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Ein Bildband mit wunderschönen Landschaftsaufnahmen des Fotografen Klaus-Peter Kappest
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LebensartSchmallenberger Sauerland und Eslohe
LebensartSchmallenberger Sauerland und Eslohe
Klaus-Peter Kappest
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Exzellent in Szene gesetzte Landschaften. Menschen bei ihrer Arbeit in Handwerk, Kunst, Landwirtschaft und Gastronomie. Häuser und Höfe, Kirchen und Kapellen, Flora und Fauna aus ungewöhnlicher Perspektive – der neue Bildband von Klaus-Peter Kappest zeichnet auf 144 Seiten ein mitreißend lebensnahes Panorama der Lebensart im wahren Land der tausend Berge. Erstmals ergänzt um sieben sehr persönliche Essays bekannter Schmallenberger und Esloher.
Fast 400 neue Fotos hat der „Rothaarsteig-Fotograf“ und Spezialist für Dia-Multivisions-Shows (auf denen er von seinen Expeditionen quer durch Skandinavien erzählt) für das neue Werk zusammengetragen. Wer sie betrachtet, wird berührt: Vom warmen, weichen Licht in der Landschaft, von der Wucht einer überbordenden Natur, von neuen Aussichten nach Kyrill, vom einzigartigen Charme der Dörfer und ihrer Bewohner.
ISBN 978-3-9808413-3-7
Für Reinhild, Heinz, Christiane, Ulrike und Thomas mit ihren Familien
LebensartSchmallenberger Sauerland und Eslohe
Klaus-Peter Kappest
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Inhalt:
oben: Im Sommer 2007 begeisterte die Ausstellung „Alltagsmenschen“ mitSkulpturen von Christel Lechner in Schmallenberg Gäste und Einheimische.Während die meisten Exponate die Stadt wieder verlassen haben, „schmökert“vor dem Landhotel Gasthof Schütte in Oberkirchen immer noch „die Leserin“.
links: Antiquarisches bei „Antiquitäten Tröster“ in Bad Fredeburg
Titel: Blick im Frühnebel vom Philosophenpfad auf Schmallenberg
S. 1: Das Haus Schulte-Baumeister in Bad Fredeburgwurde 1807 gebaut und diente viele Jahre als Krankenhaus.
S. 2: Ilpetal bei Nierentrop
S. 3: Hof Voß in Lenne
6 Inmitten der Berge
24 In Stadt & Dorf
46 Tradition & Brauchtum
58 Erwerbsleben
84 Kunst & Kultur
100 Wanderwelt & Co.
114 Im Wald
128 Essays
143 Fotografisches & Impressum
S. 6/7: Oberhenneborngesehen vom Heyer Knochen (555 m)
Ausblick vom Immesbeil (573 m)ins Hennetal und auf die Kreuzkapelle von Oberhenneborn
Inmitten der Berge
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Mein Schmallenberger Sauerland: das Land des warmen, weichen Lichts
links: Am Brandtenholz (705 m) oberhalbdes Schieferstollens hat man den schönstenBlick auf Nordenau. Eines meinerliebsten Motive im Sauerland.
oben: Katholische Pfarrkirche St. Gertrudisin Oberkirchen. Hier durfte ich meine FrauClaudia, eine Fredeburgerin, heiraten.
oben rechts: Das Haus Müller-Heimes inNordenau - ein typisches Fachwerkhaus imSchmallenberger Sauerland.
Vor ein paar Jahren fragte mich einmal ein indischer Film-produzent, warum ich als Reisefotograf, dem die ganze Weltoffen stehe, ausgerechnet im Schmallenberger Sauerland soviele Bilder mache. Als Grund nannte ich ihm das besondereLicht: „the late light of the day“. Diese Formulierung inkreativem „Denglisch“ fand er so poetisch, dass er sie zumTitel seines nächsten Films machte.
Wenn über den Schmallenberger Bergen ein leichter Dunst-schleier liegt, tauchen Sonnenauf- und -untergang die Land-schaft in ein zauberhaftes warmes und weiches Licht.Bis zum Horizont staffeln sich dann die Silhouetten derBerge in immer helleren Gelbtönen. Diesem besonderenLicht widme ich die ersten Seiten dieses Buches, und eswird auch später immer wieder eine Rolle spielen.
Aber was, abgesehen vom Licht, macht den besonderenReiz des Schmallenberger Sauerlandes aus? Auf demWilzenberg traf ich einmal ein Ehepaar aus Neuseeland.Beide erklärten mir, trotz der Naturschönheit ihres Heimat-landes kämen sie zum Wandern nach Schmallenberg, weilhier so saubere Orte einheitlichen Stils malerisch in diesanft schwingende Landschaft eingebettet seien.
Genau das ist die Stärke dieser Region: ein durchgehenderStil, geprägt von einem umsichtigen Miteinander ausTradition und Moderne, Wertigkeit und Understatement.Bereichert um moderne Kunst und Kultur und eineallgegenwärtige, enge Verbindung zur Natur entstehtso eine außergewöhnliche Symbiose – die „LebensartSchmallenberger Sauerland“.
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Die Wiege des Wandertourismus im Sauerland – liegt in SchmallenbergsHöhendörfern Schanze (oben) und Jagdhaus (links) (670 – 720 m über NN). Jagdhaus & Schanze
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Gewitterstimmung über dem Wilzenberg
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oben: Dunkle Wolken über dem „heiligen“ Wilzenberg (658 m), Blick von der Almert
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Ein Berg im Zentrum: der Wilzenberg
links: Grafschaft mit seiner barocken Klosteranlage liegt am Fuße des Wilzenbergs.
oben: Sonnenuntergang hinter dem Aussichtsturm auf dem Wilzenberg
rechts: Gipfel des Wilzenbergs mit Wallfahrtskapelle, Hochkreuz und Aussichtsturm
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ganz links: Über dem Wennetal:Der Brocken (467 m) bei Wenholthausen im Morgennebel vor Sonnenaufgang.
links: Forsythien in Kirchrarbach
oben: Erkennen Sie die Blüte des Apfelbaums?
Frühlingserwachen
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links: Morgennebel im Spätsommer zwischenNiedersorpe und Holthausen.
unten: Der Herbst naht.
rechts: An einem regnerischen Tag schaut die Sonnenur kurz nach Sonnenaufgang für wenige Minutendurch einen Spalt in der Wolkendecke.
Spätsommermorgen
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Indian Summer
links: Herbstlicher Abstieg vom Harkenstall (549 m) nach Grafschaft.
unten: Ein sportlicher Höhepunkt ist der Falke-Rothaarsteigmarathon©,der jedes Jahr im Oktober im Bereich Fleckenberg, Jagdhaus, Schanzeund Latrop ausgetragen wird. Auf dem Kamm des Rothaargebirgeskann das Wetter dann schon einmal überraschend kühl werden.2004 begrüßten die ersten Schneeflocken die Läufer bei Schanze.
rechts: In Niedermarpe
unten: Fehlt das Chlorophyll, färben sich die Blätter gelb und rot.
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Winterabend
links: Verschneite Fichten am Rande der Hochheide auf dem Kahlen Asten (841 m) oberhalb des Lennetals.An besonders kalten Tagen erlebt man hier eine Lichtstimmung, die sonst eher im Norden Europas, in Lappland, zu finden ist:Nach Sonnenuntergang beginnt der Himmel im Osten (hinter dem Fotografen) violett zu leuchten. Dieses violette Licht wirdvom Schnee reflektiert und bildet so einen eindrucksvollen Kontrast zum Gelb-Orange des Westhimmels, den die Sonnegerade erst verlassen hat.
oben: Holthausen am Südhang der Hunau
In Stadt & Dorf
Schmallenbergauf dem schmalen Berg
S. 24/25: Schmallenbergs Altstadt vom Aberg (472 m) aus gesehen.
links: Erst aus dem Hubschrauber erkennt man den markanten Grundriss derSchmallenberger Altstadt, den „Leiteraufbau“ mit der Oststraße links und der
Weststraße rechts sowie den vielen Verbindungsstraßen,den „Leitersprossen“, dazwischen.
oben: Klassizistische Haustür, Weststraße Schmallenberg
rechts: Kurpark in Schmallenberg
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links: Liebevoll restaurierstes Fachwerkhaus in Eslohe
unten: Charakteristischer Ausleger der Esloher Domschänke
ganz unten: Der Pampel (1897 – 1960). Das Esloher Original erzähltezeitlebens „Sensatiönchen“ und augenzwinkernde Geschichten.Eine Statue gegenüber dem Esloher Spritzenhaus erinnert anden Malergesellen und Fleischbeschauer.
rechts: Frühlingsstimmung im Stadtkern von Eslohe
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Eslohe
Brauhaus Eslohe
Bereits in der zweiten Generationbetreibt die Familie Schulte in Eslohedas kleine, private Brauhaus „EsselBräu“. Ausgeschenkt wird gleichnebenan: in der Domschänke.
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Im Wirtshaus
oben: Auch wenn das Sauerland eine Hochburg der Pilskultur ist (Veltins, Warsteinerund Krombacher brauen hier), schätzt so mancher einen guten Tropfen Wein,wie der Hotelier und Koch Walter Beckmann aus Wenholthausen.
rechts: Stammtisch beim „Schacker“: im Gasthof Mönig in Schmallenbergs Oststraße
ganz rechts: Einfach lecker: Pils vom Fass - bei 8 °C binnen 3 Minuten in 3 bis 4 Stößen gezapft.
Dörfliche Kleinode
links: Ausblick von Österberge ins Wennetal
oben: Restauriertes Backhaus in Wenholthausen
rechts: „Alte Wassermühle“ in Cobbenrode
unten: Heimatmuseum im 1769 erbauten Stertschultenhof in Cobbenrode
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Zwischen tausend Bergen
links: In Fleckenberg vereinen sich Latrop- und Lennetal.
oben: Kapelle St. Agatha und St. Gertrudis in Oberfleckenberg
rechts: Hunderte von Brücken führen Wanderer trockenen Fußes über dieunzähligen Flüsse und Bäche im Schmallenberger Sauerland, hier die Brücke im Siepenpark in Oberfleckenberg.
Goldige Dörfer
links: Hof Pröpper in Fleckenberg
unten: Typisch. Die Bitte um Gottes Segen verewigt im Gebälk – hier imDielentor des Hofes Börger in Fleckenberg.
rechts: 1282/1283 wurde Fleckenberg zum ersten Mal urkundlich erwähntund seit 1361 ist Göbeln-Hof bekannt. Das jetzige Hauptgebäude wurde 1784erbaut und ist heute das Stammhaus der Familie Börger.
