh

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Titelstory

Erfahrungen

Die LiebesheiratSAP und Siemens kündigen globale strategische Allianz an

SAP-Siemens-Allianz - SAP-Siemens-Dilemma10 Kommentare deskritischen Respektsvon Dr. Jörg Haas (GWI)

Technologische Roadmapssorgsam prüfen

Gefragt und GeanwortetInterview mit Dr. BernhardThibaut (SAP) und MartinSkerra (Siemens)

Sichere Teleradiologie via InternetUnfallkrankenhaus Berlinunterstützt KrankenhausTemplin bei der Befundung

IP-Telefonie macht Klinik-Workflow effizienterEpilepsieklinik Tabor, Bernau

Veranstaltungen

Telematik

Storage

Technologie

Entwicklungen

Organisation

Spektrum

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Soarianbefreit.

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Infomationstechnologie. Keine wartenden

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IT-Generation für das Gesundheitswesen, befreit Sie von

Routineaufgaben und überflüssigem Ballast. Von allem,

was Sie daran hindert, das zu tun, was Sie am besten

können: denken, entscheiden, behandeln. Dank seiner

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Überblick über den gesamten Behandlungsablauf. Mit

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befreiende Wirkung von Soarian. Lernen auch Sie die

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INHALT

Open Source-Lösung für Klinikum Preetz

Partnergesellschaft für Radiologie undNuklearmedizinAuswahl, Einführung, Umsetzung

Projekt-Monitoring mit Praktikern

Österreichs Krankenhaus-IT-Manager tagten inOberösterreich

EU-Projekt - wearIT@work: Aus „mobile-“ wird„wearable-computing“ im Klinikalltag

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Spyware:Risiken definieren, Risiken ein-schätzen, Risiken beseitigen

ITeG/Forum 2005Citrix stelltneue Produkt-generationvor

AMC GmbH erhält Zuschlag bei Wiener Krankenanstalten-verbund · RZV GmbH und GeNUA werden Partner ·Microsoft: Lizenzpapier künftigverständlicher · Geoconeröffnet Niederlassung inFrankreich · Dräger Medicalüberschreitet Milliardengrenzebeim UmsatzWorkshop: Digitale Archivie-rung im Krankenhaus · All forOne Healthcare GmbH gegrün-det · NEXUS Gruppe übernimmtGMT mbH · Giesecke & Derivent:Höchster Konzernumsatz in der Firmengeschichte

ITeG-Focus bei DOCexpert:Ambulanz-Software

MCS:HöchsterUmsatz derUnterneh-

mensgeschichte

RBK Stuttgartwird GlobalInnovationPartner v. iSOFT

Computertomographische Unter-suchungeinessteinzeit-lichenGrabes

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Internet Hintergrund

Hintergrund

Reha für die Klinik-WebsiteInformationsmüll, Barrieren undIntegrationslücken

Defizite gemeinsam erkennen und adressierenIT-Transparenz im Krankenhaus

MedizinischeKlassifikationen:neutral und unabhängigKeine Konkurrenz zu Anbietern von Kodier- oder Krankenhaussoftware

Klinikum Nürnberg steigertTransportqualität deutlichVollständige Transparenz über Transportdienste

Balanced Scorecard am Klinikum NürnbergEntwicklung einer Pilotversion

Österreich

Zu guter Letzt

IT-Sicherheit

Ausschreibungen

Aus den Unternehmen

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„Es liest sich wie eine Liebesheirat“. Das sinddie Worte, die Siemens-Pressesprecher AxelWieczorek auf einer eiligst einberufenenPressekonferenz in Frankfurt fand. Die Bom-be platzte am 26. April 2005 in Kopenha-gen und einen Tag später auf der ITeG inFrankfurt. SAP und Siemens beschlossen ei-ne globale strategische Allianz im Gesund-heitswesen. Den wahren Mehrwert soll dieIntegration von Soarian und SAP Healthca-re auf der SAP NetWeaver bringen. In denMarkt kommt Bewegung – der Wettbewerb

wittert seine Chance, aber Anwender haben die Nase voll. Eine Marktrecherchevon Wolf-Dietrich Lorenz.

„Im Mittelpunkt stehen ein einheitlicherBenutzerzugriff mit integrierter Berechti-gungssteuerung und Authentifizierungs-techniken (SAP Portal), ein durchgängigesklinisches Workflow-Management, ein um-fassendes Data Warehousing (SAP Busi-ness Intelligence), eine Plattform für dieinterne und externe Kommunikation

(SAP XI) sowie die Infrastruktur für mobileSzenarien“, erklärt Dr. Harald Pitz. Der Vi-ce President Industry Business Unit He-althcare, Higher Education & Research derSAP AG (www.sap.com) wertet die SAP-Technologie- und IntegrationsplattformSAP NetWeaver als zentrales Element dergemeinschaftlichen Lösung.Was die Protagonisten auf der SAP-Kun-denkonferenz SAPPHIRE ’05 Ende April inKopenhagen und auf der ITeG 2005 inFrankfurt am Main im internationalen-na-tionalen Rahmen vorführten, hat Methode.„SAP verfolgt seit längerem den allgemei-nen IT-Trend zu serviceorientierten Ar-chitekturen“, stellt Dipl. Inform. MichaelErnst über diese Allianz fest. Der Princi-pal Consultant Health Care Mummert Con-sulting AG (www.mummert.de) lobt zwardie neue, auf SAP Netweaver basierendeVersion von SAP for Health Care (IS-H).„Sie zeichnet sich durch eine bisher nichtda gewesene Offenheit und Interoperabili-tät aus, da die Kommunikation mit ande-ren Systemen über so genannte Servicesstattfindet.“ Mit Blick auf Siemens bemerkter jedoch, dass der Konzern seit Jahren fürdas im Entstehen befindliche klinische In-formationssystem Soarian werbe, das de-finierte Prozesse mit Hilfe einer Workflow-und Rules-Engine verarbeitet und damitdie Grundlage zur optimalen Unterstüt-zung der Anwender bieten soll. „Bishersind noch keine deutschen Referenzkun-den bekannt, so dass die produktiv nutz-bare Funktionalität und der wahre Reife-grad des Produkts für die Kunden derzeitnicht einzuschätzen sind.“

Auch nach Meinung von Armin van Har-ten befindet sich die Allianz mit SAP imEinklang mit der üblichen Siemens-Stra-tegie. „Nachdem drei Jahre nach Ankün-digung von Soarian und einem doch nichtunerheblichen Interesse von allen Seitendas schlüsselfertige Produkt von Siemensimmer noch nicht vorgelegt werden konn-te, musste etwas passieren.“ Für den Ge-schäftsführer der IfmD Consulting GmbH(www.ifmd-consulting.de) hat das Verfah-ren von Siemens Tradition, in strategischwichtigen Märkten mit dem kraftvollstenPartner zu kooperieren. Es ist in der Regelauch erfolgreich. Für SAP sieht van Har-ten die Möglichkeit, gleitend vor allem inden internationalen Healthcare-Markt ein-zusteigen, in den Siemens durch seine Ak-

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TITELSTORY

DIE LIEBESHEIRATSAP und Siemens kündigenstrategische Allianz an

von Wolf-Dietrich Lorenz

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quisition von SMSschon einen Fußgesetzt hat. SAPscheint in Siemensden Partner mit glo-baler Vertriebspo-wer gefunden zuhaben, der den Zu-gang zu jenen Re-gionen öffnet, in de-nen i.s.h. med bis-her wenig Erfolgverzeichnete. GSDund T-Systems Aus-tria haben zwar inEuropa Erfolge er-zielt, sich aber inden USA schwer ge-tan. Japan hatten sienie im Fokus.Marktinsider vanHarten: „Ich könn-te mir vorstellen,

dass Belange im deutschen Gesundheits-markt eher eine nachrangige Rolle spielen.“

Für Marita Hüsing hat die strategische Part-nerschaft zwischen SAP und Siemens vor-dergründig keine besonders spektakulärenAuswirkungen. „Man könnte meinen, esgäbe ein ‚business as usual‘, und alles blie-be beim Alten; schließlich wurde keine be-stehende Partnerschaft ‚abgekündigt‘ oderals beendet erklärt“, meint die Leiterin derProjektstelle KIS im Städt. KrankenhausSindelfingen (www.kh-sindelfingen.de). Dann allerdings formuliert sie scharf: „In-solvenzen oder Übernahmen sind oft spek-takulär und jeder betroffene Anwenderweiß, dass er über kurz oder lang sein be-stehendes System ablösen muss. Aus mei-ner Sicht liegt im vorliegenden Fall eineganz ähnliche Situation vor, nur findet dieVerdrängung still und leise statt.“ Realis-tisch betrachtet müsse man doch davonausgehen, dass sich ein für SAP entschei-dender Neukunde auch für Soarian als Kli-niksystem entscheidet und nicht einen Part-ner „zweiter Wahl“ nehme. Auch die SAPwerde nicht über einen längeren Zeitraumihr eigenes Produkt IS-H weiter pflegenkönnen und dieses über kurz oder langvom Markt nehmen müssen. „Spätestenszu diesem Zeitpunkt stehen all die Kran-kenhäuser unter Zugzwang, die dieses Pro-dukt in ihren Prozessen integriert haben.“Kritisch beäugt auch Jean-Pierre Deckert

den engen Schulterschluss der beiden Kon-zerne. Der Healthcare-Unternehmensbera-ter sieht sowohl seitens Siemens als auchauf Seiten SAP erhebliche Defizite im Be-reich Healthcare-IT als Grund. „Die SAPbesitzt Stand heute kein eigenes medizi-nisches Dokumentationssystem und kanndamit kein vollständiges KIS anbieten“,analysiert der Unternehmensberater. „i.s.hmed ist zwar auf der bisherigen SAP-Ba-sis entwickelt worden, jedoch kein origi-näres System der SAP. Hingegen besitztSiemens mehrere KIS-Verfahren, die je-doch auf lange Sicht ohne Modernisierungnicht mehr konkurrenzfähig sein werden –Soarian war daher ein notwendigerSchritt.“ Die erheblichen Verzögerungenbei der Entwicklung von Soarian liegennach Meinung Deckers vermutlich in dermangelnden Expertise von Siemens, Soft-ware für das Enterpriseumfeld zeitnah zuerstellen. Der Zusammenschluss mit SAPmache nun sowohl das Know-how als auchdie Basistechnologie NetWeaver für dieEntwicklung von Soarian verfügbar.Gleichzeitig werde Soarian mit den Ver-fahren der SAP um State-of-the-Art-Lö-sungen für den administrativen Bereichergänzt. „Werden die Synergien von bei-den Partnern konsequent genutzt, könnteein KIS entstehen, welches die Konkurrenznicht nur technologisch distanzieren wür-de“, prognostiziert Deckert. Denn die hoheKompetenz der SAP-Produkte in Kombi-nation mit der neuen technologischen Sys-templattform NetWeaver stelle die Basis füreine zukunftsweisende Lösung dar. „FürSiemens geht es dabei um eine mittel- bislangfristige Ergänzung der medizinischenProdukte, ohne diese selbst neu schaffenzu müssen“, meint Deckert. „Die Vorteilefür SAP liegen vor allem in dem Marktpo-tenzial der Siemens-Kunden mit medico//sund CLINICOM, deren veraltete Moduledurch SAP-Verfahren abgelöst werden.“

Erfolgsdruck auf Soarian nimmt zu Für Dr. Norbert Reekers entsteht durch dieSAP-Siemens-Allianz für keines der bei-den Unternehmen ein echter Vorteil. „DieBekanntgabe einer solchen Zusammenar-beit zum jetzigen Zeitpunkt ist eher vonMarketing-Aspekten als von technologi-scher Konsequenz getrieben“, meint derGeschäftsführer Vertrieb und Marketing

der iSOFT Deutschland GmbH (www.iSOFT.de). Es ist bereits seit langem be-kannt, dass Siemens mit Soarian im Be-reich der administrativen Module aufFremdprodukte setzt und hier klar zu SAPtendiert. Daher ist der Schritt zur Allianzkeine echte Neuigkeit. „Durch das Anleh-nen an SAP reagiert Siemens auf den zu-nehmenden Erfolgsdruck und möchte einenneuen Schub für Soarian erzeugen.“

Andere Marktinsider sehen für die neueKonstellation mehr wirtschaftliches Po-tenzial – und weniger Chancen für denMitbewerb, hier gleichzuziehen. So be-wertet die Allianz von Siemens und SAP et-wa die Münchner Beratung Birkholz undPartner (www.birkholzundpartner.de) ins-gesamt als intelligenten Schritt von gro-ßer Dimension, gemessen am HealthcareIT-Geschäft weltweit. „Groß deshalb, weilnicht nur in einem regionalen Markt eineProduktnische angesprochen wird, son-dern weil man weltweit den komplexenund großen Betreibern von Gesundheits-einrichtungen eine global funktionieren-de IT-Gesamtlösung mit dem dazugehöri-gen Support anbieten wird“, kommentiertDr. Thomas Koch. „Intelligent zum einendeswegen, weil solche Allianzen von SAPnicht mit jedem x-beliebigen Partner ein-

gegangen werdenund mehr Substanzals nur ein gut ge-machtes Marketingerfordern. Zum an-deren steht den Mit-bewerbern von Sie-mens eine ver-gleichbare Partner-schaft mit entspre-chender Integrati-onstiefe bei derAnbindung von KISin die SAP-Weltvorerst sicherlichnicht offen.“ In die-sem Zusammen-hang sei an derSAP-Entscheidungauch die impliziteAbkehr von i. s. h.med bemerkens-wert. Birkholz-Part-ner Koch: „Insge-samt dürfte die Al-lianz für SAP/Sie-

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TITELSTORY

Armin van Harten,Geschäftsführer derIfmD ConsultingGmbH: „Bezug neh-mend auf die zuge-gebenermaßen et-was boshaften Ge-rüchte im Marktscheint diese Koali-tion Soarian über-haupt erst zu er-möglichen.“

Dr. Norbert Reekers,GeschäftsführerVertrieb und Mar-keting der isoftDeutschland GmbH:„Genau betrachtetwird für Siemens-Kunden eine nunbeschleunigte Soa-rian-Entwicklungsuggeriert, die sicherst noch erweisenmuss.“

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mens ein außerordentlich nachhaltiges Um-satzschöpfungspotenzial eröffnen. Deshalbein klares 1:0 für Siemens und SAP an die-ser Stelle.“

Doch noch ist bei weiten nicht alles in tro-ckenen Tüchern, was die aktuell vorhan-denen inhaltlichen Schwachstellen vonSoarian betrifft. Diese will Siemens zu-nächst durch punktuelle Aufrufe vonTransaktionen der Altsysteme überbrückenund so einen sukzessiven Systemumstiegermöglichen, lautet die Analyse des Mum-mert Consulting-Experten Ernst. Für diekommenden 18 Monate ist ein Rabattan-gebot für gekoppelte SAP/Soarian-Lizen-zen geplant. „Für Kliniken, die sich mit derEinführung eines KIS beschäftigen, könn-te dies auf den ersten Blick durchaus at-traktiv sein.“ In der Pressemitteilung vonvom 26.04.2005 (Kopenhagen/Frankfurt)kündigen SAP und Siemens „weltweite Zu-sammenarbeit für höhere Effizienz im Ge-sundheitswesen an“. Daraus ergibt sich dieFrage, was dieser Zusammenschluss vorallem für i. s.h. med bedeutet. Einschät-zungen dazu sind nicht ohne Brisanz. „Fallsdie SAP-Siemens-Allianz Soarian wirklicheinen Schritt nach vorn bringt, dann zuLasten von i. s.h. med“, kommentiert Nor-bert Reekers. Und Armin van Harten pro-voziert die Soarianer: „Bezug nehmend aufdie zugegebenermaßen etwas boshaftenGerüchte im Markt scheint diese Koaliti-on Soarian überhaupt erst zu ermöglichen.“Von den i.s.h. med-Produzenten GSD Ge-sellschaft für Systemforschung und Dienst-

leistungen im Gesundheitswesen mbH(www.gsd-berlin.de) und T-Systems Aus-tria (www.t-systems.at) ist zu hören: „DieSAP-Siemens-Allianz hat im Markt vieleSpekulationen ausgelöst, an denen wir unsnicht beteiligen wollen. Wir ziehen es vor,uns um die Kernthemen unserer Kundenund um unsere Marktleistungen zu küm-mern.“ Das wird nötig sein. „Es ist im i.s.h.med-Umfeld eine deutliche Irritation derKunden festzustellen“, beobachtet nämlichiSOFT-Geschäftsführer Reekers. „Trotz al-ler Dementi wird diese Allianz zumindestals ein klares Signal der abnehmenden In-tensität der Arbeit für i. s.h. med zuguns-ten Soarian empfunden.“

Investitionsschutz fürgemeinsame Kunden

Bisher umfasst die Zusammenarbeit dieEntwicklung auf der SAP-Entwicklungs-plattform und eine abgestimmte Release-planung zwischen SAP Patientenmanage-ment (IS-H) und i.s.h. med. Daran soll sichnichts ändern, melden GSD und T-SystemsAustria in gleichem Wortlaut. „SAP hatgemeinsam mit den Partnern GSD und T-Systems Austria vor gut einem Jahr eineneue Lösung für ambulante Versorgungs-bereiche initiiert, die als SAP AmbulatoryCare Management jetzt mit Release-Stand6.01 international vermarktet wird.“ Al-lein diese Tatsache unterstreiche, dass ne-ben dem „selbstverständlichen Investiti-onsschutz für die gemeinsamen Kunden“von keiner Seite eine Einschränkung derbisherigen erfolgreichen Zusammenarbeitintendiert sei. Harmonische Klänge kom-men auch von SAP. „Alle unsere Kunden,die SAP Patient Management zusammenmit dem klinischen System i.s.h. med ein-setzen, können sich darauf verlassen, dassihre Lösung auch in Zukunft von SAP un-terstützt wird und anschlussfähig bleibt anunser branchenspezifisches Lösungsport-folio“, betont Harald Pitz. Auch für ande-re klinische Lösungen, die zum Teil überzertifizierte Schnittstellen im Verbund mitSAP Patient Management eingesetzt wür-den, bleibe diese Anschlussfähigkeit er-halten. „Die Umstellung auf eine service-orientierte, offene Software-Architekturwird in Zukunft sogar noch bessere Mög-lichkeiten zur Integration von Drittsyste-men schaffen“, wirbt der Vice President

Industry BusinessUnit Healthcare beiSAP. Die hierfür re-levanten Webser-vices werde SAPpublizieren und so-mit für alle Syste-me und Anwen-dungen verfügbarmachen, die mitdieser zukunftsori-entierten Techno-logie arbeiten.„Daraus ergebensich nach unsererÜberzeugung zahl-reiche neue Chan-cen für die rascheErschließung undUmsetzung von in-novativen Lö-sungsszenarien, dieunseren Kundenhelfen, erfolgreichzu sein.“

i. s.h. med setzt auf den derzeit bestehen-den SAP-Technologien auf. Bei den heu-tigen Lebenszyklen eines KIS dürfte die In-vestitionssicherheit bei Bestandskundenfür rund fünf bis sieben Jahre gegeben sein.„Generell besteht diese Investitionssicher-heit jedoch nur so lange, wie die SAP diebisherige Plattform aufrecht erhält oderdie Hersteller von i.s.h. med die Umstellungauf die neue SAP-Technologie im Net-Weaver-Umfeld schaffen werden“, gibt Un-ternehmensberater Jean-Pierre Deckert zubedenken. Bei Neubeschaffungen von i.s.h.med stelle sich zudem die Frage nach derbereits heute zu berücksichtigenden Mi-grationsstrategie. „Hier wird sich zeigen,was die Gespräche mit der GSD und T-Sys-tems in diesem Punkt ergeben werden.“

Was Kunden recht ist, das soll Partnernbillig sein. Die Entwicklungspartnerschaftzwischen SAP und GSD sowie T-Systemsstellt SAP ausdrücklich nicht in Frage. BeimLaunch der Allianz am 26.4.2005 erklär-te Harald Pitz: „Wir werden mit den Part-nern die weiteren Schritte besprechen. Dasist etwas, was wir noch vor uns haben.“Notwendige und gewünschte Veränderun-gen im Umbau der SAP-Lösungen unterdem Stichwort Enterprise Service Archi-tecture, ergänzen GSD und T-Systems Aus-

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TITELSTORY

Dr. Harald Pitz. DerVice President In-dustry Business UnitHealthcare, HigherEducation & Re-search der SAP AG:„Die Umstellung aufeine serviceorien-tierte, offene Soft-ware-Architekturwird noch bessereMöglichkeiten zurIntegration vonD r i t t s y s t e m e nschaffen.“

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tria, seien bereits Gegenstand der Zusam-menarbeit und würden weiter ausgebaut.Sie begrüßen diese Entwicklung sogar. DenGrund nennt GSD-Geschäftsführer StefanThomas Herm: „Sie gibt uns weit höhereFreiheitsgrade in der Weiterentwicklungvon i. s.h. med.“ Dieses Produkt werde in-tegriert auf dem SAP-Entwicklungssystemin Waldorf entwickelt, anders als Soarian,das eine eigene Entwicklungsumgebunghat. „Unser Produkt wird auf Netweaverweiter entwickelt und vital fortbestehen“,gibt sich Herm optimistisch.

Aggressive Migrations-Konzepteschon auf dem Tisch

GSD und T-Systems sollten sich indeswarm anziehen. Denn Siemens-SAP lässtmit einer aggressiven Migrationspolitik ei-nen kalten Wind wehen. „Konzepte mit at-traktiven Lizenzpreisen“ für den Umstiegder i.s.h. med- und IS-H-Kunden liegenschon auf dem Tisch. „Es gibt viele CLINICOM-Kunden, die sich für die neueLösung entschieden haben“, ließ Dr. Vol-ker Wetekam bei der Vorstellung der Alli-anz wissen. Und: „Bestehende Verfahrenschalten wir nicht von heute auf morgenab.“ Vielmehr hätte Siemens gemeinsammit SAP ein Elevate-Programm entwickelt.„Darin bauen wir Teile der Altsysteme indiesen Weg ein.“ Gleiches wollen nach Aus-sage des President Global Solutions der

Siemens AG, Medi-cal Solutions(www.siemens.de),die neuen Partnerfür die großen Kon-kurrenzanbieterebenfalls anbieten.„Die Produkt- undRelease-Strategieder SAP gibt ihrenKunden eine hoheSicherheit im Hin-blick auf die Lö-sung, die sie heutein ihrem Haus ein-setzen“, beruhigtSAP-Manager Pitzdie Gemüter. „ImFrühjahr 2006 wirddas neueste Release„ERP 2005“ allge-

mein verfügbar sein.“ Dieses Release be-inhalte neben den betriebswirtschaftlichenKernanwendungen die SAP Patientenver-waltung „mit allen heute eingesetzten Pro-zessen und Funktionen sowie einige darü-ber hinaus gehende Möglichkeiten“. Auchdie SAP-Ambulanzlösung werde SAP imRahmen von ERP 2005 ausliefern. DieStandardpflege für dieses Release läuft bis2011. Die erweiterte Pflege steht bis 2014mit allen Leistungen zur Verfügung, in-klusive gesetzlicher Änderungen. „AllenKunden, die einen mySAP ERP- oder my-SAP Business Suite-Vertrag abgeschlos-sen haben, bieten wir also vollen Inves-titionsschutz bis mindestens 2014.“ DochSAP und Siemens haben noch mehr füri.s.h. med-Kunden, die sich für einen Um-stieg auf die neue Lösung erwärmen, pa-rat. „Wir werden eine Roadmap erarbei-ten, die sich an den individuellen Gege-benheiten und Prioritäten der jeweiligenKunden orientiert“, teilt Harald Pitz mit.

GSD und T-SystemAustria: Vorsprungausbauen

Auch die Partner GSD und T-System Aus-tria warten mit Konzepten für Bestands-kunden und Neukunden auf. „Eine ag-gressive Migrationspolitik erfordert at-traktive Konditionen für den Umstieg undein starkes Produkt, das die heutigen Lö-sungen aus dem Stand mindestens ablö-sen kann“, meint GSD-GeschäftsführerHerm vielsagend in Richtung Soarian. „Mitunserer offensiven Weiterentwicklungs-strategie werden wir den Vorsprung unse-rer Lösung erhalten und damit unserenKunden die Sicherung ihrer Investition ga-rantieren.“ Über die vergangen Jahre ha-ben GSD und T-System Austria den Aus-tausch mit Anwendern und ihren Interes-senvertretern in den nationalen Anwen-dergruppen i.s.h. med kontinuierlich wei-terentwickelt und überarbeitet. „Die Kundenhaben mit zahlreichen und beein-druckenden Eigenentwicklungen ihre Im-plementierung angereichert und stehen inregem Kontakt untereinander.“ Diesen Aus-tausch wollen GSD und T-System Austriaweiter pflegen, um mit Kunden in die neueProduktlinie zu wachsen. „Wenn Siemensmit Soarian ein weiteres SAP-nahes klini-sches Informationssystem ankündigt,

spornt uns dies vorallem an, unserenVorsprung auszu-bauen und praxis-gerecht mit einemoptimalen Kosten/Nutzen-Verhältnisanzutreten“, so Ste-fan Thomas Herm.“Einen technischenoder funktionalenBedarf zur Migrati-on vor diesem Hin-tergrund ergebesich für die Kundennicht. Der GSD-Ge-schäftsführer: „Wirstellen uns demW e t t b e w e r b . “ Im Kampf umMarktanteile punk-ten vor allem zu-verlässige, wirtschaftliche und flexible IT-Lösungen. Sie sollen zudem ein hohes Maßan Prozessunterstützung bieten und zu-kunftsfähig sein. „Soarian ist für den deut-schen Markt derzeit jedoch noch weniggreifbar“, urteilt Mummert-Experte Ernst.Die Synchronisierung der SAP/Siemens-Systeme soll sich automatisch über die XI-Koppelung ergeben. Für eine stationäreAufnahme mag das gut funktionieren.Zweifel hegt Mummert-Experte Ernst fürkomplexere Dokumentationsszenarien wieOP-Dokumentation, Diagnosen, Prozedu-ren, Wiederkehrerbeziehungen, Zusatz-entgelte für teure Medikamente und Blut-produkte oder auch SAPS+TISS Inten-sivscores. Zudem sei abzuwarten, ob zeit-nah deutsche Referenzkunden von Siemensund SAP genannt würden und ob die skiz-zierte Integration beider Systeme wirklichin der Lage sei, alle IT-Anforderungen ei-nes Krankenhauses abzudecken. „Poten-zielle Soarian-Kunden begeben sich der-zeit in eine hohe Abhängigkeit von einemHersteller, ohne das Produkt genau beur-teilen zu können“, meint Michael Ernst.„Ausgereifte, im Markt erprobte Produktemit guter SAP-Integration, wie i.s.h. med,bieten den Kunden derzeit noch eine vielhöhere Funktionalität und Transparenz,ohne dabei auf veraltete Technologie zusetzen.“ Bei der Einführung von Soariantreten – trotz initial rabattierter Lizenge-bühren – zusätzliche Kosten für die not-wendigen Dienstleistungen (Definition von

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Dipl. Inform. MichaelErnst, PrincipalConsultant HealthCare MummertConsulting AG:„Viele Häuser wer-den geplante Inves-titionen vermutlichzunächst einmalzeitlich hinaus-schieben.“

Dr. Volker Wetekam,President Global So-lutions der SiemensAG, Medical Soluti-ons: „BestehendeVerfahren schaltenwir nicht von heuteauf morgen ab.“

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Workflow und Regeln) auf. Auch die zuBeginn gegenüber dem Altsystem einge-schränkte Funktionalität darf nicht außerAcht gelassen werden. Nachteilig für Kun-den sind zudem die erhöhten IT-Kosten,die bei einem Parallelbetrieb von Alt- undNeu-System anfallen.

Wettbewerb sieht sich als lachender DritterSoarian scheint zum jetzigen Zeitpunktnicht die Marktreife zu haben, um erfolg-reich in den deutschen Markt eingeführtzu werden. Der Wettbewerb – nicht nuri.s.h. med, sondern auch GWI oder iSOFT –ist stark, so dass es ausgereifter Produktebedarf, um Kunden zu überzeugen.Zwar kündigen Siemens und SAP eine Healthcare-Lösung auf hohem technologi-schen Stand an. Doch Mitbewerber witternihre Chance. „Andere KIS-/KAS-Systemekönnen SAP Netweaver ebenfalls nutzenund werden sich im Rahmen des Produkt-managements auch zunehmend dem The-ma Workflow widmen“, meint Ernst. Es istdaher mit zunehmendem Wettbewerb unter

den Produktanbietern zu rechnen. Stellver-tretend meldet sich beispielsweise iSOFT zuWort. „Hinsichtlich Innovation, Zukunfts-fähigkeit und erwiesener Leistungsfähigkeithat iSOFT mit LORENZO die eindeutig bes-sere Alternative und kann der lachende Drit-te sein“, ist sich Vertriebs-Chef Reekers sicher.

Krankenhäusern, die kurzfristig vor derEntscheidung stehen, ein neues KIS/KASeinzuführen, wird die Entscheidung für einneues Produkt derzeit nicht leicht gemacht.Bitter für Investitionen, Anbieter und Auf-tragsgespräche: „Viele Häuser werden ge-plante Investitionen vermutlich zunächsteinmal zeitlich hinausschieben“, ist Ernstüberzeugt. „Es ist anzunehmen, dass die-jenigen Hersteller das Rennen machen, dieSoftware-Lizenzen durch Querfinanzie-rungen über Dienstleistungspakete oderMedizintechnik zu sehr günstigen Kondi-tionen anbieten können, gleichzeitig eineoptimale Workflow-Unterstützung besit-zen und Investitionssicherheit bieten.“Zum Punkt „Investitionssicherheit“ mel-den sich GSD und T-Systems Austria ener-gisch zu Wort. „Als Hersteller eines in SAP

integrierten Produktes haben wir uns derbekannt langfristigen Wartungsverpflich-tung der SAP analog für i. s.h. med ange-schlossen.“ Softwarewartung bedeute da-bei nicht nur Anpassung der Software angesetzliche Änderungen, sondern auchtechnologische Weiterentwicklung. „Nen-nen Sie uns andere Produkte mit einer ver-gleichbaren Verpflichtung“, fragt GSD-Ge-schäftsführer Herm offensiv. Er wartete miteiner interessanten Business-Statistik auf.Mit i. s.h. med arbeiten bei über 260 Kun-den rund 200.000 Mitarbeiter und betreu-en mehr als 10 Millionen Patienten. Überdas Investitions-Volumen hinter dieser An-gabe schweigt sich GSD aus. „Solche Zah-len behandelt man nicht öffentlich. DieKunden wissen, wie viel sie investiert ha-ben.“ Offen legen die Berliner ihr Ge-schäftsergebnis von 2004. Der Umsatzer-lös im Geschäftsfeld Medizin und Pflegekonnte in 2004 um 16 Prozent gegenüberdem Vorjahr auf 12.350.000 Euro gestei-gert werden. Auch die Kundenzahl stiegum 16 Prozent Kunden weltweit. 38 vondiesen Kunden haben sich 2003 bis 2005für i.s.h. med entschieden. Kunden in Spa-

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nien und Israel seien die Primärversorgerganzer Regionen. „Grundsätzlich haben ge-rade Häuser mit hohem Anspruch an dieQualität ihrer medizinischen Leistungen und

an eine effizienteBetriebsführung be-wusst i.s.h. med ge-wählt.“ Diese Klien-tel sei auch SAP-Kundschaft. Daherdürfte es leichtnachvollziehbarsein, in welchemMaß GSD und T-Systems Austria alsHersteller gemein-sam mit SAP die-sem Kundenpoten-zial verpflichtet sei-en und dessen Leis-tungsfähigkeit imProduktumfeld injeder Hinsicht un-terstützen würden.GSD-Geschäftsfüh-rer Stefan ThomasHerm: „Wir sichern

daher unseren Kunden uneingeschränkt dieWeiterentwicklung zu, die sie zur Unter-stützung ihrer Geschäftsprozesse heuteund in Zukunft brauchen.“ Für Kundenbedeutet der Schritt zur Mega-Allianz hö-here Sicherheit – „vordergründig“ wieNorbert Reekers meint. „Genau betrachtetwird für Siemens-Kunden eine nun be-schleunigte Soarian-Entwicklung sugge-riert, die sich erst noch erweisen muss.Umgekehrt werden durch diesen Schritt

die Krankenhäuser vor vollendete Tatsa-chen gestellt, dass der Einsatz von Soari-an zugleich die Verwendung von SAP mitsich bringt“, gibt der iSOFT-Manager zubedenken.

Trügerische Sicherheitdurch Großlieferanten

Kaum Probleme für die Investitionssicher-heit erwartet auch IfmD consulting-Ge-schäftsführer van Harten. „Weder Siemensnoch SAP haben in der Vergangenheit denFehler gemacht, die installierte Kunden-basis zu kompromittieren. Dies ist auch inder Zukunft nicht zu erwarten.“ Dennochheizen mögliche Nachteile für Kranken-häuser durch diese Allianz die Diskussionan. „In erster Linie wird hier ein Monolithinstitutionalisiert, der den Bemühungenum flexible Strukturen und hoch kompe-tente IT Unterstützung eher entgegenwirkt“,warnt Geschäftsführer van Harten. Die Si-cherheit für den Kunden durch einen Groß-lieferanten sei trügerisch. „Es wedelt immernoch der Hund mit dem Schwanz“, illus-triert er. „Vergleicht man die IT-Budgetseines Durchschnittskrankenhauses mit denErtragserwartungen eines Großunterneh-mens wie Siemens oder SAP, dann wirdziemlich deutlich, wie die Rollen verteiltsind.“ Wie weit sich im wichtigen BereichUnterstützung des ärztlichen Handelns undAbsicherung der Therapie Fortschritte er-geben, bleibt abzuwarten. Schließlich musshier eine erhebliche Komplexität gemeis-

tert werden, ohne dass sich dadurch dieWertschöpfung des Großlieferanten we-sentlich ändert. „Nur ein ruhiges Produktist für einen Großlieferanten auch ein gu-tes Produkt“, pointiert van Harten. Daswiderspreche jedoch der Dynamik in derMedizinbranche. Die Krankenhäuserkönnten daher durchaus die Verlierer sein,weil die Innovationsgeschwindigkeit derMedizin in der Software nachgeführt wer-den müsste und dies das Produkt für ei-nen Großunternehmer eher unattraktivmache. „Hier gibt es also ein nicht uner-hebliches Konfliktpotential, vor allem mitden klinischen Anwendern.“

Konzentration am Markt bringt Nachteilefür Kunden

Welche Politik Anbieter und Hersteller mitBlick auf SAP und Siemens künftig favo-risieren mögen, für die Anwender in Kran-kenhäusern könnten Unwägbarkeitendurch die neue Allianz entstehen, wie Un-ternehmensberater Jean-Pierre Deckert an-deutet. „SAP und Siemens waren in derVergangenheit eher unflexibel und zö-gerlich, wenn es um Kundenanforderun-gen oder Reaktionen auf gesetzliche Än-derungen ging. Hier ist nicht erkenntlich,ob und wie sich dies nach Gründung derAllianz verändern sollte.“ Nachteilig fürdie Kunden könne auch sei, dass das Mo-dul IS-H nicht auf dem neusten Stand derSAP-Technologien sei sowie nicht alle Ba-

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GSD-Geschäfts-führer Stefan Thomas Herm:„Wir sichern daherunseren Kundenuneingeschränktdie Weiterentwick-lung zu“.

Gemeinsame Pressekonferenz von Siemens und SAP auf der ITeG 2005:von links. Dr. Bernhard Thibaut, Dr. Harald Pitz, (Higher Education & Research, IBU

Public Services, SAP AG), Axel Wieczorek, Dr. Volker Wetekam, Martin Skerra, Bernhard Calmer (Siemens Medical Solutions)

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sistechnologien,wie Officeinte-gration, Web-Application-Serveretc. unterstütze. „Esist schon erstaun-lich zu sehen, dassdie Ramp-Up-Pha-se auf NetWeaverfür die „Standard“-Produkte der SAPlängst begonnenhat, dies für IS-Hjedoch erst zum 4.Quartal 2005 ange-kündigt ist“, wun-dert sich Deckert.„Damit ‚hinkt‘ IS-Hdem technologi-schen Fortschrittwieder einmal hin-

terher. Man kann nur hoffen, dass die SAPdurch die Allianz mit Siemens dem He-althcare-Segment mehr Aufmerksamkeitwidmet.“ Darüber hinaus hat eine Kon-zentration am Markt auf wenige Herstellerimmer auch Nachteile für den Kunden. Aus-wahlmöglichkeiten sind stark eingeschränkt,das Preisniveau zieht entsprechend an. „Ih-ren Bestandskunden wird die Allianz vo-raussichtlich mittelfristig Migrationskon-zepte anbieten, die mit hohem Aufwandund nicht unerheblichen Kosten verbun-den sein werden“, befürchtet Deckert. „Klei-nere Krankenhäuser werden daher den Um-stieg von medico//s oder CLINICOM zumSAP-Teil der Lösung nur schwer finanzie-ren können.“ Hier empfiehlt der Unterneh-mensberater der Allianz ein Überdenkender Preispolitik, insbesondere der SAP, umstabile Bestandskunden nicht mittelfristigan den Wettbewerb zu verlieren.

