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KLINIKFORUM Zeitung des Universitätsklinikums Tübingen • Nummer 2 • Mai 2011 • Jahrgang 15 Seite 2 Seite 4 Seite 6 Vorsorge Krankheit Allergien haben Hochsaison: Über Symptome, Diagnostik und Therapie. Der neue Band aus der Kinderbuchreihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ führt in jeden Winkel der Kinderklinik. Unkompliziert und schmerzlos: Wie eine Darmspiegelung abläuft. Wichtige Untersuchung Was passiert im Krankenhaus? Der Professor rät... Abgeschlossener Gartenbereich für die Gerontopsychiatrie Im Erdgeschoss des Stationsbaus ist die Geron- topsychiatrie (Alterspsychiatrie) untergebracht. Ein kleiner grüner Gartenbereich lädt zum Drau- ßensitzen ein und ist direkt von der gerontopsy- chiatrischen Station aus zugänglich. Hochbeete und Kräuter zur Aromatherapie sind geplant. Für den Bewegungsdrang dementer Patienten wurde ein kleiner „Rundweg“ angelegt. Als Weglaufschutz dient die gar- tenarchitektonische Gestaltung mit Erdwällen und Steigungen, so dass kein Zaun das Gefühl des Einge- schlossenseins hervorruft. Aktivitäten und Therapie Um sich wieder in den Alltag ein- zufinden und das Miteinander mit anderen Menschen zu üben, bietet die Klinik vielfältige therapeutisch unterstützte Aktivitäten an: Neben Freizeiteinrichtungen wie Tischfußball, Tischten- nis oder Billard wird auch eine Wii – eine Spiel- konsole für sportliche Aktivitäten – einziehen. „Unsere Patienten liegen nicht im Bett“, erläutert Prof. Andreas Fallgatter, Ärztlicher Direktor der Klinik, das Therapie-Konzept. Patientenkino und ein abendlicher Tanzclub, ein Singkreis, Wasser- Kneippen, Qi-Gong und Gesundheitsvorträge helfen den Betroffenen, sich wieder ins „norma- le“ Leben einzufinden. Ergänzt wird dies auch durch zahlreiche Erlebnis- und Außenaktivitäten wie zum Beispiel die Klettertherapie. Die neue Psychiatrie Im freundlichen Ambiente des Neubaus finden die Patienten ein Zuhause auf Zeit Alt und neu vereint: Der Altbau und seine Bäume spiegeln sich in der Fassade des Neubaus. Auf einen Blick Im März bezog die altehrwürdige Tübinger Uni- versitätsklinik für Psychiatrie ihren Neubau. Das in den Jahren 1895 bis 1896 erbaute und inzwischen völlig veraltete Gebäude wurde durch einen mo- dernen, lichtdurchfluteten Patiententrakt mit zeit- gemäßem Komfort erweitert und bietet jetzt eine optimale Aufenthaltsqualität für die Patienten. Auch ein neuer Hörsaal für Studenten, ein Garten für demenzkranke Patienten und ein von Patienten mitbetriebenes Café gehören zum Konzept in dem neuen Klinikgebäude. Das Klinikum investierte 5,6 Millionen Euro in den 25 Millionen Euro teuren Stationsbau. Der dreiflügelige Altbau wurde im rückwärtigen, der Altstadt abgewandten Teil um einen fünfstö- ckigen modernen Bettentrakt ergänzt. Neun Stati- onen mit insgesamt 144 Betten sind dort unterge- bracht, mit Aufenthaltsräumen, Esszimmern sowie Räumen für Gruppen- und Einzeltherapie. In den geräumigen Fluren sind durch deren Formgebung und die runden Oberlichter freundliche Kommuni- kationszonen entstanden, die einen wohnlichen Eindruck schaffen, den Patienten aber auch Rück- zugsmöglichkeiten bieten. Farbige Schränke mit viel Stauraum, Nischen zum Zurückziehen und ein warmer Holzfußboden schaffen eine Atmosphäre weitab vom normalen Krankenhausambiente. Zwischen dem stadtbildprägenden Altbau und dem Neubauflügel mit den Stationsbereichen schafft ein raumhoch verglaster Verbindungsbau den perfekten Übergang. In ihm sind der neue Haupteingang mit Pforte, eine zentrale (Not-)Aufnahme sowie ein Wartebereich untergebracht. Hier ist auch der neue Hörsaal mit 150 Plätzen, modernster Medientechnik und viel Tageslicht angesiedelt. Vor dem neuen Haupteingang wird später noch eine Linde gepflanzt werden. Café Hölderlin Nicht nur für, sondern auch mit Pa- tienten ist in Zusammenarbeit mit der Tochterfirma U.D.O. auf der Empore das Café Hölderlin geplant, das als therapeutische Einrich- tung etwas ganz Neues an der Klinik sein wird. Das Café, das auch der Bevölkerung offen steht, soll eine ganz besondere Atmosphäre bekommen: Ei- ne Schwarze Olive, die in der verglasten Eingangs- halle gepflanzt wurde, breitet ihre Zweige direkt unterhalb der Cafégäste aus. Die Klinik möchte ihren Patienten die Möglichkeit anbieten, sich im Cafébetrieb einzubringen, um sich wieder an den (Arbeits)alltag zu gewöhnen. Auch Lesungen und Selbsthilfegruppen-Treffen sind willkommen. Diese Aktivitäten sind neben der medikamen- tösen Therapie, die heute bei den allermeisten Patienten in der Psychiatrie erfolgreich und mit wenig Nebenwirkungen anschlägt, Bestandteil moderner Behandlungskonzepte. Darüber hinaus bietet die Klinik selbstverständlich alle moder- nen psycho-, sozio- und milieutherapeutischen Maßnahmen an. In vielen Bereichen der Wei- terentwicklung von Behandlungskonzepten in der Psychotherapie, Erlebnistherapie und Hirn- stimulationsverfahren ist die Klinik führend in Deutschland. Wunschtraum Dachgarten Das ehrgeizige Bauvorhaben des Klinikums stand unter hohem Kostendruck, mancher Wunsch konnte nicht erfüllt werden. Ganz oben auf der Liste unfinanzierbarer Wünsche stand die Ausge- staltung des Daches zu einem Dachgarten für Pa- tienten und Mitarbeiter. Es wird eines der zentra- len Spendenprojekte der Psychiatrischen Uniklinik für die nächsten Jahre sein. Ein Spendenkonto ist eingerichtet: Wer das Projekt unterstützen möch- te, kann dies ab sofort tun (Konto 7477 5037 93, Baden-Württembergische Bank Stuttgart, BLZ 600 501 01, Stichwort „Dachgarten“). Auch klei- ne Spenden sind willkommen, ab 200 Euro gibt es selbstverständlich eine Spendenbescheinigung. Einladung zum Tag der offenen Tür Im Sommer 2011 wird die Psychiatrische Uni- versitätsklinik ihre Pforten für die Öffentlichkeit öffnen. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen. Im Neubau werden die Patienten „wohnen“. Links der lichtdurchflutete Verbindungsbau mit Café, Hörsaal und neuem Haupteingang, rechts die in frischen Farben gehaltene Fassade des Stationsneubaus. Unten rechts führen die Türen der alterspsychiatrischen Station ebener - dig in den Garten. Im Altbau, der in den nächsten Bauabschnitten saniert wird, wird künftig untersucht, thera- piert, geforscht, gelehrt und verwaltet. Fünf Meter hoch, 20 Jahre alt, 500 Kilogramm schwer: Die in Süd-Florida heimische Schwarze Olive (Bucida Buceras) – hier fotografiert beim Einpflanzen – gibt dem Eingang ein freund- liches Gesicht. Später, wenn der Baum an Höhe gewonnen hat, werden die Cafégäste quasi „im Baumwipfel“ sitzen. Prof. Andreas Fallgatter Der dreiflügelige Altbau wurde um einen modernen Bettentrakt ergänzt. Vom Altbau in den Neubau führt ein raumhoch verglaster Verbindungsbau.

