116

KAP Magazin #6

Embed Size (px)

DESCRIPTION

KAP Magazin is published by the KAP Forum communication platform, a joint venture of the companies Alape, BASF, Carpet Concept, Dornbracht, Gira, Silent Gliss, Wilkhahn and Zumtobel Licht. The magazine conveys the multifaceted subject matter of the KAP Forum relating to architecture, urban planning and design. It explores these topics in depth, reinterprets them and presents them for discussion to a wide audience.

Citation preview

Page 1: KAP Magazin #6
Page 2: KAP Magazin #6

5 Euro NachWuchs kap-forum.de

Page 3: KAP Magazin #6
Page 4: KAP Magazin #6
Page 5: KAP Magazin #6

3 KAP Magazin #6 Editorial

Page 6: KAP Magazin #6

EIN MAGAZIN, DAS IN ZEITEN VON GLOBALEN TAL FAHR­TEN VOM WACH SEN HANDELT: DAS KAP MAGAZIN #6.

VOM NACHWACHSEN IN DER ARCHI TEKTURSZENE, DEN HERAUS FOR DERUNGEN, HINDERNISSEN UND DER STÄN DI GEN ENTWICKLUNG – DEM WEITERWACHSEN.

ARCHITEKTEN UND DESIGNER BERICHTEN, WIE SIE SICH MIT NEUEN AUFGABENSTELLUNGEN VERÄNDERT HABEN. SIE GEBEN EINBLICK, WIE SIE WACHSEN DURFTEN UND WACHSTUMS RINGE MITUNTER SCHMERZ­VOLL ERWORBEN HABEN.

4 Inhalt

Page 7: KAP Magazin #6

5 KAP Magazin #6 Editorial

BÜROS, DIE ARCHITEKTONISCHE ZUKUNFT GESTALTEN: ALS GRENZ GÄNGER UND CHOREOGRAPHEN; KONSTRUK TEURE ODER RAUM ERZÄHLER. MIT KLUGEN ÖKOLO GI SCHEN ODER ENERGETISCHEN IDEEN; DURCH EXPERI MENTELLEN UMGANG MIT MATERIAL UND MÖGLICHKEIT.

SO FÜHLT SICH WACHSTUM AN. EIN MAGAZIN FÜR DEN BLICK NACH VORN.

HERZLICH,IHR ANDREAS GROSZ

Page 8: KAP Magazin #6

6 Inhalt

Page 9: KAP Magazin #6

7 KAP Magazin #6 Inhalt

04 EDITORIAL

10 RAUM ERZÄHLER18 SANFTE MODERNISTEN26 CHOREO GRAPHEN34 SPURENSUCHER 42 BEZIEHUNGSBAUER 50 MINIMALIST58 LANDSCHAFTSGESTALTER 66 TEAMPLAYER74 GRENZGÄNGER82 KONSTRUKTEURE92 AUFFÄLLIG! BÜROS DIE INSPIRIEREN

102 IDEENREICH! EINFÄLLE MIT WACHSTUMSFAKTOR 110 TERMINE 112 IMPRESSUM

Page 10: KAP Magazin #6

8 KAP Magazin #6 Inhalt

Page 11: KAP Magazin #6

9 KAP Magazin #6 Büros

10 IPPOLITO FLEITZ GROUP18 ATELIER ST26 REALITIES:UNITED34 HSH HOYER SCHINDELE HIRSCHMÜLLER BDA ARCHITEKTUR42 LEPEL & LEPEL ARCHITEKTUR INNENARCHITEKTUR50 ARCHITEKTURBÜRO JAKOB BADER58 RMP STEPHAN LENZEN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN66 ALLESWIRDGUT ARCHITEKTUR74 KINZO82 LAVA EUROPE92 A.S.H. /WUDA*

Page 12: KAP Magazin #6

10 Die RaumerzählerIppolito Fleitz Group

Page 13: KAP Magazin #6

11

ES GIBT ZU VIELE NICHTS­SAGENDE, NEUTRALE ORTE, MÜSSEN SICH PETER IPPOLITO UND GUNTER FLEITZ AUS STUTTGART GEDACHT HABEN, ALS SIE 2002 IHR BÜRO ERÖFFNE­TEN. DIE IDENTITÄTSARCH I ­TEKTEN BRINGEN RÄUME ZUM SPRECHEN. DENN: DIE WELT BRAUCHT GUTE GESCHICHTEN.

VON OLIVER HERWIG

Die RaumerzählerIppolito Fleitz Group

Page 14: KAP Magazin #6

12 Ippolito Fleitz Group Die Raumerzähler

Da sitzt er, Peter Ippolito, mit seinem sorgfältig rasierten Kopf und der schweren Brille auf breiten Nasenflü-geln an diesem reinweißen Bespre-chungstisch und schenkt Mineral-wasser nach. Ippolito kommt gerade aus Moskau, genauer gesagt, von einem Meeting mit Mitarbeitern nach dem Moskau-Flug. Es ist Freitag am frühen Abend. Andere denken da an Feierabend, sitzen vielleicht schon auf der Veranda und genießen das erste Bier. Nicht so Ippolito, Mitgründer und Partner der Stuttgarter Erfolgsschmie-de Ippolito Fleitz Group. Der gebürtige Nürnberger mit dem leicht schwäbi-

Page 15: KAP Magazin #6

13 Ippolito Fleitz Group Die Raumerzähler

schen Singsang sitzt geduldig da und erklärt schon seit einer halben Stunde seine Sicht auf die Welt. Keine Frage, und sei sie noch so schräg, bleibt offen. Ippolito fokussiert kurz, und manchmal hat man das Gefühl, hinter dem runden Schädel formen sich gleich zwei Gedanken und noch eine Skizze, die er schnell mal abspeichert.

Wer ist dieser »Identity Architect«? Natürlich sei er ein sehr sinnlicher Mensch, sagt Ippolito. Das ist wohl nur eine Seite. Die Gestaltungs-maxime des Büros, die jeder auf der Website einsehen kann, zeigt, wie Leidenschaft, Psychologie und techni-sches Verständnis zusammenfinden. Von »akribischer Analyse« ist die Rede, von »leidenschaftlicher Ausei-nandersetzung«, »präzisen Argumen-ten« und »liebevoller Genauigkeit«. Gestaltungsregeln für die Ewigkeit. Wie kommen die beiden Welten zu-sammen? Peter Ippolito lehnt sich zurück. »Das hat ganz viel mit uns zu tun, mit meinem Partner Gunter Fleitz und mir. Wir haben das ganze Büro um uns gebaut, um unseren Blick auf die Welt, um unsere Leidenschaften. So ticken wir eben.« Dazu lacht er ent-waffnend. »Wir leisten uns den Luxus, nur Projekte anzunehmen, bei denen wir sicher sind, mit Leidenschaft und großer Freude auch ein Ergebnis zu produzieren, das für unsere Kunden – oder noch besser für die Nutzer – relevant ist.«

Relevanz. Wer die ausgesuchten Inte-rieurs vor Augen hat, die hier in den letzten Jahren entstanden, Restau-rants mit einem Kick, Apotheken mit Blümchendekor und gewagten Orna - menten, mag an etwas anderes ge-dacht haben als an Relevanz. Doch kommen hier Sinn und Sinnlichkeit zusammen. Unter dem Dekor schwebt eine knallharte Logik. Natürlich hilft ein gutes Budget, aber eigentlich gehe es um die »Energie, die man bereit-stellt«, korrigiert Ippolito. »Wir haben das Büro begonnen mit nichts außer Schulden aus dem Diplom. Wir haben immer nur Arbeit gemacht, die wir nicht verstecken müssen.« Peter Ippo-lito (43) ist der Kontakter, der Mann für die Presse, Gunter Fleitz (43) der stille Partner im Hintergrund. Der eine könnte nicht ohne den anderen. Zusammen bilden sie die Identitäts-architekten der Ippolito Fleitz Group.

Erfolg misst sich an verschiedenen Facetten: für das Projekt, das funktio-niert, für das Büro, wirtschaftlich ge-sehen, aber vor allem für den Kunden, dessen Wünsche erfüllt, wenn nicht übertroffen wurden. Ippolito zählt Funk tionalitäten auf, die sich alle be-dingen: programmatisch, wirtschaft-lich und emotional. Denn letztlich geht es immer um Gefühle, die mit-schwingen in Räumen, ganz gleich, ob man sich eine Wohnung einrichtet oder einen Laden. Darum hat sich die Ippolito Fleitz Group darauf spezial i - siert, Geschichten zu entwickeln, be - geh bare Erzähllandschaften, die Men-schen mitnehmen, in die man sich aber auch einklinken kann.

»Weißt du noch, das Restaurant mit den Spiegeln …«, könnte so ein erster Satz sein, an den sich viele andere anschließen, die aber alle um den Ort kreisen und die Erlebnisse, die sich mit ihm verbinden. »Wir versuchen, alle Projekte aus dem Blickwinkel des Nutzers zu entwerfen«, verrät Ippo-lito, »wobei Nutzer an dieser Stelle nicht Auftraggeber meint.« Bei einem Kundenzentrum stehen eindeutig die Wünsche der Nutzer im Vordergrund. Was sieht er? Was fühlt er? Und wie korrespondieren diese Erwartungen und Gefühle mit dem Briefing durch den Auftraggeber? Mögliche Diskre-panzen schrecken die Gestalter nicht ab, eher im Gegenteil. Widersprüche bieten einen perfekten Einstieg in die eigentliche Diskussion, hat der 1967 geborene Ippolito erfahren. »Nicht selten führen diese Gespräche zu einer Neuformulierung des Briefings, damit erwerben wir einen ungeheuren Vertrauensvorschuss.« Auftraggeber nehmen die Ippolito Fleitz Group nicht mehr als Hübschmacher wahr, sondern als Partner, der mitdenkt. Gefühle und Konzepte, in Stuttgart scheinen sie untrennbar verbunden, gleich, ob das Parlament von Usbe-kistan der Auftraggeber ist oder ein Restaurantbesitzer ums Eck. Wer zu den beiden Stuttgartern kommt, will etwas anderes, etwas Besonderes, das Einmalige.

»Für Erfolg gibt es keine Anleitung«, sagt Ippolito, »wir haben auch kein Entwurfsrezept. Es geht darum, das Gegen über zu erspüren und zu verste - hen, was ihn umtreibt, den Menschen oder die Marke.« Ippolito braucht Ent-

scheider, Ansprechpartner, die sich begeistern lassen, um die gewohnte Qualität abzuliefern. Könnte er sich vorstellen, als Psychoanalytiker ar-beiten? Da muss Ippolito lachen. Als Regisseur? Nein, nein, er sei »relativ monothematisch«. Als Workaholic wurde er beschrieben, und es gehen Gerüchte, dass Ippolito bei Fotoauf-nahmen mitten in der Nacht auftaucht und einen zweiten, ganz anderen Blick auf das wirft, was seine Mitar-beiter entworfen haben, einen Blick auf eine Bühne, auf der mal keine Menschen stehen, für die sie ja ge-schaffen wurden.

Aber genau darum geht es, um den Dienst am Kunden. So viel Einsatz bleibt nicht ohne Folgen. Der Eingang des Büros ist gepflastert mit Urkun-den, Auszeichnungen und Prämierun-gen. Es müssen Dutzende sein, wahr-scheinlich eine halbe Hundertschaft. Die 2002 mit Gunter Fleitz gegründete Ippolito Fleitz Group hat abgeräumt, was es an Preisen zu gewinnen gibt in der Schnittstelle von Innen und Außen, von Architektur und Innenarchitek-tur. Räume, das lernt man hier, sind eigentlich immer Kommunikationsflä-chen, und »Raum ist nur eine andere Form zu kommunizieren«. Dann führt Ippolito noch kurz durch das Büro, das schon wieder eine Erweiterung braucht.In der Küche steht ein Dutzend Mit-arbeiter, mittendrin Gunter Fleitz. Gerade haben sie die Besprechung beendet. Ein Casual Friday geht zu Ende. Jemand schleppt einen Kasten Bier herein. »Will jemand eins?«

Ippolito Fleitz Group GmbHIdentity ArchitectsAugustenstraße 8770197 StuttgartT +49 (0)711 99 33 92 334F +49 (0)711 99 33 92 [email protected]

Page 16: KAP Magazin #6

14 Ippolito Fleitz Group Die Raumerzähler

Page 17: KAP Magazin #6

15 Ippolito Fleitz Group Die Raumerzähler

Bella Italia WeineStuttgart2007

Page 18: KAP Magazin #6

16 Ippolito Fleitz Group Die Raumerzähler

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?Die Ippolito Fleitz Group gibt es seit 2002. Die größte Herausforderung war sicherlich, dass wir von null auf hun-dert starten mussten, hatten wir doch gerade einen Pitch für eine europäi-sche Markeneinführung einer neuen Möbelmarke gewonnen.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Boris Podrecca in meinen Studium in Stuttgart, die Zeit bei Daniel Libes-kind in Berlin, aber vor allem auch meine Jahre bei Ben Nicholson in Chicago.

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?Wir tragen unsere Philosophie im Namen: Ippolito Fleitz Group – Iden-tity Architects. Gemeinsam mit unse-ren Kunden entwickeln wir Architek-tur, Produkte und Kommunikation, die immer Teil eines Ganzen und doch etwas ganz Unverwechselbares sind. So definieren wir Identität. Außer-dem zeichnen wir uns durch unseren multidisziplinären Ansatz aus: Bei uns arbeiten Architekten, Innenarchitek-ten, Produkt- und Kommunikationsde-signer gemeinsam an den Projekten.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?Wir definieren uns in unserer Arbeit und unseren Ziele nicht über den Ver-gleich mit anderen. Zwei Dinge waren uns jedoch immer wichtig: Unser Maß - stab ist zum einen der Kunde und vor allem der Mensch als Nutzer der Dinge, die wir gestalten. Zum anderen war von Anfang an klar, dass wir uns nicht spezialisieren wollten. Dazu sind wir viel zu neugierig.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Zu allererst, auf die Gefahr hin kli-schee haft zu wirken, ist tatsächlich das Gefühl, mit einem Projekt Men-schen zu berühren, die größte Aner -kennung, die man als Gestalter bekommen kann. Natürlich sind aber auch Designpreise ein wichtiger Gradmesser. Mittlerweile freuen wir uns über 100 wichtige nationale und internationale Auszeichnungen.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Eine wichtige Plattform sind für uns nach wie vor die Printmedien. Unsere Projekte werden regelmäßig in zahl-reichen Magazinen und Büchern auf der ganzen Welt veröffentlicht. Genauso wichtig ist die Präsenz im Internet. Wir verwenden viel Zeit für die Pflege unserer Webseite und hal - ten Kontakt mit einer Vielzahl von designorientierten Blogs.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Unser Beruf ist unsere Leidenschaft. Diese will ich in allen Projekten spü-ren, von mir, genauso wie von unse-rem Team. Es ist einfach ein wunder-barer Beruf.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Ganz ehrlich, wir denken nicht so. Die wichtigsten Projekte sind natürlich immer die, an denen wir gerade arbei-ten: Momentan zum Beispiel unter anderem die neue Kantine vom »Spie-gel« in Hamburg, das neuen Büro von Schlaich Bergermann in Stuttgart, ein Flagshipstore in Moskau, eine Apotheke in Porto oder ein Ressort in Südkorea.

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Mit unserem Kunden in einem offenen, spannenden Dialog etwas Ganzheit-liches, Überraschendes und Unver-wechselbares zu schaffen. Wenn es in einem Feld ist, in dem wir bislang noch nicht gearbeitet haben, umso besser.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Ich hoffe doch, dass wir dies bereits tun. Wir beziehen bei unseren Pro-jekte ganz stark die lokalen Gegeben-heiten mit ein, sei es bei der Bar »FouFou« im Stuttgarter Rotlichtmili-eu oder beim Forum in Taschkent, für dessen Gestaltung wir uns intensiv mit usbekischer Kultur und Tradition be-schäftigt haben. Es macht sicherlich manchmal Sinn, ein architektoni sches Ufo zu landen. Aber unserer Philoso-phie entspricht es eher, dass unsere Architektur starke Anknüpfungs-punkte zum lokalen Umfeld und ihren poten tiellen Nutzern setzt.

10 FRAGEN AN GUNTER FLEITZ PETER IPPOLITO

Wasser als Quelle spiritueller Kraft, Wasser als energiespender, Wasser zur reinigung des geistes. Mit der aMBianCe tuning teCHniQue schafft dornbracht ein neuartiges duscherlebnis. die produkte wurden von sieger design gestaltet. Weitere informationen finden sie unter www.dornbracht.com/transforming-water. Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG, Köbbingser Mühle 6, d-58640 iserlohn, telefon +49 (0) 2371 433-0, fax +49 (0) 2371 433-232, e-Mail [email protected], www.dornbracht.com

Ambiance Tuning Technique Pre-programmed choreographies

Mei

réun

dM

eir é

ATT_1-1_KAP_D_RZ.indd 1 06.07.2011 14:40:12 Uhr

Page 19: KAP Magazin #6

Wasser als Quelle spiritueller Kraft, Wasser als energiespender, Wasser zur reinigung des geistes. Mit der aMBianCe tuning teCHniQue schafft dornbracht ein neuartiges duscherlebnis. die produkte wurden von sieger design gestaltet. Weitere informationen finden sie unter www.dornbracht.com/transforming-water. Aloys F. Dornbracht GmbH & Co. KG, Köbbingser Mühle 6, d-58640 iserlohn, telefon +49 (0) 2371 433-0, fax +49 (0) 2371 433-232, e-Mail [email protected], www.dornbracht.com

Ambiance Tuning Technique Pre-programmed choreographies

Mei

réun

dM

eir é

ATT_1-1_KAP_D_RZ.indd 1 06.07.2011 14:40:12 Uhr

Page 20: KAP Magazin #6

18 atelier st Die sanften Modernisten

Page 21: KAP Magazin #6

19 atelier st Die sanften Modernisten

WIE DAS LEIP ZIGER BÜRO »ATELIER ST« TRADITION UND MODERNE VERBINDET.

VON INKEN HERZIG

Page 22: KAP Magazin #6

20 atelier st

So beginnt es bei den Gebrüdern Grimm: Es war einmal ein kleines Haus,an dem sich Fuchs und Hase »Gute Nacht« sagen. Bei den beiden Archi-tekten vom atelier st geht es wie folgt weiter: Es lag mitten in einem Wald, gesäumt von dreißig wogenden Kie-fern. In der Nachbarschaft ruhten kleine Geschwister-Häuser, die in den Zwanziger Jahren als Laubenkolonie gebaut worden waren.

Klein Köris, eine winzige Gemeinde hinter Königs-Wusterhausen in Bran-denburg. Zu Lande und zu Wasser an zufahren. Wählt man Letzteres, tuckert man über die Spree bis zur Teupitz-Köriser Seenkette und von dort aus in eine Bucht am Hölzernen See. Willkommen im Urlaub!

