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www.parterre-tangram.ch Geschäftsbericht 2015

Geschäftsbericht 2015 · Restaurant Parterre hergestellt haben. Nach zwei Jahren wechselte ich in die Küche des Restaurants Parterre als Souschef. Nach einer Auszeit, in der ich

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Geschäftsbericht 2015

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Parterre Basel – das sind viele Betriebe unter einem Dach:

Neben dem Integrationsprogramm Parterre-Tangram sind das

unter anderem das Restaurant Parterre Rialto und das

Restaurant Parterre One (mit Lounge und Kulturbühne) auf

dem Kasernenareal. Damit in der Öffentlichkeit sichtbarer

wird, dass die Betriebe zusammengehören, haben wir unseren

Auftritt und alle Logos neu gestaltet. Eine gemeinsame

Webseite und einheitliche Logos schaffen Transparenz und

Klarheit.

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VORWORT DER UNTERNEHMENSLEITUNG

«Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.» «»« (Henry Ford)

Im Bereich der Integration von erwerbslosen Menschen beschäftigen sich unsere Mitarbeiten-den täglich mit den Herausforderungen des Arbeitsmarktes. Über den Trend zum vermehrten Einsatz von Robotern und Maschinen wurde im vergangenen Jahr medial breit berichtet, und es wurden Szenarien skizziert, nach denen der «menschliche» Anteil bei Produktion und Dienst-leistung massiv reduziert werden soll. Aufbruch und Mut zu Veränderung war schon immer ein ständiger Begleiter von Wirtschaft und Gesellschaft. In diesem bewegten Umfeld haben die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu bestehen und sich mit den Rahmenbedingungen zu arrangieren. Dieses Unterfangen wird möglicherweise erschwert, wenn das Arbeitsleben durch eine Kündigung, durch gesundheitliche Absenzen oder psychische Beeinträchtigungen unterbrochen wird.

Die Fachpersonen von Parterre-Tangram an den Arbeitsplätzen in der Gastronomie, im techni-schen Bereich, in der Verwaltung wie auch das Beratungsteam und die Kursleitungen erarbei-ten mit den Betroffenen die Ziele bzw. Massnahmen, damit die Ausgangslage verbessert und der Wiedereinstieg erfolgreich umgesetzt werden können. Hierzu ist eine differenzierte und individualisierte Arbeitsweise notwendig, da primär die vorhandenen Ressourcen gestärkt wer-den sollen, damit auch eine weitere Qualifizierung stattfinden kann. Für die Mitarbeitenden aus Coaching und Kurswesen gehören Beratung, Schulung und Begleitung zu den Kernaufgaben der verschiedenen Berufe – hingegen sind die Berufsleute aus Küche, Service, Administration und Handwerk in diesen Themen teilweise noch unerfahren und neu. In diesem Zusammen-hang haben sich die Bestrebungen bewährt, interne agogische Kurse mit einem anerkannten Bildungsanbieter und weiteren Partnern zu entwickeln, welche heute von der Dachorganisa-tion von Arbeitsintegration Schweiz Region Basel angeboten werden. Mit den Grundlagen der Arbeitsagogik werden die Berufsleute in den Betrieben befähigt, einerseits die Praxisanleitung individuell zielführend zu gestalten und andererseits den Spagat im Spannungsfeld der integra-tiven Bemühungen und den wirtschaftlichen Anforderungen an den Betrieb zu meistern und in allen Bereichen beste Resultate zu erreichen.

Mit unserem Engagement versuchen wir die zugewiesenen Personen zu stärken, ihnen zu persönlicher und beruflicher Entwicklung zu verhelfen und sie so zu fördern, dass sie sich nachhaltig in die Arbeitswelt reintegrieren können, was auch heissen kann, «zu neuen Ufern aufzubrechen».

In diesem Sinne danke ich allen Beteiligten für das Engagement und die Unterstützung zur Entwicklung unserer Unternehmung zu Gunsten der Integration erwerbsloser Personen.

