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Kriminelle Asylanten … Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde des Verlags, Es gehört zur Paradoxie des medialen Politik- Geschäfts, dass kollektive Affekte auch ohne sachlichen Zwang schnell aufgerufen werden können, wenn an den entsprechenden seeli- schen Schaltern herumgeklöppelt wird. Ob- wohl die Anzahl der Asylanträge derzeit rück- läufig ist, wird die Schweizer Bevölkerung am 9. Juni über die Revision des Asylgesetzes abstimmen. Wieder einmal soll es verschärft werden. Wieder einmal werden xenopho- be Ängste mit den Stichworten «kriminelle Asylanten» oder «Sozialhilfemissbrauch» ak- tiviert. Es darf daran erinnert werden, dass der Artikel 14 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte das Recht auf Asyl beinhaltet, und diese Erklärung haben die europäischen Staaten unterschrieben. Doch jetzt läuft es hier darauf hinaus, dass die Gruppe der Asylberech- tigten per Definition verkleinert werden soll und dass in den Schweizer Botschaften keine Asylanträge mehr gestellt werden dürfen. In welch gefährlicher Situation sich Tausen- de von Flüchtlingen befinden, hat die Elster- Autorin Jutta Motz mit ihrem Roman «Blut- funde» eindrücklich beschrieben. Dabei hat sie nur das gemacht, was auch der italienische Schriftsteller Andrea Camilleri tat: die kastro- phale Flüchtlingssituation im Mittelmeer als Ausgangspunkt für einen Roman zu nehmen. Er zeigt die Folgen der internationalen Flücht- lingspolitik: zehntausende Tote; Menschen, die von Schlepperbanden ausgenommen und ihrem Schicksal überlassen oder sogar umge- bracht werden. Es gibt gute Gründe, die Asylproblematik beherzt anzugehen, aber eine Verschärfung des Gesetzeswerks führt in die falsche Richtung. Ganz herzlich Im Lesesaal Nummer V/13 |30. Mai 2013 | Elster Verlagsbuchhandlung AG | Hofackerstrasse 13 | CH 8032 Zürich www.elsterverlag.ch – [email protected] | Telefon 0041 (0) 44 385 55 10 Auslieferungen — Deutschland: Brockhaus Kommission, Kornwestheim | Schweiz: AVA, Affoltern a. A. Lange blieb der britischen Schriftstellerin und Juristin Hilary Mantel die gebührende An- erkennung verwehrt. Nun gewann sie den Booker-Preis in kurzer Zeit gleich zweimal. Was ist das Geheimnis ihrer großen historischen Romane? René Zeyer Wer auf die Geschichte blickt, schaut im- mer auch in sich selbst hinein. Weil da häufig nicht viel ist, entstehen dann histo- rische Romane, die mit Mantel und Degen die innere Leere überdecken. Hilary Mantel aber hebt sie auf ein neues literarisches und intellektuelles Niveau. Mit messerscharfen Dialogen, historisch fundiertem Wissen und souverän führt sie den Leser durch das Leben von Thomas Cromwell (1485–1540), dem genialen Berater des englischen Monster- Königs Heinrich VIII. Selten bedauert man mehr, dass die Lektüre schon nach 768 Sei- ten («Wölfe») oder gar nach 480 («Falken») zu Ende ist. Warum? Wer in die Geschich- te blickt, will etwas Gegenwärtiges darin gespiegelt sehen. Die Zeit von Heinrich VIII. kannte «Sex, Melodrama, Verrat, Ver- führung und den gewaltsamen Tod. Was will man mehr», sagt Mantel. Aber wenn sie nur das beschreiben würde, wäre es le- diglich in die Vergangenheit transponierte Gegenwart. Mantel führt uns jedoch in die Dunkelkammern der Macht am Hofe, in Fortsetzung Seite 2 Über historische Romane Ode an Hilary Hilary Mantel bei der Verleihung des Booker Prize 2009. Bild: mirror.co.uk Vernissagen Termine siehe Seite 2

Im Lesesaal - elsterverlag.ch · Maximilien de Robespierre und Camille Des- ... Von Historikern wie Albert Soboul, im Vorfeld von Schriftstellern wie Lion Feuchtwanger in seinem Roman

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Kriminelle Asylanten …

Liebe Kolleginnen und Kollegen,liebe Freunde des Verlags,

Es gehört zur Paradoxie des medialen Politik-Geschäfts, dass kollektive Affekte auch ohne sachlichen Zwang schnell aufgerufen werden können, wenn an den entsprechenden seeli-schen Schaltern herumgeklöppelt wird. Ob-wohl die Anzahl der Asylanträge derzeit rück-läufig ist, wird die Schweizer Bevölkerung am 9. Juni über die Revision des Asylgesetzes abstimmen. Wieder einmal soll es verschärft werden. Wieder einmal werden xenopho-be Ängste mit den Stichworten «kriminelle Asylanten» oder «Sozialhilfemissbrauch» ak-tiviert.