Das dachten auch Silvia Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut, die in dem kleinen Laubenhaus sofort ein Ferien-haus à la Bullerbü sahen. Natürlich war es der Wunsch der Architekten, dies zu erhalten. Doch schon bald mussten sie einsehen, dass die Substanz zu marode war. Der Plan, auf dem einge-wachsenen Grundstück neu zu bauen, stieß in Klein Köris auf Schrecken und Ablehnung. Da kamen zwei, die das

Idyll durch einen Neubau, schlimmer noch – durch eine Glas-Stahlbau-Villa stören wollten? Die Pläne der beiden Architekten überzeugten dann doch: da ent stand ein bescheidener Neubau, der aussah, als hätte er immer schon dazu gehört. Kein Eindruck von Protz, Pracht und Überlegenheit – keine andere Formensprache als die, die ein Stück Nostalgie mit Fingerspit-zengefühl und Tradition verband. So dass ein Nachbar gestand: »Ich hätte nie gedacht, dass ein Neubau uns so berühren kann!«

Klein Köris war gerührt und die Ar-chi tekturszene neugierig: da bauten Zwei, wie man es sich nach dem Besuch einer Universität einfach nicht erlaubt. Statt Bauhaus-Stil und Mies-van-der-Rohe-Zitaten ein Refugium, das mit Begriffen wie Gemütlichkeit und Geborgenheit spielt. Ein Häus-chen, wie man es aus Großmutters Zeiten kennt und das in seiner Form entsteht, wenn man Kindern einen Stift in die Hand gibt. Die Urform und Idee zivilisierten Wohnens. Erst bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der verschmitzte Entwurf. Vorgesetzte Fenster öffnen den Blick nach außen. Eine Wand ist komplett aufgerissen,

GUTE NACHT HASE!

DA BAUTEN ZWEI,WIE MAN ES SICH NACH DEM BESUCH EINER UNIVERSITÄT EINFACH NICHT ERLAUBT.

Die sanften Modernisten

Page 23: KAP Magazin #6

21 atelier st

um den Panoramablick auf Flora und Fauna zu genießen. Zitate an die 1920er Jahre – wie schmale Ornament - leisten – wurden von den ortsansäs-sigen Handwerkern eingebracht.

Ansonsten? Reine Stimmungslage – das Grundstück mit seiner Stille, dem Vogelzwitschern und Rufen aus Hain und Busch, spielte für die beiden Architekten eine große Rolle. »Für das Areal war die Ruhe prägend«, erzählen sie. »Deshalb wollten wir keine große Geste inszenieren. Der Ort war durch die Kiefern so schön, dass man durch die Architektur nichts mehr hinzu-fügen musste.«

Architektur, die sich zurücknimmt. Die der Tradition den Vortritt lässt, aber innen die Moderne zeigt – das ist der zweite Überraschungseffekt. Helle, offene Raumstrukturen aus Kiefernholz geben dem kleinen Haus Weite. Selbst entworfene Einbaumö-bel Charme. Natürlich ist alles konse-quent ökologisch gedacht. »Wir wollen nicht als Öko-Architekten firmieren«, sagt Silvia Schellenberg-Thaut, »für uns ist der nachhaltige Ansatz während der Planung ganz selbst-verständlich. Der Umgang mit dem

nachwachsenden Rohstoff Holz, der Geborgenheit und zugleich ein gutes Raumklima schafft.«

Geborgenheit – für diesen eher unty-pisch architektonischen Begriff stehen die beiden Leipziger Architekten, die sich vor sechs Jahren selbständig machten und heute ein Sechs-Perso-nen-Team beschäftigen. Denn mit ihrer poetischen Herangehensweise sind sie nicht nur gewachsen, sondern ha-ben augenscheinlich eine tiefe Sehn-sucht berührt. Ihr Ferienhaus in Klein Köris hat ganze Interessenwellen in Bewe gung gesetzt. »Wir hätten nicht gedacht, dass ein kleines Haus so viel Sehnsucht erzeugt«, staunt Silvia Schellenberg-Thaut, deren »Waldhaus« jüngst auch eine Auszeichnung in der Kategorie Wohnungsbau gewann. Heute planen sie die nächsten Rück-zugsorte. Ob am Groß Glienicker See bei Berlin oder im Kohrener Land bei Leipzig – ihr Rezept: Gebäuden eine Seele geben. »Wir sind beide Bauchmenschen«, fasst die Architektin zusammen. »Es geht uns um Atmo-sphäre und darum, was der Bauherr für ein Mensch ist. Wir hören nach, wo er sich wohlfühlt, welche Gerüche er mag. Wie es ist, wenn der Wind durch

das Fenster weht. Es ist ganz einfach: Wir wollen mit unseren Entwürfen Geschichten erzählen.«

atelier stGesellschaft von Architekten mbHKochstraße 28 04275 LeipzigT +49 (0)341 30 86 358 F +49 (0)341 30 86 [email protected]

GUTE NACHT FUCHS!

Die sanften Modernisten

Page 24: KAP Magazin #6

22 atelier st Die sanften Modernisten

Page 25: KAP Magazin #6

23 atelier st

WaldhausKlein Köris2010

Die sanften Modernisten

Page 26: KAP Magazin #6

24 atelier st

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?Im Oktober 2004 gewannen wir einen Einladungswettbewerb für ein privates Wohnhaus (Villa im Obsthain Zwickau). Dieser erste Gewinn und die anschließende Beauftragung über alle Leistungsphasen war die Grundlage für die Selbstständigkeit. Die größte Herausforderung bestand am Anfang darin, an die ersten Erfolge und Auf-träge anzuknüpfen, vor allem aber an architektonischen Ansprüchen festzu-halten und Werte nicht über Bord zu werfen. Wir haben deshalb auch in der Anfangszeit Aufträge abgelehnt, wennwir nicht überzeugt waren, obwohl wir aus finanzieller Sicht jeden Auftrag gebraucht hätten. Dieser eige ne An-spruch hat sich bewährt und das Profilgeschärft. Es ging uns von An fang an um Architektur. Das ist bis heute so.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Grundsätzlich haben wir viele Inspi-rationsquellen. Wir lieben gutes Handwerk, gut gemachte Dinge des Alltags, genauso wie zeitgenössische Kunst, beispielsweise die Malerei Ben Willikens, die Grafiken von Matthias Weischer oder die mit der räumlichen Wahrnehmung spielende Kunst von Olafur Elliason. Es ist die Vielschich-tigkeit und Mischung aus Rationalem und Irrationalem, die uns interessiert.

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?Orte, Gebäude und Räume schaffen, die Menschen berühren. Architektu-ren, die selbstverständlich und unbe-wusst Bedürfnisse in einem Menschen befriedigen, von denen er vorher nicht einmal wusste, dass er sie hat. Bauwerke konzipieren, die sehr wohl zeitgenössisch sind, in denen aber gleichfalls auch die traditionellen Merkmale einer Kultur zum Ausdruck kommen.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?Wir arbeiten losgelöst, konzeptionell und befreit von Dogmen, Ideologien und Ismen. Allgemeingültige Rezep-turen, wie sie die Moderne so gerne hatte, interessieren uns nicht. Im Unterschied beispielsweise zu unse-rer Vatergeneration fängt bei uns die architektonische und baukulturelle Basis lange vor dem Bauhaus und der Moderne an. So haben die Klassik, die Renaissance, der Barock einen ebenso gleichberechtigten Zugang in unsere Arbeit wie die Moderne und die Gegenwart. Entsprechend dem Ort der Bauaufgabe spielen vor allem auch regionale Typologien und Tradi-tionen eine wichtige Rolle.Im Gegensatz zu unserer Vorgänger-generationen möchten wir mit unserer Architektur niemanden belehren. Wir sind zudem selten schwarz angezo-gen. Wir sind jung, frisch, fröhlich, unkompliziert, undogmatisch.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Sicherlich war der 2. Preis beim inter-nationalen Museumswettbewerb für das Keltenmuseum in Glauberg (Hes-sen) und die entsprechenden Publi-kationen ein wichtiger Erfolg in einer frühen Zeit des Büros (2006) und vor allem für die überregionale Wahrneh-mung von atelier st.Die bewusste Auswahl zur Teilnahme am beschränkten, internationalen Einladungswettbewerb »Neubau Ka-tholische Pfarrei St. Trinitatis« in Leip-zig 2009 (Finalist, 2. Phase) sowie die Einladung zum beschränkten Wett-bewerb für die »Temporäre Kunst-halle – based in Berlin« waren ebenso wichtige Anerkennungen für unser Büro wie der Best Architect 12 Award in Gold für »scharf geschnitten«.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Wir sitzen nicht im Elfenbeinturm. Vielmehr gehen wir pragmatisch und proaktiv mit dem Thema Öffentlich-keitsarbeit um. Über unterschiedliche Kommunikationsinstrumente sind wir bemüht, unsere Arbeiten und Philo-sophie nach außen zu transportieren. Es gibt einen umfangreichen und informativen Internetauftritt, welcher in kurzen Zeitintervallen aktualisiert wird und somit Bauherrschaften und Interessierte auf dem Laufenden hält. Bei Fertigstellung von Objekten gestalten wir, bei öffentlichen Bauten teilweise auch der Bauherr selbst, kleine Booklets und Manuals. Diese werden dann als Rundschreiben an Bauherren, potentielle Bauherren, Behörden und Ämter zur Information versendet.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Weil Architektsein unser Traumberuf ist. Trotz mancher Rückschläge und Widrigkeiten ist es immer wieder fas-zinierend, wie aus Ideen und ersten Modellen und Skizzen, reale sinnli-che Räume und Gebäude entstehen. Dieser Reiz beflügelt uns jeden Tag aufs Neue.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?»Waldhaus«, »Maison du Béton«, »scharf geschnitten«Im Bau: Felsenbühne Rathen (Fertigstellung 2013/2014)

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Wir können ihn nicht genau beschrei-ben, aber er hat etwas mit Natur, un-geheurer Weite und Körperhaftigkeit zu tun. Eine Architektur als bergender, kraftvoller Körper mit einer atmosphä-rischen Intimität des Drinnen, welche Schutz und Geborgenheit gegenüber

10 FRAGEN AN SILVIA SCHELLENBERG-THAUT SEBASTIAN THAUT

Die sanften Modernisten

Page 27: KAP Magazin #6

25

der unberechenbaren Wucht des Draußen bietet. Dies kann eine Kirche oder Kapelle, ein Museum, Wohnhaus, ein Turm, ein Hof oder eine Mauer sein. Dafür braucht es interessierte, begeisterungsfähige Bauherren, die aufgeschlossen sind gegenüber unserer Arbeit und die uns vor allem von Anfang an ihr volles Vertrauen schenken.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?In dem wir konventionelle, bewährte Typologien ernst nehmen, zeitgemäß fortsetzen und uns nicht vor Traditio-nen bzw. traditionellen Bauweisen scheuen. Das heißt, wir können die Gegenwartskultur umarmen, ohne dabei das gewonnene Wissen unse-rer Jahrtausende alten Baukultur zu vergessen. So entstehen Bauten, die einerseits die Geschichte des Ortes weitererzählen, andererseits diesem aber etwas Neues und Frisches mit auf den Weg geben. Vor allem ist es uns wichtig, Architek-tur aus dem authentischen und tat-sächlichen Lebensgefühl der Stadt mit ihrer ganz eigenen Stimmung, mit ihren Brüchen, Ecken und Kanten zu entwickeln. Mit unseren Bauten möchten wir dem weit verbreiteten Sinnlichkeits- und Qualitätsdefizit aktueller brachialer Stadträume und barbarisch ausge-führter Bauten durch authentische Materialwahl langlebiger Baustoffe und Produkte sowie einer exakten Detailausbildung und qualitativen Umsetzung entgegenwirken.

atelier st Die sanften Modernisten

Page 28: KAP Magazin #6

26 realities:united

JAN UND TIM EDLER VER ­ WANDELN IMMOBILIEN IN BEWEGTE BILDER. SIE NUTZEN DAFÜR DIE MODERNSTEN TECHNO LO ­ GIEN. IHR BÜRO REALITIES:UNITED HAT DAS ZEUG, ARCHITEK TUR NEU ZU DEFINIEREN.

VON OLIVER HERWIG

Page 29: KAP Magazin #6

27 realities:united Die Choreographen

Page 30: KAP Magazin #6

28 Die Choreographenrealities:united

Jan Edlers Antworten kommen wie aus der Pistole geschossen. »Nein«, sagt der Berliner Architekt und Künst-ler, »es gibt keine Rollenverteilung im Büro. Alle machen alles, auch, weil die Projekte immer sehr verschieden sind.« Edler entwickelt seine Gedan-ken beim Sprechen, schiebt Satz für Satz in den Raum und errichtet so ausgefeilte Gedankengebäude. Dann herrscht einen Augenblick Stille. »Wir haben schon eine Aufgabenvertei-lung«, kommentiert Tim Edler. »Jan hat zuerst geantwortet. Das sagt ja schon alles.«

Jan (40) und Tim Edler (46) sind das vielleicht ungewöhnlichste Brüder-paar der Gegenwartsarchitektur: zwei Bau meister, die das Bild vom Bauen verändern, indem sie Häuser dynamisieren. Mal verwandeln sie das Kunsthaus Graz in einem gigan-tischen Stadtfernseher, über dessen

Page 31: KAP Magazin #6

29 Die Choreographenrealities:united

Haut meditative Bilder ziehen, dann entwerfen sie für Seoul eine filigrane Leuchtskulptur in Form eines Zyklons. Schließlich feilen sie an Konzepten, wie etwa der künftige Sitz der Euro-päischen Zentralbank nachts zu einem gigantischen Leuchtkasten werden kann. Architektur, Kunst und Leben ver schwimmen, Zuständigkeiten ver - wischen und Häuser fangen an zu tanzen. Was Jan und Tim Edler be-treiben, ist nichts weniger als die Mobi lisierung der Architektur. Dafür verwenden sie, was sie in die Finger bekommen, von der runden Energie-sparleuchte bis zu ausgefeiltesten Fassaden steuerungen. Am liebsten aber klinken sie sich in die bestehen-de Infrastruktur von Häusern ein und nutzen sie neu und überraschend. »Wir schaffen eine Megachoreogra-phie«, erklärt Jan Edler, »nehmen Teile der Haustechnik und nutzen sie für unsere Zwecke.«

Mönchengladbach und Los Angeles, Berlin und Graz, Seoul und Cordo-ba. Ihre Werke entstehen an entge-gengesetzten Enden der Welt, ihre Arbeit bezeichnen sie als Forschung. Früher haben sie nebenher Webde-sign betrie ben und im eigenen Club hauptberuflich Platten aufgelegt und Cocktails gemixt, um an ihren Projek-ten arbeiten zu können. Diese wilden Tage sind vorbei, nicht aber ihr Gestal-tungsfuror. Seit geraumer Zeit schaf-fen realities:united die ausgefeiltes-ten Medienfassaden der Welt. Doch selbst das greift zu kurz. Ihre Arbeiten haben nichts mit klassischen Instal-lationen von bewegten Bildern auf Fassaden zu tun, wie sie am Picadilly Circus blinken oder über dem Times Square leuchten. realities:united transformiert Gebäude, indem sie de-ren Rolle als dreidimensionale Bilder in der Stadtlandschaft ernst nehmen. Deshalb rücken ihnen Tim und Jan Edler mit allen Mitteln zu Leibe, die ihnen als Architekten und Künstler zur Verfügung stehen. Sie installieren bewegliche Klappen und zusätzliche Leuchten an der Fassade, so dass die Gestalt des Gebäudes selbst ins Schwimmen kommt. Und neuerdings bedienen sich der vorhandenen Ge-bäudeinfrastruktur, den Bürolichtern und Kabelsträngen. Sie choreogra-phieren Häuser, die nach ihrer Pfeife tanzen. Schließlich stellt Architektur für sie ein »Mittel zur Weiterentwick-

lung der Wirklichkeit dar«, wie sie in einem Interview mit der Zeitschrift »Build« erklärten. Wann hat man so etwas zuletzt gehört?

Tim und Jan Edler wollen »Dinge in Bewegung bringen«, und zwar Ton-nen von Stahlbeton, Mauerwerk, Kabeln und Glas. Immobilien gibt es bei ihnen nicht mehr. Eher Projek-tionsflächen des Geistes. Dass sie mit festgefügten Regeln nicht viel am Hut haben, bewiesen sie bereits 2001 mit der Installation »ReinRaus«, einer beweglichen Liege an einem massiven Stahlträger, den sie als Ersatzbalkon dachten. Und weil sie die Bauvorschrif ten umgehen wollten, deklarierten sie den Freisitz im Gefol-ge der Österreicher Aktionsarchitek-ten von »Haus-Rucker-Co« einfach als Möbel. Die Arbeit kam gut an in der Presse, doch das, was sie eigentlich beabsichtigten, nämlich Unterprivile-gierten einen Platz an der Sonne zu schaffen, ging unter. Eher unbeabsich-tigt schufen sie ein »Angebermöbel« und kein »Erholungsmöbel«, gibt Tim Edler zu. Mit Missverständnissen haben realities:united einige Erfah-rung gemacht und predigen deshalb eine neue Art von Autorenschaft im öffentlichen Raum.

Nicht, dass man an ihren Arbeiten so einfach vorbeikommt, sie fräsen sich in die Stadt, aber es kann durchaus vorkommen, dass selbst Architektur-kenner von Peter Cooks Grazer Kunst - halle schwärmen, aber nicht wissen, dass dessen Medienfassade von den beiden Berlinern stammt. Das hat System. Architekten kennen keine Götter neben sich. Egozentrik ist ein Katalysator für manche Karriere. Als Ansprechpartner des Bauherren sind sie ohnehin gewohnt, dass alles über sie läuft, dass sie den Kopf hinhalten, aber auch im Rampenlicht stehen.

Wenn Tim und Jan Edler nun ein ande-res Produktionsmodell vorschlagen, eine Kooperation wie im Film, an dem verschiedenste Fachleute zusammen-kommen, um gemeinsam an etwas Größerem zu arbeiten, hat das nichts mit dem Gesamtkunstwerk des 19. Jahrhunderts zu tun, diese Seite ist ihnen völlig fremd. Das Spielfilmmo-dell spiegelt eher die Produktions-bedingungen des 21. Jahrhunderts. Netzwerke sind angesagt, temporäre

Verbindungen, die Spezialisten ver-schiedenster Fachrichtungen zusam-menbringen.