Kaum noch interessantesKapital im Markt

Der Businessplan der SAP-Siemens-Alli-anz weist signifikante Investitionen in dieWachstumsbranche Gesundheitswesen aus.Erwartet wird von der Allianz in allen Län-dern, in denen die gemeinschaftliche Lö-sung angeboten wird, ein erhebliches Um-satzplus. Vorsichtiger Kommentar aus derBranche: „Zwar kann es sich rechnen, aberes wird nicht der Knaller.“ Marktbeobach-ter bezweifeln, dass in den kommendenfünf Jahren die investiven Mittel im Markt

vorhanden sind, um sich das neue Kom-bi-System tatsächlich auch leisten zu kön-nen. Das Pulver sei im Zuge DRG-Einfüh-rung weitgehend verschossen und es ste-he einfach keine interessante Menge anKapital mehr bei den Kunden zur Verfü-gung. In Deutschland wird es daher wohleher ruhig zugehen. UnternehmensberaterJean-Pierre Deckert: „Nicht alle Kranken-häuser werden sich die Produkte der SAP-Siemens-Allianz leisten können. Es wirdalso darauf ankommen, das untere undmittlere Marktsegment mit möglichst pra-xisgerechten und erschwinglichen Pro-dukten zu bedienen.“ Einige Anbieter, wiedie ITB, haben dies frühzeitig erkannt undgehen deshalb eigene Wege, wie im Be-reich Patientenmanagement und Leis-tungsabrechnung, um hier nicht weiter vonIS-H abhängig zu bleiben. Andere Firmenwie micom oder Waldbrenner verfügen vonjeher über diese Möglichkeiten und sindnur bedingt betroffen. „Gespannt sein darfman auf die Geschäftsstrategie der FirmaiSOFT, die ja mit LORENZO auf den deut-schen Markt drängt“, meint Deckert. „Kon-tern werden die Wettbewerber aber vor al-lem mit real verfügbarem funktionalemUmfang, den es für den Soarian-Teil derLösung erst noch in den Markt zu bringenund nachzuweisen gilt.“ Eine Allianz al-lein wird wohl kaum den Erfolgsschub fürSoarian bringen, wie die Vergangenheit ge-zeigt hat. „Wir glauben nicht, dass die Ver-einbarung zwischen Siemens und SAP Aus-schließlichkeitscharakter hat“, meint Nor-bert Reekers. „Vielmehr betrachten wir dieSAP-Lösung nach wie vor als grundsätz-lich offenes System.“ Denn auch iSOFT kannauf eine Zusammenarbeit mit SAP zurück-blicken. Sie habe sich in zahlreichen Pro-jekten bewährt. Diese Einheit in der opera-tiven Tätigkeit ist aus Sicht von iSOFT wert-voller als die Absichtserklärung einer glo-balen Allianz, vor allem auch im Ergebnisfür den Kunden. „Wir werden trotz der SAP-Siemens-Allianz auch zukünftig unsere en-ge Partnerschaft mit SAP fortsetzen.“

Starker Glauben undreichlich Phantasie

Aussichten der neuen SAP-Siemens-Alli-anz auf Markterfolg werden unterschied-lich beurteilt. Bestimmende Aspekte blei-ben unisono Verfügbarkeit und Preis. „Es

Unternehmensbera-ter Jean-Pierre De-ckert: „Man kannnur hoffen, dass dieSAP durch die Alli-anz mit Siemensdem Healthcare-Segment mehr Auf-merksamkeit wid-met.“

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wird darauf ankommen, dass sehr zeitnahein einsetzbares Produkt verfügbar ist undseine Praxistauglichkeit in einem erstenPilotprojekt umfassend unter Beweis ge-stellt wird“, so Unternehmensberater Jean-Pierre Deckert. Inwieweit der hierfür be-nötigte Zeithorizont den aktuellen An-kündigungen der Allianz entspreche, blei-be abzuwarten. „Aufgrund der langen An-kündigungsphase von Soarian haben je-doch viele ursprüngliche Interessentenbereits den Glauben an das Produkt ver-loren und sich anderweitig orientiert.“ Die weitere Entwicklung birgt Brisanz: Aufder einen Seite ist die avisierte Technolo-gie zukunftsweisend, auf der anderen Sei-te wollen viele Potenzielle Kunden ver-stärkt nur in tatsächlich zum Zeitpunkt derBeschaffung verfügbare Produkte inves-tieren. Ihre Risikobereitschaft scheint er-schöpft. „Diese ist jedoch zwingend erfor-derlich, wenn lediglich Perspektiven, zumTeil sogar erst Visionen eingekauft wer-den sollen“, merkt Deckert an.

Ähnliche Perspektiven mit Blick auf Markt,Verfügbarkeit und Anwenderakzeptanz las-sen sich auch bei anderen Marktkennernbeobachten. Im Gegensatz zu den länger-fristig-globalen Aspekten erwarten die Ex-perten von Birkholz und Partner für dendeutschen KIS-Markt zunächst keine erd-rutschartigen Veränderungen bei KIS Kauf-entscheidungen. Die Analyse der Münch-ner beratenden Ingenieure für Kranken-hausmanagement, Medizin- und Informa-tionstechnik dazu lautet: Wer SAP zu-sammen mit Soarian implementieren woll-te, hätte das auch ohne diese Allianz tunkönnen. Weil die alliierte Gesamtlösungnicht früher als Soarian verfügbar seinkann, haben zumindest die kurzfristig mi-grationswilligen BOSS- und CLINICOM-Kunden sowie i. s.h. med-Besitzer wenigdavon – es sei denn, dass sie sich in Ge-duld üben oder erst einmal mit dem Roll-Out der SAP-Anwendungen begnügen. Werohnehin Soarian einführen wollte, könn-te sich nun auf einen Mehrwert durch diezukünftig noch stärkere SAP-Integrationfreuen. Aus Sicht der zahlreichen kleinenKliniken war bislang schon eine SAP-Ein-führung alleine schwer finanzierbar – unddass sich dieses wichtige Kaufkriterium mitSoarian im Paket verbessert, verlangt nundoch reichlich Phantasie. Ob also die Wall-dorf-Erlanger KIS-Allianz im Heimatland

erfolgreich seinwird, hängt nun si-cherlich von ganzkonkreten Tatenbzw. Projekten ab.„Hier muss zwarSAP nicht mehr ih-re Technologiefüh-rerschaft im Bereichder Unternehmens-software-Entwick-lung beweisen; da-für sollte man um-so gespannter auftermintreue Pro-duktverfügbarkei-ten und professio-nelle Projektarbeitaus Erlangen sein –wahrlich kein Au-tomatismus“, kon-statiert Birkholz-Partner Thomas Koch.„Und das ist – at the end of the day – sosimpel wie essenziell, denn Prozesse wer-den nun mal nicht von glänzenden Pro-spekten, sondern von funktionierendenApplikationen unterstützt.“ Nachdem dieweitere Entwicklung spannend bleibenwird, würde sicher nicht nur die Münch-ner Experten interessieren, was das Er-gebnis eines der Politik vergleichbaren KIS-Barometers wäre: „Wenn am nächstenSonntag KIS-Entscheidung wäre, dann …?“

Kein Mehrwert, sondernstörender Faktor Das Wetterleuchten am Healthcare-Hori-zont sehen einige IT-Anwender eher ge-lassen. „Für mich ergibt sich aus der Stär-ke der zwei Unternehmen, die da eine „stra-tegische Partnerschaft“ eingehen, zunächsteinmal weder ein besonderer Vorteil nochein Nachteil“, konstatiert Andreas Lockau.Der EDV-Leiter im St. Marien-HospitalHamm (www.marienhospital-hamm.de)ist Siemensanwender mit dem CLINICOM/CareCenter KIS und verschiedenen Mo-dulen. „Es liegt an Siemens Medical undan SAP zu beweisen, dass sie trotz ihrerGröße flexibel genug bleiben, um die viel-fältigen Anforderungen der Gesundheits-branche zu erfüllen.“ Hier seien wirt-schaftlich tragbare Lösungen für die klei-nen und mittleren Krankenhäuser gefragt.Der IT-Profi nimmt jedoch auch mittel-

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Birkholz und Part-ner-Experte Dr.Thomas Koch: „Fürden deutschen KIS-Markt sind zunächstkeine erdrutschar-tigen Veränderun-gen bei KIS Kauf-entscheidungen zuerwarten.“

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ständische Anbieter in die Pflicht: „Leis-tungsfähigen unter ihnen wird es gewissgelingen, ihre Nischen weiterhin zu be-haupten. Ich denke, der Markt war fälligfür eine große Partnerschaft.“Marita Hüsing verbindet die Frage nachder Zukunft des Produktes i. s.h. med mitder Position der IT-Anwender im Kran-

kenhaus. „Die ohr-feigenhafte Herab-stufung vom First-Class-Partner zumPartner zweiterWahl wird langfris-tig negative Folgenhaben.“ Übrig blei-ben die Kranken-häuser, die, ob siewollen oder nicht,in ein neues KISoder zumindest inTeile davon inves-tieren müssen.„Dies schafft kei-nen Mehrwert fürdas Haus, sondernwird als störenderFaktor in der zu-nehmend schwieri-gen Situation derKrankenhausstruk-tur empfunden.“

Dazu komme, dass durch den Konzentra-tionsprozess der Anbieter die Auswahl angeeigneten Systemen immer geringer wer-de und damit immer mehr ein Anbieter-markt entstehe. Ein einzelnes Kranken-

SAP &SIEMENSLIVE IMKRANKEN-HAUS-IT-TVSeinen Lesern bietet das KrankenhausIT Journal einen kompletten Film-mitschnitt der Pressekonferenz an(www.medizin-edv.de oder www.kran-kenhaus-it.tv – Aktuelle Filmbeiträ-ge). Der komplette Mitschnitt (inklu-sive der Statements von Professor Dr.Henning Kagermann und ProfessorDr. Dr. Erich R. Reinhardt und die an-schließende Fragerunde der Journa-listen) in Fernsehqualität kann alsDVD über unseren Verlag formlos be-stellt werden.Zusätzlich veröffentlichen wir denFilmbeitrag des Exklusivinterviews vonKrankenhaus-IT Journal mit den Ma-nagern Dr. Bernhard Thibaut und Mar-tin Skerra, das im Anschluss an diePressekonferenz aufgezeichnet wurde.

Marita Hüsing, Leiterin der Pro-jektstelle KIS imStädt. Krankenhaus Sindelfingen: „Dieohrfeigenhafte He-rabstufung vomFirst-Class-Partnerzum Partner zweiterWahl wird langfris-tig negative Folgenhaben.“

haus sei mehr und mehr dem Diktat desAnbieters und seinen Preisvorstellungenausgeliefert. „Wie reagieren wir Anwender darauf?“,fragt die Leiterin der Projektstelle KIS imStädt. Krankenhaus Sindelfingen in dieRunde. Einige Krankenhäuser sind in An-wendergruppen oder Interessensgemein-schaften organisiert und versuchen, sichgemeinschaftlich gegen zu viel Willkür zuwehren. Wie erfolgreich dies sein kann, istvon der Größe und vom Mandat dieserGruppen abhängig. Beides fällt bisher je-doch eher bescheiden aus. „Die Herstellervon Software im Gesundheitswesen habenschon lange verstanden, dass eine Ge-meinschaft mehr erreichen kann als jederEinzelne“, resümiert Marita Hüsing undgeht in die Offensive. „Aus meiner Sichtist es an der Zeit, dass sich Interessensge-meinschaften sowie Anwender- und Ent-wicklerkreise zusammentun, um einen Ver-band der Anwender von IT-Lösungen imGesundheitswesen (VAitG) zu gründen.“

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Als Wettbewerber ein Urteil über die SAP-Siemens-Allianz zu wagen ist äußerst sen-sibel und nicht wenig problematisch. Wirerlauben uns dies nicht ohne Respekt,wobei wir möglichst sachlich und ausge-wogen eine Einschätzung aus der sicher-lich subjektiven Sicht des Wettbewerbersvornehmen.

1. Wir beurteilen die Allianz von SAP &Siemens sehr positiv und sind stolz aufdiese deutschen Unternehmen. Mit dieserAllianz können sich SAP & Siemens imglobalen Markt der IT-Hersteller im Ge-sundheitswesen hervorragend positionieren.Gemeinsam mit der AGFA-GWI-Allianzsind zwei europäische Player strategischexzellent aufgestellt. Kaum in einer ande-ren Branche sind europäische IT-Unter-nehmen so leistungsstark.

2. Die Bekanntgabe der SAP-Siemens-Al-lianz muss als eine globale strategischeEntscheidung verstanden werden. In dennächsten Jahren wird weltweit der IT Marktim Gesundheitswesen nur durch sehr we-nige Unternehmen besetzt. Beide Unter-nehmen, sowohl Siemens als auch SAP,bringen sich in eine gute Ausgangspositi-on. Vor diesem Hintergrund ist die Ent-scheidung verständlich und richtig.

3. Für SAP & Siemens musste die lokalebzw. deutsche Betrachtung gegenüber derglobalen Strategie in den Hintergrund tre-ten. Bewusst wurde das Risiko von nega-tiven Auswirkungen im kleinen deutschenMarkt in Kauf genommen. SAP & Siemenshaben daher eine hohe Verunsicherung imdeutschsprachigen Markt akzeptiert.

4. SAP tritt als weltweit bedeutendsterERP-Hersteller auf und Siemens wird mitSoarian die klinischen Applikationen ab-decken. Problematisch ist der Bereich der

administrativen Applikation: Diese gehö-ren strategisch eindeutig und zweifelsfreivoll integriert in den klinischen Bereich.Nur so können die Anforderungen der in-tegrierten Versorgung sowie eine Fein-steuerung der klinisch-administrativen Pro-zesse abgebildet werden. SAP & Siemenshaben sich aber gegen die Produktlinienmedico/s sowie CLINICOM von Siemensund für das Patientenmanagement IS-Hvon SAP entschieden. Es wurde nicht kom-muniziert, ob unter Soarian ein neues, vollintegriertes Patientenmanagement- und-abrechnungssystem entwickelt wird. DieKopplung IS-H & Soarian soll über denSAP Kommunikationsserver ix erfolgen.Insgesamt wirken SAP & Siemens hin-sichtlich der Aussagen zum Patientenma-nagement wenig überzeugend.Das SAP-Siemens-Dilemma: Die ehrlicheAnkündigung, unter Soarian ein neues Pa-tientenmanagement zu entwickeln, würdeSAP IS-H-Kunden und -Vertriebspartnerstark verunsichern. Die fehlende Ankündi-gung wird aber die Glaubwürdigkeit derIntegrations- und Workflow-Story von Soa-rian tief erschüttern. Wir werden mit gro-ßem Interesse verfolgen, wie man diesesDilemma auflösen möchte.

5. Die IS-H & Soarian-Kopplung ist abernicht nur der politische, sondern ebenfallsder technische Schwachpunkt. Zur Kopp-lung wird der SAP-eigene Kommunikati-onsserver ix genutzt. substanziell werdenSAP & Siemens noch sehr genau zu bewei-sen haben, wie der Staffware Third-Party-Workflower von Soarian über den ix-Kom-munikationsserver eine fein granulierte Mi-cro-Workflow-Steuerung realisiert. Als Tech-nologieunternehmen mit tiefer Kenntnis derMaterie müssen wir vor derartigem Hel-denmut den berühmten Hut ziehen.

6. Als Verlierer der SAP-Siemens-Allianzsehen wir alle Partnerunternehmen. Stu-fen wir die Entscheidung einerseits als glo-

bal richtigein, birgtdiese an-dererseitsna t i ona ldie großeGefahr derAuflösungvon lang-jährigen erfolgreichen Vertriebspartner-schaften. Der Allianz blieb keine andereChance, als dies hin zu nehmen. Hier hel-fen auch unglaubwürdige Treueschwürezu den „alten“ Partnern nicht. Dieser Spa-gat kann u.E. auf Dauer nicht gelingen.Das SAP IS-H-Partnergeschäft wird in un-serer Interpretation geopfert. SAP & Sie-mens können damit gut leben – die Ver-triebspartner aber wohl weniger.

7. Mit der Bekanntgabe der Allianz wur-de bei ehrlicher Betrachtung unbestreitbardas Produkt i. s.h. med beerdigt. SAP op-fert i. s.h. med für eine globale Strategiemit Siemens und Soarian. Rational völlignachvollziehbar, für die Betroffenen je-doch dramatisch. Die Entwicklungspart-ner GSD und EDVG werden aus unsererSicht zum großen Verlierer.

8. Auf Seiten Siemens gibt man unaus-gesprochen das „end of live“ von CLINI-COM und Medico/s bekannt und announctden exklusiven Vertrieb von IS-H & Soa-rian. Damit ändert man die jahrelangeKommunikationsstrategie des Konzerns,der in bewundernswerter Weise den Ba-lanceakt zwischen einem Parallelvertriebvon CLINICOM, medico/s und IS-H & i.s.h.med geschafft hat. Die heutige Botschaftan die SAP & Siemens-Bestandskunden istaber eindeutig: Bitte richten Sie sich auf ei-nen Umstieg ein! Die Entscheidung, vollauf IS-H & Soarian zu setzen, werten wirals mutig, konsistent und glaubhaft.

9. Viele Jahre haben wir in Deutschland

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SAP-SIEMENS-ALLIANZ – SAP-SIEMENS-DILEMMA

10 KOMMENTARE DES KRITISCHEN RESPEKTS

Dr. Jörg Haas, CEO GWI AG –an Agfa Company: „Wir wer-den mit großem Interesseverfolgen, wie man dieses Di-lemma auflösen möchte.“

von Dr. Jörg Haas

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9 10eine Marktkonsolidierung in Verbindungmit einem desaströsen Preiskampf allerWettbewerber gesehen. Nach der Über-nahme der GWI durch AGFA wird mit derBekanntgabe der SAP-Siemens-Allianz einsignifikantes Zeichen zur Beendigung die-ser Periode gesetzt. The game is over! Ha-ben sich die vielen mittleren und kleinerenSiemens-Klinikkunden in der Vergangen-heit bewusst für preiswerte, schlanke undhandhabbare medico/s- bzw. CLINICOM-Lösungen entschieden, so reichen diese Lö-sungen für künftige Anforderungen nichtmehr aus. Mit IS-H & Soarian bietet dieAllianz ab sofort ein leistungsstarkes aber

sehr komplexes Produktportfolio an. Eswird für uns von großem Interesse sein,ob SAP & Siemens – vergleichbar zu uns –den Mut haben, einen gehobenen, aber an-gesichts des erheblichen Leistungsspek-trums fairen Preislevel zu adressieren.

10. Für SAP ist die Nutzung der Integra-tionsplattform NetWeaver strategisch we-sentlich. Ebenfalls der Einsatz des Kom-munikationsservers ix und des Manage-ment-Informations-Systems bi stellen ei-nen Erfolg da. SAP handelt damit wie ge-wohnt als Global Player und stellt Strate-gie über Taktik.

AGFA-GWI begrüßen die SAP-Siemens-Al-lianz und wir sehen hierin eine erwar-tungskonforme Konsolidierung des Mark-tes. Mit zwei starken europäischen Herstel-lern von IT-Lösungen im Gesundheitswe-sen sind wir Europäer sehr gut aufgestellt.Gleichzeitig ist in Folge dieser Bekanntga-be der nationale Markt entschieden: 1) DieHersteller SAP & Siemens und AGFA & GWItreten national in Eigenregie auf und 2) ne-ben diesen beiden Herstellern wird es imdeutschsprachigen Raum keinen Platz fürweitere starke Anbieter geben.

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TECHNOLOGISCHE ROADMAPS SORGSAM PRÜFENNeue Partnerschaften von SAP NetWeaver

Die SAP hat ihre Stellung in der IT-Indus-trie gestärkt, indem sie Partnerschaften miteiner Vielzahl führender IT-Anbieter ge-schlossen hat. Die Initiative hat Potenzial,aber die tatsächlichen Auswirkungen sindungewiss, urteilen die Marktanalytiker derGartner Deutschland GmbH.

Am 18. Mai kündigte SAP an, dass be-deutende IT-Lieferanten Komponenten derNetWeaver-basierten Geschäftsprozesse inLizenz nehmen werden. Bei den Unter-nehmen handelt es sich um Adobe Sys-tems, Cisco Systems, Computer Associa-tes, EMC, Intel, Macromedia, Mercury In-teractive, Microsoft, Symantec und Veri-tas Software. Diese Ankündigung ver-deutliche, meinen die Gartner-Analysten(www.gartner.com), wie groß der Einflussder SAP auf die IT-Industrie sei. Ihrer Mei-nung nach war das Walldorfer Unterneh-men erfolgreich, NetWeaver als Grundla-ge für seine Geschäftsanwendungen zuetablieren. Erst jüngst gab es eine Reihevon Ankündigungen, die darauf abzielten,SAPs proprietäre Applikationen und WebServices als Standard für die betriebswirt-schaftliche Semantik durchzusetzen. Die-se umfassten:■ Partnerschaften mit IBM und Microsoft■ Die Ausgangsimplementierung der En-terprise Service Architecture (ESA)■ Die Vision der Business Process Plattform(siehe Analyse „NetWeaver Positions SAPas a Business Process Plattform Enabler“,ID Number: G00126204, 95 US-Dollar).

Um Marktanteile wirdknallhart gekämpftDie jüngste Initiative zeigt, dass es SAPmit dem Aufbau eines „Ökosystems“ ernstmeint und viele Partner in ESA/NetWea-ver-Projekte investieren wollen. Gartner:„Allerdings hat sich keiner der Partner ex-klusiv für NetWeaver verpflichtet, und diemeisten werden vermutlich ihre Techno-logieinvestitionen auf konkurrierende Platt-formen ausdehnen.“ Die kritischen Er-folgsfaktoren für die SAP-Initiative ste-cken im Detail. Unklar ist beispielsweise,wie die Kunden die Produkte von SAP undihren Partnern annehmen werden.

SAP hat NetWeaver als Grundlage ihrerGeschäftsanwendungen etabliert. Die An-kündigung zielt darauf ab, den eigenenEinfluss zu erweitern, indem eine großeGemeinschaft unabhängiger Softwareher-steller davon überzeugt wird, ihre jeweili-gen Produkte in dem technischen (Net-Weaver) und architektonischen (ESA) Rah-menmodell zu integrieren. Gartner gehtdavon aus, dass SAP die ESA ebenso wieNetWeaver nachdrücklich als „offenes In-tegrations-Framework“ für Geschäftssoft-ware im Bereich großer Unternehmen her-vorheben wird.

Andere führende Softwareanbieter (bei-spielsweise Microsoft und Oracle) werdendie Initiative der SAP bekämpfen und ver-mutlich ihrerseits versuchen, ein Ökosys-

tem an Partnerschaften rund um ihre ei-genen Architekturen, Infrastrukturen,Dienste und Anwendungsinhalte ins Le-ben zu rufen. Anwender könnten davonausgehen, so Gartner, dass „die Ambitio-nen der größten IT-Anbieter stetig zuneh-men“ würden. Der Kampf um Marktantei-le verschärft sich noch.

Die Gartner-Analysten empfehlen SAP-Kunden: Die Ankündigung bedeutet, dassSAPs ESA und NetWeaver von den Part-nern gutgeheißen wird. Allerdings müssendie jeweiligen technologischen Roadmapssorgsam geprüft werden, um zu erkennen,wie nachhaltig sich die Unternehmen derSAP wirklich verpflichtet haben.

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Erste Kundennamen fallen, überdas geplante Umsatzvolumen je-doch schweigen sie sich aus, beii. s.h. med werden sie konkreter:Dr. Bernhard Thibaut, Vertriebs-leiter Healthcare, Public Insu-rances, Higher Education & Re-search der SAP Deutschland AG& Co. KG, und Martin Skerra,Siemens Medical Solutions He-alth Services GmbH, kommenzum Thema „SAP-Siemens-Alli-anz“ zu Wort.

Frage: Welche (deutschen) Kunden sindbei der SAP-Siemens-Allianz konkret mitfesten Aufträgen im Boot? Antwort: Bereits vor Bekanntgabe der Al-lianz haben sich 15 Krankenhäuser und Kli-nikverbände für die gemeinsame Lösungvon Siemens und SAP entschieden. Dazugehören die Universitätsklinikum Erlangen,das Kreiskrankenhaus GmbH, Waldbröl, dieWedau Kliniken, Duisburg, das Kreiskran-kenhaus Grevenbroich und Dormagen so-wie das Mutterhaus der Borromäerinnen,Trier. Und die ersten Reaktionen seitens derKunden nach Bekanntgabe der Allianz ver-deutlichen, dass wir mit unserer Lösung aufdem richtigen Weg sind.

Frage: Welches Volumen haben diese Aufträge insgesamt?Antwort: Dass wir nicht über das Auf-tragsvolumen dieser 15 Kunden spre-chen, werden Sie sicherlich nachvollzie-hen können.

Frage: Welche betriebswirtschaftlichenEckwerte kennzeichnen den SAP/Siemens-Business-Plan für die nächsten fünf Jah-re – etwa das geplante Umsatzvolumen undder angestrebte Zuwachs an Kunden?Antwort: Im Zuge der Partnerschaft habenwir einen detaillierten Geschäftsplan erar-beitet. Hierbei wurden neben konkretenGeschäftszielen auch wesentliche Parame-ter für die Zusammenarbeit im Bereich Ent-wicklung, Vertrieb und Vertriebsunter-stützung sowie Beratung und Serviceleis-tungen für den Kunden gesetzt.

Siemens und SAP arbeiten bereits seit zehnJahren im Bereich Healthcare zusammen.Insgesamt wurden bislang in über 40 Län-dern 5.000 Installationen vorgenommen.Allein in Deutschland gibt es über hundertgemeinsame Kunden. Wir erwarten durchdie Einführung einer gemeinsamen Lösungeine Stärkung der Marktposition für beideUnternehmen.

Frage: Aus welchen verfügbaren, konkreteinsetzbaren Komponenten besteht derzeitSoarian?Antwort: Die Siemens-Lösung Soarian be-steht aus folgenden – derzeit verfügba-ren – Modulen: ■ Clinical Access■ Common Clinicals■ Clinical Team■ Physician Order Entry■ Scheduling■ Online Medical Record■ Soarian Integrated Care

Frage: Ist die Weiterentwicklung von i.s.h.med gesichert und wie lange ist sie gesichert?Antwort: Die Partnerschaft zwischen Sie-mens und SAP ist strategisch, aber nichtexklusiv. Das heißt, dass SAP und Siemensnicht beabsichtigen, bestehende Koopera-tionen – wie die Zusammenarbeit mit GSDund T-Systems – zu beenden. Somit än-dert sich auch für unsere Bestandskunden,die i.s.h. med einsetzen, nichts. Diese Kun-den genießen die gleiche Investitionssi-cherheit wie alle anderen SAP-Kundenauch. Die Patient-Management-LösungIS-H wird in ihrem heutigen bzw. mit dem2006 ausgelieferten Umfang bis mindes-tens 2014 zur Verfügung stehen.

Frage: Welchen Grund hätte ein Kranken-haus derzeit, i. s.h. med zu erwerben undeinzusetzen?Antwort: Bei i.s.h. med handelt es sich umeine funktional umfangreiche und in zahl-reichen Kundenprojekten bewährte Lösung.Sie wird weiterhin von GSD und T-Sys-tems angeboten und entsprechend bewor-ben. GSD ist ein langjähriger Vertrags-partner sowohl für Siemens als auch fürdie SAP. Diese Partnerschaft wird durchdie Allianz zwischen Siemens und SAP

nicht in Frage gestellt. Siemens stellt wei-terhin Produktexpertise zur Einführungund zum Ausbau dieser Lösung bereit.Ebenso werden die von Siemens selbst ent-wickelten Softwareprodukte CLINICOM undmedico//s nach wie vor bei Kunden ein-geführt. Durch die Veränderungen im Ge-sundheitswesen erkundigen sich jedochviele unserer Kunden nach neuen Pro-duktgenerationen. Diese Frage haben wirmit der gemeinsamen Lösung Siemens Soa-rian & SAP for Healthcare beantwortet.

Frage: Gibt es künftig zwei Produkte: i.s.h.med/ISH und Siemens Soarian & SAP forHealthcare?Antwort: Ja.

Frage: Gibt es Soarian auch allein zu er-werben, etwa von CLINICOM-Umsteigern?Antwort: Ja, da es sich um einen Verbundvon zwei Lösungen handelt, können SieSoarian auch als eigenständige Lösung er-werben.

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TITELSTORY

GEFRAGT UND GEANTWORTET

links: Dr. Bernhard Thibaut, Vertriebslei-ter Healthcare, Public Insurances, HigherEducation & Research der SAP Deutsch-land AG & Co. KGrechts: Martin Skerra, Siemens MedicalSolutions Health Services GmbH

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Die Befundung von CT- und Röntgenauf-nahmen ist für das brandenburgischeKrankenhaus Templin heute rund um dieUhr möglich – durch eine Kooperationmit dem Unfallkrankenhaus Berlin. Fürdie teleradiologische Anbindung nutzendie beiden Einrichtungen unter anderemeine webbasierte Lösung auf der Basisvon Citrix-Technologie.

Kleinere Krankenhäuser sind heute häufignicht in der Lage, eine 24-Stunden-Ver-sorgung in der Radiologie zu leisten. Dasist nicht nur eine Frage der Kosten: Gera-de in ländlichen Regionen ist es mittler-weile sehr schwer, geeignetes Fachperso-nal zu bekommen. Teleradiologische Mo-delle sind daher für diese Einrichtungenhilfreiche Alternativen. Seit Januar 2005gibt es in diesem Bereich eine Kooperati-on zwischen dem Unfallkrankenhaus Ber-lin (ukb) und dem Krankenhaus Templinin Brandenburg. Das kleinere Krankenhaushat dadurch die Möglichkeit, Befundun-gen von den Radiologen in Berlin durch-führen zu lassen.

Die Anbindung an das ukb erfolgt überdas Internet. Die Client-Software des Ra-diologie-Informationssystems (EasyRIS vonPhilips) wird mit Citrix-Technologie viaWeb für die Arbeitsstationen in Templinbereitgestellt. Die eigentliche Anwendungläuft also auf einem Citrix PresentationServer im Rechenzentrum in Berlin. DieAnwender in Templin greifen über einegesicherte Internetverbindung (VPN) aufden EasyRIS-Client auf dem Server zu.Die Secure Gateway-Komponente sorgtdabei für die SSL-Verschlüsselung derübertragenen Datenströme, außerdem wer-den die internen Netzwerke durch Fire-walls geschützt.

Eingespielter Workflow

Der teleradiologische Workflow hat sichbereits gut eingespielt: Wenn in Templinein Arzt eine radiologische Untersuchunganfordert, wird zunächst die medizinisch-technisch-radiologische Assistentin (MTRA)im Bereitschaftsdienst benachrichtigt. Die-se gibt von ihrem Arbeitsplatz in der Ra-

diologie aus die Patientendaten und dieFragestellung des anfordernden Arztes indas zentral bereitgestellte RIS-System ein.Anschließend meldet sie sich telefonischim ukb und teilt mit, dass eine Röntgen-anforderung vorliegt. In Berlin prüft nunein Radiologe die Anforderung im RIS-System und nimmt die rechtfertigende In-dikation vor. Nach der Bestätigung des Ra-diologen laufen die administrativen Infor-mationen in einer Worklist auf die bild-erstellenden Modalitäten in Templin.

Die MTRA kann jetzt vor Ort anhand die-ser Worklist die radiologische Untersu-chung durchführen. Sobald die Untersu-chung abgeschlossen ist, werden die Bild-daten über die gesicherte breitbandige In-ternetverbindung (SDSL mit 2Mbit) an dasPACS-System in Berlin übertragen unddort automatisch den bereits erfassten Pa-tientendaten zugeordnet. Zusätzlich wer-den die Bilddaten auch lokal in Templinabgelegt. Der Radiologe in Berlin befun-det das Bildmaterial und gibt seinen Be-fund in das RIS-System ein. Der fertige

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UNFALLKRANKENHAUS BERLIN UNTERSTÜTZTKRANKENHAUS TEMPLIN BEI DER BEFUNDUNG

von Dipl.-Ing. Felix Katt, Leiter der Stabsstelle Informationssysteme, Unfallkrankenhaus Berlin

SICHERE TELERADIOLOGIE VIA INTERNET

ERFAHRUNGEN

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wechseln und zum Beispiel eine im Be-handlungszimmer begonnene Dokumen-tation in einem anderen Raum fortsetzen.Ein weiterer Vorteil der Lösung: Da dieTechnologie nur geringe Anforderungenan die Client-Hardware stellt, kommen indiesem Bereich auch ältere Pentium I-PCssowie wartungsarme Thin Clients zum Ein-satz. Außerdem werden auch drahtlos an-gebundene Endgeräte unterstützt: Die Pfle-gekräfte nutzen heute in der Rettungsstel-le Notebooks für die mobile Datenerfas-sung via WLAN. Eine neues Zugriffssze-nario könnte in den nächsten Monaten da-zukommen: Derzeit wird überlegt, dasRadiologie-System EasyRIS über ThinClients in den OP-Sälen des ukb zugäng-lich zu machen. Auch hier würde man dieClientsoftware für das RIS-System via Ci-trix bereitstellen, um den Administrati-onsaufwand gering zu halten, die Kostenfür Client-Hardware zu reduzieren undschnelle Benutzerwechsel zu ermöglichen.

Befund wird schließlich auf einem Laser-drucker im geschützten Bereich der Ra-diologie in Templin ausgegeben, wo ihnder anfordernde Arzt abholen kann.

Minimaler AdministrationsaufwandMit diesem Verfahren ist im KrankenhausTemplin zu jeder Tages- und Nachtzeit ei-ne kompetente Radiologie-Befundung mitkurzen Reaktionszeiten gewährleistet. Dietechnische Realisierung der Lösung warunkompliziert: Auf den Endgeräten inTemplin musste lediglich der ICA-Clienteingerichtet werden – eine lokale Instal-lation des EasyRIS-Clients war durch dieCitrix-Architektur nicht notwendig: DieLösung wird zentral in Berlin adminis-triert und gewartet, so dass der Betreu-ungsaufwand in Templin minimal ist. AufSeite des ukb setzte die Kooperation le-diglich ein klientenfähiges RIS-Systemund die Implementierung eines eigenenCitrix-Servers voraus.

Das Know-how hatte man bereits zuvor ineinem anderen Projekt gewonnen: Das ukbsetzt die Citrix-Technologie seit einem Jahrin seiner Rettungsstelle ein, um an unter-schiedlichen Endgeräten (PCs, Notebooks,Thin Clients) den Zugriff auf das Kran-kenhausinformationssystem zu ermögli-chen. Eine wichtige Anforderung war hierder schnelle Benutzerwechsel: Ärzte kön-nen heute ihre laufende Benutzersitzung„mitnehmen“, wenn Sie das Endgerät

Das UnfallkrankenhausBerlin (ukb)Das ukb wurde am 3. September 1997in gemeinsamer Trägerschaft des Lan-des Berlin und der gewerblichen Be-rufsgenossenschaften eröffnet. Zum 1.Juli 2003 hat sich das Land Berlin ausder gemeinsamen Trägerschaft zurück-gezogen, die gewerblichen Berufsge-nossenschaften sind seitdem alleinigerTräger des ukb. Eine sorgfältig aufei-nander abgestimmte Struktur von vier-zehn Fachdisziplinen ermöglicht eineoptimale Behandlung von Unfallver-letzten und Notfallpatienten, die ausdem Berlin-Brandenburger Raum, an-deren Regionen Deutschlands sowieauch aus dem Ausland eingewiesenwerden. Jährlich werden 40.000 Pa-tienten im ukb behandelt, mehr als18.000 werden zur stationären Versor-gung aufgenommen. Mit seiner kom-plett digitalisierten Radiologie verfügtdas ukb im Bereich der TeleradiologieEuropaweit mit über die größten Er-fahrungen. Diese Fachkompetenzkommt nun auch den Patienten imKrankenhaus Templin zugute.

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Dipl.-Ing. Felix Katt, Leiter der StabsstelleInformationssysteme, ukb

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In der Epilepsieklinik Bernau telefonierenÄrzte, Schwestern und Pfleger mit moder-nen IP-Telefonen. Die Gespräche laufen überdasselbe LAN, das auch Videobilder für di-agnostisches Monitoring sowie alle ande-ren Klinikdaten transportiert. Herkömmli-che Telekommunikationsanlagen sucht manin Bernau vergebens. Stattdessen setzt dieKlinik auf AVVID (Architecture for Voice,Video and Integrated Data) – eine Techno-logie von Cisco Systems, die sich seit län-gerem auch am Berliner Standort des Epi-lepsiezentrums bewährt. Hier, am Evange-lischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herz-berge, werden gegenwärtig mehr als 1.200neue Cisco IP-Telefone installiert.

Hinter der historischen Fassade eines ehe-mals städtischen Krankenhauses im bran-denburgischen Bernau arbeitet heute diehoch spezialisierte Epilepsieklinik Tabor.Das grundsanierte Haus bietet Raum für ei-ne Spezialambulanz sowie für drei Statio-nen mit zusammen 50 Betten. Während Sta-tion 1 auf Diagnostik und Therapie schwerbehandelbarer Epilepsieformen ausgerichtetist, versorgen die Mitarbeiter von Station 2epilepsiekranke Patienten mit Mehrfachbe-hinderungen. Die dritte Station – und das istein Novum in den neuen Bundesländern –widmet sich ausschließlich der Behandlungvon Epilepsiepatienten, die zusätzlich psy-chosomatische Störungen aufweisen. „Da-mit sind wir in der Lage, ein ungemein brei-tes diagnostisches und therapeutisches Spek-

trum zur Behandlung unterschiedlichsterEpilepsie-Erkrankungen abzudecken“, er-läutert Dr. Hans-Beatus Straub, Chefarzt derBernauer Klinik. Der renommierte Neuro-loge war schon 1996 am Aufbau des frü-heren Berliner Epilepsiezentrums im Evan-gelischen Krankenhaus Königin ElisabethHerzberge beteiligt. Beide Standorte arbei-ten heute eng zusammen und bilden ge-meinsam das Epilepsiezentrum Berlin-Bran-denburg, die bedeutendste Forschungs- undBehandlungsstätte auf diesem Gebiet im Os-ten Deutschlands.

Kommunikationsaufga-ben neu überdacht„Die bauliche Sanierung bot die Chance,unsere Kommunikationsbedürfnisse vonGrund auf neu zu überdenken“, berichtetThomas Honeck aus der IT-Abteilung desHauses. Klinikmanager und Netzwerkver-antwortliche stellten sich damals die Fra-ge, wie sich Kommunikation und klinischerWorkflow besser miteinander verzahnen lie-ßen. Ziel war es unter anderem, Computer-und Telefonie-Anwendungen zu integrie-ren, um so die Produktivität von medizini-schem und Pflegepersonal zu steigern. Wich-tig außerdem: mehr Mobilität für Ärzte undSchwestern für verbesserte Erreichbarkeitin jeder Arbeitssituation, auch unterwegsauf anderen Stationen. Dafür boten sich zu-nächst zwei Alternativen an: Herkömmli-che Telekommunikationsanlagen mit tradi-

tioneller DECT-Erweiterung oder IP-Telefo-nie über Wireless LAN, bei der sich unter-schiedliche Personenrufsysteme flexiblereinbinden lassen und die zudem den Paral-lelbetrieb eines separaten Telefonnetzes voll-ständig erübrigt. Für die zweite Option spra-chen weitere, spezielle Anforderungen inBernau: Anders als in vielen anderen Kran-kenhäusern spielen Langzeit-Videoauf-zeichnungen für diagnostische Zwecke hiereine große Rolle. In der Zusammenschaumit parallel aufgezeichneten Hirnstrombil-dern (EEG) lassen sich damit Anfälle sicherden verschiedenen Epilepsieformen zuord-nen. Auch die Abgrenzung von anderen Er-krankungen mit anfallsartigen Störungenist eine häufige Fragestellung.

