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helmut das em-fanzine Das offizielle fanzine der deutschen Fanbetreuung Zur EM 2012 in Polen und der Ukraine Zum Halbfinale Deutschland – Italien in Warschau am 28.06.2012 um 20:45 Uhr (MEZ) Nr. 14

helmut · beim Viertelfinalspiel gegen die griechische ... Zum Schluss möchte ich Michal und ... Warschau und Lech Poznan nicht wie geplant hier stattfand

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helmutdas em-fanzine

Das offizielle fanzine der deutschen Fanbetreuung • Zur EM 2012 in Polen und der UkraineZum Halbfinale Deutschland – Italien in Warschau am 28.06.2012 um 20:45 Uhr (MEZ) N

r. 14

HELMUT Das EM-Fanzine 2012 Polen/Ukraine 3 2 HELMUT Das EM-Fanzine 2012 Polen/Ukraine

Voll unter Dampf

Bestimmt waren einige überrascht, als sie die Aufstellung für das Spiel gegen die Griechen sa-hen. Bender, Müller und Podolski auf der Bank – Boateng und die schnellen und quirligen Schürrle und Reus auf dem Platz. Eine mutige Entscheidung von Trainer Löw, der so der Mann-schaft mehr Dampf und spielerische Möglichkei-ten geben wollte, um das erwartete griechische Abwehrbollwerk zu überwinden. Das ist von der ersten Minute an gelungen. Die drei Neuen wa-ren von Anfang an integriert und die Griechen hätten schon nach fünf Minuten 2:0 zurücklie-gen können. Bisher am meisten beeindruckt mich, mit welchem Selbstbewusstsein die deut-sche Mannschaft auftritt. Apropos Integration: Auch unter den deutschen Fans gab es in Gdansk ein paar neue, nämlich die Fraktion von unangenehmen Nazis, die wohl ihren obligatorischen Auftritt in Polen suchten. Aber glücklicherweise fiel der nicht wirklich be-eindruckend aus. Erstens waren’s dann doch nur ein paar Handvoll und zweitens wurden sie vom Rest des deutschen Anhangs gemieden. Geprägt waren die Tage in Gdansk durch die Ti-cketthematik. Die ganze Stadt schien ein einziger Schwarzmarkt zu sein. Man konnte die begehr-ten Karten auf der Straße, in Bars, Restaurants und sogar an Merchandiseständen kaufen. Viele

Vorwort

Polen hatten sich in der Hoffnung, ihre Mann-schaft würde das Viertelfinale erreichen, mit Kar-ten versorgt, die nun auch noch in einer großen Zahl angeboten wurden. Das hat wenigstens den professionellen Schwarzmarkthändlern – auch welche aus Gelsenkirchen wurden gesehen – das Geschäft verhagelt. helmut wäre jedoch sehr daran interessiert, das Geheimnis, das hin-ter dem „Ticketingkonzept“ der UEFA steckt, zu erfahren. Die Hürden für den Erwerb eines Ti-ckets sind enorm hoch, Käufer müssen Monate vorher nahezu alle persönlichen Daten abliefern. Wenn jemand krank wird oder seine Reise nicht antreten kann, ist es mit einem riesigen Aufwand verbunden, Karten auf legalem Weg an einen an-deren Fan weiterzugeben. Dieses fanfeindliche Prozedere wird von der UEFA mit dem Thema Si-cherheit und der Bekämpfung des Schwarzmark-tes begründet. Realität in Gdansk war aber: ein kundenun-freundliches System, das noch dazu die Kar-ten in die falschen Hände bringt und damit den Schwarzmarkt befeuert. Die großen Lücken auf den Rängen sind wohl jedem aufgefallen. Die wird es gegen unseren heutigen Gegner Ita-lien hoffentlich nicht geben. Mal sehen, ob die Squadra Azzura die Skandale, die den italieni-schen Fußball erschüttern, heute abschütteln kann.Euer Helmut

Impressum

Unser besonderes „dziękuję“ gilt:Jannis Albus, Fans’ Embassies Gdansk und Warschau, Tommy Gassler, Igor Gomonai, Maciej Grzesik, Jacek „T-Shirt“ Tomkóv, Richard Kouprianoff, Marion Kowal, Dariusz Łapiński, Mien-tus von der Host City Gdansk, Olga Mykhaylychenko, Gabriele Neumeier und dem General-konsulat Gdansk, Michał Nowosad, Artem Oksynyuk, Katja Sichtig, Martin Spitzl, Susanne Tasic-Thiel, Dijana Zivkov

InhaltVorwort 2

Warschau Baustelle mit Charme 4

Aus unserem EM-Tagebuch: Ruhetage in Gdansk 6

Nationalstadion Warschau 7

Gegen wen geht’s noch mal? Italien 8

EM-Kader Deutschland 10

EM-Kader Italien 11

Go East Einmal quer durch die Ukraine 12

„Podolski ist der Held der Massen.“ 14

Fanbotschaft on tour 16

Aus der Heimat Jubel ohne Heiserkeit 18

Service 20

Texte und Beiträge: Riccardo Baich, Jürgen Eißmann, Stefan Diener, Mich ael Gabriel, Nicole Selmer, Thomas Urban, Gerd Wagner, Gerhard Wolff

Gestaltung: Ingo Thiel

Verantwortlich:

Koordinationsstelle Fanprojekte bei der dsj Michael Gabriel, Volker Goll Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt Tel.: +49 (0) 69 6700357, www.kos-fanprojekte.de

Die KOS wird gefördert von: Deutscher Fußball-Bund (www.dfb.de) Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (www.bmfsfj.de)

[email protected]

