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GESAMTVERBAND FÜR SUCHTKRANKENHILFE im Diakonischen Werk derEv. Kirche in Deutschland e.V.
1. Informationen aus dem Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe im DW EKD
2. Mediensucht – fachliche Positionierung3. Suchtselbsthilfe heute – gemeinsam stark
Vortrag – Dr. Theo Wessel
11. November 2009Mitgliederversammlung des Evangelischen Fachverbandes für
Suchtkrankenhilfe in Bayern, Nürnberg
2
In Zeiten des Wandels
3
2. Mediensucht – fachliche Positionierung des GVS
4
5
Verfügbarkeit von Computern
6
Nutzung des Internets
7
Problematischer Umgang mit dem Computer/ Internet
• Exzessiver Konsum von Chat- und Kommunikationssystemen
• Stundenlanges Spielen und Handeln• Stundenlanges Konsumieren von
Sexseiten• Zwanghaftes Suchen nach
Informationen• Zwanghafte Beschäftigung mit dem
Computer an sich
8
Anzeichen für eine Sucht
• Die nachfolgend aufgeführten Merkmale (nach Grüsser/ Thalemann) begründen ein psychopathologisch auffälliges, abhängiges Verhalten, wenn – analog zu den substanzbezogenen Störungen – mindestens drei Kriterien zutreffen
9
Symptome
• Einengung des Verhaltensmusters• Regulation von negativen Gefühlen
(Affekten)• Toleranzentwicklung• Entzugserscheinungen• Kontrollverlust• Rückfall• Schädliche Konsequenzen für
Beruf, soziale Kontakte und Hobbys
10
Abgrenzungen
• Exzessives Verhalten ist nicht gleich Sucht• Internetsucht ist eine nicht-stoffgebunden
Abhängigkeit oder Verhaltenssucht• Für die Abhängigkeitsentwicklung ist nicht
das Medium sondern die Tätigkeit maßgeblich
• Nur mehrere erkennbare Symptome deuten auf eine Sucht hin
11
Der Teufelskreis der Suchtdynamik
12
Autoren / Land Jahr Methodik / Stichprobe süchtiges Verhalten
Risiko-verhalten
Young / USA
1996 Fragebogenuntersuchung zum Internetverhalten / Onlinebefragung
20%später 6%
Greenfield /USA
1999 Onlinebefragung, adaptierte DSM-IV-Kriterien pathologisches Glücksspiel / 18000 Internetnutzer
6% 4%
Anderson / USA
2001 Fragebogenuntersuchung zum Internetverhalten / 1078 Internet nutzende Studenten
9,8%
Tsai & Lin /Taiwan
2001 Fragebogenuntersuchung zur Internetsucht / 753 Jugendliche, Alter: 16-17 Jahre
11,9%
Hahn & Jerusalem / Deutschland
2001 standardisierte Onlinebefragung zur Internetsucht / 7091 deutsche erwachsene Internetnutzer
2,7% 7%
Jerusalem / Eidenbenz / Schweiz
2001 standardisierte Onlinebefragung zur Internetsucht / 565 Schweizer Internetnutzer
2,3% 6%
Johansson &Götestam / Norwegen
2004 Fragebogenuntersuchung zur Internetsucht, repräsentativeStichprobenauswahl / 1463 Jugendliche, Alter: 12-18 Jahre
2,7% 9,8%
Griffiths et al. / Großbritannien
2004 Onlinebefragung, / 540 jugendliche (1) und erwachsene (2) Nutzer von Online-Rollenspielen
(1) 9,1% (2) 2,5%
Grüsser et al. /Deutschland
2005 Fragebogenuntersuchung zum exzessiven Computerspielverhalten / 321 Kinder, Alter: 11-14 Jahre
9,3%
Niemz et al. /Großbritannien
2005 Fragebogenuntersuchung, Skala zur Pathologischen Internetnutzung / 371 Studenten
18,3%
Grüsser et al. /Deutschland
2007 Onlinebefragung zur Computerspielsucht (adaptierte ICD-10-Kriterien der Substanzabhängigkeit) / 7069 erwachsene registrierte Nutzer Online-Spielmagazin
11,9%
Wölfling et al. /Deutschland
2007 Fragebogenuntersuchung zum pathologischen Computerspielverhalten / 221 Jugendliche, Alter:13-16 Jahre
6.3%
13
Wichtige Fragestellungen (für die Beratungspraxis)
• Was sind die Folgen der Internet- und Onlinesucht?
