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38 Karausche Carassius carassius (LINNAEUS, 1758) © Andreas Hartl Artbeschreibung und Umweltansprüche Die Karausche hat einen seitlich abgeflachten, hochrücki- gen Körper mit relativ großen Schuppen und einer auffälli- gen, messingfarbenen bis goldgelben Grundfärbung. Die Flossen sind graubraun bis bräunlich gefärbt. Das kleine Maul ist endständig. Die lange Rückenflosse ist an ihrem freien Rand nach außen gewölbt (konvex), wodurch sich die Karausche sicher vom ähnlichen Giebel unterscheiden lässt. Karauschen können in seltenen Fällen bis 50 cm lang und 3 kg schwer werden. Allerdings erreichen sie in den meisten Gewässern nur Längen bis 20 cm. Karauschen sind limno- phile Fische, d.h. sie bevorzugen Stillgewässer oder lang- sam strömende Fließgewässer. Dabei zeigen sie eine Vorlie- be für verkrautete Ufer und schlammigen Grund. Im Hinblick auf die Wassergüte sind sie extrem anpassungsfähig. Karauschen tolerieren Wassertemperaturen >35°C und kommen bis zu sechs Wochen ohne Sauerstoff aus, da sie in Sauerstoffmangelsituationen auf einen anaeroben Stoff- wechsel umstellen können. Analog zu Bitterling und Giebel kennzeichnet sie diese Anpassung als spezialisierten Be- wohner typischer Flussauen-Gewässer. Diese Fähigkeit er- möglicht es ihnen, in Gewässern zu überleben, die temporär aussticken. In solchen Gewässern ist sie oft die einzige Fischart. Karauschen laichen in den Sommermonaten von Juni bis August, vorzugsweise an Wasserpflanzen. Dabei legt ein einziges Weibchen bis zu 300.000 Eier. Aufgrund des hohen Vermehrungspotentials kann die Karausche in Gewässern ohne Fressfeinde sehr hohe Bestandsdichten bil- den. Im Gegensatz dazu sind Karauschen im Zusammen- leben mit anderen Arten eher konkurrenzschwach und sel- ten anzutreffen. Karauschen fressen ein breites Spektrum an wirbellosen Bodenorganismen, verschmähen aber auch pflanzliche Kost nicht. Wenn hohe Bestandsdichten zu Nah- rungsmangel führen, werden weniger hochrückige Hunger- formen ausgebildet, die dem Giebel sehr ähneln und als Steinkarauschen bezeichnet werden. Verbreitung Karauschen sind von Westeuropa bis nach Sibirien verbrei- tet. In Brandenburg sind aktuell noch 435 Vorkommen be- kannt, gegenüber mehr als 800 im Jahr 1998. Auch bundes- weit ist die Zahl der Karauschengewässer rückläufig, womit die Art zu den am stärksten gefährdeten Deutschlands zählt, mit dem dramatischsten Bestandsrückgang. Ursache ist neben dem großräumigen Verlust von Auegewässern, dem Hauptlebensraum der Art, vor allem die Sanierung vie- ler Kleinstgewässer, die dann nicht mehr aussticken. Auch trägt der Verlust von als Karauschenhabitat geeigneten Klein- und Kleinstgewässern durch Baulandgewinnungs- maßnahmen, Verfüllung, Grundwasserabsenkung u.ä. zum Rückgang der Art bei. Vorkommen und Bestandssituation in Berlin In Berlin hat die Anzahl der bekannten Vorkommen der Karausche weiter abgenommen, von 85 Gewässern 1992 auf 69 im Jahr 2003 und nur noch 53 in den letzten zehn Jahren. Dieser drastische Rückgang führte in der überarbei- teten Roten Liste der Rundmäuler und Fische Berlins zur Eingruppierung der Karausche als stark gefährdete Fisch- art. Der Rückgang ist umso dramatischer zu bewerten, da bei der aktuellen Erfassung überwiegend Kleingewässer, Gräben und Landseen, d.h. potentiell geeignete Karau- schengewässer befischt wurden. Gute Karauschenbestände beherbergen aktuell noch die Nebengewässer des Tegeler Fließes, wie z.B. der Teich am Eichwerder Steg, die Bucher Teiche, die Waldseen in Zehlen- dorf und Hermsdorf oder auch der Lietzengraben.

