24
Caroline Lawrence Vier für Rom

Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

  • Upload
    others

  • View
    6

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Caroline LawrenceVier für Rom

Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite 1

Page 2: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

DIE AUTORIN

Die in London geborene Caroline Lawrence zog schon früh mit ihren Elternin die USA und wuchs in Kalifornien auf.Als sie ein Stipendium für Cambridgebekam, ging sie nach England zurück undstudierte dort klassische Archäologie,anschließend Hebräisch und Judaistik ander Universität London. Sie lebt mitihrem Mann, einem Grafikdesigner, inLondon.

Von Caroline Lawrence ist bei OMNIBUSerschienen:Die Diebe von Ostia (21249)Die Piraten von Pompeji (21251)Die Verschwörer von Rom (21252)Der versunkene Schatz (21253)Im Auftrag des Hercules (21254)

Weitere spannende Abenteuer der »Vier für Rom« sind in Vorbereitung.

Foto

:© O

rion

Child

ren’

s Boo

ks

Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite 2

Page 3: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Caroline Lawrence

Vier für Rom

Das Rätseldes VulkansAus dem Englischen von Dagmar Weischer

Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite 3

Page 4: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

OMNIBUS ist der Taschenbuchverlag für Kinderin der Verlagsgruppe Random House

www.omnibus-verlag.de

Band 21250

Umwelthinweis:Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuches sind chlorfrei und umweltschonend.

2. AuflageErstmals als OMNIBUS Taschenbuch Dezember 2003Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform © 2002 Caroline Lawrence © 2002 für den Grundriss und den Stadtplan von Richard Russell Lawrence by Orion Children’s Books© 2003 für die deutschsprachige AusgabeOMNIBUS, MünchenAlle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Die Originalausgabe erschien 2002 unter dem Titel»The Roman Mysteries: The Secrets of Vesuvius«bei Orion Children’s Books, LondonÜbersetzung: Dagmar WeischerLektorat: Alexander GroßGrundriss und Stadtplan: Richard Russell LawrenceUmschlagbild: Peter Sutton, Fred van Deelen (Mosaik)Umschlagkonzeption: Klaus Rennerkb · Herstellung: Peter PapenbrokSatz: Uhl + Massopust, AalenDruck: Clausen & Bosse, LeckISBN 3-570-21250-5Printed in Germany

Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite 4

Page 5: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

5

Vesuv

Neapolis

Herculaneum

BucHT von Neapolis 79 n. Chr.

Rectinas VillaCumae

Misenum

Surrentum

Caprea

StabiaMilchberge

Oplontis

Onkel Gaius’ GutshofVilla Pomponiana

Puteoli

PompeiiPompejiHafenRömische

Flotte

Windrichtung

N

Fluss Sarnus

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 5

Page 6: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

O n k e lGAIUS’

GUTSHOF

Ställe

Vorrats-lager

Hühner

Hof

zur Küstenstraße

Norden

Quartierder Sklaven

Xanthus

Werk-zeug-

schuppenTaubenschlag

KleinerGarten

Weingärten

Weingärten

Weingärten

Weingärten

Wein-presse

Garten

Brunnen

Ess-zimmer

Küche

Bäder Latrine

Back-stube

PförtnerAristo

Bett

KapitänGeminus

Atrium

Flavia und Nubia

Jonathanund Lupus

Rafus

Säulengang

Ferox

Ferox' Hütte

Hausaltar

Gaius’Zimmer

Miriam

Bibliothek

Tablinum

Mordecai

Weinkeller

Ölpresse Olivenpresse

Frustilla

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 6

Page 7: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Bucht von NeapolisNebengebäude

Rasen

Ställe

Norden Garten

Tor

Wasch-küche

Weingärten

Hausaltar

RectinasZimmer

Quartier der Dienstboten

Bett

Solarium

Bett

Bett

Bett

Bett

Bett Bett

Bett

Bett

Bett

Bett

Biblio-thek

Hof

Auf

fahr

t

Tablinum

Latrinen

BackstubeKüche heiß kalt

Atrium

Sommer-Esszimer

Fels-küste

Winter-Esszimer

zum Landungs-steg undBootshaus

Bett

Bett

Stabia Pompejizu Onkel Gaius’ Gutshof

LatrinenLatrinen

VILLA POMPONIANA

warm

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 7

Page 8: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Für meine ehemaligen,jetzigen und künftigen Studenten

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 8

Page 9: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Schriftrolle I

»Jonathan, pass auf!«, schrie Flavia Gemina.Jonathan ben Mordecai, der bis zur Hüfte im blauen Tyrrheni-

schen Meer stand, bemerkte das Ungeheuer nicht, das sich hinterihm aus dem Wasser erhob.

