Upload
vanhanh
View
248
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
SOZIALE STADT POTSDAM E.V.
2009
Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Der Weg zur Stadtteilschule
Verena Kosubeck & Kathleen Walter
Stadtteilcharakteristik, Experteninterviews, Modelle, Wegbeschreibung
2 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Auftraggeber:
Landeshauptstadt Potsdam
Unterstützt durch:
Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitsförderung
Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“
Bearbeitung:
Soziale Stadt Potsdam e.V.
Asta-Nielsen-Str. 3
14480 Potsdam
Verfasser:
Verena Kosubeck (M.A. Erziehungswissenschaft )
Kathleen Walter (M.A. Erziehungswissenschaft)
3
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ......................................................................................................................................... 5
2 Charakteristik Drewitz ..................................................................................................................... 9
2.1 Drewitz unter Betrachtung der statistischen Daten................................................................ 9
2.2 Drewitz unter Betrachtung der MOSAIC-Milieus® ................................................................ 20
2.3 Zusammenfassung – Lebenssituation in Drewitz .................................................................. 24
3 Auswertung Experteninterviews ................................................................................................... 26
3.1 Bewertung des Stadtteils ...................................................................................................... 26
3.2 Stadtteilschule - Verständnis, Begriff und Ort ....................................................................... 28
3.3 Stadtteilschule - Zielgruppen, Angebote und Räume ........................................................... 32
3.4 Räume und Angebote im Verhältnis zu den Modellen ......................................................... 37
4 Modellbeschreibungen ................................................................................................................. 39
4.1 Modell I: Die ökologisch orientierte Grundschule „Am Priesterweg“................................... 39
4.2 Modell II: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten ..................................................... 42
4.3 Modell III: Offener Treffpunkt ............................................................................................... 45
4.4 Modell IV: Schule mit Begegnungshaus ................................................................................ 50
4.5 Diskurs: Wie werden die Ziele einer Stadtteilschule durch die Modelle erreicht? ............... 56
5 Der Weg zur Stadtteilschule .......................................................................................................... 59
5.1 Die Erreichbarkeit der Drewitzer ........................................................................................... 59
5.2 Die Planung der Angebote ..................................................................................................... 60
5.3 Die Kooperation ..................................................................................................................... 61
5.4 Räumliche Planung des Projektes Stadtteilschule ................................................................ 62
5.5 Zeitliche Planung des Projektes Stadtteilschule .................................................................... 63
5.6 Flankierende Angebote ......................................................................................................... 65
5.6.1 Elterntrainings ............................................................................................................... 65
5.6.2 Café/Bistro und Lehrküche ............................................................................................ 68
5.7 Ergänzende Projektvorschläge .............................................................................................. 71
5.7.1 Familienhebammen ....................................................................................................... 71
5.7.2 Das Frühförderprogramm Opstapje .............................................................................. 72
5.7.3 Sozialtraining ................................................................................................................. 73
5.8 Nächste Schritte in Drewitz ................................................................................................... 75
5.8.1 Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt Drewitz“ ................................................................ 75
5.8.2 Workshop „Perspektivwerkstatt Drewitz 2020 in Szenariotechnik“ ............................. 76
6 Resümee ........................................................................................................................................ 78
7 Anhang .......................................................................................................................................... 81
4 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
7.1 Interview-Leitfaden ............................................................................................................... 81
7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur „Stadtteilschule Drewitz“ .......................... 82
7.3 Vermerk über die 3. Informationsberatung zur „Stadtteilschule Drewitz“ .......................... 84
7.4 Statistische Daten der Expertenbefragung ........................................................................... 88
7.5 Referenzprojekt „Bürgerhaus Hohenstücken“ ...................................................................... 96
7.6 Referenzprojekt „Jens-Nydahl-Grundschule“ ..................................................................... 101
7.7 Referenzprojekt „Kalker Netzwerk für Familien“ ................................................................ 105
8 Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................ 109
9 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................. 110
10 Tabellenverzeichnis ................................................................................................................. 111
11 Fensterverzeichnis ................................................................................................................... 112
12 Literatur ................................................................................................................................... 113
5 Einleitung
1 Einleitung
Am 15. Januar 2008 reichte Herr M. Schubert (Vorsitzender der SPD-Fraktion) der Potsdamer
Stadtverordnetenversammlung einen Antrag ein, in dem der Oberbürgermeister beauftragt wurde,
ein Konzept für eine „Zukunftsschule - Stadtteilschule in Drewitz“1 am Standort der Grundschule
„Am Priesterweg“ zu entwickeln.2 Herr M. Schubert begründet diese Forderung u.a. mit den
fehlenden Begegnungsstätten für soziale Kontakte der Bewohner3 in Drewitz und den jahrelangen
Bemühungen der Grundschule „Am Priesterweg“, die sozialen Probleme im Stadtteil zu
kompensieren (Fenster 1: Ziele Stadtteilschule). An der Entwicklung des Konzepts sollen neben der
Schule, die Träger vor Ort und die ansässige soziale Wohnungswirtschaft beteiligt werden. Die
Erarbeitung soll durch eine Arbeitsgruppe erfolgen.
Fenster 1: Ziele Stadtteilschule
„Im Stadtteil Drewitz fehlen nach einhelliger Einschätzung Begegnungsstätten für die sozialen Kontakte der Bürgerinnen und Bürger. Die Grundschule „Am Priesterweg“ hat in den letzten Jahren zunehmend die Ankerfunktion im Stadtteil übernommen, was jedoch in Fragen Ausstattung, räumliche und finanzielle Voraussetzungen die Möglichkeiten der Schule überschreitet. Durch die Entwicklung hin zu einer Stadtteilschule, bei der die Schule nicht länger nur Ausbildungsstätte, sondern Begegnungsraum für Gruppen aus dem Stadtteil und dies Generationen übergreifend ist, bietet enorme Möglichkeiten. Schule als offene Einrichtung, die Bildung, Soziales, Kunst, Kultur im Stadtteil an einem Ort erlaubt, bietet Möglichkeiten der sozialen Integration im Stadtteil und steigert die Möglichkeiten durch effektivere Nutzung der Ressourcen. Durch einen solchen wechselseitigen Austausch unter einem Dach entstehen auch lebendige Netzwerke zwischen Lehrern, Sozialarbeitern, Schülern und Eltern, Initiativen und Vereinen und nicht zuletzt der örtlichen Wirtschaft. Das Modell ist nicht neu, Im angelsächsischen Raum nennt sich dieses Projekt „Community School“.“ Quelle: Schubert, Antrag Stadtverordnetenversammlung Potsdam (08/SVV/0044), 15.01.2008.
In der Beigeordnetenkonferenz vom 04. Juni 2008 beschloss der Oberbürgermeister Herr J. Jakobs,
dass Frau K. Juhàsz (Fachbereich Stadterneuerung und Denkmalpflege) die Gesamtkoordination des
Projektes „Stadtteilschule Drewitz“ von übernehmen soll.
Bereits in diesem Zeitraum fand die erste Verständigungsrunde zwischen den verschiedenen
betroffenen Fachbereichen der Stadtverwaltung sowie beteiligten externen Professionen aus dem
Stadtteil statt. Es wurde festgelegt, dass vor einer Konzeptentwicklung dringend eine Bestands- und
Bedarfsanalyse für die Schule und den Stadtteil Drewitz durch eine Steuerungs- bzw. Arbeitsgruppe
erfolgen muss.
Die erste Kerngruppensitzung wurde am 09. Juli 2008 durchgeführt. Dieses Gremium setzt sich aus
Vertretern der Fachbereiche Schule und Sport, Jugendamt, Stadterneuerung und Denkmalpflege
1 Die Bezeichnung Drewitz bezieht sich im Folgenden auf das Neubaugebiet Potsdam-Drewitz. 2 Dieser Antrag wurde am 02.04.2008 durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen. 3 In der gesamten Arbeit wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Gemeint sind stets beide Geschlechter.
6 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
sowie der Schulleiterin der Grundschule „Am Priesterweg“, dem Koordinator des Arbeitskreises
Stadtspuren als Vertreter der sozialen Wohnungswirtschaft und dem Entwicklungsbeauftragten für
die Neubaugebiete (Stadtkontor GmbH) zusammen.
Mit der Erarbeitung des Konzeptes beauftragte die Kerngruppe zwei unabhängige wissenschaftliche
Projektmitarbeiterinnen, die beim Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ zu diesem Zweck angestellt
sind. Diese werden mit Mitteln der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für
Arbeitssuchende, dem Programm „Soziale Stadt – Stern/Drewitz“, der Projektförderung sowie des
Vereins „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ finanziert. Der Projektzeitraum für die Konzepterstellung wurde
vom 1. Dezember 2008 bis 15. Juli 2009 festgelegt und danach bis zum 30. November 2009
verlängert. Die Projektleitung obliegt dem Fachbereich Stadterneuerung und Denkmalpflege
gemeinsam mit dem Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“.
Abbildung 1: Projektphasen
Quelle: Eigene Darstellung
Die erste Projektphase begann mit einer umfassenden Recherche mit dem Stadtteil Drewitz. Dazu
wurden einerseits die statistischen Daten analysiert und andererseits der Stadtteil sowie die Schule
besichtigt, um die Bedingungen vor Ort genauer einschätzen zu können. Weitere Informationen
wurden aus stadtteilbezogenen Materialien, wie dem Integrierten Entwicklungskonzept, dem
Master-Plan oder dem Integrationskonzept gewonnen. Um zu gewährleisten, dass das Konzept in
einem partizipatorischen Prozess entsteht, an dem verschiedene Professionen beteiligt werden,
wurde ein qualitatives Experteninterview vorbereitet. Die Ergebnisse dieser Erhebung bilden das
Fundament für das Konzept der Stadtteilschule.
Die Durchführung dieser Experteninterviews erfolgte in der zweiten Projektphase. Im Januar fand die
erste große Informationsveranstaltung zum Thema Stadtteilschule Drewitz statt, zu der alle sozialen
Träger vor Ort eingeladen wurden. In dieser Runde wurden die bis dahin gewonnenen Ergebnisse der
Erhebung vorgestellt. Dabei äußerten einige Teilnehmer Bedenken und Ängste, die nicht nur zur
Kenntnis genommen wurden, sondern auch in der weiteren Bearbeitung des Themas
Berücksichtigung fanden. In der zweiten Stadtteilschulrunde im März 2009 wurde die weitere
Entwicklung der Idee Stadtteilschule Drewitz diskutiert, wobei die Unsicherheiten der sozialen
Akteure vor Ort nochmals aufgegriffen wurden. Bei diesem Treffen bildete sich ein breiter Konsens
Information Dez. 2008
Durchführung Jan.-März 2009
Auswertung März-April 2009
Erstellung Mai-Juli
2009
7 Einleitung
für den Weg zur Stadtteilschule ab. Für die Verbesserung der Stadtteilkooperation wurde die Bildung
eines Arbeitskreises Drewitz gefordert (Kapitel 7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur
„Stadtteilschule Drewitz“ ).
Am 14. Januar 2009 fand ein Gespräch mit dem Staatssekretär Herrn B. Jungkamp (MBJS) statt, dem
ebenfalls die ersten Ergebnisse der Expertenbefragung präsentiert wurden. Herr B. Jungkamp
äußerte sich positiv über die neuen Ansätze der Stadtteilschulentwicklung. Um im Stadtteil und
darüber hinaus auf das Projekt aufmerksam zu machen, wurden Pressebeiträge in die
Stadtteilzeitung „SternDrewitz“ und der Mieterzeitung der GEWOBA veröffentlicht. In diesen Artikeln
wurden die Bewohner dazu aufgerufen, sich am Entwicklungsprozess der Stadtteilschule zu
beteiligen. Ab dieser Projektphase nahmen die Mitarbeiter regelmäßig an bestehenden
Netzwerkgremien teil, die zur Kontaktaufnahme sowie zur Informationsweitergabe genutzt wurde.
Die dritte Projektphase umfasste den Prozess der quantitativen Datenauswertung der qualitativen
Erhebung mithilfe eines Softwareprogramms. Um hilfreiche Ideen der Umsetzung zu sammeln,
wurden Referenzobjekte besichtigt. Für erste Kontakte mit Bürgern von Drewitz wurde ein Flyer
angefertigt, der das Projekt vorstellt. Dieser wurde an dem Familienfest und Gesundheitstag in
Drewitz sowie dem Sommerfest in Alt-Drewitz verteilt. Dabei suchten die Projektmitarbeiterinnen
das Gespräch mit den Bewohnern über eine kleine Bürgerbefragung.4 Der Prozess der
Umstrukturierung der Grundschule „Am Priesterweg“ zur Grundschule mit offenen
Ganztagsangeboten wurde unterstützt. Dabei nahmen die Projektmitarbeiterinnen als objektive
Begleiter eine neutrale Position bei den Kooperationsgesprächen ein.
Die letzte Phase der Projektarbeit kennzeichnete sich dadurch, die Vielzahl an Informationen zu
einem Konzept zusammenzufassen. Die Fachtagung „Frühe Hilfen - Vertrauen aufbauen, Kontakt
halten, Perspektiven entwickeln“ lieferte dafür wertvolle Ansätze für frühpräventive Angebote im
Stadtteil. Derzeit wird in Zusammenarbeit mit dem Projekt „Bewegtes Leben im Quartier“ daran
gearbeitet, in Drewitz präventive Gesundheitsangebote zu installieren.
4 Wegen der fehlenden Repräsentativität werden die Ergebnisse nicht weiter dargestellt. Die Auswertung der Daten wurde in Kooperation mit der FH Potsdam des Fachbereiches Sozialwesen vorgenommen.
8 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Daten der Projektarbeit zusammengefasst.
Tabelle 1: Daten der Projektarbeit
Zeitraum Projektarbeit
Dezember 2008 Informationsphase
Informationen zu Drewitz (Statistiken, Stadtteil- und Schulbesichtigung) Erstellung des Interviewleitfadens Erste Gespräche mit Experten
10.12.2008 Kerngruppe
Januar-März 2009 Durchführungsphase
Experteninterviews
14.01.2008 Staatssekretär MBJS (Herr Jungkamp)
27.01.2009 1. Informationsberatung Stadtteilschule
24.02.2009 Sinus-Milieus Drewitz (Information und Diskussion)
04.03.2009 Kerngruppe
09.03.2009 RAK, Lokales Bündnis für Familie
10.03.2009 2. Informationsberatung Stadtteilschule
11.03.2009 Planung des Lehmbauprojektes
März-April 2009 Auswertungsphase
Auswertung der qualitativen Interviews und weitere Recherchen
20.03.2009 Gespräch mit dem SHBB über Opstapje
25.03.2009 Besuch des Bürgerhauses „Hohenstücken“
30./31.03.2009 FuN Ausbildung
01.04 2009 Gespräch mit dem Schulrat (Herr Schönicke)
22.04.2009 Frühjahrsputz (Unterstützung in der Vorbereitung)
23.04.2009 Projektvorstellung PRO POTSDAM Erstellung des Flyers
24.04.2009 Familienfest HNC/SC Potsdam (Gespräche mit Bürgern über Befragung)
27.04.2009 Frau Lange (Bürgerhaus „Hohenstücken“)
28.04.2009 FH Potsdam: Vorstellung des Projektes (Prof. Buck)
29.04.2009 Besuch der „Jens-Nydahl-Grundschule“
Mai-Juli 2009 Konzepterstellung
auf Grundlage der Experteninterviews, statistischen Datenlage, Informationen durch Fachtagungen, Besuchen von Referenzobjekten
04.05.2009 Gespräch im MBJS (Frau Knauf, Herr Schönicke)
06.05.2009 Projektgruppe Bremerhaven (Begrüßung, Vorstellung des Stadtteils Drewitz)
07.05.2009 3. Informationsberatung Stadtteilschule
11.05.2009 RAK, Lokales Bündnis für Familie
14.05.2009 Fachtagung: „Gesunde Kinder und Familien“
15.05.2009 Gesundheitstag im HNC (Gespräche mit Bürgern über Befragung)
26.05.2009 Fachtagung im SGB II „Perspektiven für Alleinerziehende“
03.06.2009 BLIQ (Bewegtes Leben im Quartier) –Workshop
10.06.2009 Projektvorstellung im Haus der Generationen und Kulturen (Frau Wicklein, Frau Alter, Herr Kümmel)
11./12.06.2009 Tagung „Frühe Hilfen-Vertrauen aufbauen, Kontakt halten, Perspektiven entwickeln“
21.06.2009 Sommerfest Dorfkirche Alt-Drewitz (Gespräche mit Bürgern über Befragung)
22.06.2009 BLIQ, Lokales Bündnis für Familie
29.06.2009 Präsentation Wettbewerbsbeitrag Gartenstadt-Drewitz Quelle: Eigene Darstellung
Einleitend in das Thema Stadtteilschule Drewitz wird im Kapitel 2 der Stadtteil anhand statistischer
Daten charakterisiert. Um diese harten Fakten zu Drewitz zu ergänzen, folgt im Anschluss die
Beschreibung der Bewohnerschaft mithilfe von MOSAIC-Milieus®. In einem kurzen Fazit werden auf
Basis dieser Daten Schlussfolgerungen zur Lebenswelt der Drewitzer gezogen.
9 Charakteristik Drewitz
Im Kapitel 3 werden einige Ergebnisse der Expertenbefragung vorgestellt, wobei im Vorfeld auf die
Methode der Erhebung eingegangen wird. In diesem Kapitel zeichnen sich verschiedene Modelle
einer Stadtteilschule ab, die im nachfolgenden Kapitel konkretisiert werden. Am Ende des Kapitels 4
werden die angestrebten Ziele einer Stadtteilschule (Fenster 1: Ziele Stadtteilschule) mit den
Umsetzungsmöglichkeiten der Modelle III und IV verglichen. Aufgrund dieses Diskurses erfolgt im
Kapitel 5 die Darstellung der Stadtteilschulentwicklung als „Weg zur Stadtteilschule“. Innerhalb
dieser Wegbeschreibung werden auf flankierende sowie ergänzende Angebote eingegangen, die zu
einer positiven Stadtteilentwicklung beitragen können. Außerdem werden die nächsten Schritte in
Drewitz kurz erläutert.
Zum Abschluss werden im Kapitel 6 die wichtigsten Ergebnisse resümierend festgehalten.
2 Charakteristik Drewitz
2.1 Drewitz unter Betrachtung der statistischen Daten
Drewitz ist ein in industrieller Bauweise errichtetes Neubaugebiet am südöstlichen Rand der Stadt
Potsdam. Charakteristisch für das 37,7 ha große Wohngebiet sind die neun Quartiere mit offenen,
mäanderförmigen Wohnhöfen. Die breite Konrad-Wolf-Allee, die das gesamte Neubaugebiet
durchquert, teilt den Stadtteil in zwei Bereiche. Die Straßen und öffentlichen Plätze wurden unter
Bezugnahme auf die Potsdamer Filmgeschichte nach Filmkünstlern benannt. Die Fußgängerzone, die
parallel zur Konrad-Wolf-Allee verläuft, bezeichnet man als „Rolle“. In der begleitenden
fünfgeschossigen Wohnbebauung befindet sich eine Ladenzeile, die zurzeit nur noch punktuell als
solche genutzt wird.
Abbildung 2: Stadtteil Drewitz
Quelle: PRO POTSDAM, Gartenstadt Drewitz, Beitrag zum Wettbewerb, 2009, S.5.
10 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Geschichte
Der Bau des Wohngebiets begann 1986 in direkter Nähe des Dorfes Drewitz (Alt-Drewitz). Die Bauzeit
erstreckte sich über die Wende hinweg. 1991 wurde eine reduzierte Variante der ursprünglichen
städtebaulichen Planung fertig gestellt. Aus ökonomischen Gründen wurde ein Teil der seiner Zeit
geplanten öffentlichen Einrichtungen (v.a. zwei Jugendclubs, große Sporthalle, Stadthalle) nicht mehr
errichtet.
Drewitz und das angrenzende Wohngebiet Stern bilden gemeinsam eine Kulisse des Bund-Länder-
Programms „Soziale Stadt“. Mit dem Programm werden seit 1999 Stadtteile mit besonderem
Handlungsbedarf gefördert.
Wohnungen
Der Stadtteil ist durch fünfgeschossige Wohnhäuser der Wohnungsbauserie 70 geprägt. Im Vergleich
zu anderen Potsdamer Neubaugebieten gibt es hier große, für Familien attraktive Wohnungen. Für
Senioren stehen zwei Blöcke für „altengerechtes Wohnen“ zur Verfügung. Im Plattenbaugebiet
Drewitz befinden sich gegenwärtig 3.042 voll ausgestattete Wohnungen.5 In diesen wohnen
durchschnittlich 1,92 Einwohner auf 62,2m². Da der Wohnungsbestand des jüngsten Neubaugebietes
Potsdams zum größten Teil unsaniert ist, sind die Mieten vergleichsweise gering. Der aktuelle
Wohnungsleerstand liegt bei ca. 1%.6 Da es stadtweit einen Mangel an preiswerten Wohnraum gibt,
besteht in Drewitz keine Gefahr des Leerstands.
Abbildung 3: Siedlungsstruktur und Wohnungen in Drewitz
Quelle: PRO POTSDAM, Gartenstadt Drewitz, Beitrag zum Wettbewerb, 2009, S.4.
5 Alle Daten soweit nicht anders angegeben: Landeshauptstadt Potsdam, Bereich Statistik und Wahlen, Stand: 31.12.2007 bzw. 31.06.2008. 6 PRO POTSDAM, Gartenstadt Drewitz, Beitrag zum Wettbewerb, 2009, S.4.
11 Charakteristik Drewitz
Bewohnerstruktur
Im Wohngebiet leben derzeit 5.855 Einwohner. Das sind weniger als 4% der Potsdamer Bevölkerung.
Drewitz ist nicht nur dem Baualter nach das jüngste Plattenbaugebiet, es ist auch das jüngste Gebiet
hinsichtlich der Altersstruktur. Die Drewitzer sind durchschnittlich 38,6 Jahre alt, was unter dem
Potsdamer Durchschnittsalter liegt (41,8 Jahre). Dies begründet sich durch den hohen Anteil an
Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren (15,7%) an der Drewitzer Wohnbevölkerung (Potsdamer
Durchschnitt: 14,1%).
In 47,9% der Drewitzer Haushalte wachsen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre mit nur einem
Elternteil auf. Von 706 Mehrpersonenhaushalten mit Kindern gelten 338 als Einelternfamilien. Auch
dieser Wert liegt über dem Potsdamer Durchschnitt von 32,6%.
Drewitzer über 65 Jahre sind im Neubaugebiet deutlich unterrepräsentiert. Während Senioren in
Potsdam durchschnittlich einen Anteil von 19,6% darstellen, machen sie in Drewitz 14,1% der
Wohnbevölkerung aus.
Unter den Drewitzern zähen 7,4% als Bürger nichtdeutscher Herkunft. Das ist nach dem
Neubaugebiet Schlaatz (9,6%) der zweithöchste Anteil an Zuwanderern in einem Potsdamer Stadtteil.
Stadtweit sind 4,8% der Bevölkerung Bürger nichtdeutscher Herkunft. Die sozialen Träger vor Ort7
berichten, dass die Drewitzer Bewohnerschaft einen hohen Anteil an Spätaussiedlern aufweist, die
aufgrund der deutschen Staatsbürgerschaft nicht in den Statistiken erfasst werden8.
Bevölkerungsentwicklung
Das Neubaugebiet Drewitz verzeichnet seit der Fertigstellung einen starken Rückgang der
Bevölkerungszahl. Seit 1991 sank die Bevölkerung von 7.832 Einwohnern9 auf 5.855. Während 1999
noch durchschnittlich 2,37 Einwohner in einer Drewitzer Wohnungen lebten, waren es 2008
durchschnittlich 1,92 Einwohner. Der Wohnungsbestand hat sich in derselben Zeit von 2.900 auf
3.042 Wohneinheiten erhöht.
Die Bevölkerungsentwicklung ist durch hohe Fluktuationen geprägt. Einerseits sind starke
außerstädtische Wanderungsverluste zu verzeichnen, andererseits beeinflussen negative natürliche
Salden die Bevölkerungsentwicklung. Seit 2007 bildet sich erstmals ein deutlicher innerstädtischer
Wanderungsgewinn ab (Tabelle 2: Bevölkerungsbewegungen des Neubaugebiet Drewitz von 1998 bis
2007). Die starke Fluktuation erschwert die Stabilisierung und Integration der Nachbarschaften.
7 Ergebnis der Expertenbefragung „Stadtteilschule Drewitz“ 2009. 8 Landeshauptstadt Potsdam, Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“, 2008, S.22. 9 Landeshauptstadt Potsdam, Statistischer Informationsdienst, 2005, S.17.
12 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Tabelle 2: Bevölkerungsbewegungen des Neubaugebiet Drewitz von 1998 bis 2007
Natürlicher Saldo Außerstädtischer Saldo Innerstädtischer Saldo
Jahr Lebend-geborene
Gestorbene Wegzüge Zuzüge Wegzüge Zuzüge
1998 41 75 517 262 753 736
1999 48 62 389 186 676 727
2000 57 71 357 213 677 650
2001 44 67 378 269 594 589
2002 59 73 334 261 692 661
2003 69 84 285 268 514 549
2004 63 76 333 265 547 551
2005 57 60 293 261 516 513
2006 58 101 333 234 474 429
2007 56 89 291 220 471 519
negativer natürlicher Saldo
außerstädtische Wanderungsverluste
innerstädtische Wanderungsgewinne
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Landeshauptstadt Potsdam, Bereich Statistik und Wahlen, Stand: 31.12.2007.
Beschäftigung/Qualifizierung
In einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen 51,3% der Bürger im erwerbsfähigen
Alter. Im Vergleich zum Anteil der Beschäftigten in Potsdam (52,9%) liegt der Wert nur etwas unter
dem stadtweiten Durchschnitt. Im Neubaugebiet Drewitz sind 2008 12,4% der erwerbsfähigen
Bewohner als arbeitslos angegeben. Verglichen mit allen Potsdamer Stadtteilen ist das der
zweithöchste Anteil von Erwerbslosen nach dem Neubaugebiet Schlaatz (13,8%). Die
Arbeitslosenquote der Landeshauptstadt Potsdam beträgt 9,8%.
Der hohe Arbeitslosenanteil bildet sich auch in der Anzahl der Leistungsempfänger nach dem SGB II
ab. Arbeitslosengeld II beziehen 26,4% der Drewitzer (Potsdam gesamt: 11,2%). Nahezu ein Viertel
der Drewitzer erwerbsfähigen Leistungsbezieher (24,2%) ist unter 25 Jahre. Noch höher liegt der
Anteil der nicht erwerbsfähigen Hilfebedürftigen, die innerhalb der Bedarfsgemeinschaften
Transferleistungen nach dem SBG II beziehen (26,8%). Ein starkes Indiz für Kinderarmut (Fenster 2:
Kinderarmutsrisikogruppen) ist die Befreiung vom Eigenanteil beim Erwerb von Schulbüchern: Von
316 Schülern der Drewitzer Grundschule besaßen 2008 150 Schüler (47,5%) einen Anspruch auf diese
Leistung.10
10 Angabe des Fachbereichs Schule und Sport der Stadtverwaltung Potsdam, Stand: Mai 2008.
13 Charakteristik Drewitz
Aufgrund des hohen Anteils an Familien in Drewitz ist das verfügbare Pro-Kopf-Netto-Einkommen mit
607€ im Vergleich mit allen anderen Potsdamer Stadtteilen das niedrigste. Durchschnittlich liegt das
Pro-Kopf-Netto-Einkommen der Potsdamer bei 730€.11
Fenster 2: Kinderarmutsrisikogruppen
Demographische Variablen, sozialstrukturelle und ethnische Polarisierungen forcieren Armut von Kinder. Die Armutsrisikoquote der Alleinerziehenden in Deutschland (ca. 1,6 Millionen) bemisst sich mit 24% (BMAS 2008, S.82) und ist somit doppelt so hoch wie die allgemeine Armutsrisikoquote (ebd., S.87). Die Armutsgefährdung der Einelternfamilien ist umso größer, je mehr Kinder in einem Haushalt wohnen (BMGS 2005, S.78). Als weiterer Risikofaktor gilt fehlende zertifizierte Bildung. Die Bezieher der ehemaligen Sozialhilfe/HLU (laufende Hilfen zum Lebensunterhalt) besaßen häufig eine niedrigere schulische Bildung und 55% konnten keine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen (BMAS 2008, S.91). Im Sechsten Familienbericht, der sich speziell auf Familien ausländischer Herkunft in Deutschland konzentriert, wird darauf hingewiesen, dass diese Zuwandererfamilien ein annähernd doppelt so hohes Armutsrisiko besitzen als inländische Bürger (BMFSFJ 2000, S.15). Als letzte Risikogruppe werden Kinder, die in „Großstädten und sozial segregierten Quartieren“ (Holz 2006, S.4) aufwachsen eruiert. Die Lebensumstände, die Familien in diesen „abgekoppelten ‚Armutsinseln’“(ebd., S.25) zum Leben vorfinden, sind durch eine schlechte Infrastruktur geprägt und bergen somit erheblich belastende Sozialisationsbedingungen. Das Armutsrisiko korrespondiert in erheblichem Umfang mit Erwerbslosigkeit (BMGS 2005, S. XVII). Daneben existiert aber eine große Gruppe von erwerbstätigen Armen, deren Lohn nicht reicht, um einen gesicherten Wohlstand zu erwirtschaften. Die amerikanische Publizistin Ehrenreich prägt für diese Gruppe den Begriff: working poor – Armut trotz Arbeit (Klinger/König 2006, S. 108). Nach Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit bezogen 2006 über eine Million Bundesbürger ergänzendes Arbeitslosengeld II trotz einer Beschäftigung (ebd.). Deswegen existiert in Deutschland eine duale Armutsstruktur und diese zieht sich durch alle Armutsrisikogruppen.
Bildungsherkunft
Im Vergleich mit anderen Stadtteilen in Potsdam haben die Bewohner von Drewitz die niedrigsten
Bildungsabschlüsse. Laut der GEWOBA-Mieterbefragung12 verfügen nur 24% der Bevölkerung ab 18
Jahre über einen höheren Bildungsabschluss als den der 10. Klasse. Demnach erzielen 76% der
Drewitzer maximal einen Haupt- oder Realschulabschluss. Im Durchschnitt besitzen 38% der
Potsdamer ein Abitur bzw. einen Hochschulabschluss. Im Vergleich dazu haben besonders wenige
Drewitzer (10%) einen akademischen Abschluss.
Schule/Bildung
Im Stadtteil Drewitz befinden sich die städtische Grundschule „Am Priesterweg“ sowie das Schiller-
Gymnasium in privater Trägerschaft. Die frühkindliche Betreuung im Wohngebiet wird über vier freie
Träger von Kindertagesstätten gewährleistet.
Kita „Benjamin Blümchen“ mit integrierten Hort (Träger: Fröbel e.V. )
Kita „Märchenland“ mit integrierten Hort (Träger: Internationaler Bund)
11 GEWOBA, Mieter-Monitor, 2006, Folie 37. 12 Ebd., Folie 21.
14 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Kita „Storchennest“ mit integrierten Hort (Träger: Independent Living)
„Montessori Kinderhaus“ (Träger: Internationaler Bund; geringe Inanspruchnahme durch
Drewitzer).
Die Drewitzer Kindertagesstätten werden momentan von 409 Kindern besucht. In drei der
aufgelisteten Kindertagesstätten beanspruchen 167 Grundschüler am Nachmittag und in den Ferien
den integrierten Hort. Der Kinderclub „Junior“ des SC Potsdams bietet eine Alternative für die
Nachmittags- und Ferienbetreuung der Grundschüler. Seit September 2008 übernimmt das
christliche Kinder- und Jugendwerk e.V. mit dem Kinderprojekt „Die Arche“ weitere Aufgaben in der
Kinderbetreuung der Grundschüler13 (Abbildung 4: Soziale und Bildungseinrichtungen in Drewitz).
Gesundheit und sonstige soziale Infrastruktur
Für die Gesundheit der Anwohner bieten zwei Allgemeinmediziner, fünf Fachärzte (je zwei Kinder-
und Frauenärzte und ein Facharzt der Inneren Medizin) sowie drei Zahnärzte ihre Dienste an. Die
weitere medizinische Versorgung wird durch mehrere Physiotherapeuten sowie jeweils einer
Logopädie- und Ergotherapiepraxis abgedeckt. Im Havel-Nuthe-Center befindet sich eine Apotheke.
Soziale Dienstleistungen für die Bewohner sind nur vereinzelt im Neubaugebiet vorhanden. Den
Kindern stehen in Drewitz vier Kinderspielplätze zur Verfügung. Im September 2009 hat sich das
Angebot für die unter 3jährigen um eine Eltern-Kind-Gruppe „drEKidZ“ erweitert. Der ortsansässige
Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ setzt sich für ein gutnachbarschaftliches Zusammenleben der
Potsdamer ein. Auch eine Geschäftsstelle der GEWOBA, die zudem soziale Beratungen bei
drohendem Wohnungsverlust anbietet, befindet sich in der Konrad-Wolf-Allee („Rolle“). Die einzige
Potsdamer Gemeindepsychiatrische Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit psychischen
Erkrankungen sowie deren Angehörige (i-Punkt) hat seit 2003 seinen Sitz im Neubaugebiet Drewitz.
Seit 2008 bietet die URANIA Schulhaus GmbH kostenlose Arbeitsmarktinformationen sowie
Qualifikationen und Beratungen für Frauen an (Aqua B). Seit mehreren Jahren ist die AWO
Jugendhilfe Potsdam gGmbH - Flexible Hilfen in Drewitz und im Umland aktiv. Sie unterstützt im
Auftrag des Jugendamtes Familien in schwierigen Lebenssituationen.
Ergänzt wird die soziale Infrastruktur durch Dienstleistungen für Senioren. Im Drewitzer Norden
befindet sich der Wohnpark „Leben in der Gemeinschaft“, zu dem Senioren-Wohnen und ein
Seniorenpflegezentrum gehören. Zudem hat sich in der Asta-Nielsen-Straße eine
Seniorenbegegnungsstätte „Wir für uns“ - Verein zur Förderung des Zusammenlebens e.V. etabliert.
13 Eine Übersicht der Bildungs- und Sozialeinrichtungen bietet die Stadtteilzeitung „SternDrewitz“, Ausgabe 21. Potsdam, September 2008.
15 Charakteristik Drewitz
Innerhalb dieses Vereins trifft sich der Zirkel „Zeitzeugen“ des Seniorenbeirates. Ein ambulanter
Pflegedienst hat seinen Sitz in Drewitz.
Abbildung 4: Soziale und Bildungseinrichtungen in Drewitz nach Zielgruppen
Quelle: Eigene Darstellung
Alltagsversorgung
Für den täglichen Bedarf sind die gebietseigenen Einzelhandels- und Dienstleistungseinrichtungen
des Havel-Nuthe-Centers im Norden des Stadtteils geeignet. Im Süden von Drewitz gibt es einen
weiteren größeren Supermarkt, der seine Schließung angekündigt hat. Die einst als Ladenkette
geplante „Rolle“ erfüllt nur noch marginal diesen Zweck. Auch der Ernst-Busch-Platz, der als
öffentlicher Marktplatz weitere Angebote des täglichen Bedarfs offerieren sollte, bleibt
weitestgehend ungenutzt.
Im angrenzenden Gewerbegebiet befinden sich das Stern-Center und ein großes Möbelhaus, die
durch ihre stark diversifizierte Angebotspalette als Einkaufszentren überregional ausstrahlen. In der
GEWOBA-Mieterbefragung wurde deutlich, dass die Drewitzer Bevölkerung mit den
Einkaufsmöglichkeiten überdurchschnittlich zufrieden ist. Trotz der größeren Gruppe der Zuwanderer
und Aussiedler gibt es in Drewitz keinen ethnisch spezialisierten Einzelhandel.
0
1
2
3
4
5
6
7
Zielgruppen nach Alter in Jahren
Anzahl sozialer Einrichtungen
nicht berücksichtigt: Angebote werden nicht oder wenig von Drewitzer genutzt
Schiller Gymnasium
Montessori Kinderhaus
stadtteilübergreifendes Angebot
I-Punkt
AWO Flexible Hilfen v.a. konzeptionelle Arbeit
Soziale Stadt Potsdam e.V.
