10
Dutch Gontributions to the Eleventh International Congress of Slavists, Bratislava, Linguistics (= Studies in Slavic and General Linguistics Vol. 22), 369-387. RODOPI, Amsterdam 1994. . .. -- AL TKIRCHENSLAVISCHE SILBENTRENNUNG UND REDUZIERTE VOKALE AM JOS SCHAEKEN Meiner Tochter Jarmeke 1. Einleitung Bekanntlich haben die meisten modernen Schriftsprachen mehr oder weniger feste Regeln, um ein über den Zeilenschluß hinausgehendes Wort abzutrennen. Während im Hinblick auf die altbezeugten Sprachen die diesbezüglichen Sonderregeln in z.B. griechischen, lateinischen, gotischen, ja sogar altpreußischen Denkmälern bereits seit langer Zeit erörtert sind (siehe dazu grundsätzlich Hermann 1923), gibt es in auf das Altkirchenslavische keine systematischen Untersuchungen. Die ausführlichsten Auskünfte in neuerer Zeit finden sich meines Wissens bei Lunt (1981-82: 407-408), der in knapp anderthalb Seiten den einschHigigen Sachverhalt im Codex Suprasliensis, in der Savvina kniga und im Codex Assemanianus skizzenhaft dargelegt hat. 1 Nach Lunt lassen sich in den einzelnen - nicht nur altkirchenslavischen, sondern auch kirchenslavischen - Denkmälern zwei unterschiedliche Traditionen in bezug auf die Silbentrennung am Zeilenende beobachten. Einerseits finden in manchen Handschriften Abtrennungen im großen und ganzen lediglich hinter einem Vokalbuchstaben statt (Typ Vl). 2 Vergleiche die den Kiever Blättern entnommenen Beispiele lb 3, •n,lcrriM'll. 2a 20, RG!ilt.MI 2b ·10 und »<A\A<IIGM'h. 3a 6. Bei einigen zu dieser Gruppe gehörenden Denkmälern liegt auch ziemlich oft der Abtrennungstyp vor, jedoch offensichtlich nur unter besonderen Bedingungen Gedenfalls bei der Savvina kniga; siehe unten, 4. Abschnitt). Andererseits gibt Handschriften mit einem völlig regellosen Trennungsverfahren. So weist z.B. der Assemanianus nicht nur den Typ VI, sondern auch ll<1CIX'"'' la 8, sclrr'h lOd 10, Mlwk 13b 8) und KIV (z.B. scrrl'h. 32a 12, 56c 17, Mlt.H<k 103a 20) auf. Hier lassen sich übrigens am Zeilenschluß

E. AL TKIRCHENSLA VISCHE SILBENTRENNUNG UND · 2020. 3. 18. · Turska, H. 1950 Slownik j{Jzyka polskiego. W. ... Die Beibehaltung der ursprünglichen Präfixform ot-in OTRp

  • Upload
    others

  • View
    2

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • 368

    Decaux, E. 1978

    Dlliska, M. 1947 1957

    REFERENCES

    Le9ons de grammaire polonaise. Paris: Institut d'etudes slaves.

    Prozodia j{Jzyka polskiego. Krak6w. "Akcent i atona w j{:zyku polskim", Studia z Filologii Polskiej Slowianskiej 2, 92-121.

    Gaertner, H., A. Passendorfer 1950 Poradnik gramatyczny. Wydanie drugie. Wrocl'aw-Warszawa: Ksi'l::i:-

    nica-Atlas. Grappin, H.

    1949 Grammaire de Ja Jangue polonaise. Paris: Institut d'etudes slaves.

    Kochanski, W., B. Klebanowska, A. Markowski 1989 0 dobrej i zlej polszczyinie. Wydanie trzecie. Warszawa: Wiedza

    Powszechna. Manczak, W.

    l952a 1952b l952c

    "0 akcentuacji grup dwuwyrazowych". J~zyk Polski 32, 15-24. "Enklityki i proklityki w j{:zyku polskim", J~zyk Polski 32, 66-76. "0 akcentuacji grup ponaddwuwyrazowych", l{Jzyk Polski 32, 145·156. "0 akcentowej cwolucji zrost6w". lf!zyk Polski 33, 155-176. 1953

    Podracki, J. 1991

    (red.) , Polszczyz11a /H:ata nam figle. Poradnik j{lzykowy dla kaidego. War-szawa. Wydawnictwo Radia i Telewizji.