Niggi Daniel Rechsteiner, April 2016Geschäftsleitung Parterre-Tangram GmbHUnternehmensleitung Parterre-Basel

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STATISTIK 2015

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DIE ERFOLGSGESCHICHTE VON MUSTAFA SANLI

«Wenn das Matching stimmt, gibt es auch die passende Stelle.»

Im Juli 2014 wurde Mustafa Sanli von der IV-Stelle Baselland für eine berufliche Massnahme im Bereich Betriebsunterhalt zugewiesen. Er ist Schweizer und gelernter Maler (EFZ). Seit Kindheit leidet er an einem Nystagmus, einem ständigen Augenflattern. Dies schränkt ihn bei seinen handwerklichen Tätigkeiten ein. Bevor er zu Parterre-Tangram kam, arbeitete er meh-rere Jahre nur noch in temporären Anstellungsverhältnissen.

Parterre-Tangram: Im Juli 2014 sind Sie über die IV-Stelle Baselland als Pro-grammteilnehmer im Unterhalt zu uns gekommen. Wie war der Einsatz für Sie?

Mustafa Sanli: Zuerst einmal war ich froh, wieder eine Tagesstruktur zu haben und an meiner Leistungsfähigkeit arbeiten zu können. Für mich war der Leistungsaufbau von grosser Bedeutung, um wieder in der Arbeitswelt Fuss fassen zu können. Die Erfahrung hat mich auch darin bestätigt, dass der (Gebäude-)Unterhalt das richtige Arbeits-gebiet für mich ist.

Die Unterstützung und Anleitung durch den Praxisleiter empfand ich als sehr gut. Er hat mich nicht unter Druck gesetzt, die Kommu-nikation war offen, und er ist gut auf mich ein-gegangen. Auch im Team mit den Mitarbei-tenden, egal welcher Nation und Kultur, fühlte ich mich gut. Auch war es mir wichtig, bis zum Schluss ein gutes Verhältnis zu pflegen, damit man danach einvernehmlich wieder getrennte Wege gehen kann.

In welcher Form wurden Sie unterstützt, fachlich und persönlich?

Fachlich war mir vieles schon bekannt aufgrund meiner bisherigen Berufserfah-rung und Berufsausbildung. Dennoch gab es Dinge, die ich noch dazugelernt habe. Persönlich habe ich mich ernst genommen gefühlt: Meine Situation und meine Ein-schränkungen wurden wahrgenommen, und gemeinsam haben wir nach Lösungen gesucht. Diese Erfahrung war für mich neu, denn in anderen Institutionen davor empfand ich das nicht, und ein Coaching, wie ich es bei Parterre-Tangram erhalten habe, hatte mir vorher gefehlt.

Das Coaching hat mir geholfen und war mir wichtig; der Coach hat mich unterstützt und vieles möglich gemacht, wie z.B. das Prakti-kum im Altersheim.

Über das Praktikum haben Sie Ihre jetzige Anstellung gefunden. Warum hat es nach langer Suche aus Ihrer Sicht jetzt funktio-niert?

Erst durch die Möglichkeit des Praktikums konnte ich in diesen Bereich (Unterhalt) ein-steigen. Das Matching stimmte, auch meine fachlichen und persönlichen Ressourcen betreffend. Ein erstes Praktikum als Mitarbei-ter bei der Müllentsorgung habe ich abge-brochen, da es einfach die falsche Arbeit für mich war.

Wie kam es zu der jetzigen Festanstel-lung?

Nach drei Monaten Praktikum fragte ich beim Arbeitgeber an, ob es die Möglichkeit einer Anstellung für mich gebe, und seit August 2015 arbeite ich nun zu 80% im Gebäude-unterhalt in diesem Alters- und Pflegeheim. Ich bin sehr zufrieden.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ich möchte hierbleiben! Es stimmt für mich, ein gutes Team, eine angenehme Arbeits-atmosphäre. Der Arbeitsbereich passt für mich, inzwischen habe ich viel Routine und kenne alles hier.

