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Consilia 05: Ovids "Ars amatoria" - Interpretationen undUnterrichtsvorschläge

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Vandenhoeck & Ruprecht

CONSILIA 5Gerhard Fink / Karl-Heinz Niemann

Ovids »Ars amatoria« im Unterricht

Kommentare für den Unterricht

CONSILIA • Lehrerkommentare

Herausgegeben vo n Hans-Joachi m Glücklic h

Heft 5

Gerhard Fin k / Karl-Heinz Nieman n

Ovids „Ar s amatoria " im Unterrich t

Vandenhoeck & Ruprecht i n Göttinge n

ISBN Print: 9783525256350 — ISBN E-Book: 9783647256351© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen

Inhaltsverzeichnis

I. Die „Ar s amatoria"-Lektür e i m Lateinunterrich t (K.-H . Niemann ) . 3 1. Warum is t di e „Ar s amatoria " al s Schullektür e empfehlenswert ? 3 2. Wann un d wi e kan n ma n di e „Ar s amatoria " i m Unterrich t lesen ? 5

2.1 Zeitpunkt 5 2.2 Lektüreumfang un d Zeitansat z 5 2.3 Lektüreverlauf un d Textabfolg e 6 2.4 Lernziele 7

3. Wie könne n Klassenarbeite n CSchulaufeaben ) zu r „Ar s amatoria " aussehen ? . . . . 8 3.1 Texte au s de r „Ar s amatoria " 8 3.2 Texte au s andere n Werke n Ovid s 9

II Interpretatione n (G . Fink ) 10 Τ 1 : Proömium (1, 1-30) 1 0 Τ 2 : Der Aufba u de s Lehrprogramm s (1 , 35-38) 1 4 Τ 3 : Vorkenntnisse (1 , 41-66) 1 6 Τ 4 : Gelegenheiten (1, 89-100) 17 Τ 5 : Annäherungsversuche (1, 135-170) 1 9 Τ 6 : Geistesgegenwart un d Erfindungsgab e (1, 217-228) 2 1 Τ 7 : Chancen un d Gefahre n a m Aben d (1 , 229-252) 2 2 Τ 8 : Überleitung (1, 263-268) 2 4 Τ 9 : Warten au f Werbun g (1 , 269-346) 2 5 Τ 10 : Der Liebesbrie f (1, 437-486) 2 7 Τ 11 : Gepflegtes Aussehe n (1 , 505-524) 3 0 Τ 12 : Rollenspiel (1 , 707-722) 3 1 Τ 13 : Zwischenbilanz (2, 1-20 ) 3 2 Τ 14 : Reiz geistige r Gaben (2, 111-126 ) 3 4 Τ 15 : Aktive Liebesbeweis e (2, 173-202 ; 209-250) 3 6 Τ 16 : Anerkennung un d Bewunderun g (2, 295-306 ; 311-314) 3 7 Τ 17 : Schönheitsoperationen (2, 641-662 ) 3 8 Τ 18 : Schlußwort de s Ratgeber s (2, 733-744 ) 3 9 Τ 19 : Adressatenwechsel (3, 1-80 ) 4 0 Τ 20 : Make-up (3, 193-234 ) 4 1 Τ 21 : Schönheitsfehler (3, 255-280 ) 4 3 Τ 22 : Reiz de r Bewegun g (3, 297-310 ) 4 4 Τ 23 : Öffentlichkeitsarbeit (3, 417-432 ) 4 5 Τ 24 : Reaktionen au f Liebesbrief e (3, 469-498) 4 6 Τ 25 : Sanftmut un d Fröhlichkei t (3, 501-518 ) 4 7 Τ 26 : Führungsqualitäten (3, 577-610 ) 4 8 Τ 27 : Illusionshilfen (3, 667-682) 5 0 Τ 28 : Strategien bei m Gastmah l (3, 749-768 ) 5 2 Τ 29 : Schlußwort de s Ratgeber s (3, 809-812 ) 5 3


