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Bestimmung der gemeinsamenStreureaktanz des Polsystemsvon SynchronmaschinenH. Mrugowsky VDE
Die €ubliche Bestimmungsmethode f€ur die gemeinsame Streureaktanz von Erreger- und D€ampferwicklung („Canay-Reaktanz“) beiSynchronmaschinen liefert oft falsche Werte. Im Beitrag wird ein Formelsatz unter Nutzung auch der transienten Komponente desErregerstrom-Zeitverlaufes beim Stoßkurzschluss abgeleitet, der modellm€aßig exakte Werte f€ur diese und die anderen Streureaktanzensowie die Widerst€ande der Wicklungen des Polsystems liefert.
Schlusselworter: Synchronmaschine; Parameterbestimmung; gemeinsame Streureaktanz; Canay-Reaktanz
Determination of the mutual leakage reactance in synchronous machines.
The usual determination methods for the mutual leakage reactance of the field winding and the damper winding (Canay reactance) in
synchronous machines often produce wrong values. In this paper a set of equations is derived, which uses the transient component of
the field current during a short circuit test and that provides accurate values of these and the other leakage reactances and resistances of
the pole system windings.
Keywords: synchronous machine; parameter determination; mutual leakage reactance; Canay reactance
Eingegangen am 18. Dezember 2010, angenommen am 26. August 2011� Springer-Verlag 2011
1. Einleitung
Bei der rechnergest€utzten Nachbildung des dynamischen Verhaltens
von Drehstrom-Synchronmaschinen auf der Grundlage der Zwei-
Achsen-Theorie nach Park hat sich f€ur die L€angsachse die in Abb. 1
dargestellte Ersatzschaltung bew€ahrt. Alle darin aufgef€uhrten Para-
meter sind als bezogene Gr€oßen dargestellt. Durch die gemeinsame
Streureaktanz des Polsystems xsDfd , auch als Canay-Reaktanz xrcbezeichnet, wird in dem Modell die Verkettung der L€angsachsen-
Streufl€usse im Polsystem ber€ucksichtigt [1].
Um technologische Einfl€usse bei der Fertigung der Synchron-
maschine hinreichend zu erfassen, werden f€ur die Simulation experi-
mentell best€atigte Modellparameter angestrebt. Bisher gibt es
jedoch keine experimentelle Methode, die Streureaktanzen des Pol-
systems xsDd , xsfd und xsDfd sowie den Widerstand der Ersatz-
D€ampferwicklung rDd und den Per-unit-Wert des Erregerkreis-Wi-
derstandes rfd direkt zu messen. Ihre Bestimmung erfolgt daher
indirekt aus Reaktanzen und Zeitkonstanten, die man durch halblo-
garithmische Auswertung der Zeitverl€aufe der Ankerstr€ome und des
Erregerstromes beim Stoßkurzschluss mit verminderter Spannung
ermittelt. Die Anforderungen an die Messtechnik und die Versuchs-
durchf€uhrung sowie Hinweise f€ur die Auswertung sind ausf€uhrlich in
der Norm [2] beschrieben. Bez€uglich des Erregerstrom-Zeitverlaufes
wird darin allerdings nur die Bestimmung des Wechselanteiles
erw€ahnt, auf eine genauere Auswertung des gesamten Zeitverlaufes
wird nicht eingegangen. Auch sonst wird der Erregerstrom-Zeitver-
lauf f€ur die Parameterbestimmung kaum beachtet. Insbesondere
fehlen Verfahren zur Bestimmung der gemeinsamen Streureaktanz
xsDfd , denn auch die in [3, 4] beschriebenen k€onnen wegen der
darin verwendeten N€aherungen nicht befriedigen. Nach einer Dis-
kussion der gebr€auchlichen Verfahren zur Bestimmung der
L€angsachsen-Parameter wird deshalb gezeigt, wie aus einer genau-
eren Betrachtung des beim Stoßkurzschluss aufgenommenen Erre-
gerstrom-Zeitverlaufes nicht nur die gemeinsame Streureaktanz
xsDfd , sondern auch die anderen vier interessierenden Polsystem-
Parameter der L€angsachse modellgem€aß „exakt“ bestimmt werden
k€onnen.
