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enervision WWW.STADTWERKE-BIELEFELD.DE VERANTWORTUNG Mitnehmen statt fallen lassen DAS MAGAZIN FÜR VISIONÄRE IDEEN N O 2.2017

DAS MAGAZIN FÜR VISIONÄRE IDEEN NO 2 · 2017. 9. 8. · sierung und die Digitalisierung formen uns zu-nehmend. Welche Auswirkungen hat dies auf das soziale Engagement? Detlef Sack:

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Page 1: DAS MAGAZIN FÜR VISIONÄRE IDEEN NO 2 · 2017. 9. 8. · sierung und die Digitalisierung formen uns zu-nehmend. Welche Auswirkungen hat dies auf das soziale Engagement? Detlef Sack:

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WWW.STADTWERKE-BIELEFELD.DE

VERANTWORTUNGMitnehmen statt fallen lassen

DAS MAGAZIN FÜR VISIONÄRE IDEEN NO 2.2017

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ERLEBENEDITORIAL

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Ein kostbares Gut. Warum läuft es rund im Unter-nehmen? Was ist die Grundlage für funktionierende Ar-beitsabläufe? Verantwortung ist es, die uns stärkt! Sie ist die Keimzelle des Erfolges, der Gradmesser der Wirtschaft-lichkeit. Aber sie ist zerbrechlich.Vor allem, weil sie nicht nur verteilt werden muss – Ver-antwortung muss auch angenommen, verstanden und gelebt werden. Auf allen Ebenen, im Beruf und im Priva-ten entscheidet unser Verantwortungsgefühl über die Qualität unseres Lebens. Sie macht das Zusammensein erst zum Zusammenleben, wenn sie auf vielen Schultern ruht. Weil der Mensch ein soziales Wesen ist, liegt ihm Verantwortung im Blut, das haben Soziologen und Poli-tikwissenschaftler längst herausgefunden. Sie ist überle-benswichtig. Ein Grund mehr, sich mit diesem Thema in der neuen Ausgabe Ihrer »enervision« zu beschäftigen. Seien Sie gespannt!

AUF DIE PISTE Am 10. September wird die Stadtautobahn von Bielefeld wieder zur Rennbahn für Läufer und Skater. Neben sportlichen Wettkämpfen bietet der Stadtwerke run & roll day ein prallvolles Rahmenprogramm. www.run-and-roll-day.de

AUF IN DIE ZUKUNFT Vom 20. Septem-ber bis zum 20. Oktober dreht sich bei den Wochen der Elektromobilität im Campus Handwerk alles um die Mobilität der Zukunft. www.handwerk-owl.de

AUF DIE PLATTFORM Startkapital für überzeugende und gemeinnützige Ideen sammeln – darum geht es bei der Crowd-funding-Plattform »Bielefeldcrowd«. Die Stadtwerke Bielefeld haben die Plattform nicht nur ins Leben gerufen, sie unterstüt-zen auch finanziell. www.bielefeld-crowd.de

04 | KLARTEXT: LASTMANAGEMENTWie Schwankungen bei der Erzeugung erneuerbarer Energien sinnvoll ausgeglichen werden.

06 | TIEFEN ENTSPANNTEnergiemanagement spart Kosten und Ressourcen und macht Gäste im Ishara Familienbad glücklich.

10 | INTERVIEW: WIR ODER ICH?Sind wir Egoisten oder brauchen wir einander? Das Interview mit Politikwissenschaftler Detlef Sack.

14 | JAHNPLATZ NR. 5Alles unter einem Dach: Aus dem »Haus der Technik« wird das moderne Kundenzentrum der Stadtwerke Bielefeld Gruppe.

Iss was! Der Gastrokurztipp

WELTOFFEN WESTFÄLISCH Nicht nur das Fachmagazin »Der Feinschmecker« empfiehlt das Gasthaus Buschkamp in Bielefeld. Wir tun es auch, denn Sie und Ihre Geschäftspartner werden von der west-fälischen Küche im historischen Ambiente beeindruckt sein. www.museumshof-senne.de

INHALTNo 2|2017

Martin UekmannGeschäftsführer

Friedhelm RiekeGeschäftsführer

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KLARTEXT KLARTEXT

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Es ist ein Baustein für die Umsetzung der Energie-wende, entlastet die Netze von Schwankungen der wetterabhängigen erneuerbaren Stromerzeugung und schafft Erlösmöglichkeiten für Unternehmen.