Zack!, schlang das Seeungeheuer seine Arme um JonathansBauch.

»Hilfe!«, schrie Jonathan, aber da wurde er auch schon unterWasser gezogen, und das Salzwasser drang ihm in Mund und Nase.Einen Augenblick später glitzerte die Wasseroberfläche friedlich inder heißen Sommersonne, als wäre nichts geschehen. Flavia undihr Sklavenmädchen Nubia starrten entsetzt aufs Meer hinaus.

Plötzlich kam Jonathan wie eine Fontäne aus dem Wasser ge-schossen, schnappte nach Luft und spuckte Salzwasser.

»Lupus, was fällt dir ein! Ich wäre fast ertrunken!«Neben ihm tauchte noch jemand aus dem Wasser auf und brach

in schallendes Gelächter aus. Es war Lupus, das Seeungeheuer,aalglatt und splitternackt. Obwohl Lupus erst acht Jahre alt war,fing Flavia bei seinem Anblick an zu kreischen und kniff die Au-gen zu. Dann hörte sie Lupus ans Ufer platschen.

Flavia wartete einen Moment, dann öffnete sie vorsichtig einAuge.

Zum Glück war Lupus schon dabei, den Gürtel seiner Tunikazuzubinden.

Flavia öffnete auch das andere Auge.

9

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 9

Page 10: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Jonathan schlich sich mit einem nassen Sandklumpen in derHand von hinten an Lupus heran. Doch ehe er dazu kam, ihm denSand in den Nacken zu stopfen, fuhr Lupus herum und nahm Jo-nathan in den Schwitzkasten. Sie fielen in den Sand und balgtensich wie zwei Ringkämpfer in der Palästra*.

Jonathan, der älter und größer war als Lupus, gewann schließ-lich die Oberhand, setzte sich auf Lupus und drückte ihm dieHandgelenke fest in den heißen Sand. Lupus versuchte verzwei-felt, sich zu wehren, doch obwohl er ein kräftiger, drahtiger Jungewar, kam er nicht gegen Jonathan an.

»Ha!«, rief Jonathan hämisch. »Der Krieger Achilles hat dasgefährliche Seeungeheuer überwältigt. Flehe um Gnade! Los, sagPax!«

Flavia seufzte und verdrehte die Augen.»Jonathan, du weißt doch, dass Lupus nicht sprechen kann. Er

hat keine Zunge. Wie soll er da um Gnade flehen? Lass ihn los.«»Nein«, entgegnete Jonathan stur. »Ich lasse ihn erst gehen,

wenn er um Gnade fleht. Flehst du?«Lupus’ grüne Augen funkelten. Er schüttelte trotzig den Kopf

und versuchte, sich freizukämpfen.»Dann musst du bestraft werden!« Vor Jonathans Mund bil-

dete sich ein großer Tropfen schaumiger Spucke. Sie hing über Lu-pus’ Gesicht.

Lupus starrte entsetzt auf die herabbaumelnde Spucke. Flaviaund Nubia fingen an zu kreischen. Plötzlich stürzte sich ein nas-ses Fellknäuel auf Jonathan und bellte vor Begeisterung.

»Scuto!«, rief Jonathan lachend. Er fiel von Lupus herunter, alsder Hund sein Gesicht mit heißen Küssen übersäte. Zwei patsch-nasse junge Hunde tollten dem größeren Hund hinterher.

Scuto wartete, bis die vier Freunde sich um ihn versammelt hat-ten. Dann schüttelte er sich am ganzen Körper. Die jungen Hunde

10

* Wichtige Namen und Begriffe werden in Aristos Schriftrolle am Ende des Buches erklärt

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 10

Page 11: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

folgten seinem Beispiel und schüttelten sich vom Kopf bis zumSchwanz.