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Foto: technischer Dienst Parterre Basel

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Was hat sich bei Ihnen persönlich verändert?

Ich bin motiviert und gehe gerne zur Arbeit. Ich fühle mich schon morgens fit und freue mich auf den Arbeitstag. Ich habe eine Tagesstruktur, bin abends müde und weiss, was ich geleistet habe. Das gibt mir Sicher-heit und Perspektive im Leben. Ich fühle mich gut integriert und bin allgemein motiviert. Als Arbeitsloser verliert der Tag an Struktur, und alles ist immer gleich und eintönig.

Um Erfolg zu haben, musste aber auch die Motivation von meiner Seite da sein; ohne diese nützt das beste Coaching nichts. Wich-tig sind die Freude am Beruf und der Spass an der Arbeit. Es muss der passende und richtige Arbeitsbereich sein. Nur so macht es wirklich Freude zu arbeiten.

Mit Jobcoaching und Supported Employment zurück in den Arbeitsmarkt: dank aktiver Vermittlung, Praxiserprobung und Support am Arbeitsplatz steigen die Chancen auf eine nachhaltige Wiederein- gliederung.

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UNSERE INTERNEN WEITERBILDUNGEN: QUALIFIZIERUNG VON PROGRAMMTEILNEHMENDEN UND PRAXISLEITUNGEN

Seit einigen Jahren steigt der Anteil der Stellensuchenden in unseren Program-men ohne berufliche Grundbildung stetig an (im Berichtsjahr waren es 69 %). Steigend ist auch die Anzahl der Fremdsprachigen mit geringen Deutschkenntnissen. Um für diese Personengruppe die Vermittlungs-

fähigkeit und die Chancen auf eine Anstel-lung im Arbeitsmarkt zu verbessern, haben wir unser Angebot an internen Fachkursen verdichtet und erweitert. Mit Stefan Pfanzelt konnten wir einen erfahrenen, breit ausge-bildeten und versierten Fachmann für diese Kurse gewinnen. Herr Pfanzelt ist erfahrener Gastgeber, Koch, Patissier und Sommelier. Im Austausch mit Praxisleitungen und in Zusammenarbeit mit den Bildungsverant-wortlichen hat er ein Kursangebot entwickelt, das auf die unterschiedlichen Sprachniveaus Rücksicht nimmt und den Anforderungen an zukünftige Arbeitsstellen entspricht. So werden zum Beispiel unsere Teilnehmenden in den Küchen mit Schneidetechniken und Hygieneregeln sowie den Bezeichnungen und Lagervorschriften für Lebensmittel vertraut gemacht. Mitarbeitende im Service lernen die unterschiedlichen Aufdeckungsar-ten, Falttechniken für Servietten, sie werden über Verwendung von Geschirr und Beste-cken instruiert und in die Gästebetreuung eingeführt. In den Sicherheits- und Hygie-neschulungen lernen sie, was persönliche oder betriebliche Hygiene bedeutet, wie man

sich im Notfall verhält und was die wichtigs-ten Sicherheitsvorschriften sind. Die Kurse finden direkt vor Ort im Betrieb statt, und das theoretische Wissen kann durch die tägliche Arbeit und Anwendung vertieft werden. Die enge Zusammenarbeit zwischen Praxis und Kursleitung ermöglicht auch immer wieder das Eingehen auf konkrete Defizite und den persönlichen Bedarf. Nach dem Besuch der Kurse erhalten die Teilnehmenden ein Kurszertifikat, das sie ihrem Bewerbungsdos-sier beilegen können.

In den Bewerbungskursen legen wir nicht nur Wert auf korrekt verfasste Bewerbungs-schreiben und vollständige Dossiers, unsere Teilnehmenden sollen auch befähigt werden, den Anforderungen an Stellensuchende selbständig zu entsprechen. Sei es, dass sie in der Bewerbungswerkstatt lernen, am PC nach passenden offenen Stellen zu suchen und elektronische Bewerbungen zu versen-den, oder im Bewerbungstraining Sicherheit für ihren Auftritt in Vorstellungsgesprächen gewinnen.

