1
AKTUELL 86 87 Text: Ulrike Bremm Meine Mutter legte keinen Wert auf Glamour Luca Dotti (46) über Audrey Hepburn: Offen wie nie spricht der Sohn über das Privatleben des großen Stars. Für ihn war sie vor allem eins: liebevoll Buchtipp Luca Dotti u. Spinola Luigi: „Zuhause bei Audrey: Die Lieblingsgerichte meiner Mutter. Rezepte, Geschich- ten und Fotos aus dem Familienalbum“. DuMont, 34,99 €. E ine große, schwarze Sonnenbrille, ein Perlencollier, ein kleines Schwarzes und die Zigarette im ellenlangen Mundstück – als Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffany“ oder auch Eliza Doolittle in „My Fair Lady“ ist sie unvergessen. Audrey Hepburn war das Idol von Millionen Frauen, verdrehte unzähligen Männern den Kopf. Doch wie war sie privat als Hausfrau und Mutter? Im tina-Interview gewährt ihr jüngster Sohn Luca (46) intime Einblicke. tina: Mit 40 war Ihre Mutter Hollywoods größte Filmgöttin. Trotzdem legte sie die Karriere auf Eis, um Vollzeitmutter zu sein. Luca Dotti: Ja, das hat sicherlich viele Menschen erstaunt. Aber sie war glücklich, endlich ihren Traum von einer Familie und einem Heim leben zu können. In jungen Jahren hatte sie ja pausenlos gearbeitet, sich aber eigentlich gewünscht, ein ganz normales Leben zu führen. Meine Mutter war niemand, der Wert auf Ruhm und Glamour legte. Sie wollte genauso behandelt werden wie alle anderen, hat ihre Prominenz nie ausgenutzt – außer, wenn sie sich als UNICEF-Botschafterin für notleidende Kinder einsetzte. In welchen Mo- menten fühlte sie sich am wohlsten? Wenn sie ihren Mann und uns Kin- der um sich hatte. Oder wenn sie im Garten arbeitete. Sie kümmerte sich mit Hingabe um ih- re Pflanzen, brachte jeden Morgen Körbe voller Blumen ins Haus. Es fehlte nie an selbst gezogenem Gemüse auf unse- rem Tisch, und es gab Obst im Überfluss: Pflaumen, Birnen, Äpfel, Brombeeren, Maulbeeren, Quitten, Kirschen … Welche Erinnerung charakterisiert Ihre Mutter am besten? Als ihre geliebte Trauerweide gefällt werden musste, rief sie mich den Tränen nahe an. Die Natur war für sie Sinnbild des Lebens, und sie selbst war ein richtiges Landmädel. Sie liebte lange Streifzüge mit ihren Hunden über Wiesen und Felder. In Ihrem neuen Buch stellen Sie die Gerichte vor, die Ihre Mutter gern für die Familie kochte. Was mochte sie selbst am liebsten? Lieber als das raffinierteste Menü waren ihr Spaghetti mit Tomatensoße und etwas Oli- venöl. Ohne Nudeln konnte sie nicht leben. Und sie war verrückt nach Schokolade. Das war ihr kleines Laster. Zu besonderen Gelegenheiten backte meine Mutter stets einen Schokokuchen. Fand sie sich attraktiv? Oft schaute sie in den Spiegel und sagte: „Ich verstehe überhaupt nicht, warum die Leute meinen, ich sei schön.“ Sie litt an einer Vielzahl von Komplexen: Ihre Nase, ihre Ohren und Füße fand sie zu groß, sie hielt sich für zu dünn und ihren Busen für zu klein. Außerdem litt sie aufgrund ihrer Anämie unter dunklen Augenringen. Sie galt schon zu Lebzeiten als Stilikone, prägte die Mode bis zum heutigen Tage. Wie kleidete sie sich privat? Eher schlicht als raffiniert. Sie lief lieber in T-Shirts und Jeans herum als in Givenchy, schminkte sich nur wenig. Sie waren 23, als Ihre Mutter an Darmkrebs starb. Wie haben Sie sie in der schweren Zeit davor erlebt? Nach der Tumordiagnose und den beiden Operationen blieben ihr nur noch zwei Mo- nate zu leben. Doch beklagt hat sie sich nie. Sie war eher besorgt um uns als um sich selbst, machte sich Gedanken darüber, wie wir ohne sie auskommen würden. Wofür sind Sie ihr rückblickend dankbar? Ich habe immer gespürt, wie sehr sie mich liebte. Sie hat mir stets das Gefühl gegeben: Was auch passiert – ich bin für dich da. Ich bedaure es sehr, dass sie ihre Enkel nicht kennengelernt hat. Sie wäre eine fantasti- sche Oma gewesen. n Das war sie AUDREY HEPBURN wurde am 4. Mai 1929 als Tochter eines britischen Bankiers und einer niederländischen Baroness in Brüssel (Belgien) geboren und wuchs in den Niederlanden und in England auf. 1953 wurde sie mit „Ein Herz und eine Krone“ über Nacht zum Star, erhielt für ihre Rolle der Prinzessin Ann den Oscar. Es folgten Filme wie „Sabrina“, „Krieg und Frieden“ oder „Ein süßer Fratz“. Am 20. Januar 1993 starb Audrey Hepburn an Darmkrebs. Sohn Sean (geboren 1960) stammt aus ihrer ersten Ehe mit Mel Ferrer, Sohn Luca (geboren 1970) aus ihrer zweiten Ehe mit Andrea Dotti. Hat nur liebevolle Erinnerungen an seine Mutter: Luca Dotti Ihre Rolle der Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffany“ (1961) machte Audrey Hepburn unsterblich 1971 ist Audrey Hepburn rundum glücklich. Barfuß schiebt sie Sohn Luca durch den Familiengarten … … oder albert mit ihrem Jüngsten ausgelassen herum Fotos: Getty Images, dpa/Picture-Alliance, Interfoto, Jasmine Bertusi, PR

