Upload
trinhkhanh
View
223
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Richard Rachlitz
www.examinatorium.jura.lmu.de
Fall 6: Romeo und Julia
Examinatorium Zivilrecht – Schuldrecht Besonderer Teil Sommersemester 2019
# 2
Kommende Woche: Pfingstpause Di., 18.6., 9 / 16 Uhr: Werkvertrag Teil 2 Danach Kurstausch mit ZPO! Der Kurs Schuldrecht BT/II findet wie folgt statt:
Termine
Mi./Do., 26./27.6. Fall 8: Reiserecht
Mi., 3.7., 16 Uhr Fall 9: Mietrecht Teil 1
Mi., 10.7., 16 Uhr Fall 10: Mietrecht Teil 2
Mi./Do. 17./18.7. Fall 11: Leasing
Mi./Do. 24./25.7. Fall 12: GoA
Mi., 31.07., 16 Uhr Fall 13: Maklervertrag
Der Kurs ZPO I findet wie folgt statt: Beginn: Di., 25.6., 16-19 Uhr Danach immer Di., 9-12 Uhr
Daneben Blockkurs ZPO II am Fr., 28.6., und Sa., 29.6.
# 3
1. Inhalt: Herstellung eines Werks = spezifische Erfolgsbezogenheit der Leistung
• z.B. sachbezogene Handwerksleistung einschl. Reparatur
• z.B. Erstellung indiv. Software, einer Homepage etc.
• z.B. Beförderungsleistung, Korrekturleistung
• div. Sondertypen (dazu sogleich)
2. Abgrenzung zum Werklieferungsvertrag (§ 650 BGB) bzw. zum Kaufvertrag anhand des Schwerpunkts: Steht für die Vertragsparteien bei einer Gesamtbetrachtung
• der Warenaustausch bzw. Warenumsatz (Übertragung von Eigentum und Besitz) im Mittelpunkt? dann WLV/KV
• die Schöpfung eines (funktionstauglichen) (Gesamt-) Werks im Mittelpunkt? dann WV
• Beispiele aus der aktuellen Rechtsprechung des BGH
Werkvertrag als Vertragstyp
# 4
3. Abgrenzung zum Dienstvertrag: Tätigkeit als solche ohne weiteren Erfolg Gegenstand der Leistung
• z.B. Sicherstellung der Abrufbarkeit einer Website = WV; Zurverfügungstellung eines Internetzugangs = idR DV
• z.B. ärztliche Behandlung = Behandlungsvertrag (§§ 630a ff. BGB) mit DV-Charakter; Erstattung eines Gutachtens, Laboranalyse = WV
• z.B. RA-Beratungsvertrag = Geschäftsbesorgung (§ 675 BGB) mit DV-Charakter; Erstattung eines Gutachtens = WV
Werkvertrag als Vertragstyp
Neue Systematik §§ 631 ff. BGB (Titel 9)
Werkvertrag §§ 631 ff. BGB
Architekten- und Ingenieurvertrag §§ 650p ff. BGB
Bauträgervertrag §§ 650u f. BGB
PauschalreiseV, Reisevermittlung §§ 651a ff. BGB
Allg. Werkrecht
Bauvertrag §§ 650a ff. BGB
Verbraucherbau-vertrag, § 650i ff. BGB
Anwendbares Recht (§ 650q I BGB): - Eigene Vorschriften - Teile des BauvertrR - allg. Werkrecht
Anwendbares Recht bzgl. Bauleistung (§ 650u I 2 BGB): - Eigene Vorschriften - allg. Werkrecht - BauvertragsR - ggf. Verbraucher- bauvertragsR
- Außer in § 650u II BGB genannte Vorschriften
- Weitere Sonder-regeln, insb. MaBV
- Abgeschlossenes Rechtsgebiet; §§ 631 ff. BGB grds. nicht anwendbar
- Großflächige Neuregelung zum 1.7.2018
Fall 8
