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ZEITSCHRIFT r i'lj N U M I S M A T I K. REDIGIRT v o x Dii. ALFEED VON SALLET, Ml TGMKn DKS ARCHAKOLOOISCHKN INSTITUTS, T^HHKNMITGHKD D1\R XVMISMATISCHRN OKSKLLSCHAyr IN LONDOX, DP.ITTER BAND. BERLIN. W E I D M A N X S C i l E B U C H H A N D L U N G . 1S76.

N U M I S M A T I K

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Page 1: N U M I S M A T I K

ZEITSCHRIFT

r i ' l j

N U M I S M A T I K.

R E D I G I R T

v o x

Dii. ALFEED VON SALLET,M l T G M K n D K S A R C H A K O L O O I S C H K N I N S T I T U T S , T ^ H H K N M I T G H K D D 1 \ R X V M I S M AT I S C H R N

O K S K L L S C H A y r I N L O N D O X ,

D P . I T T E R B A N D .

B E R L I N .W E I D M A N X S C i l E B U C H H A N D L U N G .

1S76 .

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M i s c e 1 1 e n.

S e i a n ' H N a m e a u f i \ I u n z e n a n s r a d i r t , Z u d e n v o nuns mehrfach besprochenen Radivungen der Kopfe iind Inschriftengeachteter todter Kaiser, Domitian (Cibyra , Geta (Pergamum,Smyrna, Stratonicca) komnit das iiltcste, langst bekanute, vonmir Ubersehene Beispiel einer derartigen Kadining binzu: aufMlinzen von Bilbilis, welcbe das Consulat des Tiberius und desL. Seianus erwahnen, ist bisweilen (nacb Florez und Haver-camp) der Kame des Seianus ausradirt. Ich mocbte aber nicbtwie Eckbel dies ans dera allgemeinen »odium in projectiim bomi-nemc, sondern elier aus der 8ervilitat der Provinzialbeborden inB i l b i l i s e r k l a r e n .

Geta's Name, nicbt der Kopf, ist vielleicbt aucb auf einerMiinze von Metropolis Isauriae ausradirt. Diese Miinze beweistaucb, dass die bisweilen deni Elagabal zugetbeilten Mlinzen dieserStadt dem Caracalla angehoren; die Munze des Geta hat genaud e n s e l b e n S t y l . A . v . S .

Verfalecbungen romisober Kupfermlinzeii. Ich habeschon frliber auf die klinstliehe Erde romischer Bronzemllnzenaufmerksam geniacht. Vor Kurzem sab ich cine aus Rom koni-mende, pracbtvoll griin patinirte, mit Erdstaub bedcckte Mittel-bronze der Livia, deren Patina sicb sebr bald als grUuer Firnisserwies. Man muss sicb also vor alien den rUmischen Miinzenbliten, welcbe den Anscliein baben, als seien sie, pracbtig pati-

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nirt, frisch aiis der Erde gekommen. Die MUnzen selbst sindnatUrlich acht, Patina und Erde aber falscli, und obenein sinddiese StUcke fast stets leicht tiberarl)eitet. Den geschickten Ver-fei'tiger derartiger Zuthaten von Munzeii mid BroiizealterthUmernglaube ich genau zu kennen. Lcidcr sind gevade die schonstenvomischen Bronzeraedaillons durch seine Hiinde gegangen, wieder ihnen anhaftende Erdstaiib und die freilich sehr gescliicktgemachten, die Grenzen des »Putzens« bisweilcn libersciireitendenRetoucben beweisen. — Jedes scbarfe Putzen von Aitertbliniern,seien es nun Marmorsacben, Bronzen, MUnzen oder Terracctten,ist allemal eine Barbarei; Gold- und SilberniUiizen darf man nurluit Salmiak oder dem galvaniscben ytroni reinigen. Brouze-nilinzen, BronzealtertbUnier und Marmor nur mit der BUrste,Terracotten aber uiiisseu selbstverstandlicli so bleibeu, wie sieauH der Erde koninien. Es ist ein Beweis der eiusicbtsvoUenfcJorgfalt einiger Kaufleute, dass sie die licrrlicben Terracottenaiis Tanagra vollig unberlibrt erbalten liaben.

