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Lebenszyklus der Schweizer Banknoten Von Frank Wettstein, Bereich Bargeld, Schweizerische Nationalbank Bern, und Hubert Lieb, Umweltfachstelle, Schweizerische Nationalbank Zürich SNB 38 Quartalsheft 3/2000

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Lebenszyklus der Schweizer Banknoten

Von Frank Wettstein, Bereich Bargeld, Schweizerische Nationalbank Bern,und Hubert Lieb, Umweltfachstelle, Schweizerische Nationalbank Zürich

SNB 38 Quartalsheft 3/2000

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SNB 39 Quartalsheft 3/2000

Das Nationalbankgesetz von 1905 bestimmt inArtikel 1, dass die Schweizerische Nationalbank(SNB) das ausschliessliche Recht zur Ausgabe vonBanknoten hat. Am Tag der Aufnahme ihresGeschäftsbetriebs, am 20. Juni 1907, gab die SNBihre ersten Banknoten aus, die sich weitgehend amMuster von Noten der früheren Emissionsbankenorientierten. Während einer Übergangszeit von dreiJahren zirkulierten diese so genannten Interims-noten noch neben den älteren Banknoten.

Ab dem 20. Juni 1910 waren nur noch die Bank-noten der SNB gültiges Zahlungsmittel. Ein Jahr spä-ter, im September 1911, gab sie ihre ersten in eigenerRegie entwickelten Noten aus. Seither hat die SNBdurchschnittlich alle zwanzig Jahre eine neue Noten-serie in Umlauf gesetzt. Die Notenabschnitte derjüngsten Serie, die vom Grafiker Jörg Zintzmeyergestaltet wurde, kamen gestaffelt zwischen 1995 und1998 in Umlauf.

Das Ziel dieses Aufsatzes ist die Darstellung desLebenszyklus der Schweizer Banknoten von der Ent-wicklung über die Produktion bis zur Vernichtung. Wirbeginnen im ersten Kapitel mit einigen quantitativenAngaben zum Notenumlauf der Schweiz und seinerBedeutung. Anschliessend wird in Kapitel 2 am Bei-spiel der jüngsten Serie die Entwicklung einer Noten-serie beschrieben. Die Kapitel 3 bis 5 liefern eine Dar-stellung der Produktion (Kapitel 3), der Ausgabe undRücknahme (Kapitel 4) sowie der Verarbeitung undVernichtung (Kapitel 5) der Banknoten. Das Kapitel 6enthält Angaben zu den damit verbundenen betriebs-wirtschaftlichen Kosten. Im abschliessenden Kapitel7 wird der Kostenbegriff ausgeweitet, sodass auch dieökologischen Kosten Berücksichtigung finden. DieSNB hat sich in ihrem Umweltleitbild zum Zielgesetzt, ihre Banknoten möglichst umweltverträglichzu konzipieren, zu verteilen und zu entsorgen. AlsBestandesaufnahme wurde deshalb im Jahre 1999eine umfassende Produktökobilanz der SchweizerBanknoten erstellt. Wir beschreiben das Vorgehenund fassen die Resultate zusammen.

1

Baumwollfaser-Produktion

Papier-Produktion

Banknoten-Produktion

Verarbeitungder Noten

Entsorgungder Noten

Nutzung derBanknoten;

Umlauf

Entwicklungder Banknoten

Einlagerung undVerteilung

Lebenszyklus der Schweizer Banknoten Abbildung 1

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SNB 40 Quartalsheft 3/2000

1 Der Notenumlauf in Zahlen

Ende Juni 2000 befanden sich Schweizer Bank-noten im Wert von 31,8 Mrd. Franken in Zirkulation.Verhältnismässig gewichtige Anteile am Notenumlaufentfielen auf die grossen Notenabschnitte, nämlich53% auf die 1000er-Noten und 15% auf das Total ausden 500er- und 200er-Noten. Die 100er-Noten brach-ten es auf 22%, während die Anteile der 50er-, 20er-und 10er-Noten 5%, 3% bzw. 2% betrugen. Der hoheAnteil der grossen Notenabschnitte deutet daraufhin, dass Banknoten nicht nur als Zahlungs-, sondernin erheblichem Umfang auch als Wertaufbewahrungs-mittel verwendet werden.

Der Notenumlauf kann statt in Franken auch inStück ausgedrückt werden. Ende Juni 2000 warenrund 250 Mio. Banknoten im Umlauf. Die Verteilungauf die einzelnen Notenabschnitte ist in dieser Glie-derung insgesamt deutlich ausgeglichener als in derbetragsmässigen Gliederung. Die Anteile bewegensich zwischen 7% für die 1000er-Noten und 27% fürdie 100er-Noten.

Der Notenumlauf hat seit der Geschäftsauf-nahme der SNB im Jahre 1907 wertmässig massiv zu-genommen. Dies ist zum Teil auf die Teuerung zurück-zuführen. Abbildung 2 zeigt die Entwicklung desnominellen und des mit den Konsumentenpreisendeflationierten, realen Notenumlaufs (zu Preisen von1907).1 Demnach stieg der nominelle Notenumlaufvon Ende 1907 bis Ende 1999 um 23 257% oder 6,1%pro Jahr. Für den realen Notenumlauf ergeben sichdeutlich geringere, aber immer noch beachtlicheZuwachsraten von 2 148% bzw. 3,4%.

Der Anstieg des Notenumlaufs widerspiegeltzum Teil auch das Wirtschaftswachstum. Abbildung 3zeigt den Verlauf des mit dem nominellen Bruttoin-landprodukt (BIP) skalierten Notenumlaufs. Darausgeht hervor, dass das Verhältnis zwischen Notenum-lauf und nominellem BIP seit dem Ende des ZweitenWeltkrieges kontinuierlich gefallen ist. Der Notenum-lauf hat mit anderen Worten langsamer zugenommenals das nominelle BIP. Dies widerspiegelt die Fort-schritte in der Zahlungstechnologie, die zur wachsen-den Verbreitung des bargeldlosen Zahlungsverkehrsbeitrugen und Firmen und Haushalten eine geringereKassenhaltung ermöglichten. Im Unterschied zurNachkriegszeit hatte der mit dem nominellen BIP ska-lierte Notenumlauf in den ersten vier Jahrzehntendes Jahrhunderts allerdings noch zugenommen.Dahinter verbirgt sich zunächst die zunehmende Ver-drängung von Metallmünzen und Wechseln durchBanknoten in den Anfangsjahren der SNB. Später tru-

gen vor allem die allgemeine Unsicherheit im ErstenWeltkrieg sowie die Deflation Anfang der zwanzigerJahre und erneut in der Weltwirtschaftskrise derdreissiger Jahre zur Notenhortung bei.

