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P O S E N Im Jahre 968 wurde ein von Magdeburg abhängiges Bistum Posen gegründet. Im 10. Jahrhundert war Posen eine größere Siedlung auf dem rechten, ostwärtigen Warthe - Ufer. Bedeutsam ist das Jahr 1253, zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Neugründung der Stadt zu Magdeburger Recht auf dem linken Warthe - Ufer mit einem großzügig angelegten Marktplatz und dem Straßennetz, das dem deutschen Kolonialschema folgte. Die Gründungsurkunde der Stadt weist aus, dass der Vogt o- mas von Guben das Recht erhalten habe, die Stadt zu deutschem Recht zu besetzen und deutsche Siedler (in der Urkunde < Teutonici< genannt) zu diesem Zweck heranzuholen. Posen wurde bald Hansestadt. Das 16. Jh. war die Blütezeit der Stadt, von der Werke des großen Nürnberger Bildhauers Veit Stoß und die Grabplatten seines Landsmannes Peter Vischer im alten Dom ebenso zeugen wie das nach dem großen Stadtbrand 1536 im Renaissancestil wieder aufge- baute Rathaus. Mit dem Sieg der Gegenrevolution in Polen ging die deutsche Führung der Stadt verloren. 1793 kam durch die zweite Polnische Teilung Posen an Preußen, in mehreren Schüben setzte wieder der Zustrom deutscher Siedler ein. Berühmt geworden ist der Zug der Einwanderer aus dem Raume Bamberg in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Daran erinnert ein Denkmal >Wasserträgerin in Bam- berger Tracht< in der Altstadt Posens . Ein neuer dynamischer Aufschwung begann mit der Bahnverbindung nach Berlin 1870 und nach der Anbindung an die Ostbahn 1879. Posen wurde Handels-, Verkehrs- und Verwaltungszentrum. Nach dem Abriss der ausgedehnten Befestigungsanlagen entstanden um die Jahrhundertwende die prachtvollen Bauten wie die Königliche Akademie, das Königliche Residenzschloss, das eater und das Kaiser-Friedrich-Museum. Breite Straßen mit vornehmen Patrizierhäusern belebten das Stadtbild. Denkmäler von Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und von Bismarck erfreuten die Bürger. Stolz fuhr man mit der neuen Straßenbahn und flanierte über den alten Markt mit Hauptwache, kurzum - ein Flair von Berliner Leben und Treiben lag über dieser heiteren Stadt, die 1910 über 65.000 deutsche Einwohner zählte. Große Militärs lebten in dieser Stadt. Paul von Hindenburg- Beneckendorff, General und Heerführer im 1. Weltkrieg und späterer Reichspräsident in der Wei- marer Republik wurde 1847 in Posen geboren. Generalfeldmarschall Graf Neidhardt von Gneisenau starb 1831 während des polnischen Aufstandes an der Cholera in Posen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Posen schon Ende 1918 von den polnischen Aufständischen der Novemberrevolte übernommen. Tausende von Deutschen verließen nach andauernden Querelen ihre nun polnisch gewordene Heimatstadt. Von 1939-1945 Hauptstadt des Reichsgau Wartheland; ca. 270.000 Einwohner; Sitz vieler Be- hörden, Dienst- und Verwaltungsstellen, hatte Posen auch einen Ruf als bedeutende Industriestadt; Maschinen-, Lokomotiven- und Holzindustrie bestimmten das Wirtschaftsleben. Posen wurde Mitte Januar 1945 zur Festungsstadt erklärt und nach heftigen Kämpfen Ende Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen. Heute hat Posen ca. 570.000 Einwohner. Quelle: Heinz Csallener: <Zwischen Weichsel und Warthe< , Podzun-Verlag 1989 179

Fahnenjunkerschule Posen

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Page 1: Fahnenjunkerschule Posen

P O S E N

Im Jahre 968 wurde ein von Magdeburg abhängiges Bistum Posen gegründet. Im 10. Jahrhundert war Posen eine größere Siedlung auf dem rechten, ostwärtigen Warthe - Ufer. Bedeutsam ist das Jahr 1253, zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Neugründung der Stadt zu Magdeburger Recht auf dem linken Warthe - Ufer mit einem großzügig angelegten Marktplatz und dem Straßennetz, das dem deutschen Kolonialschema folgte. Die Gründungsurkunde der Stadt weist aus, dass der Vogt Tho-mas von Guben das Recht erhalten habe, die Stadt zu deutschem Recht zu besetzen und deutsche Siedler (in der Urkunde < Teutonici< genannt) zu diesem Zweck heranzuholen.

Posen wurde bald Hansestadt. Das 16. Jh. war die Blütezeit der Stadt, von der Werke des großen Nürnberger Bildhauers Veit Stoß und die Grabplatten seines Landsmannes Peter Vischer im alten Dom ebenso zeugen wie das nach dem großen Stadtbrand 1536 im Renaissancestil wieder aufge-baute Rathaus.

Mit dem Sieg der Gegenrevolution in Polen ging die deutsche Führung der Stadt verloren. 1793 kam durch die zweite Polnische Teilung Posen an Preußen, in mehreren Schüben setzte wieder der Zustrom deutscher Siedler ein. Berühmt geworden ist der Zug der Einwanderer aus dem Raume Bamberg in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Daran erinnert ein Denkmal >Wasserträgerin in Bam-berger Tracht< in der Altstadt Posens.Ein neuer dynamischer Aufschwung begann mit der Bahnverbindung nach Berlin 1870 und nach der Anbindung an die Ostbahn 1879. Posen wurde Handels-, Verkehrs- und Verwaltungszentrum. Nach dem Abriss der ausgedehnten Befestigungsanlagen entstanden um die Jahrhundertwende die prachtvollen Bauten wie die Königliche Akademie, das Königliche Residenzschloss, das Theater und das Kaiser-Friedrich-Museum. Breite Straßen mit vornehmen Patrizierhäusern belebten das Stadtbild. Denkmäler von Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und von Bismarck erfreuten die Bürger. Stolz fuhr man mit der neuen Straßenbahn und flanierte über den alten Markt mit Hauptwache, kurzum - ein Flair von Berliner Leben und Treiben lag über dieser heiteren Stadt, die 1910 über 65.000 deutsche Einwohner zählte. Große Militärs lebten in dieser Stadt. Paul von Hindenburg-Beneckendorff, General und Heerführer im 1. Weltkrieg und späterer Reichspräsident in der Wei-marer Republik wurde 1847 in Posen geboren. Generalfeldmarschall Graf Neidhardt von Gneisenau starb 1831 während des polnischen Aufstandes an der Cholera in Posen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Posen schon Ende 1918 von den polnischen Aufständischen der Novemberrevolte übernommen. Tausende von Deutschen verließen nach andauernden Querelen ihre nun polnisch gewordene Heimatstadt.

Von 1939-1945 Hauptstadt des Reichsgau Wartheland; ca. 270.000 Einwohner; Sitz vieler Be-hörden, Dienst- und Verwaltungsstellen, hatte Posen auch einen Ruf als bedeutende Industriestadt; Maschinen-, Lokomotiven- und Holzindustrie bestimmten das Wirtschaftsleben. Posen wurde Mitte Januar 1945 zur Festungsstadt erklärt und nach heftigen Kämpfen Ende Februar 1945 von der Roten Armee eingenommen.

Heute hat Posen ca. 570.000 Einwohner.Quelle: Heinz Csallener: <Zwischen Weichsel und Warthe< , Podzun-Verlag 1989

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Das alte Rathaus in Posen

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Wappen der Stadt Posen

Stadtansichten von Posen

Den ersten Bahnhof in Posen hatte die Stargard-Posener-Eisenbahn 1848 erbaut, doch bald erwies er sich als zu klein, um die vielen neuen Bahnlinien aufzunehmen, die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden. So errichtete man auf demselben Platz 1882 den weiträumigen Haupt-bahnhof, um der Rolle Posens als Eisenbahnknotenpunkt gerecht zu werden.

Quelle: Heinz Csallner > Zwischen Weichsel und Warthe <, Podzun-Pallas Verlag

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Das ehemalige Königliche Schloss in Posen

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Das Posener Stadttheater wurde 1910 durch Prof. Littmann - den Schöpfer des Hoftheaters in Wei-mar, des Berliner Schiller-Theaters und des Prinzregententheaters in München - errichtet

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Das Gauschulungshaus der N.S.D.A.P. ganz im Stil nationalsozialistischer Prunkbauten errichtet. Erst Gebäude der Königlich Preußischen Ansiedlungskommission (nördlich des Schlosses), dann residierte dort das stellvertretende Generalkommando. Davor die Große Berliner Straße mit dem Straßenbahnwagen der Linie 2.

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Auf dem Weg in die Vorlesung. An der Posener Universität waren im Jahr 1937 über 5000 Studie-rende eingetragen, die Zahl stieg in den folgenden Jahren weiter an.

Der Oberschlesische Turm, ursprünglich im Jahre 1911 zur Landesausstellung konzipiert, aus der sich dann allmählich die Posener Messe als ständige Einrichtung entwickelte, wurde bald zu einem Wahrzeichen des Messezentrums.

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Posen, eine Stadt mit politischer, kultureller und wirtschaftlicher Bedeutung.

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Unverkennbar auch die Bedeutung Posens für die katholische Kirche. Der Dom wurde die Haupt-kirche des Erzbistums Posen. Die evangelische Kreuzkirche, unmittelbar an der Warthe gelegen, vielen Posener noch in unvergesslicher Erinnerung durch die erstklassigen Kirchenkonzerte.

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Hotel MONOPOL und Hotel OSTLAND waren beliebte Treffpunkte von Lehroffizieren und Fahnenjunkern der Schule V.

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Schule V für Fahnenjunkerder Infanterie Posen

Lehrgang 17 COktober 1944 bis Februar 1945

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Die Lehroffiziere der Schule Vfür Fahnenjunker der Infanteriein Posen

Oktober 1944

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Kommandeur der Schule Vfür Fahnenjunker der Infanteriein Posen

Kommandant der Festung Posenvom 31. Januar bis 23. Februar 1945

* 24.11.1902 - + 23.02.1945

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Schule V für Fahnenjunkerder Infanterie Posen1944 / 1945

EichenlaubträgerMajor Heinz-Martin Ewert

Kdr. Lehrgruppe II+ 15.11.1980(Foto: 1965)

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Schule V für Fahnenjunker der Infanterie6. Inspektion, IV. AbteilungLehrgang 17 C, Oktober 1944

Abteilungsführer: OLt Georg Haschke, Glatz / Schlesien* 07.05.1920 - gef. Februar 1945 im Raum Posen

amtlich: vermisst

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Schule V für Fahnenjunker der Infanterie6. Inspektion, III. AbteilungLehrgang 17 C, Oktober 1944

Abteilungsführer Oberleutnant der Res.Heinrich Lohse* 27.05.1912+ 21.11.2003

1945 Kompanieführer „Einheit Lohse”

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Schule V für Fahnenjunker der InfanterieVier Abt.-Führer der 6. InspektionSommer 1944bei einer Übung im Warthelager

v.l.n.r.: OLt Lohse, OLt v. Steuben, OLt Foerster und OLt Clausnitzer

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Teilansicht des Offizierskasinos der Schule V in Posen-Kuhndorf

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Schule V für Fahnenjunker der Infanterie. Teil IIDie Inspektionen

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Auf dem Exerzierplatz der Kuhndorf-KaserneBei einer Ritterkreuz-Verleihung

In der Mitte Fhj.-Ofw G. Scholz7. Inspektion, II. Abt., gef. Ende Januar 1945

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Die Festung Posen

Historisch gesehen, wurde die preußische Festung Posen als Festung I. Klasse im Laufe des 19. Jh. errichtet. Sie bestand aus 18 Außenbefestigungen (9 Forts und 9 Zwischenwerke), 4 Innenforts und der auf einer Anhöhe liegenden, die Stadt beherrschenden Zitadelle, dem so genannten Kernwerk, das in den Jahren 1829-1869 erbaut wurde. Es war ein in der Form eines Fünfecks angelegtes Boll-werk von 3 km Umfang, mit einem fast 100 Hektar großen Innenhof. Initiator des Festungsbaues war der preußische General Karl von Grolman, der seit 1815 den Generalstab organisierte und von 1832-1835 Kommandierender General in Posen war.

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In den Außenbezirken - rund um Posen - waren ebenfalls verschiedene Kasernen errichtet worden. Mittelpunkt der soldatischen Ausbildung war das riesige Exerzierfeld im Truppenübungsplatz „War-thelager”, dem größten Truppenübungsplatz der Provinz Posen.

Quelle: Heinz Csallner: „Zwischen Weichsel und Warthe”, Podzun-Verlag

Posen und seine Fortsin der Mitte das Kernwerk

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Lehrgangsteilnehmerder Schule V für Fahnenjunker der Infanterieder 6. Inspektion in der Lehrgruppe II in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)

Amreich, Erwin 10.10.1925 IV. Abt. gef.Anklam, Heinz-Joachim 10.01.1926 I. Abt.Antons, Mathias 18.10.1913 I. Abt.Bartel, Hermann 20.06.1925 ? verm.Bartsch, Johannes 02.04.1915 III. Abt. verm.Baumbach Otto 10.03.1926 I. Abt. gef.Berger, Hans 16.06.1925 II, Abt.Bertram, Hans-Ulrich 27.10.1924 I. Abt.Binder, Franz 06.07.1925 III. Abt.Boluminski, Leo 30.07.1914 IV. Abt.Bornhäuser, Rolf 02.03.1925 IV. Abt. gef.Brähler, Werner 18.04.1925 IV. Abt.Bruch, Walter 19.06.1925 I. Abt. gef.Bruder, Wolfgang, Dr. 08.05.1925 I. Abt.Chilla, Alfred 05.08.1915 I. Abt. gef.Churs, Herbert 07.03.1915 II. Abt.Dahllke, Heinz 28.07.1912 II. Abt.Dabler, Harry 29.11.1925 III. Abt.Dibborn, Hans-Werner 24.02.1924 I. Abt.Dollinger, Walter 24.06.1925 I. Abt. gef.Dommaschk, Hans 05.04.1924 II. Abt.Druschel, Nikolaus 13.10.1925 I. Abt.Estermann, Hermann 16.11.1924 I. Abt.Falke, Heinrich 21.05.1915 I. Abt.Ferdinand, Anton 03.11.1925 IV. Abt. verm.Flinkow, Karl-Heinz 03.04.1925 III. Abt.Franzke, Horst 02.03.1925 IV. Abt. verm.Freddrich, Günther 20.07.1925 II. Abt.Funk, Wilhelm 21.05.1916 III. Abt. verm.Gädckens, Ernst 12.04.1914 II. Abt.Galle, Karl-Heinz 21.12.1924 III. Abt.Graf, Oskar 26.03.1919 III. Abt. verm.Greve, Walter 13.05.1921 I. Abt.Griebstein, Otto 25.01.1926 II. Abt. gef.Gromoll, Paul 07.12.1913 IV. Abt.Groß, Heinz 10.01.1918 III. Abt. verm.Gruber, Kurt 26.05.1924 II. Abt.Hahn, Günter 19.01.1915 II. Abt.Hanfland, Heinz 10.04.1925 II. Abt.Hecht, Heinz 17.07.1920 I. Abt.Hefner, Otto 06.07.1915 I. Abt. ?

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Lehrgangsteilnehmerder Schule V für Fahnenjunker der Infanterieder 6. Inspektion in der Lehrgruppe II in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)

Heine, Werner 01.08.1923 I. Abt. ?Heinze, Ernst-August 22.11.1925 II. Abt. gef.Hentschel, Erich 04.06.1914 III. Abt.Hentschel, Herbert 28.03.1916 II. Abt.Hierl, Walter 20.10.1925 IV. Abt. verm.Hils, Willy 10.11.1925 IV. Abt. gef.Hirsch, Johann 28.06.1912 III. Abt.Hörstgen, Wilhelm 11.11.1915 III. Abt.Homberg, Wolfgang 25.01.1925 I. Abt.Huckenbeck, Julius 31.12.1915 I. Abt. verm.Hüttinger, Ernst 25.12.1925 IV. Abt. gef.Hüttner, Herbert 02.12.1925 IV. Abt. gef.Jahn, Alfred 15.08.1925 Ill. Abt.Joosten, Heinrich 13.02.1910 III. Abt. verm.Kaiser, Hubert 03.09.1914 ?Kaufmann, Wilhelm 25.01.1919 II. Abt.Kiehl, Gustav 18.12.1921 I. Abt.Kirchner, Alfons 29.09.1925 IV. Abt. gef.Kirsch, Karl-Heinz 13.11.1925 II. Abt.Klaas, Hans 20.07.1925 IV. Abt.Klingebiel, Albert 01.12.1920 ll. Abt.Krause, Fritz 12.10.1925 l. Abt.Kretzer, Hans-Joachim 12.06.1924 I. Abt.Krippner, Helmut 23.07.1925 IV. Abt. gef.Krümmelbein, Otto 23.07.1916 II. Abt.Kubitzek, Harry 22.02.1925 IV. Abt.Kuck, Hubert 13.04.1925 I. Abt.Kührt, Gerhard 08.11.1925 III. Abt.Kunzmann, Günter 09.06.1925 III. Abt. verm.Laske, Max 23.09.1914 I. Abt. ?Ludwig, Alfred 30.11.1913 ?Lueg, Willi 23.04.1912 III. Abt.Maikowski, Heinz 27.02.1925 I. Abt.Mattha, Walter 16.11.1914 I. Abt. gef.Menche, Hans 14.09.1913 I. Abt.Mikusch, Erwin 11.04.1924 I. Abt.Mittendorf, Walter 22.01.1915 IV. Abt. verm.Möller, Eberhard 23,12.1925 III. Abt. verm.Mönnikes, Friedrich 24.04.1915 III. Abt.Molitor, Ernst-Günter 10.05.1925 II. Abt.Moser, Johann 13.06.1925 II. Abt.

