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Lücke: Korsika – Tourismus oder Terrorismus? 43 EGNER, HEIKE (Hrsg.): Tourismus – Lösung oder Fluch. Die Frage nach der nachhaltigen Entwicklung peripherer Regionen. Mainz 2003: 43-54 (= Mainzer Kontaktstudium Geographie, Bd. 9) HARTMUT LÜCKE Der Fall Korsika. Tourismus oder Terrorismus? 1 Entwicklung und Struktur des korsischen Tourismus Einschneidende Veränderungen begannen im korsi- schen Fremdenverkehr mit Umstrukturierungsvor- gängen im Beherbergungswesen zwischen 1982 und 1987. In diesem Zeitraum ist die Unterkunftskapazi- tät auf dem Campingsektor um 40 % (INSEE 1988, S. 12) angestiegen; auf dem Hotelsektor ist sie da- gegen um 10 % gesunken. Auch heute stellt die Dominanz der Campingunternehmen im Rahmen al- ler gewerblichen Unterkunftsformen ein Charakte- ristikum im korsischen Beherbergungswesen dar. Zugleich haben sich aus dem Campingtourismus je- doch neue Problembereiche ergeben, weil mit der Anlage der meisten Plätze nicht nur ein hoher Flä- chenbedarf verbunden, sondern auch ein leistungs- fähiges Ver- und Entsorgungssystem erforderlich ist, das viele Gemeinden ohne fremde Hilfe nicht fi- nanzieren können. Hinzu kommt, dass das korsische Zeltplatzwesen hinsichtlich der Klassifizierung zwar ein relativ breites Spektrum aufweist, aber internati- onalen Qualitätsansprüchen nur in wenigen Fällen genügt. Eine derartige Vorrangstellung weist der Cam- pingtourismus weder auf den Balearen noch auf Sardinien oder Sizilien auf. Das hängt zum einen damit zusammen, dass in den stadtfernen Regionen vergleichsweise wenig Hotelunterkünfte zu finden sind, und die günstigen klimatischen und land- schaftlichen Bedingungen in den korsischen Küs- tengebieten diese Fremdenverkehrsart geradezu för- dern. Zum anderen sind dafür ein durchweg niedri- ger Standard, eine geringe fachliche Qualifikation und ein hoher Überalterungsgrad im korsischen Ho- telgewerbe verantwortlich. Schließlich stellen die Feriendörfer die jüngste Unterkunftsform auf Kor- sika dar. Die ersten international frequentierten An- lagen entstanden in den 1980er Jahren und haben sich infolge ihrer speziellen Angebote für ein be- stimmtes Klientel auf dem Markt zwar etablieren können, jedoch mit dem Nachteil, dass sich die meisten in Händen allochthoner Unternehmen be- finden, welche die autochthone Wirtschaft nur äu- ßerst geringfügig partizipieren lassen. Im Jahr 2001 haben in 852 Betrieben des ge- werblichen Beherbergungssektors rd. 710.000 Gäste übernachtet, welche die permanente Inselbevölke- rung von knapp 246.000 Einwohnern nicht nur um etwa das Dreifache übertreffen, sondern auch mit durchschnittlich 83 Hotelbetten pro 1000 korsische Einwohner fünfmal höher liegt als die entsprechen- den kontinentalfranzösischen Werte. Das Verhältnis der jährlichen Touristenzahl zur Einwohnerzahl zieht die französische Statistik als „Pression tou- ristique“ für Vergleiche mit anderen westmediterra- nen Inseln heran. Mit 1,4 Millionen Gästen lag die- ser Index auf Korsika im Jahre 2001 bei 5,6; für Sardinien betrug er dagegen 0,8 und für Sizilien nur 0,6. Allein diese Vergleichswerte belegen die Son- derstellung des korsischen Fremdenverkehrs im na- tionalen und internationalen Rahmen. Zwar machen die aus dem gewerblichen Tou- rismussektor stammenden Einnahmen immerhin ein Fünftel der Erträge der Insel aus, sozioökonomisch ist die Branche aber nur ungenügend in die korsi- sche Wirtschaft integriert, da allein mehr als die Hälfte der rd. 13.000 Saisonangestellten (INSEE

Der Fall Korsika. Tourismus oder Terrorismus?geo.aau.at/images/stories/pdf/Luecke_2003.pdf · lagen entstanden in den 1980er Jahren und haben ... Werte ist die in diesem Zusammenhang

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Lücke: Korsika – Tourismus oder Terrorismus? 43

EGNER, HEIKE (Hrsg.): Tourismus – Lösung oder Fluch. Die Frage nach der nachhaltigen Entwicklung peripherer Regionen. Mainz 2003: 43-54 (= Mainzer Kontaktstudium Geographie, Bd. 9)

HARTMUT LÜCKE

Der Fall Korsika. Tourismus oder Terrorismus?

1 Entwicklung und Struktur des korsischen Tourismus

Einschneidende Veränderungen begannen im korsi-schen Fremdenverkehr mit Umstrukturierungsvor-gängen im Beherbergungswesen zwischen 1982 und 1987. In diesem Zeitraum ist die Unterkunftskapazi-tät auf dem Campingsektor um 40 % (INSEE 1988, S. 12) angestiegen; auf dem Hotelsektor ist sie da-gegen um 10 % gesunken. Auch heute stellt die Dominanz der Campingunternehmen im Rahmen al-ler gewerblichen Unterkunftsformen ein Charakte-ristikum im korsischen Beherbergungswesen dar. Zugleich haben sich aus dem Campingtourismus je-doch neue Problembereiche ergeben, weil mit der Anlage der meisten Plätze nicht nur ein hoher Flä-chenbedarf verbunden, sondern auch ein leistungs-fähiges Ver- und Entsorgungssystem erforderlich ist, das viele Gemeinden ohne fremde Hilfe nicht fi-nanzieren können. Hinzu kommt, dass das korsische Zeltplatzwesen hinsichtlich der Klassifizierung zwar ein relativ breites Spektrum aufweist, aber internati-onalen Qualitätsansprüchen nur in wenigen Fällen genügt.

Eine derartige Vorrangstellung weist der Cam-pingtourismus weder auf den Balearen noch auf Sardinien oder Sizilien auf. Das hängt zum einen damit zusammen, dass in den stadtfernen Regionen vergleichsweise wenig Hotelunterkünfte zu finden sind, und die günstigen klimatischen und land-schaftlichen Bedingungen in den korsischen Küs-tengebieten diese Fremdenverkehrsart geradezu för-dern. Zum anderen sind dafür ein durchweg niedri-

ger Standard, eine geringe fachliche Qualifikation und ein hoher Überalterungsgrad im korsischen Ho-telgewerbe verantwortlich. Schließlich stellen die Feriendörfer die jüngste Unterkunftsform auf Kor-sika dar. Die ersten international frequentierten An-lagen entstanden in den 1980er Jahren und haben sich infolge ihrer speziellen Angebote für ein be-stimmtes Klientel auf dem Markt zwar etablieren können, jedoch mit dem Nachteil, dass sich die meisten in Händen allochthoner Unternehmen be-finden, welche die autochthone Wirtschaft nur äu-ßerst geringfügig partizipieren lassen.