Obwohl die Bedeutung der Banknoten in denletzten Jahrzehnten in allen Industrieländern ten-denziell abgenommen hat, bleiben die Banknoten einwichtiges Zahlungsmittel. Dies gilt insbesondereauch für die Schweiz, die im internationalen Vergleicheinen verhältnismässig hohen Notenumlauf aufweist.Tabelle 1 zeigt den mit dem nominellen BIP skaliertenBargeldumlauf der sieben grössten Industrieländerund der Schweiz per Ende 1998. Der Bargeldumlaufwurde dem Notenumlauf vorgezogen, um einen inter-nationalen Vergleich zu erleichtern. Er umfasst dieNoten und Münzen, die nicht von Banken und Postgehalten werden.2 Die Resultate zeigen, dass dasVerhältnis zwischen Bargeldumlauf und nominellemBIP sich je nach Land zwischen 2,9% (für Grossbri-tannien) und 11,0% (für Japan) bewegt. Die Schweizfiguriert mit einem Wert von 9,3% an zweiter Stellehinter Japan und weist damit einen überdurch-schnittlich hohen Bargeldumlauf auf.

Solche internationalen Vergleiche müssen aller-dings mit Vorsicht interpretiert werden. Von denBanknoten der verschiedenen Länder dürften unter-schiedlich grosse Anteile im Ausland zirkulieren odergehortet werden. Es ist beispielsweise bekannt, dassamerikanische Dollarnoten in grossen Mengen aus-serhalb der USA als paralleles Zahlungs- oder alsWertaufbewahrungsmittel verwendet werden. Dieberechneten Bargeldquoten dürften deshalb teil-weise verzerrt sein. Leider gibt es keine präzisenInformationen darüber, welcher Anteil am Notenum-lauf einer Währung ausserhalb der Grenzen des jewei-ligen Ausgabelandes gehalten wird.

2 Die Daten wurden der Inter-national Financial Statistics desIWF entnommen. Die quanti-tativen Unterschiede zwischenNotenumlauf und Bargeldumlaufsind gering, so dass die Resultatedurch die Wahl des Bargeldum-laufs nicht wesentlich beeinflusstwerden.

1 Im Notenumlauf sind diebereits erwähnten Banknoten derfrüheren Emissionsbanken, die bis 1910 parallel zu den SNB-Banknoten zirkulierten, und dieBundeskassenscheine, die zwi-schen 1914 und 1929 im Umlaufwaren, eingeschlossen.

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SNB 41 Quartalsheft 3/2000

1910 1915 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000100

1000

10 000

100 000

nominell real

Mio. Franken, log. Skala

Notenumlauf 1907–1999 Abbildung 2Jahresenddaten, zu Preisen von 1907

1910 1915 1920 1925 1930 1935 1940 1945 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000

0,05

0,1

0,15

0,2

0,25

0,3

Notenumlauf/nominelles BIP

Das Verhältnis zwischen Notenumlauf und BIP Abbildung 3Jahresenddaten

Vereinigte Staaten 5,4

Japan 11,0

Deutschland 7,2

Frankreich 3,4

Italien 6,1

Vereinigtes Königreich 2,9

Kanada 3,6

Schweiz 9,3

Der Bargeldumlauf im internationalen Vergleich (Bargeldumlauf in % des nominellen BIP, 1998) Tabelle 1

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SNB 42 Quartalsheft 3/2000

2 Die Entwicklung einer Notenserie

Die SNB hat seit ihrer Gründung acht Noten-serien produziert. Tabelle 2 gibt für jede Serie dieStückelung und die Namen der Gestalter der Notenan. Ausserdem wird das Datum der ersten Ausgabeund das Datum des Rückrufs aufgeführt.3

Von den acht Notenserien gelangte nur ein Teilin Umlauf. Die zweite und dritte Serie umfassten auchReservenoten, die nie ausgegeben wurden. Die vierteund siebente Serie waren reine Reserveserien, die für den Fall vorgesehen waren, dass eine Serie ausdringenden Gründen (z.B. übermässiges Auftretenvon Fälschungen) unverzüglich hätte ersetzt werdenmüssen. Die von R. und E. Pfund in den 1980er Jahrengestaltete Reserveserie dürfte vermutlich die letztegewesen sein. In Zukunft soll auf diesen beträchtli-chen Zusatzaufwand verzichtet werden. Stattdessenwerden die zirkulierenden Banknoten laufend weiterentwickelt und dem neuesten Stand der Technikangepasst.4

Bei der Gestaltung einer Notenserie müssen dreiArten von Anforderungen beachtet werden. Erstensmuss die Banknote den Sicherheitsanforderungengenügen. Das Publikum soll mit Hilfe der Sicherheits-merkmale in der Lage sein, echte Banknoten leicht zuerkennen und Fälschungen zu identifizieren. DieseSicherheitsmerkmale müssen schwer zu fälschen sein.Die rasante Entwicklung der Reproduktionstechnikzwingt die SNB zu immer neuen Anpassungen derSicherheitsmerkmale. Zweitens muss die Banknoteden Gebrauchsanforderungen der Benutzer entspre-chen. Die Benutzer erwarten von den Noten, dass siehandlich sind und sich leicht unterscheiden lassen.Ausserdem sollen sie strapazierfähig sein und inpraktischen Stückelungen zur Verfügung stehen. Drit-tens sollte die Banknote ästhetischen Ansprüchengenügen. Der Gestalter einer Banknote muss alsoversuchen, die künstlerische Gestaltung mit denGebrauchsanforderungen und den Sicherheitsanfor-derungen in Einklang zu bringen. GestalterischeElemente werden von der SNB in «Technischen Wei-sungen» vorgegeben. Diese betreffen unter anderemdie Farben, die abzubildenden Persönlichkeiten undMotive sowie die Platzierung der Echtheitsmerkmale,der Wertangaben und des Schriftzuges der SNB in denvier Landessprachen.