»En!«, rief Nubia. »Seht doch! Meine neue Tunika, ganz nassgespritzt!«

Jonathan musste lachen. »Mir scheint, wir haben dir zu viel la-teinische Dichtung vorgelesen.«

Flavia blickte an ihrer eigenen Tunika herab, die ebenfalls lau-ter Salzwasserflecken abbekommen hatte. »Hm, da gibt’s nureins…«

Kreischend rannte sie ins Wasser, mitsamt Tunika und allem.Die drei anderen schrien auf, dann rannten sie ihr nach.

Sie spritzten sich eine Weile nass und tunkten sich gegenseitigunter Wasser. Dann erteilte Lupus seinen älteren Freunden dentäglichen Schwimmunterricht. Er machte ihnen vor, wie man imWasser die Arme ausbreitet und die Beine wie ein Frosch bewegt.Nubia, die in der afrikanischen Wüste aufgewachsen war, woWasser knapp und kostbar war, hatte sich anfangs vor dem Meergefürchtet. Aber mittlerweile schwamm sie mit Begeisterung undauch Jonathan machte gute Fortschritte. Nur Flavia tat sich schwer,Arm- und Beinbewegungen in Einklang zu bringen.

Schließlich stiegen alle wieder aus dem Wasser und ließen sichder Reihe nach in den weichen, warmen Dünensand fallen. Keu-chend lagen die vier Freunde da, schlossen die Augen und ließensich von der heißen Augustsonne trocknen. Die Meeresbrise bliesangenehm kühl auf ihre nassen Körper. Scuto und die beidenHundegeschwister Nipur und Tigris lagen hechelnd im Sand.

Als Flavia sich von der Anstrengung erholt hatte, stützte siesich auf und blinzelte den Strand entlang. Sextus, einer der See-leute ihres Vaters, lag dösend unter einem Papyrussonnenschirm,der eigentlich für die beiden Mädchen vorgesehen war.

Einen eigenen Leibwächter zu besitzen, das war schon mehr alsLuxus. Der Anlass war, dass Flavia und ihre Freunde vor kurzemnur knapp dem Sklavenhändler Venalicius entkommen waren.

11

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11

Page 12: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich übersMeer irgendwohin verschleppt, wo niemand sie gefunden hätte,und als Sklaven verkauft. Aber jetzt war Sextus da, der auf sie auf-passte.

Flavia legte sich in den warmen Sand zurück und schaute einerSeemöwe zu, die am weiten blauen Himmel dahinsegelte. Siekonnte das Salz auf ihren Lippen schmecken und das Flüstern derWellen auf dem nassen Sand hören. Ihre Freunde lagen neben ihrund die Hunde dösten zu ihren Füßen.

Flavia Gemina schloss die Augen und seufzte. Ach, könntedoch jeder Tag so schön sein wie dieser! Aber ihr Vater hatte be-schlossen, sie für den Rest des Sommers fortzuschicken, weil ihmOstia zu gefährlich schien. In zwei Tagen würden sie nach Südenzu ihrem Onkel segeln, der in der Nähe von Pompeji einen Guts-hof besaß.

Schade. Auf dem Gutshof waren sie dann zwar in Sicherheit,aber es war langweilig dort.

Flavia seufzte erneut.Dabei hatte sie gerade einen Vorgeschmack davon bekommen,

wie spannend es war, sich als Detektivin zu betätigen. Sie und ihreFreunde hatten den Hundemörder von Ostia aufgespürt und ihnin eine Falle gelockt. Zu gern hätte sie noch mehr Kriminalfälle ge-löst. In Ostia gab es genug davon. Zum Beispiel wurde schon seitMonaten ein neunjähriges Mädchen namens Sapphira vermisst.Und Almas Lieblingsbäcker war schon dreimal ausgeraubt wor-den. Und am Hafen warteten stets geheimnisvolle, fremde Männerauf Boote, die sie möglichst schnell aus Italien wegbringen sollten.Wenn man in einer so belebten Hafenstadt wie Ostia lebte, mussteman all seine Sinne einsetzen und immer wachsam sein.

»Was ist los, Jonathan?«, fragte Flavia. »Wieso stupst du michdauernd an?«

»Du hast geschnarcht«, antwortete er. »Und ich glaube, da hin-ten steckt jemand in Schwierigkeiten.«

12

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 12

Page 13: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Flavia setzte sich auf und schirmte die Augen mit der Hand ge-gen die Sonne ab.

