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Katholische Kirche Region Bern Römisch-katholisches Dekanat Region Bern Jahresbericht 2009 «...dank Ihnen!» Türen und Fenster auf! Seite 2 Haben Sie Zeit zum Verschenken? Seite 3 Rezepte aus dem Volk. Seite 4 Der Haken dran... Seite 5 Glaubwürdig leben! Seite 6 «Eine Chance, die wir genutzt haben!» Seite 7 Sexuelle Übergriffe in der Kirche: Was muss sich ändern? Eine Stellungnahme der Dekanatsleitung der Katholischen Kirche Region Bern

Römisch-katholisches Dekanat Region Bern «dank Ihnen!»‹La buona forchetta› (‹Die feine Gabel›) vor allem Seniorinnen und Senio-ren aus der italienischen Gemeinde in Bern,

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Page 1: Römisch-katholisches Dekanat Region Bern «dank Ihnen!»‹La buona forchetta› (‹Die feine Gabel›) vor allem Seniorinnen und Senio-ren aus der italienischen Gemeinde in Bern,

Katholische Kirche Region BernRömisch-katholisches Dekanat Region Bern

Jahresbericht 2009

«...dank Ihnen!»

Türen und Fenster auf! Seite 2

Haben Sie Zeit zum Verschenken? Seite 3

Rezepte aus dem Volk. Seite 4

Der Haken dran... Seite 5

Glaubwürdig leben! Seite 6

«Eine Chance, die wir genutzt haben!» Seite 7

Sexuelle Übergriffe in der Kirche: Was muss sich ändern?Eine Stellungnahme der Dekanatsleitung der Katholischen Kirche Region Bern

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Katholische Kirche Region Bern

Ein lebendiger Orga-nismus!Katholische Kirche Region Bern ist ein lebendiger Organismus, beste-hend aus vielen, sehr vielen Men-schen. Ganz unterschiedlichen. Mit vielen Ideen, Zielen, Gedanken, Hoffnungen, Vorurteilen, Träumen, tiefem Glauben und starken Zwei-feln.

Einen ganz, ganz kleinen Ausschnitt aus diesem lebendigen Alltag der Katholischen Kirche Region Bern präsentieren wir Ihnen hier - und verweisen Sie zugleich weiter: auf die Homepage www.kathbern.ch, auf das Pfarrblatt, auf andere Medi-en ... und auf die Menschen in Ihrer Nähe, die sich für Kirche engagieren. Dort lesen oder hören Sie das ganze Jahr über, was alles mit Ihrer Kir-chensteuer geleistet wird - für viele Menschen und mit vielen Menschen hier in Bern und Umgebung.

Ihre Kirchensteuer bleibt hier in Bern - bei uns und damit bei all den Menschen, für die wir und mit denen wir da sind, auch in einer für die Kir-che sehr schwierigen Zeit.

So danken wir Ihnen: mit Ihrem Geld, mit Ihrer Kirchensteuer unter-stützen Sie das Engagement für die Menschen in und um Bern! Ihr Geld ist gut angelegt - angelegt das Enga-gement für lebenswerte Welt. Hier bei uns, hier bei Ihnen!

Ludwig Spirig-HuberKommunikationsstelle Katholische Kirche Region Bern

Türen und Fenster auf!

Karl Graf, Co-Dekanatsleiter

Liebe Leserin, lieber Leser

Geöffnete Fenster und Türen erinnern mich an die grosse Öffnung der katholi-schen Kirche, die Papst Johannes XXIII. 1960 angestossen und mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in Bewegung ge-bracht hat. Entscheidende Reformschrit-te waren: Die Ökumene und der interre-ligiöse Dialog, die erneuerte Liturgie in der Volkssprache, die persönliche Gewis-sensfreiheit.

Solche grundlegenden Reformen haben die meisten Menschen begeistert und einen Teil der Kirchenleitung verunsi-chert. So kam ein verzweifelter Kardinal zu Johannes dem XXIII mit der Frage, wie denn nun alles weitergehen solle? Die Antwort des Papstes war, dass er in seinem Arbeitszimmer schweigend zum Fenster schritt und es weit öffnete.