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Lehrgangsteilnehmerder Schule V für Fahnenjunker der Infanterieder 6. Inspektion in der Lehrgruppe II in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)

Müssig, Edgar 30.03.1925 III. Abt.Nageler, Wilfried 28.10.1924 II. Abt.Nickels, Claus-Heinz 31.12.1924 II. Abt. gef.Nikolay, Artur 21.10.1911 II. Abt. gef.Päkel, Karl 23.06.1912 I. Abt.Pauer, Bernhard 29.12.1924 I. Abt.Pflüger, Alfred 23.07.1925 III. Abt.Pönisch. Konrad 02.04.1925 III. Abt.Pörschmann, Ernst 24.07.1914 IV. Abt. gef.Poppinga, Uwe 12.08.1925 I. Abt. gef.Prussek, Günther 03.09.1925 II. Abt.Qualmann, Udo 16.01.1925 I. Abt. gef. (Vorname Günther ?)Reh, Paul 18.10.1916 II. Abt.Roos, Waldemar 28.10.1925 IV. Abt.Rooy, Bernhard de 06.04.1915 IV, Abt. gef.Rose, Günter 05.10.1925 IV. Abt.Ross, ? (Fw.) Ostpr. 1925 IV. Abt. (erschoss sich bei der Ge- fangennahme)Rudloff, Wolfgang 29.01.1925 II. Abt. gef.Sänger, Hermann 20.12.1919 IV. Abt. gef. (Raum Oder)Scheuerlein, Karl 28.11.1915 IV. Abt. verm.Scheufens, Jakob 16.06.1915 III. Abt.Schmidt, Gottfried 23.07.1925 IV. Abt.Schmidt, Lothar 29.09.1925 IV. Abt.Schmidt, ? ? III. Abt.Schneider, Otto 16.05.1925 ? gef.Schröder, Albrecht 30.11.1925 IV. Abt.Schulze, Rolf 21.02.1925 IV. Abt.Schwarz, Georg 24.03.1915 III. Abt.Seffrin, Richard 05.03.1925 III. Abt.Seimer, Gerhard 15.10.1925 I. Abt. gef.Sesselmann, Albin 18.06.1925 III. Abt.Silwedel, Adolf-Ernst 05.01.1913 II. Abt.Spiegel, Karl von 24.02.1925 I. Abt. verm.Spieler, Kurt 07.05.1925 I. Abt.Stadler, Hermann 03.10.1925 III. Abt. verm.Stransky, Eduard Ritter v. 03.04.1925 I. AbteilungStruick, Ludwig 12.01.1925 II. Abt.Tattenberger, Anton 03.12.1914 IV. Abt.Thiel, Peter 02.12.1914 IV. Abt.Thieme, Albert 27.10.1915 II. Abt.

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Lehrgangsteilnehmerder Schule V für Fahnenjunker der Infanterieder 6. Inspektion in der Lehrgruppe II in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)

Triphahn, Ulrich 09.05.1919 II. Abt.Vaders, Alfred 17.03.1925 IV. Abt. gef.Vogel, Kurt 30.09.1913 ?Volkmer, Johannes 23.04.1925 III. Abt.Vollbrecht, Hermann 17.06.1917 II. Abt.Volz, Wilhelm 02.07.1911 IV. Abt. gef.Weigert, Alois 09.12.1912 IV. Abt.Wilhelm, Herbert 08.01.1925 III. Abt. gef.Wilke, Helmut 22.01.1913 IV. Abt. in Gef. verm. ?Willms, Sibo 21.11.1913 I. Abt. verm.Winkelmann, Hugo 05.01.1926 I. Abt.Witt, Kurt 17.06.1916 II. Abt.Zallmanzig, Gustav 24.05.1912 II. Abt.Zembok, Gottfried 07.09.1923 ?Zimmermann, Josef 26.03.1925 I. Abt.Zimmermann, Heinrich 03.05.1916 II. Abt. gef.

Nachträge

Krüger, ? I. Abt.Klein, Karl 07.11.1921 III. Abt.Lissowski, Heinz ? IV, Abt. verm. in GraudenzNeitzel, Otto 03.10.1925 III. Abt.Ohletz, Karl 23.06.1912 I. Abt.Rinder, ? ? III. Abt.Roeske, Ulrich 07.12.1925 II. Abt. verm.Rössig, Ernst 25.05.1916 I. Abt.Schlosser, Albert 14.01.1922 II. Abt.

Lehroffiziere

Inspektions-Chef Hauptmann Hans HermannnTaktiklehrer Hauptmann Josef Schaffner, verm.Abt.-Ltr. I Hauptmann Franz Prasser, gef.Abt.-Ltr. II Hauptmann Erich Clausnitzer, gef.Abt.-Ltr. III Oberleutnant d. Res. Heinrich LohseAbt.-Ltr. IV Oberleutnant Georg Haschke, gef.

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Lehrgangsteilnehmerder IV. Abteilung in der 6. Inspektionder Lehrgruppe II der Schule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 C (Oktober 1944 bis Januar 1945)Abteilungsführer Olt Georg Haschke (gef.Febr.1945)

Amreich, Erwin 10.10.1925 gef. am 29.01.1945, bestattet in Po- sen-MilostowoBoluminski, Leo 30.07.1914 gest. 1977 in CelleBornhäuser, Rolf 02.03.1925 gef. in PosenBrähler, Werner 18.04.1925 lebt in Bendorf-SaynFerdinand, Anton 0311.1925 verm. in Posen seit 23.02.1945 (im Kernwerk)Franzke, Horst 02.03.1925 verm in PosenGromoll, Paul 07.12.1913 gest. 08.10.1997 in BerlinHierl, Walter 20.10.1925 verm. in PosenHils, Willy 10.11.1925 gef. am 27.01.1945 in PosenHüttinger, Ernst 25.12.1925 gef. in PosenHüttner, Herbert 02.12.1925 gef. 29.01.1945 in Posen, bestattet in Posen- MilowstowoKirchner, Alfons 29.09. 1925 gef. in PosenKlaas, Hans 20.07.1925 lebt in IserlohnKrippner, Helmut 23.07.1925 gef. in PosenKubitzek, Harry 22.02.1925 lebt in DormagenPörschmann, Ernst 24.07.1914 gef. In PosenMittendorf, Walter 22.01.1915 verm. in PosenRoos, Waldemar 28.10.1925 lebt in Neunburg vorm WaldRooy de, Bernhard 06.06.1915 gef. in PosenRose, Günter 05.10.1925 gest. 1988 in Walsrode (Harz)Ross, ? 1925 hat sich bei der Gefangennahme a.d.Oder erschossenSänger, Hermann 20.02.1919 gef. auf dem Weg zur OderScheuerlein, Karl 28.11.1915 verm. in PosenSchmidt, Gottfried 23.07.1925 lebt in Wiehl - BielsteinSchmidt, Lothar 29.09.1925 lebt in Homburg (Saar)Schröder, Albrecht 30.11.1925 gest. 1989 in Wolfsburg - Fallersle- benSchulze, Rolf 21.02.1925 lebt in Magdeburg Tattenberger, Anton 03.12.1914 gest. 1978 in Rappach, NiederbayernThiel, Peter 02.12.1914 gest. 1990 in Völklingen-Luisenthal (Saar)Vaders, Alfred 17.03.1925 gef. in Posen im Jan./Feb. 1945Volz, Wilhelm 02.07.1911 gef. in PosenWeigert, Alois 09.12.1912 gest. 1953 in Ingolstadt (Abteilungsältester)Wilke, Helmut 22.01.1913 verm. in russ. GefangenschaftLissowski, Heinz ca. 1920 verm. in Graudenz (nach Abstellung aus Posen)

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Die militärische Gesamtlage im Sommer bis Herbst 1944kurz skizziert

Im Süden, in Italien, war Rom im Juni von den Alliierten besetzt worden. Die deutschen Trup-pen waren auf dem Rückzug in Richtung Norden. Am 22. Juni begann die Invasion der Alliierten in der Normandie. Mit ihr erfolgte ein Einbruch in die Westfront, dem wir nicht viel entgegen- setzen konnten. Der Widerstand zerbrach nach einigen Tagen, und unsere Gegenstöße brachten nur kurzzeitige Erfolge. Am 20. Juli erfolgte ein Bombenattentat auf Hitler in der „Wolfsschanze” in Ostpreußen durch Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, aber Hitler überlebte dabei. Im Mittelabschnitt der Ostfront wurde eine erfolgreiche Offensive der Russen gestartet.

An der Nordfront wird eine russische Offensive in Richtung Baltikum geführt. Der „Warschauer Aufstand” durch die Polen wird niedergeschlagen. Bulgarien,unser Verbündeter, erklärt seine Neu-tralität. Sowjetische Verbände stoßen bis zur jugoslawischen Grenze vor. Rumänien erklärt unserem verbündeten Ungarn aufDruck der Russen den Krieg. Die Finnen fordern den Abzug deutscher Truppen aus ihren Gebieten. Generalstreik in Dänemark. Rückzug der deutschen Armeen aus Griechenland, schwere und verlustreiche Rückzugskämpfe in Rumänien. Am 25. August 1944 zieht General De Gaulle ins befreite Paris ein.

Die täglichen und nächtlichen Angriffe der Bombengeschwader der alliierten Luftstreitkräfte auf deutsche Städte und Industrieanlagen nehmen immer mehr zu, ebenso die Anzahl der Ziviltoten.

Schule V für Fahnenjunkerder Infanterie Posen1944 / 1945

Am 01. Oktober 1944 wurde ich zur Fahnenjunkerschule V der Infanterie nach Posen komman-diert. Hier in Posen, der größten Stadt im Reichsgau Wartheland, die seit dem Ende des ersten Weltkrieges durch den Versailler Vertrag Polen zugesprochen wurde, und 1939 zum deutschen Reich zurückkam, waren ca. 1200 - 1500 Fahnenjunker und Oberfähnriche der Infanterie auf zwei Offiziersschulen verteilt. Ich kam zur „Kuhndorf-Kaserne,” die am Stadtrand von Posen in nord-westlicher Richtung lag. Die zweite Schule lag im „Warthelager”, ca. 10 km nördlich von Posen in einem großen Waldgebiet. Gegenüber dem „Warthelager” lag der Ort Treskau. Hier war eine SS - Junkerschule mit zwei Bataillonen aus Braunschweig stationiert.

Von unserer ehemaligen „Jurk’schen Ausbildungsabteilung” kamen wir nach erfolgter Frontbe-währung, bzw. nach Ausheilung leichterer Verwundungen, mit 10 Kameraden in den ersten Tagen des Oktobers 1944 - teilweise getrennt per Eisenbahn - in Posen an:

Walter Bruch, EssenWilli Hils, PaderbornHerbert Hüttner, Pfrentsch (Oberpfalz)Theo Neumann, EssenErnst-August Heinze, DuisburgSepp Weiß, Vielsek, (Oberpfalz)Franz Wirsich, DuisburgHerbert Wanner, Pöcking

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Kurt Heinz, Ilmenau, (Thüringen)Werner Brähler, Witten

Vorweggenommen: Nur die drei Letztgenannten überlebten nach fünfjähriger russischer Ge- fangenschaft den Krieg, alle anderen sind im Raume Posen gefallen bzw. bis heute noch vermisst.

Die Kuhndorf-Kaserne war ein sehr großer Kasernenkomplex älterer Bauart, wo in früheren Zeiten bereits polnische Offiziere ausgebildet wurden. Die dreigeschossigen Gebäude und das nähere Um-feld machten keinen gepflegten Eindruck, was sich kurze Zeit später auf den uns zugewiesenen Stuben noch verstärkte. Unser Kasernenblock lag gleich links von der Hauptwache als zweites Ge-bäude.

Es war die 6. Inspektion, die einer Kopfstärke von ca. 150 Soldaten entsprach. Auf meiner Stube waren wir mit 8 Soldaten untergebracht. Die Altergruppierungen waren sehr gemischt. Von be-währten Berufssoldaten in Unteroffiziers-Diensträngen bis zum Stabsfeldwebel, Alter so um 30 - 35 Lebensjahre, bis zu uns, den jüngeren Fahnenjunker-Unteroffizieren, die gerade so wie ich, 19 Jahre alt waren.

Chef unserer 6. Inspektion war Hauptmann Hans Herrmann, ein gebürtiger Ostpreuße, der später in den 50-60er Jahren Volksschullehrer in Herne NRW war, und dort mit seiner Familie lebte, in den 80er Jahren dann nach Hannover zog. Ich kam zur IV. Abteilung. Abteilungsleiter war Ober-leutnant Georg Haschke, ein Schlesier, der von den „Hirschberger Jägern”, einer Traditionseinheit des Heeres kam.

Die 5., 6. 7., und 8. Inspektion unterstanden dem Lehrgruppen-Kommandeur Major Heinz - Mar-tin Ewert, Ritterkreuzträger, später Eichenlaubträger, der aus Krefeld stammte.

Schulkommandeur war Oberst Ernst Erich Gonell, ein in preußischer Pflichterfüllung erzogener Berufsoffizier, der nach einer schweren Kopfverwundung vom Fronteinsatz in Russland 1943 zum Kommandeur der Offiziersschule V in Posen ernannt wurde. Gonell, wurde anfangs sicher von vielen jüngeren Fahnenjunkern idealisiert. Auf ihn wird noch später näher eingegangen.

Wir hatten uns eben ein paar Tage im Tagesablauf eingerichtet, die anderen Lehroffiziere der 6. Inspektion kennen gelernt, als wir zu Ehren des abgestellten Bataillons unserer Schule antreten mussten, das am „Warschauer Aufstand” unter Major Reck teilgenommen hatte, und nun nach Posen zurückkehrte.

Den meisten von uns war gar nicht bewusst, dass ein Bataillon unserer Schule dort - neben anderen Einheiten - den militärischen Aufstand der Polen niedergekämpft hatte. Über Einzelheiten des Ein-satzes in Warschau erfuhren wir nichts, zumal die Teilnehmer von Posen zu ihren Ersatzeinheiten zurückkehrten und dort auf andere für sie bestimmte Aufgaben warteten. Der Dienst auf der Schule war anstrengend und gestaltete sich sehr abwechslungsreich. Neben den militärischen Fächern, wie taktisches Verhalten, Sandkastenspiele als Vorbereitung für praxisbezogene Aufgabenstellungen, Ge-fechtsübungen und Führungsaufgaben im Kompanie- und Zugverband auf dem Truppenübung-splatz Warthelager, Waffenkunde und -einsatz, Kartenkunde, Angriffs- und Verteidigungsübungen, Nahkampfausbildung, Ausbildung zum Zugführer, Führungspraktiken, Vorgesetztenverhalten, Befehlsgebung, Befehlskontrolle u.a. Sportliche Betätigung gehörten zum wöchentlichen Dienst-plan. Reiten, Boxen, Fechten und Leichtathletik. Unterricht im Sanitätswesen, Benehmen in der

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Öffentlichkeit, Gesellschaftsabende mit Damen, Gedenkfeiern und Konzerte im Offizierskasino, Dichterlesungen, Vorträge von Politikern, Erlebnisbericht eines Filmregisseurs (Paul Hoffmann) über große historische Ufa-Filme.

Literaturlesungen und Musikabende im Offizierskasino wurden durch eigene Abteilungskameraden gestaltet. Man bekam ein Thema vorgegeben und musste dann darüber referieren. Zwei Beispiele: „Theodor Körner und die Zeit um 1813” oder „Ernst-Moritz Arndt und die Freiheitskriege gegen Napoleon”. Die Klavierkonzerte unseres Abteilungskameraden Alfons Kirchner aus Oberhausen waren anspruchsvoll und so beliebt, dass er auch für andere Abteilungen unserer Inspektion, selbst für die 5. Inspektion, Konzerte gab. Leider ist Alfons Kirchner seit den Kämpfen im Januar 1945 vermisst.

Viele, meist ältere Schulkameraden, trugen hohe Auszeichnungen, darunter auch der Fahnen-junker - Oberfeldwebel Josef Schreiber, der als einer der wenigen Soldaten des Heeres aus dem Mannschaftsstand das Eichenlaub zum Ritterkreuz erhielt, und Ende Januar 1945 in Posen gefallen bzw. vermisst ist. Ihm zu Ehren erhielt die Bundeswehr-Kaserne in Immendingen (zwischen Gei-singen und Tuttlingen in Baden-Württemberg) seinen Namen.

Schule V für Fahnenjunkerder Infanterie Posen1944 / 1945

EichenlaubträgerOberfeldwebel Josef Schreibervermisst seit dem 24. Januar 1945

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Schon in den ersten Wochen wurden wir aufgefordert, durch Eigeninitiative ein Unterhaltungspro-gramm für die Gesellschaftsabende mit Damen zu kreieren, die meistens in der Posener Universität stattfanden. Gefragt waren, musisch begabte Leute zu finden, die sich zutrauten, auf einer Bühne zu stehen und den Mut hatten, ihr Können zu demonstrieren.

So gründeten wir ein Gesangstrio:

Rolf Bornhäuser, Karlsruhe, (vermisst Ende Januar 1945)Hermann Sänger, Berlin, (gef. Anf. Februar 1945 in der Nähe der Oder)Werner Brähler, Witten,Klavier und Akkordeon: Toni Ferdinand, Gackenbach/Westerwald, (vermisst 23.02.1945)Zither: Toni Tattenberger, Landau / Isar, (gest. 1978)

Klassische Musik:

Piano: Alfons Kirchner, Oberhausen, (vermisst Ende Januar 1945)

Zum Tanzen mieteten wir eine kleine Kapelle, die aus Polen bestand. Diese Musiker kannten fast alle die zu der Zeit gespielten Lieder, Schlager, die Film- und Tanzmusik. Es gab gegenüber diesen Polen unsererseits keine Aversionen. Politische Einflüsse wurden sehr oft beim Militär einfach ig-noriert.

Einer unserer Kameraden, ein Berufssoldat und Gastwirtssohn, war ein „Filou” erster Klasse. Er war ein hervorragender Organisator, wie man ihn in solchen Mangelzeiten unbedingt braucht. Er bekam dienstfrei, ging zur Universität, redete mit allen möglichen Leuten, Professoren und Studen-tinnen, und hatte dann für den nächsten Abteilungsabend eine Klasse von Medizinstudentinnen als Tischdamen für uns „dienstverpflichtet”. Für die Lehroffiziere unserer Inspektion beschaffte er ab und zu Sekt, Geflügel, Wild und hatte dadurch „Dienst - und Narrenfreiheit” für Stadtausgänge. Er war auch ein Charmeur von beachtlichem Format. Es machte ihm nichts aus, die Tischdame eines Abteilungsoffiziers unserer Inspektion zu becircen, dass er sogar von ihr den Hausschlüssel bekam. Dabei war die Dame schon längere Zeit mit dem Lehroffizier bekannt. Im weiteren Verlauf soll es hier „filmreife Szenen” gegeben haben, die an Shakespeares „Fallstaff” erinnerten.

