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Kupferhäuser in Berlin und Brandenburg und der Einfluss von Walter Gropius auf ihre Entwicklung TYPEN BAUWEISEN INSTANDSETZUNGSMASSNAHMEN DENKMALPFLEGERISCHE EINORDNUNG vorgelegt von Dipl.-Ing. (FH) Karsten Thieme M.Sc. aus Berlin an der Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Ingenieurwissenschaften - Dr.-Ing. - genehmigte Dissertation Promotionsausschuss: Vorsitzender: Prof. C. Steffan Gutachterin: Prof. Dr.-Ing. D. Sack Gutachter: Prof: Dr.-Ing. J. Cramer Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 31. Oktober 2012 Berlin 2012 D 83

Kupferhäuser in Berlin und Brandenburg und der Einfluss von … · 2017-10-30 · „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 5 von 229 1 Einleitung Die Kupferhäuser der Hirsch

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  • Kupferhäuser in Berlin und

    Brandenburg und der Einfluss von Walter

    Gropius auf ihre Entwicklung

    TYPEN – BAUWEISEN –

    INSTANDSETZUNGSMASSNAHMEN –

    DENKMALPFLEGERISCHE EINORDNUNG

    vorgelegt von Dipl.-Ing. (FH) Karsten Thieme M.Sc.

    aus Berlin

    an der Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt

    der Technischen Universität Berlin

    zur Erlangung des akademischen Grades

    Doktor der Ingenieurwissenschaften

    - Dr.-Ing. -

    genehmigte Dissertation

    Promotionsausschuss:

    Vorsitzender: Prof. C. Steffan Gutachterin: Prof. Dr.-Ing. D. Sack Gutachter: Prof: Dr.-Ing. J. Cramer Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 31. Oktober 2012

    Berlin 2012

    D 83

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 2 von 229

    Vorwort

    Grün, schwarz, Kupfer (?), ja es sind Häuser aus Kupfer!

    Jetzt weiß ich, es stimmt nicht ganz. Aber was für ein Erlebnis, ich gehe durch den

    Springberger Weg und sehe zwei unterschiedliche Häuser mit schwarz-grüner

    Färbung in „Holzbrettimitat“.

    Diese Begebenheit liegt bereits einige Jahre zurück, aber mein Interesse war

    geweckt. Über eine kurze Internetrecherche bin ich dann auf die Kupferhäuser, auch

    als Allkupferhaus bezeichnet, aufmerksam geworden. Darüber wird noch im

    Einzelnen zu reden sein. Nur so viel sei vorweggenommen, auch in Fachkreisen sind

    die so genannten Kupferhäuser nur wenigen bekannt. Das leider zu Unrecht, da

    diesen Gebäuden ein nicht zu unterschätzender Wert in Bezug auf die Entwicklung

    der industriellen Vorfertigung, wie auch bei der Verwendung von im

    Einfamilienhausbau bis dahin nicht eingesetzten Konstruktionen und Materialien,

    zukommt.

    Da auch Einfamilienhäuser für die Denkmalpflege von Bedeutung sein können, bat

    ich Frau Prof. Sack um die Genehmigung, mich dieses Themas im Rahmen meiner

    Dissertation annehmen zu dürfen. Sie setzte sich dafür ein, hierfür vielen Dank.

    Mein Dank gilt weiterhin vor allem auch der Familie Tiedemann, deren Haus ich

    genauer untersuchen durfte. Um diese Untersuchungen durchführen zu können, bat

    ich um technische Unterstützungen der Firmen Testo und Flier. Vielen Dank für die

    Überlassung von Messtechnik und Software auch an diese. Herrn Gola danke ich

    führ die Unterstützung bei der Durchführung der thermografischen Aufnahmen.

    Natürlich möchte ich auch meiner Frau Heike danken. Sie hatte erheblichen Einfluss

    auf das Zustandekommen der hier vorliegenden Arbeit. Unteranderem hielt sie viele

    andere Dinge von mir fern und stärkte somit meine Konzentration auf die Arbeit. Das

    sie dann auch noch kritisch, aber aus fachlicher Sicht, meine Ausführungen

    hinterfragte, half sehr.

    Danke

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 3 von 229

    Inhaltsverzeichnis

    1 Einleitung................................................................................................................ 5

    1.1 Zum Zeitgeist der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts,

    wirtschaftlich-politischer Hintergrund .......................................................... 5

    1.2 Forschungsstand ......................................................................................... 10

    1.3 Methoden .................................................................................................... 12

    2 Bauzeitliche Bauweise der Kupferhäuser – die HKM als Hausproduzent – ....... 14

    2.1 Grundlagen - Das System nach Förster und Kraft – .................................... 19

    2.2 Statisches System und Konstruktion – allgemeine Einführung – ................. 23

    2.3 Wände ......................................................................................................... 25

    2.4 Decken ........................................................................................................ 36

    2.5 Türen und Fenster ....................................................................................... 38

    2.6 Terrassen und Balkone ............................................................................... 41

    2.7 Dach ............................................................................................................ 44

    2.8 Ausstattungen und Installationen ................................................................ 46

    3 Der Anteil von Gropius an der Entwicklung und was davon blieb ........................ 48

    3.1 Gropius und die Hirsch Kupfer- und Messingwerke, erste

    gemeinsame Schritte ................................................................................. 50

    3.2 Gutachten von Gropius über die Kupferhäuser,

    Beginn der Zusammenarbeit ....................................................................... 52

    3.3 Tätigkeit von Gropius als Architekt und Ingenieur für die HKM ................... 61

    3.3.1 Chronologie der Tätigkeit als Ingenieur und Architekt ........................... 62

    3.3.2 Darstellung nach Einzelthemen .......................................................... 100

    3.4 Tätigkeit von Gropius als Kaufmann und Handelsvertreter für die HKM.... 113

    3.4.1 Chronologie der Tätigkeit als Kaufmann und Handelsvertreter ........... 114

    3.4.2 Darstellung nach Einzelthemen .......................................................... 147

    4 Bauphysik – „Die Kupferhauswand hat eine Wärmedämmung

    wie eine 222 cm dicke Vollziegelwand“ ............................................................. 152

    4.1 Das untersuchte Kupferhaus - Kupfercastell – .......................................... 154

    4.2 Infrarotthermografie am Untersuchungsobjekt Kupfercastell ..................... 154

    4.3 Wärmedurchlässigkeit der Kupferhauswand ............................................. 160

    5 Leben im Kupferhaus heute – eine allgemeine Analyse – .................................. 168

    6 Empfehlungen zu Sanierungsmaßnahmen ........................................................ 170

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 4 von 229

    7 Denkmalschutz der Kupferhäuser - eine Einleitung - ......................................... 182

    7.1 Denkmalschutzbegründungen der Kupferhäuser ...................................... 188

    7.2 Der Balkonstreit in Berlin – unterschiedliche Herangehensweise

    bei der Bewertung denkmalverträglicher Hinzufügungen in Berlin ........... 197

    7.3 Vorschläge zu Richtlinien für eine denkmalpflegerische Bindung ............. 205

    8 Für Eilige – Eine Zusammenfassung ................................................................. 212

    9 Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................... 215

    10 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... 215

    11 Verzeichnis der Tafeln im Text .......................................................................... 218

    12 Literatur- und Quellenverzeichnis ...................................................................... 219

    Anlagen

    Anlage Katalog ALL KUPFERHAUS - Verkaufskatalog der HKM -

    „DAS IDEALE EINFAMILIENHAUS“

    Anlage Abbildungen

    Anlage Abschrift Gutachten

    „Wärmedurchlässigkeit A einer Wohnmetallhausplatte, System Förster“

    Anlage U-Wert (Kupferhauswand)

    „Messungen, Berechnungen, Analysen zum U-Wert Haus Kupfercastell im

    Springeberger Weg 10 in Berlin Köpenick (Rahnsdorf)“

    Anlage Thermografie Haus Kupfercastell

    „Messungen und Analysen am Haus Kupfercastell im Springeberger Weg 10

    in Berlin Köpenick (Rahnsdorf)“

    Anlage Balkonstreit

    „unterschiedlicher Umgang mit der Umgestaltung des Balkons in Berlin“

    Anlage Katalog Kupferhäuser

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 5 von 229

    1 Einleitung

    Die Kupferhäuser der Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG (HKM) waren in ihrer

    Entstehungszeit mit modernen Methoden und neuen Materialien gefertigte Häuser:

    HKM: „Es ist eine kulturelle Tat, bessere, haltbarere, billigere, schönere und –

    was noch ein neuer Begriff ist – rein maschinell hergestellte Einfamilienhäuser zu

    bauen und nicht Mietskasernen ohne Garten, ohne Bäume und Licht.“1

    Das Einfamilienhaus aus im Werk vorgefertigten Elementen stellte einen innovativen

    Fortschritt gegenüber den konventionell aus Mauerwerk erstellten Häusern dar. Nicht

    nur die Fertigungsweise der Kupferhäuser, auch die Verwendung neuer

    Baumaterialien und der Einsatz einer effektiven Wärmedämmung, waren

    charakteristisch für diesen Haustyp. Wie sich diese Merkmale in die Geschichte des

    Bauens einreihen, was beim Umgang mit den noch vorhandenen Häusern zu

    beachteten ist und wie sie aus denkmalpflegerischer Sicht zu behandeln sind, dass

    wird untersucht.

    1.1 Zum Zeitgeist der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts, wirtschaftlich-politischer

    Hintergrund

    Der Erste Weltkrieg hatte ein zerrüttetes Deutschland hinterlassen, dass sich auch

    auf Grund von Reparationszahlungen in einer wirtschaftlichen Krise befand. Dadurch

    und auch durch den fehlenden Neubau von ausreichend Wohnungen, nahm die

    Wohnungsnot weiter zu. Die Forderung der Verbesserung der Wohnverhältnisse zog

    sich als Konsens quer durch alle politischen Strömungen und fand Ausdruck unter

    anderem im Artikel 155 der Weimarer Verfassung, dem Grundrecht auf

    menschenwürdiges Wohnen. Dem Sinne nach war das kein einklagbares Recht. Es

    handelte sich vielmehr um eine verfassungsrechtliche Grundlage den Besitz an

    Grund und Boden vor Missbrauch zu schützen und dem gesunden Wohnen zur

    Verfügung zu stellen. Wie das geschehen sollte war nicht geregelt, entsprechende

    Gesetze sollten erst erlassen werden.

    1 HKM 1930-31, S. 3

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 6 von 229

    Der Finanzkrise ab 1929 gingen zwei Phasen der Weimarer Republik mit

    unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen voraus. So war die

    Zeit unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, mit den damit verbundenen Kriegsfolgen

    und dem politischen Umbruch von der Monarchie zur Demokratie, von einer

    Hyperinflation begleitet. Gerade der Mittelstand verlor dadurch seine wirtschaftliche

    Basis. Durch die Industrialisierung sowie der Ende des 19. Jahrhunderts

    einsetzenden Bevölkerungsexplosion, begleitet von einer zunehmenden Landflucht,

    bildeten sich vor allem in Großstädten soziale Brennpunkte heraus.