Anwendbares Recht (§ 650a I 2 BGB): - BauvertragsR - allg. Werkrecht
Anwendbares Recht (§ 650i III BGB): - VerbrBauvertragsR - BauvertragsR - allg. Werkrecht
Abgrenzung insb. zum Werklieferungs-, Kauf- und DienstV
# 6
0. Ausgangspunkt: Strukturelle Ähnlichkeit zwischen Kauf- und Werkrecht
1. Fehlen besonderer Regeln für Werbeangaben
• Keine Vorschrift, die § 434 I 3 BGB entspricht
• U.U. analoge Anwendung bei vergleichbaren Konstellationen
2. Wahlrecht des Unternehmers hinsichtlich der Art der NEF
• Grund: besondere Sachkunde durch enge Verbundenheit mit dem Herstellungsprozess; keine Bindung an diesbezügliche europarechtliche Vorgaben
• Weil nur NE an sich, nicht aber eine bestimmte Art der NEF geschuldet ist, erlangen §§ 275, 635 III BGB nur Bedeutung, wenn beide Arten der NE unmöglich/unverhältnismäßig sind (absolute Unverhältnismäßigkeit)
3. Keine nähere Präzisierung zum Fehlschlagen der NEF wie § 440 S. 2 BGB
• Aber: § 440 S. 2 BGB als Indiz
Unterschiede zwischen §§ 434 ff. und §§ 633 ff. BGB
Unterschiede §§ 434 ff. und § 633 ff. BGB
# 7
4. Anspruch auf Aufwendungsersatz nach Selbstvornahme, §§ 634 Nr. 2, 637 I BGB
• Vorteil: Anders als beim Schadensersatz kein Erfordernis des Vertretenmüssens
• Fristsetzung ist aber erforderlich
• Daneben kein Aufwendungsersatzanspruch aus GoA oder Bereicherungsrecht (wie im KaufR)
• Nach Selbstvornahme: Minderung, Rücktritt und SE statt der Leistung scheiden aus (Mangelhaftigkeit ist „behoben“)
5. Ausschluss der Mängelrechte: § 640 III BGB vs. § 442 I BGB
• Nur Kenntnis des Bestellers vom Mangel schadet (nicht auch grob fahrlässige Unkenntnis)
• Maßgeblicher Zeitpunkt: Abnahme (statt Vertragsschluss)
• Schadensersatz wird nicht ausgeschlossen (Verweis nur auf § 634 Nr. 1 bis 3 BGB, nicht auf § 634 Nr. 4 BGB)
• S. auch die Möglichkeit des Vorbehalts der Rechte
Unterschiede zwischen §§ 434 ff. und §§ 633 ff. BGB
Unterschiede §§ 434 ff. und § 633 ff. BGB 1. Werbeangaben 2. Wahlrecht des Unternehmers bei NE
# 8
6. Zentrale Rolle der Abnahme
• Rechtsgeschäftliche Abnahme (§ 640 I BGB): Körperliche Entgegenahme des Werks (sofern möglich) und Billigung als im Wesentlichen vertragsgemäß
• Fiktive Abnahme (§ 640 II BGB): neu geregelt
• Sonderfall: Vollendung statt Abnahme (§ 646 BGB)
• Relevanz insb.:
• IdR Gefahrübergang, § 644 I 1 BGB
• IdR maßgebl. für Anwendung des werkvertraglichen Gewährleistungssystems in Abgrenzung zum SR/AT
• IdR maßgebl. für die Bestimmung der Mangelhaftigkeit des Werks nach § 633 BGB und für den Wechsel der mangelbezogenen Beweislastverteilung nach § 363 BGB
• Verjährungsbeginn für die Fälle des § 634a I Nr. 1, 2 BGB, siehe § 634a II BGB
• Maßgeblicher Zeitpunkt iRv § 640 III BGB (s.o.)