Im Jahr 2001 haben in 852 Betrieben des ge-werblichen Beherbergungssektors rd. 710.000 Gäste übernachtet, welche die permanente Inselbevölke-rung von knapp 246.000 Einwohnern nicht nur um etwa das Dreifache übertreffen, sondern auch mit durchschnittlich 83 Hotelbetten pro 1000 korsische Einwohner fünfmal höher liegt als die entsprechen-den kontinentalfranzösischen Werte. Das Verhältnis der jährlichen Touristenzahl zur Einwohnerzahl zieht die französische Statistik als „Pression tou-ristique“ für Vergleiche mit anderen westmediterra-nen Inseln heran. Mit 1,4 Millionen Gästen lag die-ser Index auf Korsika im Jahre 2001 bei 5,6; für Sardinien betrug er dagegen 0,8 und für Sizilien nur 0,6. Allein diese Vergleichswerte belegen die Son-derstellung des korsischen Fremdenverkehrs im na-tionalen und internationalen Rahmen.

Zwar machen die aus dem gewerblichen Tou-rismussektor stammenden Einnahmen immerhin ein Fünftel der Erträge der Insel aus, sozioökonomisch ist die Branche aber nur ungenügend in die korsi-sche Wirtschaft integriert, da allein mehr als die Hälfte der rd. 13.000 Saisonangestellten (INSEE

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1999, S. 218), die „Salariés du soleil“, vom Festland stammen. Ferner ist für diese Situation der häufig beklagte Mangel an Hotelfachschulen, an Ausbil-dungs- und Fortbildungsmöglichkeiten für Beschäf-tigte in der korsischen Tourismusbranche als Ursa-che zu nennen.

Fragt man, ob sich der Tourismus heutiger Prä-gung als Allheilmittel für die Inselwirtschaft eignet, so ergibt sich folgende Situation: Vor der ersten Tourismuswelle der 1960er Jahre wurde die Hälfte der auf der Insel konsumierten Waren dort noch selbst hergestellt. Erst nach dem darauf folgenden Anstieg der Touristenzahl ist zunehmend vom Kon-tinent her eingeführt worden. Die Importe haben da-zu geführt, dass inzwischen korsische Produkte, die nur noch in relativ kleinen Mengen hergestellt wer-den, vielfach teurer als die eingeführten sind. Ge-genwärtig stammen 80 % der Waren vom Kontinent (INSEE 1999, S. 190), die größtenteils über Läden von Supermarktketten abgesetzt werden und eine saisonale Aufblähung der Angebotspalette in diesen Einkaufsmärkten und eine Überdimensionierung der Ladenfläche zur Folge haben. Korsika besitzt wegen seiner geringen permanenten Einwohnerzahl am meisten Ladenfläche pro Bewohner von ganz Frank-reich.

In den 1980er Jahren konnte die korsische Tou-rismusbranche zwar vorübergehend Zuwachsraten verzeichnen, die zusammen mit den Investitionen der öffentlichen Hand im tourismusabhängigen Baugewerbe auch zu einer relativen Stabilität führ-ten. Heute warnen jedoch etablierte Ökonomen und Marketingexperten davor, den Tourismus als einzi-ges Standbein der korsischen Wirtschaft und zugleich als Motor für den krisenanfälligen Handel und die unterentwickelte Industrie zu betrachten. Der begrenzte insulare Absatzmarkt, der Mangel an Fachkräften und die generelle Ausrichtung auf den tertiären Sektor bilden die entscheidenden Faktoren, die einem wirtschaftlichen Aufschwung im Wege stehen. Auch gelingt es der Regionalversammlung derzeit nicht, sich auf ein allerseits akzeptables Konzept für eine nachhaltige Entwicklung der In-selwirtschaft zu einigen.

Ebenfalls im Jahre 2001 hielten sich dagegen im nichtgewerblichen Beherbergungssektor 690.000 Besucher in Zweitwohnsitzen auf. Ihre räumliche Konzentration stimmt weitgehend mit den litoralen städtischen Fremdenverkehrszentren überein: Ajac-cio 17 %, Bastia 14 %, Calvi 13 % und Porto-Vecchio zusammen mit Bonifacio 13 %. Obwohl die entsprechenden Statistiken zum Teil wider-sprüchliche Angaben machen, kann man von einer aktuellen Durchschnittszahl von 35.000 Zweit-wohnsitzen mit einer Gesamtkapazität von 176.000 Betten ausgehen. Ursache für diese relativ hohen Werte ist die in diesem Zusammenhang immer wie-

der zitierte korsische Familientradition, die Ferien oder gar mehrere Monate im Renten- bzw. Pensi-onsalter im ererbten oder eigens erbauten Zweit-wohnsitz auf der Insel zu verbringen. Besonders in der Umgebung der beiden Departementshauptstädte, Ajaccio und Bastia, hat die Massierung von Zweit-wohnsitzen in sog. résidences oder lotissements be-reits zu Problemen geführt. Veränderung der Bo-denpreisstruktur, Zersiedlung und Ver- bzw. Ent-sorgungsschwierigkeiten vor allem bei Einzelbau-weise sind die entsprechenden Merkmale.

Betrachtet man die momentane räumliche Ver-teilung der einzelnen Unterkunftsformen, so fallen markante intraregionale Disparitäten besonders im gewerblichen Beherbergungswesen auf (Abb. 1). Die Fremdenverkehrsregionen 5 und 6 verzeichnen mit Anteilen von 72 % und 63 % auf dem Camping-sektor nicht nur ein deutliches Übergewicht gegen-über den anderen Formen des übernachtenden Tou-rismus, sondern übertreffen sogar den schon hohen insularen Durchschnitt von 51 %. Ursache ist die stark unterentwickelte Hotelinfrastruktur in den süd-lichen und südwestlichen Küstenräumen. In der Re-gion 4 erreichen dagegen die Hotelunterkünfte mit 29 % ihren höchsten insularen Anteil, was haupt-sächlich auf die Stadt Ajaccio mit ihrem überdurch-schnittlich hohen Hotelangebot aller Kategorien zu-rückzuführen ist. Rechnet man noch die 24 % Ho-telunterkünfte der Region 2 mit der Stadt Calvi hinzu, so verfügen die beiden westkorsischen Frem-denverkehrsregionen zwar über die beste Hotelinf-rastruktur der Insel, beklagt wird aber der Mangel an Hotelunterkünften in den umliegenden ländli-chen Räumen.

Die korsische Westküstenregion entspricht in-folge starker Reliefgegensätze und einer engen Ver-zahnung von Land und Meer wohl am ehesten dem Klischee der Reiseprospekte. Einerseits ist sie mit der weit verbreiteten Vegetationsformation der be-rühmten korsischen Macchie (LÜCKE 1984, S. 165), einer geringen Siedlungsdichte und einer schwach entwickelten landwirtschaftlichen Nutzung das klas-sische Urlaubsziel für Naturfreunde und Individual-reisende. Andererseits wirken diese Felsküstenbe-reiche trotz ihrer hohen landschaftlichen Attraktivi-tät einer räumlichen Ausbreitung von Fremdenverkehrseinrichtungen eher entgegen, weil hier die erforderliche Verkehrsinfrastruktur weitge-hend fehlt.

Die Fremdenverkehrsregion 3 umfasst das ge-samte ostkorsische Küstentiefland. Dort erreichen die Feriendörfer sozialer und kommerzieller Unter-nehmen mit 56 % an den dortigen Unterkunftsfor-men die höchsten insularen Werte. Die Region bie-tet durch ihre Ausprägung als Ausgleichsküste mit einem feinsandigen Strandgürtel von mehr als 90 km Länge und einem weitgehend ebenen Hinterland

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Abb. 1: Die touristische Erschließung und die Beherbergungskapazitäten auf Korsika 2001.

