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Je Woche 11. Jahrgang ISSN 1862 - 1996
Kulturexpress unabhängiges Magazin Ausgabe 16
12. – 18. April 2015
Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse zu
berichten. Kulturexpress ist deshalb ein unabhängiges Magazin, das sich mit Themen zwischen den Welten
aus Wirtschaft und Kultur aber auch aus anderen Bereichen auseinandersetzt. Das Magazin bemüht sich darin
um eine aktive und aktuelle Berichterstattung, lehnt jedoch gleichzeitig jeden Anspruch auf Vollständigkeit ab.
Impressum
Herausgeber und Redaktion
Rolf E. Maass
Adresse
Postfach 90 06 08
60446 Frankfurt am Main
mobil +49 (0)179 8767690
Voice-Mail +49 (0)3221 134725
www.kulturexpress.de www.kulturexpress.info
www.svenska.kulturexpress.info
Kulturexpress in gedruckter Form
erscheint wöchentlich
Finanzamt IV Frankfurt a/M
St-Nr.: 148404880
USt-idNr.: 54 036 108 722
E-Mail: [email protected]
Inhalt
o Türme sind die Attraktion des Schweizer Pavillons auf der Expo Milano 2015
o Lindner Group stellt BIM Objekte bereit bimobject.com
o Faksimile-Rekonstruktion der steinzeitlich dekorierten Grotte Chauvet-Pont d'Arc in der französischen Ardèche wird eröffnet
o Expo Milano 2015 öffnet am 1. Mai o Gastgewerbeumsatz im Februar 2015 real um
1,7 Prozent gestiegen
o Literaturzeitschrift von und für Studierende der Goethe-Universität stellt sich vor
o Zum Tod von Walter Haubrich
Türme sind die Attraktion des Schweizer Pavillons auf der ExpoMilano 2015Meldung: Schweizer Pavillon, Dezember 2014
Die Weltausstellung in Mailand mit
dem Thema «Den Planeten
ernähren, Energie für das Leben»
läuft vom 1. Mai bis 31. Oktober.
144 Länder, 3 internationale
Organisationen, 13
Organisationen der
Zivilgesellschaft sowie rund 30
Sponsoren beteiligen sich an der
Expo 2015. Auf der
1 Millionen. m2 großen
Ausstellungsfläche werden über
20 Millionen Besucherinnen und
Besucher erwartet: 75 Prozent der
Besucher werden aus Italien und 25 Prozent aus dem Ausland erwartet, wovon
wiederum 40 Prozent aus der Schweiz sein sollen.
Das Ausstellungsgelände der Expo Milano 2015 liegt in Rho-Pero in der nordwestlichen
Agglomeration von Mailand, 15 km vom Stadtzentrum entfernt. Angesichts der geografischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Nähe Italiens ist die Expo 2015, die dem Thema Ernährung
gewidmet ist, für die Schweiz von strategischer Bedeutung. Die Teilnahme steht im Einklang mit
der außenpolitischen Strategie der Schweiz, die eine Vertiefung der bilateralen Beziehungen mit
den Nachbarländern vorsieht.
Italien ist nach Deutschland und den USA der drittgrößte Handelspartner der Schweiz. 2012 belief
sich das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern auf rund 34 Mrd. Franken. Etwa eine
halbe Million Italienerinnen und Italiener leben und arbeiten in der Schweiz, rund 50 000
Schweizerinnen und Schweizer leben in Italien. Die enge kulturelle Verbundenheit beruht auch
darauf, daß die Schweiz neben Italien weltweit das einzige italienischsprachige Land ist.
Die Schweiz will sich in Mailand als
attraktives, solidarisches und im
Ernährungsbereich verantwortungsbewußtes
Land zeigen, deren Teilnahme unter der Ägide
von Präsenz Schweiz des Eidgenössischen
Departements für auswärtige Angelegenheiten
(EDA) steht und beruht auf zwei
Kernelementen: erstens, dem Schweizer
Pavillon während der sechs Monate
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
dauernden Weltausstellung in Mailand;
zweitens, dem Programm «Verso l'Expo Milano 2015», in dessen Zentrum der Giro del Gusto
2014 stand.
Die eidgenössischen Räte haben 2012 der Teilnahme der Schweiz an der Expo 2015 einstimmig
zugestimmt und den entsprechenden Kredit in der Höhe von 23,1 Millionen Franken genehmigt,
wovon 8 Millionen von Sponsoren finanziert werden müssen. Dieses Ziel wurde erreicht. Knapp
6 Millionen Franken in bar und 2,5 Millionen Franken in Form von Sachleistungen. Dazu kommt
der Beitrag der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft von 2 Millionen Franken zur Förderung
der schweizerischen Landwirtschaftsprodukte im Schweizer Pavillon. AMS Agro-Marketing Suisse
ist eine Vereinigung von über 40 landwirtschaftlichen Branchenorganisationen, deren Hauptzweck
die Absatzförderung einheimischer Nahrungsmittel in der Schweiz und im Ausland ist. Im von der
Palexpo SA geführten Restaurant wird die AMS die besten Landwirtschaftsprodukte der Schweiz
präsentieren.