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Warschau gilt – und zwar längst nicht nur we-gen der EURO – als eine der größten Baustellen Europas. Die Skyline der Stadt, die geografisch und kulturell eine Verbindung zwischen Ost-und Westeuropa ist, wird inzwischen von mehreren Wolkenkratzern geprägt. Das größte und schmerzlichste Bauprojekt seiner Geschichte hat die polnische Hauptstadt allerdings schon länger hinter sich, nämlich den Wieder-aufbau der fast unbewohnten Stadt nach der praktisch kompletten Zer-störung während des Zweiten Welt-kriegs und der deutschen Besat-zung – wie „Phoenix“ aus der Asche, was auch den Beinamen Warschaus erklärt.Heute ist Warschau mit seinen 1,7 Millionen Einwohnern das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes und breitet sich links und rechts der Wisla (auf Deutsch: Weich-sel) aus. Wahrscheinlich werdet ihr euch zu-nächst vor allem auf der linken, also westlichen,

Uferseite orientieren, wo sich der historische Stadtkern befindet (das neu gebaute EM-Sta-dion liegt schräg gegenüber auf der anderen Flussseite). Die Altstadt von Warschau gehört

zum UNESCO-Weltkulturerbe und wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut bzw. rekonstruiert, denn sie heißt eben

nicht umsonst Altstadt. So wurde beispielsweise das Königsschloss, dessen Architektur bis ins 15. Jahr-hundert zurückreicht, von den deut-schen Besatzern gesprengt und in den 1970er- und 1980er-Jahren „alt“ neu errichtet. Heute ist der dreieckige Schlossplatz mit der Si-gismund-Säule einer der schöns-

ten Orte von Warschau. Der zur Säule passende König Sigismund III. Wasa gehörte so-wohl zur schwedischen Herrscherdynastie Wasa wie zu den polnischen Jagiellonen und war Kö-nig von Schweden und Polen zugleich. Er verleg-te 1596 die polnische Hauptstadt von Krakow nach Warschau – das ist schon eine Säule wert.

Warschau Baustelle mit Charme

Besonders sehenswert und von den Einwoh-nern Warschaus als „Stalins Rache“ verschrien, ist der Palast für Kultur und Wissenschaft. Bis Anfang der 90er-Jahre ragte der Kulturpalast als einziges Hochhaus aus der Skyline von War-schau heraus. Mittlerweile ist er eines von vie-len. Der Palast war ein Geschenk der Sowjetuni-on und wurde zwischen 1952 und 1955 nach Plänen des sowjetischen Architekten Leo Rud-niew errichtet. Rund um den Kulturpalast befin-det sich die Fanmeile. Die Anbindung ist perfekt, da der Hauptbahnhof direkt nebenan liegt. Auch bei großem Andrang sollte hier jeder und jede einen Platz finden, denn die 120.000 Quadrat-meter bieten genügend Platz für bis zu 100.000 Fußballbegeisterte.Von der Altstadt führt der sogenannte Königs-weg über die beiden bekanntesten Flaniermei-len Warschaus ins moderne Stadtzentrum, auf dem Weg kommt ihr an verschiedenen Cafés, Restaurants, Pubs und Shoppinggelegenhei-ten vorbei, ebenso wie an zahlreichen Kirchen und Palästen: Vom Schlossplatz geht’s über die Krakowskie Przedmiescie (zu Deutsch Krakauer

ProminentZu den bekanntesten Söhnen der Stadt zählt sicher der Komponist Frederic Chopin (1810–1849). Chopin studierte am Warschauer Konservatorium Klavier und Komposition und gilt als Polens bedeutendster Pianist und Komponist. Nach seinem Tod wurde sein Herz nach Warschau zurückgebracht und in der Heiligkreuzkir-che beigesetzt.

Vorstadt, aber dennoch eine Straße) bis zum Staszic-Palast und dann noch weiter über die Nowy Swiat (Neue Welt). Direkt gegenüber der Altstadt liegt auf der anderen Seite der Wisla der Stadtteil Praga, der früher als nicht beson-ders attraktiv galt, nun aber durch die Ansied-lung von jungen Künstlern, Restaurants und Bars zu einem Szene-Treffpunkt geworden ist – Gentrifidingsbums gibt’s natürlich auch in Polen! Und falls euch der Sinn mal weder nach Histori-schem, Shoppen oder Fußball steht, dann lädt die Wisla mit ihren Grünanlagen am östlichen Ufer zur Naherholung ein.

Fotos: Thomas Gassler/FSE

HELMUT Das EM-Fanzine 2012 Polen/Ukraine 7 6 HELMUT Das EM-Fanzine 2012 Polen/Ukraine

Seit unserer Anreise am 6. Juni nach Lwiw lie-gen mittlerweile 18 Tage unserer EURO-Tour hin-ter uns – auch dank der sportlichen Erfolgsserie von Jogis Jungs. Eine Zeit, die bislang geprägt war von vielen positiven Erlebnissen und beein-druckenden Begegnungen mit den Menschen in den Spielorten oder unterwegs dorthin, aber auch von ständigem Kofferpacken nach jedem Spiel, stundenlangem Warten auf Flughäfen und oftmals langen und strapaziösen Anreisen zum nächsten Spielort. Da passt es doch ganz gut, dass wir uns in Gdansk endlich die Zeit nehmen, ein paar Tage zu verschnaufen, uns ein wenig zu erholen oder einfach nur die Seele baumeln zu lassen. Hierzu mangelt es ja nicht an attrak-tiven Möglichkeiten in der Stadt und Umgebung. Nachdem auch die Sonne nach einigen nasskal-ten Tagen wieder in Erscheinung tritt, freue ich mich bereits auf den längst fälligen Ausflug ans Meer zum Strand in Sopot. Vielleicht einen le-ckeren Käse mit Brot, dazu ein kühles Bier sowie ein anregendes Buch im Gepäck – so ließe sich der Tag durchaus überstehen. Ab und zu noch ein paar Gedanken ans erfolgreiche Abschnei-den der deutschen Mannschaft im Viertelfinale. Aber nicht allzu viele, denn sonst beginnt sich meine gute Laune wieder zu verschlechtern. Dies betrifft natürlich nicht den sportlichen Er-folg der Mannschaft, sondern hängt in erster Li-nie mit dem Verhalten einiger deutscher Fans

