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Brucella melitensis. (Biovar Abortus, Biovar Canis, Biovar Melitensis, Biovar Suis) Familie: Brucellaceae Brucella melitensis (die früheren Spezies B. abortus, B. canis, und B. suis werden heute als Biovare von B. melitensis angesehen. Eigenschaften: Gramnegative, strikt anaerobe, kokkoide, unbewegliche Stäbchen. Langsames Wachstum auf anspruchsvollen Nährböden in CO 2 - angerei- cherter Atmosphäre. Brucellen können intrazel- lulär (in Makrophagen) wachsen, bei Zimmer- temperatur können sie bis zu einigen Wochen in der Umwelt sowie in Milchprodukten überleben Krankheiten: Brucellose B. m. Biovar Abortus Morbus Bang B. m. Biovar Melitensis Maltafieber Daneben können Endokarditiden, Myokarditiden, Perikarditiden, Osteomyelitiden, Meningitiden und Enzephalitiden auftreten. Ausbreitung: Weltweites Vorkommen in tierischen Reservoiren: Schaf, Ziege Rind, Schwein und auch Hund (insbesondere im Urogenitaalsystem): B. m. Biovar Abortus: Rinder B. m. Biovar Melitensis: Schafe und Ziegen B. m. Biovar Suis: Schweine Häufigkeit: Dtl: ~ 20 gemeldete Fälle/Jahr. In Endemiegebieten sehr viel häufiger. Übertragung: Alimentär: Verzehr unpasteurisierter Milchprodukte (insbesondere Roh- milch sowie Schafs- oder Ziegenkäse) aus endemischen Ländern. Kontaktiv: Direkter Kontakt mit Sektreten/Exkrementen infizierter Tiere über verletzte Haut oder Schleimhaut (v.a. bei exponierten Berufsgruppen) Aerogen: Inhalation von Staub oder Aerosolen. Keine Übertragung von Mensch zu Mensch. Inkubationszeit: Eine Woche (Maltafieber) bis zwei Monate (Mb. Bang) Prodromi: M. Bang: Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerz,Übelkeit. Klinisches Bild: 90% der Infektionen sind subklinisch! subklinische Brucellose. Akute bis subakute Brucellose: Der Beginn ist entweder schleichend (Morbus Bang) oder plötzlich (Maltafieber) mit Fieber und Nachtschweiß, begleitet von Übelkeit, Appetitlosigkeit und großer Erschöpfung. Weitere häufige Symptome sind Kopf- und Gelenk- schmerzen. Das Fieber kann in ausgeprägten Schüben von 1 - 3 Wo- chen Dauer, die von mehrtägigen (2 - 5 Tage) fieberfreien Intervallen unterbrochen sind, auftreten (undulierendes Fieber). Brucella melitensis,Gramfärbung

Brucella melitensis

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Page 1: Brucella melitensis

Brucella melitensis.(Biovar Abortus, Biovar Canis, Biovar Melitensis, Biovar Suis)

Familie: Brucellaceae

Brucella melitensis (die früheren Spezies B. abortus, B. canis, und B. suis werden heute als Biovare von B. melitensis angesehen.

Eigenschaften: Gramnegative, strikt anaerobe, kokkoide, unbewegliche Stäbchen. Langsames Wachstum auf anspruchsvollen Nährböden in CO2- angerei-cherter Atmosphäre. Brucellen können intrazel-lulär (in Makrophagen) wachsen, bei Zimmer-temperatur können sie bis zu einigen Wochen in der Umwelt sowie in Milchprodukten überleben

Krankheiten: BrucelloseB. m. Biovar Abortus Morbus BangB. m. Biovar Melitensis MaltafieberDaneben können Endokarditiden, Myokarditiden, Perikarditiden, Osteomyelitiden, Meningitiden und Enzephalitiden auftreten.