16 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Abbildung 5: Ernst-Busch-Platz, "Rolle"
Quelle: http://www.gartenstadt-drewitz.de/media/Stadtraum/012.jpg
Jugendhilfe
Im Jahr 2008 gingen nach Aussage des Potsdamer Jugendamtes für den Stadtteil Drewitz eine
Vielzahl an Meldungen aufgrund des Verdachts der Kindeswohlgefährdung nach dem §8a KJHG im
Jugendamt ein. Da Potsdam in drei Regionalräume14 aufgeteilt ist und diese unterschiedlichen Teams
des Jugendamtes zugeteilt sind, werden im Folgenden die Fallzahlen der gemeldeten
Kindeswohlgefährdungen sowie der Hilfen zur Erziehung mit dem zuständigen Regionalraum in
Relation gesetzt. Die Bevölkerung von Drewitz umfasst 14% des Regionalraums 2, wobei sämtliche
aufgelisteten Stadtteile eine durchschnittliche Anzahl an Familien aufweisen.
14 Drewitz gehört in den Regionalraum 2, der sich aus dem Sozialräume IV (Babelsberg, Zentrum/Ost) und V (Am Stern, Neu- und Alt-Drewitz, Kirchsteigfeld) zusammensetzt.
17 Charakteristik Drewitz
Abbildung 6: Anteil der Bevölkerung im Regionalraum 2
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Landeshauptstadt Potsdam, Bereich Statistik und Wahlen, Stand: 31.06.2008.
Die vom Regionalteam 2 veranlassten Hilfen zur Erziehung nach §27 KJHG in Drewitzer Familien
nehmen bereits 28% der gesamten Fälle des zuständigen Jugendamtes ein.
Abbildung 7: Hilfen zur Erziehung §27 KJHG im Regionalraum 2
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Landeshauptstadt Potsdam, nach Aussage des Jugendamtes für den Zeitraum Anfang Januar bis Ende Dezember 2008.
Noch deutlicher wird die bedenkliche Situation in Drewitzer Familien, wenn die bearbeiteten Fälle
der Kindeswohlgefährdung berücksichtigt werden.15 33% der Meldungen, die das zuständige
Regionalteam 2 bearbeitete, stammen aus Drewitz. Dieser Wert verweist auf einen dringenden
Handlungsbedarf.
15 Meldungen von außen wurden von freien Jugendhilfeträgern, Kindertagesstätten, Schulen, Ärzte, Nachbarn und weiteren getätigt.
Babelsberg 44%
Zentrum/ Ost 6%
Stern 22%
Neubaugebiet Drewitz
14%
Alt-Drewitz 3%
Kirchsteigfeld 11%
28%
72%
Neubaugebiet Drewitz
Restlicher Regionalraum2
18 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Abbildung 8: Gemeldete Kindeswohlgefährdungen §8a KJHG im Regionalraum 2
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Landeshauptstadt Potsdam, nach Aussage des Jugendamtes für den Zeitraum Anfang Januar bis Ende Dezember 2008.
Frühförderbedarf bei Kindern
Anhand der Angaben der Schuleingangsuntersuchungen können Aussagen über die gesundheitliche
Situation der Kinder des Stadtteils getroffen werden. Für das Schuljahr 2008/2009 wurde für 21,9%
der Einschüler ein Förderbedarf attestiert. Im Potsdamer Durchschnitt weisen nur 8,6% der
Einschüler einen Förderbedarf auf. Von den Einschülern des Schuljahres 2009/2010 erhalten nach
Aussage der Schulleitung 25% sonderpädagogische und 16,6% logopädische Förderung. 12,3% der
Kinder, die sich für den Besuch der Schule angemeldet hatten, wurden aufgrund des Ergebnisses der
Schuleingangsuntersuchung vom Schulbesuch zurückgestellt. Dieser hohe Anteil an Kindern, die im
Einzugsgebiet der Grundschule 20 aufwachsen und nicht als schultauglich gelten, stellt ein
alarmierendes Signal für die schlechte gesundheitliche und soziale Situation der Drewitzer Kinder
dar.
Allgemeine Mieterzufriedenheit
Die GEWOBA-Mieterbefragung16 erhebt die Einschätzung des gegenwärtigen Lebensstandards der
Mieterhaushalte. Die Drewitzer schätzen zu 38% den Lebensstandard als sehr oder ziemlich schlecht
ein und äußern sich im Vergleich zu den anderen GEWOBA-Mietern (27%) am unzufriedensten. Nur
35% der Drewitzer (Potsdam gesamt: 46%), bezeichnen das momentane Existenzniveau als ziemlich
oder sehr gut.
16 Die folgenden Daten sind aus der folgenden Quelle entnommen: GEWOBA, Mieter-Monitor, 2006.
33%
67%
Neubaugebiet Drewitz
Restlicher Regionalraum2
19 Charakteristik Drewitz
Exakt 50% der Drewitzer GEWOBA-Mieter sind 2006 teilweise, ziemlich oder sehr unzufrieden mit
ihrer Wohnsituation. Dabei kritisieren sie vor allem die Mieterstruktur und die den Zustand des
Wohnumfeldes. Wenn die Drewitzer Verbesserungswünsche äußern, zählen sie besonders die
Gestaltung der Grünanlagen und die Straßenreinigung auf. Auffällig ist das mangelnde
Sicherheitsempfinden, das vor allem mit mutwilliger Verschmutzung, Vandalismus, alkoholisierten
Personen in der Öffentlichkeit und der Lärmbelästigung erklärt wird. Auch die schlechte Beleuchtung
der Straßen, Einbrüche und Ausländerfeindlichkeit werden als Ursache des Unsicherheitsgefühls
benannt. Als Änderungsmaßnahme fordern die Mieter besonders häufig die Verbesserung der
sozialen Strukturen. Die Mieter bemängeln eine Verschlechterung der Mieterstruktur in den Häusern
sowie im Wohngebiet. Vor allem der Zuzug von Zuwanderern, sozial Schwächeren und jungen
Mietern wird kritisiert.
Aus der GEWOBA-Mieterbefragung geht hervor, dass das Eigen-Image sowie das antizipierte
Fremdimage17 von Drewitz insgesamt am zweitschlechtesten bewertet und nur etwas besser als das
Wohngebiet Am Schlaatz eingeschätzt wird.
Abbildung 9: Drewitzer Impressionen
Quelle: http://www.gartenstadt-drewitz.de/media/2008/004.jpg (links); http://www.gartenstadt-
drewitz.de/media/2008/007.jpg (rechts)
17 In der GEWOBA- Mieterbefragung wurde das antizipierte Fremdimage wie folgt erfragt: „Wie wird nach Ihren Erfahrungen Ihr Wohngebiet von Personen beurteilt, die in anderen Gegenden der Stand wohnen?“ Zitiert nach: GEWOBA, Mieter-Monitor, 2006, Folie 284.
20 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
2.2 Drewitz unter Betrachtung der MOSAIC-Milieus®
Seit mehr als dreißig Jahren wird in der sozialwissenschaftlichen Forschung mit Milieus gearbeitet.
Die in Milieus zusammengefassten Gruppen, die eine Sozialstruktur im Milieumodell ergeben, weisen
eine ähnliche Lebensgestaltung und Lebensauffassung auf. Bei der Analyse der Menschen werden
drei Hauptdimensionen besonders fokussiert: die soziale Lage (Einkommen, Bildung, Beruf, Alter), die
Werte (Kognitionen, Einstellungen) und der Lebensstil (Routinen, Gewohnheiten). Das
Forschungsunternehmen „Sinus Sociovision“ legte 2001 das Modell der Sinus-Milieus® vor. Darin
werden die folgenden zehn Milieus unterschieden.
Abbildung 10: Sinus Milieus® 2009
Quelle: http://www.sociovision.de/loesungen/sinus-milieus.html
Das Unternehmen „microm-Consumer Marketing“, das microgeographische Marktsegmentierung
durchführt, um ein ganzheitliches Bild über die Lebenswelt der Konsumenten darzustellen, hat
anhand unterschiedlicher Datenquellen (z.B. Statistische Ämter, Kreditinstitute,
Wirtschaftsunternehmen) eine Vielzahl an Vergleichsmerkmalen gewonnen.18 Zur Abbildung und
Strukturierung nutzen sie eine lizenzierte Adaption der Sinus-Milieus®.
18 Microm-Consumer Marketing, Profile microgeographischer Daten in dem PLZ-Gebiet 14480, 2009, Folie 5.
21 Charakteristik Drewitz
Anhand des Materials, das von „microm-Consumer Marketing“ ausgewertet wurde19, treten in
Drewitz vor allem vier Milieus verstärkt auf (Abbildung 11: MOSAIC Milieus® Drewitz). Diese
Gruppierungen sind der unteren Mittelschicht bzw. Unterschicht (Konsum-Materialisten und
Hedonisten) sowie der mittleren bis unteren Mittelschicht zu zuordnen (Experimentalisten und DDR-
Nostalgischen). Anhand dieser weichen Daten kann neben den harten statistischen Fakten ein
Überblick über die Lebenswelt der Drewitzer Bewohnerschaft gewonnen werden.
Abbildung 11: MOSAIC Milieus® Drewitz
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an microm-Consumer Marketing, Profile microgeographischer Daten in dem PLZ-Gebiet 14480, 2009, Folie 13.
DDR-Nostalgischen
Die DDR-Nostalgischen, die allein ein Viertel der Bewohner in den neuen Bundesländern ausmachen,
sehen sich als Wendeverlierer, die eine pessimistische Einstellung zur Gegenwart und verklärte
Wahrnehmung der sozialistischen Vergangenheit in sich vereinen. Der Schwerpunkt dieses Milieus
liegt bei den über 45jährigen mit einfacher bis mittlerer Bildung. Leicht überrepräsentiert in dieser
Gruppe sind Hochschulabschlüsse. Während sie vor der Wende erfolgreich ins Arbeitsleben integriert
waren, sind sie heute entweder erwerbslos oder üben eine einfache Tätigkeit aus, für die sie
teilweise überqualifiziert sind. Die DDR-Nostalgischen erzielen durchschnittlich ein kleines bis
mittleres Einkommen, wobei ein hoher Anteil Altersübergangsgeld und Rente bezieht. Teilweise
demonstrativ wird ein einfaches Leben geführt, dass auf die Familie und Freunde ausgerichtet ist. Die
Vertreter dieses Milieus nutzen weniger die modernen Dienstleistungen, sondern gestalten ihre
Freizeit gerne mit Heimwerken oder mit zivilgesellschaftlichem Engagement (Lokalpolitik,
19 Die ausführliche Auswertung dazu erfolgt im September 2009 von microm-Consumer Marketing.
DDR-Nostalgischen
Konsum-Materialisten
Hedonisten
Experimentalisten
22 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Vereinsleben). Aufgrund ihrer sozialistischen Sozialisation wird Prestigekonsum als kapitalistische
Unart abgelehnt und finanzielle Ausgaben auf das Notwendigste beschränkt.20
Konsum-Materialisten
Für die Konsum-Materialisten sind ein hoher Arbeitslosenanteil und ein niedriges Bildungskapital
(meist Haupt- oder Volksschulabschluss, teilweise ohne Berufsbildung) kennzeichnend. Dadurch sind
ihre beruflichen Chancen sehr eingeschränkt. Der Altersaufbau entspricht dem der Grundgesamtheit
mit einer breiten Altersstreuung bis zu 60 Jahren.21 Viele benachteiligende soziale Faktoren treffen
aufeinander (überdurchschnittlich viele unvollständige Familien, Krankheiten). Frühe Elternschaften
und Kinderreichtum sind für Konsum-Materialisten charakteristisch.
Dieses Milieu drückt sich durch einen prestigeorientierten, stilistisch übertriebenen Konsumstil und
einen intensiven Medien- und Genussmittelkonsum aus.22 Den konsumorientierten Lebensstil weiten
sie auf die Kinder aus und interpretieren ihn als persönliche Zuwendung bzw. Opferbereitschaft.23 Die
Eltern verdrängen Defizite des Kindes, z.B. Legasthenie oder ADHS und ignorieren sozialpädagogische
Hilfen.24 Bildung wird aufgrund der kognitiven sowie der finanziellen Grenzen nicht kanalisiert. So
erfolgt eine „intergenerationelle Weitergabe von Benachteiligung“.25 Die Konsum-Materialisten
erfüllen die Versorgungsfunktion entsprechend ihren Möglichkeiten, die sich durch finanzielle und
soziale Benachteiligungen beschränkter gestalten.
Hedonisten
Die Hedonisten sind deutlich jünger, der Altersschwerpunkt liegt unter 30 Jahre. Über ein Viertel der
Angehörigen besitzen noch kein eigenes Einkommen, weshalb sie durchschnittlich über begrenzte
finanzielle Mittel verfügen und zur einkommensschwachen Gesellschaftsschicht zählen. Die
Milieugruppe der Hedonisten umfasst überwiegend einfache bzw. mittlere Angestellte oder
Handwerker sowie Freiberufler. Insgesamt besitzen sie mehr Bildungskapital als die Konsum-
Materialisten. In dieser Gruppe befinden sich viele allein erziehende Mütter.26 Dem Namen nach
zeichnen sich die Angehörigen dieser Gruppe durch eine starke Freiheits- und Freizeitorientierung
sowie einem großen Selbstverwirklichungswillen aus. Die Kinder dieser Milieuangehörigen erhalten
schnell viele Freiheiten und Verantwortung für ihre Handlungen, was als große Ambivalenz in der
20 Die Daten über das Milieu der DDR-Nostalgischen stammen aus der folgenden Quelle. http://www.sinus-sociovision.de/2/bf-2-3.htm 21 Merkel/Wippermann, Eltern unter Druck, 2008, S.162. 22 Ebd., S.163. 23 Ebd., S.175f. 24 Ebd., S.180. 25 Ebd., S.180. 26 Ebd., S.43.
23 Charakteristik Drewitz
Eltern-Kind-Beziehung beschrieben wird. Ähnlich wie die Konsum-Materialisten praktizieren die
Hedonisten einen hohen Medienkonsum, den sie nicht kritisch reflektieren und kontrollieren,
sondern als gemeinsame Beschäftigung verstehen und vorleben.27
Experimentalisten
Die Experimentalisten repräsentieren ein noch relativ junges Milieu, wozu ebenfalls viele
Alleinerziehende zählen. Als Ressource erweisen sich die deutlich höheren Bildungsabschlüsse,
wobei sich noch ein Viertel der Angehörigen in Ausbildung oder im Studium befindet. Ein Siebtel der
Experimentalisten erwirtschaften kein eigenes Gehalt und ein Drittel verfügt über weniger als 750€
Nettoeinkommen.28 Das Milieu zählt aufgrund vielfältiger Ressourcen nicht zur unteren sozialen
Lage.29 Die Experimentalisten weisen neben den protektiven Variablen, wie z.B. Bildung oder soziales
Netzwerk auch Risikofaktoren, wie z.B. niedriges Alter oder unvollendete Bildungsabschlüsse auf.
Fenster 3: Protektive Faktoren/Resilienz
Protektive Faktoren lassen sich unterscheiden in Faktoren, die im Kind selbst (z.B. ausgeprägtes Selbstwertgefühl, günstige Temperamentseigenschaften), in der Familie (z.B. starker Familienzusammenhalt, gute elterliche Beziehung) und solche, die mit günstigen äußeren Einflüssen zusammenhängen (Steinhausen 2006, S.47; Remschmidt 2005, S.27ff). Personengebundenes Merkmal der Protektivität wird als Resilienz bezeichnet, die den Erwerb und/oder die Verfügbarkeit von Bewältigungskompetenz umfasst und sich alters-, situations- und lebensbereichsspezifisch entfaltet (Steinhausen 2006, S.48). Resilientes Verhalten bedeutet nicht, verhaltensunauffällig zu sein. Entscheidend ist die nachweislich seelische Gesundheit (Lösel & Bender 1999, S.40) und der Besitz von Widerstandskraft (Werber 1999, S.25). Resilienz ist kein angeborenes Charakteristikum eines Kindes, sondern eine, im Prozess der kindlichen Entwicklung erworbene Kompetenz, die sich durch eine intensive Interaktion zwischen Kind und Umwelt gebildet hat (Wustmann 2005, S.195). Resilienzen resultieren aus schützenden und risikomindernden Ressourcen (protektive Faktoren) innerhalb und außerhalb des Kindes (ebd., S.194). Des Weiteren besteht eine dichotome Beziehung zwischen diesen protektiven Faktoren, da das Nichtvorhandensein gleichsam wieder ein Risiko für das Kind bedeutet. Wenn es für ein Kind signifikant positiv ist, eine feste Bezugsperson im nahen Umfeld zu besitzen, dann ist das Fehlen dieser quasi ein Risikofaktor für die gesunde Entwicklung des Kindes (Lösel & Bender 1999, S.41). Statt zu versuchen, lediglich risikoerhöhende Bedingungen zu reduzieren, sollten gezielt risikomildernde Bedingungen verbessert oder gefördert werden (Scheithauer, Rosenbach & Niebank 2008, S.45).
Die Experimentalisten orientieren sich einerseits an einem modernen Konsumstil und üben
andererseits eine gesellschaftliche Protesthaltung aus.30 Obwohl sie eine tolerante und lockere
Grundhaltung besitzen, verstärkt sich ein Gefühl der Ernüchterung, Chancenlosigkeit und
Frustration.31 Die Experimentalisten gehen verantwortungsvoll mit der Gestaltung der Zukunft um.
Einerseits planen sie ihre berufliche Karriere, andererseits orientiert sich der meist neue,
kinderreiche Freundeskreis an den Bedürfnissen der Kinder.32 Dieses Netzwerk erweist sich als eine
27 Ebd., S.218. 28 Ebd., S.183. 29 Ebd., S.182. 30 Ebd., S.184. 31 Ebd., S.182. 32 Ebd., S.186f.
24 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
protektive Ressource für das Kind. Im Unterschied zu den Hedonisten trauern die Experimentalisten
nicht sehnsüchtig ihrer ehemaligen Freiheit nach, sondern sehen vordergründig die Familie als
positiven Lebensabschnitt.33 Durch das eigene Interesse z.B. an künstlerischen Projekten, verspüren
sie den Wunsch, die Kreativität des Kindes durch Bildungsangebote (z.B. musikalische Früherziehung)
zu schulen. Sie können sich diese Förderung aber finanziell häufig nicht leisten, was die erlebte
Frustration erklären könnte.34 Außerdem erfahren sie, dass ihre alternativen, aufgeklärten
Bildungsaspirationen aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel schwer umzusetzen sind.35 Da sich
die Experimentalisten nicht sozial isolieren, sondern im öffentlichen Raum bewegen, wird der von
ihnen erzeugte Kinderlärm von anderen Personen ablehnend bewertet.36 Durch solche Erfahrungen
konstatiert und kritisiert dieses Milieu eine kinderfeindliche Stimmung der Gesellschaft.
2.3 Zusammenfassung – Lebenssituation in Drewitz
Durch die Auswertung der unterschiedlichen Daten lassen sich viele Schlüsse über die Drewitzer
Bewohnerschaft ziehen. Drewitz besteht aus einer eher jungen Bevölkerung mit vielen Kindern, die
allerdings häufig nur mit einem Elternteil aufwachsen. Die geringen Erwerbseinkommen müssen auf
mehrere Personen im Haushalt aufgeteilt werden, wodurch oft eine finanziell bedrohliche Situation
für den Einzelnen oder die Familie entstehen kann. Vor allem die hohe (relative) Armut unter den
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein alarmierendes Zeichen für die
Problembelastung innerhalb des Stadtteils. Obwohl viele Drewitzer einer Erwerbstätigkeit
nachgehen, sind sie auf zusätzliche Transferleistungen angewiesen.
Nach dem Wohngebiet „Am Schlaatz“ lebt in Drewitz der größte Anteil an Zuwanderern. Für diese
Personengruppe existiert zwar seit Anfang des Jahres eine Migrations-Erstberatung in der
Grundschule 20, aber weitere Angebote sind im Stadtteil noch nicht vorhanden. Als Stärke kann die
gute Versorgung mit Kindertageseinrichtungen bewertet werden. Allerdings können diese
Einrichtungen keine täglichen Aktivitäten mit der Familie forcieren, wie beispielsweise ein
Familienzentrum oder Eltern-Kind-Zentrum. Die Dienstleistungen für (pflegebedürftige) Senioren sind
dem Bedarf angemessen ausgeprägt, wobei darauf hingewiesen sein soll, dass für „rüstige“ Rentner
Angebote fehlen. Insgesamt bietet Drewitz keine Angebotsstruktur für weitere Zielgruppen
(Jugendliche, Erwachsene, Zuwanderer, „rüstige“ Senioren), die zur Verbesserung der Wohn- und
Lebensqualität im Stadtteil beitragen könnte.
Die mit dem Regionalraum verglichene Anzahl an gemeldeten Kindeswohlgefährdungen und
tatsächlichen sozialpädagogischen Hilfen zur Erziehung stellen ein Indiz für die dramatische Situation
33 Ebd., S.187. 34 Ebd., S.188. 35 Ebd., S.201. 36 Ebd., S.198.
25 Charakteristik Drewitz
innerhalb vieler Familien dar. Viele Vor- und Einschüler weisen Entwicklungsdefizite auf, die weit
über dem Potsdamer Durchschnitt liegen. Der Artikel 29 „Recht auf Bildung“ (Absatz 3) der
Brandenburgischen Landesverfassung weist darauf hin, dass sozial Benachteiligte besonders zu
fördern sind.37 Demnach sind präventive Angebote im Stadtteil erforderlich, um die
Chancenungleichheit abzubauen. Insofern ist zu konstatieren, dass ein zentraler Schwerpunkt der
Stadtteilarbeit in der Arbeit mit den Familien und in dem Aufbau von protektiven Ressourcen für das
Kind liegen muss.
In der GEWOBA-Mieterbefragung wird das mangelnde Sicherheitsgefühl und die soziale bzw.
Mieterstruktur bemängelt. Um miteinander in Kontakt zu kommen und über nachbarschaftliche
Probleme zu sprechen, fehlt ein Ort der Begegnung für die Bewohner.
Die statistischen Werte zur Bewohnerschaft spiegeln sich in der Beschreibung der Drewitzer
Milieugruppen (Alter, Bildung, Haushaltsform) wider. Von den insgesamt zehn verschiedenen
Milieugruppen treten in Drewitz vier häufiger auf. Diese Milieus verfügen nicht nur über
unterschiedliche Ressourcen, sondern benötigen verschiedene Handlungsansätze. Die Konsum-
Materialisten und Hedonisten weisen Probleme mit dem materiellen und medialen Konsum auf und
zeigen Defizite in der Versorgung und Erziehung ihrer Kinder. Hierbei sind, vor allem unter
Betrachtung der intergenerationalen Weitergabe von Armut, neben Beratungsangeboten auch
familienergänzende Dienstleistungen, Präventions- und Fördermaßnahmen notwendig. Für die
Experimentalisten, die ein großes Interesse an sozialen Netzwerken kennzeichnet und denen
aufgrund der Bildung bessere Ressourcen zur Verfügung stehen, sollten kulturelle und
bildungsbezogenen Angebote geschaffen werden, um die sozialen Netzwerke zu stärken. In diesen
drei Milieus deutlich, dass kostengünstige Angebote aufgrund der finanziell schwächeren
Ausgangslage notwendig sind.
Die DDR-Nostalgischen charakterisieren eine ältere Personengruppe. Für diese Bewohner müssen
Räume geschaffen werden, in denen sie sich zivilgesellschaftlich engagieren (z.B. in Vereinen oder
Initiativen) und ihren Freizeitaktivitäten nachgehen können (Gartenarbeit, Handwerk). Diese
Personengruppe ist besonders für den Ansatz des community gardening im Rahmen der
Stadtteilveränderung zur Gartenstadt Drewitz (Kapitel 5.8.1 Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt
Drewitz“) interessant.
37 Verfassung des Landes Brandenburg, 1992.
26 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
3 Auswertung Experteninterviews Die Grundlage des Konzeptes bilden leitfadenorientierte Interviews mit verschiedenen Experten aus
Potsdam, von denen viele direkt in Drewitz oder im Sozialraum V tätig sind. Die Auswahl der
Experten erfolgte nach folgenden Kriterien:
Abbildung 12: Kriterien der Expertenauswahl
Quelle: Eigene Darstellung
Mit der Befragung wurden zwei konkrete Ziele verfolgt. Einerseits sollte ermittelt werden, wie die
Experten die allgemeine Situation und die Probleme des Stadtteiles Drewitz bewerten und
andererseits, was sich die Interviewpartner unter einer Stadtteilschule vorstellen. Um eine gute
Vergleichbarkeit der Antworten zu gewährleisten, wurden den Experten die identischen Fragen im
Interview gestellt (Kapitel 7.1 Interview-Leitfaden). Hierbei handelt es sich um offene Fragen, die von
den Experten frei zu beantworten waren. Insgesamt konnten 41 Interviews ausgewertet werden. Die
Vielzahl an qualitativen Daten dieser Untersuchung wurde gebündelt und in Kategorien
zusammengefasst, um sie in einem nächsten Schritt quantitativ auswerten zu können. Zur Abbildung
von Tendenzen wurde die Darstellung in Häufigkeits- sowie Kreuztabellen gewählt. Auf die
Ergebnisse dieser Untersuchung wird im Folgenden konkreter eingegangen.
3.1 Bewertung des Stadtteils
Eine der ersten Fragen im Interview beschäftigt sich mit der Einschätzung der allgemeinen Situation
bzw. der Lebensbedingungen der Drewitzer Bevölkerung durch die Experten. Diese Fragestellung
filtert heraus, wie gut der Experte mit der Problemlage in Drewitz vertraut ist. Die folgende Tabelle
gibt wider, dass 80% der Experten die allgemeine Situation der Drewitzer Bevölkerung als
problematisch wahrnehmen.
• Akteure aus Drewitz/ Sozialraum V
• Politik
• Stadtverwaltung
enger Kontakt mit den Menschen vor Ort
• Akteure aus Drewitz/ Sozialraum V
• Politik
• Stadtverwaltung
umfangreiches Wissen über den Stadtteil
• Akteure aus Sozialraum V/ Potsdam ähnliche Institution in anderen
Stadtteilen
• Akteure aus Drewitz/ Sozialraum V/ Potsdam
• Stadtverwaltung zielgruppenspezifische Arbeit
• Akteure aus Drewitz/ Sozialraum V/ Potsdam
• Wissenschaftler
• Stadtverwaltung
Ansprechpartner für Quartiersmanagement,
Gemeinwesenarbeit
27 Auswertung Experteninterviews
Tabelle 3: Allgemeine Situation der Drewitzer Bevölkerung
Wie schätzen Sie die allgemeine Situation der Drewitzer ein?
Häufigkeit Prozent
Gültig Probleme werden wahrgenommen 33 80,5
Probleme werden nicht wahrgenommen 5 12,2
Gesamt 38 92,7
Fehlend keine Angaben 3 7,3
Gesamt 41 100,0 Quelle: Eigene Darstellung
Eine weitere Frage in diesem Zusammenhang dient der Analyse der Stärken sowie Schwächen von
Drewitz. Als Stärken werden die großen und im Vergleich zu Gesamt-Potsdam günstigen Wohnungen,
die gute Infrastruktur durch die ÖPNV-Anbindungen und die Alltagsversorgung sowie das Potential
für Veränderungen benannt. Die Experten kritisieren die allgemeine Situation der Drewitzer
Bevölkerung, insbesondere die fehlenden Angebote, die fehlende Durchmischung und das
Wohnumfeld/Wohnsituation. Auffallend bei der Betrachtung der Angebote ist, dass diese als Stärke
sowie als Schwäche bezeichnet werden. Das resultiert daraus, dass die gute Ausstattung an
Kindertagesstätten und Einrichtungen für Senioren als positiv bewertet werden, während
familienorientierte Einrichtungen und Angebote für Jugendliche fehlen.38
Tabelle 4: Stärken-Schwächen-Analyse
Stärken Häufigkeit Schwächen Häufigkeit
Wohnungen (Größe, Mietpreis) 19 Lebenssituation 19
Potential für Veränderungen 16 fehlende soziale Durchmischung 13
gute Infrastruktur 14 fehlende Angebote 13
junge Bevölkerung 11 Wohnumfeld/Wohnsituation 13
vorhandene Angebote 9 Konkurrenz unter den Akteuren 11
Zusammenhalt der Familien 4 Image/Stigmatisierung 10
soziale Isolation 8
Quelle: Eigene Darstellung
Vor allem die sozialen Akteure vor Ort, die im täglichen Kontakt mit den Drewitzer stehen, verweisen
auf die große Hemmschwelle der Bewohner, den Stadtteil zu verlassen und Angebote im Sozialraum
zu nutzen. Begründet wurde dieses Verhalten mit sozialen Ängsten und fehlender Mobilität aufgrund
von geringen finanziellen Mitteln sowie unzureichendem Wissen über Angebote. Diese
Schwellenängste als Merkmal der sozialen Isolation sind charakteristisch für segregierte soziale
Brennpunkte.
38 Landeshauptstadt Potsdam, Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“, 2008, S.41.
28 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Fenster 4: Soziale Isolation
Aufgrund der relativen Armut, die sich durch eine geringe Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben ausdrückt, nimmt die Qualität und Quantität der sozialen Kontakte der Betroffenen ab (Mogge-Grothjahn 2008, S.358). Qualitativ betrachtet beschränken sich die wenigen verbleibenden sozialen Kontakte auf Menschen in der gleichen Lebenslage, demselben Milieu bzw. Viertel. Keller (1999, S. 128) verweist darauf, dass benachteiligte Bewohner in segregierten Stadtteilen ihre Weltsicht tendenziell auf das Universum des Viertels einengen. Diese Eingrenzung verfestigt zusätzlich die deprivierte Lebenslage, da protektive Ressourcen, die sozial, finanziell und moralisch unterstützend wirken, fehlen. Das heißt für die Gruppe der sozial Schwächeren ist die nähere Wohnumgebung für die Alltagsbewältigung von erheblicher Bedeutung. Quantitativ verringern sich die sozialen Beziehungen und Netzwerke deutlich, vor allem da sie selten über Kontakte außerhalb ihres Quartiers verfügen bzw. diese kaum pflegen (Farwick 2001, S.18). Zusätzlich erschwert die hohe Anonymität in Großraumsiedlungen die Entstehung von sozialen Netzwerken (Keller 1999, S.107). Farwick (2001, S.18.) betont, dass Armut keine soziale Ausgrenzung forcieren muss, aber bei anhaltender Dauer das Risiko steigt. „Besonders bei verfestigten Armutskarrieren kommt es zu mangelnden Selbstwertgefühl, Rückzugsverhalten und Resignation“ (Farwick 2001, S.18). Dieses Rückzugsverhalten kann sich in unterschiedlichem Maße ausdrücken. Manche beschränken ihre Aktivitäten nur auf das Quartier, andere verlassen aus Schamgefühl vor Stigmatisierungen und Diskriminierungen nicht einmal die Wohnung (Keller 1999, S.136).
3.2 Stadtteilschule - Verständnis, Begriff und Ort
Um zu ermitteln, was die einzelnen Experten konkret unter eine Stadtteilschule verstehen, wurden
sie nach folgenden Themenbereichen befragt: dem Verständnis, dem Ort, der Begrifflichkeit, den
möglichen Zielgruppen und Angeboten sowie den Räumen einer Stadtteilschule. Anhand dieser
Schwerpunkte kristallisierten sich in der Interviewphase vier Modelle für eine Stadtteilschule heraus,
die in der folgenden Abbildung dargestellt sind.
Abbildung 13: Stadtteilschule-Modellvarianten
Quelle: Eigene Darstellung
Da die Grundschule „Am Priesterweg“ schon seit langer Zeit eine soziale Ankerfunktion im Stadtteil
einnimmt, kann sie als minimale Variante einer Stadtteilschule (Modell I) bezeichnet werden. Das
Modell I
Grundschule "Am
Priesterweg"
Modell II
Grundschule mit offenen Ganztags-angeboten
Modell III
Offener Treffpunkt
Modell IV
Schule mit Begegnungsha
us
29 Auswertung Experteninterviews
Modell II beinhaltet die Veränderungen im Zuge der Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen
Ganztagsangeboten seit dem Schuljahr 2009/2010 sowie das zusätzliche Elternangebot „FuN“ ab
September 2009. Unter dem Modell III wird ein „Offener Treffpunkt“ verstanden, der für alle
Stadtteilbewohner zugänglich ist. Das Modell IV umfasst die Schule mit einem Begegnungshaus für
alle Generationen.
In der folgenden Abbildung zum Verständnis einer Stadtteilschule ist zu erkennen, dass das Modell I
von den Experten nicht als Stadtteilschule aufgefasst wird. Demzufolge sind sich alle Experten einig,
dass eine Stadtteilschule zusätzliche Angebote für den Stadtteil beinhalten muss. Die Experten, die
das Modell II bevorzugen, betrachten eine Stadtteilschule hauptsächlich unter dem Fokus einer
veränderten Lernkultur, wie sie durch das Ganztagskonzept und dem Modellversuch angestrebt
werden kann. Die schulische Ausrichtung auf den Stadtteil wird von diesen 27% nur durch die
erweiterte Elternarbeit verstanden.
Die Experten (34%), die unter einer Stadtteilschule einen neutralen Ort (Modell III) verstehen,
begründen diese Entscheidung mit einer schnellen Handlungsvariante. Trotz der begrenzten
räumlichen Möglichkeiten, die dieses Modell bieten würde, benennen diese Experten eine Vielzahl
an Angeboten, die in einer solchen Institution verortet sein sollen. Für Modell IV am Ort der
Grundschule entschieden sich 39% der Experten. Die Modelle III und IV überschneiden sich in dem
Verständnis der notwendigen Angebotsstruktur, aber unterscheiden sich an dem Ort der
Durchführung.
Abbildung 14: Verständnis Stadtteilschule
Quelle: Eigene Darstellung
Nach der Verständnisfrage wurde genauer auf die Begrifflichkeit eingegangen. Dabei wurde
ermittelt, ob der Begriff „Stadtteilschule“ richtig gewählt ist. Wie in der folgenden Tabelle zu
Modell II 27%
Modell III 34%
Modell IV 39%
Was verstehen Sie unter einer Stadtteilschule?
30 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
erkennen ist, kann diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden, weil sich die Positionierung der
Experten gleichmäßig verteilt.
Tabelle 5: Begriff Stadtteilschule
Ist Stadtteilschule der richtige Begriff?
Häufigkeit Prozent
Gültig ja 18 43,9
nein 19 46,3
egal 3 7,3
Gesamt 40 97,6
Fehlend keine Angaben 1 2,4
Gesamt 41 100,0
Quelle: Eigene Darstellung
Als Erklärung für die Zustimmung bzw. Ablehnung des Begriffes „Stadtteilschule“ dienten folgende
Pro-und Kontraargumente. Geäußerte Begriffsvorschläge sind in der folgenden Tabelle dargestellt.
Viele der Experten verwiesen darauf, dass die Namensfindung ein partizipatorischer Prozess mit den
Bewohnern sein sollte.
Tabelle 6: Pro- und Kontraargumente für den Begriff Stadtteilschule
Pro Kontra Andere Vorschläge
Bezug zur Schule
Name stellt dar, was es ist (Schule für den Stadtteil)
zentraler Ort, an dem sich alle treffen
es geht ja um beides
offensiv sein, damit Schule mit etwas Positivem in Verbindung gebracht wird
erzeugt Gemeinwesen
geschützter Ort für Kinder und Eltern
beschreibt Ort und Zielgruppe
Imagewandel, Aufhebung der Stigmatisierung Schule
Verständnisproblem
Schule negativ besetzt, Beschulung
Schule betrifft nur bestimmte Zielgruppen (Eltern, Kinder)
Hürde für bildungsferne Menschen
eher Arbeitstitel, Metapher
Schule sollte nicht im Vordergrund stehen
„Stadtteil“ - wir grenzen uns ab
Überbelastung der Schule
Hybrid, wer ist verantwortlich (Schule oder Stadtteil?)
Drehpunkt
Treffpunkt Drewitz
Nachbarschaftszentrum, -heim, -center, -schule
Begegnungszentrum + Schule, Schule Ort der Begegnung
Stadtteilzentrum, -treff, -treffpunkt
identitätsstiftender Begriff, der mit Drewitz etwas zu tun hat, z.B. „Drehwitz“
Gemeinschaftszentrum
Gemeinwesenzentrum
Zukunftsschule, Europaschule
Bürgerhaus, Bürgerhaus in der offenen Stadtteilschule
offene Schule für den Stadtteil
Quelle: Eigene Darstellung, Zitate der Experten
Sehr interessant ist der Zusammenhang zwischen dem Verständnis von Stadtteilschule und der
Begrifflichkeit. Bei der Analyse der Verhältnisse wird ersichtlich, dass die Befürworter des Modells IV
den Begriff „Stadtteilschule“ präferieren und die Anhänger des Modells III „Offener Treffpunkt“ den
31 Auswertung Experteninterviews
Begriff negativ bewerten. Demzufolge kann der Begriff „Stadtteilschule“ für das Modell IV durchaus
geeignet sein, während sich für das Modell III ein anderer Name empfiehlt.