I. Die „Ars amatoria"-Lektüre im Lateinunterricht

1. Warum ist die „Ars amatoria" als Schullektüre empfehlenswert?

Während Ovi d mi t seine n „Metamorphosen" — wie auch mit Auszügen aus den „Fasten" un d „Tristien " — seit jeher einen feste n Plat z i m Lektürekano n de r Schule behauptet , ha t sein e Ars amatoria im Lateinunterricht bishe r kaum eine Rolle gespielt , ja sie ist geradezu gemieden worden. De r Grund dafür war neben dem Titel , de r falsch e Erwartungen wecke n kann, di e Offenheit , mi t de r Ovi d Bereiche behandelt , di e bi s i n unser e Zei t hinei n eine m Tabu unterlagen . Da s Ergebnis mußt e ei n sehr einseitiges Bild vom literarischen Können und von de r Person Ovidssein ; denn zu Beginn seiner Selbstbiographie (Tristien 4,10,1) hebt er al s charakteristisches Kennzeichen seine r literarischen Tätigkeit gerad e de n tenerorum luso r amoru m hervor . Zu m andere n blie b ein e besonder s günstig e Möglichkeit ungenutzt , Schüler n einen Einblic k i n zwei literarische Genera z u geben, i n dene n di e römisch e Literatu r durchau s Eigenständige s un d Bemer -kenswertes z u biete n hat . Den n di e Genera „Lehrgedicht " un d „Liebeselegie", die Ovid i n der Ars amatoria kunstvol l miteinander verbunden hat , lernten di e Schüler nu r gelegentlic h durch ein e Begegnun g mi t Lukrez ' D e reru m natur a oder ein e Tibull- bzw. Properzauswahl kennen 1; all e drei Autoren sin d aber fü r Schüler nicht unbeding t leich t zugänglich, so daß sie allzu oft i n der Schule auch überhaupt nich t z u Wor t kamen . Heute ha t sic h die Situation i n Schule und Gesellschaf t geändert : Di e Schüle r haben zu m eine n eindimensiona l biologisc h ausgerichtete , naturwissenschaft -lich nüchtern , bisweile n „trostlos " formuliert e Fachtermin i eine s früh einset -zenden Sexualkundeunterricht s i m Ohr . Zu m andere n lache n ihnen von jedem Zeitungskiosk zahlreich e Erzeugnisse de r Trivialliteratu r oder Subkultu r zu m Thema „Liebeskunst " entgegen . S o kan n ein e Ar s amatoria-Lektür e heut e neben de r willkommenen Erweiterung literarhistorische r Kenntnisse ein e wich-tige kontrastiv e Bildungsfunktio n erfüllen . Den n währen d modern e Ratgebe r scheinbar gleiche r Themati k sic h weitgehen d au f da s Gebie t de r Sexualitä t beschränken un d e s in alle r Breite abhandeln, nimm t Ovi d da s unerschöpflich e Thema Lieb e zum Anlaß , seinen Lesern in farbiger, psychologisch einfühlsamer Darstellung di e ganz e Vielfal t menschliche n Verhalten s und de r dabe i wirksa-men Kräft e vorzuführen . Da s sprich t Jugendlich e ohne Zweife l an , zuma l si e sich gerad e z u de m Zeitpunkt , wen n di e Ar s amatoria-Lektür e sprachlic h bewältigt werden kann, sehr intensiv mit Auswahl, Zuwendung un d Reaktione n möglicher Partne r bzw . Partnerinne n auseinandersetzen .

1 Ein aussagekräftige r Bele g für diese n Befun d könne n „Lesebüche r lateinische r Literatur " sein: L. Voi t /H . Bengl , Römisches Erbe , Münche n 1958: von 23 Seiten Ovidlektüre 1 Seite Liebesdichtung, 5 1/ 2 Seiten Lukre z un d — eine beachtlich e Ausnahm e — 1 5 Seiten Tibull/Properz; H . Schmeken , Orbi s Romanus , Paderbor n 1971, enthält vo n Ovi d nu r „Metamorphosen" un d „Tristien" , Lukre z un d Tibull/Proper z hingege n ga r nicht ; A . D . Leeman/H. Wimmer , Romanitas , Frankfur t 1982, enthält 1/2 Seite „Ar s amatoria" , 5 Seiten Lukrez - un d 1 1/ 2 Seiten Properzlektüre .

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So scheine n motivationspsychologisch e Voraussetzungen , fachliche , didakti -sche und erzieherische Zielsetzungen bei der Α rs amatoria-Lektüre in besonders günstiger Weise zusammenzufließen un d si e für de n Unterrich t z u empfehlen :

- Zu eine r Thematik , di e Jugendlich e vo n eine r bestimmte n Entwicklungs -stufe a n naturgemäß beschäftigt , werde n die feinsinnigen und spritzig formu -lierten Beobachtungen , Gedanken , Meinunge n eines sehr lebendigen antike n Autors angeboten .