2. Konventionelle Bestimmung der
L€angsachsen-Parameter
Beim Stoßkurzschluss erh€alt man auf der Grundlage des
L€angsachsen-Modells nach Abb. 1 f€ur den Zeitverlauf des Anker-
stromes im Strang a [1]
iaðtÞ¼�uð�0Þ
�1
xdþ�1
x0d� 1
xd
�e�t=Td
0
þ�1
x00d� 1
x0d
�e�t=Td
00�cosðvNtþ#0Þ
þuð�0Þ2
��1
x00dþ 1
x00q
�cos#0þ
�1
x00d� 1
x00q
�cosð2vNtþ#0Þ
�e�t=Ta : ð1Þ
uð�0Þ ist dabei die Leerlaufspannung vor und #0 der Rotoranfangs-
winkel bez€uglich Strang a bei Einleitung des Kurzschlusses. Die Zeit t
und die Zeitkonstanten sind in s, die Nennkreisfrequenz vN in 1/s
und alle anderen Gr€oßen dimensionslos angegeben. Neben der
synchronen L€angsreaktanz
xd ¼ xhd þ xsa ð2Þ
und der subtransienten L€angsreaktanz
Mrugowsky, Hartmut, Univ.-Prof. (i. R.) Dr.-Ing., Institut f€ur Elektrische
Energietechnik, Universit€at Rostock, Albert-Einstein-Straße 2, 18059 Rostock,
Deutschland (E-Mail: [email protected])
November/Dezember 2011 | 128. Jahrgang © Springer-Verlag heft 11–12.2011 433
Elektrotechnik & Informationstechnik (2011) 128/11–12: 433–437. DOI 10.1007/s00502-011-0033-5 ORIGINALARBEITEN
x00d ¼ xsa þ xhdxsDfd xsDd þ xsfdð Þ þ xsDdxsfd
xhd þ xsDfdð Þ xsDd þ xsfdð Þ þ xsDdxsfd
¼ xd �x2hd xsDd þ xsfdð ÞxDdxfd � x2Dfd
ð3Þ
wurden zur Abk€urzung die transiente L€angsreaktanz
x0d ¼ xdT 0d � T 00
d
T 0d0 þ T 00
d0 � T 00d ð1þ xd=x
00dÞ
� safdxd ; ð4Þ
die transiente Kurzschlusszeitkonstante der L€angsachse
T 0d ¼ saDdTDd0 þ safdTfd0
2
1þ
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi1� 4
sDfdx00d
xdTDd0Tfd0
saDdTDd0 þ safdTfd0ð Þ2
vuut8><>:
9>=>;
� saDdTDd0 þ safdTfd0 � x0dxd
Tfd0; ð5Þ
die subtransiente Kurzschlusszeitkonstante der L€angsachse
T 00d ¼ saDdTDd0 þ safdTfd0
2
1�
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi1� 4
sDfdx00d
xdTDd0Tfd0
saDdTDd0 þ safdTfd0ð Þ2
vuut8><>:
9>=>;
�sDfd
x00d
xdTDd0Tfd0
saDdTDd0 þ safdTfd0� x00dT
00d0
x0dð6Þ
und die Anker-Kurzschlusszeitkonstante
Ta ¼2x00dx
00q
vNra x00d þ x00q� � ð7Þ
als zus€atzliche Kenngr€oßen verwendet. Die Beziehung f€ur die tran-
siente L€angsreaktanz enth€alt die bei der Aufhebung des Kurz-
schlusses den Vorgang bestimmenden Zeitkonstanten, die