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Landleben
links: Bauerngarten in Lenne
oben: Der Stall ruft in Fleckenberg.
rechts: Stolze Hühner vor der Kirche in Wormbach
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links: Fachwerkhaus in Niedersalway
oben: Maibaum mit ansässigen Zünften
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Reister Markt
links: Ein Höhepunkt im Jahreskalender der Landwirte:die Prämierung des Zuchtviehs auf dem Reister Markt.
unten: Preisgekrönter Zuchtstier
ganz unten: Das Pendant für die Nicht-Landwirte:der große Rummel auf dem Reister Markt.
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Liebe zum Detail
links oben: Herbert Tröster rekonstruiert eine historische Schranktürin der Werkstatt seiner Antiquitätenhandlung in Bad Fredeburg.
oben: Liebevoll restaurierter Sekretär
links: 200 Jahre altes Flechtwerk aus Stroh und Lehmbildet die Wände eines echten Sauerländer Fachwerkhauses.Diese Mauern bescheren ein besonders angenehmes Wohnklimaund werden gerade wiederentdeckt.(Foto: Alfons Ritter)
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oben: Am Koppelzaun in Ebbinghof
rechts oben: Oberbetten zum Lüften ins Fenster zu legen, isteine ganz spezielle deutsche Sitte,
die bei ausländischen Gästen immer wiederKopfschütteln hervorruft.
rechts unten: Stockbrotbacken über dem offenenLagerfeuer - für Kinder eine der schönstenBeschäftigungen an einem Sommerabend.
Tradition & Brauchtum
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Kloster Grafschaft
oben: Kloster Grafschaft, gegründet 1072, war ein Ausgangspunkt für die Christianisierung des Sauerlandes. Nach einer wechselvollenGeschichte wurde die ursprüngliche Benediktinerabtei 1804 im Rahmen der Säkularisation aufgelöst. 1948 übernahm die aus Schlesienvertriebene deutsche Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Karl Borromäus das Kloster, richtete hier ihr neues Mutterhausein und gründete in den folgenden Jahren ein heute international renommiertes Fachkrankenhaus für Pneumologie, Lungenkrankheiten,Allergologie, Schlafmedizin und Beatmung.
oben: Weit verstreute Kunstschätze aus der fast 1000-jährigen Klostergeschichteführen die Borromäerinnen Stück für Stück im hauseigenen Museum zusammen.
rechts: Alte Pracht und imposante Handwerkskunst
unten: Moderne Diagnostik und christliche Pflege im 21. Jahrhundert
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Bödefeld
links: Das neuromanische Schiffder Bödefelder Pfarrkirche St. Cosmas und Damianus
– es wurde 1910/11 erneuert.
oben: Prachtvoll - der Hauptaltar.
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Berghausen & Wormbach
links: Als Erinnerung an Verstorbene, deren Gräber inzwischeneingeebnet wurden, hängen Kreuze an den alten Kirchhof-Lindendes Wormbacher Friedhofs.
rechts: Die Pfarrkirche St. Petrus und Paulus in Wormbachaus dem 13. Jahrhundert steht auf Fundamentresten aus dem9. Jahrhundert und zählt somit zu den Urpfarreien der Region.
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oben: Berghausen im „Hawerland“ mit seinerPfarrkirche St. Cyriacus, die bis auf
das 12. Jahrhundert zurückgeht.Sie ist wahrscheinlich die älteste, vollständig
in ihrer ursprünglichen Form erhalteneromanische Dorfkirche im Sauerland.
rechts: Zu den Kuriositäten der WormbacherKirche gehören die Deckenfresken aus dem
12. Jahrhundert. Sie zeigen heidnischeTierkreiszeichen und wurden 1955/56 bei
Restaurierungsarbeiten unter 12 Lehm-schichten entdeckt und freigelegt.
Während noch in heidnischer Zeit Feuer auf den Bergen zum Frühlingsbeginn die bösenGeister des Winters vertreiben sollten, wurde der Osterfeuerbrauch nach der Christiani-sierung umgedeutet. Die frohe Botschaft des Evangeliums leuchtet über die SauerländerBergwelt und das österliche Licht wird in die Dörfer getragen. Ein Brauch, der im ausge-henden Mittelalter in Vergessenheit geriet. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurdeer neu belebt – als friedliches Bekenntnis zu Solidarität und Nächstenliebe.
Besonders eindrucksvoll sind die Osterfeuer in Bad Fredeburg. Gleich drei Osterfeuer-vereine entzünden auf drei Hügeln am Stadtrand ihr eigenes Feuer und es ist ein sehrernsthaft betriebener Wettstreit, welcher Stadtteil – Ober-, Unter- oder Altstadt – dasgrößte und schönste hat. An den Osterfeuern werden dann Fackeln entzündet undsingend zum Kirchplatz getragen, wo der Pastor eine gemeinsame Andacht hält.
Den Nazis war dieses christliche Treiben suspekt. Sie verboten die Osterfeuer 1933.Die Fredeburger ließen sich ihren alten Brauch jedoch nicht so einfach nehmen:Als sich ein Polizist auf das fertig aufgeschichtete Feuer setzte, um das Anzündenzu verhindern, steckten sie es einfach unter ihm in Brand.
Ostern & Weihnachten
ganz links: Osterfeuer derBad Fredeburger Altstadt.
links: Auf demKirchplatz treffen sichdie Fackelzüge aus Ober-,Unter- und Altstadt.
rechts oben: BrennendeKreuze leuchten von denSauerländer Bergen– hier das Kreuz der BadFredeburger Unterstadt.
rechts unten: Kunstvollgearbeitete Krippen zierenzur Weihnacht die festlichgeschmückten Wohnzimmerim SchmallenbergerSauerland.
ganz rechts: Weihnachts-baum auf dem Kirchplatzin Bad Fredeburg
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oben: Königsproklamation 2006: Altenilpeund Sellinghausen haben einen neuen König:Dr. Raphael Plett (Mitte mit silberner Kordel).
links: Musikkapellen sorgen nicht nur imUmzug für Ton, Takt und Stimmung. Auch beiden Bällen in den Hallen kommt ihnen einewichtige Aufgabe zu.
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Schützenfest
links oben: Der Höhepunkt jedes Schützenfestesist der Schützenzug, hier 2006 in Fleckenberg mitKönigspaar Martin und Ursula Wulf.
links unten: Fast jeder Ortsteil im SchmallenbergerSauerland hat seinen eigenen Schützenkönig undjeder Schützenkönig hat seinen eigenen Hofstaat.Festliche Abendgarderobe ist Pflicht für die Damen.In kaum einer anderen Region Deutschlands werdenim Sommer so viele Abendkleider getragen.
rechts oben: Schießen um die Königswürde
Erwerbsleben
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Forstwirtschaft
S. 58/59: Neben dem Tourismus bilden Land- undForstwirtschaft eine wichtige Grundlage für dasErwerbsleben im Schmallenberger Sauerland. Alledrei hatten im Jahr 2007 schwere Einbußen durchdie Folgen des Orkans Kyrill zu beklagen. Aber:Die Gäste genießen die zahlreichen neuen Ausblicke,wie hier vom Nonnenberg (632 m) auf Bödefeld.
links: Rückepferde ergänzen moderne Erntetechnikbodenschonend und geländegängig und sichernso eine behutsame Waldpflege in schwierigemund empfindlichem Gelände.
Links im Hintergrund sieht man, dass unter demFichtenaltholz bereits junge Buchen vorangebautwurden. Schwere Maschinen würden auf solchenFlächen, auf denen nur selektiv eingeschlagen wer-den kann, junge und alte Bäume so stark schädigen,dass das Ergebnis unwirtschaftlich würde.
unten: Handarbeit im unter Spannungstehenden Windbruch - einer der gefähr-
lichsten Arbeitsplätze überhaupt. Allein imJahr 2007 verloren fünf Waldarbeiter bei
der Beseitigung der Kyrill-Schäden ihrLeben. Etwa 1.000 wurden verletzt.
rechts oben/unten: Wo immer möglich,kommen im Schmallenberger Sauerlandmodernste Forstmaschinen zum Einsatz.
Zum Beispiel der Vollernter „Königstiger“im Sturmholz bei Wormbach. Oder Pressen
für Kleinholz, das zur Energiegewinnungbestimmt ist - hier auf einer
aufgearbeiteten Fläche bei Schanze.
In der Nacht vom 18. auf den19. Januar 2007 verwüstete der OrkanKyrill mehr Wald im Sauerland alsirgendein Sturm je zuvor. 16 MillionenFestmeter fielen in NRW, 4 Millionenim Hochsauerland. Zahlreiche Wald-bauern verloren ihre wirtschaftlicheExistenz.
oben: Ganze Waldflächen, wie hier beiBracht, fielen wie Streichhölzer. DasSauerland veränderte über Nacht seinGesicht.
Mit gewaltiger Kraft wurden Baumrie-sen gespalten (ganz links) oder ent-wurzelt (links). Viele Wanderwege,wie hier der Rothaarsteig (rechts),wurden vorübergehend unpassierbar.
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Kyrill
Nach dem Sturm
links: Um die Folgen des Orkans Kyrill für die Wandererauf dem Rothaarsteig über Jahre hinaus erlebbar zumachen, haben die Rothaarsteigranger in Handarbeitden Kyrillpfad geschaffen.
Auf einer nicht geräumten Sturmholzfläche im Staatswald beiSchanze können die Wanderer über schmale Stiegen und unterumgestürzten Bäumen auf 1 km Länge die Kraft der Naturerleben. Wahrzeichen des Kyrillpfades ist „der Schiffsbug“auf einem zersplitterten Baum.
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oben: Nach dem Sturm gab es selbst für Einheimische dieeine oder andere Überraschung: Die ursprünglich von
hohen Fichten umgebene Kapelle Heilig-Kreuz auf demKreuzberg Egge bei Wormbach war den Bewohnern andererSchmallenberger Ortsteile weitgehend unbekannt. Erst Kyrill
verwandelte Wormbachs Kreuzberg in einen derschönsten Aussichtspunkte im Hawerland.
rechts: Rothaarsteigranger Ralf Schmidt präsentiertein besonderes, natürlich entstandenes Fundstück:
Fäulnis hat diese Fichte ausgehöhlt. Nur das besondersharte Holz der Äste widerstand der Zersetzung und die
Waldarbeiter konnten ein Rad mit natürlich gewachsenenSpeichen daraus schneiden.
links und oben: Auch modernste Hochtechnologie istin Schmallenberg zu Hause. Die Firma Audiotec Fischerfertigt in Handarbeit hochwertigste Verstärker für denCar-Hifi-Bereich. Vor Auslieferung wird jedes Gerät aufperfekte Funktion geprüft.
rechts: Die meisten Schmallenberger Betriebe sindFamilienbetriebe, deren Leiter mit viel Herzblut beider Sache sind. Für Heinz Fischer, Gründer undChef von Audiotec Fischer, ist Musik ein zentralerLebensinhalt. Neben seiner Arbeit spielt er in einerder zahlreichen Schmallenberger Bands.