Nach kurzer Zeit wurden wir mit unseren Darbietungen so bekannt, dass uns auch andere Ab-teilungen zur Gestaltung ihrer Gesellschaftsabende einluden. Diese Popularität hatte aber auch zwei Seiten. Einerseits freute sich unser Abteilungsführer darüber, polierte es doch auch sein Ansehen und das seiner Abteilung auf, andererseits war er mehr der klassischen Musik zugetan, und hob diese Vorliebe besonders stark hervor, teilweise mit persönlich negativen Bemerkungen gegenüber unserem Pianisten der leichteren Muse, den er wegen seines Westerwälder Idioms öfter als „zu läs-sig” titulierte. Auf der Schule stand die militärische Ausbildung zur Führung eines Zuges bzw. einer Kompanie im Vordergrund. Der theoretische Unterricht und die nachfolgenden Aufgabenstellun-gen verlangten von uns intensive schriftliche Vorbereitungen, die wir teils bis in die Nacht hinein erledigten. Team-Arbeit würde man heute sagen, war allein schon dadurch notwendig, weil be- stimmte Aufgaben für bestimmte Funktionen, zum Beispiel Zug- oder Kompanieführer zu sein, ständig wechselten. Sinn einer jeden Übung ist, dass sie den vorgegebenen theoretischen Erfor-dernissen entspricht, und die Praxis dann nur noch eine Bestätigung der Theorie ist. Durch „Ge-fechtseinlagen” wurden dann die Übungsaufgaben noch erschwert, und der jeweilige davon betrof-fene eingeteilte Übungsleiter musste sich durch entsprechend „neue Befehle” darauf einstellen.

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Es war uns bekannt, dass über jeden Lehrgangsteilnehmer Zensuren gegeben wurden, die dann in einer Zwischenbeurteilung für die weitere Zukunft eine wichtige Funktion ausübten.

Einige unserer älteren Kameraden, alle so um die 30-35 Jahre alt, erfahrene Frontsoldaten mit teil-weise hohen Auszeichnungen, gab man die Chance Offizier zu werden.

Das war eine Folge der überaus großen Verluste, die das Heer an der Russlandfront an qualifizierten Offizieren hatte. Ein paar dieser Soldaten hatte Probleme, das geforderte Pensum an Lehrstoff zu verarbeiten. Sie hatten Schwierigkeiten, den Erwartungen und Anforderungen ihrer Lehroffiziere zu entsprechen. Wie so oft beim Militär, waren etliche dieser Lehroffiziere autoritär und arrogant. Als Untergebener war man hier auch der Willkür der „Befehlsgeber” ausgeliefert.

Über 20 Teilnehmer unserer 6. Inspektion von 120 wurden bereits in der „Zwischenbeurteilung” ausgesiebt. Sie erschienen nicht mehr in der Liste der erfolgreichen Absolventen unseres Lehrgangs. Diese Liste liegt mir in Kopie vor. Eine solche Durchfallrate (16,6 Prozent) ist dennoch als relativ normal zu bezeichnen.

Da ich über die „kleinen Aufmerksamkeiten” meines Abteilungskameraden für die Inspektions-Lehroffiziere unterrichtet war, der mich über viele Details informierte, war meine persönliche Ein-stellung gegenüber einigen dieser Herren selbst nicht ohne Kritik. Ein Grund dafür lag aber auch in der miserablen Verpflegung, die wir auf der Schule in Posen erhielten. Es war die schlechteste Verpflegung, die ich bisher während meiner ganzen Militärzeit, inklusive des Reichsarbeitsdienstes, der Rekrutenzeit in der Tschechoslowakei, auf der Unteroffiziersschule in Saarlouis, an der Front in Russland, und beim Ersatztruppenteil in Herford erhalten hatte. Trotz mehrfacher Beschwerden von etlichen Fahnenjunkern, änderte sich daran in Posen nichts.

Bei unseren wöchentlichen Übungen im Warthelager bekam ich als Prüfungs- und Durchfüh-rungsaufgabe den Auftrag: „Einbruch in eine feindliche Stellung und Organisation der Verteidigung”. Abteilungskameraden übernahmen dabei Führungsaufgaben und wurden von mir in ihre Gefecht-spositionen und in die Ausgangsstellung eingewiesen. Im Gelände kontrollierte der Lehroffizier die von mir gegebenen Befehle und deren Ausführung. Dabei kritisierte er auch ein paar kleinere Fehler, die praktisch bei einer Gruppenübung kaum zu vermeiden sind. Noch während der Übung ließ ich mir von meinen vorher eingewiesenen Kameraden die von H. erwähnten Kritikpunkte nennen, um sie in meiner Schlussbesprechung mit zu verwerten. Somit hatte er keine Möglichkeit noch zusätz-liche Fehler anzuführen. Der Übungszweck war damit erfüllt. Gleich am Anfang unserer Gelände übungen im Warthelager, die immer einen ganzen Tag dauerten, machten wir - während der Mit- tagspause - eine kleine Dorfgaststätte im Ort Goldau aus.

Sie war über und über mit Blumen geschmückt. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass eine der Wirt-stöchter Hochzeit gefeiert hatte. Unsere ganze Abteilung bekam hier eine gute Eintopfsuppe - ohne Lebensmittelmarken - was damals Seltenheitswert hatte. Wir haben dieses Lokal dann als unser wöchentlich mittägliches Pausenquartier nach Absprache und mit Einvernehmen der Wirtsleute ausgewählt.

Im Gastraum stand ein Klavier, worauf sich Toni Ferdinand versuchte, aber es war total verstimmt. Eine Tochter des Gastwirts war schon länger verheiratet, und wie wir im Gespräch hörten, wohnte sie in unmittelbarer Nähe unserer Schule in Kuhndorf. Sie gab uns ein Akkordeon, was auch gleich ausprobiert wurde. Für unsere Abteilungsabende wollten wir dieses Musikinstrument von Fall zu

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Fall ausleihen, was auch zugesagt wurde, nachdem man festgestellt hatte, dass unser Akkordeon-spieler bestens mit dem Instrument vertraut war. Wir wurden um Kontaktaufnahme gebeten, und erhielten die Telefonnummer dieser Familie.

Ein paar Tage später, nach telefonischer Anmeldung, wurden wir eingeladen. Das Haus lag in einem Villenviertel in der Nähe unserer Schule. Alles machte einen sehr gepflegten Eindruck, das Am-biente geschmackvoll gestaltet. Die Hausfrau begrüßte uns mit ihrer Freundin, unsere Garderobe nahm eine polnische Hausgehilfin ab. Wir hörten, dass der Ehemann von Frau B. zu der Zeit in Frankreich bei der Waffen-SS war.

Es wurde musiziert, gesungen und getanzt. Wir wurden bewirtet, und es entwickelte sich sehr schnell eine freundliche Atmosphäre. Wir, Toni Ferdinand, Albrecht Schröder aus Steterburg bei Braunsch-weig, später in Fallersleben, und ich, hatten vorher vereinbart, dass wir uns hier als echte Kavaliere benehmen, und keiner von uns Vertrautheiten herbeiführt, die sich negativ auswirken könnten. Daran hielten wir uns auch. Öfter bekamen wir von den Damen etwas zugesteckt, was unsere Ver-sorgung mit Lebensmitteln aufbesserte. Wechselweise luden wir die beiden Freundinnen auch als Tischdamen für unsere Gesellschaftsabende ein, nachdem wir vorher unseren Abteilungsführer dazu um Genehmigung gebeten hatten. Etwas später lernten wir auch noch andere Familienmitglieder der Hausfrau kennen, und waren erstaunt über die Gastlichkeit dieser alten Posener Familie. Die aufrichtige Herzlichkeit unsere Bekanntschaft erfuhr ich dann ein paar Wochen später.

Im Dezember 1944 - nach der ersten Zwischenbeurteilung - wurden wir zum Fahnenjunker-Feld-webel befördert und angewiesen, unsere Offiziersuniform beim Schneider zu bestellen. Dafür benötigten wir natürlich Geld, welches wir von unseren Eltern anforderten. Es war am 10. Dezem-ber, als meine Eltern mir schrieben, dass sie das Geld überwiesen hätten. Zwei Tage später unternah-men die Alliierten einen großen Bombenangriff auf die Stadt Witten. Ich erhielt zeitverzögert ein paar Tage später ein Telegramm: „Haus total zerstört, alles verloren, Mutter verletzt.”

Auf der Inspektions-Schreibstube beantragte ich einen Sonderurlaub, wurde aber vom Spieß abgewi-esen, der mir sagte, erst müsse die Genehmigung des Abteilungsführers vorliegen. Dieser verwies mich aber an den Lehrgruppenkommandeur, Major Ewert, der nur allein Urlaubsanträge genehmi-gen könnte. Ich meldete mich daraufhin im Schreibzimmer von Major Ewert an, wurde vorgelassen, trug mein Anliegen vor, und unterstrich dieses durch das erhaltene Telegramm.

Major Ewert genehmigte mir nach einigen Rückfragen schließlich Urlaub bis zum 01. Januar 1945, 24.00 Uhr.

Am 22. Dezember traf ich in Witten ein, ging durch die stark zerstörte Innenstadt. Überall noch Schwelbrände und rauchende Trümmer bis zu unserem Haus. Es war bis auf die Grundmauern zer-stört. Auf den Mauerresten am Haustüreingang waren Kreidenotizen angebracht. Hier stand, dass meine Eltern noch lebten, jedoch nicht, wo ich sie finden könnte. Nach stundenlangem Suchen fand ich meine Mutter in einem Vorort wieder. Sie war die Letzte, die aus dem brennenden Keller des Hauses gerettet wurde. Es war ein trauriges Wiedersehen. Die gesamte Einrichtung inkl. Wert-gegenstände, Fotos und Papiere konnten nicht gerettet werden. Innerhalb von Minuten war alles vernichtet. Vielen Bürgern, damals sagte man ja „Volksgenossen”, erging es ebenso. Der „Totale Krieg”, den Dr. Joseph Goebbels als Reichspropagandaminister schon im Februar 1943 im Berliner Sportpalast ankündigte, hatte Witten jetzt auch erreicht.

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In der meinen Eltern von der Stadt zugewiesenen Notwohnung konnte ich nicht übernachten. So fuhr ich jeden Tag mit der Eisenbahn nach Dortmund, wo ich bei Onkel und Tante schlafen konnte. Auch hier waren die bisher eingetretenen Bombenschäden an den Zimmereinrichtungen festzustellen, ganz zu schweigen von den gewaltigen großen Lücken in den Straßen- und Wohntrak-ten der Dortmunder Innenstadt.

Mein Vater hatte einige Wochen vorher seine Stellung als Werkschutzleiter im Annener Gussstahl-werk aufgegeben, und wechselte in gleicher Position zum Stahlwerk Ergste bei Schwerte. Er kam nur an den Wochenenden nach Hause. Ich besuchte ihn dort. Seine Einschätzung der Kriegssituation war von großer Skepsis geprägt, die meine Mutter auch teilte. Sie beide machten sich große Sorgen um meine Zukunft.

Bei einem Stadtgang in Witten traf ich die Mutter und Schwester meines früheren Arbeitsdienstka-meraden H. Zu meiner großen Überraschung erfuhr ich, dass er in Posen auf der Festungsfunkstelle im Kernwerk Dienst tat. Ich nahm ein Päckchen für ihn mit, und überreichte dieses nach meiner Rückkehr nach Posen. Das war mein einziger persönlicher kurzer Aufenthalt im Kernwerk der Fes-tung Posen.

Ich unterrichtete meine Eltern, dass wir in Posen im Kreise unserer Freundinnen- Familien und zwei Kameraden geplant hatten, zusammen Sylvester zu feiern. Was sollte ich in dieser recht trostlosen Lage in Witten mit Schlafort in Dortmund? Dieses hin und her mit der Eisenbahn war ja keine wahre Freude.

So verkürzte ich meinen Urlaub und kam früh morgens am 31. Dezember 1944 in Posen an. Vom Bahnhof rief ich - wie vorher abgesprochen - Frl. W. an, und erfuhr, dass die gesamte Schule V „Aus-gehverbot” bekommen hatte. Anlass hierzu war -wie ich später erfuhr - der Gesellschaftsabend einer Oberfähnrich - Abteilung aus dem Warthelager, die in der Mensa der Posener Universität gefeiert hatten. Es muss da wohl sehr turbulent zugegangen sein, denn es verblieben einige Uniformteile in dem Raum zurück.

Der Wirt der Mensa verständigte am nächsten Tage telefonisch die Schule, und geriet an den Ad-jutanten unseres Kommandeurs, Hauptmann von Kalm. Dieser war außer sich. Der Verstoß wurde geahndet, und die gesamte Schule bekam 10 Tage Ausgehverbot. Lediglich Besucher konnten in-nerhalb des Kasernengeländes für ein paar Stunden empfangen werden. Das war ein besonders harter Eingriff für die bereits verheirateten älteren Kameraden, deren Frauen sich vorübergehend in Posen aufhielten. Auch sie konnten ihre Ehemänner nur in der Kaserne besuchen. Auch die Lehroffiziere waren davon betroffen. Das Soldatsein hat eben seine besonderen Gesetze, und auch für angehende Offiziere wurden da keine Ausnahmen gemacht.

Es wäre falsch gewesen, hätte ich mich sofort nach Rückkehr aus meinem Sonderurlaub in die Ka-serne begeben. Ich wurde sofort bei meinem Anruf eingeladen, den Sylvester und den Neujahrstag in der Familie W. zu feiern. Ich sagte zu, und wir verbrachten einen schönen, ruhigen und harmo-nischen Sylvesterabend. Ein Sohn der Familie befand sich als Soldat in Frankreich, wo die Alliierten gerade ihre Invasion erfolgreich weiterführten. Der deutsche Gegenangriff, die Ardennenoffensive, scheiterte nach anfänglichem Stellungsgewinn bei St. Vith / Bastogne in Belgien. Die Mutter zeigte mir ein Foto ihres Sohnes mit der Bemerkung: „Das ist unser lieber Karle.” Für die Mutter war ich so eine Art „Ersatzsohn”. Ihre besondere Fürsorge galt an diesen beiden Tagen mir. Wenn man ein-mal erlebt hat, wie gastfreundlich diese Menschen aus den ehemals deutschen Ostgebieten waren,

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ist man für sein ganzes Leben bereichert.

Um 24.00 Uhr hörten wir im Deutschlandsender das „Erste Bekenntnis”, deklamiert von Heinrich George, dem großen deutschen Schauspieler. Alle Anwesenden waren sich bewusst, dass schwere Zeiten auf uns zukamen, und der Krieg in eine entscheidende Phase treten würde. Von einem „Endsieg” war keine Rede mehr. Der Sohn Karl kam später aus dem Krieg schwer verwundet zurück.

Eine Rezitation aus dem Buch „Erstes Bekenntnis” von Carl von Clausewitz (1780-1831), deklami-ert von Heinrich George, dem großen deutschen Schauspieler:

“Ich sage mich feierlich los von der leichtsinnigen Hoffnung einer Errettung durch die Hand des Zufalls, von der dumpfen Erwartung der Zukunft, die ein stumpfer Sinn nicht erkennen will, von dem unvernünftigen Misstrauen in die uns von Gott gegebenen Kräfte, von der sündhaften Vergessenheit aller Pflichten für das allgemeine Beste, von der schamlosen Aufopferung aller Ehre des Staates und Volkes aller persönlichen Men-schenwürde. Ich glaube und bekenne, dass ein Volk nichts höher zu achten hat als die Würde und Freiheit seines Daseins, dass es diese mit dem letzten Blutstropen verteidigen soll, dass es keine heiligere Pflicht zu erfüllen, keinem höheren Gesetz zu gehorchen hat, dass der Schandfleck einer feigen Unterwerfung nie zu verwischen ist, dass dieser Gifttropfen in dem Blut eines Volkes in die Nachkommenschaft übergeht und die Kraft späterer Geschlechter lähmen und untergraben wird, dass man die Ehre nur einmal verlieren kann, dass ein Volk unter den meisten Verhältnissen unüberwindlich ist, in dem großmütigen Kampf um seine Freiheit, dass selbst der Untergang dieser Freiheit, nach einem blutigen und ehrenvollen Kampfe, die Wie-dergeburt des Volkes sichert und der Kern des Lebens ist, aus dem einst ein neuer Baum die sichere Wurzel schlägt. / Ich erkläre und beteuere der Welt und Nachwelt, dass ich die falsche Klugheit die sich der Gefahr entziehen will, für das Verwerflichste halte, was Furcht und Angst Einflößen können, dass ich die wildeste Verzweifelung für weise halten würde, wenn es uns durchaus versagt wäre, mit einem männlichen Mute, dass heißt mit ruhigem aber festen Entschlusse und klarem Bewusstsein, der Gefahr zu begegnen, dass ich die warnenden Begebenheiten alter und neuer Zeit, die weisen Lehren ganzer Jahrhunderte, die edlen Beispiele berühmter Völker, nicht in dem Taumel der Angst unserer Tage vergesse und die Weltgeschichte hingäbe für das Blatt einer lügenhaften Zeitung, dass ich mich rein fühle von jeder Selbstsucht, dass ich jeden Gedanken und jedes Gefühl in mir vor allen meinen Mitbürgern mit offener Stirn bekennen darf, dass ich mich nur zu glücklich fühlen würde in dem herrlichen Kampf um Freiheit und Würde des Vaterlandes einen glorreichen Untergang zu finden. Verdient dieser Glaube in mir und den mir gleich Gesinnten Verachtung und Hohn? Die Nachwelt entscheide hierüber!”