Zu den Hauptpartnern gehören die vier Gotthardkantone Graubünden, Tessin, Uri und Wallis, die
Städte Basel, Zürich und Genf, sowie die Unternehmen Nestlé, Vacheron Constantin, Schweizer
Salinen, Geberit, Glas Troesch und weitere Lieferanten.
Der Schweizer Pavillon
Das Projekt namens «Confooderatio Helvetica» des Architekturbüros Netwerch GmbH wurde 2012
von einer Expertenjury aus 103 Vorschlägen im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs des
EDA, von Präsenz Schweiz ausgewählt. Das junge Architektenteam aus Brugg überzeugte die
Jury durch eine klare Botschaft, die zum Nachdenken über die eigene Verantwortung, die
Verteilungsgerechtigkeit von Nahrung und die Nachhaltigkeit anregt.
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
Der Schweizer Pavillon mit einer Fläche von 4432 m² umfaßt eine große, offene Plattform mit vier
von weitem sichtbaren Türmen, die mit Lebensmitteln gefüllt sind. Die Besucherinnen und
Besucher gelangen mit Aufzügen auf die Türme, wo sie sich mit Lebensmitteln bedienen können.
Während sich die Türme allmählich leeren, senken sich die Plattformen im Inneren der Türme,
wodurch sich die Struktur des Schweizer Pavillons verändert. Die allmähliche Entleerung der
Türme wird in Echtzeit festgehalten und kann über die sozialen Medien mitverfolgt werden.
Der Schweizer Pavillon beherbergt außerdem das House of Switzerland, bestehend aus folgenden
Komponenten: einem Ausstellungsbereich der Gotthard-Partnerkantone zum Thema Wasser, der
Nestlé-Ausstellung, einem Restaurant, einem Take-away, einem Informationsstand der
schweizerischen Landwirtschaft, der VIP-Lounge, und dem Auditorium, in dem Veranstaltungen
und Konferenzen stattfinden werden. Die Ausstellungen der Städte finden im Erdgeschoss der
Türme statt. Wichtige Elemente des Schweizer Pavillons sind auch der Shop am Anfang der
Zugangsrampe, die Bühne zwischen den Türmen und dem House of Switzerland, die NEAT-
Ausstellung sowie eine Installation von Schweiz Tourismus. Während der 184 Tage der Expo
2015 stehen dank der Unterstützung der Partnerstädte zahlreiche Events und kulturelle
Veranstaltungen auf dem Programm des Schweizer Pavillons.
Der Schweizer Pavillon wird einem breiten Publikum die größten Herausforderungen im
Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung und verantwortungsvollem Konsum aufzeigen. Er
wird als Plattform für Dialoge und Debatten dienen, um über die größten, weltweiten
Herausforderungen im Sinne der übergeordneten Fragestellung der Expo 2015 zu diskutieren: Wie
kann für die Weltbevölkerung eine ausreichende, sichere und gesunde Ernährung gewährleistet
werden?
Die Türme
Diese sind das Herzstück des Schweizer Pavillons. Die Besucherinnen und Besucher sind
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
eingeladen, auf einer spielerischen Reise durch die Türme die Schweiz, ihre vielfältigen
Produkte und ihre Werte zu entdecken, die den Erfolg des Schweizer Modells ausmachen. Die
Schweiz will sich an der Expo 2015 als aktives und solidarisches Land präsentieren, das sich
seiner Verantwortung in den Bereichen Ernährung und nachhaltige Entwicklung bewußt ist.
Die Reise durch die Türme folgt diesem Leitmotiv, indem sie persönliche Erfahrungen anspricht
und so zum Nachdenken anregt über die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln auf der Welt und
über die nachhaltige Entwicklung entlang der Lebensmittelkette. Die Besucherinnen und Besucher
können beliebig viele Produkte mitnehmen oder konsumieren. Mit ihrem Konsumverhalten und
ihrem eigenen Verantwortungsbewußtsein entscheiden sie selbst, wie viel wie lange für die
anderen übrig bleibt.
Die Auswahl der Produkte in den Türmen folgte diesem Grundgedanken unter Berücksichtigung
konkreter Kriterien wie Haltbarkeit, Nachhaltigkeit, Klima, Verfügbarkeit und Bezug zur
Nahrungsmittelbranche der Schweiz.
Die vier ausgewählten Produkte – Wasser, Salz, Kaffee und Äpfel – stehen für eine nachhaltige,
verantwortungsvolle, innovative und traditionsbewußte Schweiz. Der Kaffee – ein Produkt der
Schweizer Lebensmittelindustrie – illustriert die Innovationsfähigkeit und das Engagement der
öffentlichen Hand und des Privatsektors, entlang der Produktionskette von Kaffee für
Nachhaltigkeit zu sorgen – von der Pflanze bis in die Tasse. Kaffee ist im Außenhandel von
Nahrungsmitteln mittlerweile das wichtigste Exportprodukt, noch vor Schokolade und Käse. Die
Apfelringe – hergestellt aus Schweizer Äpfeln unterschiedlicher Sorten – repräsentieren die
Biodiversität, die Diversifikationsfähigkeit und die ökologische Bedeutung der Landwirtschaft und
tragen maßgebend zu einer gesunden und natürlichen Ernährung bei. Das Salz – aus Schweizer
Böden gewonnen – ist ein wichtiger Bestandteil der Ernährung und der industriellen Produktion.