A. V. S.

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L i t e r a 111 r,

Numisnuitie Chronicle, London 1875, II. Six, S. P.,Les deux Dicaea. Eiii wevtlivoller Beitrajj; zur Ninnisinatik Nord-gTiechenUuuls: die Ansicht Bompois', dass wir die MUnzeii initdeui Nanien der Htadt Dicaea anf zwei Stiidte dieses jSaniensveitheilen niUssten, wird ziir Gewisslieit. durcb die attiscbe In-sclnift C. I. G. ed. Kirclihofl-, J873, p. Ill, in welcher aus-di Ucklicli die beiden Stadtc Dicaea bei Abdera and Dicaea odcrDicaeopolis, Apoikie der Eretrier, nebcn einander aiifgefUlirt wey-deii. JlMn muss also die MlUizeii niit deni Stierkopf deiu tbra-ciscben Dicaea, die niit Typeii von Eretria aber dein niace-doniscben Dicaea odcr Dieacopolis ziitheilen. Madden, F. W.,Jewish numismatics (Fortsetzung). Die Miinzen von Herodes■ 8̂'iippa 11. 48— 100 n. Chv. ]) Obnc Kaisernamen, mit Agrippa'sKopf und dem Jahr zebu. 2) Mit Nero's Nameu; und ohne den-selbeu, aus Nero's Zeit. 3) Mit Vespasians Namen. -1) MitTitus' Nanieu. 5] Mit Domitians Namen. 6] Ohne denselben,niit Jahr Beigegeben ist cine cbronologische Tabelle derMUnzpragung des Kiinigs, mit Gcgentlberstellung der Anordnimgdo Saulcy's und Madden's. Babington, Ch., Account of Bo-man silver coins, found at Lavenbam, Suffolk; J87(. Von An-tonius bis Traian, dal)ei zwei nnedirte Varietaten von Titus undTraiau. Kenyon, U. L., The short cross question. Evans, J.,

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Fur ther remarks on t l ie shor t c ross ques t ion . Coehran-Piitrick, R. W.. Unpublished and rare varieties of scottishc o i n s . — M i s c e l l e n . A . v . S .

Nuniisniatische Z ei tscIi ri I't, herausgegeben von dernum. Oesellscli. in Wicn, redi^-. vdu Prol'. Dr. J. i<!arabacek.V. Jahrgan^ I87t^. Wicn 187r>. 208 S. 8". und VI Tafehi.Blau, Dr., 0. Zur kyijridtischen MUnzkunde. Jihui crkeniitin den bisweilen ^anz fragnientariscben, Ja so^ar numogram-niatischen j\Iunzinsc]iriftcn die Namen z. 'JMi. diirch Sclirittsteilerbekainiter Konige, wie Kuelthon (dieser Name sclieint ganzsicher: tvtlcov, ivf£?.i0T0g in cyprischer Schrift;, Siromos,Ohersis u. a, Untcr den >>persisclicn \Vlirdentragern« scheintStasauor (Herod. V, 1 Ki. in der cyprischen lusehriftoruaaroo ^ua am sicbersten. — Der Herakleskopf aiif MUnzenEuag'oras 1. kann umniiglich Portrait des Kcinigs sein. — Zu denBemerkungen Uber die griechisclien Kunige von Salumis wiirewohl main Aulsatz im il. Bande dieser Zeitsehrift zu vergleichen

gewesen; i\[Unzen des mit Kecht bezweifelten Pytliagoras mitPY existiren bestinunt nicht, es sind unric.htig gelesene desPnytagoras mit PN. Kenner, Dr. F.. Stater von Ephesos.Das Goldstltek mit Biene luul E<t)ESION BJ\ Quadratum in-eusum. Die vom Verfasser ansgespi-oelienen Zweifel an dieserMUnze siiid vollstandig berechtigt. Es ist ein bereits von iin-serm Mitarbeiter L. Meyer in seiiieni intcressanten Aufsatz derWiener mnnismatischen Zeitsehrift 111, 8. -1158 f.) ))MittheiIuiigeuUber falsche, in der Levaiite angefertigte antike MUnzen« be-schriebener, gut ausgefUhrter moderner bteinpel. Auch Theil-stUcke dieser Art beschreibt Meyer B. 439. Ich sah this grosseStuck, den Stater, vor eiiiigen Jaiiren im MUnzhandel. Diesefalschen i\IUnzen sind Nachbiidungen illinlicher SilberniUnzen vouKphesus; lulie Uewichtsabstufungen der ganzeu, halben uiulSechsteistafer sind mit grosser Genauigkeit cingebalteu.« Ken-