Tim und Jan Edler betreiben ein schwieriges Geschäft. Als ausgebil-dete Architekten wissen sie, wie schwer es Kollegen fällt, sich auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe einzulassen. Der Architekturtheore-tiker Andreas Ruby, spricht davon, dass sie zwar oft »entscheidend ein Projekt mit geprägt haben, aber dann kaum im Kleingedruckten vorkamen«. Dieses Kleingedruckte wollen sie ver-lassen. Ruby gibt Schütze nhilfe und stellt den Alleinvertretungsanspruch der Baumeister radikal in Frage: »In Wirklichkeit gibt es immer mehr hochgradig profilierte Fachplaner, die die Geschicke eines Architekturent-wurfs maßgeblich beein flussen und ihm Qualitäten einhauchen, die das Projekt oft ebenso stark prägen wie die ursprüngliche Entwurfsidee des Architekten – manchmal sogar stär-ker.« Wie das funktioniert, haben Tim und Jan Edler vorgemacht.

realities:united ist auf dem Sprung, zu einer festen Größe im Architektur-betrieb zu werden. Dass sie gegen allerlei große Egos und feste Struk-turen antreten, scheint ihnen nichts auszumachen. »Das Schicksal ist ja frei ausgesucht«, sagen sie in einem Interview mit dem KAP MAGAZIN, »wir investieren bei unseren Kunst-am-Bau-Projekten eher in die künst-lerische Nutzung der Gebäudeauto-mationstechnik als in die Errichtung von Bronzeskulpturen«. Da scheint er wieder durch, dieser faszinierende Moment, wenn Gestaltung und For-schung eins werden.

realities:united GmbHstudio for art and architectureFalckensteinstraße 4810997 BerlinT +49 (0)30 20 64 66 30F +49 (0)30 20 64 66 [email protected]

Abbildungen auf der Folgeseite:Installation »Media Cloud«Minsuk Cho/MASS Studies featuring realities:unitedSeoul2008

Page 32: KAP Magazin #6

30 Die Choreographenrealities:united

Page 33: KAP Magazin #6

31 Die Choreographenrealities:united

Page 34: KAP Magazin #6

32

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?Wir haben 1997 im Rahmen des Berli-ner Vereins Kunst und Technik begon-nen zusammenzuarbeiten. 2000 ha-ben wir realities:united als Studio für Kunst und Architektur gegründet. Eine besondere Herausforderung dabei war sicherlich, dass wir zu dieser Zeit keinen einzigen Auftrag hatten.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Es gibt natürlich jede Menge Men-schen, die wir für das, was sie tun oder taten, bewundern. Wirkliche Vorbilder gibt es aber nicht. Trotzdem gibt es immer wieder Arbeiten, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Zum Beispiel der Prada Store in Marfa von Elmgreen und Dragset, die Schweine mit Harley Tattoos von Wim Delvoye, der fette Porsche von Erwin Wurm, oder die Arbeit »Migration« von Doug Aitken.

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?Das Gegebene genau anzuschauen, denn hier finden sich meist die unge-nutzten Potentiale, die zum Aus-gangspunkt unserer Arbeit werden.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?Wer sind die anderen?

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Wir haben bereits diverse Preise aus den unterschiedlichsten Richtungen erhalten. Diese waren immer projekt-spezifisch. Der durch die Berliner Aka - demie der Künste verliehene Förder-preis Baukunst im Rahmen des »Kunst - preis Berlin 2009« hat uns als allge-meine Anerkennung unserer Arbeit in Sachen »Baukultur« besonders gefreut.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Zu wenig. Wir sind leider zu klein für eine eigene aufwendige PR-Maschine.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Die Baukultur prägt unser Leben unmittelbar wie kaum eine andere. Und der Maßstab stimmt.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Die BIX-Installation am Kunsthaus Graz von Peter Cook und Colin Four-nier als viel zitiertes Referenzprojekt im Bereich der Entwicklungen von »dynamischer Architektur«. Die tem-poräre Installation »Museum X« für das Holleinsche Museum Abteiberg in Mönchengladbach als erfolgrei-ches Bastardprojekt zwischen Kunst-performance, Stadtreparaturkörper und Werbemaßnahme. Und unser mit einer Anerkennung unschädlich gemachter Wettbewerbsvorschlag für das Einheits- und Freiheitsdenkmal in Berlin als »kontrollierter Ausstieg« aus einem kulturpolitischen Himmel-fahrtskommando – schade!

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Momentan träumen wir davon, für die Realisierung der von uns im Rahmen des in diesem Jahr zusammen mit Bjarke Ingels gewonnenen Wettbe-werbs für den Neubau der Müllver-brennungsanlage Amagerforbrænding in Kopenhagen entwickelten Kunst-installation »BIG Vortex« beauftragt zu werden.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Zum Beispiel mit unserem Flussbad-Projekt, welches den ungenutzten Kupfergarben an der Berliner Muse-umsinsel mit minimalen Eingriffen auf über 700 Meter Länge zu einem

Schwimmbad mit Badewasserqualität umfunktioniert. Wir hoffen im Rahmen der in Berlin lancierten »IBA 2020« kann es vielleicht endlich klappen ...

Die Choreographenrealities:united

10 FRAGEN AN JAN UND TIM EDLER

Page 35: KAP Magazin #6

IYON

Der LED-Strahler IYON kombiniert sinnliches Design mit maximaler Funktionalität. Schwarz oder weiß mattierte Oberflächen und die weiche Formensprache erlauben eine harmonische Integration in jedwede architektonische Umgebung.

Zumtobel. Das Licht.

zumtobel.com/iyonDesign: Delugan Meissl Associated Architects

Inszenierung.

Page 36: KAP Magazin #6

34 Die SpurensucherHSH Architekten

Page 37: KAP Magazin #6

35 Die SpurensucherHSH Architekten

DIE ARCHITEKTEN VON HSH ENTWERFEN UNIKATE FÜR BESONDERE ORTE.

VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Page 38: KAP Magazin #6

36

Sie lernten sich in Braunschweig ken - nen, gingen dann nach London, Bar - ce lona und Los Angeles und lan deten schließlich in Berlin, dort, wo Alt auf Neu prallt, Geschichte geschrieben wird und aus Denkmälern moderne Bauten entstehen. Ihre Projekte ha - ben sie von Anbeginn an durchnum-meriert. Auf 160 »Fallstudien« hat es das Berliner Trio HSH, Florian Hoyer, Harald Schindele und Markus Hirsch-müller seit der Büro-Gründung 1997 gebracht. Vor allem im Ostteil Berlins, aber auch verstärkt international hin-terlassen sie immer größer werdende Spuren.

Ihr Leitthema lautet »verdichteter ur - baner Raum« oder, anders formuliert, »Bauen im Bestand«. Und dies bedeu-tet: Die drei, die nie in anderen Büros angestellt waren und direkt nach dem Stu dium ihr eigenes Unternehmen ge-gründet haben, entwerfen innovative Unikate, die genau an den jeweiligen Ort passen und an keinen anderen.

»Der Dialog mit dem Umfeld und dem Nutzer ist entscheidend«, sagt Flori-an Hoyer. »Wir gehen an den Ort und fragen: Was ist hier möglich? Dadurch entstehen keine Wiederholungen, sondern Variationen.«

HSH Architekten

»WIR GEHEN AN DEN ORT UND FRAGEN: WAS IST HIER MÖGLICH? DADURCH ENTSTEHEN KEINE WIEDERHOLUNGEN, SONDERN VARIATIONEN.«

Die Spurensucher

Page 39: KAP Magazin #6

37

Bewährtes wird stets neu konturiert und das Spektrum ist breit gefächert. Es reicht vom individuellen Wohnhaus über Büro- und Wohnquartiere bis zur Umnutzung von Industriearealen.

HSH füllt schmale Baulücken, von de nen es in den späten 1990ern so viele in Berlin gab, mit Wohnhäusern. Sie fallen durch Patchwork-Fassaden aus Holz und Stuck ins Auge oder sind so aufregend wie die Lückenbe-bauung in der Choriner Straße in Prenzlauer Berg, die erst in der zwei-ten Etage anfängt. Dieses hängende Objekt – gläserne Kuben mit Bädern und Küchen – ist ein Neubau zwischen zwei Altbauten.

Es funktioniert nach dem »Container-prinzip«, die Boxen sind ein eigen-ständiges Tragesystem und hängen mit Hilfe eines Stahlträgers wie ein Rucksack am Nachbaraltbau. Die Woh nungen sind anders als erwartet nicht horizontal geplant, sondern ineinander verschachtelte Maisonette-Wohnungen. Durch den für HSH so typischen unkonventionellen Grund-riss entsteht räumliche Spannung und ein »Mehr« an Raumvolumen. »Die Fassade bei diesem Projekt zeigt zudem deutlich, dass sich 100 Jahre alter Stuck nicht einfach erweitern lässt. Was zur Gründerzeit an Formen-sprache gültig war, ist heute eine ganz andere«, betont Florian Hoyer. Der Kontrast, den der »urbane Parasit« erzeugt, ist gewollt, er soll sichtbar, erlebbar bleiben.

Hoyer, Schindeler und Hirschmüller sind Tüftler mit Herzblut, die sich selbst als »Spurensucher« bezeich-nen. Sie greifen organisch ein, folgen einer Strategie der »kommunikativen Rekonstruktion«, so dass sich Neues selbstbewusst an Altes fügt. Was sich eindrucksvoll am Beispiel des denk-malgeschützten Abspannwerks in der Mauerstraße unweit vom Checkpoint Charlie ablesen lässt.

Das in den 20er Jahren des 20. Jahr - hunderts errichtete ehemalige E-Werk, in den Nachwendejahren zum legen-dären Technoclub avanciert, demons-triert die gelungene, nachhaltige Ver-bindung von Historie und Moderne. Ein neuer Treppenturm trifft auf alte Bausubstanz, und im Erdgeschoss der Hallen zeichnen sich im frischen,

lichten Konferenzzentrum weiterhin die Standflächen der alten Turbinen ab. »Wir gehen respektvoll mit der Sub stanz um und machen dennoch ent sprechend den Wünschen des Bau-herrn eine zeitgemäße Nutzung mög-lich. Das ist unsere klare Architektur-sprache«, erklärt Hoyer. So haben die Berliner auch das »Café Moskau« in der Karl-Marx-Allee wiederbelebt. »Die Herausforderung bestand darin, die Nutzung und die baugeschicht-lichen Qualitäten zusammenzubrin-gen.« Die Deutsche Stiftung Denkmal-schutz und der Zentralverband des Deutschen Handwerks zeichnete das Projekt sogar mit dem »Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege« aus. Mit der Nischenarchitektur hat sich HSH einen Namen gemacht. Statt auf Wettbewerbe setzten die drei vom Start weg erfolgreich auf persönliche Kontakte, auf Direktaufträge, wobei sich der Wirkungsradius inzwischen deutlich erweitert hat – räumlich und inhaltlich. Berlin ist die Basis, doch zahlreiche Projekte laufen bundes-weit, in London und Riga, auf Mallorca und in Miami. »70 Prozent unser Ar-beiten sind mittlerweile Neubauten«, sagt Hoyer.

»Bauen im Bestand« ist heute einer der Schwerpunkte neben den Vil-len für Wohlhabende in aller Welt, darunter auch Passiv-Häuser, und den so genannten »CaseStudyRoofs«. Ästhetische Dächer sind das neue Markenzeichen von Hoyer, Schindeler und Hirschmüller. Erst kürzlich wurde »Sophies Dach« im Auftrag eines privaten Bauherrn fertig gestellt. Die Sanierung und Dachaufstockung hat drei Jahre gedauert, jedes Detail wurde »maßgeschneidert« und wie bei allen HSH-Projekten von Anfang bis Ende betreut. »Wir setzen uns mit den Bauherren auseinander, die ihren Traum verwirklicht haben wollen. So entstehen Entwürfe, Wohnformen und Materialien, auf die wir alleine nicht kommen würden«, betont Florian Hoyer. »Da können wir die Bauleitung nicht an Dritte vergeben.« »Sophies Dach« ist denn auch spektakulär: Zum ersten Mal wurde ein wellenförmiges Dach aus flüssigem Kunststoff reali-siert – und das für das älteste Haus in der Sophienstraße.

HSH mit seinen 16 Mitarbeitern ist stets auf der Suche nach Herausfor-derungen und Experimentierfeldern – mit dem Ziel, die Lebensqualität zu steigern. So ordnen sie beispielswei-se bei der »Villa M« im Grunewald das Gebäude dem Sonnenstand unter. »Das Grundstück ist sehr speziell, denn der Garten liegt nordseitig, im Süden ist die Straße. Das heißt, bei konventioneller Planung wäre der Garten verschattet«, erklärt Hoyer. Entstanden ist eine anspruchsvolle Form – schräg, eckig, gekantet – Hauptsache die Sonne hat freie Bahn.

HSH Hoyer Schindele Hirschmüller BDA Architektur Wolliner Straße 18/19 10435 Berlin T +49 (0)30 44 35 88 55 F +49 (0)30 44 35 88 57 [email protected]

HSH Architekten Die Spurensucher

Page 40: KAP Magazin #6

38 HSH Architekten

Sophies DachBerlin2011

Die Spurensucher

Page 41: KAP Magazin #6

39 HSH Architekten

Choriner Straße 20/21Berlin2002

Die Spurensucher

Page 42: KAP Magazin #6

40

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?Unser Büro haben wir 1996 gegründet. Die größte Herausforderung war am Anfang wahrscheinlich, Bauherren davon zu überzeugen, innovative Richtungen einzuschlagen – und das mit jungen »No-Name«-Architekten.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Mies van der Rohe, Walter Gropius, Frank Lloyd Wright, Herzog de Meuron

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?Kurz gesagt: Architektur statt Zeit-geist.Etwas ausführlicher: Der Ort und all seine an ihn gebundenen Informatio-nen, die Aufgabe und der Anspruch des Nutzers bilden den Ausgangs-punkt eines jeden Projektes. Unsere Architektur knüpft an das Vorgefun-dene an und erzählt eine eigene Ge - schichte auf der Grundlage des Vor-handenen. Als bewusste positive Kon-troverse wollen wir einen eigenen Im-puls setzen, der zum Dialog anstiftet. Unsere Strategie dabei bezeichnen wir als »kommunikative Rekonstrukti-on«: Neues fügt sich selbst be wusst an Altes. Neue Wohnformen schließen Lücken in der Stadt und überspielen Brüche in verdichteten Strukturen. Mit anspruchsvollen Einfamilienhaus-projekten oder verwandelten Indust-riedenkmalen entstehen neue Akzen-te an verstummten Orten oder kom-men vorhandene Qualitäten wieder ins Gespräch.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?Es geht uns nicht darum, Dinge an-ders, sondern Dinge gut zu machen.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Mehr als irgendeine Auszeichnung freut es mich, wenn Bauherren nach dem Einzug glücklich sind und sich in ihrem Haus wohl fühlen.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Momentan konzentrieren wir uns bei der aktiven PR auf die fertig gestell-ten Projekte. 2010 war das insbeson-dere das »Café Moskau«. In diesem Jahr werden die Schwerpunkte auf der »Villa M« und »Sophies Dach« liegen. Durch die gute und umfangreiche Re-sonanz auf das »Café Moskau« erhal-ten wir gegenwärtig aber auch viele Veröffentlichungsanfragen. Daneben halten wir Vorträge, besuchen selbst Veranstaltungen etc.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Um Geld zu verdienen, wird man nicht Architekt. Die Höhe der Budgets sollte nicht das alleinige Kriterium sein für gute Architektur.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Der Umbau des »E-Werks« und des »Café Moskau«, das Wohnhaus in der Choriner Straße

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Ein Bauherr mit einem guten Sinn für Architektur und angemessenem Bud-get, der sagt: »Mach mal«.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Wichtig ist uns, eine auf maximalen Gewinn ausgerichtete, gleichgeschal-tete Investorenarchitektur zu vermei-den und mit dem vorhandenen Umfeld bewusst und sensibel umzugehen. Wir möchten Bauten entwickeln, die für den Ort, für den wir sie planen, und

so, wie wir sie planen, »richtig« sind. Sie sollen Sinn machen und auch in 80 Jahren noch diesen Kriterien ent-sprechen.

HSH Architekten

10 FRAGEN AN HARALD SCHINDELE MARKUS HIRSCHMÜLLER FLORIAN HOYER

Die Spurensucher

Page 43: KAP Magazin #6

Eco Pur 1, Eco Pur 2

Flachwebteppichböden

2 Strukturen in jeweils 47 Farben

auch erhältlich als:

CAS Carpet Concept Acoustic System

www.carpet-concept.de/deutsch/produkte/akustik

Carpet Concept | Objekt-Teppichboden GmbH

Tel 0521 92 45 90 | [email protected]

www.carpet-concept.de

Gewebt aus hochwertigen Garnen Antron Legacy™ von Invista.

Eco Pur. Überraschend vital, dauerhaft sympathisch.

Page 44: KAP Magazin #6

42 Die BeziehungsbauerLepel & Lepel Architektur Innenarchitektur

Page 45: KAP Magazin #6

43

WER SICH WOHL FÜHLT, HAT GUTE IDEEN: LEPEL & LEPEL GESTAL­TEN ORTE, DIE INNO VATIONEN WECKEN.

VON INKEN HERZIG

Page 46: KAP Magazin #6

44 Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur Die Beziehungsbauer

Page 47: KAP Magazin #6

45

Was passiert, wenn das glamouröse Düsseldorfer IT-Girl mit dem handfes-ten Stahlarbeiter aus dem Ruhrgebiet zusammentrifft? Eine ungewöhnliche Liaison beginnt. Eine Mischung, der es nicht an Glanz, aber auch nicht an praktischer Orientierung fehlt.

Genau diesen Spannungsbogen ver-steht das Kölner Büro Lepel & Lepel minutiös zu bespielen. Ob es dabei um den Fachbereich Bauingenieur-wesen der Hochschule Wismar geht, um die Altarraumausstattung der evangelischen Lutherkirche in Düs-seldorf, die 2011 den red dot design award gewann, oder jüngst um die innenarchitektonische Planung des Google Düsseldorf Büros – immer ist da diese besondere Handschrift. Die Kunst, die wesentliche Aussage der Beziehungen zwischen Raum und Mensch einzufangen und auf den Punkt zu bringen – Beziehungswirt-schaften in der Architektur sichtbar zu machen. »Beziehungen bauen« nennen es die Innenarchitektin Moni-ka Lepel und der Architekt Reinhard Lepel ganz unprätentiös.

Ein Duo, das – auch nach teilweise schmerzvollem Wachstum wie es zu - gibt – heute gelassen alles bespie-len kann. »Wir möchten uns gar nicht fokussieren, sondern ganzheitlich ent wickeln – mit vielen Aspekten«, sagt Monika Lepel. Und dabei hat der lichtdurchflutete Altarraum einen ebenso hohen Stellenwert für sie wie der Bau einer orthopädischen Klinik in Köln oder die Büroplanung für das Technologieunternehmen Google. »Wir drücken von zwei Seiten auf ein Projekt«, unterstreicht die Innenarchi-tektin, »gemäß Vilém Flusser: wir begreifen die Welt von zwei Seiten.«

Und so wie der Medienphilosoph und -theoretiker die »Entfremdung des Menschen vom Konkreten« be-schreibt, die Umformung von realen Bildern in fiktive, drehen Lepel & Lepel diese Phantasien um. Ganz real fangen sie die Phantasiebilder des Bauherren ein, nicht um sie zu beschneiden, sondern um sie als beflügelnde Idee in den Alltag zu integrieren. So wurde in Düsseldorf alles auf die komplexen Bedürfnis-se eines Teams von Wissensarbei-tern eingestellt, das viel reist und in den Transiträumen nicht nur Büro,

sondern ein Stück Heimat, Lebens-qualität und Hotelkomfort finden will.

