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DIE POLYVAGAL THEORIE 1994 nach Prof Stephen Porges Stephen W. Porges Ph. D. Professor für Psychiatrie und Biomedizin, Research Professor in the Department of Psychiatry at the University of North Carolina at Chapel Hill. Neurowissenschaftler + Psychophysiologe mit Schwerpunkt für die Neurobiologie des sozialen Verhaltens). Er hat ca. 200 wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der medizinischen/Psychologischen Wissenschaften veröffentlicht . Porges war wesentlich beteilig an der Erforschung und der Softwareentwicklung für die Messung und die Interpretation der Herzfrequenzvariabilität (HRV). 1) Unter mentaler oder körperlicher Belastung nimmt die Herzfrequenzvariabilität ab (Porges 1969) 2) Die Respiratorische Sinusarrhythmie (RSA) der HRV ist ein zuverlässiger Indikator für den auf das Herz einwirkenden vagalen Einfluss. (Porges 1988) © 2015 cranioschule.ch

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DIE POLYVAGAL THEORIE 1994

nach Prof Stephen Porges

Stephen W. Porges Ph. D.

Professor für Psychiatrie und Biomedizin,

Research Professor in the Department of Psychiatry at the University of

North Carolina at Chapel Hill.

Neurowissenschaftler + Psychophysiologe mit Schwerpunkt für die

Neurobiologie des sozialen Verhaltens).

Er hat ca. 200 wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der

medizinischen/Psychologischen Wissenschaften veröffentlicht.

Porges war wesentlich beteilig an der Erforschung und der

Softwareentwicklung für die Messung und die Interpretation

der Herzfrequenzvariabilität (HRV).

1) Unter mentaler oder körperlicher Belastung nimmt die Herzfrequenzvariabilität ab (Porges

1969)

2) Die Respiratorische Sinusarrhythmie (RSA) der HRV ist ein zuverlässiger Indikator für den

auf das Herz einwirkenden vagalen Einfluss. (Porges 1988)

© 2015 cranioschule.ch

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Das vegetative Nervensystem ist aus Sicht der Psycho-Physiologie

der Link zwischen Psyche und Soma

• Die Psycho-Physiologie als Modell psychologisches Verhalten zu

verstehen.

• Erklärung der Wirksamkeit von bestimmten Therapien an der SEEKlinik

aus Sicht der Psycho-Physiologie.

• Erfahrung und Selbst-Einüben von sozialem Zeichen wirkt positiv

therapeutisch auf das veg. Nervensystem.

• Ruhe und Entspannung ist nicht immer der erste beste therapeutische

Schritt. Es gibt (Trauma-) Patienten, die auf Ruhe mit Angst /Panik

reagieren.

Ich beziehe mich auf die Forschung von

Stephen W. Porges Ph. D.

Professor für Psychiatrie, Biomedizin und Psychophysiologie Research Professor in the Department of Psychiatry at the University of North

Carolina at Chapel Hill.

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Die polare Organisation des veg. Nervensystems

Das bekannt Modell:

Die Forschung bezog sich

bisher immer auf

peripheren visceromot.

Anteile. Die Bereiche des

Hirnstamms wurden

vernachlässigt.

So entstand das Modell

des Antagonismus in

Bezug auf die Zielorgane

und auch keine

Unterscheidung der

Innervation der supra und

der infradiaphragmatischen

Organe. (S.83)

Seitenzahlen beziehen sich

auf das buch von Porges)

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Parasympathikus Sympathikus

cranialer Anteil = Nervus Vagus sacraler Anteil = Plexus sacralis

Immobilisierung/Verdauung Mobilisierung für kurzfristige Stress Anforderung Pause zur Regeneration

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Die Aufgabe des vegetativen Nervensystems

Das vegetative Nervensystem mit

Parasympathikus/Vagus Sympathikus

dient der autonomen Selbstregulation

an innere und äussere Veränderungen

wie Stressanforderungen oder

Regenerationspausen

und ermöglicht so

ein inneres funktionelles Gleichgewicht.

© 2015 cranioschule.ch Enterische Nervensystem (ENS) - das Nervensystem des Magen –Darm Trakts, das ein

vollkommen selbstständiges Regelsystem ist, jedoch durch Signale vom Sympathikus und

Parasympathikus beeinflusst wird

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Das vegetative Nervensystem

Link zwischen Psyche und Soma 1. Teil

Parasympathikus/Vagus: gute Regulation: Soma: gute vegetative Funktion der Organe,

gute Stoffwechselsituation

Psyche: Verlässlichkeit des Körpers

Sympathikus Soma : gute Stressresistenz/-Belastbarkeit:

Psyche: Verlässlichkeit des Körpers in Stresssituationen

© 2015 cranioschule.ch Enterische Nervensystem (ENS) - das Nervensystem des Magen –Darm Trakts, das ein vollkommen selbstständiges Regelsystem ist,

jedoch durch Signale vom Sympathikus und Parasympathikus beeinflusst wird

Parasympathikus/Vagus: Über- und Dauererregung Soma : Hypertonus der Organe, u. a. Diarrhöe

Psyche: Kein Verlass auf den Körper

Sympathikus Über- und Dauererregung Soma: Kardiovaskuläre Belastung, Unterfunkton

der Organe z. B. Obstipation, Immundefizite

Psyche: geringe Affektregulation, Kein Verlass auf den Körper

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Das Vagusparadox :

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Durch welchen Widerspruch

begann Porges das Konzept der

Polarität von Sympathikus

Parasympathikus im vegetativen

Nervensystem zu hinterfragen?