• IdR maßgebl. für die Fälligkeit der Vergütung, § 641 I 1 BGB
Unterschiede zwischen §§ 434 ff. und §§ 633 ff. BGB
Unterschiede §§ 434 ff. und § 633 ff. BGB 1. Werbeangaben 2. Wahlrecht des Unternehmers bei NE 3. Fehlschlagen der NE 4. Selbstvornahmerecht 5. Ausschluss der Mängelrechte
# 9
7. Keine Verweigerung der Abnahme wegen unwesentlicher Mängel, § 640 I 2 BGB
• Anders als im Kaufrecht ist Verweigerung der Abnahme wegen unwesentlicher Mängel nicht möglich, § 640 I 2 BGB
• Aber: § 641 III BGB und § 634 BGB (auch iVm § 281 I 3, 323 V 2 BGB)
• Zw., ob Abnahmefiktion nach § 640 II BGB durch Angabe eines unwesentlichen Mangels verhindert werden kann
• Dafür: Wortlaut („eines Mangels“); Vermeidung von Abgrenzungsschwierigkeiten
• Dagegen: Systematik (§ 640 I 2 BGB)
• Korrektur ggf. über § 242 BGB
Unterschiede zwischen §§ 434 ff. und §§ 633 ff. BGB
Unterschiede §§ 434 ff. und § 633 ff. BGB 1. Werbeangaben 2. Wahlrecht des Unternehmers bei NE 3. Fehlschlagen der NE 4. Selbstvornahmerecht 5. Ausschluss der Mängelrechte 6. Abnahme
# 10
8. Keine Sonderregeln für Verbrauchergeschäfte wie in §§ 474 ff. BGB
• WV unterfällt nicht VerbrGK-RL (vgl. EuGH NJW 2017, 3215)
• Stattdessen: § 650 BGB
• Zudem: Sonderregeln für Verbrauchergeschäfte beim Verbraucherbauvertrag (§§ 650i ff. BGB); jedoch andere Instrumente als bei den §§ 474 ff. BGB und enger sachlicher Anwendungsbereich
9. Ggf. weitergehende Zurechenbarkeit des Verschuldens Dritter nach § 278 BGB
• Denn: Pflichtenkreis des Werkunternehmers ist regelmäßig weiter als der des Verkäufers (Herstellung eines Werks statt bloßer Übereignung und Übergabe einer Sache)
Unterschiede zwischen §§ 434 ff. und §§ 633 ff. BGB
Unterschiede §§ 434 ff. und § 633 ff. BGB 1. Werbeangaben 2. Wahlrecht des Unternehmers bei NE 3. Fehlschlagen der NE 4. Selbstvornahmerecht 5. Ausschluss der Mängelrechte 6. Abnahme
Sachverhalt Fall 6
J U § 631 BGB
E
Schadensposten 1) Ersatz-Handwerker: Kosten 280 € 2) Arbeitsleistung des E: Wert 50 € 3) Murano-Gläser: Wert 1.500 € 4) Dackel: Wert 250 € 5) Not-OP: Kosten 500 € 6) Taschenuhr: Wert 500 €
§ 398 BGB
- Mitarbeiter A führt Arbeiten aus und entwendet Taschenuhr
- Mitarbeiter B ist für unsachge-mäße Lagerung verantwortlich
300 €
# 12
Teil 1: Ansprüche E gegen U aus abgetretenem Recht
A. Wirksamer Abtretungs- und Übertragungsvertrag, § 398 BGB
B. Abtretbarkeit/Übertragbarkeit
• Nacherfüllung, Aufwendungsersatz, SE § 398 BGB (+)
• Rücktritts-, Minderungsrecht §§ 413, 398 BGB (str. da Gestaltungsrechte, aber: Privatautonomie; keine gegenläufigen schutzwürdigen Interessen) (+)
• Künftige Rückgewähransprüche (§ 346 BGB) § 398 BGB (+)
C. Bestand der abgetretenen Ansprüche/übertragenen Rechte
I. Mängelrechte der J wegen der fehlerhaften Befestigung
1. Nacherfüllung, §§ 634 Nr. 1, 635 BGB
