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 Das Winzenburgareal mit der Roßtrapp e 1. Einfü hr ung 2. Lag ebe sc hr eib un g 3. Anl age bes chr eibung und Ge sch ichte 4. Exempl arische Funde 5. Exk ur s Ro ßt ra pp e 1. Einführung Die folgende, hoffentlich übersichtliche und aufschlussreiche, Darstellung hat eine Befunddarstellung für das Gebiet der Winzenburg und der Roßtrappe zum Ziel. Ich versuche dabei, Grundlagen für eine mögliche Rekonstruktion zu erarbeiten. Diese Grundlagen werden hier in einer Übersicht der geographischen Lage und der bisher ergrabenen Befunde dargestellt. Detaillierte Ergebnisse sollten dann mit den zuständigen Behörden erarbeitet und zusammenge stellt werden. Eine Zusammenarbeit mit dem Landesamt f ür Archäologie, der Kreisarchäologie Quedlinburg und dem Schlossmuseum Quedlinburg wäre empfehlenswert. 2. La ge be schr ei bu ng  Abb.1 (nach Grimm) Das Areal liegt auf 350-437 m ü.NN und ca. 0,5 km südwestlich der Ortslage Thale. Der Untergrund besteht aus Wissenbacher Schiefer des unteren Mitteldevons, Diabas und an der Roßtrappe selbst aus normalkörnigem Zweiglimmergranit.

Roßtrappe und Winzenburg

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Das Winzenburgareal mit der Roßtrappe

1. Einführung

2. Lagebeschreibung

3. Anlagebeschreibung und Geschichte

4. Exemplarische Funde

5. Exkurs Roßtrappe

1. Einführung

Die folgende, hoffentlich übersichtliche und aufschlussreiche, Darstellung hat eineBefunddarstellung für das Gebiet der Winzenburg und der Roßtrappe zum Ziel.Ich versuche dabei, Grundlagen für eine mögliche Rekonstruktion zu erarbeiten. DieseGrundlagen werden hier in einer Übersicht der geographischen Lage und der bisher ergrabenenBefunde dargestellt.Detaillierte Ergebnisse sollten dann mit den zuständigen Behörden erarbeitet undzusammengestellt werden. Eine Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie, der Kreisarchäologie Quedlinburg und dem Schlossmuseum Quedlinburg wäre empfehlenswert.

2. Lagebeschreibung

 

Abb.1 (nach Grimm)

Das Areal liegt auf 350-437 m ü.NN und ca. 0,5 km südwestlich der Ortslage Thale. Der Untergrund besteht aus Wissenbacher Schiefer des unteren Mitteldevons, Diabas und an der Roßtrappe selbst aus normalkörnigem Zweiglimmergranit.

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3. Anlagebeschreibung und Geschichte

Die Anlage umfasst ca. 25 ha und besteht aus Hauptburg und westlich angrenzender Vorburg.

Die Hauptburg ist etwa 500 m lang und 400 m breit. Nach Westen wird die Anlage durch einen450 m langen Querwall mit Vorgraben abgeriegelt. Dieser Hauptwall überlagert einen älterenWallkern. (siehe Abb. 2)

Abb. 2

Mittig des Hauptwalls ist ein weiterer kleiner Wall vorgelagert. Der kürzere Querwall innerhalbder Hauptburg diente vermutlich einer geplanten Unterteilung. Die Wasserversorgung war nur durch eine Quelle 100m nördlich des heutigen Gasthauses gesichert. Weiterhin wäre eine

Versorgung über einen Abstieg zur Bode (siehe sog. Heidentreppe oder „Hexentreppe“ an der Homburg) denkbar. Der Vorburgwall verfügt über keine erkennbaren Vorgräben.Südlich der Straße zum Hotel entspringt aus dem Hauptwall ein weiterer Wall in südwestlicher Richtung, der etwa oberhalb der Quelle endet. Dieser Wall ist teilweise an vorhandene Felsenangelehnt.