Vorerst ein kurzer Blick in die Diagnostik der

Herfrequenzvariabilität (HRV)

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Die Herzfrequenzvariabilität (HRV) Abnahme der HFV unter körperlicher oder mentaler Belastung

Ein gesunder Organismus

passt die Herzfrequenz

ständig den aktuellen

Erfordernisse an.

1) Unter mentaler oder körperlicher Belastung

nimmt die Herzfrequenzvariabilität ab (Porges 1969)

Herzfrequenzvariabilität

Mit der HFV haben wir ein Portal, mit

dem wir sehen könne wie das

veg. NS unseren Körper reguliert,

bzw. wie unser NS auf bestimmte

Herausforderungen reagiert. (Porges Interview 2012)

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Die Herzfrequenzvariabilität (HRV) Respiratorische Sinusarhythmie (RSA)

Bei reif geborenen Neugeborenen findet sich eine höhere

Amplitude der RSA als bei unreifen FG,

somit ist die grosse Amplitude der RSA ein Zeichen für

einen gute vagale Regulation/Stressresistenz (Porges 1988)

2) Nach Porges ist also nicht die erhöhte HRV entscheidend für

das Potential der Adaptation, die Reaktionsfähigkeit und

Erholungsphasen, sondern das Auftreten einer RSA.

Der Vagus «bremst» gepulst, d. h. rhythmisch atemsynchron

die Aktivität des Sympathikus.

Der RSA mit einer grosse Amplitude ist ein Zeichen für eine

hohe gepulste Aktivität des Vagus.

Herzfrequenzvariabilität

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1. Teil Das Vagusparadox

Porges zeigt an Hand der RSA auf:

Eine hohe Amplitude der RSA ist ein

Zeichen für einen hohen Vagotonus.

Der Vagotonus ist Zeichen für eine

hohe Flexibilität des veg. N.-systems.

In der Neonatologie ist

bekannt: Ein hoher Vagotonus ist bei

Frühgeborenen

verantwortlich für akute

Bradycardie*

*Die gleiche Aussage gibt es von

Forschern, die den sog Voodoo Tod

(Angsttod) erforsch haben, d. h.

dass dort der erhöhte Vagotonus

zum Tod geführt hat, d. h.

Herzstillstand in der Systole

die Phylogenese,

die Anatomie, Embryologie, Physiologie

des autonomen Nervensystems….

…ist der Beginn der Forschung für die

Polyvagaltheorie Literaturstudium über

Das Vagusparadox : Widersprüche sind die

wichtigsten Impulse für

Forscher.

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Anatomie des Nervus vagus drei Kerne des cranialen Anteils des Parasympathikus

Ncl. dorsalis

vagalis: (dorsaler

Vagus)

Ncl. ambiguus

(ventraler Vagus)

Nucleus solitarius (nur afferent)

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Anatomie des Nervus vagus drei Kerne des cranialen Anteils des Parasympathikus

Nucleus dorsales vagalis ( langsame NICHT myelinisiert): mit viszero Efferenzen

Nucleus ambiguus (schnelle myelenisiert): mit viszero Efferenzen

Nucleus solitarius: viscero Afferenzen

Schnitt durch die Medulla oblongata in Höhe der Olivenkerne (Netter, Nervensystem

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Physiologie des Nervus vagus

Vaguskerne beim Säugetier

Nucleus ambiguus (schnelle ventraler Vagus):

Steuerung der supradiaphragmatischen visceralen Organ

Viszero Efferenzen zu Herz, Aorta, Trachea, Bronchien

Diaphragma

Nucleus dorsalis vagalis (langsame dorsaler Vagus): Steuerung der subdiaphragmatischen visceralen Organe

Viszero Efferenzen zu Herz, Aorta, Trachea, Bronchien,

und vor allem unterhalb des Diaphragmas zum

Verdauungstraktes bis Flexura coli sinistra), Leber, Pankreas

und Niere

Nucleus solitarius: Viscero Afferenzen aus Herz, Atemwegen und

Verdauungstrakt über X, IX, VII, Efferenzen z.B. zum Nucleus dorsales

Es gibt zwei efferente Kern des Nervus Vagus Selektive Untersuchung

der Vagusfasern des DV

und VV. (S. 87) © 2014 cranioschule.ch

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Phylogenese des vegetative Nervensystems

kardiale

Kontrolle

Verdauung

Dorsaler

moto Nucleus Dorsaler Vagus

Sympathisches

Nerven System Nervus Sympathicus

Nucleus

ambiguus = Ventraler Vagus

Knorpelfisch (Rochen)