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ideale Bedingungen für eine Inwertsetzung mit sol-chen modernen Ferienanlagen. Ferner bieten sich hier infrastrukturelle Vorteile gegenüber der korsi-schen Westküste in Form einer gut ausgebauten Schnellstraße an, welche das gesamte ostkorsische Tiefland sowohl an den Fährhafen als auch an den Flughafen von Bastia günstig anbindet.

Ein für den gesamtkorsischen Fremdenverkehr signifikantes Faktum stellt die Konzentration der Beherbergungsunternehmen auf die Küstenregion dar, denn drei von fünf Touristen halten sich aus-schließlich an der Küste auf. Der Litoralisie-rungsprozeß tritt bei Hotelbetrieben mit 91 % und bei Feriendörfern mit 93 % Bindung an die Küsten-region besonders deutlich in Erscheinung und cha-rakterisiert den korsischen Fremdenverkehr als typi-schen Küsten- oder Strandtourismus, der auch als Meerbadefremdenverkehr bezeichnet wird.

Die Küste, einstmals wegen der Bedrohung durch Pirateneinfälle verlassen und später von fremdbürtigen Machthabern durch Städtegründun-gen und Festungsbauten kolonisiert, ist heute auch der Wirtschaft und der Bevölkerung nach der ge-wichtigere, der belebtere und der bevorzugte Teil-raum der Insel. Allein in den beiden größten Städ-ten, Bastia und Ajaccio, sowie in deren Nahein-zugsbereichen leben über die Hälfte der 246.000 Einwohner.

Die Küstengebiete sind aber auch ein Prozess-feld widerstreitender Interessen und gegensätzlicher Nutzungsansprüche, die bisher jedoch nur in gerin-gem Umfang zu regionalplanerischen Maßnahmen geführt haben. Zurzeit werde nur in wenigen städ-tisch geprägten Küstenregionen infrastrukturell in-vestiert, wohingegen in den meisten küstenfernen Gebieten der Straßenbau, das Telefonnetz, die E-lektrizitäts- und Wasserversorgung vernachlässigt werde, meinen viele Gebirgsbewohner

Nur 14 % aller Beherbergungsbetriebe befinden sich im Inselinneren; daran sind Campingplätze mit 86 %, Hotels mit 8 % und Feriendörfer mit 6 % be-teiligt. Ursachen sind vor allem der in diesem tou-ristischen Passivraum lang andauernde Exodus der Erwerbsbevölkerung sowie Orts- und Flurwüstun-gen als deren Folgeerscheinungen (LÜCKE 1988, S. 78). Die außerordentlich schwache Produktivität trägt dort zur Verstärkung der wanderungsbedingten Diversifizierung der Sozialstruktur bei und drängt die bodenständige Regionalkultur, eine bisher noch gefragte touristische Attraktion, zunehmend zurück.

Von den 1,4 Millionen Touristen, die im Jahre 2001 Korsika besuchten, waren 73 % Festlandsfran-zosen, von denen ein Viertel Familienangehörige auf der Insel hatten. 17 % davon stellten gebürtige Korsen, die auf dem Festland dauerhaft leben, ihren Hauptwohnsitz aber traditionsgemäß auf Korsika registrieren lassen.

Ausländer waren mit rund 10 % beteiligt (IN-SEE 2001, S. 211). Die Hälfte aller Nichtfranzosen sind Italiener. Da jedoch viele ausländische Gäste Pauschaltouristen seien, ließen diese zu wenig Geld auf der Insel, so klagen einheimische Gastronomen. Ferner handle es sich bei den ausländischen Gästen häufig um Kurzurlauber, die vornehmlich in der auf maximal drei Monate beschränkten Sommersaison die Insel aufsuchten.

Was die Akzeptanz des Fremdenverkehrs anbe-trifft, so bestehen in dieser Hinsicht erhebliche Kon-troversen. Man brauche den Tourismus, behauptet auf der einen Seite der Präsident des „Comité Régi-onal du Tourisme de la Corse“, denn Korsika müsse nahezu alle Grundnahrungsmittel einführen. Da könne die Inselökonomie auf die 1,2 Milliarden EURO nicht verzichten, welche die Touristen jähr-lich auf der Insel ließen. Auf der anderen Seite er-achtet die Mehrheit der Inselbewohner aber eine „Balearisation“ Korsikas trotz eventueller positiver Wirtschaftseffekte nicht als erstrebenswertes Ziel. Es ist ihre tief verwurzelte Abneigung gegenüber dem Massenphänomen Tourismus, der angeblich die Gefahr impliziere, dass die von ihm induzierten Veränderungen die autonome korsische Regional-kultur zerstören könnten.

Da sich der Massentourismus zu 85 % auf das Sommerhalbjahr und zu 60 % auf die Küstenregion beschränkt, steigt dort die Bevölkerung vor allem in den ländlichen Gemeinden während der Saison bis zum Achtfachen an und nötigt den ansonst einwoh-nerschwachen Orten einen ungewohnten Lebens-rhythmus auf. Die ausgesprochene Saisonalität, die ungleiche regionale Verteilung bzw. Gewichtung des touristischen Angebots und der hohe Fremden- und Ausländeranteil sowie die daraus resultierenden Integrationsprobleme sind in jüngster Zeit auf Kor-sika zu einem Politikum ersten Ranges geworden.

2 Terroristische Aktionen und Ziele

Überfremdung nennen korsische Politiker, was sich in den vergangenen vierzig Jahren auf der Insel ge-tan hat, und es fällt schwer, sie zu widerlegen. Das Anwachsen der Touristenzahl auf der einen Seite und die permanente Emigration auf der anderen Sei-te haben die Insel aus dem Gleichgewicht gebracht, indem sich das soziale Gefüge veränderte und den regionalen Gegensatz zwischen dem in Traditionen erstarrten Inselinnern mit stark überalterter, daher meist inaktiver Bevölkerung, traditionellen Formen der Landwirtschaft sowie geringer Kaufkraft und der dynamischen Küstenzone verschärfte.

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Die prekäre innenpolitische Situation, welche die Insel seit geraumer Zeit beherrscht, hat viele Fa-cetten. Trotz des 1982 erteilten politischen Sonder-status für Korsika und der Gewährung beträchtlicher Kompetenzen für eine gewählte Regionalversamm-lung scheinen sich jedoch die beiden tödlich ver-feindeten Fraktionen der „Front de Libération Nati-onale de la Corse“ (FLNC), der gemäßigte der Au-tonomisten und der extremistische der Separatisten, in ihrer generellen Abneigung gegenüber dem fran-zösischen Festland einig zu sein, das sie wie einen fernen Erdteil abschätzig „le Continent“ nennen. Das Symbol für den Widerstand jener nationalisti-schen Bewegungen heißt Aleria, ein geschichts-trächtiger Ort an der Ostküste, wo im August 1975 bei Zusammenstößen zwischen Autonomisten und der Polizei zwei Gendarmen ums Leben kamen. Dieses Ereignis war das Fanal in einem Kampf, der bereits 1962 mit Bombenanschlägen begonnen hatte und seitdem nicht mehr zum Stillstand gekommen ist.