transiente Leerlaufzeitkonstante der L€angsachse
T 0d0 ¼ TDd0 þ Tfd0
21þ
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi1� 4sDfd
TDd0Tfd0TDd0 þ Tfd0ð Þ
s( )
� TDd0 þ Tfd0 � Tfd0 ð8Þ
und die subtransiente Leerlaufzeitkonstante der L€angsachse
T 00d0 ¼ TDd0 þ Tfd0
21�
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi1� 4sDfd
TDd0Tfd0TDd0 þ Tfd0ð Þ
s( )
� sDfdTDd0Tfd0
TDd0 þ Tfd0� sDfdTDd0: ð9Þ
Zur Abk€urzung wurden hierin die Eigenzeitkonstanten der
D€ampferwicklung und der Erregerwicklung der L€angsachse
TDd0 ¼ xDdvNrDd
und Tfd0 ¼ xfdvNrfd
ð10a; bÞ
sowie die Streukoeffizienten
saDd ¼1� x2hdxdxDd
; safd¼1� x2hdxdxfd
und sDfd ¼1� x2DfdxDdxfd
ð11a;b;cÞ
verwendet. Die Zeitkonstanten T 0d , T
00d , T
0d0 und T 00
d0 sind dabei un-
tereinander und mit den Reaktanzen xd und x00d sowie den Eigenzeit-
konstanten €uber die Beziehungen
T 0dT
00d ¼T 0
d0T00d0
x00dxd
¼sDfd
x00dxdTDd0Tfd0; T 0
d0T00d0¼sDfdTDd0Tfd0; ð12a;bÞ
T 0dþT 00
d ¼saDdTDd0þsafdTfd0 und T 0d0þT 00
d0¼TDd0þTfd0 ð12c;dÞ
verkn€upft [1].
Allein mit den bei der halblogarithmischen Auswertung des
Stoßkurzschlussversuches gewonnenen Kenngr€oßen xd , x0d , x
00d , T
0d
und T 00d sowie der Ankerstreureaktanz xsa lassen sich die Rotor-
Modellparameter der L€angsachse xsDd , xsfd , rDd und rfd jedoch nur
f€ur xsDfd ¼ 0 berechnen. Mit den in der Norm [2] angegebenen
N€aherungen
x0d � xd �x2hdxfd
; T 0d0 � Tfd0 ¼ xfd
vNrfd; T 00
d0 � xDd � x2hd=xfdvNrDd
;
T 0d � x0d
xdTfd0; T 00
d � x00dxd
T 00d0 ð13a� eÞ
erh€alt man den N€aherungsformelsatz
xsfd � x2hdxd � x0d
� xhd ; xfd ¼ xsfd þ xhd ; ð14a; bÞ
xsDd ¼ xsfdxhdx00d � xsa
xfd xd � x00d � x2hd
; xDd ¼ xsDd þ xhd ; ð14c; dÞ
rfd � x0dxfdvNxdT
0d
; rDd � xDd � x2hd=xfd
x00dvNxdT
00d
: ð14e; fÞ
Verwendet man statt der N€aherungen (13) die genauen Reaktan-
zen und Wurzelausdr€ucke der Kurzschluss- und Leerlaufzeitkonstan-
ten sowie Zusatzrelationen (2) . . . (12), folgt ein geschlossen l€osbares
nichtlineares Gleichungssystem, aus dem sich die Streufeldzeitkon-
stanten, die Streureaktanzen und schließlich die Wicklungswi-
derst€ande der beiden L€angsrotorkreise exakt berechnen lassen [5].