Herzleistung

Verdauung

Reptilien Herzleistung

Verdauung

Herzleistung

Verdauung

Säugetier Herzleistung

Verdauung

Herzleistung

Verdauung

Herzleistung

Fein-Regulation d. h. gepulst Reduktion

und Steigerung

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Der Nucleus ambiguus

(=zweideutig) ist eine unscharf nicht

leicht abgrenzbarer Ansammlung

von Nervenzellen der Medulla

In der Phylogenese entwickelt sich das veg. NS

stufenweise und bildet drei Regelkreise für die

1) Selbstregulation aber auch als

2) Überlebensstrategien

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Das vegetative NS des Säugetiers dient der Adaptation

an innere und äussere Veränderungen und ermöglicht so…

• akuter Muskeltonus Verlust

• Reduktion Atmung Herzkreislauf

• Aktivierung der Verdauung

,

Sympathikus: Mobilisierung, Kampf/Flucht

• Mobilisierung aller Reserven

• Steigerung Atmung Herzkreislauf

• Reduktion der Verdauungsfunktionen

ventraler, schneller «neuer» Vagus : • Feinregulation von Atmung, Herzkreislauf

• In Ruhe sein ohne Angst

Welches ist die besondere Entwicklung des

Ventrale Vagus beim Säugetier? © 2015 cranioschule.ch

1.) Selbst-Regulation von

Körperfunktionen

Das Ampelsystem

2.) Anpassung an besondere Anforderungen

d. h. drei

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Das vegetative Nervensystems Physiologie des Nervus Vagus (ventraler Vaguskomplex (VVC) beim Säugetier

Der Nervus Vagus besteht aus 80 % afferenten und 20 % efferenten

Anteilen die efferenten Anteile verteilen sich auf:

Nucleus dorsalis vagalis (NICHT myelenisiert):

- Steuerung der subdiaphragmatischen visceralen Organe

- Ein Relikt der Kontrolle , die der Vagus über Herz und Lungen

bei Reptilien hat zum Tauchen oder Todstellen Das Säugetier benötigt viel Sauerstoff und erhält ein differenzeirtes Kontrollsystem über Herz und

Lungen, die Hypoxie, die für die Reptilien adaptiv ist, ist für den Menschen tödlich

Ventraler Vagus (myelenisiert) (Nucleus ambiguus) :

- sehr schnelle Fein-Steuerung der supradiaphragmat. Organe

- Es finden sich neurophysiologisch eine funktionelle

Verbindung des ventralen Vagus (=Ncl ambiguus) zu

der quergestreiften Muskulatur, die von den Hirnnerven: V, VII,

IX, XI, versorgt wird.

d. h. eine Kopplung des visceromotorischen (Herz, Lunge) mit

einem somatomotorischen System. (S.63)

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Embryologie des Nervus vagus

Einwanderung von fünf

Schlundbogen

assoziierten Hirnnerven

aus den

Neuralleistenzellen in

die Gesichtsregion.

Es entwickelt sich eine

topographische und

funktionelle Verbindung der

Hirnnerven V, VII, IX, X, XI

und der von diesen

kontrollierten

quergestreiften Muskulatur

•Trigeminus (V)

•Facialis (VII)

•Ventraler Vagus (X)

•Glossopharyngeus (XI)

•(Accessorius (IX)

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Der Nervus Vagus beim Säugetier

Anatomie:

- Es gibt zwei efferente Vaguskerne

- Der ventraler Vagus steht in enger Topographie zu den Hirnnerven V, VII, IX, XI

Phylogenese: Es entwickeln sich drei Überlebensstrategien

Neurophysiologie: Der ventrale Vagus bildet einen ventralen Vaguskomplex (VVC) zusammen mit

somatomotorischen Anteilen von vier weiteren Hirnnerven

Embryologie: Ventraler Vagus hat eine gemeinsame Entwicklung mit Hirnnerven V, VII, IX, XI

Verschieden Gebiete der Medizin zeigen, dass das

polare Modell nicht mehr ausreicht, um die Funktion

des veg. NS zu erklären.

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2a Teil

Ergebnisse der Forschung nach Porges

Es gibt zwei Vagus Regulationen beim Menschen:

1.) Das unreifen FG hat NUR den NICHTmyelenisierten dorsalen Vagus ,

wenn dieser zur Überreaktion kommt, führt dies zur Bradycardie.

2.) Wenn der Säugling ausgereift ist, verfügt er zusätzlich über das

differenzierte myelenisierte schnell wirkende ventrale vagale System.

Erklärung des Vagusparadox:

Die gepulste Aktivität der «Vagusbremse» zeigt sich in der RSA und ist ein

eine Zeichen für eine hohe Regulationsfähigkeit des vegetativen NS

Für die subdiaphragmatischen Organe besteht weiterhin ein

polares System.

Kardial besteht eine differenzierte Regulation: In der Inspiration

setzt eine rhythmische atemsynchrone Aktivität des ventralen Vagus

ein, die gepulste «Vagusbremse».

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Neuer Begriff:

Der ventrale Vaguskomplex (VVC) als Teil des parasympathischen oder vagalen Systems

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Der schnelle, ventrale oder «neue» Vagus bildet zusammen mit somatomotorischen Anteilen

von vier weiteren Hirnerven,

die funktionell* miteinander verbunden sind den….

