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Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (Hg.) Nachhaltiges Bauen Version 2011
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Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (Hg.) Nachhaltiges Bauen DGNB Handbuch Neubau Wohngebäude Version 2011
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
007 einführung007 Vorwort Dr. Christine Lemaitre 009 Einführung Carmen Mundorff
013 DgnB zertifizierte Projekte015 Donnersberger Höfe 017 München-Giesing Wohnpark „meinraum“ Weißenseestraße 019 Wohnbebauung F40 mit
Stadtvillen VERO
InhaltNEuBau WOHNGEBäuDE, VERSION 2011
021 ökologische qualität023 Ökobilanz 033 Treibhauspotenzial 041 Ozonschichtabbaupotenzial 049 Ozonbildungspotenzial 057 Versauerungs-
potenzial 065 Überdüngungspotenzial 073 Nicht erneuerbarer Primärenergiebedarf 085 Gesamtprimärenergie-
bedarf und anteil erneuerbarer Primärenergie 097 Risiken für die lokale umwelt 111 Nachhaltige Ressourcen-
verwendung / Holz 117 Trinkwasserbedarf und abwasseraufkommen 133 Flächeninanspruchnahme
139 ökonomische qualität141 Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus 167 Drittverwendungsfähigkeit
173 soziokulturelle & funktionale qualität175 Thermischer Komfort im Winter 187 Thermischer Komfort im Sommer 197 Innenraumhygiene 211 Visueller Komfort
219 Einflussnahmemöglichkeiten des Nutzers 223 Gebäudebezogene Außenraumqualität 231 Sicherheit und Störfallrisiken
239 Barrierefreiheit 247 Flächeneffizienz 251 Umnutzungsfähigkeit 257 Soziale Integration 265 Fahrradkomfort
273 Sicherung der gestalterischen und städtebaulichen Qualität im Wettbewerb 281 Qualitätsmerkmale der Wohnungen
299 technische qualität301 Brandschutz 305 Schallschutz 315 Wärme- und feuchteschutztechnische Qualität der Gebäudehülle
325 Reinigungs- und Instand haltungsfreundlichkeit des Baukörpers 335 Rückbaubarkeit, Recyclingfreundlichkeit,
Demontagefreundlichkeit
345 Prozessqualität347 Qualität der Projektvorbereitung 355 Integrale Planung 361 Optimierung und Komplexität der Herangehensweise in
der Planung 379 Nachweis der Nachhaltigkeits aspekte in ausschreibung und Vergabe 385 Schaffung von Voraus setzungen
für eine optimale Nutzung und Bewirtschaftung 391 Baustelle / Bauprozess 403 Qualität der ausführenden unternehmen /
Präqualifikation 407 Qualitätssicherung der Bauausführung 413 Systematische Inbetriebnahme
419 stanDortqualität421 Risiken am Mikrostandort 427 Verhältnisse am Mikrostandort 441 Image und Zustand von Standort und Quartier
451 Verkehrsanbindung 457 Nähe zu nutzungsspezifischen Einrichtungen 469 Anliegende Medien /Erschließung
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
6
Dr. Christine Lemaitre DGNB Geschäftsführerin, Leiterin System
7 DR. CHRISTINE LEMaITREVorwort
Dr. christine lemaitre
vorWort hanDBuch Wohnen
Wohnen gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Weltweit
neh men Wohngebäude eine herausragende Rolle in der gebauten umwelt
ein – schon aufgrund ihrer anzahl. Dementsprechend bilden sie in der
Bauwirtschaft einen zentralen Schlüssel für den nachhaltigen umgang mit
Ressourcen. Klimawandel, steigende Energiekosten und nicht zuletzt die
Finanzkrise haben dazu geführt, dass der Markt nach einem objektiven und
transparenten Zertifi zierungssystem von Wohngebäuden verlangt.
Gemeinsam mit Vertretern der Wohnungs wirt schaft, architekten, Projekt-
entwicklern, Industrie unternehmen und vielen anderen Experten der
Bau- und Immobilienbranche haben wir deshalb ein Zertifi zierungs system
für Wohn gebäude erarbeitet. Das Nutzungsprofi l ist bisher für neu erstell-
te Wohngebäude mit mehr als sechs Wohneinheiten konzipiert. Bereits im
Oktober 2010 wurden auf der Expo Real in München die ersten Wohn-
bauprojekte ausgezeichnet. Wir freuen uns sehr über die positive Re so-
nanz, die das Zertifi kat in der Wohnungswirtschaft seither erfährt.
Mit dem Zertifi kat haben wir ein marktfreundliches Optimierungstool
platziert, das optimal auf die Bedürfnisse der Wohnungswirtschaft und
der Nutzer zuge schnit ten ist. unser besonderer Schwerpunkt liegt dabei
auf Komfort und Wohlbefi nden der Nutzer, etwa auf Schall schutz, räum-
licher Flexibilität und Innenraum hygiene. Diese Themen kommen gerade
Klein kindern, Senioren, Kranken und Schwangeren zugute, die sich
überdurch schnittlich lange in Wohnräumen aufhalten. Weitere wichtige
aspekte sind niedrige Betriebskosten und der Werterhalt von Immobilien.
Das Zertifi zierungssystem berücksichtigt ausgewogen die verschiedenen
aspekte des nachhaltigen Bauens. Es eignet sich für die Bewertung von
Gebäuden, aber vor allem für Optimierung und Qualitätskontrolle der
DGNB HandbuchNEuBau WOHNGEBäuDE, VERSION 2011
8
Planung und der Bauausführung. Bei der Entwicklung haben wir, wie bei
allen anderen Nutzungsprofi len, großen Wert darauf gelegt, dass der
Aufwand für die eigentliche Zerti fi zierung gering bleibt. Wird mit dem
Stand der Technik gebaut, auf eine gute Dokumentation geachtet und die
Integration der Nachhaltig keits aspekte in der Planung früh zeitig berück-
sichtigt, ist eine auszeichnung in greifbarer Nähe.
Das neue Nutzungsprofi l der DGNB entspricht der bisherigen Systematik.
Damit sind auch DGNB audito ren, Konformitätsprüfer und andere
Beteiligte mit dem Zertifi zierungsverfahren für Wohnbauten bereits in den
Grundsätzen vertraut. Dies hält den umfang erforder licher Weiter-
bildungen gering und reduziert den abwicklungsaufwand in vielen
Details.
Wir freuen uns sehr darüber, dass mit dem DGNB Handbuch Neubau
Wohnungsgebäude eine weitere wichtige Grundlage für das nachhaltige
Bauen in Deutschland geschaffen wurde. Mein ausdrücklicher Dank geht
an alle Experten der arbeitsgruppe und an die arbeitsgruppenleiterin,
Carmen Mundorff. Sie haben ehrenamtlich ihre langjährigen Erfahrungen
in der Wohnungsbau- und Immobilienwirtschaft in das Zertifi zierungs-
system eingebracht und mit sehr großem Engagement das Nutzungsprofi l
entwickelt.
Ihre
Dr. Christine Lemaitre
9CaRMEN MuNDORFF
Einführung
geDanken zu einem zertifizierungssystem
von WohngeBäuDen
Wohnhäuser oder deren Vorformen – Höhlen, Zelte und Hütten – sind wahrscheinlich die ältesten
Konstruktionen der Menschheit. Sie geben seit jeher Schutz vor Nässe, Kälte, Hitze und dienen der
Herstellung einer Gemeinschaft. In einer von ständigem Wandel und Mobilität geprägten Welt ge-
ben Wohnungen zudem Heimat und sind Orte der Identifikation.
„Ja, das möchste: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorne die Ostsee, hinten die
Friedrichstraße“ dichtete Kurt Tucholsky 1929. auch 80 Jahre nachdem der Schriftsteller „Das
Ideal“ formuliert hat, stellt der Immobiliendienstleister PlanetHome fest, dass die Deutschen tat-
sächlich genau solche Leitbilder haben. Trotz unserer im steten Wandel begriffenen Welt ist der
Traum vom dergestalt idealisierten Wohnen doch erstaunlich beständig. Prof. Ingeborg Flagge,
die ehemalige Leiterin des Deutschen architekturmuseums in Frankfurt, stellt zur Thematik fest:
„Wohnen ist konservativ.“ Denn bei der Wahl ihrer „Höhle“ befriedigen die Menschen auch im
21. Jahrhundert Bedürfnisse aus der Steinzeit wie Rückzug und Schutz der Familie. auch wenn der
Wunsch nach offeneren Grundrissen und mehr Wohnfläche stetig wächst, will man nicht mehr so
vorbestimmt leben. Denn noch immer gibt die Lage der Steckdosen vor, wie die Möbel zu stellen
sind, wie es Hanno Rauterberg in seinem artikel „Freier Leben“1 in der Wochenzeitung „Die Zeit“
beschrieb. Oft wird bei diesen Trendberichten allerdings vernachlässigt, dass es auch eine steigende
Zahl von Menschen gibt, die sich nur noch kleinere Wohnungen leisten können.