FLEXIBEL GEWINNT. Unternehmen, die Lastmanagement betreiben, stellen Flexi-blität bereit. Diese lässt sich als Regelenergie vermarkten. Damit nicht nur große Energie-verbraucher an diesem Markt teilnehmen können, bündeln Aggregatoren die an- und abschaltbaren Lasten und bieten diese als Flexibilität an. Der Vorteil für Unternehmen: Sie können mit den Aggregatoren Zugriffs-möglichkeiten auf ihre Anlagen vereinbaren, um auf Lastschwankungen in den Netzen zu reagieren. Aggregatoren übernehmen häufig auch die Schritte zur Marktqualifikation, wie sie die Verordnung über Vereinbarungen zu abschaltbaren Lasten (AbLaV) vorschreibt.

SICHERE BASIS. Drei Viertel der deutschen Unternehmen stehen hinter der Energiewende. Das hat der Verband Bitkom in einer Umfrage unter rund 500 Unternehmen herausgefunden. Lastmanagement bietet ihnen die Chance, die Energiewende aktiv mitzugestalten und davon auch zu profitieren.

POTENZIAL IST DA. Lastmanagement kann in verschiedenen Anwendungsfeldern erfolgen. Besonders geeignet sind laut des Thinktanks »Agora Energiewende« energieintensive Prozesse sowie Wärme, Kühlung und Lüftung in Unternehmen und der Industrie. EU-weit liegt das Potenzial aus diesen Anwendungen bei einer Leistung von 100 Kilowatt, das entspricht rund 100 Großkraftwerken. Allerdings wird derzeit nur ein Fünftel des Potenzials genutzt.

ANREIZE FEHLEN. Dem Lastmanagement sind Grenzen gesetzt. Es kann nur eine sekundäre Rolle spielen, da es sich hinter dem Kerngeschäft der Unternehmen einreihen muss. Eine weitere Schwelle ist das Netzentgeltsystem. Bestehende Regelungen geben eher Anreize, konstant viel Strom abzunehmen, statt den Ver-brauch an die Markt- und Netzsituation anzupassen. Das macht Lastmanagement derzeit noch wirtschaftlich unattraktiv.

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LASTAUSGLEICHBALANCEAKT FÜR MEHR SICHERHEIT

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STABILE NETZE. Lastmanage- ment, auch »Demand Side Manage-ment« genannt, ist ein Instrument, das auf der Nachfrageseite die Netze von Schwankungen aus der Erzeugung erneuerbarer Energien entlastet. Soweit es die Technik und die Unter-nehmensprozesse erlauben, drosselt der Betreiber seine energieverbrauchenden Anlagen oder schaltet sie ab, wenn die Stromerzeugung gering ist. Bei hoher Stromerzeugung schaltet der Betreiber seine Anlagen zu. Diese Verschiebung der Lasten kappt die Lastspitzen der erneuerbaren Stromerzeugung und glättet die Lastkurve in den Netzen. Das verhindert auch die Abregelung von Regenerativstrom.

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IDEEN IDEEN

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TIEFEN429.800 Besucher passierten 2016 die Drehkreuze im Ishara, dem Familienbad

mit Saunawelt direkt am Bielefelder Hauptbahnhof. Hinter den Kulissen sorgt ein ausgeklügeltes Ressourcenmanagement für einen sparsamen Betrieb

und zufriedene Gäste. Verantwortung ist hier mehr als ein Wort.