* d. h. wenn ein Anteil aktiv wird, dann aktiviert

dieser ebenfalls die übrigen Anteile des VVC

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Physiologie des ventraler Vaguskomplexes (VVC) des Säugetiers

In der Anatomie, Embry-ologie,

Phsyiologie sowie «In unserem Labor

haben wir die neuronalen

Beziehungen zwischen der vagalen

Regulation des Herzens/Lunge und

Verhaltensweisen des sozialem

Engagements nachgewiesen.» S. 260

Ein Kopplung des

visceromotorischen mit dem

somatomotrischen System (S.63) © 2015 cranioschule.ch

Der VVC dient dem Säugetier der

Fortpflanzung d. h. Intimität/Paarung, der

Säuglingsernährung, der Zeichen für

emotionalen Bindung, Kommunikation, Affektregulation

V Trigeminus: Sensibilität für Berührung im Gesicht , Hörmuskel für die

Frequenzdifferenzierung für die mütterliche Stimme M. Tensor tymp.

VII Facialis: Mimik insbes. der obere Gesichtshälfte, Mundmotorik,

Saugfunktion, Hörmuskel M. stapedius)

IX Glossophar.: Schlucken, Prosodie (Stimm-melodie, -modulation)

XI Accessorius: Kopfbewegung als soziale Geste und Orientierung

X Ventr. Vagus: Affektregulation Feinregulation des Herzens/Bronchen

dies wird auch „Vagusbremse“ genannt

Der VVC hat sich entwicklungsgeschichtlich beim Säugetier

herausgebildet: Weshalb?

der VVC verfügt über folgende soziale Funktionen :

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Der Mensch verfügt über drei

Überlebensstrategien:

Lebensgefahr: Todstellreflex der Knorpelfische (dorsaler Vagus)

Gefahr: Kampf und Flucht der Reptilien (Sympathikus)

Sicherheit: soziales Verhalten der Säugetiere (ventraler Vagus)

z. B. bei Schmerz- oder Trauma Patienten:

• akuter Muskeltonus-Verlust, Herz-Kreislaufversagen

• in Ruhe kommt Angst (Vermeidung dieser «Ohnmacht» über Panik des SN)

• Überaktivität der Viscera Sympathikus: Mobilisierung (SN):

• Hyperaktivität, Steigerung d. Herzleistung

• fokussierte Wachheit, Aggressivität, fehlendes Sozialverhalten

• Unteraktivität der Viscera

ventraler VC: soziale Bindung, Kommunikation • Feinregulation Herz/Lungen

• In Ruhe sein ohne Angst, Kontrolle der Affekte

• Konfliktlösung über Kommunikations-Zeichen

• Flexibel, adäquate Regulation der Viscera © 2015 cranioschule.ch

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Zusammenfassung: 1. Drei vegetative Regelkreise

Lebensgefahr dorsaler Vagus» Immobilisierung

Gefahr Sympathikus Mobilisierung

Sicherheit ventraler Vagus soziales Verhalten

Komplex (VVC)

Das Säugetier hat Zugang zu allen drei Regelkreisen des veg. NS.

Alle drei haben adaptive Aufgaben und ermöglichen:

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1.) Selbst-Regulation von

Körperfunktionen

2.) Anpassung an bes. Anforderungen

d. h. drei Überlebensstrategien

Wenn eine Überlebensstrategie gefordert ist,

dann bestimmt diese den veg. Regelkreis.

Umfeld veg. Regelkreis Verhalten

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Zusammenfassung: 2. Der ventrale Vagus Komplex

Der ventrale Vagus Komplex ist mehr als nur ein

Regulator von vegetativen Funktionen.

In Situationen von Sicherheit geben wir mit den Funktionen

des VVC soziale Zeichen um zwischenmenschlichen Kontakt

herzustellen und um diesen aufrechtzuerhalten.

Er nennt sich deshalb auch …

“Social Engagement System“ System des soziale Engagement

© 2015 cranioschule.ch

• Berührung (Trigeminus)

• Mimik, aktiv (Fazialis)

• weibl. Stimme hören (Facialis/Trigem.)

• Prosodie, Singen (Glossopharyngeus)

• Zuwendung, physische über

Nackenmuskulatur . (Acessorius)

Affektregulation,

Herz, Atmung: (ventraler Vagus)

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Zusammenfassung: 3. «Neurozeption»

Neuroception: Die Gefahreneinschätzung erfolgt als erstes ohne

das Bewusstsein über subcorticale Strukturen, welche dann

defensive Impulse z. B. aus dem Limbischen System

(Hypothalamus, Amygdala) hemmen oder aktivieren und damit im

Stammhirn den entsprechenden vegetative Regelkreis einschalten.

Lebensbedrohung Todstellreflex

Gefahr Kampf- und Flucht Reaktion

Sicherheit soziales Verhalten

Die erste Entscheidung, mit welchem Regelkreis

das vegetative NS reagiert, ist unbewusst.