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ner, Dr. F. , Medailloii voii >Sardes. G-rosse KupfermUnze desGeta Augustus mit den beideu. Feiiide niederreitenden KaiscrnCaracalla und Geta. Kenner, Dr. F., Medaillon von Sardes.Grosse Kupfernilinze der Faustina juii. mit Scliiff und ATTAAOC(P. Claudius Attains aus I.aodicea) 4)i2KAlEYCIN ANE0HKE.Tran, F., Komische Inedita. Scbone Quinare, daruuter Bal-binns mit VICTORIA AVGG, ein Medaillon von MaximianHerculius, ein 3,8 Grm. wiegendes Goldstlick von Constantius II.,mit TR auf dem leeren Feld der (Mlinzprobe?^. Die gegenFriedUlnder — wenn auch mit Zweifeln — wieder geltend ge-machte Moglichkeit der Beziehung der Bf. des scltenen Gold-medaillons der Fausta anf die Madonna halte ich filr giiuzlichunstatthaft. Die Kaiser tragen doch in jener Zeit so hiiufig denNimbus, und die Madonna ist auf MUnzen jener Zeit etwas volligunerbortes und beispielloses, so dass man an der einfaeben undverstandigen Deutung der Darstellung auf die Kaiserin nichtzweifeln darf. Kolb, J. v., Die Legiousmiinzen des KaisersGallienus. Sorgfaltige Untersuchung und genaue kritiscbe Be-schreibung d.ieser merkwUrdigen MUnzreihe mit Ausscheidung derirrigen Lesarten. Pichler, Dr. F., Juno Martialis. Im An-scbluss an die Bescbreibung eines Aureus des Volusian mit derJuno Martialis im Tempel wird das Attribut der Gottin (das ge-wiss immer dasselbe ist, auf dem Typus mit Tempel und obneihn) , die vermeintlicbe Scheere, mit der miUtarischen Stellung«forfex« in Verbindung gebracbt. Auf einem Denar des Tre-bonian in Berlin ist aber das Attribut deutlicli: es sind dreipunktirte oder granulirte Gegenstiinde, Aebren ahnlich. DieScbeeren-Deutung falU biermit vollstandig, denn eiiie Scbeeremit drei Scbenkeln ist unmoglich. Es liegt nicbt etvva eineUeberpriigung vor, auch andere Denare sind ziemlicb deut-licb. Auf einem Exemplar des Bronzemedaillons mit der Junoim Tempel (Berlin, London) ist das Attribut deutlicb alsZweig cbarakterisirt. Missong, Dr. A., Gleichartig syste-

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m i s i r t e M U n z r e i h e n u n t e r K a i s e r P r o b i i s . R e i l i e n d e r D e n a r ecles Probus. seit seinem clritten Consulat. ergebeu — jedesmaleiu Bucbstabe — das Wort AEQVITI oder EQVITl im Ab-schnitt, das AEQVITATI gedeutet uiid auf die glcicbmassigeAuspragung bezogen wird. Kolb, J. v., Entrathselte Sigienauf MUnzeu Diocletians iind Maxiiinaus. Seiue Entdeckung deslOBI und HPKOYAl weiter verfolgeud weist Kolb hier die in-teressaiite Tlmtsache uach, dass die Ciisareii Coiistaiitius undGalerius ihrcn Aiigustis in Uebernabme der Attribute (Blitz undKeule, ftir Joyius und Herculius) . die im Abschnitt der Milnzeuerscheinen^ succedirteu; wiihrend die neu eriianuten Casaren,Severus und Maximinus, die Synibole der zu Augustis aufgeriiek-teu Casaren Constantius und Galerius Ubernahmen. Luschin-Ebengreuth, Prof. Dr. A., zur baierisclien MUnzkuude. Lu-schiu-E])engreuth, Prof. Dr. A., MUnzfund bei Holleneck.Ernst, C. v., Florenus alemanae. Bergniann. Dr. J. v. (f),Das Mlinzreclit und die Miinzen der Grafeii ̂ 'on Hardegg-Glatz.Ernst, C. v., Die MUnzsainudung der Londoner Mlinze. KUp-pell. Dr.E., Die Medaillen der Grafen Tadini. Wacli ter, C. v.,Versuch einer systeniatischen Besclireibung der Venezianer Miinzen nacli iliren Typen. Ernst, C. v., Neue serbische Silber-m U n z e n .