Es darf daran erinnert werden, dass der Artikel 14 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte das Recht auf Asyl beinhaltet, und diese Erklärung haben die europäischen Staaten unterschrieben. Doch jetzt läuft es hier darauf hinaus, dass die Gruppe der Asylberech-tigten per Definition verkleinert werden soll und dass in den Schweizer Botschaften keine Asylanträge mehr gestellt werden dürfen.

In welch gefährlicher Situation sich Tausen-de von Flüchtlingen befinden, hat die Elster-Autorin Jutta Motz mit ihrem Roman «Blut-funde» eindrücklich beschrieben. Dabei hat sie nur das gemacht, was auch der italienische Schriftsteller Andrea Camilleri tat: die kastro-phale Flüchtlingssituation im Mittelmeer als Ausgangspunkt für einen Roman zu nehmen. Er zeigt die Folgen der internationalen Flücht-lingspolitik: zehntausende Tote; Menschen, die von Schlepperbanden ausgenommen und ihrem Schicksal überlassen oder sogar umge-bracht werden.

Es gibt gute Gründe, die Asylproblematik beherzt anzugehen, aber eine Verschärfung des Gesetzeswerks führt in die falsche Richtung.

Ganz herzlich

Im LesesaalNummer V/13 |30. Mai 2013 | Elster Verlagsbuchhandlung AG | Hofackerstrasse 13 | CH 8032 Zürich

www.elsterverlag.ch – [email protected] | Telefon 0041 (0) 44 385 55 10Auslieferungen — Deutschland: Brockhaus Kommission, Kornwestheim | Schweiz: AVA, Affoltern a. A.

Lange blieb der britischen Schriftstellerin und Juristin Hilary Mantel die gebührende An-erkennung verwehrt. Nun gewann sie den Booker-Preis in kurzer Zeit gleich zweimal. Was ist das Geheimnis ihrer großen historischen Romane?

René Zeyer

Wer auf die Geschichte blickt, schaut im-mer auch in sich selbst hinein. Weil da häufig nicht viel ist, entstehen dann histo-rische Romane, die mit Mantel und Degen die innere Leere überdecken. Hilary Mantel aber hebt sie auf ein neues literarisches und intellektuelles Niveau. Mit messerscharfen Dialogen, historisch fundiertem Wissen und souverän führt sie den Leser durch das Leben von Thomas Cromwell (1485–1540), dem genialen Berater des englischen Monster-Königs Heinrich VIII. Selten bedauert man mehr, dass die Lektüre schon nach 768 Sei-

ten («Wölfe») oder gar nach 480 («Falken») zu Ende ist. Warum? Wer in die Geschich-te blickt, will etwas Gegenwärtiges darin gespiegelt sehen. Die Zeit von Heinrich VIII. kannte «Sex, Melodrama, Verrat, Ver-führung und den gewaltsamen Tod. Was will man mehr», sagt Mantel. Aber wenn sie nur das beschreiben würde, wäre es le-diglich in die Vergangenheit transponierte Gegenwart. Mantel führt uns jedoch in die Dunkelkammern der Macht am Hofe, in

Fortsetzung Seite 2

Über historische Romane

Ode an Hilary

Hilary Mantel bei der Verleihung des Booker Prize 2009. Bild: mirror.co.uk

Vernissagen Termine siehe Seite 2

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Seite 2 Im Lesesaal

Logbuch:

Lesungen und Vernissagen Jutta Motz liest• Dienstag, 17. September 2013 Wiener Krimi-Nacht Ort und Uhrzeit werden noch bekannt gegeben.