Ausbreitung: Weltweites Vorkommen in tierischen Reservoiren: Schaf, Ziege Rind, Schwein und auch Hund (insbesondere im Urogenitaalsystem):B. m. Biovar Abortus: RinderB. m. Biovar Melitensis: Schafe und ZiegenB. m. Biovar Suis: Schweine

Häufigkeit: Dtl: ~ 20 gemeldete Fälle/Jahr. In Endemiegebieten sehr viel häufiger.

Übertragung: Alimentär: Verzehr unpasteurisierter Milchprodukte (insbesondere Roh-milch sowie Schafs- oder Ziegenkäse) aus endemischen Ländern.Kontaktiv: Direkter Kontakt mit Sektreten/Exkrementen infizierter Tiere über verletzte Haut oder Schleimhaut (v.a. bei exponierten Berufsgruppen)

Aerogen: Inhalation von Staub oder Aerosolen.Keine Übertragung von Mensch zu Mensch.

Inkubationszeit: Eine Woche (Maltafieber) bis zwei Monate (Mb. Bang)

Prodromi: M. Bang: Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerz,Übelkeit.

Klinisches Bild: 90% der Infektionen sind subklinisch! subklinische Brucellose. Akute bis subakute Brucellose: Der Beginn ist entweder schleichend (Morbus Bang) oder plötzlich (Maltafieber) mit Fieber und Nachtschweiß, begleitet von Übelkeit, Appetitlosigkeit und großer Erschöpfung. Weitere häufige Symptome sind Kopf- und Gelenk-schmerzen. Das Fieber kann in ausgeprägten Schüben von 1 - 3 Wo-chen Dauer, die von mehrtägigen (2 - 5 Tage) fieberfreien Intervallen unterbrochen sind, auftreten (undulierendes Fieber).

Brucella melitensis,Gramfärbung

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Chronische Brucellose: Über ein Jahr bestehende Brucellose, die bei nicht erkannten oder falsch behandelter Brucellose auftreten kann (5% der Patienten) und durch psychische Veränderungen (Depression, Schlafstörungen) sowie häufig einer Hepatosplenomegalie charakteri-siert ist. Sie wird meist durch persistierende Foki (Knochen, Leber, Milz) unterhalten. Lokalisierte Infektion: Häufig ist der Befall von Knochen und Gelenken, (Sacroiliitis, Arthritis, Bursitis). Auch das Auftreten einer Meningitis ist möglich. Endokarditiden kommen beim Maltafieber vor und können zum Tode führen. In seltenen Fällen kommt es zur Cholezystitis, Pankreatitis oder Peritonitis. Bei Befall des Knochenmarks resultieren Anämie, Leukopenie und Thrombopenie. Der Befall der Lunge kann mit Vergrößerung der hilären und paratrachealen Lymphknoten sowie einer interstitiellen Pneumonie einhergehen.

Untersuchungsmat.: Blut, Knochenmark, Liquor, Urin, Bioptat.

Diagnostik: Kultureller Nachweis (meist aus Blutkultur)Serologie (mitunter schwierig zu bewerten)Immunfluoreszenzmikroskopie aus Bioptat (Leber) ist möglich.

Differentialdiagn.: Andere Infektionserkrankungen (z.B. Typhus, Miliartuberkulose, Malaria, Mononukleose), „vegetative Dystonie“.

Therapie: Tetracyclin + Aminoglykosid oder Trimethoprim/Sulfamethoxazol über einen Monat, Rückfälle oder Progression nicht ausgeschlossen.

Immunität: Nach Erkrankung lang anhaltend.

Prophylaxe und antiepidemische Maßnahmen: Meldepflicht: Namentliche Meldung bei Erregernachweis (IfSG §7/1) Kontrolle der Tierbestände und Beseitigung von Tierkadavern. In der Landwirtschaft: Schutzkleidung, Handschuhe, Atemschutz: partikelfiltrie-rende Halbmaske (FFP2). In Mitteleuropa durch o.g. Maßnahmen fast ausgerottet.

Besonderheiten: Einstufung in die Risikogruppe 3 nach Biostoffverordnung.Möglicher Einsatz als Biowaffe.

© Presber, Vogt, Pluta, Kochan 2009