Weit draußen auf dem glitzernden blauen Meer konnte sie ge-rade noch die Wölbung eines umgekippten Ruderbootes erken-nen. Und eine winzige Gestalt klammerte sich daran fest undwinkte verzweifelt um Hilfe!

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 13

Page 14: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Schriftrolle II

Die vier Freunde sprangen auf und starrten aufs Meer hinaus.»Seht da! Schiff ist gekentert!«, rief Nubia aus.»Sextus!«, schrie Flavia. »Schnell!«Der kräftige Leibwächter rappelte sich auf und blickte besorgt

um sich.»Ein Boot ist gekentert!«, schrie Flavia.Die drei Hunde fingen an zu bellen und sprangen um den See-

mann herum, während er auf die Kinder zulief. Er war braun ge-brannt und muskulös und wäre bestimmt ein gut aussehenderMann gewesen, wenn ihm nicht so viele Zähne gefehlt hätten.

»Was?«, fragte er. »Wo?«Sie deuteten in die Richtung.Sextus brauchte nur einen kurzen Augenblick, um die Situation

einzuschätzen. Fluchend zog er seine Tunika aus, platschte insWasser und schwamm dann mit kräftigen Zügen auf das umge-kippte Boot zu.

Lupus lief zum Wasser, zögerte kurz, dann zog auch er seine Tu-nika aus.

»Lupus, nicht! Das ist doch viel zu weit!«, riefen die anderen.Lupus achtete nicht auf sie. Er tauchte ins Wasser und schwamm

Sextus hinterher.Flavia kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Sextus endlich das

Boot erreichte. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, alsLupus’ kleinerer Kopf bei den beiden anderen auftauchte. Doch

14

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 14

Page 15: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

anstatt sofort zurückzuschwimmen, verweilten die drei bei demBoot, und Flavia sah ihre Köpfe auf und ab wippen.

»Worauf warten die denn noch?«, fragte Jonathan.Schließlich sahen sie, wie sich die beiden größeren Köpfe in

Richtung Ufer bewegten. Kurz darauf folgte der kleinere Kopf,aber langsamer als zuvor.

Nubia packte Flavia besorgt am Arm. »Lupus wird müde.«»Du hast Recht«, erwiderte Flavia. »Er sieht erschöpft aus.«»Ich habe eine Idee«, sagte Jonathan. »Ich laufe zum Meerha-

fen und leihe eine Sänfte aus, auf der sie nach Hause gebrachtwerden können. Vater wird sich dann um sie kümmern.«

»Gute Idee«, sagte Flavia. »Aber was ist mit deinem Asthma?Lass mich lieber gehen. Ich kann schneller rennen als du.« Als sieJonathans enttäuschtes Gesicht sah, stupste sie ihn aufmunternd an.»Du bleibst da und beschützt Nubia. Und Scuto beschützt mich.«

*Flavias nackte Füße patschten durch den nassen Sand – sie hatteihre Sandalen in den Dünen vergessen. Egal, jetzt war keine Zeitmehr zurückzulaufen. Scuto raste mit hängender Zunge neben ihrher. Bald konnte sie den Meerhafen sehen, wo Fischerboote undkleinere Handelsschiffe angelegt hatten.

Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, während sie mit Scuto überdie flachen Dünen rannte, an der Synagoge vorbei und auf denHafen zu. Ein Holzsteg trennte das Meer auf der linken von La-gerhäusern und Tempeln auf der rechten Seite. Während Flaviaan den Anlagestellen vorbeistürmte, hielt sie nach dem Sklaven-schiff Vespa Ausschau. Doch zum Glück war das verhasste gelb-schwarze Segel nirgends zu sehen. Venalicius war wohl mit seinerMannschaft unterwegs nach Delos oder zu einem der anderenSklavenhandelszentren.

Am Hafen herrschte reges Treiben. Flavia hakte ihren Fingerunter Scutos Halsband, während sie Seeleuten, Käufern, Soldatenund Sklaven auswich. Sie brauchte eine Sänfte, und zwar schnell.

15

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 15

Page 16: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Normalerweise lagen ein oder zwei Sänften unter dem Marina-Torbereit. Man konnte sie innerhalb Ostias für ein paar Sesterzenmieten.