Soll eine gemeinsame Streureaktanz xsDfd$0 ber€ucksichtigt wer-
den, muss diese aber bereits zu Beginn des Rechenganges bekannt
sein. Mit den Abk€urzungen
xDfd ¼ xhd þ xsDfd ; x00Dfd ¼ xDfd �x2hd
xd � x00dð15a; bÞ
und
Abb. 1. L€angsachsenmodell der Synchronmaschine
434 heft 11–12.2011 © Springer-Verlag e&i elektrotechnik und informationstechnik
ORIGINALARBEITEN H. Mrugowsky Bestimmung der gemeinsamen Streureaktanz des Polsystems
T1 ¼ T 0d0 þ T 00
d0 ¼ xdx0d
T 0d þ 1� xd
x0dþ xdx00d
� �T 00d ; T2 ¼ T1 � T 0
d � T 00d
ð16a; bÞ
sowie
T3 ¼ T1 � xdxDfdx2hd
T2 und T24 ¼ xdðxd � x00dÞx00Dfd
x00dx2hd
T 0dT
00d ð17a; bÞ
erh€alt man eine quadratische Bestimmungsgleichung f€ur die Streu-
feld-Zeitkonstanten der beiden L€angsrotorkreise mit den Wurzeln
Tsfd¼T32
1þffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi1þ4T2
4 =T23
q� �und TsDd¼T3
21�
ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi1þ4T2
4 =T23
q� �:
ð18a;bÞ
Die Streureaktanzen folgen dann zu
xsfd ¼ Tsfd � TsDdðT1�T3ÞxDfd
þ TsDd
x00Dfd
und xsDd ¼ TsDd � TsfdðT1�T3ÞxDfd
þ Tsfd
x00Dfd
ð19a; bÞ
und die Widerst€ande der Rotorwicklungen zu
rfd ¼ xsfdvNTsfd
und rDd ¼ xsDdvNTsDd
: ð20a; bÞ
3. Konventionelle Bestimmung der Canay-Reaktanz
F€ur die exakte Charakterisierung der Flussverkettungen in der
L€angsachse nach Abb. 1 wird die gemeinsame Streureaktanz des
Polsystems xsDfd ben€otigt. Sie l€asst sich aus dem Zeitverlauf des
Erregerstromes beim Stoßkurzschluss bestimmen.
Beim Stoßkurzschluss entsteht als Reaktion auf den dynamischen
Ankerstrom ein dem Erregerstrom beim Kurzschlusseintritt t ¼ 0,
dem Anfangserregerstrom ifdð0Þ, €uberlagerter fl€uchtiger Anteil
(Abb. 2)
ifdðtÞ ¼ ifdð0Þ þ i0fdðtÞ; ð21Þ
der wiederum aus einem transienten und einem subtransienten
Anteil sowie einem Wechselanteil besteht:
i0fdðtÞ ¼ ifd¼ Ae�t=T 0d þ Be�t=T 00
d � Ce�t=Ta cos vNtð Þh i
: ð22Þ
F€ur die Bestimmung von xsDfd nach [3] wird nur der Koeffizient
des Wechselanteils C verwendet. Diesen erh€alt man, indem man die
Amplitude des Wechselanteils
ifd�ðtÞ ¼ ifd¼Ce�t=Ta ð23Þ
bis zum Zeitpunkt des Kurzschlusseintritts durch halblogarithmische
Auswertung extrapoliert und durch den Erregerstrom ifd¼ teilt. Als
Erregerstrom ifd¼ ist nach [3] jedoch der Anfangserregerstrom ifdð0Þeinzusetzen
a ¼ ifd�ðþ0Þifdð0Þ
; ð24Þ
wodurch bei einer vorhandenen Remanenzdurchflutung
a$C ð25Þ
wird. Mit dem Verh€altnis a erh€alt man die Hilfsvariable
c ¼ffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi1þ xd � x0d � ax00d
ax0dT00dvN
� �2s
ð26Þ
und damit die gemeinsame Streureaktanz der L€angsachse zu
xsDfd ¼ xhdxhd
xd � x0d
ðxd � x0dÞc � ax00dðxd � x00dÞc � ax00d
� 1
� �: ð27Þ
Die Gl. (27) reagiert extrem empfindlich auf eine €Anderung
des Erregerstrom-Verh€altnisses a. Statt einen unsinnigen Wert
f€ur xsDfd zu verwenden, sollte dann besser xsDfd ¼ 0 gesetzt
werden.