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Industrie
oben: Die Grube Magog in Bad Fredeburg istdie einzige noch in Betrieb befindliche sauerländerSchiefergrube. Gewaltige Hallen werden in denWesthang der Hunau gegraben.
links: Moderne Roboter übernehmen die staubigeArbeit, die Schieferplatten so zu schneiden, dassman mit ihnen Fassaden und Dächer verkleiden kann.
Schieferbergbau in Bad Fredeburg
links und oben: Der Schieferabbau in Bad Fredeburghat sich über Jahrhunderte weiterentwickelt.Abbautechniken heute und gestern.
rechts und unten: Auch wenn heute Roboter dasZuschneiden von Dachschiefer übernehmen
- das Spalten der Schieferblöcke ist und bleibt Handarbeit.
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Gesundheit unter Tage
links und rechts: Ein ehemaliger Schieferstollendient heute als Gesundheitsoase - Im Felicitas Stollenin Bad Fredeburg finden Menschen ein wohltuendesMikroklima vor.
unten: Zu einer aktiven Grube gehört ein aktiver Musik-verein: Die Kur- und Knappenkapelle Bad Fredeburg.
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S. 72/73: Strümpfe aus Schmallenberg sind weltbekannt.Das Familienunternehmen Falke produziert seit 1895 nichtnur unter dem eigenen Markennamen Strickwaren inPremiumqualität, sondern auch für Marken wie Boss undJoop! 2008 erwarb Falke die Markenrechte an Burlingtonund wurde international ausgezeichnet für seineErgonomic Sports Collection.
links: Ein echtes Sauerländer Original: Anton Kebekus vomWanderladen Kompass in Bad Fredeburg versorgt Natur-Aktivisten mit der richtigen Ausstattung zum Wandern,Bergsteigen und Klettern. Hier führt er gerade Schnee-schuhe für Tiefschneewanderungen vor.
oben: Shopping in Schmallenberg heißt Einkaufen mitVielfalt und auf hohem Niveau. Auch in Sachen Kunst.In der Kunst- und Antiquitätenhandlung Klute findenInteressierte unter anderem farbenprächtige Landschafts-mosaiken des bekannten Malers Ton Schulten.
rechts: Einige Arbeitsschritte in der Falke-Fertigung sindbis heute echte Handarbeit. Damit die beliebten Strümpfegarantiert nirgends drücken, wird die Naht unter denZehen von Hand „gekettelt“.
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Produktion & Einzelhandel
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Auf der Weide
Ganz links und links: Klasse statt Masse.Dieses Prinzip greift auch auf den Weidenim Schmallenberger Sauerland, wo eineAbkehr von der Milch- zur Schlachtvieh-wirtschaft zu beobachten ist. In Werpewerden sogar versuchsweise kanadischeBisons gehalten.
rechts: Kornanbau findet man nur aufwenigen Weiden, wie hier bei Ebbinghof.Bei näherer Betrachtung residiert in denÄhren manch tierisches Leben, wie hiereine Heuschrecke.
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oben: Liebe unter Kaltblütern - auf einer Koppel bei Schmallenberg
links: Josef Grobbel, der Schäfer von Jagdhaus.
rechts: Bauer Johannes bei der Fütterung im Ebbinghofer Bullenstall.
Gelebte Landwirtschaft
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Verkehrte Welt
Sauerländer sind echte Individualisten. So weit möglich machen sie sich die Weltwie`s ihnen gefällt. Bauer Matthias Rensing aus Nordenau (oben) kultiviert seine Weiden
mit 4 Pferdestärken - und das nicht nur für die Kamera. „Die Arbeit mit Pferdenhat drei Vorteile“, sagt er, „es ist billiger, der Boden wird nicht so stark
verdichtet wie von den Reifen der großen Traktoren und vor allemmacht es viel mehr Spaß!“
Und der schwere Traktor? Zieht einen Wagen voller Gäste entlang deraussichtsreichen Bergrücken rund um Altenilpe. Am Steuer:
Reiner Heuel (rechts).
unten links: Da grinst der Gaul - „Papageiennase“ nennt man diesenGesichtsausdruck eines Pferdes, der von höchstem Wohlbefinden kündet
- im Schmallenberger Sauerland gefällt es eben auch Pferden sichtlich gut.
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Schinken und Käse aus der Region
oben: Seit über hundert Jahren ist der traditionelle SauerländerSchinken von Feinkost Henke in Oberkirchen weit über dieRegion hinaus bekannt.
links: Auch wenn es nicht so aussieht - der Knochen, den WernerHenke gerade aus dem Schinken ausgelöst hat, riecht ausgesprochenappetitlich und gibt einer Suppe beste Würze.
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rechts: Paul Löffler betreibt inDornheim eine Bauernkäserei.
Vollkommen autark, denn eswird nur die Milch der eigenen
Kühe verarbeitet – und diesegrasen auf eigenen, penibel
gepflegten Wiesen.
Kunst & Kultur
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Kunst & Kunsthandwerk
S. 84/85 und oben: Mal humorvoll, mal gefühlvoll und nachdenklich ist dieMalerei von Hans-Georg Bergenthal, der sein Atelier im alten Speicher direkthinter dem Schiefer- und Heimatmuseum in Holthausen betreibt.
links oben und unten: In der Galerie Tigergarten in Wenholthausen zeigt derSchmuckdesigner Sven Frahm nur eigene Kreationen, die er zum Teil in selbstentwickelten Techniken fertigt.
rechts: Der Schriftsteller und Kinderbuchautor Kurt Wasserfall findetseine Inspiration inmitten der Natur rund um seinen Wohnort Jagdhaus.Die Abenteuer seiner „Ferienmaus“ erleben Kinder im (Vor-)Lesebuch desSchmallenberger Kinderlands live bei den „Heubodengeschichten“ und alsNeuerscheinungen im jährlichen Kinderprogramm.
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Design trifft Handwerk
oben: Franz-Josef Kemper ist nicht nur Hotelier und Kochim Gasthof Schauerte-Jostes in Oberkirchen, sondern auchgelernter Restaurator und Kirchenmaler. Seine Arbeiten zierenZimmer und Gasträume.
links und rechts: In ihrer Werkstatt für Glasgestaltung in der Weststraßein Schmallenberg entwerfen bzw. realisieren Anne und Martin VollmertHaustüren, Treppen und Skulpturen, Kirchenfenster und vieles mehr.
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Metallgestaltung in Vollendung
links: Walter Schneiders Galerie inHeiminghausen im Spiegel seiner Kunst.
rechts: Walter Schneider gestaltet Skulpturenund Wandobjekte aus Metall. Zu seinenbevorzugten Materialien gehört Titan. Ineiner selbst entwickelten Technik entlockter dem Metall die Farben, die im Hintergrundzu sehen sind.
unten: Eine Landschaft aus Metall.
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Kunstschmiede in der Waldemei
Riesige Insekten und Schachtelhalme aus Bronze, Tische und Leuchtobjekte aus Bleikristall haben denKunstschmied Lothar Klute international bekannt gemacht. In seiner Wirkungsstätte, einer ehemaligenSchiefergrube im Sorpetal, schmiedet und schmilzt er mit Feuereifer. Der angrenzende Skulpturenpark
zeigt seine Schaffenskraft – und ist für jedermann (wie auch die Schmiede) zugänglich.
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WaldSkulpturenWeg
links: Derzeit neun Exponate international bekannterKünstler polarisieren die Betrachter am WaldSkulpturenWegvon Bad Berleburg (im Dunst rechts im Hintergrund) nachSchmallenberg.
Im Vordergrund: Die monumentale Installation„Stein – Zeit - Mensch“ von Nils Udo am Kreuzungspunktvon WaldSkulpturenSeg und Rothaarsteig bei Kühhude.
rechts: „Eine allzu große Macht stürzt durch ihre eigeneMasse.“ Ein Lutherzitat am „Krummstab“ von HeinrichBrummack bei Schanze symbolisiert die spannungsreicheGeschichte zwischen dem protestantisch geprägtenWittgenstein und dem traditionell kurkölnischen,katholischen Sauerland.
unten und unten rechts: Der Künstler Andreas Oldörpüberwacht das Stimmen seiner Klangskulptur„Über den Teichen“. Die sieben Orgelpfeifen ausKupfer sind nahe Grafschaft zu hören.
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Der gewaltige tempelartige Bau, der den Rahmen fürNils Udos Skulptur „Stein - Zeit - Mensch“ bildet,
ist heute von Baumpilzen bewachsen (oben).Einige davon wurden früher gesammelt und von den„Schwammklöppern“ zu Zunder verarbeitet (rechts).
Dieses Foto von einem alten Schwammklöpper war dasVorbild für die Skulptur, die heute auf dem Kirchplatz
in Bad Fredeburg steht (ganz rechts).
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WaldSkulpturenWeg
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Museen
links: Im Maschinen- und Heimat-museum in Eslohe sind neben einigen
echten (und noch betriebsbereiten)Dampfmaschinen zahlreiche
Modelle zu sehen.
unten ganz links: An den Wochen-enden verkehrt eine alte Werkslok auf
den Gleisen rund um das Museum.
unten links: „Die Erinnerung ist meinParadies“ - Fabrikant Eberhard KönigsLeidenschaft galt alten Dampfmaschi-nen. 1956 überführte er seine Samm-
lung in eine Stiftung und schuf dieBasis des heutigen Museums.
oben: Die ehemalige Besteckfabrik Hesse in Fleckenbergist heute ein technisches Museum.
links: Mit viel Liebe zum Detail hat der HeimatvereinFleckenberg das Kleinod originalgetreu wieder in Standgesetzt. Vorführungen während der „normalen“Öffnungszeiten zeigen, wie hier von 1938 bis 1972in Handarbeit gefertigt wurde.
Wanderwelt & Co.
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Eine Welt für Wanderer
S. 100/101: Nie gab es für den Wanderer so viel Neues imSauerland zu entdecken wie nach dem Orkan Kyrill, denn
dieser hat für viele neue Aussichten gesorgt. Auf demGipfel des Tittenbergs (452 m) bei Fleckenberg ist
zum Beispiel dieser Felsen zum Vorschein gekommen.Von dort hat man jetzt einen schönen Blick ins Lennetal.