    Die Jahre 1924 bis 1929, benannt auch als die „Goldenen Zwanziger“, waren eher

    gekennzeichnet durch eine wirtschaftliche Erholung. In diese Zeit fiel als Resultat der

    Erfahrungen aus der vorhergehenden Geldentwertung die Einführung der

    Hauszinssteuer. Sie wurde als Gebäudeentschuldungssteuer bezeichnet und von

    den einzelnen deutschen Ländern umgesetzt. Der ursprüngliche Vorschlag für diese

    Steuer wird Martin Wagner zugeschrieben. Er wollte als Berliner Stadtbaurat einen

    Lastenausgleich schaffen und Hausbesitzer von Immobilien, die vor Juli 1918

    bestanden, über den Wert der Immobilie an dem Wertverlust der Hypotheken

    beteiligen2. Die Einnahmen aus der Hauszinssteuer waren für öffentliche Ausgaben

    gedacht. Etwa ein Drittel der so gewonnen Einnahmen trugen zur Finanzierung des

    geförderten Wohnungsbaus von Wohnungsbaugenossenschaften und anderem

    gemeinnützigen Wohnungsbau bei. Der Großteil der Steuer floss jedoch in den

    allgemeinen Finanzbedarf ein. Dabei ist klarzustellen, dass die Hauszinssteuer nicht

    den individuellen Wohnungsbau fördern sollte, sondern als ein Instrument zur

    finanziellen Unterstützung des Wohnsiedlungsbaues gedacht war. Eine gute

    Wohnungsversorgung wurde als öffentlich-staatliche Aufgabe betrachtet. Die nun

    neu eingeführte Hauszinssteuer ermöglichte einen gemeinnützigen und

    genossenschaftlichen Wohnungsbau sowie einen kommunal geförderte

    Mietwohnungsbau. In die Förderung des neuen Wohnraums waren gerade

    Einfamilienhäuser nicht mit einbezogen. Da aber bei einem Teil der Bevölkerung das

    Interesse an Einfamilienhäuser bestand, manchmal auch aus Gründen der

    Selbstversorgung mit Lebensmitteln aus dem eigenen Garten, mussten Maßnahmen

    zum kostengünstigen Angebot von Einfamilienhäusern gefunden werden. Dabei

    spielten die Ideen eines mit der Natur verbundenen Lebensstils nicht nur bei den

    potentiellen Hausbesitzern eine Rolle. Gerade Architekten des „Neuen Bauens“

    2 Haerendel 1999 / 2009, S. 104 ff

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 7 von 229

    versuchten mit grundsätzlich neuen städtebaulichen Konzepten die gewünschte

    naturverbundene Lebensweise der Bevölkerung mit den entsprechenden Ideen der

    Vorfertigung und Standardisierung zu verbinden. Als Beispiel sei hier das

    städtebauliche Konzept von Gropius für die Siedlung Dessau Törten erwähnt. Dem

    Konzept entsprechend wurden den einzelnen Häusern kleine Gärten zur

    Selbstverpflegung und mit der Möglichkeit zur Kleintierhaltung zugeordnet. Mit dem

    Bau der Siedlung verwirklichte er bereits einen hohen Grad an Vorfertigung und der

    Nutzung standardisierter Bauteile.

    Weitestgehend verbreitet jedoch war der Hausbau vor Ort in einer massiven

    Bauweise aus den ortsüblichen Materialien. Im Raum Berlin-Brandenburg handelte

    es sich dabei vor allem um das konventionelle Ziegelmauerwerk. Um neue

    Einnahmequellen zu erschließen wollten Unternehmen, auch aus dem Bauwesen

    fremden Industrie- und Handwerksbereichen, sich in diesem Markt betätigen. Am

    Beispiel der Tresorbauanstalt Carl Kästner AG aus Leipzig ist erkennbar, wie sich ein

    nicht dem Bauwesen zugehöriges Unternehmen mit dem Hausbau beschäftigte.

    Diese Firma besaß das Wissen und die Maschinen zur Metallbearbeitung. Das

    tragende Gerüst ihrer Häuser bestand aus Stahlträgern und –stützen. Als

    Verkleidung dienten 4 mm starke Stahlbleche, die mit den Stahlstützen verschraubt

    wurden. Das bekannteste Haus wurde in Dessau Törten zur Eröffnung des

    Bauhauses erstellt. Es wurde 1993 denkmalgerecht saniert und dient heute der

    Bauhausstiftung als Ausstellungs- und Beratungszentrum.3 Der in Deutschland noch

    wenig stark ausgeprägte Bau von Kleinhäusern bot branchenfremden Unternehmen

    die Möglichkeit in die Hausproduktion einzusteigen. Mit den Erfahrungen aus der

    industriellen Fertigung ihrer Produkte, begann die industrielle Produktion von

    Häusern. Das Neue daran war eine Vorfertigung von wesentlichen Bauteilen für

    diese Häuser in Fabriken. Dabei nahm die Standardisierung und Normung einen

    großen Stellenwert ein. Unternehmen aus dem Stahl- und Holzbau waren hier

    vorrangig vertreten. So wurden teilweise ganze Wandelemente vorgefertigt. Dazu

    wurden auch Baustoffe verwendet, die bis dahin nur in geringem Anteil beim

    Kleinhausbau hatten. Bekannt sind hier vor allem Häuser aus Holz in Bohlen- und

    Rahmenbauweise sowie Stahlhausbauten. Die Technologie der Herstellung von

    Stahlhäusern war nicht einheitlich. Vom Grundsatz her kann unterschieden werden

    nach dem statischen Prinzip der Hauskonstruktion. Stahl als tragendes Grundgerüst

    3 Robeck 2000, S. 27

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 8 von 229

    war schon seit längerem im Einsatz, dass aber weniger im Kleinhausbau, dafür mehr

    im Hochhausbau. Mit der Einführung des Stahls für den Bau von Einfamilienhäusern

    sollte nun eine neue Zeit des erschwinglichen und schnellen Hausbaues eingeleitet

    werden. Der Grad der Vorfertigung von Häusern mit stählernem Traggerüst war noch

    relativ gering. Bei diesem Bautyp musste auf den Baustellen noch die gesamte

    Ausfachung, der eigentliche Wandaufbau, in handwerklicher Arbeit erstellt werden.

    Die Wände wurden mit verschiedensten Baustoffen zwischen dem stählernen

    Traggerüst geschlossen, begonnen mit einer einfachen Ausmauerung mit

    Ziegelbaustoffen bis hin zu mehrschichtigen Konstruktionen aus Holz-, Stahl- und

    Asbestbaustoffen sowie oft zusätzlichen Dämmmaterialien. Das stählerne

    Grundgerüst solcher Häuser war auf den vorher erstellten Fundamenten zügig

    aufgebaut. Alle anderen Arbeiten, sei es der Einbau von Fenstern und Türen, die

    Installationen sowie der Einbau von Decken und die Erstellung des Daches, brachten

    keinen Zeitvorteil. Innovativer waren neue Konstruktionen, bei denen Stahltafeln

    nicht nur als Verkleidung eingesetzt wurden. Hierbei dienten die Stahltafeln als

    Wände und damit einhergehend als tragendes Element. Erreicht wurde die Stabilität

    der Stahlwände durch neue Verfahren, bei denen beispielsweise die Stahlplatten an

    den Seiten abgeknickt wurden, was ihnen mehr Stabilität verlieh. Diese

    Seitenbereiche dienten gleichzeitig der Verbindung von Wänden untereinander. Ein

    wesentlicher Vorteil bestand in der Möglichkeit, nun eine weit umfangreichere

    Vorfertigung im Werk vornehmen zu können. Die Stahlwandelemente konnten

    bereits mit Fenstern und Türen versehen werden, somit war dieser Arbeitsgang mit

    der Montage der Wandelemente auf den Baustellen abgeschlossen. Durch das

    Minimieren von handwerklichen Tätigkeiten sollte nicht nur eine kürzere Bauzeit

    erreicht werden. Vorgefertigte Häuser, so die Auffassung, wären dadurch billiger

    herzustellen. Mag dies für die Erstellung ganzer Siedlungen solcher Haustypen

    alleine schon durch den Zeitgewinn und damit weniger Finanzierungszeitraum noch

    zutreffen, kann das für den Einzelhausbau nicht mit Sicherheit behauptet werden.

    Ab 1929 begann, verursacht durch den wirtschaftlichen Abschwung und endend mit

    dem Börsenkrach an der Wall Street, eine Zeit der Finanzkrisen. Die Auswirkungen

    sind auch für die Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG (HKM), wie für viele andere,

    erheblich. Neue Absatzmöglichkeiten mussten dringend erschlossen werden. Eine

    solche Möglichkeit sah die HKM in der Produktion von Einfamilienhäusern für eben

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 9 von 229

    jene Bevölkerungsschichten, für die bisher ein Einfamilienhaus, mit eigenem Garten

    als ergänzende Selbstversorgung, nicht erschwinglich war4. Die HKM richtete 1929

    eine Abteilung Kupferhausbau ein und gewann für deren Leitung ab 1931 Walter

    Gropius. Mit der Hilfe von Förster und Krafft, die sich als Ingenieur und Architekt eine

    neuartige Wärmedämmung patentieren ließen, wurde ein neues Hausbausystem

    entworfen. Wesentliche Merkmale waren der für den damaligen Zeitraum sehr hohe

    Grad an Vorfertigung der Wandelemente im Werk einhergehend mit einer bis dahin

    nicht genutzten Möglichkeit zur effektiven Wärmedämmung. Das patentierte

    Wärmedämmsystem bestand aus einem mehrschichtigen Wandaufbau aus

    isolierenden und ruhenden Luftschichten und war damit ähnlich dem

    Funktionsprinzip einer Thermoskanne (siehe Kap. 2.1). Die tragenden Wandplatten

    der Kupferhäuser wurden aus einem Holzrahmen mit weiteren aussteifenden

    einzelnen Holzstielen im Abstand von 50 cm gefertigt. Zwischen den Stielen und den

    Rahmenteilen wurde die Wärmedämmung eingebaut. Auch Fenster und Türen

    wurden schon im Werk in die Wandplatten eingesetzt. Die HKM verkleidete die

    Wandplatten außen mit geprägtem Kupferblech und innen mit geprägten

    Stahlblechen, später auch teilweise mit anderen Materialien. Durch definierte

    Rastermaße konnten mehrere verschiedene Grundrisse bereitgestellt werden. Damit

    entspricht diese Bauweise einer normierten Vorfertigung. Nachfolgefirmen der HKM

    haben das Bausystem auch für eigene individuelle Entwürfe genutzt, manchmal mit

    einer Stahlaußenhaut anstelle einer Kupferverkleidung. Komplette Dachplatten mit

    Kupferdeckung als vorgefertigtes Element konnten nicht realisiert werden, jedoch

    wurde experimentiert mit einer teilweisen Vorfertigung von Dachplatten aus Holz,

    aber eben ohne die kupferne Dachdeckung. Die HKM brachte aber schon

    verschiedene Installationsleitungen teilweise im Werk in die Wandelemente ein.

    Damit waren die Kupferhäuser Vorreiter für die heutige Fertighausgeneration. Aber

    auch für die Kupferhäuser konnte nicht komplett auf die handwerklichen Arbeiten auf

    den Baustellen verzichtet werden. Neben den Erdarbeiten erfolgte die Errichtung von

    Fundamenten mit einem Mauersockel oder eines Kellers traditionell in Mauerwerk

    oder Beton. Mit Fertigteilen für die Schornsteine aus verschiedensten Materialien

    wurde experimentiert, was aber nicht zu deren prinzipieller Einführung führte. So

    hatte hier die traditionelle Bauweise gemauerter Schornsteine den Vorzug behalten

    (siehe Kap. 2).

