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340 Th. Lemke: Die frontobasale Liquorfistelals diagnostisches Problem Bei umschriebenen Knochen- und Duradefekten ist das rhinochirurgische, trans- fronto-orbitale Vorgehen mit gleichzeitiger Sanierung der NasennebenhShlen die Methode der Wahl. In vielen F/illen kann damit das Riechverm6gen erhalten wer- den. Zu den schwierig zu versorgenden Frakturen der Lamina cribrosa und des Sieb- beindachs werden detaillierte operationstechnische Hinweise der Duraplastik gege- ben. Die Versorgung von Fisteln im Bereich der Keilbeinh6hle kann durch Bildung yon Schleimhautlappen verbessert werden. Der transfrontale intradurale Zugang des Neurochirurgen ist zu bevorzu- gen: 1. Wenn Liquorflug bei einer Trfimmerfraktur der vorderen Sch~idelbasis vor- liegt. 2. Bei einer frontobasalen Liquorfistel - gleich welcher Lokalisation und Aus- dehnung - mit zunehmender intrakranieller Raumforderung und drohender tento- rieller Einklemmung wird der intrakranielle Entlastungseingriff mit der Deckung des Duradefektes kombiniert. Hirntraumen ohne zunehmende Hirndrucksteigerung sind nur selten Anlag zum sofortigen neurochirurgischen Eingriff. Anhand computertomographischer Verlaufs- beobachtungen wird gezeigt, dal3 diese Ver/inderungen dutch konservative Behand- lung h/iufig r/ickbildungsf/ihig sind. Ober die Nebenh6hlensanierung in zweiter Sitzung nach neurochirurgischer Deckung einer Liquorfistel sollte einige Wochen nach dem Unfall aufgrund compu- tertomographischer bzw. rfntgenologischer Kontrolluntersuchungen entschieden werden. Wegen der grof3en spontanen Ausheilungstendenz ist die Ausr~iumung der Nasennebenh6hlen nicht immer erforderlich. Der transfrontale intradurale Zugangs- weg wird abschlief3end anhand von Operationsbildern demonstriert. Eine ausffihrliche Ver6ffentlichung dieses Vortrages erfolgt in der Zeitschrift Laryngol. Rhinol. Otol. W. Thumfart (Erlangen): Wie h~iufigsahen Sie Rezidiveauch nach neurochirurgischer Versorgungvon Rhinoliquorrhoen? Bei 26 Rhinoliquorrhoenunseres Krankengutes konnte neben dem wasserdichten Verschluf3 auf transethmoidalem Weg in 17 F~illen das Riechvermfgen erhalten werden. 7. Th. Lemke (Hamburg): Die frontobasale Liquorfistel als diagnostisehes Problem Diagnosis of Frontobasal Cerebrospinal Fluid Fistulas Summary. Preoperative diagnostics and intraoperative findings in 74 patients are compared according to verification and site of cerebrospinal fluid fistula. It is obvious from this study that history and clinical fndings are the most important diagnostic means in detecting and localisating of cerebrospinal fluid fistulas. An einem Krankengut von 74 Patienten mit rhinochirurgisch verschlossener fronto- basaler Liquorfistel wird eine Gegenfiberstellung von pr/ioperativen und intraoperati- ven Befunden vorgenommen. Bei allen Patienten konnte die Operationsindikation

Die frontobasale Liquorfistel als diagnostisches Problem

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340 Th. Lemke: Die frontobasale Liquorfistel als diagnostisches Problem

Bei umschriebenen Knochen- und Duradefekten ist das rhinochirurgische, trans- fronto-orbitale Vorgehen mit gleichzeitiger Sanierung der NasennebenhShlen die Methode der Wahl. In vielen F/illen kann damit das Riechverm6gen erhalten wer- den.

Zu den schwierig zu versorgenden Frakturen der Lamina cribrosa und des Sieb- beindachs werden detaillierte operationstechnische Hinweise der Duraplastik gege- ben. Die Versorgung von Fisteln im Bereich der Keilbeinh6hle kann durch Bildung yon Schleimhautlappen verbessert werden.

Der transfrontale intradurale Zugang des Neurochirurgen ist zu bevorzu- gen:

1. Wenn Liquorflug bei einer Trfimmerfraktur der vorderen Sch~idelbasis vor- liegt.

2. Bei einer frontobasalen Liquorfistel - gleich welcher Lokalisation und Aus- dehnung - mit zunehmender intrakranieller Raumforderung und drohender tento- rieller Einklemmung wird der intrakranielle Entlastungseingriff mit der Deckung des Duradefektes kombiniert.

Hirntraumen ohne zunehmende Hirndrucksteigerung sind nur selten Anlag zum sofortigen neurochirurgischen Eingriff. Anhand computertomographischer Verlaufs- beobachtungen wird gezeigt, dal3 diese Ver/inderungen dutch konservative Behand- lung h/iufig r/ickbildungsf/ihig sind.