a) Allgem. Voraussetzungen der werkrechtl. Mängelrechte
aa) Wirksamer Werkvertrag
bb) Anwendbarkeit der werkrechtl. Mängelrechte
• Sachlich: Werkmangel geltend gemacht (nicht: völlige Nichtleistung, Schutzpflichtverletzung)
Schäden infolge mangelhafter Montage (+) Rechte u. Ansprüche wg. gestohlener Uhr (-)
• Zeitlich: ab Abnahme (§ 640 BGB) bzw. gleichgestelltem Zeitpunkt (§§ 644 II, 646 BGB) = Gefahrübergang
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht
# 13
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung
cc) Sachmangel
• § 633 II 2 Nr. 2 BGB: Keine Eignung für gewöhnliche Verwendung (Belastung der Vitrine)
• Auch vertretbar: konkludente konkret-individuelle Beschaffenheitsvereinbarung „Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik“
dd) Zum Zeitpunkt des Gefahrübergangs = Abnahme
ee) Kein Haftungsausschluss
• Vertraglich (-)
• Gesetzlich: § 640 III BGB (-), da bei Abnahme keine Kenntnis vom Mangel
b) Rechtsfolge
aa) NB oder NL nach Wahl des Unternehmers
bb) Ausschluss der Nacherfüllung
• § 275 I BGB: Objektive Unmöglichkeit wegen Zweckerreichung (Selbstvornahme)
§§ 634 Nr. 1, 635 I BGB (-)
# 14
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung
2. Aufwendungsersatz bei Selbstvornahme, §§ 634 Nr. 2, 637 BGB
a) Allgemeine Voraussetzungen der Mängelrechte (+)
b) Spezifische Voraussetzungen des Aufwendungsersatzanspruchs, § 637 BGB
aa) Grundsätzlich bestehender Anspruch auf Nacherfüllung
• Keine Unmöglichkeit bzw. keine Verweigerung, § 637 I Hs. 2 BGB
• Maßgeblicher Zeitpunkt: juristische Sekunde vor der Selbstvornahme
• Damals noch keine Unmöglichkeit. Daher Vss. (+)
# 15
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung 2. Aufwendungsersatz a) Allg. Gewährleistungs- voraussetzungen b) Spezifische Voraussetzung- en des § 637 aa) Anspruch auf NE
bb) Erfolgloser Ablauf einer Nachfrist bzw. Entbehrlichkeit der Nachfrist
• Hier wurde keine Frist zur Nacherfüllung gesetzt
• Entbehrlichkeit?
(1) §§ 637 II 1, 323 II Nr. 3 BGB (-), da sofortige Selbstvornahme nicht in beiderseitigem Interesse liegt (a.A. gut vertretbar: Vertrauensverlust)
(2) § 637 II 2 BGB (Unzumutbarkeit)
• Bezugspunkt: Unzumutbarkeit der Nacherfüllung gerade durch den Unternehmer (hier U), insb. wegen Vertrauensverlust
• Mangelhafte Werkleistung allein nicht ausreichend
• Aber Vertrauensverlust (+) aufgrund
• besonderer Gefahr/Schadenseintritt
• Diebstahls der Uhr (wohl auch unabhängig von Zurechnung nach § 278 BGB)
# 16
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung 2. Aufwendungsersatz a) Allg. Gewährleistungs- voraussetzungen b) Spezifische Voraussetzung- en des § 637 aa) Anspruch auf NE bb) Fristsetzung/Entbehrl.
c) Rechtsfolge: Aufwendungsersatz
aa) Freiwillige Vermögensopfer (vgl. z.B. § 670 BGB)
• Aufwendungen für Handwerker: € 280,-
• Arbeitsleistung des E?