Abbildung 15: Zusammenhang Verständnis/Begriff
Quelle: Eigene Darstellung
Die Frage des Standortes der Stadtteilschule zeigt zwar für den Ort Grundschule „Am Priesterweg“
ein eindeutiges Ergebnis mit 62%. Allerdings sprachen sich auch 38% der Experten gegen diesen Ort
aus und favorisierten die „Rolle“ oder die „Brache um REWE“ als Ausweichmöglichkeiten.
Abbildung 16: Ort Stadtteilschule
Quelle: Eigene Darstellung
Ein differenzierteres Bild zeigt sich beim Vergleich zwischen Verständnis und Ort (Abbildung 17:
Zusammenhang Verständnis/Ort), das hier mithilfe einer Kreuztabellenanalyse in Form eines
Diagrammes dargestellt ist. Es lässt sich erkennen, dass die Experten, die sich für Modell II und IV
0
2
4
6
8
10
Modell II Modell III Modell IV
Was verstehen Sie unter einer Stadtteilschule? Ist Stadtteilschule der richtige Begriff?
Ist Stadtteilschule derrichtige Begriff? ja
Ist Stadtteilschule derrichtige Begriff? nein
Grundschule 62%
Rolle 23%
Brache um REWE 15%
Wo könnte die Stadtteilschule existieren?
32 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
aussprechen, den Ort der Grundschule klar bevorzugen, während diejenigen, die Modell III
befürworten, den Ort „Rolle“ präferieren.
Abbildung 17: Zusammenhang Verständnis/Ort
Quelle: Eigene Darstellung
3.3 Stadtteilschule - Zielgruppen, Angebote und Räume
In der Auswertung der Zielgruppen hat sich gezeigt, dass die Experten vor allem einen
Handlungsbedarf für Kinder, Jugendliche und Eltern sehen. Die anderen Zielgruppen sind jedoch
nicht zu vernachlässigen, weil auch diese mehrfach genannt wurden.39 Es ist darauf hinzuweisen,
dass aufgrund unterschiedlicher Kriterien (Alter, Familienform, Herkunft) eine Person mehreren
Zielgruppen zugeordnet werden kann.
Abbildung 18: Zielgruppen Stadtteilschule
Quelle: Eigene Darstellung
39 Bei dieser Frage waren Mehrfachantworten möglich.
0
2
4
6
8
10
Grundschule Rolle Brache umREWE
Was verstehen Sie unter einer Stadtteilschule? Wo könnte die Stadtteilschule existieren?
Modell II
Modell III
Modell IV
Kinder 19%
Lückekinder 9%
Jugendliche 17% Eltern
23%
Erwachsene 11%
Senioren 11%
Migranten 10%
Häufigkeiten Zielgruppen
33 Auswertung Experteninterviews
Um die aufgezählten Angebote in Häufigkeiten darzustellen, wurden die qualitativen Daten
gebündelt, um sie anschließend quantitativ auswerten zu können. Dabei wurden unter einer
Angebotsbezeichnung ähnliche Angebotsbeschreibungen zusammengefasst. Exemplarisch wird in der
folgenden Tabelle die Bündelung der Daten durch eine Auswahl von Expertenaussagen dargestellt.
Tabelle 7: Bündelung der Angebote
Angebot Beispiele
generationenübergreifend altersübergreifende Angebote
nicht nur auf eine Zielgruppe hin ausgerichtet
Angebote von Älteren für Jüngere (Leseoma) und umgedreht (Alltagshilfe)
niedrigschwellig, aufsuchend dort abholen, wo sie stehen
über Gespräche im Café auf Angebote verweisen
„Ich lad dich ein…“-Atmosphäre schaffen
Feste feiern
erst einmal an die Leute rankommen, denn das Problem der Hemmschwelle existiert
aufsuchende Sozialarbeit/ „Klinkenputzen“
auf die Leute zu gehen und nicht im Büro verharren
kostengünstig, kostenlos im Zusammenhang mit Niedrigschwelligkeit
irgendwo hingehen, wo ein Kaffee nicht so viel kostet oder man mal einen Kuchen mitbringt
Angebote anbieten, die nicht kostenaufwendig sind (z.B. alte Spiele)
Partizipation der Bewohner die Bewohner sollen in den Entwicklungsprozess der Stadtteilschule einbezogen werden
Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation
bessere Vernetzung und Zusammenarbeit der Träger vor Ort
Bündelung der Informationen
Stadtteilkonferenzen
bessere Kommunikation
Zusammentreffen unterschiedlicher Professionen, z.B. auch der Ärzte
Koordination, Projektmanagement
Personalkontinuität
kleinere Projekte entwickeln
jemand, der die Fäden in die Hand nimmt
Quartiersmanagement
Vernetzung alleine reicht nicht, da alle Träger an Institutionen und Träger gebunden sind
EKIZ, Familienzentrum Eltern-Kind-Zentren mit vernünftiger Anbindung/vor Ort
Still-, Krabbel-, Spielgruppe
Hebamme vor Ort
Dienstleistungs-/Tauschbörse
Angebote für werdende Eltern
Elternbildung, -beratung Jugendamt/ASD vor Ort
Elternbefähigung
Erziehungsberatung
Familienberatung
Beratung von werdenden Eltern
positives Erziehungstraining
Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle
Begegnungscafé
Mehrgenerationshaus
Bürgerhaus
34 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
identitätsstiftende Einrichtung
Treffpunkt für (inter)kulturelle Abende
lebensnahe, praktische Angebote
Hauswirtschaftslehre
den Tag gestalten/strukturieren lernen
bewusst Einkaufen gehen
gesund Kochen
Strick-/Nähkurs
Töpfern
Gartenarbeit
Heimwerken
Fotografiekurs
Erwachsenenbildung, Volkshochschule
Qualifizierung
Sprachkurse
Computerkurs
Weiterbildung
Malkurs
Bibliothek
Allgemeine Beratung Lebenshilfe
Clearing-Stelle
Ansprechpartner/Anlaufstelle zum Beispiel für das Ausfüllen eines Antrages
Zwischenstation zur Verweisung zu speziellen Beratungen, wie Schulden-, Sucht-, Rechtsberatung
berufliche Beratung
Migrations-Erstberatung Ansprechpartner für Zuwanderer vor Ort haben
Vernetzung
Deutsch als Fremdsprache Angebot, das sich direkt an Zuwanderer richtet, um die deutsche Sprache zu lernen
Kultur Kino
Party/Disco/Konzerte
Open-Air-Veranstaltungen
Vorträge/Lesungen/Ausstellungen
Chor
Sport, Bewegung für Kinder und Erwachsene Quelle: Eigene Darstellung
Als Angebot40 wurde vor allem eine intensive Netzwerkarbeit im Sinne der Kooperation der sozialen
Einrichtungen und in Form von regelmäßigen Runden Tischen gefordert. Ein weiteres wichtiges
Angebot stellt die Begegnungsstätte dar. Danach folgen die Allgemeine Beratung mit
Verweisungswissen, die Beteiligung der Bewohner an der Planung und Umsetzung der
Stadtteilschule, ein Eltern-Kind-Zentrum sowie Elternbildungsangebote. Die Etablierung von
generationenübergreifenden, niedrigschwelligen, lebensnahen und kulturellen Angeboten wurde
ebenso sehr häufig von den Experten genannt. An späterer Stelle werden die Angebote den
Zielgruppen gegenübergestellt und in dieser Form der Darstellung ausführlicher diskutiert.
40 Bei dieser Frage waren Mehrfachantworten möglich.
35 Auswertung Experteninterviews
Auffallend gering sind die Forderungen nach Sport- und Bewegungsangeboten. Möglicherweise
werden die bestehenden Angebote der Turnhalle sowie des Jugendclubs „Off Line“ von den Experten
als ausreichend angesehen.
Abbildung 19: Angebote Stadtteilschule
Quelle: Eigene Darstellung
Die Aufzählung der Räume mit der eine solche Stadtteilschule ausgestattet sein muss, zeigt sich die
Präferenz von Seminar- und Beratungsräumen verschiedener Größen, die Etablierung eines Cafés
bzw. Bistros sowie die Nutzung der schulischen Räume und des Schulgeländes. Ein zu
berücksichtigender Aspekt stellt die Multifunktionalität der Räumlichkeiten dar, die immer wieder
von den Experten im Zusammenhang mit dem Ort Grundschule „Am Priesterweg“ angesprochen
wurde.
0 5 10 15 20 25 30
generationenübergreifend
niedrigschwellig,…
kostengünstig, kostenlos
Netzwerk, Runder Tisch,…
Koordination,…
EKIZ, Familienzentrum
Elternbildung, -beratung
Treffpunkt,…
lebensnahe, praktische…
Erwachsenenbildung,…
allgemeine Beratung
Migrations-Erstberatung
Deutsch als Fremdsprache
Kultur
Sport, Bewegung
Häufigkeiten Angebote
36 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Tabelle 8: Räume Stadtteilschule
Häufigkeiten Räume
Antworten
N Prozent
Räume multifunktional, Mehrzweckräume 18 12,5%
Schulgebäude 18 12,5%
Saal, Eventraum 15 10,4%
Café, Bistro 19 13,2%
Büro für Koordination 9 6,3%
offene Küche, Lehrküche 18 12,5%
Seminar- und Beratungsräume 21 14,6%
Werkstätten, Kunsträume 16 11,1%
Bibliothek 10 6,9%
Gesamt 144 100,0% Quelle: Eigene Darstellung
Die Gegenüberstellung der Angebote mit den jeweiligen Zielgruppen verdeutlicht, dass Angebote für
Eltern als besonders wichtig angesehen werden. In diesem Zusammenhang benennen die Experten
die Notwendigkeit, einen niedrigschwelligen Treffpunkt in Form eines Familienzentrums in Drewitz
zu installieren, in dem Elternbildungs- und -beratungsangebote integriert werden. Auffällig ist, dass
bestimmte Angebote, wie die Kooperation und der Treffpunkt, für Eltern ebenso häufig wie für
Kinder genannt werden. Im Bezug auf die Kooperation erhält die Verbesserung der
Netzwerkstrukturen zwischen den sozialen Akteuren, die mit Familien arbeiten, einen besonderen
Stellenwert. Die allgemeine Beratung fällt bei den Kindern höher aus als bei den Eltern. Allerdings
sind die Rezipienten von Beratungsangeboten eher Erwachsene (Eltern) als Kinder. Dieses Ergebnis
verdeutlicht, dass bestimmte Angebote, die für Kinder genannt wurden, eher Eltern betreffen.
Die Lückekinder als eigene Zielgruppe werden wenig beachtet. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass
diese Unterteilung der Kindheits- und Jugendphase bei den Experten weniger geläufig ist oder sie
keinen konkreten Handlungsbedarf für diese Zielgruppe sehen. Besonders hervorzuheben ist dieses
Ergebnis, weil sich das Modell II hauptsächlich auf diese Zielgruppe bezieht.
Fenster 5: Lückekinder
Der Begriff der Lückekinder ist aus der Kinder- und Jugendarbeit entstanden und definiert die nicht klar abtrennbare Altersgruppe der 9 bis 13jährigen (teilweise sogar bis 16jährigen), die für den Hort mittlerweile zu alt und die offenen Jugendeinrichtungen noch zu jung sind. Quelle: Schanzenbächer, 1995, S.221.; www.jugendstiftung-prspektive.org/meldungen/2398391.html
Die Erwachsenen als separate Zielgruppe finden weniger Berücksichtigung unter den Experten.
Während für Eltern, die auch zur Zielgruppe der Erwachsenen zählen, sehr viele Bildungs- und
Beratungsangebote im Vordergrund stehen, werden insgesamt für Erwachsene Freizeitangebote
hervorgehoben (Kultur, Treffpunkt). Für Jugendliche wird vor allem ein Treffpunkt gefordert, der
lebensnahe sowie kulturelle Angebote bietet. Die Kreuztabelle zeigt deutlich, dass Angebote für
Senioren seltener genannt wurden. Eine mögliche Erklärung ist, dass die bestehende
37 Auswertung Experteninterviews
Angebotsstruktur für diese Zielgruppe von den Experten als ausreichend betrachtet wird. Speziell für
Zuwanderer wurde der Bedarf nach einer Migrations-Erstberatung geäußert, die mittlerweile an der
Grundschule „Am Priesterweg“ besteht. Besonders hervorzuheben ist bei dieser Zielgruppe die
Kooperation, weil die Experten die interkulturelle Zusammenarbeit in Drewitz als defizitär
beschreiben.
Tabelle 9: Angebote/Zielgruppen Stadtteilschule
Kreuztabelle Angebote/Zielgruppen
Zielgruppen
Angebote Kinder Lückekinder Jugendliche Eltern Erwachsene Senioren Migranten
generationenübergreifend 13 7 12 12 7 8 5
niedrigschwellig, aufsuchend 12 5 9 14 6 6 9
kostengünstig, kostenlos 11 6 9 11 8 6 6
Partizipation der Bewohner 13 2 9 12 7 6 7
Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation 18 5 11 19 8 8 10
Koordination, Projektmanagement 11 3 7 10 4 6 7
EKIZ, Familienzentrum 11 7 8 17 7 5 8
Elternbildung, -beratung 12 8 9 18 6 5 6
Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle 15 6 12 14 8 8 7
lebensnahe, praktische Angebote 10 4 10 13 6 4 8
Erwachsenenbildung, Volkshochschule 8 2 8 8 6 4 4
allgemeine Beratung 14 6 10 12 6 7 5
Migrations-Erstberatung 8 2 5 9 4 4 11
Deutsch als Fremdsprache 3 2 3 5 6 2 3
Kultur 11 5 10 13 11 7 7
Sport, Bewegung 4 3 3 6 3 2 0
Quelle: Eigene Darstellung
3.4 Räume und Angebote im Verhältnis zu den Modellen
In den folgenden Tabellen werden die Räume und Angebote jeweils den verschiedenen Modellen
gegenübergestellt. Diese Art der Betrachtung konkretisiert für die jeweiligen Modelle, welche
Angebote und Räume diese beinhalten sollten.
Bei der Gegenüberstellung der Räume mit den Modellen verdeutlicht sich die Notwendigkeit, dass
die Modelle III und IV mit einem Café bzw. Bistro ausgestattet sein sollen (Tabelle 10:
Räume/Verständnis Stadtteilschule). Das Modell III wird in Verbindung mit Seminar- und
Beratungsräumen unterschiedlicher Größen verstanden. Für das Modell IV werden fast alle Räume
von den Experten als notwendig erachtet. Dies unterstreicht die Forderung nach einem
multifunktionalen Gebäude.
38 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Tabelle 10: Räume/Verständnis Stadtteilschule
Kreuztabelle Räume/Verständnis
Verständnis
Räume Modell II Modell III Modell IV
multifunktional, Mehrzweckräume 5 6 7
Schulgebäude 6 4 8
Saal, Eventraum 3 4 8
Café, Bistro 1 8 10
Büro für Koordination 1 5 3
offene Küche, Lehrküche 7 5 6
Seminar- und Beratungsräume 4 10 7
Werkstätten, Kunsträume 3 5 8
Bibliothek 1 5 4 Quelle: Eigene Darstellung
Werden die Angebote mit den Modellen verglichen, zeigt sich Folgendes: Der „Offene Treffpunkt“
stellt eine Anlaufstelle mit dem Schwerpunkt der Kooperation im Stadtteil, der Partizipation der
Bewohner und der allgemeinen Beratung dar. Die „Schule mit Begegnungshaus“ bildet einen
generationenübergreifenden Begegnungsort im Stadtteil, welcher den Fokus auf kulturelle Angebote,
Netzwerkarbeit und Partizipation der Bewohner legt.
Tabelle 11: Angebote/Verständnis Stadtteilschule
Kreuztabelle Angebote/Verständnis
Verständnis
Angebote Modell II Modell III Modell IV
generationenübergreifend 4 5 10
niedrigschwellig, aufsuchend 4 6 8
kostengünstig, kostenlos 3 6 8
Partizipation der Bewohner 3 9 9
Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation 8 11 10
Koordination, Projektmanagement 4 9 3
EKIZ, Familienzentrum 4 9 8
Elternbildung, -beratung 6 8 6
Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle 5 10 9
lebensnahe, praktische Angebote 6 6 6
Erwachsenenbildung, Volkshochschule 1 5 6
Allgemeine Beratung 4 11 6
Migrations-Erstberatung 2 6 4
Deutsch als Fremdsprache 0 1 6
Kultur 0 8 10
Sport, Bewegung 1 2 4
Quelle: Eigene Darstellung
39 Modellbeschreibungen
4 Modellbeschreibungen
Nach der Auswertung der Experteninterviews werden in diesem Kapitel die vier unterschiedlichen
Modelle näher beschrieben, in dem jedes Modell separat vorgestellt wird. Anschließend wird in dem
Diskurs im Abschnitt 4.5 ein Zielabgleich der Modelle vollzogen. Die daraus resultierenden Ergebnisse
sind Ausgangspunkt für die Entscheidung, die unterschiedlichen Modelle als Weg zur Stadtteilschule
zusammenzufügen. Diese Wegbeschreibung, als langfristig ausgerichtetes Konzept der
Stadtteilentwicklung, wird im Kapitel 5 erläutert.
4.1 Modell I: Die ökologisch orientierte Grundschule „Am Priesterweg“
Die Schule liegt im Südwesten des Stadtteils Drewitz.41 Das Schulgebäude setzt sich aus zwei
Komplexen (drei- und viergeschossig) zusammen, die durch einen zweigeschossigen Verbinder
erreichbar sind. Auf dem Gelände befinden sich eine Turnhalle sowie ein weitläufiger Schulhof mit
anteiligen Sportflächen und Spielgeräten.
Die 1988 entstandene Schule an der Oskar-Meßter-Straße 4-6 vollzog 1991 eine Umstrukturierung
von der zehnklassigen Polytechnische Oberschule hin zur Grundschule für Schüler der 1. bis 6. Klasse.
Die Grundschule ist in Trägerschaft der Stadt Potsdam. Die Namensgebung „Am Priesterweg“
erfolgte aufgrund der Nähe zum angrenzenden Naturschutzgebiet. Die Umweltbildung und -
orientierung wird in der Schule stark fokussiert und so wird sie aufgrund der ökologischen
Ausrichtung und der Vielzahl an Projekten zur aktiven Umwelterziehung seit 1998 jährlich als
zertifizierte „Umweltschule in Europa“ gekürt. Auch im Leitsatz der Hausordnung: „Hab Achtung vor
Menschen, Tieren und Pflanzen!“ spiegelt sich der pädagogische Grundsatz der Naturverbundenheit
und Integration wider.
Im Schuljahr 2008/2009 besuchten 339 Schüler die Primarstufe und wurden von 24 Lehrkräften
betreut. Der Anteil von Kindern aus Zuwandererfamilien beträgt 16,5% der Schülerschaft, wobei
diese aus zwölf verschiedenen Nationen und am häufigsten aus dem asiatischen und dem russisch-
sprachigen Raum kommen.
Dem Gedanken von Pestalozzi folgend „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ werden vor allem die
sinnlichen Wahrnehmungen und das Lernen am Objekt als wichtige Verbindung von Lebenswelt und
Lernort genutzt. Die fachzentrierten Unterrichtsräume werden durch zusätzliche Lernorte im
Außengelände ergänzt. Dazu zählen verschiedene Biotope, eine Rassekaninchenanlage mit
Freigehege und ein Schulgarten. Durch die Rassekaninchenzucht können die Kinder den
41 Die Informationen zur Grundschule „Am Priesterweg“ basieren auf Grundlage des Schulkonzeptes sowie einer Vielzahl an Gesprächen mit der Schulleitung.
40 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
umweltpädagogischen Grundsatz der Schule verinnerlichen und verantwortungsvolle Beziehungen zu
Tieren aufbauen.
Schwerpunkte der Schule
Einen Schwerpunkt setzt die Grundschule in die Gesundheitsförderung. Dazu werden Projekte zum
Gesundheitsverhalten („Gesunde Ernährung“) sowie zum Erwerb von individuellen
Gesundheitskompetenzen („Stärkung des Selbstwertgefühls“) durchgeführt. Aufgrund dieses
Angebotes ist die Grundschule „Am Priesterweg“ 2006 als „Gesunde Schule“ zertifiziert worden.
Seit Oktober 2007 fungiert die Grundschule „Am Priesterweg“ in Kooperation mit dem Potsdamer
Humboldt-Gymnasium als Beratungsstützpunkt für die Begabtenförderung am Staatlichen Schulamt
Brandenburg an der Havel. Für die gezielte Förderung dieser „schnell-lernenden“ Kinder werden
besondere Unterrichtsformen im Sinne von akzelerierenden Maßnahmen gemeinsam mit den Eltern
entwickelt.
Mithilfe der Unterstützung von drei Sonderpädagogen und Erziehungshelfern werden Förderpläne
erarbeitet, um der Leistungsheterogenität der Klassen gerecht zu werden. So können Kinder mit
besonderen Lerndefiziten, Verhaltens- oder Sprachauffälligkeiten in den binnendifferenzierten
Unterricht integriert oder in kleineren Lerngruppen unterrichtet werden.
Kooperation
Wichtig für die schulische Arbeit ist die zuverlässige Kooperation mit anderen sozialen, kommunalen
und wirtschaftlichen Partnern, die das abwechslungsreiche Bildungsangebot unterstützen sowie den
Schulalltag absichern sollen. Dabei ist vor allem auf die Zusammenarbeit mit den Drewitzer
Kindertagesstätten (Hortbetreuung), der „Die Arche“, dem SC Potsdam und der AWO hinzuweisen.
Die soziale Situation des Stadtteils erschwert die Schulfähigkeit und Chancengleichheit der Schüler.
Die Auswirkungen der geringen Familieneinkommen beeinflussen maßgeblich den Schulalltag. Durch
die beiden kostenlosen Essenangebote (Frühstück durch die „Spirellibande“ der AWO und
Mittagessen durch „Die Arche“) wird direkt auf die Bedarfslage der Kinder reagiert. Seit September
2007 ergänzt eine Schulsozialarbeiterin die sozialpädagogischen Angebote der Grundschule.
41 Modellbeschreibungen
Fenster 6: Schulsozialarbeit
Schulsozialarbeit ist die intensivste Form der Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule, die die funktionale Trennung beider Institutionen verringern soll (Speck 2007, S.30; Speck 2002-2005). Nach dem Verständnis eines integrierenden Ansatzes ist Schulsozialarbeit auf das Konzept der Lebensweltorientierung im Rahmen der Jugendhilfe ausgerichtet. Sie bezieht sich auf die Förderung der schulischen und außerschulischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die Verringerung von Benachteiligungen, den Schutz des Wohles der Kinder und Jugendlichen und den Beitrag zur schülerfreundlichen Umwelt (Speck 2007, S.62f). In Bezug darauf müssen nach Speck (2007, S.62f) folgende Kernleistungen des Arbeitsprofils als Mindestangebot von Schulsozialarbeit erfüllt sein:
Einzelfallhilfe und -förderung durch Beratung und Begleitung einzelner Schüler bei sozialen,
schulischen, beruflichen und persönlichen Problemen
sozialpädagogische Gruppenarbeit, wie z.B. soziales Kompetenztraining, erlebnispädagogische
Maßnahmen, außerunterrichtliche Projekte
offene Gesprächs-, Kontakt-, Freizeitangebote
Mitwirkung an Unterrichtsprojekten und in schulischen Gremien, z.B. Klassenkonferenzen
Zusammenarbeit mit und Beratung der Lehrer und Erziehungsberechtigten, wie z.B.
Lehrerfortbildungen, Elterngespräche und -besuche
Kooperation und Vernetzung mit dem Gemeinwesen, z.B. Jugendhilfeeinrichtungen, Unternehmen.
Durch die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen wurde in der Schule ein gewaltpräventives Angebot
geschaffen („seniors in school“), das nachhaltig an der Verbesserung des Schulklimas beteiligt ist.
Diese Senioren arbeiten als Mediatoren in der Schule, begleiten die aktive Pausengestaltung und
bieten beratende Unterstützung von Schülern in Konfliktsituationen an. Zusätzlich bildet eine
Mitarbeiterin des STIBB e.V. (Sozialtherapeutisches Institut Berlin-Brandenburg e.V.) Schüler als
Streitschlichter aus, um sie zu befähigen, bei Konflikten zu intervenieren. Außerdem geben
Studenten der Universität Potsdam Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund
sprachlichen Förderunterricht. Dieses Angebot wird finanziert von der Mercator-Stiftung. Für die
vietnamesischen Schüler erfolgt einmal wöchentlich vietnamesischer Sprachunterricht durch den
Song Hong e.V..
Fenster 7: Peer-Mediation
Modelle der Konfliktlösung, die durch Schüler erfolgen, werden als Peer-Mediation bezeichnet und sind in Schulen mittlerweile weit verbreitet (Braun & Rademacher 2004, S.156; Melzer, Schubarth, Ehninger 2004, S.193). Im Mittelpunkt des Konzeptes steht der Umgang mit Konflikten, die, damit sie nicht in Gewalt enden, kommunikativ bearbeitet werden sollen (Melzer, Schubarth, Ehninger 2004, S.193). Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen soziale Kompetenzen zu vermitteln, um sie zu einer gewaltfreien Konfliktlösung zu befähigen (Schubarth 2000; S.142). Mediation kennzeichnet dabei ein Verfahren der Konfliktbearbeitung, welches die Verantwortung für die Beilegung des Konflikts den streitenden Parteien übergibt. Diese sollen mit der Unterstützung einer außenstehenden Person, durch selbstausgehandelte Regeln und auf gewaltfreiem Wege zu einer für beide Seiten zufriedenstellenden Lösung kommen (ebd.).
Seit Januar 2009 werden im Rahmen des MUS-E-Projektes die künstlerischen Potentiale der Kinder
im Zusammenhang mit ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung gefördert. Einen weiteren
Baustein der musischen Bildung in der Schule bilden klassische Konzerte für Schüler, die alle sechs
Wochen von Studenten der Hans-Eisler-Musikschule (Berlin) durchgeführt werden.
42 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Auf die Zusammenarbeit mit den Eltern wird großen Wert gelegt, wobei die gute Bildung des Kindes
im Vordergrund steht. In abwechslungsreichen Aktivitäten und Präsentationen der Schüler soll die
Verbindung zwischen Schule und Elternhaus gestärkt werden.
Durch die vernetzenden Maßnahmen der Schule hat die Grundschule 20 die Funktion eines sozialen
Ankers im Stadtteil übernommen. In den Leitzielen des Schulprogramms wird ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass die Grundschule für alle Kinder des Stadtteils ein gesundes, anregendes und sozial
ausgewogenes Lernumfeld sicherstellen möchte.
4.2 Modell II: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten
Ab dem Schuljahr 2009/2010 verändert die Schule ihr Profil zur Grundschule mit offenen
Ganztagsangeboten. Die zusätzlichen Angebote finden außerunterrichtlich im Anschluss an den
stundentafelbezogenen Unterricht an drei Tagen im Umfang von acht Zeitstunden statt. Die
Angebote werden durch Fachkräfte unterschiedlicher Professionen (Kooperationspartner)
durchgeführt.
Fenster 8: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten
Ganztagsangebote zielen darauf ab, Schüler während eines großen Teils des Tages an die schulische Institution zu binden. Dabei sollen nicht nur attraktive Lern- und Lebensorte entstehen und Lern- und Förderangebote vertieft werden, sondern die Ressourcen des Gemeinwesens verstärkt genutzt werden (MBJS 2004, S.2). Es wird vor allem darauf geachtet, dass den Kindern eine mittägliche Essenversorgung zukommt, die Hausaufgabenbetreuung gewährleistet wird und zusätzlich Angebote geschaffen werden, die für die Entwicklung der Schüler förderlich sind. Durch ein Ganztagsangebot kann es den Eltern ermöglicht werden, am Erwerbsleben besser teilzunehmen. Für den Primärbereich existieren drei Variationen: die voll gebundene, die teilweise gebundene (jeweils integrativer Ansatz) und die offene Form (additiver Ansatz). Das Ganztagskonzept muss in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern, den Schul- und Hortträgern abgestimmt werden. Darin müssen die pädagogischen Ziele mit den Kooperationspartnern ausgewiesen sein. Entsprechend dem additiven Ansatz wird keine zeitliche Verzahnung gefordert. Die mit den Partnern geschlossenen Kooperationsvereinbarungen verleihen zusätzlich der Zusammenarbeit eine Verbindlichkeit. Die Bereitstellung eines Mittagessens für alle Schüler, die ein ganztagsschulisches Angebot nutzen, muss gewährleistet werden (MBJS 2003, S.3). Die Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten muss dem staatlichen Schulamt jährlich eine schriftliche Anmeldung von mindestens 60% freiwillig teilnehmenden Schülern und eine dem Bedarf deckende Angebotsplanung nachweisen, um eine weitere Förderung zu erhalten.
Zielgruppen
Nach Schulschluss ist ein hoher Anteil der Grundschulkinder, die sich nicht mehr in der
nachmittäglichen Betreuung befinden, auf sich alleine gestellt. Durch die Umstrukturierung zur
Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten werden für diese Zielgruppe der so genannten
„Lückekinder“ Angebote geschaffen.
43 Modellbeschreibungen
Ziele
Momentan fungiert der Ort Schule als sozialer Handlungsraum im Stadtteil und wird bereits bewusst
für Spielaktivitäten und außerschulische Nachmittagsangebote geöffnet. Die Schule versucht
außerdem durch eine Vielzahl an Arbeitsgemeinschaften den Kindern eine Betreuung bis 15:00 Uhr
zu gewährleisten. Diese zusätzlichen Angebote finden bisher ohne finanzielle Förderung statt. Im
Rahmen der Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten wird das
umfangreiche Freizeitangebot für alle Schüler der Grundschule erweitert.
Die Schule forciert eine stärkere Verknüpfung des Schullebens mit der Schulumwelt bzw. den
Kooperationspartnern. Alle Beteiligten verfolgen das Ziel, Bildungsbarrieren der Kinder des Stadtteils
abzubauen und soziale Ausgrenzungen zu verhindern. Dabei soll die Lebenswelt der Kinder so
gestaltet werden, dass förderliche Bedingungen für eine gesunde Entwicklung der Kinder stärker
genutzt werden können. Vor allem die Bildungschancen aller Kinder, unabhängig von ihrer sozialen,
religiösen oder kulturellen Herkunft, sollen sich signifikant verbessern. Neben den bestehenden
Kooperationspartnern werden weitere Institutionen, Vereine oder Privatpersonen die schulische
Arbeit am Nachmittag ergänzen. Durch die verstärkte Zusammenarbeit der sozialen Träger des
Stadtteils kann die Kommunikation auf allen Ebenen maßgeblich verbessert werden und einen
gemeinschaftlichen Gedanken entwickeln. Dieses Ziel ist entscheidend für die weitere Entwicklung
zur „Stadtteilschule“.
Angebote
Die Angebote werden an drei Nachmittagen der Schulwoche von Kooperationspartnern
durchgeführt. In einer schulinternen Befragung konnten die Schüler ihre Wünsche äußern. Dabei
wurde für den Freizeitbereich eine Verstärkung der Sportangebote genannt. Diese
Arbeitsgemeinschaften sollen Sportarten wie Fußball, Handball, Judo, Volleyball, Leichtathletik,
Karate, Schwimmen, Tischtennis und Tanzen beinhalten. Künstlerische Angebote, wie Zirkus,
kreatives Gestalten, Handarbeit oder ein Chor werden von den Schülern gewünscht. Auch
hauswirtschaftliche Themen, wie Backen und Kochen wurden genannt. Eine Foto-AG wird
ehrenamtlich angeboten.
Durch die bisherigen Kooperationspartner werden die musikalische Förderung, eine Zirkus-AG,
Angebote zur Gewaltprävention, zusätzliche Sportangebote, freizeitpädagogische Projekte und
sozialpädagogische Betreuung gewährleistet. Die Schachschule bietet Schachunterricht innerhalb
und außerhalb des Kernunterrichts an. Durch die Kindertagesstätten wird die Hortbetreuung
weiterhin durchgeführt. Zusätzlich erhalten die Erzieher die Möglichkeit, die Räume der Schule zu
44 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
nutzen, um für ihre Hortkinder und weitere interessierte Schüler der Grundschule verbindliche
Angebote durchzuführen. Für die Gewährleistung eines nachmittäglichen Sportangebots hat die
Schule darauf geachtet, dass die Turnhalle erst ab 18:00 Uhr an externe Vereine vermietet wird.
In einer Eingewöhnungsphase plant die Schule die Angebote die ersten Wochen offen laufen zu
lassen. Danach müssen sich die Schüler für eines oder mehrere Angebote entscheiden und über eine
schriftliche Erklärung zur Teilnahme verpflichten.
Neben der Betreuung am Nachmittag ändert sich der Tagesablauf insofern, dass individuelle
Lernzeiten (Betreuungszeiten) in kleinen Lerngruppen für die Schüler angeboten werden. In diesen
Lernzeiten werden Begabtenförderung, Religions- und Französischunterricht sowie
sonderpädagogische Fördermaßnahmen stattfinden.
Der lange Weg zum Ganztag
Bereits im Jahr 2005 bestand das Interesse der Grundschule „Am Priesterweg“ an der
Umstrukturierung zur Ganztagsschule. In Gesprächen mit möglichen und notwendigen
Kooperationspartnern konnte keine Mehrheit für dieses Vorhaben gewonnen werden. Vor allem die
für die Hortbetreuung zuständigen Kindertagesstätten äußerten ihre Bedenken darüber, dass
wohlmöglich Kinder vom Hort abgemeldet werden. Aus diesem Grund scheiterten vorerst die Pläne.
Die Horte wurden vom Jugendamt darauf hingewiesen, die Grundschule an der Umstrukturierung zu
unterstützen, sofern sie an der Konzeption und Umsetzung beteiligt sind. Den Ängsten der
Kindertagesstätten wurde insofern begegnet, dass die Zielgruppe der Hortkinder weiterhin als
Hortkinder in der Ganztagskonzeption zählen und die nachmittäglichen Angebote vor allem die
„Lückekinder“ betreffen sollen. Außerdem wurde dem Hort teilweise die Hausaufgabenbetreuung
abgenommen. Die Horte haben dadurch mehr personelle Ressourcen zur Verfügung, um Angebote in
der Schule durchzuführen.
Modellversuch: „Entwicklung von gesunden und sozialen Lebenswelten für eine
Chancengleichheit in Schule“
Im Frühsommer 2009 wurde ein Entwurf des Antrages zum Modellversuch mit dem Titel
„Entwicklung von gesunden und sozialen Lebenswelten für eine Chancengleichheit in Schule“
eingereicht.42 Dadurch erhofft sich die Schulleitung, dass die schwierige Arbeitssituation an der
Grundschule „Am Priesterweg“ durch unterschiedliche Professionen unterstützt wird und die Schule
vom staatlichen Schulamt besonders engagierte Lehrer zugewiesen bekommt. Dieser Modellversuch
42 Der Entwurf liegt dem staatlichen Schulamt vor.
45 Modellbeschreibungen
soll einerseits die individuellen Lebenskompetenzen der einzelnen Zielgruppen (Schüler, Lehrer und
Eltern) stärken und andererseits präventiv für diese Akteure und über die Schule hinaus wirken. Die
Veränderung der pädagogischen Arbeit an der Schule soll sich in das ganzheitliche Konzept der
Stadtteilschule Drewitz einfügen.
Elternbildungsangebot FuN
Im September 2009 startet FuN in den Räumlichkeiten der Grundschule „Am Priesterweg“. FuN ist
ein präventives Familienbildungsprogramm und fördert Erziehungs- und Bildungskompetenzen bei
allen Familienmitgliedern durch das gemeinsame Erleben von Übungen und Spielen. Es orientiert sich
am Sozialraum der Familien, indem es unterschiedliche Unterstützungsangebote für Familien im
Stadtteil vernetzt und in Kooperationen verschiedener sozialer Dienste durchgeführt wird (siehe
Kapitel 5.6.1Elterntrainings).