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Seite 2 Seite 4 Seite 6

Vorsorge

Krankheit

Allergien haben Hochsaison: Über Symptome, Diagnostik und Therapie.

Der neue Band aus der Kinderbuchreihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ führt in jeden Winkel der Kinderklinik.

Unkompliziert und schmerzlos: Wie eine Darmspiegelung abläuft.

Wichtige Untersuchung Was passiert im Krankenhaus? Der Professor rät...

Abgeschlossener Gartenbereich für die GerontopsychiatrieIm Erdgeschoss des Stationsbaus ist die Geron-topsychiatrie (Alterspsychiatrie) untergebracht. Ein kleiner grüner Gartenbereich lädt zum Drau-ßensitzen ein und ist direkt von der gerontopsy-chiatrischen Station aus zugänglich. Hochbeete und Kräuter zur Aromatherapie sind geplant. Für den Bewegungsdrang dementer Patienten wurde

ein kleiner „Rundweg“ angelegt. Als Weglaufschutz dient die gar-tenarchitektonische Gestaltung mit Erdwällen und Steigungen, so dass kein Zaun das Gefühl des Einge-schlossenseins hervorruft.

Aktivitäten und TherapieUm sich wieder in den Alltag ein-zufinden und das Miteinander mit anderen Menschen zu üben, bietet die Klinik vielfältige therapeutisch unterstützte Aktivitäten an: Neben

Freizeiteinrichtungen wie Tischfußball, Tischten-nis oder Billard wird auch eine Wii – eine Spiel-konsole für sportliche Aktivitäten – einziehen. „Unsere Patienten liegen nicht im Bett“, erläutert Prof. Andreas Fallgatter, Ärztlicher Direktor der Klinik, das Therapie-Konzept. Patientenkino und ein abendlicher Tanzclub, ein Singkreis, Wasser-Kneippen, Qi-Gong und Gesundheitsvorträge helfen den Betroffenen, sich wieder ins „norma-le“ Leben einzufinden. Ergänzt wird dies auch durch zahlreiche Erlebnis- und Außenaktivitäten wie zum Beispiel die Klettertherapie.

Die neue PsychiatrieIm freundlichen Ambiente des Neubaus finden die Patienten ein Zuhause auf Zeit

Alt und neu vereint: Der Altbau und seine Bäume spiegeln sich in der Fassade des Neubaus.

Auf einen Blick

Im März bezog die altehrwürdige Tübinger Uni-versitätsklinik für Psychiatrie ihren Neubau. Das in den Jahren 1895 bis 1896 erbaute und inzwischen völlig veraltete Gebäude wurde durch einen mo-dernen, lichtdurchfluteten Patiententrakt mit zeit-gemäßem Komfort erweitert und bietet jetzt eine optimale Aufenthaltsqualität für die Patienten. Auch ein neuer Hörsaal für Studenten, ein Garten für demenzkranke Patienten und ein von Patienten mitbetriebenes Café gehören zum Konzept in dem neuen Klinikgebäude. Das Klinikum investierte 5,6 Millionen Euro in den 25 Millionen Euro teuren Stationsbau.Der dreiflügelige Altbau wurde im rückwärtigen, der Altstadt abgewandten Teil um einen fünfstö-ckigen modernen Bettentrakt ergänzt. Neun Stati-onen mit insgesamt 144 Betten sind dort unterge-bracht, mit Aufenthaltsräumen, Esszimmern sowie Räumen für Gruppen- und Einzeltherapie. In den geräumigen Fluren sind durch deren Formgebung und die runden Oberlichter freundliche Kommuni-kationszonen entstanden, die einen wohnlichen Eindruck schaffen, den Patienten aber auch Rück-zugsmöglichkeiten bieten. Farbige Schränke mit viel Stauraum, Nischen zum Zurückziehen und ein warmer Holzfußboden schaffen eine Atmosphäre weitab vom normalen Krankenhausambiente. Zwischen dem stadtbildprägenden Altbau und dem Neubauflügel mit den Stationsbereichen schafft ein raumhoch verglaster Verbindungsbau den perfekten Übergang. In ihm sind der neue Haupteingang mit Pforte, eine zentrale (Not-)Aufnahme sowie ein Wartebereich untergebracht. Hier ist auch der neue Hörsaal mit 150 Plätzen, modernster Medientechnik und viel Tageslicht angesiedelt. Vor dem neuen Haupteingang wird später noch eine Linde gepflanzt werden.

Café HölderlinNicht nur für, sondern auch mit Pa-tienten ist in Zusammenarbeit mit der Tochterfirma U.D.O. auf der Empore das Café Hölderlin geplant, das als therapeutische Einrich-tung etwas ganz Neues an der Klinik sein wird. Das Café, das auch der Bevölkerung offen steht, soll eine ganz besondere Atmosphäre bekommen: Ei-ne Schwarze Olive, die in der verglasten Eingangs-halle gepflanzt wurde, breitet ihre Zweige direkt unterhalb der Cafégäste aus. Die Klinik möchte ihren Patienten die Möglichkeit anbieten, sich im Cafébetrieb einzubringen, um sich wieder an den (Arbeits)alltag zu gewöhnen. Auch Lesungen und Selbsthilfegruppen-Treffen sind willkommen.

Diese Aktivitäten sind neben der medikamen-tösen Therapie, die heute bei den allermeisten Patienten in der Psychiatrie erfolgreich und mit wenig Nebenwirkungen anschlägt, Bestandteil moderner Behandlungskonzepte. Darüber hinaus bietet die Klinik selbstverständlich alle moder-nen psycho-, sozio- und milieutherapeutischen Maßnahmen an. In vielen Bereichen der Wei-terentwicklung von Behandlungskonzepten in der Psychotherapie, Erlebnistherapie und Hirn-stimulationsverfahren ist die Klinik führend in Deutschland.

Wunschtraum DachgartenDas ehrgeizige Bauvorhaben des Klinikums stand unter hohem Kostendruck, mancher Wunsch konnte nicht erfüllt werden. Ganz oben auf der Liste unfinanzierbarer Wünsche stand die Ausge-staltung des Daches zu einem Dachgarten für Pa-tienten und Mitarbeiter. Es wird eines der zentra-len Spendenprojekte der Psychiatrischen Uniklinik für die nächsten Jahre sein. Ein Spendenkonto ist eingerichtet: Wer das Projekt unterstützen möch-te, kann dies ab sofort tun (Konto 7477 5037 93, Baden-Württembergische Bank Stuttgart, BLZ 600 501 01, Stichwort „Dachgarten“). Auch klei-ne Spenden sind willkommen, ab 200 Euro gibt es selbstverständlich eine Spendenbescheinigung.

Einladung zum Tag der offenen TürIm Sommer 2011 wird die Psychiatrische Uni-versitätsklinik ihre Pforten für die Öffentlichkeit öffnen. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.

Im Neubau werden die Patienten „wohnen“. Links der lichtdurchflutete Verbindungsbau mit Café, Hörsaal und neuem Haupteingang, rechts die in frischen Farben gehaltene Fassade des Stationsneubaus. Unten rechts führen die Türen der alterspsychiatrischen Station ebener-dig in den Garten.

Im Altbau, der in den nächsten Bauabschnitten saniert wird, wird künftig untersucht, thera-piert, geforscht, gelehrt und verwaltet.

Fünf Meter hoch, 20 Jahre alt, 500 Kilogramm schwer: Die in Süd-Florida heimische Schwarze Olive (Bucida Buceras) – hier fotografiert beim Einpflanzen – gibt dem Eingang ein freund-liches Gesicht. Später, wenn der Baum an Höhe gewonnen hat, werden die Cafégäste quasi „im Baumwipfel“ sitzen.

Prof. Andreas Fallgatter

Der dreiflügelige Altbau wurde um einen modernen Bettentrakt ergänzt. Vom Altbau in den Neubau führt ein raumhoch verglaster Verbindungsbau.