• Samstag, 21. September 2013 16 Uhr 30 Galerie Magdolna Keel Rütihaldenstr. 4, CH 8956 Killwangen

• Samstag, 26. Oktober 2013, 19.30 Uhr Festival Zürich liest Susanne Mathies, Jutta Motz und Thomas Kowa lesen Neueröffnung der Zweigstelle Oerlikon der Pestalozzi-Bibliothek Hofwiesenstrasse 379, CH 8050 Zürich

Vernissage zum Buch «Lady Shiva» von Willi Wottreng • 4. Oktober 2013, 18 Uhr 15 Cabaret Voltaire Spiegelgasse 1, CH 8001 Zürich

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die schwarzen Seelen der Menschen hinein, wo nur wenig Licht und viel Düsternis ist. Wo sich ein Emporkömmling wie Cromwell, Sohn eines Schmieds, nur mit meisterhafter Verwendung von Charme, Bestechung und Einschüchterung ins Zentrum der Macht arbeiten kann. Mit Worten und dem War-ten auf den rechten Moment – was ihn am Schluss dennoch den Kopf kostet.

Zäher Durchhaltewille

Lange blieb Mantel die Anerkennung ver-wehrt, denn «Wölfe» war bereits ihr zwölfter Roman. «Erst wartet man zwanzig Jahre auf einen Booker-Preis, und dann werden es gleich zwei», kommentierte sie die neuerliche Ver-leihung dieser angesehenen Auszeichnung im Jahre 2012. Bei der ersten, 2009, hatte sie fröh-lich angekündigt, dass sie das Preisgeld für «sex and drugs and rock ’n’ roll» ausgeben werde.

Die damals 57-jährige englische Autorin weiß, was Ironie bedeutet. Denn seit vielen Jahren leidet sie unter Endometriose, einer chronischen und sehr schmerzhaften Erkran-kung der Gebärmutter, die häufig, wie bei ihr, falsch oder gar nicht diagnostiziert wird. Mantel wurde in ihrer Jugend hospitalisiert und gegen Depressionen behandelt. Erst Jahre später stellte sie sich selbst die richtige Diagnose, kämpft aber bis heute gegen die Folgewirkungen dieser auch mit Operatio-nen nicht völlig therapierbaren Erkrankung.

Solches Leid muss man wohl erlebt haben, wenn man so federleicht und tonnenschwer den Tod von Cromwells Frau beschreiben kann: «Als er am nächsten Morgen aufwacht, schläft Liz noch. Die Laken sind feucht. Er küsst ihren Haaransatz. Sie schmeckt salzig.» Cromwell geht nach unten, glaubt seine Frau zu sehen, die ihm folgt. «Aber sie ist nicht da. Er hat sich geirrt.»

Die Schriftstellerin weiß, was durchhalten bedeutet. Bereits 1985 veröffentlichte sie ihr erstes Werk, das wie ihre folgenden weitgehend unbeachtet blieb. Nach ihrem Studium der Rechtswissenschaft arbeitete Mantel als Ver-käuferin, Altenpflegerin, als Sozialarbeiterin in Afrika und lebte mit ihrem Mann, einem Geologen, einige Jahre in Saudi-Arabien. Sie beobachtete, analysierte, schrieb. Zuerst über die Gegenwart, dann über das Vergangene.

Das Unwahrscheinliche ist wahr

Wer auf die Geschichte blickt, weiß, wie sie ausgegangen ist. «Aber wir wissen nicht, wie es gemanagt wurde», sagt Mantel.

Im Lesesaal Seite 3

Eine einsame Sache

Fortsetzung von Seite 1

1992 erschien ihr Roman A Place of Gre-ater Safety. Erst seit letztem Jahr liegt dieses 1100 Seiten umfassende Meisterwerk über die Französische Revolution unter dem Titel «Brüder» auf Deutsch vor. Georges Danton, Maximilien de Robespierre und Camille Des-moulins begleitet sie auf deren Weg zum ers-

ten Versuch der Neuzeit, in Europa ein Un-rechtsregime nicht nur zu stürzen, sondern eine bessere, menschlichere Gesellschaft zu errichten. Eben Liberté, Egalité, Fraternité.

Nun gibt es kaum ein historisches Ereig-nis, das so umfangreich und ausführlich be-schrieben wurde. Von Historikern wie Albert Soboul, im Vorfeld von Schriftstellern wie Lion Feuchtwanger in seinem Roman «Die Füchse im Weinberg». Wir wissen, wie es ausgegangen ist. Wir streiten uns bis heute über die richtige Interpretation dieser ersten modernen Revolution. Wie auch über alle, die auf sie folgten. Wir kennen ihr Personal – Louis XVI, Marie-Antoinette, Jean-Paul Marat, Jacques-René Hébert, Antoine de Saint-Just, Lafayette, Napoleon. Ihre Begriffe – Sans-culotten, die Jakobinermütze, die Tri-kolore, der Sturm auf die Bastille, die Guil-lotine. Selbst unsere politische Einteilung in links und rechts stammt aus dieser Zeit.