beim Viertelfinalspiel gegen die griechische Mannschaft zusammen, das ich hautnah miter-leben durfte. Angefangen von den mittlerweile üblichen Beleidigungen und Schmähgesängen bis hin zu dem unsäglichen „Sieg“- und „Hur-ra, Hurra. Die Deutschen, die sind da!“-Gebrülle wurden Gesänge angestimmt, die die notwendi-ge Sensibilität für die deutsche Geschichte ge-rade in Polen vermissen lassen. Es ist Außen-stehenden zudem schwer vermittelbar, was das alles mit positiver Anfeuerungskultur zu tun hat. Ich jedenfalls habe ich mich in dem ansonsten wunderschönen „Bernstein-Stadion“ unwohl ge-fühlt. Aber davon bekommen Jogis Jungs Gott sei Dank oder leider nicht viel mit.Aber wie gesagt, ich möchte mein Sonnenbad am Strand von Sopot genießen, genehmige mir einen Schluck von dem köstlichen polnischen Bier und freue mich auf das Halbfinalspiel in Warschau. Zum Schluss möchte ich Michal und seinem Team von der stationären Fanbotschaft in Gdansk für ihre enorme Hilfsbereitschaft und Unterstützung danken, die uns das Arbei-ten hier sehr erleichtert haben. Ihr seid ein tol-les Team und es hat Spaß gemacht, mit euch zusammenzuarbeiten.

Ruhetage in Gdansk

Aus unserem EM-TagebuchIn dieser Rubrik kommen die Mitglieder des Fanbe-treuungsteams zu Wort und berichten während der EM über ihre Erlebnisse vor Ort. Heute wirft Gerd ei-nen Blick zurück auf das Viertelfinale in Gdansk und hat dabei nicht nur Positives zu sagen.

Gerd Wagner arbeitet bei der Koordinations-stelle Fanprojekte.

Nationalstadion Warschau

Es war das erste Stadion, in dem zur EM gespielt wurde, und das letzte, das fertiggestellt wur-de. Dass gerade das Prunkstück in der Haupt-stadt mit solchen Verzögerungen, die zu mehreren Spielabsagen führten, zu kämpfen hatte, war den polnischen EM-Organisatoren sicher nicht recht. Aber nun ist es ja fertig. Das Stadion wurde Ende Januar 2012 offiziell eröffnet, mit einem mehrstün-digen Konzert unter dem Motto „Oto jestem“ („Hier bin ich”).Architektonisch ist das Warschauer Nationalsta-dion (Narodowy w Warszawie) eine Kombination und Fortentwicklung des Cape Town Stadiums und des Leipziger Zentralstadion. Die Arena wurde in das alte, verfallene Stadion hineinge-baut, steht leicht erhaben direkt am Fluss und kommt ähnlich schwungvoll daher wie die impo-sante WM-Arena am Kap in Südafrika. Nur viel spitzer: Das Dach wird von schräg nach außen aufragenden Streben getragen und kann über das gesamte Spielfeld ausgefahren werden. Auf Höhe des ehemaligen Spielfelds befindet sich nun eine Tiefgarage, die Spielfläche liegt acht Meter höher als früher. Die Außenhaut ist in Polens Landesfarben Rot und Weiß gehalten und das Stadion damit ein echter Blickfang vom nicht weit entfernten Stadtzentrum auf der an-deren Flussseite. Die sagenhaft teure Arena (es

ist von rund 375 Millionen Euro die Rede) hatte nicht nur eine lange Bauzeit, als sie fertig war, schlichen sich auch noch einige Konstruktions-

fehler ein. So war der Beton zu dick – und blockierte die Funksignale der

Polizei. Das war einer von meh-reren Gründen, warum das polni-sche Pokalfinale zwischen Legia

Warschau und Lech Poznan nicht wie geplant hier stattfand. Ein weiterer

war wohl die Angst, dass das schöne neue Stadi-on und die anstehende EM durch mögliche Ran-dalen Schaden erleiden könnten.

Wie groß? 56.070 Zuschauer. Das Stadion ist zur EM voll ausgebucht: Es war Schauplatz des Eröffnungsspiels sowie zwei weiterer Gruppen-spiele. Nach der heutigen Partie ist hier Schluss.

Wer spielt da sonst? Ausschließlich die polni-sche Nationalmannschaft. Die als Multifunkti-onsarena gedachte Spielstätte soll und kann nach dem Turnier aber auch für andere Sport- und Kulturveranstaltungen genutzt werden. Ob das wohl gut geht? Stichwort „weißer Elefant“ …

Wie kommt man hin? Wir empfehlen den ent-spannten Fußweg von etwa 40 Minuten von der Fanzone bzw. dem Bahnhof aus über die Wisla.