    4 von Borries – Fischer 2009, S. 75

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 10 von 229

    1.2 Forschungsstand

    Dass die Kupferhäuser für die meisten Menschen ein wenig bekannter Bautyp sind

    liegt auch an der spärlichen Quellenlage. Es gibt nur wenige Publikationen zu diesem

    Thema. Meist beruhen die Aussagen in Zeitungen und Broschüren dazu auf den

    gleichen wenigen Quellen. Die gründlichste Analyse findet sich noch bei Herbert

    „The dream of the factory-made house“5. Interessant ist auch eine studentische

    Arbeit an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen von

    Wellmann „Kupferhäuser - Auf den Spuren eines Vorfertigungssystems“6. Sie basiert

    teilweise auch auf Herbert, ist aber um eigene Recherchen zu den Kupferhäusern

    ergänzt. Das Werk von Herbert ist leider nie vom Englischen ins Deutsche übersetzt

    worden. Der Inhalt verweist vor allem auf Quellen aus der Fachpresse wie der

    Zeitschrift „Bauwelt“, aber auch auf den noch vorhandenen archivierten

    Schriftverkehr des Büros Gropius. Dieser Schriftverkehr war lange Zeit in den USA,

    wurde aber an das Bauhausarchiv Berlin (BHA) übergeben. Er ist die wahre

    Fundgrube um sich dem Thema unvoreingenommen zu nähern und somit

    grundlegende Erkenntnissquelle für alle Interessierten. Außer in den beiden

    vorgenannten Quellen wird kaum Bezug auf diesen Schriftverkehr genommen. Auch

    bekannte Aussagen von Denkmalschutzbehörden zum Thema Kupferhäuser nutzen

    diese Quellen nicht direkt. Das Wissen der Denkmalbehörden beruht meist auf

    Ortsbesichtigungen nach Anfragen zu eventuell geplanten Veränderungen, den

    Katalogen zu den Kupferhäusern der HKM und Bauunterlagen einzelner Häuser

    sowie den Werken von Herbert und Wellmann. Genauere Untersuchungen sind,

    soweit bekannt, nicht durchgeführt worden.

    In Publikationen im Internet ist zu lesen, dass während der Mitarbeit von Gropius nur

    die Kupferhaustypen Sorgenfrei und Kupferstolz7 in die Fertigung aufgenommen

    wurden oder aber sich seine Tätigkeit „auf die Ausarbeitung von zwei

    Musterhausplänen für die Fertigbaureihe“8 bezog (siehe Kap. 3).

    5 Herbert 1986

    6 Wellmann 2005

    7 WIKIPEDIA http://de.wikipedia.org/wiki/Kupferhaus 20.05.2011

    8 ACADEMIC http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/806236 20.05.2011

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 11 von 229

    Bautechnische, vor allem bauphysikalische Untersuchungen an den Kupferhäusern

    sind bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt. In dieser Arbeit wird ausführlich die

    Konstruktion der Kupferhauswand, da sie das wesentliche Bauteil darstellt,

    untersucht (siehe Kap. 4).

    Borries und Fischer9 haben 2009 ein Buch „Heimatcontainer Deutsche Fertighäuser

    in Israel“ über die Geschichte der HKM herausgebracht. Dieses Buch geht

    schwerpunktmäßig auf die Geschichte der Firma HKM und deren Nachfolger sowie

    auf die Geschichte der Familie Hirsch ein. Wesentliche Ausführungen geben die

    Autoren zur Geschichte der jüdischen Firmeninhaber und ihrem Anliegen, den

    zwischen 1933 und 1936 auswandernden Juden eine neue Heimat mitgestalten zu

    können und das nun mit Kupferhäusern aus Brandenburg. Als eine lesenswerte

    zeitgeschichtliche Analyse kann dieses Buch nur empfohlen werden. Vor allem auch

    in Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Kupferhäuser für den Export nach

    Israel, da dies nicht Inhalt der vorliegenden Arbeit ist.

    Wie viele Kupferhäuser nun wirklich gebaut wurden kann nicht mit abschließender

    Sicherheit angegeben werden. Es werden immer mal wieder Hinweise auf

    unbekannte Häuser gegeben und es kann davon ausgegangen werden, dass dies

    auch weiterhin erfolgen wird. Zurzeit sind nachweislich 37 Kupferhäuser in

    Deutschland erbaut worden. In dieser Angabe enthalten sind auch ein Kleinhaus als

    Schuppen, eine Garagenanlage und die beiden Musterhäuser der Ausstellung

    „Sonne, Luft und Haus für Alle“ im Jahr 1932 in Berlin. Es sind zurzeit noch vier

    weitere Häuser bekannt, die aber so stark überformt sind, so dass ihr Ursprung als

    Kupferhaus erst noch durch Untersuchungen nachgewiesen werden muss. Damit

    erhöht sich möglicher Weise die Anzahl auf 41 Gebäude. Der Verbleib der beiden

    Musterhäuser der Bauausstellung von 1931 in Berlin, ist nicht bekannt. Es existieren

    auch noch zwei weitere Gebäude die starke Ähnlichkeiten mit den Kupferhäusern

    aufweisen aber mit einer äußeren Stahlblechverkleidung versehen sind (siehe

    Anlage Katalog Kupferhäuser).

    9 von Borries – Fischer 2009, S. 35 ff

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 12 von 229

    1.3 Methoden

    Eine wesentliche Grundlage dieser Arbeit beruht auf der eigenen Forschung an

    einem Haus vom Typ Kupfercastell im Springeberger Weg 10 in Berlin-Rahnsdorf

    (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 1.7). Dieses Haus ist somit selbst eine wichtige

    Quelle. Die Forschung am Haus erfolgte zerstörungsfrei und bestand im

    Wesentlichen aus mehreren eingehenden Besichtigungen ohne Bauteilöffnungen. Da

    die Eigentümer des untersuchten Hauses einen Deckenbereich selbst geöffnet

    hatten, konnte somit der Aufbau der Decke und der Anschluss an die Außenwand

    eingehender betrachtet werden. Ergänzend dazu wurden bauphysikalische

    Untersuchungen durchgeführt. Entspricht die Wärmedämmung einer

    Kupferhauswand wirklich dem äquivalent einer 222 cm starken Mauerwerkswand, mit

    solcher Angabe bewarb die HKM ihre Häuser. Diese Frage wird durch Messungen

    und Berechnungen beantwortet. Dazu wurden messtechnische Ermittlungen des U-

    Wertes und begleitend thermographische Untersuchungen des Hauses von innen

    und außen vorgenommen. Die Messungen von U-Werten sind mit Ungenauigkeiten

    verbunden (siehe Kap. 4.3 Seite 166). Aus diesem Grund wurden Gegenkontrollen

    zum gemessenen U-Wert durch Berechnungen des U-Wertes verschiedener

    Wandaufbauten vorgenommen. Auf Grundlage der daraus gewonnen Erkenntnisse

    wurden Empfehlungen für mögliche Sanierungsmaßnahmen getroffen (siehe Kap. 9).

    Weiterhin wird auf Aussagen von Eigentümern des untersuchten Kupferhauses

    zurückgegriffen, da sie bei Umbauarbeiten anwesend waren und diese auch

    teilweise fotografisch begleitet haben.

    Es war auch möglich drei weitere Häuser von innen zu besichtigen. Hierbei handelt

    es sich um zwei Häuser im Land Brandenburg, beide in den Unterlagen als Häuser

    vom Typ K bezeichnet, obwohl sie sich unterscheiden. Eines befindet sich in der

    Musterhaussiedlung Eberswalde-Finow in der Altenhoferstr. 2 (siehe Katalog

    Kupferhäuser Seite 21.2), dass andere Haus steht in Potsdam-Marquardt im

    Kohlmeisenweg 1 (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 21.3). In Berlin war weiterhin

    die Besichtigung des Hauses in der Alemannenstraße 16 (siehe Katalog

    Kupferhäuser Seite 2.2) möglich. Bei diesem Haus handelt es sich um eine weitere

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 13 von 229

    Variante des Typs Kupfercastell. Eine Bauaufnahme in zeichnerischer Form war

    nicht nötig, da ausreichend Bauunterlagen vorhanden sind.

    Aufbauend aus den gewonnen Erkenntnissen der durchgeführten Untersuchungen

    und Besichtigungen ergab sich die Möglichkeit, Aussagen aus weiteren Quellen zu

    bestätigen oder auch zu widerlegen. In Gesprächen mit Mitarbeitern des

    Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologisches Museum

    (BLDAM) sowie in den unteren Denkmalschutzbehörden von Berlin-Reinickendorf

    und Berlin-Köpenick konnten wichtige Informationen gewonnen werden. Die

    Mitarbeiter dieser Behörden gestatteten einen uneingeschränkten Einblick in die

    vorhandenen Unterlagen zu den Kupferhäusern, vor allem auch in die durch sie

    erstellten Gutachten zum Denkmalschutz einzelner Häuser. Einen Einblick in den

    tatsächlichen Wandaufbau einer Kupferhauswand gewährt ein Teilstück eines

    Wandeckbereiches aus einem Abrisshaus, dass im Keller des Bauamtes Berlin-

    Reinickendorf aufbewahrt wird. Einige der heute noch erhaltenen Kupferhäuser

    stehen unter Denkmalschutz. Es ist die Frage zu klären, ob eine Unterschutzstellung

    nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten wirklich angemessen ist. Antworten

    dazu könnten die Denkmalschutzbegründungen der zuständigen Behörden geben.

    Genau hinterfragt werden muss, ob alle relevanten Informationen zur Beurteilung des

    Denkmalwertes den Denkmalschutzbehörden vorliegen und somit eine Bewertung

    möglich ist. Grundlage zur Bewertung der Fragestellung nach der

    Denkmalschutzmöglichkeit sind genaue Kenntnisse zu den Kupferhäusern und den

    gesetzlichen Grundlagen. Die Untersuchungen dazu wurden, in Erweiterung des

    Grundlegenden Wissens über die Kupferhäuser, an Hand der

    Denkmalschutzgesetze und unter der Zuhilfenahme aktueller Rechtsprechungen

    sowie verschiedener rechtswissenschaftlicher Fachliteratur geführt. Aus dem

    Ergebnis daraus wird auch abgeleitet wie mit den Kupferhäusern, insbesondere bei

    Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, umzugehen ist. Eine Aufstellung der

    bekannten Kupferhaustypen und späterer Folgebauten ergänzt diese Arbeit.

    Aus Recherchen in verschiedensten Institutionen, Bibliotheken und Ausstellungen

    wurde erkennbar, dass es nicht wirklich viele veröffentlichte wissenschaftliche

    Quellen zu den Kupferhäusern und dem Einfluss von Gropius auf deren Entwicklung

    gibt. Als wesentliche Fundquelle hat sich das Bauhausarchiv Berlin (BHA) erwiesen.

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 14 von 229

    Im Bestand des BHA finden sich der Briefverkehr zwischen Gropius und der HKM

    aus der Zeit seiner Tätigkeit für die HKM sowie weitere Korrespondenzen, Protokolle,

    Zeichnungen, Fotos und Gutachten, die den Kupferhausbau und die Tätigkeit von

    Gropius für die HKM belegen. Aus dem ungeordneten und umfangreichen Material

    sind nach dessen Durchsicht und zeitlicher Zuordnung 334 Seiten ausgewählt

    worden, die für die Untersuchung von Bedeutung erscheinen. Diese einzelnen Seiten

    ergeben geordnet 163 Akten, zum Beispiel auch mehrseitige Briefe, Protokolle,

    Skizzen und Gutachten, von denen ein Großteil in die Untersuchungen als Quellen

    mit einbezogen wurde. Bei einigen dieser Quellen, die dem Büro Gropius

    zuzuordnen sind, ist erkennbar, dass sie nicht durch Gropius selbst verfasst wurden.

    Wenn eine dieser Quellen nicht eindeutig Gropius zuzuordnen ist, wird im Weiteren

    als Verfasser das Büro Gropius angegeben. Verwendet werden diese Quellen

    vorrangig in den Untersuchungen zur Tätigkeit von Gropius für die HKM, da sie einen

    umfangreichen Einblick ermöglichen. Als Leiter der Abteilung Kupferhausbau der

    HKM hatte Gropius sich nicht nur mit Architektur beschäftigt, vielmehr hatte er in

    einem großen Rahmen Gesamtverantwortung für das Projekt Kupferhausbau zu

    tragen. An Hand der archivierten Unterlagen des BHA ist es möglich, eine

    Chronologie seiner Tätigkeit darzustellen. Die Auswertung erfolgt in chronologisch

    aufsteigender Reihenfolge und wird unterteilt in die Tätigkeitsgebiete aus architektur-

    und ingenieurtechnischer sowie aus kaufmännischer Sicht (siehe Kap. 3.3 und 3.4).