• Was können Betroffene machen?• Was können PartnerInnen und Angehörige tun?• Was können Eltern tun?• Was können Arbeitgeber tun?• Was sind die wichtigen und richtigen Fragen für
eine wirksame Prävention?• Welche sind die notwendigen Therapieschritte?
14
Hilfestellungen• www.onlinesucht.de
• Kompetenzzentrum und Beratungsstelle für exzessiven Mediengebrauch und Medienabhängigkeit Schwerin
• Ambulanz für Spielsucht Mainz
• GVS Fortbildungsangebote „Mediensuchtberatung“ seit 2008
• GVS Tascheninfo Mediensucht
• GVS Berliner Mediensuchtkonferenz2008, 2009 und 4.-5.06.2010 (Prävention)
15
Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (2008) (1)
Ergebnisse von 117 Suchtberatungsstellen des GVS – Rücklauf ca. 34%
Durchschnittlich wurden 1,2 Computerspielsüchtige bzw. Beratungssuchende pro Monat vorstellig
Nach Einschätzung der Fachkräfte handelt es sich bei 72,1% tatsächlich um ein Problem mit süchtigem Computerspielverhalten
Nach Einschätzung von 71% aller Fachkräfte besteht Qualifizierungsbedarf für die Beratung und Behandlung von Computerspielsüchtigen
16
Bei insgesamt 62 beratungssuchenden Jugendlichen (<18) lag das Durchschnittsalter bei 15,6 Jahren
- 90,7% männlich / 4,2% weiblich / 5,1% k.A.
Bei insgesamt 78 beratungssuchenden Erwachsenen (>18) lag das Durchschnittsalter bei 26,7 Jahren
- 92,5% männlich / 3,3% weiblich / 4,2% k.A.
Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (2008) (2)
17
Prozentuale Verteilung vorstelliger Betroffener
12%
19%8%
9%
11%
4%
8%
11%10%
8%
Leipzig, Dresden, Cottbus
Berlin, Schwerin, Rostock
Hamburg, Kiel, Bremen
Münster, Osnabrück
Köln, Bonn, Mainz
Frankfurt, Saarbrücken
Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg München, Ulm,
Augsburg
Nürnberg, Passau, Erfurt
Hannover, Fulda, Kassel
Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (2008) (3)
18
Durchschnittlich wurden 1,1 Angehörige von Computerspielern pro Monat vorstellig (entspricht ca. 109 Personen)
Von den vorstelligen Jugendlichen wurden 83,3% von den Eltern oder anderen Institutionen (z. B. Schule, Ausbildungsstelle) geschickt
Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (2008) (4)
19
Häufigste Auffälligkeiten im Vorfeld: Soziale Rückzugstendenzen (56,4%) Leistungseinbußen im ausbildungsbezogenem bzw.
beruflichen Bereich (47%) Depressive Verstimmtheit (29,9%) Substanzbezogene Problematiken (29,1%) Aggressive Verhaltenstendenzen (23,1%)
Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (2008) (5)
20
Schlussfolgerungen aus der Erhebung: Dringender Handlungsbedarf, vor allem vor dem
Hintergrund• der weiten Verbreitung von Online-Rollenspielen• dem leichten Zugriff und den günstigen Flatrates• der hohen Spieleranbindung• und dem unzureichendem Jugendschutz im WWW
Trotz gering erscheinender Fallzahlen wird die Notwendigkeit zur Qualifizierung gesehen
Wir benötigen flächendeckende und wirksame Präventionsmaßnahmen
Die Etablierung eines funktionierenden Hilfesystems ist wichtig
Zusätzlich benötigen wir weitere Studien …
Erste Fallzahlen aus der Suchtkrankenhilfe (2008) (6)
21
Vorschlag für ein Beratungskonzept bei Mediensucht (1)
Online Beratung
• Kontakt herstellen
• erste Informationen anbieten
• Vermittlung zur persönlichen Beratung
vornehmen
• …
telefonische Beratung
• beruhigen, orientieren
• Ressourcen aufzeigen
• Informationen geben
• Unterstützung für Beratung und Behandlung anbieten
• …
persönliche Beratung
• klientenzentrierte Gesprächsführung
• Motivation fördern
• Raum für emotionale Entlastung geben
• anamnestische Informationen erheben
• Problematische Überzeugungen identifizieren
• …
Clearing
• Liegt überhaupt eine Mediensucht vor?