4.3 Modell III: Offener Treffpunkt
In den bisherigen Ausführungen wurde deutlich, dass eine Angebotsstruktur für Jugendliche,
Erwachsene, Migranten und „rüstige“ Senioren fehlt. Angesichts dieses Defizits besteht in Drewitz
ein besonderer Handlungsbedarf. In der Auswertung der qualitativen Interviews wird diese
Forderung von 34% der Experten bestätigt (Kapitel 0:
Auswertung Experteninterviews). Diese Experten favorisieren die Installierung eines „Offenen
Treffpunkts“ in Drewitz, welcher die Besonderheiten des Stadtteils integriert und die Angebote der
bestehenden Einrichtungen miteinander vernetzt.43 Somit sehen die Experten einen
Handlungsbedarf in der Errichtung eines generationenübergreifenden Begegnungsortes als zentrale
Anlaufstelle mit allgemeiner Beratung.
Bereits im 2008 verabschiedeten „Integrationskonzept der Landeshauptstadt Potsdam“ wurde
festgestellt, dass Angebote in Drewitz notwendig sind, um die Integration der Zuwanderer zu
ermöglichen. In diesem Konzept wurde darauf verwiesen, dass die wirtschaftlich schwachen
Migrantenhaushalte vor allem in den Wohngebieten „Am Schlaatz“ und Drewitz wohnen und dass
die stattfindende soziale Segregation den Integrationsprozess der Migranten und die Identifikation
mit dem Stadtteil erschwert, aber auch die Integrationsbereitschaft der anderen Stadtteilbewohner
verhindert. Eine integrationsfördernde Stadtteilentwicklung „setzt eine entsprechend leistungsfähige
Infrastruktur und eine Arbeitsweise voraus, die den Einzelnen erreicht. [...] Reduzierter
43 Diese Forderung ist auch im Integrierten Entwicklungskonzept festgehalten. Landeshauptstadt Potsdam, Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“, 2008, S.90.
46 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Mindeststandard beim „Sozialen“ und der Bildung darf in den oben genannten, segregierten
Stadtteilen nicht die Regel sein.“44
Im Juni 2009 wurde bei dem ersten Evaluationsworkshop des Integrationskonzeptes konstatiert, dass
sich die soziale Infrastruktur (Treffpunkte, Beratungsstellen) „Am Schlaatz“ deutlich verbessert hat,
während Drewitz einen großen Nachholbedarf aufzeigt. Die folgende Abbildung verdeutlicht die
Verteilung der Angebote in den beiden Stadtteilen, wobei die Bevölkerungszahl berücksichtigt
wurde. Es ist darauf hinzuweisen, dass im Wohngebiet „Am Schlaatz“ bereits drei größere
Treffpunkte (Bürgerhaus am Schlaatz, Familienzentrum, Haus der Generationen und Kulturen) viele
verschiedene Angebote für unterschiedliche Zielgruppen integrieren. Dagegen befindet sich
momentan in Drewitz kein einziges Angebot dieser Art.
Abbildung 20: Angebotsvergleich
Quelle: Eigene Darstellung
Mit der Etablierung eines „Offenen Treffpunkts“ soll kein Konkurrenzangebot in Drewitz entstehen,
sondern eine innovative Ergänzung, die eine bessere Vernetzung der Akteure vor Ort ermöglicht. Für
die Bürger des Stadtteils fungiert der „Offene Treffpunkt“ als Anlaufstelle, die das Miteinander aller
Generationen im Stadtteil fördert und der gemeinsamen Freizeitgestaltung dient. Dieser Anlaufpunkt
44 Landeshauptstadt Potsdam, Integrationskonzept, 2008, S. 11f.
47 Modellbeschreibungen
ist frei von einer festen Angebotsstruktur. Die zuständigen Mitarbeiter vor Ort sind Ansprechpartner
bei Problemen (Clearingstelle), die bei Bedarf andere Professionen hinzuziehen. Die Bürger können
die Angebote mitgestalten, indem sie inhaltlich beteiligt werden. Durch diese Partizipation entstehen
die Angebote von unten heraus und garantieren eine bessere Frequentierung. Um eine
niedrigschwellige Kontaktaufnahme zu gewährleisten, bietet es sich an, den „Offenen Treffpunkt“
mit einem Café bzw. Bistro auszustatten, welches ein kostengünstiges Essen- und Getränkeangebot
für seine Besucher bereithält. Eine Expertin schlug vor, den „Offenen Treffpunkt“ als Waschsalon mit
Bistro auszugestalten.
Dieser „Offene Treffpunkt“ kann in der Ladenzeile der Konrad-Wolf-Allee („Rolle“) etabliert werden.
Der „Offene Treffpunkt“ würde sich demnach zentral in einem schön gestalteten Gebiet (Grünzug mit
Bäumen und Bänken) in Drewitz befinden und hätte eine sehr gute ÖPNV-Anbindung. Ein weiterer
Vorteil ist, dass alle Räume ebenerdig (behinderten- und kinderwagengerecht) angelegt sind. Dieser
Standort wurde von den Experten besonders häufig aufgrund seiner Attraktivität genannt (Abbildung
16: Ort Stadtteilschule). Die „Rolle“ stellt einen neutralen Ort im Vergleich zum Standort Schule dar,
wodurch eine bessere Annahme durch die Bürger zu erwarten ist.
Fenster 9: Ausweichmöglichkeiten auf andere Räume
In den Experteninterviews wurde mehrfach betont, dass viele Drewitzer aufgrund sozialer Isolation andere Angebote in nahe liegenden Stadtteilen oder im Sozialraum kaum nutzen (Kapitel 3.1 Bewertung des Stadtteils). Diese latente Hemmschwelle wird von den Experten vor allem durch die fehlenden finanziellen Mittel für Fahrkosten oder Eintrittspreise, unzureichende Informationen und Ängste wegen unsicheren Kommunikationsstrukturen oder unangemessener Kleidung erklärt. Psychologisch weist dieses Verhalten auf ein mangelndes Selbstwertgefühl und fehlenden Handlungsstrategien vieler Bewohner hin (Fenster 4: Soziale Isolation). Bevor innerhalb des Stadtteils ein neuer Treffpunkt geschaffen wird, muss geprüft werden, ob vorhandene Institutionen des Stadtteils oder des angrenzenden Sozialraums räumliche Bedingungen für die funktionale Ausrichtung eines Begegnungsortes bieten.
1. Die Kellerräume der Grundschule „Am Priesterweg“, die zum größten Teil den Speiseraum und die
Schulküche umfassen, sind zweckgebunden für die Schulversorgung vorgesehen und durch die
Veränderung zur Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten bis in die späten
Nachmittagsstunden belegt. Weiterhin befinden sich im Untergeschoss notwendige Lagerräume
und ein Raum, der als offene Fahrradwerkstatt genutzt werden soll. Insgesamt bietet die Fläche des
Untergeschosses mit ihren kleinen Kellerfenstern keine offene und einladende Atmosphäre, um
effektiv mit den Stadtteilbewohnern zu arbeiten und einen niedrigschwelligen Treffpunkt zu
schaffen.
2. In Nachbarschaft an die Grundschule 20 befindet sich das Gebäude der „Die Arche“. Auch diese
Räumlichkeiten sind durch den besonderen Fokus auf die Zielgruppe der 5-12jährigen, vor allem auf
die Bedürfnisse von Grundschulkindern ausgerichtet. Das zeigt sich exemplarisch an dem
„Toberaum“ oder an dem „Kids Café“. Die Räume sind zudem für die Betreuung von 40 bis maximal
70 Kindern ausgelegt und bis 19.00 Uhr durch das tägliche Programm ausgelastet. Eine Nutzung des
Kreativraums für niedrigschwellige Projekte mit älteren Zielgruppen ist vielleicht zu überdenken,
allerdings ist es strittig, ob das kindgerechte Mobiliar dafür ausgerichtet ist. Des Weiteren sind
Räumlichkeiten, die für Bastel- und Kreativitätsangebote kompatibel sind, auch in der Grundschule
48 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
„Am Priesterweg“ verfügbar, jedoch in denselben zeitlichen Beschränkungen. Zusätzlich sollte
beachtet werden, dass die Räumlichkeiten aufgrund der christlichen Ausrichtung des Trägers nicht
alle Zielgruppen ansprechen und daher keinen geforderten neutralen Ort der Begegnung darstellen.
3. Im angrenzenden Stadtteil Kirchsteigfeld werden momentan die Räumlichkeiten des SC Potsdam
Jugendclub „Off Line“ neu gebaut. Die Zielgruppe dieses Jugend- und Sportclubs beschränkt sich auf
die Sportbegeisterten. Der SC Potsdam beschreibt im Konzept ihre Zielgruppe wie folgt: „Der SC
Potsdam mit einem Hauptschwerpunkt im Potsdamer Kirchsteigfeld, *…+ steht allen *…+ für
sportliche Freizeit- und Gesundheitsaktivitäten und leistungsorientierte sportliche Entwicklung zur
Verfügung“ (Rieger 2008, S.4). Bereits bei der Präsentation der Idee des „Offenen Treffpunkts“ in
der öffentlichen Stadtteilschulrunde (Kapitel 7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur
„Stadtteilschule Drewitz“) betonte eine Vertreterin des SC Potsdams, dass sich die Erreichbarkeit
der älteren Zielgruppen (z.B. Erwachsene) als schwierig gestaltet, da das Angebot auf die Jugend
und vor allem auf die sportliche Betätigung ausgerichtet ist. Außerdem ist zu befürchten, dass ein
Jugendclub von Jugendlichen nicht mehr akzeptiert und insofern nicht mehr als Jugendeinrichtung
wahrgenommen wird, wenn ältere Generationen diese Rückzugsräume täglich mit nutzen.
Demzufolge ist der Erweiterung des Jugendclubs als generationenübergreifenden Begegnungsort
vor dem Hintergrund der Peersozialisation vorsichtig zu begegnen. Des Weiteren sind laut
konzeptioneller Planung die Räume durch sportliche Angebote vollständig belegt und vom SC
Potsdam werden schon jetzt durch Kooperationen andere Sportflächen des Sozialraums genutzt.
Das Modell III beinhaltet eine transparente Stadtteilarbeit mit der Aufgabe, die Akteure in Drewitz
sowie des Sozialraums V besser zu vernetzen, um die Konkurrenz zwischen ihnen abzubauen und
eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu ermöglichen. Diese Stadtteilvernetzung durch den „Offenen
Treffpunkt“ kann sich wie folgt gestalten.
Abbildung 21: Netzwerk Offener Treffpunkt
Quelle: Eigene Darstellung
Offener Treffpunkt
GS 20
Kita/
Horte
Die Arche
STIBB e.V.
Schulamt
Kinderclub Junior
Club 18
Club Off Line
DrEKiZ
Streetworker Ärzte
Schulsozialarbeiter
Politik
Polizei
Kirche
Wohnungs-unternehmen
HNC
Stadtkontor GmbH
Stadtverwaltung
Sozialarbeiter
Wirtschafts-unternehmen
Soziale Stadt Potsdam e.V.
49 Modellbeschreibungen
Ziele
Folgende Ziele werden mit dem „Offenen Treffpunkt“ verfolgt:
1. Etablierung eines Begegnungsortes als zentrale Anlaufstelle mit Beratungsfunktion im
Stadtteil
2. Vernetzung der Akteure im Stadtteil (Netzwerkbildung), um die vorhandenen Ressourcen
besser zu nutzen
3. Bürgerschaftliches Engagement für den Stadtteil fördern (Einbindung von Freiwilligen)
4. Beschäftigungsmaßnahmen für Benachteiligte, wie z.B. berufsperspektivische
Kurse/Förderung von Schlüsselkompetenzen.
Angebote
Der „Offene Treffpunkt“ richtet sich allgemein an alle Generationen des Stadtteils. Die Angebote des
„Offenen Treffpunkts“ sind abhängig von den Bedürfnissen der Bewohner und sollen sich mittelfristig
entwickeln. Folgende zentrale Angebotselemente bieten die Basis, um ein Begegnungsort zu
schaffen, der bereits kurzfristig von der Bewohnerschaft angenommen wird:
niedrigschwelliger, interkultureller, generationenübergreifender Anlaufpunkt
Café/Bistro (mit Kinderbetreuung) und/oder Lehrküche (Kapitel 5.6.2 Café/Bistro und
Lehrküche)
Stadtteilkoordination
aufsuchende Sozialarbeit
allgemeine Beratung im Rahmen der räumlichen Kapazitäten (Clearingstelle)
kleine Veranstaltungen
flexible Öffnungszeiten.
Der „Offene Treffpunkt“ ist durch seine geringe räumliche Kapazität in seiner Angebotsgestaltung
eingeschränkt. Er bietet eine gute Voraussetzung für die Bürgerbeteiligung und dient der
kommunikativen Vernetzungsarbeit im Stadtteil. Wenn sich durch Gespräche mit den Bewohnern ein
Bedarf an speziellen Beratungen herausstellt, können diese punktuell angeboten werden. Größere
Veranstaltungen, wie Theateraufführungen, Konzerte oder Tanzabende können aufgrund der
geringen räumlichen Ressourcen im „Offenen Treffpunkt“ nicht stattfinden.
Bürgerbeteiligung
Um eine gute Annahme durch die Bürger zu garantieren, sollten diese von Beginn an am
Entwicklungsprozess beteiligt werden. Die Bewohner können am Prozess der Planung und
50 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Umsetzung partizipieren. Der erste Schritt kann eine Bürgerbefragung sein, um die Bedürfnisse der
Drewitzer Bevölkerung in Erfahrung zu bringen. Die Ziele einer solchen Untersuchung sind:
Herstellen erster Kontakte mit den Stadtteilbewohnern
Ermittlung der Handlungsbedarfe aus Sicht der Bewohner
Gewinnen von Schlüsselpersonen
Förderung von ehrenamtlichem Engagement.
Angebote, wie der „Offene Treffpunkt“ sollten schnellstmöglich installiert werden, um den
Drewitzern zu signalisieren, dass Veränderungen nicht nur öffentlich angekündigt, sondern auch
umgesetzt werden.
4.4 Modell IV: Schule mit Begegnungshaus
Das Modell IV beschreibt ein Stadtteilbegegnungszentrum auf dem Grundstück der Grundschule „Am
Priesterweg“. Diese Variante, bei der das Schulgebäude die Funktion übernimmt, schulisches
Ausbildungsgebäude und gleichzeitig Stadtteilbegegnungsort als Zentrum außerschulischer Kultur-
und Bildungsarbeit zu sein, haben 39% der Experten befürwortet (Abbildung 14: Verständnis
Stadtteilschule). Durch die multifunktionale und -personelle Nutzung der Schulräume werden die
vorhandenen Ressourcen effektiver genutzt und die Schule kann ihre soziale Ankerfunktion noch
weiter ausbauen. Dadurch werden ihre Möglichkeiten zur sozialen Integration im Stadtteil gesteigert.
Stadtteilleben und Schulleben können sich gegenseitig ergänzen. Einerseits können von der Schule
Anregungen und Initiativen für den Stadtteil ausgehen und andererseits können vom Gemeinwesen
Ideen und Aufgaben in die Schule einfließen. Lernen, Erziehen und Bilden werden dadurch deutlicher
in Lebensprozesse einbezogen, indem traditionelle Orte des Lernens, der Erziehung und der Bildung
mit dem Stadtteilleben vernetzt werden. Dieses Modell impliziert, dass die Schule in ihrem Umfeld
eingebettet ist und dieses aktiv mitgestaltet. Durch einen solchen wechselseitigen Austausch
entstehen lebendige Netzwerke zwischen allen Akteuren vor Ort.
Für den Erfolg dieser Variante sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, die von den Experten
häufig genannt wurden und im Folgenden näher beschrieben werden. Vorab wird darauf
hingewiesen, dass eine wichtige Voraussetzung die systematische Bürgerbeteiligung ist. Diese wurde
bereits bei der Vorstellung des „Offenen Treffpunkts“ erörtert.
Gebäude
Das Gebäude stellt das „Herzstück“ dieses Stadtteilschulmodells dar, weil nur durch dessen
Gestaltung die Grundlagen für die Umsetzung der Ziele einer Stadtteilschule geschaffen werden
können. Es muss ein großer multifunktionaler Gebäudekomplex sein, der mit der Schule eine Einheit
bildet und Zusammengehörigkeit vermittelt. Das Gebäude muss ein offenes Haus der Begegnung für
51 Modellbeschreibungen
alle Generationen des Stadtteils darstellen. Durch die multifunktionale und -personelle Nutzung der
Räume werden die Ressourcen effizienter eingesetzt. Vor allem das großzügige Außengelände steht
allen Stadtteilbewohnern zur Verfügung. Für die Entstehung eines solchen Gebäudes sind die
Sanierung der Grundschule45 sowie ein Anbau unbedingt erforderlich.
In der folgenden Abbildung ist exemplarisch der Aufbau dieses multifunktionalen Gebäudes
dargestellt, indem die verschiedenen Räume der Schule und des Begegnungshauses in Beziehung
gesetzt werden.
Abbildung 22: Schule mit Begegnungshaus
STADTTEILSCHULE
BERATUNG/SEMINARAUßENGELÄNDE
TURNHALLE
BÜRO PROJEKTTEAM
SAALMEHRZWECKRÄUME
SCHULE
GASTRONOMIE
Drewitz Drewitz
Quelle: Eigene Darstellung
Räume des multifunktionalen Gebäudes
Nach Angaben der Experten beinhaltet dieses Modell der Stadtteilschule folgende Räumlichkeiten:
Schule mit Turnhalle
Außengelände (Spielplatz, Schulgarten, Grillplatz, Fahrradstellplätze)
Ausstellungsfläche
großer Eventraum, Veranstaltungssaal
Café
Lehrküche
Beratungsräume
Mehrzweckräume bzw. Kreativräume (Werkstätten, Proberäume, Fotolabor, Computerraum)
45 Vom KIS wird der Sanierungsbedarf der Schule auf 3,6 Mio. € geschätzt (Landeshauptstadt Potsdam, Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“, 2008, S.83.).
52 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Konferenzräume, Seminarräume
Büro
Bibliothek.
Neben der Raumnutzungsplanung, so wie sie dem Schulamt vorliegt, müssen zusätzliche
Räumlichkeiten in der Schule geschaffen werden, die für die offenen Ganztagsangebote genutzt
werden. Dabei ist der Anbau eines Multifunktionsraumes notwendig. Dieser könnte im Zuge der
Erweiterung zur „Stadtteilschule“ für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden. Vor allem die
Präsentation bzw. Aufführung der schulischen Leistungen und Erfolge, würde eine positive
Auswirkung auf die Leistungsbereitschaft und die Entwicklung eines interessierten Lernverhaltens
der Schüler erzielen. Die ausführliche Diskussion der Integration externer Angebote in den
Räumlichkeiten der Schule erfolgt im folgenden Fenster.
Fenster 10: Integration externer Angebote in die Schule
Um zusätzliche Angebote in das Schulgebäude integrieren zu können, müssen die räumlichen Gegebenheiten
der Grundschule „Am Priesterweg“ überprüft werden.
Da das Mobiliar der Grundschule auf die Größe der Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ausgerichtet ist,
ist es nicht zu empfehlen, dass andere Altersgruppen diese Möbel über einen längeren Zeitraum nutzen. Die
schulische Atmosphäre der Klassenräume stellt eine Reizüberflutung (diverse Kinderbilder, Bastelarbeiten,
Lernmaterialien) für Gruppen dar, die sich in diesen Bereichen regelmäßig für Angebote treffen. Vor allem für
individuelle Beratungen werden neutrale Rückzugsräume benötigt, die dieser Schule nicht zur Verfügung
stehen. Aufgrund des rigiden Raumnutzungsplanes der Schule können die zusätzlichen Angebote nur in den
außerunterrichtlichen Phasen erfolgen und unterliegen insofern einer geringen zeitlichen Varianz sowie
Kapazität. Falls doch innerhalb der Unterrichtszeiten Orte für externe Angebote genutzt werden können, so
werden diese durch zwischenzeitliche Unruhephasen (wie Pausenklingeln oder Lärm auf dem Flur) massiv
gestört. Einen wesentlichen Aspekt stellt die Zuständigkeit für die Räume dar. Momentan ist ein Hausmeister
dafür verantwortlich, die Schulräume instand zu halten und für die Funktionalität zu sorgen. Sobald die
Räume für externe Anlässe und Angebote geöffnet werden, müssen die Zuständigkeiten und die
Überscheidungen der Verantwortung neu festgelegt werden.
Da die Grundschule „Am Priesterweg“ seit dem Schuljahr 2009/2010 offene Ganztagsangebote durchführt,
müssen, statt die bisherigen Räumlichkeiten funktional zu überlagern, zusätzlich neue geschaffen werden.
Die Schulleitung forciert die Errichtung von Selbstlernzentren, die besonders unter dem Fokus des
Begabtenstützpunktes stehen und Orte für individuelles Lernen darstellen. Für selbständiges Lernen ist ein
Lernatelier vorgesehen. Dieses umfasst einen speziellen Raum, der aus zwei Klassenräumen entsteht und für
naturwissenschaftliche Experimente im Unterricht genutzt werden soll. Es besteht die Planung, die vierte
Etage der Schule als (Selbst-)Lernlandschaft umzufunktionieren, um dadurch Gruppenräumen für
fächerübergreifenden Sprachunterricht (Deutsch, Englisch) zu schaffen.
Aufgrund der Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten und der steigenden
Schülerzahlen in den nächsten Jahren werden die Räumlichkeiten gänzlich für die schulische Arbeit benötigt.
Unter Einbeziehen dieser Aspekte ist von der Integration zusätzlicher Angebote in den Schulräumen
abzuraten. Stattdessen ist ein Anbau an das Schulgebäude zu empfehlen.
53 Modellbeschreibungen
Angebote und Zielgruppen
Das Begegnungshaus bietet eine Vielzahl an Angebote für die unterschiedlichen Zielgruppen.
Bestimmte Angebote dieser Stadtteilschule müssen niedrigschwellig gestaltet sein, damit sie auch
von schwer erreichbaren Zielgruppen angenommen werde.
Um bestehende Ressourcen im Stadtteil besser zu vernetzen, stellt die Stadtteilschule anderen
Trägern oder Vereinen Räume zur Verfügung, die sie für ihre Arbeit nutzen können. In diesem
Zusammenhang ist exemplarisch auf das „Bürgerhaus Hohenstücken“ in Brandenburg an der Havel
zu verweisen, das seinen Nutzern kostengünstige Räume zur Verfügung stellt (Kapitel 7.6
Referenzprojekt „Bürgerhaus Hohenstücken“).
Im „Bürgerhaus Hohenstücken“ hat ein Frühförder- und Beratungszentrum seinen Sitz. In Drewitz
bietet es sich auch an, ein solches Angebot in das Modell IV zu installieren, da nach Analyse der
Schuleingangsuntersuchungen in der Frühförderung der Kinder ein großer Handlungsbedarf besteht.
Erste Gespräche mit der Frühförder- und Beratungsstelle des EJF-Lazarus fanden statt, wobei der
Träger Interesse für eine kooperative Arbeit im Rahmen der Stadtteilschule gezeigt hat.
Da in Drewitz viele Menschen über geringe finanzielle Mittel verfügen, sollten die Angebote
kostengünstig bis kostenfrei sein. Die Experten empfehlen günstige, aber kostenpflichtige Angebote.
Anstatt Dienstleistungen generell kostenlos anzubieten, erhalten Angebote eine bessere
Wertschätzung, wenn die Teilnehmer einen Eigenanteil leisten müssen.
Um eine Magnetwirkung über den Stadtteil hinaus zu erzielen, ist es sinnvoll, stadtteilübergreifende
Angebote (z.B. Haushaltsführerschein, siehe Kapitel 5.6 Flankierende Angebote) in der
Stadtteilschule zu integrieren. Das hat nicht nur den Vorteil, dass Drewitz über die Stadtteilgrenze
hinaus bekannt wird, sondern auch, dass sich das Image von Drewitz positiv verändern kann.
Für die Überprüfung der Qualität und Nachhaltigkeit ist eine Evaluation der Angebote unbedingt
erforderlich. Es ist zu prüfen, ob im Rahmen des angestrebten Modellversuches „Entwicklung von
gesunden und sozialen Lebenswelten für eine Chancengleichheit in Schule“ eine wissenschaftliche
Begleitung und Evaluation erfolgen kann, weil durch die inhaltliche Verzahnung die schulinternen
und externen Veränderungen gemeinsam betrachtet werden müssen.
Das Modell „Schule mit Begegnungshaus“ ist so konzipiert, dass sich die Schule für den Stadtteil
öffnet, da im integrierten Begegnungshaus generationenübergreifende Angebote für alle Bewohner
zur Verfügung stehen. Die Schule nutzt die Räumlichkeiten des Begegnungshauses für spezielle
Projekte und Aufführungen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über mögliche Angebote. Die
Daten stammen aus den leitfadenorientierten Interviews, die aufgrund der Vielzahl von Vorschlägen,
54 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
nicht alle einzeln in der quantitativen Auswertung aufgegriffen werden konnten, sondern thematisch
gebündelt wurden.
Tabelle 12: Zielgruppen und Angebote (Modell IV)
Zielgruppe Angebote
Allgemein
nach Interessen
Gesundheitsfürsorge
Mensa, Cafeteria, Kneipe, Disco
lebensnahe, praktische Angebote
generationenübergreifend
Bildung/Ausbildung, Berufsvorbereitung, Berufsbildung
umweltpädagogische Angebote
Beratungsangebote für verschiedene Problemlagen
Möglichkeiten der Beschäftigung
niedrigschwellige Angebote
Kulturzentrum
bürgerschaftliches Engagement
Kinder Frühförderung
Hausaufgabenbetreuung
Freizeitgestaltung
Essenversorgung
Jugendliche Kulturangebote
Streetworker
Proberäume
Berufsvorbereitung/Berufsbildung
Eltern Elternkurse (Elternberatung, -bildung, Erziehungstraining)
Eltern(-Kind)-Kochen
Ernährungsberatung, Gesundheitsberatung
Still-, Krabbel- o. Spielgruppe
Hebamme, Familienhebamme
Senioren Vorlesenachmittage (Lese-Omis)
Erfahrungsaustausch
alte Spiele weitergeben („Gummihopse“)
Migranten Ansprechpartner/Beratungsstelle
Sprachkurse
Migration-Erstberatung
Treffpunkt Quelle: Eigene Darstellung
Kooperation
Ein Ziel der Stadtteilschule ist die bessere Vernetzung aller Akteure vor Ort, um die Ressourcen
effektiver zu nutzen. Der Fokus liegt in der Kräftebündelung, um gemeinsam für die Drewitzer Bürger
aktiv zu werden. In Form von regelmäßigen „Runden Tischen“ bzw. in Arbeitskreisen muss ein enger
Austausch zwischen allen Beteiligten gewährleistet werden. Die „Schule mit Begegnungshaus“ öffnet
sich demnach für den gesamten Stadtteil. Hierzu zählen nicht nur die sozialen Einrichtungen, sondern
auch alle ansässigen Unternehmen, die Fachbereiche der Stadtverwaltung, Ärzte sowie die
Revierpolizei (Abbildung 23: Vernetzung „Schule mit Begegnungshaus“). Gerade auf präventiver
55 Modellbeschreibungen
Ebene (z.B. Gewaltprävention oder Gesundheitsförderung) ist dieser systemische Ansatz relevant. In
diesem Sinne beeinflussen sich Schule und Stadtteil gegenseitig.
Fenster 11: Kooperation
Seit Aristoteles ist bekannt, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile. Dieses Wissen wird bei Kooperationen und Vernetzungen angewandt. Kooperation ist eine Problemlösungsstrategie, die durch die Koordination des Verhaltens verschiedener Akteure, gemeinsame Ziele oder Aufgaben qualitativ hochwertiger, effektiver oder ressourcenschonender zu erreichen bzw. umzusetzen beabsichtigt. Dabei steht das gemeinsames Interesse bzw. eine Zielgruppe im Fokus der Zusammenarbeit (bspw. Lokale Bündnisse für Familien). Durch verbindliche dialogische Austauschprozesse unterschiedlicher Akteure der Stadt, des Sozialraums oder eines Quartiers können neue Partnerschaften geknüpft und Entwicklungen ausgetauscht werden (Netzwerke). Entscheidend für eine funktionierende Arbeit ist, dass „Etwas“ als gemeinsame Aufgabe verstanden wird und ein gleichberechtigtes Geben und Nehmen erfolgt. Dabei besteht Klarheit über die Mitwirkungspotentiale des Einzelnen. Quelle: Thimm, Jugendarbeit im Ganztag der SEK.I-Schulen, 2004, S. 44ff.
Abbildung 23: Vernetzung „Schule mit Begegnungshaus“
Quelle: Eigene Darstellung
Koordination
Für einen reibungslosen Ablauf ist ein Projektmanagement für die Organisation erforderlich (z.B.
Ansprechpartner, Angebotsgestaltung, Gremienarbeit, Öffentlichkeitsarbeit). Diese Aufgabe sollte
von einem Team übernommen werden, das als Ansprechpartner für jegliche Fragen zum Thema
„Stadtteilschule“ und Stadtteilvernetzung fungiert. Vor allem im Bezug auf die bessere Vernetzung
der Akteure soll das Projektmanagement der Stadtteilschule einen wichtigen Beitrag für den Stadtteil
leisten.
Kita/
Horte
Die Arche STIBB
e.V. Schulamt
Kinderclub Junior
Club 18
Club Off Line
AWO
Streetworker
Ärzte
Schul-/Sozialarbeiter
Politiker
Universität Potsdam/
FH Potsdam
Polizei
Urania
Wohnungs-unternehmen
Wirtschafts-unternehmen
Stadtkontor GmbH
Stadtverwaltung
Soziale Stadt Potsdam e.V.
DrEKiZ
STADTTEILSCHULE
BERATUNG/SEMINARAUßENGELÄNDE
TURNHALLE
BÜRO PROJEKTTEAM
SAALMEHRZWECKRÄUME
SCHULE
GASTRONOMIE
Drewitz Drewitz
56 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Schule
Dieses Modell der Stadtteilschule soll an der Grundschule „Am Priesterweg“ verortet sein. Damit die
integrierte Gemeinwesenarbeit dort stattfinden kann, ist es unerlässlich, dass sich die Schule zum
Gemeinwesen öffnet (Fenster 12: Öffnung von Schule) und sich das gesamte Schulkollegium (vom
Hausmeister bis zur Rektorin) mit der Stadtteilschule identifiziert. Diesbezüglich ist auf die Vielzahl
von momentanen Veränderungen in der Grundschule 20 hinzuweisen, die momentan stattfinden
(Kapitel 4.2 Modell II: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten). Aufgrund dessen muss
unbedingt darauf geachtet werden, dass die innerschulischen Akteure sensibel auf die
Entwicklungsprozesse vorbereitet werden. Erst indem die Veränderungen als langanhaltender
Prozess verstanden werden, können die Beteiligten von den Vorteilen einer veränderten Schulkultur
überzeugt werden und die Effektivität der Arbeit internalisieren. Dabei ist zu beachten, dass das
Kollegium durch zu großen Aktionismus nicht überfordert wird, denn die Partizipation der
innerschulischen Akteure stellt einen wesentlichen Bestandteil des Entwicklungsprozesses zur
Stadtteilschule dar.
Fenster 12: Öffnung von Schule
Um nachweisbar auf die Schulkultur einzuwirken, bedarf es eines kombinierten Ansatzes - mit Blick auf die jeweilige Einzelschule - der auf mehreren Ebenen ansetzt und verschiedene Elemente enthält (Melzer, Schubarth, Ehninger 2004, S.255). Schubarth (2003, S.243ff.) vertritt den Standpunkt, dass schulische Präventions- und Interventionsmaßnahmen in breite Strategien eingebettet sein müssen und dabei die Unterstützung vieler engagierter Partner benötigt (systemischer Präventionsansatz). Auf der Ebene des schulischen Umfeldes bzw. des Gemeinwesens sollen alle außerschulischen Unterstützungspotentiale mobilisiert werden, wobei die unterschiedlichen Unterstützungsakteure und Kooperationspartner zusammenarbeiten und ihre vorhandenen Kompetenzen gegenseitig für die Bearbeitung der anfallenden Probleme nutzen und austauschen sollen. Die außerschulischen Kooperationsbeziehungen fördern zusätzlich den Schulentwicklungsprozess im Sinne einer „Öffnung von Schule“, die dadurch an Lebensweltorientierung, sozialer und demokratisch partizipatorischer Qualität gewinnt und somit positive Auswirkungen auf die Schul- und Lernkultur hat (ebd., S.247f.).
4.5 Diskurs: Wie werden die Ziele einer Stadtteilschule durch die Modelle
erreicht?
In diesem Anschnitt werden die einzelnen Modelle im Hinblick auf die Zielgruppen, Angebote sowie
der Kooperation miteinander verglichen. Im Anschluss daran werden die Modelle auf ihre
Verwirklichung der Ziele einer Stadtteilschule (Fenster 1: Ziele Stadtteilschule) überprüft.
Bei den Modellen I und II sind die Kooperation sowie die Angebote sehr schulbezogen und wirken
sich daher wenig auf den Stadtteil aus. Im Vordergrund des Modells II steht die Angebotserweiterung
für die Zielgruppe der Lückekinder. Das Modell III soll alle Generationen ansprechen, aber aufgrund
seiner geringen räumlichen und personellen Möglichkeiten können nur begrenzt Angebote initiiert
werden. Von hier aus wird die Kooperation innerhalb des Stadtteils gesteuert, um eine langfristige
57 Modellbeschreibungen
Verbesserung der Beziehungen zwischen den Akteuren zu erzielen. Das Modell IV offeriert aufgrund
seiner räumlichen Möglichkeiten für alle Generationen Angebote. Insofern wird das Begegnungshaus
den Bedürfnissen der Bewohner in vielfältiger Hinsicht gerecht (z.B. Kultur, Vereinsleben, Beratung,
Bildung). Der Austausch zwischen den Akteuren vor Ort stellt eine wichtige Voraussetzung für die
Umsetzung dieses Modells dar.
Tabelle 13:Modellvergleich Angebote und Zielgruppen/Kooperation
Grundschule 20 Grundschule mit offenen Ganztags-angeboten
Offener Treffpunkt Schule mit Begegnungshaus
Zielgruppen Schüler Schüler (Lückekinder)
offen für alle Generationen, aber begrenzte Möglichkeiten
alle Generationen
Kooperation schulbezogen schulbezogen stadtteilbezogen schul- und stadtteilbezogen
Angebote für die Schule für die Schule für den Stadtteil für die Schule und den Stadtteil
Quelle: Eigene Darstellung
Die folgende Abbildung stellt modellhaft den Umfang der jeweiligen Modelle im Hinblick auf die
Angebote und Zielgruppen sowie die Kooperation dar. Hierbei wird das Ausmaß jedes Modells
deutlich, wobei das Modell IV in beiden Kriterien den größten Anstieg aufweist.
Abbildung 24: Modellvergleich Angebote und Zielgruppen/Kooperation
Quelle: Eigene Darstellung
Angebote und Zielgruppen
Kooperation
Modell IV
Modell III
Modell II
Modell I
58 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Da die Modelle I und II den aktuellen Stand der Schule beschreiben und daher keine umfassenden
Auswirkungen auf den Stadtteil haben, werden diese im Hinblick auf die Zielverwirklichung nicht
berücksichtigt. Im Folgenden sind für die Modelle III und IV die möglichen Szenarien entworfen, die
eintreten könnten, wenn entweder nur Modell III oder IV umgesetzt wird.
Szenario „Offener Treffpunkt“
In der Betrachtung, nur einen „Offenen Treffpunkt“ zu errichten, ohne weitere Maßnahmen im
Stadtteil zu ergreifen, muss Folgendes konstatiert werden: Es würde keine gegenseitige
Beeinflussung von Stadtteil- und Schulleben stattfinden. Es würden sich keine direkten Auswirkungen
auf die Schule zeigen, die eine Verbesserung der Bildungschancen hervorrufen können. Außerdem
würden Lernen, Bilden sowie Erziehen nicht stärker auf die Lebensprozesse der Stadtteilbewohner
einbezogen werden. Der „Offenen Treffpunkt“ könnte zwar ein notwendiges Angebot darstellen,
aber aufgrund seiner geringen räumlichen Kapazitäten nur ein kleines Repertoire an Angeboten
bieten und somit ein Begegnungshaus nicht ersetzen. Zusätzlich kann der Wunsch der sozialen
Akteure vor Ort nach einer deutlichen Verbesserung der erschwerten Arbeitssituation nicht
berücksichtigt werden.