S. 102: Der Graftenberg (657 m) bei Oberkirchen bietet einenbesonders schönen Blick auf den Wilzenberg.
links: Das von den Schmallenberger Touristikern entwickelteWegeleitsystem ist führend in Europa. Über 2.000 diesermodernen Schilderbäume hat André Mergheim seit 2001
im Schmallenberger Sauerland und rund um Esloheaufgestellt. Außerdem zeichnet er für die Angaben auf den
beidseitig beschrifteten Unikaten verantwortlich.
oben: Um die Heidefläche im Naturschutzgebiet „Auf derSommerseite“ auf dem Graftenberg bei Oberkirchen zu
erhalten, wird sie regelmäßig von Ziegenoder Schafen beweidet.
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Rothaarsteig
Der Rothaarsteig© - inzwischen der Klassiker unter denPremium-Wanderwegen der Region – trägt den Beinamen„Weg der Sinne“. Er lädt dazu ein, aus dem technisiertenAlltag auszusteigen und die Fülle der Natur mit allen Sinnenin sich aufzunehmen.
Auf 154 km Länge führt er von Dillenburg im Süden nachBrilon im Norden und vermittelt dabei wie kaum ein andererFernwanderweg in Deutschland unverfälschte Naturerlebnisse -abseits allen menschlichen Lärms.
links: Der Rothaarsteig verläuft auf dem Kamm des Rothaargebirgesim Hintergrund. Aus den Tälern führen Zugangswege, die mit einemgelben Wegezeichen (links im Bild) markiert sind - hier im oberenFerndorftal zwischen Hilchenbach und Helberhausen.
rechts: Der Rothaarsteig bietet keine Parade der Baudenkmäler,keine Alpenpanoramen und keine Klettersteige. Seine Höhepunkteliegen in den Kleinigkeiten am Wegesrand, die zu bemerken - mitVerlaub gesagt - viele Wanderer erst wieder lernen müssen.
Zu diesen Kleinigkeiten gehört auch die einzelne, bereits zur Puste-blume gewordene Löwenzahnblüte, vor allem wenn sie als einzigeBlüte eines Blütenmeeres gerade noch vom letzten Strahl deruntergehenden Sonne getroffen wird.
unten: Nicht nur bei Familien mit Kindern erfreut sich dieRothaarsteig-Hängebrücke bei Kühhude großer Beliebtheit. In denumliegenden Baumwipfeln findet sich das filigrane Netzwerk„Ökosystem Wald“ auch für Erwachsene interessant visualisiert.
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Sauerland Höhenflug
oben: Weite Ausblicke - wie der Blick vomHömberg (661 m) bei Oberhenneborn überdas Hennetal und die Gemeinde Eslohe - sindcharakteristisch für den 2008 eröffneten neuenWeitwanderweg „Sauerland Höhenflug“.
links: Hallenberg im Frühnebel – hierhin führtder Höhenflug, wenn man das SchmallenbergerSauerland Richtung Osten verlässt.
Von der Homert kommend führt der Sauerland Höhenflug durch Wenholthausenund Reiste über den Höhenrücken zwischen Henne- und Ilpetal (links im Hintergrundoberhalb von Oberhenneborn) nach Bad Fredeburg, über die Hunau und zum KahlenAsten. Seine westlichen Ausgangspunkte sind Altena und Meinerzhagen, das östlicheEnde bildet Korbach. Außerhalb des Schmallenberger Sauerlandes gehören zu denHöhepunkten des 240 km langen Weges die Burg Altena, Wildewiese, die Nordhelle,der überwältigende Rundblick vom Pumpspeicherwerk bei Rönkhausen, die KahlePön bei Usseln und der Eisenberg bei Goldhausen mit Burgruine und Aussichtsturm.Eine besondere Bereicherung des Weges bildet die Südschleife über Hallenberg.Vom „Balkon des Sauerlandes“, dem Heidekopf, schweift der Blick weit in dienordhessische Landschaft.
Wer lieber im Tal bleibt und sich auf zwei Rädern bewegen möchte, findet mit demSauerlandRadring einen erstklassig ausgebauten Radweg, der über weite Streckenauf dem steigungsarmen Damm einer stillgelegten Bahnlinie verläuft. Der 83 kmlange Rundweg verbindet die Städte Schmallenberg, Lennestadt, Finnentrop undEslohe und integriert viele attraktive Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele.
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SauerlandRadring
links: Wahrzeichen und unbestreitbarer Höhepunktdes SauerlandRadrings ist der Fledermaustunnel beiEslohe. Mit neuer Teerdecke und Beleuchtung ist erim Sommer eine schaurig kühle 689 m zählendePassage. Im Winter bleibt er allerdings verschlossen– zum Wohle der hier residierenden Fledermäuse.
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Golfen an einem Sommerabend
links: Der Golfplatz in Winkhausen ist nebendem zweiten in Sellinghausen eine der beiden18 Loch zählenden Spielgelegenheiten imSchmallenberger Sauerland.
rechts: Die ursprünglichen Bewohner dieserWiesen schauen den Golfern interessiert zu.
unten: Bald geschafft
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links: Winterabend auf dem Kahlen Asten (841 m)
unten: Beim Hundeschlittenrennen in Sellinghausen.
rechts: Nach einem winterlichen Ausritt bei Österbergefreuen sich Pferd und Reiter auf ein warmes Zuhause.
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Tierische Kameraden in der winterlichen Natur
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Langlauf &Winterwandern
links und unten: Neben den klassischen Höhenloipenam Rothaarkamm, der Hunau und der Homert bietet dasSkilanglaufzentrum Westfeld-Ohlenbach bis zu 80 kmgespurte Loipen und Rundkurse. 3,5 km davon sogarbeschneit.
rechts: Winterwandern im Schmallenberger Sauerland
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Im Wald
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Waldfrühling
S. 114/115: Urwaldstimmung im Buchenwaldan der Mondscheinbank bei Jagdhaus.
links: Entwurzelte Fichten - es gibt Jahre, da verabschiedetsich der Winter ausgesprochen stürmisch.
rechts: Gibt es etwas Frischeres als Maigrün?
unten: Eichhörnchen
ganz unten: Im Abendlicht zeigen diese Hirschkühe,warum ihre Art „Rotwild“ genannt wird.
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Waldsommer
links: nach dem Regen
oben: Fingerhut im Sonnenuntergang
rechts: Farn in der Abendsonne
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Wildlife im Wiesendschungel
oben: Schwebfliege mit Blattläusen
rechts: Insekten haben keine Zähne. Sie speichelnNahrung ein, um sie durch die enthaltenen Enzyme
zu verflüssigen, so wie diese Fliege.
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Wasser im Wald
oben: Das Wasser aus dem Brunnen „auf den dreiBuchen“ bei Bad Fredeburg hat beste Trinkwasserqualität.
links und rechts: Hunderte von Quellen im(Schmallenberger) Sauerland bilden die Basis fürdie Trinkwasserversorgung des Ruhrgebiets.
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Der Herbst kommt
oben: Herbststimmung über dem Rothaargebirge,dessen Name weder mit roten Haaren, noch mitRotbuchen oder roten Wolken zu tun hat. Er gehtvielmehr auf einen Sauerländer Dialektausdruckfür „raue Höhe“ zurück.
ganz links: Mondaufgang über dem Wilzenberg- fotografiert von Obringhausen.
links: Die ersten farbigen Blätter in einer Reihe Birkenbei Holthausen.
rechts: Am Rande des Schmallenberger Sauerlandes- auf dem Kahlen Asten oder wie hier in der GemeindeKirchhundem - gibt es entlang des Rothaarsteigseine ganze Reihe vom Menschen geschaffenerHeideflächen. Die Heideblüte Ende August gehtin den beginnenden Herbst im September über.Das sind die schönsten Momente auf der Heide.
Winteran der Lenne
So schneesicher wiefrüher sind die Winter imSchmallenberger Sauerlandnicht mehr. Die kaltenWinternächte sorgen abertrotzdem für winterlicheStimmung in den tiefenFlusstälern, wenn Spritz-wasser und der Morgen-nebel zu Eisskulpturenmutieren - wie hier ander Lenne zwischenSaalhausen und Fleckenberg.
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Was bewegt Menschen, die die auf den 127 vorangehenden Seiten inszenierten
Landschaften und Orte täglich vor Augen haben? Die in ihnen und durchaus auch
ein Stück weit für sie leben? Und wie lässt sich die Titel gebende Lebensart
Schmallenberger Sauerland in Worte kleiden?
Diese Frage stellten wir sieben bekannten Schmallenberger und Esloher Persön-
lichkeiten. Auf den nachfolgenden Seiten lesen Sie Ihre Antworten und sehr
persönlichen Betrachtungen.
Genießen Sie die Gedanken, Anekdoten, Retrospektiven, Zukunftswünsche und
Liebeserklärungen der Autorin und der sechs Autoren. Sie zeichnen das Profil der
Region mit Worten. Und sie zeigen, dass sich die menschliche Wahrnehmung vor
allem über die individuellen Variablen Standpunkt, Einstellung und Blickwinkel
definiert. Wie in der Fotografie.
Hubertus Schmidt
Marketingleiter Schmallenberger Sauerland und Eslohe
und Geschäftsführer des herausgebenden Gesamtverkehrsvereins
Perspektivwechsel
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Kennst Du das Land…
…wo Schlöffels Mia, Schulten Gisbert und Kotthoffs Theo wohnen? Wo man-
che Weiler Maumke, Waukemike, Hundesossen, Mollseifen oder Scharpschnute
heißen? Und wo man Potthucke, Rinderpümmel und einen Strubbeligen mag?
Ein Land in den tausend Bergen, das nicht unerreichbar, sondern allerbest
erwanderbar ist. Aber zumindest so weit weg, dass man seine absolute Ruhe
hat. Ein, zwei Stündchen aus der Sicht von Rhein und Ruhr, noch zwei- drei-
mal um die Ecke, ein paar Kurven und weg bin ich.
Hier, wo weite Blicke und gedehnte, träge verdöselte Stunden den wahren
Luxus bilden: Raum und Zeit. Wo sich unmittelbare Natur und unaufgeregte
Kultur unverfälscht begegnen.
Hast Du eine Ahnung…
…wie bei uns die Jahreszeiten riechen? Wie das Quellwasser oder das hier
gebraute Bier am Abend schmecken? Wie es sich anfühlt, wenn Du Dich zum
Entschleunigen eine Weile niedersetzt?
Und wie schön es sein kann, vergessene Kindheitserfahrungen aufleben zu
lassen - in diesem Bullerbü für Große.
Wir haben für unser Leben gern Gäste - gönn´ Dir das Glück!