• Welche Funktionalität des problematischen Medienumgangs wird vermutet?
• Welche Einflussmöglichkeiten versprechen Erfolg?
22
Vorschlag für ein Beratungskonzept bei Mediensucht (2)
Berater/in
• Informationen haben
• Interesse zeigen
• Alternativen bieten
• Absprachen treffen
• …
Klient/in
• Nutzungszeit- begrenzung
• Tagebuch
• Griffnähe vergrößern
• Gespräche suchen
• Arbeitgeber um allgemein
zugänglichen Internetarbeitsplatz bitten
• …
Angehörige
• Ermutigung zur „Augenhöhe“
• „Stecker raus“ (wenn Reaktion darauf handhabbar ist)
• Zeitkontingente vereinbaren und überprüfen
• Wenn … dann … Verträge
• …
Interventionsmöglichkeiten
23
Fakten und Forderungen (1)
• Der Bedarf an Beratung und psychotherapeutischen Interventionen bei Betroffenen mit exzessivem bzw. süchtigem Computerspielverhalten im Kindes- und Jugendalter ist stark angestiegen
• Aufgrund der noch fehlenden Anerkennung dieses Störungsbildes in den Klassifikationssystemen psychischer Störungen besteht eine Versorgungslücke im Behandlungs-Angebot
• Klare Diagnosekriterien müssen dazu beitragen, die Unsicherheiten im Gesundheitssystem beim Umgang mit derartigen Störungen zu beseitigen
24
Fakten und Forderungen (2)
• Mediensuchtberatung muss fester Bestandteil der psychiatrisch/ psychosomatische Grundversorgung in Deutschland werden
• Die Suchtberater in den vorhandenen lokalen Hilfeeinrichtungen müssen qualifiziert und mit weiterführenden therapeutischen Einrichtungen vernetzt werden
• Es werden evidenzbasierte Behandlungsprogramme benötigt
• Beratungs- und Behandlungskompetenz in den verschiedenen Einrichtungen muss gefördert und ausgebaut werden
25
3. Suchtselbsthilfe heute – gemeinsam stark
26
Kurzdefinition
In Selbsthilfegruppen kommen Menschen
zusammen, die unter einem
gemeinsamen Problem leiden, um mit vereinten Kräften
ohne professionelle Leitung etwas zu dessen
Überwindung beizutragen.
(Jürgen Matzat, Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen in Giessen)
27
Verbreitung der Selbsthilfe• ca. 70.000 bis 100.000 Selbsthilfegruppen
• ca. 75% der Gruppen im Gesundheitsbereich
• etwa die Hälfte der SHG sind verbandlich organisiert in Selbsthilfe – Organisationen/ Dachverbände: DHS, BAGS, DPWV (Sucht, chronische Erkrankung, Behinderung)
• ca. 300 Selbsthilfe – Kontaktstellen in der BRD
• ca. 84 % der Bevölkerung sind potentielle Selbsthilfegruppen – Nutzer
• “Vierte Säule des Gesundheitswesens”(Horst Seehofer, ehemaliger Gesundheitsminister)
Statistik der
5 Sucht-Selbsthilfeverbände
2006
Hochgerechnet auf 100 %
Gruppenangebote
953 (19,9 %) ohne Angaben
48 (1 %) nur für Männer
172 (3,6 %) nur für Frauen
135 (2,8 %) nur für Angehörige
119 (2,5 %) nur für Suchtkranke
3.314 (69,2 %) nur für Suchtkranke und
Angehörige
17 (0,4 %) nur für Kinder
28 (0,6 %) nur für Jugendliche /Junge
Erwachsene
5 (0,1 %) nur für Ausländer, Migranten, Aussidler
Gesamtzahl der Gruppen 4.791
(in 2003 = 4.600 Gruppen)
Angebote / Leistungen
Zusammensetzung der Gruppe
Gesamt 82.635 (2003: 84.77)
39.653(68%)
Männer
18.660(32%)
Frauen
4.024 (23.2%)
Männer
13.325(76,8%)Frauen
3.637 (54,9%) Männer
2.987 (45,1%)Frauen
0
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
Suchtkranke 58.313 = 70,6% Angehörige 17.349 = 21% Interessierte 6.624 = 8% ohne Angaben 349 =0,4%
Zielgruppen
Gesamt 82.635 davon 35.130 Frauen, 47.505 Männer (2003 : 84.744)