© 2015 cranioschule.ch *ANS: Autonomes, vegetatives NS

Die Überlebensstrategie bestimmt, welcher Regelkreis

eingesetzt wird, der eingesetzte Regelkreis bestimmt auch die

Regulation der vegetativen Basis Körperfunktionen.

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Diese neue Sicht auf das veg. Nervensystems

nennen sich nach Prof. Stephen Porges

DIE POLYVAGAL THEORIE 1994

1) Das vegetative NS ist drei geteilt, wir haben

zwei vagale Regelkreise (=poly-vagal)

Lebensgefahr Todstellreflex

Gefahr Kampf und Flucht

Sicherheit sozialer Verhalten

3) „Neurozeption“

2) Der Ventrale Vagus Komplexe hat die Funktion eines

Systems des sozialen Engagement »In unserem Labor haben wir die (neuronale) Beziehungen zwischen der vagaler Regulation des Herzens und Verhaltensweisen sozialem

Engagements nachgewiesen.» S. 260

Umfeld Verhalten

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Der Ventrale Vagus Komplex wirkt als

«soziales Nervensystem» (Social Engegement Systeme (SES)

1) Das SES ist bi-direktional, es steuert den Ausdruck UND

die Wahrnehmung von sozialem Verhalten.

d. h. wir reagieren auf Zeichen des SES und

antworten mit den Zeichen des SES.

Das Erhalten sowie auch das Geben von sozialen

Zeichen stärkt den ventralen Vaguskoplex

Nur die Verfügbarkeit des VVC ermöglicht eine flexibel und adäquate Adaptation an innere und äussere Veränderungen,

d. h. nur dann dient das vegetative Nervensystem Aufrechterhaltung eines inneren Gleichgewichtes.

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4 Hirnnerven

ventraler

Vagus»

besondere Funktionsweise des sozialen

Nervensystems (SES)

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1) Das SES ist bi-direktional

.

.

2) In Angst und Unsicherheit werden

«neurozeptiv» getriggert

Die besondere Funktionsweise des

sozialen Nervensystems (SES)

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- eine Aktivierung des Kampf und Fluchtsystems

Sympathikus (Mobilisierung in Angst)

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.

.

3) Der VVC auch nur ein Anteil (Hirnnerv)

aktiviert wird…,

2) Ein durch z. B. Angst beeinträchtigtes vegetatives NS

Die besondere Funktionsweise des

sozialen Nervensystem (SES)

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1) Das SES ist bi-direktional

• Berührung (Trigeminus)

• Mimik, aktiv (Fazialis)

• weibl. Stimme hören (Facialis/Trigem.)

• Prosodie, Singen (Glossopharyngeus)

• Zuwendung, physische über

Nackenmuskulatur . (Acessorius)

Atmung:

Verlängerte Exspiration (ventraler Vagus)

…dies ist wesentlich für die Entwicklung

von therapeutischen Ansätzen

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Das soziale Nervensystem Beispiele

Wo findet sich sehr deutlich ein Defizit im

sozialen Nervensystem : Autismus! „biological rudness“

V Trigeminus: Lärm empfindlich, fehlende Frequenzdifferenzierung

VII Facialis: keine Mimik, Lärm empfindlich,

IX Glossophar.: monotone Stimme

XI Accessorius: starre Kopf- und Nackenhaltung

X ventraler Vagus: geringe Affektkontrolle

Dieser Defizite des „Sozialen Nerven Systems“ zeigten

sich auch häufig bei psychiatrischen/psychosomatischen

Erkrankungen:

• blasses, Mimik-armes Gesicht, insbes. Stirn und Augenring ,

d. h. „ der soziale Blick“ fehlt

• Lärmempfindlichkeit

• fehlende Demaskierung des Frequenzbandes der weibl.

menschliche Stimme, insbesondere Vokale,

• monotone Stimme, oder hohe nicht modulierte Stimme

• Starre Kopfhaltung

• Verdauungsprobleme

• Herzkreislaufprobleme, erhöhter Blutdruck, Affektregulation

• Immunsystem reduziert als Folge der Erschöpfung © 2015 cranioschule.ch

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Social Engagement System (SES) Das Hörprojekt von Porges

.

.

Das Hörprojekt: zur Aktivierung des SES Über die Hörmuskeln (Facialis/Trigeminus)

Tensor (V): Schutz des Innenohrs durch Spannungsänderung

des Trommelfells und Filterung für das „mütterliche“ Frequenzband

Stapedius VI: Schutz des Innenohres, bremst

Steigbügelbewegungen ab , Filterung für das „mütterliche“ Frequenzband

Training der Hörmuskeln: Die Patienten hören über Kopfhörer eine

melodische weibliche (müttlerliche) Stimmmelodie,

dies nur eine kurze Zeit 30-50 Min.,um die Pat nicht zu überfordern.

In der ersten Sitzung wird selbst die weiblich Stimme noch auf ein

enges Frequenzband reduziert.