    SJPD 1958-69

    SPP 1973

    SWP 1977

    Topolinska, Z. 1961

    Turska, H. 1950

    Slownik j{Jzyka polskiego. W. Doroszewski (red.). Warszawa: Pan-stwowe Wydawnictwo Naukowe.

    Slownik poprawnej polszczyzny PWN. W. Doroszewski (red. nacz.). Warszawa: Panstwowe Wydawnictwo Naukowe.

    S/ow11ik ""J'll10~ polskiej PWN. M. Karas, M. Madejowa (red. nauk.). Warszawa: Panstwowe Wydawnictwo Naukowe.

    Z historii akce11tu polskiego od wieku XVI do dzii ( = Komitet lf!zykoznawczy PAN, Prace J~zykoznawcze 27). Wrodaw: Zakt Nar. im. Ossolinskich.

    "Zagadnienia miejsca akcentu w j~zyku polskim", Pami{Jtnik Lite-racki 41, 434-468.

    Dutch Gontributions to the Eleventh International Congress of Slavists, Bratislava, Linguistics (= Studies in Slavic and General Linguistics Vol. 22), 369-387. RODOPI, Amsterdam 1994 . . :::.::.....:..=.:_:__:_.:=.::.;_;,:....:...::..:.=.:::..:..:::...::.:.:.:..~:....:..:.....---~··~-.. --

    AL TKIRCHENSLA VISCHE SILBENTRENNUNG UND REDUZIERTE VOKALE AM LUJ.-'-'.W!'"'""/~HJI.J~'"'

    JOS SCHAEKEN

    Meiner Tochter Jarmeke

    1. Einleitung

    Bekanntlich haben die meisten modernen Schriftsprachen mehr oder weniger feste Regeln, um ein über den Zeilenschluß hinausgehendes Wort abzutrennen. Während im Hinblick auf die altbezeugten Sprachen die diesbezüglichen Sonderregeln in z.B. griechischen, lateinischen, gotischen, ja sogar altpreußischen Denkmälern bereits seit langer Zeit erörtert sind (siehe dazu grundsätzlich Hermann 1923), gibt es in auf das Altkirchenslavische keine systematischen Untersuchungen. Die ausführlichsten Auskünfte in neuerer Zeit finden sich meines Wissens bei Lunt (1981-82: 407-408), der in knapp anderthalb Seiten den einschHigigen Sachverhalt im Codex Suprasliensis, in der Savvina kniga und im Codex Assemanianus skizzenhaft dargelegt hat. 1

    Nach Lunt lassen sich in den einzelnen - nicht nur altkirchenslavischen, sondern auch kirchenslavischen - Denkmälern zwei unterschiedliche Traditionen in bezug auf die Silbentrennung am Zeilenende beobachten. Einerseits finden in manchen Handschriften Abtrennungen im großen und ganzen lediglich hinter einem Vokalbuchstaben statt (Typ Vl).2 Vergleiche die den Kiever Blättern entnommenen Beispiele M~~"I'~BHIK

  • 370

    auch nicht ausgeschriebene Jerzeichen am Wortende (Typ Kif) beobachten (z.B. tld~'l'll ld 6, mn~~'>TII 7d 3). Die Handschriften der erstgenannten Gruppe zeigen letzteres Verfahren sowie die Verwendung des Typs KIV nur ganz vereinzelt, wobei es sich dann gewöhnlich um bloße Schreib-fehler handelt.