Von offenen Türen und Fenstern in der Katholischen Kirche Region Bern be-richten wir Ihnen hier. Es geht uns nicht darum, dass die Kirche «im Dorf bleibt», sondern dass sie für Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen er-

fahrbar wird und näher rückt: Für die Jugendlichen, die nach Lebenssinn und Zukunftsperspektiven suchen, für die vereinsamte Rentnerin, die den Kontakt zu den Menschen verloren hat. für den Fremden, der in unserem Land ein Stück Heimat vermisst.

…Dank Ihnen! wird all das Berichtete und noch viel mehr möglich. Dank Ih-nen gibt es in unserer Gesellschaft Orte, wo Kirche lebt, wo ein bisschen mehr an menschlicher Wärme möglich wird, wo der Sinn für Spiritualität und die Suche nach Lebenssinn lebendig gehalten wird, wo die herausfordernde Stimme Jesu im Markt der tausend Möglichkeiten wach gehalten wird, wo Menschen am Rand Zuwendung erfahren.

Ich freue mich und danke Ihnen herz-lich, wenn Sie mit Ihrem persönlichen Beitrag eine lebendige Kirche weiterhin unterstützen. Wir werden dafür sorgen, dass Fenster und Türen weit offen blei-ben.

Karl Graf, Co-Dekanatsleiter Region Bern

„Die Antwort von Papst Johan-nes XXIII. war, dass er in sei-nem Arbeitszimmer schwei-gend zum Fenster schritt und es weit öffnete...“

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Geleitet wird das Projekt ‹A casa› (‹Da-heim›) von Andrea Sahre, Sozialarbeite-rin der katholischen Kirche Belp. Zehn Freiwillige sind es im Moment (drei Män-ner und sieben Frauen), die Menschen regelmässig zu Hause besuchen. Men-schen, die sich unsicher fühlen, wenn sie allein ausser Haus gehen müssen. Men-schen, die alt, krank oder behindert sind. Menschen, die allein sind.

Mehr als ein ganz normaler Besuch

Beim gemeinsamen Kaffeetrinken, auf ei-nem kurzen Spaziergang, während dem Vorlesen aus einem Buch – da gesche-hen diese Begegnungen, die sowohl den Besuchten wie den Besuchenden viel ge-ben. Man spricht über dieses oder jenes, nimmt Anteil – wie auf einem ganz nor-malen Besuch bei Freunden oder Freun-dinnen. Und doch: ‹A casa› ist mehr. Die Freiwilligen, die zu Besuch kommen, werden dafür speziell vorbereitet und sind auch durch Fachpersonen begleitet. «Wie gehe ich mit schwierigen Situati-onen um?» Darüber tauschen sich die

«Haben Sie Zeit zu verschenken?»«Die Kirche ist da für Menschen, die einsam sind», sagt Andrea Sahre. Konkret sind die Katholische und die Evangelisch-reformierte Kirche Belp unter anderem mit ihrem Besuchsdienst ‹A casa› da. Gemeint ist nicht in erster Linie die Institution, gemeint sind ganz konkrete Menschen, die sich Zeit für andere nehmen.

Zeit schenken - für andere da sein (Foto: zvg)

zehn Frauen und Männer, die in regel-mässigen Abständen Besuche machen, untereinander und mit Projektleiterin Andrea Sahre regelmässig aus.

«...und ganz einfach auch Zeit»

Was braucht es, um im Besuchsdienst ‹A casa› mitmachen zu können? «Kon-taktfreudigkeit und verstehendes Ein-fühlungsvermögen, Verschwiegenheit und Verlässlichkeit, ganz einfach auch Zeit...», sagt Andrea Sahre. Das ist Kir-che - nicht nur in Belp, sondern auch an vielen anderen Orten in der Region Bern.«Begleitung bei der Alltagsbewältigung» - so umschreibt Heidi Mosimann, Mitar-beiterin bei der FASA (Fachstelle Sozial-arbeit) an der Mittelstrasse 6a in Bern die Aufgabe der Besuchsdienste, die auf ver-schiedene Art und Weise in den Pfarreien

Andrea Sahre: «Kirche ist da für Menschen, die einsam sind!»

Was macht eigentlich die Katholi-

sche Kirche Region Bern mit Ihrem

Geld? Genaues finden Sie im

Rechenschaftsbericht 2009 der Rö-

misch-katholischen Gesamtkirch-

gemeinde Bern und Umgebung

unter www.kathbern.ch/gkgbern!

der Katholischen Kirche Region Bern an-geboten werden. Das Bedürfnis nach Be-suchen dieser Art ist bei vielen Menschen vorhanden. Dies habe eine Umfrage im vergangenen Jahr klar gezeigt.