- Sie zeigen den Schüler n römisch e junge Leute in alltäglichen Situationen des gesellschaftlichen Leben s — im Zirkus, beim Triumphzug, bei m Gastmahl — und be i gewohnte n Tätigkeite n — Gespräch, Briefeschreiben , Körper - un d Schönheitspflege. Au f dies e Weis e lerne n di e Schüle r wi e vo n selbs t viel e römische Lebensgewohnheiten kennen , finden dabe i Verwunderliches, das sie stutzig mach t un d da s si e zu verstehe n suche n müssen , abe r auc h Dinge, die mit ihre n eigene n Verhaltensweise n vergleichba r sind .

- So fordern Ovid s Thematik un d di e Umwelt, an der sie veranschaulicht wird, die Schüle r z u eine m Vergleic h mi t ihre n eigene n bisherige n Erfahrunge n heraus un d könne n si e zur kritische n Reflexio n übe r ih r eigene s Verhalte n und da s ihrer Partne r bzw . Partnerinnen anregen , ihnen vielleich t sogar gele-gentlich eigene altersbedingte Probleme bewältige n helfen. Die große zeitliche Distanz zu m Wer k Ovid s wirk t dabe i objektivierend , mach t di e eigene Pro-blematik häufi g bewußte r ode r soga r ers t artikulierbar .

- Die Analyse der Form, i n der der antike Autor sein e Gedanken mitteilt , kann eine vielfältig e Erweiterun g vo n Fachkenntnisse n bieten , di e wichtig e Gesamtziele des lateinischen Lektürenunterrichts betreffen , wi e die Erkennt-nis vo n textsemantische n un d textsyntaktische n Strukturelementen , vo n rhetorischen Stilfiguren , von de n metrische n Grundschemat a de s elegischen Distichons, vo n de n literarische n Genera „Liebeselegie " und „Lehrgedicht" , von poetische n un d rhetorische n Arbeitstechnike n un d ihre n jeweilige n Funktionen.

- Das Erkennen de s Raffinements ovidische r Beobachtungs- und Darstellungs -weise und — bei einer Reihe von Schüler n vielleicht auch — die Freude dara n fordern z u einem kritischen Vergleich mit zeitgenössische n Druckerzeugnis -sen übe r dies e Themati k herau s un d könne n Schüle r di e Unterschied e er -fassen lassen .

- Schließlich kann de r gesamt e Erarbeitungsprozeß da s be i Schüler n wei t ver -breitete Vorurtei l gege n poetische Lektür e überwinden helfen , wei l sie erfah-ren, da ß i n de r Dichtun g auc h gan z alltäglich e Stoffe, z u dene n si e in ihre r eigenen Erfahrungswel t Parallele n finden, i n ansprechende r For m behandel t werden.

So is t di e Lektür e de r Ar s amatoria zumindes t ein e gleichwertige Alternative zur gewohnte n „Metamorphosen"-Lektüre , einig e Zielsetzungen abe r weise n sogar deutlic h übe r di e Möglichkeiten der „Metamorphosen"-Lektür e hinaus .

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2. Wann und wie kann man die „Ars amatoria" im Unterricht lesen?

2.1 Zeitpunkt

Ein au s verschiedene n Gründe n geeignete r Zeitpunk t fü r ein e Ars amatoria -Lektüre schein t di e zweit e Hälft e de r Klass e 10 zu sein : - W e n n di e Lektürephas e de s Lateinunterr icht s spätesten s mi t de m zweite n

Halbjahr de r Klass e 9 begonnen hat , habe n di e Schüle r durch ihr e Beschäfti -gung mi t zwe i bi s dre i Lektüre theme n un d ein e — wenigstens kurz e — Bekanntschaft mi t eine r andere n poetische n Lektür e z u diese m Zeitpunkt di e sprachlichen un d interpretatorische n Grundfähigkeite n erreicht , u m di e Ar s amatoria bewält ige n z u können .

- Neben ihre m Interess e fü r Ovid s Them a besitze n si e im allgemeine n von de r Klasse 10 an auc h di e intel lektuell e Reife, u m zusamme n mi t de m Inhal t di e wesentl ichen Element e de r Darstel lungstechni k de s Autor s beobachte n un d reflektieren z u können .