Mit diesem wichtigen Element werden dem breiten Publikum Initiativen zur Reduktion des
Salzkonsums, zur Förderung der Gesundheit in der Bevölkerung und zur Steigerung der
Lebensqualität vorgestellt.
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
Das Wasser ist ein zentraler Bestandteil des Schweizer Pavillons. Es steht im Zentrum der
Ausstellung der Stadt Zürich. Auch die vier Gotthardkantone präsentieren sich mit einer
Ausstellung, die dem Wasser gewidmet ist. Das Wasser im entsprechenden Turm stammt aus
dem lokalen Grundwasser, an das der Schweizer Pavillon angeschlossen ist. Die
Hauptbotschaften des Turms zum Thema Wasser beziehen sich auf die Ressource Wasser als
wertvolles Gut und sollen zu einer offenen Diskussion darüber anregen, wie im Bereich der
Wasserversorgung mit öffentlichen und privaten Initiativen Nachhaltigkeit sichergestellt werden
kann. Zu denken geben sollte allein die Tatsache, daß weltweit 783 Millionen Menschen keinen
Zugang zu Trinkwasser haben und 2,5 Milliarden Menschen über keine sanitären Anlagen
verfügen.
Nach der Weltausstellung werden die Türme in Schweizer Städten als urbane Gewächshäuser
genutzt. 75 Prozent der für den Schweizer Pavillon und der dazu gehörenden Infrastruktur
verwendeten Materialien werden nach der Veranstaltung wiederverwendet.
Vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 2015 gelangen die Expo-Besucherinnen und -Besucher täglich
mit den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) direkt bis zum Bahnhof Rho Fiera in der Nähe von
Mailand. Ab Mai 2015 verkehren täglich vier Sonderzüge, ab August 2015 sogar fünf, mit rund
2000 zusätzlichen Sitzplätzen.
Schweizer Pavillon
www.padiglionesvizzero.ch
Schweizerischer Pavillon Expo Milano 2015
https://www.eda.admin.ch/eda/de/home/das-eda/landeskommunikation/plattformen-im-
ausland/expo-milano-2015.html
facebook www.facebook.com/SwissPavilion
Twitter (italienisch) www.twitter.com/PadiglioneCH
Twitter (englisch) www.twitter.com/Swiss_Pavilion
Instagram www.instagram.com/SwissPavilion
Flickr www.flickr.com/swisspavilion
Youtube www.youtube.com/myswisspavilion
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 17. April 2015
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Ausgabe 16 - 2015
Lindner Group stellt BIM Objekte bereit bimobject.comMeldung: BIMobject
Ab sofort steht allen registrierten Anwendern auf BIMobject.com eine Produktauswahl
von Decken- und Bodensystemen der Lindner Group zur Verfügung. Die
parametrischen BIM Objekte können sowohl in ArchiCAD als auch in Revit genutzt
werden.
„Wir sind stolz darauf, Architekten und Planer während des Planungsprozesses mit unseren
qualitativ und funktional hochwertigen Produktsystemen zu unterstützen. Unsere bewährten
Decken- und Bodensysteme können schnell und komfortabel in die 3-D-Projektplanungen
integriert werden.“, so Matthias Jakisch, Projektleiter Lindner digital.
Im Bereich Decke ermöglicht das lineare Deckensystem LMD-B100 mit seinen Bandrasterprofilen
vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bei hoher Funktionalität und hervorragender Schallabsorption.
Das System lässt sich flexibel an jede Gebäudeform anpassen und auf Wunsch sowohl mit Heiz-
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
und Kühlfunktion als auch vollintegrierten Lichtsystemen ausstatten.
Aus dem Bereich Boden bietet die Lindner Group, weltweiter Marktführer des Segments, das
Doppelbodensystem NORTEC an. NORTEC zeichnet sich durch erstklassigen Begehkomfort,
hoher Tragfähigkeit, Nichtbrennbarkeit und einem hervorragenden Schallschutz aus.
Durch die Kooperation mit Lindner erweitert BIMobject somit seine Produktauswahl an Decken-
und Bodensysteme. Die Bereitstellung weiterer BIM Objekte der Lindner Group ist bereits in
Planung.
Kostenloser Download der Lindner Decken- und Bodensysteme unter:
http://bimobject.com/en/product?manufacturer=lindner-group
Über Lindner Group:
Die Lindner Group ist Europas führender Spezialist für Gebäudehülle, kompletten Innenausbau,
Isoliertechnik und baurelevante Dienstleistungen. Das Familienunternehmen verfügt über 50 Jahre
Erfahrung im „Bauen mit neuen Lösungen“, der Entwicklung und Ausführung von individuellen und
fortschrittlichen Projektlösungen. Mit weltweit 6000 Mitarbeitern betreibt Lindner vom bayerischen
Arnstorf aus Produktionsstätten und Tochtergesellschaften in mehr als 20 Ländern.