Dank Ihnen...

Auch Sie sind auf all diesen Besuchen mit dabei: dank Ihnen kann die Katholische Kirche Region Bern solche Dienste für Menschen, die krank oder einsam sind, anbieten. Ihre Kirchensteuer kommt sol-chen Menschen zu gute!

«Man spricht über dieses oder jenes, nimmt Anteil – wie auf einem ganz normalen Besuch bei Freunden oder Freundin-nen.»

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«Rezepte aus dem Volk»

Rodolfo Catucci: während Jahren der Chef (Foto: zvg)

Wenn Rodolfo Catucci aus den Abruzzen, bzw. aus Bümpliz, am Herd stand, kamen die Leute in die Prairie. An einem Donnerstag mittag im Monat lud ‹La buona forchetta› (‹Die feine Gabel›) vor allem Seniorinnen und Senio-ren aus der italienischen Gemeinde in Bern, aber auch ältere Menschen aus der Schweiz, aus Spanien und Portugal zum mediterranen Mahl ein. Klar: da wurde nicht nur gegessen, da wurde auch miteinander geredet, gefeiert. Gekocht, serviert und abgewaschen wurde von Freiwilligen. Ins Leben ge-rufen wurde ‹La buona forchetta› von Lorenzo Calabria, Mitarbeiter der Fachstelle Sozialarbeit der Katholischen Kirche Region Bern.

Manchmal nahm er den Backofen be-reits morgens um halb sechs Uhr in Be-trieb, wenn er ‹Porchetta› machen woll-te. Manchmal nahm er Wein aus eigener Produktion («...fast eigener Produktion», wirft er ein) aus den Abruzzen zurück nach Bern, wo er ihn dann servierte. Im-mer war Rodolfo Catucci mit Leib und Seele dabei, wenn es ums Einkaufen ging und ums Kochen für meistens 60 Leute, vornehmlich Senioren und Seniorinnen, denen die mediterrane Atmosphäre an einem Donnerstag im Monat mitten in Bern gut tat.

Sechs Jahre mediterranes Essen

2004 hatte Lorenzo Calabria, Sozi-alarbeiter der Pfarrei St. Antonius in

Bümpliz, den Anfang zur ‹Buona forchet-ta› gemacht, hatte Freiwillige gefunden. Nun, nach sechs Jahren, ist das Projekt ausgelaufen - wenigstens im Moment. Das Bedürfnis ist nach wie vor da, was fehlt, sind Freiwillige, die viel Arbeit und Engagement auf sich nehmen, um für an-dere da zu sein. «Wir suchen ältere Leu-te, die Zeit haben für dieses Engagement und gleichzeitig noch so gesund sind, dass sie es über eine längere Zeit machen können», sagt Lorenzo Calabria.

Mit Erinnerungen verbunden, zentral, belebt

Die Atmosphäre mediterran, das Essen wunderbar, die Preise sehr billig - für Fr. 12.- war jeweils ein Menu inklusive Mine-ralwasser zu erhalten. Ein ganzes Menu (siehe das Menu von Ende Dezember gleich nebenan) mit Suppe, Hauptspeise,

Salat und Dessert)! Es waren immer, wie sowohl Lorenzo Calabria

wie auch Rodolfo Ca-tucci betonen,

«Rezepte aus dem

Volk» - und somit

immer auch für das Volk...

Auch der Ort in der Prairie

bei der Dreifal-tigkeitskirche war

zum Gluschtigmachen...das Menu vom 3. Dezember 2009

nicht zufällig: zum einen erinnert der Bau ein wenig an das frühere Italien, zum anderen liegt er zentral in der Stadt, und zum dritten ist die Prairie kein Ghet-to, sondern Teil einer lebendigen Pfarrei, wo Menschen verschiedener Nationalitä-ten ein- und ausgehen.So war die ‹Buona forchetta› nicht ein-fach ein Mittagessen, sondern ebenso ein Projekt für Menschen, die den Rappen hin und wieder zweimal umdrehen müs-sen. Sie war ein Projekt für Menschen, die zwar in unserer schweizerischen Ge-sellschaft integriert sind und sich doch auch nach dem ‹Daheim› sehnen.

....dank Ihnen!