Carassius carassius (LINNAEUS, 1758) - Berlin.de · Anzahl Nachweise 91 Anzahl Gewässer 2013: 53, 2003: 69, 1993: 85 Vorkommen 2013 nach Gewässertyp Fließgewässer: 12, Flussseen:

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Karausche Carassius carassius (LINNAEUS, 1758)

© Andreas Hartl

Artbeschreibung und UmweltansprücheDieKarauschehat einen seitlich abgeflachten, hochrücki-genKörpermitrelativgroßenSchuppenundeinerauffälli-gen, messingfarbenen bis goldgelben Grundfärbung. Die Flossen sind graubraun bis bräunlich gefärbt. Das kleine Maul ist endständig. Die lange Rückenflosse ist an ihremfreien Rand nach außen gewölbt (konvex), wodurch sich die Karausche sicher vom ähnlichen Giebel unterscheiden lässt. Karauschen können in seltenen Fällen bis 50 cm lang und 3 kg schwer werden. Allerdings erreichen sie in den meisten GewässernnurLängenbis20cm.Karauschensindlimno-phile Fische, d.h. sie bevorzugen Stillgewässer oder lang-sam strömende Fließgewässer. Dabei zeigen sie eine Vorlie-be für verkrautete Ufer und schlammigen Grund. Im Hinblick auf die Wassergüte sind sie extrem anpassungsfähig. Karauschen tolerieren Wassertemperaturen >35°C undkommenbiszusechsWochenohneSauerstoffaus,dasieinSauerstoffmangelsituationen auf einen anaeroben Stoff-wechsel umstellen können. Analog zu Bitterling und Giebel kennzeichnet sie diese Anpassung als spezialisierten Be-wohner typischer Flussauen-Gewässer. Diese Fähigkeit er-möglicht es ihnen, in Gewässern zu überleben, die temporär aussticken. In solchen Gewässern ist sie oft die einzige Fischart. Karauschen laichen in den Sommermonaten von Juni bis August, vorzugsweise an Wasserpflanzen. Dabeilegt ein einzigesWeibchen bis zu 300.000 Eier. Aufgrunddes hohen Vermehrungspotentials kann die Karausche in Gewässern ohne Fressfeinde sehr hohe Bestandsdichten bil-den. Im Gegensatz dazu sind Karauschen im Zusammen-leben mit anderen Arten eher konkurrenzschwach und sel-

tenanzutreffen.KarauschenfresseneinbreitesSpektruman wirbellosen Bodenorganismen, verschmähen aber auch pflanzlicheKostnicht.WennhoheBestandsdichtenzuNah-rungsmangel führen, werden weniger hochrückige Hunger-formen ausgebildet, die dem Giebel sehr ähneln und als Steinkarauschen bezeichnet werden.

VerbreitungKarauschensindvonWesteuropabisnachSibirienverbrei-tet. In Brandenburg sind aktuell noch 435 Vorkommen be-kannt, gegenüber mehr als 800 im Jahr 1998. Auch bundes-weitistdieZahlderKarauschengewässerrückläufig,womitdie Art zu den am stärksten gefährdeten Deutschlands zählt, mit dem dramatischsten Bestandsrückgang. Ursache ist neben dem großräumigen Verlust von Auegewässern, dem Hauptlebensraum der Art, vor allem die Sanierung vie-ler Kleinstgewässer, die dann nicht mehr aussticken. Auch trägt der Verlust von als Karauschenhabitat geeigneten Klein- und Kleinstgewässern durch Baulandgewinnungs-maßnahmen, Verfüllung, Grundwasserabsenkung u.ä. zum Rückgang der Art bei.

Vorkommen und Bestandssituation in BerlinIn Berlin hat die Anzahl der bekannten Vorkommen der Karausche weiter abgenommen, von 85 Gewässern 1992auf69 imJahr2003undnurnoch53 inden letztenzehnJahren. Dieser drastische Rückgang führte in der überarbei-teten Roten Liste der Rundmäuler und Fische Berlins zur Eingruppierung der Karausche als stark gefährdete Fisch-art. Der Rückgang ist umso dramatischer zu bewerten, da bei der aktuellen Erfassung überwiegend Kleingewässer, Gräben und Landseen, d.h. potentiell geeignete Karau-schengewässerbefischtwurden.

Gute Karauschenbestände beherbergen aktuell noch die NebengewässerdesTegelerFließes,wiez.B.derTeichamEichwerderSteg,dieBucherTeiche,dieWaldseeninZehlen-dorf und Hermsdorf oder auch der Lietzengraben.

Fische in Berlin | Spezieller Teil – Karausche

Karausche

Anzahl Nachweise 91

Anzahl Gewässer 2013:53,2003:69,1993:85

Vorkommen2013nachGewässertyp Fließgewässer:12,Flussseen:5,Standgewässer:36

Gewässerpräferenz StehendeundlangsamfließendeGewässer,typischeAuenart

Hauptvorkommen in Berlin Karpfenteich(Buch),Inselteich,TeichamEichwerderSteg,Waldsee(Zehlen-dorf),Waldsee(Hermsdorf),Lietzengraben,Murellenteich

Gefährdungskategorie RoteListeBRD:starkgefährdet(2)RoteListeBerlin:starkgefährdet(2)FFH-Anhang:-

Fließgewässer

Flussseen

Standgewässer

Nachweis

Messstelle

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