- Durch di e Mögl ichkei te n de r Fächerwah l z u Begin n der Reformierte n Ober -stufe ende t fü r ein e Reih e vo n Schüler n de r Lateinunterr ich t mi t de r Klass e 10. Das bring t of t i n de r Schlußphas e diese r Klassenstuf e ei n „Motivat ions -tief" mi t sich . Ein e Themat i k mi t große m Motivat ionswer t wi e di e Ar s amator ia kan n hie r beleben d wirken . Ansprechende r Unterr ich t i n diese m Zei t raum läß t zugleic h vielleich t di e ein e ode r ander e Wahlentscheidun g mehr fü r da s Lateinisch e i n de r Oberstuf e ausfallen .

In de r Oberstuf e is t eine Α rs amator ia-Lektüre prinzipiel l in einem Grund- ode r Leis tungskurs jede r Jahrgangsstufe möglich . Ma n wir d si e nach de r individuel -len Gesamtplanun g fü r de n jeweilige n Oberstufenkur s dor t einsetze n könne n

- wo poetisch e Lektür e mi t Prosalektür e abwechsel n soll , - oder w o be i eine r Abfolge mehrere r poetische r Autore n nacheinande r verschie-

dene poetisch e Gener a kontrast ier t werde n sollen , - oder w o ein e heite r un d leich t dargeboten e Themat i k ein e ernste un d gedank -

lich schwierig e ablöse n soll .

2.2 Lektüreumfang und Zeitansatz

Der Umfan g de r Lektür e wir d j e nac h de r Zeit , di e zu r Verfügun g steht , unterschiedlich sein . Di e Auswah l unsere r Textausgab e umfaß t ca . 550 Verse, wenn ma n di e T e x t e 13, 18 , 19 , 2 9 unberücksichtigt läßt , fü r di e wi r ein e lateinisch-deutsche Behandlung empfehle n un d deshal b eine Übersetzung beige -geben haben ; zähl t ma n si e dazu , s o ergebe n sic h ca . 670 Verse. Der Zeitansat z für de n Auswahlvorschla g beträg t 40-45 Unterr ichtsstunden; da s bedeute t be i drei Wochens tunde n 10-12, bei vie r Wochenstunde n 14-15 Wochen Ar s amator ia-Lektüre ; i n eine m Leis tungskur s wir d sic h die Zei t ggf . entsprechen d verringern. W i r d ein e Kürzun g de s Textumfang s notwendig , s o sollt e ma n dabe i folgend e Gesichtspunkte berücksichtigen :

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- Die Tex tauswah l mu ß di e Konzeptio n de s Werke s al s Lehrgedich t deutlic h werden lassen .

- Die von Ovi d vorgegeben e Großgliederung seine s Lehrprogramms i n Reperirc - Capere - Teuere mu ß durchsichti g werden .

- Die Betrachtungsweis e desselbe n „Gegenstandes " au s unterschiedlicher Per -spektive, di e Ovi d durc h seine n „Stellungswechsel " im 3. Buch ermöglicht , sollte angemesse n berücksichtig t werden , wei l si e di e Fähigkeit , sic h i n di e Gedanken de s Partner s z u versetzen , fördert , dadurc h di e Fähigkei t zu r Krit ik a n sic h selbs t vergrößer t un d außerde m eine n genaue n Einblic k i n Ovids Arbei ts techni k ermöglicht .

- Die Grundauffassun g de s Dichter s übe r di e Wesensmerkmal e de r beide n Geschlechter un d ihr e Bedeutun g fü r da s Verhältni s de r Partne r zueinande r soll erkennba r werden .

Ein Minimalprogramm , da s di e genannte n Gesichtspunkt e beachtet , könnte n z. B. die T e x te 1, 2, 3 (1 . Tei l : 1,41-50), 4, 7 , 8, 9 , 10 , 12 , 14 ,15 ,17, 23, 24, 26, 27, 28 sein (di e zu r zweisprachige n Behandlun g vorgeschlagene n Tex t e sin d auc h hier nich t berücksicht ig t ) . De r Textumfan g beträg t dan n ca . 350 Verse, de r Zeitansatz 25-30 Unterr ichtss tunden.