«Die Workshops finde ich

eine gute Sache.

Sie ergänzen den Grundkurs,

und die Themen bleiben

aktuell.»

«Ich wünsche mir, dass wir

den internen Fachaustausch

noch weiter ausbauen.»

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Modell zu den Wirkmechanismen der Arbeitsagogik, entwickelt von der Hochschule Luzern im Auftrag der

Ausbildungsinstitutionen.

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Die Praxisleitungen in unseren Betrieben stehen in ihrer agogischen Arbeit grossen Herausforderungen gegenüber. Um sie in ihrem Arbeitsalltag optimal zu unterstützen und zu fördern, erhalten sie eine regel-mässige in- und externe Weiterbildung. In monatlich stattfindenden Workshops erhalten sie unter fachkundiger Kursleitung die Mög-lichkeit, sich auf theoretischer Ebene mit den Anforderungen ihres Arbeitsalltags ausein-anderzusetzen, an einem Fachaustausch teilzunehmen und sich weiterzuqualifizieren. Themen der Workshops sind unter ande-rem Gesprächsführung und Kommunika-tion, Arbeit mit Zielsetzungen, Umgang mit Motivationsproblemen, Rollenverständnis, Führung und Auftrag. Der regelmässige Erfahrungsaustausch ermöglicht es, gezielt auf aktuelle Fragen und Problemstellungen einzugehen und vom Wissen und von der Erfahrung aller zu profitieren.

2014 haben wir bei Parterre-Tangram, in Partnerschaft mit der GE.M.A. und dem Institut für Arbeitsagogik Schweiz, einen Grundlagenkurs in Arbeitsagogik in der Arbeitsintegration entwickelt. Dieses Kurs-angebot wurde vom Verein Arbeitsinte-gration Schweiz/Basel-Stadt übernommen und steht heute auch den Mitarbeitenden anderer Institutionen offen. Das Weiterbil-dungsangebot findet hohen Zuspruch, auch alle unsere neuen Praxisleitungen besuchen den Kurs, der aus einem Basis- und einem Aufbaumodul besteht.

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Sefik Sejdini

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DIE HERAUSFORDERUNGEN MEISTERN

Zum Jahresende wurden drei Mitarbeitende von Parterre Basel als Mitarbeiter des Jahres für ihr besonderes Engagement gewürdigt. Aus diesem Anlass führten wir ein Gespräch mit Zdenka Cukovic, Stefan Roth und Sefik Sejdini über die Herausforderungen, denen sie in ihrem Arbeitsalltag gegenüberstehen.

Parterre-Tangram: Wie lange seid ihr schon bei Parterre und in welcher Funk-tion?

Zdenka Cukovic (Nena): Ich bin seit 2006 bei Parterre. Angefangen habe ich im Rialto und habe vor allem Caterings und Bankette gemacht. Kurzzeitig war ich im Restaurant Basilisk tätig, und seit Parterre sie übernom-men hat, leite ich das K17, die Mensa im Leon-hardsschulhaus. Wobei es sich hierbei zuerst um einen grösseren Pausenkiosk gehandelt hat. Eine eigene Küche hatten wir noch nicht, und zwei unterschiedliche Menüs wurden jeweils auf die Mittagspause aus dem Rialto angeliefert. So, wie sich die Mensa heute präsentiert, existiert sie seit Herbst 2007.

Stefan Roth: Ich bin seit sieben Jahren dabei. Eingestiegen bin ich als Koch im Restaurant Rialto, in dem wir damals mit den Teilnehmenden Salate, Sandwiches und vieles mehr für die Buvette am Rhein und das Restaurant Parterre hergestellt haben. Nach zwei Jahren wechselte ich in die Küche des Restaurants Parterre als Souschef. Nach einer Auszeit, in der ich mir einen Traum erfüllt habe und mehrere Monate durch Aus-tralien gereist bin, habe ich 2015 den Posten des Chefkochs im Restaurant Parterre One übernommen.