Auch wenn die meisten Korsen wissen, dass die Insel am Tropf des Staates hängt und sie ohne staat-liche Unterstützungsgelder ökonomisch schnell am Ende wäre, fühlen sie sich zum einen durch das gönnerhafte, oft wenig sensible Almosengebaren der Mächtigen in der Pariser Zentrale zumindest in ihrem Stolz gekränkt. Zum anderen sind 77 % der Korsen der Meinung, so eine Presseumfrage, dass auch moderate politische Forderungen von der fran-zösischen Regierung momentan weder akzeptiert noch verstanden werden. Deswegen orientiert sich die stark ausgeprägte regionale Identität der Korsen auch immer weniger an gesamtfranzösischen Merkmalen, sondern betont zunehmend die räumli-che und genetische Individualität. An dieser Grund-einstellung vermag auch die korsische Regionalver-sammlung kaum etwas zu ändern, weil ihre Befug-nisse durch die Zentralregierung wegen der derzeitigen politischen Instabilität auf der Insel im-mer noch stark eingeschränkt sind und daher den politischen Vorstellungen vieler Korsen auch nur in geringem Maße entsprechen.

Seit Mitte der 1970er Jahre ist der Widerstand gegen den Ausverkauf der landschaftlich attraktiven Küstenregionen Korsikas überwiegend an kontinen-talfranzösische Finanzgruppen sowie an internatio-nale Branchenriesen vehementer geworden. Denn zahlreiche Großprojekte der touristischen Inwertset-zung haben zum einen weite Strandbereiche verein-nahmt und die dortige Naturlandschaft ähnlich wie an der spanischen Mittelmeerküste durch den Bau von modernen touristischen Urbanisationen ent-stellt, ohne irgendeinen Gewinn für die Bewohner abzuwerfen. Zum anderen schränken sie das heimi-sche Hotelgewerbe aufgrund enger geschäftlicher Verbindungen mit den großen kontinentalen Reise-

unternehmen ein und treten in Konkurrenz mit den oftmals finanzschwachen Kleinbetrieben in einhei-mischer Hand. Ferner werden die fremden, Profit orientierten Beherbergungsunternehmen überwie-gend von kontinentalem Kapital getragen, was zur Folge hat, dass der größte Teil des auf Korsika er-wirtschafteten Gewinns wieder auf das Festland zu-rückfließt. In solchen Fällen bleibt nur 1 Euro von 50 auf der Insel.

Hinzu kommt, dass die zu einem erheblichen Teil spekulative Anlage auswärtigen Kapitals im letzten Jahrzehnt nicht ohne Fehlspekulationen und finanzielle Zusammenbrüche abging, da sich die al-lein auf den Fremdenverkehr angewiesenen Unter-nehmen ökonomisch vielfach als äußerst labil und krisenempfindlich erwiesen. Ebenso hat die Vorstel-lung, den insularen Absatzmarkt für korsische Ag-rarprodukte durch eine engere Bindung an die Tou-rismusbranche im Sinne der Wirkung von Komple-mentäreffekten zu erweitern, bisher kaum Ergeb-nisse gezeigt. Auch die Erwerbsstruktur der im Einzugsbereich neuer Touristenzentren ansässigen Bevölkerung erfuhr keine entscheidenden Verände-rungen.

Des Weiteren beobachten viele Korsen mit Er-bitterung, wie Teilbereiche der Küstenregion als Folge eines hektischen und vielfach unkoordinierten Baubooms zubetoniert werden, ohne dass die Justiz, die Behörden oder das korsische Tourismusmana-gement gegen einen derartigen „neokolonialisti-schen“ Ausverkauf, womit die Machenschaften so mancher internationaler Branchenriesen unter Betei-ligung festländischer Banken gemeint sind, ener-gisch vorgehen. Hier erweist sich der im Tourismus angelegte Drang zur ständigen Expansion als Hauptproblem, ein Phänomen, das mit dem Begriff des „Landschaftsfressers“ treffend charakterisiert wird.

Anfänglich haben gemäßigte Gruppen der Be-völkerung noch versucht, mit demokratischen Mit-teln diesen drohenden „Tout Tourisme“, einen Tou-

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rismus, der die gesamtinsularen Lebens- und Wirt-schaftsverhältnisse beherrscht, zu verhindern. Als dieser Vorgehensweise kein dauerhafter Erfolg be-schieden war, haben daraufhin regionalistisch orien-tierte Untergrundbewegungen gerade erst fertig ge-stellte Feriendörfer oder im Bau befindliche Hotel-komplexe gesprengt. Damit konnte einerseits eindrucksvoll demonstriert werden, dass man in be-stimmten Bevölkerungskreisen eine allochthone „Touristification“ strikt ablehnte. Andererseits sind dadurch der Insel etwa 500 zusätzliche Bettenplätze jährlich verloren gegangen. Aber auch Zweitwohn-sitze von Nichtkorsen fallen in zunehmendem Ma-ße, wie während verschiedener Aufenthalte auf der

Insel immer wieder beobachtet werden konnte, Brandlegungen oder Verwüstungen zum Opfer.

Auf lange Sicht haben all diese Sabotageakte a-ber auch potentielle Investoren der Tourismusbran-che abgeschreckt, weil mit ihrem Engagement auf Korsika ein doppeltes Risiko verbunden ist: Zum einen kann es passieren, dass ihre Unternehmenspo-litik einer radikalen Gruppierung missfällt und ihre gerade erst neu eingerichteten Büros deshalb umge-hend zerstört werden. Zum andern hat es sich ge-zeigt, dass vor allem die Zahl ausländischer Gäste rückläufig ist, weil die in allen Medien veröffent-lichten fremdenfeindlichen Parolen radikalpoliti-scher Gruppen nicht gerade zum Besuch der Insel einladen. Das solchermaßen erzeugte Image Korsi-kas stellt ein schwerwiegendes Hindernis für jede Form von Diversifizierung oder Neuorientierung auf dem Tourismussektor dar. Man schätzt den da-durch bedingten Rückgang auf rd. 600.000 Über-nachtungen pro Saison allein im gewerblichen Be-herbergungssektor. In vielen Unternehmen dieses extrem saisonabhängigen Wirtschaftszweiges stellt die Ausdünnung der betrieblichen Kapitaldecke eine weitere Folge dar.

Zurzeit scheint Korsika in einer Welle von Ge-walt zu versinken. Morde und eine Vielzahl von Bombenattentaten sind das Ergebnis einer politi-schen Radikalisierung und einer wirtschaftlich fun-dierten Protestbewegung. Aggressionen gegenüber Touristen, Erpressung nach Mafiamanier, organi-sierte Geldwäsche, Wahlmanipulation und hohe Ar-beitslosigkeit sind weitere Alarmzeichen. Politiker, Gewerkschaften und andere Organisationen haben an Einfluß verloren, soziale und kulturelle Struktu-ren befinden sich in Auflösung und die Auswirkun-gen einer wirtschaftlichen Krise sind allgegenwär-tig. Noch schlimmer als die Anschläge und Attenta-te selbst sei, so klagen viele der gewählten Politiker, dass die Gewalt zum Bestandteil der sozialen Be-ziehungen geworden sei. Viele Korsen glaubten weder an die Versprechungen der extremistischen noch an die Verbesserungsvorschläge der gemäßig-ten Gruppierungen und hätten inzwischen alle Hoff-nung auf einen Ausweg aus diesem Dilemma verlo-ren.