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KLINIKFORUM02

An keiner anderen Krebsart erkranken so viele Menschen wie an Darmkrebs. Dies ist auch des-wegen so tragisch, weil die meisten noch leben würden – wären sie früher und besser über die Krankheit und ihre Verhinderung informiert gewe-sen. Denn bei rechtzeitiger Diagnose beträgt die Heilungschance nahezu 100 Prozent. Ab 55 Jahren haben gesetzlich Versicherte einen Anspruch auf eine Früherkennungs-Koloskopie

Wenn bei Säuglingen oder Kindern die Atem-wege verengt oder entzündet sind, handelt es sich häufig um einen akuten Notfall. Eine mög-lichst genaue Diagnose der Ursachen und ein rascher Informationsaustausch mit den an der Behandlung beteiligten Ärzten ist für den Kin-derpneumologen Dr. Winfried Baden dann von großer Bedeutung. „Entscheidend sind gerade die kleinen Details, aus denen sich die richtige Therapie entwickeln lässt“, sagt der Arzt an der Tübinger Kinderklinik. Ein großer Fortschritt sind deshalb zwei digitale Videobronchoskope, die seit kurzem die auf Glasfasertechnik basierende Vorgängergeneration ersetzen.Das Bronchoskop ist ein dünner flexibler Schlauch, der (bei Kindern unter Narkose) in die Luftwege eingeführt wird. An seiner steuerbaren Spitze befindet sich eine Lichtquelle und bei den neuen digitalen Geräten ein Videochip, der die gewonnenen Bilder direkt an ein digitales

(Darmspiegelung) zur Krebsvorsorge. Aber nur drei Prozent der Berechtigten nutzen diese wich-tige Vorsorgeuntersuchung, durch die viele Darm-krebsfälle verhütet oder in einem heilbaren Stadi-um erkannt werden können. Dabei ist die Untersuchung umkompliziert und schmerzlos. Am einfachsten lässt man sich von seinem Hausarzt in eine auf Darmspiegelungen spezialisierte Facharztpraxis überweisen. Dort bekommt man alle wichtigen Informationen, ein Rezept mit einem Medikament zum Abführen und einen Termin für die Untersuchung. Einen Tag vor der Untersuchung muss abgeführt werden, damit der Darm sauber ist. Am Abführtag – hierzu sollte man sich freinehmen – löst man dann die Pulver aus der Apotheke in Wasser auf. Rund zwei Liter der Flüssigkeit muss man nach Packungsanleitung trinken. Damit ist der unangenehmste Teil der Pro-zedur auch schon überstanden. Es schmeckt nicht wirklich gut, lässt sich aber durch nachfolgendes Trinken von klarem Obstsaft oder Fleischbrühe abmildern – es hilft auch, sich beim Trinken die Nase zuzuhalten. Das Ergebnis ist ein wässriger Durchfall. Machen Sie sich einen ruhigen Tag zu Hause, mit Lesen, Fernsehen, was Sie mögen. Ge-gen kalte Füße hilft eine Wärmeflasche und gegen Hungergefühle heißer Tee und klare Fleischbrühe. Gehen Sie am Untersuchungstag in bequemer Kleidung in die Praxis, so dass Sie den Unterkörper leicht frei machen können. Keine Scheu, das Pra-xispersonal hat täglich mit dieser Untersuchung zu tun. Sie werden dann auf einer Liege gelagert, ihr Blutdruck wird überprüft und Sie bekommen eine Kanüle in den Arm für das Beruhigungsmit-

Aufzeichnungsgerät über-trägt. Über einen zusätzlich vorhandenen Absaugkanal können zudem Proben für die weitergehenden Ana-lysen im Labor gewonnen und kleinere Eingriffe vor-genommen werden. Die Umstellung auf die digitale Technik ist für Dr. Baden ein Quantensprung, wie er am Bildschirm demonstriert. Während die älteren Glas-faseraufnahmen technisch bedingt ein gerastertes Bild zeigen, produziert die Digi-talaufnahme brillante und detailreiche Bilder, die ohne langwierige Umwandlung direkt auf dem Server der Klinik gespeichert und so anderen Ärzten zugänglich gemacht werden können. „Jetzt können wir chronische Verän-derungen an den Atemwegen viel besser von akuten Reizungen unterscheiden“, erläutert Dr. Baden.Möglich wurde dieser Fortschritt dank großzü-giger Spenden. Die Tübinger Dietrich-Nietham-mer-Stiftung für kranke Kinder finanzierte das Videobronchoskop für Säuglinge vollständig. Die

Danke!

Klare Sicht auf Kinder-Atemwege Geräte zur digitalen Bildgebung konnten dank Spenden angeschafft werden

So sieht ein Darm bei der Untersuchung von innen aus.

Dr. Winfried Baden mit dem Video-Bronchoskop für Kinder.

Vorsorge

Keine Angst vor der Darmspiegelung!

Vereine „Hilfe für kranke Kinder e.V.“ und „Dach-tel hilft kranken Kindern e.V.“ unterstützten die Anschaffung des zweiten Geräts. Erst die insge-samt 35.000 Euro an Spendengeldern machten die Anschaffung möglich. Im Vorjahr waren bereits neue Gastroskope mit Video-Technik in einer gemeinsamen Aktion finanziert worden. Mit 75.000 Euro wurde auch dieses Gesamtpro-jekt über die Stiftung und die Vereine unterstützt.

Wir stellen vor

Prof. Marius UeffingNeuer Leiter des Forschungs-instituts für Augenheilkunde

„Ich möchte zu-sammen mit mei-nen Kolleginnen und Kollegen hier in meiner aktiven Zeit eine molekulare Therapie für min-destens eine Netz-hauterkrankung in der klinischen Praxis etablieren“, sagt Prof. Marius Ueffing. Der 50-jährige Na-turwissenschaftler, verheirateter Vater zweier Kinder, ist seit April neuer Leiter des For-schungsinstituts für Augenheilkunde am UKT. Netzhauterkrankungen sind sein Spezialge-biet. Nach der Doktorarbeit an der Columbia University in New York und Tätigkeiten in der Industrie in den USA und in Deutschland arbeitete er am GSF-Forschungszentrum in München und am dortigen Helmholtz-Zen-trum, wo er einen Schwerpunkt für Augenfor-schung und für Proteomik aufbaute.

Ursprünglich interessierte sich Ueffing vor allem für genetische Ursachen von Erkran-kungen. „Viel wichtiger, als einen einzelnen Gendefekt zu entdecken, ist aber zu verste-hen, wie solche Defekte oder Umwelteinflüsse die Netzhaut schädigen oder deren Funktion beeinträchtigen“, sagt Ueffing. „Erst daraus lassen sich für bisher unheilbare Erkrankungen therapierelevante Erkenntnisse erzielen.“ Aus der Suche nach einzelnen Genen stieg er folgerichtig aus und wandte sich als einer der ersten Forscher auf diesem Gebiet der Proteomik zu. Diese Disziplin untersucht das Zusammenwirken der Proteine. „Proteine sind in der Zelle in molekularen Maschinen orga-nisiert, die vielfältige zelluläre Funktionen wahrnehmen“, erläutert Ueffing. „Wenn diese durch Gendefekte, Umwelteinflüsse oder Al-terungsvorgänge eingeschränkt werden oder verloren gehen, wird man krank. Passiert das in der Netzhaut, wird man im ungünstigsten Fall blind.“Das Prinzip, wonach aus einer molekularen Analyse eine Therapie entwickelt werden kann, ist wissenschaftlich bereits belegt. Dies auch für das menschliche Auge nutzbar zu machen, ist Ueffings erklärtes Ziel. „Es geht ebenso um Schutzmechanismen gegen fort-schreitende alters- oder krankheitsbedingte Defekte der Makula, wie auch um die Thera-pieentwicklung für Augenerkrankungen, die auf einem identifizierten Gendefekt beruhen“, beschreibt er die Einsatzmöglichkeiten.

