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Teilhabe für Junge Wilde
Winfried Klaes • Dipl. Psychologe
Der Blick in den Kopf
Neuropsychologische !Grundlagen !
zum Verständnis !des sozial-emotionalen Handicaps
DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH
Gibt es Grenzen der Inklusion?
DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH
Neuropsychologie und Inklusion … ?
Warum !Bindung so wichtig ist -!Neuronale Integration!
Ein !(kurzer) Blick !ins Gehirn -!
Teile und Schalt-!kreise
Schritt für Schritt
Wenn!Furcht regiert -Dauerstress und
die Folgen
Exklusion!durch !
Inklusion ?!
Heran-gehensweisen -!
Was hilft!(dem Gehirn)?!
DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH
Neuropsychologie und Inklusion … ?
nature or nurture
interpersonale Neurobiologie
das kindliche Gehirn entwickelt sich über das Zusammenwirken neurophysiologischer Prozesse und zwischenmenschlicher Beziehungen
Inklusion der Einzelne im Verhältnis zum sozialen Ganzen
DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH
Neuropsychologie und Inklusion … ?
Ein !(kurzer) Blick !ins Gehirn -!
Teile und Schalt-!kreise
Schritt für Schritt
Präfrontaler Cortex hier werden u.a. die Informationen aus den Amygdala-Schaltkreisen in bewusste Gefühle umgewandelt
Hippocampusseine Hauptaufgabe besteht darin räumliche, (zeitliche) episodische Erinnerungen zu kodieren und wieder abzurufen (Gedächtnis)
Hypophysedie Hypophyse ist ein „Anhängsel“ des Hypothalamus sie integriert das umgebende Nervensystem des Hypothalamus mit dem endokrinen System (Hormonhaushalt - Stressregulation)
Hypothalamushormoneller Signalgeber löst körperliche Reaktionen und Empfindungen aus, die wir als Emotionen fühlen
Thalamuszentraler Verteilerknoten für alle Hirnaktivitäten (u.a. eingehende Reize) einige Teile leiten emotionale Reize in die zuständigen limbischen Bereiche zur dortigen Weiterverarbeitung
Amygdalaanalysiert eingehende Signale (von innen wie außen) und schätzt diese nach dem Grad ihrer emotionalen Bedeutsamkeit, vor allem ihrer Bedrohlichkeit ein
Anteriorer cingulärer Cortex (ACC)steuert die Handlungsauswahl passt unsere Absichten dem sozialen Kontext an registriert soziale Zurückweisung erkennt die Gefühle anderer und lässt uns hierauf angemessen reagieren reagiert auf motivationale u. kognitive Konflikte !
Locus caeruleusbei einer sensorischen Erregung antwortet der Nucleus mit der Ausschüttung von Dopamin, das eine breite Erregung hervorruft seine Funktion besteht in der Steuerung von Orientierung und Aufmerksamkeit
Medialer präfrontaler Cortex (MPFC)er kontrolliert die eigenen Emotionen in sozialen Situationen reguliert den Umgang mit Frustrationen
Teile, …!aber noch kein Ganzes
Das Gedächtnis - system !des medialen !Temporal-lappens
ento-rhinaler
peri-rhinaler
para-hippocampaler
Rhinaler Kortex
Rhinaler Kortex Konvergenzzone
Hippocampus
HippocampusGyrus dentatus
CA 3
CA 1
Subiculum
„Superkonvergenzzone (1)“
visueller Kortex
auditiver Kortex
somato-sensorischer Kortex
Somato-!sensorischer !
KortexAuditiver!
KortexVisueller!Kortex Sinnesmodalitäten
Arbeits-!gedächtnis
„Superkonvergenzzone (2)“
Arbeits-!gedächtnis
präfrontaler Kortex
Tri-s
ynap
tisch
er S
chal
tkre
is
explizites Gedächtnis
semantisches … episodisches …
Furchtkonditionierung und Abwehrreaktionen -!die Schaltkreise der Amygdala
Auditiver!Kortex
Auditorischer!Thalamus
auditiver Kortex
Thalamus
implizites Gedächtnis
Amygdala
Amygdala
Laterale Amygdala
Zentrale AmygdalaPriming (Voraktivierung)
emotionale Erinnerungen
Verhaltenserinnerungen !(Fertigkeiten)
körperbezogene Erinnerungen!(Schmerz, Kälteempfindungen, !Hunger, Durst, ….)
Hypothalamus
Zentrales!Grau
Lateraler!Hypothalamus
Para-!ventrikulärer!
Hypothalamus
Erstarren Blutdruck Hormone
Körper
Somato-!sensorischer !