Die Entwicklung der jüngsten Banknotenseriebegann in den achtziger Jahren mit verschiedenenGrundsatzentscheiden. Zunächst wurde beschlossen,an Stelle der 500er-Note eine 200er-Note auszu-geben. Die SNB reagierte damit auf den stark ab-

nehmenden Anteil der 500er-Note am Notenumlauf.Ausserdem erfuhr das Format der Banknoten ver-schiedene Änderungen. Zum einen wurde die Höheauf 74 mm vereinheitlicht, womit eine wesentlicheVerbesserung der Automatengängigkeit der Notenerreicht wurde. Zum anderen wurde der Längenunter-schied zwischen zwei Notenabschnitten auf jeweils11 mm festgelegt. Die 10er-Note ist mit einer Längevon 126 mm die kleinste, die 1000er mit 181 mm diegrösste Note der Serie. Damit sollten die Noten auchvon sehbehinderten Benutzern gut auseinandergehalten werden können. Weiter wurde zur eindeuti-gen Unterscheidung der 20er- und 100er-Note fürerstere eine rote Farbgebung gewählt (früher warenbeide blau).

Besondere Aufmerksamkeit kam der Wahl derEchtheitsmerkmale zu. Massgebend war die Auffas-sung, dass nur eine optimale, nach den Kriterien derVerfügbarkeit, der Wirksamkeit und der Kosten zubestimmende Kombination von Merkmalen einenangemessenen Fälschungsschutz gewährleistet. AlsErgänzung zu den Merkmalen, die bereits in früherenSerien verwendet worden waren, wurden für dieneuen Noten neue Merkmale vorgesehen: Zauberzahl,Farbzahl, Tanzzahl, Lochzahl, Chamäleonzahl undGlitzerzahl sollten den Benützern die Echtheitsprü-fung erleichtern.

Die darzustellenden Persönlichkeiten wurdenaufgrund von Vorschlägen externer Spezialisten aus-gewählt. Die Wahl fiel auf sechs Schweizer Kunst-schaffende, deren Wirken international Anerkennunggefunden hat.

Mit diesen Vorgaben wurden vierzehn Künstlerzur Teilnahme an einem Gestaltungswettbewerb ein-geladen. Die zehnköpfige Jury prämierte aus den ein-gereichten Entwürfen deren drei. Die Gewinner wur-den in der Folge zur Ausarbeitung eines Notenwertesbis zu dessen Druckreife aufgefordert. Aufgrund derResultate betraute 1991 der zuständige Bankaus-schuss der SNB Jörg Zintzmeyer mit der Entwicklungder neuen Noten.

Die Noten der aktuellen Serie entstanden unterkonsequenter Anwendung der Computertechnik undstellen damit technisch wie auch gestalterisch einNovum dar. Als erste Banknote der Serie kam im Okto-ber 1995 die 50er-Note in Umlauf (Sophie Taeuber-Arp). Rund ein Jahr später wurde die 20er-Note(Arthur Honegger) ausgegeben. In einem Abstandvon je sechs Monaten folgten die 10er- (Charles-Edouard Jeanneret, Le Corbusier), die 200er- (Charles-Ferdinand Ramuz), die 1000er- (Jacob Burckhardt)und die 100er-Note (Alberto Giacometti).

3 Der Rückruf ist mit derAngabe von Fristigkeiten verbun-den, die bestimmen, bis wann die Noten von Banken und Postbzw. von der SNB noch entgegen-genommen werden.

4 Für eine umfassendeGeschichte der Schweizer Bank-noten seit 1907 siehe Michel deRivaz, «Le billet de banque suisse1907–1997 – Die schweizerischeBanknote 1907–1997 – The SwissBanknote 1907–1997», Collectionla mémoire de l’œil, 1997.

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SNB 43 Quartalsheft 3/2000

1 Nach erfolgtem Rückrufkönnen die Banknoten bei derSNB noch während 20 Jahren zum Nennwert ausgetauschtwerden.

Serie Stückelung Entwurf 1. Ausgabe Rückruf1

1. 1000, 500, 100, 50 Interimsnoten 20.06.1907 01.07.1925

2. 1000, 500, 100, 50, F. Hodler, E. Burnand, Balzer 16.09.1911 – 31.12.1935 –20, 5 03.08.1914 01.05.198040, 10 G. Lory, F. Moritz, Balzer Reservenoten

3. 100, 20 Balzer, Orell Füssli 27.09.1918 – 01.07.1925 –15.07.1930 01.04.1956

100, 20, 20 Reservenoten

4. 1000, 500, 100, 50 H. Erni, V. Surbek Reserveserie

5. 1000, 500, 100, 50, P. Gauchaz, H. Eidenbenz 29.03.1956 – 01.05.198020, 10 14.06.1957

6. 1000, 500, 100, 50, E. und U. Hiestand 04.10.1976 – 01.05.200020, 10 05.11.1979

7. 1000, 500, 100, 50, R. und E. Pfund Reserveserie20, 10

8. 1000, 200, 100, 50, J. Zintzmeyer 03.10.1995 –20, 10 01.10.1998

Die aktuelle Banknotenserie (Gestaltung J. Zintzmeyer) Abbildung 4

Die Notenserien der SNB Tabelle 2

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SNB 44 Quartalsheft 3/2000

3 Die Produktion der Banknoten

Die aktuellen Schweizer Banknoten werden aufein durch die Firma landQart® geliefertes Spezialpa-pier gedruckt. Dieses Papier besteht aus Linters undKämmlingen (kurze Baumwollfasern), die bei der Ver-arbeitung von Baumwolle als Nebenprodukte anfal-len. Baumwollprodukte werden verwendet, weil ihrespezielle Faserstruktur den Banknoten Festigkeit undLanglebigkeit gibt. Die Baumwollfasern werden zer-stückelt, gekürzt und gequetscht und in der Folge mitFüll-, Leim- und Farbstoffen vermischt. Die Papierma-schine formt das Wasserzeichen, integriert den Sil-berfaden und entwässert das Papiervlies. Nach demTrocknen werden die Bedruckbarkeit und die Schreib-leimung durch einen Stärkeauftrag verbessert unddas Papier geglättet und aufgerollt. In der Papieraus-rüstung werden die Papierrollen zugeschnitten undbogenweise auf Paletten für die Auslieferung an dieDruckerei bereitgestellt.

Neben speziellem Papier bedarf es zur Herstel-lung von Banknoten auch spezieller Sicherheitsfarbe,die hohen Ansprüchen genügen muss: Sie muss gegen18 verschiedene Chemikalien sowie gegen Licht resis-tent sein und sogar das Kochprogramm der Wasch-maschine unbeschadet überstehen! Lieferantin derSicherheitsfarben für den Druck der schweizerischenwie auch vieler ausländischer Banknoten ist die Sicpa SA in Prilly-Lausanne.

