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Teilleistungsstörung: Lese- Rechtschreibstörung, Rechenstörung,
Aufmerksamkeitsstörung mit und ohne Hyperaktivität erkennen und notwendige Schritte einleiten
Referentin:
Dr. Brigitta Rottensteiner
Psychologin, Psychotherapeutin, Lerntherapeutin
Hilfe, mein Kind hat Schwierigkeiten
in der Schule!
Was sind Teilleistungsstörungen? F81.0 Lese- Rechtschreibstörung
F81.1 isolierte Rechtschreibstörung
F81.2 Rechenstörung
F81.3 kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten
Grenzbereich intellektueller Fähigkeiten
F90 hyperkinetische Störung (ADHS, ADS)
Wenn diese Diagnosen vergeben werden, dann ist die Intelligenz immer durchschnittlich
Aber,…
Teilleistungsstörungen
Eine Lese- Rechtschreibstörung, Rechenstörung,
Aufmerksamkeitsstörung sind oft nur ein Symptom
Wichtig ist die Ursache für die Störung zu finden
Dazu muss man etwas genauer schauen
Was ist eine Lese-
Rechtschreibstörung?
LRS ist eine spezifische Schwäche beim Erlernen von Lesen
und/oder Schreiben
Kein Rückstand der allgemeinen Entwicklung, d.h.
Intelligenz ist durchschnittlich oder auch (selten)
überdurchschnittlich
Es handelt sich also um eine Teilleistungsstörung
Ohne therapeutische Hilfe kaum „wegzukriegen“
Ca. 10 % der Schüler betroffen
Woran erkennt man eine LRS?
Beim Lesen: Langsames Lesen Zusammenlauten fällt schwer Häufiges Stocken, Verlieren der Zeile im Text, Auslassen Vertauschen oder Hinzufügen von Worten, Silben oder einzelnen
Buchstaben Der Inhalt kann nicht wiedergegeben oder interpretiert werden
Beim Rechtschreiben: Viele Fehler beim Diktat oder auch beim Abschreiben Wörter werden, auch im selben Text mehrfach falsch geschrieben Grammatik- und Interpunktionsfehler Unleserliche Schrift
Folgen einer LRS
Beeinträchtigungen auch in anderen Fächern, aufgrund des
eingeschränkten Lesesinn- und Sprachverständins
Trotz Üben zu Hause – und auch richtig schreiben dort,
werden in der Schule viele Fehler gemacht.
Einbrüche in Motivation und Selbstwertgefühl
Verhaltensauffälligkeiten
Was braucht man zum
Lesen/Schreiben
Auditives System (Hören)
Taktil-Kinästhetik (Spüren)
Grob- und Feinmotorik
Das auditive System
Höreindrücke adäquat verarbeiten zum Zwecke der
Niederschrift
Wenn Höreindrücke verstanden werden, können auch
Wortgrenzen und Satzsequenzen erkannt werden
Wird der Sinn des Gehörten/Geschriebenen nicht
verstanden, können auch Rechtschreibregeln nicht
angewandt werden
Auditive Diskriminationsfähigkeit (Lautunterscheidung, hart-
weich, lang kurz, Silbenerkennung,…)
Lokalisation (vorne/hinten/mittig im Wort)
Lautidentifikation (welcher Laut kommt an welcher Stelle
vor und hat welche Nachbarn...)
Auditive Figur-Grund-Wahrnehmung (Heraushören aus
vielen Höreindrücken)
Auditives System: Einteilung
Wörter suchen die mit z.B. M, N, O,….. Beginnen, enden,
Was reimt sich auf z.B. Gasse: Masse, Kasse,….
Selbst einfache Gedichte reimen
Sätze bilden, Vokale sind alle gleich: Drei Chinesen auf
dem…. Wird zu: dri Chinisin if din …..
Rückwärts / vorwärts buchstabieren
Silben hören, klatschen und schreiben
Auslassen der Anfangslaute: er öwe rüllt
……
Spiele zur Förderung der
Hörwahrnehmung
Kontrolle und Erleben der eigenen Bewegungen und des
Körpers: Sitzhaltung, Stifthaltung, Druckdosierung
Transfer gehörter Laute bzw. Buchstaben: Phonem (Laut)-
Graphem (Schriftzeichen)-Korrespondenz. Achtung: viele
Sinne ansprechen wichtig!!! Anlauttabelle spricht einen Sinn
an.