Es gab nach Dienstschluss für uns außerhalb der Kaserne eigentlich nur wenige Möglichkeiten sich zu entspannen oder gar zu vergnügen: 1. Man versuchte in den Posener Gaststätten oder Hotels ein „Stammgericht” zu ergattern, möglichst o h n e Lebensmittelmarken, da wir als Soldaten ja diese nicht zugeteilt bekamen, denn wir wurden ja vom Staat verpflegt. 2. Da das Theater und die Oper seit September 1944 geschlossen hatten, kam nur ein Kinobesuch in Frage. Dafür musste man sich meistens längere Zeit an der Kinokasse anstellen, um überhaupt Karten zu bekommen. Wir wechselten uns hierbei ab, oder auch unsere neuen Freundinnen besorgten uns schon einmal die 3 Karten. Wer von zu Hause Lebensmittelmarken zugeschickt bekam, konnte natürlich ein anspruchsvolleres Restaurant oder gar ins Hotel „Monopol” oder „Ostland” gehen. Ich hatte hier Glück, dass meine beiden Kameraden F. und Sch. von zu Hause damit öfter gut versorgt wurden. So partizipierte ich von den „Reichtümern” meiner Kameraden.

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In diesen Monaten des Krieges wurde fast überall jede Möglichkeit eines Vergnügens wahrgenom-men. Man wusste ja nicht, wie lange man noch zu leben hatte. Die Frauen, besonders die unver-heirateten, feierten gerne mit. Die Städte fielen in Schutt und Asche; jeder wollte seine Zeit nutzen und überleben.Die allgemeine Moral war der Zeit angepasst. Schon ein paar Jahre vorher hatte die Regierung „Ferntrauungen” gesetzlich geregelt, die das Heiraten auch dann ermöglichten, wenn die Partner getrennt waren. Das war zwar kurios, dennoch dem Staate sehr dienlich, weil er seine Soldaten an der Front für diesen Anlass nicht zu beurlauben brauchte. Schon im I. Weltkriege kannte man diese Art der Trauung.

Die persönlichen Belastungen der Zivilpersonen wurden neben der alltäglichen meist 12-stündigen Arbeit in den Rüstungsbetrieben noch durch die ständigen Fliegeralarme Tag und Nacht oftmals un-erträglich erschwert. Seit Mitte 1944 wurden auch ältere, verheiratete Frauen in Rüstungsbetrieben dienstverpflichtet und dafür Männer zum Kriegsdienst eingezogen. Auch meine Mutter arbeitete -trotz ihrer schweren Nierenkrankheit - einige Monate in einer elektro-technischen Fabrik, bis sie durch die Verletzungen beim Bombenangriff im Dezember 1944 ausschied. Im Umkreis von Posen wurde die Zivilbevölkerung (Deutsche, Polen und Soldaten) zum Ausbau von Befestigungsanlagen und Panzergräben eingesetzt, wobei wir Fahnenjunker auch von betroffen waren.

Als ich am 01. Januar aus meinem “Bombenurlaub” in die Kaserne zurückkehrte, war die Geldüber-weisung meiner Eltern immer noch nicht angekommen. Neue Stiefel der Marke „Riecker”, Dienst-mütze, Lederzeug, und Portepee hatte ich bereits gekauft, auch gute Lederhandschuhe. Als meine Bekannte B. davon hörte, erhielt ich von ihr - ohne Quittung - sofort 600 Reichsmark und konnte den Schneider bezahlen.

In der Schule war die allgemeine Ausgangssperre inzwischen wieder aufgehoben. Wir hatten wieder Kontakt mit unseren Bekannten außerhalb der Kaserne. Die Lage an der Ostfront hatte sich weiter sehr zugespitzt. Am 12. Januar 1945 begann die große russische Offensive aus dem Brückenkopf Baranow an der Weichsel. Es gab drei Stoßrichtungen: Im Norden die Eroberung Ostpreußens, in der Mitte der Großangriff in Richtung Oder und Berlin und im Süden in Richtung Schlesien. Am 15. Januar erfolgt ein russischer Angriff auf Krakau. Am 17. Januar wird Warschau von den deutschen Truppen geräumt.

Am gleichen Tage brachten wir drei Kameraden - wie abgesprochen - unsere bereits gepackten Kof-fer zur Weiterbeförderung an die Familie unserer Freundin E. Hier war die ganze Familie versam-melt, und man war voller Skepsis, was sich in den nächsten Tagen ereignen würde.

Zwischen dem 18. Und 20. Januar wurde die Mehrzahl der deutschen Zivilbevölkerung aus dem Raume Posen evakuiert. Auch unsere beiden Freundinnen hatten mit einem der letzten Transporte per Eisenbahn Posen verlassen, ebenso die Familie der Freundin B. Kurz vorher hatten wir noch unsere Heimatadressen mitgeteilt, und sie gebeten, unsere Angehörigen zu benachrichtigen.

Am Morgen des 20. Januars 1945 wurde der Festungsalarm ausgelöst. Einen Tag später wurde der bisherige Kommandant, General Petzel, von General Mattern als Festungskommandant abgelöst.

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Frontverlauf Mitte Dezember 1944

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Der Kampf um Posen Januar - Februar 1945(Kurzfassung)

Als am Morgen des 12. Januars 1945 die Russen aus dem Brückenkopf Baranowa im Großen Weichselbogen südlich von Warschau zum Großangriff nach Westen, Stoßrichtung Raum Litzmannstadt (Lodz), Leslau antraten, nahm man das noch nicht besonders ernst. Doch die Inten-sität und Dynamik des Angriffs war viel stärker als erwartet. Der Gauleiter des Warthegaues, Arthur Greiser, wollte zunächst jedoch nicht glauben, dass der Vormarsch der sowjetischen Truppen nicht zum Stehen gebracht werden könne, und verbot jede Evakuierung.

Hier sei auch daran erinnert, dass Herr Dr. Naumann, zweiter Mann im Propagandaministerium unter Dr. Goebbels, ein paar Tage vor dem Festungsalarm in der Aula der Posener Universität einen Vortrag hielt, der mit Durchhalteparolen gespickt war, uns aber nicht sehr überzeugen konnte. Dieversprochenen „Wunderwaffen” blieben aus.

Erst am 20. Januar, acht Tage später, nach untätigem Warten, entschied sich Greiser dem Drängen des Befehlshabers des XXI. Wehrkreises Posen, General Petzel, nachzugeben, und die Evakuierung der Zivilbevölkerung einzuleiten.

Greiser erhielt angeblich den Befehl, sich nach Berlin zu begeben, um neue Aufgaben zu übernehm-en. Er übergab die Führung des Gaues an seinen Stellvertreter Schmalz. Greisers plötzliche Flucht mit einem Großteil der Parteiführung und die Anordnung seines Stellvertreters an die deutsche Zivilbevölkerung, die Stadt in wenigen Stunden bis 24.00 Uhr zu verlassen, löste eine ungeheure Verwirrung aus, die sich am 21. Januar zur Panik steigerte, obwohl die Reichsbahn alles tat, um die Deutschen aus der Stadt herauszubekommen. Von den 70 000 Deutschen die in der Stadt waren, konnten die meisten fliehen, viele kamen jedoch in der Winterkälte um. Einige Transporte wur-den von der Roten Armee jedoch erreicht, zerschlagen, viele Menschen getötet und Frauen verge-waltigt.

Dr. Armin Ziegler, Amselweg 4 in 71101 Schönaich, hat in seinem Buch: „Posen Januar 1945” Evakuierung und Flucht der deutschen Zivilbevölkerung der Stadt Posen (im Selbstverlag) die da-malige Situation chronologisch geschildert.

Am 20. Januar früh kam der Festungsalarm für Posen. Über die militärische Stärke der deutschen Seite, die nachweislich in Posen stationiert war gibt es unterschiedliche Angaben. Die Besatzung der Festung betrug ca. 10 000 Mann. Kernstück war die Schule V für Fahnenjunker der Infanterie mit rund 2 000 Fahnenjunkern und Oberfähnrichen. Zum größten Teil wurden sie als einfache Infan-teristen eingesetzt. Im Laufe der nächsten Tage aber auch als Führungskader der zurückflutenden Soldaten aus dem Osten, so dass die Stärke insgesamt auf cirka 15 - 20 000 Soldaten anwuchs.

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Deutsche Einsatzkräfte in PosenJanuar - Februar 1945

Schule V für Fahnenjunker der Infanterie PosenSturmgeschütz-Ersatz-und Ausbildungs-Abteilung 500SS-Kampfgruppe des Obersturmbannführers LenzerLandesschützenbataillon 312Landesschützenbataillon 475Landesschützenbataillon 647Landesschützen-Ers.- und Ausb.-Bataillon 21Standort-Bataillon z.B.V. PosenFestungs-Infanterie-Bataillon 1446Festungs-MG-Bataillon 82Teile MG-Bataillon 83 (Hptm. Krack)Füsilier-Kp. Wehrkreis III1.-12. Versprengten-Kp. (einzeln eingesetzt)Festungs-Artillerie Gruppe WestFestungs-Artillerie Gruppe OstFestungs-Pionier-Kompanie 66Festungs-Pak-Abteilung 102Pak-Aufstellungsstab LippoltTeile Festungs-Flak-Abteilung 829 (Heer)Flak-Abteilung Stüwe (Luftwaffe)Weitere Flak-EinheitenDolmetscher-Ers.-und Ausb.-Abteilung XXIFünf Alarm-Bataillone:Flieger-Ers.-u.Ausb.-Bataillon 1 PosenFlieger-Bewährungs-Btl., Auffangstab LuftwaffePolizeiverbände Posen, einschl. Feuerschutzpolizei1 Volkssturm-Bataillon (Götze), 2 Nachschub-KompanienWerkschutz Fokke-Wulf, Werkschutz DWM, Teile Stalag1 techn. Kompanie, Sammel San-Park, Zentral-AmbulanzWehrmacht-Übernachtungsheim und weitere SplittereinheitenBewaffnete EisenbahnerverbändeFlak-Untergruppe Kurth, Adj. SchulzSchw.Fflak, Abt. 216/2 Hptm. Küster

Quelle: Günter Baumann (+), ehemaliger Geschäftsführer der Hilfsgemeinschaft ehemaliger Posen-kämpfer.

Der damalige Festungskommandant, Generalmajor Ernst Mattern, erließ am 22.01.1945 einen Auf-ruf an die noch in der Stadt und nahe gelegenen Kreisen verbliebene Zivilbevölkerung. Dieser Aufruf wurde viel zu spät gegeben. Damit begann eigentlich schon die Misere von Unzugänglich-keiten in der Organisation der zivilen und militärischen Führung, die in der Hand des Festungs-kommandanten Generalmajor Mattern lag, und die bereits am 30. 01. auch zu seiner Ablösung durch unseren Schulkommandeur Oberst Gonell führte, der dann später ( 9.Februar 1945 )zum General befördert wurde.

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Ich hatte insofern Glück, dass ich der Festungsreserve „Einheit Lohse” zugeteilt wurde. Führer dieser Einheit war Oberleutnant d. Res. Heinrich Lohse, vorher 6. Inspektion, Führer der III. Abteilung. Sein Stellvertreter wurde Oberleutnant Georg Haschke, mein bisheriger Abteilungsführer.

Nach welchen Plänen die Aufteilung und Zuordnung unserer 6. Inspektion vorgenommen wurde, ist mir immer schleierhaft geblieben. Meine nächsten Kameraden, mit Ausnahme von Willi Hils und Toni Tattenberger, die im Kompanietrupp von Haschke waren, sind rund um die Stadt Posen in andere Einheiten versetzt worden. Nur ca. 10 Kameraden aus der IV. Abteilung waren in der Festungsreserve-Kompanie „Lohse”.

Die Stadt Posen hatte eine besonders wichtige und strategische Aufgabe. Sie war praktisch ein Zentralpunkt im Versorgungs- und Nachschubsystem der gesamten mittleren Ostfront. Große und umfangreiche Depots an Uniformen, Waffen, Lebensmittel und Ausrüstungsgegenstände waren hier in großen Gebäuden, teilweise auch in Bunkern, über das gesamte Stadtgebiet platziert.

Wir Fahnenjunker waren uns bewusst, dass wir bei der Verteidigung von Posen eine wichtige Auf-gabe zu erfüllen hatten. Unsere Moral war in Ordnung, und wir versuchten, unseren Optimismus auch den Soldaten unserer neuen Einheit mitzugeben, sie moralisch und kämpferisch zu stärken. Hierbei war aber von großem Nachteil die Tatsache, dass der überwiegende Teil der uns unterstellten Soldaten uns bis dahin völlig unbekannt war. Sie sind alle rein zufällig zu uns gekommen. Ihre Na-men und ihre Herkunft konnten wir uns kaum merken. Nichts war mit ihnen organisch gewachsen, gegenseitiges Vertrauen nicht vorhanden, das sollte sich erst noch bilden. Über ihren waffentech-nischen Ausbildungsstand waren wir im Unklaren. Viele dieser Soldaten und Unteroffiziere hatten bis dahin den Krieg - oft ein oder mehrfach verwundet - überlebt, und die Skepsis uns gegenüber, ihren neuen Truppenführern, die zudem noch meist alle jünger waren als sie, und auch nicht eine so lange Fronterfahrung hatten, war verständlicher Weise sehr groß. Dennoch glaubten wir, dass durch unser persönliches Vorbild, durch unsere Unerschrockenheit, unseren Mut und unsere Zuversicht, die Vorbehalte kompensieren zu können. Das musste aber erst noch bewiesen werden.

Die militärische Lage zwischen dem 12. bis 31. Januar 1945

Diese Darstellung beruht aus den offiziellen Veröffentlichungen OKW (Wehrmachtsberichten) und den von Percy E. Schramm (Hrsg) veröffentlichten KTB (Kriegstagebüchern) des Oberkommandos der Wehrmacht.

OKW, 13. 01.1945: An der Weichselfront hat die langerwartete Winteroffensive der Bolschewisten begonnen. Nach außergewöhnlich starker Artillerievorbereitung trat der Feind zunächst an der Westfront des Brückenkopfes Baranow mit zahlreichen Schützendivisionen und Panzerverbänden an. Erbitterte Kämpfe sind entbrannt.

OKW, 14.01.1945: Aus dem Baranow-Brückenkopf haben sich die Brennpunkte der Abwehrschlacht gegen die neue Großoffensive der Bolschewisten in den Raum zwischen Weichsel, Nida und den Südausläufern der Lysa Gora verlagert.

OKW, 15.01.1945: Wie erwartet eröffneten die Sowjets ihre Offensive nach mehrstündigem Trommelfeuer auch aus

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ihren Weichselbrückenköpfen bei Pulawy und Warka, aus dem Weichsel-Bug-Dreieck nördlich Warschau sowie aus den Narew-Brückenköpfen beiderseits Ostenburg. Erbitterte Kämpfe sind an der ganzen Front entbrannt.

Im Einbruchsraum zwischen der Weichsel und den Südhängen der Lysa-Gora dauern die schweren Kämpfe mit den über die Nida nach Westen vordringenden Infanterie- und Panzerkräften der Bolschewisten an.

OKW, 16.01.1945: Im großen Weichselbogen toben heftige Kämpfe im Raum zwischen Nida und der oberen Pilica bei Kielce, Radom und südwestlich Warka.

OKW, 17.01.1945: Im großen Weichselbogen hat sich die Lage verschärft. Der Feind warf hier 90 Schützendivisionen und 15 Panzerkorps in die Schlacht. Im Verlauf schwerer Kämpfe konnten die feindlichen Panzer-spitzen bis in den Raum nordöstlich Krakau, in den Raum von Tschenstochau, südwestlich Toma-schow und nordwestlich Warschau vordringen.

OKW, 18.01.1945: Die Schlacht im großen Weichselbogen dauert mit unverminderter Heftigkeit an. Herangeführte Reserven fingen die feindliche Angriffsspitze zwischen Krakau und Tschenstochau auf. Tschensto-chau und Tomaschow fielen nach Straßenkämpfen in Feindeshand. Panzerspitzen der Sowjets dran-gen bis in den Raum zwischen Litzmannstadt und Weichsel vor. Auch zwischen Kielce und der unteren Pilica stehen unsere Verbände in schwerem Kampf mit feindlichen Kräften.

OKW, 19.01.1945: Zwischen Krakau, Tschenstochau, Litzmannstadt, Kutno und der Weichsel vorstoßende sowjetische Panzerspitzen wurden zum Kampf gestellt. In den Straßen von Krakau und Litzmannstadt wird erbittert gekämpft.

OKW, 20. 01.1945: Der Großkampf um den deutschen Ostraum hat gestern noch zugenommen. Krakau konnte der Feind nach schwersten Straßenkämpfen nehmen. Im oberschlesischen Grenzgebiet setzten unsere Truppen dem weiter nach Westen angreifenden Feind erbitterten Widerstand entgegen. Eingreif-verbände, dabei auch Volkssturm-Bataillone, legten sich den sowjetischen Angriffsspitzen vor und verzögerten ihr weiteres Vordringen. Gegen einen bis in den Raum von Kempen vorgetriebenen Angriffskeil sind Gegenangriffe im Gange.

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Nach heftigem Kampf fiel Litzmannstadt in die Hände der Bolschewisten. Zwischen Warthe und Weichsel haben feindliche Panzerspitzen die Linie Tonningen-Leslau erreicht.

Am 20. Januar 1945 wird um 5.25 Uhr durch den Chef des Stabes in Posen der Festungsalarm gegeben.

OKW, 21. 01.1945: Während sich zwischen der Warthe und der Weichsel bolschewistische Angriffsverbände weiter vorschieben konnten, wurde nördlich der Weichsel durch unsere zäh kämpfenden Divisionen eine wesentliche Ausweitung des feindlichen Einbruchsraumes verhindert.

Veröffentlichung des Kriegstagebuches des Stellvertretenden Generalkommandos XXI. Armee-ko-rps (Posen):

KTB, 21. 01. 1945: Der Feind drückt im Südabschnitt im Zuge der Straße Kempen - Ostrowo nach Norden, ebenso im Abschnitt südlich Schieratz. Im Zuge der großen Straße Warthebrücken-Posen gewinnt der Feind über Grenzhausen abends Wreschen, weiter nördlich Gnesen und am Vormittag Hohensalza nach zum Teil harten Abwehrkämpfen. Feindliche Panzer werden in der Nacht vorübergehend ostwärts Schwersenz gemeldet.