Tourismus
1958 Geburt in Münster/Westfalen1973 1. restaurantfachliche Ausbildung1976 2. kaufmännische Ausbildung1978 Wehrdienst bei der Luftwaffe1981 Wirtschaftsfachschule mit Abschluss staatlich geprüfter Betriebswirt1983 Leiter der Kurverwaltung Kneippkurort Olsberg1987 Kurdirektor Wyk auf Föhr1993 Geschäftsführer Kur und Freizeit GmbH Schmallenberg2009 Geschäftsführer Sauerland Tourismus
Vorsitzender Rothaarsteig;Sprecher der Top Trails of Germany;Mitglied im Tourismusausschuss des DeutschenIndustrie- u. Handelskammertages (DIHK)
Persönliches:Verheiratet, drei Kinder.Hobbys: Kultur und Natur im jahreszeitlichen Wechsel
Thomas Weber
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Meyn Sauerland - aus dem Gedicht unserer Heimatdichterin Christine Koch
oder aus dem Lied unseres Countrystars Tom Astor - das Sauerland im
Spannungsbogen des Liedgutes der Chöre, Musikvereine und Schützenfeste
hin zum rockigen Sauerlandlied der Gruppe Zoff und bis zum Festival der
Kulturen oder der Bluesparty.
Mein eigenes vielgestaltiges Sauerland, in dem ich verwurzelt bin von der
Geburt in Olpe, der gewählten Wiederkehr nach zehn Wanderjahren und vom
Beruf als Bürgermeister her.
Mein Sauerland! Das empfinden viele - und so wird es unser Sauerland, das
Sauerland der vielen, das jeder auf seine eigene Art liebt. Häufig ist das eine
aktive Liebe; über persönliches Engagement entwickeln die Menschen ihr
Umfeld in unseren 83 Ortsteilen positiv fort.
Jeder Ort für sich hat etwas Besonderes und jeder ist Teil des ganzen Schmal-
lenberger Sauerlandes. Der Vergleich mit dem Diamanten passt gut, dessen
Facetten vor Ort von engagierten Menschen weitergeschliffen werden. Herz-
lichkeit gehört dazu, Menschlichkeit, Glaube, Feierfreude, Vereinsleben jeder
Art. Dabei ist fast jedes Tun mit wirtschaftlichem Denken unterlegt. Man weiß
hier, dass man Geld erst verdienen muss, ehe man es ausgibt.
Der innere Antrieb führt zu erfolgreichen Unternehmerinnen und Unter-
nehmern, guten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und guten Wirt-
schaftsdaten, wie der seit einigen Jahren nordrhein-westfalenweit niedrigsten
bzw. niedrigen Arbeitslosenquote. Schmallenberg bietet das komplette Pro-
gramm, mehr Urbanität als man mitten im Land der tausend Berge vermutet.
Der Tourismus und die Gäste leisten hierzu sehr viel. Sie ermöglichen uns Fach-
geschäfte im Einzelhandel, die der eigene Einzugsbereich nicht hergeben
würde. Sie tragen dazu bei, dass wir uns in der Hotellerie und Gastronomie auf
hohem Qualitätsniveau verwöhnen lassen können. An vielen Ecken kann man
mal ein exquisites Häppchen essen oder einfach auch draußen sitzen und
einen Cappuccino genießen.
Stadt und Dorf
geboren 1958 in Olpeverheiratet, 3 Söhne
Bürgermeister der Stadt Schmallenberg seit 1999vorher Stadtdirektor daselbst seit 1990Diplom-Verwaltungswirt, Volljurist
Ehrenamtlich aktiv im Schützenvorstand,als Geschäftsführer der Christine-Koch-Gesellschaftzur Förderung der Literatur im Sauerland,im Sparkassenbereich, als Vorsitzender desGemeindewaldbesitzerverbandes NRW,als Geschäftsführer der Kur- und Freizeit GmbHSchmallenberger Sauerland etc.
Bernhard Halbe
131
Und immer wirkt die Natur, sie zieht uns in ihren Bann,
egal ob am Arbeitsplatz oder in der Freizeit. Das
besondere Grün, die gute Luft und der Himmel stecken
tief in uns drin. Sie geben Stärke und Rückhalt, geistig
als auch körperlich. Und was liegt näher als diese Natur
zu genießen, beim Laufen, beim Wandern, beim Rad-
fahren, beim Segelflug oder beim Golfen.
Ebenfalls in den Bann ziehen die Dörfer, wo es funkelt
und blinkt hinter den so stilvollen Fassaden der alten
Häuser, denen man die Vergangenheit andenkt. Aber
lugt nicht jedes neu, ist nicht alles in gutem Zustand
und modernisiert? Nicht von Zauberhand, sondern aus
der freien Entscheidung der Menschen heraus, die alt
beibehalten, neu daraus machen und modernes be-
halten: Nachhaltig aus Baustoffen der Region errichtet,
klimaschonend mit Holz beheizt. Ein örtlicher Kreislauf
par excellence – und kaum jemand bemerkt es so recht.
Die Wirtschaft floriert. Schwerpunkte sind nach wie vor
die Textilindustrie, die Holzwirtschaft, der Einzelhandel,
das Gesundheitswesen, das Baugewerbe, die Schiefer-
industrie, die Landwirtschaft und mit weiter wachsen-
der Bedeutung der Fremdenverkehr. Branchenvielfalt
prägt die Wirtschaftsstruktur in Schmallenberg. Produ-
zierendes Gewerbe ist nicht nur in Schmallenberg und
Bad Fredeburg, sondern auch in den Dörfern vertreten.
Zahlreiche Kleinbetriebe und mittelständische Unter-
nehmen leisten hier Beachtliches: Hochwertige Texti-
lien, Badezimmereinrichtungen, Bauteile für Nutz- und
Geländefahrzeuge sowie Bau- und Landmaschinen
führender Hersteller, Schiefererzeugnisse, Geräte der
mobilen Unterhaltungselektronik, beispielsweise für
höchsten Musikgenuss im Auto, stehen weltweit für den
Herkunftsort Schmallenberg.
Kultur im ländlichen Raum? Aber ja. Ein breites Veran-
staltungsprogramm, die Akademie in Bad Fredeburg, das
Kunsthaus „Alte Mühle“ oder das zum „Lichtwerk“
mutierte alte Kino in Schmallenberg sind neue und
aktive Treiber. Das Kloster Grafschaft, der historische
Stadtkern Schmallenberg, die romanischen Kirchen in
Wormbach und Berghausen, die Wallburganlage auf
dem Wilzenberg als Bodendenkmal, die Burgruine
Rappelstein in Nordenau, das Westfälische Schiefer-
bergbau- und Heimatmuseum in Holthausen, das
Industriemuseum Besteckfabrik Hesse in Fleckenberg,
das Erlebnismuseum „Landschaft lebt!“ im Natur-
schutzzentrum Biologische Station in Bödefeld und der
WaldSkulpturenWeg sind keine abschließende
Aufzählung der zahlreichen Sehenswürdigkeiten und
kulturellen Einrichtungen im Stadtgebiet.
Ich freue mich, dass der neue Bildband allen Leserinnen
und Lesern die Bilder aus Schmallenberg mit nach Hause
gibt. Dann kann man sie immer genießen und hat Lust,
sie sich von Zeit zu Zeit wieder selbst einzufangen.
Schmalen Haus
132
* am 20. Juni 1923 in Schmallenberg
1941 Abitur, anschließend als Soldatim Zweiten Weltkrieg
1946 - 47 Ausbildung zum Textil-Technikeram Technikum Reutlingen
1947 Eintritt in das elterliche Unternehmen1951 Tod des Vaters Franz Falke junior. Franz Otto Falke
übernimmt gemeinsam mit seinem Bruder PaulFalke die Führung des Unternehmens alspersönlich haftender, geschäftsführenderGesellschafter der FALKE GRUPPE
seit 1995 Gesellschafter2006 Übertragung seiner restlichen Anteile an seinen
Sohn Franz-Peter Falke
Franz-OttoFalke
Als Autor einer Darstellung der gewerblichen Entwicklung des Hochsauer-
landes (des Schmallenberger Raumes) bin ich gedenk ihrer bemerkenswerten
Vielfalt ein eher befangener Zeitzeuge. Das textile Gewerbe ist nur eine
Branche unter vielen anderen, die hier beheimatet sind und waren.
Bevor die fließenden Gewässer des Sauerlandes in Rhein und Ruhr mündeten,
trieben sie Hammerwerke, Getreidemühlen, Sägegatter und schließlich
regionale Stromerzeuger an.
Manche der frühen Gründungen haben unruhige Zeiten überlebt, andere sind
mit der fortschreitenden Technisierung gewachsen, einige blieben auf
der Strecke.
Ob glückliche oder erfolglose unternehmerische Schicksale, - alle spielten sich
in den Kulissen unserer immergrünen Landschaft ab, die Geborgenheit
verspricht.
In diesem friedvollen Milieu entschieden sich meine Großeltern 1895 zur
Gründung einer kleinen Strumpfstrickerei, deren bescheidene maschinelle
Ausstattung weder von Wasserkraft noch elektrischen Strom, sondern von
Hand betrieben wurde. Im besten Sinne des Wortes ein Handwerksbetrieb.
In der Produktion
133
Der Arbeitswille wurde damals noch nicht von kauf-
männischer Routine begleitet, weshalb der älteste Sohn,
mein Vater, zunächst Hand mit anlegen und später mit
seinem geschäftlichen Instinkt tätig werden musste und
konnte.
Ein industrietypischer Gründungsklassiker, den ich den
Lesern nicht bis ins Detail ausbreiten möchte.
Inzwischen präsentiert sich unsere Firma in vierter Ge-
neration. Der weltweite Wettbewerb dominiert die
Märkte und das Verhalten von Herstellern, Händlern und
Verbrauchern.
Die Uhren im Sauerland müssen ebenso schnell ticken
wie die in Berlin, Paris, New York oder Tokio. Und doch
überleben in unseren südwestfälischen Köpfen und
Herzen tradierte Gewohnheiten und Werte, die in den
industriellen Ballungsgebieten der Welt kaum noch
Platz haben. Mein Vater, der zu einer ziemlich autori-
tären Anwesenheit neigte, ließ es sich nicht nehmen,
den persönlichen Kontakt zu Arbeitern und Angestellten
unserer Firma zu pflegen und sie auf seinen morgend-
lichen Rundgängen durch die Produktionsräume
anzusprechen. Das war keine Manie, sondern für
ihn selbstverständlich.
Die heute um ein vielfaches gestiegene Beschäftigten-
zahl – auf mehrere Betriebe im In- und Ausland verteilt
- würde diese private Geste kaum mehr erlauben, das
ändert aber nichts an der tiefen Verbundenheit mit
unseren Mitarbeitern.