Sefik Sejdini: Ich habe 2007 ebenfalls im Restaurant Rialto als Mitarbeiter im Service angefangen. Nena und ich haben übrigens sehr viel zusammengearbeitet. Wir hatten viele sehr grosse Anlässe und zeitweise unglaublich viel zu tun. Aber wir waren ein tolles Team, und ich habe auch sehr gute Erinnerungen an diese Zeit. Nach kurzer Zeit übernahm ich den Pausenkiosk im Container des Kirschgartengymnasiums. Hier war es eine ähnliche Situation wie im K17: Mit der Schulreform und Einführung der Fünftages-woche wurde auch im Kirschgarten eine neue Mensa gebaut. 2008 übernahm Lukas Grob als Koch die Leitung, und ich wurde zustän-diger Mitarbeiter für Buffet und Verkauf. Im Zuge der Schulhausumbauten leite ich seit 2014 das Provisorium auf der Luftmatt – und bin wieder im Container! (lacht)

Was habt ihr beruflich gemacht, bevor ihr zu Parterre-Tangram gekommen seid?

Nena: Ich komme ursprünglich aus Kroatien, wo ich die Ausbildung zur Feinmechanikerin absolviert habe. Seit fast 30 Jahren lebe ich aber in der Schweiz. Hier habe ich in der Logistik unter anderem als Teamleiterin gearbeitet. Erst danach kam ich zur Gas-tronomie, in den Service, habe aber auch Caterings gemacht. Zu Parterre kam ich über die Arbeitslosigkeit.

Stefan: Ich habe nach der Kochlehre wäh-rend des Militärdienstes den Lehrmeisterkurs gemacht und dann in verschiedenen Küchen und an mehreren Orten gekocht und vieles entdeckt und gelernt. Unter anderem einige Jahre in den Wintersaisons in der Schweiz, aber auch in Hamburg. Die Weiterbildung zum Chefkoch habe ich berufsbegleitend 2011/12 während meiner Anstellung im Res-taurant Parterre gemacht.

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Zdenka Cukovic

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Sefik: Ich bin mit 17 Jahren in die Schweiz gekommen und habe immer in der Gastro-nomie gearbeitet. Lange war ich mit einem eigenen Restaurant selbständig. Um mehr Zeit für meine Familie zu haben, entschied ich mich wieder für eine Anstellung. Auch ich kam wegen meiner Arbeitslosigkeit zu Parterre.

Ihr arbeitet alle mit Programmteilnehmen-den. Wo und wie können diese bei euch eingesetzt werden?

Nena: Bei uns ist dies in der Küche gut möglich. Dass die Mensa von Schülern und Lehrern so gut besucht wird, auch von Exter-nen, liegt an der konstant guten Qualität und dem grossen Vertrauen, das mir und meinem Team entgegengebracht wird. Unsere Küche ist offen und für alle Besucher einsehbar. Das bedeutet, dass die Küchenmitarbeiter sich immer bewusst sein müssen, dass sie bei der Arbeit von den Gästen gesehen werden können. Das verlangt ein grosses Mass an bewusster Arbeitsweise, sorgfältigem Umgang miteinander, mit Lebensmitteln und auch den Gerätschaften. Es ist allgemein bekannt, dass in Küchen oft ein etwas rauer Umgangston herrscht. Das zum Beispiel geht hier überhaupt nicht. Deswegen kommt dieser Einsatzplatz nicht für alle in Frage. Nicht alle Teilnehmenden wollen und können so «einsehbar» arbeiten, das müssen wir respektieren.

Stefan: Gelernte Köche fangen bei uns in der kalten Küche und mit dem Mise en Place an. Das heisst, sie beginnen mit der Herstellung von Salaten, Vorspeisen und Desserts etc. Eingesetzt werden sie sowohl mittags wie auch abends und bei Anlässen wie Banketten auch beim Richten der Teller. An welchen Posten sie nach der Einarbeitung weiter eingesetzt werden, hängt davon ab, was sie an Erfahrung, Bereitschaft und Interesse mitbringen, auch welche Ziele ihr Einsatz hat und wo wir sie fördern können und sollen. Ungelernte Teilnehmende werden grund-sätzlich beim Rüsten und beim Abwasch eingeteilt. Auch hier spielt eine grosse Rolle, welches Potenzial jemand hat und ob jemand wirklich interessiert ist, etwas dazuzulernen.