Seine Münchener Helmholtz-Forschungs-gruppe leitet Ueffing weiterhin und strebt eine intensive Zusammenarbeit an. Die Vo-raussetzungen für eine enge Verbindung von Forschung und klinischer Praxis seien in Tübingen geradezu ideal, findet er. „Prof. Eberhart Zrenner hat hier ein einzigartiges Forschungsinstitut aufgebaut, das zu den besten Europas gehört. Und mit Prof. Karl Ulrich Bartz-Schmidt ist einer der fähigsten Netzhautchirurgen Chef in Tübingen, in einer der besten Augenkliniken in Deutschland. Nir-gends sonst sind die Voraussetzungen besser, neue Forschungsergebnisse in die klinische Praxis zu übertragen als hier“, schwärmt er. In der Verzahnung von medizinischen Grund-lagenwissenschaften und klinischer Anwen-dung lag deshalb für Ueffing der große Reiz seiner Aufgabe in Tübingen.

Prof. Marius Ueffing

Stiftung für kranke KinderDietrich-Niethammer-Stiftung

Volksbank Tübingen Konto 50 25 00 00 (BLZ 641 901 10)Kreissparkasse Tübingen Konto 1 20 65 73 (BLZ 641 500 20)

Spendenkonto

Was passiert während der knapp 15 bis 20 Minuten dauernden Untersuchung?

Am Beginn der Untersuchung tastet der Arzt zuerst den Mastdarm mit dem Finger ab. Dann führt er das biegsame Endoskop durch den After in den Darm ein und schiebt es Stück für Stück voran, den gesamten Dick-darm entlang bis zum Übergang zum Dünn-darm. Dazu muss etwas Luft in den Darm eingeleitet werden, damit die Darmwände sich gut entfalten. Sowohl beim Einführen als auch beim langsamen Zurückziehen des Endoskopes betrachtet der Arzt die Darm-schleimhaut des Dickdarms ganz genau. Die eingebaute Kamera überträgt jede Einzelheit des Darms auf einen Bildschirm, so dass er sehr genau kontrollieren kann, ob alles in Ordnung ist. Wenn sich etwas Auffälliges zeigt, könnte er mit Hilfe des Endoskops an verdächtigen Stellen Gewebeproben entneh-men sowie Wucherungen der Darmschleim-haut (Darmpolypen) abtragen.

tel. An einem Finger wird ein kleines Messgerät angeklemmt, das ihren Puls und die Sauerstoffsät-tigung im Blut misst, um zu kontrollieren, ob Sie ausreichend atmen. Jetzt verabreicht der Arzt das Beruhigungsmittel (Propofol oder Dormicum), ein letzter Blick auf die Uhr, es ist 9.02 Uhr. Um 9.18 Uhr fragt die nette Helferin schon, ob man lieber Schwarztee oder Kräutertee möchte und hilft, langsam wieder wach zu werden und aufzustehen. Ist schon alles vorbei? Von der ganzen Untersu-chung hat der Patient überhaupt nichts gespürt.

Sobald man wieder ganz wach ist, bespricht der Arzt mit einem das Ergebnis. Dann darf man schon wieder nach Hause gehen. Am Behandlungstag sollte man sich noch etwas ausruhen und nicht Auto fahren. War das schon alles? Ja!

Wir bedanken uns für die fachliche Beratung bei Prof.

Bernhard Jakober, Facharzt für Innere Medizin, Tübingen.

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KLINIKFORUM03

Circa eines von 100 000 Kindern wird mit einem Riesenmuttermal geboren. An der Tübinger Universitäts-Hautklinik wurde in den letzten vier Jahren ein neuartiges chirurgisches Behand-lungsverfahren entwickelt, um die großflächigen Muttermale, die ganze Körperteile oder das Gesicht bedecken können, frühzeitig zu verklei-nern oder zu entfernen.Die angeborene Fehlbildung der Haut entsteht spontan und ist nicht genetisch bedingt. Für die meisten Eltern sind die ausgedehnten dunklen,

teilweise behaarten Hautverfärbungen erst ein-mal ein Schock, da diese vor der Geburt nicht erkennbar sind. Dazu kommt, dass nicht nur die Pigmentzellen der Haut, sondern auch Nerven-zellen, zum Beispiel im Gehirn oder der Wirbel-säule, betroffen sein können. Bei allen diesen Zellen besteht langfristig die Gefahr der Entar-tung, das heißt, der Entstehung eines Tumors. Darüber hinaus wachsen die großen, dunklen Hautflächen der Neugeborenen mit und können bei größeren Kindern weite Bereiche des Körpers

oder des Gesichts bedecken. Zur Entfernung der großflächigen Riesenmuttermale kommen ver-schiedene, auf Lage und Aus-dehnung der Hautverfärbungen abgestimmte Behandlungsme-thoden in Frage. Meist wur-den verschiedene Formen wie Abschleifen, Hauttransplantati-onen oder Hautdehnungen mit Expandern kombiniert. Die Tübinger Universitäts-Haut-klinik hat in den letzten vier Jah-ren ein neuartiges chirurgisches Behandlungsverfahren entwi-ckelt, um die Haut-Anomalien besser zu entfernen oder zumin-dest zu verkleinern. Dazu muss-

Hautklinik

Riesenmuttermale bei KindernUniversitäts-Hautklinik Tübingen entwickelt erfolgreiches Operations- und Nahtverfahren

te ein jahrzehntealtes medizinisches Dogma überwunden werden, das besagt, dass Haut nicht unter Spannung genäht werden darf, da sie sonst reißen würde oder wegen schlechter Durchblutung abstirbt. Entstanden ist eine inno-vative chirurgische Dehn- und Nahttechnik, die in fast allen Fällen sehr gute Ergebnisse zeigt. „Haut ist geduldig“ erklärt Prof. Helmut Bre-uninger, der die neue Naht- und Dehntechnik durch jahrelange Erfahrung in der Hautchirurgie federführend entwickelt hat. Anstatt wie früher abzuwarten, bis die Kinder etwas älter sind, setzt man hier auf eine so frühzeitige Entfernung wie möglich, operiert wird ab sechs Monaten. Das hat einen guten Grund, erklärt Breuninger: „Die Haut ist bei kleinen Kindern noch sehr weich und dehnbar und heilt danach sehr gut zusammen.“ Bei der von Tübinger Hautchirurgen entwickelten Technik werden die dunklen Hautanteile heraus-geschnitten. Anschließend wird die umgebende Haut während der Operation gelockert und gedehnt und unter Spannung über den hautlosen Teil gezogen und vernäht. Die Durchblutung der so gedehnten Hautanteile normalisiert sich rasch innerhalb von Stunden. Die Nachteile des Abschleifens oder der Hauttransplantationen (nicht genügend eigener Hautersatz vorhanden) können damit in vielen Fällen umgangen werden. Bei komplizierten Lagen der Riesenmuttermale

kombiniert die Uni-Hautklinik auch die verschie-denen Verfahren.Für die Operation so kleiner Patienten ist viel Erfahrung nötig. Die Universitäts-Hautklinik arbeitet dazu eng mit den Kinderanästhesiologen der Tübinger Universitätsklinik für Anaesthesio-logie und Intensivmedizin zusammen. Darüber hinaus haben Kinder ein sehr kleines Blutvolu-men von wenigen hundert Millilitern und dürfen bei der Operation nur wenig Blut verlieren. Sehr wichtig ist auch der enge Kontakt zu den betrof-fenen Familien. Prof. Breuniger: „Die Kinder müssen oft mehrfach operiert werden. Daher achten wir bei allem, was wir mit den Kindern tun darauf, dass sie nicht traumatisiert werden“.Die Erkrankung ist selten, pro Jahr werden im „Zentrum für seltene Hauterkrankungen“ am Uniklinikum Tübingen rund 15 neuerkrankte Kin-der vorgestellt. Dies führt dazu, dass das Krank-heitsbild und seine Behandlungsmöglichkeiten auch bei niedergelassenen Ärzten weitgehend unbekannt ist. Anfang Mai treffen sich am Uniklinikum Tübin-gen weltweit erstmals internationale Experten, um sich über das seltene Krankheitsbild aus-zutauschen.Unter www.naevus-netzwerk.de finden Betroffene verlässliche Informationen zu der Erkrankung.

Die großen, dunklen Hautflächen der Neugeborenen wachsen mit und können bei größeren Kindern weite Bereiche des Körpers oder des Gesichts bedecken.