Wer auf die Geschichte blickt, muss et-was Neues herausbefördern, wenn er mit einem gewaltigen Roman den Leser begeis-tern will. «Gesetze schreiben bedeutet, die Kraft auszuprobieren, mit der Worte auf die Wirklichkeit einwirken», lässt Mantel Crom-well sinnieren. Genau das ist das Neue im Blickwinkel von «Brüder». Riss nicht Des-moulins mit einer Rede, einer Eingebung des Moments, die Pariser Bevölkerung zum Sturm auf die Bastille hin? Konnte nicht der wortgewaltige Anwalt Danton nur mit der Kraft des Sprechens bedeutende politische Entscheidungen dem Volk verständlich ma-chen? Hatte Robespierre, schmächtig, kein guter Rhetoriker, mehr als die messerscharfe Präzisionslogik seiner Ausführungen, um im Nationalkonvent Minderheiten in Mehrhei-ten zu verwandeln, schon gefasste Beschlüsse umzustürzen?

Ginge es in «Brüder» nur um Rede-schlachten, würden hier bloß Sprechpuppen auftreten. Aber Mantel verwandelt die his-torischen Figuren in Menschen aus Fleisch und Blut, die nicht nur in Dialogen in einer Intensität die Klingen kreuzen, wie es zuvor lediglich in Büchners Geniestreich «Dantons Tod» auf der Theaterbühne stattfand, son-dern die leben, lieben, leiden, zweifeln. Sich bereichern wie Danton, Frauenhelden sind wie Desmoulins, lebensunfähig wie Robe-spierre, «der Unbestechliche ».

Wenn das alles wäre, hätte Mantel ein überbordendes Sittengemälde verfasst, eine aus einem Meer von historischen Fakten, Zi-taten, Ereignissen kondensierte Erzählung.

Fortsetzung Seite 9

Von oben nach unten: Thomas Cromwell (1485–1540); Heinrich VIII. (1491–1547); Maximilien de Robespierre (1758–1794).

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Wissen Sie was Pecha Kucha ist? Pecha Kucha (sprich: petscha-kutscha) ist japanisch und bedeutet soviel wie «wirres Geplauder, Stimmengewirr». Dahinter steckt eine Vortragstechnik, bei der zu einem mündlichen Vortrag Folien resp. Bilder an eine Wand proji-ziert werden.Der Clou: Es dürfen nur 20 Bilder sein, die jeweils 20 Sekunden gezeigt werden. So lange darf man auch reden: 6 Minuten 40 Se-kunden. Die Innerschweizer Gruppe des Schweizerischen Werk-

bundes (SWB) veranstaltete just am 10. Mai zum siebten Mal eine Pecha-Kucha-Nacht in der Luzerneer Jazz-Kantine – ein gute Ge-legenheit, das traurige Datum (vor 80 Jahren fand die Bücherver-brennung durch die Nazis statt) zum Anlass zu nehmen, an einen großen Vergessenen der Literatur zu erinnern. Als einer von 14 bin ich angetreten und habe Walter Mehring vorgestellt – in nur knapp sieben Minuten ist das eine knifflige Sache …

Bernd Zocher

1.Vielleicht kennen Sie diese Keksdose. Sie ent-hält die Asche des besten Freundes von The big Lebowski, Donny Kerabatsos, und die Kumpels schütten sie sich versehentlich ins Gesicht. Um Asche geht es nämlich mehrere Male, wenn wir vom deutschen Autor Walter Mehring sprechen.

2.Mehring ist zweimal zu Asche verarbeitet worden, zum ersten Mal am 10. Mai 1933: Da wurden bei der berüchtigten Bücherver-brennung der deutschen Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 – heute vor 80 Jahren – seine Bücher verbrannt.

3.Beim zweiten Mal war es dann relativ profan: Der wohl eleganteste Satiriker der Weimarer Zeit starb hochbetagt in einem Zürcher Al-tersheim, hochbetagt – aber auch schwer ver-bittert. Denn er ist aus der Zeit gefallen.

4.Der Mitgründer von Berlin Dada hat sie alle gekannt: die gesamte Avantgarde von Kurt Tucholski bis Rainer Maria Rilke. Mehrings Chansons und Theaterstücke beherrschten die Bühnen der Weimarer Republik. Hier sieht man ihn neben dem Schauspieler Walter Janssen im Café der Paramount Studios.