    2 Bauzeitliche Bauweise der Kupferhäuser – die HKM als Hausproduzent –

    Die HKM war ein großer Produzent von Kupfer-, Messing- und anderen

    Metallbauteilen wie zum Beispiel Platten und Rohren. Sie stellte nur Halbzeuge,

    keine Endprodukte, her. Wie der Gedanke des Einstiegs der HKM in die

    Hausproduktion entstanden ist, kann nicht mit Sicherheit geklärt werden. Die

    Konzentration auf die Produktion für einen Endverbraucher, den Hauskäufer, ist neu.

    Wenn davon ausgegangen wird, dass die Produktion der HKM nicht ausgelastet war,

    wie es Borries und Fischer10 darstellen, ist die Suche nach weiteren

    Absatzmöglichkeiten von Produkten aus eigener Produktion nachvollziehbar. Aus

    welchen Gründen es gerade zu einer Zusammenarbeit mit Friedrich Förster und

    Robert Krafft kam und wer der Initiator war, ist nicht bekannt. Aber es liegt die

    10

    von Borries – Fischer 2009, S. 37

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 15 von 229

    Vermutung doch recht nahe, dass es der HKM günstig erschien, gerade die

    Patentinhaber der hochwärmedämmenden Wand, Förster und Krafft, für den Aufbau

    der Hausbauabteilung zu gewinnen. Borries und Fischer11 gehen davon aus, dass

    beide ab 1929 die Leitung der Abteilung Kupferhausbau übernahmen. Aufbauend auf

    einem ersten Patent von Förster und Krafft aus dem Jahre 192412, dass den Aufbau

    einer hochwärmedämmenden Wand aus mehreren Luftschichten beschreibt, soll der

    Gedanke zur Verwendung dieses Bauprinzips für die Wände der Kupferhäuser

    entstanden sein. Bekannt sind (soweit es nachprüfbar war) das 1932 veröffentlichte

    Patent von 193013 (Abb. 1-4) und ein Ergänzungspatent von 193414 (Abb. 5-7). In

    den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) wurde Förster und Krafft 1934 ebenfalls

    ein Patent zur wärmedämmenden Wand erteilt15 (Abb. 8-11). Hierbei handelt es sich

    im Prinzip um das in Deutschland 1932 veröffentlichte Patent, nicht um das

    Ergänzungspatent von 1934. Im Kap. 2.1 werden die Ausführung der

    Wärmedämmung im Patent von 1930 und die daraus abgeleiteten Umsetzungen

    beim Aufbau der Kupferhauswand analysiert. Dem folgen in den Kap. 2.2 - 2.8 die

    Beschreibungen aller wesentlichen Bauteile der Kupferhäuser. Die hier folgenden

    Erklärungen geben einen ersten prinzipiellen Überblick zum Aufbau der

    Kupferhäuser, auf den dann in den Kap. 2.3 - 2.7 durch die Ausführungen zu den

    wesentlichen Bauteilen im Einzelnen eingegangen wird.

    Bei den folgenden Erklärungen handelt es sich um den Zustand, den Gropius zu

    Beginn seiner Arbeiten an den Kupferhäusern antraf. Nur wo es angebracht

    erscheint, wird auf Änderungen von Gropius verwiesen (siehe Kap 3.3.2). Gropius

    begann seine Arbeit an den Kupferhäuser zu einem Zeitpunkt als die HKM bereits

    sieben Haustypen entworfen und gebaut hatten.

    Als Referenzprojekt hatte die HKM eine Musterhaussiedlung erstellt, in der sich alle

    angebotenen Typen befanden, dies waren die Typen:

    Cupfercastell, meist in der Schreibweise Kupfercastell, die im Weiteren auch

    beibehalten wird, sowie den Typen Lebensquell, Frühlingstraum, Juwel,

    11

    von Borries – Fischer 2009, S. 75 12

    von Borries – Fischer 2009, S. 75 13

    Förster – Krafft 1932 14

    Förster – Krafft 1934b 15

    Förster – Krafft 1934a

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 16 von 229

    Sonnenschein, Kupfermärchen und Maienmorgen (siehe Anlage Katalog ALL

    KUPFERHAUS).

    Tafel 1: Musterhaussiedlung im Altenhofer Weg in Eberswalde-Finow

    Die von der HKM produzierten Kupferhäuser stellten eine Ausnahme im Hausbau

    dar. Sie waren weder klassische Metall- noch Holzhäuser, charakteristischer könnten

    sie als Fertigteilhäuser aus Wandelementen bezeichnet werden. Aufbauend auf

    Fundamenten aus Beton und einem folgenden Mauerwerk oder den Kellern aus

    Mauerwerk, wurden die im Werk vorgefertigten Wandelemente darauf aufgestellt.

    Deren hölzerne Rahmenkonstruktion bildete das tragende Element (siehe Kap. 2.2).

    Da manche Wandlängen eines Hauses größer als ein einziges Wandelement waren,

    wurden komplette Wände durch aneinanderreihen von einzelnen Wandelementen

    erstellt. Ausgefacht waren die Wandelemente mit einer patentierten

    Wärmedämmmung, die durch die Anordnung von mehreren ruhenden Luftschichten

    einen sehr guten Wärmewiderstand erreichten. Die Luftschichten wurden getrennt

    durch bituminöse Pappen und Aluminiumfolien. An den Innenseiten der

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 17 von 229

    Außenwandelemente, genau wie bei den beiden Seiten der inneren Trennwände,

    wurden als Wandverkleidung geprägte Stahlbleche verwendet. Bei einigen Häusern

    sind teilweise Faserzementplatten (Eternitplatten), so erscheint es nach

    augenscheinlicher Beobachtung, als innere Wandverkleidung eingesetzt worden. Es

    kann davon ausgegangen werden, dass zu mindestens am Anfang der Produktion

    auch die Innenwände mit der Dämmung ausgestattet waren. Als äußere

    Wandverkleidung verwendete die HKM Kupferplatten, die ebenfalls geprägt waren.

    Das verwendete Prägemuster „Oblong“ (siehe Kap. 2.3 Seite 34), erschien ein wenig

    wie eine horizontale Verschalung aus einzelnen Brettern. Die Kupferplatten prägten

    das Erscheinungsbild der Häuser und waren somit das namengebende Merkmal der

    Kupferhäuser.

    Bei der Verwendung von Stahl muss immer mit der Möglichkeit einer Rostbildung

    gerechnet werden. So wäre es denkbar, dass bei den im Werk vorgefertigten

    Wandbauteilen die inneren Stahlblechverkleidungen schon dort den Endanstrich

    erhielten, sicher nachweisbar ist das aber nicht, gleiches gilt dann im Prinzip auch für

    die vor Ort an den Decken befestigten Stahlbleche. Wahrscheinlicher ist es, dass die

    Stahlbleche erst auf der Baustelle den Anstrich erhielten. Wenn dem nicht so ist,

    muss die Frage erlaubt sein, warum die Stahlbleche an ihrer Innenseite, der Seite

    zum Holzrahmen des Wandelements und der Dämmung hin, nicht ebenfalls einen

    Anstrich erhielten. Bei diesem Anstrich hätte es sich dann um einen reinen

    Rostschutz gehandelt. Aus der Korrespondenz zwischen Gropius und der HKM geht

    hervor, dass eine Rostanfälligkeit vermutet wird, es aber keine Lösung dazu gab.

    Zwei wesentliche Punkte dazu konnten nicht aufgeklärt werden. Zum Ersten die

    Verhinderung der Möglichkeit einer Schwitzwasserbildung an den Innenwand- und

    Deckenplattenplatten aus Stahlblech. Dass kein Rostschutzanstrich verwendet

    wurde, ist schon beschrieben worden. Warum hier nicht auch, wie schon bei der

    Außenverkleidung, kupferne Platten verwendet wurden und damit zu mindestens

    Rostbildung verhindert worden wäre, ist nicht klar. Zum Zweiten betrifft das die

    Verwendung von Stahlblechen als Verkleidung des Dachüberstandes und der

    unteren Abdeckung der Terrassendecke, welche natürlich damit immer den äußeren

    Einflüssen unterlagen und so, trotz eines Anstriches, wahrscheinlich schon nach

    kurzer Zeit rosteten.

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 18 von 229

    Aber die HKM beließ es nicht bei der Vorfertigung der Wandelemente alleine. Durch

    den Einbau von Fenstern, Türen und teilweise von Installationsleitungen im Werk

    steigerte die HKM den Grad der Vorfertigung.

    Die Keller wurden traditionell gemauert und mit massiven Decken, die vor Ort erstellt

    wurden, gebaut. Statt diese Decken mit einem Estrich zu versehen, erhielten sie aber

    einen Holzfußboden aus Dielung auf einer Holzunterkonstruktion. Die mit einem

    Fundament aus Beton und einigen Reihen Mauerwerk versehenen

    nichtunterkellerten Bereiche des Erdgeschosses wurden mit Holzbalkendecken

    ausgestattet. Um das Eindringen aufsteigender Feuchtigkeit zu verhindern, wurde ein

    Luftraum zwischen dem anstehenden oder dem aufgeschütteten Boden und den

    Holzbalken belassen. Die Geschossdecken der Kupferhäuser erhielten komplette

    Holzbalkendecken mit Dielung, einer Dämmung aus Faserbaustoffen und als untere

    Verkleidung zu den Räumen geprägte Stahlbleche. In einigen seltenen Fällen wurde

    statt der Stahlbleche Verkleidungen aus Faserzementplatten eingebaut. Sämtliche

    Decken wurden nicht im Werk vorgefertigt, so dass ein erheblicher Arbeitsbedarf auf

    den Baustellen erhalten blieb. Auch war es nicht möglich, die Dachkonstruktion

    einem hohen Grad an Vorfertigung zu unterziehen. Der Gedanke einer Verwendung

    von ganzen Dachplatten, nach ähnlichem Aufbauprinzip wie bei den

    Wandelementen, der den Vorfertigungsgrad noch erhöht hätte, musste auf Grund

    des hohen Gewichts und der großen Länge solcher Elemente aufgegeben werden.

    Es konnten aber kleinere, aus einzelnen Schalungsbrettern bestehende Holzplatten

    auf die Baustelle geliefert werden, die dann auf die Dachsparren aufgelegt wurden.

    So konnte ein kleiner Zeitgewinn erwirtschaftet werden. Dass die gesamte

    Dachkonstruktion zuvor auf einem Abbundplatz erstellt wurde, konnte nicht

    zweifelsfrei ermittelt werden. Am untersuchten Haus im Springeberger Weg 10 in

    Berlin (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 1.7) wurden nur wenige, mit farbigen

    Nummern bezeichnete Teile der hölzernen Dachkonstruktion gefunden. Da es sich

    bei den Kupferhäusern um technisch durchgeplante Häuser handelte, wäre es

    ebenso möglich, dass den Lieferanten der hölzernen Dachbauteile genaue Maße der

    einzelnen Bauteile des Dachwerks zur Verfügung gestellt wurden und nur vereinzelte

    Bauteile vorher abgebunden wurden. Somit wäre ein Zuschnitt vorab durchaus

    möglich gewesen, aber mit der Konsequenz, dass der Aufbau dann direkt auf der

    Baustelle vorgenommen worden wäre. Das muss aber Spekulation bleiben. Bei den

    Dacharbeiten konnte so keine wesentliche Effektivitätssteigerung erzielt werden.