Über BIMobject®:
BIMobject® verändert mit seinem Portal BIMobject.com die weltweiten Planungsprozesse. Wir
bieten Software-Tools, Web-Lösungen und Dienstleistungen rund um die Erstellung,
Konvertierung und dem Internet-Publishing von digitalen Abbildern realer Bauprodukte - BIM-
Objekte - an.?
Durch unsere Lösungen kreieren wir somit einen direkten digitalen Weg von unseren Kunden –
den Herstellern von Bau-, Einrichtungs-, und Ausstattungs-Produkten- über die Benutzer von
BIM- Software Lösungen zu den Entscheidern in Bauprojekten aller Größen rund um die Welt.?
Hersteller, die auf BIMobject.com vertreten sind, können durch eine stärkere Web-Präsenz und
intelligente, qualitativ hochwertige Produktinformationen für den BIM Planungsablauf in mehr
Entscheidungsprozessen berücksichtigt werden und somit messbar mehr Umsatz generieren.
http:// bimobject.com/
BIMobject® - ist der Gewinner des Red Herring Europe Top 100 Award 2013, des 2013 Red
Herring 100 Global Award und des IAIR EUROPEAN AWARDS 2013!
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 17. April 2015
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Ausgabe 16 - 2015
ab 25. April der Allgemeinheit zugänglich
Faksimile-Rekonstruktion der steinzeitlich dekorierten GrotteChauvet-Pont d'Arc in der französischen Ardèche wird eröffnet Foto: lacavernedupontdarc Meldung: UNESCO
Die dekorierte Höhle von Pont d'Arc, wie
die Grotte Chauvet-Pont d'Arc auch
genannt wird, befindet sich in malerischer
Umgebung an einem Kalksteinplateau des
mäandernden Flusses Ardèche in
Südfrankreich. Erstreckt sich über eine
Fläche von rund 8.500 Quadratmetern und
enthält die frühesten bildhaften
Zeichnungen, die bisher bekannt sind.
Diese wurden über die Kohlenstoff-Methode analysiert und sind zeitlich, mit 30.000
bis 32.000 Jahren, so früh wie Aurignacien anzusiedeln. Die Höhle von Pont d'Arc
wurde vor ca. 20.000 Jahren von einem Steinschlag verschlossen und versiegelt blieb
dies bis zu ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1994. Sie umfasst mehr als 1000
Zeichnungen, vor allem von Tieren, darunter mehrere gefährliche Arten, sowie eine
große Anzahl archäologischer und paläolithischer Fragmente.
Die Höhle enthält die am besten erhalten gebliebenen Relikte künstlerischen Schaffens des
Aurignacien Menschen, die ein außergewöhnliches Zeugnis der prähistorischen Höhlenmalereien
sind. Zusätzlich zu den anthropomorphen Darstellungen, veranschaulichen die zoomorphen
Zeichnungen eine ungewöhnliche Auswahl an Tieren, die nur schwer zu beobachten sind oder nur
der Steinzeit zuzuordnen waren. Einige von ihnen sind einzigartiges Zeugnis, die sich nur in der
Grotte Chauvet dargestellt finden. Infolge des extrem stabilen Raumklimas über Jahrtausende
hinweg sowie das Fehlen natürlich schädigender Prozesse haben Zeichnungen und Gemälde in
einem unberührten Zustand und nahezu vollständig überdauert.
Ausdruck frühen menschlichen Kunstschaffens von großer Qualität und einzigartiger Vielfalt,
sowohl bei der Wahl der Motive als auch der Techniken. Die künstlerische Qualität wird durch den
geschickten Einsatz unterschiedlicher Farbgebungen unterstrichen.. Es ist eine Kombination der
Farben und Gravuren, die eine Genauigkeit bei der anatomischen Darstellung erzeugen und die
Möglichkeit eröffnen einen Eindruck von Volumen und Bewegung zu gewinnen.
Die Arbeiten umfassen den gesamten
unterirdischen Raum der Höhle von rund 8.500
Quadratmetern sowie die statisch relevanten
Teile des Kalkstein-Plateaus, die sich über der
Höhle sowie in der Eingangssituation und
unmittelbarer Umgebung befinden. Die Räume
enthalten Attribute des Außergewöhnlichen und
haben universellen Wert. Vorbeugende
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
Schutzmaßnahmen einschließlich der
Zugangsbeschränkungen sind für die Erhaltung notwendig, wie sie zum Zeitpunkt der Entdeckung
vorhanden waren. Die Zugangsbeschränkungen und die kontinuierliche Überwachung der
klimatischen Bedingungen werden Schlüsselfaktoren für die Erhaltung der Höhle und zur Abwehr
vor Gefahren durch menschliche Auswirkungen sein.