Auch dank Ihnen und Ihren Kirchensteu-ern können Menschen aus anderen Län-dern in der Katholischen Kirche Region gemütlich zusammen sitzen, miteinan-der essen und reden - und sich damit hier bei uns wohl fühlen.

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Der Haken dran...

Sibylle Taeggi und Urs Stierli-Fürst: Spannen-de Geschichten rund um den Martinsmantel

Kirche und Kunst - eine nicht immer einfache Konstellation. Eine spannen-de aber! Die Kirchgemeinde und Pfarrei Worb hat sich an ein Kunstprojekt gewagt. Was am Martinsfest im November 2009 enthüllt und vorgestellt werden konnte, ist beeindruckend: der Mantel des heiligen Martin, des Pa-trons der Pfarrei Worb, hängt an der Aussenwand der modernen Kirche - und er ist aus Blechbüchsen ‹zusammengenäht›.

Man glaubt es kaum, dass dieser Mantel, der so weich fällt, aus Blechbüchsen her-gestellt ist: bei uns ein Wegwerfprodukt, in Burkina Faso kostbares Rohmateri-al und Werkstoff. Die Künstlerin Rahel Boos hat zusam men mitKünstlern aus dem afrikani schen Land diesen Mantel des heiligen Martin geschaf-fen.Rahel Boos hatte an einem Wettbewerb der Katholischen Kirchgemeinde Worb teil-genommen und mit ihrem Projekt den ersten Preis ge-wonnen.

Der heilige Martin - hoch-aktuell

Das Projekt überzeugte, am 8. November 2009 wurde es eingeweiht. Im Gottesdienst sag-te die Künstlerin Rahel Boos dazu: «Jene Konserven-dosen, aus welchen die Skulptur geschaf-fen ist, sind vom Ex-portgut von Europa nach Afrika zum Exportgut in die andere Richtung geworden. Sie symbolisieren so einerseits Martins überwundene Dis-krepanz zwischen Arm und Reich sowie jene zwischen der Schweiz und Burkina Faso.» Weich - hart; arm - reich; kalt - warm; kostbar - wertlos; geben - neh-men: all dies sind Spannungen, die im Martinsmantel von Worb drin sind, die den Betrachter oder die Betrachterin be-schäftigen.

Hängt an der Aussenwand der Worber Kirche: Martins Mantel

Aussen an der Kirche

Dem Kirchgemeinderat wie auch dem Pfarreiteam sei es wichtig gewesen, so

erzählt Sibylle Taeggi, Finanzverant-wortliche der Kirchgemeinde Worb, dass die rund 10jährige Martinskir-

che in Worb mit einem modernen Kunstwerk geschmückt wer-

den könne. Zugleich wollte man den Innenraum der

Kirche nicht verändern - darum hängt der Mar-tinsmantel nun auch aussen, beim Zugang zur Kirche von der Bernstrasse her. Wer also zur Kirche oder auch ins Pfarrei-zentrum kommt, muss sich mit dem Mantel des heili-gen Martin aus Burkina Faso auseinander-setzen.

Der Haken dran

Doch das Kunst-werk besteht

nicht nur aus dem Mantel. Man muss genauer hinschauen... denn da sind auch zwei Haken, zum einen der, an dem der Mantel - der ganze Mantel übrigens! - des Heiligen Martin hängt. Die Legende be-sagt eigentlich, dass der Heilige seinen Mantel geteilt habe, um die eine Hälfte dem frierenden Bettler am Strassenrand zu geben. Bei Rahel Boos wird der As-pekt des Teilens aktualisiert: am anderen

Haken links neben dran hängt... nichts! Urs Stierli, Gemeindeleiter in Worb sagt dazu: «Der Betrachter/die Betrachterin wird aufgefordert, das was er oder sie teilen will, symbolisch an den zweiten leeren Haken zu hängen...es geht nicht

nur ums Geld teilenman kann sich ja be-wusst Zeit nehmen, seine Zeit mit ande-ren Menschen teilen, man kann gemein-sam schwierige Situationen aushalten, miteinander schweigen, beten oder gute Worte teilen...Oder man kann sich freuen an schönen Momenten, die anderen Men-schen geschenkt sind...»

Auseinandersetzung mit dem Evangeli-um

Auch so geschieht Verkündigung, Ausei-nandersetzung mit der Botschaft Gottes: durch Kunst, die anregt - den einen oder anderen vielleicht auch aufregt -, Kunst, die Fragen stellt, die Gewohntes aus ei-nem neuen Blickwinkel anschaut. Kunst aber auch, die Grenzen überschreitet, Gräben überspringt: die riesigen Unter-schiede zwischen den Menschen in der Schweiz und den Menschen in Burkina Faso.