Lit: Verschiedene Ansätze:
M1: Nur im Rahmen des Berufs, arg e § 1835 III BGB (-) (dag: Unterscheidung nicht gerechtfertigt, kein allg. Rechtsgedanke)
M2: Verdienstausfall (-)
M3: Ersparnis fremder Arbeitskraft (+)
BGH: Wenn aufgeopferte Leistung einen Marktwert hat (Arg: Gleichlauf mit allgemeinem Grundsatz des Schadensrechts)
bb) Erforderlichkeit
• Maßstab: wirtschaftlich denkender Besteller
• Besteller muss nicht günstigste, sondern darf sicherste Variante wählen
• Hier Drittunternehmer; 330 € vs. 300 € i.E. (+)
§ 634 Nr. 2, 637 BGB i.H.v. € 330 (+)
# 17
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung 2. Aufwendungsersatz
3. Rücktritt, §§ 634 Nr. 3, 323, 346 I BGB
a) Allgemeine Voraussetzungen der Mängelrechte
b) Spezifische Voraussetzungen des Rücktrittsrechts
aa) Fristablauf oder Entbehrlichkeit
• Entbehrlichkeit gem. § 636 Var. 3 BGB: Unzumutbarkeit aufgrund Schadenseintritt/Diebstahls
Grundsätzlich (+) wegen Vertrauensverlust (s.o.)
(P) Verhältnis zu § 324 BGB: h.M. § 323 i.V.m. § 636 BGB und § 324 BGB parallel anwendbar
bb) Kein Ausschluss des Rücktrittsrecht, § 323 V 2, VI BGB
c) Ausübung des Rücktrittsrecht, § 349 BGB
d) Rechtsfolgen
• Rückzahlung des Werklohns (§ 346 I BGB)
• Zug-um-Zug gegen Wertersatz (§ 346 II BGB) für Werkleistung; diese ist hier aber wegen des Mangels wertlos
4. Minderung, §§ 634 Nr. 3, 638, 346 I BGB
• Minderung auf Null (völlige Wertlosigkeit)
# 18
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung 2. Aufwendungsersatz 3. Rücktritt 4. Minderung
5. SE statt der Leistung, §§ 634 Nr. 4, 280 I, III, 281 I BGB
a) Allgemeine Voraussetzungen der Mängelrechte
b) Spezifische Voraussetzungen des SE statt der Leistung
aa) Abgrenzung der Schadensarten
• Schaden, der auf endgültigem Ausbleiben der Leistung beruht, d.h. durch hyp. Nacherfüllung behoben würde
(1) Mangelbeseitigungskosten
• Zahlung an Handwerker und Arbeitsleistung des E treten an Stelle der Nacherfüllung durch U – Herbeiführung des durch hyp. NEF herzustellenden Zustands
• In diesem Zeitpunkt war die NEF auch noch möglich. Spätere Unmöglichkeit lässt einmal entstandenen SEA nicht untergehen bzw. unterfällt nicht § 283 BGB
§ 281 BGB
(2) Gläser, Dackel, OP-Kosten
• Gläser, Dackel, OP-Kosten = Integritätsschäden; durch NE nicht berührt
von §§ 634 Nr. 4, 280 I, III, 281 BGB nicht erfasst, sondern einfacher SE
# 19
bb) Fristsetzung
• entbehrlich gem. § 636 Var. 3 BGB (s.o.)
cc) Vertretenmüssen, § 280 I 2 BGB
• Bezugspunkt str.; richtigerweise sowohl ursprünglicher Mangel als auch Nichtvornahme der Nacherfüllung als möglicher Anknüpfungspunkt
• Nichtvornahme der Nacherfüllung: Bei Entbehrlichkeit uU Ableitung aus den die Entbehrlichkeit begründenden Umständen = Schädigung/Diebstahl (P) Zurechnung § 278 BGB?