Die jüngste Notenserie wird, wie bereits frühereSerien, von der Firma Orell Füssli Sicherheitsdruck AGgedruckt. Dabei kommen Druckmaschinen zum Ein-satz, die von der Westschweizer Firma De La Rue Giori S.A. in Lausanne produziert werden. Für dieHerstellung der heutigen Banknoten werden insge-samt vier Druck-, zwei Applikations- und ein Perfora-tionsverfahren kombiniert.

Der Druckprozess beginnt mit der Verarbeitungder vom Künstler eingereichten elektronischenDaten. Mit Hilfe von CAD (Computer Aided Design)werden die Originalplatten hergestellt. Dann werdendie Papierbogen auf einer Offset-Supersimultan-Maschine beidseitig mit verschiedenen mehrfarbigenLinienwerken so präzis bedruckt, dass sich dank derÜbereinstimmung der Linien Durchsichtsregisterergeben. Die Applikationsmaschine trägt die Tanzzahl(Kinegram®) und die Glitzerzahl (metallische Ziffer)auf. Per Siebdruck gelangen anschliessend mit derChamäleonzahl (Optically Variable Ink) und der Zau-berzahl (Iriodin-Ziffer®) zwei weitere Sicherheits-merkmale auf die Papierbogen. Der Kupfer- oderStahlstichdruck lässt Reliefs entstehen, die für den

Tastsinn erkennbar sind und sich dem Auge je nachWinkel in unterschiedlicher Weise präsentieren. ImUnterschied zu vielen ausländischen Noten erfolgtder Kupferdruck bei Schweizer Banknoten sowohl aufder Vorder- als auch auf der Rückseite. Gar als ersteder Welt werden die Noten dann im Perforationsver-fahren mit der Lochzahl (Microperf®) ausgerüstet.

Die Banknoten werden im nächsten Produk-tionsschritt mit einer Nummeriermaschine im Buch-druckverfahren in Unikate verwandelt und lackiert.Eine Schneidmaschine zerlegt die fertigen Bogen inEinzelnoten. Dann überprüft eine computergesteuerteAnlage die Druckqualität der Noten und scheidetfehlerhafte Noten aus. In einem letzten Arbeitsgangwerden die Noten in Bündel zu hundert Stück ver-packt, in Kisten verladen und für den Transport zumBereich Bargeld der SNB in Bern bereitgestellt.

Im Bereich Bargeld in Bern wird eine Qualitäts-kontrolle anhand einer Stichprobe von 5% der gelie-ferten druckfrischen Banknoten durchgeführt. Spe-ziell geschultes Personal kontrolliert das allgemeineErscheinungsbild und zwei täglich wechselnde Sicher-heitsmerkmale. Zudem werden die maschinell les-baren Echtheitsmerkmale mit Hilfe eines Notenprüf-gerätes kontrolliert. Fehlerhafte Noten werdenausgeschieden und vernichtet. Haben die Banknotendie Qualitätskontrolle erfolgreich durchlaufen, wer-den sie in den Tresoren der SNB eingelagert. Die rest-lichen 95% der gelieferten druckfrischen Noten wer-den zur Kontrolle gewogen und ebenfalls eingelagert.

Qualitätskontrolle Abbildung 5

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SNB 45 Quartalsheft 3/2000

4 Die Ausgabe und Rücknahme derBanknoten über das Kassenstellennetz der SNB

Die Ausgabe und die Rücknahme der Banknotenerfolgt über das Kassenstellennetz der SNB. DiesesNetz umfasst die vier eigenen Bankstellen der SNBmit einer Kassenstelle (Sitze Bern und Zürich, Zweig-anstalten Genf und Lugano), 18 Agenturen und knapp700 Inlandkorrespondenten.

Die vier eigenen Bankstellen stellen die gröss-ten Einheiten des Netzes zur schweizerischen Bar-geldversorgung dar. Sie verfügen über Verarbeitungs-und Lagerkapazitäten und sind für die Bargeldversor-gung in ihren Regionen zuständig. Ihnen obliegtauch die Betreuung der unterstellten Agenturen.

Die Agenturen sind Kassenstellen, die im Auf-trag der SNB von Kantonalbanken geführt werden.Sie sind für die Ausgabe und die Rücknahme von Bar-geld auf ihrem Platz zuständig und haben – im Gegen-satz zu den vier Bankstellen der SNB – beschränkteVerarbeitungskapazitäten und Lagermöglichkeitenfür Bargeld.

Die so genannten Inlandkorrespondenten sindmit einem Mandat der SNB ausgestattete, meist inländlichen Regionen tätige Banken. Sie decken ihrenBargeldbedarf grösstenteils direkt bei den örtlichenPoststellen. Da sich das Bargeld im Monatsverlauftypischerweise durch Einzahlungen von Postkundenbei den Poststellen sammelt, findet ein lokaler Aus-gleich statt, der die Poststellen von überschüssigemBargeld entlastet und die Banken mit Bargeld ver-sorgt.

Die Bargeldtransporte zwischen den SNB-Bank-stellen und den Agenturen werden durch die SNBorganisiert. Alle anderen Transporte obliegen ihrenKunden. Sie werden häufig von spezialisierten, priva-ten Werttransportunternehmen ausgeführt.

Ein Kunde kann bei der SNB nicht gleichzeitigals Anbieter und Nachfrager desselben Notenab-schnittes auftreten. Er kann also beispielsweise nichtgleichzeitig 100er-Noten zurückgeben und neu bezie-hen. Damit erzwingt die SNB von den Kunden eineVorsortierung. Der Kunde soll die bei ihm eingegan-genen Noten derselben Stückelung wieder ausgebenund nur den Überschuss der SNB abliefern. Mit dieserRegelung wird verhindert, dass Kunden die für eigeneBedürfnisse notwendige Sortierarbeit auf die SNBabwälzen. Einige Kunden haben diese VorsortierungBargeldverarbeitungsfirmen übertragen.