Flavia hielt ihren Geldbeutel mit der linken Hand fest zu. Indiesem Gedränge musste man überall mit Dieben rechnen.

Endlich erblickte sie eine Sänfte im Schatten des Marina-Tors.Zwei muskulöse junge Männer lagen daneben und verzehrten ge-rade ihr Mittagsmahl: fettes Fleisch auf Holzspießen.

»Wie viel… kostet eine… für eine halbe Stunde?« Völlig außerAtem stand Flavia vor ihnen.

»Was ist, Schätzchen? Willst wohl mal herumgetragen wer-den?«, fragte einer der Träger grinsend. Seine Ohren sahen aus wieBrokkoli.

»Mann in Seenot«, keuchte Flavia. »Meine Freunde sind da-bei… ihn zu retten. Wie viel kostet es, ihn… bis zu einem Haus…beim Laurentum-Tor zu tragen?« Sie klimperte ungeduldig mitihrem Geldbeutel.

»Vier Sesterzen, Schätzchen«, sagte der andere, dessen Naseeiner Rübe nicht unähnlich war. »Das ist ein Sonderpreis, schließ-lich geht es um eine gute Tat.«

»Und weil das Geschäft schon den ganzen Morgen so schlechtläuft«, murmelte der mit den Brokkoli-Ohren und warf den letz-ten Brocken Fleisch Scuto zu.

Flavia war mit den beiden Sänftenträgern etwa hundert Meter amStrand entlang gelaufen, als sie Sextus aus dem Wasser an Landtaumeln und einen korpulenten Mann hinter sich herschleifen sah.

Scuto sauste mit lautem Gebell auf die beiden zu. Als der dickeMann Scuto auf sich zustürmen sah, setzte er sich schnell in denSand. Scuto wedelte heftig mit dem Schwanz, leckte dem Mann dasGesicht ab und sauste dann weiter, um die anderen zu begrüßen.

»Gut, dass du kommst!«, rief Jonathan und lief auf Flavia unddie beiden Männer mit der Sänfte zu. »Seine Lippen sind schon

16

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 16

Page 17: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

ganz blau. Wir müssen ihn in eine Decke wickeln und ihn soschnell wie möglich zu meinem Vater bringen.«

Brokkoli-Ohr und Rübennase wussten, was zu tun war. Sie ho-ben den Mann auf und halfen ihm in die Sänfte. Er war stämmigund braun gebrannt und ein weißer Haarkranz säumte seinenkahlen Kopf. Und er hatte einen pfeifenden Atem, genau wie Jonathan manchmal. Während Flavia den beiden Trägern dabeihalf, eine verblichene grüne Decke um den Mann zu wickeln, be-merkte sie an dessen Finger einen schweren Goldring.

»Sollen wir die Vorhänge auf- oder zumachen, Schätzchen?«,fragte Rübennase.

»Auf«, sagte Flavia. »Dann können wir sehen, wie es ihm geht.«»Halt!«, keuchte der gerettete Mann. Er hatte bis jetzt noch

keinen Ton gesagt. »Wo ist mein Beutel?« Seine Stimme klangschrill und keuchend.

»Er bestand darauf, dass wir ihn mitnehmen«, erklärte Sextus.»Lupus hat ihn.«

Flavia wandte sich um und sah, wie Nubia Lupus gerade ausdem Wasser half. Lupus taumelte durch den Sand auf die Sänftezu und hielt dem Mann den tropfnassen Öltuchbeutel hin. DerMann, der jetzt bequem mit dicken Kissen im Rücken saß, griffbegierig danach.

»Danke, danke!«, rief er mit seiner schrillen Stimme. »Das istdas Wichtigste von allem.« Er langte in seinen Beutel, und allewarteten gespannt, was für einen Goldschatz er wohl gleich zu-tage fördern würde.

Stattdessen zog er nur eine Wachstafel und einen Stilus hervor.Der Mann grunzte zufrieden, öffnete die Tafel und schüttelte dieWassertropfen ab. Dann begann er zu schreiben. Alle starrten ihnan. Einen Moment später hob er fragend den Blick.