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KLINIKFORUM04

Psychiatrie-Neubau

Erdwärme hilft Energiesparen!

Fundiert recherchiert und fachlich beraten von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen bereitet das Buch Kinder ab vier Jahren sensibel auf einen Besuch oder Aufenthalt im Krankenhaus vor.

Der Neubau der Psychiatrischen Klinik wird mit Fernwärme geheizt. Im Sommer und im Winter werden aber zusätzlich noch die Temperaturen in der Erdkruste (Geothermie) genutzt.Die Geothermie ist ein Teil der regenerativen Ener-gien. Im Sommer werden die Patientenzimmer und der Hörsaal durch die Geothermie gekühlt, so dass keine Klimaanlagen nötig sind. Dadurch spart man Strom und Geld für Betriebs- und Wartungskosten. Das neue Gebäude der Psychi-atrie, das direkt neben der alten Psychiatrischen Klinik auf dem Areal der Universitätskliniken Tal liegt, wurde auf insgesamt 180 Betonpfählen errichtet. In 86 dieser Pfähle baute man zusätzlich Kunststoffleitungen ein, durch welche ständig ein Wasser-Sole-Gemisch gepumpt wird. Die

Sole wird dem Wasser beigemischt um ein Einfrieren des Wassers bei Minus-Graden im Winter zu verhin-dern. Nach mehrmaligem Durch-fließen der Betonsäulen, bei dem sich das Gemisch auf die Tempera-tur des Erdreichs abkühlt, wird das Gemisch schließlich wieder über der Erdoberfläche weitergeleitet. Die Temperatur des Bodens in einer Tiefe von 9 bis 23 Metern beträgt ganzjährig ungefähr 10 bis 12 Grad Celsius. Das Erdreich wird somit als eine Art Wasserkühler genutzt und es ist nicht nötig, die Kälte selbst zu erzeugen.

In einem zweigeteilten Wärmetauscher, durch den auf der einen Seite das 10 Grad kalte Wasser-Sole-Gemisch und auf der anderen Seite etwas wärmeres Kaltwasser geleitet wird, findet ein Wärmeübergang statt, bei dem das Kaltwasser seine Wärme an das Gemisch abgibt und so erkaltet. Im Sommer wird das erkalte-te Wasser dann in einem Lüftungsgerät an warmer Außenluft vorbeigeführt,

die sich dabei abkühlt. Die kühle Luft wird zur Belüftung des Gebäudes verwendet.Im Winter ist eine Kühlung der Räume nicht nötig. Das Wasser-Sole-Gemisch wird deshalb direkt in eine Wärmepumpe geleitet, worin dem Gemisch die Wärme von einem Kältemittel entzogen wird und dem Heizkreislauf zugeführt wird. Das zum Fernwärmewerk zurückfließende Wasser kommt so wärmer im Heizwerk an als üblich. Durch die Nutzung der Geothermie wird dem Energieversor-ger ein kleiner Teil der wiederholten Erwärmung des Wassers erspart, was auch dem Gesamtener-gieverbrauch zu Gute kommt.Von Paul Single, Berufsorientierungs-praktikant und Schüler der 10. Klasse des Kepler Gymnasiums Tübingen

Betonpfahl mit integrierten Geothermieleitungen.

Was geht eigentlich in einem Krankenhaus ab? Was passiert, wenn man selber einmal krank wird und im Krankenhaus behandelt werden muss? Muss man da Angst haben oder nicht? Diesen Fragen können kleine Leseratten und ihre Eltern jetzt ganz genau auf den Grund gehen. Im neuen Band „Wieso? Wes-halb? Warum? Was passiert im Krankenhaus?“ aus dem Ravensburger-Verlag können Kinder die faszinierende Welt eines Krankenhauses selbst entdecken. Sie sehen, was mit einem gebrochenen Bein geschieht, wo Babys auf die Welt kommen und warum Kranken-schwestern oder Ärzte Blut abnehmen oder den Bauch mit glibberigem Gel bestreichen. Auch wenn das Krankenhaus im Buch „Rafael-Klinik“ heißt, ist die Tübinger Kinderklinik die Vorlage für die Zeichnungen und Geschichten. Die Illustratorin Marion Kreimeyer-Visse und die Autorin Andrea Erne erkundeten jeden Winkel

der Kinderklinik – vom Dach bis zum Keller. „Wir haben den Mitarbeitern Löcher in den Bauch ge-fragt“, erzählte Andrea Erne bei der Buchvorstel-lung. Bei ihren Erkundungen sind die beiden auf jede Menge aufregende Themen gestoßen. „Es

ist fast wie eine kleine Stadt“, sagt Marion

Kreimeyer-Visse, „mit Läden, einer Kapelle, einem

Park, Untersu-chungszimmern. Und

einem Hubschrauberlandeplatz.“ Außerdem ein Aquarium, die Klinikschule für Kinder, die längere Zeit im Krankenhaus bleiben müssen – all das findet sich im neuen Kinderbuch wieder. Sogar die Kinderärztin Dr. Ulrike Gaiser, die den beiden Autorinnen bei der Recherche zur Seite stand, ist im Buch wiederzuerkennen.Der kleine Comic-Klinik-Clown nimmt die jungen Besucher mit auf eine Erkundungstour durch den Mikrokosmos Krankenhaus. Über eine große Aus-

klappseite betreten die Kinder im Buch die „Rafael-Klinik“ und können sich ausgiebig in den einzelnen Räumen umschauen, inklusive Notaufnahme und Hubschrauberlan-deplatz auf dem Dach. Dann geht‘s los mit dem großen Rundgang durch die Klinik. Hinter Klap-pen verbergen sich weitere Details. Die Kleinen können hier alles erforschen, was im realen Krankenhaus nicht möglich ist: Sie schauen der Krankenschwester Tag und Nacht bei ihrer Arbeit über die Schulter oder lassen im Patientenzimmer eine Geburtstagsparty steigen. Sie öffnen die Schubladen des Nachttischs und bauen ihn zum Essenstablett um. Höhepunkt ist der Blick in den Operationssaal mit den grün gekleideten Ärzten. Oder die Bettenwaschanlage, in die Betten wie Autos in eine Waschanlage gerollt werden. Auf einer Extra-Seite gibt das Buch zusätzlich Tipps, wie Kinder Erste Hilfe bei kleinen Verletzungen lei-sten können. Im Krankenhaus gibt es auch vieles, das Spaß macht. Beispielsweise der Laptop, mit dem man mit Freunden chatten kann, oder das

Wieso? Weshalb? Warum?

Erkundungstour durch die KlinikDie Tübinger Kinderklinik stand Pate für das neue Kinderbuch von Ravensburger

bestens ausgestattete Spielzimmer. Und Spaß macht‘s auch, wenn je-

mand zu Besuch kommt. Das ist im Buch wie in der realen Kinderklinik so: „Wir tun alles, dass sich unsere kleinen Patienten und ihre Eltern wohl fühlen“, sagt Prof. Dr. Rupert Handgretinger, Chef der Tübinger Kinderklinik. Das Kinderbuch helfe dabei, mögliche Ängste abzubauen: „Viele Erwachsene wären froh, wenn sie ein solches Buch hätten!“Der Band „Wieso? Weshalb? Warum? Was pas-siert im Krankenhaus?“ ist im Buchhandel er-hältlich, ebenfalls an der Kasse am Übergang zwischen Kinder- und Crona Kliniken, für die kleinen Patienten liegt das Buch außerdem auf den Stationen aus.