Die Zahl der von der SNB jährlich ausgegebe-nen und zurückgenommenen Banknoten ist hoch. Im Jahre 1999 wurden 490 Mio. Noten ausgegebenund 470 Mio. Noten zurückgenommen. Bei einemdurchschnittlichen Notenumlauf von 250 Mio. Notenkam eine Note im Jahre 1999 also durchschnittlich1,9 Mal zur SNB zurück, was infolge der Ablösung dersechsten durch die achte Notenserie leicht über demlängerfristigen Durchschnitt von rund 1,5 liegt. EineNote gelangt mit anderen Worten in zwei Jahren etwadreimal zur SNB zurück. Abbildung 6 zeigt, dass diejährlichen Rückflüsse je nach Notenabschnitt unter-schiedlich sind. Insgesamt kommen die grossenNotenabschnitte häufiger zur SNB zurück als diekleinen Notenabschnitte.

Notenstückelung10 20 50 100 200 500 1000

0

1

2

3

4

5

6

Rückfluss der Banknoten zur SNB Abbildung 6Anzahl Rückflüsse pro Jahr

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SNB 46 Quartalsheft 3/2000

5 Die Verarbeitung und dieVernichtung der BanknotenDie Banknoten, die direkt oder über das Kas-

senstellennetz zu einer Bankstelle der SNB gelangen,werden auf speziellen Sortierautomaten einer Sor-tier- und Echtheitsprüfung unterzogen. Echte Notenin gutem Zustand werden wieder in Umlauf gesetzt.Als echt erkannte beschädigte und verschmutzteNoten werden direkt vernichtet. Noten, welche derSortierautomat nicht einwandfrei als echt erkennt,werden ausgeschieden und müssen manuell kontrol-liert werden. Gefälschte Noten werden der Polizeiübergeben.

Zerstückelte, angebrannte, verrottete, durchunsachgemässes Öffnen eines Sicherheitskoffers mitFarbe versetzte oder sonstwie ausserordentlich starkbeschädigte Noten kommen zur Abklärung ihrer Echt-heit zum Bereich Bargeld in Bern. Echte Noten, vondenen mehr als die Hälfte vorhanden ist und bei denensich Serie und Nummer erkennen lassen, werden zumNennwert vergütet. Gelangt von einer Note genau dieHälfte in den Besitz der SNB, so wird dem Kunden inder Regel die Hälfte des Nennwerts vergütet.

Grundsätzlich kennt die SNB zwei Arten derBanknotenvernichtung: die Vernichtung über die Sor-tiermaschinen und die manuelle Vernichtung. Die beider Verarbeitung der Noten verwendeten Sortierauto-maten verfügen über einen integrierten Shredder,welcher als echt erkannte, aber nicht mehr brauchba-re Banknoten im gleichen Arbeitsgang vernichtet.Noten, die infolge Zugehörigkeit zu einer alten Serieoder wegen ihres sehr schlechten Zustandes nicht mitden Sortierautomaten verarbeitet werden könnenoder von diesen ausgeschieden werden, müssen unterstrengen Sicherheitsvorschriften in einer Schnitzel-maschine vernichtet werden. Das Produkt beiderVernichtungsarten sind Banknotenschnipsel, die ge-presst und anschliessend der öffentlichen Kehricht-verbrennungsanlage zugeführt werden.

Die Lebensdauer von Banknoten variiert je nachNotenabschnitt (siehe Abbildung 9). Grosse Notenab-schnitte haben tendenziell eine längere Lebenserwar-tung als kleine Notenabschnitte. Die 1000er-, 200er-und 100er-Noten sind durchschnittlich rund vier Jahreim Umlauf, während die 50er-, 20er- und 10er-Notenbereits nach zwei bis drei Jahren vernichtet werdenmüssen. Im Jahre 1999 betrug der Anteil der vernich-teten an den verarbeiteten Noten knapp 20%. Jedefünfte verarbeitete Note musste also aus dem Verkehrgezogen werden. Zum Ersatz der vernichteten Notenlässt die SNB jährlich rund 100 Mio. Noten drucken. Notenstückelung

10 20 50 100 200 500 10000

1

2

3

4

5

6

Lebensdauer der Banknoten Abbildung 9Anzahl Jahre

Sortiermaschine Abbildung 7

Notenschnitzel vor dem Abtransport in die Verbrennung Abbildung 8

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SNB 47 Quartalsheft 3/2000

6 Die Kosten des Bargeldverkehrs

Die gute Qualität der Schweizer Banknoten hatihren Preis. Die Herstellkosten einer Banknote (Ent-wicklung, Papier, Druck, Information) belaufen sich imDurchschnitt auf rund 30 Rappen. Rechnet man miteiner durchschnittlichen Lebensdauer der Noten vondrei Jahren, so betragen die jährlichen Herstellkosten10 Rappen pro Note in Zirkulation.

Die jährlichen Verarbeitungskosten, die bei derSNB anfallen, betragen rund 20 Rappen pro Note inZirkulation. Addiert man die jährlichen Herstell- undVerarbeitungskosten pro Note, so belaufen sich diejährlichen Gesamtkosten pro zirkulierende Note somitauf rund 30 Rappen.

Die Kosten des Bargeldverkehrs hinterlassendeutliche Spuren in der Erfolgsrechnung der SNB.Insgesamt entfallen rund die Hälfte aller bei der SNBjährlich anfallenden Kosten von ca. 190 Mio. Frankenauf den Bargeldverkehr.

7 Eine Ökobilanz der Banknoten

7.1 Ziel und Methode

Im Rahmen ihres Umweltleitbildes hat sich dieSNB zum Ziel gesetzt, den Bargeldverkehr möglichstökologisch zu gestalten. Als Grundlage wurde imJahre 1999 eine Produktökobilanz für die Banknotenerstellt. Eine Produktökobilanz (engl. Life Cycle As-sessment) erfasst die Umwelteinwirkungen, welchevon einem Produkt über dessen gesamten Lebens-zyklus ausgehen, d.h. von der Rohstoffgewinnungüber alle wichtigen Produktions-, Transport- undBehandlungsstufen bis zur Entsorgung. Für allebetrachteten Prozesse werden Rohstoffeinsatz undEmissionen in Luft, Wasser und Boden analysiert undausgewertet. In unserem Fall sollte die ÖkobilanzAufschluss darüber geben, ob die Banknoten ökolo-gisch (und/oder gesundheitlich) problematisch sind,ob gewisse Teilprozesse in ihrem Lebenszyklus beson-ders kritisch sind und in welchen Bereichen ein Ver-besserungspotenzial besteht.