    Es ist klar, daß eine systematische Analyse des einschlägigen Tatsachen-materials einen \Vertvollen Beitrag zur geographischen und zeitlichen Gruppierung altkirchenslavischer und kirchenslavischer Sprachdenkmäler liefern kann (vgl. Lunt 1981-82: 408, Fn. 10). Als erster Anstoß zu einer erschöpfenden Behandlung des Gegenstandes soll im vorliegenden Aufsatz der genaue Sachverhalt in drei Handschriften erörtert werden, und zwar in den Kiever Blättern (KBI.) - unter Heranziehung des griechischen Silbentrennungssystems und mit einem Exkurs über die erste, jüngere Rekto-Seite (KBI.la) und die Prager Fragmente (PFr.) -, in der Savvina kniga (Sav.) und im Suprasliensis (Supr.).3 Der Besprechung dieser Denk-mäler sei aber zuerst eine kurze Übersicht über die bisherigen, freilich in der Literatur zerstreuten Bemerkungen (meistens eher: Randbemer-kungen) zum einschlägigen Thema vorausgeschickt.

    2. Bisherige Bemerkungen

    Da Lunt (1981-82: 407-408) keine Literaturhinweise gibt, könnte man glauben, daß frühere Forscher den Silbentrennungen am Zeilenschluß überhaupt keine Aufmerksamkeit geschenkt haben. Bereits 1877 aber führte Jagic zwei ungewöhnliche Schreibungen aus Sav. an, 11\ill-TR'h. 68b 8 und m!~.QMI,Mil 97a 2, und bemerkte dazu: "beides zufällig getrennt durch das Ende und den Anfang der Zeile (Mhlpb.TR't., m~>.IP'-Ab.MH- JS)" (1877: 217). Die beiden Belege sowie .shlp~>.Ho 64a 13 und auch ocK~>.IRphHß'l''b. llla 17 (also mit etymologisch unberechtigtem b am Zeilenbruch) wurden ebenfalls von Scepkin zur Sprache gebracht: "pervoe h imeet lis' graficeskoe znacenie: ono stoit dlja zapolnenija konca stroki" (1901: 218; vgl. Leskien 1905a: 3). Scepkin (1901: 115-126) beobachtete ferner, daß in Sav. recht häufig einerseits z.B. K'l'O und LJTo, andererseits t;'b.!To und 'lhiTo geschrieben wird (siehe dazu weiter unten, 4. Abschnitt). Gerade im Hin-blick auf die genannten Einzelfälle von -b.pb.- in Sav. betonte Vondrak in seiner Rezension der Scepkinschen Ausgabe (1903) die Wichtigkeit der Beibehaltung der originalen Zeilentrennung in Editionen: "Wichtig sind [ ... ) Fälle wie Zhlnno, ihlndhmi, die sonst Veranlassung zu einer falschen Beurteilung des Denkmals geben könnten, wenn man in der Ausgabe seine Zeilenteilung nicht berücksichtigen würde" (1908: 146).4

    371

    Die infolge der Silbentrennung am Zeilenschluß vorkommende Ein-schaltung von Jerzeichen ist mehreren Forschern aufgefallen, wobei vor allem die etymologisch unberechtigten Fälle hervorgehoben wurden. So führt auch Karskij (1928: 237) diesbeziigliche aus Sav. an. benbei erwähnt er noch, daß sich in jüngeren südslavischen Handschriften, darunter z.B. den serbischen Evangelien von Miroslav und Vukan, über-haupt keine Trennungsregeln feststellen lassen. Dieser Sachverhalt wie Speranskij (1905: 12-16) bereits in seiner Spezialuntersuchung über das Evangelium von Mostar erörtert hat, besonders in Handschriften bosnischer Herkunft vor. Derselbe erwähnt übrigens auch kurz die dies-bezüglichen Gepflogenheiten in einigen altkirchenslavischen Denkmälern und betont dabei die- ebenfalls von Lunt beobachtete (siehe oben, 1. Ab-schnitt) - Zweiteilung in der handschriftlichen Praxis. Ferner nennt Vondn1k (19122: 179, 187, 189) aus jüngeren Sprachdenkmälern verein-zelte Fälle von Jereinschaltung am Zeilenschluß, und zwar im Codex Zographensis b A'hlil'hr't. Mt. 18: 32 und im Apostolus von Ohrid ;wt.lp'b.-TH Act. 14: 18; weiter im Ostromir-Evangelium c'b.ITtHipb.UIHil 14b 11 genüber gewöhnlichem C'l'RI'lp- am Anfang der Handschrift) und im Codex Marianus R'h.3M'b.IK

  • 372

    Simplex *vresti nicht vorkam (dagegen gab es Rp'ktuTH zu ö'T''b.Rp'kurm) und daß das Sprachgefühl für die etymologische Zerlegung des Kompo-situms wegen seiner Bedeutung verlorengegangen war (vgl. auch Hermann 1923: 323, Kurz 1926, van Wijk 1931: 49-50, Diels 19632 : 88-89).