Szenario „Schule mit Begegnungshaus“
Bei der sofortigen Errichtung des Modells „Schule mit Begegnungshaus“ besteht die Gefahr, dass der
Standort Schule nicht als Begegnungszentrum von den Bürgern angenommen wird. Begründet wird
diese Aussage mit dem fehlenden Wissen und den Unsicherheiten der Bewohner, dass Angebote für
sie darin stattfinden. Das Image von Schule erzeugt bei bestimmten Zielgruppen (bspw.
bildungsferne Menschen) negative Assoziationen und erschwert die Erreichbarkeit dieser.
Ohne eine längerfristige Beteiligung der Bewohner können die Angebote nicht ausreichend nach
deren Bedürfnissen ausgerichtet werden. Das Resultat fehlender Partizipation wäre die geringe
Nutzung des Begegnungshauses. Demzufolge würde keine Nachhaltigkeit der Angebote
gewährleistet sein und eine Fehlinvestition würde drohen, die im schlimmsten Fall eine weitere
Imageverschlechterung des Stadtteils zu Folge hätte. Die Angebote im Stadtteil können sich
überschneiden, wenn diese nicht aufeinander abgestimmt werden. Dadurch würde sich die
Konkurrenz unter den sozialen Einrichtungen erhöhen und die Kooperationsbeziehungen und somit
die Vernetzung der Akteure verschlechtern.
Da diese beiden Szenarien nicht eintreten sollen, muss die Entstehung einer solchen umfassenden
generationenübergreifenden Institution als Prozess verstanden werden (Abbildung 25: Weg zur
Stadtteilschule). In einer großen Stadtteilrunde im März 2009 wurde diese Vorgehensweise erläutert,
59 Der Weg zur Stadtteilschule
die unter der Teilnehmern Zuspruch fand (Kapitel 7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur
„Stadtteilschule Drewitz“).
Zusätzlich sind weitere Projekte im Stadtteil zu etablieren, die sensibel auf die Bedürfnisse und
Problemlagen der Bewohner reagieren. Durch ihre Nachhaltigkeit unterstützen diese langfristig die
sozialen Akteure vor Ort bei ihrer Arbeit. Hierbei sind z.B. der Einsatz von Familienhebammen als
Form der frühen Hilfen, das frühkindliche Familienunterstützungsangebot Opstapje und das
Sozialtraining zur individuellen Förderung hervorzuheben (Kapitel 5.7 Ergänzende Projektvorschläge).
5 Der Weg zur Stadtteilschule
Im vorherigen Abschnitt wurde resümiert, dass die Realisierung nur eines Modelles nicht zu der
gewünschten Stadtteilverbesserung führt. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, die
Entwicklung zur Stadtteilschule als Weg anzusehen.
Abbildung 25: Weg zur Stadtteilschule
Quelle: Eigene Darstellung
Drei wesentliche Kernfragen bilden die Grundlage für diese Entscheidung und werden im Folgenden
näher erläutert:
1. Wie lassen sich die Drewitzer erreichen?
2. Wie lassen sich die Angebote planen?
3. Wie lassen sich die Akteure besser vernetzen?
5.1 Die Erreichbarkeit der Drewitzer
Aufgrund der sozialen Isolation und den vorhandenen Hemmschwellen sind erste Kontakte mit der
Drewitzer Bevölkerung nur über niedrigschwellige Arbeitsansätze möglich. Über einen längeren
Grundschule „Am Priesterweg“
Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten
Offener Treffpunkt
Schule mit Begegnungshaus
60 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Zeitraum kann dadurch Vertrauen aufgebaut werden und die Bürger öffnen sich für Angebote bzw.
lassen sich für Angebote aktivieren. Ein weiterer Schritt ist die Partizipation der Bewohner, die aber
nur dann erfolgreich ist, wenn die Drewitzer in die Lage versetzt werden, sich aktiv zu beteiligen.
Dafür müssen die Voraussetzungen erst geschaffen werden. Um das neu zu schaffende
Begegnungshaus mit Ideen und Vorschlägen der Bewohner zu gestalten und zu beleben, forciert der
„Offene Treffpunkt“ eine Aktivierung der Bewohnerschaft nach dem Empowerment-Ansatz.
Fenster 13: Empowerment/Partizipation
Mit Empowerment werden Prozesse bezeichnet, in deren Verlauf sozial benachteiligte Menschen Möglichkeiten und Fähigkeiten gewinnen, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten. Empowerment ist demnach die „Ermächtigung“, Verantwortung für eigene Angelegenheiten zu übernehmen. Partizipation ist dagegen die aktive Einbindung Betroffener (bei der Bedarfserhebung, Planung oder Umsetzung), mit dem Ziel der Vertretung der eigenen Interessen. Insofern ist Partizipation eine Voraussetzung als auch eine Folge von Empowerment, da die Bürger für die Beteiligung erst einmal Kompetenzen aufbauen müssen, um die erworbenen Fähigkeiten in den Beteiligungsprozess mit einzubringen. Demzufolge ist Empowerment ein Entwicklungsprozess, der von einem Gefühl der Ohnmacht über Kompetenzgewinn bis zur aktiven Beteiligung führt. Der erste Impuls für Empowerment kann u.a. von einer aktivierenden Befragung, der Organisation eines Stadtteilfestes oder der Unterstützung eines kulturellen Angebotes ausgehen. Quelle: Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 1, 2008, S.14-19.
Durch diesen Weg der Kontaktaufnahme und Befähigung kommt es zum gegenseitigen Austausch
und zur Entstehung von Nachbarschaftsnetzwerken. Für diese erste Kontaktaufnahme ist der „Offene
Treffpunkt“ aufgrund seiner Neutralität und seiner geringen Größe besser geeignet als die „Schule
mit Begegnungshaus“. Für die Realisierung des Modells IV werden engagierte Stadtteilbewohner
benötigt, die durch den vorher installierten „Offenen Treffpunkt“ aktiviert werden können.
5.2 Die Planung der Angebote
Drewitz als Stadtteil mit vielen sozialen Problemlagen benötigt eine besondere Vorgehensweise bei
der Planung der Angebote. Ein wichtiger Bestandteil ist die Beteiligung der Bevölkerung, um bei der
Projekt- und Maßnahmenplanung den Bedarf und die Bedürfnisse der Drewitzer zu ermitteln und zu
berücksichtigen. Diese Herangehensweise hat den Vorteil, dass Fehlplanungen und -investitionen
vermieden bzw. reduziert werden. Eine aktivierende Bürgerbefragung stellt eine günstige
Planungsmethode für die Entwicklung zur Stadtteilschule bzw. des Stadtteils dar.
Fenster 14: Aktivierende Befragung
Das Hauptinteresse bei der Aktivierenden Befragung liegt in der Aktivierung der Bürger. Ziel ist es, dass sich die Bürger selbst um die eigenen Belange kümmern und mehr Bürgerbeteiligung in der Gemeinwesenarbeit initiieren. Entscheidend für die Zielumsetzung ist es, den durch die Befragung in Gang gesetzten Prozess der Beteiligung fortzusetzen und im Anschluss an die Befragung, Versammlungen und Aktivitäten folgen zu lassen. Dadurch soll ein Prozess der Problembewältigung eingeleitet werden, der dem Empowerment-Ansatz entspricht. Die Methode der Aktivierenden Befragung ist besonders geeignet, um Bedarfsermittlungen im Setting Stadtteil durchzuführen. „Diese sozialen Erhebungen sind genauso erforderlich wie Planungskosten in der städtebaulichen Sanierung. Bei verkehrstechnischen und baulichen Verfahren hinterfragt niemand die Planungskosten.
61 Der Weg zur Stadtteilschule
Befragungen der Bevölkerung werden oftmals als zu teuer angesehen, obwohl sie maßgeblich die Akzeptanz von Vorhaben erhöhen könnten“ (Luig-Arlt, 2008). Vorgehensweise:
1. Voruntersuchung: Durch Voruntersuchungen können erste wichtige Informationen zum Stadtteil gesammelt werden, die als Grundlage für die Befragung dienen. Methoden der Voruntersuchungen können Ortsbesichtigungen, Statistikauswertungen, Gespräche mit Experten sowie Bewohnern sein.
2. Hauptuntersuchung: Für die Fragebogenentwicklung können die Ergebnisse der Voruntersuchung genutzt werden. Entweder werden leitfadenorientierte mündliche Befragungen oder schriftliche Befragungen mittels Fragebögen durchgeführt.
3. Auswertung der Aktivierung: Die Auswertung sollte in Form eines Ergebnisberichtes oder als Präsentation der Ergebnisse erfolgen und anschließend mithilfe einer Diskussion der Ergebnisse mit den Befragten abschließen. Danach wird eine Aktivierung der Beteiligten in Form einer konkreten Aktion oder der Bildung von Interessengruppen angestrebt.
Quelle: Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 2, 2008, S.13f.
Über die niedrigschwellige Kontaktaufnahme im „Offenen Treffpunkt“ sowie durch die aktivierende
Bürgerbefragung werden Handlungsbedarfe und Probleme der Bürger ermittelt. Anhand dessen
lassen sich die Angebote besser planen, da sie sich nach den Bedürfnissen der Menschen richten. Das
Modell „Schule mit Begegnungshaus“ lässt sich präziser vorbereiten, da die Bürger von dem
neutralen Standort in den Prozess der Planung der Stadtteilschule mit einbezogen werden. Die
Bürger werden somit aktiviert, sich am Entwicklungsprozess der Stadtteilschule zu beteiligen.
Parallel zur Bürgeraktivierung muss die bauliche und finanzielle Planung von einer koordinierenden
Stelle organisiert werden.
5.3 Die Kooperation
Die Kooperationsbeziehungen stellen eine wesentliche Voraussetzung für die Arbeit im Stadtteil dar.
Im Hinblick auf die Entwicklung zur Stadtteilschule müssen diese grundsätzlich verbessert werden,
weil eine erfolgreiche Umsetzung von Projekten nur dann gelingt, wenn, nach dem Setting-Ansatz
(Fenster 15: Setting-Ansatz) insbesondere im Setting Stadtteil, eine gemeinsame Vision verfolgt wird.
Diese Aufgabe übernimmt vorerst der „Offene Treffpunkt“. Außerdem bietet das Bund-Länder-
Programm „Soziale Stadt“, in dessen Förderkulisse sich Drewitz befindet, einen solchen
Anknüpfungspunkt. In diesem Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf ist die Entwicklung einer
sozialen Infrastruktur von zentraler Bedeutung und stellt somit eine gute Voraussetzung für die
Integration von Präventions- und Interventionsprojekten nach dem Setting-Ansatz dar.
Fenster 15: Setting-Ansatz
Der Setting-Ansatz ist eine Strategie der Prävention und Intervention. Als Settings werden alle Lebensbereiche verstanden, in denen Menschen regelmäßig einen großen Teil ihrer Lebenszeit verbringen (z.B. Schule, Arbeitsplatz, Wohnumfeld). Nach diesem Ansatz steht der Mensch in enger Verbindung mit seinen Lebenswelten, die einen entscheidenden Einfluss auf seine Lebensführung haben. Nach dem Setting-Ansatz sind Präventionen und Interventionen auf Wissen, Einstellungen und Handeln Einzelner und gleichzeitig auf Faktoren, die diese beeinflussen, ausgerichtet. Das heißt, je mehr die Rahmenbedingungen von Beginn an fokussiert werden, desto erfolgsversprechender sind die präventiven und intervenierenden Ansätze. Der Setting-Ansatz umfasst drei zentrale Aspekte:
62 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
1. Auf individueller Ebene werden die Kompetenzen und Ressourcen der im Setting lebenden Personen gestärkt.
2. Auf Ebene der Strukturbildung werden protektive Rahmenbedingungen entwickelt.
3. Auf Ebene der Partizipation werden möglichst viele Personen in diesen Prozess systematisch mit eingebunden.
Quelle: Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 1, 2008, S.14-19.
In den Experteninterviews bildete sich zunehmend heraus, dass die kooperative Arbeit zwischen den
sozialen Einrichtungen in Drewitz sowie die Mitarbeit in Netzwerken und Gremien aufgrund der
aktuellen Situation im Stadtteil erschwert bzw. problembehaftet ist. Durch das latente Gefühl, stets
als schwieriger Stadtteil vernachlässigt und in öffentlichen Runden kaum thematisiert zu werden,
sank das Interesse an der Mitarbeit in sozialraumbezogenen Gremien. Die fehlende Bereitschaft an
der Partizipation entfachte allerdings einen „Teufelskreis“, der sich durch die geringe öffentliche
Beachtung potenzierte.
Die geringe Beteiligung in lokalen Netzwerken (bspw. RAK, Lokales Bündnis für Familien
Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld) wird unter anderem damit begründet, dass viele Einrichtungen in
Drewitz personelle Defizite aufweisen (bspw. geringer Betreuungsschlüssel in den Kitas und Horten).
Mehrere lokale Einrichtungen sind durch diverse Veränderungen im Stadtteil (bspw. der Ansiedlung
der „Die Arche“, der Veränderung der Schulorganisation zur Grundschule mit offenem
Ganztagsangeboten oder BLIQ - Bewegtes Leben im Quartier) „gesättigt“. Besonders das plötzliche
Interesse der Öffentlichkeit an der Arbeit der „Die Arche“ mit dem besonderen Fokus auf die
kostenlose Mittagsversorgung verschlechterte die Stimmung unter den sozialen Akteuren im
Stadtteil, da die bisherige Arbeitsleistung der Träger unter schwierigen Arbeitsbedingungen weder
erwähnt noch gewürdigt wurde. Nun möchten die Akteure vor Ort die laufenden Entwicklungen
abwarten und vor allem erleben, dass sich die momentane Stadtteilarbeit zum Positiven für die
sozialen Akteure auswirkt und nicht ausschließlich Mehrarbeit bedeutet.
Allerdings zeigen die sozialen Akteure großes Interesse an der Diskussion zur Stadtteilentwicklung im
Rahmen des Projektes „Stadtteilschule“ und äußerten dabei einerseits ihre Ängste und andererseits
ihre Erwartungen hinsichtlich der Konzepterstellung. Die Idee eines Arbeitskreises Drewitz wurde von
ihnen begrüßt, um gemeinsam für den Stadtteil zu arbeiten.
5.4 Räumliche Planung des Projektes Stadtteilschule
In diesem Abschnitt werden die verschiedenen Faktoren zusammengetragen, die für die Wahl des
Standortes entscheidend sind. Einen wesentlichen Einfluss auf die Standortfrage hat die Tatsache,
dass Drewitz einen Mangel an kommunalen Flächen für die Etablierung einer „Stadtteilschule“
aufweist. Diese wenigen städtischen Flächen umfassen die Grundschule „Am Priesterweg“ sowie die
verschiedenen Kindertageseinrichtungen.
63 Der Weg zur Stadtteilschule
Um herauszufinden, an welchem Ort die „Stadtteilschule“ errichtet werden kann, wurde den
Experten in den Interviews die Frage des Standortes gestellt. Die Erhebung zeigt, dass die Experten
nur drei Orte benennen. Es wurde die Grundschule „Am Priesterweg“, die „Rolle“ und die „Brache
um REWE“ vorgeschlagen. In der Auswertung der Interviews liefert der Vergleich zwischen
Verständnis und Ort ein differenzierteres Bild. Die Experten, die sich für Modell II und IV
aussprechen, bevorzugen die Grundschule „Am Priesterweg“ und diejenigen, die Modell III
befürworten, präferieren die „Rolle“ als neutralen Standort.
In der Beschreibung des Modells III wurde überprüft, ob der „Offene Treffpunkt“ in den Räumen der
„Die Arche“, des Jugendclubs „Off Line“ oder in den Kellerräumen der Grundschule „Am Priesterweg“
errichtet werden kann. Aus der Analyse resultiert, dass diese Institutionen keine
Ausweichmöglichkeiten bieten. Stattdessen werden die Räumlichkeiten der Konrad-Wolf-Allee als
Standort für den „Offenen Treffpunkt“ vorgeschlagen. Die Überprüfung externe Angebote in
schulische Räume zu integrieren ergibt, dass ein Anbau an das Schulgebäude für die Umsetzung des
Modells IV erforderlich ist. Die „Brache um REWE“ kann als Standort nicht fungieren, da sich diese
Fläche nicht in kommunaler Trägerschaft befindet. Von daher wäre die Nutzung mit hohen
Investitionen für den Erwerb und Umbau verbunden.
Anhand dieser Ausführungen wird deutlich, dass der „Offene Treffpunkt“ in die „Rolle“ etabliert
werden muss. Für die „Schule mit Begegnungshaus“ ist ein Anbau an die Grundschule „Am
Priesterweg“ erforderlich.
5.5 Zeitliche Planung des Projektes Stadtteilschule
Bereits zum heutigen Zeitpunkt wirken die Aktivitäten der Grundschule „Am Priesterweg“ über die
schulischen Aufgaben hinaus. Diese Vorläufer der Stadtteilschule als Ort der Begegnung und des
Austausches sollen im gesamten Planungszeitraum weiter unterstützt und beibehalten werden.
Relativ zeitnah muss ein „Offener Treffpunkt“ in der Konrad-Wolf-Allee entstehen, wo aktivierende
Gemeinwesenarbeit sowie transparente Stadtteilarbeit stattfinden kann. Durch die temporäre
Lösung kann man dem dringenden Bedarf der Bewohnerschaft nach einem Ort der Begegnung, des
Austausches aber auch der Lebenshilfe gerecht werden. Durch den zeitweiligen „Offenen Treffpunkt“
wird der Zeitraum überbrückt, bis im Zuge der umfassenden Sanierungsarbeiten am Schulgebäude
ein Anbau für das Begegnungshaus erfolgen kann. Mit der Fertigstellung der Räumlichkeiten
innerhalb des Anbaus kann der Umzug vom „Offenen Treffpunkt“ erfolgen.
Für die weitere Planung impliziert dieser Weg zur Stadtteilschule, dass während der Installierung des
„Offenen Treffpunkts“ die „Schule mit Begegnungshaus“ parallel vorbereitet werden muss. Diese
synchrone Projektplanung und -umsetzung gibt einerseits den Bewohnern die Möglichkeit, ihre Ideen
64 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
in die Angebotsgestaltung mit einfließen zu lassen. Andererseits müssen gleichzeitig die bauliche und
finanzielle Planung sowie die sukzessive Akquirierung von Angeboten von einer zuständigen Person
koordiniert werden.
Die folgende Tabelle beinhaltet die kurz-, mittel- und langfristige Planung des Weges vom „Offenen
Treffpunkt“ zur „Schule mit Begegnungshaus“.
Tabelle 14: Zeitliche Projektplanung
Jahr Umsetzung
Kurzfristige Planung
2009 Analyse des Stadtteils
aktivierende Bürgerbefragung
Aktivierung von Schlüsselpersonen des Stadtteils
Ausbau der bestehenden Kooperationen und Zusammenarbeit mit neuen Kooperationspartner im Stadtteil, wie z.B. Hebamme, Revierpolizei, Kinderärzte
Gründung des „Arbeitskreises Drewitz“
Gründung einer Bürgerinitiative aus der Bewohnerschaft heraus
Öffentlichkeitsarbeit
Gremienarbeit
Eröffnung des „Offenen Treffpunkts“
Koordination des „Offenen Treffpunktes“
Erstellung des Bau- und Finanzierungskonzeptes für die „Schule mit Begegnungshaus“
2010 Gestaltung der Angebote nach den Bedürfnislagen der Bewohnerschaft
Hinzuziehen anderer Professionen nach Bedarf
Einbinden von Ehrenamtlichen in Gemeinwesenarbeit
Aufbau nachbarschaftlicher Netzwerke/Tauschbörse
Öffentlichkeitsarbeit
Gremienarbeit
Koordination des „Offenen Treffpunktes“
Evaluation der Angebote
Koordination des Bau- und Finanzierungskonzeptes für die „Schule mit Begegnungshaus“
Interessentengespräche für „Schule mit Begegnungshaus“ mit Vereinen und Trägern
Mittelfristige Planung
2011 Verstetigungen und Akquirierung neuer Dienstleistungsangebote (z.B. Beratung), kultureller und sozialer Angebote als Basis für das Begegnungshaus
Schaffung von Arbeitsplätzen
Öffentlichkeitsarbeit
Gremienarbeit
Koordination des „Offenen Treffpunktes“
Evaluation der Angebote
Koordination „Schule mit Begegnungshaus“ (in Bau)
Partizipation der Bewohner an Planung des Begegnungshauses
Gestaltung von Nutzungsvorverträgen für das Begegnungshaus
2012 Fertigstellung des Begegnungshauses und Umzug in die neuen Räumlichkeiten
Bereitstellung von Räumen, die auch für die Bewohnerschaft oder Vereine zu mieten sind (Kapitel 7.5 Referenzobjekt „Bürgerhaus Hohenstücken“)
Verbesserung des Austausches von Bildung und Lernen auf alle Lebensprozesse durch die räumliche Nähe zur Schule
Schaffung von Arbeitsplätzen
Öffentlichkeitsarbeit
Gremienarbeit
Koordination des Begegnungshauses
65 Der Weg zur Stadtteilschule
Evaluation der Angebote
2013 Einsatz von Ehrenamtlichen, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zur Vorbereitung für den 1. Arbeitsmarkt und Schaffung von Arbeitsplätzen
Angebote in der Lehrküche für Jung und Alt erzeugt Magnetwirkung über den Stadtteil hinaus
Schaffung von Arbeitsplätzen
Öffentlichkeitsarbeit
Gremienarbeit
Koordination des Begegnungshauses
Evaluation der Angebote
Langfristige Planung
Ab 2014 Etablierung des Begegnungshauses für alle Generationen des Stadtteils und über den Stadtteil hinaus
Verbesserung der Lebens- und Wohnqualität im Stadtteil
Schaffung von Arbeitsplätzen
Imageverbesserung
Öffentlichkeitsarbeit
Gremienarbeit
Koordination des Begegnungshauses
Evaluation der Angebote Quelle: Eigene Darstellung
5.6 Flankierende Angebote
In diesem Teil des Konzeptes werden flankierende Projekte für Drewitz vorgestellt, die sich in den
Modellen „Offener Treffpunkt“ oder „Schule mit Begegnungshaus“ integrieren lassen. Diese
Angebotsbeispiele wurden häufig von den Experten im Rahmen der Befragung geäußert (Kapitel 3.4
Räume und Angebote im Verhältnis zu den Modellen). Zusätzlich hat sich die Bedeutung dieser
Arbeitsansätze im Quartier durch weitreichende Recherchen, Erfahrungsaustausche sowie durch
Fachtagungen bestätigt.
5.6.1 Elterntrainings
In Drewitz sind nach Angaben des Jugendamtes viele Kinder von Kindeswohlgefährdungen betroffen
(Kapitel 2.1 Drewitz unter Betrachtung der statistischen Daten). Die Ursachen sind multifaktoriell
bedingt. Folgende Risikofaktoren lassen sich in diesem Stadtteil signifikant nachweisen:
niedrigeres Bildungsniveau
hoher Anteil an Einelternfamilien
hohe Erwerbslosigkeit einhergehend mit Erhalt von Transferleistungen
soziale Isolation der Familien.
Da in diesem Stadtteil auffallend viele junge Familien wohnen, sollte ein Angebot geschaffen werden,
das diese Eltern bei der Bewältigung der Erziehungsaufgabe ihrer Kinder unterstützt und sie in ein
soziales Netzwerk integriert.
In der Grundschule „Am Priesterweg“ und in den Kindertagesstätten werden täglich überforderte
Familien wahrgenommen. Die Kinder kommen bereits im Vorschulalter mit
66 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten in die sozialen Institutionen. Bereits in den
frühen Kindheitsjahren besitzen diese Kinder Entwicklungsdefizite, die sich vielfach im Laufe der
Jahre potenzieren. Dadurch sind sie massiv an der gesellschaftlichen Teilhabe behindert und besitzen
nicht dieselben Chancen wie andere, ihre Potentiale und Fähigkeiten zu entdecken und zu erweitern.
Aus diesem Grund müssen bereits frühzeitig Familien unterstützt und ihre Kompetenzen entwickelt
werden. Durch präventive Angebote können Risikofaktoren gemindert werden und den Kindern kann
ein gesünderes und chancengleiches Aufwachsen in der Gesellschaft ermöglicht werden.
Fenster 16: Elterntrainings
Die Erreichbarkeit von Familien, bei denen die Erziehungsprozesse problematische Formen angenommen haben, stellt ein wesentliches Problem der familienbezogenen Prävention und Intervention dar (Lösel & Bliesner 2003, S.167, Mansel 2001, S.248). Aus diesem Grund ist die Einführung präventiver Maßnahmen, insbesondere Elterntrainings, die positives elterliches Erziehungsverhalten trainieren und unterstützen und somit zur Erhöhung der Erziehungskompetenz beitragen, dringend erforderlich (Hahlweg & Heinrichs 2007, S.170f.). Angesichts der geringen Bereitschaft der betroffenen Familien bestehende Beratungs- und Hilfsangebote wahrzunehmen, ist die Entwicklung und Verbreitung von präventiven Ansätzen wohlmöglich erfolgversprechender als Interventionsansätze (Hahlweg & Heinrichs 2007, S.173f.).
Im Folgenden wird das Elterntraining FuN beschrieben, das ab September 2009 in Drewitz
stattfindet. Bereits an dieser Stelle soll aufgrund der prekären sozialen Lage im Stadtteil auf die
ergänzenden Projektvorschläge der Familienhebamme sowie des Frühförderprogramms Opstapje
hingewiesen werden (Kapitel 5.7 Ergänzende Projektvorschläge).
FuN: Familie und Nachbarschaft
FuN ist ein präventives Familienbildungsprogramm und fördert Erziehungs- und
Beziehungskompetenzen bei allen Familienmitgliedern durch das gemeinsame Erleben von Übungen
und Spielen. Es orientiert sich am Sozialraum der Familien, indem es unterschiedliche
Unterstützungsangebote für Familien im Stadtteil vernetzt und in Kooperation verschiedener sozialer
Dienste durchgeführt wird. 46
46Die Informationen zum Familienprogramm FuN stammen aus: Praepaed (Institut für präventive Pädagogik), FuN- Familie und Nachbarschaft, 2008 und http://www.praepaed.de
67 Der Weg zur Stadtteilschule
Abbildung 26: Kooperationsmodell FuN-Projekt
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an praepaed 2008, S.10.
FuN ist als niedrigschwelliges Programm konzipiert, dass sich vor allem an bildungsferne und sozial
benachteiligte Familien sowie an Familien mit Migrationshintergrund richtet. In einem persönlichen
Gespräch werden die Familien angeworben, indem ihnen die positive Wirkung des Programms
verdeutlicht wird, ohne sie durch Defizitzuweisungen zu stigmatisieren. Für diese
Einladungsgespräche werden Familien gezielt durch einen Kooperationspartner, der mit den
jeweiligen Familien schon in Kontakt steht, ausgewählt.
Folgende Hauptziele werden mit dem Programm verfolgt:
Förderung der Elternkompetenz
Stärkung der Eltern und Kinder
Festigung sozialer Beziehungen
Förderung der Kooperation
Entwicklung von Erziehungspartnerschaft.
Das FuN-Programm wird einmal in der Woche von ca. 16.00-19.00 Uhr in einem Zeitraum von acht
Wochen in einer Einrichtung des Sozialraums der Familien durchgeführt. Das Programm besteht aus
acht Elementen, die möglichst immer in der gleichen Reihenfolge und im gleichen Zeitrhythmus
ablaufen. Dabei findet ein Teil im Familienverband und ein anderer familienübergreifend statt.
Begrüßung
Kooperationsspiel
Kommunikationsspiel
Gemeinsames Essen
Kita oder Grundschule
Jugendamt ASD/BSD
Familien-beratung und
-bildung/ familien-bezogene Dienste
68 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Elternzeit/Kinderzeit
Spiel zu Zweit
Überraschungsspiel
Abschlusskreis
Nach dem achtwöchigen Programm beginnt die Selbstorganisationsphase, bei der sich die Familien
alle 14 Tage bzw. monatlich selbständig trifft, um Hilfs- und Nachbarschaftsnetzwerke aufzubauen.
Im Jahr 2008 wurden in Potsdam elf FuN-Teamer in einem viertägigen Lehrgang ausgebildet, der
durch Mittel des MASGF Brandenburg finanziert wurde. Das FuN-Programm in Brandenburg
entspricht in allen Phasen dem FuN-Programm des praepaed-Instituts für präventive Pädagogik. Die
erste Programmdurchführung hat im April 2009 begonnen und fand im EKIZ der AWO statt. Die
nächste Umsetzung ist für die Grundschule „Am Priesterweg“ im September 2009 geplant.
5.6.2 Café/Bistro und Lehrküche
In der Expertenbefragung wurde Ernährung häufig thematisiert, in dem die Interviewpartner im
Zusammenhang mit der räumlichen Ausstattung einer Stadtteilschule eine Lehrküche bzw. ein
Café/Bistro forderten (Kapitel 3.3 Stadtteilschule - Zielgruppen, Angebote und Räume). In den
Modellbeschreibungen „Offener Treffpunkt“ und „Schule mit Begegnungshaus“ wurden diese
Vorschläge bereits aufgegriffen. Im Folgenden werden die Angebote im Hinblick auf ihre
Notwendigkeit erläutert und durch Projektideen ergänzt.
Fenster 17: Ernährung
Ein gesunder Lebensstil wird maßgeblich in den Familien geprägt. Von daher stellt Ernährung einen wichtigen und sensiblen Teil der Erziehung dar. Gerade die ersten Lebensjahre eines Kindes sind für Vorlieben und Abneigungen sowie erlernte günstige und ungünstige Gewohnheiten entscheidend. Die Kinder lernen vor allem durch Beobachtung von ihren Vorbildern (Lernen am Modell). Gesunde Ernährungsgewohnheiten sind demnach abhängig vom Lebensstil der Eltern bzw. primären Bezugsperson, zeitlichen und finanziellen Ressourcen, erworbenen Kompetenzen und Fertigkeiten in Bezug auf Auswahl und Zubereitung von Nahrung sowie den Erziehungskompetenzen der Eltern und Bezugspersonen. Gerade bei sozial benachteiligten Familien kann eine ungünstige Ernährungsweise durch Information, Erwerb von bestimmten Fähigkeiten und Veränderung von Alltagsgewohnheiten positiv beeinflusst werden, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:
Orientierung der Angebote und Maßnahmen am Alltag und an den vorhanden Ressourcen (Zeit, Geld, Kompetenzen, Fähigkeiten) der Familien
niedrigschwellige Zugangswege
Ausrichtung der Angebote und Maßnahmen auf Lebenswelten, sozialen Schichtzugehörigkeiten und kulturellen Aspekten
Betroffene aktiv an der Umsetzung von Unterstützungsangeboten einbeziehen, um höhere Akzeptanz und Motivation zu erreichen und um das Erlernte im Alltag umzusetzen.
Für die Umsetzung haben sich besonders Schlüsselpersonen des Stadtteils bewährt, die durch die Angebote angesprochen werden und als Multiplikatoren die gesündere Lebensweise weitertragen (Schneeballeffekt). Quelle: Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 4, 2008, S.8f.
69 Der Weg zur Stadtteilschule
Café/Bistro
Ein solches Angebot (Café/Bistro) ist in vielerlei Hinsicht unbedingt erforderlich47. In einem
Café/Bistro, indem ein Frühstücksangebot, ein Mittagstisch, eine Kaffeetafel o.ä. angeboten wird,
können sich Menschen begegnen, die ansonsten kaum die Möglichkeit haben, in Kontakt zu treten.
Gerade vor dem Hintergrund der Schaffung generationenübergreifender Angebote, ermöglicht ein
Café/Bistro, dass sich Menschen unterschiedlichen Alters beim gemeinsamen Essen treffen, ins
Gespräch kommen oder sogar Freundschaften entwickeln. Ein weiterer Vorteil der Etablierung eines
solchen Essenangebotes im Modell III oder IV besteht darin, dass Besucher durch dieses
niedrigschwellige Einstiegsangebot dazu motiviert werden, ihre Schwellenängste zu überwinden.
Demzufolge fungiert das Café/Bistro als Türöffner für neue Besucher. Durch das Café oder Bistro
können spezielle Gruppen angesprochen werden. Gerade in Drewitz zeigt sich die Notwendigkeit für
ein öffentliches kostengünstiges Essenangebot. Ein erster Schritt wurde zwar durch die AWO
„Spirellibande“ und ein zweiter Schritt durch die Etablierung der „Die Arche“ getan. Beide
Institutionen bieten kostenloses Essen an der Grundschule „Am Priesterweg“ an, jedoch werden
hiermit nur die Grundschulkinder angesprochen. Alle weiteren Zielgruppen haben in Drewitz
aufgrund der infrastrukturellen Ausstattung an gastronomischen Einrichtungen kaum eine
Möglichkeit, kostengünstig zu essen. Das Café oder Bistro soll die Besucher nicht nur bei der
Essenzubereitung entlasten, sondern dient auch der Ansprache für weitere Angebote.
Das Essenangebot soll generationenübergreifend gestaltet sein. Hierdurch kommen die
unterschiedlichen Bewohner miteinander in Kontakt und können sich untereinander austauschen.
Ein besonderer Fokus wird auf die Familien gelegt. Für diese Zielgruppe ist ein parallel stattfindendes
Kinderangebot unerlässlich, um sich untereinander ungestört austauschen zu können. Um jedoch alle
Zielgruppen erreichen zu können, sind flexible Öffnungszeiten notwendig. Gerade für Berufstätige
und Familien sind Angebote am Wochenende dringend zu empfehlen. Folgende Angebote könnte
der offene Cafébetrieb für seine Gäste bereithalten:
Frühstück für Mütter und Väter
Kaffeekränzchen für Senioren
Internationale Kochabende
Wochenendbrunch für Berufstätige und Familien.
47 Die folgenden Ausführungen orientieren sich an dem Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser im Auftrag des BMFSFJ. Nähere Informationen unter http://www. mehrgenerationenhaeuser.de.
70 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Lehrküche
Für das Modell „Schule mit Begegnungshaus“ kann dieses Angebot noch zusätzlich erweitert werden,
indem der offene Essenbereich auf Grundlage einer Lehrküche gestaltet wird. Dort kann mit den
Bewohnern regelmäßig gekocht werden. Diese Lehrküche kann der Qualifizierung von Teilnehmern
im Rahmen von Kursen dienen. Durch die aktive Teilnahme sind die Kompetenzen der Drewitzer
gefragt. In der Lehrküche sind unterschiedliche Kursangebote möglich, wie z.B. der
Haushaltsführerschein für Schüler und das Projekt „Gesund essen mit Freude“. Die Räumlichkeit
muss so geplant werden, dass große Gruppen ausreichend Platz zum gemeinsamen Kochen und
gesellschaftlichen Miteinander haben. Im Erfahrungsaustausch mit dem „Bürgerhaus Hohenstücken“
wurde auf die Notwendigkeit eines solchen Angebotes hingewiesen, da es von der Bewohnerschaft
gut angenommen wird und für den Aufbau sozialer Netzwerke geeignet ist.
Haushaltsführerschein
Das Projekt Haushaltsführerschein, das grundlegende Alltagskompetenzen (Ernährung, Bewegung,
Gesundheit, Wäsche- und Raumpflege) und haushaltsbezogene Bildung fördert, wurde durch das
MBJS ins Leben gerufen sowie von der AOK Brandenburg gefördert und von der Projektagentur
Berlin-Brandenburg durchgeführt. Da der Träger momentan neue Räumlichkeiten für die
Durchführungen dieses Angebotes in Potsdam sucht, bietet sich die Installierung einer Lehrküche in
Drewitz an.
Der Haushaltsführerschein soll Kenntnisse und Fähigkeiten über gesunde Ernährungsweisen sowie
über die Haushaltsführung vermitteln und Schülern zu selbständigen und verantwortungsbewussten
Handeln befähigen. Da sich das Projekt an Kinder der 4. und 5. Klasse richtet, werden alle
gesellschaftlichen Schichten angesprochen, ohne sozial benachteiligten Familien und Familien mit
Migrationshintergrund zu stigmatisieren.