KortexAuditiver!
KortexVisueller!Kortex
Rhinaler Kortex
HippocampusGyrus dentatus
CA 3
CA 1
Subiculum
Arbeits-!gedächt-!
nis
Amygdala
Laterale Amygdala
Zentrale Amygdala
Zentrales!Grau
Lateraler!Hypothalamus
Para-!ventrikulärer!
Hypothalamus
Visueller!Kortex
Sensorischer!Thalamus
Erstarren Blutdruck Hormone
Furcht im Kontext!(oder: alles halb so schlimm)
Basale Amygdala
wildes Tier
wildes Tier
hinter Gittern
Körper
Präfrontaler Kortex - zentrales Steuerzentrum für die Kontrolle von Impulsen
Noradrenalin u. Dopamin produzierende Zellen (u.a. Locus Caeruleus) des Hirnstamms
Wirklichkeitsprüfung u. Fehlerkontrolle
Steuerung der Aufmerksamkeit u. der Kognition
Hemmung konfliktträchtiger Handlungen
Gefühls- kontrolle
Regulierung von basalen Bedürfnissen und Emotionen (Hunger, Sexualität, Furcht, Angst)
Steuerung der Dopamin/ Noradrenalin-ausschüttung
niedrige bis mittlere !Konzentration !von Dopamin !u. Noradrenalin
Voraussetzung:
Bremse (hoffentlich) eingebaut
Amygdala
Laterale Amygdala
Zentrale Amygdala
Zentrales!Grau
Lateraler!Hypothalamus
Para-!ventrikulärer!
Hypothalamus
Visueller!Kortex
Sensorischer!Thalamus
Erstarren Blutdruck Hormone
Medialer präfrontaler Kortex
vorderer Gyrus cinguliorbitofrontale Regioninfralimbischer Bereich
regulierendes Einwirken auf die Furchtreize der AmygdalaSchnittstelle zwischen kognitivem und emotionalem System
umgekehrt: emotionale Prozesse der Amygdala beeinflussen die Entscheidungsfindung Körper
wildes Tier
DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH
Neuropsychologie und Inklusion … ?
Ein !(kurzer) Blick !ins Gehirn -!
Teile und Schalt-!kreise
Schritt für Schritt
Wenn!Furcht regiert -Dauerstress und
die Folgen
Adrenalin, Noradrenalin
Kortisol!
Blutkreislauf
Adrenocorticotropes Hormon (ACTH)
Hypothalamus
Hippocampus
Sympathikus
Neben-nieren- rinde
Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH)
Hypophyse
Thalamus
Was passiert bei Stress?
Kortisol moduliert die Energieversorgung bei akutem Stress. !Kortisol bremst aber auch die durch Adrenalin und Noradrenalin ausgelösten Stressreaktionen des Körpers ab. !Kortisol ist also der wichtigste Schlüssel, um das Stresssystem zu beruhigen.
Amygdala
GR
Phase der Rückstellung und Erholung
die „heilsame“ Wirkung des Kortisols
Hippocampus
Kortikoidrezeptor
Amygdala
Zellkörper Zellkern
MR
akute Stressphase
MR-Rezeptor GR-Rezeptor
1 Stde 2 Stde 3 Stde
Glutamat-Rezeptoren
GABA-Rezeptoren
Kortisol = ModulatorBalance
Zuviel ist zuviel … (Teil 1)
MR
GR
1 Stde 2 Stde 3 Stde
Entknüpfung der Synapsen von Amygdala und Hippocampus explizite Gedächtnissysteme werden entkoppelt - Inhalte gelöscht
ungebremstes Stresserleben (Automatisierung)
GR löst den programmierten Zelltod im Hippocampus aus
Hemmung des Neuronenwachstums - Atropie der Dendriten !- Absterben der Nervenzellen im Hippocampus
die „Stressbremse“ über den GR-Rezepetor existiert nicht mehr
epigentische Blockade der Genexpression für neue GR-Rezeptoren
Daueraktivierung der Amygdala (nahezu anlassfrei)
„low road“
„high road“Kortex-regionengenaue Analyse der Informationen bewusste Wahrnehmung
Hippocampusvergleicht die bewusste Wahrnehmung mit Erinnerungen bestätigt die Eingangsinformation oder modifiziert diese
Arbeits-gedächtnismit Bewusstsein
AmygdalaBeurteilung des emotionalen Gehaltes (Bedrohung) Einleitung körperlicher Reaktionen (Angstreaktionen) arbeitet in beiden Fällen unbewusst
Hypothalamuslöst hormonelle Veränderungen aus (Hypophyse) diese sorgen für Stressreaktion im Körper (Herzschlag, Atmung, Blutdruck ....)