Replique der Grotte
Von 2012 - 2016 wurde von den Organisatoren der Höhle deshalb ein Managementplan
aufgestellt, um strategischen Ziele, wie verschiedene Handlungsfelder abzudecken und
notwendige Handlungen vor Ort zu abzustimmen, die im Zeitrahmen, institutioneller
Zuständigkeiten, Budgetanforderungen und Qualitätssicherung und anderen Indikatoren zum
Schutz der Höhle geplant wurden.
Nachdem deutlich wurde, dass die Höhle nie
wieder für die breite Öffentlichkeit zugänglich
sein würde, kam die Idee einer Faksimile-
Rekonstruktion auf, um damit eine Einrichtung
mit Raum zur Inerpretation und der Präsentation
zu bilden. Deshalb wurde das Grand Projet
Espace de Restitution de la Grotte Chauvet
(ERGC) gegründet, mit dem Ziel, eine Faksimile-
Rekonstruktion der Höhle mit ihren Gemälden
und Zeichnungen sowie weiteren Entdeckungen anzufertigen, um Besucher stärker anzuziehen.
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Ausgabe 16 - 2015
Expo Milano 2015 öffnet am 1. MaiMeldung: Messe Frankfurt GmbH, den 16. 04. 2015
Zwei Wochen vor der Eröffnung der Expo
Milano 2015 hat am 16. April in der
Italienischen Botschaft in Berlin Matthias
Machnig, Staatssekretär für alle EXPO-
Beteiligungen Deutschlands im zuständigen
Bundesministerium für Wirtschaft und
Energie, den Deutschen Pavillon „Fields of
Ideas“ während einer Pressekonferenz vorgestellt.
Come join the Virtual Tour and start your 3D experience now!
Das Gebäude, eine Membranarchitektur der Architekten Schmidhuber, befindet sich kurz vor
seiner Fertigstellung. Nach Ausführungen zum deutschen Auftritt wurden das inhaltliche und
architektonische Konzept des Pavillons sowie Teile des Kulturprogramms präsentiert, das die
sechsmonatige Ausstellung begleiten wird. Unter dem Motto „Feeding the Planet, Energy for Life“
sind die 148 teilnehmenden Nationen und Organisationen aufgefordert, ihre Ideen für eine
nachhaltige Welternährung in Mailand zu zeigen.
„Der Pavillon ‚Fields of Ideas‘
präsentiert zum Thema der
Weltausstellung Ideen und
Lösungsansätze aus Deutschland
von Initiativen und Projekten aus
Politik, Forschung, Wirtschaft und
Zivilgesellschaft. Insgesamt
erwarten den Besucher über 100
spannende Exponatstationen“,
erläutert Machnig den deutschen Ansatz. Sein Haus ist seit über drei Jahren mit dem deutschen
Auftritt in Mailand befasst. „Es ist uns wichtig, ein offenes, sympathisches und humorvolles
Deutschlandbild zu vermitteln. Deutsche Pavillons sind stets Publikumsmagneten auf
Weltausstellungen und eine Investition in die Zukunft“, so Machnig weiter. Im Deutschen Pavillon
werden bis zu drei Millionen Besucher erwartet.
Die „Fields of Ideas“ stellen eine lebendige, fruchtbare Landschaft voller Ideen dar. Die frei
begehbare Außenfläche, die Landschaftsebene des Deutschen Pavillons, greift mit den
verschiedenen Holztönen die Optik der typischen deutschen Feld- und Flurlandschaft auf. Hier
bieten sich den Besuchern neben Themenstationen zu allen deutschen Bundesländern eine
Picknick-Fläche zum Genießen und Erholen und ein Panorama über das Expo-Gelände, das bei
gutem Wetter bis zu den Alpen reicht. Die Ausstellung selbst führt durch die Bereiche Boden,
Wasser, Klima, Artenvielfalt, Lebensmittel und „Mein Garten der Ideen“. Die ersten vier Bereiche
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
sensibilisieren die Besucher für die Kräfte der Natur als wesentliche Quelle unserer Ernährung,
die es zu schützen und intelligent zu nutzen gilt: Die letzten beiden Bereiche thematisieren die
Welt des Konsums und der Produktion, aber auch zivilgesellschaftliches Engagement für eine
nachhaltige Ernährung.
Die Besucher werden in der
Ausstellung auch zum Handeln
angeregt. „Wir haben den
Pavillon unter das Motto ‚Be
active‘ gestellt. Denn der
Deutsche Pavillon setzt
Impulse, die über den Besuch
hinaus wirken sollen“, erklärt
Peter Redlin, Kreativdirektor
von Milla & Partner und
verantwortlich für das Ausstellungskonzept. „Wir geben den Besuchern einen Begleiter an die
Hand: Das ‚SeedBoard‘. Es sorgt für ein ganz besonderes Ausstellungserlebnis. Damit kann der
Besucher mediale Bespielungen steuern, Filme starten und durch verschiedene Inhalte steuern.
Für Texte und Bilder dient das ‚SeedBoard‘ als Projektionsfläche.“
Die aktive Einbindung der Besucher kulminiert am Ende der Ausstellung in der Show. Hier
eröffnet sich ihnen eine neue, interessante und überraschende Perspektive: Sie sehen
Deutschland aus den Augen fliegender Bienen, mit denen sie gemeinsam über das Land fliegen.