„Gesund essen mit Freude“
Dieser Koch- und Ernährungskurs48 ist vor allem auf die Zielgruppe der Frauen ausgerichtet. In
fachlicher Begleitung überdenken sie gemeinsam Ernährungsgewohnheiten der Familie und
versuchen diese gesünder zu gestalten. Durch die Einbindung von Frauen mit Migrationshintergrund
finden auch kulturbedingte Ernährungsgewohnheiten Berücksichtigung. Außerdem können Fragen,
die sich z.B. mit Erziehung und dem unterschiedlichen Rollenverständnis von Frauen und Männern
beschäftigen, diskutiert werden.
48 Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 4, 2008, S.2; Gesundheit Berlin, Aktiv werden für Gesundheit, Heft 1, 2008, S.10.
71 Der Weg zur Stadtteilschule
Erfolgreich umgesetzt wurde dieses Projekt in einer Berliner Schule mit sozial benachteiligten
Teilnehmern.49 Aus dem Projekt entwickelte sich für die Frauen ein wichtiger soziales Netzwerk. Die
Frauen treffen sich weiter, um gemeinsam zu kochen, zu diskutieren und um Aktivitäten an der
Schule zu unterstützen.
5.7 Ergänzende Projektvorschläge
Um die sozialen Akteure vor Ort bei ihrer Arbeit langfristig zu unterstützen, sind der Einsatz von
Familienhebammen als Form der frühen Hilfen, das frühkindliche Familienunterstützungsangebot
Opstapje und das Sozialtraining zur individuellen Förderung exemplarisch hervorzuheben. Diese
Projekte werden an dieser Stelle kurz erläutert.
5.7.1 Familienhebammen
Familienhebammen50 sind staatlich examinierte Hebammen mit einer Zusatzqualifikation, deren
Tätigkeit die Gesunderhaltung von Mutter und Kind fördert. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der
psychosozialen, medizinischen Beratung und Betreuung von Risikogruppen durch aufsuchende
Tätigkeit und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Berufsgruppen. In der
Regel findet die Betreuung im vertrauten Bereich durch Hausbesuche der Familienhebamme statt.
Neben den allgemeinen Leistungen einer Hebamme wie Vorsorge, Geburtsbegleitung,
Wochenbettbetreuung, Nachsorge und Stillberatung leistet die Familienhebamme vor allem
Motivation zur Selbsthilfe (Empowerment) bzw. fördert das Selbsthilfepotential der Frauen. Um eine
optimale Unterstützung der Familien und Kinder sicherzustellen, arbeitet die Familienhebamme eng
mit sozialen und medizinischen Institutionen zusammen und übernimmt die Vermittlung sowie
Begleitung zu weiterführenden Diensten, wie z.B. Jugendamt, Erziehungsberatungsstellen, Sozialamt,
Schwangerschaftsberatungsstellen, Ärzten und Psychologen. Da der Beruf der Hebamme positiv
besetzt ist und mit Unterstützung eines wichtigen Lebensabschnittes assoziiert wird, kann sich die
Familienhebamme in Vernetzung mit anderen Institutionen für das Wohl des Kindes und der Mutter
auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene einsetzen und somit vermeidbare Gefahren
erkennen und gegebenenfalls die Folgen abwenden bzw. mildern.
Schwangere, Mütter und ihre Kinder, die gesundheitlichen, medizinisch-sozialen oder psychosozialen
Risiken ausgesetzt sind, werden bis zum vollendeten 1. Lebensjahr des Kindes durch die
Familienhebamme betreut. Im Folgenden sind mögliche Kriterien für eine Betreuung aufgelistet:
minderjährigen Schwangerschaft
familiär- und/oder altersbedingte Überforderung
49 Weitere Informationen zum Projekt unter: http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de, http://www.saglik-berlin.d 50 Die Informationen zu Familienhebammen sind unter folgendem Link zu finden: http://www.familienhebamme.de/wir.html
72 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Vernachlässigung des Kindes
Verdacht auf Kindesmisshandlung
Gewalt in engen sozialen Beziehungen
mangelnde Sprachkenntnisse aufgrund von Migrationshintergrund
soziale Isolation
psychische oder chronische Erkrankungen bzw. medizinische Auffälligkeiten
Suchterkrankungen
geringer sozio-ökonomischer Status und/oder Bildungsstand
körperliche oder geistige Behinderung
Aufenthalt in Mutter-Kind Einrichtung
langer stationärer Aufenthalt von Mutter und/oder Kind.
Aufgrund des hohen Anteils von Einelternfamilien in Drewitz, die in einigen Fällen mit der alleinigen
Erziehung überfordert sind, sollte der Einsatz von Familienhebammen auch für diese berücksichtigt
werden.
5.7.2 Das Frühförderprogramm Opstapje
Opstapje51 versucht durch einen niedrigschwelligen Ansatz im Rahmen von Hausbesuchen in die
Familien zu gelangen, um dort langfristige Verhaltensänderungen der Eltern zu bewirken. Dabei wird
vor allem das Konzept des Modell-Lernens genutzt. Durchgeführt wird das präventive
Förderprogramm von geschulten Laienhelfern (Hausbesuchern), die aus dem sozialen Umfeld der
Klienten kommen sollen. Kennzeichnend für Opstapje sind:
intensive langzeitliche Familienbegleitung über zwei Jahre
Festigung von Kompetenzentwicklungen der Eltern
Alltagsnähe
Verhaltensmodifikation im realen Kontext des Familienalltags
Interaktion im spielerischen Erleben
Anregungen in der häuslichen Umgebung anhand pädagogisch wertvoller Materialien
gezielte Steuerung der Entwicklungsförderung des Kindes im kognitiven, motorischen,
sozialen und emotionalen Bereich
Sensibilisierung der Eltern für Bedürfnisse ihrer Kinder und Stärkung der
Eigenverantwortung und Selbstständigkeit.
Ein weiteres Element des Programms sind die regelmäßigen Gruppentreffen zum Zweck der:
Wissensvermittlung über die Entwicklung und Erziehung des Kindes
51 Die nachfolgenden Informationen sind aus der Programmbeschreibung entnommen: Sann/Thrum, Opstapje - Schritt für Schritt, 2004.
73 Der Weg zur Stadtteilschule
Aufbau eines soziales Netzwerkes der Familie
Kennen lernen von Angeboten im Stadtteil.
Die Zielgruppe des präventiven Förderprogramms Opstapje sind Familien mit zweijährigen
Kleinstkindern mit oder ohne Migrationshintergrund. In Drewitz wären das insbesondere Familien,
die einen oder folgende Risikofaktoren aufweisen:
soziale Benachteiligung (z.B. Einkommensarmut)
belastete familiäre Lebenssituation (z.B. Trennung)
persönliche Belastungen (z.B. psychische Erkrankungen).
Aufgrund der belastenden oder benachteiligenden Situation wird es diesen Eltern erschwert, auf die
Signale des Kindes empathisch zu reagieren, so dass die Bedürfnisse nicht ausreichend befriedigt
werden können. Insbesondere durch Kinderärzte, Kinderbetreuungseinrichtungen, den Potsdamer
Babybegrüßungsdienst, Hebammen und weiteren Schlüsselpersonen im Stadtteil, die mit Familien
zusammenarbeiten, kann für das Förderprogramm geworben und Teilnehmer akquiriert werden.
Opstapje verfolgt unterschiedliche Ziele für die jeweiligen Zielgruppen. Diese sind in der folgenden
Abbildung zusammengefasst.
Abbildung 27: Ziele Opstapje
Quelle: Eigene Darstellung
5.7.3 Sozialtraining
Bei dem Projekt handelt es sich um ein Sozialtraining52 mit ganzheitlicher und individueller Betreuung
und Begleitung von Menschen, die aufgrund unterschiedlicher sozialer Problemlagen zunehmend
dazu aktiviert werden sollen, sich selbst zu organisieren und Eigenverantwortung zu übernehmen.
Die zu betreuende Gruppe soll ca. 12 Teilnehmer umfassen. Der Zeitraum des Projektes richtet sich
52 Positive Erfahrungen mit diesem Arbeitsansatz wurden in Berlin-Mitte gesammelt. Weitere Informationen dazu: http://www.freiehilfe-berlin.de/npsh.html
Eltern
•Steigerung ihrer elterlichen Erziehungskompetenzen (Sicherheit, Selbstwertgefühl)
•Sensibilisierung für die altersspezifischen Bedürfnisse des Kindes/ richtige Interpretation der kindlichen Signale
•Kennerlernen neuer Wege, um die Entwicklung ihres Kindes altersgerecht zu fördern
Kind
•Unterstützung und Anregung ihrer altersgerechten Entwicklung (sprachliche, kognitive, motorische, sensorische )
•durch spielerische Erfahrungen, Entdeckung der Umwelt
•Autonomie und Selbstbestimmung
Familie
•Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung durch verbesserte Eltern-Kind-Interaktion
•Stabilisierung des entwicklungsförderlichen Interaktionsmuster zwischen Eltern und Kind
•Aufzeigen neuer entlastender Familienressourcen
•soziales Netzwerk zum Austausch
Gesellschaft
•Gesundheitsförderung
•verbesserte Bildungschancen
74 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
nach der individuellen Entwicklung des einzelnen Teilnehmers und kann eine maximale Betreuung
und Begleitung von bis zu 12 Monate ermöglichen. Das Projekt umfasst drei Phasen:
1. vierwöchiger intensiver Sozialtrainingskurs
2. Abbau der erkannten individuellen Probleme und Defizite
3. Selbstorganisation.
Das Sozialtraining ist darauf ausgerichtet, verschiedene Kompetenzen zu fördern und kann
maßgeblich dazu beitragen, den Einstieg auf den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dabei werden
neben einem vierwöchigen Sozialtrainingskurs und Kommunikationskurs, ein umfassendes
Bewerbungstraining sowie Workshops zu spezifischen Themen (z.B. Alternativen zur Arbeitslosigkeit,
Schulden) angeboten. Diese Formen der Förderung von Schlüsselkompetenzen und der
Unterstützung zum Berufseinstieg sind in Drewitz dringend erforderlich. Die Projektmitarbeiter
stehen den Teilnehmern über die gesamte Maßnahme als Ansprechpartner zur Verfügung. Zudem
kann durch den längeren Zeitraum der Zusammenarbeit das Entwickeln eines sozialen Netzwerkes
der Stadtteilbewohner erleichtert werden.
Das Sozialtraining ist für Menschen mit unterschiedlichen sozialen Problemlagen angedacht:
Langzeitarbeitslosigkeit
Perspektivlosigkeit durch mangelnde berufliche Qualifikationen
Hemmungen, bestehende Hilfesysteme in Anspruch zu nehmen
Defizite in der sozialen Kompetenz
drohende Straffälligkeit
drohende Obdachlosigkeit
mangelndes Selbstvertrauen
soziale Isolation.
Folgende Ziele werden mit dem Sozialtraining verfolgt:
1. Sozialtrainingskurs
Herausarbeitung individueller Probleme, Ressourcen und Ziele
Aufbau einer Bezugsgruppe
2. Abbau der erkannten und individuellen Probleme und Defizite
differenzierte Beratung und Begleitung, Erarbeitung und Umsetzung des Handlungs- und
Hilfeplans
Gruppentrainingskurs
3. Selbstorganisation
zunehmende Eigenverantwortlichkeit, Auswertung der Fortschritte des Handlungs- und
Hilfeplans durch Projektmitarbeiter
75 Der Weg zur Stadtteilschule
Einzelberatung/Gruppentreffen
5.8 Nächste Schritte in Drewitz
Die folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die nächsten Schritte in Drewitz. Anschließend
werden der Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt Drewitz“ und der Workshop „Perspektivwerkstatt
Drewitz 2020“ vorgestellt. Das Konzept zur „Gartenstadt Drewitz“ beinhaltet umfassende
Veränderungen des gesamten Stadtteils. Der Workshop „Perspektivwerkstatt Drewitz 2020“
entwickelt Zukunftsbilder für Drewitz und kann eine Grundlage für die Stadtteilentwicklung sein.
Tabelle 15: Nächste Schritte in Drewitz
Datum Maßnahme
September 2009 6. Internationales Sommercamp Thema: Gestaltung und Verbindung der beiden Drewitzer Stadteingänge durch städtebauliche Maßnahmen entlang des künftigen Konrad-Wolf-Parks
Oktober 2009 Vorlage und erste Diskussion der Ergebnisse der stadtweiten Mieterbefragung der PRO POTSDAM mit Mitarbeitern der Verwaltung (Stadterneuerung, Soziales, Stadtplanung, Jugend, Wohnen...)
02.10. und 08./09.10.2009
Perspektivwerkstatt Drewitz 2020 in Szenariotechnik (Teilnehmer: Wohnungsunternehmen, Verwaltungsspitze, Politiker, Bewohner)
22.10.2009 Vorstellung der Ergebnisse der Sinus-Milieu-Untersuchung zur Drewitzer Bevölkerung
Oktober 2009 Beginn der Befragung der Drewitzer
Januar 2010 Workshop: Der Drewitzer Evaluierung der Ergebnisse der drei Befragungen (Sinus-Milieu Analyse, Bewohnerbefragung der Stadt, Mieterbefragung der PRO POTSDAM)
Quelle: Eigene Darstellung
5.8.1 Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt Drewitz“
Als Beitrag zum Bundeswettbewerb „Energetische Sanierung von Großraumsiedlungen“53 reichte die
PRO POTSDAM GmbH im Mai 2009 beim Bundesbauministerium ein integriertes Stadtteilkonzept zur
Entwicklung der „Gartenstadt Drewitz“ ein. Dieses Konzept beschreibt ein neues,
bevölkerungsheterogenes Wohngebiet, dass durch energieeffizientere Wohnbereiche sowie
grüneren Außenflächen langfristig die Wohnqualität der Drewitzer verbessern kann.
Es ist geplant, die mäanderförmigen, offenen Wohnblöcke zu schließen und so klare Innen- und
Außenräume in Drewitz zu erhalten. Aufgrund des Wohnungsmangels wird verstärkt auf Verdichtung
durch Neubau, Aufstockung, Arrondierung und nur geringen Abriss zurückgegriffen. Die Sanierung
des Stadtteils soll energetisch erfolgen, in dem insbesondere neue Energien genutzt werden. Durch
die Schaffung unterschiedlicher Wohnangebote können neue Qualitäten entwickelt und
unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden.
53 PRO POTSDAM, Gartenstadt Drewitz,2009.
76 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Die überdimensionale Konrad-Wolf-Allee, die den Stadtteil durchschneidet, soll als
gemeinschaftlicher Park umfunktioniert werden und durch ein „Grünes Kreuz“ im Stadtteil eine
vernetzende Wirkung unter den Bewohnern erzielen. Dadurch erfolgt eine Entlastung der Wohnhöfe
in den Blöcken, die nun stärker individuell genutzt werden können z.B. durch community gardening.
Auch die sozialen Bedingungen werden im Stadtteilkonzept betrachtet und auf die fehlenden
Beratungs- und Bildungsangebote sowie Treffmöglichkeiten der Drewitzer Bevölkerung hingewiesen.
Der Wettbewerbsbeitrag „Gartenstadt Drewitz“ beinhaltet eine Stadtteilschule als Bürger- und
Stadtteilzentrum.
5.8.2 Workshop „Perspektivwerkstatt Drewitz 2020 in Szenariotechnik“
Im September 2009 wird in Drewitz der Workshop „Perspektivwerkstatt Drewitz 2020 in
Szenariotechnik“ (Fenster 18: Szenariotechnik) in Kooperation mit der Landeshauptstadt Potsdam,
dem Stadtkontor GmbH, dem Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ sowie der PRO POTSDAM
durchgeführt. Dieser zielt darauf ab, unterschiedliche Zukunftsbilder für Drewitz zu entwickeln.
Sowohl die Szenarien als auch der Workshop selbst ermöglichen die Auseinandersetzung mit
zukünftigen Entwicklungen und können Grundlage für die Stadtteilentwicklung sein. Die Methode ist
somit geeignet, mit Unsicherheiten über zukünftige Entwicklungen umzugehen, Chancen zu
erkennen und Risiken zu minimieren. Im Workshop entwickeln hierzu unterschiedliche
Expertengruppen bzw. Bewohner systematisch Zukunftsszenarien für Drewitz unter Einbezug
weicher Einflussfaktoren (z.B. Lebens- und Wohnqualität oder Bildung) und leiten anhand dessen
Anforderungen an die Drewitzer Quartiersentwicklung ab. Diese Szenarien entstehen durch
Gruppenarbeiten und Gespräche, wobei die Experten eine gemeinsame und verbindende Vision für
Drewitz entwerfen. Diese kommunikative Form der Synchronisation unterschiedlichster Sichten der
Akteure erzeugt Verbundenheit und bildet neben den Erkenntnissen aus den Szenarien eine wichtige
Grundlage für die nachfolgenden Aktivitäten. Somit können die ausgearbeiteten Zukunftsszenarien
als Basis für eine zielorientierte und nachhaltige Quartiersentwicklung in Drewitz dienen.
77
Fenster 18: Szenariotechnik
Die Szenariotechnik ist eine Methode der strategischen Zukunftsforschung. Dabei werden Szenarien alternativer Handlungsentwürfe erarbeitet, aus denen strategische Entscheidungen abgeleitet werden können. Der Kerngedanke ist, Faktoren zu identifizieren, welche die Zukunft des Untersuchungsgegenstandes beeinflussen (z.B. Bevölkerungsentwicklung). Anschließend werden für diese Faktoren Entwicklungsmöglichkeiten prognostiziert und kombinatorisch Zukunftsszenarien erstellt. Die Darstellung der Szenarien erfolgt in Form eines Szenario-Trichters, wobei das Trendszenario den Ausgangspunkt der Betrachtung bildet, weil hier zukünftige Entwicklungen unter stabilen Umweltentwicklungen angenommen werden. Da eher von instabilen Umweltbedingungen ausgegangen werden muss, sind positive sowie negative Entwicklungsmöglichkeiten zu berücksichtigen. Umso weiter die Entfernung von der Gegenwart bzw. vom Trendszenario, desto höher die Spannweite mit Fortdauer der Zeit. Dabei stellt das obere Ende des Trichters die bestmögliche Entwicklung („best case“) und das untere Ende die schlechteste Entwicklung („worst case“) dar. Quelle: Staehle 1999, S. 640; http://www.sowi-online.de/methoden/dokumente/retzmszen.htm Abbildung 28: Szenariotrichter
Quelle: http://finance.wiwi.tu-dresden.de/Wiki/images/b/be/Szenario-trichter.jpg
78 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
6 Resümee
Die statistischen Daten sowie die Betrachtung der Mosaic Milieus® lieferten viele Erkenntnisse über
die finanzielle und soziale Lage der Drewitzer Bewohnerschaft. Im Neubaugebiet Drewitz lebt im
Vergleich zu Potsdam eine eher junge Bevölkerung mit niedrigen Bildungsabschlüssen und geringem
Erwerbseinkommen. Obwohl viele Bewohner einer Erwerbstätigkeit nachgehen, sind sie auf
zusätzliche Transferleistungen angewiesen. In vielen Familien wachsen die Kinder nur mit einem
Elternteil auf. Die erhöhte Anzahl an gemeldeten Kindeswohlgefährdungen und tatsächlichen
sozialpädagogischen Hilfen zur Erziehung stellt ein Indiz für die Problembelastungen in den Familien
dar. Die Angebote in Drewitz beziehen sich hauptsächlich auf Kinder und Senioren. Für weitere
Zielgruppen bietet Drewitz keine sozialen und kulturellen Angebote.
Durch die Methode der leitfadenorientierten Experteninterviews wurden Daten zur Lebenssituation
sowie zur Stadtteilschule erhoben. Für die bessere Darstellung und Auswertung wurden diese
gebündelt und quantitativ ausgewertet. Die Datenanalyse ergab unterschiedliche Auffassungen zu
einer Stadtteilschule. Diese lassen sich in vier verschiedenen Modellen zusammenfassen. Das Modell
I umfasst die Grundschule „Am Priesterweg“, die schon jetzt eine soziale Ankerfunktion im Stadtteil
einnimmt und somit die kleinstmögliche Variante einer Stadtteilschule darstellt. Das Modell II
beinhaltet die Veränderungen im Zuge der Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen
Ganztagsangeboten ab dem Schuljahr 2009/2010. Unter dem Modell III wird der „Offene Treffpunkt“
verstanden, der an einem neutralen Ort für alle Stadtteilbewohner zugänglich ist. Im Fokus der
Arbeit im „Offenen Treffpunkt“ stehen die Ermittlung der Bedürfnisse der Bewohner und deren
Aktivierung im Sinne des Empowerment-Ansatzes sowie die Verbesserung der Kooperation im
Stadtteil. Das Modell IV umfasst die Schule mit einem Begegnungshaus für alle Generationen,
welches von verschiedenen Vereinen solidarisch genutzt wird. Die vielfältige Angebotsstruktur
erfordert ein multifunktionales Gebäude, wobei die sanierte Grundschule durch einen Anbau
erweitert werden muss.
Die verschiedenen Modelle wurden den Zielen einer Stadtteilschule gegenübergestellt. Diese
Überprüfung lieferte die Erkenntnis, dass die Verwirklichung nur eines Modells zu ungenügenden
Ergebnissen führt. Aus diesem Grund muss die Entstehung einer Stadtteilschule als Weg angesehen
werden. Nur bei einer ganzheitlichen Gestaltung der Veränderungsprozesse kann der negativen
Entwicklung der sozialen Situation im Stadtteil begegnet werden.
Der erste Schritt dieses Entwicklungsprozesses stellt die umgehende Installierung eines „Offenen
Treffpunkts“ dar. Die Eröffnung soll an einem neutralen und gut erreichbaren Ort erfolgen. Aufgrund
fehlender Alternativen kann auf vorhandene Räumlichkeiten in Drewitz bzw. in dem Sozialraum V
79 Resümee
(Untergeschoss der Schule, „Die Arche“, Jugendclub „Off Line“) nicht ausgewichen werden. Viele
soziale Akteure vor Ort haben auf die starke Hemmschwelle der Bewohner hingewiesen, Angebote
außerhalb von Drewitz aufzusuchen. Dieses Merkmal sozialer Isolation unterstreicht die
Notwendigkeit, einen Treffpunkt innerhalb des Stadtteils zu etablieren.
Um die Kooperationsbeziehungen im Stadtteil langfristig zu verbessern, sollte die Forderung nach
einem lokalen Arbeitskreis Drewitz weiter verfolgt werden. Die Entscheidung ein eigenes Gremium
zu bilden, wurde in einer Stadtteilschulrunde von vielen sozialen Akteuren befürwortet.
Der demokratische Prozess, der bei der Konzepterarbeitung (z.B. Einbezug verschiedener Experten,
Diskussionen in Stadtteilschulrunden) verfolgt wurde, muss durch die Partizipation der Bewohner
weitergeführt werden. Dieser Einbezug der Bewohner bei der Entwicklung der Stadtteilschule wurde
stets in den Experteninterviews hervorgehoben. Als besondere Methode des Empowerments bietet
sich hierfür eine aktivierende Bürgerbefragung an. Die Vorphase dieser Bürgerbefragung (Analyse
des Stadtteils, Expertengespräche) ist bereits durch die Projektarbeit „Stadtteilschule Drewitz“
abgeschlossen und wird in den kommenden Monaten durch die aktuellen Erhebungen ergänzt
(GEWOBA Mieterbefragung, Mosaic Milieus®, Workshop Szenariotechnik).
Der langfristige Prozess zur „Schule mit Begegnungshaus“ setzt die systematische Beteiligung der
Bewohner und sozialen Akteure voraus. Aufgrund der Partizipation dieser lassen sich die Angebote
besser planen und sind von daher effizienter, weil sie nach den Bedürfnissen der Drewitzer
ausgerichtet sind. Durch dieses Vorgehen können Fehlplanungen und -investitionen vermieden oder
reduziert werden. Zudem schafft die gemeinsame Planung die notwendige Akzeptanz im Stadtteil.
Während der „Offene Treffpunkt“ schnell umgesetzt werden kann, bietet er aufgrund seiner
geringen räumlichen Kapazität nur ein begrenztes Angebot für die Bewohner. Um den Bedürfnissen
aller Zielgruppen gerecht zu werden, muss der Weg zur Stadtteilschule weiter verfolgt und parallel
vorbereitet werden. Ein Teil dieser synchronen Projektumsetzung ist, dass die Schule durch ein
Begegnungshaus ergänzt wird. Hierfür ist ein Anbau an das Schulgebäude erforderlich, weil die
schulischen Räume schon jetzt durch die Umstrukturierung zur Grundschule mit offenen
Ganztagsangeboten ausgelastet sind. Die bauliche und finanzielle Planung sowie die sukzessive
Akquirierung von Angeboten muss von einer zuständigen Person koordiniert werden.
Die Entwicklung zur Stadtteilschule ist Teil eines Schulentwicklungsprozesses und setzt voraus, dass
sich die Schule weiter zum Stadtteil öffnet und die Kooperationspartner die Schulkultur innovativ
mitgestalten. Im Vordergrund müssen die gegenseitige Akzeptanz der unterschiedlichen
80 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Professionen und die gemeinsame Erarbeitung der Ziele und Handlungsschritte stehen. Alle am
schulischen Prozess beteiligten Akteure müssen sich mit der verändernden Schulkultur identifizieren.
Durch die Häufung von Risikofaktoren (wie Armut, Einelternfamilien, Gewalt) in den Familien müssen
ergänzende Präventionsmaßnahmen der Familien- und Gesundheitsförderung sowie der Kinder- und
Jugendhilfe im Stadtteil umgesetzt werden. Nur in der ganzheitlichen Betrachtung der Lebenslagen
der Bewohner und die Ausrichtung der präventiven Handlungen nach den unterschiedlichen Settings
ermöglicht eine langfristige Verbesserung der Lebensbedingungen im Stadtteil Drewitz.
Das vorliegende inhaltliche Konzept stellt die Grundlage für die Finanzierung dar. An erster Stelle
sollte darin die Eröffnung eines „Offenen Treffpunkts“ in Drewitz vorgesehen werden. Anknüpfend
an die bauliche Sanierung der Grundschule „Am Priesterweg“ und im Zusammenhang mit der
partizipatorischen Entwicklung der Angebotsstruktur durch die Bewohner und sozialen Akteure muss
das bauliche Konzept eine Erweiterung der vorhandenen Nutzungsfläche zur „Schule mit
Begegnungshaus“ beinhalten. Zusätzlich sind finanzielle Mittel für die Durchführung von
Präventionsangeboten im Stadtteil zu berücksichtigen.
81 Anhang
7 Anhang
7.1 Interview-Leitfaden
Vorstellung
Wir sind vom Verein „Soziale Stadt Potsdam e.V.“ und arbeiten für das Projekt „Stadtteilschule
Drewitz“. Unsere Aufgabe besteht darin, ein Konzept für eine Stadtteilschule zu entwickeln.
Mit dieser Befragung verfolgen wir folgende Ziele:
Wir wollen herausfinden, wie Sie als Experte die allgemeine Situation und die Probleme des
Stadtteils Drewitz bewerten.
Anhand der Befragung möchten wir ermitteln, was Sie sich genau unter einer Stadtteilschule
vorstellen.
Wir haben dazu einige konkrete Fragen an Sie. Ihre Aussagen werden selbstverständlich vertraulich
behandelt und anonymisiert. Die spätere Auswertung lässt also keine Rückschlüsse auf Ihre Person
zu. Sie dient ausschließlich der vorliegenden Untersuchung.
Fragekatalog
1. Können Sie uns eingangs von ihrem Aufgabenbereich erzählen und welchen Bezug Sie zum
Stadtteil Drewitz haben?
2. Wie schätzen Sie die allgemeine Situation bzw. die Lebensbedingungen der Bürger von
Drewitz ein?
3. Welche Stärken bzw. welche Schwächen hat für Sie der Stadtteil?
4. Welche Angebote fehlen ihrer Meinung nach, wo besteht ein konkreter Handlungsbedarf?
5. Was verstehen Sie unter einer Stadtteilschule?
6. Können Sie sich konkrete Angebote für bestimmte Zielgruppen vorstellen, wenn ja welche?
7. Worin sehen Sie ihren eigenen Beitrag daran?
8. Ist der Name „Stadtteilschule“ für Sie der richtige Begriff oder hätten Sie einen anderen
Vorschlag?
9. Wo könnte diese Stadtteilschule existieren?
10. Wie sollten die Räumlichkeiten beschaffen sein?
11. Bestimmte Zielgruppen kann man vielleicht schlechter erreichen. Haben Sie Ideen, wie man
diese Personengruppen besser ansprechen könnte? Gibt es Ihrer Meinung nach z.B.
Anreizsysteme, um diese Gruppen doch für Angebote zu begeistern?
12. Mit welchen Maßnahmen würden Sie für die Stadtteilschule werben und der Öffentlichkeit
bekannt machen?
13. Sind Sie der Auffassung, dass eine Stadtteilschule die Probleme der Drewitzer Bevölkerung
lösen bzw. das Image des Stadtteils verbessern kann?
82 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
7.2 Vermerk über die 2. Informationsberatung zur „Stadtteilschule Drewitz“
Termin: 10.03.2009, 10.00 – 12.00 Uhr
Ort: Grundschule „Am Priesterweg“
Tagesordnung
Information über die Berichterstattung zum Sachstand „Stadtteilschule Drewitz“ in der
Beigeordnetenkonferenz am 18.02.2009
Präsentation des gegenwärtigen Bearbeitungsstandes der Stadtteilschule durch die
Projektarbeiterinnen
Verständigung zur Kooperationsbereitschaft
Ablauf
Frau Juhàsz informiert kurz über die Berichterstattung in der Beigeordnetenkonferenz und über das
große Interesse des Oberbürgermeisters am Thema „Stadtteilschule Drewitz“. Frau Walter und Frau
Kupke stellen mithilfe einer PowerPoint-Präsentation folgende Schwerpunkte dar:
aktuellen Bearbeitungsstand
4 verschiedenen Modelle
o Rückblick zum 27.01.2009 (die 3 unterschiedlichen Varianten)
o Vorstellung des Offenen Treffpunkts
Ziele einer Stadtteilschule
o 2 Szenarien -> Inwieweit können die einzelnen Modelle „Offener Treffpunkt“ und
„Schule mit Begegnungshaus“ die Ziele einer Stadtteilschule erfüllen?
Entwicklung/Weg zur Stadtteilschule -> vom „Offenen Treffpunkt“ zur „Schule mit
Begegnungshaus“
Offene Fragen zur Diskussion
o Wie kann Kooperation/Vernetzung in Drewitz aussehen?
Meinungsäußerungen bei der anschließenden Diskussion
Herr Hagenau spricht sich für den vorgeschlagenen „Offenen Treffpunkt“ positiv aus, weil in diesem
Modell, die geäußerten Ängste der sozialen Einrichtungen bezüglich Konkurrenz und Verdrängung,
Berücksichtigung gefunden haben. Darüber hinaus ist eine schnelle Umsetzung dieser Variante
möglich (bei Klärung des Nutzungsverhältnisses). Dadurch kann sich ein Zeitgewinn ergeben, um das
Nutzungsangebot für die Stadtteilschule („Schule mit Begegnungshaus“) besser vorbereiten zu
können. Insgesamt werden das Modell III „Offener Treffpunkt“ und die Darstellung des Weges zur
Stadtteilschule („Schule mit Begegnungshaus“) von allen Beteiligten positiv angenommen. Besonders
die bessere Erreichbarkeit der Erwachsenen wird hierbei hervorgehoben.
Frau Feldmann wies darauf hin, dass sie keine Veränderungen und Auswirkungen auf das
Schulprogramm durch die Stadtteilschule erkennen kann.
83 Anhang
Frau Kupke äußerte dazu, dass mit der bevorstehenden Entwicklung zur offenen Ganztagsschule,
solche Veränderungen eintreten und dass die Stadtteilschule viele andere außerschulische
Bildungsangebote umfassen wird.
Herr Schubert macht deutlich, dass Stadtteilschule und schulische Inhalte bildungspolitisch zwei
unterschiedliche Dinge sind, die auch getrennt betrachtet werden müssen.
Herr Hoß spricht sich dafür aus, dass in Drewitz ein eigenes Eltern-Kind-Zentrum errichtet werden
muss.
Herr Ott stellt fest, dass der Stadtteil Drewitz unbedingt ein Begegnungszentrum benötigt.
Herr Hagenau wird von Frau Juhàsz gebeten, über die 12-jährigen Kooperationserfahrungen des
Arbeitskreises Stadtspuren zu berichten. Er geht dabei auf die gelingende Kooperation zwischen den
konkurrierenden Wohnungsunternehmen in Potsdam ein.
Anschließend wird gezielt noch einmal die Kooperations- und Vernetzungsbereitschaft der
anwesenden Vertreter der ansässigen sozialen Einrichtungen durch Frau Juhàsz und Frau Walter
angesprochen.
Frau Walter stellt die Frage, ob sich ein eigener Arbeitskreis für den Stadtteil Drewitz gründen sollte
oder ob man die bestehenden Gremien weiter nutzt und Drewitz dort mehr zum Thema macht? Die
Idee einen Regionalen Arbeitskreis nur auf Drewitz zu fokussieren, wird mehrheitlich befürwortet. Es
sprechen sich dafür aus:
Frau Koch (SC Potsdam, Jugendclub “Off Line”)
Frau Hendler (Kita Storchennest)
Frau Kottler (Jugendamt)
Frau Feldmann (Stadtkontor GmbH)
Herr Ott (STIBB)
In diesem Arbeitskreis Drewitz sollten nicht nur die sozialen Institutionen, sondern auch die Vertreter
der Wohnungsunternehmen und ansässige Wirtschaftsunternehmen zusammenarbeiten.
Als letzter Tagesordnungspunkt wird der nächste Termin besprochen: Der Vorschlag Mittwoch, der
06.05.2009 um 13.00 Uhr wird festgehalten. Dieser muss aus organisatorischen Gründen um einen
Tag verschoben werden und findet nun am Donnerstag, den 07.05.09 um 13.00 Uhr in der
Grundschule „Am Priesterweg“ statt.
Für diese Sitzung werden das Projektteam der Stadtteilschule Lehe aus Bremerhaven sowie Herr
Bindheim von der PAGA eingeladen.
84 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
7.3 Vermerk über die 3. Informationsberatung zur „Stadtteilschule Drewitz“
Termin: 07.05.2009, 10.00 – 12.00 Uhr
Ort: Grundschule „Am Priesterweg“ Theatersaal
Tagesordnung
Information über den aktuellen Sachstand der Bearbeitung zur Stadtteilschule Drewitz
Bericht und Erfahrungsaustausch einer Delegation aus Bremerhaven zum Projekt „Schule im
Quartier“ und „Schule für alle“
Diskussion
Begrüßung
Frau Juhàsz begrüßte die Anwesenden, besonders die drei Gäste aus Bremerhaven:
Frau Mengel, Leiterin des AFZ-Projektes Lehe (afz =Arbeitsförderungs-Zentrum im Land
Bremen gGmbH), das unter anderem die Trägerschaft für das Projekt „Schule im Quartier“
hat.
Frau Bruhns, Diplom-Biologin (zuständig für die Projektsäule: Kinder finden Natur, die in
mehreren Schulen durchgeführt wird)
Herr Tönißen, Vertreter der Schulaufsicht Bremerhaven und Mitinitiator der gGmbH „Schule
für alle“.
Aktueller Bearbeitungsstand
Frau Kupke schilderte kurz den aktuellen Bearbeitungsstand:
gegenwärtig erfolgt die Verschriftlichung des Konzeptes
erste Bürgerkontakte -> engagierte Bewohner zeigen Interesse an einer Mitarbeit in einer zu
gründenden Bürgerinitiative für Drewitz
erfolgter Besuch mehrerer Referenzprojekte Berlin-Kreuzberg, Brandenburg an der Havel,
Potsdam/ Neu-Fahrland
Öffentlichkeitsarbeit, Erstellung eines Flyers zur Stadtteilschule, der auch den
Beratungsteilnehmern übergeben wurde, Vorbereitung der aktivierenden Bürgerbefragung
Präsentation der Delegation aus Bremerhaven
Zum Einstieg wurde ein Imagefilm über den Stadtteil Bremerhaven/Lehe und der erfolgreichen Arbeit
im Quartier vorgeführt. Zahlreiche Beispiele von Gemeinwesenarbeit, Existenzgründungen und der
Entstehung von zukunftssicheren Jobs haben zu einer Verbesserung der Lebenslage und einer
positiveren Stimmung im Stadtteil geführt.