Thalamussensorische Informationen werden an den Thalamus geleitet, der für eine Aktivierung der Aufmerksamkeit sorgt und die Reize an die Amygdala zur „Schnellanalyse“ weiterreicht
schnell, aber ungenau
langsam, aber genauab Geburt
unbewusstes !emotionales Lernen
Zuviel ist zuviel … (Teil 2)
im 2. Jahr
Noradrenalin u. Dopamin produzierende Zellen
unter starker Stressbelastung kommt es zur überschießenden Produktion von Dopamin und Noradrenalin
Stressachse wird aktiviert
„Abschalten“ des Präfrontalen Kortex die emotionale
Reaktion übernimmt die Regie i.S. der Initiierung einer Überlebens-reaktion (Flucht, Aggression, Erstarrung)
Wenn der präfrontale Kortex (zentrales Steuerzentrum für die Kontrolle von Impulsen) plötzlich „abgeschaltet“ wird
Blockierung!der Reizleitung!zum PFC
hoher!Konzentration !von Dopamin !u. Noradrenalin
als Folge von:
bei !Dauer-überlastung !des Stresssystems!(später auch aus nichtigem Anlass)
neuronale Strukturen, über die wir alltagstaugliche Konzepte bilden, mit deren Hilfe wir uns selbst und anderen mentale Zustände im sozialen Miteinander zuzuschreiben können
(was wissen wir und andere, was denken wir und andere, was wollen wir und andere, was fühlen wir und andere ... in dieser speziellen sozialen Situation hier und jetzt)
u.a. im PFC (ACC) lokalisiert:
Überforderung
der Verlust zur Orientierung in sozialen Beziehungen führt zu ...
„sozialem Blindflug“BedrohungAggression / Rückzug
Verlust der Orientierung in sozialen Beziehungen
wiederholtes MißerfolgserlebenMangel an KontrollerfahrungSelbstunsicherheitSelbstüberschätzungsoziale Komplikationen
Phase der IdentitätsfindungÜberzeugungssysteme von sich und der Welt
eigene Attraktivität eingeschätztSelbstbild (als z.B. Arbeitnehmer)Mitglied einer Gemeinschaft
Einschränkungen in der !Erfassung von Umweltkomplexität
Einschränkungen erfolgreich auf die soziale und materielle Welt einwirken zu können
Mangel an kompetenz-!orientierter Grundeinstellung
Störung in der Ausbildung eines funktionierenden autobiografischen Selbst (keine Erfolgsantizipation)kein stabiles Selbstkonzept
Versagensängste - Misstrauen
Wenn die Überforderung regiert
DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH
Neuropsychologie und Inklusion … ?
Warum !Bindung so wichtig ist -!Neuronale Integration!
Ein !(kurzer) Blick !ins Gehirn -!
Teile und Schalt-!kreise
Schritt für Schritt
Wenn!Furcht regiert -Dauerstress und
die Folgen
Das Bindungssystem - Überleben auf dem weiten Weg zur Emotionskontrolle
rechtslinks
frühe Verbindungen !des rechtsseitigen Teils des !
Emotionssystems mit!dem orbitofrontalen Teil!des Präfrontalen Kortex
0 - 18 Monate bis 3 Lebensjahr hält die!rechtsseitige Dominanz an
rechte Hirnseite
Weg:!erwachsene feinfühlige, !
präsente und prompt!reagierende!
Bindungsperson!sorgt für!
Beruhigungs-!erfahrungen
direkte Verbindung !über das ANS
Nervus Vagus
starke Volumenzunahme!der rechten Hirnhälfte!gegenüber der linken!in den ersten beiden !
Lebensjahren
Ziel:!der möglichst baldige !
Erwerb von !Kontrolle über negative!