Stand 21.01. 1945 abends 20.00 Uhr: Feind von Kempen im Vorgehen mit 40 Panzern bei Schildbarg und etwa 15 km weiter westlich in gleicher Richtung mit 24 Panzern. Feindliche Kavallerie bei Klarengrund (WNN) Schlötzau) geht nach NW vor.

Bei Schieratz stärkere feindliche Angriffe, die abgeriegelt werden konnten. Der Befehl ergeht, in Po-sen die Panzerhindernisse sofort zu schließen, soweit die Straßen aus taktischen Räumungsgründen nicht durchgehend benötigt werden.

KTB, 22.01.1945: Gegen Abend wird der Beschuss eines Räumungszuges bei Luban durch Feindpanzer vom ostwär-tigen Wartheufer gemeldet. Feind drückt im Raume südlich Ostrowo nach Norden und wird bei Kalisch abgewiesen. Auf Schroda vordringender Feind erreicht gegen Abend Schrimm. Bei Schw-ersenz werden vorfühlende feindliche Panzerspitzen gemeldet. Vereinzelte Panzer im Raum nördlich Treskau.

Das Stellvertretende Generalkommando verlegt nach Neutomischel.

18.30 Uhr zwei feindliche Artillerie-Einschläge in Posen ostwärts Rochusbrücke. Die Kompanie Lohse verblieb als Festungsreserve-Einheit nach der Ausrufung des Festungsalarms zuerst noch ein paar Tage in der Schule in Kuhndorf im Kasernenblock der 6. Inspektion. Das war ein großer Vor-teil, da viele Kameraden, die in anderen Einheiten rund um die Stadt Posen eingesetzt waren, mit dem sehr kalten Winterwetter fertig werden mussten. Wir dagegen, konnten uns zu dieser Zeit noch abends in unser Bett legen. Zu unserer Überraschung wurden wir auch mit neuer Winter-kleidung versorgt. Ich bekam eine weiße Kaninchenfell-Jacke, die bei der vorhandenen Schneelage auch zur Tarnung diente.

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Am 21. Und 22. Januar nahm ich an Spähtrupps zum Warthelager und zum Ketscher See teil. Auf dem Rückmarsch vom Ketscher See, der im Nordwesten von Posen liegt, hatten wir eine erste Be-gegnung mit Polen, die uns aus zwei Häusern heraus drohten. Wir beobachteten sie eine Weile, es kam aber nicht zu einem Schusswechsel.

Es war jedenfalls eine neue Erfahrung für uns, denn bisher waren wir mit Polen bzw. polnischen Widerstandsgruppen nie konfrontiert. Natürlich hatten wir bemerkt und gesehen, wie die Polen of-fiziell von den Deutschen behandelt wurden, in dem für sie z.B. der Eintritt in Hotels, Gaststätten, Kinos und Geschäften mit Verbotsschildern gekennzeichnet war. Die Polen durften auch nicht an der Universität studieren, was ich erst erfuhr, als die talentierte polnische Haushalthilfe bei unserer Freundin E.B. uns darauf aufmerksam machte. Die Betreffende hatte großes Talent für die Malerei, und wir alle bewunderten ihre künstlerische Gestaltung der Tischkarten bei den Privatabenden, die wir dort im Haus verbrachten. Persönlich hielt ich das Studienverbot für ungerecht. Bei den weni-gen Fahrten mit der Straßenbahn in Posen fiel mir auf, dass den Polen der Zutritt zu den Motorwa-gen durch angebrachte Plakate verboten war. Sie mussten in den primitiven, teils uralten Anhängern fahren, wobei hier oft auch die Glasscheiben durch Holzbretter ersetzt waren. Die vielfach später angestellte Betrachtung, dass wir in den von uns eroberten Gebieten die einheimische Bevölkerung extrem falsch behandelt hatten, war schon von mir während meiner Ausbildung in der Tschecho-slowakei bemerkt worden. So wuchs die Gegnerschaft, und die Sowjets fanden später bei den Polen, wenn auch nur eine kurze Zeit, Verbündete, die ihnen aus unseren Fehlern und Verhaltensweisen zukamen.

OKW, 22.01.1945: Südwestlich Litzmannstadt sowie zwischen Kalisch und Thorn sind schwere Kämpfe im Gange.

OKW, 23.01.1945: Bei Kalisch und südwestlich Litzmannstadt stehen unsere Verbände weiter in erbitterten Abwehr-kämpfen. Nördlich der Warthe drangen feindliche Panzerspitzen bis in den Raum Posen vor. An-griffe der Bolschewisten in nördlicher Richtung wurden zerschlagen.

Oberleutnant Lohse teilte mir am 23. Januar 1945 meine Beförderung zum Leutnant mit. An-schließend besuchten wir beide einen Gefechtsstand der SS Kampfgruppe „Lenzer”, die in der Nähe des Botanischen Gartens in Posen war.

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Bei diesem Besuch wurden aber nur Informationen über die derzeitige Lage ausgetauscht und weit-ere laufenden Kontakte angesprochen. Auf dem Rückweg zur Kuhndorf-Kaserne gerieten wir plöt-zlich in ein Granatwerferfeuer der Russen. Eine Granate schlug in etwa 5m Entfernung vor uns ein. Da ich das Abschussgeräusch der Granaten von meinem Frontaufenthalt in Russland kannte, nahmen wir „volle Deckung”, konnten aber kurze Zeit später die Kuhndorf-Kaserne erreichen. Das war die erste Feindberührung für mich in Posen. Meine Mutter hatte an diesem Tag Geburts-tag, es war wohl ein Glückstag für mich.

In der Kuhndorf-Kaserne war immer noch Aufbruchsstimmung, ein nicht zu übersehendes Durcheinander. Ein Hin- und Her- ein Auf -und Ab von Fahrzeugen und Soldaten. Immer noch kamen versprengte Soldaten aus dem Osten zu uns. Auch noch Urlauber und ein paar Volkssturm - Einheiten marschierten ab, sie wurden in ihre neuen Stellungen eingewiesen. Überall Hektik und Nervosität. Das Gros der sowjetischen Verbände war schon an Posen vorbei und bewegte sich in Richtung Westen. Am nächsten Tag erhielten wir einen Kampfauftrag. Ich zog meine neue Offi-ziers-Uniform an, die seit etlichen Tagen im Spind hing. Dabei hatte ich das Gefühl, nicht mehr in die Kuhndorf-Kaserne zurückzukehren, was sich dann auch später bewahrheitete.

OKW, 24.O1.1945: Bei Kalisch, Posen und Bromberger Kanal dauern die erbitterten Kämpfe an.

OKW, 25.01.1945: Posen und Thorn werden starke bolschewistische Angriffe behauptet; in Bromberg toben heftige Straßenkämpfe.

OKW, 26.01.1945: Beiderseits Posen drangen schwächere feindliche Panzerverbände nach Westen und Nordwesten vor. Um Posen, Bromberg und Thorn wird erbittert gekämpft. Auch östlich der unteren Weichsel stehen unsere Divisionen mit dem auf breiter Front angreifenden Feind in schweren Kämpfen.

OKW, 27.01.1945: Zwischen Lissa und Netze vordringende feindliche Verbände wurden vor unseren Stellungen an der Obra aufgefangen. Bei Posen, Schneidemühl und nordwestlich Bromberg wird gekämpft.

OKW, 28.01.1945: Posen, Schneidemühl und Thorn werden von den Besatzungen gegen heftige Angriffe erfolgreich verteidigt.

OKW, 29.01.1945: Die Besatzungen von Lisa, Posen und Schneidemühl wiesen stärkere Angriffe der Bolschewisten ab. Außerhalb dieser Darlegungen sollte hier auch daran erinnert werden, dass am 27. Januar 1945 das Konzentrationslager in Auschwitz von der Roten Armee befreit wurde. Nur damals hatten wir darüber keine Kenntnis.

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Unsere Einheit wurde im Bereich der Frauenklinik eingesetzt. In erbitterten Straßenkämpfen, wobei der Russe auch Panzer einsetzte, gelang es uns kurzfristig Erfolge zu erzielen, nachdem zwei Panzer vernichtet wurden, zogen sich die Russen zurück.

Bei einem der abendlichen Kampfeinsätze wurde mein Freund Willi Hils aus Paderborn, mit dem ich seit Anfang meiner Soldatenzeit zusammen war, Opfer eines polnischen Heckenschützen, der sich im Turm einer kleinen Kapelle eingenistet hatte. Er wurde von einer Maschinenpistole in Brust und Kopf tödlich getroffen. Dieser Tod meines lieben Kameraden hat mich tief berührt. In der Beurteilungsprüfung zum Offizier hatte er die höchste Note in der ganzen 6. Inspektion erreicht. Wir beide waren seit Jahren sehr vertraut. Was nützte es da, dass wir den polnischen Schützen ebenfalls im anschließenden Feuergefecht töteten?

Waren wir bis dahin jeden Abend zur Kuhndorf-Kaserne zurückgekehrt, ergab sich nun eine neue Situation. Wir wurden in der Saarlandstraße, der Kleistkaserne und zuletzt in der Tannenbergstraße eingesetzt, wo ein Einbruch der Russen stattgefunden hatte.

Einige Häuser wurden von unserem Zug besetzt und die Abwehr organisiert. Am Abend versuchten die Russen unsere Stellung zu durchbrechen, scheiterten aber. Dennoch erfolgte später wieder ein russischer Infanterieangriff, den wir jedoch durch MG-Feuer aus der Deckung heraus abwiesen. Zurück blieben ein paar tote Russen, die erst in der Nacht von ihnen geborgen werden konnten. Dann versuchten die Russen per Geschütz (Ratsch-Bumm) in direktem Beschuss unseren Wider-stand zu brechen. Sie zielten aus größerer Entfernung auf die erste Etage unseres Hauses. Wir zo-gen in den Keller des Hauses um. Lediglich eingeteilte Wachen beobachteten das vor uns liegende Gelände.

Es ist schon ein ernstes Problem, wenn man feststellen muss, dass wir den Russen nicht Gleich- wertiges entgegen setzen konnten. Nur mit infanteristischem Einsatz, bei immer weniger werdender Munition kann man nicht viel ausrichten. Links von uns konnte keine Verbindung zu deutschen Truppen ausgemacht werden. Ebenfalls bestand keine Verbindung zur Kampfgruppe von OLt Loose oder seinem Vertreter OLt Haschke. Es war in unserer ganzen Einheit kein Funkgerät vorhanden! Stundenlang haben wir in den Kellern der Häuser ausgeharrt und gehofft, dass wir wieder Anschluss an unsere Einheit finden würden. Von uns ausgesandte Melder kehrten nicht mehr zurück. Wir waren zur Stadt hin abgeschnitten. Links von uns war Gefechtslärm, der uns noch mehr verunsi-cherte. Eine Rundum-Verteidigung der Häuser war, schon wegen unserer Munitions-knappheit, nicht möglich. In ostwärtiger Richtung gesehen lag in etwa 200 m Entfernung das Fort Grolman, das wie fast alle anderen Forts in Posen zwischen 1828-1841 mit meterdicken Mauern und Wällen gebaut war. Unsere Lage war kritisch, die Versorgung mit Essen fand auch nicht mehr statt. Wir waren auf uns selbst angewiesen, ohne Befehle und Anordnungen. Unser Zugführer, mein Kamerad Hermann Sänger, befahl Verbindungsaufnahme zum Fort Grolman, auf das wir uns dann zurück-zogen.

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Fort VII - Colombund Fort VIII - Grolmanwaren in ihrer Bauweise identisch

Ansicht von Nordosten

InunLeerpowiFededinibe„Imfanha

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diesem Fort war ein umfangreiches Lazarett eingerichtet, laufend wurden Verwundete eingeliefert d operiert. Ich hatte nie etwas Ähnliches in dieser Größenordnung erlebt. Ein Major Reichardt, hroffizier im Warthelager, hatte hier offensichtlich die Befehlsgewalt. Nach kurzem Aufenthalt hielten wir den Befehl, wieder außerhalb des Forts in die umliegenden Häuser als „Gefechtsvor-sten” Stellung zu beziehen, nachdem wir Essen und neue Munition erhalten hatten. Dazu wurden r in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe wurde bei ihrem Ausfall aus dem großen Tor dieser stungsanlage sofort von russischen Granatwerfern beschossen und hatte dabei etliche Verwun-te. Die russischen VB’s (Vorgeschobene Beobachter), dirigierten die Granatwerfereinschläge in e Nähe des großen Eingangstores. Auch die zweite Gruppe kam bei ihrem Ausfall aus dem Fort cht sehr weit. Jeder, der jetzt das Fort verlassen oder betreten wollte, musste das Tor passieren. Da-i war vor dem Tor ein ca. 50 m freier Platz. Gute Deckungsmöglichkeiten bestanden also nicht.

Sprung auf - marsch - marsch” musste diese Distanz überwunden werden, bevor man Deckung d. Es herrschte bei uns große Nervosität, da wir die Verwundeten der ersten Gruppe gesehen

tten.

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Ich war der dritten Gruppe zugeteilt, und sah, wie auch die zweite Gruppe, bei der mein Abteilungs-kamerad Erwin Amreich aus Wien war, sofort durch Granatwerferfeuer beim Austritt aus dem Tor beschossen wurde. Der österreichische Kamerad wurde dabei schwer verwundet und lag ca. 40 m vor uns auf dem Vorplatz des Eingangstores. Mit Albert Stille, 5. Inspektion II. Abt., gelang es mir - in einer Feuerpause - den Kameraden zurückzuholen und wir trugen ihn in den Operationstrakt, wo die Ärzte sich sofort um ihn kümmerten. Leider kam jede Hilfe zu spät. Die Verletzungen waren so schwer, dass A. - noch in unserem Beisein - starb. Ich nahm seine persönlichen Dinge wie Fotos, Brieftasche und Armbanduhr an mich, um sie seinen Eltern zu schicken, falls ich selber hier heil herauskommen sollte.

Die Aussichtslosigkeit, am hellen Tage in die dem Fort vorgelagerten Häuser eigene Vorposten zu platzieren, wurde durch unseren lauten Protest für diese Maßnahme dann wohl auch dem Major Reichardt klar. Ein weiterer Einsatz der dritten Gruppe wurde nicht mehr unternommen. Wir hat-ten den Eindruck, dass dieser Major keinerlei Erfahrung und Übersicht hatte, und in dieser Situa-tion überfordert war.

Der Ausbruch aus dem Fort Grolman

Es war mittlerweile der 30. Januar 1945 und spät abends kam der Ausbruchbefehl mit der Maßgabe, in kleineren Gruppen die deutsche HKL (Hauptkampflinie) in Richtung Westen zu erreichen. Der Termin für den Ausbruch war um ca. 23.00 Uhr. Auf Befragen, wo denn die HKL sei, erklärte uns der Major, dass er das nicht genau sagen könne, schätze aber, dass wir in kürzester Zeit deutsche Truppenverbände antreffen würden, die die Verteidigungsabschnitte nach Osten sichern. Wir deck-ten uns vor allem mit Munition und Handgranaten ein und nur eine kleine Menge an Notverpfle-gung, um nicht zu viel Gewicht mitschleppen zu müssen.

Aus dem Festungs-Fort Grolmann, am westlichen Ende der Tannenbergstraße, erfolgte unter dem Kommando von Major Reichardt ein Ausbruch mit ca. 1200 Offizieren und Soldaten in Richtung Westen zur HKL (Hauptkampflinie), ohne Kartenmaterial, ohne Funkgeräte, ohne Verpflegung, nur Gewehre und Munition, ohne zu wissen, dass die Rote Armee bereits Frankfurt an der Oder erreicht hatte.

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Der Befehl lautete:„In kleinen Gruppen westlich gelegene deutsche Linien erreichen!”

Der Ausbruch erfolgte in der Nacht vom 30. auf den 31. Januar 1945.

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Posen - Oberniker ForstKartenauszug: Posen P53 / 1936, Maßstab: 1:300.000

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Es war eine sternenklare, sehr kalte Winternacht, als wir im „Gänsemarsch” das Fort Grolman ver-ließen. Von den ca. 1200 Soldaten, die an dem Ausbruch beteiligt waren, kannten wir persönlich nur die, die mit uns die letzten Tage zusammen verbracht hatten. Zu unserer großen Überraschung gelang dieser Ausbruch, ohne dass der Feind reagierte. Einige der um uns postierten russischen Feldposten waren wahrscheinlich selbst überrascht, eine so große Anzahl deutscher Soldaten zu sehen. Es fiel kein Schuss! Das änderte sich erst nach einigen Kilometern Wegstrecke. Wir gingen in NW-Richtung auf den Oborniker Forst zu, als plötzlich ein paar russische Kosaken auf Pferden unsere Verfolgung aufnahm. Sobald wir aber den Wald erreicht hatten, blieben die Russen zurück, weil offenbar ihre Chancen zu einem erfolgreichen Kampf äußerst gering waren. Sie befanden sich auf einer schneebedeckten ebnen Fläche ohne Deckungsmöglichkeit. Wir hörten dann noch Pan-zergeräusche, aber sie näherten sich nicht dem Waldrand an.

Erst viele Jahre später erfuhr ich, dass das Haupttor des Forts Grolmann, nach unserem Ausbruch mit Rote-Kreuz-Fahnen gekennzeichnet wurde, um den Russen ein Zeichen zu geben, dass hier keine deutschen Kampfverbände sind. Das muss aber leider wohl keine Wirkung gehabt haben, denn keiner der zurückgebliebenen Ärzte und auch keine Angehörigen des Sanitätspersonals und der Verwundeten sind je wieder aufgetaucht.

Anhand einer VDK-Liste der bestatteten deutschen Soldaten auf dem Friedhof in Posen-Milostowo, die in den 90er Jahren dort angelegt wurde, ist nur mein Abteilungskamerad Erwin Amreich aus Österreich dort namentlich aufgeführt. Außer ihm, ist noch mein Abteilungskamerad Herbert Hüt-tner aus der Oberpfalz dort genannt, der aber nicht in unserer Kompanie war. Über alle anderen Gefallenen und Vermissten meiner Abteilung und aus meinem persönlichen Bekanntenkreis sind die Bestattungsorte bis heute noch unbekannt.