«Man muss genauer hin-schauen... denn da sind auch zwei Haken...»

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«Glaubwürdig leben»

Höhepunkt des Firmweges 2009 war sicher die gemeinsame Woche im mit-telitalienischen Assisi, dem Ort, wo der heilige Franziskus lebte und wirkte. Auf einer Wanderung dann passierte es: «Die Mitglieder der Gruppe hatten plötz-lich ein Gruppengefühl». Einer der Teil-nehmer war auf der längeren Wanderung überfordert, wollte aufgeben. Andere Ju-gendliche blieben bei ihm, nahmen sich ihm an und führten ihn schlussendlich mit der ganzen Gruppe zurück nach As-sisi. Durch diese Erfahrung entstand ein Gefühl der gegenseitigen Solidarität – ein Gefühl, das über die Assisi-Woche hi-nausging und auch jetzt – einige Monate nach der Firmung – weiter anhält.

Gemeinsam unterwegs sein auf ein Ziel hin. Was das heissen kann, haben die Firmlinge der Pfarreien St. Antonius Bümpliz und St. Mauritius Beth-lehem eindrücklich erfahren. 23 Jugendliche, alle etwas älter als 17 Jahre und aus dem Westen Berns, liessen sich auf den Firmweg 2009 ein. 18 be-endeten ihn mit der Firmung im November, 5 sind aus unterschiedlichen Gründen vorher ausgestiegen.

Es geht aufwärts...Jugendliche aus Bethlehem und Bümpliz in Assisi (Foto: Patrick Schafer, Bümpliz)

Persönlich wie gemeinsam

23 Jugendliche aus den Pfarreien St. An-tonius Bümpliz und St. Mauritius Beth-lehem, alle um die 17 Jahre jung, wagten sich auf den Firmweg, den die Katho-lische Kirche Region Bern auch in ver-schiedenen anderen Pfarreien anbietet. Klar, viel Plausch ist auch dabei, mit an-deren Jugendlichen zusammen sein, über dies und das reden - aber dazu gehört die persönliche wie die gemeinsame Suche nach Gott, der uns Menschen trägt. Zentrales Anliegen auch bei einem Firm-weg ist aber die Glaubwürdigkeit. Ge-firmt werden/gefirmt sein heisse, so sagt es Patrick Schafer, Theologe in Bümpliz, «glaubwürdig zu leben.» «Wir regen die Jugendlichen zum eigenen Denken an»,

ergänzt Elisabeth Reingruber, Jugendar-beiterin in Bethelehem und Bümpliz.

«...da kommt Atmosphäre auf!»

Nicht nur in Assisi waren die rund 20 Jugendlichen unterwegs, während ei-nem Jahr trafen sie sich regelmässig zu Abenden oder Wochenenden in Bern. Da wurde über Themen wie Gottesbilder, Heiliger Geist oder Fairer Handel ge-sprochen, wurden Gottesdienstformen ausprobiert...es wurde auch nicht nur geredet, sondern viel Kreatives gestaltet - und eben auch gewandert. Elisabeth Reingruber sagt es klar: «Wenn wir mit 17jährigen in die Kirche hinein-gehen, dann passiert etwas, da kommt Atmosphäre auf!» Und Patrick Schafer, Theologe in Bümpliz, resumiert: «Bei der Firmung waren die Jugendlichen eine Gruppe, die zusammen hält. Freund-schaften sind entstanden. Und diese Ju-gendlichen engagieren sich – das freut uns sehr! – für die Pfarrei.» Der Firmweg als Plattform für weitere Kontakte in der Pfarrei und in die Pfarrei hinein.

....dank Ihnen!

Auch dank Ihnen und Ihren Kirchensteu-ern können Jugendliche auf vielfältige Weise Gott erfahren und zugleich mitei-nander spannende Momente erleben. So werden sie, zusammen mit Erwachsenen, einstehen können für eine glaubwürdige Kirche.

Zwei von fünf Leitenden: Elisabeth Reingru-ber, Bethlehem, und Patrick Schafer, Bümpliz. Im weiteren gehörten auch zur Leitung des Firmweges in den Pfarreien St. Antonius und St. Mauritius: Rosa Tirler, Claudia Vonlanthen und Sévérine Decaillet

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«Eine Chance,die wir genutzt haben!»