• Ursprüngliche Mangel = Verwendung brüchiger Schrauben
• Kein eigenes Verschulden U
• Kein Verschulden von A (für ihn nicht erkennbar)
• Aber: Fahrlässigkeit des B
§ 278 BGB: Tätigwerden im Pflichtenkreis des U?
• Verwendung einwandfreien Materials = Pflicht des U
• Anknüpfung an Geschehen (Lagerung) vor Vertrags-schluss unschädlich (arg: Personalrisiko; keine zufälligen Ergebnisse
Zurechnung nach § 278 BGB (+)
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung 2. Aufwendungsersatz 3. Rücktritt 4. Minderung 5. Schadensersatz statt der Leistung
# 20
dd) Rechtsfolge: Schadensersatz nach Maßgabe der §§ 249 ff. BGB
(1) Nicht: Naturalrestitution
Sondern Ausgleich in Geld (arg. § 281 IV BGB)
(2) Ersatz des mangelbedingten Minderwerts
Werkleistung völlig wertlos = 300 €
(3) Ersatz der tatsächlich angefallenen Mängelbeseitigungskosten
• Handwerker: € 280
• Arbeitsleitung des E: § 251 I BGB, da Marktwert ermittelbar (s.o.) und somit Vermögensschaden: 50 €
• „Dazwischentreten“ der J („freiwillige“ Aufwendung) unschädlich, da herausgefordert / Schadensbeseitigung
• Nicht beschränkt auf mangelbedingten Minderwert
(4) Kein Ersatz fiktiver Mängelbeseitigungskosten
• BGH früher: Mangel unabhängig von Beseitigung „Schaden“ (+)
• BGH nun: Führt häufig zu Überkompensation, verstößt also gegen schadensrechtliches Bereicherungsverbot (-)
§§ 634 Nr. 4, 280 I, III, 281 I BGB iHv 330 € (+)
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung 2. Aufwendungsersatz 3. Rücktritt 4. Minderung 5. Schadensersatz statt der Leistung
# 21
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung 2. Aufwendungsersatz 3. Rücktritt 4. Minderung 5. Schadensersatz statt der Leistung 6. Einfacher Schadensersatz
6. Einfacher Schadensersatz, §§ 634 Nr. 4, 280 I BGB
a) Allgemeine Voraussetzungen der Mängelrechte
b) Spezifische Voraussetzungen des einfachen Schadensersatzes
aa) Abgrenzung der Schadensarten
• Gläser, Dackel, OP-Kosten = einfacher SE (s.o.)
bb) Vertretenmüssen (+) (s.o.)
c) Rechtsfolge
aa) Gläser, Wert des Dackels: § 251 I Alt. 1 BGB iHv 1.750 €
bb) OP-Kosten für Dackel
(1) Kosten der Naturalherstellung ersatzfähig, § 249 II 1 BGB
• Fehlschlag unerheblich, da Erforderlichkeit ex ante zu bestimmen (Prognoserisiko beim Schädiger)
(2) Unverhältnismäßigkeit (§ 251 II BGB)
• Für Tiere dürfen die Kosten der Naturalherstellung deutlich über dem Wert der Sache liegen (§ 251 II 2 BGB)
• 500 € OP-Kosten bei Wert 250 € i.O.