Zusammensetzung der GruppeAlter der Zielgruppen
10.611
2.177
4.332
14.048
1.724
5.832
12.724
389 997
9.5749.427
8.461
281
2.058
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
9.000
10.000
11.000
12.000
13.000
14.000
15.000
bis 21 Jahre bis 30 Jahre bis 40 Jahre bis 50 Jahre bis 60 Jahre über 60 Jahre ohne Angaben
Frauen
Männer
Zusammensetzung der Gruppe
14.115 (17,1 %) Ohne Angaben
1.035 (1,3 %) Schüler/in, Auszubildende/r, Student/in
19.738 (23,9 %) Rentner/in
8.474 (10,3 %) Hausfrau /-mann
3.197 (3,9 %) Beamte/r
15.484 (18,7 %) Arbeiter/in
20.592 (24,9 %) Angestellte/r
Erwerbssituation
Gesamt 82.635
(mit 2003 nicht vergleichbar, da andere Abfragepunkte)
Zusammensetzung der Gruppe
4.859 (63,9%)Männer
2.748 (36,1%)Frauen
3.717 (63,4%)Männer
2.148 (36,6%)Frauen
0
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
7.000
8.000
… in 2006 in der Gruppe? …. in der Gruppe verblieben und stabilisiert
Rückfälle
gesamt 7.607
gesamt 5.865
Von 7.607 Rückfällen konnten durch die Gruppe 77,1 % aufgefangen werden.
34
• 80 % der regelmäßigen Besucher von Selbsthilfegruppen der Abstinenz - Verbände leben dauerhaft abstinent.
• 25 % kommen in Gruppen, ohne professionelle Hilfe in Anspruch genommen zu haben.
(HÜLLINGHORST, Rolf in: Jahrbuch Such 2007, S. 145 ff.)
35
Betroffenenkompetenz …
… Stärke der Selbsthilfe
36
Experten in eigener Sache
• Erfahrungen sammeln und … lernen• Interessen • Wunsch nach Mehr … Entwicklung• Engagement• Anerkennung• Position / Funktion
• Kompetenz?
37
Wie Betroffenenkompetenz entsteht …
BETROFFENEN
KOMPETENZ
ERFAHRUNG
REFLEXION AUSTAUSCH
38
Betroffenenkompetenz weitertragen …
• funktioniert nur, wenn es einem selber gut geht
• braucht Ausdauer und Durchhaltevermögen
• kann man nicht alleine!
BETROFFENEN
KOMPETENZ
M I T A R B E I T
besondereA U F G A B E od.
S T E L L U N G
Ö F F E N T L I C H K E I T
I N T E R E S S E N S -V E R T R E T U N G
W E I T E R -V E R M I T T L U N G
Wechsel in die Wechsel in die Professionalität ?Professionalität ?
40
Betroffenenkompetenz kann …
• Distanz überwinden
• Türen öffnen
• Beziehungen knüpfen
• persönlich Begleiten
41
Betroffenenkompetenz kann nicht …
• umfassend Verantwortung übernehmen
• fachlich beraten und behandeln
• Schnittstellen pflegen
42
• das aktive Angebot zur Kooperation
• kontinuierliche Beteiligung
• gegenseitige Transparenz
Das Potenzial nutzen durch …
43
Notwendigkeit der Kooperation
• Eine optimale Versorgung Suchtkranker auf Grundlage der vorhandenen Ressourcen im Hilfesystem lässt sich nur durch ein abgestimmtes kooperatives Wirken aller Beteiligten erreichen
• Daher sollte Betroffenkompetenz niemals losgelöst vom System wirken – eine wesentliche Aufgabe und Verantwortung des professionellen System liegt dann auch in der Anerkennung und der Miteinbindung der Betroffenenkompetenz
44
Handlungsorientierung
Die Beteiligung von Betroffenenkompetenz muss auf gleicher Augenhöhe zwischen professionell Helfenden und Engagierten geschehen
= Grundlage für ein erfolgreiches Wirken von Betroffenkompetenz und für eine gute Kooperation mit der professionellen Suchthilfe
45
Positionen (1)
• Behandlungspläne, Konzepte, Entwicklung der Suchthilfe müssen beteiligend orientiert sein
• Die professionelle Suchthilfe (der professionelle Berater, Therapeut/Behandler) ist für eine solche Beteiligung (systematisch) verantwortlich.