Hören der mütterlich Frequenz

Anspannung (Training) der Hörmuskeln, damit

Aktivierung Hirnnerv V und VII, damit

Aktivierung des sozialen Nervensystem (SES)

SES Zeichen: Mimik, Fixieren mit den Augen,

Kopfbewegung

bessere Affektregulation

RSA (verbesserte Amplitude)

Mit der Entwickelung zum Säugetier besteht über

bewegliche Gehörknöchelchen die Möglichkeit Frequenzen

zu differenziert herauszufiltern.

Erst das Säugetier hat Gehörknöchelchen und ein

Diaphragma, welches die Stimme

mit-modulieren kann.

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Verhalten Körperphysiologie Neuroception, äussere und innere

Die autonome Regulationsaufgabe konkurriert mit der Überlebensstrategie: Nur die Verfügbarkeit des VVC ermöglicht eine flexibel und adäquate Adaptation an innere und äussere

Veränderungen, d. h. nur dann kann das vegetative Nervensystem flexibel das inneren Gleichgewichtes aufrechterhalten. Porges : «Wir werden vom DV oder SN gekidnappte, d. h wir nehmen diese Systeme, obwohl sie für uns gar nicht für den Zweck der Selbstverteidigung gemacht sind bzw. Dazu nicht taugen.

Das SN ist für die Mobilisierung/Wachheit gemacht, der DV ist für Ruhe, Verdauung, Schlaf gemacht. Der für uns einzige Weg ist die Einbeziehung der Qualitäten des SES, (Sicherheit, Vertrauen,

Bindung) in dem Moment haben wir keine Bedarf mehr nach Verteidigung. Dennoch, es ist manchmal unerschöpflich, was alles die Systeme des SV, SN oder des VVC stimulieren kann.»

Neuroception Körperpyhysiologie Verhalten

Lebensgefahr dorsaler Vagus» Immobilisierung, Rückzug

Gefahr Sympathikus Mobilisierung, Stress

Sicherheit ventr. Vagus Komplex soz. Verhalten,

Aktivierung des Einschalten des VVC Körpervertrauen, ohne Angst in

SES/Atmung flexible veg. Regulation Ruhe, Sicherheit

Das vegetative Nervensystem

Link zwischen Psyche und Soma 2. Teil

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Das vegetative Nervensystem aus Sicht der Psychophysiologie

Link zwischen Psyche und Soma .

Ein gesundes veg. NS heisst nicht:

«Der Parasympathikus ist der bessere Anteil oder eine Balance zwischen

Sympathikus und Parasympathikus ist gesund, sondern…»

Damit alle vegetativen Regelkreise zur Verfügung stehen, braucht es im

Umfeld sowie auch im Inneren Zeichen der Sicherheit .

Gesundheit und Krankheit bewegt sich in dem Spannungsfeld von

STARRE und FLEXIBILITÄT

des veg. Nervensystem

Wenn die Umgebung über die Neurozeption als sicher erkannt wird, kann das

veg. NS autonom und adäquat regulieren/adaptieren, d. h.

- normale parasympathische Regulation der Viscera

- schnelle und adäquate Reaktion auf erhöhte Anforderungen

- soziales Verhalten, emotionale Bindung, keine Angst in Ruhe

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Klinische Anwendung allgemeine Regeln für Diagnose und Therapie:

dorsaler Vagus und Sympathikus sind NICHT gleichzeitig möglich (SN und DV sind polar)

Sympathikus und ventraler Vagus SIND gleichzeitig möglich

Über einen Dauer-Trigger des N. Sympathikus oder nur Wechsel

zwischen „altem Vagus“ und Sympathikus entstehen

verschiedene somatisch und psych. Probleme

Schmerzempfindung

Inspiration : Aktivität des Sympathikus

Exspiration: Aktivität des ventraler Vagus long Ex.: Muskulatur,

low. Exp. Viscera © 2015 cranioschule.ch

• HRV entstehen durch das Wechselspiel Sympathikus ventraler Vagus

• Die RSA ist eine auf der Sympath. Aktivität gepulste Aktivität des ventralen Vagus =„Vagusbremse“

• unterer dorsalem Vagus ausgeschaltet.

• nimmt unter Sympathikus zu.

• nimmt unter ventralem Vagus ab.

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Klinische Anwendung: Zeichen/Symptome

eingeschränkte soziale Wahrnehmung, psych.,intellektueller „Tunnelblick“ (überfokussiert)

Hyperaktivität mit erhöhter fokussierter Vigilanz

reduzierte bis fehlende Affektregulation

fehlende Zeichen des sozialen Nervensystems: Mimik, unmodulierte Stimme

Lärmempfindlichkeit, fehlende Frequenzdifferenzierung etc.

Verdauungs-Unterfunktion (Obstipation)

schmerzhafte Muskulatur wegen «eingefrorener» Verteidigungsenergie (Fibromyalgie)

starre Kopfhaltung (Nackenschmerzen)

Herz Kreislauf, Rhythmusstörungen, verminderte bzw. starre HFV, fehlende RSA

Immunsystembelastung, Entzündungsbereitschaft, „Burn out“

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Dissoziation, „offline“, Vermeidung von sozialem Kontakt

Panikattacken (Angst in Ruhe damit Umschalten auf Sympathikus)

fehlende Hypnose-Compliance , Ruhe kann überfordern

Viserale Überaktivität (Diarrhöe)

Zeichen des sozialen NS z. B. >Mimik, >Prosodie, >Kopfbewegung etc.