Luca Dotti (46) über Audrey Hepburn: Meine Mutter legte ...frau-bremm-schreibt.de/pix/artikel/TI1116D086 Audrey Hepburn.pdf · Aktuell 86 87 Text: Ulrike Bremm Meine Mutter legte

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Luca Dotti (46) über Audrey Hepburn: Meine Mutter legte ...frau-bremm-schreibt.de/pix/artikel/TI1116D086 Audrey Hepburn.pdf · Aktuell 86 87 Text: Ulrike Bremm Meine Mutter legte

Aktuell

86 87

Text: Ulrike Bremm

Meine Mutter legte keinen Wert auf Glamour

Luca Dotti (46) über Audrey Hepburn:

Offen wie nie spricht der Sohn über das Privatleben des großen Stars. Für ihn war sie vor allem eins: liebevoll

BuchtippLuca Dotti u. Spinola Luigi: „Zuhause bei Audrey: Die Lieblingsgerichte meiner Mutter. Rezepte, Geschich-ten und Fotos aus dem Familienalbum“. DuMont, 34,99 €.

Eine große, schwarze Sonnenbrille, ein Perlencollier, ein kleines Schwarzes und die Zigarette im ellenlangen Mundstück – als Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffany“

oder auch Eliza Doolittle in „My Fair Lady“ ist sie unvergessen. Audrey Hepburn war das Idol von Millionen Frauen, verdrehte unzähligen Männern den Kopf. Doch wie war sie privat als Hausfrau und Mutter? Im tina-Interview gewährt ihr jüngster Sohn Luca (46) intime Einblicke.tina: Mit 40 war Ihre Mutter Hollywoods größte Filmgöttin. Trotzdem legte sie die Karriere auf Eis, um Vollzeitmutter zu sein. Luca Dotti: Ja, das hat sicherlich viele Menschen erstaunt. Aber sie war glücklich, endlich ihren Traum von einer Familie und einem Heim leben zu können. In  jungen Jahren hatte sie ja pausenlos gearbeitet, sich aber eigentlich gewünscht, ein ganz normales Leben zu führen. Meine Mutter war niemand, der Wert auf Ruhm und Glamour legte. Sie wollte genauso behandelt werden wie alle anderen, hat ihre Prominenz nie ausgenutzt – außer, wenn sie sich als UNICEF-Botschafterin für notleidende Kinder einsetzte.