Software vermittelt die Gespräche„Das Monitoring kann pro Patient mehre-re Tage dauern. Da kommt eine Menge Da-ten zusammen. Deshalb sollte die neueKommunikationslösung auch die Auswer-tung und Archivierung von Videobilderneffektiv unterstützen“, führt Honeck wei-ter aus. „Für unsere Zielstellung war her-kömmliche Telefontechnik daher auf lan-ge Sicht ungeeignet“, entschied der Kli-nikchef, der sich persönlich für das Pro-jekt einer IP-basierten Infrastruktur enga-gierte. Alle Kommunikationsformen – Te-lefongespräche, Datenkommunikation undVideoübertragungen – laufen hierbei durch

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ERFAHRUNGEN

IP-TELEFONIE MACHT KLINIK-WORKFLOW EFFIZIENTER

Epilepsieklinik Tabor, Bernau

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ein gemeinsames Netz. Telefonanlagen al-ten Stils sind in diesem Szenario über-flüssig. „Eine Software sorgt an ihrer Stel-le für Gesprächsvermittlung und Telefon-komfort“, erklärt Honeck.Dass dem Telefonieren über Datennetze dieZukunft gehört, davon sind auch die Ver-antwortlichen im Krankenhaus Königin Eli-sabeth Herzberge überzeugt. Hier betreutdie ISYS-Team Informatik-Systeme GmbHein groß angelegtes Pilotprojekt, bei demrund 1.200 IP-Telefone von Cisco Systemsin Betrieb genommen werden. Das Berli-ner Systemhaus feiert demnächst sein fünf-jähriges IP Telefonie-Jubiläum. „Wir sindmit der Technologie von Cisco Systems seitlangem vertraut und können auf dieser Ba-sis ausgereifte, sichere und zukunftsfähigeKundenlösungen anbieten“, sagt Ge-schäftsführer Dr. Andreas Barsch.Ihre Erfahrungen verdankt die ISYS-TeamGmbH mutigen Pilotkunden wie der KlinikTabor, die sich frühzeitig für Innovationenentscheiden und sich dabei auch nicht vonzeitweiligen Schwierigkeiten beirren lassen.In Bernau bereitete zum Beispiel das mobi-le Telefonieren anfänglich noch Probleme,genauer: das so genannte Roaming, derWechsel von Funkzelle zu Funkzelle bei lau-fendem Gespräch. „Bei der technischen Pro-blemlösung hat uns Cisco massiv unter-stützt“, erinnert sich Dr. Barsch und lobt zu-gleich den hervorragenden Eskalationspro-zess des Herstellers. Heute kann er IP-Tele-fonie via Wireless LAN jedem Krankenhausnach gründlicher Planung bedenkenlos emp-fehlen: „Die Technologie ist inzwischen sehrausgereift und hat ihre technische und wirt-schaftliche Überlegenheit über DECT im kli-nischen Alltag vielfach bewährt.“ In Bernauleuchten insgesamt 16 Wireless LAN AccessPoints Cisco Aironet 1200 die Klinikflächevon mehr als 3.200 Quadratmetern funk-technisch vollständig aus.

Mitarbeiter werdenproduktiver und Kostentransparenter

Neben 77 fest angeschlossenen IP-Tele-fonen Cisco 7940 und 7960 nutzt die Kli-

nik derzeit 13 mobile IP-Telefone Cisco7920. Dank nahtloser Anbindung desSchwesternrufsystems sind die zuständi-gen Mitarbeiter damit auch außerhalb ih-rer Station für Patienten jederzeit er-reichbar. Bei Auslösen der Ruftaste sen-det das System eine entsprechendeSprachnachricht an das mobile IP-Phoneder zuständigen Schwester. „Die Meldungsoll künftig zusätzlich als Textnachrichtauf dem Display des Telefons erscheinen,was wir mit XML umsetzen wollen“, sagtThomas Honeck. XML steht für Extensi-ble Markup Language. Es handelt sich da-bei um einen Integrationsstandard mit ra-sant wachsender Akzeptanz. Denn er ver-einfacht stark den Informationsaustauschzwischen praktisch beliebigen Gerätenund überwindet frühere Plattform- undBetriebssystembarrieren. Voraussetzungdafür ist, dass die Geräte den StandardXML unterstützen, wie das bei den IP-Te-lefonen 7920 von Cisco der Fall ist.Integrationsvorteile bringt die Zusam-menführung von Sprach- und Datennetzaber auch für die kabelgebundenen IP Pho-nes. So lassen sich Rufnummern einfachper Mausklick aus einer Web-Anwendungheraus wählen. Die erforderliche Soft-warebrücke hat die IT-Abteilung des Hau-ses unter Nutzung der Datenbankschnitt-stelle ODBC (Open Database Connectity)selbst programmiert. Wichtiger Nebenef-fekt: Telefonnummern sind nicht mehr aufverschiedene Telefonlisten in Endgerätenund Computerdateien verstreut; sie wer-den stattdessen an zentraler Stelle ver-waltet. Das ist nicht nur effizienter, sondernvermeidet auch Dateninkonsistenz undFehler sowie die damit zusammenhängen-de Mehrarbeit. Zudem legt das System au-tomatisch eine digitale Gesprächsnotiz an,die auch gleich dem richtigen Kontext zu-geordnet wird, also zum Beispiel einer Pa-tientenakte. Problemlos lassen sich dieKommunikationskosten definierten Kos-tenstellen zuordnen; in Bernau wird zur-zeit zwischen Privat- und Dienstgesprä-chen unterschieden. Darüber hinaus sindStationen oder bestimmte Diagnose- undTherapieeinheiten als Kostenstellen denk-bar. „So können wir künftig genauer kon-

HintergrundMit 8,5 Millionen Euro Fördermitteln

entstand aus dem 1910 erbauten städtischen

Krankenhaus Bernau eines der modernsten

epileptologischen Behandlungszentren

Ostdeutschlands. Seit April 2001 arbeiten die

ehemaligen Epilepsiezentren am Berliner

Evangelischen Krankenhaus Königin

Elisabeth Herzberge und in Lobetal bei

Bernau unter Wahrung der jeweiligen

Besonderheiten als Epilepsie-Zentrum Berlin-

Brandenburg im Verbund der von

Bodelschwinghschen Anstalten zusammen.

Herausforderung Die Gebäudesanierung gab die Möglichkeit ,

eine neue Kommunikationsinfrastruktur

quasi auf der grünen Wiese aufzubauen,

also ohne Rücksichtnahme auf vorhandene

Altlösungen. Ziel war es, den klinischen

Workflow zu verbessern, die Bearbeitung

von Videobildern zu unterstützen und die

Produktivität der Mitarbeiter zu erhöhen.

LösungDas gemeinsame Netzwerk für Daten-,

Sprach- und Multimediakommunikation

ermöglicht mobile Telefonie per Wireless

LAN. Über Standards und Schnittstellen sind

Telefon- und Computeranwendungen

flexibel integriert.

Ergebnisse

- verbesserter Workflow und mehr

Produktivität

- Transparenz der Kommunikationskosten

- Langfristig planbare, niedrigere

Betriebskosten

- keine Parallelinvestitionen in

unterschiedliche Technologien

trollieren, wo welche Kosten anfallen, undwissen dadurch besser, an welchen Stel-len Optimierungen sinnvoll sind“, fasstHoneck zusammen. Und das Resümee desKlinikchefs: „Die Effekte sprechen für sich.Dank gemeinsamer IP-Infrastruktur für al-le Kommunikationsbelange haben wir au-ßerdem Parallelinvestitionen in unter-schiedliche Technologien vermieden.“Autor: Adrian Schuster, Freier Journalist Berlin

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Mit einem Ausstellerwachstum von weitüber 40 Prozent kann die ITeG 2005 be-reits in ihrem zweiten Jahr einen stattli-chen Erfolg bilanzieren. Eitel Freudeherrschte daher bei den ITeG-Promotoren:dem ideellen Träger Verband der Herstel-ler von IT-Lösungen für das Gesundheits-wesen (VHitG e.V.) und dem VeranstalterMesago Messe Frankfurt GmbH.

Über 3.000 Fachbesucher

Die 216 Aussteller konnten an den dreiMessetagen 3215 Fachbesucher über ihrAngebot informieren. Durch die Kombi-nation von Messegeschehen und ITeG-Fo-

gegründet, gehören dem VBGW bereits über20 Beratungsunternehmen an. Sie reprä-sentieren die Bereiche Strategie, Organisa-tion, IT, Finanzen, Personal und Recht. Al-lerdings waren bei Herstellern und Ser-viceleistern leise Zweifel zu hören, ob wirk-lich die angekündigten Zielgruppen der ärzt-lichen Direktoren oder Verwaltungsleitervon Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen,Reha- und Kurkliniken ebenso zahlreichvertreten waren wie die IT-Entscheider /EDV-Leiter und IT-Einkäufer sowie Con-troller aus dem medizinischen Bereich. Häu-fig wurde der Vergleich zwischen MEDICAund ITeG gezogen. Zwei Messen bedeuten

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VERANSTALTUNGEN

rum bot die Messe gleichermaßen Raum fürVerkauf und Information, Tagesgeschäft undZukunftsvision. Nahezu einhellige Aner-kennung äußerten Besucher wie Aussteller.Hohe Informationsdichte, umfassendesSpektrum und kommunikatives Umfeld lau-tete das Lob. Auch Newcomer zeigten bereitsAkzeptanz – ob die renommierte IDS ScheerAG, das deutsche Beratungshaus MATERNA oder der internationale Zusam-menschluss von Speichertechnologieanbie-tern „Storage Consortium“. Den Consulting-Aspekt vertiefte im neu etablierten „Con-sulting Pavillon“ der noch junge Verbandder Beratungsunternehmen im Gesund-heitswesen e.V. (VBGW). Im November 2004

ITeG-MACHER OBENAUF:DER ERFOLG AUS DEM

PREMIERENJAHR SETZT SICH FORT

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GWI stellt Nice vor Highlight am Rande (links): DasRobert-Bosch-Krankenhaus (RBK) undiSOFT Deutschland besiegelten auf derITeG die LORENZO-Einführung fürmehrere Millionen Euro.mitte: Das ITeG-Forum überzeugtemit Expertengebieten undDiskussionsrunden.

vor allem für Aussteller immerhin doppel-te Investitionen. Doch noch scheint jederStandort durch eigene Vorzüge zu über-zeugen. „Wir warten das nächste Jahr ab,bevor wir etwas verändern“, ließ einer dergroßen Anbieter wissen.

Facettenreiches Angebot

Rund um moderne IT spannte in Halle 4der Frankfurter Messe die Riege der IT-An-bieter im Gesundheitswesen einen facet-tenreichen Bogen. Abrechnungssysteme,Dienstplanprogramme, medizinische In-formations-Systeme oder professionellesQualitätsmanagement wechselten mit Soft-ware für durchgängige Geschäftsprozesseund Workflows über Abteilungsgrenzenhinweg ab. Zu den Exponaten gehörtenLösungen für digitale Sprachverarbeitungund Textübertragung sowie Personal-In-formationssysteme. Services für Kosten-trägerrechnung reihten sich an Bench-marking für Krankenhäuser. „Digital stattFilm!“ tauchte als Schlagwort ebenso aufwie SAN-Lösungen mit Speichervirtuali-sierung. Auch Beratungen für ganzheitli-che Planung und Umsetzung von IT-Pro-jekten in Kliniken, Krankenhaus-Verbün-den und Großpraxen waren vor Ort. Fo-kus: PACS, EPA und KIS, moderne IT In-frastrukturen sowie die immer stärker vonIT durchdrungene Medizintechnik. Last butnot least: Viele Anbieter konnten Proto-typen der Gesundheitskarte vorstellen.

Top-Auftrag für iSOFT

Das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) undiSOFT Deutschland unterschrieben auf derITeG die umfassende Einführung von LORENZO. Mehrere Millionen Euro wertsind die Unterschriften von Ulrich Hipp,RBK-Geschäftsführer und Jörg Trinemeier,Vorsitzender der Geschäftsführung deriSOFT Deutschland. Die Stuttgarter zeich-nen sich nicht nur als LORENZO-Vorreiter

aus. Zugleich sind sie weltweit beachteterReferenzkunde und Global Innovation Part-ner von iSOFT. In dieser Kooperation willdas RBK-Krankenhaus als Partner zudemdie Entwicklung von LORENZO maßgeb-lich mitgestalten und vorantreiben.

Auf der ITeG wurde auch die strategischeKooperation zwischen iSOFT und SeeBey-ond bekannt. Das Unternehmen SeeBey-ond aus Kalifornien verfügt mit eGate undweiteren ICAN Modulen über eine weit ver-breitete Kommunikationsplattform für dieIntegration von Geschäftsanwendungen.Zwischen SeeBeyond und der britischeniSOFT plc besteht bereits eine enge undlangjährige Kooperation. Jetzt soll diesestrategische Partnerschaft mit gemeinsa-men Angeboten auch im deutschen Ge-sundheitsmarkt konkretisiert und fortge-führt werden.

2006: Kooperation mit der GMDS Die beiden Träger der IT-Fachmesse ITeG,der VHitG und die Mesago Messe Frank-furt GmbH, haben mit der Deutschen Ge-sellschaft für Medizinische Informatik, Bio-metrie und Epidemiologie e.V. (GMDS) ver-einbart, ihre Kongressaktivitäten im Be-reich IT im Gesundheitswesen zu bündeln:Ab 2006 wird daher die ITeG und die Fach-tagung „Praxis der Informationsverarbei-tung in Krankenhaus und Versorgungs-netzen“ (KIS-Tagung) zeitlich und örtlichzusammengeführt und den Fachbesucherndurch ein umfangreiches Ausstellungs-und Vortragsangebot einen großen Mehr-wert bieten.

Citrix und 4voicekooperierenDigitale Sprachverarbeitung in Citrix-Um-gebung testeten im Rahmen einer Koope-ration 4voice AG und Carano Informati-

onssysteme GmbH. Die Lösung soll mo-derne Sprachverarbeitung bieten.

IntersektoraleKommunikationAuf der ITeG 2005 hat der VHitG die „Ini-tiative Intersektorale Kommunikation“ an-gestoßen. Die Unternehmen des Bran-chenverbandes haben in ihrer Mitglieder-versammlung am 25.04.05 einstimmig be-schlossen, auf Basis der Rahmen– und Lö-sungsarchitektur mit der Umsetzung aus-gewählter Geschäftsprozesse derintersektoralen Kommunikation zu begin-nen. Das Expertenteam dieser VHitG-Ini-tiative setzt sich in dieser ersten Phase ausMitarbeitern der Unternehmen Cymed, DOCexpert, fliegel data, Health-Comm,GWI, ID, iSOFT, ITB, MCS, Medos und Sie-mens zusammen. Der VHitG will „durchdie Optimierung von Informationsflüssenund Vermeidung von Medienbrüchen ent-scheidend zu einer Entbürokratisierung desGesundheitswesens beitragen“.

ITeG-Forum gut besucht

Das ITeG-Forum überzeugte mit Exper-tenvorträge und Diskussionsrunden. Von„Klinisch-medizinischer Workflow – Opti-mierung durch IT?“ über „Das Unterneh-

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ITeG 05

men Krankenhaus im Spannungsfeld zwi-schen Ökonomie und Versorgungsauftrag:Finanzierung, Entgelte, Kosten und Quali-tät“ bis zu „Integrierte Versorgung und Ge-sundheitskarte“ reichte das Programm.Das Krankenhaus IT-Journal präsentiertebesondere Highlights. Fachlich-strategi-sche Perspektiven zeigte Prof. Dr. RolandTrill, FH Flensburg, in dem Eröffnungs-vortrag „Workflow, Datensicherheit undVerfügbarkeit – kritische Erfolgsfaktorenfür E-Health" auf. Arzt und Informatikerbegegnen sich als Akteure im klinischenAlltag. Zwei von ihnen – Helmut Schle-gel, Klinikum Nürnberg Nord und Dr. Mi-chael Reng, Kreiskrankenhaus Bogen –machten klar, warum die beiden Profes-sionen sich nicht immer verstehen. Sie fan-den schließlich eine Lösung: nicht nur aufder Bühne, sondern im Alltag häufiger mit-einander zu kommunizieren.Hochkaräter wie Prof. Dr. Roland Trill, Mar-tin Skerra, iSoft Deutschland-Chef JörgTrinemeier und Jörg Haas diskutierten„Qualität, Ökonomie und Prozess – wiemoderne KIS- und Workflowsysteme die-se Erfolgsfaktoren optimieren können".Dabei brachte Jörg Müller, IT-Leiter derStädtischen Kliniken Frankfurt am Main-Höchst, die Anbieter immer wieder zum

wichtigen Punkt zurück: denAnforderungen des Anwenders.Die Moderation hatte Wolf-Die-trich Lorenz, Krankenhaus-ITJournal, übernommen. „Das Un-ternehmen Krankenhaus imSpannungsfeld zwischen Öko-nomie und Versorgungsauftrag“lautete das Motto des zweitenForumstages, der von Dr. Ar-min Wurth, Vorsitzender desVerbandes der Beratungsunter-nehmen im Gesundheitswesene.V. moderiert wurde.Mit Expertenvorträgen und ei-ner Podiumsdiskussion über dasThema „Integrierte Versorgungund Gesundheitskarte“ wurdeder dritte und letzte Forumstagvon Michael Reiter von derZeitschrift Management &Krankenhaus bestritten. Das im Vergleich zum Vorjahrnochmals deutlich vergrößerteITeG-Forum war zu allen The-menbereichen sehr gut besucht.

GWI stellt NICE vor

Zu den technologischen bedeutenden In-novationen zählt sicher NICE. Mit „Gesichtund Sprache“ von ORBIS stellt die GWIerstmals die neue optimierte Benutzer-oberfläche vor. Einfache Bedienbarkeit, dieStandardisierung der Bedienoberfläche unddie Optimierung der Ergonomie warenwichtige Zielsetzungen für die Entwick-lung von NICE. Diese neuartige Benutzer-oberfläche soll ganz unterschiedlichen Nut-zern die Arbeit erleichtern. Ein wichtigesZiel ist es dabei, dass sich der Anwenderdurch das GUI im gesamten ORBIS Klinik-Informationssystem vertraut fühlt. Ange-sprochen sind heute rund 650 Kliniken mit

ORBIS im Routinebetrieb; rund 400.000Anwender arbeiten täglich mit der Soft-ware. Gerade deshalb betont GWI auch diestarke Anlehnung an internationale Stan-dards der Mensch-Computer-Interaktion(MCI) für Benutzerfreundlichkeit.

Telematikplattform für MedizinischeForschungsnetze (TMF)

Auf der ITeG fand ein Pressegespräch mitdem wissenschaftlichen Geschäftsführer derTMF, Sebastian Semler, statt. Er stellt die Te-lematikplattform für Medizinische For-schungsnetze (TMF) vor. Moderne biomedi-zinische Forschung begegnet neuen Heraus-forderungen bei der Arbeit in überregiona-len Verbundstrukturen. Um übergreifendeProbleme des vernetzten Arbeitens zu iden-tifizieren und gemeinsam zu lösen, habensich in der Telematikplattform für Medizini-sche Forschungsnetze (TMF) einige der füh-renden medizinischen Forschungsverbündein Deutschland zusammengeschlossen. Un-ter dem Dach der TMF erarbeiten sie tele-matische und organisatorische Lösungen, diedie speziellen Bedürfnisse solcher Netzwer-ke berücksichtigen. Dem TMF e.V. gehörenmittlerweile alle Kompetenznetze in der Me-dizin, die zwölf Koordinierungszentren fürKlinische Studien, das Nationale Genomfor-schungsnetz, verschiedene Netzwerke für sel-tene Erkrankungen sowie einige weitere me-dizinische Forschungsverbünde an.

Cisco-Pressegespräch

Zu einem Pressegespräch über innovativeIT-Lösungen und Services für das Ge-

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VERANSTALTUNGEN

GWI-Pressekonferenz: ORBIS mit neuerBenutzeroberfläche NICE

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sundheitswesen lud auch der weltweit agie-renden Netzwerkspezialist Cisco ein, derauf der ITeG als Aussteller vertreten war.Cisco Systems zeigte auf der ITeG sein IT-Konzept speziell für das Gesundheitswe-sen: Mit dem Medical-Grade Network bie-tet der weltweit führende Netzwerkspezia-list eine optimale IT-Infrastruktur-Grund-lage, auf die Kunden ihre spezifischen An-wendungen aufsetzen können. ArthurSchramml, Business Development Mana-ger Public, Cisco Systems GmbH, erläu-terte dazu Details. Mit einigen Technolo-gie-Partnern stellte Cisco auf der ITeG denÜbergang von einer traditionellen Ge-sundheits-Organisation zum E-Business mitweb-basierenden Applikationen für Ge-schäftsprozesse und Patientensicherheit vor.So zeigte Stephan Schneider, Projekt Con-sultant vom ISIS Multimedia Net, das„Krankenhaus der Zukunft“, Stephan Kirch-mann, Geschäftsführer xevIT, stellte „In-novative Kommunikationssysteme in Kli-niken“ vor und Sven Glüsing, Business De-velopment Manager Healthcare der Di-mension Data Germany, „Netzwerkkon-vergenz und Mehrwert-Services im Ge-sundheitswesen“. Wie wichtig neue Formender technischen Kommunikation sind,machte ebenfalls Kurt Behrens, AccountManager bei der ISYS-Team Informatik-Systeme GmbH am Thema „IP-Telefonie,IP-Videotelefonie und Videokonferenzen –Kommunikationslösungen zur Optimierungvon Arbeitsprozessen in Krankenhäusernund Pflegeeinrichtungen“ deutlich.

HiMMS Vice PresidentOrms besuchte die ITeGDie Tendenz bei VHitG und Mesago geht

von der nationalen Veranstaltung zum in-ternationalen Event. Norris Orms, Execu-tive Vice President der US-amerikanischenIT-Medizin-Messe HiMMS, begutachtetedie deutsche „IT-Messe & Dialog im Ge-sundheitswesen“. Zuvor hatte der VHitGdas größere amerikanische Gegenstück inDallas besucht. Gespräche über einenmöglichen Schulterschluss laufen bereits.Norris Orms erläuterte, wie die HiMMS(Healthcare Information and ManagementSystems Society) zur internationalen Leit-messe für IT im Gesundheitswesen wurde.Sie findet an jährlich wechselnden Orten inden USA statt, dieses Jahr war der Termin13. bis 17. Februar in Dallas, Texas. Eineungewöhnliche HiMMS-Eigenart ist dieTrennung zwischen Vortrags- und Aus-stellungszeiten. An jedem Messetag wirddie Industrieausstellung für einige Stun-den geschlossen. In dieser Zeit haben dieBesucher Gelegenheit, in einen der über200 angebotenen Vorträge zu gehen.

Bundesgesundheitsgalakonnte überzeugenDie diesjährige abendliche VHitG Bundes-gesundheitsgala (am zweiten Messetag)wurde ihrem großen Namen in diesem Jahrwesentlich gerechter als im Vorjahr. Siefand in diesem Jahr im Frankfurter Win-tergarten in Frankfurts Westend statt. Dergroßzügige, lichtdurchflutete gläserne Win-tergarten mit riesigen Palmen bot eine be-eindruckende Kulisse. Gute Stimmungherrschte bei den meist hochrangigen Gäs-ten vor. Im Rahmen der VHitG Bundesge-sundheitsgala wurde erstmals der VHitG-Award verliehen. In der Kategorie „IT Kon-zept des Jahres“ wurde das Konzept „DasRegionale Praxisnetz Vorderpfalz (Pravo)“

VHitG Award auf derBundesgesundheitsgala

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ITeG05ausgezeichnet. Der Award für den CIO desJahres wurde Jens-Peter Horn, Gemein-schaftskrankenhaus Maria Hilf /St. Josefin Bad Neuenahr verliehen.

Verlage unterstützten ITeGVerlagsseitig wurde die ITeG in erster Li-nie durch die drei Verlage Wikom Verlagmit der Zeitschrift „kma“, dem GIT-Verlagmit „Management & Krankenhaus“ undAntares Computer Verlag mit dem „Kran-kenhaus-IT Journal“ unterstützt. Diese über-nahmen auf der Messe einen aktiven Part.Die Zeitschrift kma mit dem Kollegen Ul-rich Glatzer hatte gemeinsam mit demVHitG den VHitG Award ausgeschriebenund prämiert. Michael Reiter von Ma-nagement & Krankenhaus übernahm dieForumsmoderation „Integrierte Versorgungund Gesundheitskarte“. Das Krankenhaus-IT Journal mit Wolf-Dietrich Lorenz hatteden Moderationspart „Klinisch-medizini-scher Workflow – Optimierung durch IT“.

Krankenhaus IT-TV auf der ITeGAuch in diesem Jahr sammelte das Kame-rateam des Krankenhaus-IT Journals fil-misch eine Reihe von Eindrücken, State-ments von Ausstellern und Besuchern so-wie einige Event-Impressionen. Ergebnisist wieder – wie im Vorjahr – ein Zusam-menschnitt der Messe-Highlights. AlsSponsoren hierfür konnten die Unterneh-men Cisco und GWI gewonnen werden.Die einzelnen Filmbeiträge werden nachder Bearbeitung ins Internet gestellt. Vonaußergewöhnlichem Interessen ist der kom-plette Mitschnitt der gemeinsamen Pres-

sekonferenz von SAP und Siemens. Teileder Pressekonferenz sind bereits im Inter-net unter www.krankenhaus-it.tv – ITeGzu sehen. Der komplette Mitschnitt aufDVD kann über unseren Verlag bestelltwerden. Eine Reihe von Interessierten undauch Mitbewerbern hat schon geordert.(Konditionen siehe Internetseite)

ITeG 2006

Die ITeG findet nächstes Jahr im Messe-zentrum Frankfurt vom 30.5. bis zum1.6.2006 statt. Bis dahin wird sich gezeigthaben, ob und wie weit Industrieschauenà la ITeG den Wachstums- und Zukunfts-markt „IT im Gesundheitswesen“ tatsäch-lich ankurbeln können.

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VERANSTALTUNGEN

obe rechts: Akteure im klinischenAlltag diskutieren: Helmut Schlegel,Klinikum Nürnberg Nord, und Dr. Michael Reng, KreiskrankenhausBogen.

Kontakte, Business und Informa-tionen waren auf der ITeG angesagt

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Am 20.04.2005 fand in der Heinrich HeineUniversität in Düsseldorf die erste der ins-gesamt zehn verschiedenen „Roadshows fürsGesundheitswesen“ 2005 statt. Die FirmenP1, Trust & Competence, RS Dienstleistun-gen, Magrathea und Dr. Binner Consulting& Software zeigten Wege zur effizientenKostenreduktion und Effizienzsteigerung inKrankenhäusern auf.

Folgende Themenstanden auf der Agenda:■ „Mit Verbindung von Mitarbeitern Ar-

beitsabläufe optimieren“, ■ „Umsetzung von Klinischen Behand-

lungspfaden in der Praxis von FrankBorrmann“, Dr. Binner,

■ „Prozessorientierte Leistungsplanung“,Bernhard Kuhn, Magrathea InformatikGmbH,

■ „Der Wegweiser zu geringeren Kosten“,Adi Duttler, Trust & Competence,

■ „Trend Fusion und Kooperation imKrankenhaus-Markt“, Jürgen Ehlers, P1healthcare,

■ „Gründung von Servicegesellschaften“,Rainer Tobeck, RS Dienstleistungen.

Die Informationsveranstaltungsreihe fin-det in zehn Krankenhäusern Deutschlandsvon April bis Oktober 2005 statt. Präsen-tiert werden Möglichkeiten zur Kostenre-

duktion, Effizienzsteigerung in Kranken-häusern und Institutionen im Gesundheits-bzw. Sozialwesen. Zentrale Themen sindbeispielsweise Elektronische Patientenak-te, Klinische Behandlungspfade (DRG), KTQ,OP- und Qualitätsmanagement sowie ak-tuelle IT-Lösungen zur Gesundheitstele-matik. Speziell im Gesundheits- und So-zialwesen bieten die teilnehmende Unter-nehmen ein großes Leistungsspektrum so-wie eine ganze Anzahl von Referenzen.Unter anderem wird ein Vorgehensmodellzur integrierten Krankenhaus-IT-Organi-sationsgestaltung und -entwicklung vor-gestellt. In verschiedenen Vorträgen wirddie einfache Handhabung von Kranken-hausoptimierungskonzepten ausführlicherläutert. Das Gesundheitswesen inDeutschland befindet sich im Umbruch.Besonders die Krankenhäuser stehen imSpannungsfeld zwischen dem ansteigen-den wirtschaftlichen Druck einerseits undden organisatorischen Anforderungen wieKTQ, DRG und Klinische Behandlungspfa-de andererseits. Mit der Einführung vonprozessorientiertem Qualitätsmanagementkann dieses Spannungsfeld ausgeglichenwerden. Damit Krankenhäuser aktuelle Her-ausforderungen im Zusammenhang mit ei-ner bestmöglichen medizinischen Versor-gung und einer sehr guten Patientenbe-treuung leisten können, gilt es ein ganz-heitliches und effizientes Qualitätsmana-

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KOSTENREDUKTION UND EFFIZIENSTEIGERUNG IN KRANKENHÄUSERNUnternehmen veranstalten kostenloseRoadshows in zehn Krankenhäusern

Referenten der Roadshow: v. l. Bernhard Kuhn,Rainer Tobeck, Frank Borrmann, Adi Duttler,

Günther Weimer

gement einzuführen. Um dieses zu ver-wirklichen, müssen die Krankenhäuser aufihren Prozessen aufbauen und diese gezieltanalysieren sowie gemeinsam mit den Mit-arbeitern im Hinblick auf die QM-Anforde-rungen optimieren. Anmelden zu den kos-tenlosen Roadshows können sich Interes-senten im Internet unter www.drbinner.de

VERANSTALTUNGSTERMINE

09:30 bis 16:30 Uhr

Mittwoch, 20.04.2005Düsseldorf (Heinrich-Heine-Universität Klinikum )

Mittwoch, 27.04.2005Gießen (Evangelisches Krankenhaus)

Mittwoch, 18.05.2005Berlin (Charité Berlin Mitte)

Dienstag, 07.06.2005Bamberg (Klinikum Bamberg)

Mittwoch, 08.06.2005Osnabrück (Klinikum Osnabrück)

Mittwoch, 15.06.2005Bremen (Klinikum Bremen Mitte)

Mittwoch, 29.06.2005Hannover (Medizinische Hochschule Hannover)

Mittwoch, 20.07.2005Rastatt (Surgical Academy)

Mittwoch, 07.09.2005Hamburg (Universitätsklinikum HH/Eppendorf)

Mittwoch, 14.09.2005Magdeburg (Otto-von-Guericke-Universität)

Mittwoch, 21.09.2005Stuttgart (Katharienhospital)

Mittwoch, 05.10.2005Darmstadt (Eurocat)

von Kim Wehrs

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Ingo Bienek, Leiter für Enterprise ContentManagement, Siemens Business Services,erörtert Speicherkonzepte, Speicherlösun-gen und Strategien für die Datenverwal-tung im Kliniksektor.

Welches sind die Gründe für das steigendeDatenvolumen?Ingo Bienek: Immer strengere Aufbewah-rungspflichten für die Archivierung derPatientendaten tragen zu wachsenden Da-tenvolumen bei: Medizinische Dokumentewie Aufzeichnungen über Implantate sindzum Beispiel 30 Jahre lang zu archivie-ren. E-Mails, die in Verbindung zu einemBehandlungsvorgang stehen, müssen lü-ckenlos dokumentiert werden können.Gerade die digitale Radiologie – mit Auf-nahmen aus Röntgengeräten, Kernspin-Tomografen und Einrichtungen der Nu-klearmedizin – produziert große Mengenan Informationen. Auch die zunehmen-de Archivierung von Bild- und Video-material benötigt mehr Speicherplatz. Fürneue Untersuchungsmethoden wie die di-gitale Mammografie muss ebenfalls aus-reichend Speichervolumen zur Verfügunggestellt werden.

Welche Speicherlösungen und Strategienempfehlen Sie im Kliniksektor für die Be-wältigung der steigenden Anforderungen?Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwi-schen neuen Technologien und Wirt-schaftlichkeit?Ingo Bienek: Im Vergleich zu Anwendun-gen, die auf der traditionellen Jukebox-Technologie basieren, haben moderne fest-plattenbasierte Speichermedien entschei-dende Vorteile. Sie bieten eine Basis fürdie revisionssichere Archivierung. Im Ge-gensatz zu herkömmlichen Jukebox-Sys-temen reduziert sich bei modernen Fest-plattenspeichern der Operating-Aufwand,der für das Wechseln und Einlegen neuerSicherungsmedien mit WORM (Write On-

ce Read Multiple)-Funktionalität notwen-dig ist, enorm. Die Beschränkung derSchreib- und Lese-Laufwerke entfällt. Die-se bildeten bei größeren Datenmengen inder Vergangenheit immer wieder einen Fla-schenhals bei der Performance. Die An-bindung bei gleichzeitiger Verfügbarkeitfür verschiedene Anwendungssysteme fälltsomit leichter. Zudem verhalten sich Fest-plattenspeicher wie ideale Datensenker.

Inwieweit werden neue Speicherkonzeptewie Konsolidierung, Virtualisierung oderInformation Lifecycle Management im Kli-niksektor umgesetzt? Wo liegen dieHemmschwellen?Ingo Bienek: Innovative Speicherkonzep-te, bei denen die gesamte IT vernetzt undzentral betrieben ist, sind bisher kaum ver-treten. Es überwiegen Insellösungen, diezu zahlreichen Prozessbrüchen bei der Do-kumentation führen. Eine Konsolidierunginnerhalb einzelner Spezialabteilungen fin-det zwar statt. Doch unterschiedliche Fach-bereiche und Controlling-Abteilungen tau-schen nur bedingt Informationen aus. AuchInformation Lifecycle Management-Lö-sungen stecken noch in den Kinderschuhen.Denn zum einen haben die Ärzte nur be-grenzte zeitliche und infrastrukturelle Res-sourcen, zum anderen bestehen Vorbehal-te aus Datenschutzgründen.

Welche Kriterien muss die Speicherlösungerfüllen? Welche Schnittstellen zur vor-handenen Medizin-IT sind wichtig – womuss noch nachgebessert werden?Ingo Bienek: Kliniken sind auf ausfallsi-chere und hoch verfügbare Speicheran-wendungen angewiesen. Die Daten müs-sen revisionssicher aufbewahrt werden kön-nen, um Manipulationen auszuschließen.Die Anwendungen sollten skalierbar seinund sich standortunabhängig in die vor-handene IT-Landschaft integrieren lassen.Beispiele hierfür sind die Verbindungen zu

Computer-tomogra-fen oderdem Rech-nungssys-tem derK l i n i k .Da die ein-g e s e t z t eA n w e n -dungssoftware oftmals vielfältig und his-torisch gewachsen ist, haben die Klinikenhäufig einen hohen Integrationsaufwand.Schnittstellen sind insbesondere für einedirekte Speicherung wichtig, etwa für In-formationen aus der Computertomogra-fie oder den Laboren. Mehr offene An-sätze, die der Heterogenität der Anwen-dungen gerecht werden, sind in Zukunftwünschenswert.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklungdes Speicherbedarfs im Gesundheitssektorein? Mit welchen neuen Technologien kön-nen wir innerhalb der kommenden fünf Jah-re rechnen?Ingo Bienek: Die Analysten von Capge-mini gehen in einer Studie davon aus, dassdie allgemeine Datenmenge deutlich stei-gen wird. So rechnen 16,7 Prozent der Be-fragten in den nächsten drei Jahren miteinem Zuwachs von mehr als 51 Prozent.Somit steigt auch die Notwendigkeit, kom-plexe Storage-Strukturen effizient zu ver-walten, um den künftigen Anforderungenan Speicherplatz, Verfügbarkeit und Si-cherheit im Klinikbereich gerecht zu wer-den. Eine verstärkte Automatisierung zurSenkung der Verwaltungskosten ist eben-falls gefordert. Leistungsfähige Produktefür das Storage-Ressource-Managementsind zudem in der Lage, Trendanalysen zuerstellen. Damit lässt sich der zukünftigeSpeicherbedarf einfacher prognostizieren.

www.sbs.de

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STORAGE

Ingo Bienek, Siemens Busi-ness Services: „Mehr offeneAnsätze, die der Heterogeni-tät der Anwendungen ge-recht werden, sind in Zukunftwünschenswert.“

INNOVATIVE SPEICHERKONZEPTE SIND BISHER KAUM VERTRETEN

INSELLÖSUNGEN MIT ZAHLREICHEN PROZESSBRÜCHEN ÜBERWIEGEN

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Die Unternehmen des VHitG haben be-schlossen, auf Basis der Rahmen– und Lö-sungsarchitektur mit der Umsetzung aus-gewählter Geschäftsprozesse der intersek-toralen Kommunikation zu beginnen. Zielist, Informationsflüssen zu optimieren, Me-dienbrüche zu vermeiden und das Gesund-heitswesen weiter zu entbürokratisieren.

Was genau umfasst die „intersektoraleKommunikation“? Die intersektorale Kommunikation be-zeichnet den Austausch von Nachrichtenund Dokumenten zwischen verschiedenenSektoren im Gesundheitswesen. Eine der-artige Kommunikation wird erreicht, wennunterschiedliche Informationssysteme ausden einzelnen Sektoren – beispielsweiseaus dem ambulanten und dem stationä-ren – Informationen austauschen. Der po-litische Wille, die ambulante und statio-näre Versorgung durch die integrierte Ver-sorgung zu ergänzen, verlangt den Aus-tausch von Nachrichten und Dokumentenzwischen allen medizinischen Leistungser-bringern. Die neuen Formen der Koopera-tionen setzen für die Kommunikation vonInformationen einen erhöhten Grad an In-teroperabilität voraus. Die VHitG-Initiativewird vorrangig die Abbildung dieser Be-handlungsprozesse im Sinne einer inte-grierten Versorgung zwischen dem ambu-lanten und dem stationären Sektor bear-beiten.

Welchen Zeitplan gibt es?Zeitpläne und Aussagen zu Fertigstel-lungsgraden werden nicht bekannt gege-ben. Die Arbeitsgruppe wurde durch aus-gewiesene Experten der Mitgliedsunter-nehmen besetzt. Ein konzentriertes Arbei-ten mit dem Schwerpunkt auf operativ um-

setzbare Ergebnisse steht im Fokus der Be-mühungen. Insgesamt kann nur langfristigmit konkreten Lösungen gerechnet werden.

Wie hoch ist der finanzielle jährliche Ein-satz des Verbandes? Sowohl durch den VHitG als auch durchdie an der Initiative beteiligten Unterneh-men wird ein festgelegtes Budget zur Ver-fügung gestellt. Der kleinste Teil der Kos-ten ist der monetär unmittelbar aufzu-bringende Anteil in Höhe von zunächst250.000 EUR pro Jahr. Dieses Budget stehtbeispielsweise für das Projektmanagement,Aufträge an Institutionen, Infrastrukturund Labortests zur Verfügung. Der Erfolgder Initiative hängt jedoch wesentlich vonden Unternehmens-Mitarbeitern ab, diesich mit ihrem Fachwissen unentgeltlichin der Initiative einbringen.