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 19 von 229

    2.1 Grundlagen - Das System nach Förster und Kraft –

    Förster und Krafft16 ließen sich 1930, veröffentlicht 1932, eine wärmegedämmte

    Wand für den Hausbau unter dem Titel „Transportfähige Metallwand aus einem

    beiderseitig mit Metallplatten verkleidetem Holzrahmen“ patentieren. Aufbauend auf

    schon bekannten Technologien von wärmeisolierenden Bauweisen haben beide

    diese weiter verbessert. Gebräuchlich waren vor der Erfindung von Förster und Krafft

    Wände aus Holzrahmen mit beidseitiger metallener Verkleidung. Als Dämmung in

    derem Inneren wurden verschiedene Materialien verwendet. Auch Hohlwände, also

    Wände mit einer Luftkammer, wurden gebaut. Angewendet wurde diese Konstruktion

    zum Beispiel im Kühlanlagenbau. Das Neue an ihrer Erfindung beschrieben Förster

    und Krafft im vorgenannten Patent als:

    „Gemäß der Erfindung wird die bekannte Isolierungsweise … dadurch

    verbessert, daß der Zwischenraum zwischen zwei die Hauswand bildenden und sie

    innen und außen in ihrer ganzen Ausdehnung bedeckenden Metallplatten durch eine

    Anzahl [mehrerer] völlig luftundurchlässiger Zwischenwände aus Metall in Richtung

    des Wärmedurchganges in mehrere hintereinandergeschaltete Schichten unterteilt

    wird.“

    Es handelt sich hierbei um einen Mehrkammeraufbau. Um diesen Effekt weiterhin zu

    verbessern ist eine Beschichtung der Zwischenwände patentiert:

    „Eine weitere Verbesserung [wird] dadurch erzielt, daß die Metallplatten mit

    einem vorzugsweise faserigen, schlecht wärmeleitenden Überzug versehen sind.

    Dieser Überzug hat zweierlei Aufgaben. Erstens verhindert er, daß bei einer

    etwaigen Durchbiegung und Berührung der dünnen Metallplatten eine wärmeleitende

    Brücke von innen nach außen geschaffen wird [und weiterhin] daß die Luft sich

    auch in vertikaler Richtung nur wenig oder gar nicht bewegen kann“

    So kommt nun hiermit der wärmedämmende Vorteil mehrerer ruhender Luftschichten

    zur Anwendung. Aus dem Patent ist nur andeutungsweise zu entnehmen wie der

    innere Aufbau gestaltet ist. So sind im Patent nur Metallplatten mit faserigem

    Überzug dargestellt (Abb. 12). Auch die Befestigung der trennenden Metallplatten

    16

    Förster – Krafft 1932

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 20 von 229

    lässt sich nur erahnen. Aus der Zeichnung des Wandstiels lässt sich erkennen, wie

    sie sich die Befestigung der einzelnen Metallplatten vorstellten. Die unterschiedlichen

    Darstellungen des Holzes lassen erkennen, dass als erster Schritt eine Ausfräsung

    des Stieles erfolgen muss. Dem folgend können dann die Metallplatten eingelegt und

    mit einer Vierkantleiste aus Holz, die zwischen zwei Metallplatten in den Stiel

    eingetrieben wird, befestigt werden. Ein weiterer benannter Vorteil entsprechend den

    Ausführungen im Patent ist die Herstellung vorgefertigter Elemente im Werk. Die

    Erfinder haben sich ein Verbindungssystem patentieren lassen, dass es ermöglicht,

    einzelne Wandteile durch Verschraubung zu verbinden. Patentiert sind eine Lösung

    für die Verbindung von Eckwänden (Abb. 13 und 14) und eine zum Einbinden von

    Trennwänden zwischen zwei Wandelementen (Abb. 15 und 16). Die Ecklösung

    beruht auf der Nutzung von L-förmigen Stahlwinkeln und die Einbindung von

    Zwischenwänden erfordert eine U-förmige Stahlverbindung. Interessant ist, dass für

    die Schrauben keine Löcher vorgesehen wurden. Stattdessen sind beide

    Verbindungsteile mit Schlitzen versehen. So können die Verbindungsteile auf die

    überstehenden Schrauben aufgeschoben werden. Voraussetzung dafür kann aber

    nur sein, dass schon im Werk, vor dem Einbau der Dämmung, Schrauben vom

    Inneren der Wände durch die Stiele gesteckt werden. Das widerspricht aber der

    Ausführung der Wände mit mehreren Kammern. Wie das in der Praxis durchgeführt

    werden soll, ist im Patent nicht erkennbar. Es ist auch nicht nachzuvollziehen, wie

    Wandelemente verbunden werden, die zu einer langen Hauswand zusammengesetzt

    werden sollen. Die Verbindung könnte durch in die Stiele versenkte Schrauben

    erfolgt sein, wie Gropius sie später für den Wandaufbau seiner Musterhäuser auf der

    vom 14.05.1932 bis zum 07.08.1932 stattfindenden Bauausstellung „Sonne, Luft und

    Haus für Alle“, für die er im Auftrag der HKM alleinige Verantwortung trug, geplant

    hatte17 (Abb. 17). Erkennbar ist hier, dass die Verbindungsschrauben vom Inneren

    der Wandteile durchgesteckt werden. Die versenkten Schrauben und stören somit

    den Dämmaufbau nicht. Das funktioniert aber nur bei den wenigen Kammern der von

    Gropius entworfenen Dämmung, nicht aber bei der in den Kupferhäusern

    ausgeführten Dämmung mit vielen Kammern (Abb. 18). Somit bleibt die Verbindung

    von Wandelementen längs aneinander unklar. Die nun hier folgende Tafel 2 mit der

    dazugehörigen Aufbauskizze gibt einen Überblick zum prinzipiellen Aufbau der im

    Patent beschriebenen Wand ohne das ein solcher Aufbau je realisiert wurde.

    17

    Wagner 1932, S. 65

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 21 von 229

    Patent 548532 Förster und Krafft 1930

    Schicht Aufbau

    1 Außenplatte aus Metall mit innerem Überzug aus wärmeisolierendem, faserigem Material, beispielsweise dünnen Haarfilzschichten

    2 Luftschicht

    3 Innenplatte aus Metall mit beidseitigem Überzug aus wärmeisolierendem, faserigem Material, beispielsweise dünnen Haarfilzschichten und dünnen Rillen zur Aufnahme der Wärmeausdehnung

    4 Luftschicht

    5 Innenplatte aus Metall wie Schicht 3

    6 Luftschicht

    7 Innenplatte aus Metall wie Schicht 3

    8 Luftschicht

    9 Innenplatte aus Metall wie Schicht 3

    10 Luftschicht

    11 Innenplatte aus Metall wie Schicht 3

    12 Luftschicht

    13 Innenplatte aus Metall wie Schicht 3

    14 Luftschicht

    15 wie Schicht 1 aber als Innenplatte

    Bemerkung: sieben stehende Luftschichten, Trennung durch Zwischenplatten aus Metall

    Prinzipskizze Schichtenaufbau nach dem Patent 548532 :

    Tafel 2: Schichtenaufbau der Wand nach dem Patent 548532 Förster und Krafft 1930

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 22 von 229

    Das Prinzip der vorgefertigten, wärmegedämmten Metallwand ist erkennbar. Da aber

    das Patent nur allgemein eine Metallwand und nicht die Wände der Kupferhäuser

    beschreibt, kann die Umsetzung des Prinzips bei der Herstellung der

    Kupferhauswände aber nur als Annährung an das Patent bezeichnet werden. Förster

    und Krafft haben durch die Arbeit an den Kupferhäusern die Möglichkeit gehabt, ihre

    Lösungen zu vervollkommnen. Durch Versuche mit verschiedenen

    Dämmschichtaufbauten in den Wänden der Kupferhäuser mussten sie sich nun

    schon fast zwangsmäßig auch mit der Befestigung der einzelnen Lagen am

    Holzrahmen beschäftigen. Aus den daraus gewonnen Erkenntnissen reichten sie

    eine weiteres Patent in Ergänzung des Ersten ein. Mit Bekanntmachung vom

    22.03.1934 haben sie dann auch ein weiteres Patent als Zusatz zum Erstpatent

    erhalten18. Hier wird nun eine Methode beschrieben, welche die Befestigung von

    Trennwandblechen an den Pfosten der Wand erklärt. Der Terminus „Metallplatte“ soll

    wahrscheinlich zur Allgemeingültigkeit des Patentes beitragen denn klar ist, dass die

    gewonnen Erfahrungen sich auf den Aufbau der Kupferhauswände beziehen bei

    denen keine Metallplatten sondern Aluminium- und Bitumenfolien verwendet wurden.

    Die zitierten Stellen im folgenden Text beziehen sich auf dieses Zusatzpatent.

    „Wärmeisolierende Metallwand … dadurch gekennzeichnet, daß die zur

    Unterteilung des Hohlraumes der Wände dienenden Metallbleche [hier jetzt

    Metallbleche statt Metallplatte] zwecks Befestigung an dem Holzrahmen in

    schwalbenschwanzförmige Nuten der Rahmenteile eingelegt und mittels einer in die

    Nut eingeschobenen keilförmigen Leiste gegen die Wände der Nut gepreßt sind“

    Zu der so beschriebenen Methode der Befestigung einzelner Lagen wird dann auch

    noch die Technologie der Herstellung, gemeint ist hier das Sägeverfahren,

    beschrieben und durch Skizzen ergänzt (Abb. 19). Bei den Wandbauteilen der

    Kupferhäuser wurde dieses Verfahren der Befestigung am Rahmenholz schon seit

    1931 angewendet (siehe Kap. 2.4).

    18

    Förster – Krafft 1934b

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 23 von 229

    2.2 Statisches System und Konstruktion – allgemeine Einführung –

    Die Kupferhäuser der HKM wurden, aufbauend auf den vor Ort erstellten

    Streifenfundamenten mit Mauerwerk oder dem Kellermauerwerk, aus einzelnen

    Wandelementen zusammengefügt. Da sie im Werk produzierte Fertigteile waren,

    erschließt sich damit auch die gewählte Bezeichnung „Fertigteilhäuser aus

    Wandelementen“. Die kraftschlüssige Verbindung zwischen dem Mauerwerk auf den

    Fundamenten oder dem Kellermauerwerk und den Wandelementen wurde durch

    Stahlanker, die in das Mauerwerk eingesetzt wurden, erzielt. An diesen Ankern

    wurden die Wandelemente durch nageln befestigt. Das tragende Grundgerüst der

    Wandelemente wird durch einen hölzernen Rahmen gebildet, wobei die Dicke des

    Rahmens 10 cm für die eingeschossigen und 12 cm für die zweigeschossigen

    Haustypen beträgt. Bei beiden Wandarten dienen weitere Stiele, die im Abstand von

    50 cm angeordnet sind, der Aussteifung und Kraftableitung. Es handelt sich bei den

    selbsttragenden Wandelementen nicht um eine Fachwerkkonstruktion. Den

    Wandelementen fehlen, zur Klassifizierung als Fachwerkbau, wesentliche

    aussteifende Elemente aus Holz. Die oberen und unteren Rähme der

    Wandelemente, weitere zusätzliche Stiele sowie Riegel bei Wandelementen mit

    Fenstern und Türen, sorgen bei einer fachgerechten Knotenausbildung für

    ausreichende Steifigkeit. Doch bei Wandelementen ohne Öffnungen und damit ohne

    Queraussteifung durch Riegel, musste das Problem anders gelöst werden. Die

    favorisierte Lösung ist an Hand einer statischen Berechnung19 nachweisbar. In ihr

    wurde davon ausgegangen, dass die beidseitige Verkleidung der Wandelemente mit

    Metallplatten die Aussteifung übernehmen kann. Solch ein komplettes Wandelement,

    sei es mit oder ohne Fenster und Türen, bildet das grundlegende tragende Bauteil

    der Häuser. Die Kontur der Kupferhäuser, ihre Grundrissgestaltung, war abhängig

    von den verwendeten Größen der Wandelemente (siehe Kap. 2.3). Die

    Wohngeschosse der Kupferhäuser wurden durch ein Aneinanderreihen von

    Wandelementen längs und quer erstellt. Der Verbindung der einzelnen

    Wandelemente untereinander diente die patentierte Verschraubung zur Verbindung

    von Eckbereichen mit L-förmigen Stahlwinkeln und bei quer einbindenden

    Wandelementen der Innenwände die U-förmigen Stahlverbindungen (Abb. 4). Durch

    solch eine kraftschlüssige Verbindung war es möglich, dass die Trennwände der

    19

    HKM Abt. Kupferhausbau 1931

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 24 von 229

    einzelnen Räume gleichzeitig auch als Aussteifung des Hauses dienten. So ist die

    aussteifende Wirkung einer Deckenkonstruktion über dem jeweiligen Geschoss

    hilfreich, aber nicht notwendig und in der statischen Berechnung auch nicht

    berücksichtigt worden. Bei den Kupferhäusern wurden die Holzbalkendecken vor Ort

    gebaut, wobei ein Achsabstand der einzelnen Balken von 50 cm vorgegeben war.