Ich glaube, dass die im Vergleich zu großstädtischem
Umfeld engeren emotionalen Bindungen, das beschau-
lichere Gemeinwesen, seine Landschaftsqualität und
deren angestammte Bewohner die Hektik moderner
Geschäftigkeit wohltuend abfedert.
Diese Deutung positiver gewerblicher Entwicklungen im
Sauerland ist etwas eigenwillig – doch das sind wir
Sauerländer ja allemal.
134
Luise Adams (Heimatverein Fleckenberg)geboren 1935 in WinkhausenBerufe: Lehrerinvon 1959 - 1962 Beratungsdienst der LWK-Münstervon 1969 - 1975 Sonderschule Schmallenbergvon 1975 – 1998 Christine-Koch-Schule Schmallenberg
Hausfrau im Forsthaus in FleckenbergMutter von 3 TöchternOma von 6 Enkelkindern
Ehrenamtlich tätig:im kirchlichen Bereichin der Politik (1969 – 1989)im Heimatverein seit 1993 (Museum)
BesteckmuseumFleckenberg
Da die Leser wissen, was in Museen zu sehen und zu erleben ist, möchte ich
Ihnen vielmehr von einigen typischen Ereignissen und Erfahrungen in unserem
Fleckenberger Kleinod erzählen.
„Dornröschenschlaf hat jetzt ein Ende“ titelte die Westfalenpost am
02.09.2000. Die Eröffnung der Besteckfabrik Hesse als Technisches Museum
stand kurz bevor. 1990 wurde die ehemalige „Löffelfabrik“ mit der fast voll-
ständig erhaltenen Inneneinrichtung und dem 900 m langen Hammergraben
unter Denkmalschutz gestellt. Damit kam auf uns Fleckenberger eine gewaltige
Herausforderung zu, deren Lösung sich der 1993 gegründete Heimatverein
beherzt annahm. Von 1997 bis 2000 restaurierte er mit vielen Hilfen und
Helfern Gebäude und Innenleben und machte es der „Öffentlichkeit
zugänglich“, wie es in der Aufgabenbeschreibung heißt.
Diese offizielle Beschreibung wird unserem Museum natürlich nicht gerecht.
Denn unser Museum dokumentiert nicht nur die alten Zeiten – es haucht ihnen
auch Leben ein und weckt Erinnerungen. „So roch mein Mann immer, wenn er
von der Arbeit kam“, sagte einmal eine Besucherin. Und tief einatmend ein
älterer Herr: „Genau so roch es an meinem Arbeitsplatz!“ Glücklich werden
die alten Maschinen oft angestrahlt. „Hier stehen sie! Hier stehen sie, an denen
ich mein Leben lang gearbeitet habe!“ Und so wird Wiedersehen gefeiert!
Im Museum
135
Vom Blech zum Kaffeelöffel- mit Wasserkraft
Bis in die 70er-Jahre fertigte die Carl Hesse KG in FleckenbergEssbestecke.
Zunächst arbeitete man mit Eisen- später dann mit Edelstahl-blechen. Wie die Klingen kamen diese aus Solingen und wurdenam Ufer der Lenne mit tonnenschweren Pressen und viel hand-werklichem Geschick gewalzt, geformt, geprägt, geschliffen undpoliert. Wie viele Arbeitsgänge das brauchte, zeigt das MuseumSchritt für Schritt und sehr lebendig: Bei regelmäßigenFührungen während der Öffnungszeiten setzen die Aktiven desHeimatvereins in Gang, was sie vorab in jahrelanger Kleinarbeitwieder flott gemacht haben.
Die fast vollständig erhaltenen Originalgeräte funktionierenheute wie damals. Alles steht und liegt hier an seinem Platz -ganz so, als ob jeden Moment die nächste Schicht der ehemalsrund 40 Beschäftigten begänne.
Weitere Infos: www.besteckfabrik-fleckenberg.de
Wir können stolz sein auf unsere Vorfahren. „Maschi-
nenbau vom feinsten“ schrieb ein Besucher ins Gäste-
buch. Auch geschäftstüchtig waren sie. Mit dem
„Kampfmuster“ – weniger Schleif- und Polierarbeit –
wurden Konkurrenten erfolgreich unterboten.
Kinder werden von unseren Museumsführern besonders
geliebt. Sie gehören zu den interessiertesten Besuchern
überhaupt. „Du Onkel, jetzt sag mir mal, wieso von dem
Wasser, was hier reinfließt, unten eine Lampe brennt.“
Jugendliche machen sich Gedanken über die Arbeits-
bedingungen ihrer Vorfahren. „Haben Sie mal nach-
geforscht, wie viele Arbeiter Hörschäden hatten?“
(in der Stanzerei). In der Schleiferei kommt die Frage
nach Magen- oder Rückenbeschwerden.
Hin und wieder bekommt unser Museum - und auch wir
– ein merkwürdiges Lob. „Hätten wir in unserem
Museum noch ein wenig von Eurem Dreck!“
Ein Lob unserer schönen Heimat, deren Charme es hin-
austrägt in die Welt. Ein Ehepaar erzählte beim zweiten
Besuch: „Wenn wir Eis essen, holen wir immer die
Löffelchen aus Ihrem Museum heraus und denken an
die schönen Tage im Sauerland.“
Unser größter Albtraum ist nicht wahr geworden:
fehlende Besucher! Gerade unsere begeisterten Gäste
sorgen durch Mundpropaganda dafür, dass uns die
Arbeit nicht ausgeht. Eine Arbeit, die uns allen viel gibt,
die wir gern und ehrenamtlich leisten. Deshalb an dieser
Stelle auch mein Dank all denen, die unsere Arbeit
unterstützt haben und noch unterstützen – und ein
ganz besonderer Dank unseren „Aktiven“.
Schließen möchte ich mit dem Eintrag von Herrn Rode
in unser Gästebuch im Jahr 2000: „Bevor man den Löffel
abgibt, sollte man hier gewesen sein.“ In diesem Sinne
freuen wir uns auf noch viele Besucher.
136
Ich bin Gastwirt. Natürlich könnte ich mich Hotelier nennen. Gastwirt passt
aber weitaus besser zu meinem beruflichen Selbstverständnis und zu unserem
Haus, dem Gasthof Schütte. Wir sind Gastgeber mit dem Anspruch „eine Spur
persönlicher“ zu sein. Damit wollen wir uns nicht über andere, ganz hervor-
ragende Kollegen in unserer Region erheben. Wir möchten vielmehr unter-
streichen, gern für unsere Gäste da zu sein. Und das in der 19. Generation.
Gastronom zu sein ist für mich mehr Freude und Aufgabe denn Pflicht, obwohl
der stark verästelte Stammbaum der Schütten auch Verpflichtung gegenüber
Vorfahren und Tradition bedeutet. Denn die alten Balken, auf denen unser
Haus fest begründet ist, sprechen Bände …
Ein breiter Stammbaum braucht starke Wurzeln. Bei uns sind sie zu finden in
Heimat und Beständigkeit. Auch langfristiges Denken, Planen und Handeln
gehört dazu. Die Benediktiner nennen das „Stabilitas“. Diesem Mönchsorden
fühlt sich unsere Familie ebenfalls seit Generationen verbunden. Schließlich
gehörte mal unser Grund und Boden am Hohen Knochen zu den Kloster-
wäldern der Abtei Grafschaft. Mein Bruder ist heute Mönch der Benediktiner-
abtei Königsmünster in Meschede, wo ich selbst den Vorsitz des
Freundeskreises einige Jahre innehatte. Die lange Ahnenreihe der Schütten
eröffnete Domius Petrus (1410 – 1506). Der heutige Abt der Benediktiner
nennt sich Dominikus. So schließt sich der Kreis, obwohl die Namensgleichheit
natürlich purer Zufall ist.
Ich möchte die Nähe zu den Benediktinern hier nicht überstrapazieren.
Dennoch: In der Regel des Heiligen Benedikt von Nursia wird der Gastfreund-
schaft ein besonders hoher Stellenwert zugemessen. In diesem Punkt möchte
ich für uns in Anspruch nehmen, dass wir uns geradezu monastisch regel-
konform verhalten. Das gilt auch für die Öffnung nach außen. Schwellenangst
braucht bei uns niemand zu haben. „Herzlich willkommen“ sagen wir jedem,
der unsere Dienste in Anspruch nehmen möchte. Wir sind auch froh,
Breiter Stammbaum mit starken Wurzeln
Geboren 1956 in Oberkirchenverheiratet, 4 Kinder
Ausbildung zum Koch, Gasthof zum Ritter in Durbach
Aufgaben danach: Gesellenzeiten als Commis inverschiedenen Betrieben, Ausbildung zum Betriebswirt in Heidelberg,ab 1983 mit im Betrieb
Leitung des Hotels seit dem Tod von Vater Anton Schütte im Jahre 1994
Nebenberufliches Engagement:Seit 1998 Mitglied „Sauerland Initiativ“Seit 1999 1. Vorsitzender Verkehrsverein Schmallenberger
Sauerland e.V.Seit 2005 Vorstandsmitglied im Sauerland Tourismus e.V.1991 - 2000 1. Vorsitzender Freundeskreis der
Benediktiner Abtei Königsmünster
Hobbys: Jagen, Wandern
Karl-AntonSchütte
137
traditionell in die Dorfgemeinschaft und in die Sauer-
länder Strukturen eingebunden zu sein. Schon allein von
Landwirtschaft und Jagd her. Aber auch durch das frohe
Engagement in Vereinen und Verbänden. Unser Gasthof
ist Treffpunkt der einheimischen Dorfbevölkerung
geblieben. Mit Stammtisch vis à vis unserer Theke und
dem Fuchsbau für Kartenspieler.
Bei den zahlreichen Umbauten, Erweiterungen und
Restaurierungen, die ein Hotel im Laufe der Jahre so mit
sich bringt, sind Gaststube und Jägerzimmer sowie die
Gasträume im Stammhaus nicht angetastet worden.
Zumindest nicht so, dass man es direkt merkt. Sie
behielten ihren besonderen Reiz. Hier wird die Urgemüt-
lichkeit alter Zeit geschätzt und gepflegt. Dass heute in
den niedrigen Räumen nicht mehr geraucht werden
darf, ist von Vorteil. Das Kaminfeuer durfte ja rauchend
bleiben.
In diesen Räumen kann man sich gut gedanklich in die
Anfänge des Gasthofes versetzen. Unser Wirtshaus in
Oberkirchen lag an der alten Handelsstraße von Köln
nach Leipzig. Schon im frühen 18. Jahrhundert war es
Herberge für Reisende mit Pferdekutschen und Wagen.