Geschichte

Urkundlich ist der Flurname „totum Wilteburg“ im Verzeichnis der Lehensgüter des GrafenSigfried II. von Blankenburg erwähnt. 1644 erfolgt die Bezeichnung als Winzenburg.Zusammen mit den Nachbarwällen (Homburg, Langer Hals und Talburg) diente dieWinzenburg vermutlich der Sicherung des Bodetalausgangs.Allerdings ist für bestimmte Zeiten auch eine Nutzung als Volks- oder Fliehburg möglich.Besonders die Größe von etwa 25 ha lässt nach meiner Meinung diesen Schluss zu.Die Beschaffenheit des Hauptwalls (vermutlich Erdholzmauer, da kaum Steinreste) lässtteilweise auf eilige Herstellung und Verstärkung schließen. (siehe Abb. 2)Vorgeschichtliche und mittelalterliche Besiedlung sind durch Funde belegt, so z.B.Jungsteinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, römisch-merowingische Zeit und 11./13. Jahrhundert.(siehe 4.)

4. Exemplarische Funde

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(nach Grimm 1958)

Die folgenden Funde wurden während des Straßenbaus 1935 durch Grimm gemacht.Aus einer jungsteinzeitlichen Grube am Hauptwall wurden Scherben mit umgelegtem Rand

geborgen. In der Füllung des Hauptwalls fanden sich ein teilweise geschliffenes, spitznackigesFelsgesteinbeil, eisenzeitliche Scherben und solche aus der frührömischen Zeit, Reste einesKettenhemdes und eine rotbraune Scherbe des 11.Jhd.Im Bereich der Roßtrappe sind Steinbeile, schnurkeramische Amphoren und Brandgräber der vorrömischen Kaiserzeit nachgewiesen. Die Funde der vorrömischen und römischen Eisenzeitsowie der Brandgräber lassen den Schluss zu, dass die Anlage zu dieser Zeit von Trägern der Jastorf-Kultur genutzt wurde.

Funde durch Dr. Prell 1972

1972 fand eine erneute Begehung statt, hierbei wurde eine Fläche zwischen den Wällen durchdie Forstverwaltung mit dem Schälpflug freigelegt. Dabei fanden sich zahlreiche Scherben der späten Bronzezeit bzw. frühen Eisenzeit. Südlich der Straße, östlich des großen Walls fandensich zwei Silexklingenabschläge und ein Silexklingenfragment. (bearbeiteter Feuerstein)Weiterhin wurden Lesefunde von Scherben der frühen Eisenzeit und des 13. Jhd. gemacht.

Beispiele:

 

Abb. 3

Urne (?) von heller Farbe mit reicher Schnurverzierung und vier Henkeln, davon zweiabgebrochen – 1883 Geschenk des Herrn von Meusebach – angeblich im „Totenhügel“ auf der Roßtrappe gefunden.

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Abb. 4

Bronzemesser der frühen Bronzezeit. Einzelfund auf der Roßtrappe, wurde vom Herbergswirtder vermutlich späten 30er Jahre des letzten Jahrhunderts verkauft.

Abb. 5

Griffzungenschwert der frühen Bronzezeit, Fundort Thale. Eine genauere Bestimmung desFundortes ist nach Akteneinsicht nicht möglich.

5. Exkurs Roßtrappe

Abb. 6

Der „Hufabdruck“ auf der Roßtrappe ist eine birnenförmige, vermutlich von Menschenhandgefertigte Vertiefung im Granitfelsen. Innerhalb dieser Vertiefung befinden sich drei bis zu 20cm tiefe Löcher. Diese Löcher könnten als Pfostenlöcher angesprochen werden, vielleichtdienten sie zur Befestigung von Kultfiguren, ähnliches findet sich in keltischen Heiligtümern.Da der Harz zur parakeltischen Zone (d.h. Einflussbereich der keltischen Kultur) zu zählen ist,ist dieser Vergleich nicht abwegig. Solche „Schöpfmulden“ finden sich auch im keltischen

England häufig. (Bsp. liegen vor) Auf die Bedeutung und Nutzung des sich dort sammelndenRegenwassers wies schon Eliade hin (Eliade, M.: Das Heilige und das Profane. Vom Wesen desReligiösen.).