Affektregulation durch die „vagale Bremse“, grösseres soziales „Toleranzfenster“

flexible Regulation aller drei Regelkreise Messung der HRF zeigt, der VV wirkt als „vagale Bremse“, indem er gepulst den SN bremst, so

entsteht z. B. die RSA.

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Klinische Anwendung: Therapie

- Erfahrung von Zeichen der Sicherheit sowie

- Geben von Zeichen des Sozialen Nervensystems

für eine Flexibilität des veg. NS Es braucht es im

therapeutischen Umfeld:

Zeichen der Sicherheit : • Normale offene Kommunikation im therapeutischen Feld

mit eventuell bewusstes Einsetzen sozialer Zeichen

• Normale offene Kommunikation mit Mitarbeitern des Hauses

• Lärmabschirmung (niedrige Frequenzen triggern Erinnerung an Gefahr)

• Naturerfahrung, Raumgestaltung zu Unterstützung des Gefühls von

Sicherheit

„Neural Exercise“ d. h. Einüben und Selbst-Erfahrung des Sozialen

Nervensystems über verbale Therapien, Körper-, Atem- Stimm-Therapien

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oder

Warum fühlen sich die Menschen in der Seeklinik so wohl?

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Klinische Anwendungen: Therapie

- Atem und Sprache in den Bewegungstherapien: Eurhythmie, Feldenkrais, Tanzth., Sport

- bi-direktionale soziale Zeichen in den Kunst.- u. Aktivierungstherapien

- Berührung in der Physiotherapie insbes. Cranio am Kopf/Gesicht, Feldenkrais

- Spiel: Spiele auf Station in den Therapien damit

schneller Wechsel von Ärger/Freude (Sympatikus./Ventrale Vagus Komplex)

- Tai Ji: bidirektionale Partnerübungen mit Angriff/Verteidigung, Wiederholung von natürlichen Bewegung gibt Sicherheit

- Kommunikation verbal/ nonverbal: normale ,offene im therapeutischen Feld, auf Station, Mitarbeitern

des Hauses; eventuell auch bewusstes Einsetzen sozialer Zeichen

- Mahlzeiten: Essen : Fazialis, Trigeminus, Glossopharyngeus

Bereits bestehende „Neural Exercise“ an der Seeklinik: Fehlende in ()

- (Atem und Selbst-Berührung): Pranayama Yoga Atmung mit verl. Expiration+Selbst-Berührung)

- (Atem und Gesang): (Singen mit/ohne Worte, Blas-Instrument, z.B. Digeridoo)

(Hearth Math® über Atem mit Biofeedback) Pendulum Approach, Wechsel zwischen Schmerz /Nicht Schmerz in Ex-/Inspiration

Stufenweise Einführung in Mindfulness: Bewegungsmeditation/Tai Ji, Hearth Math, Meditation mit Atem dann freie Aufmerksamkeit

- (für die Diagnostik: Regulationsfähigkeit des veg. NS über synchrone HRV-/Atem-Aufzeichnung)

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Anhang

«blissful but not soicial» unter dem Deckel unfähig soziale Zeichen zu geben

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DIE POLYVAGAL THEORIE 1994

nach Prof. Stephen Porges

«Die Polyvagal Theorie ist

ein Modell um die

Funktionsweise und

Bedeutung des vegetative

Nervensystems für die

Gesundheit des Menschen

verständlich zu

machen………damit wir

zwischenmenschliche

Kommunikation und

Bindung aus

neurobiologischer Sicht

verstehen und aus diesem

Verständnis heraus neue

therapeutische Ansätze

entwickelt können.» Stephen Porges, Interview 2012

«So the real message is that we need to understand that the human nervous system, like the nervous system of other mammalian species, is on a quest, and the quest is for SAFETY and we use others to help us feel safe.» St. Porges Interview 2012

«…das menschliche

Nervensystem, wie das

Nervensystem anderer

Säugetiere, ist auf der Suche,

auf der Suche nach

Sicherheit und damit wir

uns sicher fühlen, wir brauchen

wir die Hilfe der anderen.» Stephen Porges, Interview 2012

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DIE POLYVAGAL THEORIE 1994

nach Prof Stephen Porges

Cortex

Hirnstamm

Hirnnerven

V, VII, IX, X, XI Kau und

Saugfunktion

Mittelohr-

muskeln

Gesichts-

muskeln

Kehlkopf-

muskeln

Rachenhöhle-

muskeln Kopf-

muskeln

Bronchen

Herz Einstellung

Umfeld

Das soziale Nervensystem

Kortikale Regulierung

über Quellkerne des

Hirnstamms mit

- somatomotorischen und

- visceromotorischen

Komponenten.