Unterscheidung bereits im Mundbereich ähnlicher Laute:
(g/k, t/d, m/n, o/ü, i/e,..)
Regelerkennung und –anwendung der Mitlautverdopplung
Taktil-kinästhetisches System für den
Erwerb der Schriftsprache
Schreiben von Texten Erst wenn das Schreiben automatisiert ist, kann man mit der
Sprache arbeiten, also Geschichten schreiben (ab 3. Klasse)
Die Fehler steigen, wenn der Schreibprozess noch nicht automatisiert ist
Zuerst muss Kind begreifen, was Wort- Satzgrenzen bedeuten
Beim Schreiben von Texten steht die Emotionalität im Vordergrund: hier sieht man das wahre Schreibalter der Kinder z.B. Grammatik, Artikulation, Wortschatzanwendung (Adjektive, Füllwörter), Informationsgehalt (Dyspraxie?)
Herbstkinder?
Was ist eine Rechenstörung? Kinder schaffen das Erlernen der Grundrechnungsarten nur sehr
schwer
Kinder mit einer Rechenstörung fallen bereits im Kindergarten damit auf, dass ihnen das mathematische Verständnis fehlt (Mengenverständnis, Zählfunktionen, einfache Additionen und Subtraktionen)
Typische Hinweise: die Irrelevanz der Zählabfolge verstehen fällt schwer, Zahlendreher (wenig Untersuchungen dazu), Zählfehler (vorwärts, rückwärts), unreife (Zähl-)-Strategien, Mengenvergleich, Zahlenstrahl …
Zehnerüberschreitung
Unterscheidung: Einer, Zehner, Hunderter
Prozedurales und Faktenwissen können dissoziieren
Wie entwickelt sich das Zählen?
Irrelevanz des Zählinhaltes: alles kann gezählt werden
Prinzip der stabilen Reihenfolge: Zahlwörter werden in
konsistenter Abfolge verwendet: 1, 2, 3, 4, nicht 1, 2, 4, 5
Prinzip der Eins-zu –eins-Zuordnung: Jedem zu zählenden
Objekt muss genau ein Zahlwort zugeordnet werden.
Typische Fehler: Objekte doppelt zählen, gar nicht zählen
Das Kardinalitätsprinzip: das letzte gezählte Wort stellt die
Mächtigkeit der Menge dar.
Irrelevanz der Reihenfolge: die zu zählenden Objekte können
in jeder beliebigen Reihenfolge gezählt werden.
Entwicklung des Rechnens
- Konkrete Mengengröße: Unterscheiden von Mengen (1.
Lebensjahr)
- Zahlwortreihe: Zählen, Abzählen, arithmetische
Zählprinzipien, größer-kleiner (Vorschulalter)
- visuell arabisches Zahlensystem: schriftliches Rechnen,
gerade / ungerade (Schulalter)
- abstrakte Zahlenraumvorstellung (Ordinalität): Schätzen,
Überschlagen, Vergleichen (Schulalter, wobei überschaubare
Mengen bereits im Vorschulalter verglichen, geschätzt
werden können)
Förderung und Intervention
Anschauungshilfen (z.B. Montessori-Materialien) als Überbrückungshilfen (bei fehlenden Mengenrelationen und Verständnis für Zahlengrößen, Etablierung von abstrakten Zahlenrepräsentationen)
Aber Achtung: werden Farben oder ähnliches verwendet, muss man aufpassen, dass die Kinder nicht die Menge und die Farbe verwechseln z. B. grün ist fünf
Hundertertafel nicht so geeignet, da Zahlen nicht so repräsentiert werden im Gehirn
Wichtig einheitliche Materialien und Lösungswege: Therapie, Schule, zu Hause
Rechenwege automatisieren um Kurzzeitgedächtnis zu entlasten
Förderung und Intervention „Mensch ärgere dich nicht“ spielen
Zahl „Null“ beim Zählen mit einbeziehen
Schätzen üben
Entdeckendes Lernen: nachfragen und Kind zur Lösung führen
Rechenweg nachfragen nicht nur auf Ergebnis schauen
Sicherer Aufbau von Mengenbildern (Fingerbilder, Würfelbilder, Zehnerraster, Zahlenlinie,..)