    Dieser geringe Abstand mag aus statischer Sicht nicht unbedingt notwendig sein, hat

    seine Begründung aber wahrscheinlich in der Gesamtkonstruktion der Häuser. Der

    bereits erwähnte Abstand der Stiele in den Wandelementen beträgt ebenfalls 50 cm

    und lässt einen Zusammenhang wahrscheinlich sein. Es kann angenommen werden,

    dass sich gerade dieser genormte Abstand für die Herstellung im Werk besonders

    eignete und es damit auch gelang, alle anfallenden Lasten, egal bei welchem

    Haustyp, aufnehmen zu können. Der standardisierten Vorfertigung kommt solch eine

    Normierung auf jeden Fall entgegen. Bei der Montage auf der Baustelle konnte damit

    von einem gleichen Raster bei der Verlegung von Deckenbalken ausgegangen

    werden. Es war geplant, die Deckenbalken immer in einem Bereich des oberen

    Rähmteils aufzulegen, der durch einen Stiel im Wandelement unterstützt wurde.

    Damit wurde gewährleistet, dass Lasten aus den Geschossdecken über den Rähm

    und dann über den Stiel bis in den Gründungsbereich abgeleitet wurden. Bei

    zweigeschossigen Häusern wurden dann auf die Holzbalken der Deckenkonstruktion

    des darunterliegenden Geschosses die Wandelemente des Obergeschosses

    aufgestellt Zur Verdeutlichung der Lastableitung und der Konstruktion dient die

    Abbildung einer Zeichnung in der Stiele, Rähme und Deckenbalken zur

    Verdeutlichung nachgezeichnet sind (Abb. 20). Eine kraftschlüssige Verbindung der

    Deckenbalken mit den Wandelementen des Erdgeschosses und den auf den Balken

    stehenden Wandelementen des Obergeschosses war sicher nötig, ihre Konstruktion

    konnte aber nicht ermittelt werden. Den oberen Abschluss zum Dachraum bildet

    wiederum eine Holzbalkendecke. Die Deckenbalken über dem Obergeschoss sind

    als Kragarm mit einem Überstand von ca. 75 cm ausgebildet und dienen damit auch

    als Unterkonstruktion zur Aufnahme der Verkleidung des Dachüberstandes. Auf

    ihnen liegen die Dachsparren, unterstützt durch eine zusätzliche Fußschwelle, auf

    (Abb. 21). Bei der Dachkonstruktion handelt es sich um eine vor Ort erstellte

    zimmermannsmäßige Konstruktion. Der Aussteifung der Dachkonstruktion dienten im

    Werke vorgefertigte Tafeln aus einzelnen Brettern, die vor Ort auf die Sparren

    aufgenagelt wurden. Da Sparren alleine kein Dachwerk bilden, sind auch bei den

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 25 von 229

    Dächern der Kupferhäuser weitere Bauteile, wie Zangen und Streben, verwendet

    worden. In einigen Fällen mussten zusätzliche Stahlträger als Unterstützung

    eingebaut werden (siehe Kap. 2.7). Eine Vorfertigung und Standardisierung weiterer

    Bauteile für das Dachwerk, bis auf die schon erwähnte Verwendung von den im

    Werk vorgefertigten Tafeln aus Brettern, ist nicht erkennbar. Komplette Elemente mit

    kupferner Außenhaut und einer inneren Verkleidung mit Stahlblechen wurden nicht

    hergestellt.

    2.3 Wände

    Die Kupferhauswände bestehen aus im Werk vorgefertigten Wandelementen. Der

    prinzipielle Aufbau der einzelnen Wandelemente setzt sich zusammen aus dem

    tragenden Rahmen aus Holz mit der innenliegenden Isolierung, einer äußeren, die

    Fassade bildenden, kupfernden Wandplatte und der inneren Wandplatte aus

    Stahlblech. Als innere Wandplatte wurden in manchen Häusern teilweise stattdessen

    Faserzementplatten verwendet.

    Holzrahmen:

    Das tragende Grundgerüst der Wandelemente bildete ein Holzrahmen. Die

    Dimensionierung der Hölzer richtete sich nach den Belastungen und wurde in der

    Regel für eingeschossige Häuser mit einer Dicke von 10 cm und bei den

    zweigeschossigen Häusern mit einer Dicke von 12 cm ausgeführt.

    Diese Regel wurde später ausgesetzt, so dass nur noch 12 cm dicke Wände gebaut

    wurden, was einher ging mit der Steigerung der Effektivität in der Vorfertigung (siehe

    Kap. 3.3.2).

    Die Stiele mit einem Systemabstand von 50 cm dienten der Lastabtragung aus den

    Dachsparren. Die einzelnen Rahmenbauteile und die Stiele sind gezapft ausgeführt

    worden. Ob zur Versteifung der Eckbereiche weitere Maßnahmen ergriffen wurden,

    kann nicht nachgewiesen werden. Es ist aber eher unwahrscheinlich, da dadurch die

    Anordnung der innenliegenden Dämmung schwerer zu realisieren gewesen wäre

    und, wie vor schon erwähnt, die Kupfer- und Stahlbleche der Aussteifung dienten.

    Der HKM war es nicht möglich gleiche Querschnitte der Rahmen- und Stielhölzer zu

    verwenden. So waren unterschiedliche Querschnitte auf Grund verschiedener Lasten

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 26 von 229

    nicht selten, wobei auf Grund der Wandstärke die Dicke immer gleich war, für

    eingeschossige 10 cm und für zweigeschossige Häuser 12 cm.

    Die Wandelemente wurden in verschiedenen Längen und Höhen hergestellt. Nach

    Analyse verschiedener Pläne und statischen Berechnungen stellte sich, zum Beispiel

    am Hauses Kupfercastell im Springeberger Weg 10 in Berlin20 (siehe Katalog

    Kupferhäuser Seite 1.7), heraus, dass Wandelemente in den Längen von 2,00 m,

    3,00 m und 4,00 m sowie auch in den weiteren Längen von 2,12 m, 3,12 m und 4,12

    m hergestellt wurden. Für das Erdgeschoss wurde eine Raumhöhe von 2,80 m und

    für das Obergeschoss eine Höhe von 2,50 m realisiert, womit sich auch die Höhe des

    jeweiligen Wandelementes ergab.

    Aus Gründen der weiteren Steigerung der Effektivität in der Vorfertigung wurde,

    wahrscheinlich ab 1933, zu einer einheitlichen Höhe von 2,80 m übergegangen

    (siehe Kap. 3.3.2).

    Bei Wandelementen, in die ein Fenster oder eine Tür eingesetzt wurden, dienten

    zusätzliche Riegel der Aufnahme dieser Bauelemente.

    Wärmedämmung:

    Die dem Patentschutz unterliegende Wärmedämmung wurde zwischen den

    Rahmenteilen und den Stielen der Wandelemente eingebracht. Unwahrscheinlich ist,

    dass diese Dämmung auch in den kleinen Bereichen unter und über einem Fenster

    in gleicher Weise eingebaut wurde. Stattdessen ist zwischen einer äußeren und

    inneren Schicht aus Bitumen- und Aluminiumfolien Holzwolle verwendet worden

    (Abb. 103, siehe auch Katalog Kupferhäuser Seite 19.2). Es kann nicht mit Sicherheit

    behauptet werden, dass dieser Aufbau der Wärmedämmung aus einfacher Holzwolle

    in den genannten kleinen Wandbereichen für alle Kupferhäuser gültig war. Der

    Aufbau der durch die HKM gefertigten Wärmedämmung kann aus einem bei der

    Unteren Denkmalschutzbehörde in Berlin-Reinickendorf gelagerten Wandteil

    nachvollzogen werden (Abb. 18). Bei diesem Teil handelt es sich um ein Teilstück

    aus dem Abriss des Kupferhauses Typ R in der Rohrweihstraße 21 in Berlin-Frohnau

    (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 11.5), genauer einem Eckbereich zweier

    aufgeschnittener Wandelemente. Die Dämmschichten des Bauteils aus dem

    abgerissenen Haus, unterteilt durch Aluminiumfolie, Bitumenpappe (entweder mit

    20

    HKM 1931b

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 27 von 229

    Dämmstoff oder einem faserhaltigen Anstrich) und wiederum einer Aluminiumfolie,

    waren am Rahmen so befestigt, wie durch Förster und Krafft erst 1934 im

    eingereichten Zusatzpatent beschrieben. Erkennbar ist die

    schwalbenschwanzförmige Aussparung.

    Folgendes Aufbauprinzip als Wandschnitt ist in Tafel 3 dafür nachvollziehbar:

    Aufbau Typ R Rohrweihstr. 21 Berlin 1932

    Schicht Aufbau

    1 Kupferblech Pappe 2 Lagen Aluminiumfolie

    2 Luftschicht

    3 Aluminiumfolie Pappe-Dämmstoff (nicht bestimmt) Aluminiumfolie

    4 Luftschicht

    5 Aluminiumfolie Pappe-Dämmstoff (nicht bestimmt) Aluminiumfolie

    6 Luftschicht

    7 Aluminiumfolie Pappe-Dämmstoff (nicht bestimmt) Aluminiumfolie

    8 Luftschicht

    9 Aluminiumfolie Pappe-Dämmstoff (nicht bestimmt) Aluminiumfolie

    10 Luftschicht

    11 Aluminiumfolie Eisenblech

    Bemerkung: Wanddicke 12 cm

    (siehe Abb. 18)

    Tafel 3: Aufbau der Wand aus Abrisshaus in der Rohrweihstr. 21 in Berlin-Frohnau

    Im Gegensatz zum Patent wurden bei den Kupferhäusern keine Metallplatten im

    Inneren der Wandelemente zur Unterteilung der Dämmschichten verwendet.

    Wirkliche „Metallplatten“ sind hier nur die äußere Verkleidung aus Kupfer- sowie die

    Innere aus Stahlblech. Die Unterteilung der einzelnen Schichten der Wand erfolgte

    mit Aluminiumfolien und Bitumenpappen, wobei die Pappe wahrscheinlich mit einem

    faserhaltigen Anstrich versehen war. Genauere Aussagen können nur nach einer

    Demontage eines Wandteils erzielt werden. Genauere Untersuchungen hätten der

    Öffnung des Wandteiles bedurft, diese Möglichkeit gab es nicht. Es ist nicht

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 28 von 229

    nachweisbar, dass in allen Kupferhauswänden der gleiche Aufbau der

    Dämmschichten erfolgte (siehe Kap. 3.3). Sicher ist nur, dass Versuche mit

    verschiedenen Aufbauten erfolgten. So können, außer dem Aufbau des Hauses in

    der Rohrweihstraße 21 in Berlin-Frohnau (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 11.5),

    noch vier weitere Aussagen zu anderen Wandaufbauten gegenübergestellt werden.

    Diese verschiedenen Wandaufbauten sind durch Gropius und der HKM diskutiert

    worden. So gab Förster in einem Protokoll folgenden Wandaufbau an (Tafel 4):

    Aufbau nach Förster vom 21.10.193121

    Schicht Aufbau 1 Kupferblech 2 Aluminiumfolie L Luftschicht 3 Rohpappe 4 2 Lagen Aluminiumfolie L Luftschicht 5 Rohpappe 6 5 Lagen Aluminiumfolie L Luftschicht 7 Rohpappe 8 Aluminiumfolie L Luftschicht 9 Rohpappe 10 3 Lagen Aluminiumfolie L Luftschicht 11 Rohpappe 12 Aluminiumfolie 13 Eisenblech Bemerkung: Wanddicke 10 cm Die Anordnung der Luftschichten

    ist mehr nicht nachvollziehbar.