4. Ermittlung der Canay-Reaktanz und der
anderen Polsystem-Parameter aus dem
Erregerstrom-Zeitverlauf
Eine genauere Betrachtung des Erregerstrom-Zeitverlaufes beim
Stoßkurzschluss liefert nicht nur eine geschlossene Berechnungs-
methode f€ur die Streureaktanzen und Wicklungswiderst€ande der
L€angsachse xsDd , xsfd , rDd und rfd , sondern auch f€ur deren gemein-
same Streureaktanz xsDfd .
F€ur den fl€uchtigen Anteil des Erregerstromes beim Stoßkurzschluss
erh€alt man analog zu Gl. (1) aus den Modellgleichungen der Syn-
chronmaschine im Laplace-Bereich [1] nach der R€ucktransformation
unter Verwendung der beim Ankerstrom-Zeitverlauf ermittelten Zeit-
konstanten bei Vernachl€assigung lediglich von Differenzen der Kehr-
werte der Zeitkonstanten T 0d , T
00d , Ta, Tfd0 und TsDd gegen€uber der
Nennkreisfrequenz vN in 1/s, was bei den komplexen Betragsbildun-
gen stets zul€assig erscheint,
0
100
10-1
10-2
0,3302
0,1 0,2 0,3 0,4 0,5
Zeit t in s0,6 0,7 0,8 0,9 1
Abb. 2. Fl€uchtiger Anteil des Erregerstrom-Zeitverlaufs beim Stoßkurzschluss in halblogarithmischer Darstellung
November/Dezember 2011 | 128. Jahrgang © Springer-Verlag heft 11–12.2011 435
ORIGINALARBEITENH. Mrugowsky Bestimmung der gemeinsamen Streureaktanz des Polsystems
i0fdðtÞ ¼ ifd¼x2hdTfd0xdxfd
�1
T 0d � T 00
d
��1� TsDd
T 0d
�e�t=T 0
d
��1� TsDd
T 00d
�e�t=T 00
d
�� TsDdT 0dT
00d
e�t=Ta cosvNt
�: ð28Þ
Zus€atzlich eingef€uhrt wurde dabei die Streufeldzeitkonstante der
L€angsd€ampferwicklung
TsDd ¼ xsDdvNrDd
: ð29Þ
In Gl. (28) steht ifd¼ f€ur die Gesamt-Erregerdurchflutung, die vor
dem Kurzschluss die Leerlaufspannung uð�0Þ zur Folge hatte. Dieser
Gesamt-Erregerstrom
ifd¼ ¼ u �0ð Þxhd
¼ ifdð0Þ þ ifdr ð30Þ
enth€alt daher neben dem Anfangserregerstrom ifdð0Þ auch einen
fiktiven Remanenz-Erregerstrom
ifdr ¼ urxhd
ð31Þ
zur Ber€ucksichtigung einer Remanenzdurchflutung. Die Vernachl€as-
sigung einer vorhandenen remanenten Durchflutung f€uhrt insbeson-
dere beim Stoßkurzschluss mit stark verminderter Spannung, wie f€ur
die experimentelle Parameterbestimmung €ublich, zu merkbaren Feh-
lern bei den experimentell ermittelten Koeffizienten A, B und C
sowie bei den daraus berechneten Streureaktanzen und
Wicklungswiderst€anden.