Mit der Moderne und dem zunehmenden Wohlstand veränderte sich das Wohnen. aus einem
einzelnen neutralen Raum mit Nischen für verschiedene Bedürfnisse und Tätigkeiten, wie sie heu-
te noch in den Zelten der Mongolen oder Nomaden abzulesen sind, wurden spezifische Zimmer.
Sie dienten einzelnen Funktionen und waren mehr oder weniger stark voneinander abgegrenzt.
Bedürfnisse und Raumgrößen wurden normiert und funktionalisiert. aus der kommunikativen
Wohnküche, einer art Dorfplatz innerhalb der Wohnung, entwickelten sich die gute Stube und die
Funktionsküche, das separate Badezimmer und die persönlichen Schlafzimmer. Diese Entwicklung
ist vor dem Hintergrund der Wohnungsnot nach den beiden Weltkriegen zu sehen, wo es darum
ging, elementare Bedürfnisse zu befriedigen und Mindeststandards zu gewährleisten.
Heute stehen wir vor der Notwendigkeit des Stadtumbaus, der qualitativen Verbesserung der be-
stehenden Situation. Dies betrifft vor allem eine Verdichtung innerstädtischer Wohngebiete und
deren anpassung an veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Man möchte sich beim
Wohnen von starren Vorgaben befreien.
carmen munDorff
Wohnen – ein ganz inDiviDuelles grunDBeDürfnis
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
10
Stadt, Land, Gesellschaft
unsere Gesellschaft wird bunter: Neue Lebensstile bedingen neue Wohnformen. So haben
zum Beispiel Edelurbanisten, meist ohne Kinder, trendabhängige Wohnbedürfnisse und stellen
sich auch schon mal ihr auto in die gute Stube. auf der anderen Seite stehen die sozial schwa-
chen Haushalte, die in ihrer Zahl stark anwachsen und zu denen verschiedene Ethnien mit an-
deren Wohngepflogenheiten gehören. Und unsere Gesellschaft schrumpft: Nach der Prognose
des Statistischen Bundesamtes werden 2060 in Deutschland zwischen 65 und 70 Millionen
Menschen leben, Ende 2008 waren es noch 82 Millionen. Wir werden außerdem immer älter. Laut
Statistischem Bundesamt wird 2060 bereits jeder Dritte mindestens 65 Jahre alt sein. Dabei wer-
den Hochbetagte (80 und älter) unsere Gesellschaft stärker prägen. 2008 waren es 5 Prozent der
Bevölkerung, in 50 Jahren geht man davon aus, dass es 14 Prozent sein werden (jeder Siebente!).2
alldem muss bei der Wohnraumversorgung Rechnung getragen werden: ans alter angepass-
te angebote, Wohnraum für sozial schwache Haushalte, Modernisierung der Bestände sowie
Stärkung der Innenentwicklung. Dies sind nur einige der Herausforderungen, die in schrumpfen-
den ebenso wie in noch wachsenden Kommunen nach individuellen Strategien und ansätzen
verlangen. Der Wohnungsbau ist somit eine äußerst komplexe aufgabe geworden. Kein anderes
Feld der architektur ist von so großem Beharrungsvermögen gekennzeichnet, von Gewohnheiten
stabilisiert und von vertrauten Bildern dominiert. Gute Wohngebäude sollten deshalb langlebig
sein, renovierungsfähig, wiederverwendbar und flexibel anzupassen. Wer heute ein Haus baut oder
Wohneigentum erwirbt, ist gut beraten, diese Parameter in seine Überlegungen mit einzubeziehen.
Der Trend stetig sinkender Wohnungsneubauten scheint gestoppt. 2010 weist in diesem Bereich
steigende Zahlen auf. Dennoch werden in Deutschland laut eines Berichts des Bundesinstituts für
Bau-, Stadt- und Raumforschung in den nächsten 15 Jahren nur durchschnittlich 1,4 Wohnungen
je 1.000 Einwohner in Ein- und Zweifamilienhäusern und 0,8 Wohnungen je 1.000 Einwohner in
Geschosswohnungen neu erstellt werden.3
Wohntrends
Zukunftsforscher wie Harry Gatterer vom Zukunftsinstitut und Horst W. Opaschowski, ehemaliger
Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, sehen einen Trend zu Mietwohnungen – ein Domizil, das
nur für eine gewisse Zeit den Bedürfnissen und ansprüchen genügt. Eigentum verliert in diesem
Bereich an Bedeutung. Hingegen ist ein immer häufiger auftretendes Phänomen laut Gatterer die
Wohngemeinschaft, in der Menschen mit ähnlichen Geisteshaltungen und Bedürfnissen zusam-
menleben.4 Nach Opaschowski kommt der Gedanke des „ganzen Hauses“ wieder stärker in un-
serer Gesellschaft auf, denn für Menschen ohne belastbare Familienstruktur gäbe es zu genera-
tionenübergreifenden Bau- und Hausgemeinschaften keine alternative, wolle man im alter nicht
allein oder im Heim wohnen.5
11EinführungCaRMEN MuNDORFF
Die Krisen unserer globalen Welt machen Wohnungen oftmals zu Rückzugsorten, was aber–
insbesondere vor dem Hintergrund der steigenden Zahl von Einpersonenhaushalten – auch
Schattenseiten mit sich bringen kann. Im Wohnumfeld erhalten daher gut gestaltete Orte zur
Begegnung eine zunehmende Bedeutung. unterstützt wird dies durch das Ergebnis einer aktuellen
Forsa-Studie (im auftrag von Philips), nach der 97 Prozent der Bevölkerung das Wohnumfeld als
wichtig im Leben einstufen. Gepflegt und sicher soll es sein und die Nachbarschaft sozial ausge-
wogen.6 Die Digitalisierung greift zudem weiter um sich, vom elektrischen Mähschaf, das eigen-
ständig den Rasen kurz hält, bis hin zur Steuerung der Haushaltsgeräte vom Smartphone aus. Die
Möglichkeiten, sich das Leben diesbezüglich zu erleichtern, wachsen. Da der Wandel aber auch
vor der arbeitswelt nicht haltmacht, hat manch einer gleichzeitig mehrere Jobs, die er teils von zu
Hause ausübt. Wird unsere gebaute umwelt diesen vielfältigen anforderungen gerecht?
am 23. März 2009 traf sich die DGNB arbeitsgruppe Wohnen erstmals, um vor dem be-
schriebenen Hintergrund die Kriterien des neuen Nutzungsprofils zu beraten, sieben weitere
Sitzungen im Plenum folgten, begleitet von zahlreichen Besprechungen in untergruppen. In der
arbeitsgruppe wirken rund 30 Fachleute aus den unterschiedlichsten Bereichen mit. Ein Drittel
davon sind Architekten, gefolgt von Fachingenieuren. Zudem finden sich in der Gruppe Vertreter
der Wohnungswirtschaft und von Industrieunternehmen sowie Baubiologen. auf ehrenamt-
licher Basis erstellten sie gemeinsam eine ausgewogene Grundlage für die Zertifizierung von
Wohnungsbauten. Neben der Diskussion über die energetischen Anforderungen flossen u. a.
Überlegungen ein, wie die Voraussetzungen für mehr barrierefreien Wohnraum geschaffen wer-
den können: wenn Wohngebäude mit all ihren Nutzungsflächen, darunter auch die Außenräume,
so intelligent und flexibel geplant sind, dass die Wohneinheiten den sich stetig wandelnden
anforderungen ohne großen aufwand angepasst werden können.
Im Verlauf ihrer arbeit entschloss sich die Gruppe, die besonderen anforderungen an Wohnraum
in einem eigenen Kriterium zusammenzufassen: die „Qualitätsmerkmale der Wohnungen“ im
Steckbrief 69. Er ist ein Novum im Rahmen der verschiedenen Nutzungsprofile und beispielgebend
für die Konsolidierung des DGNB Zertifizierungssystems. Die Erstanwendung lief im Sommer 2010
an, die ersten Wohnbau-Zertifikate wurden im Rahmen der Expo Real 2010 vergeben.