So sieht der Google-Empfang weder nach Plastikwelt noch nach Clean Chic aus. Natürliche Materialien ver -mitteln Privatheit, gleich hinter dem Empfangsbereich ragen antike Holz-schubladen aus den Wänden. Nichts für Schubladendenken, sondern eher Raum für Individualität. Denn jeder Googler darf alles mitbringen, was ihm ein Wohlgefühl bei der Arbeit verschafft. Lepel & Lepel, die schon vor Jahren das Private im Büro, den erweiterten Raum für Wissensarbei-ter, gedacht hatten, waren erfreut. »Was wir mit konservativeren Bauher-ren erst entwickeln müssen, brachte das Google-Unternehmen schon mit: gemeinsam Essen, kommunizieren. Wir sehen endlich jemanden, der das nicht nur will, sondern auch lebt«, be - merkt Reinhard Lepel. »Und sie leben es so gut, dass sie mit dieser ent-spannten Haltung ihre Arbeit effekti-ver umsetzen können«, ergänzt Mo-nika Lepel, die das Projekt mit einem schlagkräftigen Team betreute. Für das Technologieunternehmen wurde die Zusammenarbeit zur Ideenwerk-statt. Schnell wurde deutlich: Das Büro Lepel & Lepel sieht die Ansprü-che des Googlers – Altersdurchschnitt Anfang 30 und ein Kind der Popkultur – als Ansporn. Denn diese Profis, die sich federleicht in virtuellen Welten zurechtfinden, wollen im realen Ra-dius einen gut benutzbaren, klaren Schnittbogen finden.

Bei der Office-Planung waren vor allem offene Kommunikationsstruk-turen wichtig. Großzügige Austausch-Plattformen, die zum einen die Offen-heit als Teil der Firmenkultur wider-spiegeln, zum anderen das innovative Denken und Experimentieren der Googler unterstützen. Vieles sollte für den anspruchsvollen Kunden neu ge-dacht werden. »Kunst zeigt sich nicht durch Komfort, sondern durch das Risiko«, sagt Monika Lepel. Dass sie mehrfach ihre Komfortzone im Projekt verlassen musste, deutet sie nur an. Nichts kam fertig aus der Schublade, alles musste neu entwickelt werden.

Entstanden sind emotional-sinnliche Lebensräume, die die Mitarbeiter ak-tivieren und ihre Kreativität befeuern: durch Farben, Materialien und neue

Perspektiven. Eine anspruchsvolle Mi schung, die den Innenarchitekten mit einem besonderen, gedanklichen Bild gelang: men of steel and girls of pleasure. »Das wurde zu unserer Stra-tegie«, sagt Monika Lepel. Der Stahl-arbeiter stand für die Materialien: ehr-lich, robust. Die girls of pleasure für den Ortsbezug zur Landeshauptstadt. Hier durfte es betont sexy und bunt zu gehen. Eine antreibende Allianz für einen Ort, an dem Innovationen in schneller Folge umgesetzt werden. Das kann nur geschehen, wenn Men-schen in Räumen tätig sind, die ihre Kreativität beflügeln – wer sich wohl fühlt, hat gute Ideen.

Lepel & LepelArchitektur InnenarchitekturEupener Straße 7450933 KölnT +49 (0)221 24 05 505F +49 (0)221 24 05 [email protected]

Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur Die Beziehungsbauer

Page 48: KAP Magazin #6

46 Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur Die Beziehungsbauer

Page 49: KAP Magazin #6

47 Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur

Google OfficeDüsseldorf2011

Die Beziehungsbauer

Page 50: KAP Magazin #6

48

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?1993 gehörte uns die Welt. Wir muss-ten jenseits von gewonnenen Wett-bewerben Akquise lernen.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Unsere Vorbilder waren immer kraft-volle Entwerferpersönlichkeiten, Menschen, die uns in einer entschei-denden Phase geprägt haben. Frau Prof. Ellen Birkelbach und Herr Prof. Peter Kulka haben uns in Ihrer Per-sönlichkeit und Ihrem Werk Freiheit und Eigensinn vorgelebt.

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?Beziehungen bauen.

4. Was wollten/wollen Sie anders machen als die anderen?Welche anderen? Wir bewegen uns in einem Umfeld von vertrauenswürdi-gen und herausragenden Architekten in gegenseitigem Respekt.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Wir können uns immer über jeden gewonnenen Wettbewerb oder jede gewonnene Auszeichnung freuen. Wir lieben den sportlichen Wettkampf. Wir sind glücklich, wenn Menschen die Qualität erkennen, die wir für sie geschaffen haben.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Wir investieren Zeit und Personal, wir machen uns Gedanken, was Men-schen außerhalb des Architektenkrei-ses interessieren kann.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets, im Bereich Bauen tätig zu sein?Wer baut, gestaltet Zukunft.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Die drei nächsten.

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Monika Lepel: Ferienhäuser. Gute, einfache Ferienhäuser. Sie spiegeln die Essenz des Lebens wider.Reinhard Lepel: Es gibt keine Traum-aufträge.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Wir machen den städtischen Raum zu einem würdevollen Lebensraum für Menschen.

Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur

10 FRAGEN AN MONIKA UND REINHARD LEPEL

Die Beziehungsbauer

Page 51: KAP Magazin #6

Funktional – Formbar – FließendGestaltung und Raum, Licht und Schatten, Design und Funktion –

noch nie waren diese Begriffe so eng verbunden wie bei den

Flächenvorhang-Systemen von Silent Gliss. Ob leicht transparent

oder ganz blickdicht, der Effekt und die Optik ist unvergleichlich –

ein Produkt das seinesgleichen sucht. www.silentgliss.de

Silent Gliss gebogenes Flächenvorhang-System

SGD_Ad_KAP_Flex_200x257_XX.indd 1 07.06.2011 12:05:12

Page 52: KAP Magazin #6

50 Der MinimalistArchitekturbüro Jakob Bader

Page 53: KAP Magazin #6

51 Architekturbüro Jakob Bader Der Minimalist

DEM MÜNCHNER ARCHI­TEKTEN JAKOB BADER GELINGT ES MIT WENIGEN MITTELN, HÄUSERN CHARAKTER ZU VERLEIHEN. SEINE SPEZIALITÄT: GEBÄUDE MIT GRIPS.

VON OLIVER HERWIG

Page 54: KAP Magazin #6

52

Nein, dieses Wort könne er nicht mehr hören. »Nach-hal-tig-keit« sei nur eine Blase, meint Jakob Bader. Hinter der schillernden Oberfläche »verbergen sich meist hohe Investitionen und eine maximale Materialschlacht.« Lie-ber spricht der junge Münchner Archi-tekt von schlauen Gebäuden. Was er darunter versteht? »Verhältnismäßiger Aufwand. Nicht maximaler Glanz.« Wie so etwas aussehen kann, hat Bader letztes Jahr vorgeführt mit »Haus V«.

Kantig sieht es aus, knallrot und kom promisslos. »Haus V« ist perfekt auf ein Paar aus der Kreativ-Branche zu geschnitten, das viel unterwegs ist. »Modern sollte es sein, aber nicht per fektionistisch«, keinesfalls »ge-schleckt«. Irgendwann tauchte im Ge-spräch Giorgo Giugaros »Lotus Esprit« aus den 1970er Jahren auf: dynamisch und leicht. Das Bild gefiel.

Architekturbüro Jakob Bader Der Minimalist

DAS KÖNNTE SCHULE MACHEN IN DER ÖKOARCHITEK TUR: WENIGER IST SCHLAUER.

Page 55: KAP Magazin #6

53

Bader machte daraus ein Haus, feder-leicht und markant, mit einem massi-ven Kern, einem Motor in Form einer Wärmepumpe und viel Glas. Selbst-bewusst steht es da, spielt mit dem Bebauungsplan und den Erwartungen an ein Einfamilienhaus. Da wird auch das richtige Auto nicht weggesperrt, sondern unter dem weit auskragen-den Obergeschoss präsentiert wie weiland bei Le Corbusier.

Schlau heißt bei Bader, das Notwen-dige tun und Schwerpunkte setzen. Da ist zum Beispiel der loftartige Wohn-Ess-Koch-Raum, den er wie eine Basilika angelegt hat, durchaus mit Augenzwinkern. Die Küche sei ja schließlich »der Hochaltar unserer Zeit«, meint Bader. Also thront der Küchenblock wie ein Opfertisch im Raum. Der Blick wiederum geht ins Grüne, und dieses Grün ist eigentlich nur eine Restfläche, auf der niemand bauen wollte.

Die kompromisslose Form des Hau-ses spiegelt sich in seinem Inneren: alle Zimmer umspielen den Kern mit seinen zwei einläufigen Treppen, den Bädern und der Ankleide. Das Erdgeschoss öffnet sich zum Garten mit seinen Tannen und dem großen Apfelbaum, das Dachgeschoss aus Schlafzimmer, uneinsehbarer Son-nenterrasse und Badezimmer wiede-rum öffnet sich zum Himmel. Ge-schützt von Isolierglas könne man im Bett liegen und am Himmel Stern-schnuppen oder Schneeflocken beob-achten, schwärmt Bader. Selbst das Bad weist unter seiner Lichtkuppel zum Himmel.

Was ist nun so ökologisch an »Haus V?« Es verbraucht kaum Energie. Natürlich stehen da viel Beton und Zement, hocheffiziente Dämmung und

Haustechnik. »Die Wärmepumpe hätte es gar nicht gebraucht«, behaupt et der Architekt, der auch sonst mit den Klischees von Jute und Kork wenig am Hut hat. Er selbst wohnt mit seiner Familie und viel geerbten Antiquitä-ten in einem Sechziger-Jahre-Haus. Die Brechung macht es für ihn span-nend. »Antiquitäten ertrage ich nur im modernen Ambiente, wie in Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum«, er klärt der Baumeister. Mit einer Ausnah-me: Liebend gern thront er im Sessel seines Großvaters. Für die Restau-rierung hätte sich Bader auch einen Eames-Chair kaufen können, doch das Familienstück war ihm wichtiger. »Der Sessel«, sinniert er, »ist Ehrfurcht gebietend.« Darin nähme er automa-tisch eine andere Haltung an. Etwas zu steif, etwas zu ernst blickt Jakob Urs Anton Bader denn auch aus den Tiefen des Erbstücks. Wer seinen Lebenslauf liest, könnte meinen, der Mann habe Architektur studieren müs-sen. Bader stammt aus einer Familie von Schreinern. Sein Vater war leiten-der Baudirektor, seine Mutter Innenar-chitektin. Und auch sein kleiner Sohn sagt schon, er werde einmal Architekt.

Der 38-Jährige führt ein kleines Büro in Münchens Maxvorstadt mit großen Ideen, ein Ladenlokal mit weiß ge-strichener Bierbank vor dem Fenster und weißen Regalen im Rücken. Bü-cher und Aktenordner stehen in Reih und Glied, hinter dem Tresen surren zwei Computer. »Unsere Arbeits weise, Bürostruktur und Hilfsmittel sind einfach, modern und effizient«, steht dazu auf der überraschend textlas-tigen Internetseite. »Teamgröße und Zusammensetzung richten sich fle-xibel nach dem jeweiligen Bedarf.« Und obwohl er zu seinem erweiterten Team auch Ingenieure, Anwälte, Grafi-ker, Modellbauer, 3-D-Animateure und

Fotografen zählt, bleibt Jakob Bader der Kopf hinter dem Büro.

Augenblicklich steht ein ganz anderer Aspekt von Nachhaltigkeit an. Bader baut um. Viele Wohnhäuser wollen wachgeküsst werden. Transformatio-nen sind sein Geschäft. Mit viel Phan-tasie wendet er Münchens Bausub-stanz ins 21. Jahrhundert. Sein Motto:Alles, was gut ist, wird gestärkt, was schwach ist, fliegt raus. Nur einen Steinwurf von der Technischen Univer-sität ist so ein »schlauer« Umbau zu sehen. Bader ließ das Nachkriegshaus gleich mal »saftig grün streichen«, dann druckte er Kastanienblätter auf verschiebbare Glasläden. Die Motive für den gläsernen Sonnenschutz fand er vor der Alten Pinakothek. So zieht etwas Schattiges und eine Andeutung von Grün und Weite in die eng bebau-te Straße.

Gebäude sind so etwas wie Patienten für Bader. Man müsse ihnen das gute Gefühl geben, dass sich jemand um sie kümmere. Dann reichen auch klei- ne Umbauten, um Großes zu er reichen.Das könnte Schule machen in der Öko-Architektur: Weniger ist schlauer.

Architekturbüro Jakob BaderAmalienstraße 14a 80333 MünchenT +49 (0)89 33 03 85 10 F +49 (0)89 33 03 85 [email protected]

Abbildung auf der Folgeseite:Haus VMünchen-Unterföhring2008

Architekturbüro Jakob Bader Der Minimalist

Page 56: KAP Magazin #6

54 Architekturbüro Jakob Bader Der Minimalist

Page 57: KAP Magazin #6

55 Architekturbüro Jakob Bader Der Minimalist

Page 58: KAP Magazin #6

56

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?Das Büro wurde 2001 gegründet – in schwierigen Zeiten, mit großen Ambi-tionen, aus dem Stand.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Hans Leinz, 1903–1971, Schreiner und Stadtrat in Heidelberg, mein Großvater. Ludwig Mies van der Rohe, 1886–1969, Architekt in Berlin bzw. Chicago

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?Unsere Gebäude sind immer zugleich phantasievoll und effizient, feinfühlig und rigoros, klar und vieldeutig.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?Wir schwimmen nicht in einem mittel - mäßigen, ängstlichen, diffusen, kom-promissvollen und humorlosen Ent-scheidungs- und Gestaltungsbrei mit.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Wir freuen uns immer sehr über die geistige Auseinandersetzung mit unseren benutzbaren Werken.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Wir reden selbstbewusst mit jedem und jederzeit über Architektur und Architekten.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Die Budgets werden nicht schmaler, sondern differenzierter. Es macht uns glücklich, unser Umfeld mitzu-gestalten.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Kulturkiosk Kanzler, Zwischennutzung in München, 2003Haus V, Einfamilienhaus in Unterföhring, 2008Haus Leinz, Wohn- und Geschäftshaus in Heidelberg, 2011

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Ein großer Neubau, entwickelt und umgesetzt nicht für oder gegen, sondern mit einem klugen Bauherren.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Die alltägliche Aufgabe jedes Architekten ist die Verbesserung der Städte.

Architekturbüro Jakob Bader Der Minimalist

10 FRAGEN AN JAKOB BADER

Page 59: KAP Magazin #6

Ein Stuhl ist ein Stuhl ist ein Stuhl … ? Ist er nicht.* Der Chassis. Wilkhahn.

* Denn erstmals in der Möbelgeschichte wird ein Stuhl aus Stahlblech mit Technologien aus der Automobilindustrie hergestellt. Das Ergebnis: ein Universalstuhl, der Leichtigkeit und hohen Sitzkomfort mit einer faszinierenden Form gebung verbindet. Eine Design-Ikone, die sich mühelos in unterschiedliche Lebensstile und Interior-Konzepte einfügt. Mehr Infos unter www.wilkhahn.de

Page 60: KAP Magazin #6

58 Die LandschaftsgestalterRMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Page 61: KAP Magazin #6

59 Die Landschaftsgestalter

MIT GARTENSCHAUEN CITYS ZUM BLÜHEN BRINGEN UND BÜRGERN NEUE FREIRÄUME SCHENKEN: MIT GRÜNER STADTGESTALTUNG WUCHS DAS BÜRO RMP STEPHAN LENZEN LANDSCHAFTS­ARCHITEKTEN GLEICH MIT.

VON INKEN HERZIG

Page 62: KAP Magazin #6

60 RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

»DIE RENAISSANCE DES GARTENS IST STÄRKER DENN JE.«

Die Landschaftsgestalter

Page 63: KAP Magazin #6

61

Dies ist eine Geschichte vom Wach-sen. Sie erzählt vom realen, grünen Wachsen, das Städte zu dem machen kann, was sie in Zukunft sein sollten: lebenswürdigere Oasen. Sie erzählt vom Mitwachsen und dem Wachsen an Aufgaben. Und von einem Büro, das aus alten Schuhen herauswuchs und sich selbst übertraf.

Stephan Lenzen, 44, ist viel unter wegs. Zwischen Köln, seinem Geburts- und Heimatort, und Bonn, seinem Büro-standort. Der Kopf und Chef des Land - schaftsarchitekturbüros RMP hat ein Händchen fürs Wachstum und das Wachsen.

2001 wurde er als Partner in das Büro von Heinrich Raderschall in Bonn auf genommen, 2004 übernahm er es. Das Büro war gut eingeführt, seit 1951 am Markt, aber mit der Entwurfs-sprache nicht mehr ganz up to date. Lenzens vorrangige Aufgabe: neue Auftraggeber zu generieren. Der Land-schaftsarchitekt mit Gärtnerausbil-dung hatte damals schon ein gutes Gespür für Wachstumsfelder. Er setzte nicht auf private Gärten, um das Büro nach vorne zu bringen, sondern auf Gartenschauen und beteiligte sich an den Ausschreibungen. Der Grund da-für? »Für die Gartenschauen gibt es ein festes Budget und den Druck, zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig zu sein und sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. Gastgeber zu sein und sich nicht zu blamieren. Das erfordert schnelle Entscheidungen. Durch die Eröffnungsdaten gibt es einen realis-tischen Druck – das Thema wird nicht totdiskutiert«, erklärt er.

2005 generierte er die Internationale Gartenschau in Hamburg. Mit den größeren Anforderungen an das Büro wuchs auch die Kollegenzahl. »Bei zwanzig Mitarbeitern veränderten wir die Bürostruktur«, erzählt Stephan Lenzen. Ihm war wichtig, dass jeder möglichst selbständig agieren und entscheiden konnte. Ein Erfolgsrezept:heute misst das Büro rund 40 Ange-stellte, ist eines der größten der Bran - che in Deutschland und akquiriert Auf-träge, die kleine Büros in dieser Form selten bekommen. Der Schwerpunkt liegt immer noch bei Gartenschauen. »Sie sind für uns reizvoll, weil sie städtebauliche Instrumente sind«, bekennt Stephan Lenzen.