Welchen besonderen Nutzen erhalten da-durch Anwender? Die Menschen in der medizinischen Leis-tungserbringung haben den Nutzen derexakteren, schnelleren und qualitativ bes-seren Information über den Behandlungs-status und -prozess ihrer Patienten, einerkonsistenten Termin- und Ressourcenpla-nung zwischen den Einrichtungen sowieden des reduzierten Aufwandes und der ge-ringeren Fehlerquelle bei der Eingabe vonDaten. Auch werden erhebliche Kosten auf-grund niedriger Transaktionskosten bei derÜbermittlung von Informationen einge-spart. Der Patient erhält eine einheitliche,aufeinander abgestimmte und auf voll-ständigen Informationen basierende Be-handlung. Behandlungs- und Medikati-onsfehler sowie teure und belastende Dop-peluntersuchungen werden erheblich re-duziert. Zudem kommt die Reduzierung der

Kosten unseres Gesundheitssystems sowiedie Chance einer verbesserten Gesund-heitsversorgung der ganzen Volkswirtschaftund somit allen Bürgern zugute.

Wie weit verändert diese Initiative vonWettbewerbern das Verhältnis zwischen An-bieter und Anwender? Telematik ist davon gekennzeichnet, dasssie nur Nutzen bringt, wenn unterschied-liche Informationssysteme im Gesund-heitswesen die Fähigkeit zum Informati-onsaustausch besitzen. Damit überhauptein Markt für die Hersteller entstehen kann,muss die Funktionsfähigkeit der Telema-tik als Gesamtes gewährleistet sein. Diesist vergleichbar mit einer Verkehrsordnung:Ohne diese ist der Bau von Straßen oderAutos problematisch, da man beispiels-weise nicht weiß, nach welchen Vorgabendie Straßen entstehen oder ob man dasLenkrad auf der linken oder rechten Seiteeinbauen soll. Das Verhältnis von Anbieter und Anwen-der wird durch ein erweitertes Leistungs-spektrum gekennzeichnet. Der Unterschiedwird darin bestehen, dass Hersteller mitInformationssystemen ohne die Fähigkeitzum interoperablen Datentransfer einenentscheidenden Wettbewerbsnachteil ha-ben werden.

Welchen politischen Einfluss übt der VHitGdurch diese Initiative aus? Ziel der Initiative ist, den Austausch vonNachrichten und medizinischen Doku-menten zwischen am Markt etabliertenProdukten zu ermöglichen. Diese Aufga-be werden wir sehr pragmatisch und um-setzungsorientiert angehen.

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INTERSEKTORALE KOMMUNIKATION:BESSERE INFORMATION, MEHRLEISTUNG, WENIGER BÜROKRATIE

Das Expertenteam:v. l.: Dr. Jörg Haas,Agfa-GWI, AndreasKassner, bisher beiiSOFT, Jens Naumann,VHitG-Vorstand,DOCexpert

TELEMATIK

Das Expertenteam der Initiative Dr. Jörg Haas, Agfa-GWI, wird die Ini-tiative leiten. Seitens des VHitG-Vor-stands wird Jens Naumann, DOCexpert, die Initiative vertreten. Andreas Kassner, bisher bei iSOFT, wur-de als Fachreferent für Technologie undInteroperabilität des VHitG ab dem 1.Juni hauptamtlich mit der operativenFührung der Initiative beauftragt. An-dreas Kassner ist als Beisitzer der HL7-Gruppe und aktives Mitglied bei der IHE-Initiative sowie der Sciphox-Arbeits-gruppe prädestiniert für diese Aufgabe.

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„Endlich sagt mal jemand, was wirklich wich-tig ist“, diese und andere spontane Reaktio-nen erhielt Jens Naumann, Sprecher der „Mit-telstands-Initiative Arztpraxis-EDV“, Vor-standsmitglied des VHitG und Geschäftsfüh-rer der DOCexpert Computer GmbH, als Re-sonanz auf seine Rede bei der „eHealth2005“. Naumann fordert bei der elektroni-schen Gesundheitskarte „medizinischen Nut-zen, Wirtschaftlichkeit und keine bürokra-tischen Monster für die Ärzte“. Dazu ein In-terview mit Naumann.

Herr Naumann, was genau liegt den Ärz-ten auf der Seele?Naumann: Die niedergelassenen Ärzte sindso ziemlich außen vor. Das beginnt bei derPlanung, wie die Elektronische Gesund-heitskarte konkret in den Arztpraxen ge-handhabt werden soll. Wie viele An-sprechpartner kommen auf die Ärzte zu,wie ist der Datenschutz gewährleistet, wel-chen fachlichen Nutzen erlangen sie durchdie Karte – und: Wie hoch sind die Inves-titionen für die Ärzte und wie werden sierefinanziert? All diese Punkte sind nachAnsicht der Mittelstands-Initiative Arzt-praxis-EDV noch unzureichend oder garnicht geklärt. Und dass hier dringend ver-bindliche und klare Antworten für die Ärz-te her müssen, sieht auch die Ärzteschaftso. Das zeigen mir die überraschend vielenzustimmenden Rückmeldungen, die ichnach meiner Rede auf der eHealth bekam.

Welche Lösungsvorschläge haben Sie?Naumann: Fangen wir bei dem Ansprech-partner für die Ärzte an. Es kann nicht sein,dass der Arzt für jeden Baustein, der für denUmgang mit der Gesundheitskarte notwen-dig ist, einen extra Ansprechpartner hat.

Welche Bausteine meinen Sie da konkret?Naumann: Es werden zum Beispiel neueKartenterminals, sichere Onlinezugängeund Konnektoren notwendig. Dazu kommtdann eine Softwarestruktur, die von denPraxismanagementsystem-Anbietern auf-gegriffen werden muss. Hier kann und darfes nicht sein, dass der Arzt für jeden Be-

reich einen eigenen Ansprechpartner hatund sich seine Lösung am Markt selbst zu-sammenstellen muss. Ich vergleiche dieseSituation derzeit gern mit dem Kauf einesAutos: Keinem Kunden wird zugemutet, sichden Hersteller des Motors, der Bremsanla-ge oder der Elektronik selbst auszusuchen.Im Gegenteil erwartet der Kunde, dass ereine in allen Einzelkomponenten aufeinan-der abgestimmte Komplettlösung – also dasfahrbereite Auto – bekommt und einen An-sprechpartner hat, der für dessen Funktio-nieren die Verantwortung übernimmt.

Wo liegt dabei das Problem?Naumann: Das Problem liegt in dem orga-nisatorischen Aufwand für die Ärzte. Wirsagen: Ein einziger Ansprechpartner für al-les. Die Endanbieter – also die Praxisver-waltungssoftware-Anbieter mit ihren re-gionalen Partnern – sollten vernünftiger-weise eine Gesamtlösung für ihre Kundenzusammenstellen. Wenn dann etwas nichtklappt, weiß der Arzt, dass er sich an sei-nen EDV-Anbieter wenden kann. Die Al-ternative wäre: Der Arzt hat zu jedem Bau-stein einen eigenen Ansprechpartner. Manbraucht nicht viel Phantasie, um sich vor-zustellen, was für ein bürokratisches Mons-ter da auf die Praxen lauern würde. KeinArzt hat die Zeit, sich mit Zuständigkeitenund Kompetenzfragen der verschiedenenAnbieter herumzuärgern. Aber genau da-rauf läuft es im Augenblick hinaus. Unddas sollte im Sinne aller unbedingt auf dasrichtige Gleis gebracht werden.

Die Mittelstands-Initiative ist auch der Mei-nung, dass die Elektronische Gesundheits-karte die Ärzte teuer zu stehen kommt.Wieso?Naumann: Auf die Ärzte kommen Investi-tionskosten in geschätzter Höhe von durch-schnittlich rund 3.500 Euro zu. Der mög-liche zusätzliche Verwaltungsaufwand isthier noch gar nicht eingerechnet. Bei Pra-xen, die noch mit alten Systemen arbei-ten, können sich die Investitionskosten imungünstigsten Fall bis auf 20.000 Eurosummieren. Dazu kommen neue monatli-

che Gebühren für Wartung und Online-Dienste. Für einen feuchten Händedruckallein nimmt kein Arzt diese Last freiwil-lig auf sich – umso weniger, wenn er nichtklar erkennen kann, worin der fachlicheNutzen für ihn und seine Patienten liegt

Wie soll hier Abhilfe geschaffen werden?Naumann: Die Teilnehmer unserer Mittel-stands-Initiative verstehen sich als Part-ner der Ärzte. Deshalb fordern wir fach-lich nützliche, sichere und wirtschaftlicheLösungen für die Ärzte. Es kann nicht sein,dass Krankenkassen durch die elektroni-sche Datenübermittlung Kosten sparen, dieÄrzte, die dies durch Investitionen in dieIT ihrer Praxen möglich machen, jedochwirtschaftlich in die Röhre schauen. Auchund gerade die Ärzte müssen sehen, dasssich ihre Teilnahme an dem Projekt Elek-tronische Gesundheitskarte medizinisch-inhaltlich lohnt und wirtschaftlich zu-mindest neutral gestaltet. Das kann zumBeispiel über Transaktionsgebühren pas-sieren: Für jedes Rezept, das der Arzt elek-tronisch verschreibt, erhält er einen ange-messenen Betrag. Das Gleiche gilt für alleanderen Funktionen und Anwendungen,die er im Zusammenhang mit der Elektro-nischen Gesundheitskarte nutzt. Zumin-dest müssen auf diese Weise die Investi-tionen der Ärzte refinanziert werden.

Wer soll das bezahlen?Naumann: Das Projekt der ElektronischenGesundheitskarte kostet über eine MilliardeEuro. Und es kann nur gelingen, wenn dieÄrzte mitziehen. Sie werden dies tun, wennihnen klare fachliche Nutzen für ihre Pa-tienten aufgezeigt werden und ihre Investi-tionen refinanziert sind. Erst dann kann sichdie Kostenersparnis für das Gesundheitssys-tem, die wir durch die Karte bekommen sol-len, auch wirklich entfalten. Die niederge-lassenen Ärzte sind mit der wichtigste Be-standteil für ein Gelingen dieses Mammut-Projektes. Wenn auf diese entscheidendeGruppe nicht vernünftig eingegangen wird,dann ist die Elektronische Gesundheitskartezum Scheitern verurteilt. Und das will keiner.

Der Vortrag von Jens Naumann auf der„eHealth 2005“ ist auf der Internet-Seiteder Mittelstands-Initiative Arztpraxis-EDVabrufbar: http://www.initiative-praxis-edv.de/docs/e_health.pdf

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TELEMATIK

GESUNDHEITSKARTE:„INVESTITIONSKOSTEN 3.500 EURO PRO ARZT“

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WLAN (WLAN = Wireless Local Area Net-work) setzt sich auch in Krankenhäusernmehr und mehr durch. Denn gerade im Kli-nikalltag lässt sich mit der drahtlosen Breit-bandtechnik Zeit und Geld sparen. So kön-nen Ärzte und Pflegepersonal dank WLANim ganzen Haus mobil arbeiten oder aktu-elle Patientendaten bereits am Kranken-bett digital erfassen und abrufen.

Immer mehr Krankenhäuser sammeln undverwalten Informationen wie Befundda-ten, Diagnosen oder den Krankheitsverlaufihrer Patienten heute nicht mehr in Pa-pierform, sondern digital in einer so ge-nannten Elektronischen Patientenakte(EPA). Doch fast überall gelangen dieseDaten zunächst in Papierform auf die Sta-tionen. Denn am Krankenbett notiert derbehandelnde Arzt erbrachte Leistungenoder Änderungen des Gesundheitszustandseines Patienten zunächst in seiner Papier-Akte. Erst später überträgt er die neuen In-formationen in das digitale System.

Drahtlose DatenerfassungIn den meisten Krankenhäusern bestehtbisher keine Möglichkeit, die Patientenda-ten bereits während der Visite abzurufenoder digital zu erfassen. Denn nur in denwenigsten Häusern reichen die Inhouse-

Verkabelungen dazu aus, einen tragbaren(Tablet-)PC direkt am Krankenhausbett andas Klinik-Netz anzuschließen. Hier bie-tet die WLAN-Technologie eine kosten-günstige Alternative: Kabellos loggt sichder Arzt bei der Visite direkt am Bett sei-nes Patienten in den Zentralrechner desKrankenhauses ein. Vor Ort kann er Datenaus der Patientenakte einsehen oder aktu-elle Untersuchungsergebnisse digital ein-geben. Fehler durch die Übertragung hand-schriftlich erfasster Daten in das zentraleIT-System gehören damit der Vergangen-heit an. Zusätzlich sparen die Medizinerwertvolle Arbeitszeit. Zeit, die sie nutzenkönnen, um ihre Patienten intensiver zubetreuen als bisher. Und auch die Kom-munikationsprozesse zwischen einzelnenKlinikbereichen, wie dem Labor, der Chi-rurgie oder der hauseigenen Apotheke, las-sen sich durch die drahtlose Übertra-gungstechnik vereinfachen. Durchgängi-ge Prozesse ohne Medienbrüche sorgenauch hier für einen schnellen und fehler-freien Datenaustausch.

E-Mails vom KrankenbettDoch nicht nur Ärzte profitieren vomdrahtlosen Netzzugang. Auch die Patien-ten können sich via WLAN ins Interneteinloggen. Immer mehr Krankenhäuserbieten Ihren „Kunden“ schon heute die

M ö g l i c h k e i t ,drahtlos im Inter-net zu surfen. Werbeispielsweise imUniversitätsklini-kum Jena oder derbayerischen Pri-vatklinik Lauter-bach das Bett hü-ten muss, kannsich seine Zeit da-mit vertreiben,online Zeitungenzu lesen, E-Mailszu verschickenoder zu chatten.

Auch das He-runter ladenvon Filmenoder Musik istmit WLANprob l em lo smöglich. Ar-be i t s f äh igeund -willigeP a t i e n t e nkönnen sich sogar in das Intranet ihrerFirma einloggen, um laufende Projekte zubearbeiten oder mit Kollegen und Kundenzu kommunizieren. Ist erst einmal die IP-Telefonie flächendeckend nutzbar, werdenPatienten über ihr Laptop sogar telefo-nieren können.

Datenschutz durch VPNInsbesondere im Gesundheitswesen spieltdie Sicherheit der hoch sensiblen Patien-tendaten aus datenschutzrechtlichenGründen eine entscheidende Rolle. Dahergehört es bei der Einführung einer „mo-bilen Krankenakte“ zu den wichtigstenAufgaben, die Daten- und Systemsi-cherheit bei der drahtlosen Internetver-bindung zu gewährleisten. Mit Hilfe vonVirtual Private Networks (VPN) lassensich heute problemlos sichere Kommu-nikationskanäle über das Internet auf-bauen. Die Informationen werden in die-sem Tunnel verschlüsselt übertragen undsind somit geschützt. VPNs bieten au-ßerdem die Möglichkeit, geschlosseneBenutzergruppen zu definieren. Damitist gewährleistet, dass nur autorisierteKrankenhausangestellte auf Patienten-daten zugreifen. Dabei können sie aus-schließlich die Informationen einsehen,die sie speziell für ihre Arbeit benötigen.Dieselben Sicherheitsanforderungen gel-ten auch für Patienten: Sollen sie in denGenuss von WLAN gelangen, muss dasKrankenhaus sicherstellen, dass sie we-der in die Krankenhaussysteme eindrin-gen noch die E-Mails des Bettnachbarnlesen können.

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TECHNOLOGIE

MOBILER DATENZUGRIFF IM KRANKENHAUSKOMMUNIKATION DRAHTLOS VEREINFACHEN

Florenza Goanta ist Se-nior Consultant im Be-reich Strategy & Mar-keting bei der IT- undManagementberatungDetecon InternationalGmbH, Bonn.

von Florenza Goanta

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Furcht vor Strahlung – unbegründet?Kritische Stimmen weisen darauf hin,dass drahtlose Funkverbindungen auf-

grund der Strahlungmöglicherweise gesund-heitsschädigend seinkönnten. Schließlichsind auch Mobiltelefonein Krankenhäusern ausgutem Grund verboten.Denn es besteht der Ver-dacht, dass periodischgepulste Hochfrequenz –neben vielen anderenbiologischen Effekten –auch Blutwerte verän-dert. Außerdem könntendie Funksignale die zumTeil hoch sensible Medi-zintechnik stören. ImVergleich zu Mobiltelefo-

nen ist die Sendeleistung von WLAN-Ge-räten jedoch erheblich geringer. Selbstein gebräuchliches DECT (DECT = DigitalEnhanced Cordless Telecommunications)-Telefon hat eine größere Sendeleistung

STRAHLENBELASTUNGDie Sendeleistung von WLAN-Sendestationen be-trägt nach IEEE-Standard maximal 100 mW. ImVergleich dazu senden Mobiltelefone mit 1 bis 2Watt, also der 10 bis 20-fachen Leistung. Auch dieSendeleistung von herkömmlichen DECT-Telefo-nen liegt mit 250 mW noch um ein 2,5-faches hö-her. Die WLAN-Geräte liegen weit unterhalb dervon der DIN-VDE 0848 und der 26. Verordnungzum Bundesimmissionsschutzgesetz vorgegebenenGrenzwerte. Vorausgesetzt, ein Mindestabstand von50 cm zwischen Antenne und Personen wird ein-gehalten. Da die WLAN-Sendestation ohnehin au-ßerhalb der Patientenzimmer angebracht wird, istsomit ein ausreichender Schutz gewährleistet.

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als ein WLAN-Hotspot. Zeit- und Kos-teneinsparungen, effiziente Kommuni-kationsprozesse, zufriedenere Patientenund nicht zuletzt die einfache Installa-tion und Anwendung überzeugen im-mer mehr Klinikchefs vom „kabelfreienKrankenhaus“ – Tendenz steigend: Al-lein in Europa werden die Erlöse mitWLAN-Infrastrukturen bis zum Jahr 2007auf rund 93 Millionen Dollar ansteigen.Das prognostiziert die Unternehmensbe-ratung Frost & Sullivan in einer Studie.Zum Vergleich: Im Jahr 2001 betrugendie Erlöse in diesem Bereich gerade ein-mal 12 Millionen Dollar.

Die Experten gehen davon aus, dass inEuropa vor allem dieses und nächstesJahr besonders viele Kliniken auf dieFunktechnologie umsteigen werden. Kli-nikchefs, die im harten Wettbewerb umdie Patienten punkten wollen, solltendaher nicht zu lange warten.

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Intelligente Funketiketten können bei derPatientenbetreuung in Krankenhäusern gu-te Dienste leisten. In Auto, Kleidung oderLebensmittel lässt sich mit Hilfe der RFID-Technologie (Radio Frequency Identificati-on) bereits der Lebensweg einer Ware vonder Entstehung über den Vertrieb bis hinzur Entsorgung nachvollziehen.

Ein RFID-System besteht aus der Kombi-nation einer mobilen oder stationären Le-se-Schreib-Einheit und so genannten Tagsoder Transpondern. Angebracht auf einerWarenverpackung oder einem Zutrittsaus-weis liefern die RFID-Tags Informationenzu der jeweiligen Ware oder Person. DieFunkchips bestehen aus einem Mikrochipund einer Antenne, die je nach Einsatzge-biet in Papier, Kunststoff oder Keramik ver-packt sind. Mittlerweile können die qua-dratischen, rechteckigen oder rundenTransponder mit sehr kleinen Abmessun-gen hergestellt werden: Ihre Fläche beträgtzum Teil weniger als 1,5 Quadratzentime-ter bei einer Stärke im Mikrometerbereich.Die Lese-Schreib-Einheit – zum Beispielein Handlesegerät – verfügt über eine An-tenne, die ein kontinuierliches Radiofre-quenzfeld aussendet. Zwischen der An-tenne des Transponders und dem Lesege-

rät wird ein elek-tromagnetischesEnergiefeld aufge-baut. Gerät einTransponder inden Erfassungsbe-reich der Antenne,lässt er das LesenbeziehungsweiseSchreiben von In-formationen zu.Diese könnendann vor Ort direkt verarbeitet oder an ei-nen Zentralrechner übermittelt werden.

Pilotprojekt im New Yorker Jacobi Medical Center

Die moderne Technologie kommt jetzt auchim Krankenhaus zum Einsatz. Bereits beider Begrüßung könnte der Arzt in Zukunftüber die Krankengeschichte eines Patien-ten Bescheid wissen. Ein RFID-Chip, dender Patient am Handgelenk trägt, machtdies möglich. Während eines Pilotprojektsim New Yorker Jacobi Medical Center stat-tete Siemens Business Services 200 Perso-nen mit einem entsprechenden Funkarm-

band aus. Bei der Anmeldungin der Klinik werden die Da-ten des Patienten in einerelektronischen Akte gespei-chert. Anschließend erhältdieser ein Papierarmband, aufdem sich ein etwa einen hal-ben Quadratmillimeter großerChip befindet. Aus Daten-schutzgründen ist darauf je-doch nicht die gesamte Kran-kenakte gespeichert, sondernnur die Webadresse im Zen-tralrechner, unter der die Da-ten (nach erfolgreicher PKI-Authentifizierung) abgerufenwerden können. Mit Hilfe ei-nes RFID-fähigen Personal Di-

gital Assistant (PDA) kann der Arzt nundie Information sofort ablesen. Über WLANerhält das Krankenhauspersonal Zugriffauf die Datenbank und kann sich die Kran-kendaten auf einen PDA oder Tablet-PCherunterladen. Doch nicht nur auf dieKrankengeschichte lässt sich dank RFID-Technologie schneller zugreifen: Eine RFID-Uhr, welche die Herzfrequenz und denStandort des Trägers übermittelt, ist einweiterer Teil der Lösung des Münchner IT-Dienstleisters. Ein spezieller Sensor an derBrust misst die Herzwerte und sendet sie andie Uhr, welche die Daten wiederum anden Arzt funkt. Um die Position des Trä-gers auf zwei Meter genau ermitteln zukönnen, befinden sich auf dem Klinikarealmehrere Antennen. Sobald sich der Zu-stand des Patienten verschlechtert, kön-nen sich die Mediziner sofort an dessenAufenthaltsort begeben und eingreifen.

Mehrwert durchProzessverbesserungDass sich RFID in den nächsten Jahren aufbreiter Front durchsetzen wird, dafür spre-chen auch Prognosen von Marktforschern:Analysten von Forrester Research gehenvon einem kräftigen Wachstum der Tech-nologie aus. Wurden im Jahr 2003 welt-weit rund eine Milliarde Chips produziert,sollen es 2009 bereits 45 Milliarden sein.Dennoch ist die Technologie von einemMasseneinsatz weit entfernt. Neben derTatsache, dass viele noch nicht genug über

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TECHNOLOGIE

FUNKARMBÄNDER VERBESSERN

PATIENTENBETREUUNGRFID AM KRANKENBETT

Neben dem Handel und der Logistik wird die berüh-rungslose Funktechnik in Zukunft auch im Gesundheits-wesen Einzug halten. Quelle: METRO Group

Bereits bei der Begrüßung kann der Arzt über die Krankengeschichteeines Patienten Bescheid wissen. Ein RFID-Chip, den der Patient amHandgelenk trägt, macht dies möglich.

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die Potenziale wissen, werden häufig dierelativ hohen Investitionskosten als Grundfür die derzeitige Zurückhaltung genannt.In der Tat kostet ein normaler passiverTransponder ohne eigene Stromversorgungderzeit noch etwa 20 Cent das Stück. Je-doch wird häufig vernachlässigt, dass durchden Einsatz von RFID Prozessverbesse-rungen realisiert werden können, die raschzur Kostensenkung beitragen.

Vor Einführung der berührungslosenFunktechnik bedarf es daher einer grund-legenden Untersuchung. „Denn ob einTranspondersystem Sinn macht, hängtin erster Linie davon ab, ob es einenMehrwert bringt“, so Markus Kehrwald,RFID-Experte bei Siemens Business Ser-vices Deutschland. Um einen positivenReturn-on-Investment zu erzielen, gilt

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In Sachen Radio Frequency Identification(RFID) herrscht in Deutschland eine Art„Zwei-Klassen-Gesellschaft“. Das zeigt dieaktuelle Anwender-Studie von Lünendonkund TechConsult: „RFID in Deutschland2005: Lernen von den Pionieren“.

Während Pioniere wie Metro, Ford oderProcter & Gamble das Thema frühzeitigstrategisch aufgegriffen haben und be-reits auf breiter Basis Erfahrungen mitGeschäftsmodellen und Technologiensammeln, steht die breite Masse der Un-ternehmen in Deutschland dem Themanoch abwartend gegenüber. Bis 2007 pla-nen bisher beispielsweise lediglich fünfProzent der Unternehmen mit mehr als500 Mitarbeitern konkrete Projekte bzw.Pilotphasen.

Zu den Vorreitern in Sachen RFID gehö-ren dabei vor allem Unternehmen aus denBranchen Handel, Waren-Logistik und In-dustrie. In diesen Branchen laufen um-fassende Pilotprojekte. An zweiter Stelle

dürften die Branchen Transport-Logistik,Health-Care, Banken sowie andere Indus-triezweige folgen. Die enge Verknüpfungvon Business und Technologie stellt die IT-Beratungs- und Systemintegrations-Un-ternehmen indes vor neue Herausforde-rungen.

Neben Exper-tengesprächenmit RFID-Vor-reitern sowieTechnologie-und Dienstleis-tungsanbieternwurden bran-chenübergrei-fend mehr als 1.000 An-wender-Unter-nehmen inDeu t s ch landbefragt. An-

Markus Kehrwald, RFID-Exper-te bei Siemens Business ServicesDeutschland: „Ob ein Transpon-dersystem Sinn macht, hängt inerster Linie davon ab, ob es ei-nen Mehrwert bringt."

es daher, viele verschiedene Faktorengründlich zu analysieren, dann Lö-sungsstrategien zu entwickeln und die-se schließlich umzusetzen.

Stellt sich heraus, dass es sinnvoll ist,RFID-Tags einzusetzen, muss entschiedenwerden, welcher Anbieter für das jewei-lige Projekt in Frage kommt. Hier orien-tiert sich Siemens Business Services her-stellerneutral an Best-Practice-Lösungen.Generell wird bei der Umsetzung des Kon-zeptes die Frage geklärt, welche Techno-logie zum Einsatz kommen soll. „Über-trägt man die verschiedenen Phasen ei-nes Projekts auf einen Zeitstrahl, so kön-nen bis zu zwei Jahre vergehen, bis esletztendlich zur Implementierung derTechnologie kommt“, verdeutlicht Mar-kus Kehrwald die Dimensionen.

RFID IN DEUTSCHLAND:ZU DEN VORREITERN GEHÖRT HEALTHCARE

GESCHÄFTSMODELL UND POSITIONIERUNGSFAKTORsprechpartner in den Interviews waren Ge-schäftsführer (30 Prozent), IT-Leiter (50Prozent) sowie Fachabteilungsleiter (20Prozent). www.techconsult.dewww.luenendonk.de

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Kleiner kauft Großen – zumindest einStückchen davon. Im April übernahm dieMeierhofer AG den Bereich der GE Health-care Centricity EPR. Für GE kein Beinbruch.Der Top-Five-Konzern verfolgt eher inter-nationale Perspektiven. IT ist Mittel zumZweck und soll den Mehrwert bei Innova-tionen erhöhen. Beispiel: Synergien vonTechnologie und Biowissenschaften.

„MEIERHOFER AG übernimmt GE Health-care Centricity EPR“. Mit dieser Meldungüberraschte die MEIERHOFER AG am31.3.2005. „Wir starten mit einem Pau-kenschlag in das zweite Quartal 2005“, sodas Münchner Unternehmen. Bei dem Pro-dukt „GE Healthcare Centricity EPR“ (Fea-ture: Computer-Führer Seite 194–195 oderhttp://www.medizin-edv.de/scripts/pdfda-ta.php?id=349) handelt es sich um eineElektronische Patientenakte, die vor eini-gen Jahren von der Firma Sabri durch GEaufgekauft wurde. Damals trug sie die Be-zeichnung „Do it 2000“.

Dass Synergieeffekte von der EPA „Do it2000“ mit den übrigen GE-Produkten aus-geblieben wären, entkräftet Rudolf Bey-enburg, Director Marketing and Commu-nications Central Europe bei GE MedicalSystems. „Die Elektronische Patientenak-te ‚Do it 2000‘ ist ein hervorragendes Pro-dukt für den regionalen Markt und hat sichbewährt. Elektronische Patientenakten, wieaber auch KIS-Systeme, werden immer füreine spezifische Region entwickelt, da sienational bzw. regional gültige Vorschrif-ten und Gesetzgebungen berücksichtigenmüssen.“ Das Unternehmen GE Healthca-re sei weltweit aufgestellt und verfolge ei-nen globalen Marktansatz. „Daher ist un-sere Strategie auf solche IT-Systeme imGesundheitswesen ausgerichtet, die sichvornehmlich auf den klinischen Bereichfokussieren und in die Tiefe gehen.“ Dazugehörten PACS, kardiologische und radio-logische Systeme sowie IT-Systeme in derAnästhesie und Notfallversorgung. Im Mit-

telpunkt stünden immer die Steigerung derProduktivität und Effizienz sowie eine Op-timierung der Diagnose- und Therapie-möglichkeiten. „Für GE“, ließ Beyenburgwissen, „ist die Informationstechnologieim Gesundheitswesen schon heute mit ei-nem Volumen von 800 Millionen USD derstrategische Wachstumsmarkt mit globa-len Lösungsansätzen. Im Zuge dieser Über-legungen hat sich GE Healthcare ent-schieden, sich von dem Produkt ‚Do it2000‘ zu trennen.“

Investition derehemaligen GEHealthcare-Kundenscheinen gesichert

Wie die Geschäftsführung von MEIERHOFERgegenüber Krankenhaus IT-Journal mit-teilte, handele es sich hierbei um einen„Asset-Deal“, bei dem Produkt, Kundenund das komplette Personal übernommenwürden. Die MAG Service GmbH, eine 100-prozentige Tochter der MEIERHOFER AG,soll das neu eingereihte Produkt weiter-entwickeln und stufenweise in das ska-lierbare Krankenhaus-InformationssystemMCC® integrieren. Durch die Transaktionseien die Weiterentwicklung des EPR-Toolsund damit die Investition der über 20 ehe-maligen Kunden der GE Healthcare gesi-chert, heißt es aus München.

Welchen Standpunkt die ehemaligen GE-Kunden über den Verkauf des Produktesund Ihre Investition in die GE Healthcareeinnehmen, machte GE Medical Systems-Marketier Beyenburg deutlich: „Die meis-ten Kunden sehen diese Entwicklung po-sitiv. Sie erfahren durch das UnternehmenMEIERHOFER eine intensive lokale Unter-stützung und damit eine spürbare Stär-kung ihrer Marktposition. Dieses auf dieRegion bezogene Know-how kann ihnenGE Healthcare aufgrund seiner globalenAusrichtung nicht bieten.“

Allerdings hat das Meierhofer-KIS mit derBezeichnung „MCC“ ebenfalls eine EPAimplementiert (Feature: Computer-FührerSeite 200–201 oder http://www.medizin-edv.de/scripts/pdfdata.php?id=354).Auf die Frage, ob diese Lösung zukünftigaufgegeben werde, antwortete die Münch-ner Geschäftsleitung: „Nein, wir werdeneine sanfte Migration zur MCC-Plattformermöglichen, welche phasenweise einengleichzeitigen Betrieb zulässt.“ Mit derÜbernahme ändert sich auch der Name.„GE Healthcare Centricity EPR“ wird zu-künftig wie früher „Do it“ heißen und nurzusammen mit MCC verkauft werden.

Top-Thema für denGlobal Player: IT fürAnästhesie, EnterpriseImaging undGenomanalyse

IT für klinische Anwendungen bei GE ja –mit globalen Lösungsansätzen. Die künf-tige Kernkompetenz skizziert Beyenburgso: „Wir gehören derzeit zu den ‚Top Fi-ve‘ der weltweiten IT-Anbieter im Ge-sundheitswesen. Mit einem Umsatz von800 Millionen US-Dollar ist und bleibt derIT-Bereich von GE Healthcare ein Wachs-tumsmotor für das Unternehmen.“ Eine be-sondere Rolle würden dabei RIS/PACS und

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ENTWICKLUNGEN

GE VERKAUFT CENTRICITY EPR –INTERESSE AN KIS KÜHLT AB

Rudolf Beyenburg, GE Medical Systems:„Deshalb setzen wir hinsichtlich KIS undEPA in Zukunft auf Partnerschaften mitexternen Unternehmen.“

KÜNFTIG MEHRWERT DURCH IT BEI INNOVATIONEN

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kardiologische IT-Systeme spielen. Alleinin 2004 verzeichnete der Bereich RIS/PACSeinen Zuwachs von glatten 80 Prozent. DieUmsätze für kardiologische Informations-technologie stiegen im gleichen Zeitraumüber 30 Prozent. Derzeit boome das RIS/PACS-Geschäft, eine Marktsättigung seijedoch innerhalb der nächsten drei bis vierJahre zu erwarten. „In der Anästhesie, aberauch im Enterprise Imaging – sprich derBildgebung für das gesamte Klinikum –sehen wir dagegen eine steigende Nach-frage nach IT-Lösungen, die die Effizienzund Produktivität in den jeweiligen Berei-chen steigern und gleichzeitig eine ver-besserte Diagnose ermöglichen.“

Doch nicht nur bei Anwendungen, auchin der Struktur verändert sich der Markt,wie der jüngste Deal zwischen Agfa undder GWI AG zeigt. Für GE wird IT Mittelzum Zweck und soll den Mehrwert bei In-novationen erhöhen Dabei scheint dasstrategische Interesse im Hause GE amSegment „KIS“ abzukühlen. Im Brenn-punkt stehen andere Schlagworte. „Für ei-ne richtungweisende Technologie in dermedizinischen Patientenversorgung hältGE Healthcare beispielsweise die Genom-analyse als Synergie aus Technologie undBiowissenschaften“, erläutert Beyenburg.

Statt nur zu diagnostizieren und zu be-handeln, könne durch sie ein Krankheits-bild im Idealfall bereits vorhergesagt wer-den, bevor überhaupt ein Symptom sicht-bar sei. „Damit gehen wir in die klinischeTiefe, während etwa KIS viel breiter an-gelegt sind. Deshalb setzen wir hinsicht-lich KIS und EPA in Zukunft auf Partner-schaften mit externen Unternehmen.“

GE Healthcare sieht sich mit seiner IT-Stra-tegie ganz auf der Linie der internationa-len Initiative der Gesundheitsbranche IHE(Integrated Healthcare Enterprise). Diesehat zum Ziel, die Voraussetzungen dafürzu schaffen, dass IT-Systeme durch eineimmer umfassendere Akquisition von Da-ten und einen reibungslosen Datenaus-tausch die medizinische Patientenversor-gung optimal unterstützen und klinischeAbläufe immer effizienter gestalten kön-nen. Eine Maßnahme des IHE ist bei-spielsweise die Etablierung von IT-Stan-dards im Gesundheitswesen, wie DICOMund HL7. „GE Healthcare arbeitet seiner-seits intensiv daran, diese Entwicklungenim Interesse der Medizin und damit letzt-lich jedes einzelnen Patienten voranzu-treiben“, resümiert GE Medical SystemsDirector Marketing and CommunicationsCentral Europe Rudolf Beyenburg.

Ein ganzes Haus als Werbefläche:GE-Werbung gegenüber der Gedächtniskirche zum Röntgenkongress

Anfang Mai 2005 in Berlin

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Das Schwedische Unternehmen Ortivus AB,gelistet in der O-Liste der StockholmerBörse, hat 100 Prozent des Aktienkapitalsder deutschen MEDOS AG sowie derenTochtergesellschaften übernommen. DieÜbernahme ist Bestandteil der Internatio-nalisierungsstrategie von Ortivus und solldie Marktposition sowohl der MEDOS-Pro-dukte als auch der Ortivus-Produkte in-ternational stärken.

Krankenhaus IT-Journal sprach mit demPräsidenten und CEO der Ortivus AB undder Geschäftsleitung der MEDOS AG, HerrnHorst-Dieter Strüter, Herrn Michael Strütersowie Herrn Marco Strüter über die weite-ren nationalen und internationalen Ziele.

Herr Strindlund, Ihr Unternehmen hat dieMEDOS AG übernommen. Wer eigentlichist Ortivus?

Mikael Strindlund: Ortivus ist ein schwe-disches Unternehmen, das 1985 gegrün-

Herr Horst-Dieter Strüter, was hat Sie zudiesem Schritt veranlasst?

Horst-Dieter Strüter: Wir mussten uns alsmittelständisches Unternehmen Gedankendarüber machen, wie der Markt in dennächsten fünf Jahren aussieht. Unser stra-tegisches Ziel war es, die MEDOS Produk-te zu internationalisieren. Erste positiveErfahrungen hatten wir bereits in Däne-mark und Schweden sammeln können. ZurFortsetzung dieser Strategie hatten wir unsentschieden, nach einem starken, bereitsinternational aufgestellten Partner Aus-schau zu halten. In Ortivus haben wir jetztden idealen Partner gefunden. Zusätzlich

waren es auch die Produkte von Ortivus,die sich in geradezu idealer Weise mit denMEDOS-Produkten ergänzen. Dies war ne-ben der internationalen Ausrichtung vonOrtivus die zweite wichtige Grundlage fürunsere Entscheidung, da so langfristig dieWeiterentwicklung unserer Produkte, derInvestitionsschutz unserer Kunden sowiedie Sicherung der Arbeitsplätze unsererMitarbeiter garantiert worden ist.

Was ändert sich am Produktportfolio?

Michael Strüter: Es gibt zwei Aspekte, ein-mal den nationalen und andererseits den

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ENTWICKLUNGEN

SCHWEDISCHE ORTIVUS AB ÜBERNIMMT MEDOS AG

det wurde und seit 1997 an der schwedi-schen Börse gelistet ist. Insgesamt habenwir etwa 170 Mitarbeiter in England, USA,Kanada, Schweden und Finnland.

Welche Produkte bietet Ortivus an?

Mikael Strindlund: Der bisherige Schwer-punkt von Ortivus AB war die Entwick-lung von Steuerungs-systemen für den Ein-satz von Polizei, Feu-erwehr und Rettungs-wagen. In den letztenJahren wurde von Or-tivus AB zudem die füruns wichtige Sparte„Telematik“ ausgebaut,d. h. die Übersendungvon Vitaldaten der Pa-tienten online aus demRettungswagen in dieNotfallambulanz unddamit in die elektroni-sche Patientenakte desjeweiligen KIS. Einzweites Standbein vonOrtivus AB sind statio-näre und tragbare Pa-

tienten-überwachungssysteme fürdie Kardiologie, die heuteebenfalls mit Telemetrie-systemen ausgestattetsind. Zudem hat OrtivusAB bereits heute eigeneNiederlassungen inSchweden, England, Ka-nada und USA, welche un-seren Produkten den Wegin diese wichtigen Märkteebnen werden.