Quellen:
1 „Freier Leben. Die Glücksvorstellungen der Deutschen haben sich gewandelt. Nirgends zeigt sich das deutlicher als im
Wohnungsbau“ von Hanno Rauterberg, erschienen am 3. März 2011 in „Die Zeit“, Nr. 10
2 Bevölkerung Deutschlands bis 2060; 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung; Statistisches Bundesamt, 2009
3 Wohnungsmärkte im Wandel; Zentrale Ergebnisse der Wohnungsmarktprognose 2025; Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und
Raumforschung im Bundesinstitut für Bauwesen und Raumordnung, 1/2010
4 Living in the Future. Die Zukunft des Wohnens; Harry Gatterer, Cornelia Truckenbrodt
5 Besser leben, schöner wohnen? Leben in der Stadt der Zukunft; Horst W. Opaschowski
6 Philips Health & Well-being Index, eine von Philips in auftrag gegebene Forsa-Studie, vorgestellt am 9. November 2010 im
Rahmen des Symposiums „urbanes Leben – lebenswerte Städte“ in Essen
BeisPielhaft nachhaltig
DgnB zertifizierte Projekte
13DGNB zertifizierte Projekte
015 Donnersberger Höfe (Vorzertifikat in Silber)
017 München-Giesing Wohnpark „meinraum“ Weißenseestraße (Vorzertifikat in Gold)
019 Wohnbebauung F40 mit Stadtvillen VERO (Vorzertifikat in Gold)
INHaLT
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15DGNB zertifizierte ProjekteDONNERSBERGER HÖFE
DgnB vorzertifikat in silBer
oBjekt: Donnersberger Höfe
stanDort: München
Bauherr: Donnersberger Höfe Ost GmbH, Donnersberger Höfe West GmbH
architekt (entWurf): Weickenmeier, Kunz + Partner
jahr Der fertigstellung: 2011 / 2012
BruttogrunDfläche: 22.650 m²
auDitor: ulrich Schweig, Ed. Züblin aG
oBjektBeWertung: 72,6 %
stanDortBeWertung: 80,2 %
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17DGNB zertifizierte ProjekteMÜNCHEN-GIESING WOHNPaRK „MEINRauM“ WEISSENSEESTRaSSE
DgnB vorzertifikat in golD
oBjekt: München-Giesing Wohnpark „meinraum“ Weißenseestraße
stanDort: München-Giesing
Bauherr: WOCON Immobilien GmbH & Co. VI KG
architekt (entWurf): Huber Lischka architekten
jahr Der fertigstellung: 2012 / 2013
BruttogrunDfläche: 15.650 m²
auDitor: ulrich Schlesinger, Bauwens Development GmbH & Co. KG
oBjektBeWertung: 83,9 %
stanDortBeWertung: 78,3 %
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riz
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19DGNB zertifizierte ProjekteWOHNBEBauuNG F40 MIT STaDTVILLEN VERO
DgnB vorzertifikat in golD
oBjekt: Wohnbebauung F40 mit Stadtvillen VERO
stanDort: Frankfurt am Main
Bauherr: F 40 GmbH
architekt (entWurf): lauber+zottmann architekten
jahr Der fertigstellung: 2013
BruttogrunDfläche: 25.000 m²
auDitor: Franz Hirsch, Ingenieurbüro Franz Hirsch
oBjektBeWertung: 83,3 %
stanDortBeWertung: 79,8 %
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ziele
Ein zentraler Aspekt dieses Kriteriums ist die dramatische globale Waldzerstörung. Durch die
Förderung der Verwendung von Holz und Holzwerkstoffen aus nachhaltig bewirtschafteten
Wäldern kann dieser Zerstörung entgegengewirkt werden.
erläuTeruNG
subtropische und boreale Hölzer dürfen nur dann verwendet werden, wenn vom Lieferanten
des Holzes durch Vorlage eines Zertifikates die geregelte, nachhaltige Bewirtschaftung des
Herkunftsforstes nachgewiesen wird. Als Nachweis werden daher ausschließlich Zertifikate
anerkannt, die von einer durch den Forest Stewardship Council (FSC) akkreditierten
Zertifizierungsgesellschaft nachprüfbar ausgestellt sind.
Die durch den FsC aufgestellten Grundsätze einer nachhaltigen Forstwirtschaft sind
Zertifizierungskriterien, bei denen internationaler Konsens besteht. Zur Nachprüfbarkeit müssen
durch den lieferanten sowohl das Herkunftsland als auch die Holzart zusätzlich deklariert werden.
Ein FSC-Zertifikat gilt nur in Verbindung mit dem zugehörigen CoC-Handelszertifikat „Chain of
Custody“.
Für Forste mitteleuropäischer Hölzer existiert parallel das Zertifikat PEFC (Program for Endorsement
of Forest Certification Schemes), welches im rahmen dieses Kriteriums als Nachweis akzeptiert
wird.
Als Berechnungsgrundlage für die verwendete Holzmenge dienen die Mengenangaben der
Ausschreibung. Der Nachweis, dass zertifiziertes Holz zum Einsatz gekommen ist, erfolgt über die
Deklaration der Produkte.
Die Anforderungen des Kriteriums sind spätestens in der Ausführungsplanung zu beachten und in
der Ausschreibung umzusetzen.
meThoDe
Die Bewertung erfolgt quantitativ über Qualitätsstufen.
kriTerium
NachhalTiGe ressourceNVerweNDuNG / holz
111Ökologische QualitätNACHHAlTIGE rESSOUrCEN VErWENDUNG / HOlZ
BeschreiBuNG Der meThoDe
Qualitätsstufe 1:
Die Planungs- und Ausschreibungsunterlagen enthalten nachweislich einen Hinweis zur Ver-
meidung von tropischen, subtropischen oder borealen Hölzern. Die Verwendung von mitteleuro-
päischen Hölzern unterliegt keinen Beschränkungen. Der Nachweis der FSC/PEFC-Zertifikate erfolgt
in dieser Stufe nicht.
Für die verbauten Hölzer, Holzprodukte und / oder Holzwerkstoffe tropischer, subtropischer oder
borealer Herkunft wird eine FSC-Zertifizierung und ein zugehöriges CoC-Zertifikat nachgewiesen.
Qualitätsstufe 2:
Mindestens 50 % aller verbauten Hölzer, Holzprodukte und / oder Holzwerkstoffe stammen aus
nachhaltiger Forstwirtschaft. Dies wird durch Vorlage eines FSC-Zertifikates und des zugehörigen
CoC-Zertifikates nachgewiesen. Für Hölzer aus mitteleuropäischer oder einheimischer Herkunft
kann der Nachweis auch durch Vorlage einer PEFC-Zertifizierung und des zugehörigen CoC-
Zertifikates erfolgen.
Die Quantifizierung erfolgt über eine Mengenabschätzung auf Grundlage des Bauteilkataloges
für die Ökobilanz (siehe Kriterien: Treibhauspotenzial, Ozonschichtabbaupotenzial, Ozon-
bildungspotenzial, Versauerungspotenzial, Überdüngungspotenzial, nicht erneuerbarer
Primärenergiebedarf sowie Gesamtprimärenergiebedarf und Anteil nicht erneuerbarer
Primärenergie) oder gewerkeweise auf Grundlage der Ausschreibungen.
Qualitätsstufe 3:
Mindestens 80 % aller verbauten Hölzer, Holzprodukte und / oder Holzwerkstoffe stammen aus
nachhaltiger Forstwirtschaft. Dies wird durch Vorlage eines FSC-Zertifikates und des zugehörigen
CoC-Zertifikates nachgewiesen. Für Hölzer aus mitteleuropäischer oder einheimischer Herkunft
kann der Nachweis auch durch Vorlage einer PEFC-Zertifizierung und des zugehörigen CoC-
Zertifikates erfolgen.
Die Quantifizierung erfolgt über eine Mengenabschätzung auf Grundlage des Bauteilkataloges für
die Ökobilanz oder gewerkeweise auf Grundlage der Ausschreibungen.
Alternativ werden Gebäude, in denen nachweislich keine Hölzer, Holzprodukte und/oder
Holzwerkstoffe verbaut wurden, ebenfalls wie Qualitätsstufe 3 bewertet.
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
112
erforderliche Dokumentation
Nachweis über die Verwendung von zertifizierten Holzprodukten oder holzbasierenden
Materialien
�� rechnerischer Nachweis über den prozentualen Anteil von FSC- oder PEFC-zertifizierten
Holzprodukten oder holzbasierenden Materialien an der Gesamtmenge der verwende-
ten Holzprodukte oder holzbasierenden Materialien (z. B. Fenster, Türen, Böden, Wände,
Treppen). Dabei sind die Zwischen- und Endergebnisse getrennt übersichtlich darzustel-
len. Außerdem sind Angaben zu den Bauteilen, in welchen die Holzprodukte und holz-
basierten Materialien eingesetzt wurden, sowie zu den jeweiligen Mengen zu machen.
Der Nachweis soll für die Allgemeinbereiche und die Wohnungen separat erfolgen.
Nachweis der Zertifizierung von Holz und Holzwerkstoffen
Die Zertifizierung ist über folgende Dokumente nachzuweisen:
�� das Zertifikat, das von einer durch den Forest Stewardship Council (FSC) oder den
Programme for Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC) akkreditierten
Zertifizierungsgesellschaft nachprüfbar ausgestellt wurde�� das zugehörige CoC-Handelszertifikat „Chain of Custody“
Nachweis, dass im Gebäude kein Holz verwendet wurde:
�� Nachweis, dass im Gebäude keine Holz- oder Holzwerkstoffprodukte verwen-
det wurden. Der Nachweis kann über Ausschreibungsunterlagen und / oder
Produktinformationen der verwendeten Produkte erbracht werden.