Anschließend schilderte Frau Mengel mithilfe einer PowerPoint-Präsentation die Ausgangssituation
des Stadtteils Lehe. Die Lebenslagen der Bewohner des Stadtteils Lehe sind mit denen in Drewitz
vergleichbar: fehlender Nachbarschaftsmix, hoher Anteil an Transferleistungsbezieher, Kinderarmut,
niedriger Bildungsstand, hoher Zuwandereranteil. Dabei verwies sie auf die starke Inanspruchnahme
85 Anhang
des Förderprogramms URBAN II (mittlerweile ausgelaufen). Durch die fokussierte Betrachtung der
Problemlagen der Bevölkerung kristallisierten sich fünf Projektsäulen heraus, die näher erläutert
wurden. Dieser integrative Ansatz „Schule im Quartier“ umfasst:
1) Lernen im Kindergarten (vor allem individuelle Sprachförderung von Kindern)
2) Pädagogischer Mittagstisch (mittlerweile durch die Stadtteilschule erfolgreich aufgelöst und
Bestandteil der gebundenen Ganztagsschule)
3) Schule für Kinder (bspw. Leseclub, Schulbibliothek, Stadtteilfest, Ferienprogramme)
4) Schule für Eltern (Elternschule: über einen Zeitraum von 24 Wochen á 23 h/Woche lernen
Mütter gemeinsam. Das dort zuständige Amt für Jugend und Familie unterstützt das Projekt
ebenso wie das ansässige Jobcenter/ARGE. Die Frauen erhalten ihre Teilnahme an der
Maßnahme als 1-€-Job vergütet, was als Wertschätzung angesehen wird. Die Teilnahme der
Frauen erfolgt freiwillig ohne Zwang durch Ämter. Nach Startschwierigkeiten existiert eine
große Nachfrage an diesem Stützangebot. Thematisch liegt der Schwerpunkt bei der
erzieherischen Anleitung.) Anschließend erläuterte Frau Bruhns:
5) Kinder finden Natur (Kinder erlernen Natur im Stadtteil mit allen Sinnen und vor allem durch
forschendes Lernen, um den eigenen Lebens- und Wohnraum wieder positiv wahrzunehmen.
Handlungsorientiertes Lernen mit Kindern während der Schulzeit und als Ferienangebot,
aber auch in Kooperation mit Kindertagesstätten ist das Ziel. Das Projekt ist 2004 aus einer
ABM-Stelle heraus entstanden und umfasst mittlerweile neun Personen, teilweise mit
Festanstellung.)
Frau Mengel ging auf weitere Projektideen ein, die sich in einem ehemaligen Schulgebäude, dem
jetzigen Begegnungshaus „die theo“ angesiedelt haben.
TAPST (Tanzprojekt mit Diplom-Tanzpädagogin)
TheaTHeo (Theaterprojekt).
Frau Mengel betonte, dass neue Ideen jetzt besser aufgenommen und unterstützt werden und
Synergieeffekte auf weitere soziale Projekte ausüben. Auf diese Art können sinnvolle
Beschäftigungen im Stadtteil geschaffen werden, Arbeitsplätze vermittelt bzw. Personal qualifiziert
werden. Sie verwies auf die notwendige, gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen dem Amt
für Jugend und Familie, dem Schulamt, den Schulen, dem Umweltamt sowie der Agentur für Arbeit
Bremerhaven.
Anschließend bewertete Herr Tönißen, die Veränderungen aus schulischer Sicht. In Lehe gibt es
mittlerweile vier Ganztagsschulen (je zwei in gebundener und offener Form) sowie eine
Produktionsschule, die speziell für Schüler ohne Schulabschluss vorgesehen ist. Er verwies auf die
guten räumlichen Kapazitäten der Schulen (1,5 Schulräume pro Klasse).
86 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Ausführlich beschrieb Herr Tönißen die starke Unterstützung durch das AFZ und die Gründung einer
gGmbH „Schule für Alle in Bremerhaven“. Der alleinige Gesellschafter dieser gGmBH ist die Stadt.
Über die gGmbH wird Personal (Honorarkräfte) für die Ganztagsschulen eingestellt und beschäftigt,
über die die Schulen frei verfügen können. Die Personalauswahl vollzieht sich insofern nicht über das
Magistrat. In Bremerhaven befinden sich Schulverwaltung und Schulamt in der Zuständigkeit der
Kommune. In Potsdam/Land Brandenburg verantworten das Land, die Arbeit und die Entscheidungen
des Schulamtes, was mitunter eine schwierige Konstellation darstellt.
Weiterhin schilderte Herr Tönißen die „attestierte Lernbehinderung“ vieler Schüler (24,1% in Leher
Schulen, obwohl 3-5% pro Alterskohorte durchschnittlich wären). Demnach werden Kinder durch die
Umgebung „lernbehindert“ gemacht, was für sie eine (spätere) Ausgrenzung und Verschlechterung
der Lebenschancen mit sich führt. Herr Tönißen berichtete von dem Einsatz von 10
„Schulsozialarbeitern“, die entweder Erzieher mit Zusatzqualifikationen oder (Heil-)Therapeuten
sind. Diese fördern gezielt die Kinder mit Entwicklungsverzögerungen. Auf diese Weise wird
einerseits die negative Spirale der ewigen „anerzogenen Lernbehinderung“ aufgebrochen und
andererseits werden die Lehrer bei ihrer Arbeit entlastet. Hierbei erwähnte Herr Tönißen die gute
Kooperation mit dem Amt für Jugend und Familie und dem Schulamt. Weiterhin beschrieb er die
verpflichtenden Übergabegespräche mit Protokoll beim Wechsel von der Kindertagesstätte in die
Grundschule (um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam zu lernen). Ein weiteres Beispiel der
gelingenden Kooperation: Kitas erhalten aus dem Schuletat Materialien zur Sprachförderung, da im
späteren Verlauf die Schule von einer frühen Förderung profitieren kann.
Abschließend konstatierte Herr Tönißen, dass durch die Aufbruchstimmung ein neues
psychologisches Moment ausgelöst wurde und hob hervor, dass Schule neue Professionen braucht,
um zum Wohl der Kinder tätig zu sein.
Diskussion
Herr Nell von der ARCHE fragte nach, wer die Angebote an den Nachmittagen durchführt, ob es da
auch Kooperationen oder nur neue Beschäftigungen gibt.
Herr Tönißen verwies darauf, dass es im Unterschied zu den neuen Bundesländern in Lehe sehr
wenige Hortplätze existieren. Die Hortbetreuung übernimmt die Zeiten im Früh- und Späthort, also
vor und nach den Ganztagsschulangeboten. In der Kernzeit der verlässlich gebundenen Grundschule
ist die Betreuung allerdings nicht immer optimal. Hierbei kommen Honorarkräfte zum Einsatz, die an
jeder Schule gleich bezahlt werden und zwischen den Schulen ausgetauscht werden können.
Die generelle Umsetzung der gGmbH wurde mehrfach hinterfragt. Herr Bindheim sprach dazu Herr
Schönicke an, ob eine solche Umsetzung für Drewitz denkbar wäre, worauf der Schulrat erklärte,
87 Anhang
dass hier im Land Brandenburg die Schulen zwischen kommunaler und ministerieller Aufsicht stehen,
was sich teilweise als schwierig gestaltet.
Frau Juhàsz merkte ergänzend an, dass ein Abgleich zwischen den pflichtigen und den freiwilligen
Aufgaben im Zusammenhang mit dem Schulbetrieb vorgenommen werden muss. Es wurde
festgestellt, dass der Erfahrungsbericht sehr informativ war, aber dass an einer solchen
Informationsveranstaltung mehr Vertreter der Stadtverwaltung teilnehmen sollten. (Ein
Gedankenaustausch mit den Gästen aus Bremerhaven fand am Nachmittag am Tisch des
Oberbürgermeisters statt, den die Beigeordnete Frau Müller wahrnahm.)
Frau Feldmann äußerte sich positiv über die vielen Inspirationen, die sie aus dieser Runde
mitnehmen konnte.
Frau Juhàsz bedankte sich für die vielen Informationen und Ideen bei den Gästen aus Bremerhaven
und beendete die Sitzung.
88 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
7.4 Statistische Daten der Expertenbefragung
Tabelle 16: Stärken des Stadtteils Drewitz
junge Bevölkerung
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 11 26,8 26,8 26,8
nein 30 73,2 73,2 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
Zusammenhalt der Familien
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 4 9,8 9,8 9,8
nein 37 90,2 90,2 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
Wohnungen (Größe, Mietpreis)
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 19 46,3 46,3 46,3
nein 22 53,7 53,7 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
vorhandenen Angebote
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 9 22,0 22,0 22,0
nein 32 78,0 78,0 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
gute Infrastruktur
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 14 34,1 34,1 34,1
nein 27 65,9 65,9 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
Potential für Veränderungen
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 16 39,0 39,0 39,0
nein 25 61,0 61,0 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0 Quelle: Eigene Darstellung
89 Anhang
Tabelle 17: Schwächen des Stadtteils Drewitz
Image/Stigmatisierung
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 10 24,4 24,4 24,4
nein 31 75,6 75,6 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
soziale Isolation
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 8 19,5 19,5 19,5
nein 33 80,5 80,5 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
fehlende Angebote
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 13 31,7 31,7 31,7
nein 28 68,3 68,3 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
fehlende soziale Durchmischung
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 13 31,7 31,7 31,7
nein 28 68,3 68,3 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
Konkurrenz, unzureichende Kooperation und Vernetzung
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 11 26,8 26,8 26,8
nein 30 73,2 73,2 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
Wohnumfeld/Wohnsituation
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 13 31,7 31,7 31,7
nein 28 68,3 68,3 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
Lebenssituation allgemein
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig ja 19 46,3 46,3 46,3
nein 22 53,7 53,7 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0 Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 18: Verständnis Stadtteilschule
Häufigkeiten Verständnis
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig Modell II 11 26,8 26,8 26,8
Modell III 14 34,1 34,1 61,0
Modell IV 16 39,0 39,0 100,0
Gesamt 41 100,0 100,0
Quelle: Eigene Darstellung
90 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Tabelle 19: Zusammenhang Verständnis/Begriff
Kreuztabelle Verständnis/Begriff
Begriff Gesamt
ja nein egal
Verständnis Modell II 7 3 1 11
Modell III 1 10 2 13
Modell IV 10 6 0 16
Gesamt 18 19 3 40 Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 20: Ort Stadtteilschule
Häufigkeiten Ort
Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente
Gültig Grundschule 20 21 51,2 61,8 61,8
Rolle 8 19,5 23,5 85,3
Brache um REWE 5 12,2 14,7 100,0
Gesamt 34 82,9 100,0
Fehlend keine Ahnung 7 17,1
Gesamt 41 100,0 Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 21: Zusammenhang Verständnis/Ort Stadtteilschule
Kreuztabelle Verständnis/Ort
Ort Gesamt
Grundschule 20 Rolle Brache um REWE
Verständnis Modell II 10 0 0 10
Modell III 1 5 3 9
Modell IV 10 3 2 15
Gesamt 21 8 5 34 Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 22: Zielgruppen
Häufigkeiten Zielgruppen
Antworten Prozent der Fälle
N Prozent
Zielgruppen Kinder 24 19,5% 63,2%
Lückekinder 11 8,9% 28,9%
Jugendliche 21 17,1% 55,3%
Eltern 28 22,8% 73,7%
Erwachsene 14 11,4% 36,8%
Senioren 13 10,6% 34,2%
Migranten 12 9,8% 31,6%
Gesamt 123 100,0% 323,7% Quelle: Eigene Darstellung
91 Anhang
Tabelle 23: Angebote
Häufigkeiten Angebote
Antworten Prozent der Fälle
N Prozent
Angebote generationenübergreifend 19 6,8% 46,3%
niedrigschwellig, aufsuchend 18 6,4% 43,9%
kostengünstig, kostenlos 17 6,1% 41,5%
Partizipation der Bewohner 21 7,5% 51,2%
Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation 29 10,4% 70,7%
Koordination, Projektmanagement 16 5,7% 39,0%
EKIZ, Familienzentrum 21 7,5% 51,2%
Elternbildung, -beratung 20 7,1% 48,8%
Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle 24 8,6% 58,5%
lebensnahe, praktische Angebote 18 6,4% 43,9%
Erwachsenenbildung, Volkshochschule 12 4,3% 29,3%
allgemeine Beratung 21 7,5% 51,2%
Migrations-Erstberatung 12 4,3% 29,3%
Deutsch als Fremdsprache 7 2,5% 17,1%
Kultur 18 6,4% 43,9%
Sport, Bewegung 7 2,5% 17,1%
Gesamt 280 100,0% 682,9% Quelle: Eigene Darstellung
Tabelle 24: Zusammenhang Angebote/Verständnis Stadtteilschule
Quelle: Eigene Darstellung
Kreuztabelle Angebote/Verständnis
Verständnis Gesamt
Angebote Modell II Modell III Modell IV
generationenübergreifend 4 5 10 19
niedrigschwellig, aufsuchend 4 6 8 18
kostengünstig, kostenlos 3 6 8 17
Partizipation der Bewohner 3 9 9 21
Netzwerk, Runder Tisch, Kooperation 8 11 10 29
Koordination, Projektmanagement 4 9 3 16
EKIZ, Familienzentrum 4 9 8 21
Elternbildung, -beratung 6 8 6 20
Treffpunkt, Begegnungsort, Anlaufstelle 5 10 9 24
lebensnahe, praktische Angebote 6 6 6 18
Erwachsenenbildung, Volkshochschule 1 5 6 12
allgemeine Beratung 4 11 6 21
Migrations-Erstberatung 2 6 4 12
Deutsch als Fremdsprache 0 1 6 7
Kultur 0 8 10 18
Sport, Bewegung 1 2 4 7
92 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Tabelle 25: Zusammenhang Zielgruppen/Verständnis Stadtteilschule
Kreuztabelle Zielgruppen/Verständnis
Was verstehen Sie unter eine Stadtteilschule? Gesamt
Zielgruppen Modell II Modell III Modell IV
Kinder 8 8 8 24
Lückekinder 2 2 7 11
Jugendliche 5 7 9 21
Eltern 9 8 11 28
Erwachsene 1 3 10 14
Senioren 3 5 5 13
Migranten 3 5 4 12 Quelle: Eigene Darstellung
93 Anhang
7.5 Beispiele von Begegnungsorten in den Neubaugebieten der Stadt
Potsdam
In anderen Plattenbausiedlungen in Potsdam haben sich bereits seit Jahren Institutionen etabliert,
die sich durch ihre ähnliche Angebotsstruktur für bestimmte Zielgruppen mit der Idee eines
Begegnungshauses in Drewitz vergleichen lassen. Diese werden im Folgenden kurz vorgestellt. Vorab
ist darauf hinzuweisen, dass anschließend das „Bürgerhaus Hohenstücken“ in Brandenburg an der
Havel genauer vorgestellt wird. Aufgrund seiner räumlichen Ausgangsituation und der sozialen
Merkmale des Stadtteils weist diese Institution viele Ähnlichkeiten mit dem Modell IV auf.
Stern*zeichen (Am Stern)
Das „Stern*zeichen“ nimmt eine wichtige Funktion im Stadtteil „Am Stern“ ein. Diese
Bürgerbegegnungsstätte befindet sich seit 2001 in den umgebauten Räumlichkeiten einer
ehemaligen Kita und ist in Trägerschaft des Demokratischen Frauenbund Landesstelle Brandenburg
e.V.. Das Bürgercafé „Münchhausen“ und die Seniorenfreizeitstätte bieten vor allem für die ältere
Bewohnerschaft einen Anlaufpunkt. Die wöchentlich wiederkehrenden Veranstaltungen beschäftigen
sich mit den Themen der Kreativität, dem gemeinsamen Spielen, der Gesundheit und dem
Seniorensport. Besonders großer Beliebtheit erfreut sich die Kabarettreihe, die in der
Begegnungsstätte stattfindet. Als weitere Nutzer teilen sich das Jugendamt, das Bürgerbüro von „Die
Linke“, eine Physiotherapie- und Logopädiepraxis die Räumlichkeiten des „Stern*zeichens“. Einmal
wöchentlich bietet die „Stadtkontor GmbH“ eine Bürgersprechstunde an.
Eltern-Kind-Zentrum (Am Stern)
Das Eltern-Kind-Zentrum der AWO Kinder- und Jugendhilfe Potsdam spricht insbesondere sozial
benachteiligte Familien des Wohngebietes „Am Stern“ an. Durch niedrigschwellige Beratungs- und
Elternbildungsangebote werden die Familien in der Bewältigung des Alltags unterstützt. Zu den
Leistungen dieser Einrichtung zählen die Vermittlungsberatung und der Elternservice, die
kostengünstige Kiezküche sowie die Tauschbörse und der offene Abenteuerspielplatz. In dieser
Institution erhalten sozial isolierte Menschen die Möglichkeit, Kontakt zu anderen aufzunehmen und
neue Netzwerke aufzubauen.
„Bürgerhaus am Schlaatz“
Das Bürgerhaus in Mitten des Stadtteils „Am Schlaatz“ (Schilfhof 28) wird als eine gemeinnützige
GmbH geführt, die sich in Trägerschaft der Stadt Potsdam und dem Förderverein für Jugend- und
Sozialarbeit (VFKJ e.V.) befindet. Dieser Begegnungsort bietet für die Bewohner des Quartiers und
94 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
interessierte Bürger aus Potsdam eine Vielzahl an Angeboten. In mehreren Kreativkursen können
verschiedene Altersgruppen ihre künstlerischen Fähigkeiten ausprobieren. Für die Liebhaber der
Klassik wird Musik zum Hören angeboten und für Experimentierfreudige, die Möglichkeit in
unterschiedlichen Formationen zu Proben. Diverse Tanzkurse (von Line-Dance bis Hip Hop) sowie
Sportarten (von Step-Aerobic bis Shaolin WuShu) bieten Bewegungshungrigen eine breite Palette zur
Auswahl. Für die älteren Besucher gibt es einen Spieleclub mit Kaffee und Kuchen. Regelmäßig finden
unterschiedliche Selbsthilfegruppen im „Bürgerhaus am Schlaatz“ statt, treffen sich Anhänger der
kirchlichen Gemeinde oder verteilt die Lebensmittelausgabe der Potsdamer Tafel e.V.
Nahrungsmittel an Bedürftige. Der in das Bürgerhaus integrierte Jugendclub „Alpha“ bietet
Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Treffpunkt im Stadtteil. Zusätzlich stehen dem
„Stadtkontor GmbH“ sowie dem Ministerpräsidenten des Landes Brandenburgs (M. Platzeck) ein
Büro für Bürgersprechzeiten zur Verfügung. Ein externes Café, eine private Bowling- und Kegelbahn
sowie eine Sauna erweitern die Angebotspalette. Insgesamt betrachtet, bietet das „Bürgerhaus am
Schlaatz“ aufgrund seiner räumlichen Kapazitäten und seiner generationenübergreifenden
Ausrichtung eine Vielzahl an unterschiedlichen Möglichkeiten der Begegnung und des
soziokulturellen Austausches für den Stadtteil und darüber hinaus an.
Haus der Generationen und Kulturen (Am Schlaatz)
Das „Haus der Generationen und Kulturen“ in Zuständigkeit des Vereins „Soziale Stadt Potsdam e.V.“
befindet sich am Milanhorst 9 im Stadtteil „Am Schlaatz“. Wie dem Namen zu entnehmen ist, richtet
sich das Angebot an unterschiedliche Kulturen sowie Altersgruppen. Das Internetcafé für Senioren
sowie die Mädchengruppe „Zimtzicken“ sind Beispiele für die generationenübergreifende
Ausrichtung. Die interkulturelle Arbeit wird an der Bahai-Kindergruppe, dem russischen Chor und der
russischen Computerschule, dem Freundeskreis der russisch-sprachigen Kultur, dem afrikanischen
Gottesdienst oder den Tänzen der Welt deutlich. Als niedrigschwelliger Treffpunkt werden soziale
Beratungsstunden und aufsuchende Sozialarbeit angeboten. Im Rahmen der Reihe „Akademie für
Gemeinwesen“ werden thematisch abwechslungsreiche Vorträge durchgeführt.
Familienzentrum des Diakonischen Werkes Potsdam e.V. (Am Schlaatz)
Das Familienzentrum (Bisamkiez 26) bietet für Familien aus verschiedenen Kulturen und
unterschiedlichen sozialen Hintergründen einen Ort der Begegnung im Stadtteil „Am Schlaatz“. Die
familiäre Ausrichtung spiegelt sich in den Angeboten wider. Eine Hebamme bietet unterschiedliche
thematische Gruppen, Beratungen sowie Unterstützung in der Schwangerschaft und Säuglingsphase
an. Das Elterncafé als offener Treff wird durch das Projekt „Kirche im Kiez“ erweitert. Der
niedrigschwellige Arbeitsansatz ermöglicht es Familien, miteinander in Kontakt zu treten und sich
95 Anhang
gegenseitig auszutauschen. Die Krabbel- und Spielgruppe, diverse Kurse z.B. zur Positiven Erziehung
oder Eltern-Kind-Sport sowie die Zusammenarbeit mit einem russischsprachigen Streetworker
ergänzen das Programm.
96 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
7.6 Referenzprojekt „Bürgerhaus Hohenstücken“
Die Tätigkeitsschwerpunkte und künftigen Entwicklungslinien des „Bürgerhaus Hohenstücken“54
umfassen zentral Bildung, Kultur und soziale Fragen. Bereits jetzt hat sich das Bürgerhaus zu einer
„Multifunktionseinrichtung“ entwickelt, in der sich diese Eckpunkte ausdifferenzieren und vernetzen.
Als Sitz vieler sozialer Akteure bildet das Gebäude mit den internen und externen Strukturen eine
Anlaufstelle für Vieles. Die Entwicklung des Bürgerhauses als soziale Institution ist als Prozess zu
verstehen, der noch nicht abgeschlossen ist.
Hohenstücken
Hohenstücken ist ein Stadtteil von Brandenburg an der Havel mit einer ähnlichen Baustruktur
(unsanierter Plattenbau) und Bevölkerungscharakteristik wie Drewitz. Im Unterschied zu Drewitz hat
hier aber ein radikaler Rückbau der Wohnblöcke stattgefunden, um dem Problem des Leerstandes
entgegenzuwirken. Die Bewohnerzahl sank von ca. 20.000 Einwohnern zu DDR-Zeiten auf ca. 10.000
Einwohner. Außerdem gibt es in Hohenstücken einen hohen Migrantenanteil, der zwar hohe
Potentiale, aber auch sprachliche Defizite aufweist.
Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“
Hohenstücken befindet sich im Fördergebiet des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“. Das
Handlungskonzept „Die Soziale Stadt Brandenburg an der Havel/Wohngebiet Hohenstücken“ wurde
am 31.03.2004 durch die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Brandenburg an der Havel
beschlossen. Die Maßnahmen im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ stehen im Zusammenhang
mit den notwendigen Maßnahmen des Stadtumbaus. Grundsätzliche Ziele des Bund-Länder-
Programms „Soziale Stadt“ sind die gestalterische und funktionale Aufwertung, die Stärkung der
stabilen Bereiche bei gleichzeitiger Mobilisierung von Bürgerengagement sowie die Erhöhung der
Identifikation der Einwohner mit ihrem Wohngebiet. Prioritäre Vorhaben waren der Umbau einer
ehemaligen Schule zum Bürgerhaus sowie die Neugestaltung der Brachfläche im Zentrum des
Wohngebiets. Das Bürgerhaus dient als Begegnungsstätte zur besonderen funktionellen Stärkung des
Stadtteils und ist landesweit einzigartig.
Mit der Neugestaltung der Brachflächen entlang des Tschirchdamms ist im Zentrum des
Wohngebiets eine Parkanlage geschaffen worden, die zentrale Funktionen mit den Wohnquartieren
verbindet. Bereits fertiggestellt sind das Bürgerhaus einschließlich der Hüllensanierung der
54 Die folgenden Ausführungen zum Bürgerhaus Hohenstücken basieren einerseits auf das Gespräch mit Herrn Scholz (Koordinator) und andererseits auf die Angaben der Internetseite http://www.bürgerhaus-hohenstücken.de
97 Anhang
angrenzenden Förderschule, der Vorplatz sowie die nördliche und südliche Hoffläche des
Bürgerhauses und der Wohngebietspark – Nördliche Teilfläche „Themengarten Mensch“.
Gebäude
Das multifunktionale Bürgerhaus wurde in einem ehemaligen Schulgebäude (Typ Erfurt) errichtet, bei
dem die eine Hälfte durch das Bürgerhaus und die andere Hälfte des Schulgebäudes von der
„Pestalozzi“-Förderschule genutzt wird.
Abbildung 29: Bürgerhaus/Pestalozzi-Förderschule
Quelle: Eigene Darstellung
Zwischen beiden Komplexen besteht kaum Durchlässigkeit. Das Gebäude befindet sich zentral in
Hohenstücken am Ende eines Marktplatzes. Die Gestaltung der Außenfassade hat eine wichtige
Symbolfunktion, die sich im gesamten Bürgerhaus wiederfindet. Es gibt noch einige zukünftige
Vorhaben, wie einen Teil des Außengeländes für ein Open Air-Kino zu nutzen.
Abbildung 30: Bürgerhaus Hohenstücken
Quelle: Eigene Darstellung
98 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Entstehung
Von der Idee bis zur Umsetzung des Bürgerhauses musste ein langer Weg zurückgelegt werden,
wobei Hohenstücken immer wieder zum Politikum in Brandenburg an der Havel wurde. Im Mai 2005
hat Frau Lange (Stadtverwaltung Brandenburg, Projektmanagerin: Soziale Stadt,
Bürgerhausmanagerin) das Projekt „Bürgerhaus Hohenstücken“ übernommen. Die Idee, das
Bürgerhaus in die ehemalige Schule zu integrieren, wurde bereits über einem längeren Zeitraum
diskutiert. Von März bis Mai 2006 führte Frau Lange harte Kämpfe, um schon vor Baubeginn mit den
potentiellen Akteuren des Bürgerhauses Nutzungsvorverträge anzufertigen. Im Mai 2006 erfolgte die
Grundsteinlegung für den Bau des Bürgerhauses, mit dem im Oktober 2006 begonnen wurde. 2007
war das Gebäude komplett saniert und am 13. Juli 2007 erfolgte die Eröffnung. An diesem
Eröffnungstag konnte mit der Arbeit im Bürgerhaus sofort begonnen werden, da gegen alle
Erwartungen das Haus bereits vollständig eingeräumt, dekoriert und vom ersten Moment an mit
Leben gefüllt war.
Zuständigkeiten
Im „Bürgerhaus Hohenstücken“ ist ein solidarischer Koordinator (M.A. Ingo Schulz) für die
Organisation des Anwohnertreffs zuständig. Solidarisch meint in diesem Zusammenhang, dass alle
Nutzer gleichberechtigt sind und der Koordinator als „Kristallisationspunkt“ die Informationen rund
um das Bürgerhaus sammelt und als Ansprechpartner für das gesamte Bürgerhaus fungiert. Der
Koordinator ist bei der Brandenburgischen Arbeitsförderungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft
mbH (BAS) angestellt.
Angebote des Bürgerhauses
Das „Bürgerhaus Hohenstücken“ beherbergt zwölf Vereine und einige andere Institutionen und
bietet durch die Vielzahl der Akteure für jede Zielgruppe (Abbildung 31: Akteure Bürgerhaus
Hohenstücken) etwas an. Für den Stadtteil werden allgemeine Beratungsangebote, Integrations-,
Informations- und Hilfeleistungen, Begegnungs- und Kulturangebote sowie gastronomische
Einrichtungen an einem zentralen Ort gebündelt. Das Bürgerhaus ist Treffpunkt, Ort des sozialen
Austausches und Knotenpunkt für eine Vielzahl an Projekten. Es ist offen zugänglich für alle Bürger
und Gäste der Stadt Brandenburg an der Havel und des Stadtteils Hohenstücken.
99 Anhang
Abbildung 31: Akteure Bürgerhaus Hohenstücken
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an http://bürgerhaus-hohenstücken.de
Vernetzung
Jeder Verein verfolgt seine eigenen Aufgabenstellungen und Ansprüche. Darüber hinaus arbeiten
einige Vereine in und an spezifischen Projekten zusammen, um weitere soziale Räume zu schaffen
sowie das Spektrum ihres Handelns zu potenzieren. Die Besonderheit des Bürgerhauses liegt in der
kooperativen Arbeitsweise der Institutionen, welche sich vor allem bei der Organisation von
Großveranstaltungen des Hauses und des Stadtteils Hohenstücken ausdrückt. Das Bürgerhaus kann
nach vorheriger Absprache auch von Vereinen, Institutionen und Personen genutzt werden, die nicht
im Gebäude ansässig sind.
Finanzierung
Im Sinne der Kofinanzierung werden das Bürgerhaus und die Projekte aus folgenden Förderbereichen
unterstützt:
Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ (einschließlich Sonderprogramm)
LOS „Lokales Kapital für Soziale Zwecke“/„Stärken vor Ort“
Europäischer Sozialfond „XENOS– Leben und Arbeiten in Vielfalt“.
Räume
Die Räume werden für die Vereine, Verbände und Beiräte mietfrei angeboten. Die Träger
übernehmen ausschließlich die Nebenkosten und zahlen eine Instandhaltungsrücklage. An der
Bürgerhaus Hohenstücken
Anwohnertreff Arbeiter-Samariter-Bund Treffpunkt Engagiertes
Leben
Arbeitslosenverband Die Stube
Behindertenbeirat
Demokr. Frauenbund-LV Brandenburg e.V.
-Frauen- und Familienzentrum
Demokr. Frauenbund-LV Brandenburg e.V.
-Landesgeschäftsstelle Fouqué - Bibliothek
Internationaler Bund e. V. Jugendmigrationsdienst
Kick-Straßenfußball Integration
Kulturbund Brandenburg
Lebenshilfe Brandenburg/
Havelland-Fläming Neue Zeiten e. V. Planet Kids e. V.
Zentralwohlfahrtsstelle der Juden
Revierpolizisten Brandenburg-
Hohenstücken / Görden
100 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Planung der Räume wurden die Nutzer von Beginn an beteiligt. Sie hatten die Möglichkeit, die Räume
nach ihren Interessen zu gestalten.
Begleitende Maßnahmen
Die investiven Projekte („Bürgerhaus Hohenstücken“ und Wohngebietspark) wurden durch
aktivierende, beschäftigungsfördernde, integrative und soziale Maßnahmen ergänzt.
Folgenden soziale Maßnahmen und Projekte werden über das Bund-Länder-Programm „Soziale
Stadt“-Sondermaßnahmen finanziert:
Job Tiger „Potenziale entdecken – Kompetenzen stärken“
CHANCEN GEBEN
Brücken zur Integration
Hohenstücken-Stadtbau und -soziologie in Brandenburg an der Havel in der 2. Hälfte des 20.
Jahrhunderts.
Das Ziel dieser Projekte ist es, Bürger im Stadtteil Hohenstücken in die Lage zu versetzen, ihre Berufs-
und Lebensperspektive schrittweise und nachhaltig zu verbessern. Sowohl Arbeitslose aller
Altersgruppen mit und ohne Berufsabschluss bzw. ohne Berufserfahrungen, als auch
Arbeitssuchende ohne Leistungsbezug bzw. mit Leistungskürzungen sollen an sinnvollen
Beschäftigungen herangeführt werden. Die beschäftigungsfördernden Maßnahmen werden als LOS
Projekte mit dem Ziel finanziert, Jugendliche, Arbeitslose, Ausbildungssuchende und Migranten an
Aufgabenfelder der Heil-, Sozial-, Medien- und Bauberufe sowie an die Mitgestaltung ihres eigenen
Umfeldes heranzuführen. Durch sozialintegrative Maßnahmen soll über bürgerschaftliches
Engagement und Sponsoring ein Bürgergarten als generationenübergreifender Begegnungsort für
Menschen verschiedener Kulturen errichtet werden.
Fazit
Die positive Wirkung der schrittweisen Programmumsetzung im Wohngebiet Hohenstücken ist
bereits erkennbar. Das Zusammenwirken von investiven Maßnahmen im öffentlichen Raum und
begleitenden Maßnahmen wie Beschäftigungsförderung und gezielter Öffentlichkeitsarbeit erhöhen
den Effekt der Imageverbesserung immens und tragen zur Erhöhung der Wohnqualität
unterschiedlicher Bevölkerungsschichten bei. Durch das Bürgerhaus, die Umfeldgestaltung und den
Wohngebietspark, den begleitenden Projekten sowie der gleichzeitigen Mobilisierung von
Bürgerengagement sind positive Effekte mit nachhaltiger Wirkung für das gesamte Wohngebiet
geschaffen worden.
101 Anhang
7.7 Referenzprojekt „Jens-Nydahl-Grundschule“
Die Besichtigung der „Jens-Nydahl-Grundschule“ in Berlin-Kreuzberg erfolgte am 29. April 2009
aufgrund der Recherche zu Grundschulen, die integrative und kooperierende Stadtteilarbeit mit
problembelasteten Personengruppen leisten.
Schulsituation
Diese Grundschule besitzt einen für Kreuzberg charakteristisch sehr hohen Migrationsanteil, der sich
an dieser Institution mit 98% Zuwandererkinder drastisch darstellt. 80% der Familien der Schulkinder
beziehen Transferleistungen. Viele Elternteile beherrschen die deutsche Sprache nicht, so dass es
ihnen nicht möglich ist, ihre Kinder beim schulischen Werdegang zu unterstützen. Teilweise sind sie
nicht mit den Aufgaben und der Funktion des deutschen Schulsystems vertraut, vor allem wenn die
Eltern Analphabeten sind. Besonders problematisch ist die Situation in den Familien, wenn die Kinder
durch ihre schulische (primäre) Bildung den Eltern innerhalb kurzer Zeit „überlegen“ sind.
Schulgebäude
Das Schulgebäude existiert seit 1974 und umfasst einen großen und geschlossenen Hof. Für die
mittägliche Versorgung steht den Schülern eine Mensa mit einer Kapazität für 200 Kinder zur
Verfügung. Jede Schulklasse nutzt einen separaten Freizeitraum für die Nachmittagsbetreuung
(Hort). Weiterhin beinhaltet das Gebäude „Lerninseln“, die für die Nachhilfe sowie für das
Förderprogramm ETEP (Entwicklungstherapie/Entwicklungspädagogik) eingesetzt werden. Neben
den Fachräumen existieren Medienecken, ein Sprachlabor, eine Bücherei und eine Spielwerkstatt.
Auf jeder Etage befinden sich mehrere Nasszeilen, die als Lehrküchen genutzt werden können.
Schulorganisation
Die vierzügig laufende Schule umfasst ca. 500 Kinder. 70 pädagogische und technische Mitarbeiter
arbeiten mit den Schülern täglich von 8.00 bis 16.00 Uhr (gebundener Ganztagsbetrieb mit
integriertem Hortangebot). Bis zur Klassenstufe 5 hat jede Klasse einen eigenen zuständigen Erzieher
und einen Raum für die Nachmittagsangebote. Zum Personal gehören zwei Sozialarbeiter und drei
Sonderpädagogen. Das tägliche Mittagessen kostet monatlich pauschal ca. 35€ (10 Monate). Der
kostenpflichtige Frühhort ermöglicht den Kindern auch ein Frühstück. Die Grundschule wird ergänzt
durch einen kostenpflichtigen Späthort und eine Ferienbetreuung. In der 1. bis 3. Klasse wird
altersheterogener Unterricht (JÜL-Unterricht in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen)
durchgeführt. Es wird eine starke Öffnung der Schule nach außen angestrebt. Die Schwerpunkte des
Schulkonzeptes liegen in der gesunden Ernährung, Sozialkompetenz sowie der Demokratieerziehung
in Zusammenarbeit mit dem American Jewish Committee.
102 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Die Schule nimmt an mehreren BLK-Programmen teil, unter anderem am BLK-Programm „Sinus-
Transfer-Grundschule zur Weiterentwicklung des mathematisch-naturwissenschaftlichen
Unterrichts“ und dem BLK-Programm „För-Mig zur Förderung von Kindern mit
Migrationshintergrund“. Die ausgezeichnete „Gesunde Schule“ wird unterstützt von der DAK und
ZAGG. Aufgrund des hohen Migrationsanteils findet teilweise zweisprachiger Unterricht in türkischer
und deutscher Sprache statt.