    In einigen altkirchenslavischen und kirchenslavischen Handschriften, die eine sogenru:mte "Ein-Jer-Orthographie" aufweisen, und zwar 1>. für sowohl 1> als b,1 finden sich vereinzelte Fälle von " am Zeilenschluß. In seiner Ausgabe der Blätter Undol'skijs hob Karskij (1904: 19) hervor, daß im ganzen Denkmal nur zweimal " vorkommt: ecT~> la 1 und ri lb 2. Bereits Il'inskij (1906: 14, Fn. 2) bemerkte dazu, daß SC'l'h. am Zeilenende steht und f~> vor einem Loch im Pergament: "Ocevidno, b postavleno V oboich slucajach vmesto 1> radi ekonomii mesta". Dieselbe Erscheinung, also " statt '1l. als Kurzform am Zeilenschluß, liegt ebenfalls, so beobach-tete Il'inskij auch später (1912: XVII-XVIII), im Apostolus von Slepce vor. Von Arnim (1930: 28 und Fn. 1) erwähnt noch einen vergleichbaren Eip-zelfall aus dem Psalterium Sinaiticum, tCTö%jHtK'h. 35: 10, an welcher Stelle -'-1'11.- zu erwarten wäre. Weiter fügt er hinzu, daß im Zographensis b zwar fast nur '1l. vorkommt, am Zeilende dagegen mehrmals kyrillisches h. er-scheint (z.B. chjKdSII'T'H Mt. 16: 21 und KIJ'b.CT~>II Mt. 16: 24). 6

    Zum Schluß soll nochmals letztgenannter Forscher zur Sprache ge-bracht werden, da er in seine ausführliche Untersuchung über die Anzahl der Schreiber des Psalterium Sinaiticums und die Abgrenzung ihrer Partien auch die Silbentrennung am Zeilenende einbezogen hat. So stellte von Arnim (1930: 34, 39, 45, 126-127) u.a. fest, daß die beiden Haupt-schreiber A und B bei der Abtrennung Konsonanten am Zeilenschluß zulassen (sowohl Typ KIK als auch KIV) und außerdem 'b.l häufig als 'll.jl trennen, was übrigens seiner Meinung nach nichts mit einer etwaigen diphthongischen Aussprache zu schaffen hat. Beide Gewohnheiten kom-men dagegen niemals beim Hauptschreiber C vor. Nebenbei erwähnt er noch (anscheinend unter Berücksichtigung von Speranskij 1905: 14) die diesbezüglichen Schreibgepflogenheiten in einigen anderen (alt-)kirchen-slavischen Handschriften:

    "Im Glagolita Clozianus, in den Codd. Marianus, Zographensis, in den Blättern Undolskijs steht am Zeilenende nur Vokal und ungetrenntes -'11.1. Im Euchologium sinaiticum fiel mir nur SSMII-Iii'> fol. la auf (ein Fall in ca. 2000 Zeilen). Im Cod. Assemanianus und in den Prager Fragmenten wird an beliebiger Stelle getrennt. Ebenso in den Praxaposteln von Ochrida und Slepce, während beispielsweise der Parimejnik von Grigo-rovic mit dem Glagolita Clozianus usw. zusammengeht." (1930: 126-127)

    373

    3. Die Kiever Blätter

    Die KBl. enthalten sieben Folien (13 Seiten) mit insgesamt 305 die von zwei Händen glagolitisch beschrieben sind (Hand A: lb 1 - 2b 7; Hand B: 2b 8 - 7b 23). Im Durchschnitt wird am Ende jeder zweiten bis dritten Zeile ein Wort abgetrennt. Es folgen alle 126 Fälle:

    MN.i'-ISHIKd lb 3, flöAIIISb. 5, H.IHd'k 7, HIIWjMh 10, ö'IHLU'-IeiHHe 15, ct~IM'h. 16, HO!ii'. 17, R'b.Si\RIIrm 20, ojrh 21, (He)jRec~>cK'b.HM'h. 23, R'll.3MölmsM'b Sb 4, 'l'RöjSMh 5, R-k'-~~>IHOS 9, tdiM'b. 11, O'T''b.RBIAB 12, C'b.jllllCSHHB 18, 21, MIIIOit'T'Hiii'> 22, C'b.'T'ROj\)tt\'b. 6a 3, 'T'RQSjt\\ 4, np'kt'T'dKIISjHH'k 5, SM'b. 6, elt'T"b. 7, 3dW'-IIj'T'I'T''b.13, Heim H8f'0)1

  • 374

    lassung handelt (vgl. Schaeken 1987: 22). Dasselbe gilt übrigens auch für die sonstigen Fälle, wo eine Zeile auf einen Konsonantenbuchstaben endet: on11ll 2a 17, HduJ:II 3b 24, np-kzlsll 4a 14 sowie HCM·II 3a 15 (also im Falle eines durch Abkürzung hervorgehobenen Nomen sacrum).8

    Geht man von der auf der Hand liegenden Annahme aus, daß das Sil-bentrennungssystem der KB!. sowie sonstiger altkirchenslavischer Hand-schriften den griechischen Gepflogenheiten nachgebildet ist, so wird ein Vergleich dadurch erschwert, daß in der zeitgenössischen und älteren griechischen Schrift Theorie und Praxis auseinandergingen und außerdem auch in der Praxis keine völlige Einheitlichkeit herrschte (siehe dazu aus-führlich Kühner und Blass 18903: 349-351, Hermann 1923: 123-132). Ganz im allgemeinen läßt sich sagen, daß nur das im Zeilenanlaut stehen konnte, was auch im Wortanlaut vorkam. Die wichtigsten Regeln waren: - Ein zwischen zwei Vokalen stehender Konsonant gehörte dem zweiten Vokal an (z.B. np6ISoltoc;). - Eine aus zwei oder drei Konsonanten bestehende Gruppe wurde mit dem folgenden Vokal verbunden, wenn ein Wort mit ihr anlautete (z.B. tuln:tw, &lotpov). - War letzteres nicht der Fall, so wurde meistens hinter dem ersten Kon-sonanten abgebrochen ( z.B. &A.Iooc;, &:A.Ixt~p ). - Schwankend war die Auffassung für o + Konsonant (z.B. 'Apwlttwv oder 'Aptlcntwv) und für "muta cum Iiquida", d.h. Verschlußlaut + Liquida/ Nasal (z.B. n:cxtlp6c; oder n:cxltp6c;).

    Eine Erweiterung des Trennungsprinzips war, daß auch Konsonanten-gruppen, die im Wortanfang theoretisch aussprechbar waren, zusammen-bleiben sollten: "Von olxtw aus z.B. konnte man leicht auf die Trennung ölyöooc; verfallen usw." (Hermann 1923: 130).

    Das Abtrennungssystem der KBI. (Typ VI) paßt in den allgemeinen Rahmen des griechischen Prinzips, ist aber zugleich auf die offene Silben-struktur der ältesten Periode der altkirchenslavischen Sprache zugeschnit-ten (vgl. auch Allen 19742: 99, Fn. 1). Demzufolge wurden Gruppen von zwei oder drei Konsonanten niemals voneinander getrennt, sondern immer dem erweiterten griechischen Prinzip entsprechend zur folgenden Silbe gezählt (vgl. K'I!.I3APdCTBT'h. 3a 14, ii~K.A>. 23, Rll(.:~ms)IH-kl1 24 und (sH)Ic llH'ld/111 26. - Einmal Typ KIK: c(~noc)ITKA)I.)IT'h 14, '1'dM\IL\dP( 0) 15, lllllldiTORH 20, 110C'1'dRHIW

  • 376

    8, HIM~ 11 usw. Der Typ KIV liegt nach der Scepkinschen Edition aus-nahmsweise zweimal vor: noM

  • 378

    88b 9, 149b 8, 36Mb.llii\ 41a 13, 125a 8, C'rROpb.ll 56b 7 und IHMb.IH 102b 2) sowie hinter silbischen Liquiden ( ocKpb.lwk 141a 11, "ril'hlu;krre 31b 17, OTR1Jb.l3ocrr.lKIAo 51.15, HetulclcK'hiHMH 55.9, TspeHirrma 174.9, mlt~,s 489.13, H3111

  • 380

    Bei der Silbentrennung ist K' 163mal belegt. Gewöhnlich wird der Apo-stroph hier anstelle eines schwachen Jers verwendet: KOYMHp'ltK'hiH. 17.7, oT'Iu.