(Visc.mot: Vagusbremse,

welchen Bronchen und Herz

reguliert)

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Klinische Anwendungen

Therapie

Region der

Regulation

Aktivität ventraler V. Sympath. Dorsaler V,

(SES)

Kopf/Herz Kommunikation

+

Extremitäten Bewegung

+

Organe unterhalb

vom Diaphragma

Aktivität

(Erstarrung) +

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Klinische Anwendungen

Symptome/Diagnostik

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Überaktivität Ausgeglichen

dorsale Vagus Diarrhöe

Sozial Abwesend, Vermeidung von

sozialem Kontakt

Panik: Angst in Ruhe damit Umschalten auf

Sympathikus

gute viszerale Selbst

Regulation

Sympathikus Fehlende Zeichen des sozialen

Nervensystems s. u.

Fehlende Regulation: u. a. Herzfrequenz,

Blutdruck

Stressresistenz, adäquate

Belastbarkeit

Nicht verfügbar verfügbar

V Trigeminus Lärm empfindlich,

Stimmfrequenzdifferenzieerng

VII Facialis keine Mimik

Lärm empfindlich

Mimik

Stimmfrequenzdifferenzierung

IX Glossophar. monotone Stimme

Prosodie

XI Accessorius Starre Kopf- und Nackenhaltung

Kopfbewegung

X ventraler Vagus: Geringe Affektkontrolle

Affektkontrolle durch die

„vagale Bremse“

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Der ventrale Vaguskomplex (VVC) beim Säugetier

Physiologische Funktion der drei Regelkreise

Todstellreflex

Kampf und

Flucht

Soziale

Kommunikation

Der ventrale Vaguskomplex enthält Efferenzen für

Ernährung der Säuglinge, emotionale Bindung,

Kommunikation, Affektregulation. © 2015 cranioschule.ch

dorsaler V Sympath. ventr. VC

Herzfrequenz +/-

Bronchien +/- Verdauung +/-

Gefässverengung Haut (Blässe)

Gefässerweiterung Muskeln

Schweiss

Tränenflüssigkeit (VII) +

Stimme (Prosodie) (XI) +/-

Mimik, Öffnen der Augen (VII) +/-

Mittelohr Muskeln (V, VII) +/-

Kopfbewegung (IX) +/-

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Klinische Anwendungen

Therapie

Die Reihenfolge ist entscheidend:

Safety Proximity Contact Bonds Sicherheit Nähe körperlicher Kontakt Bindung

Healthy Relationship nach Prof. Stephen Porges and Prof. Sue Carter

From Social Engagement to Social Bonding

Oxytocin: verstärkt die Fähigkeit die sozialen Zeichen des anderen zu lesen und reduziert die Aktivität der Amygdala. Vortrag S.C. Nicht Einzelsystem der Molekularbiologie betrachten, sondern die Physiologie des ganze Systems. Vortrag S. Porges

Dort kommt Oxytocin

zur Wirkung

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Das bisherige Modell: Die polare Organisation des vegetativen Nervensystems

Das vegetative Nervensystem dient autonom der

Adaptation an innere und äussere Veränderungen und

ermöglicht so inneren Gleichgewicht.

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WACHHEIT

• Energieverbrauch+

• Verdauung (-)

• Herz +/Lungen +

ERREGUNG

•RUHE, REGENERATION

• Energieverbrauch (-)

• Verdauung +

• Herz (-)/ Lungen (-)

ERSTARRUNG

bei Überfunktion bei Überfunktion

Sympathikus Parasympathikus

cranialer Anteil = N. Vagus

sacaler Anteil = Plex. sacralis

Enterische Nervensystem (ENS) - das Nervensystem des Magen –Darm Trakts, das ein

vollkommen selbstständiges Regelsystem ist, jedoch durch Signale vom Sympathikus und

Parasympathikus beeinflusst wird

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Herzrhythmus beeinflusst physische und

intellektuelle Leistung (Hearth Math ® )

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Weisheiten der Chinesischen Medizin zur Polyvagal Theorie

Wenn der Herzschlag so regelmässig wie das Klopfen des Spechts oder das Tröpfeln des Regens auf dem Dach wird, wird der Patient innerhalb von vier Tagen sterben. Wang Shuhe ( 3. Jahrh.)

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busy

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Weisheiten der Chinesischen Medizin zur Polyvagal Theorie

Dieses Zeichen 忙 heisst beschaeftigt (busy), Eile und Unruhe

Das Zeichen entstanden aus dem Zusammensetzung vom 心 und 亡.

心 wird abgekuerzt.

Man ist so sehr beschaeftigt, dass man sein Herz verliert. Dann verliert man

auch die innere Ruhe. Es wird es eher so interpretiert.

心 heisst Herz (Herz heisst bei in der Chjin Schrift wie “mind” in Englisch)

亡 heisst verlieren, untergehen, vergessen, sterben, toeten, verachten, fliehen

Als Ideogram zeigt es “fliehen und sich in den Schweinenstall verstecken.”

Also im erweiterten Sinne ”fliehen ins Jenseits: sterben”

Andere Vermutung als Ideogram ist “gebrochene Schwert”, was auch den Tod

heisst.

fuer Tod und Sterben gibt es viele Zeichen, aber warum hier dieses Zeichen

亡 benutzt wird, weiss ich nicht.

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