Fortsetzung der Internationalisierungs-strategie im Fokus

Neue Führungsmannschaft von MEDOS(von links): Michael Strüter, Mikael Strindlund,

Horst-Dieter Strüter, Marco Strüter

www.krankenhaus-it.tv

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DOS AG ist Teil der Internationalisie-rungsstrategie von Ortivus. Wir werdenuns zunächst in Deutschland, Österreichund der Schweiz über MEDOS entspre-

chend positionieren und den potentiel-len Kunden unsere gemeinsamen Lö-sungen anbieten. Aber es geht auchkünftig darum, die Produkte von Orti-vus verstärkt auf dem gesamteuropäi-schen Markt einzuführen. Hiefür sehenwir uns bereits heute gezielt nach ge-eigneten Objekten in den entsprechendeneuropäischen Ländern um.

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internationalen Bereich. National wird esso sein, dass die bewährten MEDOS-Pro-dukte und deren Innovationen, sprich Neu-entwicklungen, weiterhin über unser be-stehendes Vertriebsnetz vermarktet werden.Zusätzlich aber werden wir auch die kom-plementären und funktional hervorragen-den Ortivus-Produkte im deutschen Marktplatzieren. Das Produktportfolio wird sichalso deutlich erweitern. Bedingt durch dasjetzt breitere Produktspektrum werden wirselbstverständlich auch unser Vertriebs-team entsprechend verstärken.Der zweite Aspekt besteht in der Ver-marktung der MEDOS-Produkte in den eu-ropäischen und außereuropäischen Märk-ten. Nach entsprechend notwendigen Pro-duktanpassungen werden uns die bereitsexistierenden Vertríebskanäle von Ortivusvon hohem Nutzen sein.

Was ändert sich bei MEDOS durch die Übernahme?

Mikael Strindlund: Die MEDOS AG bleibtals selbständiges Unternehmen erhalten,es erfolgt lediglich eine Namensände-rung durch den ergänzenden Schriftzug„an Ortivus Company“. Horst-Dieter Strü-ter wird die MEDOS AG weiterhin alsVorstand vertreten. Michael Strüter undMarco Strüter werden den Vorstand alsProkuristen vertreten. Michael Strüterwird die Aufgabe des Vice President Salesund Marco Strüter die Aufgabe als VicePresident R&D and Operations verant-worten. Mit derÜbertragung desAktienkapitals anOrtivus AB wurdenalle MEDOS-Mitar-beiter übernom-men. Zudem wirddas bestehendeTeam der MEDOSAG durch Einstel-lungen weitererMitarbeiter deutlichverstärkt werden.

Wie sieht es mit derPflege und Weiter-

entwicklung der MEDOS-Produkte aus?

Marco Strüter: Die Entwicklungs-Road-map und damit auch die Pflege der ME-DOS-Produkte bleibenselbstverständlich un-verändert erhalten.Unser Ziel ist es dochschließlich, den natio-nalen und internatio-nalen Märkten künftigein einheitliches, pa-tientenzentrisches IT-System zur Verfügungzu stellen, in dem dieMEDOS-Produkte eineentscheidende Rollespielen. Durch die ent-sprechende Beibehal-tung der Organisationhier im Hause verän-dert sich für unsereKunden in Bezug aufAnsprechpartner imSupport, Projektierungoder Technik nichts,d. h. alle bekannten Telefonnummern, E-Mail-Adressen sowie die persönlichenAnsprechpartner bleiben für unsere Kun-den unverändert erhalten.

Wohin geht die Reise, welche Ziele habenSie mittelfristig auf dem deutschen und in-ternationalen Markt?

Mikael Strindlund: Die Übernahme der ME-

Ortivus-Chef Mikael Strindlund (links): „Die MEDOS AGbleibt als selbständiges Unternehmen erhalten.“

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In der Klinik ist der CIO noch eine Selten-heit. Doch industrielle Strukturen und un-ternehmerischen Anforderungen nehmenim Healthcare-Business zu. Ein Blick überden Tellerrand von Dr. Matthias von Bech-tolsheim, Arthur D. Little GmbH in Wies-baden zeigt mögliche Perspektiven für denChief Information Officer.

In den meisten Konzernen wurde in denletzten Jahren die Funktion des CIO zu-sätzlich zu den existierenden Leitungs-funktionen des IT-Bereiches etabliert. Teil-weise wurden CIO und Leitung IT-Bereichorganisatorisch getrennt. Obwohl er (odersie) nicht immer einen Vorstandsposteninnehat, soll der CIO die Gesamtverant-wortung für die IT des Unternehmens tra-gen. Entsprechend wird der Funktion undauch der Person des CIO intern wie auchaußerhalb des Unternehmens eine hoheBedeutung zugemessen. Wird die Bedeu-tung weiter zunehmen? Wird der CIO garzum CPO (Chief Process Officer)? Oder hatsich das CIO-Modell angesichts zuneh-mender IT-Durchdringung des Unterneh-mens überlebt? Wenn IT zur allgegenwär-tigen „Utility“ wird, wenn IT-Standard-software und Infrastruktur sich zu „Com-modities“ entwickeln, wenn große Teile derIT an Outsourcer gegeben werden können,wenn die Fachbereiche „IT-mündig“ wer-den und selbst bestimmen wollen und kön-

nen, welche IT sie benötigen: Wozu brauchtein Unternehmen dann einen CIO?

Der CIO in verändertem Umfeld

In der Praxis ist festzustellen, dass die klas-sischen Aufgabenfelder des CIOs zuneh-mend aufweichen. IT-Gesamtverantwortung: Der CIO soll IT-Themen im Vorstand vertreten und Grund-satzentscheidungen herbeiführen. Zwar istIT für viele Vorstände immer noch ein Buchmit sieben Siegeln, aber oftmals ist der CIOnicht notwendig, um hier Klarheit zu schaf-fen. Jüngere Vorstände haben selbst IT-Er-fahrungen gesammelt und brauchen kei-nen „Übersetzer“. Oftmals sind COOs (ChiefOperation Officer) so stark in IT-Themeninvolviert, dass sie diese im Vorstand ver-treten können. Zudem gibt es vielfach „Be-reichs-CIOs“, die ihre Themenstellungenbesser kennen und näher am Geschäft sind.In vielen Konzernen werden IT-Grund-satzentscheidungen „föderal“, d.h. zwi-schen den „Bereichs-CIOs“ getroffen, sodass ein CIO allenfalls für übergreifendeThemen ein Spielfeld hat. IT-Strategie: Das Selbstverständnis vielerCIOs ist mit der IT-Strategie verknüpft, diesie vertreten: der CIO „macht“ die IT-Stra-tegie. IT-Strategie muss eng mit der Busi-

ness-Strategie verzahnt sein, sonst wirdsie zum technologischen Selbstzweck. DasBusiness-Management legt die Strategiefür die Prozesse fest und priorisiert dasProjektportfolio. Der IT-Bereich schlägt ge-eignete technologische Lösungen vor, diedann in ihrer Summe die IT-Strategie fest-schreiben. Weil die IT-Strategie stark ge-schäftsgetrieben ist, haben die Fachberei-che und speziell die Bereichs-CIOs einenerheblichen Einfluss. Also „macht“ der CIOdie IT-Strategie nicht, er wirkt allenfallsmoderierend an der Entstehung mit.

Für das IT-Controllingübernimmt der CIOberatende Funktion

IT-Controlling: Der CIO soll Transparenz indie IT-Kosten bringen, Projekte überwa-chen, Einspareffekte nachweisen. Zentra-les IT-Controlling beim CIO endet häufig inunverständlicher Leistungsverrechnungund einem Berichtswesen, welches keinenwirklich interessiert. Notwendig ist einKennzahlengerüst für die Messung von IT-Nutzen und IT-Effizienz, dessen Kennzah-len in das reguläre Reporting integriertwerden. Zunehmend erkennen die Con-troller, dass sie sich dem Thema IT-Con-trolling verstärkt zuwenden müssen. Alsobleibt dem CIO hier eine beratende Funk-tion, etwa bei der Bestimmung geeigneterKennzahlen. IT-Sourcing: CIOs sehen zu Recht einen gro-ßen Hebel in der Optimierung des IT-Lie-ferantenportfolios. Aber warum sind PCsoder Software anders zu behandeln als Ma-schinen oder Rohmaterial? Der Einkauf hatin puncto IT genauso seine Hausaufgabenzu machen wie in anderen Bereichen auch.In Zusammenarbeit mit dem IT-Bereichwird die Beschaffungsstrategie entwickeltund durchgeführt. Dem CIO kommt hier al-lenfalls die Aufgabe zu, die grundsätzlicheMake-or-Buy-Strategie aus der IT-Strategieabzuleiten und zu koordinieren. Wenn man die klassischen Aufgaben desCIOs näher betrachtet – es handelt sich um

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ORGANISATION

KLASSISCHE AUFGABENFELDER DES CIOS WEICHEN AUF

BRAUCHEN UNTERNEHMEN NOCH EINEN CIO?

Die Rolle des CIO ist ein Spiegelbild der IT-Situation des Unternehmens

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die Aufgaben des Informationsmanage-ments, so können viele der Aufgaben ent-weder durch die Fachbereiche, die Stabs-funktionen sowie den IT-Bereich über-nommen werden.

IT-Wildwuchs provoziertden Ruf nach einem CIO

Informationsmanagement ist eine Kernauf-gabe jeder Managementfunktion im Unter-nehmen. Wenn sie durch das Managementnicht wahrgenommen wird, dann entstehenFriktionen wie: Unzufriedenheit der Fach-bereiche, ausufernde IT-Budgets, Wildwuchsin der Systemlandschaft, Entstehung vonIT-Inseln. In solchen Situationen kommtdann der Ruf nach einem CIO. Er soll es rich-ten: Ordnung schaffen, eine IT-Strategie ent-wickeln, IT-Ressourcen konsolidieren, IT-Controlling einführen usw. Je nach IT-Si-tuation in einem Unternehmen hat ein CIOverschiedene Rollen auszufüllen. Sind IT-Systeme stark veraltet, ist das IT-Budget jah-relang nur als Kostenblock gedeckelt worden,dann hat der CIO oftmals die Rolle eines „In-novators“, der den Fachbereichen aufzeigt,welchen Nutzen sie durch eine bessere IT-Unterstützung und durch „strategischen“Einsatz der IT heben können. Diese Aufklä-rerfunktion steckt wohl hinter der Diskus-sion um den „Chief Process Officer“: er soll

den Fokus auf die Geschäftsprozesse rich-ten und im Sinne des „Wertmanagements“Hebel zur Nutzensteigerung aufzeigen.Im Falle von Wildwuchs und IT-Kosten-explosion sowie gescheiterten IT-Großpro-jekten hat der CIO zunächst eine „Konsoli-dierer“-Funktion. Das war die Aufgabe derletzten Jahre in den meisten Großunter-nehmen. Unter solchen Rahmenbedingun-gen muss ein CIO in die Entscheidungsbe-fugnisse der Bereiche eingreifen und Auf-gaben rezentralisieren. In Unternehmen miteinem hohen Veränderungsbedarf in der IT-Landschaft wird der CIO zudem zum „Ar-chitekten“, indem er die IT-Systemstruktu-ren neu aufbauen oder umbauen muss, bei-spielsweise durch Einführung von Stan-dardsoftware, Migration von Altsystemen,Schaffung einheitlicher Infrastruktur. In die-ser Situation wird vom CIO erwartet, dass erdas Unternehmen vor technisch-wirt-schaftlichen Risiken bewahrt, indem er ge-zielte Maßnahmen einleitet und durchsetzt.

Eigentliche Aufgabe: die Prozesse desInformationsmanage-ments organisieren

Oftmals kommt der CIO angesichts der Prio-ritäten in seiner „Architekten“- oder „Kon-solidierer“-Funktion nicht dazu, sich sei-ner eigentlichen Aufgabe zuzuwenden: dieProzesse des Informationsmanagements imUnternehmen zu organisieren. Der CIO mussder „Organisator“ des Informationsmana-gements sein. Er hat dafür zu sorgen, dassManagement und operative Funktionen ih-re Informationsmanagement-Aufgaben an-gemessen wahrnehmen. Dazu sind klareAufgabenprofile festzulegen und entspre-chende Ressourcen zu schaffen. Zudemmüssen die Prozesse des Informationsma-nagements definiert und etabliert werden.Ggf. sind Gremienneu zu schaffen oderexistierende Gremienzu adjustieren, umihren Informations-managementaufga-ben gerecht zu wer-den. Nur wenn alleBeteiligten am Infor-mat ionsmanage-mentprozess „richtig“zusammenarbeiten,

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Dr. Matthias von Bechtolsheim, Partner,Leiter Information Management Practi-ce bei Arthur D. Little GmbH: „Nur wennalle Beteiligten am Informationsmanage-mentprozess ‚richtig‘ zusammenarbeiten,können Fehlentwicklungen systematischvermieden werden.“

können Fehlentwicklungen systematischvermieden werden. Eine besondere Bedeu-tung kommt dabei dem IT-Wissensmana-gement zu. Das Wissen über IT-Systeme,Prozesspotenziale, Projekte, IT-Strategien,IT-Services usw. ist oftmals sehr ungleichverteilt. Viele Probleme mit der IT im Un-ternehmen sind auf diese Wissensdefizitezurückzuführen. Der CIO hat deshalb dievorrangige Aufgabe, die organisatorischenund technischen Plattformen für das IT-Wis-sensmanagement zu schaffen, sei es in Formvon Business-IT-Meetings oder in Form ei-nes „Information Management Portals“.

CIO: Innovator,Konsolidierer, Architektoder Organisator

Zurückkommend auf die Ausgangsfrage„Brauchen Unternehmen noch einen CIO?"lässt sich feststellen: Die Rolle des CIO istein Spiegelbild der IT-Situation des Un-ternehmens. Ein CIO ist immer dann not-wendig, wenn die Organisation und dieFunktionen im Unternehmen nicht mehrselbst mit den Problemen fertig werden,wenn also „Innovator“, „Konsolidierer",„Architekt" oder „Organisator" benötigtwerden. Mithin wird die Frage eher sein,„welchen" CIO ein Unternehmen benötigt.Diese Frage lässt sich immer nur für einkonkretes Unternehmen beantworten. Der„Ideal“-CIO macht sich selbst arbeitslos,indem er Prozesse und Organisation desInformationsmanagements so optimiert,dass langfristig keine CIO-Position not-wendig ist. Damit ist angesichts anhalten-der Dynamik in Unternehmen wohl kaumzu rechnen. Sicher aber ist, dass ein CIO,der den jeweils notwendigen Rollenwandelnicht antizipiert und proaktiv gestaltet, dieFrage nach seiner Existenzberechtigungprovozieren wird.

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Informationstechnik spielt für Werterhal-tung und Wertsteigerung des Unterneh-mens eine immer größere Rolle. Diesen ge-schäftlichen Wandlungsprozess dirigiert derChief Information Officer (CIO) – wenn erdie Probleme bewältigen kann, die eine Stu-die von Deloitte aufführt.

Die aktuelle Studie von Deloitte „CIO 2.0:The Changing Role of the Chief Informa-tion Officer“ nennt die zehn größten He-rausforderungen im Bereich Informati-onstechnik. Sie beschreibt, welche grund-legenden Fähigkeiten benötigt werden, umdie IT und damit das gesamte Unterneh-men auf Erfolgskurs zu bringen. „Vom CIOwird verlangt, das Unternehmen mittelsInformationstechnik umzugestalten. Die-ser Prozess erfordert den Bruch mit altenGewohnheiten, das Lernen neuer Regeln,nach denen das geschäftliche Umfeld funk-tioniert, und die strikte Ausrichtung aufErhalt und Vergrößerung des ShareholderValues“, erklärt Peter Müller, Leiter des CIOAdvisory Services bei Deloitte. „Die heuti-gen Anforderungen an CIOs sind komplex.Deshalb muss der Vorstand den Umbautragen, damit sichergestellt ist, dass die ITstrategisch auf Kurs bleibt.“

Von den zehn im Bericht genannten Pro-blemfeldern sind die folgenden vier beson-ders wesentlich:

■ Geschäftliche Integration: Die Informa-tionstechnik ist ein wichtiges Werkzeugzur Rationalisierung von Geschäftspro-zessen, der Verschlankung von Organisa-tionen und dem Aufbau tragfähiger, pro-fitabler Partnerschaften und Geschäftsbe-ziehungen. CIOs müssen in Zusammenar-beit mit ihren Führungskollegen Möglich-keiten und Hindernisse sondieren.

■ Wertzuwachs: Auch die Verlagerungvon Projekten und Investitionen in be-sonders profitable Bereiche und die Ein-

stellung/Rationalisierung von Projekten,die sich wertmindernd auswirken, gehörtzu den Aufgaben von CIOs. Die Leiter deranderen Geschäftsbereiche müssen sichdaran beteiligen.

■ Sicherheit und Risiken: Aufgabe der ge-samten Führungsmannschaft ist es, po-tenzielle Bedrohungen zu identifizieren,Risiken und Kosten gegeneinander abzu-wägen und Maßnahmen zu testen, mit de-nen die Sicherheit von Menschen, Gütern,Informationen und Anlagen sichergestelltwerden kann.

■ IT und der Gesetzgeber: Angesichts im-mer komplexerer gesetzlicher Vorschrif-ten müssen CIOs bei der Entwicklung undImplementierung von Geschäftsprozes-sen, Systemen und Organisationsstruk-turen nicht nur die derzeitige Gesetzes-lage berücksichtigen, sondern möglichstschon im Vorfeld erkennen, mit welchenÄnderungen oder Verschärfungen künf-tig zu rechnen ist.

Zu den Chancen undRisiken gehören:■ Gutes Alignment mit der Fachseite be-deutet gemeinsame Ausrichtung: Die ITmuss in geschäftliche Entscheidungen ein-gebunden werden, damit ihre Rolle klar istund Ausgaben im Einklang mit den Un-ternehmenszielen stehen.

■ Governance und Finanzierung: Wichtigist die Einführung eines möglichst einfachgehaltenen Verhaltenskodex, der schnelleEntscheidungen, verantwortliches Handelnund sinnvolle Ergebnisse unterstützt.

■ IT-Beschaffung: Die Beschaffung solltesich strategisch an der faktenbasierten Be-wertung von Kosten und Qualität, Kern-kompetenzen und effizienten Führungs-/

Kontrollstrukturen orientieren. Das Out-sourcen kann auch größere Probleme nachsich ziehen, wenn dies nicht professionellvorbereitet und in die Sourcingstrategieeingebunden ist.

■ Performance-Maßstäbe: In allen Ge-schäftsbereichen sollten regelmäßige Per-formance-Benchmarks durchgeführt wer-den, um interne Zielvereinbarungen zuüberprüfen und herausragende Leistungenzu würdigen. Balanced Scorecards sindnützlich, um wichtige Performance-Krite-rien wie Kosten, Wert, Qualität, Risiko,Kundenzufriedenheit und Ausrichtung mitden strategischen Zielen abzugleichen.

■ Personalförderung: Vorhandenes Poten-zial sollte besser genutzt werden, indemdie Arbeit an die Interessen und Fähigkei-ten des Mitarbeiters angepasst wird. In die-sen Bereich fallen auch karriereförderndeMaßnahmen wie Weiterbildung und Vor-bereitung auf Führungspositionen oderspezielle Tätigkeiten.

■ Steuerung des internen Kundenbedarfs:Als „begrenzte Ressource“ kann IT nichtjede Kundenforderung erfüllen. Durch ge-naue Analyse der Kundensegmentierungund eine kritische Bewertung des IT-Be-darfs der Kunden, der damit verbundenenKosten und des Wertes dieser Leistungenfür das Unternehmen lässt sich die Nach-frage ähnlich steuern wie das Angebot.Kunden, die über Kosten und Aufwand in-formiert sind, gehen außerdem verant-wortlicher mit ihren Forderungen um.

„Informationstechnik kann nicht nur Ge-schäftsprozesse, sondern ganze Unterneh-mensbereiche/-funktionen verändern. Vie-le führende Unternehmen möchten diesesPotenzial für sich nutzen. Wenn Systemeund Informationen komplexer werden,müssen die Führungskräfte aber auch dieZusammenarbeit mit allen Funktionen in-tensivieren“, so Müller abschließend.

www.deloitte.com

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ORGANISATION

10 WICHTIGE HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE IT IM JAHR 2005

Vom Techniker zum Business-Spezialisten: Die neue Rolle des CIO im Unternehmen

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Der Markt für Datenbanken scheint über-sichtlich. Noch: denn Oracle, IBM und Mi-crosoft ist die Verfolgergruppe der ob-jekt-orientierten und postrelationalenDatenbanken auf den Fersen. Im Gesund-heitswesen setzen einige dieser Spezial-anbieter bereits den Branchenstandard.Eine Marktskizze von Michael Ihringer,Marketing Director Central and EasternEurope bei InterSystems.

Der Markt für Datenbanken scheint über-sichtlich. Oracle, IBM und Microsoft hiel-ten nach einer aktuellen Einschätzung vonIDC im vergangenen Jahr 85 Prozent derMarktanteile in der Wirtschaft. Die Ver-folgergruppe, zu der neben Open Source-Anbietern wie MySQL diverse objekt-orientierte und postrelationale Datenban-ken wie Caché von InterSystems gehören,gewinnt jedoch in vielen Industriezweigenzunehmend an Bedeutung. Im Gesund-heitswesen setzen einige dieser Spezialan-bieter bereits den Branchenstandard.

Der technologische Stand

■ Relationale TechnologieDas Triumvirat der relationalen Daten-banken – Oracle, IBM und Microsoft – setztauf die klassische relationale Technologie,bei der Daten in den Zeilen und Spaltensimpler Tabellen gespeichert werden. Ent-standen aus den Anforderungen von Groß-unternehmen, bieten relationale Daten-banken nahezu unbegrenzte Speicher-möglichkeiten für einfach strukturierte Da-ten. Unter Verwendung der heute standar-disierten Programmiersprache StructuredQuery Language (SQL) können Transak-tionen programmiert und damit die Da-

tenmassen den entspre-chenden Applikationenzugeordnet werden.

■ Objekt-Technologie undpostrelationale Daten-bankenDie objektorientierte Me-thodik setzt da an, wo dieMöglichkeiten der her-kömmlichen relationalenDatenbanken enden: beider Abbildung komplexerInhalte. Ausgangspunktwar, die in der realen Ge-schäftswelt existierendenEinheiten auch auf dieDatenhaltung und -nut-zung zu übertragen. Anders als der proze-durale Ansatz der relationalen Datenban-ken, bei dem auf Tabellen bezogen Codegeneriert wird, strukturiert die Objekt-Tech-nologie die Informationen nach ge-schäftsrelevanten Objekten. Über Schnitt-stellen verständigen sich diese mit jedemanderen definierten Objekt und können somodular im System entsprechend der Pro-zesse angeordnet werden. Speziell bei denkomplexen medizinische Daten erhöht diesdie Flexibilität. Mit C++, Java und zuletztC# entwickelten sich in den letzten Jah-ren objektorientierte Programmiersprachen,die heute zum Standard-Repertoire jedesEntwicklers gehören.

■ Open Source Mit dem Siegeszug von Linux erschlosssich die Open Source-Idee auch den Da-tenbanksektor. Technologisch orientierensich die Lösungen wie mySQL an den etab-

lierten relationalen Datenbanken, wenn-gleich sie deren Leistungsfähigkeit nochnicht erreichen können und unzureichen-de Skalierbarkeit und Ausfallsicherheit denEinsatz in geschäftskritischen Anwendun-gen weitgehend verhindern. Zudem be-deutet Open Source nicht in jedem Fallegratis. Bei manchem Anbieter werden fürkommerzielle Anwendungen, wie sie imGesundheitsbereich zwangsläufig anfal-len, saftige Lizenzgebühren fällig, die sichnicht allzu sehr von denen der kommer-ziellen Datenbanken unterscheiden.

Problemanalyse: Wie vielDatenbank braucht manim Gesundheitswesen?

Da Krankenhäusern kaum eigene IT-Ab-teilungen mit Datenbank-Administratoren(DBAs) oder Programmierern aufweisen

SPEKTRUM

DATENKREISLAUF ODER KOLLAPS?

DATENBANKEN UND DIE ANFORDERUNGEN

DES GESUNDHEITSWESENS

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können, stehen hier als EinstiegskriterienEffizienz und Produktivität der Daten-banklösung an erster Stelle. Große Anbie-ter setzen jedoch häufig geschulte firmen-interne Ressourcen voraus und bieten er-gänzend dazu die entsprechenden Service-Leistungen an. Im Gesundheitswesen sindweder die Fachkräfte zur Eigenentwick-lung vorhanden noch die finanziellen Mit-tel für umfassenden externen Service.

■ Voraussetzung für den reibungslosenEinsatzGerade für die durch die massiven Ein-sparungen im Gesundheitswesen häufig inFinanznot gekommenen Kliniken undKrankenhäuser gilt: IT erfüllt keinen Selbst-zweck, sondern soll die etablierten Abläu-fe verbessern oder zumindest am Laufenhalten, ohne große Kosten zu verursachen.Der Betrieb der Datenbank soll daher sounauffällig wie effizient sein. Das beginntmit den Lizenzierungsvereinbarungen undder Installation, gilt aber ebenso für dieWartung. Hier stellt sich etwa vorab dieFrage, wie häufig verpflichtende Updateszu erwarten und mit welchem Aufwandsie verbunden sind. Das betrifft auch dieDatenbank, die flexibel mit verändertenAnforderungen fertig werden muss. Das

kann einen Systemwechsel ebenso bein-halten wie erhöhte Ansprüche an die Per-formance und die Skalierbarkeit. Spätes-tens beim Einsatz der virtuellen Patien-tenakte gewinnen auch Web-Technologienan Bedeutung, die den Zugriff über dasNetz ermöglichen.Nicht zuletzt ist die Sicherheit der Daten einentscheidendes Kriterium bei der Wahl derDatenbank. Das setzt zum einen eine ro-buste Architektur voraus, die bei kleine-ren Programmierfehlern nicht gleich insich zusammenbricht. Daneben müssenaber auch Backup-Funktionalitäten undein Support-Service gegeben sein, der rundum die Uhr zur Verfügung steht.

Embedded Database:Eine gesunde Lösung fürden Gesundheitssektor?Eine Antwort auf diese Anforderungen lie-fert das Geschäftsmodell „embedded Da-tabase“, das etwa InterSystems mit seinerpostrelationalen Datenbank Caché anbie-tet. Die Datenbanklösung wird dabei be-reits vom Softwarehaus direkt in die Haupt-anwendung des Kunden integriert undkann auch über diese gepflegt werden. VonVorteil für Anwender ist hierbei, dass kein

spezielles Datenbank-Know-how mehr not-wendig ist, sobald die Lösung installiertist. Denn innerhalb der Anwendung ar-beitet die eingebettete Datenbank als „BlackBox“, erfordert keine Administration vorOrt und wird in der Regel vom Software-haus über dessen telefonischen Kunden-dienst mit betreut. Auch wenn – oder ge-rade weil – eine Datenbank als eingebet-tete Technologie vom Kunden kaum wahr-genommen wird, sind Anwendungen aufder Basis postrelationaler Datenbanken seitJahren im weltweiten Gesundheitswesenverbreitet, so dass Insider bereits von einemBranchenstandard sprechen.

Fazit

Dank der für 2006 geplanten Einführungder Elektronischen Gesundheitskarte ist dieIT im Gesundheitswesen in den Fokus ge-rückt und Krankenhäuser und Kliniken wer-den zunehmend zur Zielgruppe der großenAnbieter. Zugleich steht heute eine zuneh-mend breite Auswahl spezialisierter Lösun-gen verschiedener Anbieter zur Verfügung.Da die Produkte der großen Generalistennicht immer für die speziellen Anforderun-gen im Gesundheitswesen ausgelegt sind,lohnt sich ein genaueres Hinsehen allemal.

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SPEKTRUM

Quellcodehinterlegung ist in Deutschlandin den letzten Jahren zum Bestandteil ei-nes wirksamen Risikomanagements ge-worden. Das Rezept gegen Ausfall undVerlust von Daten stellt Volker Siegel,Rechtsanwalt in München und EscrowAgent für NCC Escrow InternationalDeutschland GmbH, vor.

Krankenhäuser sind in hohem Maß aufSoftware angewiesen. Besonderes Augen-merk liegt dabei auf Datenschutz und Da-tensicherheit. Noch nach vielen Jahrenmüssen einstmals gesicherte Daten mit derdann neuen IT gelesen werden können.Weiterhin nimmt die Vernetzung von IT-Landschaften gerade in Krankenhäusern

signifikant zu. Ausfall von Wartungsleis-tungen bedeutet daher in aller Regel er-heblichen Ausfall und Verlust von Daten.Außerdem können sich Verstöße gegen ge-setzliche Vorschriften ergeben. Abhilfe die-ser Situation bietet die Quellcodehinterle-gung: Sie versetzt das Krankenhaus in dieLage, externe Dritte mit der weiteren War-tung der einmal beschafften Software be-auftragen.

Software-Escrow ist die Hinterlegung einesQuellcodes bei einer Hinterlegungsstelleund die Herausgabe des Quellcodes untervorher definierten Umständen an das Kran-kenhaus. Der Quellcode der Software istdeshalb notwendig, weil nur mit dessen

Hilfe die Software an Veränderungen derIT-Landschaft angepasst werden kann. Softwarehäuser sind aber in aller Regelnicht bereit, den Quellcode direkt an den

SOFTWARE ESCROW:SERVICE FÜR WIRKSAMES RISIKOMANAGEMENT

Volker Siegel ist Rechtsanwalt in Mün-chen und Escrow Agent für NCC EscrowInternational Deutschland GmbHwww.ra-siegel.de

Rechtsanwalt Volker Siegel: „Ohne Quell-codehinterlegung wird das Krankenhaus vomursprünglichen Lieferanten abhängig“

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Bezieher der Software zu übergeben, weiler das schützenswerte Know-how des Soft-warehauses ist. Bei der Hinterlegung wirdder direkte Zugriff auf die Sourcen zu-nächst vermieden (Abb. 1).

EU-weite technischeNorm CEN/ISSS (CWA)13620

Seit Ende der 90er Jahre existiert die er-wähnte technische Norm zur Quellcode-hinterlegung. Diese enthält Kriterien einerplanmäßigen Hinterlegung: Eine Hinterle-gung ist hiernach immer dann in Betrachtzu ziehen, wenn

■ Projektkosten über 70.000 Euro anfal-len und ein Wartungsvertrag abgeschlos-sen wird,■ die Software systemkritisch ist, d.h. einerheblicher Ausfall der Krankenhaus-ITdroht oder Konkurrenzprodukte nicht ver-fügbar sind und■ wenn dies aus Gründen der Daten-sicherheit und Archivierung geboten ist

Vertragsgestaltung

Quellcodes dürfen nur dann vom Escrow-Agenten herausgegeben werden, wenn einHerausgabegrund vorher rechtlich wirk-sam vereinbart wurde. Es sind zwei Ver-träge, Lizenzvertrag und Escrow-Vertragabzuschließen (Abb. 2).

Für Krankenhäuser ist entscheidend, un-ter welchen Umständen sie Zugriff auf denQuellcode bekommen. Mindestens dieseGründe sollten vereinbart werden:■ Insolvenz des Lieferanten,■ Löschung aus dem Handelsregister,■ Nichterbringung von Pflegeleistungen,

Verkauf der Softwarerechtean einen Dritten, wobei die-ser Dritte nicht bereit ist, dieSoftware weiter zu pflegen.

Hinterlegungsvereinbarun-gen sind nicht immer in-solvenzfest. Hierauf mussbei der Hinterlegungsver-einbarung besonders ge-achtet werden. Im Zwei-felsfall helfen spezialisier-te Anwälte weiter. Beson-

ders wichtig ist, darauf zu achten, dassnicht nur im Lizenzvertrag auf eine Hin-terlegungsvereinbarung hingewiesen wird,sondern dass diese auch tatsächlich un-terschrieben wurde und der Quellcode beimEscrow-Agenten abgegeben wurde. Gehtder Lieferant nämlich vor Abgabe desQuellcodes in Insolvenz, kann das Kran-kenhaus die Lieferung des Quellcodes recht-lich nicht mehr durchsetzen. Es bleibt aufeinem schuldrechtlichen Anspruch „sitzen“,der nicht mehr werthaltig ist.

Prüfung der Software

Die Einlagerung ungeprüfter Quellcodesführt häufig dazu, dass ein für das Kran-kenhaus unbrauchbarer Quellcode hinter-legt wird. Daher muss jede Software vorihrer Einlagerung überprüft werden.Die Prüfung der Software (Verifikation)muss mindestens folgende Prüfungsschrittestandardmäßig enthalten:

■ Virenfreiheit■ Lesbarkeit■ Vollständigkeit verglichen mit dem In-haltsverzeichnis■ Entkomprimierung kom-primierter Dateien

Allein durch diese Prüfungwerden schon ca. 8–10 % al-ler hinterlegten Sourcen alsfehlerhaft herausgefiltert. Miteiner Vollverifikation werdensogar mehr als 90% aller hin-terlegten Sourcen als unvoll-ständig erkannt. Vereinbartwerden dabei in aller Regelfolgende zusätzlichen Tests:■ Kompilierung ■ Dokumentation ■ spezielle Funktionstests

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Abb. 1: Weg von Objektcode und Quellcode

Abb. 2: Vertragsbeziehungen zwischen den einzelnenParteien

Escrow-Agenten können diese Prüfung inaller Regel selbst durch eigenes Personaloder nach Wunsch durch die Einbeziehungexterner Sachverständiger durchführen.Dass die Sourcen sicher gegen Diebstahl,aber auch Datenverlust etwa durch Feuch-tigkeit, Magnetfelder (Tresoranlagen!) undTemperatur aufbewahrt werden müssen,versteht sich von selbst.

Ergebnis

Quellcodehinterlegung ist in Deutschlandin den letzten Jahren zum üblichen Be-standteil eines wirksamen Risikomanage-ments geworden. Ohne Quellcodehinterle-gung wird das Krankenhaus vom ur-sprünglichen Lieferanten abhängig. Wenndieser ausfällt, drohen erhebliche finan-zielle und personelle Zusatzaufwendungen.www.escrow.de

Kosten für eine typischeQuellcodehinterlegung:

Abschlussgebühr bis Euro 1.100,– ein-malig. Jahresgebühr bis Euro 1.100,–jährlich.In der Jahresgebühr ist in der Regel ent-halten: ■ Lagerung■ Prüfung nach Standardverfahren■ Prüfung und Management von Up-dates und Releases

Vollverifikation, d.h. tiefer gehende Prü-fung nach Aufwand zu üblichen Sach-verständigensätzen. Daher beginnendab ca. 1.200,– Euro.

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Viele Patienten informieren sich heute in-tensiv im Internet und wählen das Haus ih-rer Behandlung genau aus. Dabei spielennicht nur hoch professionelle Medizinleis-tungen eine Rolle, sondern auch Service-leistungen, Zusatzangebote und nicht zuletztder Wohlfühlaspekt beim Gesundwerden.Vor diesem Hintergrund sind viele Kran-kenhäuser längst nicht mehr glücklich mitihren Internet-Aktivitäten. Dipl.-Inform.Karsten Wendland skizziert in vier Teilenprofessionelle Web-Lösungen (Teil 1).

Viele Klinik-Websites fristen ein Waisen-kind-Dasein. Die Erzeuger sind abgetre-ten, und die Paten sind erschöpft. Es fehltder Betreuer, der sich ums Wohlergehendes Kindes kümmert, Zukunftsfragen aufden Tisch bringt und erzieherisch inter-veniert. Solche Websites veralten schnellund finden sich schließlich im Altenpfle-geheim des Internets wieder, am Leben ge-halten durch monatliche Beiträge an denInternet-Provider. So stellt sich vielerortsdie Frage nach Mobilisation und geeig-neten Reha-Maßnahmen für die Website,bis hin zur Vollstreckung einer Reinkar-nation unter neuen Lebensbedingungen,im Agentur-Jargon: dem vollständigentechnisch-inhaltlichen Relaunch. Für die-

sen stehen typischerweise folgende The-men auf der Agenda:

1. Gezielte Selbstdarstellung und Positio-nierung der Klinik zum Zwecke der Ak-quisition von Patienten und der Abgren-zung von Mitbewerbern.

2. Aufbau von Kommunikationswegen zwi-schen „draußen“ und „drinnen“ und derenEinbettung in bestehende oder neu zu ge-staltende Geschäftsprozesse.

3. Vorbereitung einer dezentralen und weit-gehend selbst organisierten Datenaktuali-sierung durch Autoren in den entspre-chenden Kompetenzfeldern.

Die Rahmenbedingungen für Konzeption,Realisierung und laufenden Betrieb vonWebsites haben sich in den letzten Jahrendeutlich verbessert. Heute stehen ausge-reifte Redaktionssysteme – so genannteWeb Content Management-Systeme(WCMS) – zur Verfügung, die es den Web-seiten-Autoren ermöglichen, sich lediglichauf ihre Inhalte zu konzentrieren und Lay-out und Technik dem Redaktionssystem zuüberlassen. Man muss nicht mehr pro-grammieren können, um Webseiten zu er-

zeugen, sondern bedientstattdessen das WCMSähnlich wie gängige be-kannte Standardsoftware.

Die meisten Web Con-tent Management-Sys-teme bieten zahlreichenützliche Funktionali-täten an, mit denen ei-ne Website vom Inter-net-Basisauftritt zu ei-ner Informations- undKommunikationsplatt-form ausgebaut werdenkann, die nicht nur sys-

tematisch an die Geschäftsprozesse desUnternehmens Krankenhaus angebundenist, sondern sich überdies als Grundlagefür die Gestaltung neuer Prozesse in neu-en Kontexten anbietet – sei es zur Ver-wendung als Intranet, Mitarbeiterportaloder als Arbeitsplattform zwischen Part-nern in Projekten der integrierten Ver-sorgung.