Illustrationen aus: Wieso? Weshalb? Warum? Was passiert im Krankenhaus? © 2011 by Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH, Ravensburg

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KLINIKFORUM05

Menschen sind gewöhnt, ihren Körper unter Kon-trolle zu haben. Wenn mit einem Mal unkontrolliert Urin abgeht, sind meist Scham und Unsicherheit die Folge. Zwischen dem ersten „Ausrutscher“ und einer behandlungsbedürftigen Harninkonti-nenz oder Senkung vergehen oftmals Jahre.Frauen sind häufiger von Inkontinenz betroffen als Männer. Neue Studiendaten für Deutschland zeigen, dass jede fünfte Frau im Alter zwischen 25 und 75 Jahren daran leidet. Aus Scham sprechen viele ihr Problem noch nicht einmal bei ihrem Arzt an. Oder sie halten es für normal: „Ich muss ständig auf die Toilette, ich dachte, das sei so im Laufe des Alters“, hört man öfters.Hervorgerufen wird die Harninkonti-nenz durch Beckenbodenschwäche. Der Beckenboden ist der muskuläre Abschluss des Bauchraumes. Er trägt beim auf-rechten Gang des Menschen die Last des In-haltes des Bauchraumes. „Bei der Frau wird der Beckenboden von drei Strukturen durchtreten“, erklärt Prof. Dr. med. Christl Reisenauer, Leitende Oberärztin der Urogynäkologie an der Tübinger Frauenklinik, „von der Harnröhre, der Scheide und vom Enddarm. Die Durchtrittsstellen sind die so genannten Schwachstellen im Beckenboden.“ Eine Beckenbodenschwäche ist eine Fehlfunktion des Beckenbodens: Entweder durch Versagen des

Verschlusses von Blase und Darm oder durch die Senkung der Gebärmutter und/oder der Scheide. Die Beckenbodenschwäche ist keine lebensbe-drohliche oder bösartige Erkrankung. Für die Betroffenen bedeutet sie jedoch eine schwerwie-gende Einschränkung ihrer Lebensqualität.Obwohl die Beckenbodenschwäche bei Frauen aller Altersstufen auftreten kann, nimmt die Er-krankungshäufigkeit mit dem Alter zu. Zu den

Risikofaktoren für eine Beckenbodenschwäche zählen alle Faktoren, die den Beckenboden bela-sten: Schwangerschaften und Geburten, schwere körperliche Arbeit über viele Jahre, Pressen bei chronischer Verstopfung, chronischer Husten, aber auch Übergewicht.„Nach wie vor sind viele Betroffene der falschen Ansicht, dass Beckenbodenprobleme mit zuneh-mendem Alter zwangsläufig entstehen und daher einfach ertragen werden müssen. Frauen, die an einer Beckenbodenschwäche leiden, sollten sich

Frauenklinik

Blase wieder unter Kontrolle Beckenbodenschwäche ist kein unausweichliches Schicksal

ihrem Frauenarzt anvertrauen. Oft lässt sich durch einfache Maßnahmen viel erreichen“, sagt Prof. Christl Reisenauer.Zur Behandlung der Belastungsharninkontinenz stehen konservative und operative Behandlungs-möglichkeiten zur Verfügung. Zu den konserva-tiven Therapiemethoden gehören das Becken-bodentraining, die Anwendung von Östrogenen oder die Verwendung von speziellen, individuell angepassten Pessaren. Eine Konditionierung der Beckenbodenmuskulatur führt bei rund 60 Prozent der Patientinnen zu einer Besserung. Bei einer Schwäche des Schließmuskels ist auch eine me-dikamentöse Behandlung möglich. Nur in schwe-reren Fällen der Belastungsinkontinenz können Operationen notwendig werden.Die Beckenbodenschwäche ist kein unabwend-bares Schicksal. „Tatsache ist, dass heute er-folgsversprechende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, die den Betroffenen Hilfe, vielfach sogar die vollständige Wiedererlangung der Kontrolle über ihren Beckenboden ermögli-chen“, so Christl Reisenauer.

Kontakt:Südwestdeutsches Beckenbodenzentrum an der Frauenklinik TübingenProf. Christl ReisenauerTelefon 0 70 71/ 29-8 22 24E-Mail: [email protected]

Kooperationen

Uniklinikum Tübingen eröffnet Strahlentherapie in Horb

In das geplante Medizinische Versorgungszen-trum in Horb wird eine Strahlentherapiepra-xis einziehen. Die Kooperation zwischen den Kreiskliniken Freudenstadt und dem Tübinger Uniklinikum sorgt damit für eine langfristige und wohnortnahe Krankenversorgung für die Krebspatienten des Landkreises Freudenstadt. Landkreis und Uniklinikum werden dazu hohe Investitionen tätigen. Der Landkreis investiert in das Gebäude, um es für die Anforderungen der Strahlentechnik zu rüsten. Das Universitätsklini-kum Tübingen stellt das Personal für die Praxis in Horb und übernimmt die laufenden Kosten für Personal, die Betriebskosten und die Investiti-onskosten für den Linearbeschleuniger. Prof. Dr. Michael Bamberg, Vorstandsvorsitzen-der des Universitätsklinikum und selbst Radio-onkologe, freut sich über die künftig heimat-nahe Bestrahlungsmöglichkeit. „Krebskranke Patienten aus der Region müssen keine weite Anfahrt mehr auf sich nehmen. Sie können sich in Horb nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Uniklinik behandeln lassen.“ Landrat Dr. Klaus Michael Rückert äußerte sich ebenfalls zufrieden: “Die geplante Strah-lentherapie ist die konsequente Fortsetzung der guten Zusammenarbeit mit dem Tübinger Uniklinikum.“

Oft kann man mit

einfachen

Maßnahmen viel

erreichen.

Prof. Dr.

Christl Reisenauer

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KLINIKFORUM06

Operation, Bestrahlung, Chemotherapie – zu die-sen drei Säulen der klassischen Behandlung bei Tumorerkrankungen kommt mit der Hyperthermie ein vierter Pfeiler hinzu. Das Tübinger Universitäts-klinikum verfügt über ein bundesweit bedeutendes Hyperthermiezentrum. Im Sommer wird dort ein neues Hybridsystem in Betrieb genommen, das Magnetresonanz (Kernspin) und Hyperthermie in einem Gerät kombiniert.Hyperthermie bedeutet „Überwärmung“. Bei die-sem Verfahren wird das Tumorgewebe mittels elektromagnetischer Wellen für eine bis zwei Stunden auf etwa 40,5 bis 42,5° Celsius erwärmt. Tumorzellen reagieren empfindlicher als gesunde Zellen auf Hitze. Außerdem entstehen bei der Erhit-zung des Tumors Eiweißstoffe, die das körpereige-ne Immunsystem aktivieren. In Tübingen wird die Hyperthermie ausschließlich in Kombination mit Strahlentherapie und/oder Chemotherapie ange-wandt. Denn der entscheidende Effekt der Tumo-rüberwärmung besteht darin, dass Tumorgewebe in der Regel schlechter durchblutet ist als gesundes Gewebe. Die Erhitzung verbessert die Durchblu-tung, eine parallel durchgeführte Strahlen- oder Chemotherapie ist so wesentlich effektiver.„In einigen Fällen konnten wir sogar bei anfänglich für nicht operabel gehaltenen Tumoren durch die Kombinationsbehandlung eine vollständige opera-

Margarethe Wiese* ist eine lebenslustige Dame, der man ihr Alter kaum glauben mag. Die frühere Gymnasiallehrerin geht ihrem Hobby, dem Tanzen, nach und wirkt höchst vital. Dabei ereilte sie im August 2005 eine schlimme Diagnose: Wegen einer Krebserkrankung mussten ihr in der Tübin-ger Universitäts-Frauenklinik die rechte Brust und einige Lymphknoten entfernt werden. Nach der anschließenden Strahlentherapie bei Prof. Michael Bamberg stellte die radioonkologische Abteilung den Kontakt zwischen der Patientin und Petra Almstedt-Haug her. Die Physiotherapeutin und Teamleiterin Tal des UKT-Therapiezentrums arbei-tete anschließend jahrelang mit Margarethe Wiese an der Wiederherstellung der Beweglichkeit des Schultergelenks und der Lymphdrainage.Rückblickend ist Margarethe Wiese davon über-zeugt, dass die Physiotherapie für ihren Gene-sungsprozess von unschätzbarem Wert war. Voll