Foto: dpa Picture-Alliance

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Vor der Abreise zur EM türm-ten sich bei den Italienern die Probleme. Eine desolate Vor-bereitung mit drei Testspiel-

niederlagen, Verletzungsproblemen und dem Wettskandal, in den auch Trainer, Spieler und Offizielle der Serie A verwickelt sind, sowie die Razzia bei Nationalspieler Domenico Criscito im Trainingslager sorgten für Unruhe. Criscito wur-de von Trainer Cesare Prandelli umgehend aus dem Kader für die EM gestrichen. Aber auch Ka-pitän und Torhüter Gianluigi Buffon soll in den

Skandal verwickelt sein. Doch noch ist nichts be-wiesen. Fakt ist, sportlich gab es bei den Italie-nern nach dem desaströsen Vorrunden-Aus bei der WM 2010 und der Verpflichtung Prandellis als Nationalcoach eine Runderneuerung. Ohne Probleme qualifizierte sich die Squadra Azzur-ra für das Turnier in Polen und der Ukraine. Von den Weltmeistern 2006 sind nur Buffon, Pirlo, De Rossi und Barzagli übrig. Prunkstück der Italiener ist traditionell die De-fensive. Mit Buffon, De Rossi und dem in der Qualifikation überragenden Chiellini ist die Ab-wehr stets auf der Höhe. Hinzu kommt das sehr defensiv orientierte Mittelfeld. Dennoch ist den Italienern auch in der Offensive einiges zuzu-trauen. Die laufstarken Außenverteidiger ma-chen über die Flügel sehr viel Druck und mit Andrea Pirlo hat Prandelli einen der besten Mit-telfeldregisseure der Welt in seinen Reihen. Im Angriff sind Mario Balotelli und Antonio Cassa-no erste Wahl. Als Back-up setzte Prandelli in den bisherigen Spielen auf den 34-jährigen An-tonio di Natale, der nach seiner Einwechslung

Gegen wen geht’s noch mal? Italien

im ersten Gruppenspiel gegen Spanien prompt traf. In der Mannschaft gab es im bisherigen EM-Verlauf nur kleinere Reibereien: Mario Ba-lotelli war nach seinen Auswechslungen leicht beleidigt, konnte sich jedoch darauf verlassen, dass das Team bei rassistischen Beschimpfun-gen von Fans hinter ihm stand. Sturmpartner Cassano zog mit homophoben Äußerungen Kri-tik auf sich, entschuldigte sich jedoch immerhin. Es sieht aus, als hätten die Italiener die Irrungen und Wirrungen im Vorfeld der EM abgeschüttelt.

Der Weg ins Halbfinale

Italien bewies gleich im ersten Spiel der Grup-pe C gegen Weltmeister Spanien seine Klasse. Ebenbürtig und mit einer Vielzahl von Chancen erkämpften Prandellis ragazzi ein 1:1. Mit dem gleichen Ergebnis endete das Spiel gegen die Kroaten, Pirlo hatte die Italiener per Freistoß in Führung gebracht, ehe Mandzukic Mitte der zweiten Halbzeit für die Kroaten ausglich. Ge-gen das schon ausgeschiedene Irland im letz-ten Gruppenspiel trafen Cassano und Balotelli zum 2:0-Endstand und machten mit ihren Toren den Einzug ins Viertelfinale perfekt. Und spätes-tens nach dem Sieg gegen England ist klar, dass Italien als Anwärter auf den Europameistertitel ernstzunehmen ist.

Die EM-Bilanz gegen Deutschland

Deutschland und Italien standen sich bei EM-Endrunden-Turnieren bisher zweimal gegenüber, jeweils in der Gruppenphase. 1988 in Deutsch-land trennten sich beide 1:1. Roberto Mancini hatte die Italiener in der 53. Minute in Führung geschossen, Andreas Brehme glich drei Minuten später durch einen trockenen Linksschuss aus. Etwas dramatischer war das Aufeinandertreffen 1996 in Manchester. Im letzten Vorrundenspiel berannten die Italiener das deutsche Tor dauer-haft. Dass das Spiel am Ende mit einem torlosen Remis endete, hatte die Mannschaft von Berti Vogts nur Torwart Andreas Köpke zu verdanken. Er entschärfte nicht nur reihenweise hochkaräti-ge Torchancen der Azzurri, sondern hielt bereits in der neunten Spielminute einen Foulelfme-ter von Gianfranco Zola. Deutschland holte am Ende den Titel und Italien musste schon nach der Vorrunde die Heimreise antreten.

HELMUT trifft die Polizei

Bezahlkarten in den Fanzonen in Gdansk und Warschau? helmut meint: Bargeld lacht!

HELMUT trifft Konsulin Gabriele Neumeier

HELMUT Das EM-Fanzine 2012 Polen/Ukraine 11 10 HELMUT Das EM-Fanzine 2012 Polen/Ukraine

Tor: Gianluigi Buffon (1), Salvatore Sirigu (12), Morgan De Sanctis (14)

Abwehr: Christian Maggio (2), Giorgio Chiellini (3), Angelo Ogbonna (4), Federico Balzaretti (6), Andrea Barzagli (15), Leonardo Bonucci (19)

Mittelfeld: Thiago Motta (5), Ignazio Abate (7), Claudio Marchisio (8), Daniele De Rossi (16), Riccardo Montolivio (18), Andrea Pirlo (21), Antonio Nocerino (23)

Angriff: Mario Balotelli (9), Antonio Cassano (10), Antonio Di Natale (11), Emanuele Giaccherini (11), Fabio Borini (17), Sebastian Giovinco (20), Alessandro Diamanti (22)