»Nun, worauf wartet ihr?«, fragte er keuchend, aber vergnügt.»Los geht’s, ihr Träger, egal wohin.«

»Moment mal!«, rief Flavia. »Ich weiß, wer Ihr seid!«

17

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 17

Page 18: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

Schriftrolle III

»Ihr seid Plinius, hab ich Recht?«, fragte Flavia. »Der Mann, derdie Naturgeschichte geschrieben hat.«

»Nun ja. Ja, der bin ich«, sagte der Mann in der Sänfte. »Wiebist du darauf gekommen?«

»Nun…« Flavia hielt inne, als sie Lupus tropfnass und zitternddastehen sah. »Ach, bitte, könnte Lupus vielleicht die Sänfte mitEuch teilen?«

»Aber natürlich, selbstverständlich!«, sagte Plinius und gabden beiden Trägern ein Zeichen.

Brokkoli-Ohr und Rübennase halfen dem erschöpften Jungenaufs andere Ende der Sänfte. Sie stopften ihm ein Kissen in denRücken, damit er Plinius sehen konnte. Dann ergriff Brokkoli-Ohr die vorderen beiden Stangen und Rübennase die beiden hin-teren. Sie brachten die Sänfte ins Gleichgewicht und setzten sichin Richtung Hafen in Bewegung.

»Nun erzähl mir mal, woran du mich erkannt hast«, sagte Pli-nius. Er schloss seine Wachstafel und blickte Flavia fragend an.

»Nun«, fing sie an und lief etwas schneller, um mit den TrägernSchritt zu halten. »Ihr habt Euch in den Sand gesetzt, als Scutoauf Euch zugerannt kam. In Band acht schreibt Ihr, um einen an-griffslustigen Hund zu besänftigen, setzt man sich am besten aufden Boden.«

»Du hast den achten Band meiner Naturgeschichte gelesen?«»Ja. Ich besitze alle Bände«, räumte Flavia mit einem verlege-

18

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 18

Page 19: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

nen Lächeln ein. »Ich freue mich sehr, Euch kennen zu lernen.Mein Name ist Flavia Gemina. Ich bin die Tochter von KapitänMarcus Flavius Geminus.«

»Ich freue mich auch, dich kennen zu lernen, Flavia Gemina«,sagte Plinius. »Aber ich bin nicht der einzige Mensch, der sich hin-setzt, wenn ein angriffslustiger Hund angestürmt kommt. Dumusst mich noch an etwas anderem erkannt haben.«

»Ja, das stimmt. Ich weiß, dass der Autor der Naturgeschichteein Admiral ist, der an der Küste wohnt. Euer Gesicht ist braungebrannt, das heißt, Ihr habt Euch viel in der Sonne aufgehalten.Aber Eure Hände sind zart und voller Tintenflecke, wie die Händeeines Gelehrten. Und Euer Ring deutet darauf hin, dass Ihr reichund von edler Abstammung seid.« Flavia holte tief Luft und fuhrfort: »Außerdem soll gestern ein Schwertwal im Hafen gesichtetworden sein. Ihr habt ein Buch über die Naturgeschichte ge-schrieben. Das würde erklären, warum Ihr in einem kleinen Bootmit Tafel und Stilus auf See wart.«

Das meiste davon fiel Flavia erst ein, während sie sprach, unddie leuchtenden Augen des alten Mannes ermutigten sie zu weite-ren Mutmaßungen.

»Und noch etwas«, sagte sie mit wichtiger Miene. »Ich glaube,der Schwertwal ist ganz in der Nähe Eures Bootes aufgetauchtund hat es dann mit seiner Schwanzflosse zum Kentern gebracht!«

»Was du nicht sagst!«, rief Plinius aus und klatschte in dieHände. »Du hast wirklich einen erstaunlich ausgeprägten Spür-sinn. Leider muss ich dir sagen, dass sich mein Unfall doch etwasanders abgespielt hat. Den Schwertwal haben wir nicht zu Gesichtbekommen. Vielmehr war mein Sklave so dumm, in Panik auszu-brechen, als ihm eine Wespe zu nahe kam. Er stand auf und schlugwie wild um sich und dann passierte das Unvermeidliche. SeineAngst, von der Wespe gestochen zu werden, hat er leider teuer be-zahlen müssen. Es war dumm von mir, einen Sklaven mitzuneh-men, der sonst nur für den Haushalt zuständig ist.«

19

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 19

Page 20: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

»Heißt das, Euer Sklave ist ertrunken?«, fragte Jonathan er-schrocken. Er lief auf der anderen Seite neben der Sänfte her.