Eine Pecha-Kucha-Nacht

Walter Mehring in 6 Minuten und 40 Sekunden

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Fortsetzung Seite 5

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Im Lesesaal Seite 5

Eine Pecha-Kucha-Nacht: Walter Mehring …

5.Die Zeit zwischen 1918 und 1933 war wahr-scheinlich Walter Mehrings beste Zeit. Er war der eleganteste und originellste Bühnenautor seiner Generation, außer Curt Goetz viel-leicht – die Roaring Twenties in Berlin haben Bob Fosse zu einem Musical 1972 zum Film mit Liza Minelli «Cabaret» animiert.

6.Und der hier, der hat Walter Mehring gehasst. Joseph Goebbels war in den 20er Jahren der Gauleiter der Nationalsozialisten in Berlin-Brandenburg. Er wird in der europäischen Geschichte eine recht hässliche Rolle spielen. Hier sieht man ihn mit seinen Kindern, die er später umbringen wird.

7.1929 verursachte Walter Mehring einen Theaterskandal. Sein Stück «Der Kaufmann von Berlin» führte zu Nazi-Demonstrationen gegen Mehring und trieb Joseph Goebbels zu einem Artikel im Nazi-Blatt «Der Angriff», der mit dem Titel anfing: «An den Galgen». Damit war Mehring gemeint.

8.Aber die Weimarer Zeit war auch eine Zeit des Elends, auf dessen Grundlage die Nazis erst Erfolg hatten. 1933 ist Schluss mit lustig. Am 30. Januar übernimmt die Nazi-Partei die Herrschaft über Deutschland.

9.Walter Mehrung entgeht nur knapp diesen Verbrechern. Er kann nach Wien fliehen und wird 1938 Zeuge der gleichen Vorgänge, wie er sie in Deutschland erlebt hat. Diesmal weht der Sturm der Geschichte hautnah an ihm vorbei.

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10.Während Hitlers Machtergreifung in Öster-reich sitzt Walter Mehring mit Hertha Pau-li im Café Herrenhof in Wien, als der Ober durch den Saal ruft: «Herr Dr. Seyß-Inquart, bitte – Berlin am Apparat!» Am Nebentisch erhebt sich ein Herr und geht dicht an den beiden vorbei vorbei zum Telephon.

11Arthur Seyß-Inquart war der Putschist, der für Hitler Österreich eroberte. Aber was gab es da zu erobern? Ganz Wien war braun, und Seyß-Inquart sorgte dafür, dass es noch schneller ging.

12.In Polen und in den Niederlanden wird er später für die Judenverfolgung verantwort-lich sein und das große Selbstbereicherungs-projekt der Nazi-Führung leiten. Das ist ihm aber bei beim Kriegsverbrecherprozess 1946 in Nürnberg nicht gut bekommen. Er wird gehängt.

13.Und wo ist Walter Mehring während der Zeit? Wien muss er Hals über Kopf verlassen, zuerst nach Paris und dann über Martinique in die USA. Erst 1953 kommt er wieder nach Europa.

14. Ende der 40er Jahre schreibt er ein Buch.Es heißt: «Die verlorene Bibliothek» und ist der Bibliothek seines Vaters und dessen un-ausrottbaren Glauben an den positiven Geist der Aufklärung gewidmet. Das Buch erscheint zuerst auf Englisch.

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Eine Pecha-Kucha-Nacht: Walter Mehring …

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15.Es ist eine ebenso kluges wie elegantes und melancholisches Resümee über das Scheitern von Bildung und Aufklärung im Zeitalter des Totalitarismus und über die Unfähigkeit, mit Rationalität und Überzeugungskraft eine schönere Welt zu schaffen.

16.Als Grundlage dient ihm die Nazi-Erfahrung mit dem Mann aus Braunau, der in seinem 56-jährigen Leben die Menschheit immerhin ins Unglück stoßen konnte. Hitlers Sprache ist für Walter Mehring böhmisches Kauder-welsch und sein Buch «Mein Kampf» nichts als eine «Teutonen-Thora».

17.Mehrings Schilderungen vom Paris der Vor-kriegszeit sind kräftige, farbige, heitere Be-schreibungen von Alltagssituationen, als seien sie von Robert Doisneau oder Henri Cartier Bresson fotografiert.