Der Nachweis ist mindestens für die Materialien von Bauteilen zu erbringen, welche in der regel
aus Holz- oder Holzwerkstoffen gefertigt werden:
�� schalungen�� Türen�� Bodenbeläge�� Wandvertäfelungen
113Ökologische QualitätNACHHAlTIGE rESSOUrCEN VErWENDUNG / HOlZ
BewerTuNG
Indikator 1: umsetzung der anforderungen in den allgemeinbereichen
Tabelle 13
BesCHReIBUNG CHeCKLIsTeNPUNKTe
Nachweis der Qualitätsstufe 3 50
Nachweis der Qualitätsstufe 2 25
Nachweis der Qualitätsstufe 1 5
Indikator 2: umsetzung der anforderungen in den Wohnbereichen
Tabelle 14
BesCHReIBUNG CHeCKLIsTeNPUNKTe
Nachweis der Qualitätsstufe 3 50
Nachweis der Qualitätsstufe 2 25
Nachweis der Qualitätsstufe 1 5
Tabelle 15 Punktzuordnung von Grenz-, referenz- und Zielwert für das Kriterium Nachhaltige
Ressourcen verwendung / Holz
CHeCKLIsTeNPUNKTe BeWeRTUNGsPUNKTe
ZIElWErT Z 100 10
rEFErENZWErT r 50 5
GrENZWErT G 10 1
FUNKTION Abschnittsweise linear, Zwischen werte sind zu interpolieren
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
114
abbIlDuNG 10 Vorgehensweise zur Bestimmung der erreichten Punktzahl für das Kriterium
Nachhaltige Ressourcen verwendung / Holz
10
10 50 100
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
ZR
G
Bewertungspunkte
115Ökologische QualitätNACHHAlTIGE rESSOUrCEN VErWENDUNG / HOlZ
Ziele
Die Wertstabilität von baulichen strukturen hat eine große Bedeutung für das nachhaltige Bauen.
Eine hohe Wohnraumqualität und die Möglichkeit, ein Bauwerk umzunutzen bzw. an sich verän-
dernde Nutzungsbedürfnisse anzupassen, können seine Akzeptanz, Lebensdauer und die entste-
henden Lebenszykluskosten entscheidend beeinflussen.
erläuTeruNG
Ein globalisierter internationaler Markt verlangt eine hohe Effizienz, Flexibilität und
Anpassungsfähigkeit. Dies spiegelt sich auch in der Nutzung von Gebäuden wider. ein nach-
haltig konzipiertes Gebäude erfüllt diese Anforderungen. es lässt sich leicht an veränderte
erfordernisse anpassen, zum Beispiel änderungen in der Nutzung sowohl durch einen Mieter-
oder Nutzerwechsel als auch durch vom Nutzer bewirkte umstrukturierungen. eine hohe
umnutzungsfähigkeit von Gebäuden ist unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten gegeben, wenn der
Wandel mit einem geringen ressourcenverbrauch realisiert werden kann.
Wohnraumqualität und Umnutzungsfähigkeit des betrachteten Gebäudes werden mit ei-
ner checkliste bewertet. Das Kriterium bezieht sich auf die Nutzungsphase des Bauwerks. Die
größten Lenkungsmöglichkeiten bestehen in den Phasen der Projektentwicklung und Planung.
Je mehr Qualitätsmerkmale eine Wohnung aufzeigen kann, desto wertstabiler wird sich die
Immobile verhalten. Je geringer der Aufwand für eine Gebäudeumgestaltung und je einfacher die
Durchführung, desto besser ist die umnutzungsfähigkeit des Gebäudes.
In die Prüfung der Wertstabilität werden folgende Indikatoren einbezogen:
(1) Nachweis der Qualität der Wohnungen (analog zu Kriterium „Qualitätsmerkmale der
Wohnungen“)
(2) umnutzungsfähigkeit (analog zu Kriterium „umnutzungsfähigkeit“)
meThoDe
Qualitative Punktbewertung der Qualität der Wohnungen und der Modularität des betrachteten
Bauwerks auf Basis einer bewerteten checkliste.
kriTerium
DriTTverweNDuNGsfähiGkeiT
167Ökonomische QualitätDrITTVerWeNDuNGsFäHIGKeIT
BeschreiBuNG Der meThoDe
Für die Beurteilung der Qualität der Wohnungen und der Modularität des Gebäudes wurde eine
qualitativ zu bewertende Checkliste entwickelt, deren Aufbau und Handhabung im Folgenden be-
schrieben werden.
Folgende Indikatoren werden abgeprüft:
(1) Nachweis der Qualität der Wohnungen (aus Kriterium „Qualitätsmerkmale der
Wohnungen“)
(2) Modularität des Gebäudes (aus Kriterium „umnutzungsfähigkeit“)
Die Bewertung erfolgt über eine checkliste, mit deren Hilfe checklisten-Punktwerte für die ein-
zelnen Merkmale des Gebäudes vergeben werden. Die Punktwerte können durch eine abschnitt-
weise lineare Funktion, welche in der Grafik dargestellt ist, auf das 10-Punkte-System übertragen
werden.
1. Nachweis der Qualität der Wohnungen
Der Nachweis der Qualität der Wohnungen wird anhand der Bewertung aus Kriterium
„Qualitätsmerkmale der Wohnungen“ bewertet.
Die dort erhaltene Bewertung spiegelt 50 % der Bewertung der Drittverwendungsfähigkeit.
checklistenpunkte = 0,5 * (Bewertungspunkte aus Kriterium „Qualitätsmerkmale der
Wohnungen“)
Erforderliche Dokumentation
Dokumentation der erreichten Bewertungspunkte im Kriterium „Qualitätsmerkmale der
Wohnungen“
2. Modularität des Gebäudes
Die Modularität des Gebäudes wird anhand der Bewertung aus Kriterium „umnutzungs-
fähigkeit“ bewertet. Die dort erhaltene Bewertung spiegelt 50 % der Bewertung der
Dritt verwendungs fähigkeit.
checklistenpunkte = 0,5 * (Bewertungspunkte aus Kriterium „umnutzungsfähigkeit“)
Erforderliche Dokumentation
Dokumentation der erreichten Bewertungspunkte im Kriterium „umnutzungsfähigkeit“
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
168
BewerTuNG
TABEllE 26 Zuordnung von Grenz-, referenz- und Zielwert für das Kriterium
Drittverwendungsfähigkeit
BescHreIBuNG BeWerTuNGsPuNKTe
100 checklistenpunkte (Zielwertanforderungen) 10,0
90 checklistenpunkte 9,0
80 checklistenpunkte 8,0
75 checklistenpunkte 7,5
70 checklistenpunkte 7,0
60 checklistenpunkte 6,0
50 checklistenpunkte (referenzwertanforderungen) 5,0
40 checklistenpunkte 4,0
30 Checklistenpunkte 3,0
20 checklistenpunkte 2,0
10 checklistenpunkte (Grenzwertanforderungen) 1,0
< 10 checklistenpunkte 0,0
169Ökonomische QualitätDrITTVerWeNDuNGsFäHIGKeIT
TABEllE 27 Punktzuordnung von Grenz-, referenz- und Zielwert für das Kriterium
Drittverwendungsfähigkeit
cHecKLIsTeNPuNKTe BeWerTuNGsPuNKTe
ZIeLWerT Z 100 10
reFereNZWerT r 50 5
GreNZWerT G 10 1
FuNKTIoN linear, Zwischen werte sind zu interpolieren
ABBIlDuNG 14 Vorgehensweise zur Bestimmung der erreichten Punktzahl für das Kriterium
Drittverwendungsfähigkeit
10
10 50 100
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
ZR
G
Bewertungspunkte
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
170
171Ökonomische QualitätDrITTVerWeNDuNGsFäHIGKeIT
ziele
DieBewohnereinesGebäudeshabeninderregelgroßenEinflussaufihrraumklima,dadie
Systemeindividuellzubedienensind.DieFörderungderBehaglichkeitführtzueinergesteigerten
ZufriedenheitderBewohner.
erläuTeruNG
UmdieEinflussnahmedesNutzersaufdasraumklimazugewährleisten,werdendiefolgenden
Indikatorenuntersucht:
�� lüftung�� temperaturenwährendundaußerhalbderheizperiode�� Bedienerfreundlichkeit
DieIndikatorenwerdenanhandvonChecklistenquantitativoderqualitativbewertetundin
eineGesamtbewertungzusammengeführt.DurcheinefrühzeitigePlanungkönnengeeignete
MaßnahmenzurErfüllungderChecklisteindenEntwurfeingearbeitetwerden.
meThoDe
Fürdiequalitativebzw.quantitativeBeurteilungderEinflussnahmederNutzerwurdeeineCheck-
listeerarbeitet,dieunterschiedlicheIndikatorenabbildetundamEndeeineGesamtnoteergibt.Im
rahmenderChecklistewerdendiefolgendenIndikatorenbeurteilt:
(1) lüftung
(2) temperaturenwährendderheizperiode
(3) temperaturenaußerhalbderheizperiode
(4) Bedienfreundlichkeit
Ausden4IndikatorenergibtsicheinemaximaleBewertungvon100Checklistenpunkten,diese
entsprechen10Bewertungspunkten.DerGrenzwertvon30Checklistenpunktenbedeutet,dassin
mindestens3Indikatoren10Checklistenpunkteerreichtwordensind.
kriTerium
eiNfluSSNahmemöGlichkeiTeN DeS NuTzerS
219SoziokulturelleundfunktionaleQualitätEINFlUSSNAhMEMÖGlIChKEItENDESNUtZErS
Die10Bewertungspunktekannerreichen,werinallenKriterieneinehoheQualitätsichertundder
EinflussnahmedesNutzersinWohnungenbesondereAufmerksamkeitschenkt.DieEinhaltungder
gesetzlichenAnforderungenwirdgrundsätzlichvorausgesetzt.