Aus dem Vergleich der Gl. (22) mit Gl. (28) erh€alt man f€ur die drei
Komponenten die Koeffizienten
A ¼ x2hdTfd T 0d � TsDd
xdxfdT
0d T 0
d � T 00d
; B ¼ x2hdTfd TsDd � T 00d
xdxfdT
00d T 0
d � T 00d
und C ¼ x2hdTfdTsDd
xdxfdT0dT
00d
: ð32a� cÞ
Durch halblogarithmische Auswertung des fl€uchtigen Anteils des
Erregerstromes (Abb. 2) analog zur Auswertung des Ankerstromes
[2] k€onnen nun die Koeffizienten A, B und C bestimmt werden.
Bestimmen lassen sich dabei gleichzeitig auch die Zeitkonstanten
T 0d , T
00d und Ta, die mit den bei der Auswertung des Ankerstrom-
Zeitverlaufes ermittelten Zeitkonstanten €ubereinstimmen sollten und
so eine Genauigkeitskontrolle erm€oglichen.
Mit den Koeffizienten A, B und C erh€alt man direkt f€ur die
Streufeldzeitkonstante der L€angsd€ampferwicklung
TsDd ¼ T 0d
AC
T 0d
T 00d� 1
� �þ 1
¼ T 00d
BC
T 00d
T 0d� 1
� �þ 1
ð33Þ
und f€ur den bezogenen Wert des Widerstandes der Erregerwicklung
rfd ¼ xfdvNTfd0
¼ x2hdTsDdvNCxdT
0dT
00d
¼ x2hdvNxd A T 0
d � T 00d
þ CT 00d
�¼ x2hd
vNxd B T 0d � T 00
d
þ CT 0d
� : ð34Þ
Unter Verwendung der exakten Bestimmungsgleichungen f€ur x0dund x00d , der Relationen (12a–d) sowie der bereits fr€uher als T2eingef€uhrten Koppelzeitkonstante
TDfd ¼ ðTDd0 þ Tfd0Þ � ðT 0d þ T 00
d Þ
¼ xdx0d
� 1
� �T 0d þ
xdx00d
� xdx0d
� �T 00d ¼ T2 ð35Þ
ergibt sich dann f€ur den Widerstand der L€angsd€ampferwicklung
rDd ¼ rfdx2hd
vNrfdxdTDfd � x2hdð36Þ
und f€ur deren Streureaktanz
xsDd ¼ vNrDdTsDd : ð37Þ
Die Streureaktanz der Erregerwicklung erh€alt man zu
xsfd ¼ xd � x00dCx00d
� 1
� �xsDd ð38Þ
und die gemeinsame Streureaktanz der L€angsachsenwicklungen
schließlich zu
xsDfd ¼ x2hdxd � x00d
� Cx00d
xd � x00dxsfd � xhd ð39Þ
oder, falls nur letztere zur Verwendung im Formelsatz (15) . . . (20)
interessiert, direkt
xsDfd ¼ x2hdxd � x00d
1� C xd � x00d C þ 1ð Þ �T 0dT
00d
xd A T 0d � T 00
d
þ CT 00d
�TDfd � A T 0
d � T 00d
þ CT 00d
� �" #
� xhd : ð40Þ
Prinzipiell k€onnen, wie in den Gln. (33) und (34) gezeigt, die
Streureaktanzen und Wicklungswiderst€ande der L€angsachsenwick-
lungen auch unter Verwendung anderer Kombinationen von je zwei
der Koeffizienten A, B und C berechnet werden, da f€ur die
Koeffizienten
C ¼ Aþ B ð41Þ
gilt. Wie bei der Auswertung des Ankerstrom-Zeitverlaufes ist
jedoch auch hier die Unsicherheit bei der subtransienten Kompo-
nente meist deutlich gr€oßer, so dass die Kombination A – C zu
bevorzugen ist.