Die Gruppe von Soldaten, die sich um uns geschart hatte, bestand aus ca. 30 Männern, von denen ich persönlich nur wenige kannte. Wir bewegten uns im Oborniker Forst in nordwestlicher Rich-tung und waren bestrebt, uns von dem Gros und anderen Gruppen zu trennen, getreu der Devise: je größer die Gruppe, umso mehr Aufmerksamkeit erzielt sie beim Feind. So legten wir anfangs ein großes Tempo vor, soweit es die Schneeverhältnisse und der Wald zuließen, immer in der Hoffnung, bald auf die deutsche HKL zu treffen. Das war ein großer Irrtum, denn zu dieser Zeit, am 01. Feb-ruar 1945, war es den Russen bereits gelungen, bis zum ostwärtigen Ufer der Oder durchzustoßen. Das war immerhin eine Entfernung von ca. 140 km von Posen aus gesehen. Was wir nicht ahnen konnten, war die Tatsache, dass der Russe in seinem strategischen Konzept Posen mit seinen Haupt-kräften umgangen hatte, um die Eroberung dieser Festung vornehmlich nachfolgenden Truppen zu überlassen. Das Hauptziel war die Erreichung der Oder-Linie und dann die Stoßrichtung nach Berlin.

KTB, 31.Januar 1945: Nach Durchbrechen des Tirschtiegel-Riegels schob sich der Gegner an Züllichau heran. Er gelangte bei Meseritz bis zum Truppenübungsplatz. In Posen hat sich die Lage verschärft.

KTB, 01.Februar 1945: Heeresgruppe Weichsel: Angriffe gegen Posen von allen Seiten wurden abgewiesen. In der zeit vom 23.01. bis 28.01. wurden 45 Panzer abgeschossen. In den Lazaretten liegen noch 2000 Verwundete, darunter 600 schwere Fälle. Die Ernährungslage ist schwer. Anstelle des General Mattern ernannte der Reichsführer SS den über Osterfahrungen verfügenden Obersten Gonell zum Kommandanten

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von Posen und gab ihm den Auftrag den Vormarsch der Russen über Posen weiterhin zu blocki-eren.

Unser vorhandenes Kartenmaterial reichte nur bis zu einem Radius von ca. 10 km von der Stadt-mitte Posen aus gesehen. Da wir über kein Funkgerät verfügten, keine Nachrichten im Radio ver-folgen konnten, blieb uns nur eine Orientierung in westlicher Richtung, wo wir deutsche Truppen vermuteten. In dem großen Oborniker Forst versteckten wir uns tagsüber und nur in der Nacht marschierten wir weiter. Dieses Verhalten war eine zwingende Notwendigkeit, denn tagsüber durch-kämmten russische Truppen, vornehmlich Kosaken zu Pferde, die Waldgebiete.

Öfter hörten wir deutsche Rufe, aber auch russische Laute, in unseren im dichten Unterholz ge-tarnten Ruheplätzen. Dabei war an Schlaf kaum zu denken. Bei Eis und Schnee und in der kalten Winterlandschaft musste man die Gliedmaßen häufig bewegen, damit sie nicht erfrieren. Feuer machen war lebensgefährlich, denn der aufsteigende Rauch hätte unser Versteck verraten, und uns die Russen auf den Hals geschickt. Nachts legten wir 10-15 km hinter uns, und ein paar Mal hatten wir dann Schusswechsel mit russischen Vorposten, die sich vor den von ihnen eroberten Dörfern in Erdlöchern eingegraben hatten.

In den stockdunklen Nächten gingen wir immer hintereinander im Abstand von 3-5 m, damit der Kontakt und die Befehlsübermittlung innerhalb der Gruppe nicht abriss. Aber die Uneinigkeit der Gruppe über die Richtung in der wir uns nach Westen bewegten, wurde immer größer. Es bildeten sich Gruppen von 3-4 Soldaten, die in eine andere Richtung gehen wollten, weil sie glaubten, unser Weg sei der falsche.

Ein besonderes Problem stellte sich auch dadurch, dass wir in völliger Unkenntnis der tatsächlichen Frontverhältnisse uns vornehmlich nur mit Waffen und Munition versorgt hatten, aber außer der obligaten Notverpflegung keine Lebensmittelbestände mit uns führten. So mussten wir uns die not-wendige Verpflegung nachts aus einzelnstehenden Häusern von der Zivilbevölkerung abverlangenoder mit Androhung von Gewalt bei polnischen Bauern nehmen. Das ging zwar ohne Blutver-gießen vor sich, stellte uns aber vor weitere Probleme, die darin lagen, dass wir sicher sein konnten, nach dem Verlassen des Hauses von den Polen bei den Russen verraten zu werden, was dann häufig wieder eine Verfolgung auslöste. Immer wieder wurde uns erklärt, dass Hilfestellungen an uns von den Russen mit dem Tod durch Erschießen geahndet würden. Letztlich registrierten wir danach häufiger Schießereien mit kleinen Gruppen russischer Soldaten, die zeitlich gesehen für uns un-passend waren, und zur Folge hatte, dass wir sehr schnell unseren Aufenthalt in der betreffenden Gegend wechseln mussten. Da wir am Tage auf gute Versteckmöglichkeiten in den Waldgebieten angewiesen waren, mussten wir bei unserem weiteren Vorgehen im Gelände diesen wichtigen Ge-sichtspunkt nicht aus den Augen verlieren. Sobald der Morgen dämmerte, suchten wir uns in den Wäldern einen guten Platz, der auch rundum unsere Sicherheit berücksichtigte. Einen Aufenthalt in Häusern oder Scheunen mieden wir, da diese tagsüber oftmals von russischen Soldaten frequentiert wurden. Nur nachts umstellten wir einzelne Gebäude, um uns Lebensmittel zu beschaffen. Dabei konnten wir sehen, wie sich die russischen Truppen bei der Eroberung der Häuser verhalten hatten. Besonders in den Herrenhäusern und Gutshöfen die wir aufsuchten, fanden wir tote vergewaltigte Frauen, Mädchen, alte Männer und alte Frauen, die man willkürlich erschossen hatte. Der Wohnbe-reich war in unvorstellbarer Weise verschmutzt, mit brachialer Gewalt waren Schränke und Truhen aufgebrochen und der Inhalt lag oft verstreut auf dem Boden, Essenreste und Fäkalien ebenso, Bet-ten und Polstermöbel waren teilweise aufgeschlitzt, Bilder abgehangen und verschwunden. Leere Wein- und Schnapsflaschen lagen verstreut im ganzen Haus. Die Häuser waren im wahrsten Sinne

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des Wortes „geplündert”. Essenreste befanden sich auf Tellern, in Schüsseln, auf Tischen, Öfen oder waren einfach auf dem Boden ausgegossen. Es war ein Chaos sondergleichen.

Wir waren erschüttert, wie viele Menschen aus den deutschen Ostgebieten Opfer dieser grausa-men Soldateska waren. Oft waren diese Häuser zum Schluss auch noch willkürlich durch Feuer zerstört.

Eine unvorstellbare Angst herrschte bei der zurückgebliebenen deutschen Zivilbevölkerung. Selbst in Kinderheimen wurden die Erzieherinnen vergewaltigt. Meistens handelte es sich hier um deutsche oder polnische Ordensschwestern. Bei den Kindern handelte es sich um Waisen und um deutsche Kinder, die bei der Flucht ihre Eltern verloren hatten.

Michael S. Voslensky, der habilitierte russische Historiker, schreibt in seinem Buch: „Nomenkla-tura” hierzu: „Die nach der Oktoberrevolution eingeführten Vergünstigungen für das Proletariat erinnert lebhaft an das, was sich am Ende des II. Weltkrieges bei der Eroberung deutscher Städte durch sowjetische Truppen ereignete. Einige Tage lang war den Soldaten alles erlaubt. Das russische Volk in seiner Gesamtheit gutmütig und fern von sadistischen Neigungen, deshalb gab es wenig außergewöhnliche Gräueltaten: die Soldaten besoffen sich besinnungslos, nahmen den Einwohnern die Uhren und andere Sachen weg und vergewaltigten die deutschen Frauen im passenden Alter. Dann führten die Kommandeure die Disziplin mit eiserner Hand wieder ein. Die Soldaten wurden in einen neuen Sturmangriff gejagt, und plündern, erschießen und sich mit den deutschen Frauen abzugeben blieb nur mehr den Vorgesetzten und den NKWD - Truppen (politische geschulte Elite-truppen) in der ungefährlichen Etappe vorbehalten.”

Aber es gab auch den russischen Schriftsteller und Stalinfreund Ilja Ehrenburg, der mit dazu beige-tragen hat, dass sich hier eine hasserfüllte Aktion vollzog. Sein Aufruf, die deutschen Frauen zu vergewaltigen, sie zu demütigen, an den Deutschen Rache zu nehmen, war der Motor der russi-schen Eroberung. Das wurde von der Roten Armee real verwirklicht. Und der Stalin-Befehl aus dem März 1945 hinsichtlich des ostdeutschen Wirtschaftspotentials: „Raubt, soviel ihr könnt”, war eine weitere Fortsetzung rigoroser Gewaltmaßnahmen. Und nicht zu vergessen, der 1997 verstorbene russische Schriftsteller, Historiker und ehemalige Major einer sowjetischen Propagandakompanie, Lew Kopelew. Er war bemüht die Grausamkeiten, die die hasserfüllte Sodateska an deutsche Zivilis-ten in Allenstein und Neidenburg /Ostpreußen verübten, mit seiner eigenen Pistole zu verhindern. Das trug ihm eine Anklage ein: „Bürgerlich-humanistische Propaganda des Mitleids mit dem Feind . . . „ Das Urteil 10 Jahre Straflager. Erst durch Michael Gorbatschow wurde Lew Kopelew später rehabilitiert.

Christian Graf Krockow schrieb später in seinem Buch „Heimat” auf Seite 32: „Bittet aber, dass Eure Flucht nicht geschehe im Winter”, heißt es im Matthäus - Evangelium. „Doch sie geschah im Winter, im eisigen Ostwind, zu Fuß oder mit Pferd und Wagen in den endlosen grauen Kolonnen des Trecks flohen die Menschen vor den Furien der Rache. Viele Kinder erfroren, viele Frauen, Männer und Greise wurden erschlagen, viele starben von eigener Hand.”

Das brutale, menschenverachtende Vorgehen der Roten Armee war sicher auch eine Quittung für das deutsche Verhalten beim Rückzug aus der Sowjetunion, die nach der Losung der „verbrannten Erde” vonstatten ging. Auch die ideologische Aufhetzung hatte ja auf beiden Seiten der Front statt-gefunden, und jetzt, nach dem Überschreiten der deutschen Grenze durch die Sowjetarmee, gab es für sie keine menschliche Rücksichtnahme mehr.

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In den großen Waldgebieten ostwärts der Oder begegneten uns Frauen und Mädchen, die aus den besetzten Orten sich hier nachts versteckten. Zum großen Teil wollten sie ihre Familien nicht ver-lassen, und hofften auf eine größere Disziplin der nachfolgenden russischen Armee-Einheiten. Wir konnten ihnen nur vorübergehend Schutz geben, weil wir weiter nach Westen zogen.

Je näher wir in Richtung der Oder kamen, je dichter wurde die Anwesenheit der Russen. Sie waren schon so siegessicher, dass in den von ihnen besetzten Ortschaften die Straßenbeleuchtung nachts eingeschaltet blieb. Außerdem war die Lautstärke, die zu uns herüber schallte, ein Zeichen für ex-zessiven Alkoholkonsum der Eroberer.

Flugblatt der Roten Armeevom 02. Februar 1945

Quelle: Aus den Tagebuchnotizen von H. Klostermann

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Bemerkung von Werner Brähler: GenMj Mattern ist nicht aus Posen ausgeflogen. Er kam in russ. Gefangenschaft. Ich sah ihn im Dembsenlager in Posen Ende Februar 1945.

Für uns war dieses ein gutes Merkmal, da wir dann die Dörfer umgingen, damit wir keine zusätzli-chen Feindberührungen bekamen. Dennoch wurden wir eines Nachts von einem russischen Vor-posten zum Stehen bleiben aufgefordert mit dem Ruf: „Stoi”! In dieser Nacht hatte kurz vorher mein Abteilungskamerad Hermann Sänger aus Berlin-Spandau die Führung unserer Gruppe übernom-men, und ging als erster Mann der Gruppe voraus. Wir folgten ihm in der stockdunklen Nacht auf Sichtweite von Mann zu Mann. Wir schmissen uns auf die Erde und der Posten schoss sofort nach seinem Anruf. Andere Posten feuerten auch einige Feuerstöße aus ihren Kalaschnikows ab. Danach hörten wir russische Kommandorufe. Ich rief den Namen meines Kameraden Sänger mehrmals sehr laut, bekam aber keine Antwort von ihm. Offensichtlich hatte ihn der russische Vorposten direkt bei seiner ersten Maschinengewehrgarbe tödlich getroffen. Mit ihm verloren wir auch den einzigen Kompass, und mussten dann die Orientierung nach den Gestirnen ausrichten.

Die Spannungen in unserer Gruppe vergrößerten sich von Tag zu Tag. Einige glaubten, dass eine andere Richtung als die gerade eingeschlagene, besser wäre. Die einen glaubten mehr nach Norden zu gehen, die anderen nach Süden. So spaltete sich unsere 30-köpfige Gruppe in mehrere Klein-gruppen, die nun selbst ihr Glück versuchten, die deutsche HKL nach ihren eigenen Vorstellungen zu erreichen. Wir trennten uns also und waren dann nur noch 8 Mann. Die Witterungsverhält-nisse waren überaus schlecht. Lag in den ersten Tag noch Schnee, der Boden gefroren, stellte sich nunmehr Tauwetter ein. Der Schnee verschwand, der Boden wurde schlammig, und unsere weiße Tarnkleidung verkehrte sich in der Dunkelheit ins Gegenteil. Wir wurden so zu Zielscheiben. Alsodrehten wir die Kleidung um, dass das weiße Fell nach Innen zeigte, und die gegerbte grau-braune Innenseite nach Außen kam, was uns größeren Sichtschutz versprach. Je näher wir in den Bereich der Oder kamen, je häufiger waren nachts Begegnungen mit anderen deutschen Soldaten, die ebenfalls versuchten, deutsche Linien zu erreichen. Jedes Mal waren unsere Nerven angespannt, und die Spannung löste sich erst auf, wenn wir sicher waren, dass wir es mit deutschen Soldaten zu tun hatten. Dabei wurden dann auch gelegentlich Informationen ausgetauscht über Wege und Ziele. In der Morgenfrühe eines Tages hatten russische Soldaten eine Waldhütte kontrolliert und dabei drei deutsche Volkssturmmänner gefangen genommen. Sie führten sie aus der Hütte und schlugen auf sie ein. Wir wurden durch ihr Geschrei aufmerksam und sahen drei russische Soldaten, die sich an-schickten, die Gefangenen zu erschießen. Durch schnelles, gezieltes Feuer, erledigten wir zwei dieser Soldaten, der dritte flüchtete und entkam. Die Volkssturmmänner kamen auf uns zu und bedankten sich für die Hilfe. Einer dieser Männer, ein ca. 60 - Jähriger, ein väterlicher Typ, blieb danach eine Weile in meiner Nähe. Auf ihn werde ich später noch einmal zurückkommen.

Seit unserem Ausbruch von Posen bewegten wir uns auf der Linie: Oborniker Forst, Obersitzkoer Forst, Wronker Forst, Crutscher Forst, dann in Richtung Schwerin-Meseritz, Forst Zielenzig, zum Drossener Stadt-Forst.

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Raum Frankfurt an der OderKartenauszug: Frankfurt/Oder, 1934, Maßstab: 1:200.00

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Diese Namen hatte ich vorher größtenteils nicht gekannt, wenn man von Schwerin und Meseritz einmal absieht. Erst späteres Kartenstudium nach dem Kriege gab mir eine ungefähre Sicherheit über die damals eingeschlagene Route.

Schon mehrmals sind wir nachts auf kleinere und größere Seen aufgelaufen. So auch in der Nacht vom 07. auf den 08. Februar 1945.

Wir fanden keine Übersetzmöglichkeit am Gamelsee, bewegten uns erst nach Norden, wobei wir sehr bald am rechten Ufer keine Deckung fanden, da der Wald sehr licht wurde. Dabei verloren wir viel Zeit, und der Morgen dämmerte schon. Also zurück nach Süden. Das Gelände war hier sumpfig und es dauerte einige Zeit, bis wir am südlichen Ende des Sees eine Umgehung fanden. Der Tag brach an, es wurde immer heller, aber es war kein dichter Wald mehr vorhanden, wo wir uns den ganzen Tag über verstecken konnten. Eine größere Scheune befand sich ostwärts des Ortes Seefeld. Wir mussten dort unterkommen, denn der Rückweg in einen geschützten Wald war wegen des Tagesanbruchs einfach nicht mehr gegeben. Als wir die Scheune erreichten, fanden wir weitere deutsche Soldaten, die hier auch Unterschlupf gefunden hatten. Die Scheune war mit Stroh und Heu gefüllt. Wir zogen zwei Wachen auf, um vor Überraschungen gefeit zu sein, und fielen sofort in einen tiefen Schlaf. Seit unserem Ausbruch aus Posen in der Nacht vom 30. zum 31. Januar hat-ten wir kaum 1-2 Stunden zusammenhängend geschlafen. So gegen 7.00 Uhr morgens wurden wir durch lautes Rufen geweckt: „Alarm, die Russen kommen”!

In einer breiten Schützenkette kamen bewaffnete russische Infanteristen auf die Scheune zu. In der Mitte befanden sich ein paar Zivilisten, von denen einer eine große weiße Fahne trug. Sie riefen: „Kameraden, der Krieg ist verloren, gebt auf, schießt nicht, die Russen töten euch nicht”! Wir hatten die Wahl uns zu verteidigen oder in Gefangenschaft zu gehen. Mein Abteilungska- merad Siegfried Ross schoss sich - ohne jede weitere Vorandeutung - eine Kugel in den Kopf. Er, ein Ostpreuße, war schon Mitte Oktober bestürzt, als die Rote Armee in Ostpreußen einfiel, und dort ein unvorstellbares Massaker an der Zivilbevölkerung vornahm. Seit dieser Zeit hatte er auch keine Nachricht mehr von seiner Familie. Die Frage war, sollte ich mich als Neunzehnjähriger auch erschießen? Ich nahm meine Maschinenpistole, zerlegte das Schloss und warf die Einzelteile in verschiedene Richtungen im Stroh der Scheune. Vorausgegangen war bei mir schon längere Zeit die Überlegung, dass der Fahneneid und der soldatische Gehorsam für mich persönlich dort seine Grenze hatte, wo Gewissen und Verantwortung jeden Widerstand sinnlos machen. Das traf für alle in der Scheune befindlichen Soldaten auch zu, denn bei einem Widerstand unsererseits brauchten die Russen nur ein paar Leuchtspur - Patronen auf die Scheune abzufeuern, und in minutenschnelle hätte sie lichterloh gebrannt. Ebenso wäre ein Ausbruch aus der Scheune Selbstmord gewesen, da es hier keine Deckungsmöglichkeiten im Umfeld gab.