»Allerdings. Ich fürchte, er liegt jetzt auf dem Grund des Tyr-rhenischen Meeres. Aber wer bist du eigentlich, junger Mann,und wo bringt ihr mich hin?«

»Ich heiße Jonathan ben Mordecai. Mein Vater ist Arzt. Erwird sich um Euch kümmern.«

»Ah!«, sagte der Admiral. »Ein Jude! Jüdische Ärzte sindaußerordentlich tüchtig. Ich freue mich schon darauf, ihn kennenzu lernen. Allerdings glaube ich nicht, dass mir etwas Ernsthaftesfehlt. Mit einem Becher Wein und einem Stück Käse bin ichschnell wieder auf den Beinen. Zwei Stunden lang bin ich da drau-ßen auf dem Wasser getrieben. Jetzt bin ich ausgetrocknet wieeine Rosine und habe einen Bärenhunger.«

»Mein Vater hat bestimmt etwas Wein da«, sagte Jonathan.»Ich habe übrigens auch von Euch gelesen.«

»O, das freut mich! Da bin ich ja von Verehrern geradezu um-zingelt. Liest du auch gern in meinen Büchern, junges Fräulein?«Damit meinte er Nubia. Sie lächelte verlegen und sah ziemlichverängstigt aus.

»Nubia ist erst seit zwei Monaten in Italien«, erklärte Flavia.»Sie ist dabei, Latein sprechen zu lernen, aber sie kann es nochnicht lesen.«

»Und du, junger Mann, du tapferer Held, der mir meine wert-vollen Tafeln und Notizen gerettet hat, wie ist dein Name?«

»Er heißt Lupus«, antwortete Jonathan an seiner Stelle. »Er istein Waisenjunge und kann nicht sprechen. Jemand hat ihm dieZunge herausgeschnitten.«

»Armer Junge!«, sagte Plinius. »Wie kam es denn dazu?«Lupus’ Grinsen verschwand schlagartig und er starrte den

Mann aus seinen grünen Augen finster an. Auch Plinius’ Lächelnverschwand und er blickte unsicher zu Flavia.

»Wir wissen nicht, wie es dazu kam«, flüsterte sie. »Er wohnt

20

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 20

Page 21: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

jetzt bei Jonathan und bekommt Unterricht bei uns. Vielleichtkann er uns eines Tages schriftlich mitteilen, wieso er keine Zungemehr hat. Aber er mag es nicht, wenn man davon spricht.«

Sie waren gerade durch den kühlen Schatten des Marina-Toresgegangen. Jetzt traten sie in die grelle, heiße Sonne und bogennach rechts in die Marina-Straße innerhalb der Stadtmauer ab.Obwohl um diese Zeit viele Leute zum Essen nach Hause oder in eine der Tavernen gingen, war die Straße immer noch sehr be-lebt.

Lupus’ Miene hellte sich wieder auf und er warf dem gemeinenFußvolk von seiner Sänfte aus einen triumphierenden Blick zu.Plötzlich fing er zum allgemeinen Schrecken an, wie ein Hahn zukrähen. Er wollte zwei verwahrloste Jungen auf sich aufmerksammachen, die vor einer Imbissstube herumlungerten. Als die Jun-gen ihn erkannten, fingen sie laut an zu rufen.

»Lupus in einer Sänfte, na so was!«, rief der eine.»Bist wohl jetzt reich, was?«, brüllte der andere.Lupus nickte selbstgefällig und reckte wie ein reicher Mann die

Nase in die Luft. Einer der Jungen hob einen verfaulten Salatkopfaus dem Rinnstein auf und warf ihn in Richtung Sänfte. Das mat-schige grüne Wurfgeschoss traf Jonathan am Rücken.

»He!«, rief Jonathan und drehte sich um, doch da hatten dieJungen sich schon verflüchtigt.

»Vielleicht sollten wir doch lieber die Vorhänge zuziehen«,sagte Plinius zu Flavia.

Da packte Lupus Plinius beim Fußgelenk und schüttelte mit fle-hender Miene den Kopf.

»Nun gut«, erklärte Plinius. »Aber wenn du in einer Sänfte ge-tragen wirst, dann musst du dich ordentlich benehmen und darfstnicht mit deinen Freunden herumkrakeelen.«

Lupus nickte bescheiden und benahm sich den Rest des Wegesordentlich.