Abschließend sollen an einem Beispiel die Ergebnisse der f€unf
Berechnungsvarianten verglichen werden. Betrachtet wird eine
50-Hz-Schenkelpolmaschine mit den Anker-Modellparametern
xd ¼ 1:8, xq ¼ 0:9, xsa ¼ 0:089, ra ¼ 0:008 und einer Remanenz-
spannung ur ¼ 0:02. Beim Stoßkurzschluss mit v ¼ 1,
ifdð0Þ ¼ 0:046756 und uð�0Þ ¼ 0:1 ergeben sich bei der Auswer-
tung der Ankerstrom-Zeitverl€aufe die Reaktanzen x0d ¼ 0:274 und
x00d ¼ 0:156 sowie die Zeitkonstanten T 0d ¼ 0:86 s, T 00
d ¼ 0:07 s und
Ta ¼ 0:064 s. Aus dem fl€uchtigen Anteil des Erregerstrom-Zeitver-
laufes (Abb. 2) folgen dann mit ifd¼ ¼ u �0ð Þ=xhd ¼ 0:058445 (statt
ifd¼ ¼ ifdð0Þ ¼ 0:046756 nach [3]) die Koeffizienten der drei Kom-
ponenten A¼ 5.64977, B¼ 1.38277 und a¼C¼ 7.04254 (statt
a¼ 8.80323 nach [3]). Tabelle 1 zeigt f€ur die f€unf betrachteten
Bestimmungsmethoden die doch recht unterschiedlichen Ergeb-
nisse der Parameterberechnung. Die Ergebnisse wurden auf f€unf
signifikante Ziffern gerundet.
Mit den Ergebnissen des N€aherungsformelsatzes Gl. (14) erge-
ben sich bei der R€uckrechnung nach dem qualifizierten
L€angsachsenmodell (Abb. 1) auch unter Zugrundelegung von
xsDfd ¼ 0 deutliche Unterschiede zu den Ausgangsgr€oßen x0d , T0d
und T 00d und nat€urlich auch zu den Koeffizienten A, B und C
(Tabelle 2), w€ahrend mit den Ergebnissen der anderen vier Ver-
fahren jeweils die Zeitkonstanten und bei Verwendung des rich-
tigen Wertes xsDfd ¼ �0:185 auch die Koeffizienten A, B und C
wieder „exakt“ erreicht werden. Der N€aherungsformelsatz nach
[2] sollte daher f€ur genauere Untersuchungen nicht verwendet
werden.
436 heft 11–12.2011 © Springer-Verlag e&i elektrotechnik und informationstechnik
ORIGINALARBEITEN H. Mrugowsky Bestimmung der gemeinsamen Streureaktanz des Polsystems
5. Zusammenfassung
Die f€ur die Simulation des Ubergangsverhaltens von Synchron-
maschinen erforderlichen Streureaktanzen und Wicklungswi-
derst€ande der Polsystem-Wicklungen in der L€angsachse lassen sich
aus Reaktanzen und Zeitkonstanten bestimmen, die man durch die
halblogarithmische Auswertung der beim Stoßkurzschluss aufge-
nommenen Ankerstrom-Zeitverl€aufe gewinnt. Die gemeinsame
Streureaktanz der L€angsachsenkreise xsDfd , vielfach auch Canay-
Raktanz xrc genannt, ermittelt man bisher allein aus dem Wech-
selanteil des beim Stoßkurzschluss ebenfalls gemessenen Erreger-
strom-Zeitverlaufes; dieser Wert kann jedoch oft nicht befriedigen.
Nach einer Diskussion der konventionellen Bestimmungsmethoden
wird ein neuer Formelsatz unter Verwendung auch der transienten
Komponente des Erregerstrom-Zeitverlaufes abgeleitet, mit dem alle
Wicklungswiderst€ande und Streureaktanzen einschließlich der ge-
meinsamen Streureaktanz xsDfd modellgem€aß „exakt“ ermittelt
werden k€onnen. Ein Vergleich der Ergebnisse der f€unf betrachteten
Berechnungsverfahren zeigt, dass nur mit dem nach der neuen
Methode bestimmten Wert der Canay-Reaktanz die R€uckrechnung
auf die Ausgangswerte der Parameterbestimmung wieder „exakt“
gelingt.