    Die von der Silbentrennung hervorgerufene Verwendung des Apo-strophs als Zeichen der Auslassung von '" oder ;,. hat sich also bei aus-gebreitet als Zeichen der "Bedeutungslosigkeit". Dabei konkurrierte in schwacher Position die Schreibung ' über 11 (für auszulassendes .b) mit bloßem ' (für ausgelassenes b). So entstand in Supr. für die Wiedergabe der schwachen Jers ein ziemlich buntes Bild: einfach traditionell benes "' oder 11.; überhaupt gar nichts, was mit der Sprachwirklichkeit übereinstimmte; vom Trennungssystem hervorgerufenes '; und schließlich für b noch ~.

    Es stellt sich wiederum die Frage, inwieweit der Kopist die schwachen Jers noch etymologisch korrekt verwenden konnte. Meistens steht der Apostroph tatsächlich anstelle eines ursprünglich vorhandenen 'h oder b. Ausnahmsweise finden sich die schon von JagiC (1877: 217) beobachteten und oben bereits angeführten Belege Hcn'ltl'hHH 9.22, M'lphTKHH 503.18 und cK'Ip!iRii 557 .17; dazu kommt noch RSCb.M'IP"'r'hH

  • 382

    oyc

  • 384

    8 Die genannten Sonderfälle, wozu auch solche vom Typ dM~II, also mit einem am Zeilenschluß zwecks Raumersparnis hochgestellten Konsonantenbuchstaben, zu zäh-len sind, sollten auch in den weiteren Untersuchungen ausgeklammert werden.

    9 Zum Abtrennu~{!styp KIK gehört natürlich nicht fehlerhaftes IC I KQtiHKQ 40a 13 (so in der Ausgabe Scepkins) statt richtigem lc I K•MHKO (vgl. die Berichtigung bei Karinskij 1914: 2q9).

    10 Im Altkirchenslavischen findet sich s'b- als Verbalpräfix fast immer in der Form c~- ( Ch-). Eine Ausnahme bildet u.a. gerade die häufig belegte Schreibweise C'T'KQ-pwm: "visiblement a cause du suffixe usuel -hCTKO" (Vaillant 19642 : 39). Ein zu-sätzlicher Grund für die Schreibweise dieses sehr oft gebrauchten Wortes ist wohl, daß "die Bedeutung des c~- (mit) hier völlig verblasst und das Wort nur noch Per-fektiv zu TKO\)H'T'H ist" (Leskien 1905a: 13).

    11 Nicht hierher gehören die Druckfehler Cti~IWdK'h 35a 13 statt Cti~IIUJ

  • 386

    1912 Jagic, v.

    1877

    Karinskij, N. 1914

    Karskij, E.F. 1904

    1928 Koch, Chr.

    pis'mennosti XI-XII v. (= Pamjatniki staroslavjanskago jazyka I/5). Sanktpeterburg. Slepcenskij apostol XII veka. Moskva.

    "Studien über das altslovenisch-glagolitische Zographos-Evangeli-um", Archiv für slavische Philologie 2, 201-269.

    "Petiecen' vaznejsich netocnostej poslednjago izdanija Savvinoj kni-gi", lzvestija ORJaS !AN 19/3, 206-216.

    Listki Undol 'skago, otryvok kirlllovskago evangelija Xl-go veka ( = Pamjatniki staroslavjanskago jazyka I/3 ). Sanktpeterburg. Slavjanskaja kirillovskaja paleografija. Leningrad.

    1990 Das morphologische System des altkirchenslavischen Verbums. I: Text, II: Anmerkungen. München.

    Kühner, R. und F. Blass 18903 Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache. I: Elementar-

    und Formenlehre. Hannover. Ku! 'bakin, St.