Betrachtet man die Entwicklung der Gewaltta-ten, die seit 1965 verübt wurden, so zeigt sich, dass die Gesamtzahl der Attentate bis 1972 noch relativ gering war (RICHEZ 1987, S. 9). Sie richteten sich anfänglich nur gegen die agrarische Neukultivie-rung im ostkorsischen Küstentiefland durch repatri-ierte Kolonisten aus Nordafrika (LÜCKE 1976, S. 209). Erst nach 1973 hat die Zahl der Terrorakte ra-pide zugenommen, um bis 1987 auf 4.672 Attentate anzusteigen, die schwerpunktmäßig auf Verände-rungen in den politischen Verhältnissen der Insel abzielten. Seitdem ist auch der Tourismus verstärkt zur Zielscheibe von Terroristen geworden: In den vergangenen 30 Jahren ereigneten sich über 1000 Anschläge allein auf touristische Einrichtungen. Be-troffen waren in diesem Zeitraum vor allem die Be-sitzer von Zweitwohnsitzen, Bars, Restaurants und Diskotheken, von Feriendörfern und -clubs, von Ho-tels und Gasthäusern, von Schiffen und Flugzeugen, von Bussen, Wohnmobilen und Wohnwagen, von Campingplatzeinrichtungen und von Reisebüros. Fragt man nach der Herkunft und der Nationalität der vom Terrorismus Betroffenen, so zeigt sich, dass vor allem Festlandsfranzosen aber auch Aus-länder zu den Opfern zählten. Aus Geheimhaltungs-gründen liegen für den Zeitraum nach 1987 zwar keine detaillierten Angaben mehr vor, Gespräche mit betroffenen Personen und mit Vertretern von Behörden sowie eigene Erkenntnisse auf verschie-denen Exkursionen, Beobachtungen der politischen Szene und die Sammlung einschlägiger Pressenach-richten haben jedoch gezeigt, dass sich die terroris-tischen Übergriffe ungebrochen fortgesetzt haben. Allein der Sachschaden, der zwischen 1988 und 1999 durch Anschläge entstanden sein soll, wird auf

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umgerechnet 40 Millionen EURO geschätzt (WIE-GEL 1999, S. 5).

Attentate können vor allem deshalb verübt wer-den, weil die Polizei, die sich überwiegend aus Kon-tinentalfranzosen rekrutiert, die Augen aus Angst vor Repressalien abwendet; weil das organisierte Verbrechen nicht bestraft wird, denn es herrscht auf der Insel faktisch eine generelle Amnestie für Terro-risten; weil die Mehrheit der Korsen, die Gewalt ab-lehnen, unter der Knute von nur wenigen Gewaltbe-reiten stehen, denn z. Z. sympathisieren nur knapp 10 % der Bevölkerung mit den Nationalisten; weil die Korsen sich an die „Omerta“, das Gesetz des Schweigens, halten und Gewalttäter folglich nicht dingfest gemacht werden können; weil die Regie-rung in Paris zwar nur anderthalb Flugstunden von der Insel entfernt ist, aus einheimischer Sicht sich diese Befehlszentrale aber weit übers Meer außer-halb des unmittelbaren insularen Einflussbereiches befindet und weil sich die französische Administra-tion im unübersichtlichen Dickicht der korsischen Politik hoffnungslos verheddert hat und infolgedes-sen keiner der bisherigen Innenminister auch nur Teillösungen dieses komplexen Problems vorweisen kann.

Das aktuelle politische Ziel der korsischen Nati-onalisten ist die vollständige Autonomie, also das uneingeschränkte Recht, sich selbst zu verwalten, was ihnen als indigenes Volk natürlicherweise zu-stehe. Dieses Selbstverständnis begründen sie da-durch, dass sie sich als ethnolinguistische Gruppe verstehen, sie genuine Rechte an ihrer angestamm-ten Insel einfordern, sie weitgehende Selbstbestim-mung beanspruchen und sie einen politischen Regi-onalismus unterstützen. Insgesamt fühlt sich ein Großteil der Inselbevölkerung von der Zentralregie-rung in ihrer Heimat durch die Unterwanderung zahlreicher Festlandsfranzosen in die insulare Ver-waltung kolonisiert und marginalisiert. Denn wie in allen französischen Departements werden auch auf Korsika die Legislative und die Exekutive von Be-amten ausgeführt, die in Paris ausgebildet, aus Paris entsandt und praktisch nur der Pariser Zentralregie-rung verantwortlich sind. Ihre Befugnisse unterlie-gen folglich auch keinerlei Kontrolle durch etwa von der einheimischen Bevölkerung gewählte Gre-mien. Offene und latente Konfliktherde äußern sich infolgedessen im Widerstand gegen die kontinental-französische Wirtschaftspolitik, gegen die fort-schreitende Französisierung im Bildungswesen in-folge der bevorzugten Einstellung von nichtkorsi-schen Lehrern, gegen die Dominanz festländischer Großbanken und gegen den fortschreitenden Verlust der regionalen, ethnischen und kulturellen Identität, um nur die wichtigsten Faktoren zu nennen.

Speziell der Anspruch auf ethnische Identität wird in diesem Zusammenhang oftmals als Legiti-

mation für ihr politisches Handeln, als Grundlage für ihre Raumansprüche sowie zur Durchsetzung ih-rer Interessen gegenüber staatlichen Instanzen ein-gesetzt. Daraus leiten sie ihre speziellen raumbezo-genen, politischen Aktivitäten und Identitätsbekun-dungen ab, zu deren Zielvorstellungen sowohl eine eigenständige Planung der Ressourcen- und Land-nutzung sowie -erschließung als auch der Anspruch gehören, ein eigenes Rechts-, Verwaltungs-, Ord-nungs- und Bildungssystem aufzustellen. Allerdings scheint bei den militanten Nationalisten Gewalt zur-zeit nicht nur Mittel, sondern auch Ersatz für ein fehlendes, eigenes Programm zu sein: Gewalt zum einen gegen Frankreich zum anderen gegen Wider-sacher im eigenen Lager, das ist ihr aktuelles Motto.

Diese inneren politischen Spannungen zeigen besonders deutliche Auswirkungen auf die Frem-denverkehrsbranche. So sind beispielsweise in vie-len Betrieben die notwendigen Investitionen oder Renovierungen nun schon längere Zeit nicht mehr erfolgt, weil die derzeitige politische Situation ex-trem unübersichtlich ist. Welcher Betreiber eines Hotels, eines Feriendorfes oder eines Campingplat-zes wollte schon auf Dauer die sog. Revolutions-steuer verweigern? Bomben sind eben durchschla-gende Argumente.

Viele Anschläge haben inzwischen rein krimi-nelle Ursachen und gehen auf das Konto privater,

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kommerzieller oder familiärer Abrechnungen zwi-schen den verschiedenen illegalen Bewegungen. So ist es mittlerweile ein offenes Geheimnis, dass die Nationalisten in enger Verbindung mit schwer be-waffneten Banden und Attentätern stehen. Sie stel-len die gleichen politischen Forderungen und spre-chen die gleiche unmissverständliche Sprache. Da verwundert es auch nicht, wenn die Preise auf dem Tourismussektor und die Lebenshaltungskosten trotz erheblicher Subventionen und enormer Steuer-erleichterungen deutlich höher sind als im kontinen-

talen Frankreich. Denn der größte Teil der staatli-chen Zuwendungen versickert in dunklen Kanälen.