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Die Sage um die Roßtrappe spricht auch von der goldenen Krone im Bodetalkessel, hierbei istdie tradierte Bedeutung dieses Platzes als Opferstätte (vermutlich durch Hinabwerfen) denkbar.Spekulativ ist auch die Nutzung als „Hufmal“ zu germanischen Zeiten, da ein solcher „Abdruck“ als Synonym für Odin mit seinem achtfüßigen Pferd Sleipnir gilt.Ob zu dieser Zeit der Germanen bzw. der Jastorf-Kultur dieser Kult noch lebendig war, ist nicht

 belegbar, gleiches gilt für die Funktion des Abdrucks als Schöpfmulde.Wie diese Zeremonien genau abliefen und wozu sie dienten, läßt sich nur unwesentlich durchvergleichende Forschung erhellen. Da schriftlich indigene Quellen fehlen, ist hier nur der interkulturelle Vergleich als Forschungsmethoden denkbar.Inwieweit die wahrscheinliche Volksburg der Vorzeit auch oder ausschließlich zum Schutz der Kultanlagen angelegt wurde, ist ohne weitere Grabungen nicht zu ergründen. Selbst dann bleibtvieles Spekulation.

Möglichkeiten einer Rekonstruktion

Die Möglichkeiten einer Rekonstruktion der Anlage oder einiger Abschnitte der Anlage hängen

natürlich stark vom finanziellen Rahmen des Vorhabens ab. Eine Rekonstruktion muß aber nicht zwingend teuer sein, vergleichbare Anlagen (z.B. die Funkenburg inWestgreußen/Thüringen) wurden oftmals von damaligen ABM Kräften unter fachlicher Anleitung erstellt und waren bis auf das Holz oder etwaige Baggerarbeiten relativ günstig. Als

 problematisch ist in unserem Fall der Naturschutz anzusehen, da einige Bäume der Rekonstruktion weichen müßten; welche Sachfragen hier bestehen, muß im Vorfeld geklärtwerden.Viele reizvolle Möglichkeiten würden im Ergebnis eines Wiederaufbaus entstehen, bereits der Aufbau der Anlage wäre als Sehenswürdigkeit und Attraktion zu vermarkten. Entweder durchMitarbeit der Touristen selbst oder Beobachtung der Arbeiten, die dann sinnvollerweise mithistorischen Werkzeugen und viel Handarbeit durchzuführen wäre. Denkbar wären dann sogar Forschungen im Bereich der experimentellen Archäologie, dabei könnte man mit verschiedenenuniversitären Einrichtungen zusammenarbeiten. Welche Möglichkeiten in diesen Hinsichten

 bestehen, muß noch ergründet werden.

Vor Ort sind nur die Wallreste vorhanden und eine Verwendung von Hölzern in der Konstruktion wurde bisher nicht festgestellt, ist aber mehr als wahrscheinlich.Der Aufbau der Brustwehr ist ebenfalls nicht mehr feststellbar, denkbar wäre hier einePalisaden oder Flechtwerkkonstruktion. Möglich ist ebenfalls eine zusätzliche Absicherung der Wallkrone durch Buschwerk. Die Form und Ausdehnung der Vorgräben sind auch unklar, hier wäre mit einer einfachen Schnittgrabung leicht Abhilfe zu schaffen.

Welche Teile der Anlage wären sinnvoll für eine Rekonstruktion?

Hier müßte eine Auswahl getroffen werden, um bestehende Gebäude und Anlagen nicht zu beeinträchtigen. Sinnvoll wäre sicherlich der Hauptwall, da hier Vorgeschichte und Mittelalter aufeinandertreffen. Die restlichen Wälle könnte man in ihren Ansätzen errichten und imGelände markieren, um einen Eindruck der schieren Größe der Anlage zu gewinnen. Da für Gebäude innerhalb der Anlage keine Belege existieren, wäre es sinnvoll verschiedeneHaustypen aus verschiedenen Epochen zu errichten. Denkbar sind hier Gruben- oder Flechtwerkhäuser, Lang- und Fachwerkhäuser. Reizvoll wäre auch die Einbindung der Reste

der mittelalterlichen Winzenburg, die in die vorgeschichtliche Fliehburg eingebaut wurde.

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Quellenverzeichnis

Abb. 1 Grimm 1958, S. 2Abb. 2/4/5/6/7 aus den Akten des Landesmuseums für Archäologie Sachsen-Anhalt

Abb. 3 eigenes Foto

Literaturverzeichnis

Stolberg, Friedrich (1983) Befestigungsanlagen im und am Harz von der Frühgeschichte bis zur  Neuzeit. HildesheimGrimm, Paul (1958) Die Vor- und Frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle undMagdeburg. BerlinMildenberger, Gerhard (1978) Germanische Burgen. Münster