Sefik: Im Kirschgarten setzen wir die Teil-nehmenden natürlich in der Küche, in der Produktion und am Buffet ein. Hier im Pro-visorium helfen Teilnehmende beim Trans-port – es wird im Kirschgarten gekocht und hier angeliefert – und während der Mittags-zeit am Selbstbedienungsbuffet. Es muss ausgegeben, aufgefüllt, kassiert und gespült werden. Nach den Stosszeiten muss der Saal aufgeräumt und gereinigt werden.

Wie sind eure Erfahrungen und was seht ihr als grösste Herausforderung in der Zusammenarbeit mit Programmteilneh-menden?

Nena: Ich habe mehrheitlich gute Erfahrun-gen. Mir liegt der persönliche Kontakt, das Vertrauen und eine gute Atmosphäre am Herzen – neben hochwertigem, abwechs-lungsreichem und gesundem Essen natür-lich. Ich kann gut auf Menschen zugehen und spreche Schwierigkeiten und Probleme immer direkt an, denn offene Aussprachen sind mir wichtig. Deswegen kann ich auch mit schwierigen Menschen umgehen. Ich mache auch meine Erwartungen transparent: Ich erwarte einen respektvollen Umgang, und die Zusammenarbeit im Team muss stim-men. Das gilt für alle Mitarbeiter, auch für die Teilnehmenden. Was jemand an Sprach-kenntnissen und Erfahrung oder Kenntnissen mitbringt, ist nicht so wichtig, aber der Wille muss da sein, zu lernen, sich an die Regeln zu halten, auch wenn ich Verständnis habe für die oft problematischen Situationen, in denen sich viele Teilnehmende befinden. Die Unterstützung des Coachings empfinde ich

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Stefan Roth

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für die Teilnehmenden und für mich hier als sehr hilfreich: Die Teilnehmenden erhalten so die Möglichkeit, ihre privaten Probleme von der Arbeit zu trennen.

Als Herausforderung empfinde ich es, alle Ansprüche und Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen: Wirtschaftlich muss der Betrieb laufen, die Kundschaft muss sich wohlfühlen, und die Zusammenarbeit im Team muss har-monieren. Schwierig finde ich die Arbeit mit konstant unmotivierten Teilnehmenden, die für sich keinen Sinn in ihrem Einsatz sehen und auch keine Bereitschaft zur Veränderung zeigen.

Stefan: Für mich als Küchenchef hat die grösste Bedeutung – neben der gastronomi-schen Qualität – das gute Zusammenspiel im Team. Es ist mir wichtig, dass auch Teilneh-mende gut integriert werden können und sich an unsere Gepflogenheiten anpassen. Die Sprachbarriere ist hierbei oft das grösste Hindernis. Wir sind ein junges Team, und es kann vorkommen, dass dies für ältere Teil-nehmende nicht so einfach ist. So habe ich gut in Erinnerung, wie ein Teilnehmer, gelern-ter Koch um die 60, grosse Mühe hatte, dass er auch beim Abwasch helfen sollte. Aber für uns ist dies eine Selbstverständlichkeit! Wir helfen uns gegenseitig. Und natürlich fällt es jemandem leichter, sich ins Team einzufügen, wenn er oder sie motiviert ist. Wenn jemand kein Interesse am Einsatz bei uns hat, wird er oder sie sich auch kaum ins Team integrieren wollen. Mir macht die Arbeit mit Teilnehmen-den grosse Freude. Ich finde es interessant und bereichernd, Menschen unterschiedli-cher Kulturen kennenzulernen.