Wenn auf Korsika Bomben hochgehen, so auch deswegen, weil der korsische Regionalismus zudem einen sozialen Hintergrund hat. Viele Anhänger der Nationalen Befreiungsfront Korsikas, die angeblich für neun Zehntel der Attentate verantwortlich ist, sind Korsen, die häufig keine Arbeit finden und meist ihre Bindung an die dörfliche Familientraditi-on verloren haben. Seitdem diese traditionellen Be-zugssysteme in Auflösung begriffen sind, machen sich bei ihnen die Anzeichen einer rigiden, sektiere-rischen und übersteigerten Identifikation mit allen innenpolitischen Belangen vermehrt bemerkbar. Zugleich hat sich Hoffnungslosigkeit besonders un-ter den jungen Leuten breit gemacht. Etwa 30 % der 20-30jährigen haben die Insel in den letzten drei Jahrzehnten verlassen und fehlen nun bei der Über-windung sozioökonomischer Entwicklungsproble-me. Gleichzeitig ist die Zahl ausländischer Gastar-beiter gestiegen, die heute bei knapp 11 % liegt. Gegen sie richtet sich die latente Fremdenfeindlich-keit vieler einheimischer Arbeitnehmer. Des Weite-ren versuchen Extremisten es immer wieder, mit dem plakativen Schlagwort „I francesi fora“ (Fran-zosen raus) die Angehörigen der auf Korsika nie-dergelassenen, kontinentalfranzösischen Berufs-gruppen einzuschüchtern bzw. zu vertreiben.

Eindeutig ist ihre kompromisslose Position eben-falls gegenüber der Tourismusentwicklung: Sie sol-le zum einen nicht mehr ausschließlich von extrain-

sularen, zentralistisch von Paris aus gesteuerten Entscheidungskompetenzen hinsichtlich Planung, Finanzierung und Durchführung fremdbestimmt werden. Zum andern dürfe die generelle Wirksam-keit des Fremdenverkehrs nicht zur Umgestaltung der traditionellen wirtschaftsräumlichen Organisati-on Korsikas führen. Ihren konservativen nationalis-tischen Prinzipien entsprechend müsse ihre „Terra Corsa“ gegen jede Form von touristischer Innovati-on mit allen Mitteln verteidigt werden.

Wenn der Tourismus auf Korsika deshalb auch von diesen Gruppierungen als ungeliebte Lebens-ader betrachtet wird, so lässt sich seine Bedeutung für die gesamtinsulare Wirtschaft weder wegdisku-tieren noch wegbomben. Dessen ist sich die Mehr-heit der Bevölkerung auch bewusst. Denn Korsika verfügt über keine nennenswerten Rohstoffvor-kommen und über keine bedeutenden industriellen Branchen und leidet folglich an einer geringen Pro-duktivität, dem Fehlen eines Absatzmarktes, einem niedrigen Lohnniveau, einer außerordentlichen Do-minanz des Dienstleistungssektors, einer besorgnis-erregenden Arbeitslosigkeit und einer überalterten Bevölkerung. Sein wichtigstes Kapital ist nun ein-mal seine grandiose, aber äußerst sensible Natur-landschaft. Daher gilt es, künftig Wege zu finden, die diesen immensen Freizeitwert bei größtmögli-cher Umweltschonung nutzbar machen, ohne dabei die Ängste vor Überfremdung weiter zu schüren. Durch den derzeitigen Rückstand auf dem Touris-mussektor, bedingt durch seine politische Verweige-rung in den vergangenen 30 Jahren, hat Korsika jetzt die Chance, die Entwicklungsfehler anderer mediterraner Fremdenverkehrsregionen nicht zu wiederholen.

3 Disparitätenabbau und nachhalti-ge Regionalentwicklung

Trotz des flammenden Nationalismus, der ständigen Mordanschläge und des blühenden Banditentums werden in jüngster Zeit neue Entwicklungsansätze von Seiten korsischer „Ecologistes“ propagiert. Als Alternative zum gängigen, von auswärtigen Großin-vestoren fremdbestimmten harten Tourismus wollen jene Umwelt- und Naturschützer einen sanften Tou-rismus fördern, den sie entsprechend einer nachhal-tigen und umweltverträglichen Tourismusplanung als „Tourisme vert“ bezeichnen. Dieser Tourismus-typ hat von sich aus ein hohes Interesse an einer in-takten, durch minimale Infrastruktureingriffe beein-trächtigten Naturlandschaft und zeichnet sich durch einen möglichst geringen Landschaftsverbrauch so-

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wie durch geringfügige Veränderungen des Land-schaftsbildes aus. Zwar wird einer solchen Touris-musplanung in vielen Küstenregionen in naher Zu-kunft nur wenig Erfolg beschieden sein, im Inselin-neren kann jedoch durch bestimmte innovative und kohärente Maßnahmen, wie die Einrichtung von In-formations- und Koordinationsstellen sowie die Bewusstseinsbildung bei der dort lebenden Bevöl-kerung eher eine instrumentelle Basis für eine um-welt- und sozialverträgliche Tourismuskonzeption geschaffen werden, die Rücksicht auf die einheimi-sche Kultur und Lebensweise nimmt und den Be-wohnern im Inselinnern ein Höchstmaß an Eigen-ständigkeit bei Entscheidungen über die zukünftige Entwicklung ihres Lebensraumes gewährt. Im kon-kreten Fall soll der Ausbau dieses Tourismussektors einerseits zur Beseitigung der traditionellen Ab-wanderungsursachen führen, indem neue Arbeits-plätze und Einkommensmöglichkeiten entstehen. Andererseits soll er die örtlichen Produktions- und Servicebereiche durch eine steigende Nachfrage zu-nächst stärken und später zu deren Erweiterung bei-tragen (RICHEZ/RICHZ-BATTESTI 1992, S. 25).

Leider fehlt der Mehrheit der Inselbewohner a-ber noch die nötige Sensibilität für ökologische Probleme. Demzufolge ist es nicht verwunderlich, wenn durch alljährlich neu gelegte Großbrände in Wäldern und Macchien, durch die Zunahme wilder Müllkippen oder durch das Fehlen von Kläranlagen die Zerstörung des natürlichen Fremdenverkehrspo-tentials, Korsikas bedeutendster Attraktivitätsfaktor, zunehmend vorangetrieben wird. Bei gleichsinniger Weiterentwicklung sind derartige Schädigungen ge-eignet, die unersetzbaren landschaftlichen Vorzüge sowohl in den korsischen Küsten- als auch in den Gebirgslandschaften dauerhaft zu beeinträchtigen.

Veränderungen, die den Ausbau eines räumlich und zeitlich entzerrten Fremdenverkehrs belegen, sind in dem seit 1969 bestehenden Naturpark, zum größten Teil im zentralkorsischen Gebirge gelegen (Abb. 1), bereits in Ansätzen zu beobachten. Dort bestimmen Wanderwege, einfache Hütten sowie Zweitwohnsitze bzw. Ferienwohnungen als „Gites ruraux“ in zahlreichen dörflichen Siedlungen schon heute die Basis für das regionale touristische Ange-bot. Langfristig sollen bei der innerkorsischen Fremdenverkehrsentwicklung insbesondere lokale ökologische Ressourcen und kulturelle Gegebenhei-ten der Zielregion Berücksichtigung finden. Man will dadurch die Existenzgrundlage der autochtho-nen Bewohner bei größtmöglicher Umweltschonung und über saisonale Bindungen hinaus nachhaltig si-chern.