Tor

EM-Kader DeutschlandAbwehr

Abwehr

Angriff

Mittelfeld

Mittelfeld

Trainer

Manuel Neuer 27.03.1986

FC Bayern München

Tim Wiese 17.12.1981

Werder Bremen

Ron-Robert Zieler 12.02.1989 Hannover 96

Philipp Lahm 11.11.1983

FC Bayern München

Jerome Boateng 03.09.1988

FC Bayern München

Holger Badstuber 13.03.1989

FC Bayern München

Mats Hummels 16.12.1988

Borussia Dortmund

helmut 08.06.2010 Deutschland

Marcel Schmelzer 22.01.1988

Borussia Dortmund

Benedikt Höwedes 29.02.1988

FC Schalke 04

Per Mertesacker 29.09.1984 FC Arsenal

Bastian Schweinsteiger 01.08.1984

FC Bayern München

Toni Kroos 04.01.1990

FC Bayern München

Joachim Löw 03.02.1960

Bundestrainer

Thomas Müller 13.09.1989

FC Bayern München

Mesut Özil 15.10.1988 Real Madrid

Marco Reus 31.05.1989

Borussia M’gladbach

Mario Götze 03.06.1992

Borussia Dortmund

Lars Bender 27.04.1989

Bayer 04 Leverkusen

Ilkay Gündogan 24.10.1990

Borussia Dortmund

Miroslav Klose 09.06.1978 Lazio Rom

Mario Gomez 10.07.1985

FC Bayern München

Sami Khedira 04.04.1987 Real Madrid

Lukas Podolski 04.06.1985 1. FC Köln

Andre Schürrle 06.11.1990

Bayer 04 Leverkusen

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7 18 13 8

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Mittelfeld

Statistisches nach vier Spielen Nach vier Siegen und dem Einzug ins Halbfinale wird es Zeit für ein bisschen Statistik zu den bis-herigen Auftritten der deutschen Mannschaft. Die Aussagekraft sei dahingestellt, am Ende zäh-len die Ergebnisse.Bester Torschütze ist Mario Gomez mit drei Treffern, insgesamt gab es bisher neun Tore bei vier Gegentoren. Mesut Özil hält mit drei Vorlagen den Assistrekord. Die meisten Ballkontakte hatte Bastian Schweinsteiger mit 378. Der Ballbesitzwert liegt bei 57 %. Am zweikampfstärksten war bisher Mats Hummels mit 80 % gewonnenen Duellen. Die meisten Fouls beging Gomez mit acht, Thomas Müller wurde hingegen am meisten gefoult, nämlich neunmal. Bisher setzte Trainer Joa-chim Löw 17 Spieler während des Turniers ein, davon absolvierten Neuer, Badstuber, Hummels, Khedira, Schweinsteiger und Lahm die gesamten 360 Spielminuten.

EM-Kader Italien

Foto: UEFA

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Go East Einmal quer durch die Ukraine

Die Straße, eine stetige Aneinanderreihung gro-ßer und noch größerer Schlaglöcher, fordert schon höchste Aufmerksamkeit und noch höhe-re Slalomkünste des Fahrers, als auch noch ein Lada vor uns auf die Brem-se tritt und uns drei Männer wild gestikulierend zum Anhalten nö-tigen. Kaum – und im Übrigen völlig reibungslos und schnell – über die polnisch-ukraini-sche Grenze, und dann so et-was. Das fängt ja gut an …Wer zu Hause von den Planungen eines Trips quer durch die Ukraine berichtet hatte, bekam allerlei zu hören. Wilde Geschichten meist und diverse „Passt bloß auf …“-Hinweise. Aber die drei Einheimi-schen sind nur in Sorge darüber, dass sich hier

der Tour haben sich auch eine Menge Zettel mit Handynummern hilfsbereiter Ukrainer angesam-melt – sei es nun von Mirek in Zhovkva, „Miss Marina/Charkow“ oder Jewgeni aus Poltawa.

Ost-West-Freundschaft

In Zhovkva haben wir uns kaum hingesetzt, da stellen Olga und Taras sowie ihre Freunde vom Nebentisch schon eine Flasche Wodka auf den Tisch – später sitzt die ganze Kneipe mit uns Deutschen zusammen. In Kiew führen uns Ludmila und Slavik – der so schnell Bier trinkt, wie er läuft, und er läuft sehr schnell – durch die Stadt. Die beiden gehören zu den Ukrainern, die umsonst Unterkünfte an-bieten. „Für uns ist das eine tolle Gelegenheit, mit Leuten aus dem Westen in Kontakt zu kom-men“, sagt Ludmila. Beide haben sich extra Ur-laub genommen, es wird ein toller Tag in Kiew – und perfekt abgerundet mit dem Sieg der Uk-raine gegen Schweden. Slavik sehen wir auch in seiner Heimatstadt Charkiw wieder, wo wir bei Ludmilas Cousin Maxim unterkommen. Für bei-de organisieren wir noch Tickets für das Spiel gegen Holland in „ihrem“ Stadion, die Metalist-Fans kriegen sich kaum ein vor Freude.Maxim wohnt mit seiner Freundin in einer ge-räumigen Zwei-Zimmer-Wohnung am westlichen Stadtrand von Charkiw. Es sind die typischen Wohnblocks osteuropäischer Städte, Maxim lebt ganz oben im 16. Stock. „Maxims Sports-Bar“, sagt Slavik grinsend und deutet hinauf zur Wohnung – hier schauen die Freunde oft ge-meinsam Fußball. Die Fahrt hinauf in einfachste

Wohnverhältnisse mit dem Aufzug ist abenteuer-licher als der ganze Trip durch die ganze Ukraine und in etwa so spannend wie Fahrten mit den allgegenwärtigen „Marschrutkas“.Ludmila ist zwar kein Fußballfan, aber: „Die EM ist gut für uns“, sagt sie. „Die Menschen, die jetzt hier waren, kehren vielleicht mit anderen Eindrücken zurück, als ihnen vorher über un-ser Land vermittelt wurden.“ Vor dem Turnier wurde vor allem über mangelnde Infrastruktur, teure oder gar nicht vorhandene Unterkünfte und Kriminalität berichtet. Die vielen EM-Touris-ten haben völlig andere Erfahrungen gemacht und kehren mit dem guten Gefühl heim, ein spannendes Land mit tollen Städten und stets freundlichen Menschen bereist zu haben. Wir haben es keine Minute bereut und die schlimme Rumpelpiste nach Zhovkva ist die wacklige Aus-nahme geblieben auf dem Trip quer durch das zuvor unbekannte Land.