Bei der Erstellung der Produktökobilanz folgtedie SNB einem international anerkannten Verfahren,nämlich der Norm ISO 140405 über Produktökobilan-zen. Die Beurteilung und Gewichtung der ökologischrelevanten Input- und Outputfaktoren erfolgte an-hand der in der Schweiz verbreiteten Methode derUmweltbelastungspunkte (UBP 97)6. Ausserdem wur-den gewisse Umwelteinwirkungen speziell analysiert,nämlich die Auswirkung des Lebenszyklus der Bank-noten auf den Treibhauseffekt, die Versäuerung undden Sommersmog.

7.2 System- und Prozessgrenzen

Grundsätzlich sollten alle umweltrelevantenProzesse bzw. In- und Outputfaktoren in die Öko-bilanz eines Produktes eingehen. In einem erstenSchritt muss festgelegt werden, welche Bereiche indie Bilanz einbezogen werden sollen. Danach müsseninnerhalb dieses Systems die Prozessgrenzen gesetztwerden. So fallen manche Prozesse zu wenig insGewicht, als dass sich ihre Erfassung lohnte.

5 ISO = International Standardisation Organisation

6 Grundlage dafür bildet die gesellschaftliche Bewertung vonUmwelteinwirkungen, welche in den Zielen der schweizerischenUmweltpolitik und im Rechts-system 1997 festgelegt waren.Vgl. dazu BUWAL 1997, Schriften-

reihe Umwelt, Nr. 297. Ein alter-natives Konzept zu den UBP 97bildet der in vielen europäischenLändern angewandte Eco-Indi-cator 95, der für Vergleichszweckeebenfalls betrachtet wurde.

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SNB 48 Quartalsheft 3/2000

Die Ökobilanz für die schweizerischen Bank-noten basiert auf den Daten der achten Banknoten-serie von 1998, hochgerechnet anhand eines mittle-ren Jahresbedarfs der sechsten Serie. Abbildung 10zeigt die sechs Hauptprozesse, welche in die Analyseeinbezogen wurden: Baumwollproduktion, Faserpro-duktion, Papierproduktion, Notendruck, Notenver-kehr (interne Transporte, Lagerung, Verarbeitung)und Entsorgung. Nicht berücksichtigt wurden dieWerttransporte im Auftrag der Geschäftsbanken undanderer Stellen (d.h. die Verteilung der Banknotenab den SNB-Bankstellen bzw. Agenturen) sowie dieNutzung der Banknoten durch das Publikum.

Aufgrund der in Abbildung 10 dargestelltenGliederung wurde die ökologische Relevanz der Stoff-und Energieflüsse auf der Basis einer geschätztenJahresproduktion von rund 100 Tonnen bzw. 100 Mio.Banknoten grob abgemessen. Stoffe mit Einsatzmen-gen von mehr als 2 Tonnen wurden in die Ökobilanzeinbezogen, Stoffe mit kleineren jährlichen Einsatz-mengen dagegen nur berücksichtigt, wenn Hinweiseauf toxische Stoffe oder ökologische Relevanz vor-lagen. Dies betrifft vor allem die Farben und Lackesowie die bei der Papierherstellung verwendetenHilfsstoffe.7

7.3 Daten

Die Input- und Outputdaten der einzelnen Pro-zesse wurden auf der Basis der 93,4 Tonnen8 Bankno-ten erhoben, welche die SNB im Durchschnitt dersechsten Serie bei Orell Füssli bezogen hat. Für Verar-beitungsprozesse bei der SNB wurde dieser Wert mitder mittleren jährlichen Umlaufhäufigkeit und derdurchschnittlichen Lebensdauer der Noten multipli-ziert. Für Stromverbrauch, Heizung, Transport, Infra-struktur, Materialien und Hilfsstoffe sowie zentraleEntsorgungsprozesse wurden in der Regel publizierteStandarddaten herangezogen.9

Die Daten zum Baumwollanbau wurden derLiteratur entnommen, wobei es sich teilweise um sehrgrobe Angaben handelt.10 So ist beispielsweise nurder Gesamtenergieeinsatz pro Kilogramm geernteteBaumwolle bekannt. Da für die Papierherstellungvergleichsweise wenig wertvolle Baumwollteile ver-wendet werden, wurde die Umweltbelastung desBaumwollanbaus relativ zum ökonomischen Wert derFasern gemessen. Nicht berücksichtigt wurde derTransport der Baumwolle in die Schweiz, da das Her-kunftsland nicht bestimmt werden kann. Zur Herstel-lung von Linters und Kämmlingen (Faserherstel-lung) liegen ausserdem Daten der Herstellfirmen vor,deren Qualität als mittel bis gut eingestuft wird.

Prozessdarstellung des Lebenszyklus der Banknoten Abbildung 10

Baumwoll-Produktion

Faser-Produktion

Papier-Produktion

Noten-druck

Noten-verkehr

PapierLinters

Kämmlinge

Baumwolle

Farbe undLack

Offsetdruck

Siebdruck

Folientransfer

KupferdruckVorder- undRückseite

Laser-Perforation

Nummerieren

Lackieren

Schneiden

EntsorgungBanknoten

Entsorgung

Transporte

Lagerung Bern

Entsorgung Papier

Kontrolle

Transport zuAgenturen

Lagerung undVerarbeitung ZH/ZA

Lagerung undVerarbeitung Bern

NotenAusschussRandabschnitt

7 Während der Zirkulationnehmen Banknoten unter-schiedlichste toxische Stoffe inKleinstmengen auf, die sich nicht mit vernünftigem Aufwandabschätzen liessen.

8 Infolge der Ausgabe derneuen Banknotenserie mussten1998 nur knapp 78 Tonnen be-schafft werden. Die Produktions-prozesse mussten daher miteinem Faktor 1,2 umgerechnetbzw. skaliert werden.

9 Die Verknüpfung der Daten in der Sachbilanz (In- und Ouput-Daten) sowie die Berechnung

erfolgten mit Hilfe der SoftwareEMIS (Version 2.2), welche bereitsStandarddaten von ESU-ETH,Infras und weiteren häufig ver-wendeten Quellen enthält.

10 Laursen/Hansen/Bagh/Jensen/Werther (1997) über denweltweiten Baumwollanbau;Spaar (ETH Zürich, o.J.) zumBaumwollanbau in den USA.