Markante Vorzeigeobjekte für solche alternati-ven Tourismusprojekte sind die Skistationen mit Hotel, Chalets, Lift und Loipen am Col de Vergio, am Col de Bavella und bei Asco. Die Anlagen die-ser von der Küste aus gut erreichbaren Stationen sind für Tagesfrequenzen von max. 1.000 Besu-chern ausgelegt. Sie wurden zur Schaffung einer Wintersaison vornehmlich für einheimische Naher-holungssuchende errichtet, bieten Gästen von De-zember bis März bei einer durchschnittlichen Schneedauer von 140 Tagen im Jahr alternative Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und haben sich inzwischen in wirtschaftlicher Hinsicht erfolgreich etablieren können (SIMI 1981, S. 361).

Wohl aus finanziellen, aber auch aus weltan-schaulichen Gründen ist darüber hinaus in dem bis-her noch relativ strukturschwachen Inselinneren ei-ne Gegenbewegung zum Meerbadefremdenverkehr entstanden, die hauptsächlich von jungen Leuten und Familien getragen wird. Sie wollen hier als Fußwanderer mit Rucksack unter den Bezeichnun-gen wie „Trekking“ bzw. „Backpacking“ (Ruck-sacktourismus) eine Art „Retour à la nature“ abseits der küstengebundenen Tourismusstandorte verwirk-lichen oder die Möglichkeiten aufgreifen, welche hier der Agro- bzw. der Extremsportartentourismus bieten. Durch die räumliche Konkretisierung dieser endogenen Entwicklung alternativer Tourismusfor-men bietet sich ein interessantes Potential für die Revitalisierung der innerkorsischen Gebirgsregion an und eröffnet zugleich neue Perspektiven zur Er-haltung der dort noch vorhandenen Restinfrastruk-tur. Dazu tragen gegenwärtig mehr als 200.000 meist jugendliche Besucher im Jahr bei (INSEE 1999, S. 212).

Dennoch bezeichnen die meisten Angehörigen der korsischen Administration diese küstenfernen Gebiete immer noch als „Désert de l´intérieur“, eine innerinsulare Wüste, oder als einen „Espace de la déprise“, einen Raum mit einem bis zur Insignifi-

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kanz fortschreitenden Bedeutungsrückgang, wo al-lein das alt überlieferte korsische Kulturerbe die ak-tuellen Strukturen und Prozesse bestimmen. Im Ge-gensatz dazu meinen die hier seit 1980 forschenden Wissenschaftler, dass in einer Intensivierung der landwirtschaftlichen Betriebsform mit dem Schwer-punkt auf der Schaf- und Ziegenhaltung in Verbin-dung mit gezielten Förderungsmaßnahmen auf dem Naturschutz- und Fremdenverkehrssektor durchaus berechtigte Chancen bestünden, die Entcharakteri-sierung der unverwechselbaren korsischen Gebirgs-regionen nachhaltig zu verhindern.

In diesem Rahmen verzeichnet hier im Gegen-satz zu den Küstenräumen insbesondere die Zunah-me von Zweitwohnsitzen eine Reihe von regional-ökonomischen Vorteilen, die sich in Form infra-struktureller Erschließungen im Sinne einer Abschwächung der drohenden demographischen Desertifikation bereits als förderlich erwiesen ha-ben. Außerdem können in vielen Ortschaften der Gebirgsregion in zunehmendem Maße Restaurie-rungs- und Rekonstruktionsarbeiten an der traditio-nellen Bausubstanz beobachtet werden (LÜCKE 1981, S. 72). Selbst die Gegner der touristischen Er-schließung der peripher-insularen Räume haben die-sen Beitrag zur Revitalisierung des von der demo-graphischen Desertifikation bedrohten Inselinneren inzwischen anerkannt, den hier Zweitwohnsitzinha-ber zum Erhalt des ländlichen Siedlungsbildes leis-ten.

Durch die ökotouristische Entwicklung sind hier auch alt überlieferte Handwerke, wie die Herstel-lung der berühmten Bruyère-Pfeifenköpfe, oder die Fabrikation von Möbeln aus örtlich vorkommenden Hölzern (Edelkastanie, Steineiche oder Lariciokie-fer) reaktiviert worden. Neue Kleinindustrien, wie die Produktion von Souvenirartikeln, von Schaf- und Ziegenkäse, von getrockneten Kräutern, von Räucherwaren sowie von Honig sind entstanden und verzeichnen zunehmenden Absatz an Besucher der Region.

4 Zukunftsperspektiven

Allein diese wenigen Beispiele verdeutlichen, dass im korsischen Gebirgsraum verschiedene Pro-zesse zur Regionalentwicklung in Gang gesetzt worden sind, die auf eine Um- und Neugestaltung des dortigen Fremdenverkehrs abzielen und lang-fristig zur Verbesserung der Erwerbsgrundlagen und der Lebensqualität beitragen können. Allerdings las-sen sich die erfolgreichen Projekte zunächst nur punktuell registrieren und viele Verbesserungsvor-

schläge haben bisher noch programmatischen Cha-rakter, weil es diesen touristischen Extensivgebieten im Vergleich zu den Tourismushochburgen in der Küstenzone sowohl an organisatorischen als auch an finanziellen Voraussetzungen für die Erweiterung entsprechender Objekte fehlt. Nur gezielte Förde-rungsmaßnahmen können auf diesem Sektor künftig Abhilfe schaffen.

Insgesamt bestimmt daher inzwischen nicht mehr allein der klassische Meerbadefremdenverkehr wie noch zu Beginn der 1960er Jahre die gesamtin-sulare Tourismuswirtschaft, weil sich bereits eine zunehmende Diversifizierung der regionalen touris-tischen Angebotstypen abzeichnet. Auch wenn die neuen Offerten nur relativ enge Segmente repräsen-tieren, so werden sie immer stärker nachgefragt und weisen durchaus regionalwirtschaftliche Positivef-fekte aus.

Diese neuen Konzepte, welche durchaus im Trend einer alternativen und umweltbewussten Ur-laubsgestaltung liegen, sind allerdings in den küs-tennahen Fremdenverkehrsregionen Korsikas schwieriger zu verwirklichen. Hier fehlt vor allem ein alle bestehenden Wirtschaftssektoren integrie-render, räumlich definierter und von der Zielsetzung her umfassender Modernisierungsansatz. Im Sinne

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einer nachhaltigen Tourismusplanung ist deshalb zum einen dafür zu sorgen, dass hier sowohl die an-gestrebten ökonomischen, ökologischen und sozia-len Fremdenverkehrsprojekte nicht mehr länger voneinander losgelöst entworfen werden, als auch bei der Konzeption einer künftigen, integrierten Entwicklung die uneingeschränkte Partizipation der autochthonen Bevölkerung in der Planung und Rea-lisation vorausgesetzt wird. Zum andern darf die solchermaßen angestrebte Entwicklungspolitik in den touristisch vielfältig nutzbaren Küstengebieten nicht dazu führen, dass durch hypertrophe Maß-nahmen die räumlichen Grundlagen des Tourismus zerstört werden und diese Region durch neu auftre-tende, irreparable Schäden auf Dauer ihre natur-landschaftliche Attraktivität verliert. Leider kenn-zeichnen in der Litoralzone zurzeit aber Planlosig-keit, Gewinnmaximierung sowie Rücksichts-losigkeit gegenüber natürlichen Bedingungen, stagnierende Besucherzahlen und das Fehlen koor-dinativer Impulse den wirklichen Stand der touristi-schen Regionalentwicklung.