BeSchreiBuNG Der meThoDe
1. lüftung
Tabelle 50
ChECKlIStENPUNKtE
raumweisebeeinflussbarerluftaustausch 30
Wohnungsweisebeeinflussbarerluftaustausch 15
KeinEinflussaufdenluftaustausch 0
erforderliche Dokumentation
AuszugausdemlüftungskonzeptfürdasGebäudemitGrundzügenderPlanung,wesentliche
AnnahmenzumGebäudeundzumNutzenergiebedarffürdieenergetischeluftaufbereitungge-
mäßDINV18599
2. Temperaturen während der Heizperiode
Tabelle 51
ChECKlIStENPUNKtE
temperaturraumweisefürjedenWohnraumeinstellbar 40
temperaturwohnungsweiseeinstellbar 10
KeinEinflussaufdietemperatur 0
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
220
erforderliche Dokumentation
Steuerung der Heizanlage
NachweisüberdieraumweiseoderwohnungsweisemöglicheSteuerungderraumtemperaturenin
derheizperiode
3. Temperaturen außerhalb der Heizperiode
Tabelle 52
ChECKlIStENPUNKtE
temperaturraumweisefürjedenWohnraumeinstellbar 10
temperaturwohnungsweiseeinstellbar 5
KeinEinflussaufdietemperatur 0
erforderliche Dokumentation
Temperatursteuerung außerhalb der Heizperiode
NachweisüberdieraumweiseoderwohnungsweisemöglicheSteuerungderKühlungübertechni-
scheAnlagen
4. bedienfreundlichkeit
Tabelle 53
ChECKlIStENPUNKtE
Anzeige-undBedienfunktionendervorhandenenGewerke(lüftung,
Verschattung,heizung,KühlungundBeleuchtung)überzentrale
lösungen,z.B.Web-Browser-BedienoberflächeninderWohnung
20
Anzeige-undBedienfunktionendervorhandenenGewerke(lüftung,
heizung,Kühlung)überseparateBedien-undAnzeigegeräteimraum
(z.B.Drehregler)
10
KeineBedienfunktionendervorhandenenGewerke
(lüftung,heizung,Kühlung)
0
221SoziokulturelleundfunktionaleQualitätEINFlUSSNAhMEMÖGlIChKEItENDESNUtZErS
erforderliche Dokumentation
AngabenzudenBedien-undAnzeigefunktionendervorhandenenGewerkelüftung,
Verschattung,heizung,KühlungundBeleuchtung
BeWerTuNG
Tabelle 54 PunktzuordnungvonGrenz-,referenz-undZielwertfürdasKriterium
EinflussnahmemöglichkeitendesNutzers
ChECKlIStENPUNKtE BEWErtUNGSPUNKtE
ZIElWErtZ 100 10
rEFErENZWErtr 60 5
GrENZWErtG 30 1
abbIlDuNg 19 VorgehensweisezurBestimmungdererreichtenPunktzahlfürdasKriterium
EinflussnahmemöglichkeitendesNutzers
10
30 60 100
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Z
Checklistenpunkte
R
G
Bewertungspunkte
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
222
ziele
AufenthaltsbereichedienendemAllgemeinwohlundförderndieAkzeptanzbeimNutzer.Die
EinbindungdergebäudebezogenenAußenflächenindieGesamtgestaltungdesBauwerksund
seinerUmgebungfördertdieEntwicklungeinesdreidimensionalenurbanenUmfelds.Durchdie
NutzbarmachungdieserFlächekannzurreduktiondesCo2-AusstoßesundzurVerbesserungdes
Mikroklimasbeigetragenwerden.NebenderPlanungdergestalterischenEinbindungdertech-
nischenAufbautenkönnenDachflächen,Innenhöfe,AtrienundFreiflächeninderFassade,z.B.
Balkone,durchihreGestaltungfürdasAllgemeinwohlverwendetwerden.Dabeibestehtdie
Zielsetzungdarin,einmöglichstbreitesSpektrumanAufenthaltsbereichenmitunterschiedlichen
QualitätenfürdieNutzeranzubieten.
erläuTeruNG
BeimnachhaltigenUmgangmitdenFlächenstehteinequalitativhochwertigeEntwicklungder
FreiflächenimVordergrund,umdieAufenthaltsqualitätfürdieNutzerzusteigern.
DieEntwicklungvonmöglichstvielfältigenQualitätenaufdenFreiflächenschafftindividuelle
Kommunikations-,Ausweich-undrückzugsmöglichkeitenfürunterschiedlicheNutzergruppen.
haus-undnutzungsbezogeneFreiräumeermöglichenVerknüpfungenvon„Innenhausund
Außenhaus“.DarüberhinausentstehenökologischwirksameSynergieeffektezudenBereichen
StadtklimaundregenwasserrückhaltungsowieimhinblickaufstädtischelebensräumefürFlora
undFauna.
kriTerium
GeBäuDeBezoGeNe auSSeNraumQualiTäT
223SoziokulturelleundfunktionaleQualitätGEBäUDEBEZoGENEAUSSENrAUMQUAlItät
KriTerium
schallschuTZ
Ziele
Schallschutz ist nötig, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Menschen zu erhal-
ten sowie seine Privatsphäre zu schützen. Die Qualität des Schallschutzes ist zu verbessern. Die
Mindestanforderungen an den baulichen Schallschutz sind in der DIN 4109 festgelegt. eine
unterschreitung dieser Regeln ist unzulässig. Mithilfe dieser Anforderungen werden aber nicht alle
möglichen, sondern nur die unzumutbaren Belästigungen ausgeschlossen.
erläuTeruNG
Für die Bewertung des Schallschutzes ist ein über die Mindestanforderungen hinausgehender
Schallschutz vorteilhaft. Die Schallschutzmaßnahmen sollten allerdings in einem angemessenen
Rahmen bleiben.
Im kriterium wird geprüft, ob in Wohngebäuden die Mindestanforderungen des Schallschutzes an
Bauteile gegenüber fremden Wohn- und Arbeitsräumen der DIN 4109 eingehalten werden. Für
eine höhere Bewertung des Luftschallschutzes gegenüber fremden Räumen und Trittschallschutzes
wird die erfüllung der Werte von DIN 4109 Beiblatt 2 geprüft. Als erhöhter Schallschutz werden die
klassen A und B der DeGA-empfehlung 103 vom März 2009 herangezogen.
Anhand einer checkliste wird die Betriebsphase des Gebäudes beurteilt:
�� Luftschallschutz gegenüber Außenlärm�� Luftschallschutz gegenüber fremden Wohn- und Arbeitsräumen (Trennwände,
Trenndecken, Treppenraumwände)�� Trittschallschutz gegenüber fremden Wohn- und Arbeitsräumen (Trenndecken,
Treppenläufe, Treppenpodeste)�� Schallschutz gegenüber haustechnischen Anlagen (Wasserinstallation, sonstige
Haustechnik)
Nachträgliche Verbesserungen des Schallschutzes an bestehenden konstruktionen sind
nicht oder nur in begrenztem umfang möglich. Daher kommt den entscheidungen in der
Projektentwicklungs- und Planungsphase die größte Bedeutung für die spätere Bewertung des
Schallschutzes zu.
305Technische QualitätScHALLScHuTz
Im Folgenden sollen einige Messgrößen für den Schallschutz erläutert werden:
Schalldämmmaß (bauschalldämmmaß)
Bewertet die Luftschalldämmung von Bauteilen einschließlich der Schallübertragung über flankie-
rende Bauteile wie Decken und Wände. Das Schalldämmmaß wird in Dezibel (dB) gemessen.
�� Bewertetes Schalldämmmaß (R’w) mit Schallübertragung über flankierende Bauteile�� Bewertetes Schalldämmmaß (Rw) ohne Schallübertragung über flankierende Bauteile
Schalldruckpegel
Maß zur Beschreibung der Schallstärke, bewertet den körperschallschutz (zum Beispiel bei
Trittschall oder Installationsgeräuschen). Der Schalldruckpegel wird ebenfalls in Dezibel (dB)
gemessen.