Der Gast ist glücklich. Seit dem Jahr 2000 bietet das Ishara seinen Gästen einen erholsamen Aufenthalt. Ob im Freizeitbereich oder im Sportbecken, in der Rutsche »Black Hole« oder in der Sauna-Etage mit Außenbe-reich: Im Bielefelder Vorzeigebad gönnen sich die Besucher eine Auszeit vom Alltag. Was sie nicht sehen, sind der enorme technische Auf-wand und die Ressourcen, die dafür nötig sind. Je verantwortungsvoller die Technik gemanagt wird, umso größer wird das Einsparpotenzial dieser Ressourcen. Es begann schon bei der Planung der Energie-versorgung des Bades per Fernwärme. Um das Wasser für die Becken aufzuwärmen, kann die BBF – Bielefelder Bäder und Freizeit GmbH (BBF) sogenannte Niedertemperaturwärme einset-zen. Da die Temperatur des Fernwärmevor-laufs jedoch mindestens 80 Grad beträgt, kam die Idee auf, den wesentlich kälteren Rücklauf (45–50 °C) zu nutzen, der für das Aufheizen des Beckenwassers ausreicht. Für das Duschwas-ser und die Raumheizung wird natürlich der Vorlauf genutzt. Der Fernwärmevorlauf- und

-rücklaufanschluss des Ishara liegt bei jeweils etwa 1,5 Megawatt (MW). Zum Vergleich: Ein modernes Einfamilienhaus benötigt 0,01 MW.Die Energieversorgung des Ishara ist nach DIN EN ISO 50001 zertifiziert und wird nach dem PDCA-Prinzip (Plan-Do-Check-Act) fortlaufend modernisiert. Im Herzen der Technik im Keller stellt BBF-Gesamtbetriebsleiter Dr. Hans-Jür-gen Stern einen Technikschrank mit Display Fo

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NAH DRAN. GUT DRAUF. Nicht nur bei der effizienten Energieversorgung arbeiten BBF und die Stadtwerke Hand in Hand.

ZIEHT AUSZIEHER AN.

Durchschnitt-lich 1.250 Gäste

kommen pro Öffnungstag ins

Ishara und schlüp-fen entspannt ins

Badezeug.

Alle Infos zum Bad

www.ishara.de

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DIE LÖSUNGfür das Freizeitbad Ishara

Die Frage Die Luftfeuchtigkeit in einem Hallen-bad steigt insbesondere durch die na-türliche Verdunstung von Beckenwas-ser permanent an. Es muss erwärmte und damit trockenere Frischluft zu-geführt werden, um den Wert der re-lativen Luftfeuchtigkeit von 50 bis 60 Prozent halten zu können. Die Wärme der »verbrauchten Luft« soll aber nicht durch »Lüften« verloren gehen. Wie kann die Energie »gerettet« werden?

Die AntwortLuft wird im Deckenbereich abgesaugt und in den Keller zur Lüftungsanla-ge geführt. Hier wird Frischluft durch spezielle Wärmetauscher mit der Ener-gie der abgesaugten Luft vorerwärmt: Es findet eine hocheffiziente Wärme-rückgewinnung statt. Die Raumluft in den verschiedenen Badbereichen wird auf einem Niveau ein bis zwei Grad über der Wassertemperatur gehalten, um den Badegästen stets eine ange-nehme Atmosphäre zu bieten.

Ihr AnsprechpartnerWilfried Reker ist Energie-

managementbeauf-tragter der Stadt-

werke Bielefeld und Produktbetreuer

der Energiema-nagementsysteme.

Fortlaufend prüft er Möglichkeiten,

den Energiever-brauch zu senken.

und ein großes Betonbecken an der Seite vor. »Das ist unsere neue Spülwasseraufberei-tungsanlage, seit Oktober 2016 in Betrieb«, er-klärt er. Früher gelangte das etwa 30 Grad war-

me Wasser in die Kanalisation. Nun wird es in einem 80 Kubikmeter großen Speicher gesam-melt und der grobe Schmutz vor der eigent-lichen Aufbereitung herausgefiltert. Pro Stun-de werden fünf Kubikmeter Spülwasser per