Anspruch aus §§ 634 Nr. 4, 280 I BGB auf SE iHv 2.250 € (+)
# 22
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J 1. Nacherfüllung 2. Aufwendungsersatz 3. Rücktritt 4. Minderung 5. Schadensersatz statt der Leistung 6. Einfacher Schadensersatz 7. Verhältnis der Ansprüche
7. Verhältnis der Ansprüche zueinander
E kann wahlweise
• Zahlung von Aufwendungsersatz iHv 330 € verlangen
Daneben kein Rücktritt oder Minderung, da durch Selbstvornahme mangelfreie Leistung erreicht
• ODER Rücktritt oder Minderung erklären und Rückzahlung des Werklohns iHv 300 € verlangen
Bindung an ausgeübtes Gestaltungsrecht
Kombination mit (großem resp. kleinem) Schadensersatz statt der Leistung möglich, soweit durch Rücktritt bzw. Minderung nicht beseitigter Schaden verbleibt (§ 325 BGB): weitere 30 €
• ODER Schadensersatz statt der Leistung iHv 330 € verlangen, ohne Aufwendungsersatz für die Selbstvornahme zu verlangen und ohne zurückzutreten oder zu mindern
• DANEBEN kann E zudem Zahlung von 2.250 € als einfachen Schadensersatz verlangen
# 23
II. Deliktische Ansprüche (fehlerhafte Befestigung)
1. § 831 I 1 BGB
a) Verrichtungsgehilfeneigenschaft des A (+)
b) Delikt des Gehilfen, § 823 I BGB
• Eigentumsverletzung (Murano-Gläser, Dackel); Kausalität; Rechtswidrigkeit (+)
c) In Ausführung der Verrichtung (+)
d) Entlastungsbeweis, § 831 I 2 BGB
• Gelingt, somit (-)
2. § 823 I BGB
• Organisationsverschulden des U nicht ersichtlich, daher (-)
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J II. Deliktische Ansprüche 1. § 831 BGB 2. § 823 BGB
# 24
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J II. Deliktische Ansprüche III. Rechte aus dem Diebstahl 1. Rücktritt
III. Rechte und Ansprüche aus dem Diebstahl der Uhr
1. Rücktritt, §§ 346 I, 324, 241 II BGB: Rückzhlg. des Werklohns
a) Schuldverhältnis: Werkvertrag U-J
b) Anwendbarkeit des allgemeinen Leistungsstörungsrechts
• hinsichtlich des Diebstahls der Uhr steht kein Mangel in Rede, sondern eine Nebenpflichtverletzung
c) Pflichtverletzung i.S.v. § 241 II BGB
• Keine eigene Pflichtverletzung des U
• Zurechnung des Diebstahls durch A nach § 278 BGB (analog)
• Erfüllungsgehilfeneigenschaft des A (+)
• (P): Bezug der PV zur übertragenen Tätigkeit nötig?
(a) E.A.: Kein Bezug nötig (arg: § 831 I BGB e contrario)
(b) H.M.: Enger sachlicher Zusammenhang mit über-tragener Tätigkeit erf., nicht nur „bei Gelegenheit“
Abgrenzung zu allgemeinem Lebensrisiko der J
Hier Zurechnung (-), da nur bei Gelegenheit (a.A.v.)
(c) A.A.: Risikoerhöhung: Wenn übertragene Tätigkeit das Verhalten des Gehilfen begünstigt hat
Arg: Zusammengehörigkeit von Vorteil u. Risiko
Hier Zurechnung (+), da Risiko erhöht
# 25
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J II. Deliktische Ansprüche III. Rechte aus dem Diebstahl 1. Rücktritt 2. Schadensersatz statt der Leistung 3. Einfacher Schadensersatz
d) Festhalten am Vertrag unzumutbar, § 324 BGB
schwerwiegende Störung des Vertrauensverhältnisses
e) Ausübung des Rücktrittsrechts
f) Rechtsfolge
• Rückzahlung des Werklohns: § 300 € (§ 346 I BGB)
• Zug-um-Zug gegen Wertersatz (§ 346 II BGB) für Werkleistung; diese hier aber wertlos
# 26
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J II. Deliktische Ansprüche III. Rechte aus dem Diebstahl 1. Rücktritt 2. Schadensersatz statt der Leistung 3. Einfacher Schadensersatz
2. Schadensersatz statt der Leistung, §§ 280 I, III, 282 BGB
a) Schuldverhältnis
b) Anwendbarkeit
c) Pflichtverletzung i.S.v § 241 II BGB
d) Unzumutbarkeit (s.o.)