In zwei großen, stilisierten Bienenaugen entdecken sie die lebendige und fruchtbare Landschaft
Deutschlands und ihre aktiven und engagierten Bewohner. Im Zentrum eines runden Raumes
leiten zwei Musiker, ein Gitarrist und ein Beatboxer, als „BeeJs“ die Live-Show wie Dirigenten an.
Das Publikum wird zum Orchester, indem die Pavillonbesucher mit ihren Händen, Stimmen und
dem „SeedBoard“ Klänge und Naturgeräusche erzeugen. „Auf diese Weise erschaffen sie selbst
den Sound zu einer abwechslungsreichen und unterhaltsamen Bilderlandschaft“, so Redlin weiter.
Insgesamt zeichnet sich der deutsche Auftritt durch eine starke Verzahnung von Inhalt und
Architektur aus. So vermittelt der Pavillon bereits in der baulichen Umsetzung, für die das
Unternehmen Nüssli zuständig ist, nachhaltige und kreative Ansätze für die Fragestellungen der
Weltausstellung: Der moderne Stahl- und Membranbau ermöglicht eine extrem leichte Bauweise
und dadurch die Reduktion von Materialien. Insgesamt wurden beim Bau des Pavillons von den
185 Arbeiterinnen und Arbeitern rund 800 Tonnen Stahl, 2.500 qm Holz und 2500 qm Membranen
verwendet. In der Ausstellung wurden darüber hinaus rund 700 Lamellen verwendet, die die
verschiedenen Themenbereiche voneinander trennen. Legt man sie hintereinander entspricht es
einer Länge von etwa vier Kilometern.
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
Zentrales Gestaltungselement des Deutschen Pavillons sind die „Ideen-Keimlinge“: stilisierte
Pflanzen, die aus der Ausstellung empor sprießen und über dem Pavillon ihr Blätterdach entfalten.
Bespannt sind sie mit einer besonderen Photovoltaik-Technologie. „Der Deutsche Pavillon ist das
erste große internationale Architekturprojekt, in dem diese innovativen Produkte zum Einsatz
kommen. Anders als bei herkömmlichen Solarmodulen hatten wir, die Architekten des Deutschen
Pavillons, hier die Möglichkeit, nicht nur eine existierende Technologie zu verwenden, sondern die
flexiblen, folienintegrierten organischen Photovoltaik-Module bis hin zu ihrem optischen
Erscheinungsbild nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und in das Gesamtdesign des Pavillons
zu integrieren“, sagt Lennart Wiechell, leitender Architekt und Managing Partner bei Schmidhuber.
Die gedruckten Leiterbahnen der sechseckigen Module sind beidseitig laminiert und mit Clips in
ein filigranes Stahlnetz gehängt, über das der Strom aus der Zelle abgeführt wird. Die
Stromerzeugung durch diese Technologie ist vergleichbar mit der durch klassische Solarpaneele,
allerdings funktionieren die Module in alle Himmelsrichtungen – Strom entsteht sogar bei diffusem
Licht. Der Strom, der tagsüber gewonnen wird, wird in einem innovativen Speichersystem am
Fuße der fünf Ideen-Keimlinge gesammelt und versorgt einen leistungsstarken LED-Leuchtenring
mit Strom, der bei Nacht diese „Solar Trees“ von unten anstrahlt. Es ist ein in sich geschlossener
Energiekreislauf, ganz nach dem Vorbild der Natur: Die „Solar Trees“ versorgen sich selbst,
tragen zur Senkung des externen Energieeinsatzes im Gebäudebereich bei und damit auch zur
Ressourcenschonung.
Neben der Ausstellung und der Architektur orientiert sich auch das Kulturprogramm didaktisch am
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
Konzept des Pavillons: „Fields of Cultures, Growing Ideas. Deutschland, Überraschend.
Ungewöhnlich.“ Das Programm hat die Frankfurter Agentur Voss+Fischer erarbeitet. Es erstreckt
sich über den ganzen Pavillon vom Deck, über die Bühne auf der „Deutschen Piazza“ bis hin zum
Wartebereich vor der Ausstellung. Der Fokus des Programms liegt auf der jungen Kreativ- und
Kulturszene – ebenfalls im Sinne eines innovativen und überraschenden Deutschlandbilds. Das
Programm ist aufgeteilt in die „Fields of Literature“, „Fields of Theatre“, „Fields of Film“,„Fields of
Dance“„Fields of Music” und „Fields of Games” – passend zum Namen des Pavillons „Fields of
Ideas“. In den verschiedenen Genres arbeitet die Agentur mit deutschen Akteuren wie mit dem
Goethe-Institut und verschiedenen Filmfestivals zusammen. Zu den namenhaften musikalischen
Topacts gehören Roger Cicero, Laith Al-Deen, Glasperlenspiel, Nevio Passaro und Mrs.
Greenbird.
Nähere Infos zu Künstlern und Kulturprogramm finden Sie ab sofort auf der Homepage des
Deutschen Pavillons unter: https://expo2015-germany.de/de/pavillon/veranstaltungen.