Impressum

KonzeptionBegleitgruppe Kommunikation(Marie-Louise Beyeler, Rolf Frei, François Emmenegger, Ludwig Spirig-Huber)

Texte, Fotos, Redaktion und GestaltungKommunikationsstelle Katholische Kirche Region BernLudwig Spirig-Huber

Auflage31‘000 Exemplare

DruckW. Gassmann AG, Biel

«Für mich ist das ein kleines Wunder!», sagt Josef Durrer, der Präsident des Kleinen Kirchenrates der Katholischen Kirche Region Bern. Damit meint er den Kauf des Akademikerhauses an der Alpeneggstrasse 5 - ganz nahe beim Bahnhof und der Universität. So viel hat zusammen passen müssen, damit es zu diesem Kauf gekommen ist. Ein Kauf ganz im Dien-ste der Seel-sorge, insbesondere an jungen Menschen. Karl Graf, Co-Dekanatsleiter Re-gion Bern, unterstützt Josef Durrer in seiner Einschätzung.

Es war doch ein wenig überraschend für die Katholische Kirche Region Bern, als die Berner Jesuiten im Januar 2009 verkündeten, dass sie demnächst Bern - nach mehr als 80 Jahren - verlassen wür-den. Das Haus an der Alpenegg-strasse 5, in dem sie wohnten und in dem sie auch die Studierendenseelsorge anboten, werde verkauft. Der Kleine Kirchenrat, die Exekutive der römisch-katholischen Gesamtkirchgemeinde Bern und Umge-bung, bekundete sein Interesse an der Liegenschaft, ein Interesse, das sich sehr gut mit dem der Jesuiten-Gemeinschaft deckte: das Haus sollte nicht zum Speku-lationsobjekt verkommen, sondern wei-terhin im Dienste der Seelsorge genutzt werden können.

Gemeinsam für die Zukunft

Speziell am ‹aki›, wie das Katholische Akademikerhaus umgangssprachlich genannt wird, ist sein niederschwelli-ges Angebot. Die Tür ist offen für junge Menschen, zum Musizieren, zum Dis-

Josef Durrer, Präsident des Kleinen Kirchenrates, und Karl Graf, Co-Dekanatsleiter: Gemeinsam für die Seelsorge (Foto: lsh)

kutieren, zum Meditieren. Solche Er-fahrungen verbinden, werden vertieft, auch religiös gedeutet. Diesen Dienst an jungen Menschen wollte die Katholische Kirche Region Bern nicht aufgeben - sie alleine konnte aber nicht alle Mittel auf-bringen, die fürs Gebäude einerseits, für den Betrieb der Studierendenseelsorge in diesem Haus andererseits nötig sind. Die Römisch-katholische Landeskirche des Kantons Bern bot Hand zu einer für alle tragbaren Lösung. Gegenwart und Zu-kunft des Hauses und der darin unterge-brachten Studierendenseelsorge konnten so gemeinsam gesichert werden.

Breit gefächertes Angebot

Das ‹aki› wird aber nicht nur Ort der Studierendenseelsorge bleiben, sondern neu auch zu einer Art ‹Medienzentrum› der Katholischen Kirche Region Bern werden. Neben dem Pfarrblatt und ‹ka-thbern.ch›, dem Internet-Auftritt der Katholischen Kirche im ganzen Kanton, wird auch die Kommunikationsstelle Ka-

tholische Kirche Region Bern sowie der Kommunikationsdienst der Landeskir-che des Kantons Bern im ‹aki› unterge-bracht werden. Und im obersten Stock wird die Seelsorge für die Portugiesen im Kanton Bern eingerichtet.

Dank Ihnen...Auch dank Ihnen sind die Türen des ‹aki› weiterhin für junge Menschen offen. Ihre Kirchensteuern ermöglichen es der Ka-tholischen Kirche Region Bern (ebenso wie der Landeskirche des Kantons Bern), Räume für verschiedenste Aufgaben zur Verfügung zu stellen.

Im Besitze - und mehr noch - im Dienste der Katholischen Kirche Region Bern: das aki nahe dem Bahnhof

Was macht eigentlich die Katholi-

sche Kirche Region Bern mit Ihrem

Geld? Genaues finden Sie im

Rechenschaftsbericht 2009 der Rö-

misch-katholischen Gesamtkirch-

gemeinde Bern und Umgebung

unter www.kathbern.ch/gkgbern!