Hier wurden die Pferde ausgewechselt für die
beschwerliche Route über den Kahlen Asten. Die
Reisenden indes fanden Rast und Stärkung. In der
Wirtstube wurden selbst gebrannter Schnaps und Bier
gereicht, und in dem kleinen Kramladen (heute Bauern-
stube) fand man Nötiges für die Reise. Geblieben sind
die handgeschmiedeten Eisenringe im alten Gemäuer,
an denen die Pferde der Reisenden angebunden wurden.
Das alte Haus ist gewachsen – und mit ihm die Auf-
gaben. Trotzdem versuchen wir Schütten keine Hektik
aufkommen zu lassen und Zeit für unsere Gäste zu
haben. Wir möchten ihnen etwas vermitteln, was sie im
täglichen Leben vielleicht vermissen: Zuwendung. Die
Führung von Wanderungen, auch einen ganzen Tag
lang, delegiere ich nicht gern. Wenn eben möglich bin
ich selbst dabei. So bleibe ich mit meinen Gästen über
lange Strecken im Gespräch. Und in unserer Jagdhütte
haben wir dann gemeinsam Zeit zur Freude. Ich bin gern
Gastwirt.
138
Gebürtig aus dem Schwarzwald kommend, aber in NRW lebend, sehnte ich
mich als Forstmann nach Mittelgebirge, nach „Tannen“, nach einer vielfälti-
gen parallelen Nutzung des Waldes. Das von den Eigentümern des Waldes mit
ihm verbundene wirtschaftliche Ziel war und ist auch mir stets das Wichtig-
ste. Im Laufe der Jahre habe ich allerdings gelernt, dass Wald nachhaltig nur
dann wirtschaftlich erfolgreich sein kann, wenn er mit den natürlichen öko-
logischen Rahmenbedingungen weitgehend im Einklang steht. Außerdem gilt
es gerade bei uns im Schmallenberger Sauerland den vielen natursuchenden
Gästen einen gesunden, abwechslungsreichen Wald anzubieten, quasi eine
heile Gegenwelt zur umtriebigen Großstadt. Mit den Rangern oder dem
Kyrillpfad in Schanze machen wir den Wald auch für Ungeübte erlebbar.
Nun, viele Jahre nachdem ich meinen Dienst als Forstamtsleiter in Schmal-
lenberg angetreten habe, schreibe ich meine aktuellen Eindrücke nieder – im
Herbst. Ein buntes herrliches Spiel der Farben, auch wenn es Vergänglichkeit
bedeutet. Etwas dicker als im Sommer eingemummelte Wanderer genießen
dieses Schauspiel und sind zufrieden. Die letzten Borkenkäfernester des Herb-
stes als Folge von Kyrill werden von Waldbesitzern und Waldarbeitern aufge-
arbeitet. Banges Hoffen, was wird das Jahr 2009 bringen. Die ersten
Sturmschadensflächen von Kyrill sind aufgeforstet, riesige Kahlflächen warten
noch auf natürliche oder künstliche Wiederbewaldung. Chance auf stabileren
Der Wald
Geboren 1952 im Schwarzwaldverheiratet, 2 Kinder
Studium der Forstwissenschaften in FreiburgSeit 1985 Leiter des Forstamtes Schmallenberg,jetzt Regionalforstamt Oberes Sauerland
Bundesvorsitzender der ArbeitsgemeinschaftNaturgemäße Waldwirtschaft (ANW)
Hohes Engagement für ein erfolgreiches Miteinander von Forstwirt-schaft, Holzwirtschaft, Tourismus und Naturschutz in der Regionmit der Vorgabe des wirtschaftlichen Erfolges.Sieht strukturreichen, gemischten Wald als wichtigen Beitrag fürnachhaltige Stabilität und Wirtschaftlichkeit.
Hansvon der Goltz
139
klimawandelresistenteren Wald als die reine Fichte, aber
auch eine gewaltige finanzielle und psychische Bela-
stung für Waldbesitzer und Förster. Gewisse Zufrieden-
heit – es wächst etwas Neues.
Wald ist wunderbar, manchmal furchterregend. Wald ist
Kapitalanlage mit nachwachsender Zukunft, aber
durchaus auch gefährdet. Wald ist ökologisches Refu-
gium in unserer technischen Welt.
Das Regionalforstamt Oberes Sauerland mit Sitz in
Schmallenberg hat bewegte 13 Jahre hinter sich. 1995
wurden die Nachbarforstämter Winterberg und Glind-
feld aufgelöst und Schmallenberg zugeschlagen. Das
damals noch sehr junge Forstamt hatte gerade mit dem
Holz- und Touristikzentrum die Idee des partnerschaft-
lichen Handelns in der Landschaft mit Tourismus und
Holzwirtschaft öffentlich sichtbar ein Zeichen gesetzt.
Bis zu der aktuellen Umorganisation der Landesforst-
verwaltung in 2008 trug diese Kooperation z. B. mit dem
Rothaarsteig ihre Früchte. Wir waren anerkannt und zu-
kunftsorientiert. Der Forstamtsstandort Schmallenberg
blieb erneut erhalten und die Kommunen Eslohe,
Meschede und Sundern kamen hinzu. Die immer wieder
neu durcheinander gewirbelten Mitarbeiter des Forst-
amtes nehmen trotzdem die Arbeit für eine positive
Zukunft des Waldes und seiner Eigentümer an. Wir sind
auch bzw. gerade in Zeiten des Klimawandelns dazu
bereit, für die Waldentwicklung Verantwortung zu
übernehmen.
Verantwortung übernehmen heißt vor allem Wald durch
systemverträgliche Nutzung von Holz nachhaltig zu
pflegen, zu stabilisieren und Wertertrag zu sichern. So
werden dem Markt im Forstamtsgebiet jährlich etwa
400.000 m³ des ökologischen nachwachsenden
Rohstoffes Holz zur Verfügung gestellt. Es macht
Freude, für Wald zuständig zu sein.
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Was haben Birgit Schrowange und der Autor dieses Berichtes gemeinsam? Wir
sind beide bekennende Sauerländer. Wann immer ich die RTL-Moderatorin aus
Nehden bei Brilon treffe, trällert sie vergnügt: „Komm, wir machen eine Reise,
in das schöne Sauerland“. Und von mir wird erzählt, dass es kaum eine
Besprechung mit Journalisten gibt, in der nicht irgendein „Döneken“ aus dem
Sauerland zur Sprache kommt. Das war übrigens bei Theo Schwefer, dem
langjährigen Lotto-Chef und finanzpolitischem Sprecher der CDU im
nordrhein-westfälischen Landtag nicht anders. Für ihn war das Sauerland so
reich an Geschichten, dass damit fast jede Sitzung gewürzt und locker
gemacht werden konnte.
Besonders gern erzähle ich die Begebenheit, als ich im Arnsberger Stadtwald
einen Bock geschossen hatte und ihn nicht gleich finden konnte. Also musste
mein Jagdfreund Albert Hegener mit seinem Schweißhund her. In das Handy
hatte ich allerdings unter „H“ nicht Hegener sondern „Heuser“ getippt, den
Chef unserer PR-Agentur. Ich erwischte ihn abends in der Badewanne. In dem
Glauben „Hegener“ am Apparat zu haben, teilte ich kurz mit: „Ich habe einen
Bock geschossen“. Heuser, der glaubte ich hätte eine riesige Dummheit
begangen, reagierte genial: „Reg’ Dich nicht auf, Elmar, Du bekommst den
besten Anwalt Deutschlands.“
Vom Sauerland erzähle ich gerne, weil ich meine, „draußen“ aufklärend wir-
ken zu müssen. Wir leben hier schließlich nicht hinter den sieben Bergen bei
den sieben Zwergen. Und es ärgert mich, wenn hier und dort etwas abfällig
über die Sauerländer gesprochen wird. Schließlich weiß ich es besser. Und
meine damit nicht allein unsere wunderschöne Natur.
In 27 Jahren als Chefredakteur der Zeitschrift „im Sauerland“ habe ich Land
und Leute dieser Mittelgebirgsregion eben etwas besser kennen gelernt. In-
tensiver. Tourismus, Wirtschaft und Kultur wurden mir durch unzählige Inter-
Sack Salz
geboren 1950 in Velmedeverheiratet, 1 Tochter
Ausbildung zum Verlagskaufmann
Die wichtigsten Aufgaben danach:- Journalist im WAZ-Konzern- Stabsabteilungsleiter Warsteiner Brauerei- Stellvertreter des Marketingdirektors der Brauerei Veltins- Chefredakteur „Sauerland aktiv“, „Lufthansa-Journale“,
„Wir vom WestLotto“- Inhaber des Pressebüros MBW- Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Westdeutschen Lotterie,
Münster- Organisatorische Beteiligung an vielen int. Sport- und Kultur-Eventszwischen Kiel, Oberstdorf und Bregenz
Nebenberufliches Engagement – in Auszügen:- Bundesvorstand der Schützen- Vorstand des Internationalen Christlichen Hilfswerks- 16. Ritter der deutschen Komturei- Initiativkreis Sauerland- Beauftragter der Stadt, der TU und der IHK Kaunas/Litauenfür die Nutzung und Förderung der intellektuellen und wirtschaftlichenRessourcen bzw. den Ausbau der internationalen Beziehungen
- 2 Buchveröffentlichungen
Elmar Bamfaste
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views weitaus näher gebracht als dem flüchtigen Be-
trachter. Wie vielfältig ist doch unsere in weiten Teilen
kreuzgesunde mittelständische Wirtschaft – teils mit
Weltruf. Wir haben abwechslungsreiche touristische
Angebote, die für andere Regionen beispielgebend sind.
Und wer meint, Kultur erst dann erleben zu können,
wenn er 100 Kilometer aus dem Sauerland herausge-
fahren ist, befindet sich auf dem Holzweg. Nein, die
„grüne Lunge“ hat 100 Museen und eine reiche Auswahl
an Theatern, Festivals und Musicals. Man muss sich nur
mit dem breit gefächerten Angebot beschäftigen. Wenn
ich jetzt anfange aufzuzählen, sprenge ich den hier zur
Verfügung stehenden Platz. Glauben Sie mir einfach.
Über Sauerländer Köpfe sind reichlich Biografien ver-
fasst und lesenswerte Bücher geschrieben worden. Zu
recht. Man findet diese Köpfe, die ihre Wurzeln im Land
der tausend Berge haben, in Kirche und Kultur, Politik
und Showgeschäft. Im Journalismus treffe ich Kollegen
aus dem Sauerland in führenden Positionen aller
Medienzentren. Und wir freuen uns bei regelmäßigen
Treffen immer über eine verbindende Gemeinsamkeit:
wir sind Sauerländer, egal, wohin es uns im Laufe des
Berufslebens hin verschlagen hat.