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Gr. Rade-Seefeld Meßt.-Blatt 3554Kartenauszug: Gr. Rade, 1934, Maßstab 1:25.000

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Meine silberne Taschenuhr, ein altes Familienstück mit buntem Zifferblatt, zertrat ich, dmit sie nicht in die Hände der Russen fiel. Im Nachhinein gesehen, eigentlich eine Dummheit, die keinen Wert darstellte.

Wir wurden aufgefordert, mit erhobenen Händen die Scheune zu verlassen, und auf die russischen Soldaten zuzugehen. In der Scheune befanden sich ca. 20 deutsche Soldaten. Die Russen waren erstaunlich jung, lachten und riefen: „Woina kaputt”! (Der Krieg ist kaputt bzw. aus). So kam ich in die russische Gefangenschaft, über die ich im nächsten Bericht noch ausführlich zurückkom-men werde. Damit war aber noch lange nicht das Schicksal meiner Kameraden, die noch in Posen kämpften, zu Ende. Am 23. Februar 1945 kapitulierte die Festung Posen. Eine umfassende Darstel-lung des Kampfes in Posen ist in dem Buch

POSEN ‘45Bastion an der Warthe

Eine Dokumentationzusammengestellt

vonGünter Baumann (+)

beschrieben.Das Buch kann bei der Redaktion des Nachrichtenblattes der Hilfsgemeinschaft ehemaliger Posen-kämpfer: Herrn Wilhelm Berlemann, Postfach 1112, 48692 Stadtlohn, Tel.: 02563-8044, e-Mail: [email protected]

oder telefonisch bei:Dr. med. Dieter Friese, Wachtelpforte 20, 38640 Goslar,Tel.: 05321-18702

bezogen werden.

Nachtrag

Da ich seit dem 31. Januar nicht mehr in Posen dabei war, möchte ich mich in meinem Nachtrag auf wenige Sachverhalte beschränken, die sich mir erst später eröffneten.

Alle hier wiedergegebenen Beurteilungen, Ansichten, Einschätzungen, Betrachtungen und Feststel-lungen basieren auf meine persönlichen Erinnerungen und späteren Erkenntnisse.

Andere Zeitgenossen mögen anders urteilen. Es ist immer so, dass die Eindrücke der Menschen, auch der oft unmittelbar beteiligten, kleinere oder größere Unterschiede aufweisen. Manchmal ste-hen sie sich sogar konträr gegenüber. Das muss man hinnehmen können. Es ist zwar bedauerlich, dass einige Menschen, die den Beruf des Soldaten gewählt hatten, etliche Relikte aus der damaligen Zeit heute noch nicht abgelegt haben. Sie wurden aber vielfach noch übertroffen von einigen „Stam-mtisch-Helden”, die über die Ereignisse später berichteten.

So bin ich zum Beispiel zum Teil anderer Ansicht, wenn von Schreibern der Erlebnisberichte, die die Grundlage für das Baumann-Buch über Posen waren, behauptet wird, dass die Kämpfe in Posen „große Teile der Zivilbevölkerung” geschützt hätten. Die Betreffenden sollten Dr. Armin Zieglers

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Buch: „Posen Januar 1945” (Seite 21/22) bitte einmal lesen! Auch die Phrase, dass „erhebliche sowje-tische Truppenverbände” durch unseren Widerstand in Posen am Vormarsch nach Westen behindert worden seien, ist eine oft zitierte Behauptung und mehr eine „Wunschvorstellung”. Gleichzeitig war sie auch eine erhebliche Unterschätzung des sowjetischen Generalstabes. Diese „Vereinfacher” sollten einmal die entsprechende Geschichtsliteratur nachlesen, dann werden sie feststellen, dass das Hauptziel des feindlichen Angriffs im Januar 1945 nicht Posen war, sondern der Durchbruch zum östlichen Ufer der Oder. Als zweites Hauptziel war dann die Bereitstellung aller sowjetischen Kräfte für den nachfolgenden Angriff auf Berlin in breiter Front. Einige der hier im Bericht beigefügten Karten aus verschiedenen Quellen bestätigen das.

Viele Erlebnisberichte, die in den Nachrichtenblättern der Posener Hilfsgemeinschaft veröffentlicht wurden, bezeugen hingegen, dass in der ganzen militärischen Planung der Verteidigung, mit den vorhandenen militärischen Mitteln, der Truppenstärke und Kaderstruktur, in der gesamten Organi-sation ein ziemliches Chaos herrschte. Wenn man aber abseits der Devise: „Je mehr Feind, je mehr Ehr” die Tatsachen registriert, war zu unserer Posener Zeit absolut keine Chance mehr gegeben, den Krieg noch zu gewinnen. Aus meinem persönlichen Erleben Mitte Juni/Juli/August 1944 war die sowjetische Materialüberlegenheit schon so eminent, dass viele Soldaten und Offiziere sich im Stich gelassen fühlten. Wo waren denn die neuen deutschen „Wunderwaffen”, die uns zuletzt noch der Staatssekretär Herr Naumann, zweiter Mann im Reichspropagandaministerium des Herrn Dr. Goebbels in der Aula der Universität Posen Mitte Januar 1945 persönlich angekündigt hatte?

Der immer wieder angezogene Vergleich mit „Stalingrad”, den öfter ehem. Posenkämpfer anführen, ist wegen der ganz verschiedenen Größenordnung unzutreffend. Sicher stimmt hier nur, dass die in einer Festung, oder in einem Abschnitt eingeschlossene Soldaten - ohne Entsatz von Außen - sich in hoffnungsloser Situation befinden. Das traf damals auch für Posen, Königsberg, Kolberg, Breslau und noch mehrere andere Städte zu.

Nicht nur die Durchhalte-Befehle Hitlers, Himmlers, der militärischen Führung in Berlin, haben zigtausende Opfer gefordert, auch die örtliche militärische und politische Führung in Posen trug hier die Verantwortung. Nochmals: „Befehl ist Befehl”, ist in einer solchen Situation verantwortungslos. Aber noch heute wird der Stalingrad-Verteidiger, Generalfeldmarschall Friedrich Paulus, der nach qualvollem Konflikt zwischen Gehorsam und Verantwortung letztlich kapitulierte, in bestimmten Kreisen als „Non-Person” betrachtet. Eine Analogie zu den Widerstandskämpfern des 20. Juli 1944 ist bei einigen Leuten heute leider auch hier noch immer festzustellen.

Ein anderes Beispiel: General Dietrich von Cholditz übergab Paris am 25. August 1944 an den französischen General Leclerc. Es gab also Vorbilder, hohe Offiziere, denen Verantwortung für das Leben ihrer Soldaten mehr bedeutete, als ein sinnloses Opfern von Menschen und die Vernichtung hoher Kulturgüter analog Paris.

Jeder konnte sich Ende Januar Anfang Februar 1945 an den Fingern abzählen, dass der Krieg verlo-ren ist. Wozu dann noch der Opfergang bis zum bitteren Ende?

Ist ein „Held” nur der, der sein Leben opfert, gleich für welche Tat, unter welchen ideellen, ide-ologischen oder politischen Umständen? Und wie haben sich andere hohe Generäle der deutschen Wehrmacht verhalten, die eine große Affinität zum Hitler-Regime hatten? Ein Beispiel: Generalfeld-marschall Ferdinand Schörner, im April 1945 von Hitler im Testament zum Oberbefehlshaber des Heeres ernannt, der von US-Truppen in Zivilkleidung (!) aufgefunden und dann den Russen aus-

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geliefert wurde. Er verblieb bis 1955 in russischer Gefangenschaft. 1957 wurde er wegen Totschlags an deutschen Soldaten verurteilt. Schörner starb 1973 in München. Er war Träger des Eichenlaubs mit Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. 1944 nannte man ihn den „Zahlmeisterschreck von Riga”, wegen seiner radikalen Ausmistung rückwärtiger Stäbe. Damals war Schörner Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Nord (Kurland). War Schörner ein „Held” ?

Die „Nazis” haben uns schlicht verheizt! Dabei habe ich persönlich noch Verständnis, dass eine Militäropposition in einer Diktatur folgenschwere, ja lebensbedrohende Konsequenzen haben kann, aber n i c h t mehr in der damaligen militärischen Situation, wo die Front bereits 150 km von Posen entfernt war. Auch ein „fliegendes Himmelskommando” aus Berlin hätte bei einer früheren Kapitu-lation auf die Führung in Posen keinen Folgen und keinen Einfluss nehmen können. Es hätten aber viele tausende Soldaten nicht ihr Leben lassen müssen.

Wenn jetzt - nach über 55 Jahren - in Posen-Milostowo auf dem Gräberfeld für deutsche Soldaten ca. 5 000 Soldaten ihre letzte Ruhe fanden, von denen lediglich bisher nur 1 500 identifiziert werden konnten, dann sagen diese Zahlen nicht aus, wie viel Soldaten im Umkreis von Posen und bei den Ausbrüchen gefallen sind. Wenn wir die von mehreren Seiten geschätzte Zahl von 10 000 deutschen Toten - ohne Zivilisten - akzeptieren, so ist das ein schlechtes Beispiel zur Rechtfertigung der damaligen Befehlsgebung zur totalen Verteidigung der Stadt Posen. Glorifizieren wir nicht diese damalige schreckliche Zeit!

Heute sollten wir wirklich frei, objektiv wie möglich und historisch genau darüber berichten. Wir wollen doch nicht unser Wissen und Gewissen beerdigen.

Wie im internen Kreis der militärischen Führung, bei den Festungskommandanten Mattern und Gonell und einigen anderen Offizieren gehandelt wurde, ist in den Aufzeichnungen des OLt. d. Res. Heinrich Lohse (Chef der Festungsreserve - Kompanie Lohse) nachzulesen, dessen Erwähnung und Veröffentlichung im Baumann-Buch blockiert wurde. Es handelt sich um eine 177 Seiten hand-schriftliche Aufzeichnung, die mir in Kopie vorliegt. Ich habe sie dem Bundesarchiv für Militärwe-sen in Freiburg/Breisgau zur Verfügung gestellt.

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Günter Baumann (+)

Bericht über Generalmajor Ernst Erich Gonell

Geboren in Königsberg, verzogen die Eltern bald nach Marienwerder/Westpreußen, wo Ernst Gon-ell das humanistische Gymnasium besuchte und 1919 beim Freikorps Ortelsburger Jäger eintrat.

Vom Hunderttausendmann-Heer übernommen, kam er als Fahnenjunker und Fähnrich zur Kriegs-schule München. Hier erlebte er den Marsch Hitlers zur Feldherrnhalle am 9. November 1923. Zur Erinnerung erhielt er wesentlich später den hierfür von Hitler gestifteten „Blutorden”, der allen Angehörigen der NSDAP, die daran teilgenommen hatten, verliehen wurde. Dieser Orden wurde auch ehrenhalber verliehen an Personen, die nicht dabei gewesen waren. (Man nannte es auch das: „Goldene Parteiabzeichen”).

Jedenfalls hatte Gonell sich später mehrfach über diese Verleihung lustig gemacht mit der ironi-schen Bemerkung, dass er gar nicht wüsste, wofür er ihn erhielt, da er ja gar nicht an dem Marsch teilgenommen habe.

Tatsache ist, dass in den damaligen chaotischen innenpolitischen Zeiten viele national denkende Deutsche, darunter auch die Münchener Offz.-Schüler die Partei Hitlers ergriffen hatten.

Anschließend kam Gonell in das IR 2 nach Allenstein und stand in Garnison Lötzen und Lück. Nach einer Zwischenzeit als Aufsichtsoffizier in der Kriegsschule Dresden sowie als Teilnehmer an der Kriegsakademie kam er als Hauptmann für ein Jahr nach Mainz zum IR 87 und übernahm anschließend die 13. Kp. In Wiesbaden. Ende 1938 wurde er Taktiklehrer an der Kriegsschule Dres-den, wo er am 1. Mai 1939 zum Major ernannt wurde.

Bei Kriegsausbruch übernahm Gonell ein Ersatzbataillon in Eilenburg und rückte bis nach Galizien vor. Ursprünglich für den Einsatz in Holland vorgesehen, musste er vor dem Westfeldzug mit der

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Durchführung eines Btl-Führer-Lehrganges beginnen, so dass er in diesem Feldzug nicht mehr zum Einsatz kam.

Im Herbst 1940 zum Oberstleutnant befördert, nahm Gonell am Balkanfeldzug teil, in welchem er durch die im Wehrmachtsbericht erwähnte handstreichartige Wegnahme der Insel Thasos bekannt wurde.

Im Herbst 1941 kam er zu den Goslarer Jägern, die er sechs Wochen in Russland führte. An-schließend übernahm er das IR 12, mit dem er bis südlich Moskau vorstieß. Innerhalb kurzer Zeit hatte Gonell das Vertrauen seiner Männer gewonnen. Hervorgehoben wurde von den Angehörigen seines Stabes seine Umsicht und die Fürsorge für die ihm anvertrauten Männer.

Sylvester 1941 wurde er schwer verwundet. Der Verwundetentransport wurde von russischen Par-tisanen überfallen. Lediglich der Schlitten, auf dem sich Gonell befand, konnte dem Massaker entkommen.

Bis zum Frühjahr 1943 befand er sich in 4 Lazaretten. Die verlorene Kopfhaut wurde durch eine Silberplatte ersetzt. Während der Lazarettzeit erreichte ihn im April 1942 die Beförderung zum Oberst. Auf eigenen Wunsch blieb er im Dienst.

Nach einer sechswöchigen Verwendung im Führerhauptquartier wurde er 1943 Kommandeur der Schule V für Fahnenjunker der Infanterie, Posen.

Ernst Gonell war von mittelgroßer, drahtiger Erscheinung, sprach schnell und klar und handelte impulsiv und energisch. Er war ein temperamentvoller, begeisterter Soldat, der den Respekt seiner Offiziere besaß und zu dem die Fahnenjunker aufsahen.

Sein O II - Offizier während der Festungskämpfe, OLt. von Horbaschewsky, sagte von ihm: „Er war menschlich und fachlich ein hervorragender Kommandant”.

Als Posen zur Festung erklärt wurde, entsandte man einen Nachfolger als Schul-Kdr. nach Posen. Doch 48 Stunden später war jener Nachfolger wieder in Potsdam. Gonell hatte die Übergabe seiner Dienstgeschäfte verweigert mit den Worten: „Melden Sie dem Generalinspekteur in Potsdam, dass ich, nachdem ich die Fahnenjunkerschule in ruhigen Zeiten geführt habe, sie jetzt, im bevorstehen-den Einsatz nicht verlassen werde. Ich übergebe die Befehlsgewalt erst dann, wenn die Kämpfe in Posen beendet sein werden.” (Zitat aus dem Nachlaß von Oberst Kühn).

Gonell stellte während der Kämpfe unter Beweis, dass geschulte Taktik und Fronterfahrung sich außerordentlich gut miteinander verbinden lassen. Er war davon fest überzeugt, dass die Stadt nur für eine kurze Zeit bis zum entscheidenden deutschen Gegenangriff, an dem er fest glaubte, ge-halten zu werden brauchte.

Bei Beginn der Festungskämpfe war Gonell Kommandant des Abschnitts OST. Hier erwartete man den Hauptstoß und den Schwerpunkt des feindlichen Angriffs. Daher war auch die Masse der Schule V hier eingesetzt, wenn auch stark durchsetzt mit Versprengten, Volkssturm, RAD, Polizei, Dolmetschern, Landesschützen, LW-Angehörigen etc. Obwohl zuerst die 1. Russ. Garde-Panzer- Armee und anschließend die 69. Garde-Armee ununterbrochen an allen Stellen des Abschnitts OST angriffen, so konnte dieser Abschnitt - wenn auch beiderseits unter hohen Verlusten - gehalten

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werden. So ist es schon fast als logisch zu bezeichnen, dass das KTB/Warthe mit dem 28. Januar 1945 vermerkte: „Oberst Gonell wird für hervorragende persönliche Tapferkeit und außerordentli-che Wendigkeit in der Truppenführung bei dem Kampf um die Festung Posen das Deutsche Kreuz in Gold verliehen”.

Bemerkung von W. Brähler: Die Verleihung dieser Auszeichnung an Gonell hat nie stattgefunden. Siehe Anhang dieses Berichtes.

Für die Zeit als Kdt/OST wird seitens der Polen immer wieder eine Legende wiederholt: Danach sollen die Russen durch einen Parlamentär die Übergabe der Festung Posen gefordert haben. Gonell soll das Schreiben des sowjetischen Oberkommandierenden auf seine Degenspitze gesteckt und in Gegenwart der Parlamentäre verbrannt haben. Dies sei die Antwort an die Russen gewesen. Als ich den Adjutanten Gonnel’s, Hauptmann von Kalm, nach dieser Begebenheit fragte, antwor-tete dieser, der sich während der Kämpfe die ganze Zeit in der Nähe von Gonell aufhielt, dass er davon nichts wüsste und auch nichts erfahren habe.

In einem Nachsatz stellen die Polen dann auch noch Formfehler fest, dass Gonell die Aufforderung nicht an den zu diesem Zeitpunkt amtierenden Festungskommandanten Generalmajor Mattern weitergeleitet habe. Auch muss erstaunen bei dieser Erzählung, dass Gonell im Frontbereich seinen Degen griffbereit mit sich führte!