    Tafel 4: Aufbau nach Förster, wobei die genaue Anordnung der Luftschichten nicht

    nachvollziehbar, daher nur eine Annahme sind und nur zur Verdeutlichung skizziert

    wurden

    Die HKM bewarb das Dämmverhalten der Kupferhäuser als sehr hochwertig und

    bezog diese Aussage auf ein Gutachten des „Forschungsheims für Wärmeschutz

    21

    Büro Gropius 1931b

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 29 von 229

    e.V.“ in München22. Das Gutachten attestierte einen Wärmeschutz, der einer 222 cm

    dicken Vollziegelmauer entsprach (siehe Kap. 4). Dem Gutachten liegt eine

    Versuchswand mit einer Dicke von 10 cm zu Grunde. Der Aufbau der Dämmung in

    der Versuchswand ist in Tafel 5 dargestellt:

    Aufbau nach Wärmeschutzgutachten23

    Schicht Aufbau

    1 Kupferblech

    2 Aluminiumfolie

    L Luftschicht

    3 Rohpappe

    4 2 Lagen Aluminiumfolie

    L Luftschicht

    5 Rohpappe

    6 2 Lagen Aluminiumfolie

    L Luftschicht

    7 Rohpappe

    8 2 Lagen Aluminiumfolie

    L Luftschicht

    9 Rohpappe

    10 2 Lagen Aluminiumfolie

    L Luftschicht

    11 Rohpappe

    12 Aluminiumfolie

    13 Eisenblech

    Bemerkung: Wanddicke 10 cm

    Die Anordnung der Luftschichten ist mehr nicht nachvollziehbar.

    Tafel 5: Wandaufbau nach dem Wärmeschutzgutachten von 1930, wobei die genaue

    Anordnung der Luftschichten nicht nachvollziehbar, daher nur eine Annahme sind

    Gropius entwarf zwei neue Wandaufbauten für die Kupferhäuser. Er behielt die

    Materialien bei, änderte aber den Aufbau der Schichten und vor allem auch die

    aufwendige Befestigung am Stiel. Die Herstellung konnte dadurch vereinfacht

    werden, da weniger Schichten aus Aluminiumfolie und Pappen benötigt wurden und

    die schwalbenschwanzförmige Aussparung nicht mehr nötig war. Die

    Dämmschichten werden einfach mit einer Holzleiste durch Pressung an den Stielen

    und Riegeln vernagelt.

    22

    Forschungsheim für Wärmeschutz E.V. 1930 23

    Forschungsheim für Wärmeschutz E.V. 1930

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 30 von 229

    Aus Bauplänen24 (Abb. 24) zum Haus K im Kohlmeisenweg 1 in Potsdam-Marquard

    (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 21.3) und nach Wagner25, hier ist der Aufbau der

    Versuchsaufbauten der Bauausstellung „Sonne, Luft und Haus für Alle“ 1932 (Abb.

    25) beschrieben, sind diese Entwicklungen von Gropius nachvollziehbar.

    Aus den bekannten und untersuchten Quellen geht nicht hervor, warum Gropius

    diese zwei verschiedenen neuen Wandaufbauten entwarf. Beide Wandaufbauten

    unterscheiden sich in der Anzahl der Luftschichten und in der Anzahl der

    Aluminiumfolien. Die Wand des Hauses im Kohlmeisenweg 1 in Potsdam-Marquardt

    (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 21.3) besitzt zwei Luftkammern (Tafel 6), während

    der Wandaufbau der Versuchsbauten auf der Bauausstellung (siehe Katalog

    Kupferhäuser Seite 12.1) mit drei Luftkammern angegeben ist (Tafel 7). Auf welcher

    Grundlage zum Wärmedämmverhalten die Aufbauten entworfen wurden ist nicht klar.

    Es konnten keine Berechnungen dazu gefunden werden.

    In Kap. 4.3 werden unter anderem alle vor beschriebenen Wandaufbauten sowie der

    Wandaufbau des untersuchten Hauses im Springeberger Weg 10 (siehe Katalog

    Kupferhäuser Seite 1.7) in Berlin untersucht. Zur Gegenüberstellung sind

    Berechnungen und Messungen vorgenommen worden. Die Ergebnisse sind in der

    Anlage Katalog U-Wert dargestellt.

    24

    HKM 1932b 25

    Wagner 1932, S. 67

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 31 von 229

    K-Typ Potsdam-Marquardt 1931

    Schicht Aufbau

    1 Kupferblech 0,75 mm Bitumenpappe 2 Lagen Aluminiumfolie

    2 Luftraum

    3 2 Lagen Aluminiumfolie Rohpappen

    2 Lagen Aluminiumfolie Rohpappe

    2 Lagen Aluminiumfolie

    4 Luftraum

    5 Rohpappe 2 Lagen Aluminiumfolie Rohpappe

    2 Lagen Aluminiumfolie

    6 Stahlblech

    Bemerkung: Wanddicke 10 cm zwei stehende Luftschichten, Trennung aus Aluminiumfolie (siehe Abb. 24)

    Tafel 6: Wandaufbau von Gropius für das Haus K im Kohlmeisenweg 1 in Potsdam-

    Marquardt

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 32 von 229

    Versuchshäuser 1932 Ausstellung Sonne, Luft und Haus für Alle

    Schicht Aufbau

    1 Kupferblech 0,5 mm Asbestbitumenpappe Aluminiumfolie

    2 Luftraum

    3 2 Lagen Aluminiumfolie

    Asbestbitumenpappe Aluminiumfolie Asbestbitumenpappe

    4 Luftraum

    5 Asbestbitumenpappe Aluminiumfolie Asbestbitumenpappe

    6 Luftraum

    7 Aluminiumfolie Asbestbitumenpappe Aluminiuminnenblech

    Bemerkung: Wanddicke 10 cm drei stehende Luftschichten, Trennung aus Aluminiumfolie, Wellenpressung innen und außen (siehe Abb. 25)

    Tafel 7: Wandaufbau von Gropius für die Versuchshäuser auf der Bauausstellung

    „Sonne, Luft und Haus für Alle“ 1932 in Berlin

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 33 von 229

    Innenverkleidung:

    Die Oberfläche der Wände auf der Innenseite der Häuser sind mit 0,5 mm dicken

    Stahlblechen bekleidet worden, die mit geprägten Mustern versehen waren. Der

    zukünftige Eigentümer konnte unter verschiedenen Reliefmustern wählen (Abb. 26).

    Als Oberflächenmuster wurden sechs verschiedene Arten angeboten. Im Katalog der

    HKM26 sind die Reliefmuster bezeichnet als Diagonal, Englisch, Japanisch, Oblong,

    Kachelmuster und Deckenmuster. Angeboten wurde Anstriche in mandelbraun,

    korallenrot, beige rosé, resedagrün, nilgrün, elfenbein, bergblau, pastellblau und

    beige (Abb. 27).

    Alternativ plante Gropius später die Verwendung von Aluminium- oder

    Faserzementplatten, wobei die Bekleidungen mit Eternit, zum Beispiel im Haus

    Alemannenstraße 16 in Berlin, auch ausgeführt wurden.

    Es besteht die Möglichkeit, dass bei den schon erwähnten Versuchsbauten auf der

    Ausstellung „Sonne, Luft und Haus für Alle“, eine oder beide Varianten getestet

    wurden (siehe Kap. 3.4.1). Die jetzigen Eigentümer des Hauses vom Typ

    Kupfercastell in der Alemannenstr. 16 in Berlin berichten, dass in den Fluren beider

    Geschosse Eternit als Bekleidung verwendet wurde, wahrscheinlich schon bei der

    Erstellung des Hauses. Andere Räume besitzen hingegen die Stahlblechbekleidung.

    Außenverkleidung:

    Die als äußere Verkleidung verwendete geprägte 0,75 mm dicke Kupfertafel wurde

    durch Prägung mit dem Oblong-Muster, einem horizontal ausgerichtetem, an den

    Ecken abgerundetem Rechteck, versehen (Abb. 22). Aus der folgenden Skizze (Tafel

    8) ist unter anderem erkennbar, dass die Standardbreite der Wandplatte 100 cm

    betrug und so mussten dementsprechend für einzelne Wandelemente auch mehrere

    Kupfertafeln verwendet werden.

    26

    HKM 1930-31

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 34 von 229

    Tafel 8: Skizze des Oblong-Musters

    Bei einer nachweisbaren Einpresstiefe von ca. 5 mm ist aber an den vorhandenen

    Häusern die Form so nicht nachvollziehbar, vielmehr handelt es sich doch um recht

    scharf ausgeführte Ecken. Dass die Skizze trotzdem abgebildet wurde hat einen

    einfachen Grund, sie entspricht einer Zeichnung im Maßstab 1:10 von Gropius für

    das Haus K im Kohlmeisenweg 1 in Potsdam-Marquardt27 (siehe Katalog

    Kupferhäuser Seite 21.3). Oblong als Muster der Fassadengestaltung, warum diese

    Form oder überhaupt eine Prägung verwendet wurde, ist an Hand der bekannten

    Quellen nicht nachvollziehbar. Die Kupfertafeln dienten auch der Aussteifung der

    Wandelemente. Eine Prägung an sich könnte somit aus statischen Gründen

    vorgenommen worden sein. Ohne eine Prägung würden die Tafeln keine größeren

    Kräfte aufnehmen können und sich verbiegen. Eine einheitliche Fassadengestaltung

    durch das Oblong-Muster ist aber nur teilweise gegeben. An mehreren Stellen der

    Fassade sind Unterbrechungen des durchgehenden Musters erkennbar.

    Hervorgerufen werden die Unterbrechungen durch das Aufeinandertreffen

    verschiedener Bauteile. So sind die vertikalen Stöße von Wandplatten erkennbar.

    Immer, wenn zwei Wandplatten aneinander gereiht werden, sind die Stoßbereiche

    27

    HKM 1932b

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 35 von 229

    durch vertikale Kupferbleche überdeckt worden. Eine weitere Unterbrechung des

    Fassadenbildes ergibt sich im Bereich der Decke über dem Erdgeschoss. Das erklärt

    sich aus der zuvor beschrieben Konstruktion, bei der auf den Wandelementen die

    Deckenbalken aufliegen und auf diesen dann die Wandelemente des nächsten

    Geschosses aufgestellt wurden. Der sich so abzeichnende Bereich der Decke ist mit

    horizontalen Kupferblechen im Oblong-Muster abgedeckt worden. Obwohl mit dem

    gleichen Fassadenmaterial gearbeitet wurde, fällt der Bereich auf, da Wölbungen

    (Beulen) entstanden sind (Abb. 23, siehe auch Kap. 6). Eine andere Form von

    Wölbungen hingegen ist gewollt gewesen und durch die Technik der Verbindung der

    Außenecken der Fassade vorgegeben. Die Außenecken sind mit gerundetem

    Kupferblech verkleidet (Abb. 18 und 23). Notwendig ist das, weil beide Stiele der die

    Ecke bildenden Kupferwandplatten im rechten Winkel zueinander stehen. Somit

    bleibt ein quadratischer Bereich von 10 x 10 cm oder auch von 12 x 12 cm frei, je

    nachdem ob es sich um ein Haus mit 10 cm oder 12 cm Wanddicke handelt. Dieser

    Bereich ist diagonal durch ein Brett verbunden. Um diese Wölbung zu erreichen ist

    das Brett selbst einseitig gerundet (Abb. 18) und bildet somit einen abgerundeten,

    mit Kupferblech verkleideten, Eckbereich.