18.Aber es ergeht Mehring wie anderen Exilan-ten. Die Wehrmachtsgeneration der Gruppe 47, hier der SS-Mann Günter Grass und der Grenadier der Panzerdivision Hermann Gö-ring Dieter Wellershoff, will von ihnen nichts hören, weder von ihm noch von anderen.

19.Nelly Sachs wird noch mit dem Nobelpreis geehrt. Mehring hat nicht so viel Glück. Doch er kann wenigstens erleben, dass An-fangs der 80er Jahre eine Ausgabe seiner Wer-ke im Claassen Verlag erscheint. Seine letzten Jahre verbringt er im Tessin und bis zu seinem Tod in Zürich.

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Eine Pecha-Kucha-Nacht: Walter Mehring …

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Seite 8 Im Lesesaal

Eine Pecha-Kucha-NachtFortsetzung von Seite 6

Eine Pecha-Kucha-Nacht: Walter Mehring …

Die Herbstvorschau desElster Verlags ist da:

Das Elster-Programm im HerbstDie Vorschau ist auf der Web-Site

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hinterlegt und kann als pdf heruntergeladen werden.

elster verlag · rio bei elsterromane essayslebenserinnerungen sachbücher

h e r b s t 2 0 1 3

e L s t e r

20.Mehring war ein ungemein witziger Mann in einer ungemein unwilligen Zeit. Ich hoffe, dass ich Sie für dieses kleine Buch und diesen großartigen Autor ein wenig erwärmt habe, und – Asche auf mein Haupt, wenn mir das nicht gelungen sein sollte.

PS: Bei Radio Bremen hat Walter Mehring einen kleinen Rückzugsort gefunden; hier finden sich auch bemerkenswerte Tondoku-mente und eine gute Biografie, u. a. ein In-terview mit ihm aus dem Jahr 1980, ein Jahr vor seinem Tod.:

http://www.radiobremen.de/kultur/portra-ets/walter-mehring-portaet100.html

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Aber sie will natürlich mehr, in ihrer Ein-leitung gibt sie einen Hinweis darauf: «Man mag sich beim Lesen fragen, wie Fakt und Fiktion auseinanderzuhalten sind. Als gro-ber Anhaltspunkt mag dienen: Was beson-ders unwahrscheinlich klingt, ist vermutlich wahr.» Wobei sie ausdrücklich «keinen An-spruch auf Objektivität» erhebt.

Wer sich mit Geschichte beschäftigt, will daraus lernen. Gibt es Muster? Ist die Ge-schichte ein ewig sich drehendes Rad wie bei Shakespeare? Ist sie schicksalhaft vor-bestimmt wie in der griechischen Tragödie? Oder gibt es Fortschritt, steht die nächste Generation auf den Schultern der vorange-henden, wie das die Aufklärung formulierte, durch deren Erkenntnisse die Französische Revolution erst möglich wurde?

Wie kann man die Geschichte beeinflus-sen; dominieren sie Klassenkämpfe, welche Rolle spielen die Massen, der Einzelne? Wird die Geschichte von den Siegern geschrieben, während die Unterdrückten ihre andere Sicht der Geschichte finden müssen, wie das Peter Weiss in seiner «Ästhetik des Widerstands» darzustellen versuchte?

Worte werden zur Guillotine

So viele Fragen, so wenig Antworten. Und da setzt Hilary Mantel wie die Eule der Minerva zu ihren Ausflügen in die Geschichte an.

Die Eule beginne ihren Flug erst «mit der einbrechenden Dämmerung», schrieb Georg Friedrich Hegel. Er meinte damit, dass selbst die Philosophie erst Erklärungen liefern kann, wenn die zu deutenden Geschehnis-se bereits Geschichte, also längst vergangen sind. Mit ewig gültigen Erkenntnissen hält sich Mantel aber wohlweislich zurück.

Sie schlüpft mit begeisternder Beses-senheit in ihre handelnden Figuren hinein. «Veranschaulichung und Erklärung» sind die beiden Antipoden, zwischen denen sie sich bewegt. Mehr noch als in den wahrlich finsteren Zeiten, in denen Cromwell lebte, faszinieren uns bis heute Veranschaulichung und Erklärung in der Französischen Revo-lution. Vor allem natürlich die Frage, wie es möglich war, dass der erste moderne Versuch, nicht nur eine Monarchie und Adelsherr-schaft hinwegzufegen, sondern darauf eine auf Menschenrechte für alle, Vernunft und Freiheit gegründete Gesellschaft zu errichten, in einer Schreckensherrschaft, in der «Ter-reur», endete. Wie der als Autor der franzö-sischen «Erklärung der Menschenrechte» an-gesehene Saint-Just sich in einen Todesengel

verwandelte, der zusammen mit Robespierre auf dem Schafott endete. Dies nachdem Ro-bespierre, beeinflusst von Saint-Just, seine «Brüder» Danton und Desmoulins darauf ge-opfert hatte; nachdem sich das Streben nach dem Guten und Gerechten in ein Gemet-zel verwandelt hatte. Dass sich die ehemals Herrschenden zur Wehr setzen, begleitet jede Revolution.