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SNB 49 Quartalsheft 3/2000

11 Dies ist eine sensibleAnnahme: Strom ab Netz bestehtin der Schweiz zum überwie-genden Teil aus Atom- und Was-serkraft zuzüglich eines Anteilsan Importstrom. Würde dieEigenproduktion der landQart als«Strom aus Wasserkraft» mitberücksichtigt, so wäre die

12 Für die Sensitivitätsanalyse«mit Infrastruktur» wurde diegeschätzte Lebensdauer (Tresore100 Jahre, Maschinen 10–60Jahre, Fahrzeuge 5–10 Jahre)linear den jeweiligen Prozessenzugerechnet.

Belastung aus der Papierproduk-tion in der Ökobilanz in Abbilung11 um einen Viertel geringer.

Zur Produktion des Banknotenpapiers exis-tieren neuere, qualitativ gute Daten über den Papier-prozess als Ganzes. Die Firma landQart verwendet zu 40% Strom aus einem eigenen Flusskraftwerk. Dadieses unabhängig von der Papierfabrik laufen kann,wurde die gesamte verbrauchte Elektrizität als Stromab Netz bilanziert.11

Über die einzelnen Prozessstufen des Noten-drucks liegen ebenfalls zuverlässige Daten vor. Nichterfasst sind die allgemeinen Prozesse wie z.B. Licht,Administration und Labor. In den Farben und Lackensind 1–5% Stoffe der Giftklasse 3 oder 4 enthalten(rund 400 kg pro Jahr). Siebdruckfarbe besteht zu50% aus Stoffen der Giftklasse 4 oder 5. Nach demEintrocknen sind die Farben und Lacke nicht mehrtoxisch. Über die Herstellung der Metallfolie (Kine-gramm) liegen keine Angaben vor. Da das Gewicht derKunststoff-Trägerfolie dominiert, wurden stellvertre-tend Standarddaten für Kunststoff PE verwendet.

Die Daten für die Prozessstufen innerhalb derSNB wurden der jährlich erstellten Betriebsökobilanzentnommen. Während die Zurechnung der Verbräucheauf die Banknoten bei den kleineren Bankstellen gutgelang, mussten die entsprechenden Werte für diebeiden Hauptsitze aufgrund der Erfahrungswerte beiden Zweigstellen hochgerechnet werden.

Was die Entsorgung betrifft, so wurden die derKVA zugeführten geschredderten Banknoten als nor-males Frischfaser-Papier bilanziert, da genauereInformationen über die Substanzen in den getrockne-ten Farben fehlen. Diese Annahme erscheint unpro-blematisch, da die Druckfarben und Lacke gemäss den vorliegenden Angaben keine kritischen Stoffeenthalten. Bei der Verbrennung wurde dem Papier derin der KVA produzierte Strom und die produzierteNutzwärme gutgeschrieben.

7.4 Ergebnisse

Die Ergebnisse aus der Produktökobilanz derBanknoten werden zuerst im Hinblick auf die ökolo-gische Gesamtbelastung, die anhand der Umweltbe-lastungspunkte UBP 97 gemessen wird, diskutiert.Danach werden die Auswirkungen des Banknotenver-kehrs auf den Treibhauseffekt, die Versäuerung undden Sommersmog betrachtet.

UmweltbelastungAbbildung 11 zeigt die von den verschiedenen

Prozessstufen verursachte Umweltbelastung. Amstärksten ins Gewicht fallen die Lagerung und dieVerarbeitung der Banknoten bei der SNB, die rund1 300 Mio. UBP 97, d.h. knapp die Hälfte der gesam-ten Umweltbelastung, ausmachen. Deutlich geringerist der Beitrag des Drucks und der Papierproduktion,die zusammen rund einen Drittel der UBP 97 verursa-chen. Das hohe Gewicht der Lagerung und Verarbei-tung ist unter anderem darauf zurückzuführen, dassdie Notensortieranlagen der SNB, die Klimatisierungund die Beleuchtung der Räume während des ganzenJahres in Betrieb sind, wird doch jede Banknotewährend ihrer Lebenszeit durchschnittlich fünf bissechs Mal verarbeitet. Im Gegensatz dazu wird derJahresbedarf an neuen Banknoten in einigen Mona-ten gedruckt, während die Papierherstellung sogarnur gut drei Wochen pro Jahr benötigt.

Die mit dem Rohstoff Baumwolle verbundeneUmweltbelastung ist mit einem Anteil von knapp 10%nicht unbedeutend, wobei hier die unsichere Daten-lage zu berücksichtigen ist. Vernachlässigbar istdagegen die mit der Entsorgung verbundene Be-lastung.

Allgemein zeigt sich, dass bei den meisten Pro-zessen, vor allem aber bei der Lagerung und der Ver-arbeitung der Banknoten, der Verbrauch (genauer:die Bereitstellung) von Strom die Umwelt am stärks-ten belastet. Daneben haben aber auch die Trans-porte, die Heizung, Sonderabfälle (aus dem Druck derBanknoten) und Emissionen (Dünger und Pestizidebeim Baumwollanbau) ins Gewicht fallende Umwelt-einwirkungen.

Wird die Infrastruktur (Maschinen, Tresore,Fahrzeuge etc.) mit eingerechnet, so erhöht sich dieUmweltbelastung insgesamt um 13%,12 wobei dieMehrbelastung vor allem bei der SNB anfällt. Einenoch höhere Umweltbelastung ergibt sich, wenn stattdem schweizerischen der europäische Strom-Mix, dereinen grösseren Anteil an Kohle- und Ölkraftwerkenenthält, herangezogen wird.

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SNB 50 Quartalsheft 3/2000

Gewisse Akzentverschiebungen treten ein, wennfür die Auswertung statt der UBP 97 der im EU-Raumverbreitete Eco-indicator ’9513 angewendet wird. Soentfällt bei dieser Methode knapp ein Drittel dergesamten Umweltbelastung durch die Banknoten aufdie Baumwolle, da die beim Baumwollanbau einge-setzten Pestizide stärker gewichtet werden als beiden UBP 97. Die Relationen bei den übrigen Prozessebleiben ungefähr gleich.

TreibhauseffektDer Treibhauseffekt bezeichnet die Erwärmung

der Atmosphäre durch zusätzliches Kohlendioxid,Methan und andere Gase. Abbildung 12 bildet die von den verschiedenen Prozessen erzeugten Treib-

hausgase in Tonnen CO2-Äquivalenten ab. Insge-samt beträgt das Emissionsvolumen bei einem mitt-leren Jahresbedarf von 93,4 Tonnen Banknoten etwa1,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Dies entsprichtdem Treibhauseffekt aus der Verfeuerung von etwa650 000 Liter Heizöl extra leicht oder Diesel bzw. dem jährlichen Heizölverbrauch von etwa 200 Ein-familienhäusern.