�� Bewerteter Norm-Trittschallpegel (L’n,w) mit Schallübertragung über flankierende Bauteile �� Installationsgeräuschpegel von zum Beispiel Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen
(LIn), gemessen in dB(A)
Beim A-bewerteten Schallpegel wird versucht, die Wahrnehmung des ohres bezüglich
Stärke eines Geräusches nachzubilden. Flüstern wird zum Beispiel mit 20 dB(A) bewer-
tet, normal laute unterhaltung mit 50 dB(A), ein Flugzeugmotor mit 120 dB(A). Je nach
Gebäudenutzung werden maximale dB(A)-Werte für Störgeräusche empfohlen.�� Schalldruckpegel sonstiger haustechnischer Anlagen (LAF,max), gemessen in dB(A)
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
306
meThoDe
erfüllung von Grenz- und Referenzwerten und empfohlenen Werten aus Normen, Übererfüllung
auf Basis von aktuellen empfehlungen
ermittlung der Schallschutzgüte der Bauteile anhand des Schallschutznachweises bzw. den ausge-
schriebenen Bauteilen. Prüfung, ob die Vorgaben der DIN 4109 sowie die klassen A–c der DeGA-
empfehlung 103 eingehalten sind:
(1) Luftschallschutz gegenüber Außenlärm
(2) Luftschallschutz gegenüber fremden Wohn- und Arbeitsräumen (Trennwände,
Trenndecken, Treppenraumwände)
(3) Trittschallschutz gegenüber fremden Wohn- und Arbeitsräumen (Trenndecken,
Treppenläufe, Treppenpodeste)
(4) Schallschutz gegenüber haustechnischen Anlagen (Wasserinstallation, sonstige
Haustechnik)
Die Bewertung erfolgt über die Feststellung der Schallschutzgüte. Die einhaltung der gesetzlichen
Mindestanforderung (DIN 4109) ist für alle Indikatoren nachzuweisen.
Die erfüllung von Schallschutzanforderungen, die über die Mindestanforderungen hinausgehen,
führt zu einer Verbesserung der Bewertung des kriteriums.
307Technische QualitätScHALLScHuTz
BeschreiBuNG Der meThoDe
1. luftschallschutz gegenüber außenlärm
Tabelle 111
cHeckLISTeNPuNkTe
zIeLWeRT z Übererfüllung DIN 4109 um mind. 5 dB(A) 20
TeILzIeLWeRT Tz – –
ReFeReNzWeRT R,
GReNzWeRT G
einhaltung der DIN 4109 10
erforderliche Dokumentation
Nachweis der einhaltung der schalltechnischen Mindestanforderungen nach Normung bzw. den
gültigen gesetzlichen Regelungen zum Schallschutzstandard
Nachweis der Übererfüllung des Luftschallschutzes gegenüber Außenlärm
Nachweis, dass die schalltechnischen Werte der DIN 4109 hinsichtlich des Luftschallschutzes ge-
genüber Außenlärm um mindestens 5 dB übererfüllt werden.
Dazu sind folgende Dokumente vorzulegen:
�� Schallschutznachweis des gebauten Gebäudes nach DIN 4109 �� übersichtliche Darstellung der ergebnisse zum Luftschallschutz gegenüber Außenlärm
mit Gegenüberstellung der erreichten Werte und der Mindestanforderungen nach DIN
4109, aus der die Übererfüllung hervorgeht
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
308
2. luftschallschutz gegenüber fremden Wohn- und arbeitsräumen (Trennwände, Trenndecken, Treppenraumwände)
Tabelle 112
cHeckLISTeNPuNkTe
zIeLWeRT z klasse A nach DeGA-empfehlung 30
TeILzIeLWeRT Tz klasse B DeGA-empfehlung (Luftschallschutz
gegenüber fremden Wohnräumen)
20
ReFeReNzWeRT R DIN 4109 / Beiblatt 2 (erhöhter Luftschallschutz
gegenüber fremden Wohnräumen)
15
GReNzWeRT G einhaltung der DIN 4109 (Luftschallschutz ge-
genüber fremden Wohn- und Arbeitsräumen)
10
erforderliche Dokumentation
Nachweis der Übererfüllung des Luftschallschutzes gegenüber Außenlärm
Nachweis, dass die schalltechnischen Werte der DIN 4109 bzw. DIN 4109 Beiblatt 2 oder der
DeGA-empfehlung hinsichtlich des Luftschallschutzes gegenüber Außenlärm erfüllt werden.
Dazu sind folgende Dokumente vorzulegen:
�� Schallschutznachweis des gebauten Gebäudes nach DIN 4109 bzw. nach DeGA�� übersichtliche Darstellung der ergebnisse zum Luftschallschutz gegenüber Außenlärm
mit Gegenüberstellung der erreichten Werte und der Mindestanforderungen nach DIN
4109 Beiblatt 2 bzw. klasse A oder B der DeGA-empfehlung, aus der die Übererfüllung
hervorgeht
309Technische QualitätScHALLScHuTz
3. Trittschallschutz gegenüber fremden Wohn- und arbeitsräumen (Trenndecken, Treppenläufe, Treppenpodeste)
Tabelle 113
cHeckLISTeNPuNkTe
zIeLWeRT z klasse A der DeGA-empfehlung (Trittschallschutz
gegenüber fremden Wohnräumen)
30
TeILzIeLWeRT Tz klasse B der DeGA-empfehlung (Trittschallschutz
gegenüber fremden Wohnräumen)
20
ReFeReNzWeRT R Einhaltung der DIN 4109 / Bei blatt 2 (erhöh-
ter Trittschallschutz gegenüber fremden
Wohnräumen)
15
GReNzWeRT G einhaltung der DIN 4109 (Luftschallschutz ge-
genüber fremden Wohn- und Arbeitsräumen)
10
erforderliche Dokumentation
Nachweis der Übererfüllung des Trittschallschutzes gegenüber fremden Wohnräumen und eigener
Nachweis, dass die schalltechnischen Werte der DIN 4109 Beiblatt 2 bzw. der klasse A oder B der
DeGA-empfehlung hinsichtlich des Trittschallschutzes gegenüber fremden Wohnräumen erfüllt
werden
Dazu sind folgende Dokumente vorzulegen:
�� Schallschutznachweis des gebauten Gebäudes nach DIN 4109 bzw. nach DeGA�� übersichtliche Darstellung der ergebnisse zum Trittschallschutz gegenüber frem-
den Wohnräumen mit Gegenüberstellung der erreichten Werte und der
Mindestanforderungen nach DIN 4109 Beiblatt 2 bzw. klasse A oder B der DeGA-
empfehlung, aus der die Übererfüllung hervorgeht
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
310
4. Schallschutz gegenüber haustechnischen anlagen (Wasserinstallation, sonstige Haustechnik)
Tabelle 114
cHeckLISTeNPuNkTe
zIeLWeRT z klasse B nach DeGA-empfehlung 20
TeILzIeLWeRT Tz – –
GReNz- uND
ReFeReNzWeRT G, R
einhaltung der DIN 4109 (Luftschallschutz ge-
genüber fremden Wohn- und Arbeitsräumen)
10
erforderliche Dokumentation
Nachweis, dass die schalltechnischen Werte der DIN 4109 oder der klasse B nach DeGA-
empfehlung erreicht werden
Dazu sind folgende Dokumente vorzulegen:
�� Schallschutznachweis des gebauten Gebäudes nach DIN 4109 oder nach DeGA�� übersichtliche Darstellung der ergebnisse zum körperschallschutz mit Gegenüberstellung
der erreichten Werte und der Mindestanforderungen nach DIN 4109 oder klasse B der
DeGA-empfehlung, aus der die einhaltung hervorgeht
311Technische QualitätScHALLScHuTz
BewerTuNG
es können insgesamt 10 Punkte erreicht werden. zu beachten ist, dass beim Schallschutz die
ungünstigsten Nachweisstellen maßgebend werden. Die jeweiligen Anforderungen an den
Schallschutz müssen stets von allen Bauteilen erreicht werden, damit die Stufe erreicht ist.