Sefik: Ich arbeite sehr gerne mit den Teil-nehmenden und habe fast nur gute Erfahrun-gen gemacht. Als grösste Herausforderung empfinde ich aber ebenfalls den Umgang mit Demotivation und Unzuverlässigkeit. Es gibt Zeiten, da rechne ich fast schon damit, dass die Betreffenden nicht zur Arbeit erscheinen. In den Stosszeiten sind wir stark auf die Mitarbeit der Teilnehmenden angewiesen. Ich finde es sehr schade, wenn jemand den Einsatz nicht als Chance sieht und für sich nutzen kann. Ich selbst war drei Monate im Programm, habe mich eingesetzt und sehr viel Vertrauen und Verantwortung erhalten. Daraus erfolgte dann auch die Festanstellung bereits ab dem vierten Monat.

Im Jahr 2015 hat die Geschäftsleitung von Parterre-Tangram entschieden, Mitarbei-tende des Jahres zu wählen und beson-ders zu honorieren. Die Wahl ist dieses Jahr auf euch gefallen. Dazu gratulieren wir euch herzlich. Was zeichnet eure Arbeit besonders aus?

Nena: Ich habe mich sehr über die überra-schende Wahl gefreut. Honoriert wurden die konstant gute Arbeit, meine gute Kontakt-pflege zu Kunden und Schule und dass ich mein Budget einhalte.

Stefan: Für mich war es auch eine sehr posi-tive Überraschung. Ausschlaggebend war, dass die Küche des Restaurants Parterre One unter meiner Leitung besser, abwechs-lungsreicher und individueller geworden ist. Wir bieten mittags und abends konstant gute Qualität und eine besondere, originelle Speisekarte, die häufig wechselt. Ich sehe dies aber nicht nur als mein Verdienst an, der Dank gilt dem ganzen Team.

Sefik: Mich hat die Wahl sehr gefreut. Honoriert wurde mein Engagement in den schwierigen Umbauzeiten und Umzugspha-sen.

Herzlichen Dank für das anregende und offene Gespräch.

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ZWEI NEUE MENSEN IN UNSEREM PORTFOLIO SEIT AUGUST 2015 EIN AUGENSCHEIN VOR ORT IN DEN MENSEN WG/WMS UND FMS

Die Mensa im WG/in der WMS gleich neben der Mediathek ist randvoll. Da es einer der ersten warmen Frühlingstage ist, sitzen bereits einige Schüler auch an den Tischen im Freien. Die Stimmung ist lebendig, zugleich entspannt und einladend. Auch der grosse Lehrertisch ist voll besetzt. Die Aus-wahl an Salaten und warmen Tellergerichten am Buffet ist reichhaltig, auch Getränkeküh-ler und Kiosk sind reich bestückt. Neben Schoggigipfeln und Pausensnacks gibt es hausgemachte Cookies, und im Kühler steht neben den herkömmlichen Getränken aus dem Handel der YysTe: ein fruchtig-erfri-schendes Biogetränk, von Schülern der WMS und des WG im Rahmen eines Wirtschaftsbil-dungsprogramms des YES (Young Enterprise Switzerland) entwickelt.

Dass dies alles ganz anders war, erzählt Timea Földesi von Parterre-Tangram, welche die Leitung der beiden neuen Mensen im August übernommen hat. Maximal 15 Schü-ler und ebenso viele Lehrer nutzten zuvor im Schnitt das Mensaangebot. Inzwischen werden täglich 80–180 Menus ausgegeben. Dazu beigetragen, dass die Mensa so gut genutzt wird, haben die gute Zusammenar-beit von Mensabetreibern und der Schule, das erweiterte und auf die Bedürfnisse der Schüler ausgerichtete Angebot sowie die auf-gestellten und freundlichen Mitarbeitenden. Timea Földesi berichtet, dass sie auf Wün-sche der Schüler eingeht und beispielsweise auch die Mensa tagsüber für sie geöffnet hat, damit sie ihre Freistunden dort verbringen können.