Umkehrosmose und Ultrafiltration aufbereitet. Insgesamt gelangen 75 Prozent des Spülabwas-sers in die Beckenwasserkreisläufe zurück – im Jahr etwa 17.000 Kubikmeter. Es wird weniger Frischwasser und somit auch weniger Aufheiz-energie benötigt – das aufbereitete Wasser ist noch warm – und auch Abwasserkosten wer-den vermieden. »Spätestens nach fünf Jahren hat sich die Anlage amortisiert«, rechnet Wil-fried Reker, Energiemanagementbeauftragter der Stadtwerke Bielefeld, vor. Derzeit läuft ein Umrüstprogramm, wobei effi-zientere Umwälzpumpen für die acht Wasser- kreisläufe nach und nach eingesetzt werden. Pro Pumpe bringt das eine Ersparnis von 13.000

»Energie sparen heißt nicht Komfort verlieren. Im Gegenteil!«

WACHSAM BLEIBEN. Dr. Hans-Jürgen Stern diskutiert mit Wilfried Reker anhand der Verbrauchs-kurven Einspar-möglichkeiten.

SAUBER BLEIBEN. Marc Stendel, Meister für Bäderbetriebe, analysiert

mit dem SWB-Energie-managementbeauftrag-

ten Wilfried Reker die aufbereitete Schmutzwas-

sermenge (oben). Rechts oben inspizieren die

Experten die Filteranlage. Marc Stendel prüft zudem die Wasserhärte, links da-von die Messstation eines

Chlorcomputers.

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Kilowattstunden jährlich. Dr. Stern: »Eine neue Pumpe hat sich nach drei Jahren gerechnet.« Zusätzlich werden die Pumpen über Frequenz-umrichter anhand der Wasserqualität bedarfs-gerecht gesteuert. Das spart elektrische Energie.Ein fortlaufender Prozess zur Energieeinspa-rung ist der Austausch konventioneller Leuch-ten gegen LED-Leuchten: Anfang des Jahres wurde bereits die Umrüstung der Außenwer-bung auf LED fertiggestellt. Das Ziel ist nach wie vor so klar wie das Wasser im Ishara: die Aufrechterhaltung der Attraktivität bei immer höherer Energieeffizienz. Verantwortung ge-genüber Ressourcen und Gästen ist der Schritt-macher dieser Entwicklung.

Ansprechpartner Wilfried Reker

Kontakt: 0521 51-4946

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enervision: Herr Professor Sack, warum ist es wichtig für den Einzelnen, in der Gesellschaft eine Verantwortung zu übernehmen?Detlef Sack: Zunächst einmal, damit er sich als einzelne Per-son in ein Verhältnis zu seinem Lebensraum setzen kann – und natürlich auch in eine Beziehung zu den Mitmenschen. Es ist wichtig, sich über die Familie hinaus zu engagieren – auch aus durchaus egoisti-schen Gründen, etwa um mit anderen in Kontakt zu treten, um andere Ideen kennenzulernen und Informationen zu sammeln, um sich weiterzuentwi-ckeln. Und um sich ein Stück weit als Held oder Heldin fühlen zu können.enervision: Ob in Bielefeld oder

anderswo, die Welt hat sich verändert, Globali-sierung und die Digitalisierung formen uns zu-

nehmend. Welche Auswirkungen hat dies auf das soziale Engagement?

Detlef Sack: Es gibt neben den genannten Entwick-

lungen eine enorm wich-tige zur Mündigkeit, weil wir von unseren Eltern anders erzogen worden

sind als sie von ihren El-tern. Das verändert auch die

Gesellschaft. Als mündigere Menschen haben wir mehr Wahl-

möglichkeiten, und weil wir mehr Wahlmöglichkeiten haben, entschei-

den wir uns auch für unterschiedliche Formen des bürgerlichen Engagements. Fo

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Das Interview

WIR oder ICHWie sozial sind wir? Wer ist noch bereit, Verantwortung zu übernehmen, für andere, für die Nachbarschaft, für die Gemeinschaft? Detlef Sack, Professor für vergleichende Politikwissenschaft an der Uni Bielefeld und Experte für gesellschaftliche Partizipation, kennt die Antworten.