Ober die Nebenh6hlensanierung in zweiter Sitzung nach neurochirurgischer Deckung einer Liquorfistel sollte einige Wochen nach dem Unfall aufgrund compu- tertomographischer bzw. rfntgenologischer Kontrolluntersuchungen entschieden werden. Wegen der grof3en spontanen Ausheilungstendenz ist die Ausr~iumung der Nasennebenh6hlen nicht immer erforderlich. Der transfrontale intradurale Zugangs- weg wird abschlief3end anhand von Operationsbildern demonstriert.

Eine ausffihrliche Ver6ffentlichung dieses Vortrages erfolgt in der Zeitschrift Laryngol. Rhinol. Otol.

W. Thumfart (Erlangen): Wie h~iufig sahen Sie Rezidive auch nach neurochirurgischer Versorgung von Rhinoliquorrhoen? Bei 26 Rhinoliquorrhoen unseres Krankengutes konnte neben dem wasserdichten Verschluf3 auf transethmoidalem Weg in 17 F~illen das Riechvermfgen erhalten werden.

7. Th. Lemke (Hamburg): Die frontobasale Liquorfistel als diagnostisehes Problem

Diagnosis of Frontobasal Cerebrospinal Fluid Fistulas

Summary. Preoperative diagnostics and intraoperative findings in 74 patients are compared according to verification and site of cerebrospinal fluid fistula. It is obvious from this study that history and clinical fndings are the most important diagnostic means in detecting and localisating of cerebrospinal fluid fistulas.

An einem Krankengut von 74 Patienten mit rhinochirurgisch verschlossener fronto- basaler Liquorfistel wird eine Gegenfiberstellung von pr/ioperativen und intraoperati- ven Befunden vorgenommen. Bei allen Patienten konnte die Operationsindikation

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H. Glanz et al.: Sofortige Rekonstruktion der frakturierten Stirnh6hlenvorderwand 341

aus Anamnese und klinischem Befund gestellt werden. Die pr~ioperative Seitenlokali- sation st immte nur in 5% nicht mit dem Operat ionsbefund/ iberein . Im R6ntgenbild fand sich bei 49% keine Frak tur , 16% waren ganz ohne pathologischen Befund. Das Liquorszint igramm war in 25% falsch negativ. R6ntgenbefund und Liquorszinti- g ramm konnten zur Seitenlokalisation nicht herangezogen werden.

W. Thumfart (Erlangen): K6nnte es sich bei den neun falsch positiven Rhinoliquorrhoen um Pseudo- rhinoliquorrhoen fiber die Tuba auditiva nach laterobasaler Fraktur mit Beteiligung des Tegmen tym- pani gehandelt haben, wie wir sie mehrfach beobachtet haben?

F. Wustrow (Kiiln): Die Liquorrhoe - ein immer wieder besprochenes Kapitel - 1/il3t sich heute eindeutig durch eine van Herrn Felgenhauer, Nervenklinik K/51n, entwickelte chromatographische Me- thode nachweisen. Ffihrt diese nicht zum Ziel, wird die Fluorescin-Methode mit Endoskopie der Nase durehgeffihrt.

Chh Beck (Freiburg): Als weitere M6glichkeit zur Diagnose einer Liquorfistel m6chte ich die Fluores- zenz-Methode yon Messerklinger erw/ihnen. Sie erm6glicht nicht nur eine exakte Seitenlokalisation, sondern erleichtert daneben w~ihrend der Operation das Auffinden auch diskreter Fisteln.

Tb. Lemke (Hamburg), Sehlugwort: Zu Herrn Thumfart: Patienten mit otogener Rhinoliquorrhoe sind in dem hier vorgetragenen Krankengut nicht enthalten.

8. H. Glanz, H.-G. Sehroeder, O. Kleinsasser (Marburg): Sofortige Rekonstruktion der frakturierten Stirnh/ihlenvorderwand -- Vorgehen und Verlaufskontrolle

Immedia te Reconstruct ion of the Frac tured Anter ior Wall of the Fronta l Sinus. Technique and Fol low up

Summary . 701 cases of t raumat ic lesions of the facial soft tissues and facial bones were treated within 5 years at the Marburg University E N T Clinic. In 68 cases fractures of the anterior wall of the frontal sinus - often in combinat ion with posterior wall-, rhinobasis- and other fractures were found.

In all these cases, as early as possible after the t rauma, in an often long time consumin procedure, the anterior wall o f the frontal sinus was reconstructed immediately. Reconstruct ion was performed by wiring the osseus fragments using even particles down to a size of one squarecentimeter. In no case, even in cerebrospinal l iquorrhoea and open brain damage, any complicat ions - as in- f lammation or rejection of bone particles - have occurred. The excellent cosme- tic results of this immediate reconstruct ion are lasting now up to 5 years.

Bone scintigrams with TC 99 show that these bone particles from the des- mocranium undergo a certain degree of t ransformation and are integrated again into the cranial bones without much resorption.

Unter 701 F/illen yon Verletzungen der Gesichtsweichteile und des Gesichts sch/idels, die an der Marburger Univ . -HNO-Klin ik in den 5 Jahren yon 1973 -1977 behandelt wurden, befanden sich 68 Patienten mit Frak turen im Bereich der Stirn-