    1929 Kurz, J.

    1926

    Leskien, A. l905a

    1905b

    Lunt, H.G. 1957

    1958

    1981-82

    1982

    Mares, F.W. 1979

    Margulies, A. 1927

    Le vieux slave. Paris.

    "Pfispevek k staroslovenskemu pravopisu", MNHMA. Sbornfk vydanf na pamet: ctylicftileteho ucitelskeho pusobenf Prof. Josefa Zubateho na. Universite Karlove 1885-.1925, 428-438. Praha.

    "Noch einmal 'll. und 1!. in den altkirchenslavischen Denkmälern", Archiv für slavische Philologie 27, 1-40. "Die Vokale 'll. und b. im Codex Suprasliensis", Archiv für slavische Philologie 27, 481-512. Handbuch der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache. Gram-matik - Texte - Glossar. Heidelberg.

    "Ligaturcs in Old Church Slavonic Glagolitic Manuscripts", Slavis-ticna Revija 10, 253-267. "On Slavonic Palimpsests", American Gontributions to the Fourth International Ccmgress of Slavicists. Moscow, September 1958, 191-209. 's-Gravenhagc. "On the Old Church Slavonic Codex Assemanianus", Makedonski jazik 32-33, 405-416. "On Dating Old Church Slavonic Gospel Manuscripts", South Slavic and Balkan Linguistics ( = Studies in Slavic and General Linguistics 2), 215-231. Amsterdam.

    An Anthology of Church Slavonic Texts of Westem (Czech) Origin (= Slavische Propyläen 127). München.

    Der altkirchenslavische Codex Suprasliensis. Heidelberg.

    Meyer, K.H. 1935

    Pogorelov, V. 1927

    Scepkin, V. 1901

    1903

    Schaeken, J. 1987

    Schulze, W. 1921

    Sever'janov, S.

    387

    Altkirchenslavisch-griechisches Wörterbuch des Codex Suprasliensis. Glückstadt-Harnburg.

    Iz nabljudenij v oblasti drevne-slavjanskoj perevodnoj literatury. III: Opyt izucenija teksta Sawinoj knigi Sbomik Filosoficke fakulty University Komenskeho v Bratislave 46/1). Bratislava.

    Razsuidenie o jazyke Sawinoj knigi (= Sbornik ORJaS !AN 67 /9). Sanktpeterburg. Sawina kniga (= Pamjatniki staroslavjanskago jazyka I/2). Sankt-peterburg.

    Die Kiever Blätter(= Studies in Slavic and General Linguistics 9). Amsterdam.

    "Zur kirchenslavischen Orthographie", Festschrift Adalbcrt Bezzen-berger zum 14. April 1921 dargebracht von seinen Freunden und Schülem, 144-147. Göttingen.

    1904 Suprasl'skaja rukopis' I(~ Pamjatniki staroslavjanskago jazyka II/1). Sanktpeterburg.

    Sobolevskij, A.I. 1891 Drevnij cerkovno-slavjanskij jazyk. Fonetika. Moskva.

    Speranskij, M. 1905 "Mostarskoe (Manojlovo) evangelie", Russkij filologiceskij vestnik

    Tot, I. (T6th) 1978

    Vaillant, A. 19642

    Vasmer, M. 1924

    Vondräk, W. 1908 19122

    Wijk, N. van

    54, 1-36.

    "K izuceniju odnoerovych pamjatnikov XI v. ", Studia Slavica 24, 229-258.

    Manuel du vieux slave. I: Grammaire. Paris.

    "Die reduzierten Vokale (1>, b) in den Fremdwörtern des Altbulga-rischen", Zeitschrift für slavische Philologie 1, 156-163.

    (Rezension von Scepkin 1903) Rocznik slawistyczny 1, 145-147. Altkirchenslavische Grammatik. Berlin.

    1931 Geschichte der altkirchenslavischen Sprache. I: Laut- und Formen-lehre. Berlin-Leipzig.

    Zaimov, J. und M. Kapaldo (Capaldo) 1982-83 Suprasolski ili Retkov sbomik 1, 2. Sofija.

    ,'1

    ''I

    i