Nachdem den Sowjets der Einbruch im Süden und Südwesten der Stadt gelungen war, drohte die Verteidigung binnen weniger Tage zusammenzubrechen. Nach polnischen Angaben soll es wegen dieses Einbruchs zu Diskrepanzen zwischen Mattern und Gonell gekommen sein, wobei Gonell dem FestKdt taktische Fehler vorgehalten habe. Möglicher-weise haben die Polen diese Angelegenheit der Verteidigungsschrift Matterns entnommen.

Ohne aber voreingenommen zu sein, dürfen wir uns der polnischen Auffassung anschließen, wo-nach Mattern für die Position eines Festungskommandanten völlig ungeeignet war, im Gegensatz zu Gonell, der alle hierfür erforderlichen Eigenschaften besessen haben dürfte.

So muss es schon als folgerichtig erscheinen, wenn das KTB/Warthe am 31. Januar 1945 notiert: „Mit dem 31. 1. 1945 ist dem Abschnittskommandeur OST, Oberst Gonell, ... die Führung der Festung übertragen worden.”

Gonell, der die Festung bis zu dem von ihm erwarteten deutschen Gegenangriff halten wollte, er-griff nun Maßnahmen, wodurch die Russen zuerst einmal am Rande der Innenstadt gestoppt werden sollten. Ein großer Teil der Fahnenjunker, die inzwischen zum Leutnant befördert waren, wurde nebst schweren Waffen in die Stadt geworfen, wo sie Gerüste bildeten für die neu umgruppierten Kampfgruppen. Barrikaden und sonstige Hindernisse wurden errichtet und die noch vorhandenen schweren Waffen wurden schwerpunktmäßig eingesetzt. Zwar konnte hierdurch auf die Dauer der Feind nicht daran gehindert werden, weiter vorzudringen. Doch wurde sein Vorankommen erheb-lich verzögert, wodurch drei volle Wochen lang eine starke feindliche Arme in Posen gebunden wurde und nicht für das schnelle Vordringen zur Oder zur Verfügung stand. Hierdurch war es möglich, dass noch der größte Teil der vor den Russen flüchtenden Deutschen sich hinter einer neu aufgebauten Front an der Oder retten konnte.

(Anmerkung von W. Brähler: Diese Argumentation stimmt nicht, da die Russen bereits schon am

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01.02.1945 die Oder erreicht hatten).

Nachdem nun die Russen die wesentlichen Eisenbahnstrecken von Posen, die sie für die Versor-gungsführung zur Oder benötigten, in die Hände gefallen waren, hielt auch Gonell das weitere Halten in Posen für sinnlos.

Mehrfach bat er um die Genehmigung zum Ausbruch, die jeweils von Himmler verweigert wurde. (Anmerkung von W. Brähler:: (Himmler war zu dieser Zeit Oberbefehlshaber ).

Damit brach auch für Gonell eine Welt zusammen.

Nun wusste er, dass die Festung Posen aus Prestigegründen geopfert werden sollte. Daher ist es auch zu verstehen, dass er, um zumindest einem Teil die Chance des Überlebens zu geben, der Besatzung OST, die sich nun in einer rettungslosen Situation befand, den Befehl zum Ausbruch erteilte.

In einem Funkspruch an Himmler übernahm er die volle Verantwortung hierfür, damit diejenigen, denen ein Durchschlagen zur deutschen HKL gelang, nicht vor ein Kriegsgericht gestellt wurden.

Gonell war enttäuscht und verbittert über die mehrfach zugesagte, jedoch nie erhaltene Unter- stützung von außen.

Besonders erschütterte ihn jedoch, wenn sich rund um Posen Stützpunkt um Stützpunkt per Funk in aussichtsloser Lage abmeldete.

Bewegt waren die Worte des damaligen O II-Offiziers von Horbatschewsky über ein Nachtgespräch mit Gonnel kurz vor Ende der Kämpfe. Als v.H. aufgrund eines Funkspruchs meinte: „Wir haben jetzt eine Chance herauszukommen”, antwortete der General: „Wir? Die Frauen und Kinder, die mit den Trecks unterwegs sind! D i e müssen raus! Wir sind Soldaten, mein Junge. Und die da jetzt bei Eis und Schnee flüchten, die sind die kommende Generation Deutschlands. Die müssen am Leben bleiben - für ein neues, ganz anderes Deutschland.” Am Nachmittag des 22. Februars 1945, dem Tag, an dem ihm das Ritterkreuz verliehen wurde, als der Feind bereits im KERNWERK eingedrungen war, ließ Gonell, der am 9.2.45 zum Generalmajor befördert worden war, die acht Kampfgruppenführer des Kernwerks zu sich kommen. Er gab ihnen und den Männern ab 24.00 Uhr volle Handlungsfreiheit und entband sie ausdrücklich von dem Führerbefehl, nicht lebend in die Hände der Russen zu fallen.

Anmerkung von W. Brähler: Die Verleihung des Ritterkreuzes an Gonell hat nie stattgefunden! Sie-he die beigefügte Kopie des Schreibens von W.P. Fellgiebel, ehem. Vorsitzender der Ordenskommis-sion der Ritterkreuzträger und Herausgeber des Buches: “Die Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes 1939-1945” und des gleichlautenden Ergänzungsbandes. Lt. Einem Telefongespräch mit F. sind sämtliche Verleihungen bis zum Kriegsende im Mai 1945 darin enthalten!

Nachdem sich am frühen Morgen des 23. Februar 1945 der Major Kurth und der Oberstabsarzt Dr. Geuder mit dem Kapitulationsangebot zu den Russen begaben, machte Gonell seinem Leben durch einen Pistolenschuss ein Ende.

In dem als authentisch anzusehenden Bericht von G.Karweia, „Der große Treck”, ist auf der Seite

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30 zu lesen: „Der Marschall Schukow, der Hauptmann von Kalm nach dem Schicksal von Gonell befragen wollte, hätte besser die polnischen Kommunisten nach dem Schicksal von Gonell befragt. Die haben die Leiche des Generals aus dem Bunker geschleift (ihn von Mattern identifizieren las-sen), und vor dem Großen Theater zur Schau gestellt. Eine Tafel verkündet: Das ist der Mann, der Posens Schicksal auf dem Gewissen hat.

Aber die Reaktion der Bevölkerung ist nicht so, wie sie es erwartet haben. Die meisten Polen gehen mit verkniffenen Gesichtern und schweigend an dem Toten vorbei. Und ein paar Frauen weinen über dieses grausige Schauspiel”.

Als sich der Verfasser dieses Artikels im Posener Schloss als Gefangener aufhielt, traf er auf einen Funktions-Uffz., der ehem. 3. Inspektion, der nun als Sanitäter eingesetzt war. Dieser berichtete auch, dass General Gonell ebenfalls im Massengrab des Posener Schlosses - mitten unter seinen gefallenen Soldaten - beigesetzt sei.

(Bemerkung von W.Brähler: Seit 1994 befinden sich die Gebeine von Gonell auf dem deutschen Soldaten-Friedhof in Posen-Milostowo.)

Günter Baumann

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Höhere Ordensverleihungenbeim Kampf in der Festung Posenvon Januar bis Februar 1945

Eichenlaub zum Ritterkreuz:Major Heinz Martin Ewert 22.02.1945

Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz:Hptm August Koch 20.02.1945

Deutsches Kreuz in Gold:OLt ? Beisser 27.02.1945Stfw Gerhard Buchholz 12.02.1945Robert Fütterer 12.02.1945Hptm Hans Hermann 27.02.1945Major Karl Hohlfeld26.02.1945Hptm Gerhard Kreokowski 12.02.1945GenMj Ernst Mattern 26.02.1945Lt Walter Pehle 27.02.1945Hptm Rolf Schomaker 12.02.1945Owm Willi Schulz 12.02.1945Lt Albert Terfloth 26.02.1945Hptm Fritz Werner 12.02.1945Hptm Erich Zaag 12.02.1945

Quellen:Walter-Peer Fellgiebel: „Die Träger des Ritterkreuzes”Horst Scheibert: „Die Träger des Deutschen Kreuzes in Gold”Februar 1994

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Page 81: Fahnenjunkerschule Posen

Anfang März 1945erschienender Presseberichtin vielen Zeitungen Deutschlands

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Page 82: Fahnenjunkerschule Posen

Pressebericht im März 1945 in vielen Zeitungen Deutschlands

Page 83: Fahnenjunkerschule Posen

Quelle: ADM/CAF (Foto), “Der Spiegel” (15/2002)

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Page 84: Fahnenjunkerschule Posen

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Überlebende, Heimgekehrteund in der Heimat Verstorbeneder IV. Abteilung 6. Inspektion

Schule V für Fahnenjunker der Infanterie PosenLehrgang 17 C

von Oktober 1944 bis Februar 1945

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Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Werner Brähler, Bendorf-Sayn* 18.04.1925

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Page 87: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Leo Boluminski* 30.07.1914

+ 1997

264 265

Page 88: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Paul Gromoll, Berlin* 07.12.1913+ 08.10.1997

266 267

Page 89: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Hans Klaas, Iserlohn* 20.07.1925

266 267

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Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Dr. Harry Kubitzek, Dormagen* 22.02.1925

268 269

Page 91: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Günter Rose, Walsrode* 05.10.1925+ 07.12.1988

268 269

Page 92: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Waldemar Roos, Neunburg vorm Wald* 28.10.1925

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Page 93: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Gottfried Schmidt, Wiehl* 23.07.1925+ 23.05.2006

270 271

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Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Lothar Schmidt, Homburg/Saar* 29.09.1925+ 18.10.2009

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Page 95: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Albrecht Schröder, Wolfsburg-Fallersleben* 30.11 1925

+ 1989

272 273

Page 96: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Rolf Schulze, * 21.02 1925

+ 24.10.2014 in Magdeburg

273 a

Page 97: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Anton Tattenberger, Rappach (Landau/Isar)* 03.12.1914+ 11.03.1978

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Page 98: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Peter Thiel, Luisenthal/Saar* 02.12.1914+ 16.09.1991

274 275

Page 99: Fahnenjunkerschule Posen

Lehrgangsteilnehmer IV. Abt. 6. InspektionSchule V für Fahnenjunker der Infanterie in PosenLehrgang 17 COktober 1944 - Februar 1945

Lt Alois Weigert, Ingolstadt* 09.12.1912

+ 1953

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Page 100: Fahnenjunkerschule Posen

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Gefallene und Vermissteder IV. Abteilung 6. Inspektion

Schule V für Fahnenjunker der Infanterie PosenLehrgang 17 C

von Oktober 1944 bis Februar 1945

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Page 102: Fahnenjunkerschule Posen

* 24.11.1902 + 23.02.1945Kommandeur der Schule V für Fahnenjunker

der Infanterie PosenFestungskommandant vom 31.01. bis 23.02.1945

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Page 103: Fahnenjunkerschule Posen

OLt Georg Haschke* 07.05.1920

gef. Ende Februar 1945 im Raum Posenamtlich: vermisst

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Page 104: Fahnenjunkerschule Posen

Lt Erwin Amreich* 10.10.1925 in Wien

gef. 29.01.1945 (Fort Grolman, Posen)Bestattet auf dem Ehrenfriedhof deutscher Soldaten in Posen-Milostowo

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Page 105: Fahnenjunkerschule Posen

Lt Rolf Bornhäuser* 02.03.1925

+ Januar 1945 in Posenamtlich: vermisst

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Page 106: Fahnenjunkerschule Posen

Lt Anton (Toni) Ferdinand* 03.11.1925 in Gackenbach, Westerwald

gef. 23.02.1925 in Posenamtlich: vermisst in Posen/Oborniki

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Page 107: Fahnenjunkerschule Posen

Lt Willi Hils, Paderborn* 10.11.1925

gef. 27.01. oder 28.01.1925 in Posenbestattet in Pomorze/Kujawy (Polen)

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Page 108: Fahnenjunkerschule Posen

Lt Herbert Hüttner, Pfrentsch/Oberpfalz* 12.12.1925

gef. 29. Januar 1945 in Posenbestattet auf dem Ehrenfriedhof deutscher Soldaten in Poznan-Milostowo (Polen)

Endgrablage: Block 2B, Reihe 8, Grab 533-540

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Page 109: Fahnenjunkerschule Posen

Lt Alfons Kirchner, Oberhausen* 29.09.1925

gef. Januar 1945 in Posenamtlich: vermisst

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Page 110: Fahnenjunkerschule Posen

Lt Helmut Krippner, Fürth* 23.07.1925

gef. Februar 1945 in Posenamtlich: vermisst

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Page 111: Fahnenjunkerschule Posen

Lt Walter Mittendorf, Leipzig* 22.01.1915

gef. Januar 1945 in Posenamtlich: vermisst

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Page 112: Fahnenjunkerschule Posen

Lt Ernst Pörschmann, Nürnberg* 24.07.1914

gef. Januar 1945 in Posenamtlich: vermisst

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Lt Bernhard de Rooy, Opladen* 06.06.1915

gef. Januar 1945 in Posen (Luisenhain-Brücke)amtlich: vermisst

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Lt Hermann Sänger* 20.02.1919 Berlin-Spandau

gef. Februar 1945 im Raum Seefeld/Oder

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Lt Alfred Vaders, Düsseldorf* 17.03.1925

gef. im Januar 1945 in Posenamtlich: vermisst

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Page 116: Fahnenjunkerschule Posen

Ohne Fotos

Heinrich LissowskiOberfeldwebelgeb. ca. 1920/22 im Ruhrgebietgedient: III. Füs.Rgt. 39am 05.04.1943 Deutsches Kreuz in Goldmehrere Ärmelstreifen für Panzerabschüsseam Oktober 1944: Schule V für Fahnenjunker der Infanterie 6. Inspektion IV Abteilung, am 20. Januar 1945 mit Teilen der SS-Kampfgruppe Lenzer nach Graudenz kommandiert. Seit dieser Zeit vermisst

? Ross* 1925in Ostpreußenhat sich bei Seefeld Nähe Oder erschossen

Karl Scheuerlein* 28.11.1915in Schwandgef. in Posenamtlich: vermisst

Wilhelm Volz* 02.07.1911in Mosbachgef. Januar 1945 in Posenamtlich: vermisst

Helmut Wilke* 22.01.1913in Berlinvermißtin russischer Gefangenschaft

Horst Franzke* 02.03.1925in Schosdorfgef. Januar 1945 in Posenamtlich: vermisst

Walter Hierl* 20.10.1925in Ansbachgef. Januar 1945 in Posenamtlich: vermisst in Posen/Obornikiverzeichnet im Gedenkbuch des Friedhofs Posen

Ernst Hüttinger* 25.12.1925in Nürnberggef. Januar 1945 in Posenamtlich: vermisst

Rolf Schulze* 21.02.1925 wohnt in Magdeburg

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Page 117: Fahnenjunkerschule Posen

Schlussbemerkung

Der Kriegsverlauf im Januar/Februar 1945 und der überraschend erfolgte Durchstoß der Roten Armee in Posen und in Richtung Oder, führten zu chaotischen Entwicklungen. So ist in den Bun-desarchiven in Deutschland nur sehr wenig Material aus der damaligen Zeit über die Festung Po-sen vorhanden. Dokumente fehlen, die entweder vor der Kapitulation am 23. Februar 1945 selbst vernichtet wurden, in russischen oder polnischen Archiven gelandet, bzw. heute immer noch nicht veröffentlicht sind. Darüber hinaus gibt es auch noch sehr viele bisher unbekannte Grabstätten im weiten Umfeld von Posen.

Dieser Mangel an Information über die Schicksale der dort gefallenen und vermissten Soldaten beunruhigte in erster Linie die Familienangehörigen, in letzter Konsequenz eigentlich bis heute noch.

Das war der Hauptgrund für ein erstes Treffen von 91 heimgekehrten ehemaligen Posenkämpfern in Kassel unter der Organisation von Hauptmann Heinz Säger. Danach folgte ein weiteres Treffen am 18. Februar 1956 in Wiesbaden. Leider litt die Mitarbeit der Heimgekehrten darunter, dass viele sich beruflich neu orientieren mussten. Erst Mitte der 60er Jahre übernahm der Vater eines Posen-kämpfers, Major d. Res. a. d. Werner Bruch, die Unterlagen von Säger, und gründete am 26. März 1965 die „Hilfsgemeinschaft ehemaliger Posenkämpfer” in Köln, deren Mitbegründer und Mitglied der Verfasser dieses Berichtes auch bis zum 21. September 2001 war.

Unter der Leitung von Werner Bruch und der Mithilfe einiger weniger Kameraden wurde am 12. Mai 1968 in der Oberfeldwebel - Schreiber - Kaserne in Immendingen ein Ehrenmal unter Be-teiligung der Bundeswehr mit Ehrenzug und Musikkorps eingeweiht.

Nach dem Niedergang und der Auflösung der sowjetischen Hegemonie in Osteuropa war es möglich, dass 1989 eine Jugendgruppe im Auftrag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ein Gräberfeld für deutsche Soldaten in Posen-Milostowo besuchte, aus dem 1994 ein Ehrenfriedhof für deutsche Soldaten entstand, der am 24. September 1994 eingeweiht wurde und seinen vorläu-figen Abschluss fand. Inzwischen bestehen gute Kontakte mit offiziellen Posener Stellen, die für die weitere Aufklärung von Vermissten nützlich sein können.

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Page 118: Fahnenjunkerschule Posen

Werner BruchMajor d. Res. a. D.

Mitbegründer des Traditionsverbandes der 126. I.D.Mitbegründer der Hilfsgemeinschaft ehem. Posenkämpfer

* 23.10.1896 - + 23.04. 1985

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Bronzeplatteder Hilfsgemeinschaft ehem. Posenkämpferauf dem Ehrenmalin der Oberfeldwebel-Schreiber-Kaserne in Immendingen

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Page 120: Fahnenjunkerschule Posen

Der Ehrenfriedhof deutscher SoldatenPOSEN-MILOSTOWOeingeweiht am 24.09.1994

296 297

Page 121: Fahnenjunkerschule Posen

Die in den Gräbern ruhen, warten auf uns,

auf uns alle. Sie wollen gar nicht, dass wir mit lauten

Worten sie „Helden” nennen.

Sie haben für uns gekämpft, gezagt, gelitten, sie sind

für uns gestorben.

Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der

Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre

gefasst gewordenen Stimmen:

Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Frieden

bleibt, Frieden zwischen Menschen, Frieden

zwischen den Völkern.

Theodor Heuss (+)ehem. Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland

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