Literatur und Miscellen. Unter letzteren vorlaufigeNotiz tlber die interessanten Falsebungen serbisclier mittelalter-l i c h e r G o l d m l i n z e n . . r ,

A . V . S .

eil, K., Jahresbericht Uber die antike Numis-matik. (Aus: Jaliresbericbt Uber die Fortschritte der classi-sclien Altertliumswissenschaft J herausgegeben yon C. Bursian.Berlin 1S74. S. 231—2G7). Eine niit Genauigkeit und Sach-kenntniss gearbeitete, sebr reichhaltige Uebersicht der neuestenErsclieinuugen der numismatischen Literatur. Den wichtigerenAVerken und Artikeln sind liingere Besprechungen gewidmet, die

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durcli ihren wisseuschaftlichen Cliarakter und werthvolle histo-rische, epigraphische u. a. Notizen den »Jahresbericlita liir Ar-chaolo^en und Numismatiker unentbehrlich machen.

A . V. S .

Entgegn u ng.

Ill der Wiener Niimismatisehen Zeitsclirift Band VI und MIfindet sicli ein Artikel zum Andenken des verstorbencii BankiersPaul Heuckcl iu Berlin. Sonderdrueke nennen Herrn KaufinannAdolf aieyer als Verfasser. Er sclireibt darin: «in Bezug anfJahrgang-c und Stenipelvariaiiten sowobl von Mtinzen als Me-daillen Ubertrifft sie (die Henckel'scbe braudenburg-preussiscbeSammlung) selbst viele preussiscbe Staatssammliingen.«

Dies ist irrig. Es giebt nicht .)viele« sondern zwei preussiscbeStaatssaniinlungen: das Mlinzkabiiiet und die Sammlung derHauptml lnze.

Die Henckerscbe Sammlung, welcbe icli im Auftrag derGeneral-Vevwaltung der Museen, mit gUtiger Erlaubniss derErben unlangst geuau durcbgeseben babe, ist scbon und alsPrivatsammlung reicli, namentlicb an Goldmlinzen des GrossenKurfUrsten und der Konige; ibre Mittelalter-Miinzen sind wenigzablreicb und nicbt bedeutend. Alle irgend wicbtigen brandeu-burg-preussiscben Reiben des Kgl. Mllnzkabinets, namentlicbaucb die Medaillen, sind an Zabl und an Wertb unvergleichlichreicber als die irgend einer andern Sammlung, wie sicb das jaaucb von der so alten und von den Konigen selbst gepflegtenSammlung nicbt anders erwarten Uisst.

Eine ins Einzelne gebende Vergleichung des MUnzkabinetsund der HenckeVscben Sammlung hat erwiesen, dass ein Ankaufder letzteren fUr das Kabinet sicb nicht einpfeblen lasst, weilnur einzelne Henckel'scbe StUcke dcm Kabinet feblen, darunterkein einziges von Bedeutung.

ScbeidemUnzen der letzten Jahrzebnte eutbUlt die Henckel'scbe

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Sammlung in FUlle, alle Jahrgiinge unci Stenipelvarianten allerWerthstUcke, und wie es scheint, spricht Herr Adolf Meyer vondiesen. Das Mlmzkabinet sammelt solche StUcke nicht, theilsweil sie keinerlei historisehes Interesse Iiaben, theils weildie HauptmUnze, ihren Zwecken gemass, sie vollstandig aiif-b e w a l i r t .

Der Irrthum des Herrn Adolf jVIeyer wird dadurcli entschul-digt, dass er das Miinzkabinet nie geselien uud nie zu sehenverlangt hat, und dass er selber sich nur flir moderne MUnzeninteressirt.

J . F r ied laender.