In diesem Zusammenhang stellt die Lobby der einflussreichen Clanchefs mit ihren vielfältigen Verflechtungen auf politischem und ökonomischem Sektor ein entscheidendes Hindernis für einen ra-schen Wandel der Verhältnisse dar. Die Clans, eine Art legale Mafia, sind in gewissem Sinne ein Über-bleibsel der ursprünglichen korsischen Stammeskul-tur. Gegenwärtig bestimmen daher nicht wie üblich Parteien das politische Leben auf der Insel, sondern eine Handvoll Männer, deren politische Couleur kaum festlegbar ist. Durch das permanente Festhal-ten an ihrem nepotistischen System ist es ihnen ge-lungen, eine liberale Wirtschaftsentwicklung bis heute zu verhindern. Die Basis ihrer Einflussnahme bildet ein Klientelsystem, welches ihnen beispiels-weise Wählerstimmen allein dadurch sichert, dass sie ihren Anhängern bestimmte Dienste erweisen. Als „Chef de clan“ können sie Baugenehmigungen, die Bewilligung einer Invalidenrente oder den Er-halt eines Arbeitsplatzes an entsprechender Stelle befürworten. Da wundert man sich nicht, dass sie auch im Tourismusgeschäft über entsprechende Verbindungen verfügen.

Vor diesem Hintergrund haben es die zahlrei-chen Terroranschläge weder bei der insularen Ad-ministration noch bei der 1993 gegründeten „Agen-ce du Tourisme de la Corse“ vermocht, Bewegung in die Suche nach kurzfristigen Lösungen dieses Problems zu bringen oder ein für die gesamte Insel gültiges, einheitliches sowie langfristig orientiertes Entwicklungsszenario zu schaffen. Denn solange die korsischen Nationalisten von den französischen Sicherheitskräften rigoros verfolgt werden, um Bre-tonen, Basken oder anderen völkischen Minderhei-ten Frankreichs keinen Anlass zu geben, ebenfalls

die Autonomie anzustreben, ist von der Zentralre-gierung auf diesem Sektor kein politisches Entge-genkommen zu erwarten. Vielmehr scheint ihr Ziel momentan eher darin zu bestehen, die Netzwerke al-ler autonomistischen und separatistischen Bewe-gungen zu zerschlagen und mit scharfer Repression nicht nur ihren Widerstand gegen den französischen Staat zu brechen, sondern auch dem Nationalismus seinen Nährboden auf Dauer zu entziehen.

Langfristig ist es aber unerlässlich, neue und umfassende Formen einer „intelligenten“ Touris-musförderung auf der Insel zu finden. Dabei sind al-le möglichen Konsequenzen in der Fremdenverkehrsentwicklung im vorhinein abzuschätzen, die bestehenden inter- und intraregionalen Disparitäten auf demographischem, politischem und wirtschaftlichem Sektor soweit wie möglich abzubauen und einer Verbesserung der Lebensqualität der autochthonen Bevölkerung Priorität einzuräumen. Denn nur so kann eine Entwicklungsplanung, die zunächst bei einer Begrenzung des unkontrollierten touristischen Ausbaus in allen korsischen Fremdenverkehrsregio-nen Vorrang hat, dem Tourismus selbst nachhaltig nützen. Bei den Bemühungen um eine politische Lösung des Korsika-Konfliktes war im August 2000 der linksrepublikanische Innenminister aus Protest ge-gen die nachgiebige Korsika-Politik des sozialisti-schen Premier Jospin zurückgetreten, weil man auf republikanischer Seite durch allzu viele Zugeständ-nisse ein Aufweichen der zentralistischen französi-schen Verfassung befürchtete. Auch Präsident Chi-rac hatte kurz darauf an dem Schmusekurs gegen-über den korsischen Nationalisten Kritik geübt, bis in der Diskussion im Parlament über den von Jospin vorgelegten Teilautonomie-Plan für Korsika im Jah-re 2001 die Meinungsverschiedenheiten über seine Verfassungsmäßigkeit offen zutage traten. Mittler-weile liegt aber das detaillierte Programm für die Teilautonomie vor, dem eine achtzigprozentige Mehrheit zustimmte und das eine Übergangslösung bis 2004 vorsieht. Danach soll eine Verfassungsän-derung der Insel mehr Selbstbestimmung gewähren, allerdings unter dem Vorbehalt, dass bis dahin die

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Terrorakte aufhören. Nur dann wird das korsische Territorialparlament die Erlaubnis erhalten, selb-ständig Gesetze bezüglich Wirtschaft, Infrastruktur, Bildung und Tourismus abzuändern oder neu zu er-lassen.

Letztlich wird der Erfolg einer künftigen touris-tischen Umorientierung auf Korsika davon abhän-gen, ob es gelingt, einerseits das erfolgversprechen-de Segment eines Qualitätstourismus im Inselinnern als alternative Form zum litoralen Massentourismus auszubauen und andererseits die geeigneten Maß-nahmen zur Schaffung einer permanenten innenpo-litischen Stabilität im Konsens mit allen involvier-ten Gruppen zu ergreifen. Momentan muss man sich aber wegen der ungeklärten politischen Situation und dem Mangel an kohärenten Planungsmaßnah-men in der touristischen Regionalentwicklung im-mer noch fragen: „Quo vadis Corsica?“

5 Literatur

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INSEE = Institut National de la Statitique et des Etudes Economiques: Tableaux de l`Economie Corse 1999, 2000, 2001. Ajaccio 1999-2001.

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LÜCKE, H.: Beobachtungen zur Verteilung, Gestalt und zum Wandel traditioneller Orts- und Hausformen auf Korsika. In: PLETSCH,

formen auf Korsika. In: PLETSCH, A./DÖPP, W. (Hrsg.): Beiträge zur Kulturgeographie der Mittelmeerländer IV.- Marburg 1981: 45-74 (=Marburger Geographische Schriften 84).

LÜCKE, H.: Macchie und Garrigue. Ökologische Grundlagen, Zusammensetzung, Verbreitung und Nutzung mediterran-insularer Pflanzenfor-mationen. – Geoökodynamik, Bd. 5 (1984) Heft 3: 147-182.

LÜCKE, H.: Demographischer Wandel, Probleme der Landnutzung und touristische Erschließung im Hochgebirge Korsikas. In: HAIMAYER, P. (Hrsg.): Probleme des ländlichen Raumes im Hochgebirge. - Innsbruck 1988: 69-81 (=Inns-brucker Geographische Studien, Bd. 16).

RICHEZ, G.: Tourisme et attentats subversifs en Corse. Palma de Mallorca 1987 (=Unver-öffentlichtes Manuskript, Communication au Congrès de la Commission Tourisme et Loisirs de l’Union Géographique Internationale).

RICHEZ, G. / RICHEZ-BATTESTI, J.: Tourisme en es-pace rural dans l'île de Corse. – Bulletin de la Société des Sciences Historiques et Naturelles de la Corse (1992) 662: 17-37.

SIMI, P.: Précis de géographie physique, humaine, économique, régionale de la Corse. Bastia 1981.

WIEGEL, M.: Scheitern auf Korsika. Frankfurt 1999: 5 (=Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27. No-vember).

Die im Text abgebildeten Karikaturen sind folgen-der Veröffentlichung entnommen: LE VASISTAS: Corse. Göttingen 1986, Bd. 99/100: 3-30.

Dr. H. Lücke M.A.

Geographisches Institut, Universität Mainz Becherweg 21, 55099 Mainz [email protected]