Das war ein Abenteuer! Viele Fans, mehr als erwartet, haben sich auf den Weg in die Ukraine ge-macht, oft auf eigene Faust und mit viel Improvisationskunst. Hier die Geschichte von Gerhards Reise von Lwiw über Kiew nach Charkiw.

ein deutsches Wohnmobil auf der Nebenstraße in Richtung Zhovkva nördlich vom EM-Spielort Lwiw heillos verfranst hat. Als mit Händen und

Straßenkarte geklärt ist, dass das nicht der Fall ist, werden die Daumen hoch

gereckt: Dobre! Gut! Das bleibt kei-ne Ausnahme: Die Gastfreund-schaft, Offenheit und Hilfsbereit-schaft ist überwältigend.So erfährt man im Laufe einer spannenden Reise von Lwiw im

Westen über Kiew und Poltawa bis nach Charkiw im Osten kurz vor

der russischen Grenze und zurück nicht nur staunend, dass das literarisch

wenig wegweisende Buch Anpfiff des früheren Torhüters Toni Schumacher noch zu Sowjet-zeiten ins Russische übersetzt wurde. Am Ende

HELMUT auf den Hund gekommen

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der polnischen Meisterschaft 1929 bei. Scherf-ke wurde einer der erfolgreichsten Torjäger der Liga, in zwölf Spielzeiten erzielte er insgesamt 131 Treffer. Er war der erste Spieler, der für Po-len ein WM-Tor schoss. Da er sich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in die deutsche Volksliste eingetragen und ein Amt in der Posener Sport-behörde übernommen hatte, galt er in der pol-nischen Untergrundpresse als „Verräter“. Zu Zeiten der Volksrepublik Polen wurde ihm vorge-halten, er habe sich in den Dienst der Gestapo gestellt und sei gar in SS-Uniform öffentlich auf-getreten. Viel zu spät fand er als positiver Held Eingang in eine Bildergeschichte über die pol-nische Nationalmannschaft. Erst 2011 wurde der Inhalt eines Kondolenzschreibens an seine Witwe von 1983 publik gemacht, in dem seine

„Podolski ist der Held der Massen.“

früheren polnischen Klubkameraden von Warta Posen ihn als treuen Helfer würdigen.

Helmut: Wie hat sich das deutsch-polnische Verhältnis in den vergangenen Jahren verändert?Thomas Urban: Das Verhält-nis hat sich sehr entspannt. Die Polen sind selbstbewuss-ter geworden. Der eigentliche Erfolg der EURO ist, dass das erste Mal seit der politischen Wende eine große Masse an Menschen mitbekommt, wel-che Entwicklung Polen ge-nommen hat. Polen ist ein mo-dernes europäisches Land.

helmut: Welche Rolle spie-len Lukas Podolski und Miros-lav Klose als Vermittler zwi-schen Polen und Deutschen?Thomas Urban: Beide spie-len ganz unterschiedliche Rollen. Lukas Podol-ski hat nie einen Hehl aus seiner polnischen Abstammung gemacht – er ist der Liebling der Massen. Ist er in Polen, sagt er: „Ich bin Pole“. In Deutschland sagt er: „Ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft“. Bei Klose verhält sich das ein bisschen anders. Er hat immer betont, dass sein Vater Deutscher und seine Mutter Polin ist. Erst als die EM nach Polen und in die Ukraine ging, erwähnte er häufiger, auch polnischer Ab-stammung zu sein – das kam nicht unbedingt bei allen Polen gut an.

Unser Bildungstipp: In Warschau präsentieren die Deutsche Botschaft und das Dom Spotkań z Historią eine Ausstellung mit dem Titel „Weiße Adler, schwarze Adler. Polnische und deutsche Fußballer im Schatten der Politik“. Sie gibt einen Einblick in die wechselvolle Geschichte der bei-den Länder und stellt elf Porträts bekannter Fußballer vor. helmut sprach mit Thomas Urban, einem der drei Kuratoren.

helmut: Und wie sehen die Polen die Dort-munder Spieler Lewandowski, Blaszczykowski und Piszczek? Thomas Urban: Das sind die jungen Götter am

Fußballhimmel. Nach dem Ausscheiden der polni-schen Mannschaft in der Vorrunde der EM ist die Stimmung natürlich etwas gedrückt. Allgemein bleibt aber festzuhalten, dass die Polen sehr stolz auf ihre Landsleute sind, die im Aus-land Karriere machen oder gemacht haben. Dies be-zieht sich aber nicht nur auf den Fußball. Besonders stolz sind sie nach wie vor auf ihren Johannes Paul II.

helmut: Ko-Gastgeber Polen ist in der Vorrunde ausgeschieden – drücken

die Polen jetzt Deutschland die Daumen?Thomas Urban: Das glaube ich nicht. Vielleicht in Oberschlesien, der Heimat von Podolski und Klose. Die meisten Polen wären über ein Aus-scheiden der deutschen Mannschaft sicher nicht traurig. Dafür ist der historische Ballast noch zu groß.

helmut: Was erwartet die Besucher in der Ausstellung?Thomas Urban: Ganz kurz gefasst: ein Schnell-kurs durch die deutsch-polnische Geschichte. Mit vielen positiven Aspekten, aber auch einigen Konflikten.

helmut: Welche Lebensgeschichte hat Sie selbst am meisten bewegt? Thomas Urban: Die von Friedrich Egon Scherf-ke. Er war ein deutsch-polnischer Fußballspieler, der aus einer protestantischen Familie stamm-te und in den 1930er-Jahren für die polnische Nationalmannschaft spielte. Als 16-Jähriger trat Scherfke gemeinsam mit seinem ein Jahr älte-ren Bruder Günther 1925 dem Fußballklub War-ta Posen bei, sie trugen maßgeblich zum Gewinn

Friedrich Egon Scherfke

Was wann wo genau?