e) Vertretenmüssen (+), § 278 BGB
f) Rechtsfolge: Kosten für „Ersatzhandwerker“ und Wert der Arbeitskraft des E betreffen das Äquivalenzinteresse (treten an die Stelle der ursprünglich geschuldeten Leistung) und beruhen auf dem Diebstahl als PV 330 €
3. Einfacher SE, §§ 280 I, 241 II BGB
a) Schuldverhältnis, Anwendbarkeit, Pflichtverletzung i.S.v. § 241 II BGB, Vertretenmüssen
b) Rechtsfolge: Verlust der Uhr stellt Integritätsschaden dar und beruht (anders als Wert der Gläser und des Dackels sowie die OP-Kosten) auf dem Diebstahl als PV € 500
# 27
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J II. Deliktische Ansprüche III. Rechte aus dem Diebstahl 1. Rücktritt 2. Schadensersatz statt der Leistung 3. Einfacher Schadensersatz 4. Schadensersatz aus § 831 I BGB
4. Schadensersatz aus § 831 I BGB
a) Verrichtungsgehilfeneigenschaft des A (+)
b) Deliktsverwirklichung durch Gehilfen
• Rechtswidrige Eigentumsverletzung durch A, § 823 I BGB
c) In Ausführung der Verrichtung
• hM: unmittelbarer innerer Zusammenhang zwischen Verrichtung und Schädigung (-)
• aA: Risikoerhöhung (+)
d) Überwachungsverschulden des U
• Entlastung laut Sachverhalt möglich, § 831 I 2 BGB
§ 831 BGB (-)
# 28
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen I. Mängelrechte der J II. Deliktische Ansprüche III. Rechte aus dem Diebstahl D. Ergebnis
D. Ergebnis
• Anspruch auf € 330 (Mangelbeseitigung) wahlweise aus
§§ 634 Nr. 2, 637 BGB
§§ 634 Nr. 3, 346 I, 323 oder §§ 634 Nr. 3, 638 I, IV (je 300 €), je mit § 634 Nr. 4, 280 I, III, 281 BGB (30 €)
§§ 634 Nr. 4, 280 I, III, 281 BGB
§§ 346 I, 324 (300 €) mit §§ 280 I, III, 282 BGB (30 €)
§§ 280 I, III, 282 BGB
• Anspruch auf € 500 (Uhr) aus
§§ 280 I, 241 II BGB
• Anspruch auf € 2.250 (Gläser, Dackel, OP Kosten)
§§ 634 Nr. 4, 280 I BGB
# 29
Teil 2: Ansprüche des E gegen U aus eigenem Recht
Kommen in Betracht im Hinblick auf die Arbeitsleistungen des E
A) §§ 670, 677, 683 S. 1 BGB
• Neben Mängelrecht nicht anwendbar; insofern nach zutr. Verständnis kein Unterschied, ob Vertragspartner selbst oder Dritter unentgeltlich für diesen Aufwendungen tätigt
• Zudem kein Fremdgeschäftsführungswille ggü U
• Fraglich zudem: Ersatzfähigkeit von außerberuflichen Tätigkeiten i.R.d. GoA, da Verweis in „unentgeltliche“ Auftragsrecht
B) § 812 I 1 Alt. 2 BGB
• Nicht anwendbar (s. soeben)
• U hat keine (Teil-)Befreiung von einer Verbindlichkeit erlangt, da er die Arbeitsleistung des E ersetzen muss (s.o.)
C) Ergebnis
• Keine eigenen Ansprüche des E gegen U
Teil 1: Ansprüche aus abgetretenem Recht A. Abtretungsvertrag B. Abtretbarkeit C. Bestand der Forderungen D. Ergebnis Teil 2: Ansprüche E gegen U A) Aufwendungsersatz B) Herausgabe der Bereicherung C) Ergebnis