46
Der EINE muss vom ANDEREN wissen …
• ohne Kenntnis und Wissen vom anderen geht es nicht
• notwendig dafür ist eine gegenseitige Offenheit in der Vermittlung
47
Positionen (2)
• Möglichkeiten und Grenzen der Betroffenenkompetenz (aber auch der professionellen Suchthilfe) müssen beschrieben und transparent sein
• Entsprechend müssen Qualitätsmanagementstrukturen in der Suchthilfe (Kriterien der) Beteiligung berücksichtigen und entsprechend ausgerichtet sein.
48
Selbsthilfe als gesellschaftliche Kraft (1)
Selbsthilfe besitzt ein großes Potenzial zur Bewältigung sozialer und gesundheitliche Probleme.
Selbsthilfe fördert
• die gegenseitige Unterstützung und Hilfe,• den Wissensaustausch und -erwerb, • die Entwicklung sozialer Kompetenzen, • die soziale Integration (gegen das Risiko der
sozialen Isolation),
49
Selbsthilfe als gesellschaftliche Kraft (2) Selbsthilfe fördert
• die praktische Bewältigung von Problemlagen,• das freiwillige Engagement betroffener Menschen, • die Selbstbestimmung gegenüber „professionellen
Helfern" und• im Gesundheitswesen vor allem bei
gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen – die „Ko-Produktion“ von Gesundheit, denn gerade im Fall von chronischen Krankheiten und Einschränkungen der Teilhabe (bzw. bei Chronifizierungsrisiko) kann die Selbsthilfe ein wichtiger gesundheitsfördernder Faktor sein.
50
Selbsthilfe als gesellschaftliche Kraft (3)
Das Engagement der Selbsthilfe findet in keinem konfliktfreien Raum statt. Als „kritischer Stachel“ kann sie unbequem sein, sie kann mit überzogenen Ansprüchen von außen konfrontiert werden oder vor dem Problem stehen, Erwartungen, Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten auszubalancieren.
51
Selbsthilfeunterstützung (1)
… muss sich am Bedarf orientieren, welcher durch die Betroffenen angemeldet wird
… eine verordnete Selbsthilfe gibt es nicht – sie benötigt Freiwilligkeit
52
Selbsthilfeunterstützung (2)
• auf Selbsthilfe, Selbsthilfegruppen und Selbsthilfe-Kontaktstelle hinweisen (z.B. durch Infomaterial- und Anschriftenweitergabe, Plakataushänge)
• über die Existenz und Arbeitsweise aufklären • zur Teilnahme, Selbsthilfeunterstützung und Gruppengründung
anregen • Ressourcen für die Selbsthilfe zur Verfügung stellen (z.B.
Räumlichkeiten, Möglichkeiten zur Weiterbildung, Finanzmittel, Hilfen für die Öffentlichkeitsarbeit)
• Selbsthilfe zum Thema machen (z.B. in der Kommunalpolitik, in Verwaltungen, der Fachöffentlichkeit und in den eigenen Bezügen)
• Beteiligung von Selbsthilfe in einschlägigen Gremien und an Schnittstellen
• notwendige Kooperationen vor Ort fördern und als Thema einbringen
53
Selbsthilfe als Bestandteil des Systems
(Jürgen Matzat)
54
Stellung der Selbsthilfe im Suchthilfesystem
Aus: Arbeitshilfe für die Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen, 2006
55
Aufgaben und Ansprüche
56
Aufgaben und Ansprüche
57
Aufgaben und Ansprüche
58
Aufgaben und Ansprüche
59
Herausforderungen
60
Herausforderungen
61
Was ist zu tun?
62
• Vielen Dank für Ihre Aufmwerksamkeit!