In alten Schriften habe ich für diesen Aufsatz unter dem
Begriff „Sauerländer“ geforscht. Ein vergilbtes Konver-
sationslexikon für gehobene Stände beschreibt den
damals hier lebenden Menschenschlag als „kleines,
diebisches Bergvolk“. Soll man nun lachen oder beleidigt
sein? Nehmen wir’s locker. Schließlich ist die
Beurteilung einhundert Jahre alt. Rheinländer und
Ruhrgebietler höre ich heute voll des Lobes über die
Wesensart des Sauerländers. Erdverbunden, deftig und
geradeheraus sei er, der Sauerländer. Um von einem
Punkt zum anderen zu kommen gehe er – mehr als
andere – den geraden Weg. Hinterhältiges Taktieren
entspreche nicht seinem Wesen. Und schon die west-
fälische Dichterin Annette von Droste-Hülshoff
erkannte: „Der Sauerländer ist entschlossen, stößt sich
nicht an Kleinigkeiten und ist eher zum Handeln und
gutem Fortkommen gelernt als herangebildet.“ Einen
Sauerländer zeichne darüber hinaus aus, dass er hart
und ausdauernd arbeiten könne. Auch der Sauerländer
Heimatdichter Friedrich Wilhelm Grimme stellt fest,
dass der Charakter des Sauerländers an sich schon ein
Grundstein erfolgreicher Arbeit sei: „Er hat eine
zupackende Art, ist redsam, zugleich gelenkig und
verfolgt seine Ziele mit einer wahren Hartnäckigkeit.“
Nach über 14 Berufsjahren in Münster darf ich fest-
stellen: In seiner Wesensart entspricht der Sauerländer
dem Münsterländer. Beide sind „dickschädelig“ und
verfolgen ihre Ziele mit dauerhafter Leidenschaft. Wir
müssen also gar nicht schöner, sondern selbstbewusster
werden. Vielleicht sogar etwas stolzer. Dann lernen uns
auch die Gäste als Menschen kennen, die das Herz am
rechten Fleck haben. Die Neigung zu Freundschaft
hängt dann davon ab, ob man einen Sack Salz mit uns
gegessen hat.
143
oben: Die typische Haltung des Fotografen- so lernt man das Schmallenberger Sauerlandhautnah kennen. (Foto: Christa Velten)
S. 144: Sonnenuntergang hinter einer Birke amWaldSkulpturenWeg zwischen Almert und Grafschaft.Hier wird eine weitere Plastik installiert werden.
links: „Eine Portion Glück gehört oft zu einer wirklichguten Aufnahme dazu. Eine meiner bekanntesten Aufnah-men - ein Wanderfalke auf der Hand eines Falkners schautsich nach eine Wespe um - entstand 2005 im Auftrag desRothaarsteig Vereins. Eigentlich sollte der Falke nur in dieLandschaft schauen, die Wespe kam zufällig vorbei. Es isteine garantiert unmanipulierte Originalaufnahme.“
FotografischesAlle Aufnahmen in diesem Band wurden mitObjektiven und Kameras des Leica M- undR-Systems aufgenommen - analog auf Dia-material sowie teilweise auch digital. Meinederzeitige Lieblingskamera ist die M6TTL. Diekleine und handliche Messsucherkamera verfügtüber die weltbesten Wechselobjektive und istextrem einfach zu bedienen. Ihre besonderenStärken entfaltet sie in außergewöhnlichenLichtsituationen wie im Gegenlicht oder in derDämmerung sowie bei ganz plötzlich auftau-chenden Motiven, bei denen es extrem schnellgehen muss.
Während ich für eigene Projekte nach wie vorDiafilme bevorzuge, fotografiere ich auf speziel-len Kundenwunsch auch digital. Dann kommtvor allem die Leica M8 zum Einsatz.
Wenn es um die ganz kleinen Dinge in der Naturgeht oder ein langes Teleobjektiv gebrauchtwird, verwende ich die R8 analog oder mit digi-talem Rückteil. Für eine Spiegelreflexkamera istsie sehr übersichtlich gestaltet und liegt sehrgut in der Hand.
Im M-System verwende ich Objektive mitBrennweiten zwischen 24 und 135 mm. Mitihnen sind über 50% der Aufnahmen diesesBandes gemacht. An den R-Kameras kommenObjektive zwischen 19 und 560 mm zum Ein-satz. Darunter befindet sich auch ein Vario-Objektiv: das 4.0/80-200, das fast die Qualitäteiner guten Festbrennweite erreicht. Davon ab-gesehen verwende ich allerdings ausschließlichFestbrennweiten. Mit Ausnahme eines speziellenIR-Sperrfilters vor den Objektiven an der M8kommen bei mir keine Filter zum Einsatz, umdie exzellente Kontrastwiedergabe und
Reflexfreiheit der Leica-Objektive im Gegenlichtnicht aufs Spiel zu setzen.
Viele meiner Aufnahmen mache ich vom Stativaus. Bei den R-Kameras kommt es immer zumEinsatz, bei den M-Kameras recht häufig.Lediglich an Bord von Schiffen oder bei ähnlichschwankendem Untergrund halte ich die Kameralieber in der Hand. Ein wirklich stabiles Stativ istmeiner Meinung nach eine noch wichtigere Vor-aussetzung für gute Fotos als ein gutes Kamera-system. Natürlich können Fotografen mit einerruhigen Hand auch ohne Stativ scharfe Bildermachen. Vom Stativ aus werden die Bilder abernoch einmal deutlich schärfer, d.h. sie besitzeneine höhere Detailauflösung. Ferner bremst dasStativ den Fotografen. Man wird gezwungen,mehr Zeit auf ein Bild zu verwenden. Dadurchwird die Bildgestaltung bewusster und somitdie Aufnahme auch insgesamt besser. Die Wahldes Filmmaterials ist primär Geschmacksache.Immer wieder neue Filme auszuprobieren, istmeiner Meinung nach nur wenig sinnvoll. Wergute Erfahrungen mit einem Film gemacht hat,sollte einfach dabei bleiben und insbesondereinnerhalb eines Projektes das Filmmaterial nichtwechseln. Fast alle analog entstandenenAufnahmen in diesem Buch wurden auf einemsehr farbsatten Film der Marke Fuji gemacht,dem Velvia 50 ASA (alte und neue Version).
Die langen Panoramaaufnahmen wurden digitalfotografiert und bestehen aus mehreren Einzel-bildern, die mit einem speziellen Computerpro-gramm zu einem Bild zusammengefügt wurden.Weitere Informationen zu den angesprochenenfotografischen Themen finden Sie auch imInternet auf der Seite www.kappest.de.
Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme: Lebensart Schmallenberger Sauerland,Klaus-Peter Kappest - Schmallenberg: Verkehrsverein Schmallenberger Sauerland e.V.ISBN 3-9808413-1-8, NE: Kappest, Klaus-Peter
1. Auflage November 2008© 2008 Verkehrsverein Schmallenberger Sauerland e.V., Poststraße 7, 57292 SchmallenbergFotos: Klaus-Peter Kappest (www.kappest.de)Text: Sonja Sommer (www.sonjasommer.de) und Klaus-Peter KappestLayout: Thomas M. Simon (www.werbstatt.info)Druckabwicklung: Glade-Druck, SchmallenbergVerlag und Autor garantieren: Dieses Buch enthält nur journalistisch einwandfreieOriginalaufnahmen ohne Retuschen oder Farbveränderungen!
Impressum
BiografischesGarantiert unmanipulierte Fotos in der Projektion – stimmungsvoll, emotional und farbintensiv – bildendie Grundlage der Leicavisionen und Bücher von Klaus-Peter Kappest. Der freischaffende Fotodesignerstammt aus dem Rothaargebirge im Süden Westfalens. Seine große Liebe gehört schon seit vielen Jah-ren dem Norden Europas. Seit über 20 Jahren ist er jährlich mehrere Monate in Norwegen, Schwedenund Finnland unterwegs. Thematisch konzentriert er sich ganz auf diese Länder und auf seine Heimat imHerzen Deutschlands. Ein besonders starker emotionaler Bezug zu Land und Menschen macht esmöglich, dass er überdurchschnittlich fundiert darüber berichten kann.Als Klaus-Peter Kappest zum ersten Mal mit einer Leica Messsucherkamera fotografiert hat, packte ihndie Faszination, mit Bildern Geschichten zu erzählen, die ihn seither nicht mehr losgelassen hat. Nachdem Studium der Germanistik, Allg. Literaturwissenschaft und Informatik an der Universität Siegen warer dort für einige Jahre als Dozent und Mitglied des Graduiertenkollegs „Intermedialität" tätig.Eine Ausbildung in Bühnensprache erhielt er an der Akademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttelund an der Comedia in Köln. 1998 machte er sich als Fotograf und Reisejournalist selbstständig.2001 wurde Klaus-Peter Kappest zum Mitglied der Gesellschaft Deutscher Tierfotografen (GDT) berufen.Seine Bilder erscheinen weltweit in zahlreichen Büchern, Zeitungen sowie Magazinen (wie Die Zeit,terra uvm.). Aufgrund seiner kreativen Bildideen und seines lebendigen Vortragsstils erhielt er bereits fürmehrere seiner Vorträge das Prädikat LEICAVISION.
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LebensartSchmallenberger Sauerland und Eslohe
LebensartSchmallenberger Sauerland und Eslohe
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Exzellent in Szene gesetzte Landschaften. Menschen bei ihrer Arbeit in Handwerk, Kunst, Landwirtschaft und Gastronomie. Häuser und Höfe, Kirchen und Kapellen, Flora und Fauna aus ungewöhnlicher Perspektive – der neue Bildband von Klaus-Peter Kappest zeichnet auf 144 Seiten ein mitreißend lebensnahes Panorama der Lebensart im wahren Land der tausend Berge. Erstmals ergänzt um sieben sehr persönliche Essays bekannter Schmallenberger und Esloher.
Fast 400 neue Fotos hat der „Rothaarsteig-Fotograf“ und Spezialist für Dia-Multivisions-Shows (auf denen er von seinen Expeditionen quer durch Skandinavien erzählt) für das neue Werk zusammengetragen. Wer sie betrachtet, wird berührt: Vom warmen, weichen Licht in der Landschaft, von der Wucht einer überbordenden Natur, von neuen Aussichten nach Kyrill, vom einzigartigen Charme der Dörfer und ihrer Bewohner.
ISBN 978-3-9808413-3-7