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F. Liischer, Bern t. Nachruf von Alfred Denker. Am 4.12.34 hat das Leben eines Matures seinen Abschlul? gefunden, der als einer der besten Oto-Laryngologen bezeiehnet werden mul3, den die Sehweiz hervorgebraeht hat. Geboren am 17.11.62 in Langenthal, Oberargau, besuehte er zun/~ehst die Schulen seines Geburtsortes mad darauf die Gymnasien in Bern und Burgdorf. Alsdann widmete or sich dem Studium der 3/~edizin in Bern, we er 1889 das Staatsexamen bestand. Seiner Neigung and Befithigung en~spreehend wandte Liischer sich zu- n/~ehst der Chirurgie zu und warde fiir 2 Jahre Assistent bei Prof. Girard. Alsdann warde er Assistent an der oto-rhino-laryngologischen Klinik yon Prof. Valentin in Bern. Naeh zweij/~hriger Ausbildung lieg er sich als Facharzt fiir Ohren-, Nasen- und Kehlkopfkranke in Bern nieder, we er bald eine grebe prak~ische T~tigkeit entf~ltete. Sein Drang zu wissensehaftlieher Arbeit and Ti~tigkeit fand leider nur geringe FSrderung in der sich ~u~erlich nur l~ngsam vollziehenden Entwieklnng unserer Fachdisziplin in Bern, so dal3 er im Anfang gezwungen war, als Gast in dem Physiologisehen Institut der Universit~ zu arbeiten; hier gelang ihm die Entdeekung der Nerven, die in bisher unbekannter Weise den Schluckakt ausl6sen. Er walrde 1896 Privatdozent, 1905 Titularprofessor, 1907 a. o. Professor und 1908 als Nachfolger yon Prof. Valentin Direktor der Oto-rhino-l~ryngologisehen Klinik und Poliklinik in Bern. Seine BefSrderung zum Ordentliehen Professor erfolgte 1923. Diese Stellung h~tte er inne bis zum Jahre 1931, we er in den Ruhestand trat. Seine Faehklinik, die anfangs mlr 15 Betten aufwies, konnte er bei seiner Ernennung zum Ordin~rius a•f 25 Betten erweitern. Urn das Taubstummenwesen seines Kantons hat Liischer sich mit bestem Erfolge bemfiht, und eine grol3e Reihe yon Arbeiten zur ehirurgi- sehen Behandhmg der Ohrenkrankheiten ist ihm zu verdanken. Ferner besch/~ftigten sich andere Ver6ffentliehungen mig experimentM-kriti- sehen Untersuehungen fiber neue Methoden zttr Diagnostik der Laby- rintherkrankungen. Er vers~and es in hervorragender Weise, seine Schiller zu wissensehMtlichen Arbeiten anzuregen, etwa 50 Doktor- dissertationen sind aus seiner Klinik hervorgegangen. Als Arzt und als Menseh erfreute er sieh grSl3ter Beliebtheit und die Kranken str6mten ihm in groBer Zahl zu. Die ihm eigene Vornehmheit und Beseheidenheit erwarb ihm die herzliehe Zuneigung und Freund- schaft der Kollegen und Kranken. Alle, die ihn gekannt haben, werden dem Heimgegangenen, der als Mitglied der Gesellsehaft deutseher tIals-, Nasen- trod Ohren/~rzte vor dem K_riege oft ihre Jahresversammlungen besuchte, ein dauerndes treues Andenken bewahren.

F. Lüscher, Bern †. Nachruf

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F. Liischer, Bern t.

Nachruf v o n

Alfred Denker. Am 4.12 .34 hat das Leben eines Matures seinen Abschlul? gefunden,

der als einer der besten Oto-Laryngologen bezeiehnet werden mul3, den die Sehweiz hervorgebraeht hat. Geboren am 17.11.62 in Langenthal, Oberargau, besuehte er zun/~ehst die Schulen seines Geburtsortes mad darauf die Gymnasien in Bern und Burgdorf. Alsdann widmete or sich dem Studium der 3/~edizin in Bern, we er 1889 das Staatsexamen bestand. Seiner Neigung and Befithigung en~spreehend wandte Liischer sich zu- n/~ehst der Chirurgie zu und warde fiir 2 Jahre Assistent bei Prof. Girard. Alsdann warde er Assistent an der oto-rhino-laryngologischen Klinik yon Prof. Valentin in Bern. Naeh zweij/~hriger Ausbildung lieg er sich als Facharzt fiir Ohren-, Nasen- und Kehlkopfkranke in Bern nieder, we er bald eine grebe prak~ische T~tigkeit entf~ltete. Sein Drang zu wissensehaftlieher Arbeit and Ti~tigkeit fand leider nur geringe FSrderung in der sich ~u~erlich nur l~ngsam vollziehenden Entwieklnng unserer Fachdisziplin in Bern, so dal3 er im Anfang gezwungen war, als Gast in dem Physiologisehen Inst i tut der Univers i t~ zu arbeiten; hier gelang ihm die Entdeekung der Nerven, die in bisher unbekannter Weise den Schluckakt ausl6sen. Er walrde 1896 Privatdozent, 1905 Titularprofessor, 1907 a. o. Professor und 1908 als Nachfolger yon Prof. Valentin Direktor der Oto-rhino-l~ryngologisehen Klinik und Poliklinik in Bern. Seine BefSrderung zum Ordentliehen Professor erfolgte 1923. Diese Stellung h~tte er inne bis zum Jahre 1931, we er in den Ruhestand trat. Seine Faehklinik, die anfangs mlr 15 Betten aufwies, konnte er bei seiner Ernennung zum Ordin~rius a•f 25 Betten erweitern.

Urn das Taubstummenwesen seines Kantons hat Liischer sich mit bestem Erfolge bemfiht, und eine grol3e Reihe yon Arbeiten zur ehirurgi- sehen Behandhmg der Ohrenkrankheiten ist ihm zu verdanken. Ferner besch/~ftigten sich andere Ver6ffentliehungen mig experimentM-kriti- sehen Untersuehungen fiber neue Methoden zttr Diagnostik der Laby- rintherkrankungen. Er vers~and es in hervorragender Weise, seine Schiller zu wissensehMtlichen Arbeiten anzuregen, etwa 50 Doktor- dissertationen sind aus seiner Klinik hervorgegangen.

Als Arzt und als Menseh erfreute er sieh grSl3ter Beliebtheit und die Kranken str6mten ihm in groBer Zahl zu. Die ihm eigene Vornehmheit und Beseheidenheit erwarb ihm die herzliehe Zuneigung und Freund- schaft der Kollegen und Kranken. Alle, die ihn gekannt haben, werden dem Heimgegangenen, der als Mitglied der Gesellsehaft deutseher tIals-, Nasen- trod Ohren/~rzte vor dem K_riege oft ihre Jahresversammlungen besuchte, ein dauerndes treues Andenken bewahren.