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 16. April 2015
Seite 15
Ausgabe 16 - 2015
Gastgewerbeumsatz im Februar 2015 real um 1,7 ProzentgestiegenMeldung: destatis, Wiesbaden, vom 17. April 2015
Die Unternehmen des Gastgewerbes in Deutschland setzten im Februar 2015 real 1,7 Prozent
und nominal 3,9 Prozent mehr um als im Februar 2014. Das Gastgewerbe erzielte somit nach
Schätzungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) mit 5,3 Milliarden Euro den höchsten
Umsatz in einem Februar seit 2002. Im Vergleich zum Vormonat war der Umsatz im Gastgewerbe
im Februar 2015 kalender- und saisonbereinigt (Verfahren Census BV4.1) real um 0,5 Prozent
und nominal um 0,6 Prozent höher.
Die Beherbergung setzte real 2,9 Prozent und nominal 4,9 Prozent mehr um als im Februar des
Vorjahres. Der Umsatz in der Gastronomie war im Februar 2015 real um 0,8 Prozent und nominal
um 3,3 Prozent höher als im Februar 2014. Innerhalb der Gastronomie lag der Umsatz der
Caterer real 3,1 Prozent und nominal 4,9 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats.
Im Januar und Februar 2015 setzte das deutsche Gastgewerbe real 1,7 Prozent und nominal
4,0 Prozent mehr um als in den ersten beiden Monaten des Jahres 2014.
Gastgewerbeumsatz
Veränderung gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum in Prozent
Wirtschaftsbereich
Februar 2015
gegenüber
Februar 2014
Januar bis Februar 2015
gegenüber
Januar bis Februar 2014
real nominal real nominal
Berechnet aus den Ursprungswerten (ohne Kalender- und Saisonbereinigung)
Gastgewerbe insgesamt 1,7 3,9 1,7 4,0
davon:
Beherbergung 2,9 4,9 1,5 3,9
Gastronomie 0,8 3,3 1,7 4,1
darunter:
Caterer und sonstige Verpflegungsdienstleistungen 3,1 4,9 3,4 5,2
Gastgewerbeumsatz
2010 = 100
Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008
Jahr Monat
In konstanten Preisen
(real)
In jeweiligen Preisen
(nominal)
Messzahl Veränderung Messzahl Veränderung
Ursprungswerte
Jahresdurchschnitte der Messzahlen sowie Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent2011 102,3 2,3 103,9 3,9
2012 102,3 0,0 105,9 1,9
2013 100,7 – 1,6 106,7 0,8
2014 102,0 1,3 110,4 3,5
Monatliche Messzahlen sowie Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent2014 Februar 84,1 2,8 90,3 5,4
März 95,4 1,1 102,7 3,2
April 96,2 – 1,4 103,5 0,5
Seite 16
Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
1 Berechnet aus den Ursprungswerten (ohne Kalender- und Saisonbereinigung).2 Berliner Verfahren 4.1.
Mai 110,8 4,5 119,8 7,2
Juni 106,2 – 0,7 115,0 1,1
Juli 110,0 – 0,3 119,0 1,8
August 112,5 1,3 121,6 3,3
September 114,1 1,8 124,6 3,9
Oktober 110,6 1,8 120,9 4,4
November 98,1 2,1 107,0 4,6
Dezember 102,6 1,1 111,9 3,5
2015 Januar 84,8 1,7 92,8 4,2
Februar 85,5 1,7 93,8 3,9
Kalender- und saisonbereinigte Messzahlen
sowie Veränderung gegenüber dem Vormonat in Prozent2014 Februar 102,1 0,7 109,5 1,0
März 101,4 – 0,7 109,0 – 0,5
April 101,1 – 0,3 108,6 – 0,4
Mai 103,0 1,9 111,5 2,7
Juni 101,5 – 1,5 109,6 – 1,7
Juli 101,2 – 0,3 109,8 0,2
August 102,7 1,5 111,4 1,5
September 102,4 – 0,3 111,5 0,1
Oktober 102,5 0,1 112,0 0,4
November 103,3 0,8 112,5 0,4
Dezember 102,6 – 0,7 112,1 – 0,4
2015 Januar 102,6 0,0 112,0 – 0,1
Februar 103,1 0,5 112,7 0,6
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 17. April 2015
Seite 17
Ausgabe 16 - 2015
Öffentliche Lesung zum Erscheinen der neuen Ausgabe von „Johnny"
Literaturzeitschrift von und für Studierende der Goethe-Universität stellt sich vorMeldung: Goethe-Uni, Frankfurt, den 16. 04. 2015
Die neue Ausgabe von „Johnny“, der Literaturzeitschrift
von und für Studierende der Goethe-Universität, ist
soeben erschienen. Aus diesem Anlass lädt die
Redaktion zu einer Release-Lesung mit musikalischer
Begleitung am Donnerstag (23. April) um 20 Uhr ins
Casino (Raum 1.811), Campus Westend, ein.