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Der SozialwissenschaftlerÜber das soziale Engagement der Bie-lefelder weiß der Professor für verglei-chende Politikwissenschaft viel Gutes zu berichten. Das liegt auch daran, dass der gebürtige Hamburger meh-rere Jahre in der Jury des Bielefeld-Prei-ses saß. Der von Radio Bielefeld und der Bielefelder Gesellschaft für Woh-nen und Immobiliendienstleistungen (BGW) ausgelobte Preis zeichnet he-rausragende ehrenamtliche Projekte und Initiativen aus. Detlef Sack lehrt und forscht an der Fakultät für Sozio-logie unter anderem zu den Themen-feldern gesellschaftliche Partizipation und Demokratie entwicklung.

Wenn früher die Eltern einer bestimmten Kirche oder Partei angehörten oder im Verein engagiert waren, heißt das nicht mehr, dass die nächste Generation dies auch so machen muss. Wir können uns heute völlig anders entscheiden.enervision: Mit der Konsequenz, dass Menschen aber auch die Möglichkeit haben, sich weniger sozial zu engagieren?Detlef Sack: Keineswegs, die Zahlen sind stabil. Es gibt seit 1999 eine große Umfrage, den Deutschen Freiwilligensur-vey. Demnach haben wir ein gleichblei-bendes Engagement. Was sich verändert, ist die Form. Man wählt kurzfristigere und modernere Arten des Engagements.enervision: Zum Beispiel?Detlef Sack: Nehmen Sie einen Schre-bergartenverein: Heute geht es nicht

mehr darum, ob die Hecken schön ge-schnitten sind, sondern dass es einen Kinderspielplatz gibt. Man setzt andere Schwerpunkte.enervision: Wenn das Engagement kurzfristiger ist und weiter gestreut, könnte man vermuten, dass es weniger verbindlich ist und der Zusammenhalt verloren geht?Detlef Sack: Dem widersprechen alle Daten. Wir fühlen uns in bestimmten Be-reichen gefährdeter, aber das sind nicht die, wo wir es wirklich sein sollten. Ich fühle mich zum Beispiel sicher, wenn ich ins Auto steige, wissend, dass es statis-tisch gesehen eher riskant ist. Aber wenn ich durch eine Unterführung gehen muss, werde ich mich wahrscheinlich unsicher fühlen, auch wenn dort statistisch gese-hen viel seltener etwas passiert.

»Wir haben ein gleich-bleibendes Engagement. Was sich verändert, ist die Form.«

THEORIE UND WIRKLICHKEIT:Heute ist das soziale Engage-ment kurzfristiger und vielfältiger als noch vor 25 Jahren. Und es ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen an unsere Lebensphasen gekoppelt.

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enervision: Also kein Grund zur Sorge?Detlef Sack: Als Sozialwissenschaftler finde ich ein Bild, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausschließlich düster oder grau sieht, ganz klar nicht zutreffend.enervision: Wie sieht es in Bielefeld aus? Detlef Sack: Ich will nicht alles rosig ma-len, aber hier passiert eine Menge. Es gibt viele bürgerliche Initiativen, die sich im besten Sin-ne kümmern, und gute Beispiele in Bielefeld- Mitte und im Westen, wo Bürger sich gemein-

sam für eine Sache einsetzen, auch im Osten der Stadt, wenngleich es dort schwieriger ist.enervision: Warum gerade dort, und wie kann die Stadt helfen?Detlef Sack: Soziale Ungleichheit und das Gefühl, nicht wahrgenommen zu wer-den, äußern sich auch in mangelndem Engagement. Die Stadt hat die Verantwor-tung, zu schauen, was in ihren Gebietskör-perschaften passiert, und gegebenenfalls diejenigen zusammenzuholen, die zu einem Wandel beitragen können. enervision: Wie kann das aussehen?Detlef Sack: Engagement braucht Orte, wo Menschen hingehen können, wo Kinder zusammenkommen. Wenn es um bauliche Maßnahmen geht, sollten die Menschen in-formiert und gefragt werden. So können sie mitentscheiden und engagieren sich.