Die Ausstellung mit dem Titel Weiße Adler, schwarze Adler. Polnische und deutsche Fußballer im Schatten der Politik ist vom 17. Mai bis 16. August in der Deutschen Botschaft in Warschau, ul. Jazdów 12, zu sehen. Geöffnet Mo bis Do 10 bis 16 Uhr, Fr 10 bis 15 Uhr.

Innenminister Friedrich liest HELMUT

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Verglichen mit dem Turnier von 2008 in Öster-reich und der Schweiz stellt die Europameister-schaft 2012 reisende Fans aus Deutschland vor große Herausforderungen: zwei für die meisten unbekannte Sprachen, ein unbekanntes Alpha-bet, große Länder mit einer nicht immer perfek-ten Infrastruktur. Aber da gibt es ja noch uns: Für Informationen, praktische Hinweise und per-sönliche Hilfe im Notfall ist die Fanbetreuung für euch da.

Fanbotschaft on tour

nicht nur digital sondern auch ganz real für euch da. Die mobile Fanbotschaft ist an jedem Spielort des deutschen Teams dabei. Hier erhal-tet ihr Infos, findet Ansprechpartner bei Proble-men oder könnt euch einfach mit anderen Fans austauschen. Der Grundgedanke hinter den Fanbetreuungs-maßnahmen ist simpel: Fußballfans sollen als Gäste willkommen geheißen, nicht als Sicher-heitsrisiko behandelt werden. Dieser Auffassung hat sich inzwischen auch die UEFA angeschlos-sen. Sie finanziert das „Fans‘ Embassies“-Pro-gramm mit stationären Fanbotschaften in allen Spielorten und internationalen mobilen Teams wie unserem. Koordiniert wird das Projekt von Football Supporters Europe (FSE), einem 2008 gegründeten Netzwerk von Fußballfans in Euro-pa mit Mitgliedern in derzeit 37 Ländern.

Das Team

Unser Fanbotschaftsteam ist, dem Anlass ange-messen, groß und kompetent: Aus den lokalen

Helpline

0048 511 823751

www.facebook.com/fanguide.em2012

Fanprojekten sind Ralf Busch (Berlin), Martin Brochier (Rostock), Günter Krause (München), Markus Mau (Schalke), Mathias Stein (Jena) und Martin Zajonc (Hamburg) dabei. Das Redak-tionsteam für den helmut und die Website be-steht aus Riccardo Baich (Redaktion), Ingo Thiel (Webmaster, Grafik, Fotos) und Nicole Selmer (Redaktion). In der Ukraine steht uns Artem Ok-synyuk als Dolmetscher zur Seite. Geleitet wird das Ganze durch Michael Gabriel, Volker Goll und Gerd Wagner von der KOS.

Fanbotschaft in Warschau

Beim Spiel gegen Italien sind wir gemeinsam mit den Kollegen der italienischen mobilen Fanbot-schaft am Kopernikus-Denkmal am sogenann-ten Königsweg beim Staszic-Palast zu finden.

Helpline

Wir sind unter der polnischen Handynummer 0048 511 823751 für euch erreichbar.

Das Fanbotschaftsteam vor seiner Unterkunft in Lwiw: Ingo Thiel, Martin Brochier, Martin Zajonc, Gerd Wagner, Nicole Selmer, Markus Mau, Günter Krause,

Riccardo Baich, Matthias Stein, Artem Oksynyuk, Ralf Busch, Michael Gabriel und Volker Goll

Fan Club Nationalmannschaft in Warschau

Der Fan Club Nationalmannschaft wird zum Spiel unserer Nationalmann-schaft in Warschau für seine zahlreichen Mitglieder vor Ort wieder einen Treff-punkt nahe der offiziellen Fanzone anbieten. Die genaue Location stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Diese Infos werden aber kurzfristig über die Website fanclub.dfb.de und natürlich auch bei uns online veröffentlicht.

Danke DFB!Neben der internationalen Kooperation mit FSE basiert die Arbeit der deutschen Fanbetreuung bei großen Turnieren be-reits seit vielen Jahren auf der finan-ziellen Unterstützung durch den Deut-schen Fußball-Bund. Dafür vielen Dank! Wir arbeiten zudem eng mit dem Fanbe-auftragten-Team des DFB unter Leitung von Gerald von Gorrissen sowie dem Fan Club Nationalmannschaft zusammen.