tive Entfernung des Tumors erreichen“, berichtet die Oberärztin der Radioonkologie Dr. Vanessa Heinrich. Eine Hyperthermie-Behandlung, die den Tumor verkleinert, macht in manchen Fällen eine OP überhaupt erst möglich. Sie kann auch bei einem wiederkehrenden Krebs unterstützend zu Chemo- oder Strahlentherapie oder zur Verbesser-ung der Lebensqualität der Patienten eingesetzt werden.Bei dicht unter der Haut liegenden Tumoren kommt die lokale Hyperthermie zum Einsatz. Mit der regionalen Tiefenhyperthermie werden Tumoren behandelt, die tiefer im Körperinneren liegen. Dabei liegen die Patienten in einem so genannten Ringapplikator, der Wärme mittels elektromagne-tischer Wellen erzeugt. Mit dem neuen, ab Juni 2011 verfügbaren Hybridsystem wird es möglich sein, den Temperaturanstieg des zu behandelnden Gewebes exakt im Tumorbereich zu verfolgen. „Während bislang extra Sonden zur Temperaturü-berwachung über Körperöffnungen oder invasiv eingeführt werden mussten, kann darauf künftig in vielen Fällen verzichtet werden“, erläutert Dr. Heinrich.In Tübingen werden bislang vor allem Enddarm-krebs, Blasenkrebs, Kopf-Hals-Tumoren, Gebär-mutterhalskrebs, Weichgewebssarkome sowie wiederkehrender Hautkrebs und Brustkrebs an der

Brustwand mit zusätzlicher Überwärmung behan-delt. Bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Neue Forschungsergebnisse und die bessere technische Ausstattung lassen für die Zukunft ein noch größe-res Anwendungsgebiet erwarten. Beabsichtigt ist in Tübingen eine enge interdisziplinäre Zusammen-arbeit zwischen mehreren Kliniken, um Patienten gemeinsam neue Therapiestrategien anbieten zu können.

Kontakt zum Hyperthermiezentrum des UKT:E-Mail: [email protected]

des Lobes ist sie nicht nur für die therapeutischen Ergebnisse, sondern auch für die Atmosphäre im Klinikum. Obwohl sie von ihrem Wohnort mit dem Zug rund eine Stunde zur Behandlung nach Tübingen fahren musste, anfangs während der Bestrahlung sogar täglich, empfand sie dies nicht als Belastung. „Diese Fahrten, auf denen ich viel gelesen habe, waren für mich wie Reisen zu einem Hort der Sicherheit“, schildert sie diese Phase. „Für die Zeit von der Diagnose bis zum kritischen fünften Jahr nach der Operation brauchte ich eine positive, hilfsbereite Zuwendung, und die habe ich hier stets erfahren.“In ihrem privaten Umfeld daheim ging Margarethe Wiese zurückhaltend mit ihrer Krankheitsgeschich-te um. „Skeptisch besorgte Nachfragen wollte ich damals nicht“, erzählt sie. Am UKT habe ihr der unbekümmerte Umgang mit den Mitarbeitern gut getan, niemals habe sie sich hier unwohl gefühlt.

Bald nahm sie an der wöchentlichen Ablatio-Gymnastikgruppe teil. Die Terminabsprache für die Physiothe-rapie sei immer unkompliziert und mit Rücksicht auf ihre Belange mög-lich gewesen – gerade dann, wenn gesundheitliche Gründe vorüberge-hend keine Regelmäßigkeit zuließen. Anfang 2006 hatte sich Wundserum gebildet, im Frühjahr 2007 sorgte ein Lymphödem für eine Unterbrechung der Physiotherapie.Noch bis vergangenes Jahr kam Margarethe Wiese regelmäßig zur Physiotherapie ans UKT. So erlebte sie auch die Gründung des Medizi-nischen Trainings- und Rehabilita-tionszentrums (MTR) mit, in dem die therapeutischen Angebote zur

Tumor-Therapie

Heilende Hitze gegen KrebsDas Tübinger Hyperthermie-Zentrum bekämpft Tumoren mit Überwärmung

Ein Hort der SicherheitWie eine ehemalige Patientin die Physiotherapie am UKT erlebte

ambulanten Rehabilitation am UKT seit dem Jahr 2008 gebündelt sind. In der „Praxis Tal“ führte eine Physiotherapeutin die Arbeit von Petra Alm-stedt-Haug fort, parallel dazu besuchte Margare-the Wiese weiterhin die Gymnastikgruppe in den Räumen der Frauenklinik. Ende des Jahres vereint das MTR die ambulanten Therapieangebote auch räumlich unter dem Dach eines neu gebauten Gesundheitszentrums auf dem Schnarrenberg. Für Patienten mit onkologischen, neurologischen und kardiologischen Erkrankungen wird dort auch Logopädie und Ergotherapie angeboten.Heute bereits sind die kurzen Drähte zwischen den Therapeuten, die an der jeweiligen UKT-Klinik für die stationäre Behandlung zuständig sind, und den Kollegen am MTR, die anschließend die ambulante Therapie gestalten, von Vorteil für die Patienten. „Wir stimmen uns individuell auf die einzelnen Patienten bezogen ab und stehen auch über Fortbildungen und andere Begegnungen in einem ständigen Kontakt“, schildert Petra Almstedt-Haug die Zusammenarbeit. Wenn Margarethe Wiese heute nach Abschluss der Behandlung noch immer gelegentlich auf einen Besuch vorbei schaut, ist das für sie die beste Bestätigung. * Name geändert

Diagnostik ist bei

Allergien entscheidend

Bienen- oder Wes-penstiche – für Allergiker ein töd-liches Risiko. Eine Hyposensibilisie-rung verspricht nahezu vollstän-digen Schutz. Darüber und über andere Allergien spricht Prof. Tilo Biedermann, Leitender Oberarzt an der Tübinger Universitäts-Haut-klinik, im Interview.

Allergien scheinen ständig zuzunehmen. Stimmt dieser Eindruck?Tatsächlich beobachten wir eine Zunahme allergischer Erkrankungen. Ebenso macht die Diagnostik rasche Fortschritte. Für die meisten Allergieformen haben wir heute therapeutisch wirklich etwas zu bieten, um Symptome zu beseitigen oder so zu lindern, dass Lebensqualität und Belastbarkeit bei unseren Patienten wiederhergestellt sind. Mit Allergien wird aber auch Schindluder getrieben. Nicht selten werden Beschwer-den einer Allergie zugeordnet, ohne dass eine ordentliche allergologische Diagnostik durchgeführt wurde. Für viele Patienten ist es sehr schwer, zwischen einer plausi-bel vorgetragenen Geschichte ohne Wahr-heitsgehalt und fundierter Diagnostik zu unterscheiden. So kommt es, dass sehr viel mehr Menschen glauben, insbesondere an Nahrungsmittelallergien zu leiden, als tat-sächlich betroffen sind. Eine Unsicherheit diesbezüglich ist auch deshalb schlimm, weil echte Nahrungsmittelallergien lebens-gefährlich sein können.

Welches sind denn die häufigsten Allergien?Besonders häufig ist der allergische Schnup-fen auf Pollen beispielsweise der Bäume oder Gräser. Die häufigsten Nahrungsmit-telallergien entstehen auf dem Boden einer Kreuzreaktion mit Birkenpollenallergenen. Beim Birkenpollenallergiker kann das Im-munsystem auf ähnlich aufgebaute Eiweiß-stoffe in Äpfeln, Nüssen oder Steinobst reagieren, wenn er Kontakt mit ihnen hat. Die Schleimhaut im Mund wird dadurch gereizt, der Patient empfindet starkes Ju-cken und Niesreiz. Ebenso häufig, aber deutlich gefährlicher, ist eine Allergie auf Bienen- oder Wespengift. Leider ist immer noch nicht ausreichend bekannt, dass hier eine Hyposensibilisierung, wie wir sie in der Hautklinik anbieten, eine fast hundertpro-zentige Erfolgsquote hat und Leben rettet.

Worin besteht eine gute Diagnostik?Man muss die Krankengeschichte genau er-fragen. Die bekannten Hauttests sind wich-tig, geben aber nie endgültige Sicherheit. Diäten oder auch eine Provokationstestung können der weiteren Abklärung dienen. Heute lassen sich durch Laboranalysen in vielen Fällen allergische Reaktionen bis auf das einzelne Molekül zurückführen. Man kann damit ein individuelles Profil für jeden Patienten erstellen. In unserer Spezialambu-lanz erhält man nach vorheriger Anmeldung unter Telefon 0 70 71/2 9-8 34 71 weitere Informationen.