Denn schon lange sind sie nicht mehr eine botanische Aneinanderreihung von Pflanzen, gespickt mit fröhlichen Events. Jüngst gestaltete RMP die Bundesgartenschau Koblenz, die am 15. April 2011 eröffnet wurde. »Wir Architekten empfinden das Groß event Gartenschau natürlich auch pro ble ma-tisch«, bekennt er, »mit seinen über-bordenden Facetten und dem ganzen Drumherum.« Schon jetzt zeich net sich in Koblenz ab, dass die Stadt, die an-fangs noch kritisch ob der finan ziel len Auslagen war, profitiert. Touristen, die früher kurz ans Deutsche Eck fuhren, die Aussicht genossen und danach in ihren Reisebussen ver schwanden, bleiben. Schon in den ersten zwei Mo-naten der Veranstaltung wurden eine Million Besucher verzeichnet. Ins-gesamt beläuft sich die Prognose der Besucher für die ganzen sechs Monate auf zwei Millionen. Geld fließt nach Ko-blenz – über den Eintritt hinaus in die Stadt hinein, in Restaurants und Ho-tels. Und erstmals nach langen Jahren wurde für die Bevölkerung auch das Wasser wieder erlebbar gemacht. »Die Stadt zum Rhein zu bringen, ist uns gelungen«, stellt Lenzen fest. »Kleinere Städte müssen heute ihre Qualitäten besonders herausarbeiten«, beschreibt er, »auch für die eigene Bevölkerung den Freiraum gestalten. Wir haben uns wie die ›Drahtbürste‹ verstanden – die Juwelen, die es gab, freigelegt.«

Der berühmte Lenné-Garten zum Bei-spiel war verwahrlost. Heute strahlt das Kurfürstliche Schloss wieder – und die Entwürfe des einstigen preu-ßischen Gartenbaumeisters, Peter Joseph Lenné, finden sich hinter dem Schloss als prachtvoller Terrassen-garten. Auch der Schlossvorplatz hat sich verwandelt. »Früher wurde er als Parkplatz genutzt«, erzählt Stephan Lenzen, »heute ist es uns gelungen, ihn in einen Bürgerpark mit weitläu-figen Beeten und breiten Wegen zu verwandeln. Die Fahrzeuge verschwin-den in der vorhandenen Tiefgarage.« Es gelang, was sich Lenzen vornahm: dass die Gartenschau einen Mehrwert für die Zeit danach verankert und den Bürgern neue Freiräume ver-schafft. »Das Motto der Gartenschau – ›Koblenz verwandelt‹ –«, so ist er überzeugt, »hat sich inzwischen auch auf die Bürger übertragen. Sie sind ungemein stolz und freuen sich, Gast-geber zu sein.«

Auf Stephan Lenzen warten neue Herausforderungen. Auch in Öhringen soll 2016 eine Landesgartenschau ent-stehen. Da sich die Aufträge für das Büro inzwischen Richtung Süden stre-cken, scheint es auch ein Ort für eine weitere Büro-Dependance zu werden. »Gartenschauen gehören in Städte, da sie die Lebensqualität erhöhen«, ist Stephan Lenzen überzeugt. Dass sich das Thema in Deutschland überho-len könnte, macht ihm keine Sorgen. »Die Renaissance des Gartens ist stärker denn je«, beobachtet er. »Auch die Sehnsucht in den Städten nach grünen Räumen wird immer stärker. Ob Guerilla-Gardening oder Urban-Gardening – davon profitieren wir alle, auch die Landschaftsarchitekten.«

RMP Stephan Lenzen LandschaftsarchitektenKlosterbergstraße 10953177 BonnT +49 (0)228 95 25 70F +49 (0)228 32 10 83info@rmp-landschaftsarchitekten.dewww.rmp-landschaftsarchitekten.de

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten Die Landschaftsgestalter

Page 64: KAP Magazin #6

62 RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Bundesgartenschau Koblenz2011

Die Landschaftsgestalter

Page 65: KAP Magazin #6

63 RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur – Dycker FeldSchloss Dyck, Jüchen2002

Die Landschaftsgestalter

Page 66: KAP Magazin #6

64

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?Ich habe eigentlich nie ein Büro ge-gründet, sondern vielmehr das Büro übernommen, in dem ich vormals 5 Jahre Mitarbeiter und Partner war. Ab welchem Zeitpunkt ich es schließlich als mein Büro wahrgenommen habe, kann ich Ihnen nicht genau sagen. Als eine Herausforderung habe ich es nie empfunden, sondern als ein Geschenk. Selbständig und selbst-verantwortlich das tun zu können, was ich beruflich am besten kann.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?In der Landschaftsarchitektur hatte ich nie Vorbilder, ich orientierte mich eher an Hochbauarchitekten wie z. B. Zumthor u. a. Heute ist es vielmehr meine Familie, insbesondere meine Tochter, die mich durch ihre neugie-rige Sicht auf die Welt und die Men-schen wachsen lässt.

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?Als Landschaftsarchitekten berühren und bewegen wir mit unseren Werken die Menschen. Wir »spielen« mit den Sehnsüchten nach Natur und Land-schaftserlebnis, mit der Intention nach Ruhe, einer Reduktion der Eindrücke und Schönheit. Durch Haltung über-nehmen wir Verantwortung und Ge - währleistung: für das Spielerische, Schöne und Faszinierende im Rahmen von Funktionalität und Wirtschaftlich-keit, Nutzen und Dauerhaftigkeit. Mit Kreativität und Können gestalten wir Lebensräume.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?Ich möchte nicht anders sein, sondern möglichst viel »original ich« sein, und ob ich damit etwas anders mache, glaube ich nicht.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Die Architekturpreise und Veröffentli-chungen unseres ersten großen Pro-jektes, dem »Dycker Feld«. Insbeson-dere der Green Good Design Award für Nachhaltigkeit im letzten Jahr. Warum? Weil es ein einmaliges und in Teilen radikales Projekt war.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Mehr als nur solche Fragen zu beant-worten.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Werden die Budgets schmaler?

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Projekte?Wenn ich mich auf die bereits fertig gestellten Projekte beschränke, dann sind es das »Dycker Feld« selbstver-ständlich, die »T-Mobile-Stadt« und die »Bundesgartenschau 2011« in Koblenz.

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Keine Ahnung, ich träume nicht von Aufträgen.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Das tun wir schon und wie wir es tun, kann ich Ihnen in max. 2 Sätzen nicht beschreiben. Ich denke, es ist einfa-cher, Sie schauen sich die neuen Frei - räume der Innenstadt von Koblenz einfach an.

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

10 FRAGEN AN STEPHAN LENZEN

Die Landschaftsgestalter

Page 67: KAP Magazin #6

Innovative Gebäudetechnik einfach und mobil steuernwww.gira.de/interface

Designauszeichnungen: Plus X Award 2011, red dot award 2011, interior innovation award 2011 [Gira Control 19]Plus X Award 2011, iF award 2011 [Gira Control 9]Plus X Award 2009, iF gold award 2008 [Gira Interface] [Interface Konzeption/Design: schmitz Visuelle Kommunikation]

großzügiges Display mit einer Diagonale von 47 cm [18,5"]. Als kompakte Variante mit einem 22,9 cm [9"] Display steht der Gira Control 9 Client zur Auswahl. Beide Geräte sind mit Lautsprecher und Mikrofon ausgestattet und können so für die audiovisuelle Türkommunikation ver wendet werden. Abbildung links: Gira Control 19 Client, Glas Schwarz. Abbildung rechts: Gira Control 9 Client, Glas Schwarz

Gira Control ClientsDie Gira Control Clients sind die zentralen Bediengeräte für den Gira Home Server 3 / Facility Server und die KNX / EIB Installation im Gebäude. Über brillante Touchdisplays ermöglichen sie eine einfa-che Steuerung der gesamten Gebäudetechnik. Dabei sorgt das Gira Interface als Bedienoberfläche mit einer verständlichen und intuiti-ven Menüführung für den schnellen Zugriff auf alle Funktionen wie Licht, Jalousien oder Heizung. Der Gira Control 19 Client bietet ein

Gira Home Server / Facility Server AppMit der Gira Home Server / Facility Server App kann die ge samte Gebäudetechnik bequem und mobil bedient werden – über iPhone, iPad oder iPod touch, via GSM, UMTS oder WLAN. Die App zur Steuerung des Gira Home Servers 3 und der KNX / EIB Installation präsentiert sich im einheitlichen Gira Interface Design und bietet

dadurch eine leicht verständliche sowie intuitive Menüführung. Die Gira Home Server / Facility Server App ist ausschließlich im Apple App Store erhältlich. Abbildung links und rechts: Gira Home Server / Facility Server Appauf dem iPhone

14146_Anz_Control+iPhone_Interface_200x257.indd 1 06.07.11 16:38

Page 68: KAP Magazin #6

66 AllesWirdGut Architektur Die Teamplayer

Page 69: KAP Magazin #6

67 AllesWirdGut Architektur Die Teamplayer

DIE VIER WIENER ARCHI­TEKTEN VON ALLESWIRDGUT BESITZENDIE SELTENE GABE, DAS SPEKTAKULÄRE GANZ SELBSTVERSTÄNDLICH ERSCHEINEN ZU LASSEN. DAMIT STELLEN SIE MODERNE ARCHITEKTUR AUF EINE NEUE BASIS.

VON OLIVER HERWIG

Page 70: KAP Magazin #6

68 AllesWirdGut Die Teamplayer

Page 71: KAP Magazin #6

69

Nina Ruge ist schuld. Sie lieferte den schillernden Namen des Wiener Archi-tekturbüros AllesWirdGut. Ruges Abmoderation der RTL-Nachrichten wurde bei Andreas Marth, Christian Waldner, Friedrich Passler und Herwig Spiegl zum geflügelten Wort. »Nach all den Horrorgeschichten hat sie uns diese schöne Nachricht geschickt«, erinnert sich Spiegl. Damals steckten sie in der Endphase eines ihrer ersten Projekte und neckten sich am Ende jeder Mail mit dem Spruch. Als sie bei der Abgabe des Wettbewerbs noch immer keinen Büronamen hatten, tauchte »AllesWirdGut« auf, ganz spon - tan. »Wir waren uns des Potentials nicht mal bewusst«, behauptet Spiegl. Heute kann man für diesen Marke-ting-Coup gratulieren.

So ist es eben bei AllesWirdGut, vieles klingt leicht und lässig, hat aber außer - ordentlichen Tiefgang. Ihre Architek-tur probt das Monumentale und weist doch alles Schwere von sich. Wie man mit einem UNESCO-Weltkulturerbe umgeht, dem Skulpturenpark und Festspielgelände im Römersteinbruch St. Margarethen, bewiesen sie im Sep tember 2005. Statt sich an der ge - waltigen Kulisse abzuarbeiten, nah-men sie den Ort auf, seine Energie, und akzentuierten die Mega-Skulptur mit messerscharfen Schnitten aus Cortenstahl-Rampen und Stegen. Zuschauertribüne, Eingangs- und Ca-teringbereich sowie Foyerpark wirken so, als stünden sie schon immer da. Ihre eigene Arbeit sahen sie ganz bescheiden als »als Fortführung der Bildhauerarbeit«.

AllesWirdGut betreiben dabei Jiu-Jitsu. Sie wenden Dinge und machen sich die Dynamik des Ortes zunutze. »Indem sogenannte Probleme als Chance ge lesen werden, entstehen neue, unerwartete Möglichkeiten«, formulieren sie ihre Bürophilosophie. »Das Ziel ist immer, über die gege-bene Aufgabe hinaus zusätzliche Qualitäten zu finden und zu reali-sieren.« Wie in Krems, wo mit dem NHK (Niederösterreich Haus Krems) Österreichs größtes Büro-Passivhaus entstand. Statt das Projekt auf die grüne Wiese zu verlegen und dort frei von allen Einschränkungen zu verwirklichen, stellten sie sich den Herausforderungen des Or tes, den kleinteiligen Parzellen, den Gassen,

Passagen und Innenhöfen und legten auf dem zersplitterten Grundstück eine kleine Stadt in der Stadt an. Das Haus schreibt sich in den Kontext ein und wird Krems.

Friedrich sei der Zielstrebige, Chris-tian der Ernsthafte, Andi der Spitzbub und er der Rebell, lacht Spiegl, mit 38 Jahren Jüngster der vier. Projekte lei-tet immer nur ein Partner, am Anfang stehen gegenseitiger Austausch und viel Respekt vor der Meinung der an-deren. »Skulpturale Fähigkeiten brin-gen wir alle mit«, erklärt Spiegl, der von spektakulären Bauten als Selbst-zweck gar nichts hält. »Wir bilden ein Team, das stark aus dem Kontext arbeitet und Projekte sehr pragma-tisch führt.« Dazu komme ein konzept-bezogener Kick, eine Geschichte. »Zu wissen, warum man etwas macht, ist besonders wichtig.«

Freundschaft? »Auf jeden Fall. Zum Glück verbringen wir nicht mehr ganz so viel Zeit im Büro wie früher, aber damals waren es die intensivsten Be ziehungen, die ich hatte«, sagt Spiegl. »Das hat extrem zusammen-geschweißt«. Geholfen haben dabei ein Faible für Mode und die Rocker von »Monster Magnet«, deren Song »Negasonic Teenage Warhead« Mitte der 1990er Jahre in jedem Club zu hören war.

In der zwölfjährigen Geschichte des Büros gab es nur eine längere Diskus-sion – ausgerechnet über die eigene Homepage, die für viele andere Büros inzwischen stilbildend wirkte: lässig und informativ, wie ein Fahrplan in ihr architektonisches Denken. Da seien die Meinungen stark auseinander ge-gangen, erinnert sich Spiegl. Alles an-dere war und ist »Nörgeln auf hohem Niveau«, es gehe um Kleinigkeiten, um Details. Jeder gebe mal nach, wichtig sei das »Topergebnis am Schluss«.

Das Spektakuläre braucht das Selbst-verständliche. Wer glaubt, hier arbei-teten nur titanische Baumeister und Bildhauer, geht in die Irre. Die Wiener trotz einprägsamer, ja beeindrucken-der Bauten quer zur öffentlichen Mei nung. Architektur lasse sich eben nicht auf »Formen erfinden und Far-ben definieren« reduzieren, behauptet Spiegl. »Räume zu definieren und Raumstimmungen zu erzeugen« kom-

me der Aufgabe schon näher. Natür-lich sind sich AllesWirdGut bewusst, welche Macht sie in Händen halten. Spektakuläre Fassaden wirken wie ein Katalysator, sie beschleunigen die Entscheidungsfindung und beeinflus-sen öffentliche Meinung, aber letztlich gehe es um andere Qualitäten. In zwölf Jahren hat das Quartett Marth, Waldner, Passler und Spiegl bewie-sen, wie man eine Balance findet aus spektakulären Fassaden und selbst-verständlichem Auftreten. »Ob das Gebäude rot, blau, grün aussieht oder in der Farbe des Gesteins erscheint, sollte seiner Qualität nicht viel anha-ben können.« Wichtig sei nur eines: Es müsse funktionieren.

Acht Mitarbeiter, fünf Praktikanten und »vier Chefs«, das sind AllesWird-Gut. Sie wollen nichts weniger als »die Welt verbessern«. Bei den Wienern wird Architektur zur sozialen Dienst-leistung. Sie legen die Basis für das tägliche Miteinander. Der Stadtpla-ner als sozialer Bauarbeiter, dieser Gedanke ist AllesWirdGut nicht fremd. Trotzdem klingt Spiegl unzufrieden. Demnächst, erklärt er, werden sie wie-der mehr Schärfe in die Projekte ein-bringen, wieder stärker den eigenen Idealen verpflichtet sein und weniger strategisch denken. Da trifft es sich gut, dass der charmante Büroname bleibt. Das habe pragmatische Grün-de, erklärt Spiegl. Das Wiener Gemüt sei insgesamt etwas grantig, beson-ders am Telefon, aber wenn sie sich mit »AllesWirdGut« meldeten, steige die Laune sofort.

AllesWirdGut Architektur ZT GmbHJosefstädter Straße 74/B1080 Wien, ÖsterreichT +43 (0)196 10 43 70F +43 (0)196 10 43 [email protected]

AllesWirdGut Architektur

Abbildung auf der Folgeseite:Festspielgelände im Römersteinbruch St. Margarethen2008

Die Teamplayer

Page 72: KAP Magazin #6

70 AllesWirdGut Architektur Die Teamplayer

Page 73: KAP Magazin #6

71 AllesWirdGut Architektur Die Teamplayer

Page 74: KAP Magazin #6

72

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?Bürogründung 1999.Größte Herausforderung war, eine funktionierende Bürostruktur aufzu-bauen, in der einigermaßen normale Arbeitsbedingungen herrschten und man trotzdem beruflich erfolgreich sein konnte.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Während des Studiums fielen uns junge Holländer wie MVRDV und NL Architects auf, die erfolgreich waren und erfrischende Architektur boten. Das hat uns Mut gegeben, es selbst auch zu probieren.

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?Veränderungen zulassen. Neues aus-probieren. Dabei aber nicht verges-sen, unsere Verantwortung gegenüber Bauherren, Gesellschaft und Umwelt zu wahren.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?In Österreich gab es zu unserer Grün-dungszeit die alte Garde, die baute, und die junge Generation, die nicht baute. Wir wollten jung sein und bauen!

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Unsere Ladung zur »Biennale di Vene- zia 2004«, durch die damalige Kura-torin Marta Schreieck. Das war so ein Gefühl, etwas geschafft zu haben, wo man immer hin wollte. In dem Mo- ment fast wie ein Olympiasieg. Im Nachhinein relativiert sich alles und man sucht immer nach neuen Heraus-forderungen und Zielen.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Grundstein der Eigen-PR war eigent-lich schon unser Büroname, der nach wie vor einfach zieht. Enorm wichtig ist unser Webauftritt, der vor nunmehr vielen Jahren eine richtungsweisende viel kopierte Präsenz war. Neu dazu gekommen ist unsere Facebook-Sei-te. Das »AllesWirdGut-Buch 01 und 02« ist eine schöne Sammlung geworden, auf die man stolz sein kann und sich-er lich weitergeführt wird. Zahlreiche Publikationen, Vorträge und Ausstel-lungen vervollständigen unsere Prä-senz im Architekturgeschehen.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Wir hatten mit dem uns zur Verfügung gestellten Baubudgets eigentlich nie Probleme. Natürlich kann mit schma-len Budgets nicht jedes Projekt hoch-wertigst ausgeführt sein. Uns interes-siert aber neben der Ausführung vor allem auch das Erarbeiten von inter-essanten Konzepten, ungewöhnlichen Ansätzen und Hervorbringen von spe-ziellen Qualitäten aus der konkreten Bauaufgabe heraus. Solche unerwar-tete Lösungen sind meist unabhängig vom Budget und oft das eigentliche »Highlight« unserer Projekte.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Aktuell das ZIV (Zivilschutzzentrum Innichen)ROM (Römersteinbruch St. Mar-garthen)NHK (Niederösterreich Haus Krems)

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Ein großes Projekt in Innenstadtlage mit spannendem Nutzungsmix aus Wohnen, Büro, Entertainment, Gastro-nomie, Shopping und Freiräumen. Die »5 Höfe« in München zum Beispiel!

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Allgemein träume ich besonders für unsere Kinder von Städten, in denen das Auto optimal ersetzt worden ist. Ich glaube, das wird unsere Städte die nächsten 50 Jahre am nachhaltigsten verändern. Ich hoffe, da gelingt ein großer Wurf! Wie der aussieht, habe ich aber leider keine Ahnung, da sollte aber viel mehr interdisziplinärer Hirn-schmalz reinfließen.