In Frankreich verbündete sich der Adel mit den europäischen Monarchien zum be-waffneten Widerstand, in Russland Adel und Großgrundbesitzer mit den imperialistischen Staaten. Natürlich tobt bis heute ein ideolo-gischer Kampf darum, ob die «Terreur» Re-volutionen immanent ist – oder eine durch den äußeren Druck bewirkte Deformation.

Viel Veranschaulichung liefert Mantel im Aufeinanderprallen ihrer drei Protagonisten. Wie sie von Betrachtern zu Handelnden wer-den, mitgerissen von den Ereignissen und selbst mitreißend. Worte werden zur Guil-lotine, ein falsches Wort führt aufs Schafott.

Schlimmer noch: «Es gibt Phasen in der Re-volution, in denen alleine schon am Leben zu sein ein Verbrechen darstellt, und die Men-schen müssen ihre Köpfe herzugeben wissen wenn das Volk sie fordert», sagt Robespierre zu Desmoulins.

Denn schnell ging es nicht mehr um eine bessere Welt, sondern um die beste aller Wel-ten; Robespierre «hatte eine Republik der Gerechtigkeit, der Gemeinschaft, der Selbst-aufopferung im Sinn, er sah ein freies Volk vor sich». Desmoulins nannte sich selbst den «procureur de la lanterne», Danton duldete als Justizminister die September-Massaker des Jahres 1792, zusammen mit Robespierre formte und lenkte er den Wohlfahrtsaus-schuss, das eigentliche Machtzentrum der Revolution, der Schreckensherrschaft.

Alle drei sahen sich auf ihre Art als Exe-kutoren des Volkswillens. Als diejenigen, die zur Beförderung der guten Sache, zur Vertei-digung der Revolution auch Schlechtes tun müssen. Gegen ihre eigenen Prinzipien ver-stoßen, im Namen eines absoluten Prinzips. Wer sich ihnen in den Weg stellt, verrät die Revolution, schlimmer noch, die «Republik der Gerechtigkeit». Auch Namen wie Dan-ton oder Desmoulins schützen vor diesem Verdacht nicht, nicht mal der Name Robe-spierre oder Saint-Just. Wir wüssten, wie es ausging, aber wir wüssten nicht, wie es dazu kam, sagt Mantel. Wir wollen jedoch Ord-nung in die Dinge bringen. Aus der Vergan-genheit lernen, um die Gegenwart zu begrei-fen und die Zukunft zu gestalten. Sonst wäre die Geschichte ja nur ein riesiger Ozean, in dem einzelne Ereignisse wie Trümmerstücke zusammenhangslos herumschwimmen.

Die Instrumente fürs Einordnen sollte uns die Geschichtswissenschaft liefern. Nur ist sie genauso wenig eine exakte Naturwissenschaft wie die so genannte Finanzwissenschaft. Also bastelt sich letztlich jeder, manche mit klei-nem Besteck, andere mit großer Kelle, sein Geschichtsbild zusammen. Manche meinen, alle Antworten zu haben. Andere interessie-ren sich mehr für Fragen.

Wie es wohl gewesen sein könnte

In diesen ewigen Zwiespalt – hole ich nur aus der Geschichte heraus, was ich vorher in sie hineingetragen habe, oder kann ich den Anspruch erheben, darzustellen, wie es war – stürzt sich Mantel mit einem originellen An-

Im Lesesaal Seite 9

Ode an Hilary

Fortsetzung von Seite 3

Fortsetzung Seite 10

Camille Desmoulins (1760–1794)

Georges Danton (1759–1794)

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halte Diagnosen für bekömmlicher als The-rapievorschläge. Das unterscheidet mich von vielen Wortführern und Weltverbesserern. Man legt nach der Lektüre das Buch «Brüder » mit Bedauern aus der Hand, weil es noch viel länger sein sollte. Denn selten ist man näher am Begreifen der Geschichte und auch am Nichtbegreifen, wie wenn man Mantel liest. Sich selber sein im Anderssein, näher kann man als Leser diesem Satz von Hegel wohl nicht kommen. «Rivalen beseitigen»: Der französische Revolutionär Robespierre wird hingerichtet, 28. Juli 1794.