    Bei den heute erhalten gebliebenen und nicht mit einem Anstrich versehenen

    Häusern ist eine Verfärbung von grün bis schwarz erkennbar. Wenn in anderen

    Publikationen, zum Beispiel bei Wellmann28, schon bei Aufbau eines Kupferhauses

    von einer oxidierten Oberfläche ausgegangen wird, so kann das nicht nachgewiesen

    werden. Eher ist davon auszugehen, dass die Außenhaut bei Erstellung des Hauses

    noch den kupfernen Farbton besaß, wie in einem Zeitungsartikel zum Aufbau eines

    Kupferhauses in Schmellwitz bei Cottbus (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 1.2) zu

    lesen ist:

    „… die Wände sind aus blankem Kupferblech, daß bei Sonnenschein blitzt

    und leuchtet, und daß nach der in kurzer Zeit erfolgenden Patinierung ein schönes

    grün zeigen wird-„29

    Im Laufe der Zeit blieb es aber nicht bei einer grünen Patina. Die Häuser weisen

    heute in großem Umfang eine starke Schwarzfärbung auf (siehe Kap. 6).

    28

    Wellmann 2005 29

    Zeitung unbekannt 1931

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 36 von 229

    2.4 Decken

    Decken über dem Keller und dem nichtunterkellertem Bereich

    Die Decke über dem unterkellerten Bereich wurde in Massivbauweise ausgeführt.

    Zum Einsatz kamen „Steinesche Decken“ und wahrscheinlich Decken aus

    Betondielen, zum Beispiel „Stolte-Cementdielen“30. Bei Bädern im Erdgeschoss über

    dem Keller ist ein Aufbau mit Estrich und Bodenfliesen vorgenommen worden. In

    allen anderen Bereichen erfolgte ein Aufbau eines Holzfußbodens bestehend aus

    einer Unterkonstruktion aus hölzernen Balken der Dimensionen 6/12 oder 8/10 cm

    und einer quer zur Unterkonstruktion verlegten Holzdielung mit einer Dicke von ca. 2

    cm. Um Unebenheiten der massiven Deckenkonstruktion des Kellers auszugleichen,

    ist die Unterkonstruktion, wo es nötig war, mit dünnen Holzbrettern oder Holzleisten

    unterfüttert worden. Auf eine Dämmung wurde verzichtet.

    Eine ungewöhnliche Lösung fand die HKM für den Fußboden der nichtunterkellerten

    Bereiche. Die Balken lagen auf dem Mauerwerk, dass auf den Streifenfundamenten

    aufgemauert war. Da dieses Mauerwerk immer über das anstehende Erdreich

    hinausgeführt wurde, ergab sich im Innenbereich ein Hohlraum, der teilweise mit

    Sand verfüllt wurde. Um das Eindringen von Feuchtigkeit von unten zu verhindern,

    lagen die Holzbalken nicht auf dem aufgefüllten Sand auf. Die Auffüllung mit Sand

    erfolgte nur soweit, dass ein Abstand zu den Holzbalken erhalten blieb. Eine

    Wärmedämmung war nicht vorgesehen (Abb. 29).

    Decken über den Wohngeschossen

    Die weiteren Geschossdecken der Kupferhäuser wurden als Holzbalkendecken

    ausgeführt. Eine einheitliche Dimensionierung der Balken kann nicht nachvollzogen

    werden. Für jedes neu zu erstellende Kupferhaus wurden statische Berechnungen

    angefertigt. So geht zum Beispiel aus der Berechnung für das Kupferhaus vom Typ

    „Mein Ideal“ im Springeberger Weg 8 in Berlin (siehe Katalog Kupferhäuser Seite

    13.2) hervor, dass die Decke über dem Erdgeschoss, als Abschluss zum Dachraum,

    mit einem Balkenquerschnitt von 8/13 cm auszuführen ist31. Das Musterhaus in

    Eberswalde-Finow vom Typ Kupfercastell (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 1.3)

    hingegen weist zwei unterschiedliche Dimensionierungen der Balken auf. Der

    30

    Stolte-Cementdielen G.m.b.H 1932 31

    DKG 1933

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 37 von 229

    nichtunterkellerte Bereich des Erdgeschosses sollte mit Balken 6/10 cm und die

    Decke über dem Erdgeschoss mit Balken von 8/16 cm ausgeführt werden32. Eine

    allgemeingültige Regel kann somit nicht abgeleitet werden. Allen Deckenbalken

    gemeinsam ist die Verlegung in einem Systemabstand von 50 cm. Eine Vorfertigung

    mit einheitlichen Querschnitten war so nicht möglich. Nach oder während der

    Montage, der genaue Zeitpunkt kann nicht nachvollzogen werden, sind die Balken

    mit querliegende Bretter vernagelt worden. Damit wurde eine Aussteifung der Häuser

    und eine sichere Lage der Balken erreicht. Gleichzeitig dienten diese Querbretter der

    Aufnahme des Bodenbelages der auch hier als Holzdielung mit einer Dicke von ca. 2

    cm ausgeführt wurde. Auch der begehbare Dachraum erhielt einen Holzboden,

    wobei keine Dielung wie in den Wohngeschossen verwendet wurde. Stattdessen

    sind auf die Deckenbalken einfache dünne Bretter genagelt worden. Entgegen

    überlicherweise ausgeführten Holzbalkendecken, zum Beispiel mit Einschub aus

    Schwartenbrettern und Schüttmaterial, Putzträger und Putz, sind die durch die HKM

    für die Kupferhäuser geplanten Decken von anderem Aufbau. Zwischen den

    Deckenbalken wurde eine Isolierung aus Pappe und Aluminiumfolie eingelegt.

    Unterhalb der Balken ist eine Dämmung, wahrscheinlich aus Holz- oder Kokosfasern,

    in Bahnen angebracht. Diese sind in den Balkenzwischenraum hochgezogen

    worden, um sie dort seitlich an Deckenbalken zu befestigen. Nachvollziehbar ist das

    bei der durch die Eigentümer vorgenommenen Bauteilöffnung im Springeberger Weg

    10 in Berlin (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 1.7), somit beziehen sich die

    Aussagen auf dieses Haus (Abb. 28). Es kann nicht angenommen werden, dass

    diese Art der Ausführung der Deckendämmung nur am untersuchten Haus so

    eingebaut wurde, nachweisbar wird das aber erst durch weitere Öffnungen in

    anderen Häusern. Aus keinen bekannten Plänen kann man dazu Schlussfolgerungen

    ziehen.

    Die Holzbalkendecken erhielten an ihren Unterseiten eine Bekleidung aus

    angenagelten geprägten Stahlblechen, wie sie auch zur Bekleidung der

    Innenwandbereiche genutzt wurden. Der Katalog sah für die Prägung ein

    Kachelmuster33 (siehe Katalog ALL KUPFERHAUS) vor. Es ist durchaus möglich,

    dass auch schon bauzeitlich Faserzementplatten (Eternit) auf Wunsch eingebaut

    wurden, so berichten jedenfalls die Eigentümer des Hauses Alemannenstraße 16 in

    32

    HKM 1930 33

    HKM 1930-31

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 38 von 229

    Berlin (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 2.2). Der Fußboden auf den

    Holzbalkendecken wurde als gespundete Holzdielung mit einer Dicke von ca. 2 cm in

    Dielenbreiten von ca. 12 cm ausgeführt. Die Befestigung erfolgte genagelt auf einer

    Querholzlage, die teilweise schon bei der Montage der Deckenbalken als

    Aussteifung eingebaut wurde. Die farbliche Behandlung der Dielung ist nicht

    bekannt. Bei Bädern in den Obergeschossen wurde ein Estrich mit Fliesen

    eingebaut. Da keine wesentlichen Höhenunterschiede der Bodenaufbauten in einem

    Geschoss erkennbar sind, wird davon ausgegangen, dass der Estrich auf einer

    Sparschalung aufgebracht wurde.

    2.5 Türen und Fenster

    In die Wandelemente der Häuser wurden schon ab Werk Fenster und Türen

    eingebaut. Als Gropius seine Tätigkeit bei der HKM begann, gab es keine einzelnen

    Rahmen der Fenster und Zargen der Türen. Die HKM nutzte die Stiele und

    zusätzliche Riegel der Wandbauteile zur Aufnahme der Fensterflügel und der

    Türblätter. Die Stiele und Riegel erhielten im Werk die notwenigen Falze. Die

    Fensterflügel und die Türblätter mussten nur noch eingehangen werden.

    Diese Konstruktion war anfällig gegen Feuchtigkeit. Gropius änderte dies und führte

    den Einbau normaler kompletter Fenster und Türen ein (siehe Kap. 3).

    Obwohl es eine Preisliste vom 18.06.193134 gibt, in der die Verglasung als separate

    Position ausgewiesen ist, kann man davon ausgehen, dass die Fenster und Türen

    schon mit Glas auf die Baustelle geliefert wurden. Für die Versuchsbauten von

    Gropius auf der Ausstellung „Sonne, Luft und Haus für Alle 1932“ in Berlin (siehe

    Katalog Kupferhäuser Seite 12.1) ist das überliefert (Abb. 30)35.

    Hauseingangs- und Innentüren:

    Die Türblätter, mit den Maßen von ca. 0,90 x 2,10 m, waren meist mit

    Sperrholzfüllungen versehen. Bei den verwendeten Türblattfüllungen kann nicht von

    einer einheitlichen Lösung ausgegangen werden. Es sind verschiedenste Türblätter

    verwendet worden, auch solche mit bis zu fünf übereinander angeordneten

    34

    Gropius 1931o 35

    Herbert 1986, S. 143

  • „Kupferhäuser und Walter Gropius“ Seite 39 von 229

    Füllungen. Sicher ist, dass es verschiedene Ausführungen gab, wobei einige

    Türblätter auch Glasfüllungen enthielten. Eine interessante, seltene Variante, stellen

    Rundbogentüren dar. Diese sind zum Beispiel im Haus Alemannenstraße 16 in Berlin

    (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 2.2) für das separate WC und den geschlossenen

    Kellerabgang verwendet worden. Die Höhe dieser Türen beträgt im Stich nur ca. 1,75

    m (Abb. 31).

    Als Terrassentüren wurden Elemente in verschiedenen Breiten angeboten. Die Breite

    bezog sich auf ein Maß von ca. einem Meter für die einflügelige Variante sowie einer

    Höhe von ca. 2,20 m, wobei die Höhe für alle Varianten galt. Neben einflügeligen

    Terrassentüren gab es auch zwei- und dreiflügelige Terrassentür-Anlagen (Abb. 32),

    also für Breiten von ca. 2,00 m und ca. 3,00 m. Bei einigen Häusern war auch eine

    Anordnung einer dreiflügeligen Terrassentür-Anlage, beidseitig mit Abstand flankiert

    von je einer einzelnen einflügeligen Terrassentür, möglich, so dass sich eine

    Gesamtbreite von ca. 5,00 m ergab. Die Breite der Terrassentür-Anlagen änderte

    sich entsprechend der Anzahl der Einzelelemente (Flügel). Alle Füllungen waren mit

    Glas versehen. Bei den Terrassentüren handelt es sich meist um einfach verglaste

    Elemente. Zum besseren Wärmeschutz wurden auch Konstruktionen mit Innen- und

    Außenflügeln verwendet.

    Die von Gropius eingeführte Änderung der Fenster- und Türkonstruktion, der Einbau

    von kompletten Elementen ohne die Nutzung der Stiele und Riegel, ermöglichte dann

    auch den Einsatz modernerer Elemente. So besitzt das Haus in der

    Alemannenstraße 16 in Berlin (siehe Katalog Kupferhäuser Seite 2.2) aus dem Jahr

    1934 als Tür zum Balkon eine Konstruktion aus zwei zusammengeschraubten

    Türflügeln mit einer Aufteilung in fünf Glasfüllungen übereinander (Abb. 33).

    Für das Haus K im Kohlmeisenweg 1 in Potsdam-Marquardt (siehe Katalog

    Kupferhäuser Seite 21.3) ist eine zweiflügelige Terrassentüranl