2.3 Lektüreverlauf und Textabfolge

Für de n Lektüreverlau f lasse n sic h zwe i verschieden e Weg e empfehlen :

1. Man schließ t sic h de r Textabfolg e de r Ausgab e an. Damit wir d der Leserfüh -rung Ovid s i n alle n wesentliche n Punkte n entsprochen ; de r beabsichtigt e Überraschungseffekt de s 3. Buches kan n vo n de n Schüler n in vollem Umfan g nachempfunden werden : Ovid s zahllos e Ratschläg e an sein e Geschlechtsge -nossen hat te n di e Lese r von eine m männlichen Verfasse r erwartet , nich t abe r den plötzliche n Adressatenwechse l un d di e Anweisunge n a n di e Damen .

2. Man änder t di e Textabfolge de r Ausgabe und konfrontier t Ovid s Ratschläg e an di e Herre n jeweil s mi t de n entsprechende n Anweisunge n a n di e Damen , man stell t als o T e x te au s de m 3. Buch de n passende n Tex te n au s de m 1. und 2. Buch gegenüber . Diese s Verfahre n is t möglich , wei l di e vo n Ovi d selbs t angekündigte Großgliederun g seine s Lehrprogramm s mi t de m End e de s 2. Buches de r Α rs amatoria bereit s abgeschlosse n is t und di e Schrittfolg e Repe -rire - Capere - Teuere i m 3. Buch ebenfall s al s grundlegend e Strategi e de s weiblichen Geschlecht s vorausgesetz t ist , da s entscheidend e Gliederungs -prinzip als o erkennba r bleibt . De r methodisch e Vortei l diese s Verfahren s liegt darin , da ß di e Schüle r durc h di e unmit telbare Konfrontatio n vo n Tex -ten z u demselbe n Them a au s männlicher und weibliche r Sicht die wechselnde Perspektive Ovid s deutlic h erfassen , di e dahinterstehende Grundauffassun g des Dichter s übe r da s Verhäl tnis der Geschlechter zueinande r leichte r erken-nen un d gleichzeiti g auc h Ovid s Arbeits techni k einfache r durchschaue n können. Bei diese m Verfahre n könnt e di e Textabfolg e etw a s o aussehen : Τ 1 , 2 , 3 , 4-23 , 5 , 6 , 7-28 , 8 , 9 , 10-24 , 11-20/21 , 12 , 13 , 14 , 15-26 , 16 , 17-27 , 18-29. T e x t 19 müßte dan n entfalle n ode r mi t eine m entsprechende n Hin -

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weis, i n deutsche r Fassung , vo r de m erste n T e x t au s Buch 3 der Ars amator i a (T 23) besprochen werden .

2.4 Lernziele

Berücksichtigt ma n di e Gesichtspunkte , di e zur Begründung , zu r Textauswah l und zu m Verlau f de r Ar s amator ia -hektür e genann t wurden , s o lasse n sic h zusammenfassend etw a folgend e Groblernziel e formulieren :

Inhaltliche Lernziel e - Einblick i n Einrichtungen , Bräuch e un d Gewohnheite n de s römische n

All tagslebens, - Kenntnis vo n Verhaltensnorme n de r römische n Gesellschar t de s 1. Jahrhun-

derts v . Chr . un d vo n Ovid s spielerische m Umgan g mi t ihnen , - Kenntnis de s Gliederungspnnzip s vo n (Jv id s Lehrprogramm , - Kenntnis vo n Ovid s Grundauffassun g übe r Man n un d Frau , Kontaktbereit -

schaft un d Kommunikat io n de r Geschlechter , - Kenntnis de r Selbstdarstel lun g Ovid s al s praeceptor amori s un d ihre r Bedeu -

tung fü r For m un d Aussag e de r Ar s amatoria , - Kenntnis de r unterschiedliche n Beobachtungs - un d Darstellungsperspektive n

Ovids i n Buc h 1-2 und Buc h 3, - Fähigkeit , sich durch Perspektivenwechse l i n di e Gedanken eine s Partners z u

versetzen un d da s eigen e Rollenverständni s i n Frag e z u stellen , - Einblick i n di e Wi rkun g de r Ar s amatori a au f Ovid s Zeitgenosse n un d ihr e

Bedeutung fü r de n Lebenslau f de s Dichters , - Fähigkeit , di e Ar s amato r i a -Tex t e mi t zu m Kontras t ode r zu r Ergänzun g

herangezogenen Beglei t texte n au s Ant ik e un d Gegenwar t krit isc h z u vergleichen.