Zu unseren Angeboten gehört – logisch – das Fanzine, das ihr gerade in den Händen haltet. helmut erscheint zu jedem Spiel der deut-schen Mannschaft und wird vor Ort produziert. Noch aktueller sind die Infos auf unserer Websi-te www.fanguide-em2012.de und der dazuge-hörigen Facebook-Seite www.facebook.com/fanguide.em2012. Selbstverständlich sind wir

HELMUT Das EM-Fanzine 2012 Polen/Ukraine 19 HELMUT Das EM-Fanzine 2012 Polen/Ukraine

Es ist Mittwochabend. Ein paar Fähnchen flat-tern an vorbeifahrenden Autos, doch die Knei-pen um die Ecke sind leer. Eine gewisse Stille liegt über der Stadt und zum ersten Mal seit an-derthalb Wochen ist der Fernseher aus. Es ist der erste spielfreie Tag während dieser Europa-meisterschaft. Noch einmal durchatmen vor dem Start der K.-o.-Runde.Während ein Abend ohne Fußball zwar ungewohnt ist, den meisten aber nicht ungelegen kommt, bedeutet er für manch Me-dienschaffenden eine mit-telschwere Katastrophe. Im Konkurrenzkampf um die Gunst der Leser muss auf al-len Kanälen rund um die Uhr über die EM berichtet werden. Da aber jeder Stein bereits mindestens zweimal umgedreht wurde, gehen merk-lich die Themen aus. So sitzt der daheimgebliebene Fußballfan bis-weilen vor dem Bildschirm oder dem Radio und

Aus der Heimat Jubel ohne Heiserkeit

staunt, was er dort zu sehen, zu hören oder zu lesen bekommt. Denn der Hype treibt mitunter bizarre Blüten. Auf der Suche nach etwas Neu-em werden vermeintliche Experten ausgegra-ben, die dann versuchen, uns Fußballfans zu er-klären, warum wir Fußballfans sind.

Besonders populär ist es derzeit, statt den klassischen Fußballkennern fachfremde Experten vor das Mikrofon zu zerren, die

dann das Phänomen des Ballsports aus ihrer jeweils fachspezifischen

Sicht erklären: Mathematiker, Phy-siker oder Verhaltensforscher – je-der kommt zu Wort und beantwor-tet Fragen, die wir uns bisher gar nicht gestellt haben.

Eine Zeitung im Rheinland hat jetzt gar eine Logopädin zum Thema EM

befragt. Ja, richtig, Logopäden sind die, zu denen Eltern ihre Kinder bringen, wenn es

Probleme in der Sprachentwicklung gibt. Besag-te Person widmete sich der Frage: „Wie bejubele ich die Tore der deutschen Nationalmannschaft,

ohne heiser zu werden?“ Zugegeben, das fragen wir uns natürlich alle den ganzen Tag. Zum Glück hatte sie auch gleich die passende Antwort pa-rat: Man solle einfach eine Stunde vor dem Spiel damit beginnen, die Stimme aufzuwärmen. „Sil-ben kauen“ nennt sie das und schlägt die mehr-fache Wiederholung eines Lautes vor, der in etwa wie „Mjom-mjom“ klingt. Nun gut, möchte man in der Kneipe gerne allei-ne sitzen, ist das vielleicht ein guter Ansatz, an-sonsten sollte es einem zumindest nichts aus-machen, von den Umstehenden besorgte Blicke zu ernten. Doch auch die anderen Hinweise ha-ben es in sich: Keinen Alkohol trinken, nicht rau-chen, durch die Nase atmen und immer ent-spannt bleiben. Wir haben jahrelang alles falsch gemacht.Abgesehen von Nebensächlichkeiten ist das Thema der Woche natürlich das Aufeinander-treffen von Deutschland und Griechenland. Fuß-ball und Politik werden dabei munter miteinan-der vermischt. Welche Aussage stammt jetzt noch mal von einem Fußballfachmagazin und

welche von einer Ratingagentur? Die Bedeutung des Spiels scheint weit über den sportlichen Wert hinaus zu gehen. Zumindest für den Bou-levard und die Satire ist diese Paarung ein Sech-ser im Lotto. Manch einer schießt dabei leider über das Ziel hinaus. Daher sind alle froh, als der Tag des Spiels end-lich gekommen ist und der Fokus einzig und al-lein auf dem sportlichen Aspekt liegt. Nach den letzten beiden Partien, unter der Woche und an einem Sonntag, wird Freitagabend zur besten Ausgehzeit angepfiffen. Balkone und Kneipen sind früh gefüllt, die Stimmung ist ausgelassen. Die Berliner Fanmeile muss vor dem Spiel er-neut geschlossen werden, weil wieder 500.000 Fans anwesend sind. In Hamburg trotzen zeit-gleich Zehntausende dem schlechten Wetter. Gebremste Feierlichkeiten gibt es hingegen in Köln. Nachdem wiederholt bengalische Feu-er gezündet wurden, findet ab sofort kein Pub-lic Viewing mehr in Deutschlands größter Hal-le statt. Gejubelt wird stattdessen nur noch auf dem Vorplatz. Während die Feiern daheim munter weitergehen und die ersten EM-Fahrer wieder nach Hause zu-rückkommen, fahren andere jetzt erst los. Zum Halbfinale nach Warschau.

Stefan Diener (36) lebt in Düsseldorf und ar-beitet als Journalist. Zuvor war er lange Zeit Redaktionsleiter bei Stadionwelt. Mit seiner Fortuna konnte er im Mai nach 15 Jahren den Wiederaufstieg in die 1. Liga feiern.

E-Mail: [email protected]

j ServiceTelefonnummern: Deutsche Botschaft Warschau: 0048 22 5841700

Deutsche Botschaft Warschau (Notruf außerhalb der Geschäftszeiten): 0048 605 682347

Touristeninformation: 0048 19431 (von Mobiltelefonen 0048 22 19431)

Vorwahl von Polen nach Deutschland: 0049

Vorwahl Warschau: 022

Polizei: 997 oder Handy 112

Feuerwehr: 998

Rettungsdienst: 999

Pannendienst: 981

Verlust der Kreditkarte: 0049 116 116 oder 0049 30 4050 4050

ADAC-Notruf in Polen: 061 8319888 (aus dem Mobilfunknetz 0048 61 8319888)

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