Mit der Beschaffung eines Web Content Ma-nagement-Systems allein ist es allerdingsnicht getan – selbst das beste WCMS kannnur den technischen Teil zu einem Ge-samtkonzept beitragen. Ein solches Ge-samtkonzept zu entwickeln ist allerdingskein Job, den man vollständig an eine Agen-tur outsourcen kann. Eine gute Klinik-Web-site lässt sich nur unter Beteiligung derFachabteilungen erarbeiten. Ebenso wenigist eine vollständige Inhouse-Realisierungsinnvoll. Selbst wenn etliche WCMS alsOpen-Source-Systeme frei verfügbar sind,wird der Workload gerade bei diesen Sys-temen leicht unterschätzt, ebenso wie diefachlichen Anforderungen für eine profes-sionelle grafische und inhaltliche Realisie-rung. Inhouse-Ergebnisse, denen man auf

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INTERNET

REHA FÜR DIE KLINIK-WEBSITE

INFORMATIONSMÜLL, BARRIEREN UND INTEGRATIONSLÜCKEN

Dipl.-Inform. Karsten Wendland Er unterstützt Krankenhäuser in der Er-arbeitung und Realisierung von Internet-/Intranet-Konzepten. Überdies arbeitet erin Forschung und Lehre am Zentrum fürInterdisziplinäre Technikforschung (ZIT)der Technischen Universität Darmstadt.www.wendland.de

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den ersten Blick ihren „Bastel-Charakter“ansieht, bewirken nach viel investierter Ar-beit nur das Gegenteil des Gewollten.

Erfolg versprechend sind Vorgehenswei-sen, bei denen zwar externe Dienstleisterfür Konzeption und Realisierung einge-bunden werden, die kontinuierliche Pro-jektsteuerung aber im Haus bleibt. Die-sem Themenfeld sind drei Beiträge ge-widmet, die ab dem nächsten Heft in Fol-

ge erscheinen werden: Behandeltwerden die Erarbeitung von Ge-samtkonzepten für Internet-Auf-tritte von Krankenhäusern, dieUnterstützung von Arbeitszu-sammenhängen durch Web-In-frastrukturen sowie das Manage-ment von Konzeption, Realisie-rung und laufendem Betrieb vonKrankenhaus-Websites mittels„agiler Methoden“.

Wesentliche Defizite1. Veraltete InformationenBeschreibungen von Behandlungsverfahren, medizinischer Aus-stattung und Wahlleistungen sind oft nicht mehr aktuell, ge-nannte Personen sind oft längst in anderer Funktion tätig, ausdem Unternehmen ausgeschieden oder gar verstorben.

2. Organisatorische Barrieren im AktualisierungszyklusAktualisierungswünsche und Änderungsanforderungen vonFachabteilungen und Klinikleitung werden de facto nicht zu-frieden stellend in der Website umgesetzt.

3. Keine strategische Integration in Geschäftsprozesse des UnternehmensDer Nutzen der Internet-Technologie für Optimierung und Ge-staltung von Arbeitszusammenhängen wurde bislang kaum auf-gegriffen, nahe liegende Optionen blieben in Unternehmens-entscheidungen oft unberücksichtigt.

Erläuterung S. 52:

Die Startseite der Kliniken des Main-Taunus-Kreises fungiertals Einstiegsportal zu dem Gesundheitskonzern im Rhein-Main-Gebiet, der zwei Krankenhäuser, eine Fachklinik undein Altenpflegeheim unterhält. Die Portalseite stellt überge-

ordnete Informationen über das Unternehmen zur Verfügungund verlinkt unmittelbar auf die Fachabteilungen und dieStartseiten der einzelnen Häuser (Bildmitte). Alle Seiten des ge-samten Webauftritts erscheinen im gleichen Rahmenlayout,sind jedoch standortbezogen farbcodiert: Die Navigationsele-mente und Überschriften des im Wald gelegenen Kranken-hauses Bad Soden beispielsweise sind in grün gehalten (vgl.Bild 2). Der Einsatz eines Web-Content-Management-Systemsermöglicht die redaktionelle Bearbeitung der mittlerweile über1.800 Einzelseiten in Internet und Intranet. Auf jeweils "ihre"Seiten haben rund 80 Redakteure Schreibzugriff.Internet: www.kliniken-mtk.de

Erläuterung S. 53:

In der Herausforderung, dem Webseiten-Besucher medizinischeThemenfelder und Zusammenhänge zur Verfügung zu stellen,kann das Internet seine Stärken ausspielen. Neben der Standard-Navigation am linken Bildrand wird der Einstieg in die Be-handlungsschwerpunkte der Gastroenterologischen Klinik inKrankenhaus Bad Soden durch eine "klickbare" Bild-Text-Kom-bination (Bildmitte) zur Verfügung gestellt. Die Zeichnung stammtvom Chefarzt der Abteilung selbst.Internet: www.gastroenterologie-badsoden.de

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In Unternehmen suchen IT-Verantwortli-che und Vertreter des Business-Manage-ments nach Transparenz über den Wert-beitrag der IT zum Unternehmenserfolg.Wie er sich für das „Unternehmen“ Kran-kenhaus messen lässt, diskutiert Dr. BerndStephan von Detecon International im Ge-spräch mit dem Krankenhaus IT-Journal.

Welchen konkreten Wertbeitrag liefert dieIT für das „Unternehmen“ Krankenhaus?Bernd Stephan: Man muss unterscheidenzwischen dem verwaltungsorientierten Teilder IT und Lösungen, die die Patienten-versorgung unterstützen. Der Wertbeitragder verwaltungsorientierten IT besteht da-rin, dass sich durch geeignete Systeme derAdministrationsaufwand eines Kranken-hauses deutlich verringern lässt – ein-schließlich des Aufwands für die IT selbst.Hinzu kommt, dass die Verantwortlichenmit Hilfe von IT-Lösungen den Ressour-ceneinsatz im Bereich der Sach- und Fi-nanzmittel besser steuern können. In die-sem Umfeld unterscheidet sich die IT imKrankenhaus nur wenig von der IT in an-deren Unternehmen und Verwaltungen.In der Patientenversorgung liegt der Wert-beitrag der IT in der Qualitätsverbesserung.Hier geht es darum, dem medizinischen undpflegerischen Personal alle für die Patien-tenversorgung relevanten Informationenvollständig, korrekt und aktuell zur Verfü-

gung zu stellen. Und zwar jeweils dort, wodie Informationen gebraucht werden.

Wie lässt sich der Wertbeitrag messen undbewerten?Bernd Stephan: In der verwaltungsorien-tierten IT gilt es, die ‚Stückkosten’ und de-ren Entwicklung entlang der Zeitachse zuermitteln. In der Praxis ist das zugegebe-ner Maßen nicht ganz einfach, da eine Viel-zahl von Zurechnungs- und Abgren-zungsproblemen auftreten. Der Wertbei-trag in der Patientenversorgung lässt sichnur qualitativ beurteilen. Hier sind die Nut-zer gefordert, die einzelnen Anwendungenund Verfahren systematisch und differen-ziert zu bewerten.

Was vor allem sollte dabei im Fokus stehen?Bernd Stephan: Einmalige Aktionen hel-fen wenig – sie eignen sich zwar dazu, ak-tuelle Defizite aufzudecken, aber ihre Wir-kung verpufft schnell. Aussagefähiger unddamit als Steuerungsinstrument geeignetersind periodische Verfahren, die Entwick-lungstrends aufzeigen. Allerdings gibt esdas nicht umsonst. Bei der üblicherweiseherrschenden Ressourcenknappheit sindKrankenhäuser gut beraten, wenn sie sichzunächst auf die Bereiche konzentrieren, indenen sie nach einer ersten Analyse diegrößten Verbesserungspotenziale vermuten.

Wie kannim Kran-k e n h a u sein mögli-ches Defi-zit ausge-g l i c h e nw e r d e n ?B e r n dStephan:H i e r a u fgibt es kei-ne seriöse allgemein gültige Antwort. Dennmögliche Maßnahmen hängen immervon der Art des Defizits und seinen Ur-sachen ab. Und sicherlich spielen auchdie Handlungsspielräume eine große Rol-le, die das einzelne Haus zur Beseitigungder Ursachen hat.

Wer ist dafür verantwortlich?Bernd Stephan: Auf der strategischen Ebe-ne die Krankenhausleitung, und zwar so-wohl die medizinische als auch die Ver-waltungsleitung. Beiden muss daran gele-gen sein, Defizite gemeinsam zu erkennenund zu adressieren. Eine einseitige Verant-wortungszuordnung führt nicht zu kon-struktiven Ergebnissen. Für die operativeUmsetzung, Ergebniskontrolle und laufen-de Ergebnissicherung ist eindeutig die IT-Leitung verantwortlich. Sie muss die hier-für nötigen Prozesse etablieren und steuern.

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HINTERGRUND

DEFIZITE GEMEINSAM ERKENNEN UND ADRESSIEREN

MEDIZINISCHE KLASSIFIKATIONEN:NEUTRAL UND UNABHÄNGIG

IT-TRANSPARENZ IM KRANKENHAUS

Keine Konkurrenz zu Anbietern von Kodier- oder Krankenhaussoftware

Dr. Bernd Stephan von Dete-con International: „Kranken-häuser sind gut beraten, sichzunächst auf die Bereiche mitden größten Verbesserungs-potenzialen zu konzentrieren“

Um den Operationen- und Prozeduren-schlüssel des DIMDI (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Informa-tion) dauern die Rechtsstreitigkeiten an. Esgeht um vermeintliche Urheberrechts- undWettbewerbsverletzungen sowie entspre-chenden Schadenersatz. Das Kölner Insti-tut bezieht Stellung.

Klassifikationen für Diagnosen und medi-zinische Prozeduren bilden die Grundlagemoderner Vergütungssysteme im Gesund-heitswesen. Der Gesetzgeber hat das DIMDI(Deutsches Institut für Medizinische Doku-mentation und Information) mit der Pflegeund Weiterentwicklung solcher Klassifika-tionen beauftragt, um die staatliche Neu-

tralität und Unabhängigkeit von kommer-ziellen Interessen sicherzustellen.

Klassifizieren – wozu?

Bereits Mitte der achtziger Jahre schriebdie Krankenhausstatistikverordnung vor,dass in den Krankenhäusern die Diagno-

Von Dr. Michael Schopen

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csen nach der ICD (Internationale Klassifi-kation der Krankheiten) zu verschlüsselnseien, damit erste Erkenntnisse über die inden Kliniken erbrachten Leistungen ge-wonnen werden konnten. Mit den steigen-den Kosten im Gesundheitswesen stieg auchdas Bedürfnis nach objektiven und belast-baren Daten, insbesondere aus dem statio-nären Sektor. Mit dem Gesundheitsstruk-turgesetz vom 21.12.1992 wurde daher fest-gelegt, dass nicht nur die Diagnosen, son-dern erstmals auch die im Krankenhausdurchgeführten Operationen statistisch er-fasst werden sollten. Schon damals hatteder Gesetzgeber ein pauschalierendes Ent-geltsystem (die späteren „Sonderentgelteund Fallpauschalen“) im Auge. Darüberhinaus wurde die Klassifizierung der Diag-nosen nun auch für die ambulante Versor-gung gefordert, um insgesamt die Trans-parenz des Leistungsgeschehens zu erhö-hen und Wirtschaftlichkeitsprüfungen mög-lich zu machen. Die durch die Klassifizierung von Diagno-sen und Prozeduren gewonnenen Datensollten jedoch nicht nur für nationale Zwe-cke tauglich sein, sondern auch Verglei-che mit anderen Industriestaaten ermög-lichen. Es war daher unabdingbar, inter-national verwendete Klassifikationen ein-zusetzen, wie z.B. die ICD für Diagnosen.Da für medizinische Prozeduren keine ak-tuelle, international verwendete Klassifi-kation existierte, musste für die Bundes-republik ein Operationenschlüssel gefun-den werden unter Berücksichtigung der in-ternationalen Vergleichbarkeit.

Entwicklung des OPS (301)

Im Jahr 1994 wurde die erste Version desOPS 301 (Operationenschlüssel nach § 301SGB V) erstellt, der strukturell auf derICPM (International Classification of Pro-cedures) der WHO aus dem Jahr 1979 ba-sierte, inhaltlich jedoch aus drei Quellengespeist wurde: 1. aus der ICPM 1.0 derFriedrich-Wingert-Stiftung (FWS), 2. ausdem IKO (Internationaler Katalog der Ope-rationen der ehemaligen DDR) und 3. ausBeiträgen der wissenschaftlich-medizini-schen Fachgesellschaften, die die Aktua-lität des neuen Operationenschlüssels si-cherstellen sollten. Die Arbeiten wurdenunter der Federführung des DIMDI in ei-ner vom damaligen Bundesministeriumfür Gesundheit eingesetzten Arbeitsgrup-

pe durchgeführt, die sich aus Vertreterndes Zentrums für Medizinische Informatikder Universität Frankfurt (Prof. Dr. med. W.Giere) und Vertretern der FWS bzw. ihresAuftragsnehmers ID GmbH zusammen-setzte. Ab dem Jahr 1995 konnte der OPS301, Version 1.0 erstmals in den Kran-kenhäusern eingesetzt werden. Für die Einführung eines vollständigenpauschalierenden Entgeltsystems für sta-tionäre Leistungen (G-DRG, German Di-agnosis Related Groups) musste der da-mals existierende OPS 301, der ja im We-sentlichen zur Kodierung von Operationenund nur wenigen anderen Leistungen dien-te, zu einer vollständigen Operationen-und Prozedurenklassifikation erweitert wer-den. Die dafür notwendigen Arbeiten wur-den vom DIMDI nach einer eingeschränk-ten Ausschreibung vergeben an das Zen-trum für Medizinische Informatik der Uni-versität Frankfurt (Prof. Dr. med. W. Gie-re) und die Firma SBG (Software und Be-ratung im Gesundheitswesen, Dr. Kolodzigund Kirste GbR). Vorgaben für die Über-arbeitung des OPS 301 waren: 1. die Er-weiterung des Schlüssels um diejenigenProzeduren, die für den Betrieb des neuenVergütungssystems (G-DRG) erforderlichwaren, 2. Beseitigung vorhandener Inkon-sistenzen und Fehler sowie 3. die Beach-tung der differenzierten Versorgungs-strukturen in der Bundesrepublik Deutsch-land und der Komplexität der erbrachtenLeistungen. Ab dem Jahr 2001 konnte derOPS 301, Version 2.0 erstmals in den Kran-kenhäusern eingesetzt werden.

Rechtsstreit mit der FirmaID GmbH Fast zwei Jahre später begannen die nochheute andauernden Rechtsstreitigkeiten mitder Fa. ID GmbH, die in nunmehr vier Ver-fahren versucht, eigene Rechte an dem vomDIMDI im gesetzlichen Auftrag erstelltenOperationen- und Prozedurenschlüssel zureklamieren und für vermeintliche Urhe-berrechts- und WettbewerbsverletzungenSchadenersatz zu fordern.

■ Erstes Verfahren: Die Fa. ID GmbH klagte vor dem Land-gericht Berlin gegen das DIMDI, die Fa.SBG und gegen Frau Dr. Kolodzig als Pri-vatperson wegen angeblicher Verletzungdes Urheberrechts an der ICPM 1.1 und

forderte Schadenersatz. Die Klage wurdevom Landgericht Berlin abgewiesen. Überdie Berufung der Fa. ID GmbH vor demKammergericht Berlin ist noch nicht ent-schieden.

■ Zweites Verfahren: Die Fa. ID GmbH beantragte beim Land-gericht Berlin den Erlass einer einstweili-gen Anordnung, die dem DIMDI unter An-drohung einer Ordnungsstrafe untersagensoll, „… ein … alphabetisches Verzeichniszum OPS 301 in der Version 2.1 anzubie-ten und zu verbreiten …“. Das Landgericht Berlin hat dieses Ver-fahren zuständigkeitshalber an das Sozi-algericht Berlin verwiesen. Die von derID GmbH hiergegen beim Kammergerichteingelegte Beschwerde wurde zurückge-wiesen.Das Sozialgericht Berlin wies den Erlasseiner einstweiligen Anordnung zurück. Diehiergegen von der ID GmbH eingelegte Be-schwerde wurde vom LandessozialgerichtBerlin zurückgewiesen. Dieses Verfahrenist damit abgeschlossen.

■ Drittes Verfahren: Die Fa. ID GmbH erweitert ihre Klage ausdem ersten Verfahren vor dem LandgerichtBerlin, das diese Erweiterung an das So-zialgericht Berlin verwiesen hat. Die IDGmbH beantragt, dem DIMDI unter An-drohung einer Ordnungsstrafe untersagenzu lassen, „… im geschäftlichen Verkehr zuZwecken des Wettbewerbs … ein … alpha-betisches Verzeichnis für die Arbeit mitProzedurenklassifikationen (unentgeltlich)anzubieten und zum Zugriff durch jeder-mann in das Internet einzustellen...“. Die-se Klage istnoch nicht ent-s c h i e d e n .

■ Viertes Ver-fahren: Die Fa. IDGmbH klagtvor dem Sozi-algericht Berlingegen dasDIMDI wegenangeb l i che rVerletzung desWettbewerbs-rechts und willdem DIMDI

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Dr. Michael Schopen,DIMDI

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Sowohl seine Waren- als auch die Pa-tiententransporte steuert und optimiertdas Klinikum Nürnberg mit Hilfe einesneuen Softwaresystems. In der Dispositi-on konnte Personal freigesetzt werden,das nun für Aufgaben bei Patienten-transporten zur Verfügung steht.

Im Echtbetrieb setzt das Klinikum Nürnbergdie neue Software SyncroTESS.Healthcare seit August 2004 sowohl imNord- als auch im Südteil ein. Die Trans-portdienste im Klinikum Nürnberg mit rund2.500 Betten und 5.200 Mitarbeitern warenschon weitestgehend zentralisiert, bevor dasneue System eingeführt wurde. Das Zielhierbei war, den Stationen mehr Zeit für ih-re Pflegedienste zu geben. So wurden sievom Transportdienst befreit. Um die etwa1.200 Patienten- und Spontanwarentrans-porte telefonisch entgegenzunehmen, dengeeigneten Transporteuren zuzuordnen, Vor-gänge einschließlich der Rückmeldungenzu dokumentieren und die Transporte zurinternen Verrechnung weiterzumelden, warein großer personeller Einsatz erforderlich.Die Synergien eines zentralen Transport-dienstes konnten mit einer manuellen Dis-position jedoch noch nicht ausgeschöpftwerden. Die Dispositionsaufgabe ist hiefürzu komplex, als dass sie im hektischen Kli-nikumsalltag unter Berücksichtigung aller

Einsatz- und Auftragsbedingungen und -zie-le optimal von Hand gelöst werden könn-te. So stand die Forderung nach einem IT-System im Raum, das die zentrale Disposi-tion nicht nur unterstützen, sondern nachtsund am Wochenende die Disposition ein-schließlich Auftragsweitergabe komplettübernehmen sollte.

Kapazitäten imTransportbereich besser nutzen Nach einer Ausschreibung fiel die Wahldes Klinikums Nürnberg auf die Softwareaus Aachen. Die Lösung wurde erstmalsim Swedish Medical Centre, Seattle (USA),in einem Krankenhaus eingesetzt. Dort sankdie durchschnittliche Zeit für die Ausfüh-rung eines Transportes von 33 auf 22 Mi-nuten. Das Klinikum Nürnberg hat die neueOptimierungssoftware zunächst in einemProbelauf mit fünf Stationen getestet. DieVorteile von SyncroTESS sollen sich be-sonders im flächendeckenden Echtbetriebergeben. „Im Bereich der Disposition habenwir ganz massiv Personal freigesetzt, des-sen Kapazitäten wir jetzt im Transportbe-reich viel besser nutzen können“, so Ger-trud Behrmann-Jansen, Leiterin Trans-portdienste im Klinikum Nürnberg. Eineerhebliche Minimierung der Leerfahrten,wesentlich pünktlichere Patienten- undWarentransporte sowie eine geringere Feh-lerquote im Bereich der Auftragsannahmeund -vergabe sind laut Gertrud Behrmann-Jansen die zentralen praktischen Verbes-serungen im Klinikalltag.

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HINTERGRUND

unter Androhung einer Ordnungsstrafe un-tersagen lassen, „eine Klassifikation derProzeduren in der Medizin anzubieten …sowie zu vertreiben …, die nicht für dieAbrechnungszwecke gem. §301 Abs. 2 SGBV erforderlich ist“. Über diese Klage istebenfalls noch nicht entschieden.

Keine Wettbewerbsver-zerrung durch das DIMDI

Eine der Aufgaben des DIMDI als Institut imGeschäftsbereich des Bundesministeriumsfür Gesundheit und Soziale Sicherung(BMGS) ist es, medizinische Klassifikatio-nen und andere medizinische Begriffssys-teme zur Verfügung zu stellen, die vom Ge-setzgeber für die Anwendung im Gesund-heitswesen vorgeschrieben werden. Dazugehören die ICD für Diagnosen, der OPSfür medizinische Prozeduren, die ICD O fürTumorerkrankungen, die UMDNS-Nomen-klatur für Medizinprodukte und die ATC/DDD-Klassifikation für Arzneimittel. DieseKlassifikationen und Nomenklaturen wer-den vom DIMDI abgegeben und könnenvon jedem Interessenten, seien es Privat-personen, Anbieter von Kodier- oder Kran-kenhaussoftware, Ärzte oder Krankenhäu-ser, Krankenkassen usw. von den Internet-seiten des DIMDI heruntergeladen werden.Das DIMDI wird den unterschiedlichen tech-nischen Anforderungen der zahlreichenAnwender dadurch gerecht, dass es die Da-teien überdies in vielen verschiedenen Da-tenformaten anbietet. Darüber hinaus berät das DIMDI die An-wender bei der Nutzung der Klassifikatio-nen und klärt Zweifelsfälle der Kodierung. Damit tritt das DIMDI nicht in Konkur-renz zu Anbietern von Kodier- oder Kran-kenhaussoftware wie der Fa. ID GmbH.Das DIMDI bietet keine Softwarelösungenfür Krankenhäuser oder Arztpraxen an.Das DIMDI erstellt im gesetzlichen Auf-trag Klassifikationen, die in Kodiersoft-ware und Krankenhausinformationssyste-me integriert und von Firmen wie der IDGmbH genutzt werden.

Anmerkung der Redaktion:Der Beitrag des DIMDI bezieht sich auchauf den in Heft 2/2005 erschienen Arti-kel: „Medizinische Nomenklatur: ‚KommtSnomed CT‘?“ und spiegelt ausschließlichdie Auffassung des Instituts wider.

KLINIKUM NÜRNBERG STEIGERTTRANSPORTQUALITÄT DEUTLICHVollständige Transparenz über Transportdienste

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Sämtliche Informationenüber Spontantransportesind verfügbarDas Klinikum Nürnberg-Nord steuert be-reits seit knapp einem halben Jahr sämt-liche spontanen Waren- und Patienten-transporte über seine neue Softwarelösung.Über eine voll integrierte Schnittstelle zumKrankenhausinformationssystem (KIS) oderüber den systemeigenen Stammdatenedi-tor werden alle an der Ablauforganisati-on beteiligten Klinikbereiche als Stamm-daten in SyncroTESS.Healthcare hinter-legt: Bettenstationen, Funktionsbereiche,Transporteinheiten, Personal etc.

In Zukunft will man hier auch die Mög-lichkeit der Zubuchung der Spontantrans-porte zu den Touren der Regelversorgungin das System integrieren. Dies ist bisher

so noch nicht möglich. Mit jedem neu ein-tretenden Ereignis disponiert das Systemalle Arbeitsprozesse mit Hilfe intelligenterOptimierungsalgorithmen neu, über Per-soneninformationssysteme werden alle Be-teiligten über den aktuellen Stand und dieaktuelle Planung in Kenntnis gesetzt. Je-der Transporteur kann per Sprechfunk, Da-tenfunkterminal, -handgerät oder Mobil-telefon seinen besten Folgeauftrag oder ei-ne Kombination bester Folgeaufträge ab-rufen. Das System gibt einen vollständi-gen Überblick über alle Bewegungen aneinem Rechner der Leitstelle, sodass Mit-arbeiter dort jederzeit manuell in die Dis-position eingreifen können.

Erhebliche Einsparungenim Bereich derDispositionIn Zukunft wird der Warentransport imKlinikum Nürnberg-Süd ebenfalls über denNorden disponiert werden, die Auftrags-annahme und -vergabe im Warentransportbeider Häuser wird dann aus einer Zen-trale gesteuert. „Dadurch setzen wir per-sonelle Kapazitäten frei“, sagt GertrudBehrmann-Jansen. „Dann sind nicht mehrwie in der Vergangenheit neun Personenmit der Disposition der Transporte be-schäftigt, sondern im Moment noch drei,zukünftig werden es nur noch zwei sein.“Alle anderen Transporteure stehen aus-schließlich für ihre eigentlichen Aufgaben,nämlich die effiziente Durchführung derTransporte, zur Verfügung. Dies soll dieQualität der Versorgung erhöhen und dieKosten in diesem Bereich senken. Ohne ei-ne Echtzeit-Disposition wäre es überhauptnicht möglich, die Strukturen verschiede-ner Kliniken optimal aufeinander abzu-stimmen. Neben der Koordinierung vonKliniken kann das System in einem nächs-ten Schritt auch zur Glättung von Trans-port- oder Behandlungsspitzen und damitzur weiteren Erhöhung der Patientenzu-friedenheit eingesetzt werden.

Neu gewonneneKapazitäten steigern die Qualität imPatiententransport

Seit Februar dieses Jahres verwaltet auchdas Klinikum Nürnberg-Süd seine sponta-nen Warentransporte über das System derAachener INFORM. Geplant ist, die Datender Patiententransporte über eine direkteSchnittstelle an den zentralen Leistungs-datenserver anzubinden, ohne den Umwegüber das SAP-System nehmen zu müssen.„Dann hätten wir den Aufwand noch ein-mal ganz erheblich verringert.“ Schon heu-te ist es möglich, mit wenigen Mausklicksund durch Übertragung in eine Excel-Ta-belle die Monatsdaten händisch in denLeistungsdatenserver einzutragen. „Der hierzu tätigende Aufwand hat sich von täg-lich mindestens einer halben Stunde pluseinmalig 25 Stunden Eingabe in SAP aufinsgesamt zehn Stunden Eingabe in SAPreduziert“, ist Behrmann-Jansen mit dem

ersten Schritt äußerst zufrieden. „Das isteine ganz erhebliche Zeitersparnis.“ Die neu gewonnenen Kapazitäten sollender Qualität im Patiententransport zugutekommen, indem die Wartezeiten für die Patienten vor undnach ihren Unter-suchungen erheb-lich verkürzt wer-den können. „Un-ser allererstes Zielwar ja, die Fall-zahlsteigerungaufzufangen, in-dem wir zusätz-lich Kapazitätenfreisetzen“, re-sümiert die Lei-terin Transport-dienste im Kli-nikum Nürn-berg GertrudBehrmann-Jan-sen.

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OptimierteEntscheidungen inwenigen Sekunden

Will ein Krankenhaus seine Prozesse effizient ge-

stalten, kann eine gut funktionierende Logistik

entscheidende Hilfestellung sowohl für den Wa-

ren- als auch den Patientenbereich leisten.

Das Transportleitsystem SyncroTESS.Healthca-re disponiert zeitkritische Transporte von Pa-tienten und Material sowie Logistikabläufe inEchtzeit. Es koordiniert sowohl den Einsatz vonaktiven Transportmitteln wie Fahrzeuge oderTransporteure als auch die Disposition von pas-siven Transportmitteln wie Betten, Rollstühleoder Wagen. „Vor der Einführung des Systemshaben sich die Patienten oft beschwert, wennsie auf den Gängen oder nach einer Behand-lung im Gang ‚vergessen’ wurden. Das kommtheute praktisch überhaupt nicht mehr vor“,sagt Gertrud Behrmann-Jansen, Leiterin Trans-portdienste im Klinikum Nürnberg. „Wir ha-ben jetzt vollständige Transparenz über alleVorgänge im Krankenhaus.“ Auch unnötigeWegstrecken müssen die Krankenhausmitar-beiter nur noch selten zurücklegen, kurzfristi-ge Änderungen können von dem System ent-sprechend umgesetzt werden. Diese Flexibili-tät der Software in der Online-Prozesssteue-rung ist für das Krankenhaus deshalb so ent-scheidend, weil laut Behrmann-Jansen rund 60Prozent der Transporte sehr kurzfristig ange-meldet werden. Optimierte Entscheidungenkönnen demnach innerhalb weniger Sekun-den getroffen werden.

Jeder Transporteur kann per Sprechfunk,Datenfunkterminal, -handgerät oder Mo-biltelefon seinen besten Folgeauftrag odereine Kombination bester Folgeaufträgeabrufen.

Gertrud Behrmann-Jansen, Leiterin Trans-portdienste im Klini-kum Nürnberg: „Un-ser oberstes Ziel wardie deutliche Verkür-zung der Wartezeitenfür die Patienten.“

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■ Mitarbeiter: Personalabteilung undAbteilung für Qualitätsmanagementund Organisation

■ Kunden: Abteilung für Patienten-verwaltung und Centrum fürKommunikation, Information undBildung

■ Prozesse: Stab des Vorstandes undAbteilung für Qualitätsmanagementund Organisation.

Der Startschuss des Projekts erfolgte imJanuar 2003 mit klaren Zielen innerhalbder Projektgruppe. Es galt der Top-down-Ansatz. Nach der Überprüfung der Kenn-zahlenempfehlungen aus dem „Sach-standsbericht zum Vorgängerprojekt“ soll-te der systematische Aufbau der BSC un-ter Verwendung der finanziellen Daten ausdem Vorgängerprojekt in drei Schritten er-folgen: Zunächst galt es, eine Pilot-BSCfür den Vorstand des Klinikums zu erar-beiten. Dann sollte diese mit einer geeig-neten Software technisch umgesetzt undgetestet werden. Nach der Zustimmung desVorstandes könnte dann der Roll-out der

BSC in die dezen-tralen Einheitendes Klinikum er-folgen.

Syste-matischer Aufbauder BSC

Die Vorgaben fürdie Pilot-BSC wa-ren klar. Bei min-destens einerKennzahl proBSC-Seite solltedas Projekt raschbeginnen kön-nen, also gege-benenfalls mit ei-nigen wenigenKennzahlen, dieim Lauf der Zeitbzw. entsprechend den Vorstellungen desVorstandes ergänzt werden können.

Die Gruppe erarbeitete zunächst Ziele fürjede BSC-Seite. Anschließend überprüftenimmer zwei Fachleute die Kennzahlen-empfehlung aus dem „Sachstandsberichtzum Vorgängerprojekt“, ob diese grund-sätzlich für die strategische Steuerung ge-eignet ist, wer steuern kann, was die Kenn-zahl aussagt, welcher Seite der BSC sie zu-zuordnen ist und wie ihre Auswirkungenauf die anderen Seiten der BSC sind, ob dieZahlen im Haus vorhanden sind oder wel-che Vorarbeiten ggf. nötig wären und wel-che anderen, nicht im „Sachstandbericht“genannten Zahlen evtl. besser geeignet wä-ren für die Pilot-BSC des Vorstandes.Die Projektmitglieder waren nach nur vierSitzungen in der Lage, gezielte Empfeh-lungen zu geeigneten Kennzahlen für diePilot-BSC auszusprechen. Anschließenderarbeitete man in zwei Sitzungen die Ge-samtkonzeption der BSC, bestehend ausVision, Strategie, Zielen und Kennzahlen.Wichtig war dabei, die zuvor erarbeitetenKennzahlen-Empfehlungen so umzuset-zen, dass sie nun zu den jeweiligen Stra-tegien und Zielen passten.

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HINTERGRUND

BALANCED SCORECARD AM KLINIKUM NÜRNBERG

ENTWICKLUNG EINER PILOTVERSION

Balanced Scorecards-Projektleiterin Roswi-tha Weidenhammer:„Das Klinikum Nürn-berg hat ein seinenBedürfnissen ange-passtes Management-instrument an derHand, das für die stra-tegische Weiterent-wicklung wichtige In-formationen liefert.“

Um Kennzahlen zu künftiger Planung undSteuerung zu erhalten, setzt das Unterneh-men „Klinikum Nürnberg“ nun auf BalancedScorecards. Projektleiterin Roswitha Weiden-hammer berichtet über die Einführung diesesManagementinstruments zur Entwicklung undUmsetzung der Unternehmensstrategie.

Der Auftrag des Vorstands des KlinikumsNürnberg war klar formuliert: „EntwickelnSie einen Vorschlag zur Einführung einerBalanced Scorecard (BSC) am KlinikumNürnberg unter Berücksichtigung bishererarbeiteter Kennzahlen und füllen Sie diebestehenden Lücken.“ Das Klinikum ent-schied sich, für die Erarbeitung der BSCauf die Fachkenntnisse von Mitarbeiternund Mitarbeiterinnen des Hauses zurück-zugreifen und auf den Einsatz externer Be-rater bewusst zu verzichten.In der Projektgruppe (PG) waren daher jezwei Klinikum-Mitarbeiter für folgende„BSC-Seiten“ vertreten:■ Finanzen: Abteilung für Kosten- und

Leistungsrechnung und zentralesControlling

Schema des Neuentwurfs der Balanced Scorecard am Klinikum Nürnberg

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Entscheidung über Pilot-BSCNachdem die Gesamtkonzeption der BSCvorlag, wurde klar, dass für das Klinikumzwar viele Kennzahlen wünschenswert wä-ren. Ihre Abbildung in der BSC scheiterteaber daran, dass viele Zahlen und Daten,aus denen Kennzahlen bestehen, entwedernicht EDV-tauglich aufbereitet waren odernur in unzureichender Form vorlagen. DieProjektgruppe teilte daher alle Kennzah-len in zwei Gruppen ein: Kennzahlen, diesofort aus vorhandenen Datensystemen (inder Regel aus SAP-BW) zur Verfügungstanden, und solche, für die erst vorberei-tende Arbeiten zu leisten waren, die so ge-nannten Zukunftskennzahlen. Nach sie-ben Sitzungen waren die Projektvorarbei-ten im Juni 2003 abgeschlossen. Der Vor-stand entschied sich für den BSC-Entwurfmit sofort umsetzbaren Kennzahlen undgab den Auftrag, diesen mit Echtzahlen zuversehen. Der zweite BSC-Entwurf mit sog.Zukunftskennzahlen wurde zurückgestellt.Darüber sollte nach Abschluss der Test-phase entschieden werden.

Technische Umsetzungder Pilot-BSCDie Projektgruppe begann im Oktober2003, zu jeder Kennzahl ein Kennzahlen-blatt anzulegen, in dem das Ziel der Kenn-zahl, ihr Vorgabewert, die dazugehörigenAmpelschaltungen mit möglichen pau-schalen Maßnahmenempfehlungen sowieVerantwortlichkeiten zu Erhebung, Repor-ting, Zielvorgaben und nicht zuletzt derSteuerungsverantwortliche aufgeführt wa-ren (siehe Grafik S. 60). Nach dieser gründ-lichen Vorarbeit konnte die beauftragte Be-raterin von SAP ihren Arbeitseinsatz fastausschließlich auf die EDV-technische Um-setzung „reduzieren“.

Die Projektgruppe bat drei Firmen, eineSoftware für die EDV-technische Umset-zung der BSC vorzustellen. Die Präsenta-tionen zogen sich bis Jahresende 2003 hin.Bei der Beurteilung, welche Firma die fürdie Bedürfnisse des Klinikum Nürnberg ge-eignetste Software hatte, schnitt im Janu-ar 2004 SAP am besten ab.Für die technische Umsetzung verstärktenMitarbeiterinnen aus den Bereichen Me-dizinökonomie und dezentrales Control-

ling die Projektgruppe.Der Personalrat nahmnun regelmäßig an denSitzungen teil. Gemein-sam mit der Beraterinvon SAP wurde einZeitplan zur techni-schen Umsetzung er-stellt. Das kalkulierteZeitbudget betrug 20Tage einschließlich vierSchulungstage. Ziel war es, die Pilot-version mit den gefor-derten Echtzahlen zuversehen und Mitarbei-ter aus der Projektgrup-pe in die Lage zu versetzen, künftige Kenn-zahlen ohne die Unterstützung eines SAP-Beraters anlegen zu können. Beide Zielewurden erreicht. Dank der ausführlichen„Papier-Vorarbeiten“ konnte das Zeitbud-get trotz umfangreicher EDV-Probleme umsieben Tage inklusive Schulung unter-schritten werden. Die technische Umset-zung endete mit dem Produktivtermin am1. September 2004.Besonders vorteilhaft für die Umsetzungwar die Entscheidung, die BSC über dasModul SAP-SEM (Strategic Enterprise Ma-nangement) zu realisieren, das nahtlos indas BW (Business Warehouse) integriertist. Da das Berichtswesen des KlinikumNürnberg schon auf das BW aufgebaut ist,konnte auf diese Weise sehr einfach mitdem vorhandenen Know-how auf die be-stehenden Daten zugegriffen werden. Einezusätzliche Stammdatenpflege sowie dieServer Administration entfielen.Die Daten werden über Abfragen (Queries)aus den Datentöpfen (Cubes) an die Kenn-zahlen der BSC weitergegeben . Dabei sindfür jede Kennzahl sowohl direkte Zahlen(Wertfelder) abzubilden (z.B. monatlicherWert, Plan-Wert) als auch über Formelnund Kennkurven die jeweiligen Prozent-zahlen für die visuellen Ampel-Werte undTrend-Anzeigen.Da nicht alle benötigten Daten aus demBW verfügbar waren, werden z.B. die Plan-zahlen einmal jährlich für zwölf Monatemanuell über Excel-ähnliche Masken di-rekt in einen Cube eingegeben. Andere Da-ten werden über CSV-Dateien monatlichmaschinell eingespielt. Später ist eine di-rekte Anbindung über SQL an die Fremd-systeme geplant.

Weiterentwicklungwährend der UmsetzungWährend der technischen Umsetzung wur-den die Kennzahlen weiterentwickelt. Siewurden in ihren Aussagen konkretisiert(z.B. DRG-Verweildauer statt nur durch-schnittliche Verweildauer). Sie wurden zu-rückgestellt (z.B. abgesetzte Operationen)oder auch komplett verändert (z.B. War-tezeiten im Krankentransportdienst). Fürdie Kennzahl der einweisenden niederge-lassenen Ärzte war ein gesonderter Pro-grammierauftrag erforderlich, da die Fach-gruppen-Schlüssel unzureichend gepflegtwaren. Im Bereich der Mitarbeiterseitekonnte aufgrund unzureichender Daten-aufbereitung und Umstellung auf SAP-HRnur eine einzige Kennzahl in die Pilot-BSC aufgenommen werden: die regelmä-ßigen Erträge pro Vollkraft. Bei strengerAuslegung gehört diese Kennzahl eigent-lich in die Finanz-Seite. Da jedochWunschkennzahlen wie z.B. Krankheitbzw. Fluktuation nicht zur Verfügung stan-den, einigte sich die Projektgruppe darauf,nur diese eine Kennzahl in der Mitarbei-terseite anzusiedeln. Während der Test-phase sollten weitere geeignete Kennzah-len aus den zurückgestellten Zukunfts-kennzahlen ausgewählt und für eine Er-fassung aufbereitet werden.