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Im Rückblick auf die letzten Monate wird deutlich, dass Kirchenleute die Tendenz hatten, Übergriffe geheim zu halten und die Täter zu schützen, um so vermeint-lich den Ruf der Kirche zu wahren. Wo aber solche Vergehen vorliegen, kennt die christliche Tradition nur einen Weg: Das Bekenntnis zur eigenen Schuld und die klare Bereitschaft, daraus Konsequenzen zu ziehen. Die Kirche wird glaubwürdi-ger, wenn sie sich offen zu ihrer Schuld bekennt.

Ein weiterer Zusammenhang zeigt sich in der rigiden Sexualmoral der offiziellen Kirche. Da wirken immer noch sexual-feindliche Traditionen, die Menschen da-ran hindern, ihre Sexualität in ihre Per-sönlichkeitsentwicklung zu integrieren. Für Straftäter bei sexuellen Übergriffen ist aber genau dieses Defizit einer nicht integrierten Sexualität typisch.

«Ich wünsche mir eine Kirche...»

Diese Überlegungen zeigen, dass die Em-pörung in der Öffentlichkeit über die se-xuellen Übergriffe ein heilsamer Schock für die Kirche sein kann - und zwar dann, wenn sie sich ehrlich den aufgeworfenen Fragen stellt und sich neu orientiert.

In den folgenden Wünschen möchte ich verdeutlichen, in welche Richtung dieser Weg gehen kann:

Ich wünsche mir eine Kirche, die sich grundlegend am Auftrag und am Wir-ken Jesu orientiert.

Ich wünsche mir eine Kirche, die sich nicht an einem Perfektionsideal orien-tiert, sondern auch zu ihren Fehlern und ihrer Schuld steht.

Ich wünsche mir eine Kirche, die den Menschen nicht eine rigide Moral wei-tergibt, sondern Hilfe bietet zu erfülltem Leben und persönlicher, ganzmenschli-cher Reife.

Ich wünsche mir eine Kirche, die ver-schiedene Lebensformen von Frauen und Männern in der Seelsorge akzep-tiert und fördert.

Im Dekanat Region Bern haben wir uns in den letzten Wochen und Monaten um eine offene Information gegenüber der Öffentlichkeit bemüht und damit gute

Sexuelle Übergriffe in der Kirche:Was muss sich ändern?

Erfahrungen gemacht. Die verschiede-nen Statements, Interviews und Aufrufe sowie die Stellungnahmen der Seelsor-genden sind gut angekommen. Wir sind auch froh, dass wir bereits im Jahr 2001 für eine umfassende Regelung für das Vorgehen bei sexuellen Übergriffen ge-sorgt haben mit einer kirchenunabhängi-gen Ansprechperson und einem kompe-tenten Fachgremium. (Mehr dazu siehe auch unter www.kathbern.ch)

Mit Ihnen zusammen dran bleiben...

Wir möchten mit Ihnen zusammen wei-ter dran bleiben am Aufbau einer glaub-würdigen und zukunftsgerichteten Kir-che. Der Mediensonntag von Mitte Mai ist für uns ein geeigneter Anlass, um da-rüber nachzudenken: Daher laden wir sie am Samstag, 15. Mai, auf 16.30 Uhr zu ei-ner offenen Vesper in die Berner Dreifal-tigkeitskirche ein unter dem Motto: Wir sind Kirche: Was muss anders werden?

«Lasset die Kinder zu mir kommen, … ihnen gehört das Himmelreich.» (Mt 19,14) Jesus betont, dass Kinder in der Gemeinschaft seiner Jüngerin-nen und Jünger einen besonderen Platz haben. Er hat Kinder gesegnet und sie vor zudringlichen oder abweisenden Erwachsenden geschützt. Daher treffen sexuelle Übergriffe die Mitte des Evangeliums und widersprechen diametral dem Wirken und Willen Jesu. Bei sexuellen Übergriffen wird der seelsorgerliche Vertrauensraum missbraucht und Kindern psychisch und physisch Gewalt angetan. Die Empörung in der Öffentlichkeit bei sol-chen Vergehen durch Seelsorgende ist daher berechtigt.

Karl Graf, Co-Leiter Dekanat Region Bern

Aus aktuellem Anlass