Romane von Hilary Mantel: Wölfe. 768 S., Fr. 36.90 Falken. 479 S., Fr. 35.90 Brüder. 1100 S., Fr. 36.90 (Alle bei DuMont erschie-nen.)

René Zeyer ist einer der bedeutendsten Wirtschaftsjournalisten des deutschsprachi-gen Raums und war Korrespondent für die «NZZ» in Havanna. Er ist für viele deutsch-sprachige Medien als freier Journalist tätig.

satz: Sie schreibt, wie es sehr wohl gewesen sein könnte.

Dass sie eine Geschichte schreibt – und nicht die Geschichte –, macht ihre Romane über längst vergangene Geschehnisse, über längst zu Staub zerfallene Menschen zu ei-nem Erlebnis. Liefert Erklärungen, aber kei-ne Gesetzmässigkeiten, keine auf heute über-tragbaren Prinzipien.

Man besucht mit Danton Robespierre in seiner kargen Kammer. Man steht vor Desmoulins und begreift, wäre der wacke-lige Stuhl, auf dem er während seiner Rede stand, umgefallen, hätte es vielleicht den Sturm auf die Bastille nicht gegeben. Man zittert an der Seite von Cromwell, während er sich am Hofe Heinrichs VIII. seiner Haut erwehrt, ein Wolf unter Wölfen. Ein Viertel-jahrtausend später werden auch in der Fran-zösischen Revolution die Brüder zu Wölfen, wollen Brüderlichkeit durch Schrecklichkeit erschaffen.

Aber Mantel hütet sich, mehr als Veran-schaulichung und Erklärung zu liefern. Wohl deswegen bleiben auch die Figuren Saint-Just und Marat seltsam blass, obwohl sie die ideo-logischen Treiber der Geschehnisse waren. Im-merhin plant sie, einen weiteren Roman über Marat zu schreiben; man darf gespannt sein.

Man legt nach der Lektüre «Brüder» aus der Hand und weiß, dass Mantel dieser Ro-man mit seinem fast unüberschaubaren Per-sonal und seinen 1100 Seiten etwas zu lang geraten ist. Da hatte sie noch nicht völlig die meisterhafte Souveränität von «Wölfe» und «Falken» erreicht. Aber man bedauert gleich-zeitig zutiefst, dass die Geschichte so endet, wie sie eben endete.

Indem Danton das Schafott besteigt und dem Scharfrichter Sanson zuruft: «Zeigen Sie den Leuten meinen Kopf. Es ist die Mühe wert.» An dieses historische Ereignis schließt Mantel noch die literarische Erfindung an, wie sich Robespierre in Vorahnung seines eigenen Todes an seine Mutter erinnert, die klöppelte, «unter ihren Fingern das luftige Muster, es fliegt davon, ins Nichts». Und kontrastiert das mit einer historischen Mel-dung aus der Times vom 8. April 1794, in der das Ende von Danton und Desmoulins kommentiert wird. Ersterer starb, weil es un-ausweichlich war, dass der «Geschicktere der beiden», also Robespierre, einen Weg fand, «seinen Rivalen zu beseitigen».

Der Times-Journalist fährt fort: «Wir be-greifen nicht, warum Camille Desmoulins, der von Robespierre so unverhohlen prote-giert wurde, im Triumph dieses Diktators zermahlen wurde.»

«Sich selber sein im Anderssein»

Ist also das menschliche Streben nach dem Besseren nur vergebliche Mühe? Kön-nen auch unlautere Motive das Gute beför-dern? Muss auch das edelste Motiv – es besser zu wissen und die Massen deshalb zu ihrem Glück zwingen zu dürfen – zu Diktatur und Massenmord führen? Der Leser lernt, dass es wohl besser ist, in der Geschichte und in seiner eigenen Gegenwart Betrachter zu bleiben, nicht zum Handelnden zu werden. Wenn man das Privileg lebt, nicht dazu ge-zwungen zu sein. Worte wirken, aber wer will schon ernsthaft Verantwortung für die Wirkung übernehmen? Ich für meinen Teil

Ode an Hilary

Fortsetzung von Seite 9

Seite 10 Im Lesesaal