Literatur
[1] M€uller, G., Ponick, B.: Theorie elektrischer Maschinen. Weinheim: Wiley-VCH. 2009.
[2] DIN EN 60034-4:2008-05 (VDE 0530-4:2009-04): Verfahren zur Ermittlung der
Kenngr€oßen von Synchronmaschinen durch Messungen.
[3] Canay, I. M.: Determination of model parameters of synchronous machines. IEE Proc.
130 (2): 1983, 86–94.
[4] Hiramatsu, D., et al.: Estimation of Field Mutual Leakage Reactance in Synchronous
Machine by Line-to-Line Sudden Short Circuit Test. Power Eng. Society General
Meeting, 2004. IEEE 2: 1359–1366.
[5] Oswald, B., Siegmund, D.: Berechnung von Ausgleichsvorg€angen in
Elektroenergiesystemen. Leipzig: Deutscher Verlag f€ur Grundstoffindustrie. 1991.
Autor
Hartmut Mrugowsky
Jg. 1941, Studium der Schiffselektrotechnik
und Promotion an der Universit€at Rostock;
1969 bis 1980 Forschungsingenieur auf der
Volkswerft Stralsund, dann Hochschuldo-
zent an der IH/THWismar, ab 1992 Professur
f€ur Elektrische Maschinen und Antriebe
an der Universit€at Rostock, seit 2007 im
Ruhestand.
Tabelle 1. Ergebnisse der Parameterberechnung nach den beschriebenen Berechnungsmethoden
N€aherungsformel-satz nach [2],Gl. (14)
Formelsatznach [5],Gln. (15) . . . (20)
Formelsatznach [5] mit [3],Gln. (15) . . . (27)
Formelsatznach [5],Gln. (15) . . . (20)
Formelsatznach Gln.(29) . . . (39)
xsDfd xsDfd ¼ 0 xsDfd ¼ 0 xsDfd ¼ 0�0,20762nach Gl. (27)
xsDfd ¼ �0,185nach Gl. (40)
xsDfd ¼ �0,185nach Gl. (39)
xsDd 0,10504 0,10058 0,89384 0,76789 0,76789xsfd 0,20743 0,22736 0,40213 0,38118 0,38118rDd 0,0011430 0,0072835 0,032365 0,028574 0,028574rfd 0,0010809 0,0011695 0,0010401 0,0010445 0,0010445
Tabelle 2. R€uckrechnung der Ausgangsdaten mit den bestimmten Modellparametern unter Verwendung des L€angsachsenmodells nach Abb. 1
N€aherungsformel-satz nach [2],Gl. (14)
Formelsatznach [5],Gln. (15) . . . (20)
Formelsatznach [5] mit [3],Gln. (15) . . . (27)
Formelsatznach [5],Gln. (15) . . . (20)
Formelsatznach Gln.(29) . . . (39)
xsDfd xsDfd ¼ 0 xsDfd ¼ 0 xsDfd ¼ �0,20762nach Gl. (27)
xsDfd ¼ �0,185nach Gl. (40)
xsDfd ¼ �0,185nach Gl. (39)
x0d 0,18591 0,274 0,274 0,274 0,274x00d 0,156 0,156 0,156 0,156 0,156T 0d 0,82309 s 0,86 s 0,86 s 0,86 s 0,86 sT 00d 0,33366 s 0,07 s 0,07 s 0,07 s 0,07 sA 4,00065 5,31702 5,65657 5,64977 5,64977B 19,27249 -2,08485 1,61184 1,38277 1,38277C 23,27314 3,23217 7,26841 7,04254 7,04254
November/Dezember 2011 | 128. Jahrgang © Springer-Verlag heft 11–12.2011 437
ORIGINALARBEITENH. Mrugowsky Bestimmung der gemeinsamen Streureaktanz des Polsystems