Betritt man das Schulhaus der FMS an der Engelgasse, trifft man bereits im Eingangs-bereich auf die Mensa: rechts der Selbstbe-dienungsbereich mit Buffet und Kasse, links der Essbereich mit Tischen. Die Mensa bildet keinen abgeschlossenen Raum – neben den Schülern und Lehrern, die warme Mahlzeiten und Getränke von der Mensa beziehen, trifft man auch an mehreren Tischen Schüler an, die sich Essen und Getränke von ausserhalb

mitgebracht haben. An den Tagen, an denen sich hausgemachte Pizzas oder Hamburger auf dem Menuplan finden, stehen die Schüler aber Schlange. In der FMS werden von einer grossen Zahl der Schülerschaft kalte oder warme Snacks und Salate den Tellergerich-ten mit Fleisch und Gemüse vorgezogen. Trotzdem stehen täglich wechselnd zwei zur Auswahl, die durch Snacks wie Hotdogs oder Pizzas ergänzt werden.

Alle Gerichte werden in der Küche des Res-taurants Parterre Rialto frisch zubereitet und auf die Mittagspause in die beiden Mensen angeliefert. Durch die stark gestiegene Nachfrage auf täglich bis zu 200 Menus hat die Schule beschlossen, die Mensa im WG/WMS-Gebäude auf das kommende Schuljahr umzubauen und mit einer eigenen Küche auszustatten. So kann dann vor Ort gekocht werden. Das heisst für Parterre-Tangram und die zuweisenden Stellen auch, dass mehr Einsatzplätze für Teilnehmende zur Verfü-gung gestellt werden können. Diese sind besonders geeignet für Teilnehmende, die aufgrund von Familienbetreuungsaufgaben tagsüber arbeiten wollen und müssen, oder für Menschen, die in einem kleinen familiären Betrieb enger begleitet und gefördert werden sollen.

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JAHRESRECHNUNG 2015

Bilanz 31.12.15CHF

Aktiven

Umlaufvermögen 1 373 582.11Anlagevermögen 425 675.10

Total Aktiven 1 799 257.21

Passiven

Fremdkapital 1 460 744.93Eigenkapital 315 161.45Jahresgewinn/-verlust 23 350.83

Total Passiven 1 799 257.21

Erfolgsrechnung 01.01.2015 – 31.12.2015CHF

Erlös aus Lieferungen und Leistungen 2 385 366.69Beiträge Arbeitsintegration 1 276 709.26

Total Ertrag 3 662 075.95

Warenaufwand Restauration und Leistungen – 719 302.86Personalaufwand – 2 152 125.14

Total direkter Aufwand – 2 871 428.00

Bruttogewinn 790 647.95

Übriger Betriebsaufwand – 600 808.22

Betriebsergebnis vor Abschreibungen 189 839.73

Abschreibungen – 166 488.90

Jahresergebnis 23 350.83

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MITARBEITER/-INNEN 2015

GeschäftsleitungPeter Sterli (Gesellschafter und Vorsitz der GL)Niggi Daniel Rechsteiner

Finanzen/Personal/Zentrale DiensteFranco OlivieriJacqueline CuvielloMartina FischerAline SiebenpfundUrsula Sigg

Beratung und BildungDenise KoellikerCaroline KurgyisFriederike LeuenbergerAnna Sioutis (ab September)Anouk Lappert (bis September)Stefan Pfanzelt (Fachkurse)

GastronomieMiklos FöldesiViktor HotoranPaula de CarvalhoFabian ZeiserStephan SteigerKevin SchweizerBora CakinEngelbert MaldonadoLevent GökpinarliDmitri Gerasimenko

Unterhalt, Technik und LogistikStefan MeyerStephan HohlerArmin FellmannKasim AmaniSemereab Ghebreniguss

Housekeeping und WäschereiSara RiggioDavorka GajicShermin AmitiSelvije Müller

Mensa WG/FMSTimea FöldesiLaura SanchezAgnes Loewengut

KONTAKT

Parterre-Tangram GmbHPostfach4005 Basel

Tel. 061 666 67 [email protected]

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