AllesWirdGut Architektur

10 FRAGEN AN CHRISTIAN WALDNERHERWIG SPIEGLFRIEDRICH PASSLERANDREAS MARTH

Die Teamplayer

Page 75: KAP Magazin #6

Carpet ConceptObjekt-Teppichboden GmbHT +49 521 924 59 [email protected]

CAS: Sorgsame Hörsamkeit

CAS Collection von Carpet Concept ist ein akustisch wirksames Programm aus

verschiedenen Teppichböden, deren Rücken mit speziell entwickelten Filzen

unterschiedlicher Stärke kaschiert sind. Mit ihrer besonders hohen Fähigkeit

zur Schallabsorption trägt die CAS Collection zu einer ausgeglichenen Akustik

bei – vom Konferenzraum über Callcenter bis hin zu Open Space Büros.

0,0

0,4

0,8

0,2

0,6

1,0

125 500 2000250 1000 4000

Frequenz ƒ/Hz

Schallabsorptionsgrad s

Quelle: Prüfbericht M87 645/3 Müller-BBM

CAS h Concept 300DIN 18041 Teppichboden bis 6 mm FlorhöheDIN 18041 Teppichboden 7 - 10 mm FlorhöheRelevanter Sprachbereich

Alle Teppichböden der CAS Collection erreichen ein Maximum des Schallab-sorptionsgrades in dem für Sprache besonders wichtigen Frequenzbereich zwischen 250 und 1.000 Hz. Er liegt weit über den allgemeinen Werten für Teppichböden nach DIN 18041. CAS erreicht schon ab 500 Hz einen

s Wert von 0,5.Weitere Informationen:www.carpet-concept.de/deutsch/produkte/akustik

Page 76: KAP Magazin #6

74 Die GrenzgängerKinzo

Page 77: KAP Magazin #6

75 Die GrenzgängerKinzo

KINZO BESPIELT DIE UNTERSCHIEDLICHSTEN RÄUME STETS MIT DEM GLEICHEN ANSPRUCH: ARCHITEKTUR UND AUSSTATTUNG SOLLEN VERSCHMELZEN.

VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Page 78: KAP Magazin #6

76 Kinzo

Der Aufstieg war rasant: Von der Insi-deradresse ist das angesagte Berliner Design- und Architekturbüro in kur -zer Zeit zum mehrfach preisgekrönten Aushängeschild der Designszene avanciert. Vor wenigen Wochen erst konnten die Macher Karim El-Ishmawi (37), Martin Jacobs (39) und Chris Mid-dleton (36) – kurz JIM genannt – den bisherigen Höhepunkt ihrer kreativen Karriere feiern: In Herzogenaurach eröffnete der Sportartikelhersteller Adidas einen neuen Bürokomplex. Der über sieben Stockwerke hohe, mit viel Glas, in Grau und Weiß gehaltene Bau erinnert aus der Vogelperspektive an

Die Grenzgänger

Page 79: KAP Magazin #6

77 Kinzo

einen geschnürten Sportschuh und hat eine Gesamtfläche von fast 62.000 Quadratmeter – so viel wie acht Fuß-ballplätze. Und Kinzo hat ihn maßge-schneidert eingerichtet.

»Das ist unser bislang größter Auftrag«, freut sich Chris Middleton. Zum ersten Mal konnten die Berliner in diesem Neubau mit ihren Interior-Ideen von Anfang an auf die Architektur der Räu - me eingehen. Sie tauchten ein in die Bürowelt, in die Prozesse und Abläufe des Unternehmens, forschten im Stu-dio und experimentierten in der Werk-statt für ein Maximum an Identität und Erlebnis ihrer Produkte.

»Wir machen Design im Raum. Das heißt: Design hat dann einen Sinn, wenn die Leitidee bis ins Detail aus - gearbeitet ist. Beispielsweise die Adi - das-Bürowelt in den Möbeln ab les bar ist. Der Bereich der Architektur ver-schwimmt bei uns mit dem Bereich der Möbel«, erklärt Middleton. Kinzo denkt szenografisch, nutzt die Schnitt - stellen zur Architektur. Design ist dem - nach kein Programm, sondern ein Zu- stand, den Raum und Funktion errei-chen müssen, um besser zu sein als andere.

»Wenn wir gestalten, ist alles aus ei-nem Guss – das fängt bei den Papier-körben an und endet bei den Raum-teilern, auch »Teamplayer« genannt. Anders als Hersteller, die in Serie pro - duzieren, passt sich Kinzo wie ein Chamäleon mit seinem Produkt- und Möbeldesign dem Raum an. »Wir in sze -nieren Orte ganzheitlich, das macht Architektur und Möbel lebendig.«

Mit seinem mehrfach ausgezeichnetenfuturistischen Gestaltungsansatz ist das 1998 gegründete Büro zu einem begehrten Designbüro aufge stiegen – auch für Kunden wie Tishman Speyer,Axel Springer, Audi, L’Oréal, Ernst & Young und eben Adidas. Kinzo-Design überrascht. So ist die Funktion nicht auf den ersten Blick erkennbar, die Objekte wirken wie multifunktionale Skulpturen. Eine der erfolgreichsten ist der mit dem red dot award 2008 ausgezeichnete Kinzo Air-Schreib-tisch. Er hat das Zeug zum Design-Klassiker: Schrägen, gekippte Flächen, und scheinbar »schwebende« Bauteile verleihen der Gestaltung eine dynami-sche Leichtigkeit – eine spacige Aura.

Den Berlinern geht es bei ihren Ent-würfen aber nicht nur um Haptik und Optik, sondern um nachhaltige Lösun-gen für die heute so technisierte Welt. Unternehmen sind nach ihrer Ansicht gut beraten, wenn sie in Arbeitsräume und -plätze investieren, den Büroall-tag komfortabler, inspirierend, intel-ligent gestalten und Erlebnis welten schaffen.

Kinzo liefert mit seinen Ideen jedoch mehr als nur optimale Raumnut-zung: Die Objekte erfüllen sämtliche Anforderungen an moderne Büro- und Konferenzmöbel. So schluckt beispielsweise beim Kinzo Air in der Mitte der Tischplatte eine großzügig dimensionierte, offene Rinne den unschönen Kabelsalat. Die zu klei-nen und unpraktischen Klappen und Deckel, in denen bei herkömmlichen Bürosystemen Kabel und Stecker Platz finden sollen, verschwinden in einem Einzelschreibtisch, dessen Seitenteile in Origami-Art nach innen gefaltet sind. So lässt er sich an die Doppelarbeitstische heran schieben und zu kompakten Dreiergruppen kombinieren.

Der Dreiklang von Raum, Form und Funktion zieht sich von Anfang durch alle Projekte. Kinzo hat so seine Ni-sche gefunden und spielt stets einen besonderen Trumpf aus: Martin Ja-cobs, Projekt-Direktor, schloss bereits vor seinem Architekturstudium die Prüfung zum Tischlermeister ab. »Auf diese Weise haben wir schon in der Entwurfsphase die praktische Umset-zung und die Kosten der Fertigung im Blickfeld«, betont El-Ishmawi.

Der Kinzo Air, im Auftrag vom Axel Springer Verlag für dessen Redaktio-nen entworfen, war der erste Ausflug,den das Trio ins Produktdesign ge wagthat. Denn gestartet sind die Architek-ten, die seit dem Grundstudi um zusam- menarbeiten, mit aufsehen erregender »Guerilla-Architektur«. Die spektaku-lärste, so Chris Middleton, war der Umbau einer ungenutzten Fuß gänger-unterführung am Alexander platz. Der öffentliche Raum verwandelte sich in eine Bar, die vorhandenen Rolltreppen wurden zu Laufstegen für die Besu-cher. »Wir haben Lücken für unsere Underground-Events gesucht, und die Brachflächen, alles Orte aus einer anderen Zeit, temporär neu belebt.«

Kinzo schafft neue, futuristisch an-mutende Erlebniswelten, bespielt die unterschiedlichsten Räume stets mit dem gleichen Anspruch: Architektur und Ausstattung sollen ganzheitlich wirken. Das gilt auch für die Bühnen-bilder für die Eröffnungsfeiern des weltweit bedeutendsten Technologie-ereignisses – der »Hannover Messe«, für die renommierte »CeBIT« und erst-malig im September für das Opening der »Internationalen Funkausstellung« in Berlin.

Seit 1998 steht das Berliner Büro, das in einem Plattenbau mit 3.000 Qua-dratmetern Dachterrasse am Alexan-derplatz residiert, für interdisziplinäre Lösungen, außergewöhnliche Design-Konzepte und Service vom ersten Ent-wurf bis zur Abnahme. Die Kompetenz liegt auf der Schnittstelle von Konzep-tion und Umsetzung. Aus der Archi-tektur kommend, ist die Herangehens-weise von Kinzo konzeptioneller als die reiner »Umsetzer« wie Messebau-Firmen, aber auch pragmatischer und stärker auf das Endprodukt gerichtet als die Praxis von Kommunikations- oder Eventagenturen.

Das so erfolgreiche Trio ist ein einge-schworenes Team, zu dritt segnen sie alle Projekte ab. Kinzo ist eben ein Gesamtkunstwerk. Woher kommt eigentlich der Name? »Er ist ein japa nischer Vorname, der progressiv-futuristisch anmutet«, sagt Middleton. »Vor 15 Jahren haben wir unser Logo entworfen und es genreübergreifend auf all unsere Produkte geklebt.« Kinzo, das Label, signalisiert Mys-tisch-Geheimnisvolles wie von einem anderen Design-Stern.

KinzoKarl-Liebknecht-Str. 13 10178 BerlinT +49 (0)30 97 00 48 20 F +49 (0)30 97 00 48 [email protected]

Die Grenzgänger

Page 80: KAP Magazin #6

78 Kinzo Die Grenzgänger

Page 81: KAP Magazin #6

79 Kinzo

Kinzo Air2008

Hannover Messe Eröffnungs veranstaltung 2011

Die Grenzgänger

Page 82: KAP Magazin #6

80

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei? Unser Büro für Design und Architek-tur haben wir 2003 gegründet, das Label Kinzo haben wir aber schon 1998 für Eventdesign, Kurzfilme, ima ginäre Wer bekampagnen, einen Nachtklub und andere gestalterische Projekte ins Leben gerufen. Das Logo diente uns als Signatur und fasste die interdisziplinären Projekte zusam-men. Die größte Herausforderung war, gleichzeitig ei nen Nachtklub und ein Designbüro zu führen.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Wir haben viele Vorbilder, deren Œuv-re uns inspiriert. Darunter sind Filmar-chitekten wie Ken Adam, Architekten wie Oscar Niemeyer oder Designer wie Dieter Rams, um nur einige zu nennen. Unsere Vorliebe gilt radikal-visionären Ansätzen mit emotionalem Wert und formaler Ästhetik. 3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?Unsere Kernphilosophie lautet: Aufhe-bung der Grenzen zwischen Architek-tur und Design! Ganzheitliche Gestal-tung in 2-D, 3-D und 4-D – unabhängig vom Maßstab.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?Wir wollen ein wenig mehr Utopie wagen. Und so die Zukunft aktiv mit-gestalten.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Der Deutsche Bauforschungsnach-wuchspreis für eine von uns gestaltete Zukunftsvision für Berlin im Jahr 2046 hat uns sehr überrascht. Die Vision wurde in Form eines satirischen Films mit diversen Designansätzen für Produkte, Architektur und Städtebau präsentiert.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Wir bleiben im Gespräch. 7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Beim Bauen sieht man die virtuellen Entwurfsgedanken in die Tat umge-setzt. Das hat etwas Erhabenes. 8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Ein Raumschiff-Büro für eine digitale Medientochter der Axel Springer AG, die abstrahierte Banlieue-Architektur für einen begehbaren digitalen Par-cours auf der Bühne der CeBIT-Eröff-nung 2008 und die kleine, aber feine Modeboutique Maygreen in Hamburg Ottensen kann man gut als repräsen-tative Projekte sehen. 9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Egal ob es sich um die Stadt der Zu-kunft, das kleine Haus am See oder den Arbeitsplatz von morgen handelt: Eine ganzheitliche Gestaltung vom Innenraum zum Außenraum, vom Produkt zur Architektur bis hin zum städtischen bzw. landschaftlichen Umfeld ist uns wichtig.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Wir sind für Nutzungs- und Funktions-überlagerung, dadurch entstehen spannende Bezüge und offene Kom-munikation, die wir in neuartig skulp-

turalen Objekten zusammenführen. Wir möchten mit unseren Projekten ästhetische Höhepunkte schaffen, die das Leben lebenswerter machen.

10 FRAGEN AN KARIM EL-ISHMAWIMARTIN JACOBSCHRIS MIDDLETON

Kinzo Die Grenzgänger

Page 83: KAP Magazin #6
Page 84: KAP Magazin #6

82 Die KonstrukteureLAVA Europe

INSPIRIERT VON NATUR UND TECHNIK FINDET DAS ARCHITEKTURBÜRO LAVA EINFACHE LÖSUNGEN FÜR KOMPLIZIERTE VORGÄNGE.

VON FELIX FELDHOFER

Page 85: KAP Magazin #6

83 Die Konstrukteure

Page 86: KAP Magazin #6

84 LAVA Europe

Aus allen Richtungen gehen Passan-ten über den Platz, manche eiligen Schrittes, andere schlendern. Grüpp-chen setzen sich auf Treppenstufen. Rund um ein Geländer feilen Skater an ihren Tricks. Ein gewohntes Bild auf europäischen Plätzen. Aber in der Wüste, bei 55 Grad Celsius Außen-temperatur und praller Sonne?

Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das sich Abu Dhabi, eines der Vereinigten Ara-bischen Emirate, mit der Wüstenstadt Masdar City vorgenommen hat. Die von Norman Fosters Architekturbüro geplante Siedlung könnte die erste

DAS BESTE AUS NATUR UND TECHNIK ZU VER­EINEN, ZIEHT SICH ALS ROTER FADEN DURCH DIE ARBEITEN DES BÜROS.

Die Konstrukteure

Page 87: KAP Magazin #6

85

emissionsfreie Stadt der Welt werden. Die Sonne wird die nötige Energie liefern und auf den engen Straßen der auf kompaktem, rechteckigem Grund-riss errichteten City dürfen keine Fahr-zeuge mit Verbrennungsmotor fahren. Als Mittelpunkt von Masdar City war ein Kongresszentrum vorgesehen, für welches ein Wettbewerb ausgeschrie-ben wurde. Doch dem Architekturbüro LAVA gelang es, mit einem etwas anderen Entwurf den Wettbewerb zu gewinnen. »Das Zentrum einer Stadt muss ein öffentlicher Ort sein«, er-läutert Tobias Wallisser von LAVA. Es fanden sich genug Argumente, um in der Stadtmitte nicht das Kongresszen-trum, sondern einen öffentlichen Platz zu planen. Doch Plätze befinden sich traditionell unter freiem Himmel, an-gesichts der Wüstenhitze ist das aber undenkbar. Eine Überdachung war un-umgänglich. Das LAVA-Team fand eine Lösung, die wie die Säulenhallen der griechischen Antike, Schutz vor Sonne und Hitze bietet, gleichzeitig aber das Gefühl vermittelt, sich im Freien zu befinden. Trichterförmige Schirme sollen dem Masdar City Square Schat-ten spenden und gleichzeitig an ihrer Oberseite Sonnenenergie sammeln, um den darunterliegenden Platz zu kühlen. Nachts öffnen sich die Schir-me, lassen die warme Luft des Tages entweichen und geben den Blick auf den Sternenhimmel frei. Ein filmreifes Szenario.

Der Name LAVA – eine Abkürzung für Laboratory for Visionary Architecture – ist Programm. Das Büro steht für eine Architektur, die mit einfachen Mitteln viel erreicht. Um effektive Lösungen zu finden, verfolgen die Architekten einen bionischen Ansatz. Sie lassen sich von der Natur inspirieren und ver-suchen, Strategien, die sich im Laufe der Evolution als erfolgreich erwiesen haben, auf technische Probleme zu übertragen. Durch einen engen Kon-takt zum Fraunhofer-Institut können sie außerdem neueste technische Ent-wicklungen in ihre Projekte einfließen lassen. Die Zielsetzung umfasst dabei neben einem durchdachten, auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitte-nen Gebäude immer auch die Energie-effizienz und Umweltfreundlichkeit. »Die Vorstellung, dass Nachhaltigkeit teuer ist, ist falsch«, erklärt Alexander Rieck, einer der drei Partner. Ganz im Gegenteil lasse sich schon durch

einfache Maßnahmen langfristig Geld einsparen. Das Thema Nachhaltigkeit war den drei Partnern schon im Grün-dungsjahr wichtig.

Chris Bosse, Tobias Wallisser und Alexander Rieck gründeten LAVA im Jahr 2007. Alle drei hatten schon zuvoran hochrangigen Projekten gearbei-tet. So entwarf Chris Bosse bei PTW Architects den sogenannten »Water Cube«, das Schwimmstadion der olym - pischen Sommerspiele von Peking, das als kleiner Bruder neben Herzog & de Meurons »Vogelnest« steht. Tobias Wallisser war in Ben van Ber - kels Architekturbüro UNStudio für den Entwurf des Mercedes-Benz Mu - seums in Stuttgart verantwortlich und Alexander Rieck leitete für das Fraunhofer-Institut mehrere Projekte des Forschungsprogramms Office 21, das sich mit dem Wandel und der Optimierung von Büroarbeitsprozes - s en beschäftigt. LAVA ist heute von Büos in Stuttgart und Sydney aus an Pro jekten in der ganzen Welt tätig. Momentan arbeitet das Team an ei-nem Resort in Korea, einem Master-plan für einen Campus in Saudi- Ara bien sowie an einer Solartank-stelle und einer Jugendherberge in Deutschland.

Dabei das Beste aus Natur und Tech-nik zu vereinen, zieht sich als roter Faden durch die Arbeiten des Büros. Beliebt ist zum Beispiel die Verwen-dung von Membranen als Baumate-rial. Dadurch ergeben sich nicht nur konstruktive Vorteile, die Membranen verleihen den Gebäuden mit ihrer leichten Materialität auch eine ganz eigene Ästhetik. Wie das konkret aus-sehen kann, erläutert Chris Bosse an-hand des »Broadway Towers« der Uni-versity of Technology, Sydney – kurz UTS-Tower. Dieses 1979 fertig gestellte Gebäude werde den heutigen Stan-dards in Energieeffizienz und Benut-zungskomfort nicht mehr gerecht, es sei »ein verschlossener Kasten mit Klimaanlage«, der nicht viel Licht oder Luft hereinlasse. Auch für das Stadt-bild sei es keine Zierde, bei Sydneys Bevölkerung gelte es als hässlichstes Gebäude. Anstatt den UTS-Tower ab-zureißen, schlagen die LAVA-Architek-ten ein Re-Skinning vor. Das gesamte Gebäude soll mit einer Membran verkleidet werden, die über ein an der Fassade angebrachtes Metallgerüst

gespannt werden soll. Diese Membran würde es erlauben, das Gebäude mit Tageslicht zu versorgen, ohne dass Mitarbeiter in den Büros geblendet werden oder sich die Räume zu stark aufheizen. Die verspiegelten Fenster könnten durch klare ersetzt werden, und indem man eine natürliche Belüf-tung ermöglicht, ist die Klimaanlage verzichtbar. Gleichzeitig sammelt die Membran Regenwasser und könnte mit integrierten Solarzellen Elektri-zität erzeugen. Auch äußerlich würde das Re-Skinning den UTS-Tower ver - ändern. Seine schwere Anmutung, die durch die Betonung der Horizontalen und die Verwendung von rohem Beton entsteht, würde einer optischen Leich-tigkeit durch die halbtransparente Membran weichen.