Da einige Kennzahlen manuell eingegebenund nicht aus vorhandenen SAP- oder an-deren EDV-Systemen erstellt wurden, wares wichtig, eine verantwortliche Abteilungdafür zu finden. Im Klinikum Nürnberg

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Weitere Vorgehensweise des Projekts BSC im Mai 2003

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übernimmt nun die Abteilung für Kosten-und Leistungsrechnung als zentraler An-sprechpartner die Eingabe der Daten undüberwacht deren „Lieferung“ aus den Ab-teilungen, in denen sie anfallen.Da nur ein regelmäßiger Umgang das er-lernte Wissen festigt und vertieft, wurdees zur Aufgabe der DV-Abteilung des Kli-nikums, Kennzahlen über die ausgewähl-te SAP-Software anzulegen. Bei Krankheitund Urlaub springt ein Projektgruppen-mitglied aus der Abteilung für Kosten- undLeistungsrechnung ein. Das regelmäßigeDaten-Update gehört ebenfalls zu den Auf-gaben der EDV-Abteilung.Für jede Kennzahl wurde eine verant-wortliche Abteilung festgelegt, repräsen-tiert durch das jeweilige Projektgruppen-mitglied. Aufgabe der kennzahlenverant-wortlichen Abteilung ist es, „Beurteilun-gen“ zur Entwicklung „ihrer“ Kennzahl indie BSC zu schreiben, damit sich der Vor-stand ein Bild über die Entwicklung derKennzahl machen kann. SEM sieht vor,dass zur Abrundung oder Ergänzung derErstbeurteilung auch noch „Kommentare“von anderen kennzahlenverantwortlichenAbteilungen geschrieben werden können.Der Pflicht zur Überprüfung und zum Kom-mentar soll Mitte des Monats nachgekom-men werden, jeweils nach dem aktuellenDaten-Update.Ob es sinnvoll ist, bereits vor der Testpha-se mögliche Maßnahmenbeschreibungenzu erstellen, die bei gelben bzw. roten Am-peln zu veranlassen sind, wurde kontro-vers diskutiert. Obwohl konkrete Maßnah-men eigentlich erst nach Analyse der Kenn-zahl überlegt und eingeleitet werden kön-

nen, findet sich imKennzahlenblatt eine„Maßnahmenbeschrei-bung“. Sie verpflichtetdie jeweils für die Be-urteilung der Kennzahlzuständige Abteilung zueinem Analyseauftrag.Der gilt auch bei „grü-nen Ampeln“ – wenndie Welt eigentlich inOrdnung ist –, weil manauch aus positiven Er-gebnissen lernen kann.Welche Maßnahmenaufgrund des Analyse-auftrages dann zur Ge-gensteuerung einzulei-

ten wären, wird man erst in der Testpha-se erfahren und erarbeiten können.Wie man Kennzahlen anlegt, Grafiken hin-terlegt, Definitionen zur Kennzahl sowieBeurteilungen und Kommentare schreibt,wurde allen Mitgliedern der Projektgrup-pe in einer zweitägigen Schulung durchdie SAP-Beraterin vermittelt. Geplant ist,die künftigen Benutzer der Pilot-BSC so-wie die Abteilungen, die mit der BSC ar-beiten werden, ebenfalls zu schulen. Da-bei geht es aber nur um die Navigation inder BSC sowie das Schreiben von Beurtei-lungen und Kommentaren.

Sachstand und Ausblickauf das Roll-outAufgrund des Releasewechsels in SAP-BWund IS-H Enterprise mussten sowohl diekompletten medizinischen Datenstruktu-ren als auch die Abfragen für die BSC neuaufgebaut werden. Während des Release-wechsels war die BSC damit zwar zumÜben und Anschauen präsent, allerdingsohne valide Echtzahlen. Die geplante Prä-sentation der Pilot-BSC beim Vorstandwurde daher erst für Mitte Mai anvisiert.Sechs Monate testen die Mitglieder der Pro-jektgruppe nun, ob die Echtzahlen validesind, wie sich die Kennzahlen von Monatzu Monat entwickeln und welche Rück-schlüsse sich daraus für das KlinikumNürnberg ableiten lassen. Während dieserPhase werden der Vorstand und auch dieMitglieder der Leitungskonferenz in vier-teljährlichem Abstand über die Ergebnis-se auf dem Laufenden gehalten. Für diesen

Personenkreis steht die BSC neben der Bild-schirmversion auch über zwei ausgewähl-te Papierausdrucke zur Verfügung. Auf-grund der Größe des Klinikum Nürnbergwaren Papierausdrucke sinnvoll, um so dieBSC auch im geplanten Roll-out in den de-zentralen Einheiten zu verankern.Parallel dazu erarbeitet die PG weitereKennzahlen für die Mitarbeiterseite, stelltdie Kennzahlen der Kundenperspektive einund beobachtet, wie aussagefähig dieKennzahlen in der Prozessebene sind undob es dort evtl. geeignetere Kennzahlenzur Steuerung des Konzerns geben könn-te – unter Rückgriff auf die zunächst zu-rückgestellten „Zukunftskennzahlen“. Ge-plant ist außerdem eine interne Veranstal-tung, in der die Entwicklung der Pilot-BSCund das weitere Vorgehen einem ausge-wählten und interessierten Personenkreisvorgestellt wird.Verläuft die Testphase erfolgreich und wur-den die einzelnen BSC-Seiten entsprechendergänzt bzw. verändert, dann wird die Pi-lot-BSC im Juli 2005 dem Vorstand end-gültig übergeben. Damit verbunden wirddie Entscheidung des Vorstandes sein, obund in welchen dezentralen Einheiten dieBSC am Klinikum „ausgerollt“ wird. Dannhat das Klinikum Nürnberg ein seinen Be-dürfnissen angepasstes Management-instrument an der Hand, das für die stra-tegische Weiterentwicklung wichtige In-formationen liefert.

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HINTERGRUND

Mit rund 6.200 Mitarbeitern, 2.400 Bet-ten und etwa 75.000 Patienten im Jahr istdas Klinikum Nürnberg das größte kom-munale Krankenhaus in Europa. Mit ei-ner effizienten Struktur und der strate-gischen Entscheidung, als großes Kran-kenhaus mit eigenen Tochterfirmen, ei-ner Privatklinik und fachübergreifendenKompetenzzentren zu operieren, hat dasKlinikum Nürnberg beste Chancen, lang-fristig die medizinische Versorgung derBevölkerung auf dem Niveau eines Hau-ses der höchsten Leistungsstufe und aufeiner wirtschaftlich guten Basis garan-tieren zu können. Stetige Modernisierungder Bauten, Erweiterung der Angeboteund medizintechnische Innovation si-chern den medizinischen und pflegeri-schen Standard auf höchstem Niveau.

Auswahl geeigneter Kennzahlen aus der Perspektive:Mitarbeiter

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Das Klinikum Preetz, Krankenhaus des Krei-ses Plön, im setzt seit Herbst 2004 auf dieOpen Source-Lösung myCare2x. Die Soft-ware wird in Preetz gezielt zur Befund-schreibung der hauptsächlich ambulantenPatienten eingeführt. Eine Umsetzung derLösung konnte mit Hilfe des deutschen my-Care2x-Netzwerkes schnell und reibungs-los zu überschaubaren Dienstleistungskos-ten angegangen werden.

Neben der im ersten Schritt eingeführtenBefundung und der bereits erfolgten Um-setzung der Medikamentenliste aus der ex-ternen Apotheke wird im nächsten Jahrdas Bestellwesen von den Stationen zurexternen Apotheke eingesetzt. Aber auchandere Funktionsstellen wie die Radiolo-gie haben für das nächste Jahr Bedarf andieser Lösung angemeldet. Mit dem Kli-niksystem in der Verwaltung (GWI Orbis)ist myCare2x über eine HL7-Schnittstelleverbunden. Patienten und Diagnosen ausdem Verwaltungssystem gelangen so aufschnellstem Weg in das myCare2x-Systemund können direkt in der medizinischenDokumentation genutzt werden.

myCare2x wurde für die Befund- und Arzt-brief-Schreibung so konfiguriert, dass Stan-dardarztbriefe auf Knopfdruck generiert,aber auch individuelle Textpassagen überFreitexteingabe und Bausteintexte erstelltwerden können. Dabei integriert das Sys-tem automatisch oder auf Anforderung al-le im System gespeicherten Daten, auchaus den selbst erstellten Formularen.myCare2x wird im Klinikum Preetz auf ei-nem Suse Linux-Server eingesetzt. Zur Da-tenhaltung wird die weit verbreitetemySQL-Datenbank, ebenfalls in der OpenSource-Variante, eingesetzt. Das Herzstückder myCare2x-Lösung bietet der ApacheWeb Server, der die angeschlossenen Ar-beitsplätze steuert. Auf den Desktop-PCs,alles Windows-Rechner, wird nur der In-ternet Explorer benötigt. Darüber hinauswerden keine Software-Installationen oderErweiterungen wie Java auf den Arbeits-platz-Rechnern benötigt. Jeder Rechner istsofort nach der Freigabe im myCare2x-System in der Lage mit myCare2x zu ar-

beiten. Theoretisch könnte jeder Rechner,der Zugriff auf diesen Webserver zugeteiltbekommen hat, unabhängig von seinemStandort mit myCare2x arbeiten. Dies ist je-doch im Klinikum Preetz durch ein Fire-wall Konzept gänzlich unmöglich. Offenist jedoch die andere Richtung: Aus my-Care2x heraus können vorher konfigurierteInternetseiten (wie zum Beispiel die RoteListe) direkt angewählt werden. Nachge-dacht wird aber auch über eine Anbindungder niedergelassenen Einweiser, die übermyCare2x schneller und einfacher mit demKlinikum kommunizieren können.

Wer ist myCare2x?

myCare2x ist ein Netzwerk von Firmen,Fachhochschulen und Institutionen ausdem Gesundheitswesen. Das Ziel ist diequalitätsgesicherte Umsetzung der myCa-re2x-Lösung für den deutschen Markt so-wie die Beratung, die Projekteinführungund der Support für diese Lösung. Die Teilnehmer in diesem Netzwerk sinddie Fachhochschule Ulm, Prof. Dr. Tibor I. Kesztyüs, Abteilung für medizini-sche Informatik, die Fachhochschule Deg-gendorf, Prof. Dr. Horst Kunhardt, die Fach-hochschule Mannheim, Prof. Dr. PaulSchmücker, Lehrgebiet Medizinische In-formatik, die Fachhochschule Gummers-bach, Prof. Dr. Bärwolff, Gerald Wick, Soft-wareentwicklung und Beratung, die Eu-tropa AG, Gräfelfing, die Health Compe-tence Center GmbH in München sowie El-pidio Latorilla, Gründer der internationa-len Care2x-Community. Gegründet undbetreut wird das Netzwerk von der hccgmbh, Herrn Joachim Mollin aus Ebers-berg, dem ehemaligen Gründer der mi-com.

Die myCare2x-Lösung

myCare2x ist die Open Source-Lösungfür den medizinischen und pflegeri-schen Bereich. Mit Modulen für das Pa-tienten- und Funktionsstellenmanage-ment, das Terminmanagement, die Be-fundung und Arztbriefschreibung mitTextbausteinen, die patientenbezogene

Leistungserfas-sung, die Nut-zung von eFor-mularen, demDRG Arbeitsplatzmit zertifiziertemDRG-Groupe rstehen die wich-tigsten Funktio-nen für den Klinikalltag zur Verfügung.Die Open Source-Lösungen myCare2x istlizenzfrei. Bezahlt wird nur für die tat-sächlich anfallenden Dienstleistungen.Das myCare2x Netzwerk bietet über sei-ne Partner die Bereitstellung der Soft-ware, die Unterstützung bei der Projekt-planung und Einführung, eine gemein-same Weiterentwicklung und einen mo-dernen und preisgünstigen Support.

myCare2x ist eine Open Source-Lösung,auf die die Kliniken uneingeschränkten Zu-griff haben. Damit können die IT Abtei-lungen der Kliniken die Software nach ih-ren Bedürfnissen ergänzen. Davon profi-tieren auch kleinere Häuser, die diese indem myCare2x Netzwerk erstellten Lö-sungen für Ihre Häuser nutzen können. Mitdem technischen Ansatz von myCare2xsind aber auch Hosting-Lösungen zu rea-lisieren, bei denen sich die IT komplett aufdie Betreuung der Lösung konzentrierenkann. myCare2x setzt auf moderne Inter-nettechnologie, die den Thin Client imKrankenhaus auch ohne Terminalserver-lösungen möglich macht.

Weitere Informationen zu myCare2x er-halten Sie über [email protected] oderdie Internetseite www.myCare2x.de

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OPEN SOURCE-LÖSUNG FÜR KLINIKUM PREETZ

Ambulanz-Funktionsstelle

Open-Source-FanJoachim Mollin, my-Care2x-Initiator undehemaliger Gründerder micom

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In unserer neuen Serie „Ausschreibungen“schildern wir Auswahl, Einführung, Um-setzung und Monitoring von IT-Projekten.Anwender und Berater schildern ihre Er-fahrungen, Beobachtungen und Analysenbis zum endgültigen Einsatz. Das aktuelle Projekt: In einer neuen Groß-praxis für Radiologie und Nuklearmedi-zin in Bergisch Gladbach sollen ein mo-dernes und leistungsfähiges Radiologie-Informationssystem (RIS) sowie ein PACSzum Einsatz kommen (Teil1).

Die Einrichtung

Bei dem Anwender handelt es sich um ei-ne neu gegründete Partnergesellschaft fürRadiologie und Nuklearmedizin, die sichaus der radiologischen Abteilung des Ma-rien-Krankenhauses in Bergisch Gladbachund zwei in Bergisch Gladbach seit lan-gem bestehenden Gemeinschaftspraxen fürNuklearmedizin und Radiologie zusam-mensetzt. Die bisherigen radiologischenEinheiten gehen in der neuen Partnerge-sellschaft auf, das Krankenhaus hat alsokeine eigene Abteilung Radiologie mehr,sondern stellt den Versorgungsauftrag übereinen Kooperationsvertrag mit der neuenGesellschaft sicher, an der das Kranken-haus selber nicht beteiligt ist.

Die bisherigen radiolo-gischen Einheiten waren:■ Marien-Krankenhaus gGmbH BergischGladbach – Chefarzt Dr. Stefan Ernst■ Gemeinschaftspraxis für RadiologieDres. Quack und Krieger, Bergisch Glad-bach■ Gemeinschaftspraxis für Radiologie undNuklearmedizin Dres. Hillger, Urbannekund Nettekoven

Die neue Gesellschaft heißt Partnergesell-schaft für Radiologie und NuklearmedizinDres. Quack, Hillger, Krieger, Urbanek, Net-

tekoven, Ernst. „Durch diesen Zusammen-schluss entsteht die wohl größte und mo-dernste nuklearmedizinische/radiologischeEinheit im Rheinisch-Bergischen Kreis mitinsgesamt sechs KV-Sitzen und acht Ra-diologen sowie Nuklearmedizinern“, be-schreibt Dr. Stefan Ernst, Chefarzt der Ra-diologie Marien-Krankenhaus BergischGladbach. „Neben den bisherigen Patien-ten der beiden Gemeinschaftspraxen ver-sorgt diese Einrichtung auch die Patientendes Marien-Krankenhauses (rund 300 Bet-ten) und in der Nuklearmedizin die einesweiteren Krankenhauses in Bergisch Glad-bach (zirka 300 Betten).“

Die alten Räumlichkeiten der Praxen undder radiologischen Abteilung des Mari-en-Krankenhauses werden zugunsten ei-nes Neubaus am Marien-Krankenhaus mitdirektem Zugang zum Hauptgebäude auf-gegeben. Der Neubau soll zum Ende 2005fertiggestellt sein und der Betrieb der neu-en Großpraxis zum 01.01. 2006 aufge-nommen werden. Im Rahmen der räumli-

chen Veränderungen wird auch die appa-rative Ausstattung zum größten Teil er-setzt sowie neu angeschafft. Die radiolo-gische und nuklearmedizinische Geräte-ausstattung entspricht damit neuestemStand der Technik (2 MRT, 2 CT [dv. 1 * 16-Zeiler CT], Gamma-Kamera etc.). Die Neu-und Ersatzbeschaffungen im Gerätebereichwurden mit der Firma Siemens bereits ver-traglich vereinbart. Alle Geräte sind ‚digi-talisiert‘ und entsprechen dem DICOM-Stan-dard. Die Entscheidung für die RIS/PACS-Lösungen wurde bewusst von der Ent-scheidung für die medizinischen Großgeräteentkoppelt, um die Möglichkeit zu haben,tatsächlich objektiv am Markt die für dieSituation am besten geeigneten Software-lösungen auszuwählen.

Das abzulösende System

Im Marien-Krankenhaus wird die radiolo-gische Abteilung im Rahmen der dort lau-fenden CLINICOM-Anwendung ‚mitver-sorgt‘. In den Praxen kommen radiologi-sche Praxissysteme (ALBIS/TurboMed) zumEinsatz. Insbesondere in den niedergelas-senen Praxen liegt bereits seit den 80erJahren viel Erfahrung im Umgang mit Pra-xis-EDV vor. Ein PACS-System wird bisherin keiner der Einrichtungen eingesetzt.

Das Projekt in einer SkizzeZielsetzung und Auswahlkriterien wareneindeutig: In der neuen Großpraxis für Ra-diologie und Nuklearmedizin sollen ein mo-dernes und leistungsfähiges Radiologie-In-formationssystem (RIS) sowie ein PictureArchiving and Communcation System(PACS) zum Einsatz kommen.„Der Einsatz der neuen Systeme soll imZusammenspiel mit den neuen, komplettdigitalen Großgeräten eine weitestgehenddigitale Praxis abbilden, die nur noch inAusnahmefällen ‚analogen Output‘ pro-

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AUSSCHREIBUNGEN

NEUE SERIE: AUSSCHREIBUNGEN TEIL 1: ANFORDERUNGSPROFIL UND ANGEBOTSAUSWERTUNGEN

PARTNERGESELLSCHAFT FÜR RADIOLOGIE UNDNUKLEARMEDIZIN IN BERGISCH GLADBACH

Dr. Stefan Ernst, Chefarzt der RadiologieMarien-Krankenhaus Bergisch Gladbach

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duziert“, sagt Dr. Ulrich Quack. „Durch dieEinsparungen der Filmkosten soll ein Teilder Investitionssumme finanziert werden,was aber nicht die Hauptmotivation dar-stellt“, erläutert der Radiologe in der Ge-meinschaftspraxis Dres. Quack und Kriegerweiter. „Effizientere interne Abläufe, Ver-ringerung des manuellen Dokumentati-onsaufwandes sowie die Möglichkeiten derelektronischen Kommunikation mit Exter-nen standen bei der Investitionsentschei-dung eindeutig im Vordergrund.“

Beide Systeme sollen sich auf einem glei-chen hohen technischen Niveau mit denneu angeschafften medizinischen Großge-räten befinden.

■ Das RIS muss vor allem die Abläufein der Praxis bestmöglich unterstützenund gleichzeitig einen hohen Durchsatzan ambulanten Patienten gewährleisten.Zielsetzung ist ein minimaler Einsatzvon Papierdokumentation. Alle verwen-deten Formulare sowie extern erstellteUnterlagen werden sofort patientenbe-zogen eingescannt und der elektroni-schen Akte beigefügt.

■ Das PACS muss vor allem die Diagnos-tik und Befundung der Ärzte bestmöglichunterstützen und durch eine hohe Inte-gration mit dem RIS durchgängige und ef-fiziente Abläufe ermöglichen. Wichtig da-bei ist auch die zeitnahe Bereitstellung al-

ler patienten-, bzw. fallbezogenen Bild-und Textinformationen sowohl an den Ar-beitsplätzen innerhalb der Praxis als auchan externen Arbeitsplätzen (z.B. Home-Arbeitsplätze).

■ Darüber hinaus müssen sowohl das RISals auch das PACS die Spezifika der Nukle-armedizin abbilden und unterstützen, wasim Rahmen der Auswahl ein „K.O.-Kriteri-um“ darstellt. „Ein weiteres wichtiges Aus-wahlkriterium waren die hohen Anforde-rungen an die externe Kommunikation undan ein ‚sauberes‘ Datenmanagement“, er-gänzt Frank Nettekoven aus der Gemein-schaftspraxis in Bergisch Gladbach. Der Ra-diologe erläutert: „Leistungen werden zu-künftig mindestens für zwei angeschlosse-ne Krankenhäuser mit jeweils ca. 300 Bet-ten erbracht. Dabei sollen die Leistungsan-forderung sowie die Befundrückübermittlungelektronisch erfolgen. Alle Daten müssendabei während der Übertragung und imRahmen der Archivierung datenschutz-rechtlich einwandfrei behandelt und auchdementsprechend separiert vorgehalten wer-den.“

Die Beratung

PRO-KLINIK ist ein Unternehmen, das sichvollkommen auf die Beratung von Kran-kenhäusern, Krankenhausgruppen und me-dizinischen Einrichtungen in den BereichenStrategie, Organisation, Controlling, In-

formationstechnologie (IT) und Personalspezialisiert hat. Im IT-Bereich bietet diePRO-KLINIK kompetente und unabhängi-ge Beratung von der IT-Konzeption überdie Auswahl und Einführung von IT-Lö-sungen bis hin zu Erstellung und Umset-zung von langfristigen IT-Strategien. DieBerater der PRO-KLINIK können auf dieErfahrung aus über 500 Softwareauswahl-und Einführungsverfahren für medizini-sche Einrichtungen zurückgreifen. Als Mit-glied des Verbandes der Beratungsunter-nehmen im Gesundheitswesen (VBGW),deren Vorsitz PRO-KLINIK derzeit Inne-hat, ist der Berater dem Grundsatz derNeutralität und der Unabhängigkeit ver-pflichtet.

E-Mail: [email protected]: www.pro-klinik.de

Auswahlprozedere vonTechnologie und ServicesIm Sommer 2004 kam erstmalig der Kon-takt zwischen PRO-KLINIK und dem Auf-traggeber zu Stande, in dem das Gesamt-projekt beschrieben wurde. „Die Soft-wareverfahren mussten und sollten nichtin Form einer EU-weiten Ausschreibung,sondern in einer möglichst pragmatischen,aber dennoch strukturieren und objekti-ven Form beschafft werden“ erinnert sichPRO-KLINIK-Geschäftsführer Dr. Armin P.Wurth. Daraufhin entwickelte PRO-KLINIKein Vorgehensmodell und einen Zeitplanund erhielt im Herbst 2004 den Auftragzur „beratenden Begleitung des Auswahl-und Einführungsprozesses einer RIS/PACS-Lösung in der neuen Großpraxis“. Dabeiwaren folgende Anforderungen vom Be-ratungsunternehmen und dem Beratungs-ergebnis zu erfüllen:■ Einbettung der neuen Softwaresystemein eine langfristig sinnvolle IT-Strategie(Integrationsfähigkeit / Investitionssicher-heit),■ Vollständigkeit des Liefer- und Leis-tungsumfanges für mindestens 5 Jahre,■ Optimierung des Preis-/Leistungsver-hältnisses,■ adäquate Vertragsgestaltung,■ vertragskonforme Umsetzung der Soft-wareeinführung bzw. der Geräteimple-mentierung,■ Einhaltung des angestrebten und not-wendigen Zeitplans.

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Die neue Serie „Ausschreibungen“ behandelt aktuelle IT-Projekte in deutschenGesundheitseinrichtungen

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Zunächst wurden die Anforderungen, diedie Auftraggeber an die neue RIS/PACS-Lösung stellten, und die, die sich aus demGroßgerätekonzept ergeben hatten, inForm eines Anforderungskataloges zu-sammengefasst. „Der Anforderungskata-log gliederte sich in 14 Kapitel mit insge-samt 315 (ja/nein)-Fragen“, sagt BeraterArmin P. Wurth. „Mit 31 Seiten Anforde-rungskatalog lag am Ende ein extremschlankes und dennoch vollständiges An-forderungsprofil für die neue Lösung vor.“Danach wurde eine Liste mit 21 mögli-chen Lösungspartnern zusammengestellt. Basierend auf den Erfahrungen der Ra-diologen, Aussagen von Referenzkundender jeweiligen Anbieter, der Empfehlungvon PRO-KLINIK und aufgrund der Er-gebnisse eines gemeinsamen Messebesu-ches der MEDICA 2004 wurde diese Listeauf sechs mögliche Anbieterunternehmeneingegrenzt. Es handelte sich dabei um dieUnternehmen

■ Agfa, ■ Aycan, ■ GE Helthcare, ■ Kodak, ■ Medos, ■ Siemens.Die genannten Unternehmen erfüllten nachdamaligem Kenntnisstand alle gefordertenK.O-Kriterien, wie eine hohe RIS/PACS-In-tegration und einen offenen Schnittstel-lenstandard zur Anbindung eines oder meh-rerer Krankenhausinformationssysteme,verfügten über ein nachvollziehbares undstimmiges RIS/PACS-Gesamtkonzept undwurden durch die befragten Referenzendurchweg positiv beurteilt. Diese sechs Fir-men erhielten den Anforderungskatalogzusammen mit einer Beschreibung des Pro-jektvorhabens mit der Bitte, ein entspre-chendes Angebot abzugeben. Alle sechsAnbieter haben Angebote abgegeben, diein der Folge durch PRO-KLINIK ausgewer-tet und mit einem Bewertungsverfahrenanalog des UfABIII-Verfahrens für öffent-liche Ausschreibungen bewertet wurden.Die Antworten zu dem Anforderungskata-log wurden mit Leistungspunkten nach ei-nem Punktesystem versehen und ein Preis-Leistungs-Punkteverhältnis (nach UfABIII)gebildet. Die Preiskomponente enthielt ne-ben den investiven Kosten (inkl. Neben-kosten) auch die laufenden Kosten für dieersten 60 Monate des Betriebes.

„Die von den Anbietern angegebenenReferenzkontaktewurden abgefragt und die Aussagendokumentiert.“Die Ergebnisse der Angebotsauswertungund der Befragung der Referenzkontaktestellte PRO-KLINIK den Auftraggebernvor. Gleichzeitig reduzierte die Beratungdie Zahl der Anbieter, die im weiterenVerfahren berücksichtigt werden sollten,auf die Anbieter Agfa, GE Healthcare undMedos. Diese drei Anbieter lagen in demdurchgeführten UfABIII-Ranking (Bewer-tung von Preis und Leistung gem. ausge-fülltem Leistungsverzeichnis) auf den Plät-zen 1 bis 3 und auch die vertiefenden Re-ferenzabfragen an sie waren nach wie vorpositiv. Diese drei Anbieter erhielten dieAufforderung, ihre RIS/PACS-Lösungenzu präsentieren. Dabei galten für alle An-bieter die gleichen inhaltlichen und zeit-lichen Vorgaben (maximal vier Stunden).Die Präsentationen fanden im Mai in denGeschäftsräumen der PRO-KLINIK statt.

„Die Präsentationen aller Anbieter wurdenvon diesen professionell vor- und nach-bereitet, jedoch mit zum Teil stark unter-schiedlicher Fachkompetenz der Präsenta-toren durchgeführt“, kommentiert PRO-KLINIK-Geschäftsführer Wurth. Dabei er-gab sich: „Nach den Präsentationen konn-

te die Firma Agfa bei der weiteren Aus-wahl nicht weiter berücksichtigt werden,da aufgrund der Akquisition der Firma GWIdurch Agfa derzeit das bisherige Agfa-RIS(Quadrat) nicht mehr angeboten wird undfür das neue Agfa-RIS (GWI) bis zum En-de des Jahres die Abrechnungsfunktiona-lität im ‚stand-alone‘-Betrieb noch nichtgarantiert werden kann.“ Im Anschluss andie Präsentationen der beiden anderen An-bieter (Medos und GE) sind erwartungsge-mäß einige spezielle Fragestellungen, u.a.zum Bereich Nuklearmedizin, offen ge-blieben. Diese Fragen sollen bis Mitte Ju-li durch Stellungnahmen/Garantieerklä-rungen der Anbieter, weitere Spezialprä-sentationen im kleineren Kreis sowie Re-ferenzhausbesuche geklärt werden. ImAnschluss daran sollen die detailliertenVertragsverhandlungen beginnen und bisEnde August zu einer Auftragsvergabeund einem entsprechenden Vertragsab-schluss abgeschlossen sein.

Einsatz von Ressourcen, besonders InvestitionssummeDie Investitionssumme für die RIS/PACS-Lösung (bestehend aus Software, Hard-ware, Dienstleistung und Support für 60Monate) liegt bei den aktuell vorliegen-den Angeboten inkl. MwSt. im oberen 6-stelligen Euro-Bereich. Aufgrund der

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AUSSCHREIBUNGEN

Dr. Armin P. Wurth, Geschäftsführer PRO-KLINIK Krankenhausberatung

Dr. Ulrich Quack, Radiologe, Gemein-schaftspraxis Dres. Quack und Krieger,Bergisch Gladbach

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Wichtigkeit des Projektes und der Höheder Investitionssumme sollte die RIS /PACS-Auswahl sorgfältig und unter Ein-bezug aller sechs ärztlicher Partner erfol-gen. Gleichzeitig musste jedoch sicherge-stellt werden, dass der laufende Patien-tenbetrieb nicht vernachlässigt wird unddas Gesamtprojekt der Praxis- und Abtei-lungszusammenlegung sowie des Neubausbewältigt werden können. „Eine unsererwesentlichen Anforderung an PRO-KLI-NIK war, den Auswahlprozess so zu ge-stalten, dass bei allen wesentlichen Ter-minen und Entscheidungen alle rele-vanten Personen seitens des Auftragge-bers einbezogen wurden“, so Dr. UlrichQuack, „gleichzeitig sollte zwischenzeit-lich jedoch keine zeitliche Belastung fürdie Auftraggeber entstehen.“ Der Aus-wahlprozess musste demnach sehr gutstrukturiert und dokumentiert sein, undalle Entscheidungen mussten transpa-rent und nachvollziehbar vorbereitet wer-den. Die zeitliche Belastung für die Auf-traggeber sollte und wurde auf ein Min-destmaß reduziert.

Selektion der Anbietervon 21 auf sechsDie Selektion von 21 auf sechs Anbieterwurde in gemeinsamer Abstimmung zwi-schen der PRO-KLINIK sowie Dr. FrankNettekoven durchgeführt. „Kernkriterienwaren wie oben genannt eine hohe RIS/PACS-Integration, eine hohe Anzahl vonInstallationen in niedergelassenen Pra-xen, eine Lösung zur KV-Abrechnung so-wie ein offener Schnittstellenstandard(HL7) zur Anbindung eines oder mehre-rer Krankenhaus-Informationssysteme“,zählt der Radiologe auf. Da die künftigePraxis möglichst papierlos arbeiten soll,wurden die Anbieter aufgefordert, eineScannerlösung anzubieten, die in der La-ge ist, Dokumente des Patienten mit au-tomatischer Formularerkennung am Emp-fangsarbeitsplatz einzulesen und einerelektronischen Akte zuzuordnen. Die Part-ner in der neuen Gesellschaft gaben denausgewählten Anbietern vor allem vor,eine hoch verfügbare Systemlösung an-zubieten. Das bedeutet, dass das angebo-tene System 365 Tage im Jahr mit einerVerfügbarkeit von mehr als 99 % verfüg-bar sein soll.

„Bei der Selektion von sechs auf drei An-bieter wurden zunächst die Anbieter aus-geschlossen, deren Systemlösung die ge-wünschten Kernkriterien (Hochverfüg-barkeit, KV-Abrechnung, Scannen,Schnittstellen) nicht vollständig erfüllenkonnten oder deren Angebot in preisli-cher Hinsicht mehr als 30 Prozent überdem Mittel der Mitbewerber lag“, kom-mentiert Dr. Armin P. Wurth. Es ergab sichhier eine Reduzierung auf vier Anbieter.„Da alle verbleibenden Anbieter hinsicht-lich ihrer Leistungskriterien sehr eng bei-einander lagen“, so der Geschäftsführerder PRO-KLINIK Krankenhausberatung,„wurde für die letzte Stufe der Selektiondie aus den öffentlichen Ausschreibungenbekannte Methode zur Berechnung desPreis/Leistungsverhältnisses (UfAB III) an-gewendet.“ Die Projektbeschreibung derPartnergesellschaft für Radiologie und Nu-klearmedizin Dres. Quack, Hillger, Krie-ger, Urbanek, Nettekoven, Ernst wird imTeil 2 mit Erfahrungen über die Projekt-

planung, Spezialpräsentationen, Ver-tragsverhandlungen und Auftragsverga-be fortgesetzt. Teil 3 behandelt die Pro-jektrealisierung, in Teil 4 stehen erste Fol-low-up-Erfahrungen im Mittelpunkt.Fortsetzung folgt

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Frank Nettekoven, Radiologe, Gemein-schaftspraxis Dres. Hillger, Urbannek,Nettekoven, Bergisch Gladbach

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Am 17. und 18. März tagten die IT-Mana-ger der österreichischen Krankenanstaltenim Landes-Krankenhaus Gmunden. Mehrals 50 Teilnehmer aus allen Bundesländerndiskutierten aktuelle Themen und stimmtensich mit den „Gesundheitssozialpartnern“(Bundesministerium für Gesundheit undFrauen, Ärztekammer, Hauptverband derSozialversicherungsträger) ab.

Johannes Bretbacher, Leiter der Gesund-heitsinformatik in der gespag: „Es ist be-reits die elfte Tagung dieser Vereinigung.Wir wechseln uns bei der Organisationund Ausrichtung ab und treffen uns cir-ka alle acht Monate, dieses Mal war dieOö. Gesundheits- und Spitals-AG der Ver-anstalter.“ Ziel des IT-Managerforums ist neben dem

Erfahrungsaustausch und derAbstimmung neuer Themenund Projekte insbesondere dieKoordination österreichweiterThemen. Dafür werden The-mensprecher eingesetzt, dieKontakt zu den Partnern imGesundheitswesen halten, Pi-lotstellungen übernehmenund Arbeitskreissitzungenveranstalten. Die Einführungder „e-card“ im Gesundheits-wesen und das „Gesundheits-reformgesetz“ bildeten dieSchwerpunkte dieser Sitzung.Das Wohl des Patienten und

eine sozial und wirtschaftlich verträglicheUmsetzung der Aufgabenstellungen in denKrankenhäusern und jede Menge techni-scher und organisatorischer Fragen sindzu klären. Standen dabei bisher die kran-kenhausinternen Fragestellungen im Vor-dergrund, so nehmen organisationsüber-greifende Problemstellungen immer mehrRaum ein.

Übereinstimmung und damit ein beacht-licher Erfolg konnte beispielsweise beimThema e-card erzielt werden. Diese Ge-sundheitskarte wird bis Ende 2005 jedemÖsterreicher zur Verfügung gestellt, hättejedoch ausschließlich bei Hausärzten undFacharztpraxen Verwendung finden kön-nen. Nunmehr wurde ein Stufenmodell ver-einbart, das die Ausweisfunktion des Pa-tienten im Krankenhaus schon ab Ende2005 ermöglichen wird. Dabei überneh-men die Kollegen des Wiener Krankenan-staltenverbundes Koordination und Pilo-tierung sowie Weiterentwicklung der Lö-sung für das Krankenhaus.

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ÖSTERREICH

ÖSTERREICHS KRANKENHAUS-IT-MANAGERTAGTEN IN OBERÖSTERREICH

Tagung der österreichischen Krankenanstalten imLandes-Krankenhaus Gmunden im März 2005

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WEARIT@WORKDie Innovationsgeschwindigkeit im Ge-sundheitswesen ist sicher eine der Beson-derheiten des Gesundheits- und insbeson-dere des Krankenhauswesens. Hauptsächli-che Träger dabei sind die Medizin und diesie umgebende Technologie. Neben der ei-gentlichen Medizintechnik trat dabei in denletzten Jahren immer mehr auch die Infor-mationstechnologie in den Vordergrund.

War die Dokumentationsarbeit in der Ver-gangenheit ortsgebunden (PC), so hat inder letzten Zeit die mobile Erfassung vonDaten in den Klinikalltag Einzug gehalten.Doch auch hier bilden die verwendeten Ge-räte oft eine Barriere zwischen pflegerisch/medizinischem Mitarbeiter und Patient.Diese Barriere zur überwinden ist eine derHauptzielsetzungen im Projekt wear-IT@work, an dem die OberösterreichischeGesundheits- und Spitals-AG (gespag) alsTräger von elf Krankenanstalten feder-führend beteiligt ist. Mit Ende Sommer2004 hat die Europäische Kommission demFörderungsvertrag über eines der bishergrößten Forschungsvorhaben im Bereich„wearable computing“ zugestimmt. Das

Projekt „wearIT@work“ wird zusammenmit namhaften Technologieunternehmenwie Hewlett-Packard, Microsoft, SAP, Sie-mens oder Zeiss und Forschungseinrich-tungen wie der ETH-Zürich, der Universi-tät Bremen oder dem Fraunhofer-InstitutMünchen abgewickelt.Ziel des Klinikverbundes ist es, künftigeInnovationen in diesem Umfeld auch mit-zugestalten und damit für die spezifischenAnforderungen der gespag-Anwender eherund besser nutzbar zu machen. Dazu Jo-hannes Bretbacher, Leiter der gespag-Ge-sundheitsinformatik: „Wir beobachten seitmehreren Jahren die Aktivitäten im ös-terreichischen und europäischen Umfeldsehr genau. Gerade die Europäische Kom-mission hat in den letzten Jahren Schwer-punkte unter dem Titel ,Informationsge-sellschaft’ gesetzt und dabei auch wie-derholt das Sozial- und Gesundheitswe-sen in den Mittelpunkt gestellt. Wir möch-ten bei der Entwicklung von neuen Orga-nisationsformen und Technologien vornedabei sein.“ wearIT@work-Projektleiter inder gespag Michael Koppenberger meint:„Wir entwickeln daher gemeinsam mit 35

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Weitere Schwerpunkte für die nächsten Mo-nate werden der elektronische Datenaus-tausch zwischen Gesundheitsdienstanbie-tern und dessen Standardisierung sowie dieMitwirkung an österreichweiten Arbeits-gruppen zu Reformthemen sein. Neben die-sen inhaltlichen Schwerpunkten werdenaber auch Querschnittsthemen wie der Da-tenschutz, die technologische Weiterent-

EU-PROJEKT – WEARIT@WORK:AUS „MOBILE-“ WIRD „WEARABLE-COMPUTING“ IM KLINIKALLTAG

wicklung oder die Entwicklung von Kenn-zahlensystemen intensiv verfolgt.„Die Anzahl der Teilnehmer und die Inten-sität der Gespräche beweisen sowohl Not-wendigkeit als auch Sinn der Veranstal-tungen. Für kleinere Krankenhausträger istes oft eine der wenigen Möglichkeiten gutinformiert zu sein und gleichzeitig von Ent-wicklungen großer Träger zu profitieren.