Stadtteilgrundschule
Die Änderung des Schulprofils zur Stadtteilgrundschule wurde von den Lehrern als langer Prozess
beschrieben, der vor mindestens zehn Jahren als Vision begann. Anfangs stellte sich dieser Wandel
punktuell in Form kleinerer Veränderungen dar. Schnell wurde konstatiert, dass die Zusammenarbeit
mit Künstlern wenig erfolgreich ist. Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass nicht zu viel auf
einmal verändert werden sollte, da sonst der Überblick über die Angebote verloren geht. Allerdings
muss ein Grundstock an Angeboten feststehen. An der „Jens-Nydahl-Grundschule“ konzentriert sich
dieser auf die Elternarbeit, die Sprachfähigkeitsförderung (der Eltern und Kinder) und auf die
Zusammenarbeit mit den Kitas. Vor allem der Schulrat forciert die Elternarbeit/ -bildung an der
Schule. Diese Eltern-Angebote müssen sich ständig neu etablieren und stehen und fallen mit dem
Engagement der Lehrer, Erzieher und Eltern.
Des Weiteren wurde darauf hingewiesen, dass die Idee der Stadtteilgrundschule von einem großen
Teil der Lehrerschaft getragen wird (der „schweigenden Mehrheit“). Auch wenn es ein Prozess war,
konnten sie mit der Zeit von den Vorteilen der „Mehrarbeit“ überzeugen. Die Lehrer der Kreuzberger
Grundschule müssen sich zwar mehr einsetzen und engagieren, aber nach deren Aussage lohnt es
sich. Als besonders wichtig wurde betont, dass sich Migrationsarbeit auf die unterschiedlichen
Kulturen ausrichten muss. Für die besonderen Angebote sind vor allem die Lehrer und Erzieher
zuständig. Die Leiterin konnte das Kollegium motivieren und delegiert die unterschiedlichen Ansätze
und Zuständigkeiten. Außerdem besteht eine gute Zusammenarbeit mit vielen
Kooperationspartnern. Die zwei Sozialarbeiter betreuen das Kinderbüro. Leistungsstarke Schüler
werden speziell durch das Projekt „rechenfix und wortgewandt“55 gefördert, in dem die sprachliche
Entwicklung direkt über die Mathematikförderung unterstützt wird.
Für die Durchführung des Förderansatzes ETEP haben Lehrer und Erzieher eine umfassende
Weiterbildung absolviert. Diese spezielle Förderung wird bei entwicklungsverzögerten Schulkindern
sowie Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten in einem separaten Rückzugsraum durchgeführt. Das
Zirkusprojekt in der 6. Klasse wird besonders von Schülern geschätzt. Der Kochkurs über die Sarah
55 Weitere Informationen unter: http://www.sinus-grundschule.de
103 Anhang
Wiener-Stiftung, der sich über den Zeitraum von drei Monaten erstreckt, unterstreicht den
schulischen Ansatz zur gesunden Ernährung. In einem speziellen Psychomotorikraum wird das Anti-
Aggressionstraining „Faustlos“ durchgeführt. Einmal wöchentlich ergänzt eine Logopädin die
schulische Arbeit. Es besteht eine gute Zusammenarbeit mit der angrenzenden Fahrradwerkstatt, die
von den Klassen unterschiedlich genutzt wird. Die Wilhelm-Liebknecht-Kinderbibliothek wird zweimal
jährlich von jeder Klasse besucht. Dort wird auch das Projekt „Lesezeit“ angeboten, dass sich vor
allem an die Schüler der 2. bis 3. Klasse richtet.
Ein Angebot für Eltern stellt das Elterncafé an der Grundschule dar, das in einem eigenen Elternraum
stattfindet, über das sie frei verfügen können. Als wichtig wurde hierbei beschrieben, dass die Schule
ohne Ängste, mit viel Toleranz und Vertrauen diesem offenen Angebot gegenüber stehen muss. Die
Schwierigkeit bei diesem niedrigschwelligen Ansatz besteht darin, ohne Belehrung auszukommen,
weil das Elterncafé ansonsten nicht mehr angenommen wird. Die angebotenen Sprachkurse (Deutsch
als Fremdsprache/als Zweitsprache) sind vor allem für Mütter als Lebenshilfe und Unterstützung
hilfreich. Dadurch können die Eltern den schulischen Alltag ihrer Kinder kennenlernen. Um die Eltern
verbindlicher in die schulische Arbeit einzubeziehen, wird am Schuljahresanfang ein
„Schatzkästchen“ angelegt. Hierzu füllen die Eltern einen Fragebogen aus, in dem sie ihre Form der
Unterstützung angeben (z.B. Kuchen backen, Renovierung am Wochenende, Große Putzaktion des
Klassenzimmers). Auf dieses Schatzkästchen kann die Lehrerin verbindlich zurückgreifen.
Sehr niedrigschwellig wird ein Elternbildungsseminar von einer Horterzieherin durchgeführt. Dieses
Seminar wird vom Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg/LISUM unterstützt.
Allerdings erweist sich die Erreichbarkeit der Eltern als schwierig, gerade weil diese durch
unterschiedliche Aufgaben gefordert werden. Viele Eltern sind sich nach Aussage der Seminarleiterin
zu bequem, kleine Veränderungen im Leben einzugehen. Aufgrund dessen werden mit den Eltern
Verträge gemacht, um eine Verbindlichkeit herzustellen. Nach einer Anlaufphase des
Elternbildungsseminars funktioniert die Mund-zu-Mund-Propaganda gut. Dabei wird das Angebot
über andere Eltern, Lehrer, der Gesamtelternvertretung und durch die Einschulungsveranstaltung
publik gemacht. Als problematisch werden die sprachlichen Barrieren beschrieben, weshalb teilweise
interessierte Eltern von dem Elternbildungsangebot ausgeschlossen werden müssen. Wegen der
kulturellen Situation sind geschlechtsheterogene Kurse nicht zu empfehlen, da diese aufgrund der
unterschiedlichen Sozialisation nicht zum gewünschten Erfolg führen würden. Die Kurse sind
unentgeltlich. Die Seminarleiterin beschreibt, dass die Erfolge oft nur gering sind. Kleine Erfolge sind
aber notwendig, um die Spirale der Armut und Gewalt in den Familien aufzubrechen und den
Kindern den Alltag zu erleichtern. Da viele Angebote von den Lehrern und Erziehern durchgeführt
104 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
werden, ist eine Flexibilität bei der Gestaltung der Vertretungsstundenpuffer notwendig. Dafür wird
auf ein „Integrationstopf“ an Stunden zurückgegriffen.
Kooperationspartner
Viele Kooperationspartner der Grundschule wurden bereits aufgeführt. In der folgenden Abbildung
sind diese und weitere dargestellt.
Abbildung 32: Kooperationspartner Jens-Nydahl-Grundschule
Quelle: Eigene Darstellung
Finanzierung
Es existieren Honorarverträge für den sportlichen und musischen Bereich. Als zuverlässiger Partner
wird die WALL AG bezeichnet, die zuständig für die Förderung von leistungsstarken Schülern im
Projekt „rechenfix & wortgewandt“ sind. Das ortsansässige Quartiersmanagement finanziert eine
Reihe an Projekten sowie Fortbildungen der Lehrer und Erzieher. Die Sozialarbeiter werden über den
Kotti e.V. und das Jugendamt bezahlt. Die Grundschule bemüht sich, an Wettbewerben und
Ausschreibungen von Projekten teilzunehmen. Die Deutschkurse werden von der Volkshochschule
angeboten.
Jens-Nydahl- Grundschule
Wilhelm-Liebknecht-Kinderbibliothek
Fahrradwerkstatt
Sarah-Wiener-Stiftung
Wall AG
Quartiersmanagement KonTor
Kompetenzzentrum Technik- Diversity-Chancengleichheit e.V.
Polizeidirektion 53
DAK Al Dar
e.V.
CidS!
familie e.v.
Förderverein der Schule
Klasse 2000
Kotti e.V. (Jugendsozialarbeit)
Plan- und Leitstelle Gesundheit
Schildkröte GmbH
ZAGG
105 Anhang
7.8 Referenzprojekt „Kalker Netzwerk für Familien“
Im Rahmen der Fachtagung „Frühe Hilfen - Vertrauen aufbauen, Kontakt halten, Perspektiven
entwickeln“, veranstaltet am 11./12.Juni 2009 in Berlin durch die Kinderschutz-Zentren, wurde in der
Arbeitsgruppe „Frühpräventive Angebote im Stadtteil“ die Vernetzungsarbeit in den sozialbelasteten
Stadtteilen Kalk und Höhenberg-Vingst in Köln vorgestellt56. Die Kooperation der Einrichtungen und
Akteure im Stadtteil spielt hierbei eine besondere Rolle, die einen möglichst niedrigschwelligen
Zugang zu den Familien mit multiplen Problemlagen ermöglicht bzw. unterstützt.
Themenschwerpunkt war die Erläuterung praktischer Beispiele, die verdeutlichten, wie es mit
Kooperationsprojekten, Netzwerken und Familienzentren gelingen kann, auf möglichst breiter Basis
und unter Berücksichtigung sozialräumlicher Aspekte die Familien im Stadtteil zu erreichen. Als
Referentin war hierzu Frau A. Birkle (Katholische Jugendwerke Köln e.V.) eingeladen, die in ihrer
Funktion als Koordinatorin des Sozialraums Höhenberg-Vingst und der Familienzentren Höhenberg-
Vingst die verschiedenen Projekte in diesen Stadtteilen vorstellte.
Sozialraumorientierte Hilfsangebote in Köln
Dieses Handlungskonzept wird seit Frühjahr 2006 in Köln durch Spitzenverbände der freien
Wohlfahrtspflege, der Kölner Kommunalpolitik und der Stadtverwaltung mit dem Ziel, die
Lebensbedingungen für die Bewohner in zehn festgelegten Sozialraumgebieten in Köln zu
verbessern, umgesetzt. Um für das Sozialraumgebiet erforderliche Angebote und Hilfen zu
entwickeln und zu etablieren, wird eine optimierte Zusammenarbeit und Vernetzung aller
städtischen Dienststellen und der freien Träger und Verbände vorausgesetzt. In einer Koordinations-
und Anlaufstelle werden die unterschiedlichen Themenfelder (Kinder, Jugend und Familie, Soziales,
Gesundheit, Bildung, Wohnen, Sport, Kultur, Wirtschaft und Arbeit, Gemeinwesen und Politik)
gebündelt. Die Aufgabe der Koordinatoren besteht in der Überprüfung, welche Angebote bereits
bestehen bzw. welche weiteren Maßnahmen noch in den Sozialräumen erforderlich sind. Dazu
stellen sie Kontakte zwischen möglichen Beteiligten her und unterstützen bei der Entwicklung von
Projekten. Sie nehmen an Konferenzen und Arbeitskreisen im Sozialraum teil und haben einen
Überblick über alle Einrichtungen, Institutionen und Initiativen.
Kalker Netzwerk für Familien
Das „Kalker Netzwerk für Familien“ ist ein gleichberechtigter Zusammenschluss von
Kindertagesstätten und Einrichtungen für Familien und Kinder in den Stadtteilen Kalk und
Höhenberg-Vingst mit dem Ziel, die verschiedenen Angebote für Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren zu
56 Die Informationen zum Kalker Netzwerk für Familien stammen von der Fachtagung „Frühe Hilfen“ und von der Internetseite http://www.kalker-netzwerk.de/
106 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
bündeln, um besser auf die Bedürfnisse der Familie zu reagieren. In den letzten Jahren hat sich hierzu
eine feste Kooperation zwischen öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe und des
Gesundheitswesens vor allem zur frühen Förderung von Kindern in armuts- und krisenbelasteten
Familien entwickelt. Insgesamt arbeiten in diesem Netzwerk 12 Kindertagesstätten und 18 Träger
von weiteren Hilfen zusammen, die drei Familienzentren unterstützen (Abbildung 33: Kalker
Netzwerk für Familien). Diese Familienzentren werden als „Best Practice Einrichtung“ bezeichnet, da
sie Familien und Mitarbeitern (insbesondere in den Kindertagesstätten) zahlreiche leicht zu nutzende
Kontakte für unterschiedliche Bedarfe bieten und positive Auswirkungen auf das Leben im Stadtteil
haben.
Abbildung 33: Kalker Netzwerk für Familien
Quelle: http://www.kalker-netzwerk.de/
Familienzentren
Im Mittelpunkt des Kalker Netzwerkes für Familien stehen die drei Familienzentren, wobei ein
Zentrum aus nicht mehr als fünf Kindertageseinrichtungen sowie weiteren Trägern aufgebaut ist. Den
Kern des Familienzentrums bilden die Kindertageseinrichtungen, weil diese durch ihre Arbeit den
engsten Kontakt zu den Familien aufweisen. Die Aufgaben des Familienzentrums umfassen
Betreuung, Bildung, Beratung, Information, Unterstützung und Hilfe. Ein zentraler Aspekt der
107 Anhang
Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachstellen besteht darin, den Familien als Vorbildfunktion
das gute Miteinander vorzuleben und ihnen zu suggerieren, dass alle an einem Strang ziehen. Diese
Kooperation erfordert, dass sich alle Professionen auf gleicher Augenhöhe begegnen und gemeinsam
mit den Bewohnern Strategien und Angebote für den Stadtteil entwickeln. Hauptschwerpunkte sind
die Schaffung niedrigschwelliger Orte der Begegnung und Entwicklung nachbarschaftlicher
Hilfesysteme, mit dem Ziel der sozialen Isolation vorzubeugen, die eine Folge der Segregation und
der sozialen Verwahrlosung ist. Für die positive Entwicklung des Stadtteils ist ein regelmäßiger
Austausch über vorhandene und gescheiterte Angebote notwendig sowie eine sinnvolle und
abgestimmte Nutzung der Ressourcen. Dieser effektive Umgang mit den Ressourcen im Stadtteil
vermeidet unnötige Angebotsdoppelungen. Dadurch werden die Kosten im Stadtteil gemindert, weil
z.B. nur ein Mutter-Kind-Café im Stadtteil angeboten wird, für das aber alle weiteren Einrichtungen
werben. Um die Angebote für den gesamten Stadtteil transparent zu machen, sind in allen
Einrichtungen sowie bei Kinderärzten einheitliche Pinnwände ausgehangen. Diese gemeinsame
Werbung der Angebote hat zur Folge, dass verschiedene Zielgruppen aus unterschiedlichen Milieus
das Angebot wahrnehmen.
Die Leitlinien der Familienzentren lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Kultur der partnerschaftlichen Zusammenarbeit als Vorbild für die Familien
keine Akteure aus anderen Stadtteilen
Erziehungspartnerschaft
Zusammenarbeit statt Konkurrenz
bedarfsorientierte Abstimmung
effizienter Mitteleinsatz
Atmosphäre und Kultur.
Anhand der bisherigen Beschreibung wird deutlich, dass das Kalker Netzwerk für Familien genauso
wie die einzelnen Familienzentren als virtueller Zusammenschluss zu verstehen sind, weil die
Angebote an keinen zentralen Ort, sondern an einzelnen Einrichtungen stattfinden. Frau A. Birkle
resümiert, dass die Qualität der Kooperation und Partnerschaft auf der Ebene der Akteure die
Qualität der Angebote beeinflusst.
Angebote der Familienzentren
In den folgenden Ausführungen werden verschiedene Angebote der Familienzentren vorgestellt.
Erziehungsgespräche an den Kindertageseinrichtungen
Zu dieser Gesprächsrunde werden alle Eltern zusammen eingeladen, wobei die Themenwahl durch
die Eltern erfolgt. Das Gespräch wird gemeinsam von einer Erzieherin der Kita und einer
Familienberaterin geleitet. Dadurch erhalten die Familien die Möglichkeit, die Familienberaterin in
108 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
einem vertrauten Umfeld kennenzulernen, wodurch wiederum der Zugang zu der individuellen
Beratung erleichtert wird. Außerdem fördert dieses Angebot den gegenseitigen Austausch zwischen
den Eltern.
Spielplatzfest
Dieses Fest findet einmal pro Jahr statt, wobei alle Einrichtungen mit einem Stand daran beteiligt
sind. Durch einen Familienparcours lernen die Familien alle Einrichtungen des Stadtteils
niedrigschwellig kennen, indem jeder Stand für die Familien ein Angebot und eine Frage bereithält.
Diesen Tag genießen die Eltern gemeinsam mit ihren Kindern und kommen auch untereinander ins
Gespräch. Mit wenig Aufwand erzielt dieses Spielplatzfest große Effekte.
Familientreff Passauer Str. („Pass-genau für Familien in Höhenberg-Vingst“)
Durch eine gemeinsame Problemanalyse der unterschiedlichsten Akteure im Stadtteil, wie Schule,
Kita und Wohnungsunternehmen wurde bewusst in der Passauer Straße, in der ein hoher Anteil von
„Multiproblemfamilien“ lebt, ein Familientreff eingerichtet. Dieser bietet den Menschen vor Ort
einen niedrigschwelligen Anlaufpunkt. Folgende Angebote sind in diesem Familientreff integriert:
Hausaufgabengruppe
Krabbel- und Spielgruppe
Spielebox
Bastelangebote
Sport und Bewegungsangebot
Vorlesestunde
Familienfrühstück
Projekte und Ferienaktionen
Feiern und Feste
Kochkurs
Anlaufstelle bei Fragen (Erziehung, Schule, Behördenangelegenheiten, Finanzen,
Gesundheit).
Die Wohnung für diesen Familientreff wird von einer Wohnungsgesellschaft kostenlos zur Verfügung
gestellt, wobei sich die Jugendhilfe an den Kosten beteiligt.
Einschulkonferenz
Alle Akteure, die mit der Zielgruppe 0 bis 6-jährigen arbeiten, treffen sich zweimal im Jahr zur
Einschulkonferenz. In Verbindung mit der Schuleingangsuntersuchung besprechen die Beteiligten mit
Einverständnis der Eltern Einzelfälle. Es werden alle Informationen zusammengetragen und als
Empfehlung und Entscheidungshilfe an die Eltern übermittelt.
109 Abkürzungsverzeichnis
8 Abkürzungsverzeichnis
ADHS Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom
ASD Allgemeiner Sozialer Dienst
AWO Arbeiterwohlfahrt
BLIQ Bewegtes Leben im Quartier
BLK Bund-Länder-Kommission
BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales
BMFSFJ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
BMGS Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung
BSD Besonderer Sozialer Dienst
bspw. beispielsweise
bzw. beziehungsweise
CidS Computer in die Schulen gGmbH (Berliner Schulnetz)
DAK Deutsche Angestellten-Krankenkasse
DEFA Deutsche Film AG
d.h. das heißt
EJF-Lazarus Evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk Diakoniestiftung Lazarus Berlin
EKIZ Eltern-Kind-Zentrum
e.V. Eingetragener Verein
ETEP Entwicklungstherapie/Entwicklungspädagogik
FH Fachhochschule
FuN Familie und Nachbarschaft
ha Hektar (Flächeninhalt)
HNC Havel-Nuthe-Center
JÜL Unterricht in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen
KIS Kommunaler Immobilien Service
Kita Kindertagesstätten
KJHG Kinder- und Jugendhilfegesetz
LISUM Landesinstitut für Schule und Medien
LOS Lokales Kapital für Soziale Zwecke
MASGF Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie
MBJS Ministerium für Bildung, Jugend und Sport
ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr
RAK Regionaler Arbeitskreis
SC Sportclub
SGB Sozialgesetzbuch
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschland
SHBB Soziale Hilfen Berlin/Brandenburg
u.a. unter anderem
v.a. vor allem
ZAGG Zentrum für angewandte Gesundheitsförderung und Gesundheitswissenschaften
z.B. zum Beispiel
110 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
9 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Projektphasen .................................................................................................................... 6
Abbildung 2: Stadtteil Drewitz ................................................................................................................ 9
Abbildung 3: Siedlungsstruktur und Wohnungen in Drewitz ................................................................ 10
Abbildung 4: Soziale und Bildungseinrichtungen in Drewitz nach Zielgruppen .................................... 15
Abbildung 5: Ernst-Busch-Platz, "Rolle" ................................................................................................ 16
Abbildung 6: Anteil der Bevölkerung im Regionalraum 2 ..................................................................... 17
Abbildung 7: Hilfen zur Erziehung §27 KJHG im Regionalraum 2.......................................................... 17
Abbildung 8: Gemeldete Kindeswohlgefährdungen §8a KJHG im Regionalraum 2 .............................. 18
Abbildung 9: Drewitzer Impressionen ................................................................................................... 19
Abbildung 10: Sinus Milieus® 2009 ....................................................................................................... 20
Abbildung 11: MOSAIC Milieus® Drewitz .............................................................................................. 21
Abbildung 12: Kriterien der Expertenauswahl ...................................................................................... 26
Abbildung 13: Stadtteilschule-Modellvarianten ................................................................................... 28
Abbildung 14: Verständnis Stadtteilschule ........................................................................................... 29
Abbildung 15: Zusammenhang Verständnis/Begriff ............................................................................. 31
Abbildung 16: Ort Stadtteilschule ......................................................................................................... 31
Abbildung 17: Zusammenhang Verständnis/Ort ................................................................................... 32
Abbildung 18: Zielgruppen Stadtteilschule ........................................................................................... 32
Abbildung 19: Angebote Stadtteilschule ............................................................................................... 35
Abbildung 20: Angebotsvergleich ......................................................................................................... 46
Abbildung 21: Netzwerk Offener Treffpunkt ........................................................................................ 48
Abbildung 22: Schule mit Begegnungshaus .......................................................................................... 51
Abbildung 23: Vernetzung „Schule mit Begegnungshaus“................................................................... 55
Abbildung 24: Modellvergleich Angebote und Zielgruppen/Kooperation ............................................ 57
Abbildung 25: Weg zur Stadtteilschule ................................................................................................. 59
Abbildung 26: Kooperationsmodell FuN-Projekt .................................................................................. 67
Abbildung 27: Ziele Opstapje ................................................................................................................ 73
Abbildung 28: Szenariotrichter.............................................................................................................. 77
Abbildung 29: Bürgerhaus/Pestalozzi-Förderschule ............................................................................. 97
Abbildung 30: Bürgerhaus Hohenstücken ............................................................................................. 97
Abbildung 31: Akteure Bürgerhaus Hohenstücken ............................................................................... 99
Abbildung 32: Kooperationspartner Jens-Nydahl-Grundschule ......................................................... 104
Abbildung 33: Kalker Netzwerk für Familien ....................................................................................... 106
111 Tabellenverzeichnis
10 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Daten der Projektarbeit .......................................................................................................... 8
Tabelle 2: Bevölkerungsbewegungen des Neubaugebiet Drewitz von 1998 bis 2007 ......................... 12
Tabelle 3: Allgemeine Situation der Drewitzer Bevölkerung ................................................................ 27
Tabelle 4: Stärken-Schwächen-Analyse ................................................................................................. 27
Tabelle 5: Begriff Stadtteilschule ........................................................................................................... 30
Tabelle 6: Pro- und Kontraargumente für den Begriff Stadtteilschule ................................................. 30
Tabelle 7: Bündelung der Angebote ...................................................................................................... 33
Tabelle 8: Räume Stadtteilschule .......................................................................................................... 36
Tabelle 9: Angebote/Zielgruppen Stadtteilschule ................................................................................. 37
Tabelle 10: Räume/Verständnis Stadtteilschule ................................................................................... 38
Tabelle 11: Angebote/Verständnis Stadtteilschule ............................................................................... 38
Tabelle 12: Zielgruppen und Angebote (Modell IV) .............................................................................. 54
Tabelle 13:Modellvergleich Angebote und Zielgruppen/Kooperation ................................................. 57
Tabelle 14: Zeitliche Projektplanung ..................................................................................................... 64
Tabelle 15: Nächste Schritte in Drewitz ................................................................................................ 75
Tabelle 16: Stärken des Stadtteils Drewitz ............................................................................................ 88
Tabelle 17: Schwächen des Stadtteils Drewitz ...................................................................................... 89
Tabelle 18: Verständnis Stadtteilschule ................................................................................................ 89
Tabelle 19: Zusammenhang Verständnis/Begriff .................................................................................. 90
Tabelle 20: Ort Stadtteilschule .............................................................................................................. 90
Tabelle 21: Zusammenhang Verständnis/Ort Stadtteilschule .............................................................. 90
Tabelle 22: Zielgruppen ......................................................................................................................... 90
Tabelle 23: Angebote ............................................................................................................................ 91
Tabelle 24: Zusammenhang Angebote/Verständnis Stadtteilschule .................................................... 91
Tabelle 25: Zusammenhang Zielgruppen/Verständnis Stadtteilschule ................................................ 92
112 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
11 Fensterverzeichnis
Fenster 1: Ziele Stadtteilschule ............................................................................................................... 5
Fenster 2: Kinderarmutsrisikogruppen ................................................................................................. 13
Fenster 3: Protektive Faktoren/Resilienz .............................................................................................. 23
Fenster 4: Soziale Isolation .................................................................................................................... 28
Fenster 5: Lückekinder .......................................................................................................................... 36
Fenster 6: Schulsozialarbeit ................................................................................................................... 41
Fenster 7: Peer-Mediation .................................................................................................................... 41
Fenster 8: Grundschule mit offenen Ganztagsangeboten .................................................................... 42
Fenster 9: Ausweichmöglichkeiten auf andere Räume ......................................................................... 47
Fenster 10: Integration externer Angebote in die Schule ..................................................................... 52
Fenster 11: Kooperation ........................................................................................................................ 55
Fenster 12: Öffnung von Schule ............................................................................................................ 56
Fenster 13: Empowerment/Partizipation.............................................................................................. 60
Fenster 14: Aktivierende Befragung ...................................................................................................... 60
Fenster 15: Setting-Ansatz .................................................................................................................... 61
Fenster 16: Elterntrainings .................................................................................................................... 66
Fenster 17: Ernährung ........................................................................................................................... 68
Fenster 18: Szenariotechnik .................................................................................................................. 77
113 Literatur
12 Literatur
Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Lebenslagen in Deutschland. Der Dritte Armuts- und
Reichtumsbericht der Bundesregierung. Entwurf des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vom
19. Mai 2008. Berlin 2008
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Sechster Familienbericht. Familien
ausländischer Herkunft in Deutschland. Leistungen - Belastungen - Herausforderungen. Berlin 2000
Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung: Lebenslagen in Deutschland. Zweiter
Armuts- und Reichtumsbericht. Berlin 2005
Braun, G./Rademacher, H.: Mediation in der Schule. In: Melzer, W./Schwind, H.-D.:
Gewaltprävention in der Schule. Grundlagen - Praxismodelle - Perspektiven (S.156-173). Mainz 2003
Farwick, A.: Segregierte Armut in der Stadt. Ursachen und soziale Folgen der räumlichen
Konzentration von Sozialhilfeempfänger. Opladen 2001
CENTACON: Zielgruppen neu bestimmen als Basis für kundenorientierte Projekt- und
Produktentwicklung im Immobilienmarketing. PowerPoint-Präsentation-Workshop PRO POTSDAM.
2007
GEWOBA: Mieter-Monitor 2006. Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der GEWOBA-Mieter
im Sommer 2006. Potsdam 2006 (PowerPoint-Präsentation)
Gesundheit Berlin: Aktiv werden für Gesundheit- Arbeitshilfen für Prävention und
Gesundheitsförderung im Quartier. Gesunde Lebenswelten schaffen. Heft 1. Berlin 2008
Gesundheit Berlin: Aktiv werden für Gesundheit- Arbeitshilfen für Prävention und
Gesundheitsförderung im Quartier. Probleme erkennen - Lösungen finden. Heft 2. Berlin 2008
Gesundheit Berlin: Aktiv werden für Gesundheit- Arbeitshilfen für Prävention und
Gesundheitsförderung im Quartier. Präventiv handeln: Ernährung- Bewegung- Stressbewältigung.
Heft 4. Berlin 2008
Grundschule „Am Priesterweg“: Antrag zum Modellversuch „Entwicklung von gesunden und sozialen
Lebenswelten für eine Chancengleichheit in Schule“(Entwurf). Potsdam. Juni 2009
Grundschule „Am Priesterweg“: Offene Ganztagsschule mit ökologisch orientierter Profilierung.
Potsdam. Stand: 15.11.2008
Grundschule „Am Priesterweg“: Schulprogramm (Fortschreibung für das Schuljahr 2007/2008).
Potsdam 2007
Hahlweg, K. /Heinrichs, N.: Elterntrainings: Wirksam in der Prävention? In: Gollwitzer, M./Pfetsch,
J./Schneider, V./Schulz, A./Steffke, T/Ulrich, C.: Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen.
Aktuelle Erkenntnisse aus Forschung und Praxis (S.170-186). Göttingen 2007
Holz, G.: Lebenslagen und Chancen von Kindern in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte
(APuZ). Beilage zur Wochenzeitung: Das Parlament. Heft 26 (S.3-11). 2006
Keller, C.: Armut in der Stadt. Zur Segregation benachteiligter Gruppen in Deutschland. Opladen und
Wiesbaden 1999
Klinger, N./König, J.: Einfach abgehängt. Ein wahrer Bericht über die neue Armut in Deutschland.
Berlin 2006
Landeshauptstadt Potsdam: Bereich Statistik und Wahlen. Potsdam 31.12.2007 bzw. 31.06.2008.
Landeshauptstadt Potsdam: Integriertes Entwicklungskonzept „Soziale Stadt Am Stern/Drewitz“.
Potsdam 2008
Landeshauptstadt Potsdam: Statistischer Informationsdienst. Potsdam 2005
Landeshauptstadt Potsdam: Integrationskonzept der Landeshauptstadt Potsdam. Potsdam 2008
114 Konzept „Stadtteilschule Drewitz“
Landeshauptstadt Potsdam: Zuarbeit des Fachbereichs Schule/Sport der Stadtverwaltung Potsdam.
Potsdam Mai 2008
Landtag Brandenburg: Verfassung des Landes Brandenburg. Potsdam 1992 (Im Internet abrufbar
unter: http://www.bravors.brandenburg.de/cms/detail.php?gsid=land_bb_bravors_01.c.23338.de)
Lösel, F./Bender, D.: Von generellen Schutzfaktoren zu differentiellen protektiven Prozessen:
Ergebnisse und Probleme der Resilienzforschung. In: Opp, G./Fingerle, M./Freytag, A.: Was Kinder
stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz (S.37-58). München 1999
Lösel, F./Bliesener, T.: Aggression und Delinquenz unter Jugendlichen. Untersuchungen von
kognitiven und sozialen Bedingungen. München 2003
Luig-Arlt, H.: Ein Stadtteil bewegt sich. Aktivierende Bürgerbefragung. In Gesundheit Berlin: Aktiv
werden für Gesundheit- Arbeitshilfen für Prävention und Gesundheitsförderung im Quartier.
Probleme erkennen - Lösungen finden. Heft 2, (S.13). Berlin 2008
Mansel, J.: Angst vor Gewalt. Eine Untersuchung zu jugendlichen Opfern und Tätern. Weinheim und
München 2001
Melzer, W./Schubarth, W./Ehninger, F.: Gewaltprävention und Schulentwicklung. Analysen und
Handlungskonzepte. Bad Heilbrunn 2004
Merkle, T./Wippermann, C.: Eltern unter Druck – Die Studie. In: Henry-Huthmacher, C./Borchard, M.:
Eltern unter Druck. Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern in
verschiedenen Lebenswelten. Eine sozialwissenschaftliche Untersuchung von Sinus-Sociovision im
Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Stuttgart 2008
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg: Eckpunkte zur
Weiterentwicklung und Ausweitung von Ganztagsschulangeboten an allgemein bildenden Schulen im
Land Brandenburg. (Grundschulen und Schulen der Sekundarstufe I). Potsdam 2003
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg: Verwaltungsvorschriften über
Ganztagsangebote an allgemein bildenden Schulen (VV-Ganztag). Potsdam 2004
Melzer, W./Schubarth, W./Ehninger, F.: Gewaltprävention und Schulentwicklung. Analysen und
Handlungskonzepte. Bad Heilbrunn 2004
Melzer, W./Schwind, H.-D.: Gewaltprävention in der Schule. Grundlagen - Praxismodelle -
Perspektiven. Mainz 2003
Microm-Consumer Marketing: Profile microgeographischer Daten in dem PLZ-Gebiet 14480. 2009
(PowerPoint-Präsentation)
Mogge-Grothjahn, H.: Geschlecht: Wege in und aus der Armut. In: Huster, E.-U./Boeckh, J./Mogge-
Grothjahn, H.: Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung (S.350-361). Wiesbaden 2008
Praepaed (Institut für präventive Pädagogik): FuN-Familie und Nachbarschaft. Münster 2008
Remschmidt, H.: Kinder- und Jugendpsychiatrie. Eine praktische Einführung. Stuttgart 2005 (im
Internet abrufbar unter: http://www.agsp.de/html/r137.html)
Rieger, P.: Konzept SC Potsdam e.V.. Sportfunktionsgebäude und Räumlichkeiten SC Potsdam mit
dem Sportplatz und der Sporthalle. Potsdam 2008
Sann, A./Thrum, K.: Opstapje – Schritt für Schritt. Programmbeschreibung. Deutsches Jugendinstitut
e.V.. München 2004
Schanzenbächer, S.: Lückekinder im sozialen Brennpunkt oder: Wie soziale Strukturen eine
Altersgrupe beeinflussen. In: Sozialwissenschaft und Berufspraxis. 18. Jg., Heft 3 (S.213-227). 1995
Scheithauer, H./Rosenbach, C./Niebank, K.: Gelingensbedingungen für die Prävention von
interpersonaler Gewalt im Kindes- und Jugendalter. Expertise zur Vorlage bei der Stiftung Deutsches
Forum für Kriminalprävention (DFK). Bonn 2008 (im Internet abrufbar unter:
115 Literatur
http://www.kriminalpraevention.de/images/pdf/dfk_expertise%20_gelingensbedingungen_gewaltpr
aevention.pdf)
Schubert, M.: Zukunftsschule-Stadtteilschule Drewitz „Am Priesterweg“. Antrag
Stadtverordnetenversammlung (08/SVV/0044). Potsdam 15.01.2008
Schubarth, W.: Gewaltprävention in Schule und Jugendhilfe. Theoretische Grundlagen. Empirische
Ergebnisse. Praxismodelle. Neuwied und Kriftel 2000
Schubarth, W.: Schulsozialarbeit und Unterstützungsnetzwerke für Schulen- Perspektiven einer
„systemischen Gewaltprävention/-intervention“ In: Melzer, W./Schwind, H.-D.: Gewaltprävention in
der Schule. Grundlagen - Praxismodelle - Perspektiven. Mainz 2003
Speck, K.: Schulsozialarbeit. Eine Einführung. München 2007
Speck, K.: Schulsozialarbeit. Potsdam 2002-2005. (im Internet abrufbar unter:
http://www.schulforum.net/ssa/)
Stadtkontor GmbH: Am Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld - Bildungs- und Sozialeinrichtungen. In
Stadtteilzeitung „SternDrewitz“, Ausgabe 21. Potsdam, September 2008
Stadtkontor GmbH: Bericht - Grundschule am Priesterweg. Bestandsaufnahme der Gebäudehülle
und des Gebäudeinneren. Begehung am 13.11.2007
Steinhausen, H.-C.: Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Lehrbuch der Kinder- und
Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (6. Auflage). München 2006
Staehle, W. H.: Management. Eine verhaltenswissenschaftliche Perspektive. München 1999
Thimm, K.: Jugendarbeit im Ganztag der SEK.I-Schule. Eine Arbeitshilfe für die Jugendarbeit.
Brandenburg 2004 (im Internet abrufbar unter: www.kobranet.de/116.html#138)
Werner, E. E.: Entwicklung zwischen Risiko und Resilienz. In: Opp, G./Fingerle, M./Freytag, A.: Was
Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz (S.25-36). München 1999
Wustmann, C.: Die Blickrichtung der neueren Resilienzforschung. Wie Kinder Lebensbelastungen
bewältigen. In: Zeitschrift für Pädagogik, 51. Jg., Heft 2, (S.192-206). 2005
Internetseiten
http://finance.wiwi.tu-dresden.de/Wiki/images/b/be/Szenario-trichter.jpg
http://www.bürgerhaus-hohenstücken.de
http://www.familienhebamme.de/wir.html
http://www.freiehilfe-berlin.de/npsh.html
http://www.gartenstadt-drewitz.de
http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de
http://www.jugendstiftung-prspektive.org/meldungen/2398391.html
http://www.kalker-netzwerk.de/
http://www. mehrgenerationenhaeuser.de
http://www.praepaed.de
http://www.saglik-berlin.de
http://www.sinus-grundschule.de
http://www.sinus-sociovision.de/
http://www.sowi-online.de/methoden/dokumente/retzmszen.htm