Sprachlich-literarische Lernziel e

- Einblick i n For m un d Funkt io n de r literarische n Gat tunge n „Liebeselegie " und „Lehrgedicht" ,

- Kenntnis einige r Γοροι der Liebesdichtung , - Einblick i n di e poetisch e Arbei ts techni k Ovids , - Fähigkeit , elegisch e Distiche n metrisc h z u analysiere n und z u lesen , - Kenntnis stilistische r Mit tel de s Autors , di e für di e zur Lektür e ausgewählte n

T e x t e vo n besondere r Bedeutun g sind , - Fähigkeit , di e Funkt io n sprachliche r un d stilistische r Mi t tel i m Tex tzusam -

menhang z u beschreiben , z u deute n un d di e gewonnenen Erkenntniss e fü r di e Erschließung un d Interpretat io n de r Tex t e nutzba r z u machen ,

- Einsicht i n di e Grenze n de r Übersetzungsmöglichkei te n poetische r T e x t e .

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3. Wie können Klassenarbeiten (Schulaufgaben) zur „Ars amatoria" aussehen?

Klassenarbeiten könne n nu r dan n wirkliche Lernerfolgskontrollen i m Sinne des Wortes sein , wenn ihr e Aufgaben un d Fragestellunge n qualitativ und quantita -tiv de n Arbeitsweise n angepaßt sind , die in der jeweiligen Lerngruppe eingeüb t wurden. Dies e sind aber, außer von de r Person de s Lehrers und der Leistungsfä-higkeit der Lerngruppe, vo n de n Weisungen der Lehrpläne abhängig , die in den einzelnen Bundesländer n unterschiedlic h sind . Deshal b könne n di e folgende n Vorschläge nur al s Anregungen verstande n werden ; sie müssen in jedem Fall auf die betreffend e Situatio n de r Lerngrupp e zugeschnitte n werden .

3.1 Texte aus der „Ars amatoria"

Es is t zwa r Zufall , abe r — bei Licht besehen — eigentlich nicht verwunderlich , daß ei n Verfasser didaktische r Poesie durch di e Gestaltung seine s Werkes auch für unser e didaktische n Zweck e geeignete s Material selbs t anbietet . S o liefer t uns Ovid i n seinem 3. Buch der Ars amatoria eine Fundgrube fü r Klassenarbeits -texte, wei l er dort viele Themen au s den ersten beiden Büchern mi t veränderte r Perspektive wiederaufnimmt. Klassenarbeitstext e aus diesem Teil der Α rs ama-toria biete n dadurc h folgend e Vorteile : - Die Themati k is t de n Schüler n vertraut . - Häufie wiederhol t sic h auc h da s Vokabular . - Die Gliederun g de r Themati k ode r Ovid s Gestaltungstechni k weise n of t

Parallelen auf , s o da ß de r Aufba u de r Text e leichte r durchschaut ode r gele -gentliche Abweichunge n fundier t begründe t werde n können .

- Die 1 exte torder n durc h de n rerspektivenwechse l geradez u vo n selbs t z u einem Vergleic h mi t de n betreffende n Texte n de r erste n beide n Büche r heraus, s o da ß di e Schüle r au f gan z natürlich e Weis e di e Fähigkei t zu r „Reorganisation de s Gewußten " un d zu m „Transfer " unte r Bewei s stelle n können.

Hier zwe i Textvorschläg e al s Beispiel :

1. Τ 23 : α. α . 3 , 417-43 2 (ca. 100 Wörter)

Diese Stell e kann bereit s nach Text 4 als Klassenarbeit eingesetzt werden. Es ist leicht möglich , de n Umfan g de r Übersetzun g stärke r z u begrenze n (z.B . 3, 417-428; Ersparnis: 25 Wörter); dan n sollt e jedoc h de r Res t de r Passag e i n zweisprachiger For m vorgegebe n werden , dami t sic h die Interpretationsaufga -ben au f de n ungekürzte n Tex t beziehe n können . Dieser Tex t biete t fü r di e Texterschließun g un d Interpretatio n de n Vorteil , - daß e r durc h di e verschiedene n Vergleich e recht anschaulic h ist , - daß sein e Gliederun g leich t durchschauba r ist , - daß mi t de r mehrmalige n Verwendun g vo n Vergleiche n aus dem Bereich der

Natur un d de s Mythos zum Bewei s für Ovid s Thesen ein e besonders charak -teristische Techni k de s Autor s zu m Ausdruc k kommt .

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