Tabelle 115
BeScHReIBuNG BeWeRTuNGSPuNkTe
100 checklistenpunkte 10,0
85 checklistenpunkte 8,5
80 checklistenpunkte 8,0
75 checklistenpunkte 7,5
70 checklistenpunkte 7,0
65 checklistenpunkte 6,5
60 checklistenpunkte 6,0
50 checklistenpunkte / einhaltung DIN 4109 und in Indikatoren 2 und 3
einhaltung der Anforderungen des Beiblatts 2
5,0
40 checklistenpunkte / einhaltung DIN 4109 1,0
Tabelle 116 Punktzuordnung von Grenz-, Referenz- und zielwert für das kriterium Schallschutz
cHeckLISTeNPuNkTe BeWeRTuNGSPuNkTe
zIeLWeRT z 100 10
TeILzIeLWeRT Tz 75 7,5
ReFeReNzWeRT R 50 5
GReNzWeRT G 40 1
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
312
abbilDung 35 Vorgehensweise zur Bestimmung der erreichten Punktzahl für das kriterium
Schallschutz
10
5040 60 65 70 80 8575 100
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Z
Checklistenpunkte
TZ
RG
Bewertungspunkte
313Technische QualitätScHALLScHuTz
ziele
Nachhaltige Gebäude lassen sich über eine Optimierung des Planungsablaufs realisieren. Dazu be-
darf es einer verbesserten Abstimmung zwischen allen Beteiligten. Mithilfe der integralen Planung
können ein bestmöglich gestalteter Planungsprozess und die hohe Qualität des Gebäudes in allen
Lebenszyklen sichergestellt werden.
erläuTeruNG
Integrale Planung umspannt den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes: Sie beginnt mit der
Projektentwicklung und endet mit dem Abbruch. ein interdisziplinäres Planungsteam entwickelt zu-
sammen mit dem Bauherren ein ganzheitliches Konzept im Sinne einer nachhaltigkeitsorientierten
Gesamtstrategie, um durch eine hochwertige Planung energieverbrauch und umweltbelastung zu
reduzieren und gleichzeitig Komfort und Wirtschaftlichkeit zu verbessern.
Bei der Bewertung der integralen Planung werden beurteilt:
�� integrales Planungsteam, das sich interdisziplinär zusammensetzen soll. es ver-
tritt die wichtigsten Disziplinen des Projektes, wie entwurf, Tragwerk, technische
Gebäudeausstattung und Bauphysik. Für Wettbewerbe und die Leistungsphasen (LPH)
1 bis5(HOAI§15)sindinterdisziplinärePlanungsteamsnachzuweisen.�� integralerPlanungsprozess,deralleZertifizierungskriterienindiePlanungintegrie-
ren soll. Die ergebnisse in den Leistungsphasen Vorplanung bis Ausführung und
Objektüberwachung(HOAI§15LPH2-5undLPH8)sindzurBeurteilungdesErfolgeszu
beschreiben.
KriTerium
iNTeGrale PlaNuNG
355ProzessqualitätINTeGrALe PLANuNG
meThoDe
Die qualitative Bewertung erfolgt über Nachweise und Beschreibungen anhand der nachfolgenden
Indikatoren:
(1) integrales Planungsteam
(2) integraler Planungsprozess
„Integrale Planungsteams“ und ein „Koordinator der integralen Planung“ müssen grundsätzlich
für jedes Projekt nachgewiesen werden. Die Nichterfüllung dieses Indikators führt automatisch zu
einer Nichterfüllung des Kriteriums.
Die Bewertung des Kriteriums erfolgt über die summierte Bewertung der Teilindikatoren. Aus den
zwei Indikatoren ergibt sich eine maximale Bewertung von 100 Checklistenpunkten, diese ent-
spricht einem Punktwert von 10.
Bei einer qualitativen Bewertung hat der Bewerter die Möglichkeit, bei der Punktevergabe
projektspezifischeBesonderheitenzuberücksichtigenundgegebenenfallsweitere
Zwischenabstufungen einzuführen.
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
356
BeschreiBuNG Der meThoDe
1. integrales Planungsteam
„Integrale Planungsteams“ bestehen mindestens aus drei Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen.
je nach Aufgabenstellung und Zielsetzung müssen die drei wichtigsten Disziplinen des Projektes
vertreten sein. Teamfähigkeit und Kommunikationskompetenz sind Grundanforderungen an alle
Teammitglieder.
FürWettbewerbeunddieLeistungsphasennachHOAI§15LPH1-5sindintegralePlanungsteams
nachzuweisen. Der Bauherr hat die Beauftragung dieser Fachleute ab der Vorentwurfsplanung
nachzuweisen.
Der „Koordinator der integralen Planung“ ist ein interdisziplinär erfahrener Fachmann (z. B. bau-
vorlageberechtigte Architekten oder Ingenieure). er ist für die erfolgreiche umsetzung der integra-
len Planung verantwortlich, moderiert das integrale Planungsteam und dokumentiert den integra-
len Planungsprozess. er muss am Beginn der Planung aus dem Kreis des Planungsteams benannt
werden.
Bewertungsmaßstab integrales Planungsteam
TABEllE 149
BeSCHreIBuNG CHeCKLISTeNPuNKTe
es besteht ein „integrales Planungsteam“ aus mindestens
drei Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen. ein Mitglied des
Planungsteams ist der Koordinator der integralen Planung.
50,0
es besteht kein „integrales Planungsteam“. 0,0
Erforderliche Dokumentation
Liste des integralen Planungsteams, das ab der Vorentwurfsplanung beauftragt wurde, und
Benennung eines interdisziplinär erfahrenen Koordinators. Nennung von Name des Büros,
Fachgebiet, zuständiger Projektleiter und Adresse
357ProzessqualitätINTeGrALe PLANuNG
2. integraler Planungsprozess
AlleangestrebtenZertifizierungskriteriensindalsSchwerpunkteindiePlanungzuintegrieren.Die
erfolgreicheIntegrationderZertifizierungskriterienistvomKoordinatorfürdieLeistungsphasen-
Vorplanungbis-AusführungsplanungundObjektüberwachung(HOAI§15LPH2-5undLPH8)
durch eine kurze Beschreibung der ergebnisse in den einzelnen Phasen darzustellen.
Bewertungsmaßstab integraler Planungsprozess
TABelle 150
BeSCHreIBuNG CHeCKLISTeNPuNKTe
DieerfolgreicheIntegrationderZertifizierungskriterieninderVor-,
Entwurfs-,Genehmigungs-undAusführungsplanungsowieinder
Objektüberwachung wurde dokumentiert.
50,0
DieerfolgreicheIntegrationderZertifizierungskriterieninder
Vor-undEntwurfsplanungsowieinderGenehmigungs-und
Ausführungsplanung wurde dokumentiert.
37,0
DieerfolgreicheIntegrationderZertifizierungskriterieninderVor-
und entwurfsplanung sowie in der Genehmigungsplanung wurde
dokumentiert.
25,0
DieerfolgreicheIntegrationderZertifizierungskriterieninderVor-und
entwurfsplanung wurde dokumentiert.
20,0
DieerfolgreicheIntegrationderZertifizierungskriterieninder
Vorplanung wurde dokumentiert.
10,0
DieZertifizierungskriterienwurdennichtindiePlanungintegriertoder
die Integration wurde nicht dokumentiert.
0,0
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
358
Erforderliche Dokumentation
integration der Zertifizierungskriterien
NachweisderIntegrationderZertifizierungskriterienindeneinzelnenLeistungsphasendurchkurze
Beschreibung der ergebnisse in den einzelnen Phasen
(1) AngabederPlanungs-bzw.Leistungsphase
(2) Name und Kernkompetenzen der Mitglieder des integralen Planungsteams
(3) ListederangestrebtenZertifizierungskriterienundNennungderVerantwortlichenaus
dem Planungsteam
(4) DarstellungdesPlanungsprozesses,getrenntnachVor-,Entwurfs-,Genehmigungs-und
Ausführungsplanung sowie der Objektüberwachung:
(a) wichtige ergebnisse für das Projekt, „Points of no return“, bedeutende
Entscheidungenundabgeschlossene(Teil-)AufgabenalsGrundlagefüreinequali-
fizierteWeiterbearbeitung
(b) Wie wurde die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung im
Planungsteam koordiniert?
(c) WelcheZielkonflikte(konkurrierendeZielsetzungen)wurdenidentifiziertundwie
wurden sie beseitigt oder konstruktiv entschärft?
(d) Wie wurden die entwurfsvarianten nachhaltigkeitsorientiert bewertet und
optimiert?
(e) Wie wurde eine Vollkostenbetrachtung durchgeführt, um eine bessere
Wirtschaftlichkeitzuerzielen?(Planungs-,Bau-,Betriebskosten)HatdiePlanung
vorVeröffentlichungderZertifizierungskriterienstattgefunden,soisteinvergleich-
barer Nachweis der Integration von Nachhaltigkeitskriterien in den Planungsprozess
zulässig.
359ProzessqualitätINTeGrALe PLANuNG
BewerTuNG
TABelle 151 PunktzuordnungvonGrenz-,Referenz-undZielwertfürdasKriteriumIntegrale
Planung
CHeCKLISTeNPuNKTe BeWerTuNGSPuNKTe
ZIeLWerT Z 100 10
reFereNZWerT r 75 5
GreNZWerT G 50 1
ABBilDUNG 40 Vorgehensweise zur Bestimmung der erreichten Punktzahl für das Kriterium
Integrale Planung
10
50 75 100
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Z
Checklistenpunkte
R
G
Bewertungspunkte
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
360
ziele
Die Herangehensweise an eine Planungsaufgabe ist sehr vielschichtig und beziehungsreich. um
dieser Komplexität gerecht zu werden, sind eine Mindestanzahl und eine Mindestqualität der
Konzepte zu erarbeiten. Gleichzeitig sollen Variantenvergleiche durchgeführt werden, die verstärkt
ökonomische und ökologische Aspekte einbeziehen. Auch eine externe Qualitätssicherung in der
Planung sollte in Betracht gezogen werden. Die erstellung von Konzepten und Nachweisen ermög-
licht, die Komplexität und Wechselwirkungen des nachhaltigen Bauens zu sichern.
erläuTeruNG
Die in Deutschland üblichen, zum Teil gesetzlich geforderten Sicherheitsvorschriften haben einen
hohen Standard, der gerade im internationalen Kontext hervorgehoben werden sollte.