Flexibler Umgang mit visueller und sprachlicher Repräsentation
Leerer Zahlenstrahl
Erst auf höhere Stufe arbeiten, wenn Wissen gefestigt ist z.B. erst wenn Addition gefestigt ist, dann erst Multiplikationen
Rottensteiner Brigitta, Tel.: 339 186 4123,
Konzentration? Störung? Kinder mit einer Teilleistungsstörung haben oft auch
Schwierigkeiten mit der Konzentration, Schule ist für sie anstrengend!
Veränderte Rahmenbedingungen z.B. Fernseher, Handy, PC,… weniger Bewegung ist die Folge
Achtung: Fernseher, PC… ist nicht Entspannung!
Besser: Bewegung
Kinder haben mehr Zugang zu Infos: diese können sie oft nicht verarbeiten
Weniger Zeit Dinge zu vertiefen
Kinder beim konzentrierten Spielen nicht stören
Defizite im Wahrnehmungsbereich (Ergotherapie)
Haben Kinder genug Schlaf?
Aufmerksamkeitsstörung mit/ohne
Hyperaktivität
Drei Leitsymptome:
Unaufmerksamkeit
Hyperaktivität und
Impulsivität
Symptome müssen situationsübergreifend auftreten
Symptome müssen vor dem 7 Lebensjahr auftreten
Es muss eine psychosoziale Funktionsbeeinträchtigung vorliegen
Ausschluss: andere Störungen z.B. manische Störung, Angststörung, tiefgreifende Entwicklungsstörung
Arten von Hyperkinetischen Störung
Drei Untertypen:
Mischtypus (ADHS)
Vorwiegend unaufmerksames Typus (=
Aufmerksamkeitsstörung, ADS)
Vorwiegend impulsiver Typus
Folgen von ADS/ADHS
Häufig auch eine Teilleistungsstörung mit dabei
Schwierigkeiten in der Schule
Planende Handlungen fallen schwer
Hausaufgaben werden nicht gemacht: Heft vergessen,
Organisation der HA fällt schwer
Dissoziales Verhalten z.B. Reizbarkeit, aggressive
Durchbrüche, Distanzlosigkeit (anschließend tut es den
Kindern leid)
Niederes Selbstwertgefühl durch emotionale Stigmatisierung
Soziale Isolation
Wo hole ich mir professionelle Hilfe? Abklärung bei Arzt (Pädiater, Kinderpsychiater)
oder Psychologen
Psychologischer Dienst
Kinderneuropsychologen
Kinder- und Jugendpsychiatrie
ADHS - Ambulanz
Therapie
Bei Psychologen mit Zusatzausbildung
Physiotherapie
Logopädie
Ergotherapie
Was sind die Konsequenzen in der
Schule einer diagnostizierten Störung?
Klinisch psychologischer Befund:
Kinder haben Anrecht auf besondere Maßnahmen
Erstellen eines „Individuellen Entwicklungsprofils“
…..
Funktionsdiagnose
Kinder haben Anrecht auf besondere Maßnahmen
Erstellen eines „Individuellen Entwicklungsprofils“
Integrationslehrperson
…..
Was sind die Konsequenzen einer
diagnostizierten Störung in der Schule?
Eltern sind über jeden der bürokratischen Schritte
informiert und müssen auch damit einverstanden sein
Informationen kommen nur zu jenen Personen, die sie
brauchen (z.B. Lehrer)
Es scheint nirgends auf, dass ein Kind diese oder jene
Störung hat!
Es wird darauf geachtet, dass die Minimalziele erreicht
werden, IEP
Werden diese nicht erreicht, kann ein Integrationsschüler
auch die Klasse wiederholen!
Noch Fragen?
Info:
Dr. Brigitta Rottensteiner
Tel.: 339 186 41 23
www.psychotherapeuten.it