EmotionenKörper
Neuronale Integration als interpersonale Entwicklungsaufgabe
gut funktionierende Bindungsbeziehung
es entstehen synaptische Übertragungsbereit-schaften in impliziten Gedächtnissystemen (Amygdala)
die aktivierten Muster von Angst und negativen Emotionen werden schlagartig gehemmt
Gerüche, Berührungen, Laute, Anblicke, Körpergefühle
alle sensorischen Wahrnehmungen, die bei einer positiven affektiven Interaktion entstehen, werden im Gedächtnis besonders gut gespeichert
Ausschüttung von Neuropeptiden („Kuschelhormone“)
gedächtnisfördernde Wirkung (implizit)
neue Wahrnehmungen dieser Art können diese Gedächtnisspuren jederzeit leicht abrufen und reaktivieren (Sensitivierung)
Kind flüchtet sich in die Arme der Mutter bei Angst und Schmerz
mit Erstarken des rechtshemisphärischen Schaltkreises wird durch die Einbeziehung des orbitofrontalen Kortex die Fähigkeit zur Selbstregulation auf der Basis der frühen impliziten Reaktions-bereitschaften aufgebaut
im „Windschatten“ dieses Frühsystems kann sich das linkshemisphärische System der Planung, Sprache, Übersicht und sozialen Fertigkeit langsam entwickeln und die „Regie“ übernehmen
1. Entstandene „Entgleisungen“ des Stresssystems mit den damit verbundenen Reaktionstendenzen auf körperlicher und psychischer Ebene wirken oft lebenslang nach und können nur bedingt „repariert“ werden (insbesondere wenn sie in früher Kindheit entstanden sind).
2. Unterentwicklungen in der neuronalen Integration können über pädagogische und therapeutische Intervention angegangen werden.
Ein Zwischenfazit
Beiden Aspekten (1. und 2.) sollte daher in Ansätzen zur Begleitung und Betreuung (in je eigener Art) Rechnung getragen werden.
3. Weiterentwicklungen in der neuronalen Integration wirken sich positiv (regulierend) auf die Kontrolle von Stressreaktion aus.
DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH
Neuropsychologie und Inklusion … ?
Warum !Bindung so wichtig ist -!Neuronale Integration!
Ein !(kurzer) Blick !ins Gehirn -!
Teile und Schalt-!kreise
Schritt für Schritt
Wenn!Furcht regiert -Dauerstress und
die Folgen
Heran-gehensweisen -!
Was hilft!(dem Gehirn)?!
Inklusion hat für „Junge Wilde“ eine Vorsetzung: die Bezugnahme auf ihr „entgleistes“ Stresssystem
„entgleistes“ Stresssystem(nicht nachvoll-ziehbare) soziale !
Spielregeln
(mißerfolgs-bedingte)
Versagensängste
Beruhigung und ÜberbrückungBegleitung in
sozialen Situationen
Erfolgs-orientierung
lösungszentrierte Interventionen
Arbeiten im Team
Arbeiten im Netzwerk
die Umwelt mit der Personenentwicklung !in Verbindung bringen
nicht alleine lassen - Begleitung vor Ort ist notwendig
Übergänge vorbereiten, puffern und!begleiten
eine Bindungsperson einbauen
klares und überschaubares Regelwerk (Vorleben)
Herstellen einer angstfreien Kommunikationsbasis (nonverbal)
Einführen von Alltags-!ritualen
Vereinfachung - Über-forderungsabbau (Gruppengröße)
DRK-Sozialwerk Bernkastel-Wittlich gGmbH
Neuropsychologie und Inklusion … ?
Warum !Bindung so wichtig ist -!Neuronale Integration!
Ein !(kurzer) Blick !ins Gehirn -!
Teile und Schalt-!kreise
Schritt für Schritt
Wenn!Furcht regiert -Dauerstress und
die Folgen
Exklusion!durch !
Inklusion ?!
Heran-gehensweisen -!
Was hilft!(dem Gehirn)?!
Phase 1 Phase 2
BindungKontrolle!
OrientierungLust!
Unlust
Grund-bedürfnisse
wenig !angstbesetzter
Zustand!durch
Bindungsperson
Phase 3
Phase 4
Erleben!Verhalten
Motivationale!Schemata
Grund-bedürfnisse
Motivationale!Schemata
Grund-bedürfnisse
Interaktions-geschehen
Kongruenz-!Inkongruenz-!
signale
Rückmeldung!über
BefriedigungGrund-bedürfnisse
Annäherung Vermeidung
Regeln!über die!
Bindungsperson
Übertrag!auf andere
bindungsgeprägtes Arbeiten Elternarbeit Lösungs-!zentrierung
Identitäts-!aufbau
Mehrstufiges Vorgehen (am Anfang steht die Bindungserfahrung)
(Angehörigenarbeit)
Inklusion heißt „selbstbestimmt leben“ …… hier haben Menschen mit einem sozial-emotionalen Handicap ein Problem
Inklusion heißt auch „Teilhabe von Anfang an“ …… hier sind (vor allem junge) Menschen mit einem sozial-emotionalen Handicap oft überfordert
geschützte
Rahm
en
in überschaubaren
Verhältnissen
Kein Plädoyer für neue Sondereinrichtungen, ….
… aber besondere Verhältnismäßigkeiten in den bestehenden gesellschaftlichen Strukturen
Herzlichen Dank!für!
Ihre Aufmerksamkeit!!
!