PROF. DR. DETLEF SACKUniversität Bielefeld

»NICHT ALLES GRAU«: Als Wissenschaft-ler sieht Detlef Sack das gesellschaftliche Engagement in Bielefeld positiv.

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STADTWERKE GRUPPE

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Aus dem HdT, dem Haus der Technik, wird »Jahnplatz Nr. 5«. Nicht nur der Name ist neu. Ab jetzt finden Privat- und Geschäftskunden der Stadtwerke Bielefeld Gruppe ihre Experten unter einem Dach.

STADTWERKE GRUPPE

Ein Wolkenkratzer mit sechs Etagen? Als das Haus der Technik 1929 eröffnet wur-de, waren die Bielefelder geschockt bis über-wältigt. So modern, so hoch, wo soll das alles noch hinführen? In eine Zukunft mit sicherer Energieversorgung, in elektrifizierte Haushal-te. Der mutige Backsteinbau im Stil der Neuen Sachlichkeit war ein Statement: Er markierte Bielefelds Ankunft in der Moderne.Und jetzt das, August 2017, das neue Kunden-zentrum ist fertig. Energie, Wasser, Mobilität, Telekommunikation, Freizeit und Versorgung: Für die Fragen unserer Privat- und Geschäfts-kunden gibt es jetzt eine gemeinsame Anlauf-stelle, ein Service- und Expertenzentrum, den »Jahnplatz Nr. 5«. Kommen Sie vorbei, lernen Sie ein neues Kapitel in Bielefelds Moderne kennen.

Beratungsplätze Schnelle und unkom-plizierte Beratung erwartet unsere Kunden auch an den Beratungsplätzen. Zum Beispiel wenn es um die passende Hardware und den passenden Tarif von BITel geht, wenn Sie sich zu den Themen Radstation, GreenStation und E-Mobilität informieren möchten. Welche Ein-satzmöglichkeiten gibt es für Solar- und Smart- Home-Technik in Ein- und Mehrfamilienhäu-sern? Wie funktioniert das cambio CarSharing?

Express-Beratung Einfache Fragen und Vorgänge können ohne langes Warten am Coun-

Fakten kompakt

www.stadtwerke-bielefeld.de

Anschluss unter dieser Nummer!

ter geklärt werden. Zum Beispiel wenn es um Ticketberatung und -kauf oder um Fahrplan-auskünfte geht. Wenn Sie sich zu Kursen und Veranstaltungen anmelden möchten, Sie Ihren vorbestellten Router abholen möchten oder Zäh-lerstände übermitteln wollen und, und, und.

Terminservice Für Fragen und Informati-onsgespräche, die auch mal etwas länger dauern können, vereinbaren Sie gerne einen Termin mit uns. So entfallen lästige Wartezeiten. Geht es um Mobilitätsberatung von Firmen und Organisati-onen, um Beratung und Buchung von Verkehrs-mittelwerbung, sprechen Sie uns an und buchen Sie einfach online Ihren TERMIN UNTER: 0521 51-7699, [email protected]

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IHRE ANSPRECHPARTNER

Frank ChristianLeiter Vertrieb Tel. 0521 51-7882 [email protected]

Thomas MonkenbuschLeiter Vertrieb Key-Account Tel. 0521 51-4399 thomas.monkenbusch@stadtwerke- bielefeld.de

Olaf StrothmannLeiter Vertrieb Geschäftskunden Tel. 0521 51-7430 [email protected]

Christoph KoepLeiter Vertrieb Privat- und Gewerbekunden Tel. 0521 51-4404 [email protected]

Christian KrachtLeiter Marketing und Produkte Tel. 0521 51-7883 [email protected]

Daniel RohringLeiter Energiedienstleistungen Tel. 0521 51-7067 [email protected]

IMPRESSUMHerausgeber Stadtwerke Bielefeld GmbHVerantwortlich Volker GerversRealisation TERRITORY CTR GmbHRedaktion Jochen Büttner, Oliver Kipp, Lothar SchmidtLayout Tania SchmidtFotos GettyImages/iStockphoto