Mit diesen durchdachten, nachhaltigen und optisch ansprechenden Gebäuden möchte LAVA einen gesellschaftli-chen Beitrag leisten. Architektur ist für die drei Gründer nicht, den größt-möglichen Ertrag aus einer Fläche zu holen, sondern den Benutzer in den Mittelpunkt stellen. Ihr Credo: »Indem wir innovative technische Lösungen in starke Raumstrukturen integrieren, erzeugen wir neue Aufenthalts- und Erlebnisqualitäten für den Menschen.«

LAVA EuropeHeilbronner Straße 770174 StuttgartT +49 (0)711 72 23 29 01F +49 (0)711 72 23 29 [email protected]

LAVA Europe Die Konstrukteure

Page 88: KAP Magazin #6

LAVA Europe

Masdar City SquareMasdar, Abu Dhabi2016

Die Konstrukteure86

Page 89: KAP Magazin #6

87 LAVA Europe Die Konstrukteure

Page 90: KAP Magazin #6

88

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?Wir haben unser Büro 2007 mit einem Megaprojekt gegründet. Eine Heraus-forderung war es, gleichzeitig an zwei Standorten ein Büro aufzubauen und parallel an einem dritten Standort – in einem dritten Kontinent – bereits Unterlagen für ein Projekt im Eiltem-po zu liefern. Das Projekt war ein mit Solarenergie betriebenes Skiressort auf dem Jebel-Hafeet-Bergmassiv in Abu Dhabi.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Die Natur ist unser größtes Vorbild für Einfallsreichtum, Schönheit und Viel-falt, Komplexität, aber einfachen Re-geln. Was Architektur angeht, fasziniert uns das Zusammenspiel von beson-derer Ästhetik und Technologie, wie es zum Beispiel bei Leonardo da Vinci oder Frei Otto zu sehen ist.

3. Was ist die Kernphilosophie Ihres Büros?LAVA entwickelt die Architektur für die Gesellschaft von morgen. In enger Ab-stimmung mit der Forschung arbeiten wir an der räumlichen Umsetzung von Trends und Technologien der Zukunft und versuchen, diese Erkenntnisse für die Architektur zu nutzen. Dies gilt dabei sowohl für die Anforderungen und Integration künftiger Nutzungspro-zesse als auch für die Bautechnologien und die Planung, wie der Einsatz para-metrisch basierter Planungssysteme und computerbasierter Entwurfstech-niken. Die Frage ist nicht mehr, wie et-was funktioniert, sondern wie wir mehr mit weniger erreichen, also Ressour-cenoptimierung, Nutzerkomfort und räumliche Qualität vereinen können.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?Bei unserer Arbeit schauen wir wenig nach dem, was andere machen. Wir

haben gelernt, uns zunächst auf unsere eigenen Stärken zu konzentrieren und dann nach dem zu sehen, was andere machen. LAVA ist ein Thinktank inter - nationaler Kollaborationen, mit Spe zi - alisten aus Design, Technologie und Naturwissenschaften. Wichtig ist uns, aus unseren – mitunter durchaus unter -schiedlichen – Erfahrungen und Inter-essen überraschende, aber auch über-zeugende Lösungsansätze zu bieten. Anstelle von Rezepten geht es uns um projektbezogene Forschung.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut – warum?Uns freut jede Form der Anerkennung. Ein aufrichtiges Lob von einem Unbe-kannten ist besser als ein »politisch« motivierter Preis.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Möglichst authentisch sein. Nicht alles nach außen tragen – und trotzdem im Gespräch bleiben.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schmaler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Global gesehen stehen wir vor dem größten Bauvolumen seit Menschen-gedenken. Innerhalb der kommenden 20 Jahre brauchen zwei Milliarden Menschen ein Dach über dem Kopf, vor allem in Städten. Und selbst in Europa, wo unsere Städte größtenteils schon gebaut sind, werden viele notwendige Umbauarbeiten notwendig werden, um die Ressourcen-Einsparungsziele zu erreichen. Bauen ist eine Grundauf-gabe. Einen Beitrag leisten zu können, die Möglichkeiten weiterzuentwickeln, ist ein großer Antrieb.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Sowohl Chris als auch Tobias haben bereits vor der Bürogründung an welt-weit bekannten Gebäuden gearbeitet

und erlebt, was die Fertigstellung eines Projekts, an dem man fünf Jahre arbeitet, heißt. Das war eine wichtige Erfahrung, die aber den Bezug auf einzelne Bauten relativiert. Für uns als Team war als Gruppenbil-dung unser erstes Projekt wichtig, das aber nicht gebaut wurde. Für die Entwicklung der Umsetzung eines Zukunftsszenarios war das »Future Hotel« der Prototyp. Und auf städte-baulichem Maßstab wird unser Projekt für das Stadtzentrum von Masdar City, der ersten CO2-freien Stadt, geplant von Foster für Abu Dhabi, ein Durch-bruch für uns werden. Derzeit arbeiten wir an einem Masterplan für eine Uni-versität in Saudi Arabien, ein Projekt, das sicher auch wichtig werden wird ...

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus? Das Schöne ist, dass wir bereits jetzt täglich an unseren Traumprojekten ar - beiten können. Unterschiedliche Maß-stäbe, Bauaufgaben und kultureller Kontext machen jedes Projekt einzig-artig. Wenn wir es schaffen, ein Projekt so zu bearbeiten, dass wir neues Wissen generieren und einen Beitrag für die Entwicklung der Architektur leisten können, dann können wir das als Traumprojekt bezeichnen.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Die Städte der Zukunft werden sich fundamental von den heutigen unter-scheiden. Wir erstellen dazu gerade verschiedene Studien in Zusammen-arbeit mit Forschern. Die Integration von Kommunikationstechnologie wird räumliche und zeitliche Muster in den Städten verändern. Es bieten sich neue Chancen für die Entwicklung gemein-schaftlich genutzter Räume. Derzeit arbeiten wir an konkreten Planungen in Arabien und China, bei denen diese Ideen getestet werden.

10 FRAGEN AN TOBIAS WALLISSERALEXANDER RIECKCHRIS BOSSE

LAVA Europe Die Konstrukteure

Page 91: KAP Magazin #6

Zehnder Design-Heizkörper für Bad, Wohnraum und Objekt mit passenden Modellen in jeder Stilrichtung und für jedes Budget. Mehr Informationen unter www.zehnder-systems.de

Zehnder Metropolitan Design-Heizkörper.So schön kann Wärme aussehen.

Heizung Kühlung Frische Luft Saubere Luft

2011_06_29_KAP#6_200mmx257mm_Metropolitan.indd 1 29.06.2011 15:42:19

Page 92: KAP Magazin #6

Räume sind Ausdruck unseres Seins. Sie sind Chance, unsere Persönlichkeit nach außen zu vermitteln. Zugleich ent-scheiden Räume als Formgeber über unser Verhalten, sie beeinflussen unser Sein. Be yourself. ist Impuls und Aufforde-rung, das eigene Umfeld individuell zu gestalten. Durch das Loslösen von klassischen Bad-Konzepten rückt das Bewusstsein des Ichs in den Mittelpunkt. Das Waschen erfährt eine höhere Be-deutung. Es wird zur Begegnung mit dem Selbst – zum Moment, in dem ich bin.

www.alape.com

Waschplatz be yourself.

Page 93: KAP Magazin #6

Räume sind Ausdruck unseres Seins. Sie sind Chance, unsere Persönlichkeit nach außen zu vermitteln. Zugleich ent-scheiden Räume als Formgeber über unser Verhalten, sie beeinflussen unser Sein. Be yourself. ist Impuls und Aufforde-rung, das eigene Umfeld individuell zu gestalten. Durch das Loslösen von klassischen Bad-Konzepten rückt das Bewusstsein des Ichs in den Mittelpunkt. Das Waschen erfährt eine höhere Be-deutung. Es wird zur Begegnung mit dem Selbst – zum Moment, in dem ich bin.

www.alape.com

Waschplatz be yourself.

Page 94: KAP Magazin #6

92 Auffällig – Büros die inspirieren

Page 95: KAP Magazin #6

93 Auffällig – Büros die inspirieren

BÜROS DIE INSPIRIEREN

Page 96: KAP Magazin #6

94 a.s.h. | Lichtvoll inszeniert

LICHTVOLL INSZENIERT

VONFELIX FELDHOFER

Stahl, Glas und Holz – die bekannte Oberflächensprache ist für Astrid Kölsche, Silke Pabelick und Heike Bertschat eindeutig zu wenig. Für ihre Arbeit verwenden die drei Inhaber-innen des Kölner Innenarchitekturbü-ros a.s.h. eine Vielzahl unterschied-licher Materialien. Gerade die Kont-raste, die dabei entstehen, sind es, die sie interessieren. So finden bei a.s.h. Blümchentapeten genauso Verwen-dung wie roher Beton. Glatte Ober-flächen, etwa von polierter Bronze, werden rauen Texturen gegenüberge-stellt. Auf die gleiche Weise geht man bei a.s.h. auch mit Licht und Schatten um: »Ein gleichmäßig ausgeleuchte-ter Raum ist langweilig«, findet Silke Pabelick. Der Kontrast zur Dunkelheit lässt das Licht erst wirken und macht es zum inszenatorischen Instrument. Die Stimmung eines Raumes, die Wahl der passenden Materialien, der Charakter des Gebäudes und die See-le des Ortes stehen bei den Innenar-chitektinnen im Mittelpunkt.

Auf diese Weise verliehen sie schon den Büroräumen von Frank Schätzing oder dem Solarenergieunternehmen Flagsol sowie den VIP-Bereichen des Aachener Tivoli den letzten Schliff. Im sogenannten »Pandion Vista«, dem nördlichsten der drei unweit vom KAP Forum im Kölner Rheinauhafen gele-genen Kranhäuser, richtete a.s.h. ins-gesamt zwölf Wohnungen ein, unter anderem das Penthouse von Lukas Podolski.

Auch das Foyer des Pandion Vista wurde von a.s.h. gestaltet. Dabei grif-fen die drei Kreativen einen Kontrast auf, der durch den Entwurf des Archi-tekten Hadi Teherani vorgegeben war: In die eingehängte Decke des Foyers integrierte a.s.h. mehrere zylindrische Elemente, deren Durchmesser eben-

so groß wie der der Drehtür ist. Die strenge Rechtwinkligkeit des Raumes wird so aufgebrochen und die Eleganz durch dezent eingesetztes Murano-glas im Zylinder verstärkt.

Glänzend wie der geschliffene Natur-steinboden ist auch die Rückwand der Conciergenische. Sie besteht aus poliertem Travertin. Die rund 140 Briefkästen der Hausbewohner sind – verborgen hinter einer freistehenden Scheibe – in eine mit Metall verkleide-te Wandnische eingelassen. Ein neuer Kontrast für das Foyer und Verweis auf die Funktionalität. Die wird auch gerne mal mit einem Augenzwinkern gebrochen: Während der Kronleuch-ter die Halle in diffuses Licht taucht, lockern zwei Tischleuchten auf dem Tresen die formale Strenge des Rau-mes auf: Der Fuß der Mooi-Lampen präsentiert sich in Form eines Hasen.

a.s.h.Innenarchitektur & LichtkonzepteLeyendecker Straße 35–3750825 KölnT +49 (0)221 34 80 99 60 F +49 (0)221 34 80 99 [email protected]

PandionKöln2007

Auffällig! Büros die inspirieren

Page 97: KAP Magazin #6

95 a.s.h. | Lichtvoll inszeniertAuffällig! Büros die inspirieren

Page 98: KAP Magazin #6

96 a.s.h. | Lichtvoll inszeniert

10 FRAGEN AN SILKE PABELICKASTRID KÖLSCHEHEIKE BERTSCHAT

1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?Wir haben unser Büro im Januar 2006 zu dritt gegründet. Die größte Heraus-forderung war dabei, unsere der jewei - ligen Ausbildung geschuldeten Vor-stellungen von Inhalten und Zielen eines Innenarchitekturbüros auf höchstem Niveau zu einer Vision zu vereinen.

2. Welche Vorbilder haben/hatten Sie?Dietrich Mateschitz (Gründer/Inhaber Redbull), Frank Schätzing (Autor), Luchino Visconti (Theater- und Filmre-gisseur), Christian Liaigre (Architekt)

3. Was ist die Kernphilosopie Ihres Büros?Neugier, Idealismus und Lebenslust bilden die Basis unserer Kreativität. Materialgefühl, Konsequenz und Mut zum Besonderen führen zur außer-gewöhnlichen Qualität unserer Arbeit.

4. Was wollen Sie anders machen als die anderen?Uns reizt es, private wie öffentliche Räume zu gestalten, die die Men-schen inspirieren, amüsieren und im Innersten berühren – uns geht es des halb weniger darum, unser Ego zu streicheln, als darum, die Seele der Orte zu finden und für die Bewohner erlebbar zu machen.

5. Welche Anerkennung hat Sie gefreut und warum?Nach der Komplettsanierung einer Privatvilla sagte der Bauherr uns, dass die gesamte Familie, insbesondere seine Kinder, nun viel mehr und viel lieber zu Hause seien als vorher. Dass unsere Arbeit eine solche direkte Wirkung auf das tägliche Leben haben kann, hat uns besonders stolz gemacht.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Wir haben eine überzeugende Web-site. Einen Großteil unserer Aufträge erhalten wir über Empfehlungen.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Siehe Frage 4.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Neubau Stadion Alemannia Aachen, 3.500 m2 VIP-BereicheBüro Frank Schätzing, KölnFoyer und Wohnungen Kranhaus (u. a. Penthouse Lukas Podolski), Köln

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Umbau/Renovierung Palazzo am Canale Grande für einen Luxushotelier.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Die Lebensfreude und Energie, die unsere Projekte bewirken, prägen die Menschen. Diese wiederum sind Teil der Orte und Städte, in denen Sie leben.

Auffällig! Büros die inspirieren

Page 99: KAP Magazin #6

78.000 Stunden still sitzen? Sie haben Besseres verdient.* ON.® Wilkhahn.

* Soviel Sitzzeit addiert sich im Laufe eines Bürolebens. Die Folgen: Kopf- und Rückenschmerzen, Verspannungen, Müdigkeit. ON® macht Schluss damit! Denn die patentierte Trimension® fördert die dreidimensionale Beweglich-keit des Körpers beim Sitzen. Natürlich. Aktivierend. Sicher. Worauf warten Sie noch? Testen Sie den Stuhl, den Sie verdienen! ON® gibt es jetzt in Ihrer Nähe – überraschend günstig! Mehr Infos unter www.wilkhahn.de /on

Page 100: KAP Magazin #6

98 Wuda* | Genial verdreht

GENIAL VERDREHT

VON OLIVER HERWIG

Wuda*, Florian Wurfbaum und Inês Dantas, erfinden das Wohnen neu und verdichten mit ihren Projekten das urbane Netz.

Inês Dantas schiebt ein Pappmodell an den Platz, eine kubische Schne-cke, ihr Entwurf für den österreichi-schen Pavillon der Expo Schanghai. Zweiter Platz. Auf dem Boden liegen metallische Schnittmusterbögen für Leuchten. Verschlungene Geometrien sind das Geschäft von Wuda*, Florian Wurfbaum und Inês Dantas.

Vor zwei Jahren gestalteten sie das »Tridom Puzzle«-Haus in Münchens Hörvarthstraße auf dem Dach eines bestehenden Gebäudes von 1904. Das portugiesisch-deutsche Architekten-paar modellierte drei ineinander ver-schlungene Maisonette-Wohnungen. Sie drehten und formten die Woh-nungen so lange, bis auch das letzte Fitzelchen Raum ausgenutzt war. Bei den Schalungsarbeiten kannten sich manchmal selbst die Bauarbeiter nicht mehr aus und fragten, auf welcher Ebene sie jetzt eigentlich wären.

Das Ergebnis ist phantastisch. Jede der Wohnungen blickt auf die Alpen, jede hat einen geschützten Freibereichund einen Zugang zum Dach, wo viel- leicht noch eine Terrasse entsteht. Wenndie Nachbarn mitmachen. Bei Wuda* verbindet sich alles mit allem: Stadt und Landschaft, Nachbarn und Aus-blick, Wolken und Alpen. So kann ur-banes Leben blühen im 21. Jahrhundert.

wuda* – wurfbaum dantas architectsBlumenstraße 1180331 MünchenT +49 (0)89 95 47 45 25F +49 (0)89 95 47 45 [email protected]

Auffällig! Büros die inspirieren

Tridom-Puzzle München2009

Page 101: KAP Magazin #6

99 Wuda* | Genial verdrehtAuffällig! Büros die inspirieren

Page 102: KAP Magazin #6

100

10 FRAGEN AN FLORIAN WURFBAUM INÊS DANTAS1. Wann haben Sie Ihr Büro gegründet und was war die größte Herausforderung dabei?2006. Dass man für alle Entscheidun-gen voll verantwortlich ist, Bauherren, Behörden und andere Beteiligte von unkonventionellen und experimentel-len Ansätzen überzeugen kann, ist großartig. Es ist aber auch ein Fluch und bereitet zahllose schlaflose Nächte. Die Herausforderung ist, trotz aller Verantwortung das spielerische zu erhalten.

2. Welche Vorbilder hatten/haben Sie?Experimentelle und interdisziplinär arbeitende Architekten: Lina Bo Bardi, Hans Scharoun, Charles and Ray Eames, Cedric Price, Kiesler. Städti-sche Situationen wie in Venedig, Topo graphien der portugiesischen Städte, Landschaften wie die Bern i na-gruppe im Engadin. Der Ozean.

3. Was sollte die Kernphilosophie Ihres Büros sein?Wir versuchen immer, unseren Bauten, die wir als durchschreitbare, land-schaftliche Kompositionen verstehen, zusätzliche Qualitäten, einen Mehr-wert-Faktor hinzuzufügen. Das gelingt uns oft durch Interdisziplinarität (z. B. Kollaborationen mit Design Interac-tions, Geographen, Philosophen). Im Mittelpunkt unserer Projekte steht der Mensch als Bespieler bzw. Benut-zer einer performativen, gebauten Umwelt in verschiedenen Maßstäben.