Gleichzeitig bieten wir damit unseren Part-nern im Gesundheitswesen eine einfacheMöglichkeit, die Krankenanstalten zu er-reichen und Themen abzustimmen.“, so Jo-hannes Bretbacher. „Die nächste Veran-staltung wird voraussichtlich im Herbst inNiederösterreich stattfinden, dort werdenbereits viele der derzeitigen Vereinbarungenals Lösungen präsentiert.“

anderen Unternehmungen aus Wirtschaftund Forschung dieses Thema anhand meh-rerer Anwendungsbeispiele (Automobil-fertigung, Flugzeugwartung, Notfallssze-narien der Feuerwehr, Klinikumfeld) undwerden im Rahmen von Pilotversuchenderen Praxistauglichkeit prüfen. Die Be-teiligten aus Wissenschaft, Forschung, In-dustrie und Kundenbereich aus 14 Län-dern arbeiten im Rahmen von vier, fünfJahren sehr eng zusammen.“ Ziel ist ei-nerseits die Integration der IT in die Klei-dung und Arbeitsbehelfe des Mitarbeitersund andererseits den Anwendungs-Kom-fort und Informationsfluss durch Auto-matisierung von einzelnen Arbeitsschrit-ten, wie die Erkennung der Situation desMitarbeiters, der Person des Patienten unddie Darstellung der situationsrelevantenDaten, wesentlich zu erhöhen.

Der Fokus der Aufgaben der gespag imProjekt liegt als Vertreter der Kunden-bzw. Anwenderseite bei der Beschreibungund Visualisierung von Arbeitsabläufenund -situationen, der Ermöglichung vonBetriebsbesichtigungen für Entwick-lungspartner, Evaluierung von Qualitätund Zielgerichtetheit in der Forschungs-und Entwicklungsphase und der Pilotie-rung bzw. Ergebnisbewertung und -kri-tik in der Endphase.www.gesundheitsinformatik.at

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Die Bedrohung durch digitale Spitzel istebenso real wie schlecht greifbar: Es gibtweder einen etablierten Branchenstandardnoch eine Übereinkunft zwischen Sicher-heitsanbietern, was als Spyware oder Ad-ware angesehen werden sollte. Eine klareDefinition von Spyware und ihre Klassifi-zierung sind jedoch zwingend erforderlich.

Nicht jede vermeintliche Spyware greiftauch sensible Daten ab, sondern ist unterUmständen sogar vom Anwender durch-aus geduldet. Eine generelle automatischeLöschfunktion in der Sicherheitssoftware istdaher nicht in allen Fällen wünschenswert.Die Klassifizierung von Risiken muss des-halb ihrer Bekämpfung vorausgehen. Eben-so wichtig ist es, Anwender darüber auf-zuklären, welche Auswirkungen Spywareoder Adware auf die Sicherheit ihrer Da-ten haben könnten. Letztlich ist es in ei-nigen Fällen der Nutzer, der eine Ent-scheidung für oder gegen ein Spitzelpro-gramm fällen muss. Im Folgenden wird dienotwendige Klassifizierung erläutert, dieSymantec vorgenommen hat. Auf dieserDefinition basiert auch die Vorgehenswei-se der Symantec-Sicherheitssoftware zurBehandlung von Spy- und Adware.

Die Klassifizierungs-methode

Symantec klassifiziert Spyware- und Ad-ware-Programme nach charakteristischenEigenschaften. Dabei spielen unter ande-rem deren mögliche Auswirkungen auf diePrivatsphäre, Vertraulichkeit, Integrität undSystemverfügbarkeit eine Rolle. Auf Grund-lage dieser Kategorien können Sicher-heitsprodukte von Symantec wie NortonInternet Security Bedrohungen gezielt iden-tifizieren. Das erlaubt dem Anwender, nachseinen persönlichen Bedürfnissen zu ent-scheiden, welche der Programme er aufseinem Computer zulassen will.

Definition von Spyware

Unter Spyware sind Programme zu ver-stehen, die generell Daten vom Computeraufzeichnen können. Das reicht vom Mit-schneiden der Tastaturfolgen über Ausle-sen von E-Mails und Instant Messages bishin zur gezielten Aufzeichnung von sen-siblen Daten wie Kontoinformationen oderKennwörtern. Spyware gelangt unbemerktauf den Computer, in dem der Nutzer sieunwissentlich zum Beispiel von Websei-ten herunterlädt oder unbedarft auf Linksin E-Mail-Botschaften oder in Instant Mes-saging Clients klickt. Der Begriff Spywareist auch als Oberbegriff für spezielle For-men von Spitzelprogrammen wie Keylog-ger anzusehen, die im folgenden Text nocherläutert werden.

Spyware fängt sensible Informationen ab,bevor sie für die Übertragung verschlüs-selt werden. Auf diese Weise umschiffenSpitzelprogramme installierte Sicherheits-maßnahmen und leiten Informationen ineinem leicht lesbaren Format weiter. Per-sönliche Daten wie Adressdaten, Kredit-kartennummern, Passwörter oder Konto-informationen sind somit ungeschützt, wasderen Missbrauch begünstigt.

Definition von Adware

Adware zielt nicht wie Spyware auf sensi-ble Informationen ab. Adware schneidetmeist anonymisierte Daten zu Marketing-zwecken mit, zum Beispiel die Surfge-wohnheiten des Anwenders oder auch, wel-che Funktionen einer Software am häu-figsten genutzt werden. In manchen Fäl-len werden die gesammelten Informatio-nen an Marketingfirmen weitergeleitet, diedie Daten von einem Adware-Provider ge-kauft haben. Auf der Basis dieser Datenkönnen die Unternehmen maßgeschnei-derte Werbung versenden, die genau dieInteressen eines Nutzers widerspiegelt.

Adware ist manchmal an andere Softwaregekoppelt, häufig an kostenlos download-bare Programme. Anwender werden oftnicht davon in Kenntnis gesetzt, dass die-se Adware auf dem System eingeführt wird.Daneben kann man sich beim Besuch vonWebseiten quasi im Vorbeigehen Adwareeinfangen, indem die Spitzel automatischund ohne Lizenzvereinbarung herunter-geladen werden. Allerdings sind von Ad-ware gesammelte Daten meist anonymund erlauben keine Identifizierung desAnwenders. Der Nutzer ist sich zwar oft-mals nicht bewusst, dass sich Adware aufseinem Rechner befindet, doch er instal-liert diese „wissentlich“: In den Lizenz-bedingungen sind die Hersteller ver-pflichtet, auf derartige Funktionen hin-zuweisen. Nur: das Kleingedruckte wirdoft nur rasch überflogen oder überhauptnicht gelesen. Der Anwender stimmt derSpionage also zu, wenn er vorschnell auf„Akzeptieren“ klickt.

Sicherheitsrisiken

Sowohl Spyware als auch Adware werdenvon Symantec als Sicherheitsrisiken defi-niert, da sie das Potenzial haben, persön-liche Informationen und die Privatsphäre

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IT-S ICHERHEIT

RISIKEN DEFINIEREN,RISIKEN EINSCHÄTZEN, RISIKEN BESEITIGEN

DEFINITION: SPYWARE ODER ADWARE

ÜBER SYMANTEC

Symantec ist weltweit marktführendauf dem Gebiet der Informationssi-cherheit. Die Konsumentenmarke Nor-ton ist weltweit auf dem Gebiet der Si-cherheits- und Systempflegeproduktefür Endanwender bekannt. Das Unter-nehmen hat seinen Hauptsitz in Cu-pertino, Kalifornien und ist in mehrals 35 Ländern vertreten

www.symantec.com

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zu gefährden. Gerade bei Adware sind dieGrenzen zwischen indiskretem Schädlingund nützlichem Tool fließend. Was demeinen ein Ärgernis ist, möchte der anderevielleicht für sich nutzen: beispielsweiseum Werbung für Produkte zu bekommen,die genau seinem Geschmack entsprechen.Ist die Adware zudem an ein anderes Pro-gramm gekoppelt, kann eine Entfernungdie erwünschte Software funktionsunfä-hig machen. Hier kann letztlich nur demAnwender selbst die Entscheidung über-lassen werden, ob das Programm auf demRechner verbleibt. Daneben gibt es weite-re Programme, die Symantec als Sicher-heitsrisiken definiert.

Hacker-Tool

Diese Programme können von Hackernverwendet werden, um einen Computer an-zugreifen, Zugang zum System zu erlan-gen oder den Computer zu identifizierenbeziehungsweise sein Betriebssystem an-hand bestimmter TCP-Sequenzen zu er-kennen (so genanntes Fingerprinting).Während einige Hacker-Tools für legitimeAbsichten eingesetzt werden können, stel-len sie dennoch eine Bedrohung dar, weilsie unautorisierten Zugang zum Systemermöglichen. Hacker-Tools können Infor-mationen über den Host (das ist ein Zen-tralrechner, der es Anwendern ermöglicht,in einem Netzwerk mit anderen Compu-tern zu kommunizieren) sammeln oder sichheimlich Zugang verschaffen, indem siedie Sicherheitsmechanismen des Systemsumgehen. Hacker-Tools ermöglichen dasAbschalten eines Zielcomputers und ver-hindern seinen normalen Gebrauch.

Keystroke Logger

Diese Programme schreiben Tastaturein-gaben mit und senden die gesammeltenInformationen an unbefugte Dritte.

Programme für den Fernzugriff

Hierbei handelt es sich um Programme, dieeinem Computer Zugang zu einem ande-ren verschaffen (oder diesen Zugang er-leichtern). Wenn der Zugang hergestelltist, zumeist über das Internet oder Direkt-anwahl, kann das Fernzugriffsprogrammden anderen Computer angreifen oder ver-

ändern. Das Programm kann darüber hi-naus persönliche Informationen sammelnoder Dateien infizieren oder löschen. Auchkönnen Dritte die Rechenleistung des Com-puters zum Beispiel für Spamversand oderZwischenspeicher für illegales Materialmissbrauchen.

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BEKANNTE SICHERHEITSRISIKEN

■■ Virus

Ein Virus ist ein Programm oder Code, der sich selbst vervielfältigt, indem er an-dere Dateien, mit denen er in Kontakt kommt, infiziert. Ein Virus kann ein anderesProgramm infizieren, einen Boot- oder Partitionssektor oder ein Dokument, das Ma-kros unterstützt, indem er sich selbst dort einfügt oder sich an das Medium anhängt.Die meisten Viren vervielfältigen sich lediglich, doch viele können auch den Com-puter oder die Daten beschädigen.

■■ Wurm

Ein Wurm ist ein Programm, das Kopien seiner selbst und deren Verteilung ermög-licht, beispielsweise von einem CD-ROM-Laufwerk zu einem anderen oder via E-Mail oder anderen Transportmechanismen. Der Wurm kann Schaden anrichten unddie Sicherheit des Computers gefährden. Er kann auch durch System- und Pro-grammschwachstellen auf den Rechner gelangen oder indem eine infizierte E-Mailangeklickt beziehungsweise deren Anhang geöffnet wird.

■■ Trojanische Pferde

Trojanische Pferde sind Schadprogramme, die meist im Schlepptau von Würmernauf Rechnern installiert werden. Andere Trojaner tarnen sich als nützliche Pro-gramme und gelangen so auf den Computer. Sie manipulieren den Computer – fürden Anwender unmerklich –, indem sie Daten zerstören, Hintertüren für Hacker öff-nen oder sensible Daten ausspähen. Die Grenzen zur Spyware sind somit fließend.

■■ Scherzprogramme

Dies sind Programme, die die herkömmliche Funktion eines Computers verändernoder unterbrechen. Was angeblich witzig gemeint ist, kann ein erhebliches Ärger-nis für den Computerbesitzer darstellen. Scherzprogramme sammeln jedoch keine sen-siblen Informationen.

■■ Dialer

Dialer sind Programme, die einen Computer oder ein Modem benutzen, um eine0190er Nummer oder eine bestimmte Internetseite anzuwählen. Sie verursachen nor-malerweise erhöhte Kosten. Dialer installieren sich meist ohne Wissen des Nutzersund können ohne die ausdrückliche Zustimmung des Anwenders Wählvorgängedurchführen.

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AUS DEN UNTERNEHMEN

ITeG/ iForum 2005Citrix stellt neue Produkt-generation vorAuf dem Citrix iForum in München und imRahmen der ITeG hat Citrix Systems seineneue Produktgeneration vorgestellt – dieCitrix Access Suite 4.0. Citrix hat seineAccess Infrastructure Lösung für den Zu-griff auf Anwendungen und Informationenin einigen Bereichen weiterentwickelt undden Funktionsumfang erweitert. Unter an-derem bietet die Access Suite 4.0 regelba-sierte Nutzungsrechte, höhere Skalierbarkeitund eine verbesserte Drucktechnologie.

Kernkomponente der Access Suite ist nachwie vor Citrix Presentation Server. Mit die-ser Lösung lassen sich Windows-, UNIX-,Web- und Java-Anwendungen zentral ver-walten und für beliebige Endgeräte zu-gänglich machen lassen. Die Version 4.0von Citrix Presentation Server bietet rund50 neue Features. Für eine bessere Ska-lierbarkeit der Server wurden virtuelle Spei-cheroptimierung und CPU-Auslastungs-Management integriert: So lassen sich mehrNutzer pro Server und bis zu 1.000 Serverin einer Serverfarm verwalten. Auch beimThema Drucken hat sich einiges getan: Dieneue Drucktechnologie benötigt eine ge-ringere Bandbreite, weniger Speicher undbeschleunigt die Verarbeitung von Druck-aufträgen um bis zu 50 Prozent. Darüber hi-naus unterstützt die neue Version von Pre-sentation Server jetzt auch Anwendungen,die bisher nicht in Terminal Server-Umge-bungen betrieben werden konnten, zumBeispiel auf Grund von Registry- oder DLL-Konflikten. Diese können jetzt innerhalbeiner „Sandbox“ sicher auf dem Presen-tation Server ausgeführt werden. CitrixPresentation Server 4.0 bietet außerdemUSB-Synchronisationfür PDA-Geräte sowieUnterstützung fürTWAIN-kompatible Pe-ripheriegeräte, wieScanner und Digitalka-meras.

Ergänzt wird Citrix Presentation Serverdurch die Single Sign-On-Lösung Citrix Pass-

word Manager, die den Benutzerzugriff aufPasswort-geschützte Anwendungen verein-heitlicht und automatisiert. Zu den neuenLeistungsmerkmalen von Password Mana-ger 4.0 gehören das eigenständige Zurück-setzen von Benutzerpasswörtern (Self-Ser-vice Password Reset) und der schnelle Wech-sel zwischen Benutzer-Accounts auf ge-meinsam genutzten Endgeräten (Hot Desk-top). Password Manager kann innerhalb derAccess Suite, aber auch unabhängig davonim Stand-Alone-Betrieb eingesetzt werden.

Die dritte Komponente der Access Suite istCitrix Access Gateway. Damit wird eine re-gelbasierte Zugriffskontrolle ermöglicht: Ad-ministratoren können die Nutzungsrechtefür Anwendungen, Dateien, Web-Inhalteund E-Mails in Abhängigkeit von Identität,Zugriffsort, Endgerät und Netzwerkverbin-dung festlegen. Access Gateway kann alskombinierte Hardware/Software-Lösung be-trieben werden. Die optionale Hardware-Komponente Citrix Access Gateway 4.0 lie-fert ein SSL-basiertes VPN, das sich einfachper Plug-and-Play anschließen lässt.

Das Interesse an den neuen Citrix-Pro-dukten ist groß: Auf dem iForum 2005 inMünchen informierten sich Ende April mehrals 800 Teilnehmer über die Einsatzmög-lichkeiten und technologischen Neuerun-gen. Damit war die Kundenkonferenz vonCitrix auch in diesem Jahr komplett aus-gebucht. Auf der ITeG war Citrix zum ers-ten Mal mit einem eigenen Stand vertre-ten und präsentierte gemeinsam mit vierPartnern Access Infrastructure Lösungenfür das Gesundheitswesen. Dabei wurdenunter anderem ein mobiler Visitewagen,eine integrierte und sichere Smartcard-Lö-sung sowie Anwendungsszenarien für di-gitale Diktiersysteme gezeigt.

www.citrix.de

Großes Interesse anArchivierung und Doku-mentation auf der ITeGDie Marabu EDV-Beratung und -ServiceGmbH zieht positive Bilanz. Die Erwar-tungen an die ITeG wurden weit übertrof-fen. Der mittelständische Anbieter des Soft-ware-Konzeptes PEGASOS® für die Archi-vierung und Dokumentation von Patien-ten- und Verwaltungsdaten freute sich überein kompetentes und interessiertes Publi-kum. Marabu präsentierte seine Software-Lösungen für die Aktenverwaltung, die di-gitale Archivierung und Dokumentationsowie für die Workflow-Optimierung. Be-sucher interessierten sich besonders für dasDigitalarchiv und die Elektronische Pa-tientenakte. Daneben wurde auf die um-fassenden Beratungs- und Organisations-dienstleistungen von Marabu großer Wertgelegt. Auch die vom Kooperationspart-ner, der CIBS GmbH, vorgestellten Archiv-Dienstleistungen fanden reges Interesse.www.marabu-edv.de

Atempo zieht umDie deutsche Niederlassung von Atempo,dem Softwareanbieter für Recovery/Back-up und Anbieter von ILM-Strategien (In-formation Lifecycle Management), hat imMai neue Geschäftsräume in der Curie-straße 2 in Stuttgart bezogen. Seit Anfangdes Jahres hat Atempo seine Vertriebs-struktur ausgebaut. Mehrere neue Mitar-beiter unterstützen das Unternehmen beimAusbau seines Vertriebsnetzes in Deutsch-land, Österreich, der Schweiz und Osteu-ropa. Der aktuellste Neuzugang ist JanZentgraf, der seit Anfang April ChannelManager für Deutschland und die Schweizbei Atempo ist. Der 40-jährige Diplom-In-genieur der Elektrotechnik war davor meh-rere Jahre im Channel bei Overland Dataund Veritas tätig. Eine erste Veranstaltungmit Fachvorträgen zum Thema ILM findetAnfang Mai in den neuen Büroräumen fürKunden und Partner statt. Atempo betreutseine Kunden direkt, der Vertrieb erfolgtjedoch ausschließlich über Partner. ZumAusbau des Vertriebsnetzes sucht Atempoin der gesamten Region D, A, CH und Ost-europa noch weitere qualifizierte Partnermit Erfahrungen hinsichtlich Systeminte-gration, Storage oder Branchenlösungen.www.atempo.com

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AMC GmbH erhältZuschlag bei WienerKrankenanstaltenverbundDer Wiener Krankenanstaltenverbund hatnach einer europaweiten Ausschreibung denAuftrag zur Einführung eines Onkologiein-formationssystems in vorerst fünf seinerKliniken an die Firma AMC Advanced Me-dical Communication Holding GmbH ausHamburg vergeben.

Das Onkologieinformationssystem vonAMC besteht aus integrierten Modulen derKIS-Lösung „Clinixx“ sowie der flexiblenDokumentationslösung „QuaDoSta“. Überdie Tumordokumentation hinaus beinhal-tet das modulare System die Komponen-

ten virtuelle Patientenakte, Therapiepla-nung, Terminplanung, Auftrags und Be-fundkommunikation zu Labor, Radiologieund weiteren Funktionsbereichen, Medi-kationsbestellung und elektronische Arzt-briefschreibung. „Für die AMC bedeutetdieser Auftrag einen weiteren strategischenMeilenstein und unterstreicht die zuneh-mende Akzeptanz webbasierter Software-lösungen im Gesundheitswesen“, sagte JörgReichardt, Geschäftsführer der AMC Hol-ding GmbH. Das Onkologieinformations-system wird schrittweise in fünf WienerKrankenhäusern in den nächsten Monateneingeführt. Hierbei wird ein umfangreichesSchnittstellenmanagement zu bestehendenLösungen realisiert.www.amc-gmbh.com

Dräger Medicalüberschreitet Milliarden-grenze beim Umsatz

Nach Veröffentlichung der Geschäftsjah-reszahlen durch die Drägerwerk AG ergibtsich für den Teilkonzern Dräger Medical AG& Co. KGaA ein Umsatz von 1.023,4 MioEUR. Im Vergleich zum Vorjahr (920,2 MioEUR) steig der Umsatz um 11,2 %. Die Mit-arbeiterzahl stieg von 5.596 auf 5.859(4,7 %).

Die erneut verbesserten Ergebnisse des Teil-konzerns führt Dr. Wolfgang Reim, Vor-sitzender der Geschäftsführung der Drä-ger Medical AG & Co. KGaA, auf die wei-ter vorangetriebene globale Ausrichtungund Stärkung der weltweiten Präsenz desTeilkonzerns zurück. Auch zahlt sich aus,dass mit gleich bleibender Geschwindig-keit die weiteren Restrukturierungsmaß-nahmen hin zu einem global prozessori-entierten Unternehmen fortgeführt wur-den. Innovative Produkte und Dienstleis-tungen, der Ausbau des Vertriebs- undServicenetzes sowie die Erweiterung desProduktportfolios durch Akquisitionen wa-ren wesentliche Erfolgsfaktoren. www.draeger.com

GeoCon eröffnetNiederlassung inFrankreichDie Berliner GeoCon Software GmbH setztihre internationale Expansion fort. So wur-de im März diesen Jahres die GeoComFrance SARL unter der Leitung von JasminMulalic gegründet. GeoCon-Gründer sindAndre und Peter Georgiew. Der Spezial-anbieter für Dienstpläne in Gesundheits-und Pflegeeinrichtungen sieht sich somitzunehmend in der Lage, auch über Gren-zen hinweg agierende Träger in verschie-denen Ländern vor Ort zu betreuen. „Dasgroße Interesse an den GeoCon-Produk-ten zeigt, dass die Programme mit ihrenOptimierungsmodulen, den individuellenAnpassungsmöglichkeiten, der Integrati-onsfähigkeit in bestehende Verwaltungs-systeme und den zu einem schnellen ‚Re-turn of Investment‘ führenden Zeit- undKosteneinsparungen selbst internationalStandards setzen“, so ein Firmensprecher.www.geocon.de.

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RZV GmbH und GeNUAwerden Partner

Die RZV GmbH und GeNUA gründeten ei-ne Partnerschaft, um Kliniken mit maßge-schneiderten IT-Sicherheitslösungen un-terstützen zu können. Die RZV GmbH ausWetter an der Ruhr ist IT-Dienstleister fürMedizin-, Pflege-, Verwaltungs- und Per-sonalwirtschaftslösungen. GeNUA mit Sitzin Kirchheim bei München hat sich auf Si-cherheitslösungen spezialisiert.Zur Absicherung von Netzwerken bietetGeNUA die Firewall GeNUGate. Die Ge-NUGate kombiniert zwei unterschiedlicheFirewall-Systeme – ein Application LevelGateway und einen Paketfilter – zu einerkompakten Lösung. Dabei ergänzen sichbeide Systeme auf unterschiedlichen Ebe-nen. Das Application Level Gateway ana-lysiert den Inhalt der Daten, während derPaketfilter formale Informationen wie Ab-sender und angesteuerte Port-Nummerüberprüft. www.genua.de

MICROSOFT: LIZENZ-PAPIER KÜNFTIGVERSTÄNDLICHER Microsoft will´s künftig einfacher ma-chen: Der Software-Konzern plant, dieKomplexität seiner Lizenzparagraphen zuverringern.

Eine vereinfachte, weniger seitenstarkeVersion der „Product Use Rights“ soll imJuli 2005 herauskommen und für Nor-malverbraucher verständlich sein. Die Be-stimmungen an sich würden sich jedochnicht ändern.Die Product Use Rights richten sich nur anKunden mit Volumenlizenzen. Mit derwachsenden Zahl an Produkten habe auchdie Komplexität der damit verbundenenLizenzbestimmungen zugenommen, räumtMicrosoft ein. Während im Jahr 2002 dieVerwendung von rund 40 Produkten indem Dokument beschrieben wurden, wa-ren es zwei Jahre später schon 70. Damitsei es für die Anwender immer schwierigergeworden, die für sie relevanten Informa-tionen zu finden.In den neuen Unterlagen soll es neun Pro-duktkategorien geben statt 70 Produktenim alten Lizenzkatalog. Mit der geringe-ren Zahl ließen sich eine Reihe von Re-dundanzen ausschalten, was Länge undKomplexität der Lizenzbestimmungen ver-ringere, hofft Microsoft.www.microsoft.com

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Workshop„Digitale Archivierungim Krankenhaus“Von der Elektronischen Patientenakte zurrechtssicheren digitalen Langzeit-Archi-vierung ohne Papier, mit Schwerpunkt „In-tegration in ein klinisches Arbeitsplatz-system“, ist das Thema des neuen Work-shops des IfK Braunschweig.

Anhand des vom IfK entwickelten „Hand-lungsleitfadens zur digitalen rechtssiche-ren Archivierung von Patientenakten“ sol-len Musterszenarien und konkrete Kran-kenhausprojekte vorgestellt werden unddie Anbieter von Archivlösungen ihre Lö-sungsvorschläge präsentieren.Termin: 07.–08. Sept. 2005, MMI-Akademie BraunschweigOrt: MMI Akademie BraunschweigVeranstalter: Prof. Dr.-Ing. WolfgangRiedel, Institut für KrankenhauswesenBraunschweig

www.ifk-braunschweig.de

GIESECKE & DEVRIENT:HÖCHSTER KONZERN-UMSATZ IN DERFIRMENGESCHICHTE

Das Geschäftsjahr 2004 war für Giesecke &Devrient (G&D) ein erfolgreiches Jahr. Derinternationale Technologiekonzern mitHauptsitz in München konnte seinen Um-satz um 10,5 Prozent auf 1,16 Mrd. Eurosteigern. Damit erzielte G&D 2004 denhöchsten Konzernumsatz in der Firmen-geschichte. Beim Ergebnis legte das Un-ternehmen um 40 Prozent zu und er-reichte 69,7 Mio. Euro. Der Jahresüber-schuss betrug 38,4 Mio. Euro nach 28,2

Mio. Euro im Vorjahr; dies entspricht ei-nem Anstieg von 36 Prozent. Rund 85Prozent der Umsätze erzielte G&D im Aus-land. Der Umsatzanstieg im Jahr 2004wurde in erster Linie durch das SegmentKarte getragen. Während im SegmentBanknote und Papier sowie Banknoten-bearbeitungssysteme der Umsatz mit 588Mio. Euro auf Vorjahresniveau stabil blieb,konnte der Umsatz im Segment Karte um24 Prozent auf 568 Mio. Euro gesteigertwerden. „Dies ist eine deutliche Trend-wende für unser Kartengeschäft“ erklär-te Dr. Peter Zattler, Finanzchef des Un-ternehmens.

www.gi-de.com.

ITeG-FOCUS BEI DOCexpert:AMBULANZ-SOFTWAREAuf der ITeG stand bei DOCexpert die Ambulanz-Software im Mittelpunkt des Kun-deninteresses. Das Softwarehaus aus Bamberg hat mit DOCconcept Ambulanz die ge-setzlichen Vorgaben zur integrierten Versorgung realisiert. Fast täglich entstehenneue Verträge zur integrierten Versorgung. Nur an der Verbindung zwischen Ambu-lanz- und Krankenhaussoftware hapert es nur allzu oft. Durch den Datenaustauschvia „DOCtoKIS“ steht allen Abteilungen der Klinik der vollständige Behandlungs-vorgang jederzeit zur Verfügung.

www.docexpert.de

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AUS DEN UNTERNEHMEN

All for One Health CareGmbH gegründet

Die All for One Systemhaus AG wird dasGesundheitswesen in eine eigenständigeOrganisationseinheit aufgliedern. Sowohlalle Belange des Gesundheitswesens alsauch die erfolgreiche Software life.CURE®werden in der All for One Health CareGmbH, Oberessendorf, geführt. Als Ge-schäftsführer wurden bestellt: Holger Ros-tek, bisher Bereichsvorstand für diese Spar-te, und Wolfgang Miller, der auch weiter-hin als Vorstand der All for One System-haus AG tätig bleibt.www.all-for-one.de

NEXUS Gruppeübernimmt GMT mbH Am 22. April 2005 hat die NEXUS AGalle Geschäftsanteile der GMT mbH ausFrankfurt a.M., übernommen. GMT ver-stärkt das Angebot der NEXUS-Grup-pe im Bereich Frauenheilkunde und Ge-burtshilfe.www.nexus-ag.de Das Bamberger Softwarehaus DOCexpert auf der ITeG 2005 in Frankfurt

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MCS: HöchsterUmsatz derGeschichte desUnternehmensIm Geschäftsjahr 2004 konnte der MCS-Konzern seinen Umsatz im Vergleich zumVorjahr um 0,2 Mio. auf 30,2 Mio. steigernund somit den höchsten Umsatz in der Ge-schichte des Unternehmens erzielen. DasErgebnis der gewöhnlichen Geschäftstä-tigkeit des MCS-Konzerns ist positiv, liegtmit 0,8 Mio., allerdings unter dem Ergeb-nis des Vorjahres (1,3 Mio. ). Die MCS AGkonnte ihren Umsatz deutlich um mehr als3 Mio., im Vergleich zum Vorjahr auf 16,3Mio. steigern und dabei das Ergebnis ge-

Mit dem RBK, einer Einrichtung der Ro-bert Bosch Stiftung in Stuttgart, gewanniSOFT für sein neues Produkt LORENZOeine der international renommiertesten Ge-sundheitseinrichtungen als weltweiten Re-ferenzkunden und Kooperationspartner.Als Global Innovation Partner von iSOFTund erstes Krankenhaus in Kontinentaleu-ropa, das LORENZO einsetzt, wird das RBKdie Entwicklung von LORENZO maßgeblichmitgestalten und vorantreiben.

Das RBK arbeitet bereits seit langen Jah-ren mit den klinischen IT-Lösungen voniSOFT. Nun soll LORENZO einen weichenÜbergang der bestehenden Lösungen in die

neue Software-Generation ermöglichen.LORENZO soll nicht nur alle Abläufe imRBK unterstützen, sondern nutzt durch ei-nen eigenen Service auch alle Vorteile ei-ner normierten Terminologie (wie SNO-MED CT), um strukturierte Auswertungen,Prozess-Standardisierungen und wissens-basierte Dienste im RBK zu ermöglichen.Durch die offene Systemarchitektur, dieauf der .NET-Technologie von Microsoftbasiert, bildet LORENZO die integrativePlattform für intersektorale Versorgungs-formen. „Die ständig wechselnden Rah-menbedingungen im Gesundheitswesen er-fordern ein Höchstmaß an Flexibilität vonder IT-Landschaft eines Krankenhausver-

bundes“, so Gerhard Härd-ter, Leiter der EDV-Abtei-lung im RBK. Jörg Trine-meier, Vorsitzender der Ge-schäftsführung der iSOFTDeutschland betont: „DasRBK als erwiesener Tech-nologie-Pionier setzt mitLORENZO auf eine Next-Generation-Lösung für einvollintegriertes Healthca-re-IT-Management undwird früher als andereKrankenhäuser von derserviceorientierten Archi-

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tektur profitiert haben.“ Das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) istein Stiftungskrankenhaus, das auf eineprivate Initiative Robert Boschs aus demJahr 1936 zurückgeht. Trägerin des heu-tigen Krankenhauses, das 1973 eröffnetwurde, ist die Robert Bosch Stiftung. Seit1978 zählt das RBK zu den AkademischenLehrkrankenhäusern der Universität Tü-bingen. Es hat über 500 Betten im Akut-bereich und 80 Betten in der Klinik fürGeriatrische Rehabilitation mit 20 Thera-pieplätzen in der Tagesklinik. Als Kran-kenhaus der Zentralversorgung mit Funk-tionen der Maximalversorgung nimmt dasRBK über 26.000 stationäre Patienten imJahr auf und beschäftigt 1.300 Mitarbei-ter. www.isoft.de

genüber 2003 um60% auf 0,8 Mio.im abgelaufenenGeschäftsjahr ver-bessern. Das Ge-schäftsfeld klini-sche Krankenhaus-informationssyste-me blieb inDeutschland aller-dings hinter denErwartungen zu-rück. Das negativeErgebnis ist aufverschobene Aus-schreibungsvergaben und Projektver-schiebungen zurückzuführen.Die Parametrix Solutions AG, die mit demKrankenhaussystem Phoenix auf dem

RBK STUTTGART WIRD GLOBAL INNOVATION PARTNER VON ISOFT

von links: Peter Neitzel, Annette Suttarp, (beide Vorstand)Horst Becker, Anna Korn, MCS AG Eltville

Schweizer Markt führend ist, konnte da-gegen ein positives Ergebnis verzeichnen. www.mcs-ag.com

Vertragsunterzeichnung auf der ITeG:von links: Jörg Trinemeier, Vorstand

iSOFT; Ullrich Hipp, GF. RBK Stuttgart;Jean-Pierre Deckert, Berater; Dr. Norbert Reekers, iSOFT

Die Kooperationspartnerschaft zwsichen dem RBKStuttgart und iSOFT Deutschland wurde auf der ITeG mit

einem Glas Champagner gefeiert

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Mit Hilfe eines High-tech Computertomo-graphen ist erstmals ein Hockergrab ausder Rössener Kultur virtuell komplett aus-gegraben worden.

Der über 6.000 Jahre alte Fund wurde ver-gangene Woche vom Germanischen Natio-nalmuseum in Nürnberg nach Forchheimzu Siemens Medical Solutions transportiert.Die Restauratoren des Germanischen Na-tionalmuseums hatten auf einer schon vor-her angefertigten zweidimensionalen Rönt-genaufnahme bereits mehrere Grabbeiga-ben als Schatten erkennen können. Derschlechte Zustand des Erdreiches um dasSkelett ließ eine reale Ausgrabung jedochnicht zu. Da das Objekt zu fragil ist, würdedurch Grabungen der museal wichtige „insitu“-Befund zerstört werden. Daher kamfür weitere Erforschungen des Grabes nurder virtuelle Blick durch das Erdreich in Fra-ge. „In situ“-Bergungen wurden und werdenauch heute noch aus Kostengründen nuräußerst selten vorgenommen. Außerdemsind neolithische Gräber aufgrund ihres ho-hen Alters und ihrer Erhaltungsbedingun-gen, vor allem die sehr geringe Grabtiefe,generell sehr selten. Somit würde die Zer-störung dieses Grabes für die Wissenschafteinen großen Verlust bedeuten.

In dem Grab befindet sich eine junge, weib-liche Person, welche in der Schlaf- und Em-bryonalhaltung bestattet wurde, die häu-figste Bestattungsart im Neolithikum. Als

Grabbeigabe sind ein punktverzierter, ehe-mals wohl vierzinkiger Knochenkamm alsHaarschmuck und ein Muschelarmband zuerkennen. Zwischenzeitlich gab es jedochHinweise darauf, dass sich zwischen undunter den Knochen weitere Artefakte be-finden könnten. Zu diesen Erkenntnissenkam man bei einer bestandserhaltenden Res-taurierung anlässlich der Neupräsentationder Schausammlungen des Museums. Diedeswegen durchgeführte Röntgenprobe zeig-te auffällige Schatten, welche diese Ver-mutung bestätigen. Auf den Ergebnisbil-dern der Computertomographie war jedochsehr deutlich zu erkennen, dass es sich wohlnur um einen einfachen Stein handelte. Zu-nächst vermutete Bearbeitungen des Steinsstellten sich als in einer Ebene darüber be-findliche Irritationen heraus. „Für unskommt das zwar überraschend, aber auchein solcher Befund ist für uns ein interes-santes Ergebnis. Denn wir haben gesehen,dass die Computertomographie in der Lageist, in unschlagbarer Klarheit diese Objek-te zu erfassen“, sagte Susanne Koch, die sichals Restauratorin am Germanischen Natio-nalmuseum mit dem Objekt befasst hatte.

Zwischen 1879 und 1890 wurden auf demGräberfeld von Rössen (Ortsteil von Leuna,Kreis Merseburg-Querfurt in Sachsen-An-halt) 93 Gräber geborgen, 48 davon sindder mittleren Jungsteinzeit (Neolithikum),genauer der Rössener Kultur (4800–4400 v.Chr.) zuzurechnen. Von diesen Funden ka-

men 86 Gräber nach Berlin (84 davon wur-den im Zweiten Weltkrieg zerstört), eineskam nach Hamburg und zwei nach Nürn-berg in das Germanische Nationalmuseum.Die Verbreitungsschwerpunkte der RössenerKultur liegen in Mittel- und Süddeutsch-land. Charakteristisch für sie ist eine Ge-fäßdekoration mit kräftigen, tiefen Einsti-chen, die ehemals mit weißer Paste ausge-legt waren (Inkrustation). Sie bedecken tep-pichartig das gesamte Gefäß. Das hier zuuntersuchende Hockergrab wurde 1887 inRössen „in situ“ geborgen. Im selben Jahrkam es anlässlich des AnthropologischenKongresses nach Nürnberg und wurde vomGermanischen Nationalmuseum angekauft.

Dank der Hilfe des angewandten Verfah-rens ließ sich das Geheimnis des Grabesnun doch lüften, ohne die fragile Situati-on zu zerstören. Durch die Untersuchungmit dem Somatom Sensation 64, dem mo-mentan leistungsfähigsten CT von Siemens,bestand die einmalige Möglichkeit, fasthundert Jahre nach der eigentlichen Aus-grabung herauszufinden, welche weiterenArtefakte sich in dem Grab befinden. Mitdiesem Computertomographen, der diehöchste räumliche Bildauflösung hat, ist esmöglich, Strukturen, die nicht kleiner als0,4 Millimeter sind, aufzuspüren. Der Scandes ungefähr einen Meter langen Grabesdauerte dabei nur 20 Sekunden, wobei fast2500 Schichtbilder aufgenommen wurden. www.siemens.com

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ZU GUTER LETZT

COMPUTER-TOMOGRAPHISCHEUNTERSUCHUNGEINES STEINZEIT-LICHEN GRABES

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PRAVO gewinnt mit LORENZO den VHitG-Award 2005

Glückwunsch,PRAVO!

Nach dem Innovationspreis des FFIT gewinnt LORENZO als IT-Plattform des Praxisnetzes Vorderpfalz (PRAVO)

auch den VHitG-Award 2005. PRAVO zeigt mit LORENZO, dass sich Integrierte Versorgung bereits heute erfolg-

reich in die Praxis umsetzen lässt. Die realisierte Lösung überzeugte die unabhängige Fachjury aus Politik,

Wissenschaft und Presse: Sie zeichneten das LORENZO Konzept für PRAVO als „IT-Konzept des Jahres“ aus.

Mehr über PRAVO und LORENZO

im neuen iSOFT Magazin.

Hotline: 08000 ISOFTDE

Internet: www.isoft.de

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