ImZertifizierungssystemwerdenVorhandensein,UmfangundQualitätfolgenderKonzepteund
unterlagen geprüft sowie Art und umfang der durchgeführten Variantenvergleiche:
�� ErstellungeinesSicherheits-undGesundheitsschutzplans(SiGe-Plan)�� erstellung eines energiekonzeptes �� ErstellungeinesWasserkonzeptes(Ver-undEntsorgung)�� erstellung eines Abfallkonzeptes �� Tages-undKunstlichtoptimierung�� erstellung eines Messkonzeptes�� Konzept zur unterstützung der umbaubarkeit, rückbaubarkeit und recyclingfreundlichkeit �� KonzeptzurSicherungderReinigungs-undInstandhaltungsfreundlichkeit�� Prüfung der Planungsunterlagen durch unabhängige Dritte�� Durchführung von Variantenvergleichen
ein Konzept muss grundsätzlich die folgenden Angaben enthalten:
�� Situationsbeschreibung�� Bedarfsbeschreibung�� Zielfestlegung (z.B. Minimierung)�� Maßnahmenkatalog zur Zielerreichung�� Beschreibung der umsetzung der Maßnahmen
eine umfangsregelung gibt es keine. Der umfang eines Konzepts ist von dem Projektund der Art
des Konzepts abhängig.
KriTerium
oPTimieruNG uND KomPlexiTäT Der heraNGeheNsweise iN Der PlaNuNG
361ProzessqualitätOPTIMIeruNG uND KOMPLexITäT Der HerANGeHeNSWeISe IN Der PLANuNG
Ziele
TechnischerisikenundTerrorgefahrensowienaturbedingterisikensindfürdiestandortanalysezu
beschreiben.indiesemZusammenhangkannüberprüftwerden,obundinwieweitderGebäude
entwurfaufdieamstandortvorhandenenrisikenreagiert.
FürdieBewertungwerdenuntersucht:
risikenausWetterundNatur(Erdbeben,Lawinen,sturm,Hochwasser)
erläuTeruNG
Dieverschiedenenstandortbezogenenrisikenwerdenanhandvonrisikokartenbewertet.Das
unbebauteGrundstückwirdderBeurteilungunterzogen,sodasskeineLebenszyklusphasendes
BauwerksindieDatenerhebungeinbezogenwerdenmüssen.
Risiken aus Wetter und Natur (Erdbeben, Lawinen, Sturm, Hochwasser)
NatürlicheGefahrenrichtensichnachdengeografischenGegebenheitendesstandortesundsind
inderregelnichtbeeinflussbarundschwervorhersehbar.Berücksichtigtwerdendiejeweilige
EintrittswahrscheinlichkeitunddiemöglicheschwerederWirkung.
DiehieruntersuchtenrisikenverursachenbeiEintritthohenwirtschaftlichenschadenundführen
zuVerunsicherunginderBevölkerung.ihreWirkungstrahltinderregelweitüberdenbetroffenen
standortaus.
BasierendaufArtikel13desGrundgesetzes,derdieunversehrtheitunddenschutzvonLeibund
Lebengarantierensoll,sindPersonenundsachgütervorGefahrenzuschützen.
KriTerium
riSiKeN am miKroSTaNDorT
421StandortqualitätrisikENAMMikrosTANDorT
meThoDe
EinschätzungdesrisikosamMikrostandortanhandvonveröffentlichtenrisikokarten
BeimGrenzwertwirddavonausgegangen,dassfürkeinenderindikatoreneineBewertungvon0
erfolgendarf,umPunktezuerhalten.sobaldeinindikatormit0bewertetwerdenmuss,kanndas
kriterium„risikenamMikrostandort“insgesamtkeineBewertungspunkteerlangen.
BeSchreiBuNG Der meThoDe
Eswirdempfohlen,diebetreffendenDatendirektbeicEDiMzuentnehmen,dadortdiefarbigen
BereichedurchEinzoomenindiekarte(ggf.mehrfach)deutlicherzuunterscheidensind.
Risiken aus Wetter und Natur
1. Erdbeben
GefährdungsstufennachcEDiMriskExplorer(HazardMaps),basierendaufEarthquakeHazard
(475yearevent),Earthquakeintensity[EuropeanMacroseismicscale]
TabELLE 181
BEscHrEiBuNG(EuroPEANMAcrosEisMicscALE) cHEckLisTENPuNkTE
0,0 25
>0,0–5,0 22
>5,0–6,0 19
>6,0–7,0 12
>7,0–8,0 5
>8,0 0
Quelle:http://cedim.gfzpotsdam.de/riskexplorer/#(15.06.2011)
DGNBHandbuchNEuBAuWoHNGEBäuDE,VErsioN2011
422
2. Lawinen
PrüfungderregionalenundaktuellenLawinengefahrenkarte(kombinationintensitätund
Eintrittswahrscheinlichkeit)stufen0(keine)bis3(stark).Veröffentlichtbeidenjeweiligen
kommunen,sofernregionalrelevant.
TabELLE 182
BEscHrEiBuNG(LAWiNENGEFAHr) cHEckLisTENPuNkTE
stufe0(keine)stark
mittel
Inte
nsit
ät
schwach
hoch
Eintretenswahrscheinlichkeit 0–30 30–100 100–300 Jahre
mittel gering
25
stufe1(gering) 17
stufe2(mittel) 10
stufe3(stark) 0
3. Sturm
sturmschadensrisikokartegem.cEDiMriskExplorer(HazardMaps)
(WinterstürmemitWindgeschwindigkeiten,50jährigesEreignis)
TabELLE 183
BEscHrEiBuNG
(WiNDGEscHWiNDiGkEiT)
cHEckLisTENPuNkTE
>25,00–35,00m/s 25
>35,00–40,00m/s 20
>40,00–45,00m/s 15
>45,00–50,00m/s 10
>50,00–55,00m/s 5
Quelle:http://cedim.gfzpotsdam.de/riskexplorer/#(10.06.2011)
423StandortqualitätrisikENAMMikrosTANDorT
4. Hochwasser
4GefährdungsstufenfürDeutschland1bis4gem.ZÜrs(Zonierungssystemfür
Überschwemmungen,rückstauundstarkregen).DiegültigeGefährdungsklassekannbeider
VersicherungundbeiMaklernerfragtwerden.
�� Gk1:Hochwasserstatistischgesehenselteneralseinmalin200Jahrenodernie�� Gk 2:Hochwasserstatistischgesehenmindestenseinmalin50–200Jahren�� Gk3:Hochwasserstatistischgesehenmindestenseinmalin10–50Jahren�� Gk4:Hochwasserstatistischgesehenmindestenseinmalin10Jahren
TabELLE 184
BEscHrEiBuNG cHEckLisTENPuNkTE
stufe1 25
stufe2 17
stufe3 10
stufe4 0
Erforderliche Dokumentationen
Standortanalyse zu Risiken
standortanalysemitkonkretenAussagenzumkriteriumundentsprechenderAusschnittausder
cEDiMriskExplorersGermany,universitätkarlsruheundAngabenausZÜrsZonierungssystem
Überschwemmungen,rückbauundstarkregen(ausVersicherungsunterlagenoderentsprechen
denAnfragen)
Erklärung zu den Risiken
ErklärungzudenrisikenunterNennungderverwendetenAnalysequellen(Gis,meteorologische
karten,Auskünftevonkommunenoderinstitutenetc.)
DieaufgeführtenDokumentefürdieseskriteriumsindnuralternativ,abhängigvondergewählten
Qualitätsstufe,vorzulegen.
DGNB HandbuchNeuBau WoHNGeBäuDe, VersioN 2011
424
BewerTuNG
TabELLE 185 PunktzuordnungvonGrenz,referenzundZielwertfürdaskriteriumrisikenam
Mikrostandort
cHEckLisTENPuNkTE BEWErTuNGsPuNkTE
ZiELWErTZ 100 10
rEFErENZWErTr 50 5
GrENZWErTG 30 1
abbiLDuNg 48 VorgehensweisezurBestimmungdererreichtenPunktzahlfürdaskriteriumrisiken
am Mikrostandort
10
30 50 100
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Z
Checklistenpunkte
R
G
Bewertungspunkte
425StandortqualitätrisikENAMMikrosTANDorT