21

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 21

Page 22: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

»Das war wirklich köstlich«, sagte Plinius und klopfte sich aufden prallen Bauch. »Ich möchte euch allen meinen aufrichtigstenDank aussprechen – ihr habt mir das Leben gerettet. Und ihr habtmich noch dazu zum Essen eingeladen. Ich hasse es, wenn meinMittagessen ausfällt.«

Sie befanden sich im kühlen Triklinium in Flavias Haus: Die Er-wachsenen ruhten auf den Sofas an der Wand, während Flaviaund ihre Freunde an einem Tisch in der Mitte des Raums saßen.Das Esszimmer ging auf einen hellen Innenhof mit einem Feigen-baum, einem Brunnen und duftenden Büschen hinaus.

Rechts von Plinius ruhte Flavias Vater. Marcus Flavius Gemi-nus war groß und braun gebrannt und hatte hellbraunes Haarund dieselben klaren grauen Augen wie seine Tochter. Seine Handzitterte nervös, als er dem Admiral Wein nachschenkte. Er konntees kaum fassen, dass er tatsächlich den Oberbefehlshaber der rö-misch-kaiserlichen Flotte zu Gast hatte.

Admiral Plinius nickte dankend, dann wandte er sich an Jona-thans Vater Mordecai, der zu seiner Linken ruhte.

»Vielen Dank für Eure Hilfe, Doktor.«»Ach, das war doch nicht der Rede wert«, sagte Mordecai und

neigte sein Turbanhaupt. »Ich habe Euch doch nur Pfefferminz-tee und ein leichtes Mittagessen verordnet.«

»Das hat gewirkt. Ganz besonders dieser köstliche Wein.« Pli-nius hob seinen Becher und prostete Kapitän Geminus zu.»Kommt der aus der Region des Vesuv?«

»Ja, richtig.« Flavias Vater schien sehr beeindruckt. »MeinBruder Gaius besitzt ein Landgut in der Nähe von Pompeji. Die-ser Wein hier kommt aus seinen Weingärten.«

»Ich kenne die Region gut. Ich fahre sogar in knapp einerWoche nach Misenum, sobald das Fest vorüber ist.« Plinius fal-tete seine Serviette zusammen und lächelte die anderen an. »Ichwürde ja gern noch bleiben und mit euch plaudern, aber ich mussleider gehen. Bei mir zu Hause wird man sich schon Sorgen ma-

22

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 22

Page 23: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

chen und ich bin ein viel beschäftigter Mann. Aber ich würde euch Kinder gern für morgen Abend in meine Villa in Laurentumzum Essen einladen. Habt ihr Lust zu kommen?«

»O ja, gern!«, antwortete Flavia und errötete vor Freude.»Wunderbar«, sagte der Admiral. »Ich werde euch zur neun-

ten Stunde meinen Zweispänner vorbeischicken. Eurem Leib-wächter habe ich bereits für meine Rettung gedankt, aber ihr viersollt auch eine kleine Belohnung bekommen.«

Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 23

Page 24: Das Rätsel des Vulkans/Titelei 30.12.2009 10:13 Uhr Seite ... · Lawrence/Das Rätsel des Vulkans 30.12.2009 10:18 Uhr Seite 11. Wenn der sie geschnappt hätte, hätte er sie wahrscheinlich

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Caroline Lawrence

Vier für Rom - Das Rätsel des VulkansBand 2

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Taschenbuch, Broschur, 192 Seiten, 12,5 x 18,3 cm1 farbige Abbildung, 1 s/w AbbildungISBN: 978-3-570-21250-9

cbj

Erscheinungstermin: September 2003

Schurkenstücke und rätselhafte Kriminalfälle im Alten Rom – aufregende Abenteuer sind ganznach dem Geschmack der Kapitänstochter Flavia und ihrer Freunde Jonathan, Nubia und Lupus.Die Vier für Rom kommen so manchem Geheimnis auf die Spur ... In Pompeji begegnen die Vier für Rom dem geheimnisvollen Schmied Vulkan. Welches Rätselumgibt seine Herkunft? Während die Freunde Nachforschungen anstellen, erschüttert ein Bebendie Erde: Der Vesuv spuckt Feuer!