4. Was wollten/wollen Sie anders machen als die anderen?Unsere Architektur wird durch unsere verschiedenen kulturellen Hinter-gründe (Portugal und Deutschland) beeinflusst. Durch intensive eigene Forschung und durch Zusammen-arbeit mit anderen Disziplinen können wir individuelle, durchwandelbare Landschaften, kreieren. Jedes Pro-jekt ist besonders, jeder Bauherr hat einzigartige Vorstellungen, die der Aus löser für massgeschneiderte Lö-sungen sind. Es gibt keine Rezepte.

5. Welche Anerkennung hat sie gefreut – warum?Die Nominierungen für den BDA- Preis und auch die Wüstenrot-Gestal-tungspreis-Anerkennung waren groß - artig. Die schönste Anerkennung ist aber ein zufriedener Bauherr, der den Bauprozess im Detail mit- durchlebt hat.

6. Was tun Sie in Sachen Eigen-PR?Zu wenig.

7. Warum lohnt es sich, trotz immer schma-ler werdender Budgets im Bereich Bauen tätig zu sein?Es ist einfach ein unglaubliches Ge-fühl, vor dem fertiggestellten Gebäu-de zu stehen und sagen zu können: Wow, das haben wir gemacht! Dass es sich finanziell kaum auszahlt, tritt dann in den Hintergrund.

8. Was sind Ihre drei wichtigsten Bauten?Tridom-Puzzle in München, EXPO 2010 Pavillion für Österreich, Gebaute Landschaften Medio Tejo, Portugal.

9. Wie sieht Ihr Traumauftrag aus?Vielleicht ist es besser, anstatt vom Traumauftrag vom Traumauftraggeber zu sprechen. Dadurch kann jede Bau-aufgabe etwas besonderes werden,

ob für ein Wohnhaus oder einen Thea-terbau. Unser Traumauftraggeber ist aufgeschlossen für Ungewohntes und Experimentelles, je detaillierter er uns seine Wünsche mitteilt, desto besser wird sein Projekt. Als Typologie wäre interessant: Zeitgenössisches Maison de la Culture, basierend auf der Idee von Andre Malraux.

10. Wie würden Sie durch Ihre Arbeit das Umfeld in Städten verbessern wollen?Die Stadt sollte dreidimensionaler werden, das jahrtausende alte Kon-zept von Figure and Ground überar-beitet werden. Wir verstehen die Stadt als dreidimensionale Land-schaft, in der Natur und Kultur immer wieder neue Dialoge etablieren.

Wuda* | Genial verdrehtAuffällig! Büros die inspirieren

Page 103: KAP Magazin #6
Page 104: KAP Magazin #6

102 KAP Magazin #6 AllesWirdGut

Page 105: KAP Magazin #6

103 KAP Magazin #6 AllesWirdGut

IDEENMITWACHSTUMSFAKTOR

Page 106: KAP Magazin #6

104 Räume aus dem NichtsIdeenreich! Einfälle mit Wachstumsfaktor

www.zumtobel.com/LED

LED-Lichtlösungen von Zumtobel setzen Maßstäbe in der Gestaltungsfreiheit und geben dem Licht neue Brillanz.

Im Zusammenspiel mit intelligenten Lichtsteuerungen entstehen dynami-sche Lösungen, die Lichtqualität und Energieeffizienz optimal verbinden.

Zumtobel bietet für jeden Anwendungsbereich die

optimale LED-Lichtlösung.

Leistungsstarke LED-Produkte von Zumtobel

faszinieren durch hohe Effizienz, hervorragende Farbwiedergabe,

Wartungsfreiheit und anspruchsvolles Design.

Intelligente Lichtlösungenvon Zumtobel

sind in perfekter Balance von Lichtqualität und

Energieeffizienz – in HUMANERGY BALANCE.

RÄUME AUS DEM NICHTSFür das Basler Büro ZMIK muss ein Raum nicht zwingend durch vier Wän-de definiert sein, die ihn umschlie-ßen. Rolf Indermühle, Mattias Mohr und Magnus Zwyssig, die das Büro für „Spacial Design“ 2006 gründeten, beziehen neben der Innenarchitektur auch angrenzende Disziplinen wie Produktdesign, Architektur, Szenogra-phie oder Installationskunst mit ein. Oft reichen ihnen minimale Mittel, um einen Raum neu zu inszenieren. So verwandelten sie 2007 für die „Art Basel“ eine Garderobe vorüberge-hend in einen Shop. Dafür genügte ZMIK ein paar Rollen orangefarbe nes Kle beband, das, als verworrenes Netz auf Boden, Wand und Decke geklebt, den Ort auszeichnete und ihm Anzie-hungskraft verlieh.

2009 wiederholten ZMIK diese Vor-gehensweise, diesmal brachten sie jedoch V-förmige Aufkleber auf. Das an einen Vogelschwarm erinnernde Ergebnis fiel schon aus der Entfer-nung ins Auge: als Wegweiser und Einladung an die Besucher.Auch im Außenraum ist ZMIK aktiv. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Kräuchi Architekten beteiligte sich die Firma an einem Wettbewerb der Basler Verkehrsbetriebe für eine Straßenbahnhaltestelle. Der Entwurf sieht – unter einem vor Regen schüt-zenden Dach – mehrere Warteberei-che vor, deren Ausstattung regelrecht wohnlich anmutet. Ihre Wände sollen mit den von der Iberischen Halbinsel bekannten Azulejos gekachelt wer-den, während eine durchgehende Sitz bank aus Massivholz den Charme einer rustikalen Wohnstube verströmt.www.zmik.ch

Felix Feldhofer

Page 107: KAP Magazin #6

www.zumtobel.com/LED

LED-Lichtlösungen von Zumtobel setzen Maßstäbe in der Gestaltungsfreiheit und geben dem Licht neue Brillanz.

Im Zusammenspiel mit intelligenten Lichtsteuerungen entstehen dynami-sche Lösungen, die Lichtqualität und Energieeffizienz optimal verbinden.

Zumtobel bietet für jeden Anwendungsbereich die

optimale LED-Lichtlösung.

Leistungsstarke LED-Produkte von Zumtobel

faszinieren durch hohe Effizienz, hervorragende Farbwiedergabe,

Wartungsfreiheit und anspruchsvolles Design.

Intelligente Lichtlösungenvon Zumtobel

sind in perfekter Balance von Lichtqualität und

Energieeffizienz – in HUMANERGY BALANCE.

Page 108: KAP Magazin #6

106 Gemälde mit Pfiff

GEMÄLDE MIT PFIFFLärm ist heute einer der größten Stres soren überhaupt. Gerade in Büroräumen herrscht oft ein immen-ser Geräuschpegel, der die Konzen-trationsfähigkeit mindert. Die Firma acousticpearls bietet deshalb Akus-tikpaneele an, die Nachhallzeit und Hintergrundgeräusche deutlich redu-zieren. Sie decken einen besonders großen Frequenzbereich ab, erfüllen die Voraussetzungen der höchsten Schallabsorptionsklasse und verbes-sern die Sprachverständlichkeit. So sorgen sie für eine leise Umgebung, Konzentration und Entspannung.

Aber vertragen sich die Ansprüche an Akustik mit denen an Ästhetik? Durchaus – erst jüngst wurde das Produkt vom Rat für Formgebung für die Ausstellung »Design Deutsch-land 2011« ausgewählt. Denn an der Wand muten die Paneele fast wie ein Gemälde an. Sie sind knapp fünf Zentimeter dick und in verschiedenen rechteckigen Formaten erhältlich. Um den Kern der Paneele zu umhül-len, verwendet aucousticpearls Bezü-ge aus hochwertigen Geweben, etwa aus reinem Schurwollgewebe des dänischen Herstellers Kvadrat. Über-zeugend ist auch das Farbspektrum. Insgesamt sind achtzig verschiedene Farbtöne erhältlich. www.acousticpearls.de

Felix Feldhofer

Frisches DesignSilent Gliss bietet die umfassendste und modernste Produktpalette

an Rollo-Systemen. Mit ihrer klaren Linienführung passen sie ideal

in die moderne Architektur und Raumgestaltung und ermöglichen

maximale Beschattung bei minimaler Fensterabdeckung.

www.silentgliss.de

Silent Gliss Rollo-System

Ideenreich! Einfälle mit Wachstumsfaktor

Page 109: KAP Magazin #6

Frisches DesignSilent Gliss bietet die umfassendste und modernste Produktpalette

an Rollo-Systemen. Mit ihrer klaren Linienführung passen sie ideal

in die moderne Architektur und Raumgestaltung und ermöglichen

maximale Beschattung bei minimaler Fensterabdeckung.

www.silentgliss.de

Silent Gliss Rollo-System

Page 110: KAP Magazin #6

108

FLIEGEN­GEWICHTDer Tisch »Myra« des Designers Micha - el Kainhofer aus Oberalm bei Salz-burg mutet an wie übergroßes Origa-mi. Das ist kein Zufall, denn Kainhofer begann seinen Entwurf mit einem Papiermodell. Dabei machte er sich ein Prinzip zunutze, das jeder aus der täglichen Erfahrung kennt: Er stabi-lisierte das Papier durch Knicke. Um die so entstandene Form auf den Ori-ginalmaßstab übertragen zu können, brauchte er ein Material, das für die Herstellung eines Tisches aus reichend fest und langlebig ist, sich aber kni-cken lässt wie Papier.

Die Lösung ist eine Materialkombina-tion aus Birkensperrholz und Kunst-leder: Das mit sechseinhalb Millime-tern sehr dünne Sperrholz wird mit dem Kunstleder verleimt und an den Knick stellen mit einer Fräsung verse-hen. Für die Beine, die nicht mit einer Kunstlederschicht versehen sind, macht sich Kainhofer die Verwindbar-keit des dünnen Sperrholzes zunutze. Genau wie das Papiermodell erhält der Tisch seine Stabilität durch die Knicke sowie die Verbindung der ein - zelnen Teile untereinander. Die vom Papiermodell übernommene Konst-ruktion führt außerdem zu einer leich - ten und eleganten Anmutung des Tisches. www.design-tisch-online.com

Felix Feldhofer

FliegengewichtIdeenreich! Einfälle mit Wachstumsfaktor

Page 111: KAP Magazin #6

System 805Comfort bis Care

Innovative Systemlösungen für Generationen: Klarheit in Edelstahl charakterisiert das System 805. Die reduzierteFormgebung, der modulare Aufbau und umfassende Funktionen machen das System universell einsetzbar. Erhältlich sindSanitäraccessoires, Komfortelemente, barrierefreie Produkte, Waschtische und Spiegel für eine konsequent durchgängigeSanitärausstattung.

hewi.de/barrierefrei

Page 112: KAP Magazin #6

110 KAP Magazin #6 Termine

Page 113: KAP Magazin #6

111 KAP Magazin #6 Termine

ALLESWIRDGUTDonnerstag, 15. September, 19 Uhr Herwig SpieglAllesWirdGut Architektur ZT GmbH, Wien

AllesWirdGut arbeitet seit 1997 an Pro jekten unterschiedlichsten Maß-stabs – von Städtebaustrategien bis zur Innenraumgestaltung. Der An satz ist pragmatisch und sucht nach dem Potential des gegebenen Kontexts. Indem so genannte Probleme als Chance erkannt werden, entstehen neue, unerwartete Möglichkeiten. Das Ziel ist immer, über die gegebene Aufgabe hinaus, zusätzliche Qualitä-ten zu finden und zu realisieren. Die vier Architekten von AllesWirdGut haben sich an der Technischen Univer-sität in Wien kennen gelernt. Dort ent-standen erste gemeinsame Arbeiten. Der Input verschiedener Charaktere und die Zusammenarbeit ohne Hierar-chien und Spezialisierungen zeichnet die Gruppe aus. Teamgeist ist das ei-gentliche Erfolgsrezept der noch jun-gen Architekten. Die Bauaufgabe wird genau untersucht, nichts ist prinzipiell verboten, vieles ist möglich. Die auf den ersten Blick logische Antwort ist nicht immer die beste. Daraus erge-ben sich für den Bauherrn und für die Architekten überraschende Lösungs-ansätze, die gemeinsam überprüft und perfektioniert werden.

EINE FRAGE DER IDENTITÄTMittwoch, 19. Oktober, 19 UhrPeter IppolitoIppolito Fleitz Group GmbH – Identity Architects, Stuttgart

Die Subline in unserem Namen for-mu liert unser Konzept: Wir verstehen uns als Architekten der Identität. Dabei entwerfen wir nicht nur gebaute Räume, sondern gestalten auch Kom-munikationsdesign und entwickeln Produkte. Diesen Aufgaben stellen wir uns mit einem interdisziplinären Team aus Architekten und Innenarchitekten, Grafik- und Produktdesignern so wie Künstlern. Was dabei herauskommt

zeigen wir an exemplarischen Bei spie - len, von der neuen Corporate Archi-tec ture für Wienerwald, über den Mes - sestand für Burkhardt Leitner und öffentlichen Bauten in Zentralasien bis zur neuen Kantine für das Nach-richtenmagazin SPIEGEL.

ZUKUNFTS­WERKSTATT ARCHITEKTURMittwoch, 09. November, 13 –18 UhrDurch Kommunikationskompetenz zu neuen Welten und Kunden

Die Akquisition stellt Architekten vor immer neue Herausforderungen – im realen Leben wie in virtuellen Welten. Für die Anbahnung von Geschäfts-beziehungen braucht es qualifizierte Netzwerke und unternehmerische Strategien.

»Geschäfte werden zwischen Men-schen gemacht« – das gilt auch in Zei - ten des Social Media. Ob von Ange-sicht zu Angesicht oder durch elektro-nische Medien, wohl kalkulierte Kom-munikation ist der Schlüssel zu neuen Menschen und neuen Aufträgen.

Durch das Web 2.0 (XING, Facebook, Twitter, Flickr, …) sind die Möglichkei-ten signifikant größer geworden.

Im Zeitalter der Digital Natives muss ein Planungsbüro neben den klassi-schen Wegen auch auf digitalen We-gen aktiv seine Präsenz und Zukunft gestalten. Zielgruppengerechte (inter - aktive) Kommunikation, Beziehungs-pflege, Mitarbeitergewinnung – Bewe-gungslust und Entdeckerfreude eröff-nen vielfältige neue »Marktplätze«.

In dem Workshop stellen Experten be-währte Instrumente der strategischen Kommunikation vor; Planer berichten aus ihrer Praxis und diskutieren mit den Teilnehmern. Erweitern Sie durch neues KnowHow und im Kollegen-dialog Ihre Handlungsspielräume.

REALITIES:UNITED FEATURING ...Mittwoch, 30. November, 19 UhrJan und Tim Edlerrealities:united – studio for art and architecture, Berlin

realities:united wurde im Jahre 2000 von den Brüdern Jan und Tim Edler in Berlin gegründet und hat sich mit seinen spektakulären Kunst- und Medieninstallationen an Gebäuden in aller Welt einen einzigartigen Ruf erworben. In Kooperation mit einigen prominenten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Architektur – u. a. Peter Cook, Coop Himmelb(l)au, Foster & Partners, Will Alsop, Nieto Sobejano, Bjarke Ingels, Minsuk Cho und WOHA – hat realities:united ein raffiniertes Konzept der Zusammen-arbeit entwickelt, welches sie als »Featuring« bezeichnen: Üblicherwei-se wird realities:united von Architek-ten zur Mitwirkung an einem Projekt eingeladen. realities:united arbeitet die idiosynkratische Aussagekraft eines Designs heraus und verstärkt dessen Qualitäten durch Techniken und Strategien, die über den norma-len Arbeitsrahmen von Architekten hinausgehen. Umgekehrt kann realities:united seine Magie nur dann entfalten, wenn die Gestaltung im Dialog mit einem Architekten erfolgt, der sich auf das Featuring mit realities:united einlässt, sie »featured«.

Anmeldung [email protected] Fax 0221 99 20 29-29

Page 114: KAP Magazin #6

112 KAP Magazin #6

Page 115: KAP Magazin #6

KAP ForumDas KAP Forum ist Netzwerk- und Kommunikationsplattform der Unternehmen Alape, Carpet Concept, Dornbracht, Gira, Silent Gliss, Wilk-hahn und Zumtobel Licht.

Im KAP Forum kommen Experten aus Architektur, Technologie und De - sign mit einer interessierten Öffent - lichkeit zusammen. Die vielfältigen Ausstellungen, Symposien, Vorträge und Seminare eröffnen einen aktiven Dialog über Architektur und Städte-bau, Kommunika tion und Design, Wirtschaft und Kultur.

Das KAP Magazin ist klimaneutral. Die durch die Herstellung dieses Druckproduktes verursachten Treib-hausgasemissionen wurden kom-pensiert durch Investitionen in ein WWF-Klimaschutzprojekt nach Gold Standard.

Dieses Magazin wurde auf Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft gemäß den Richtlinien des FSC und CO2-neu-tral hergestellt.

HerausgeberKAP Forum für Architektur, Technologie, DesignAndreas GroszAgrippinawerft 28, RheinauhafenD-50678 Kölnwww.kap-forum.de

Redaktionelle LeitungInken Herzigwww.inken-herzig.de

AnzeigenleitungStefan AltmannT +49 (0)221 99 20 [email protected]

Gestaltunggrossgestalten.deTobias GroßLayout:Martin SchüngelJazek PorallaIllustration:Dominik KirgusBenjamin WolfKatrin Gruszczyk

LektoratTanja Motzkauwww.lektoratsbuero.net

DruckMedia Cologne Kommunikationsmedien GmbH, Hürthwww.mediacologne.de

PapierPlano Plus

FotografieS. 14 – 15 Zooey BraunS. 16 Ippolito Fleitz Group/

Darius RamazaniS. 22 – 23 Werner Huthmacher, BerlinS. 24 Bertram Bölkow, LeipzigS. 30 – 31 Creative Commons

BY-NC-ND 3.0 realities:united

S. 32 Creative Commons BY-NC-ND 3.0

Anette Hausschild, OstkreuzS. 38 Ludger PaffrathS. 39 Arwed MessmerS. 40 HSH ArchitektenS. 46 – 47 Jens Kirchner, DüsseldorfS. 48 Wolfram Heidenreich,

Haltern am SeeS. 54 – 55 Kai ArndtS. 56 Wolfgang Silveri S. 62 BUGA Koblenz 2011/

Lars BehrendtS. 63 – 64 RMP Stephan Lenzen

LandschaftsarchitektenS. 70–72 Hertha HurnausS. 78 Bernd WestphalS. 79 KinzoS. 80 Adam Craig SelloS. 86–87 LAVA EuropeS. 88 Tom KovakS. 95 Studio ashS. 96 Michael VoitS. 99 Henning Köpke, MünchenS. 100 Peter Neusser, MünchenS. 104 ZMIK GmbHS. 106 acousticpearlsS. 108 Beatrice Layag

Page 116: KAP Magazin #6