Wie bei der Gesamtbelastung fällt auch hier dieLagerung und Verarbeitung der Banknoten bei derSNB infolge ihres relativ hohen Energieverbrauchs amstärksten ins Gewicht. Die übrigen drei Prozessemachen zusammen weniger als die Hälfte der CO2-Emission aus.

200

400

600

800

1000

1200

1400

KämmlingeLintersBaumwolle

Hilfsstoffeund TransportPapier-produktion

AusrüstungLackierungNummerierungLaserperforationKupferdruckFolientransferSiebdruckOffsetdruck

EntsorgungLagerung und Verarbeitung:Zürich und ZweiganstaltenBernTransport:AgenturenSNB

Mio. UBP ’97

Jährliche Umweltbelastung Abbildung 11gemessen mit Umweltbelastungspunkten UBP ’97

Baumwolle Papier Druck Verarbeitung und Lager

200

400

600

800

1000

1200

1400

KämmlingeLintersBaumwolle

Hilfsstoffeund TransportPapier-produktion

AusrüstungLackierungNummerierungLaserperforationKupferdruckFolientransferSiebdruckOffsetdruck

EntsorgungLagerung und Verarbeitung:Zürich und ZweiganstaltenBernTransport:AgenturenSNB

t CO2-Äquivalente

Treibhausgase Abbildung 12Beitrag zum Treibhauseffekt

Baumwolle Papier Druck Verarbeitung und Lager

13 Eco-indicator ’95: Umweltein-wirkungen in Luft und Wasserwerden mit Punkten («Eco-indica-tor points», Stand 1995) gewich-tet, basierend auf den Schäden anmenschlicher Gesundheit und anÖkosystemen. Quelle: Eco-indicator ’95, NL-Amersfoort 1995

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SNB 51 Quartalsheft 3/2000

1000

2000

3000

4000

5000

6000

KämmlingeLintersBaumwolle

Hilfsstoffeund TransportPapier-produktion

AusrüstungLackierungNummerierungLaserperforationKupferdruckFolientransferSiebdruckOffsetdruck

EntsorgungLagerung und Verarbeitung:Zürich und ZweiganstaltenBernTransport:AgenturenSNB

kg SO2-Äquivalente

Saurer Regen Abbildung 13Beitrag zur Versäuerung

Baumwolle Papier Druck Verarbeitung und Lager

100

200

300

400

500

600

KämmlingeLintersBaumwolle

Hilfsstoffeund TransportPapier-produktion

AusrüstungLackierungNummerierungLaserperforationKupferdruckFolientransferSiebdruckOffsetdruck

EntsorgungLagerung und Verarbeitung:Zürich und ZweiganstaltenBernTransport:AgenturenSNB

kg Ethylen-Äquivalente

Sommersmog Abbildung 14Beitrag zum Sommersmog

Baumwolle Papier Druck Verarbeitung und Lager

VersäuerungDie Freisetzung von Säure («Saurer Regen»)

greift die Pflanzen an und verändert den Säure-haushalt der Böden, sodass Schwermetalle ausgelöstwerden. In Abbildung 13 ist die in Kilogramm Schwe-feldioxid-Äquivalenten gemessene Versäuerung darge-stellt. Das gesamte Emissionsvolumen beträgt knapp10 Tonnen SO2-Äquivalente. Dies entspricht ungefährdem Effekt beim Verfeuern von 3 Mio. Litern Heizöloder 400 000 Litern Diesel in einem LKW. Die Vertei-lung der Emissionen auf die einzelnen Prozesse ver-mittelt ein ähnliches Bild wie beim Treibhauseffekt.

SommersmogEin deutlich anderes Bild ergibt der in Kilo-

gramm Ethylen-Äquivalenten gemessene Sommer-smog (Ozon), der aus der Verbindung von Kohlen-wasserstoffen (z.B. Lösungsmittel) und Stickoxidenund Sonnenlicht entsteht. Die Gesamtemissionbeträgt eine Tonne Ethylen-Äquivalente, was derSmogbildung aus der Verbrennung von etwa 15 Mio.Litern Heizöl oder dem Verbrauch von 500 000 LiternDiesel in einem LKW entspricht. Relevante Wirkungs-anteile ergeben sich insbesondere beim Siebdruckund beim Lackieren der Banknoten.

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SNB 52 Quartalsheft 3/2000

7.5 Schlussfolgerungen

Die Umweltbelastung im Zusammenhang mitden schweizerischen Banknoten schlägt in derBetriebsökobilanz der SNB deutlich zu Buche. Alleinauf die Banknotenverarbeitung entfällt ein Drittel der Umweltbelastung. Im Vergleich zu anderen Pro-dukten sind die schweizerischen Banknoten jedochnicht besonders umweltkritisch, auch was die Inhalts-stoffe betrifft. Die grösste Umweltbelastung gehtvom Stromverbrauch aus; in diesem Bereich könntenam ehesten effektive Massnahmen ergriffen werden.Entgegen den Erwartungen fällt dagegen die Ent-sorgung nicht nennenswert ins Gewicht: ob die Notenin KVA entsorgt, wieder verwertet oder kompostiertwerden, ist ohne nennenswerte ökologische Bedeu-tung.

Durch die Erhöhung der Lebensdauer der Bank-noten liesse sich die Umweltbelastung reduzieren.Stiege die durchschnittliche Lebensdauer um 10%, sowürde die Umweltbelastung um rund 5% sinken.Massnahmen, die hier ansetzten, würden sich aller-dings auf die Qualität der im Umlauf befindlichenBanknoten negativ auswirken. Denkbar wäre auch ein Ersatz der ökologisch nicht unproblematischenBaumwolle durch andere Trägermaterialien wie Hanfoder Kunststoffe. Was die Ökologie sowie dieBedruckbarkeit und Sicherheit dieser Materialienanbelangt, liegen allerdings noch kaum Angaben vor.

Die ökologische Analyse des Lebenszyklus derBanknoten ist in zweierlei Hinsicht eine wertvolleEntscheidungshilfe. Zum einen können entlang derHerstellungs- und Verarbeitungsprozesse für die achte Serie die effektivsten Ansatzpunkte für öko-logische Verbesserungen identifiziert werden. DieStudie stellt zum anderen aber auch ein nützlichesInstrument im Hinblick auf die allfällige Neuentwick-lung einer nächsten Banknotengeneration dar.