Die neue Ausgabe enthält vielfältige literarische und
künstlerische Beiträge, die „Wendepunkte“ zum Gegenstand
haben. Während Kevin Biens Kurzgeschichte „Revolution auf
dem Kiesbett“ auf humoristische Weise eine
nervenaufreibende Alltagsbegegnung darstellt und Clemens
Schittko in seinem Gedicht über das Arbeitsleben sinniert,
muss in Sophie Franz‘ „Abschnitte“ der Protagonist mit den
Folgen einer schwerwiegenden Entscheidung kämpfen.
Die Literaturzeitschrift „Johnny“ ist im Rahmen eines Seminares der Goethe-Universität
entstanden, mittlerweile läuft „Johnny“ allein unter studentischer Regie. Der gesamte Erlös der
neuen Ausgabe wird an die Organisation „academic experience worldwide“, gespendet. Diese
Initiative organisiert Tandemprogramme zwischen Studierenden der Goethe-Universität und
asylsuchenden Akademikern.
Infos zu „Johnny“ und aktuellen Aktionen auf:
www.facebook.com/JohnnyGoetheUniFrankfurt
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 16. April 2015
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Ausgabe 16 - 2015
Foto: (c) Magnetiq/ Wikipedia
Zum Tod von Walter HaubrichMeldung: Walter Frey, Edition Tranvia, Berlin, den 11. 04. 2015
Am Ostermontag, den 6. April 2015, ist der
Journalist Walter Haubrich im Alter von 79
Jahren in Madrid verstorben. 33 Jahre lang,
von 1969 bis 2002, war Walter Haubrich
Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung in Spanien.
Diese Zeitspanne gibt einen Hinweis auf das
Außergewöhnliche der Persönlichkeit Walter
Haubrichs: Denn nur äußerst selten bleiben
Auslandskorrespondenten so lange für ihre Zeitung
in ein und demselben Land. Und die ersten zwölf Jahre, die Haubrich in Madrid verbrachte,
umfassten das Ende des Franco-Regimes und den Übergang Spaniens von der Diktatur zur
Demokratie – und damit nahm er unmittelbar teil an der, politisch betrachtet, wichtigsten Zeit in der
jüngeren spanischen Geschichte.
Walter Haubrich, 1935 im Westerwald geboren, hat als FAZ-Korrespondent mit seinen Tausenden
von Zeitungsartikeln dazu beigetragen, dass die Opposition gegen Franco – und zwar über alle
Partei- und ideologischen Grenzen hinweg – in Deutschland Gehör fand. Das war eine in ihrer
Bedeutung nicht zu überschätzende Unterstützung der antifranquistischen Opposition in Spanien.
Haubrich hat mit seinen Berichten über die Repressalien, die Folter, die terroristischen
Gerichtsverfahren des Franco-Regimes die deutsche Öffentlichkeit für die Lage in Spanien
sensibilisiert, obwohl – oder man muss wohl eher sagen: gerade weil – er für die damals noch stark
konservative FAZ schrieb. Darüber waren viele erstaunt. Die ehemalige Entwicklungshilfeministerin
Heidemarie Wieczorek-Zeul z.B. erinnerte sich 2006 bei einer Veranstaltung zu Ehren von Walter
Haubrich im Berliner Instituto Cervantes, wie sie um 1970, als linke Juso-Politikerin, von Haubrichs
Berichten überrascht war: „Und das in dieser Zeitung!“
In der Tat verstand sich Walter Haubrich als Linker, und so veröffentlichte er auch Beiträge in
linken Zeitschriften wie etwa dem Kursbuch. Aus seiner Bekanntschaft und gegebenenfalls auch
Freundschaft mit spanischen Oppositionellen gegen die Franco-Diktatur machte er kein Geheimnis.
Doch sein journalistisches Arbeitsfeld war nicht nur Spanien, auch Portugal und Lateinamerika
gehörten dazu. Insbesondere Kuba, Peru, Bolivien, Chile und Argentinien bereiste er regelmäßig.
Er war mit der Politik dieser Regionen vertraut und – als Romanist – vor allem auch mit der
spanischsprachigen Literatur und Kultur: Zur Bekanntheit von Juan Goytisolo, Gabriel García
Márquez, Mario Vargas Llosa und vielen anderen hat er hierzulande bereits sehr früh Wesentliches
beigetragen.
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 16 - 2015
Walter Haubrich war auf seine ganz besondere Art und Weise ein „Botschafter“ Spaniens in
Deutschland. Während der Franco-Diktatur war es vor allem das „andere“ Spanien, dem in seinen
Zeitungsartikeln ganz unverkennbar seine Sympathie galt. Mit seinem Tod verlieren wir einen
engagierten Journalisten und einen der besten deutschsprachigen Kenner der spanischen
Gegenwart.
In der edition tranvía liegen in fünf Bänden die Zeitungsartikel vor, die Walter Haubrich in den
Jahren 1973 bis 1982 über die spanische transición geschrieben hat: „Spaniens schwieriger Weg in
die Freiheit. Von der Diktatur zur Demokratie“.
www.tranvia.de
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 12. April 2015
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Ausgabe 16 - 2015