Der Professor rät...

Prof. Tilo Biedermann

Die Physiotherapie bei Petra Almstedt-Haug (rechts im Bild) und ihren Kolleginnen am MTr trug nach Überzeugung von Margarethe Wiese (links) nach ihrer Brustkrebsoperation maßgeblich zur Wie-derherstellung der lebensqualität bei.

Termine für die ambulante Physiotherapie am UKT erhalten Sie unter den Telefonnum-mern 0 70 71/29-8 64 60 (Praxis Tal) und 29-8 12 84 (Praxis Berg). Weiter Informa-tionen auch unter www.mtr-ukt.de

Info

oberärztin Dr. Vanessa Heinrich (rechts) und Kran-kenpflegerin Mechthild Begasse bei der Behandlung eines Patienten.

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KLINIKFORUM07

Vielen Krebspatienten fällt es schwer, ihre Emo-tionen bezüglich ihrer Erkrankung mit Worten zu artikulieren. Künstlerische Betätigung wie beispielsweise das Malen kann dabei helfen, sich auszudrücken und seine Sorgen zu verar-beiten. Sich wieder als aktiv Gestaltender zu erfahren, ein Stück Autonomie und Sicherheit zurückzubekommen, sind wertvolle Ressourcen, die während der Krankheit oft verloren gehen.Untersuchungen wiesen nach, dass Krebspa-tienten, die künstlerisch aktiv waren, weniger Schmerz, Müdigkeit, Depression, Angst, Benom-menheit und Kurzatmigkeit beklagten, mehr Ap-petit hatten und sich allgemein wohler fühlten.

Seit 2006 bieten das Südwestdeutsche Tumor-zentrum – CCC Tübingen und die Universitäts-Frauenklinik eine offene Malrunde für interes-sierte Tumorpatienten des UKT an. Etwa alle zwei Wochen trifft sich die Malgruppe – Männer und Frauen, Jüngere und Ältere, taucht in die Welt der Farben ein und vergisst für zwei Stunden die Er-krankung oder verarbeitet sie in Bildern. Gemalt wird mit Acrylfarben auf Pappe oder Leinwand. Die Künstlerin und Kunsterzieherin Franziska Königsrainer gibt den Malenden Anregungen und Hilfestellung bei der Umsetzung ihrer Ideen.Vorkenntnisse und Anmeldung sind nicht erfor-derlich.

Kreative Angebote für Patienten

Lebensmut trotz schwerer Krankheit

für Tumorpatienten

Jogi D. und das Malen

Jogi D. war Schreiner. Als er im Herbst 2010 mit 51 Jahren starb, hatte er zehn Jahre lang mit seiner Krankheit (multiples Myelom) gekämpft, ständig war er am Uniklinikum zu Untersuchungen und Behandlungen. „Es ging ihm schon ziemlich schlecht“, erzählt seine Schwester, „da entdeckte er den Aushang zum ‚Freien Malen für Tumorpatienten‘. Er ging zur Malgruppe und war begeistert. Es machte ihn glücklich, dass er malen konnte – so etwas hatte er noch nie zuvor gemacht! Das Malen war etwas Neues, das er für sich ausprobierte, eine ganz neue Herausforderung, die ihm gut tat. Seine Klinikter-mine legte er fortan so, dass er anschließend zur Malgruppe gehen konnte, egal, wie schlecht er sich fühlte. Dazu raffte er sich immer auf. Das Malen hat aus seinem Leben etwas Neues gemacht. Als er dann zur Kur ging, hat er sich auch dort ans Malen gesetzt und drei schöne Bilder geschaffen. Stolz präsentierte er sie seinen Freunden. Ein halbes Jahr, nachdem er mit dem Malen angefangen hatte, starb er. Als wir seine Wohnung aufräumten, fanden wir eine Menge Farben und Pinsel – offensichtlich hat er auch vorgehabt, zu Hause weiter zu malen. Jedes seiner Kinder bekam eines der Bilder, die er während der Kur gemalt hatte.“

Malgruppe in den Crona Kliniken

Dienstags 15-17 Uhr, Termine sind zu erfahren bei Dr. Petra Hüsken-Hindi, 0 70 71 / 29-8 70 59,oder im Internet bei www.tumorzentrum-tue-bingen.de unter „Für Patienten/Malen mit Tumorpatienten“

Malgruppe in der Frauenklinik

Montags 16.30-18 Uhr, Ebene 4 Aufenthaltsraum Station Gyn. 1, Termine sind zu erfahren bei Hildegard Kusicka, 0 70 71/29 - 8 22 06, oder im Internet unter www.uni-frauenklinik-tuebingen.de/infos-fuer/patientinnen/kurs-angebote.html

Kontakt

50 05 35

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KLINIKFORUM08

Eigentlich stand ihr Berufswunsch nach der zehn-ten Klasse fest. Um sich nicht schon so früh zu entscheiden, machte sie zunächst ihr Abitur auf dem Wirtschaftsgymnasium, doch auch danach war entschiedene Sache: „Was Besseres als Kran-kenschwester gibt es für mich nicht.“ Nun arbeitet die 26-Jährige seit drei Jahren in der hämatoonko-logischen Abteilung des Universitätsklinikums, wo sie sich um Patienten mit bösartigen Erkrankungen und Erkrankungen des Blutes kümmert. Ihre Arbeit umfasst die Überwachung von Chemo- und Infusi-onstherapie sowie die Pflege von Patienten, die im täglichen Leben in ihren Aktivitäten eingeschränkt sind. Bereits in ihrer Ausbildung hat ihr die Arbeit in der hämatoonkologischen Abteilung gefallen. Sie wollte in einem Bereich arbeiten, in der man den Pa-tienten länger betreue, meint Nicole Franz. „In un-serer Abteilung werden die Patienten über mehrere Monate oder auch Jahre betreut.“ So entwickelt sich ein enges Verhältnis zwischen Patient und Pflege-kraft. Da Pflegekräfte häufig in den letzten Tagen und Stunden Kontaktperson für die Patienten sind, gehört die Sterbebegleitung zur Arbeit dazu. Na-türlich gehe einem jedes Schicksal nahe, so Nicole Franz, „vor allem, wenn junge Menschen sterben, fragt man sich nach dem Warum“. Doch durch die Routine, die den Arbeitsalltag bestimmt, gewinne man einen gewissen Abstand, der auch nötig sei, um der Arbeit nachzugehen. Unverzichtbar ist hier auch der Rückhalt im 30 bis 40 Mitarbeiter starken Team. „Es tut gut, nach der Schicht miteinander zu reden, um Erlebtes zu verarbeiten“, bekräftigt Nico-

le Franz. Pro Schicht arbeiten vier bis fünf Kollegen zusammen, wobei viel untereinander besprochen und sich über die Behandlung ausgetauscht wird. Man kann sich aufeinander verlassen. „Das ‚Zusam-men‘ macht es“, bekräftigt die Gesundheits- und Krankenpflegerin.Erste Erfahrung in ihrem Beruf konnte die gläubige Christin während ihres halbjährigen Auslandauf-enthaltes in einem Hospiz in Jerusalem sammeln. Dort hat sie gemerkt, dass diese Arbeit ihr liegt und gefällt. Vor allem deshalb, weil „es etwas ist, das Sinn macht und Menschen über einen längeren Zeit-raum hilft.“ Ob sie jetzt fließend Arabisch spricht? „Quatsch“, erwidert sie lachend. „Englisch!“Jetzt, wo der Sommer anbricht, geht es für sie raus an die Sonne, sei es bei Plausch und Kaffee, lesend oder bei einem Spaziergang in der Natur gemein-sam mit ihrem Mann.

Wer ist eigentlich ...

Nicole Franz?

Herausgeber:

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Calwerstraße 7/1, 72076 Tübingen

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