In welchen Mo-menten fühlte sie sich am wohlsten?Wenn sie ihren Mann und uns Kin-der um sich hatte. Oder wenn sie im Garten arbeitete. Sie kümmerte sich mit Hingabe um ih-re Pflanzen, brachte jeden Morgen Körbe voller Blumen ins Haus. Es fehlte nie an selbst gezogenem Gemüse auf unse-rem Tisch, und es gab Obst im Überfluss: Pflaumen, Birnen, Äpfel, Brombeeren, Maulbeeren, Quitten, Kirschen … Welche Erinnerung charakterisiert Ihre Mutter am besten?Als ihre geliebte Trauerweide gefällt werden musste, rief sie mich den Tränen nahe an. Die Natur war für sie Sinnbild des Lebens, und sie selbst war ein richtiges Landmädel. Sie liebte lange Streifzüge mit ihren Hunden über Wiesen und Felder. In Ihrem neuen Buch stellen Sie die Gerichte

vor, die Ihre Mutter gern für die Familie kochte. Was mochte sie selbst am liebsten?Lieber als das raffinierteste Menü waren ihr Spaghetti mit Tomatensoße und etwas Oli-venöl. Ohne Nudeln konnte sie nicht leben. Und sie war verrückt nach Schokolade. Das war ihr kleines Laster. Zu besonderen Gelegenheiten backte meine Mutter stets einen Schokokuchen.Fand sie sich attraktiv?Oft schaute sie in den Spiegel und sagte: „Ich verstehe überhaupt nicht, warum die Leute meinen, ich sei schön.“ Sie litt an einer Vielzahl von Komplexen: Ihre Nase, ihre Ohren und Füße fand sie zu groß, sie hielt sich für zu dünn und ihren Busen für zu klein. Außerdem litt sie aufgrund ihrer Anämie unter dunklen Augenringen.Sie galt schon zu Lebzeiten als Stilikone, prägte die Mode bis zum heutigen Tage. Wie kleidete sie sich privat?Eher schlicht als raffiniert. Sie lief lieber in T-Shirts und Jeans herum als in Givenchy, schminkte sich nur wenig. Sie waren 23, als Ihre Mutter an Darmkrebs starb. Wie haben Sie sie in der schweren Zeit davor erlebt? Nach der Tumordiagnose und den beiden Operationen blieben ihr nur noch zwei Mo-nate zu leben. Doch beklagt hat sie sich nie. Sie war eher besorgt um uns als um sich selbst, machte sich Gedanken darüber, wie wir ohne sie auskommen würden.Wofür sind Sie ihr rückblickend dankbar? Ich habe immer gespürt, wie sehr sie mich liebte. Sie hat mir stets das Gefühl gegeben: Was auch passiert – ich bin für dich da. Ich bedaure es sehr, dass sie ihre Enkel nicht kennengelernt hat. Sie wäre eine fantasti-sche Oma gewesen. n

Das war sie AuDrey HepBurn wurde am 4. Mai 1929 als Tochter eines britischen Bankiers und einer niederländischen Baroness in Brüssel (Belgien) geboren und wuchs in den Niederlanden und in England auf. 1953 wurde sie mit „Ein Herz und eine Krone“ über Nacht zum Star, erhielt für ihre Rolle der Prinzessin Ann den Oscar. Es folgten Filme wie „Sabrina“, „Krieg und Frieden“ oder „Ein süßer Fratz“. Am 20. Januar 1993 starb Audrey Hepburn an Darmkrebs. Sohn Sean (geboren 1960) stammt aus ihrer ersten Ehe mit Mel Ferrer, Sohn Luca (geboren 1970) aus ihrer zweiten Ehe mit Andrea Dotti.

Hat nur liebevolle Erinnerungen an seine Mutter: Luca Dotti

Ihre Rolle der Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffany“ (1961) machte Audrey Hepburn unsterblich

1971 ist Audrey Hepburn rundum glücklich. Barfuß schiebt sie Sohn Luca durch den Familiengarten …

… oder albert mit ihrem Jüngsten ausgelassen herum Fo

tos:

Get

ty Im

ages

, dpa

/Pic

ture

-Alli

ance

, Int

erfo

to, J

asm

ine

Bert

usi,

PR